Nr. 83 - Sommer 2022
Mont Saint-Michel: die Geheimnisse des "Gefängnisbergs" Drôme: die Schönheit der Dörfer Okzitanien: Céret, das "Mekka des Kubismus" Territoire de Belfort: die Stärke der Kleinen
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RESTAURANTS<br />
« Immersive Restaurants »: ein neues Konzept?<br />
Auf den ersten Blick hat das neue « immersive Restaurant »<br />
Ephemera in Paris alles, um die Verfechter der « traditionellen<br />
französischen Küche », wie sie 2010 ins immaterielle<br />
Weltkulturerbe aufgenommen wurde, zu reizen: Es hat nur<br />
wenig mit dem « Ritual » zu tun, das Teil der französischen<br />
« Volkskultur » ist und dessen Bedeutung von der UNESCO<br />
gewürdigt wurde. Die Mahlzeit, die man dort serviert,<br />
verspricht laut den Aussagen der drei erst 23 Jahre alten<br />
Gründer – für die Duzen ein Bestandteil des Konzepts ist –<br />
« ein Eintauchen und eine Erfahrung, die du noch niemals<br />
erlebt hast », « einen unvergesslichen immersiven Moment ».<br />
Wenn schon, denn schon! Das Trio konnte mit dem Ansatz<br />
immerhin zwei bedeutende französische Unternehmer<br />
überzeugen: Xavier Niel (unter anderem Gründer des<br />
Telekommunikationsanbieters Free) und Elisha Karmitz<br />
(Direktor von MK2). Gemeinsam entwickelten sie große<br />
Ambitionen und eröffneten ein XXL-Restaurant (700 m², 150<br />
Plätze) im Gebäude des Multiplexkinos MK2 Bibliothèque<br />
(Paris, XIII. Arrondissement). Die Besonderheit besteht darin,<br />
dass die Dekoration von Fachleuten aus dem Bereich Kino<br />
kreiert wurde und vollkommen von der Unterwasserwelt<br />
inspiriert ist. Das wird damit begründet, dass sich die Gäste<br />
sofort wie « untergetaucht » vorkommen sollen. Um dies zu<br />
erreichen, wurde der Raum mit immensen Tüll-Leinwänden<br />
ausgestattet, auf die täuschend natürliche Bilder von Delfinen,<br />
Schildkröten und Haien projiziert werden. An der Decke<br />
baumeln über den Gästen riesige Imitationen von Korallen und<br />
Algen, der Boden scheint sich durch die aufgedruckten Wellen<br />
zu bewegen. Das Personal trägt Matrosenkostüme, während<br />
ein nahezu berauschender Walgesang den akustischen<br />
Hintergrund bildet … Zweifellos ein großes Spektakel für das<br />
Ambiente! Aber was befindet sich eigentlich auf dem Teller?<br />
Mancher mag vermuten, die Initiatoren hätten sich auf einen<br />
aufsehenerregenden « Marketing-Coup » beschränkt, der<br />
mehr mit Disneyland als mit einem Restaurant zu tun hat. Die<br />
gute Nachricht: Der kulinarische Aspekt wird bei Weitem nicht<br />
vernachlässigt, denn auch in dieser Hinsicht erfüllt Ephemera<br />
die Erwartungen – und das noch dazu zu Preisen, die für ein<br />
Pariser Restaurant absolut korrekt sind: kurz angebratene,<br />
marinierte Riesengarnelen (9 €), gegrillter Tintenfisch mit<br />
glasierten Karotten und Ingwer (19 €), Ceviche von der<br />
Dorade mit Passionsfrucht, Kaffernlimette, Kokosmilch und<br />
grüner Zitrone (17 €). Es sei darauf hingewiesen, dass alle<br />
Meeresprodukte in französischen Gewässern nachhaltig<br />
gefischt werden. Das sollte auch die letzten Zweifler<br />
überzeugen und vielleicht – das hoffen zumindest die<br />
Kreateure des gewagten Konzeptes – in Frankreich den Trend<br />
zu « immersiven Restaurants » lancieren. Diesen ersten Ort<br />
kann man nun 16 Monate lang in Paris besuchen, bevor er<br />
abgebaut und an einem anderen Ort im Hexagon wieder<br />
aufgebaut wird.<br />
Informationen: www.ephemerarestaurant.com<br />
Frankreich erleben · <strong>Sommer</strong> <strong>2022</strong> · 11