SEXUALITÄT 54 <strong>FOCUS</strong>-<strong>GESUNDHEIT</strong>
Wieder lieben können Eine erfüllte Sexualität ist pure Lebenskraft. Es lohnt sich, darum zu kämpfen. Experten erklären, wie sich körperliche Hemmnisse überwinden lassen und die Erotik auch nach einer Krankheit zurückkehrt S Sexualität ist so individuell wie ein Fingerabdruck. Was jeder Einzelne braucht, welche Wünsche und Bedürfnisse er oder sie hat, was Lust und Begehren weckt, ist wesentlicher Teil der Persönlichkeit. Sexuelle Gesundheit ist untrennbar mit allgemeiner Gesundheit, mit Wohlbefinden und Lebensqualität verbunden – schreibt die WHO. Wir sind sinnliche Wesen, ein Leben lang. Die Sehnsucht nach Lust und Liebe hört nicht auf, weil man altert oder körperliche Einschränkungen hat. „Es gibt kaum jemanden, der im Laufe seines Lebens nicht mit einem sexuellen Problem konfrontiert ist“, sagt die Sexualmedizinerin und Urologin Viola Kürbitz aus Westerstede. „Dennoch werden sexuelle Störungen fälschlicherweise als Luxusproblem verstanden.“ Dabei sei Sexualität ein Grundbedürfnis und eine wichtige Kraftquelle. „Es geht um den körpersprachlichen Dialog zwischen Menschen, um gelebte Intimität.“ Hautnah in Kontakt: Der Mensch ist ein sinnliches Wesen – in jedem Alter Foto: Stocksy Alles verläuft in Phasen – auch der Sex Ob die eigene Sexualität als stimmig empfunden wird, hängt vom Zusammenspiel vieler Faktoren ab. Sie kann sich immer wieder verändern, durch Lebensumstände, den Partner und die Partnerin. Neben dem Älterwerden beeinflussen vor allem häufig Krankheiten, Therapien und Medikamente (siehe Kasten S. 56) das sexuelle Erleben. „Zahlreiche Erkrankungen können Auswirkungen haben“, sagt Medizinerin Kürbitz. Lustverlust, Schmerzen, Probleme mit der Erektion oder dem Orgasmus – das Spektrum möglicher Auslöser beginnt bei Atemaussetzern beim Schlafen (Schlafapnoe) und Reizblase, umfasst Angsterkrankungen, Depressionen, Diabetes und Herzprobleme und reicht bis hin zu chirurgischen Eingriffen an Blase, Prostata, Gebärmutter oder Darm. Fast immer wirken organische, soziale und psychische Faktoren zusammen – Beziehungskonflikte, Selbstwertprobleme, Ängste und <strong>FOCUS</strong>-<strong>GESUNDHEIT</strong> 55