LP_Mueller_Teufelchen
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Werner Müller<br />
<strong>Teufelchen</strong> und Engelchen,<br />
pupsende Trolle<br />
und weitere<br />
seltsame und erstaunliche Geschichten<br />
erzählt von Opa<br />
zum Vorlesen oder Selberlesen<br />
mit 36 Illustrationen<br />
NOEL-Verlag
Zweitauflage Mai 2022<br />
NOEL-Verlag GmbH<br />
Achstraße 28<br />
82386 Oberhausen/Obb.<br />
www.noel-verlag.de info@noel-verlag.de<br />
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen<br />
Nationalbibliografie, Frankfurt; ebenso in der Bayerischen Staatsbibliothek in<br />
München.<br />
Das Werk, einschließlich aller Abbildungen, ist urheberrechtlich geschützt. Jede<br />
Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsschutzgesetzes ist ohne<br />
Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig und strafbar.<br />
Das gilt besonders für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen<br />
und die Einspeicherung und Bearbeitung in elektronischen Systemen.<br />
Der Autor übernimmt die Verantwortung für den Inhalt seines Werkes.<br />
Covergestaltung:<br />
Autor:<br />
1. Auflage<br />
Printed in Germany<br />
ISBN 978-3-96753-118-3<br />
NOEL-Verlag<br />
Werner Müller
An Leser: Dieses Buch ist in erster Linie gedacht für<br />
Kinder, die schon selber lesen können. Einzelne Kapitel<br />
können auch Jüngeren vorgelesen werden.<br />
Das Kapitels auf Seite 107 ist in English geschrieben, ist<br />
also für Schüler, die bereits Grundwissen in Englisch<br />
haben.<br />
Der Autor Werner A. Müller ist Biologe und selbst Opa.
Inhaltsangabe<br />
05 - Die pupsenden Trolle im Zauberwald<br />
15 - <strong>Teufelchen</strong> und Engelchen auf dem Dachboden<br />
31 - Ein Prinz für die Prinzessin<br />
36 - Der Pfau, der Fuchs und das Feuerwerk<br />
44 - Peter und sein Freund retten den<br />
wunderschönen Eisvogel<br />
53 - Klein-Gartenschläfer will nicht schlafen<br />
59 - Thomas wird Türschützer und hilft<br />
verunglückten Hunden aus der Patsche<br />
65 - Biber, eine Gefahr oder in Gefahr?<br />
71 - Esel auf dem Oktoberfest<br />
77 - Schildas Burschen sägen den Ast ab,<br />
auf dem sie sitzen<br />
82 - In Omas Töpferkurs geht’s lustig zu<br />
86 - Der Super-Super-Erfinder<br />
90 - Peter erlebt Spannendes an der Nordsee<br />
98 - Blumentiere des Meeres, Schlangenhäupter<br />
und eine fiese Muräne<br />
107 - Grandpa in London, visiting his granddaughter<br />
– For avid readers<br />
114 - Robert erhält Hilfe<br />
117 - Alex ist verschwunden<br />
124 - Auf dem Weg in den Himmel
Die pupsenden Trolle im Zauberwald<br />
Opa freut sich, wenn er in den Wald gehen kann; fast<br />
täglich macht er dort einen ausgedehnten Spaziergang.<br />
Oma blieb heute zuhause; denn sie wusste, Opa wird so<br />
seine 4 bis 5 Stunden wandern und das wäre ihr zu viel.<br />
Was Opa so freute: Im Frühjahr leuchten die Blätter<br />
der Buchenbäume hellgrün, wenn die Sonne sie durchscheint.<br />
Im Sommer gibt das Blätterdach Schatten. Im Herbst<br />
leuchten die Blätter goldgelb, besonders die Blätter des<br />
Ahorns, und schwarze Brombeeren laden zum Pflücken<br />
ein. Im Winter macht es Spaß durch den Schnee zu<br />
stapfen – wenn es denn mal wieder Schnee geben sollte.<br />
Ja, früher ging er sogar mit seinen Jungen mit Langlaufskiern<br />
den Wegen entlang, auch wenn er zur Schadenfreude<br />
seiner Jungen manchmal bei Kurven bergab<br />
auf den Hintern purzelte und auf dem Hosenboden<br />
weiterrutschte.<br />
Heute ging Opa wohlbekannte Pfade, achtete nicht auf<br />
Wegweiser – ohnedies kannte er sich gut aus. Glaubte er<br />
wenigstens. Doch wie er so dahintrottete, geriet er, ohne<br />
es zu merken, immer tiefer in unbekanntes Gelände. Die<br />
Bäume und Sträucher standen dichter und dichter und<br />
ließen keinen Blick mehr in die Ferne zu.<br />
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„Wo bin ich denn nur?“, fragte sich Opa.<br />
Da bemerkte er Sonderbares: Pilze entlang des Pfades<br />
fingen an zu leuchten. Obwohl es draußen außerhalb des<br />
Waldes noch taghell war, hier im dunklen Schatten waren<br />
die leuchtenden Pilze gut zu sehen. Immer mehr und<br />
hellere tauchten auf und verlockten ihn, immer weiter<br />
den Pfad entlangzugehen. Die Leuchten verführten ihn,<br />
vom gewohnten Weg abzuweichen und sich immer tiefer<br />
in den Wald zu verirren. So war es vor Kurzem auch<br />
Alice Rotkäppchen ergangen.<br />
Doch halt, denkt ihr, jetzt bringt Opa zwei ganz verschiedene<br />
Geschichten durcheinander: ‚Alice im Wunderland‘<br />
und ‚Rotkäppchen und der böse Wolf‘. Nein, in<br />
seiner Geschichte heißt das Mädchen nun mal ‚Alice<br />
Rotkäppchen‘; schließlich braucht es auch einen Namen,<br />
sogar zwei, einen Vornamen und einen Nachnamen, und<br />
die Namen Alice und Rotkäppchen kennt doch jeder.<br />
Und jeder weiß, Rotkäppchen ging durch den Wald mit<br />
einem Korb im Arm, um ihre Großmutter zu besuchen.<br />
Ein böser Wolf kommt aber in Opas Erzählung nicht<br />
vor, doch ein Mädchen mit einem Korb schon. Wie das?<br />
Wie kommt ein Mädchen unversehens in den Wald?<br />
Tatsächlich war Alice zuvor ebenfalls durch den Wald<br />
gelaufen. Sie trug wie Rotkäppchen einen Korb; darin<br />
waren lauter Sachen, die sie zuvor auf Geheiß ihrer<br />
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Mutter im Supermarkt gekauft hatte: Zucker und Mehl,<br />
Butter, Eier, Backpulver, viele frische rote Erdbeeren<br />
und Sahne. Alice sollte das alles zu Oma ins nahe Nachbardorf<br />
bringen. Gemeinsam wollten Oma und Alice<br />
einen Erdbeerkuchen backen, Oma, weil sie Geburtstag<br />
hatte, Alice, weil sie von Oma lernen wollte, wie man<br />
einen leckeren Kuchen backt.<br />
Gewiss hatte ihre Mutter ihr eingeschärft, ja nicht den<br />
Weg durch den Wald zu gehen, sondern brav den weiteren<br />
Fahrweg langzugehen.<br />
Alice nahm auch ihren Hund an der Leine mit, einen<br />
Cocker-Spaniel, der Coco hieß und der bei Gelegenheit<br />
seinen täglichen Gassi-Ausgang ins Freie unternehmen<br />
sollte.<br />
Doch Alice dachte unterwegs: Ich habe ja Coco dabei,<br />
der kräftig bellen und notfalls auch mutig zubeißen kann.<br />
Also kann ich schon die Abkürzung durch den Wald<br />
nehmen. Doch, wie Opa auch, ließ sich Alice durch die<br />
wundersamen leuchtenden Pilze vom rechten Weg ab in<br />
die Irre führen.<br />
Wer hat nur die Pilze zum Leuchten gebracht?<br />
Opa und Alice waren in den Zauberwald gelockt<br />
worden, und dort hausen Trolle. Manche nennen sie auch<br />
Schrate oder Kobolde.<br />
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Manche Trolle können sehr bösartig sein wie Räuber aus<br />
uralten Zeiten. In diesem Zauberwald waren die Trolle<br />
aber zwergenhafte Gestalten, spitzbübisch und<br />
hinterlistig doch diebisch wie einstmals Räuber. Sie haben<br />
langes struppiges Haar und an den Händen und<br />
Zehen sind die Nägel zu Krallen ausgewachsen. Haareund<br />
Nägel-Schneiden war nicht ihr Ding und mit Krallen<br />
konnte man gut klauen.<br />
Die Trolle waren mit allerlei Zauberkräften ausgestattet,<br />
wenn auch nicht mit so starken wie Harry Potter. Sie<br />
waren es, welche die Pilze zum Leuchten brachten. Sie<br />
hatten auch ein nahezu unsichtbares Pulver zur Hand,<br />
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das sie Lebewesen, die sich näherten, entgegenschleudern<br />
konnten.<br />
Dieses Pulver wirkte ähnlich wie der sagenhafte Sand<br />
aus dem Beutel des Sandmännchens. Stieg die Pulverwolke<br />
in die Nasen der Angelockten, ermüdeten diese<br />
sogleich und fielen zeitweilig in den Schlaf. Das nutzen<br />
die Trolle aus, um zu stibitzen, was immer ihnen gefiel.<br />
Alice wurde müde und müde. Sie stellte ihren Korb auf<br />
den Waldboden, setze sich auf einem Baumstumpf und<br />
die Augen fielen ihr zu. Auch Coco war nicht mehr<br />
wachsam, legte sich auf den Boden und schlief ein. Das<br />
nutzten die Kobolde aus, krochen aus ihrer Baumhöhle<br />
und machten sich über den Korb her.<br />
Opa sah das aus der Ferne; er war ein guter und geübter<br />
Beobachter, der gerne auch mit dem Fernglas Vögel<br />
beobachtete. Ihn hatte das Schlafpulver noch nicht erreicht,<br />
doch was er sah, kam ihm doch recht seltsam vor.<br />
Er blieb mucksmäuschenstill, versteckte sich halb hinter<br />
einem Baum und nahm sein Fernglas vor die Augen.<br />
Er sah wie drei Trolle alles aus dem Korb heraus<br />
grapschten und in dem Mund nahmen. Die Eischale war<br />
zu hart, Mehl schmeckte nicht aber die Erdbeeren,<br />
besonders wenn man sie zuerst in den Zucker taucht. Sie<br />
tauchten eine Erdbeere nach der anderen in den Zucker<br />
und mampften und mampften. Doch als es an die letzten<br />
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Früchte ging, gerieten die Kobolde in Streit. Einer griff<br />
mit seinen Krallenfingern in die Haare des anderen und<br />
riss ein Büschel Haare aus. Der andere trat mit seinen<br />
Krallenfüßen dem ersten in den Bauch. Bald purzelten<br />
sie auf den Waldboden und balgten sich wie zwei verrückt<br />
gewordene Kater. Der dritte stürzte sich auf das<br />
sich kugelnde Bündel und griff mal diesem, mal dem<br />
anderen ins Gesicht, dass diese laut quiekten.<br />
Aufgeschreckt von den Geräuschen lugten hinter einem<br />
Baumstamm Wichtel hervor, die sich köstlich freuten,<br />
denn die hitzköpfigen Trolle waren nicht die Freunde der<br />
bedächtigen Wichtel. Was sie nun zu sehen bekamen,<br />
sahen sie mit vor Staunen offenen Mündern.<br />
Noch lag in dem Korb etwas, was die Trolle noch<br />
nicht probiert hatten. Wieder beruhigt, griff ein Troll in<br />
den Korb und holte die Päckchen mit dem Backpulver<br />
heraus. Er riss eines auf, schütte etwas Pulver in seine<br />
Hand roch. Es duftete nach Vanille.<br />
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