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BAYERN CONSULT Consulting Letter #01 2022: Bauindustrie & Immobilienwirtschaft

Newsletter der Bayern Consult Unternehmensberatung. Themenschwerpunkt der aktuellen Ausgabe: Fokusbranche Bauindustrie und Immobilienwirtschaft. Mit Beiträgen der LBS Hessen-Thüringen und LB Immowert, einem Gastartikel von Drees & Sommer, Gesprächen mit VertreterInnen der Sparkassen Darmstadt, Starkenburg, Bad Kissingen, Mainfranken Würzburg sowie einem Kommentar von Bayern Consult Geschäftsführer Markus Ziechaus zu Bauindustrie & Nebengewerke: "Rohstoffengpässe, Lieferschwierigkeiten und Preisanstiege dämpfen positive Prognosen".

Newsletter der Bayern Consult Unternehmensberatung. Themenschwerpunkt der aktuellen Ausgabe: Fokusbranche Bauindustrie und Immobilienwirtschaft. Mit Beiträgen der LBS Hessen-Thüringen und LB Immowert, einem Gastartikel von Drees & Sommer, Gesprächen mit VertreterInnen der Sparkassen Darmstadt, Starkenburg, Bad Kissingen, Mainfranken Würzburg sowie einem Kommentar von Bayern Consult Geschäftsführer Markus Ziechaus zu Bauindustrie & Nebengewerke: "Rohstoffengpässe, Lieferschwierigkeiten und Preisanstiege dämpfen positive Prognosen".

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<strong>CONSULT</strong>ING LETTER<br />

<strong>#01</strong>-<strong>2022</strong><br />

Fokusbranche<br />

<strong>Bauindustrie</strong> & <strong>Immobilienwirtschaft</strong><br />

Für Unternehmen und<br />

Unternehmer seit 1989


<strong>CONSULT</strong>ING LETTER <strong>#01</strong>-<strong>2022</strong><br />

INHALT<br />

Konsequentes, zukunftsorientiertes Handeln statt 3<br />

Prinzip Hoffnung<br />

Jürgen Kogler, Markus Ziechaus<br />

Standortqualität von Darmstadt beschert der Sparkasse 4<br />

einen Run auf Immobilienkredite<br />

Sebastian Schüler, Sparkasse Darmstadt<br />

Nach Auslaufen der Coronahilfen sieht die Sparkasse Starkenburg 7<br />

die Situation entspannt<br />

Robin Chatterjee, Sparkasse Starkenburg<br />

Investitionen werden wegen unsicherer Perspektiven aufgeschoben 10<br />

Die Krise als psychisches Problem bei Unternehmern<br />

Roland Friedrich, Michael Rendl, Sparkasse Bad Kissingen<br />

Pandemie ist Turbo für essentielle Innovationen der Betriebe 14<br />

Sparkasse Mainfranken Würzburg mit blitzsauberem Kreditbu<br />

Carolin Höhn, Sparkasse Mainfranken Würzburg<br />

<strong>Bauindustrie</strong> & Nebengewerke: Rohstoffengpässe, Lieferschwierigkeiten 18<br />

und Preisanstiege dämpfen positive Prognosen<br />

Kommentar & Branchen-Steckbrief Bayern Consult<br />

LBS Hessen-Thüringen sieht Chancen für periphere Regionen 20<br />

Bausparer haben eine gute Bonität und geringes Ausfallrisiko<br />

Stephen Adam, LBS Hessen-Thüringen<br />

Gastartikel Drees & Sommer 23<br />

Bauen im Bestand: Warum jetzt ein guter Zeitpunkt ist<br />

Stephen Adam, Drees und Sommer<br />

LB Immowert 27<br />

Welche Auswirkungen zeigte die Corona-Krise auf den Markt für<br />

Unternehmensimmobilien?<br />

Bayern Consult: Impressum, Standorte, Kontakt 30-31<br />

<strong>#01</strong>-22 www.bayernconsult.de


<strong>CONSULT</strong>ING LETTER<br />

EDITORIAL<br />

KONSEQUENTES, ZUKUNFTSORIENTIERTES<br />

HANDELN STATT PRINZIP HOFFNUNG<br />

Sämtliche Medien zeigen es uns täglich und<br />

unmissverständlich auf: Die Welt ist in ihren<br />

Grundfesten erschüttert. So schwer es auch<br />

scheint, wir müssen uns den vielfältigen und<br />

anspruchsvollen Herausforderungen stellen –<br />

wegsehen ist keine Lösung und „ein bisschen<br />

Veränderung“ reicht nicht.<br />

Wie kann die Rohstoffversorgung sichergestellt<br />

werden, wie die steigenden Energiepreise abgefedert,<br />

wie der Fachkräftemangel koordiniert?<br />

Das sind nur ein paar der ganz operativen Fragen, die gelöst werden müssen. Etwas komplexer<br />

sind dann schon die taktischen Fragen nach der mittelfristigen Neuausrichtung von Unternehmen:<br />

welche Produkte sind die richtigen für die Kund/inn/en vom morgen, welche Märkte<br />

müssen versorgt werden, welchen Digitalisierungsgrad ist für das Unternehmen (überlebens-)<br />

notwendig? Und nicht zuletzt: Wie positioniere ich das eigene Unternehmen robust und stark<br />

für die Zukunft – verkaufen, interne Übergabe, Vorwärtsstrategie durch Zukauf oder Gesundung<br />

durch Rationalisierung?<br />

Viele Fragen und derzeit oft noch zu wenige Antworten. Viele Fragen stellen sich erstmalig,<br />

viele Themen kommen neu auf den Tisch. Die Summe der Herausforderungen – digitale Transformation,<br />

Versorgungsknappheit, Preisexplosion, etc. – schafft praktisch neue Unternehmen<br />

mit alternativen Geschäftsmodelle. Um dauerhaft wettbewerbsfähig zu werden, zu sein oder zu<br />

bleiben braucht es ständige und tiefgreifende Veränderung. Denn sicher ist derzeit nur, dass die<br />

disruptiven Veränderungen nicht wieder verschwinden werden und doch wird noch allzu oft<br />

notwendiges, konsequentes Handeln vom Prinzip Hoffung gebremst.<br />

Sehr gerne stellen wir uns den Herausforderungen der Zeit und gehen mit Ihren Kunden in den<br />

Ring – bitte sprechen Sie uns an.<br />

Herzlichst,<br />

Jürgen Kogler<br />

juergen.kogler@bayernconsult.de<br />

Markus Ziechaus<br />

markus.ziechaus@bayernconsult.de<br />

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www.bayernconsult.de


<strong>CONSULT</strong>ING LETTER<br />

SPARKASSE DARMSTADT<br />

STANDORTQUALITÄT VON DARMSTADT BESCHERT DER<br />

SPARKASSE EINEN RUN AUF IMMOBILIENKREDITE<br />

Sebastian Schüler<br />

Die Stadt Darmstadt gehört seit einer Reihe von Jahren<br />

zu den am besten bewerteten Standorten in Deutschland.<br />

Mit etwas mehr als 160.000 Einwohnern bietet die hessische<br />

Großstadt fast 140.000 Arbeitsplätze. Durch hohen<br />

Zuzug wird Wohnfläche als auch Wohnungen zur Mangelware.<br />

Daher ist es notwendig, dass jährlich zwischen 500-<br />

600 neue Wohnungen geschaffen werden. Für die Sparkasse<br />

Darmstadt bedeutet das eine Fortsetzung des Runs auf Immobilienkredite,<br />

stellt der Abteilungsdirektor Firmenkundencenter,<br />

Sebastian Schüler, fest.<br />

Die viertgrößte Stadt Hessens profitiert von<br />

der Nähe zum Ballungszentrum Frankfurt am<br />

Main, aber auch von den Hochschulen und<br />

Forschungseinrichtungen (TU, Hochschule,<br />

Evangelische Hochschule, Wilhelm Büchner<br />

Hochschule). Darmstadt ist Standort des Europäischen<br />

Raumflugkontrollzentrums, der<br />

Europäischen Organisation für die Nutzung<br />

meteorologischer Satelliten und dreier Fraunhofer-Gesellschaften.<br />

Ideale Voraussetzungen<br />

für eine prosperierende Wirtschaft. Leitbranchen<br />

sind Chemie, Pharma (DAX-Konzern Merck hat<br />

seinen Firmensitz hier), Biotech, Haarkosmetik,<br />

ITK, Maschinenbau, Elektrotechnik, Mechatronik<br />

sowie Weltraum-Technologie. Mitarbei-terinnen<br />

und Mitarbeiter schätzen auch den hohen<br />

Freizeitwert, weiß Sebastien Schüler. Rund<br />

um die großen Städte gibt es viele ländliche<br />

Gebiete und den Odenwald als Erholungsraum.<br />

Wie schätzen sie das Immobiliengeschäft ein?<br />

Die Bedeutung der Finanzierung von Immobilien<br />

für die Sparkasse Darmstadt lässt sich anhand<br />

einer einzigen Zahl verdeutlichen: Neun<br />

von 10 Krediten, die wir vergeben, haben etwas<br />

mit Immobilien zu tun. Überwiegend fließt<br />

das Geld in den privaten Wohnungsbau. Auch<br />

Bauträgerfinanzierungen fallen darunter. Eine<br />

geringere Rolle spielen betriebliche Bauten.<br />

Damit der Boom der Wirtschaft nicht nachlässt,<br />

müssen die neuen Arbeitskräfte auch in<br />

Darmstadt wohnen können. Angesichts enden<br />

wollender Baugrundreserven wird vor allem<br />

nachverdichtet. Häuser werden aufgestockt,<br />

Dachgeschoße ausgebaut.<br />

Durch die Verknappung bei den Immobilien<br />

steigen die Preise pro Quadratmeter und die<br />

Größe der Wohneinheiten sinkt. Inzwischen<br />

werden für Neubauten 8.000 Euro pro m 2 aufgerufen,<br />

selbst sanierungsbedürftige Altbauten<br />

im urbanen Bereich bringen 5.000 Euro pro m 2 .<br />

»Wir sehen die Lage entspannt«<br />

Wie ist aktuelle betriebswirtschaftliche Lage<br />

der Unternehmen in Ihrem Geschäftsgebiet?<br />

Der überwiegenden Zahl der Unternehmen<br />

geht es erstaunlich gut. Sie haben in der Pandemie<br />

gut gehaushaltet und die Liquidität hochgehalten.<br />

Wie in ganz Deutschland haben durch<br />

die Lockdowns die Hotellerie sowie Gastronomie<br />

und gerade bei uns in Darmstadt mit den<br />

vielen Studierenden die Studentenwohnheime<br />

schwere Einbrüche erlebt. Die Studierenden<br />

kommen jetzt wieder in die Präsenzvorlesungen<br />

zurück, die Hotellerie sehe ich ebenfalls positiv.<br />

Allerdings gehe ich davon aus, dass sie sich nicht<br />

<strong>#01</strong>-22 S.04 www.bayernconsult.de


<strong>CONSULT</strong>ING LETTER<br />

FOKUSBRANCHE BAU & IMMOBILIEN 2|3<br />

so rasch erholen wird wie die Restaurants. Ich<br />

glaube nämlich nicht, dass am „Freedom Day“,<br />

dem Tag, an dem die Pandemie für beendet erklärt<br />

wird, alle Onlinemeetings gecancelt werden.<br />

Daher wird die Businesshotellerie wohl<br />

nicht mehr ganz so stark sein wie vorher. Zwar<br />

werden wieder Präsenzveranstaltungen stattfinden,<br />

aber bei weitem nicht in dem Umfang wie<br />

früher. Die Arbeitgeber haben gesehen, dass vieles<br />

Online möglich ist und werden bei Dienstreisen<br />

die Kosten hinterfragen. Dazu kommt, dass<br />

ökologische Argumente für den Verzicht unnötiger<br />

Autofahrten oder Flugreisen sprechen.<br />

Diese Tendenz gibt es mit einer Ausnahme auch<br />

bei uns in der Sparkasse: Unsere Kundenberater<br />

müssen persönlich vor Ort sein, um das schwierig<br />

zu verkaufende ‚Produkt Geld‘ erklären zu<br />

können. Dazu braucht es den haptischen Austausch.<br />

Abgesehen von Corona sind alle Betriebe<br />

vom Fachkräftemangel und Problemen<br />

durch die Unterbrechung von Lieferketten betroffen.<br />

Produzierende Betriebe müssen größere<br />

Mengen an Vorräten anlegen, was höhere Zwischenfinanzierungen<br />

bedeutet. Bei Immobilienprojekten<br />

sorgt der Mangel an Baustoffen<br />

immer öfter zu Verzögerungen bei den Fertigstellungsterminen.<br />

Auch das führt zu einem zusätzlichen<br />

Finanzierungsbedarf, was aber keinen<br />

unserer Kunden bislang umgehauen hat.<br />

Wie ist aktuelle betriebswirtschaftliche Lage<br />

der Unternehmen mit Ausfallsrisiko?<br />

Darmstadt gehört mit einem Ausleihungsvolumen<br />

von 70 % der Bilanzsumme zu den führenden<br />

Geldinstituten der Sparkassengruppe. Das<br />

liegt einerseits an der dominierenden Rolle der<br />

Immobilienfinanzierung, andererseits an zahlreichen<br />

Konsortialfinanzierungen. Wir haben<br />

uns unter den Sparkassen einen Namen gemacht,<br />

weil wir auf Grund unserer Bilanzsumme auch<br />

größere Tickets im zweistelligen Millionenbereich<br />

übernehmen können. Aktuell haben wir<br />

eine überschaubare Anzahl an Unternehmen,<br />

um die wir uns auf Grund von Frühwarnindikatoren<br />

besonders kümmern müssen. Unsere<br />

Unternehmerkunden haben auch relativ wenige<br />

kurz laufende Coronakredite aufgenommen<br />

und wenn, dann geht es nicht um große Summen.<br />

Deshalb sehe keine nennenswerten Nachwehen<br />

für das Kreditportfolio.<br />

Sind Sie proaktiv auf Unternehmen zugegangen,<br />

die besonders unter der Pandemie gelitten<br />

haben?<br />

Es gab einen hohen Beratungsbedarf, vor allemvon<br />

März bis Juni 2020. Damals hat die KfW<br />

jede Woche ein neues Kreditprogramm an den<br />

Start gebracht. Da ging es dann um die Wahl<br />

des richtigen Programmes und die Bereitstellung<br />

der notwendigen Unterlagen. Letztlich gab<br />

es fast für jeden Antragsteller die Möglichkeit,<br />

die Liquidität sicherzustellen. Durch den Rost<br />

gefallen sind beispielsweise Startup-Unternehmen,<br />

die im Jahr 2019 ein negatives Ergebnis<br />

hatten. Andererseits gab es viele Unternehmen,<br />

die sich preiswert mit Liquidität vollgesogen<br />

haben, bald aber begannen, die Kredite, die<br />

nicht benötigt wurden, wieder zurückzuführen.<br />

EINSCHÄTZUNG DER ZUKUNFTSTAUGLICHKEIT<br />

Was braucht es, damit ein Sanierungsverfahren<br />

positiv über die Bühne geht?<br />

In erster Linie kommt es auf den Unternehmer<br />

und den Erfolg des Geschäftsmodells an. In den<br />

letzten beiden Jahren haben viele darüber nach- >>><br />

<strong>#01</strong>-22 S.05 www.bayernconsult.de


<strong>CONSULT</strong>ING LETTER<br />

SPARKASSE DARMSTADT 3|3<br />

gedacht, ob das, was bis dahin gemacht wurde,<br />

noch zukunftstauglich ist. Andere haben hinterfragt,<br />

wie sie Prozesse verschlanken oder die<br />

Digitalisierung nutzen können. Grundsätzlich<br />

sollten Unternehmer sich regelmäßig mit ihren<br />

Produkten, Dienstleistungen und Prozessen<br />

auseinandersetzen. Beeindruckend war für mich<br />

das Beispiel eines Varietéunternehmers, der fast<br />

zwei Jahre nicht öffnen durfte. Er hat sich an<br />

seine Ausbildung als Garten- und Landschaftsbauer<br />

erinnert und diesen Zweig erfolgreich als<br />

zweites Standbein aufgebaut.<br />

Das Wichtigste ist für uns die positive Fortführungsprognose.<br />

Dazu brauchen wir einen Partner,<br />

der das für uns erstellt. Von den Zahlen her<br />

bekommen wir dabei selten neue Erkenntnisse,<br />

die wir nicht auch aus der Bilanz hätten ablesen<br />

können. Der Zusatznutzen bei der Zusammenarbeit<br />

mit Unternehmensberater ist die Beleuchtung<br />

des Geschäftsmodells unter Veränderungsgesichtspunkten.<br />

In der Zusammenarbeit mit<br />

der Bayernconsult haben wir erlebt, dass wir<br />

eine profunde Einschätzung der Zukunftstauglichkeit<br />

und eine verlässliche Cashflow-Planung<br />

erhalten. Das gibt uns ein gutes Bauchgefühl.<br />

Bisweilen denken Sanierungsberater auch in<br />

Richtungen, die wir nicht auf dem Schirm haben,<br />

wenn etwa das Thema der Nachfolge bei<br />

den Eigentümern angesprochen wird.<br />

AGILER, FLEXIBLER, ANPASSUNGSFÄHIGER<br />

Hat Corona die Steuerung der Sparkasse<br />

Darmstadt dauerhaft verändert?<br />

Wir haben mobiles Arbeiten schon im März<br />

2020 eingeführt. Die elektronische Ausstattung<br />

wurde aufgerüstet, neue Software eingeführt.<br />

Entscheidungsunterlagen werden mit einer digitalen<br />

Unterschrift gezeichnet, was viel Papier<br />

spart. Tablets wurden angeschafft und die<br />

IT-Umgebung unserer Mitarbeitenden im Homeoffice<br />

an die neuen Bedürfnisse angepasst.<br />

Insgesamt sind wir nach wie vor auf dem Pfad<br />

der Digitalisierung. Wir hinterfragen laufend<br />

unsere Prozesse, ohne Ergebnisdruck und aus<br />

einer Position der Stärke heraus. Um es auf einen<br />

Nenner zu bringen: Wir sind agiler, flexibler<br />

und anpassungsfähiger geworden.<br />

Als vertriebsstarke Sparkasse ist es uns ganz<br />

wichtig, gut unterwegs zu sein. Aktuell können<br />

unsere Kolleginnen und Kollegen bis zu zwei<br />

Tage die Woche mobil arbeiten. Auch bei 5 Wochentagen<br />

im Homeoffice hat alles gut funktioniert,<br />

was das Vertrauen zum Team sehr gestärkt<br />

hat, schätzen aber die Vorteile des Austauschs<br />

untereinander sehr.<br />

ÜBER<br />

SEBASTIAN SCHÜLER<br />

1983 geboren durchlief Sebastian Schüler die<br />

Ausbildung als Bankkaufmann bei der Sparkasse<br />

Dieburg und absolvierte danach alle<br />

Lehrgänge an der Sparkassenakademie bis hin<br />

zum diplomierten Sparkassenbetriebswirt mit<br />

Bachelorabschluss. Er war als Firmenkundenberater<br />

in Dieburg tätig bis er 2015 zur Sparkasse<br />

Darmstadt wechselte, um sich weiterzuentwickeln.<br />

Hier wurde stellvertretender Leiter<br />

Firmenkunden und ist heute Vertreter des Direktors<br />

Firmenkundenbetreuung, dem Verhinderungsvertreter<br />

des Vorstands. Die Sparkasse<br />

Darmstadt hat eine Bilanzsumme von 5,5 Mrd.<br />

€, betreut 3.000 Gewerbe- und Firmenkunden<br />

und verwaltet ein Kundenkreditvolumen von<br />

4,0 Mrd. €. Insgesamt hat die Sparkasse einen<br />

Marktanteil von 40 %.<br />

<strong>#01</strong>-22 S.06 www.bayernconsult.de


<strong>CONSULT</strong>ING LETTER<br />

SPARKASSE STARKENBURG<br />

NACH AUSLAUFEN DER CORONAHILFEN SIEHT DIE<br />

SPARKASSE STARKENBURG DIE SITUATION ENTSPANNT<br />

Robin Chatterjee<br />

Heppenheim an der Bergstraße liegt am Rande des Odenwaldes.<br />

Mit den umliegenden Gemeinden wohnen im Geschäftsgebiet<br />

134.000 Menschen. Wirschaftlich ist die Region – zwischen<br />

den Metropolregionen Rhein-Main und Rhein-Neckar<br />

gelegen – höchst erfolgreich. Die Sparkasse trägt seit 2000<br />

das Wahrzeichen der Stadt im Namen. Die Starkenburg, vor<br />

fast 1000 Jahren vom Kloster Lorsch erbaut, steht für Standfestigkeit,<br />

was den Verantwortlichen der vormaligen Bezirkssparkasse<br />

Heppenheim (Bergstraße) sehr passend für den<br />

eigenen Firmennamen erschien. Heppenheim ist seit Jahren<br />

eine Zuzugsgemeinde und entwickelt sich sehr positiv, weiß Bereichsdirektor Robin Chatterjee,<br />

mit dem wir über aktuelle Entwicklungen im Firmenkundengeschäft gesprochen haben.<br />

Was macht die Region Heppenheim und die<br />

Sparkasse Starkenburg erfolgreich?<br />

Unser Vorteil ist, dass wir in zwei Metropolregionen<br />

eingebettet sind. Für Unternehmen ist<br />

es sinnvoll, sich hier anzusiedeln, weil die Verkehrsinfrastruktur<br />

perfekt ist und wir eine sehr<br />

hohe Freizeitqualität bieten können. Heppenheim<br />

ist seit Jahren Zuzugsgemeinde, was sich<br />

auch in den Grundstückspreisen niederschlägt.<br />

Vor ein paar Jahren wurden für innerstädtischen<br />

Baugrund noch 400 Euro verlangt, heute sind<br />

es schon bis zu 700 Euro. In den benachbarten<br />

Städten sind viele große Konzerne angesiedelt<br />

wie ABB, SAP oder Merck. In unmittelbarer<br />

Nähe gibt es mehrere Universitätsstädte. Das<br />

alles bildet eine stabile Grundlage für die Wirtschaftsdaten:<br />

Wir haben eine hohe Beschäftigtenquote,<br />

einen starken Akademikeranteil und<br />

eine überdurchschnittliche Kaufkraft.<br />

übersteigt. Oder auch, wenn das Bonitätsrating<br />

aufgrund fehlender Nachfolgeregelung negativ<br />

beeinflusst wird. Hier hat es die Hausbank in<br />

der Hand, die Entwicklung mitzugestalten und<br />

optimale Lösungen gemeinsam mit dem Unternehmen<br />

zu erarbeiten.<br />

Wie schätzen Sie die aktuelle betriebswirtschaftliche<br />

Lage der Unternehmen in Ihrem<br />

Geschäftsgebiet ein?<br />

Grundsätzlich waren die Unternehmen vor der<br />

Pandemie sehr gut aufgestellt. Die meisten Betriebe<br />

sind deshalb auch gut durch die Krise<br />

gekommen, verfügen über eine entsprechende<br />

Eigenkapitaldecke und ausreichend Liquidität.<br />

Wir sehen aktuell, dass die Lieferengpässe<br />

kleinere Bremsspuren in der Entwicklung hin-<br />

Es gibt noch einen weiteren wesentlichen Vorteil,<br />

sich aktiv in die Debatte zur Nachfolgeregelung<br />

einzubringen: Dem Risiko zukünftigen<br />

Geschäftsentgangs wird tatkräftig entgegengengewirkt.<br />

Zum Beispiel, wenn die Laufzeit neuer<br />

Finanzierungen die Dauer bis zum erwarteten<br />

Ruhestand der aktuellen Geschäftsführer*innen<br />

>>><br />

<strong>#01</strong>-22 S.07 www.bayernconsult.de


<strong>CONSULT</strong>ING LETTER<br />

SPARKASSE STARKENBURG 2|3<br />

terlassen. Die Unterbrechung der Lieferketten<br />

belastet die Liquidität, es müssen größere<br />

Vorräte angelegt werden oder können nicht<br />

Produkte abgenommen werden, weil die Abnehmer<br />

wegen fehlender Vormaterialien nicht<br />

lieferfähig sind. Im Geschäftsgebiet der Sparkasse<br />

Starkenburg spielt das aber keine kritische<br />

Rolle, weil hier wenig Industrie angesiedelt ist.<br />

Anders ist die Situation in der Reise- und Eventbranche<br />

sowie in der Gastronomie. Während<br />

Tourismus und Veranstaltungen nach wie vor<br />

weit unter dem Vorkrisenniveau liegen, hat sich<br />

die Gastronomie wieder erholt. Viele Betriebe<br />

haben mit Liefergeschäft gutes Geld verdient.<br />

Es gibt sogar eine Reihe von Unternehmen, denen<br />

es heute besser geht als vor Corona.<br />

Erwarten Sie noch „Nachwehen“ der<br />

Pandemie bei den Unternehmen?<br />

Einige Branchen werden längere Zeit noch betroffen<br />

sind. Der Flughafen Frankfurt am Main<br />

zum Beispiel. Hier ist noch viel weniger los als<br />

früher, vor allem bei touristischen Reisen. Das<br />

drückt sich im Kurs der Fraport-Aktie aus.<br />

Über mögliche Probleme einzelner Betriebe<br />

legt sich noch eine leichte Decke. Überbrückungskredite<br />

von Bund und Land zur Abfederung<br />

der Lockdownfolgen stehen jetzt zur Tilgung<br />

an und wir werden sehen, wie es wirklich<br />

aussieht. Wir von der Sparkasse Starkenburg<br />

sehen das Ganze entspannt. Wir beobachten<br />

die verschiedenen Indikatoren sehr genau, sind<br />

mit unseren Kunden im Gespräch. Selbst wenn<br />

es da oder dort zu Insolvenzen käme, gehen<br />

wir nicht davon aus, dass diese in Summe über<br />

dem Niveau bis 2019 liegen werden. Die Zahl<br />

der Unternehmenspleiten in den letzten zwei<br />

Jahren war auf Grund der Zahlungsmoratorien<br />

extrem gering.<br />

Die Hilfen kamen nicht ganz unbürokratisch,<br />

aber sie kamen schnell. Wer Hilfe gebraucht<br />

hat, ist in einem der zahlreichen Programme<br />

untergekommen. Kritisch gab es an der vorübergehenden<br />

Senkung der Mehrwertsteuer.<br />

Das erforderte erheblichen Aufwand bei der<br />

Umstellung der EDV-Systeme und fühlte sich<br />

nach Zusatzarbeit ohne entsprechende Gegenfinanzierung<br />

an, was nicht sehr gut ankam.<br />

Sind Sie in den letzten Monaten proaktiv<br />

auf Unternehmen zugegangen?<br />

Im ersten Lockdown waren wir vor allem in der<br />

Beratung gefragt: „Welche staatlichen Hilfen<br />

können wie in Anspruch genommen werden,<br />

was muss dabei erfüllt werden?“ Oft haben wir<br />

gemeinsam mit unseren Kunden Liquiditätspläne<br />

erstellt. Seit einiger Zeit befassen wir uns<br />

mit der Frage: „Wie startet ihr durch, wie sieht<br />

das künftiges Geschäftsmodell aus, was sind<br />

die finanziellen Verpflichtungen und wie sehen<br />

die Liquiditätspläne aus.“ Im Hintergrund achten<br />

wir auf Signale aus der Kontoführung, die<br />

durchwegs positiv sind: Wir sehen durch die<br />

Bank weg eher Verbesserungen. Bei den Geschäftsmodellen<br />

wird mehrheitlich an kleinen<br />

Schrauben gedreht in der Hoffnung dahinter,<br />

dass alles wieder so wird, wie es früher war. Es<br />

gibt vereinzelt auch Unternehmen, die ihre Geschäftsmodelle<br />

völlig überarbeitet haben.<br />

Was braucht es, damit ein Sanierungsverfahren<br />

positiv über die Bühne geht?<br />

Das wichtigste ist der Mitwirkungswille des<br />

Unternehmers. Gegen den Willen eines Unter-<br />

<strong>#01</strong>-22 S.08 www.bayernconsult.de


<strong>CONSULT</strong>ING LETTER<br />

FOKUSBRANCHE BAU & IMMOBILIEN 3|3<br />

nehmers wird es nicht funktionieren. Je älter<br />

der Unternehmer ist, desto schwieriger ist das.<br />

Auf Grund von Corona gab es nur wenige Übernahmen.<br />

Das Thema Nachfolge ist stärker im<br />

Fokus, weil wir selbst es mehr auf die Tagesordnung<br />

holen. Die Übergabe an neue Eigentümer<br />

oder die nächste Generation in der Familie<br />

wurde von uns früher nicht so gern angesprochen,<br />

weil es oft negative Reaktionen hervorgerufen<br />

hat. Das war in der Pandemie anders. Die<br />

meisten sagten: „Wir kämpfen noch mal und<br />

übergeben dann, wenn alles gut ist.“ Es gab jedoch<br />

auch Fälle, wo Unternehmer verkauft haben,<br />

weil sie einfach nicht mehr wollten. Das<br />

war vor allem dort der Fall, wo es innerfamiliär<br />

keine Nachfolger gab. Alles in allem hat die<br />

Coronapandemie die größten Veränderungen<br />

beim Nervenkostüm hervorgerufen. Das wirkt<br />

bis heute noch nach.<br />

Welche Vorteile bringt es für Sparkassen, mit<br />

Unternehmensberatern zusammenzuarbeiten?<br />

Wenn Unternehmensberater mit an Bord sind,<br />

denen der jeweilige Unternehmer vertraut, ist<br />

das ein großer Vorteil. Wir bekommen eine<br />

neutralere Meinung und ein viel detaillierteres<br />

Zahlenwerk aufbereitet. Auch die Fortführungsprognose<br />

bringt wichtige Aufschlüsse für<br />

die Sanierung des Unternehmens. Von Vorteil<br />

ist auch das Netzwerk der Berater, die oft einen<br />

Nachfolger oder Kunden mitbringen.<br />

Wir arbeiten auch mit Bayernconsult zusammen<br />

und sind in allen bisherigen Fällen sehr<br />

zufrieden. Das gilt auch für die beratenen Unternehmer.<br />

Die Kombination aus Betriebswirtschaft<br />

und fachspezifischem Know-how hilft<br />

sehr. Die Analysen und Empfehlungen behandeln<br />

nicht nur die Symptome, sondern zeigen<br />

die Ursachen für eine Schieflage auf. In den<br />

meisten Fällen wurde der Produktionsprozess<br />

und die Zahlenaufbereitung verbessert. Das<br />

hilft uns als Sparkasse, weil wir mit besserem<br />

Datenmaterial treffsicherere Entscheidungen<br />

fällen können. Bei Jungunternehmen in der<br />

Wachstumsphase haben wir die Erfahrung mit<br />

der Bayernconsult, dass sie den Aufwärtstrend<br />

Schritt für Schritt begleiten. Die Prozesse werden<br />

aus langjähriger Beratererfahrung heraus strategisch<br />

aufbereitet, wodurch überschießende Investitionen<br />

verhindert werden.<br />

Was hat Corona im Hinblick auf die Steuerung<br />

Ihrer Sparkasse verändert?<br />

Wir haben schon vor Corona mit mobilem<br />

Arbeiten begonnen und viele Prozesse digitalisiert.<br />

Corona hat das nochmal beschleunigt.<br />

Wir gehen diesen Weg weiter. Bei uns in der<br />

Sparkasse Starkenburg ist nahezu jeder Berater<br />

in der Lage, auch mobil von zu Hause zu<br />

arbeiten. Wo es der Arbeitsprozess zulässt, der<br />

Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin will und aus<br />

räumlicher Sicht kann, dort geht das auch.<br />

ÜBER<br />

ROBIN CHATTERJEE<br />

Der Vater kam in den 1970ern aus Indien zum<br />

Studium nach Deutschland. In Mannheim geboren<br />

und in Viernheim aufgewachsen begann<br />

Robin Chatterjees nach dem Abitur bei der damaligen<br />

Bezirkssparkasse Heppenheim (Bergstraße)<br />

die Ausbildung zum Bankkaufmann.<br />

An der Sparkassenakademie durchlief er das<br />

Studium bis zur Diplomprüfung am Lehrinstitut<br />

der deutschen Sparkassenakademie. Seit<br />

2008 leitet Chatterjee den Bereich Firmenkundenbetreuung,<br />

seit 2012 vertritt der den Vorstandsvorsitzenden<br />

im Verhinderungsfalle.<br />

Die Sparkasse Starkenburg beschäftigt 355<br />

Mitarbeitende, hat eine Bilanzsumme von 2,3<br />

Milliarden €, 23 Geschäftsstellen und ein Kundenkreditvolumen<br />

von 1,1 Mrd. €. In Summe<br />

werden 6.000 Geschäftskunden betreut, wobei<br />

der Marktanteil in der Region bei 36 % liegt.<br />

<strong>#01</strong>-22 S.09 www.bayernconsult.de


<strong>CONSULT</strong>ING LETTER<br />

SPARKASSE BAD KISSINGEN<br />

Die Krise als psychisches Problem bei Unternehmern<br />

INVESTITIONEN WEGEN UNSICHERER PERSPEKTIVEN AUFGESCHOBEN<br />

Roland Friedrich, Michael Rendl<br />

Die Große Kreisstadt Bad Kissingen in Unterfranken<br />

hat 24.000 Einwohner und gehört<br />

zum UNESCO-Weltkulturerbe. Das bayerische<br />

Staatsbad liegt im Tal der Fränkischen<br />

Saale, am südöstlichen Rand der Rhön. Die<br />

Kurstadt wurde seit dem 18. Jahrhundert in<br />

Konkurrenz zu Karlsbad und Baden-Baden<br />

zum Weltbad ausgebaut. Vor Corona kamen<br />

über 250.000 Gäste in die Kuranstalten<br />

(2.500 Betten) und Wellnesshotels (4.400<br />

Betten). Es wurden rund 1,6 Millionen Nächtigungen<br />

gezählt. Im Jahr 2020 waren es nur<br />

noch knapp eine Million Übernachtungen.<br />

Über die aktuelle Situation haben wir mit<br />

dem Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse<br />

Bad Kissingen, Roland Friedrich, und seinem<br />

Vorstandskollegen Michael Rendl gesprochen.<br />

<br />

Der gefürchtete Tsunami an Pleiten durch die<br />

Pandemie ist auch im Geschäftsbereich der<br />

Sparkasse Bad Kissingen ausgeblieben, obwohl<br />

die Kurstadt natürlich durch die Lockdowns<br />

und damit die Schließung aller touristischen<br />

Einrichtungen stark betroffen war. Dennoch<br />

zeigt sich Roland Friedrich trotz der aktuell positiven<br />

Situation vorsichtig optimistisch: „Wir<br />

wären schlecht beraten, wenn wir davon ausgingen,<br />

dass alles so weiter geht. Der Staat, der mit<br />

seinen Förderungen das Schlimmste verhindert<br />

hat, kann nicht auf Dauer sein Füllhorn ausschütten,“<br />

sagt der Vorstandsvorsitzende.<br />

Aktuell sei es so, dass Tilgungsaussetzungen<br />

stark rückläufig sind und auch die Darlehen<br />

vereinbarungsgemäß getilgt werden. So gesehen<br />

gibt es keine Verwerfungen und keinen erhöhten<br />

Bedarf an Einzelwertberichtigungen. Zwei<br />

Unbekannte gibt es aber: Wie viel Eigenkapital<br />

wurde von den Unternehmen aufgebraucht und<br />

wie sieht es mit Zukunftsinvestitionen aus?<br />

Roland Friedrich (li), Vorstandsvorsitzender<br />

Michael Rendl (re), Vorstand, Sparkasse Kissingen<br />

VOM VOLLGAS ZUR VOLLBREMSUNG<br />

Was vom Zahlenwerk her positiv klingt, hat für<br />

Roland Friedrich aber auch negative Seiten: „Die<br />

Unternehmen fahren auf Sicht, sie investieren<br />

weniger.“ Was die aktuellen Bilanzen gut aussehen<br />

lässt, könnte auf mittlere Frist fatal sein:<br />

Durch die Digitalisierung verändern sich Produktionsprozesse.<br />

Wenn darauf nicht reagiert<br />

werde, könnte das Ungemach mit sich bringen,<br />

weil die Zeichen der Zeit nicht rechtzeitig erkannt<br />

werden. Während in normalen Zeiten<br />

permanent investiert werde, seien die Unternehmen<br />

aktuell fast zu vorsichtig, sind Roland<br />

Friedrich und Michael Rendl überzeugt.<br />

Was die Unternehmer mürbe macht, ist das permanente<br />

Auf und Ab. War im letzten Sommer<br />

Euphorie und Vollgas angesagt, kam vor Weihnachten<br />

die Vollbremsung. Dann die Ansage<br />

des Gesundheitsministers, dass nächstes Jahr die<br />

Pandemie vorbei wäre, um wenig später die Hiobsbotschaft<br />

der Omikron-Mutation zu verkünden.<br />

„Die fehlende Kontinuität und Planungssicherheit<br />

schlägt sich auf die Psyche und lässt die<br />

Menschen vorsichtig agieren“, erklärt Friedrich.<br />

Wir wissen, dass vielen Unternehmen sehr effizient<br />

geholfen wurde, jetzt aber niemand sagen<br />

könne, wie es <strong>2022</strong> aussehen wird. Zahlreiche<br />

Verbraucher haben spürbar ihre Gewohnheiten<br />

<strong>#01</strong>-22 S.10 www.bayernconsult.de


<strong>CONSULT</strong>ING LETTER<br />

FOKUSBRANCHE BAU & IMMOBILIEN 2|4<br />

SZENARIEN DURCHSPIELEN<br />

Die betriebswirtschaftlichen Kennziffern sind<br />

das Eine, die ‚weichen Faktoren‘ das Andere. Die<br />

Ursache von Problemen bei Unternehmen läge<br />

häufig am fehlenden Weitblick und am Notfallmanagement.<br />

„Banken müssen auf Grund der<br />

europäischen Regularien viele Szenarien durchzuspielen.<br />

Wir sind es gewohntsind, alle Eventualitäten<br />

in den Blick zu nehmen. Unternehmer<br />

müssen das nicht“, sagt der Vorstandsvorsitzende.<br />

Deshalb wurden viele am falschen Fuß erwischt.<br />

geändert. Nur wer die Transformationsprozesse<br />

verstanden hat, kann die Risiken managen, den<br />

Wandel weiter fördern und Geschäftschancen<br />

gewinnbringend nutzen. Michael Rendl erläutert<br />

die Problematik anhand des Rettungsschirmes<br />

für das Rote Kreuz, für das er ehrenamtlich<br />

tätig ist. Mit Beginn der Pandemie war die Hilfsorganisation<br />

in einigen Bereichen völlig aus dem<br />

Markt. Der Umsatzentgang bei der Pflege wurde<br />

vom Staat ausgeglichen, wodurch das Ergebnis<br />

nicht schlechter ausfiel als im Vorkrisenjahr.<br />

Bund und Land Bayern brachten erhebliche<br />

Mittel auf, um die wichtige Infrastruktur nicht<br />

vor die Hunde gehen zu lassen – ein Kaufen von<br />

Zeit. Die Frage ist, so Rendl, „ob wir in eine<br />

Endlosschleife kommen oder nicht.“ Eine besondere<br />

Problematik gibt es auf Seiten der Mitarbeitenden.<br />

Sie bekamen in Kurzarbeit nicht<br />

100 % des Gehalts. Das betraf in Bad Kissingen<br />

vor allem die Gesundheits- und Tourismuswirtschaft.<br />

Die Folge: Viele suchten sich einen Job in<br />

Branchen mit konstanter Beschäftigung. Damit<br />

potenziert sich der Fachkräftemangel in diesen<br />

Dienstleistungssparten noch zusätzlich.<br />

»Nur wer die Transformationsprozesse<br />

verstanden hat, kann Geschäftschancen<br />

gewinnbringend nutzen.«<br />

Wesentlich bei Sanierungsverfahren ist es aus<br />

seiner Sicht, dass mit Unterstützung externer<br />

Unternehmensberater wie der Bayern Consult<br />

ein Konzept erstellt wird, das mitgetragen und<br />

als Blaupause für das künftige Handeln genommen<br />

wird. Dabei gilt es nicht nur die Geschäftsführer<br />

und Gesellschafter mitzunehmen,<br />

sondern auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />

Ihre Einschätzung der handelnden Personen,<br />

vor allem der Führungskräfte, ist von unschätzbarem<br />

Wert.<br />

Wenn ein Sanierungsverfahren schiefläuft,<br />

dann manchmal deshalb, weil die erarbeiteten<br />

Konzepte nicht umgesetzt werden und „der<br />

alte Stiefel“ weitergeht. Dabei wäre es zum eigenen<br />

Besten, wenn die Ratschläge aufgegriffen<br />

würden, weil ja letztlich der Unternehmer am<br />

Schluss den Kopf hinhalten muss, wenn ein Sanierungsverfahren<br />

schiefläuft<br />

WOHNIMMOBILIEN SIND „AUSVERKAUFT“<br />

Eine Branche, die keinen Rückgang erlebte, ist<br />

die Bauwirtschaft. Vor allem der Wohnungsbau<br />

boomt in Bad Kissingen und Umgebung.<br />

Zum Aufschwung hat auch die Pandemie einen<br />

wichtigen „Beitrag“ geleistet. Durch den >>><br />

<strong>#01</strong>-22 S.11 www.bayernconsult.de


<strong>CONSULT</strong>ING LETTER<br />

SPARKASSE BAD KISSINGEN 3|4<br />

Bei Gewerbeimmobilien ist die Lage entspannter:<br />

Bad Kissingen hat wenig Industrie und die<br />

Nachfrage ist nicht so hoch. Deshalb lag der<br />

Preisanstieg in den letzten drei Jahren auch nur<br />

bei 20 %. Bei Hotels und Gaststätten sind die<br />

Preise in der Pandemie sogar um bis zu 10 % gesunken,<br />

wobei so gut wie kein Angebot an touristischen<br />

Immobilien am Markt vorhanden ist.<br />

NEUE KONZEPTE DER BERATUNG<br />

Trend zum Homeoffice ist Bad Kissingen zu<br />

einer Zuzugskommune geworden. Das Rhein-<br />

Main-Gebiet ist nahe, Frankfurt gerade einmal<br />

120 km entfernt, Erfurt kaum weiter, Fulda<br />

liegt gar nur 50 km entfernt. Wenn nicht täglich<br />

gependelt werden muss, ist es für viele überlegenswert,<br />

die günstigeren Wohnungspreise zu<br />

nutzen, zumal zwei Autobahnen Bad Kissingen<br />

aus jeder Richtung sehr gut erreichbar machen.<br />

Die Quadratmeterpreise sind zwar in den letzten<br />

Jahren deutlich gestiegen, liegen aber derzeit<br />

für eine Eigentumswohnung noch bei gut 4.000<br />

Euro. Was sehr wenig ist im Vergleich zu den<br />

umliegenden Ballungszentren. Das bringt auch<br />

eine Reihe von Menschen aus den Ballungsgebieten<br />

dazu, für die Pension ein Eigenheim in<br />

Unterfranken zu suchen, wo weniger als die<br />

Hälfte dessen bezahlt werden muss als für eine<br />

vergleichbare Immobilie in den Metropolen. Die<br />

Folge: „Wir haben momentan so gut wie keine<br />

Objekte im Angebot“, bedauert Michael Rendl.<br />

„Wir zahlen sogar Provisionen um Kunden zu<br />

ermutigen, uns Immobilien zu bringen.“<br />

Die Sparkasse Bad Kissingen betreut 1200 gewerbliche<br />

Kunden und ein Kreditportfolio in<br />

Höhe von rund 1 Milliarde. 95% davon weisen<br />

ein gutes Rating auf, 3 % haben ein leicht<br />

erhöhtes Risiko, 2 % höhere Risiken sind also<br />

in einem Sanierungsverfahren. Während diese<br />

Werte sogar besser sind als in normalen Zeiten,<br />

vermelden die beiden Vorstände der Sparkasse<br />

Bad Kissingen massive Veränderungen in den<br />

Beratungsansprüchen der Unternehmenskunden.<br />

„Unternehmer wollen eine andere Taktung<br />

bei Gesprächen. ‚Out‘ sind lange Sitzungen von<br />

Sparkasse und Kunden, in denen strategische<br />

Themen und Analysen vorgetragen werden,<br />

‚In‘ sind kurze Meetings, in denen Themen auf<br />

den Punkt gebracht werden,“ weiß Friedrich.<br />

Umgestellt wurden auch die Kontaktmöglichkeiten<br />

per Telefon oder Videokonferenz: „Wir<br />

haben aus den Klagen unserer Kundinnen und<br />

Kunden über manche Dienstleister gelernt, dass<br />

endlose Wartezeiten in der Leitung nicht akzeptiert<br />

werden. Deshalb haben wir unser Servicelevel<br />

und damit die Erreichbarkeit bei uns in der<br />

Sparkasse deutlich verbessert, was auch sehr geschätzt<br />

wird.“<br />

»Wir zahlen sogar Provisionen<br />

um Kunden zu ermutigen,<br />

uns Immobilien zu bringen«<br />

Als Filialbank ist die Sparkasse Bad Kissingen<br />

räumlich nahe am Kunden, dennoch wurde<br />

die Digitalisierung befeuert, die nicht stationären<br />

Vertriebswege beschleunigt. Annähernd die<br />

Hälfte der Mitarbeitenden hat die Möglichkeit,<br />

im Homeoffice tätig zu sein. Führungskräfte<br />

<strong>#01</strong>-22 S.12 www.bayernconsult.de


<strong>CONSULT</strong>ING LETTER<br />

FOKUSBRANCHE BAU & IMMOBILIEN 4|4<br />

müssen dehalb andere Managementmethoden<br />

anwenden, für dislozierte Teammitglieder<br />

brauchtes einen anderen Umgang mit den Kunden.<br />

Maßgeblich verändert hat sich die Nutzung<br />

von Onlinebanking und anderer digitaler<br />

Möglichkeiten, die zwar schon länger angeboten,<br />

aber zu wenig genutzt wurden. Aus diesem<br />

Grund wird jetzt auch an der Einrichtung eines<br />

digitalen Kundenberatungscenters gearbeitet,<br />

das heuer in Betrieb gehen wird.<br />

Die Vorstände der Sparkasse Bad Kissingen gehen<br />

davon aus, dass weder die Arbeitswelt der<br />

Mitarbeitenden, noch die Betreuungsstandards<br />

von 2019 zurückkommen werden. Deshalb werden<br />

Prozesse neu gedacht, Schulungen auf kurze<br />

Onlineeinheiten reduziert und die Bearbeitung<br />

von Kreditakten digitalisiert. „Technisch“, sagt<br />

Roland Friedrich, „ist vieles gut umgesetzt und<br />

in der Praxis bewährt. Die Herausforderung<br />

liegt darin, Mitarbeiter zu binden. Wenn sie<br />

große Teile ihrer Arbeitszeit im Homeoffice verbringen,<br />

geht das Familiäre, der Teamspirit und<br />

der Vorteil kurzer Anfahrtszeiten zum Arbeitsplatz<br />

verloren.“ Wir vertrauen unseren Mitarbeitenden,<br />

sehen anhand der Geschäftsentwicklung<br />

und der geleisteten Stunden, dass Arbeiten<br />

auf Distanz funktioniert.“ Was fehle, sei der informelle<br />

Austausch, weshalb eine Anwesenheit<br />

in der Sparkasse im Ausmaß von zwei bis drei<br />

Tagen pro Woche auch künftig erwünscht ist.<br />

ÜBER DEN VORSTAND DER<br />

SPARKASSE BAD KISSINGEN<br />

Die Sparkasse Bad Kissingen hat eine Bilanzsumme<br />

von 1,8 Mrd. Euro, 330 Mitarbeiter<br />

und 21 Geschäftsstellen.<br />

Roland Friedrich ist seit 2006 Vorstandsvorsitzender.<br />

In Thulba geboren durchlief er die Ausbildung<br />

zum Bankkaufmann bis zum Sparkassenbetriebswirt<br />

und absolvierte den Diplomierten<br />

Bankbetriebswirt bei der Frankfurt<br />

School of Finance & Management. Seine berufliche<br />

Laufbahn begann er bei der damaligen<br />

Privatbank Schilling Bank. 1986 wechselte<br />

er als Geschäftsstellenleiter zur Sparkasse Bad<br />

Kissingen. Nach der Wiedervereinigung war<br />

Friedrich bei der Sparkasse Gera-Greiz in Führungspositionen<br />

bis zum Vorstand tätig. Als<br />

Vorstandsvorsitzender in Bad Kissingen, ist er<br />

für Personal, Interne Revision, Vertriebssteuerung,<br />

Firmenkundenbereich und zwei Marktbereiche<br />

zuständig.<br />

Michael Rendl ist seit 14 Jahren Vorstand der<br />

Sparkasse Bad Kissingen. Der gebürtige Hesse<br />

studierte Betriebswirtschaft an der FH der<br />

Deutschen Bundesbank und startete seine Karriere<br />

bei der Landeszentralbank Hessen. 1991<br />

wechselte er zum Sparkassen- und Giroverband<br />

Hessen-Thüringen. Fünf Jahre später wurde er<br />

Abteilungsleiter für den Zentralbereich Kredit<br />

der Sparkasse Wartburg-Eisenach und Geschäftsführer<br />

deren Beteiligungsgesellschaft.<br />

Ab 2001 war er Markt und Handelsvorstand<br />

der VR-Bank NordRhön von wo er 2007 als<br />

Vorstand zur Sparkasse Bad Kissingen kam<br />

Hier ist er für Unternehmenssteuerung, Finanzen,<br />

Risikocontrolling, Marktfolge Kredit inkl.<br />

Sanierung und Abwicklung, Marktfolge Passiv<br />

und zwei Marktbereiche zuständig.<br />

<strong>#01</strong>-22 S.13 www.bayernconsult.de


<strong>CONSULT</strong>ING LETTER<br />

SPARKASSE MAINFRANKEN WÜRZBURG<br />

Sparkasse Mainfranken Würzburg mit blitzsauberem Kreditbuch<br />

PANDEMIE IST TURBO FÜR ESSENZIELLE INNOVATIONEN DER BETRIEBE<br />

Carolin Höhn<br />

Carolin Höhn Bereichsdirektorin<br />

Firmenkunden, Sparkasse<br />

Mainfranken Würzburg<br />

Prominenter könnte die Adresse der Zentrale der Sparkasse Mainfranken<br />

Würzburg nicht sein: Hofstraße 7-9. „Nachbar“ ist die opulente<br />

Würzburger Residenz, die 1981 gemeinsam mit Hofgarten und Residenzplatz<br />

zum Unesco Weltkulturerbe erklärt wurde. In „normalen“<br />

Zeiten hat Würzburg pro Jahr eine Million Nächtigungen und so gut<br />

wie jeder Gast wandelt durch die Hofgasse an der Sparkasse vorbei<br />

hin zur 1744 fertiggestellten Residenz der Fürstbischöfe. Neben der<br />

Residenz ist die Hauptstadt Unterfrankens auf einen weltberühmten<br />

Bürger ihrer Stadt stolz: Wilhelm Conrad Röntgen, erster Physik-Nobelpreisträger,<br />

entdeckte in Würzburg die nach ihm benannten Strahlen.<br />

Wirtschaftlich gesehen ist Mainfranken – also Würzburg und die<br />

drei umliegenden Landkreise – prosperierend. Die Stadt bietet bei 130.000 Einwohnern rund<br />

82.000 Arbeitsplätze. 36.000 Studierende einer der ältesten Unis Deutschlands geben ihr ein<br />

junges Flair. Dazu gibt es eine Musikuni und eine Fachhochschule. Als Dienstleistungszentrum<br />

verfügt die Stadt über wenige große Industriebetriebe. Das ist der Lage in einem Kessel,<br />

umgeben von Weinbergen, geschuldet. Wir haben mit der Bereichsdirektorin Firmenkunden<br />

der Sparkasse Mainfranken Würzburg, Carolin Höhn, über die Wirtschaftslage und den Immobilienmarkt<br />

gesprochen.<br />

Wie entwickeln sich Wohnungsmarkt und<br />

Immobilienfinanzierungen in Ihrem<br />

Geschäftsgebiet?<br />

Die Entwicklung der letzten Jahre ist spannend<br />

zu beobachten. Der Wohnungsmarkt ist geprägt<br />

von anhaltend hoher Nachfrage sowohl im Bereich<br />

der Kapitalanlage als auch der Eigennutzung.<br />

Das vorhandene Angebot ist bei weitem<br />

kleiner als die Nachfrage. Das führt zu einem<br />

Verkäufermarkt mit steigenden Preisen. Allein<br />

im letzten Halbjahr lag die Preissteigerung bei<br />

Eigentumswohnungen bei 15 bis 20 %. Nach<br />

meiner Meinung ist der Zenit aber bereits überschritten,<br />

da die Käufer wieder zu etwas mehr<br />

Besonnenheit zurückkehren. Die Finanzierung<br />

wird bei steigenden Preisen auch eingebremst,<br />

da die jüngere Generation eine deutlich sinkende<br />

Sparneigung hat, weshalb es kaum Puffer bei<br />

Immobilienkäufen gibt. Das Verständnis dafür,<br />

dass der Erwerb einer eigenen Immobilie etwas<br />

mit Verzicht zu tun hat, ist kaum noch gegeben.<br />

ZENIT BEI IMMOBILIENPREISEN ERREICHT<br />

Ein Verkauf direkt vom Reißbrett bzw. ohne<br />

Besichtigung findet so gut wie nicht mehr statt<br />

und zu hohe Preise werden nicht mehr akzeptiert.<br />

Wobei die Quadratmeterpreise in Würzburg<br />

mit denen der großen Ballungszentren<br />

generell nicht zu vergleichen sind. Das teuerste<br />

Objekt, das jüngst verkauft wurde, war ein<br />

Penthouse in zentraler Lage in Würzburg, für<br />

das 7.000 Euro/m 2 bezahlt wurde. Im Spessart<br />

<strong>#01</strong>-22 S.14 www.bayernconsult.de


<strong>CONSULT</strong>ING LETTER<br />

FOKUSBRANCHE BAU & IMMOBILIEN 2|4<br />

oder Kitzingen werden Preise von rund 4.500<br />

Euro für den Quadratmeter Neubau bezahlt.<br />

Aufgrund der Corona-Situation steigt die Nachfrage<br />

im urbanen Umfeld von Würzburg. Das<br />

hat steigende Preise im ländlichen Bereich zur<br />

Folge. Steigende Material- und Personalkosten<br />

sorgen bei der Sparkasse Mainfranken Würzburg<br />

überdies für ein weiter steigendes Volumen<br />

der Baufinanzierungen. Dazu kommt noch die<br />

höhere Nachfrage nach Modernisierungsfinanzierungen.<br />

Viele der derzeit am Markt befindlichen<br />

Objekte stammen aus den Jahren 1960<br />

bis 1980, die auf den aktuellen Stand der Haustechnik<br />

und Wärmedämmung gebracht werden<br />

müssen.<br />

Würzburg weist in einer ihrer Standort-Broschüren<br />

mit umliegenden Gewerbeflächen<br />

verfügbare Flächen für Expansion und Neuansiedelung<br />

von Betrieben nahezu 400.000<br />

m 2 Grund mit Preisen bis 225 € pro Quadratmeter<br />

aus. Das ist gegenüber anderen<br />

Ballungszentren schon ein „Überfluss“.<br />

Vorhandene Flächen allein sind kein Wachstumsgarant.<br />

Es ist das Zusammenspiel vieler<br />

Vorzüge: Universitätsstadt, zentrale Lage in der<br />

Mitte Deutschlands zwischen Frankfurt, Nürnberg<br />

und Stuttgart, Anbindung an A3/A7/A81<br />

und der ICE Knotenpunkt machen den Standort<br />

ebenso attraktiv wie vorhandene Arbeitskräfte.<br />

Wirtschaftsförderung und Standortmarketing<br />

bemühen sich um bestehende und neue<br />

Betriebe. Das ändert aber nichts daran, dass<br />

Würzburg kein typischer Standort für Industrie<br />

und produzierendes Gewerbe ist. Die Fläche von<br />

400.000 m 2 entspricht der eines mittleren zusammenhängenden<br />

Gewerbegebietes. In Würzburg<br />

sind die Flächen aber über verschiedene<br />

Standorte verteilt, was eine Neuansiedlung größerer<br />

Betriebe nicht möglich macht.<br />

Kommen wir zu Ihrem Geschäftsgebiet Unternehmensfinanzierungen:<br />

Wie schätzen Sie<br />

die aktuelle betriebswirtschaftliche Lage der<br />

Unternehmen in Ihrem Geschäftsgebiet ein?<br />

Laut Bundesbank sind lediglich 6 % der Unternehmen<br />

stark von der Pandemie betroffen. Auch<br />

unsere Unternehmerinnen und Unternehmer im<br />

Geschäftsgebiet haben die Pandemie und deren<br />

Auswirkungen mit Bravour gemeistert. Sicherlich<br />

sind gewisse Branchen wie Gastronomie und<br />

Hotellerie deutlich mehr betroffen als andere,<br />

aber auch die haben dank der Hilfen von Bund<br />

und Land das Schlimmste vermeiden können.<br />

Die Situation in Zahlen: 2019 erwirtschaftete<br />

der Tourismus in Würzburg einen Bruttoumsatz<br />

von 685 Millionen Euro, 2020 waren es um 265<br />

Millionen Euro weniger. Gesamt gesehen sind<br />

wir und die überwiegende Zahl der Betriebe<br />

aktuell tiefenentspannt. Was wir sehen, ist eine<br />

gewisse Zurückhaltung bei Ausrüstungsinvestitionen,<br />

die sich aber zu einem guten Teil auf<br />

Lieferschwierigkeiten zurückführen lassen.<br />

»Staatliche Unterstützungen haben<br />

Liquidität hochgehalten.«<br />

Herausfordernd sind Materialknappheit, unterbrochene<br />

Lieferketten, Fachkräftemangel und<br />

rasante Preiserhöhungen bei Rohstoffen. Das<br />

trifft eine Reihe von Branchen. Unseren Unternehmen<br />

in der Region geht es trotzdem gut.<br />

Dazu haben natürlich die staatlichen Unterstützungen<br />

beigetragen. Es hätte wohl keiner<br />

gedacht, dass die Liquiditätslage der Unternehmer<br />

auch Ende 2021 so gut ist. Wir spüren das<br />

in steigenden Passiva und der niedrigsten Beanspruchung<br />

von Kontokorrentkrediten seit 2012.<br />

In dem von mir zu verantwortenden Geschäftsbereich<br />

Firmenkunden betreuen wir hauptver- >>><br />

<strong>#01</strong>-22 S.15 www.bayernconsult.de


<strong>CONSULT</strong>ING LETTER<br />

SPARKASSE MAINFRANKEN WÜRZBURG 3|4<br />

antwortlich, Gewerbe-, Firmen- und Unternehmenskunden.<br />

Dazu kommen Kommunen sowie<br />

öffentliche Institutionelle Kunden. Für freie<br />

Berufe, Heilberufe, Agrarkunden und die Immobilien-<br />

und Projektfinanzierung haben wir<br />

ebenfalls speziell ausgebildete Berater. Insgesamt<br />

beträgt das Aktivvolumen für alle genannten<br />

Kundengruppen ca. 4 Mrd. €.<br />

Sehen Sie aus dem Titel der Pandemie heraus<br />

Langzeitfolgen im Kreditportfolio?<br />

Die Sparkasse Mainfranken Würzburg hat –<br />

das kann ich mit Stolz sagen – ein blitzsauberes<br />

Kreditbuch. Wir stehen im Kunden- und Sparkasseninteresse<br />

für eine sensible Risikopolitik.<br />

Das Ergebnis spricht für die hervorragende Arbeit<br />

unserer Kunden wie auch unserer Berater.<br />

Wir rechnen trotz allem in den kommenden<br />

Jahren mit moderat steigenden Risiken im Kreditportfolio.<br />

Entscheidend wird sein, dass unsere<br />

Unternehmerinnen und Unternehmer ihr<br />

Geschäftsmodell kritisch überprüfen und sich<br />

so auf die neuen Erfordernisse einstellen.<br />

Wenn es dennoch notwendig ist, ein Sanierungsverfahren<br />

durchzuführen: Was braucht<br />

es, dieses positiv über die Bühne zu bringen?<br />

Den meistern Unternehmern fällt die Einbin-<br />

dung einer Unternehmensberatung nicht leicht.<br />

Oft sind damit Ängste verbunden, die eigene<br />

Kompetenz abzugeben oder die eigene Handlungsfähigkeit<br />

in Frage zu stellen. Wir stellen<br />

fest, dass es der jüngeren Generation meist etwas<br />

leichter fällt, externes Know-how und Unterstützung<br />

durch eine Unternehmensberatungsgesellschaft<br />

in Anspruch zu nehmen. Wir geben<br />

unseren Unternehmern den Impuls mit, dass ein<br />

„nein“ nach dem Gespräch wertvoller ist als ein<br />

„nein“ vor dem Gespräch. Wir empfehlen den<br />

Unternehmern deshalb, ein kostenloses Erstgespräch<br />

in Anspruch zu nehmen und sich so<br />

einen Eindruck zu verschaffen, ob eine Zusammenarbeit<br />

auf Augenhöhe mit dem Unternehmensberater<br />

möglich ist. Ziel muss es sein, das<br />

Unternehmen mindestens einen Schritt nach<br />

vorne zu bringen und gemeinsam die Zukunftsfähigkeit<br />

sicher zu stellen.<br />

INS UNTERNEHMEN HINEINHÖREN<br />

Welche Vorteile bringt die Zusammenarbeit<br />

mit Unternehmensberatern im Sanierungsverfahren?<br />

Bringt eine Fortführungsprognose<br />

Erkenntnisse, die Sie aus dem Ihnen zur Verfügung<br />

stehenden Zahlenwerk nicht herauslesen<br />

können?<br />

Die Zusammenarbeit mit Unternehmensberatern<br />

in Sanierungsverfahren ist für alle Beteiligten<br />

im Normalfall ein Gewinn. In betriebswirtschaftlich<br />

herausfordernden Zeiten erhält<br />

der Unternehmer Unterstützung und Impulse.<br />

Als Sparkasse profitieren wir vom unabhängigen<br />

Blick auf die wesentlichen Stellschrauben im<br />

Unternehmen und professionellem Reporting.<br />

Den Unternehmerinnen und Unternehmern<br />

lege ich ans Herz, gut in ihr Unternehmen hineinzuhören<br />

und sich immer wieder die Frage<br />

zu stellen: „Ist mein Unternehmen so aufgestellt,<br />

<strong>#01</strong>-22 S.16 www.bayernconsult.de


<strong>CONSULT</strong>ING LETTER<br />

FOKUSBRANCHE BAU & IMMOBILIEN 4|4<br />

dass es nachhaltig erfolgreich tätig sein kann?“<br />

Unternehmen, die seit Jahrzehnten erfolgreich<br />

am Markt sind, zeichnen sich dadurch aus, dass<br />

sie handeln und Maßnahmen ergreifen um die<br />

Zukunftsfähigkeit zu sichern, solange es ihnen<br />

„gut geht“. Eine professionelle Unternehmensberatung,<br />

wie wir sie bei der Bayern Counsult<br />

schon mehrmals erlebt haben, kann hier wertvolle<br />

Impulse und Unterstützung geben.<br />

Aus unserer Sicht hat die Pandemie wie ein<br />

Turbo für die bereits bekannten Megathemen<br />

Digitalisierung und Nachhaltigkeit gewirkt.<br />

Viele Gespräche mit unseren Kunden stärken<br />

uns in der Überzeugung, dass es keinen Weg<br />

zurück in die Welt vor der Pandemie gibt. Das<br />

stellt uns als Sparkasse teilweise vor neue Themen,<br />

die wir – um zukunftsfähig zu bleiben –<br />

mit Nachdruck angehen müssen.<br />

ÜBER CAROLIN HÖHN<br />

Was hat Corona im Hinblick auf die<br />

Steuerung Ihrer eigenen Sparkasse bzw.<br />

der gesamten Sparkassengruppe verändert?<br />

Was davon wird die Pandemie überleben?<br />

Wir sind als Sparkasse schon zu Beginn der<br />

Pandemie sehr „geräuschlos“ arbeitsfähig und<br />

handlungsfähig geblieben. Das liegt zum einen<br />

daran, dass wir unseren Mitarbeitenden mobiles<br />

Arbeiten seit 2019 ermöglichen. Equipment<br />

und die technischen Möglichkeiten für eine digitale<br />

Beratung wurden zur Verfügung gestellt.<br />

Dadurch können wir alle gut von zu Hause arbeiten.<br />

Zudem sind unsere Kreditprozesse seit<br />

Ende 2019 vollständig papierlos. Dies und die<br />

Flexibilität unserer Mitarbeitenden hat uns ermöglicht,<br />

unsere Arbeit auch zu Beginn der<br />

Pandemie – hier war vor allem ein offenes Ohr<br />

für unsere Kunden und Reaktion auf viele Anfragen<br />

gefragt – professionell zu leisten.<br />

Die gebürtige Haßfurterin begann nach dem<br />

Abitur ihre Karriere bei der Sparkasse Ostunterfranken.<br />

Nebenbei absolvierte sie die Berufsakademie<br />

Mosbach, die sie als Diplom Betriebswirtin<br />

abschloss. Ihr Aufgabengebiet lag<br />

von Anfang an im Bereich der Firmenkundenberatung.<br />

2012 absolvierte Sie das Lehrinstitut<br />

in Bonn. 2014 wechselte Carolin Höhn als<br />

Teamleiterin Gewerbekundenbetreuung zur<br />

Sparkasse Mainfranken Würzburg und stieg<br />

rasch zur Abteilungsleiterin auf. 2019 übernahm<br />

sie die Leitung des Bereichs Geschäftskunden<br />

und Immobilien, 2021 die Bereichsdirektion<br />

Firmenkundenbetreuung.<br />

Die 1822 gegründete Sparkasse Mainfranken<br />

Würzburg ist die viertgrößte und zweitälteste<br />

Bayerns. Als „Flächensparkasse“ deckt sie ein<br />

Gebiet von mehr als 3.000 Quadratkilometern<br />

ab. Bei einer Bilanzsumme von 9,8 Milliarden,<br />

werden 10.072 Geschäftskunden im Haupterwerb<br />

betreut. An Unternehmen wurden rd. 4,0<br />

Milliarden verliehen, das entspricht einem regionalen<br />

Marktanteil von 35 %. Die Sparkasse beschäftigt<br />

in 88 Geschäftsstellen in Summe 1.573<br />

Mitarbeitende. Carolin Höhn hat in ihrem Bereich<br />

Führungs- und Vertriebsverantwortung<br />

für 97 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />

<strong>#01</strong>-22 S.17 www.bayernconsult.de


<strong>CONSULT</strong>ING LETTER<br />

KOMMENTAR <strong>BAYERN</strong> <strong>CONSULT</strong><br />

<strong>Bauindustrie</strong> und Nebengewerke<br />

ROHSTOFFENGPÄSSE, LIEFERSCHWIERIGKEITEN UND<br />

PREISANSTIEGE DÄMPFEN POSITIVE PROGNOSEN<br />

Markus Ziechaus,<br />

Geschäftsführer Bayern Consult<br />

Bau- und Baunebengewerke sind aktuell geprägt durch einen enorm<br />

hohen Auslastungsgrad – Man möchte meinen, den Unternehmen<br />

ginge es gut. Die Nachfrage nach Baumaßnahmen ist hoch und<br />

gemäß aller Schätzungen wird das auch so bleiben. Rohstoffpreise<br />

und die Risiken der Rohstoffversorgung trüben allerdings die optischen<br />

Prognosen. Zusätzlich wirken die Nachwehen der Coronajahre,<br />

der Fachkräftemangel nimmt zu, die Energiepreise steigen weiter<br />

an. Rohstoffverknappung, Lieferschwierigkeiten und Preisanstiege<br />

dämpfen in Summe die Freude über gute Auftragsbestände deutlich.<br />

Ein Stück weit gelingt es den Bauunternehmen inzwischen bei neuen<br />

Verträgen, den Druck auf der Einkaufseite an den Markt weiterzugeben. Gleichwohl unterstützt<br />

die hohe Kapazitätsauslastung zdie Degrssionseffekte deutlich. Die hohe Geräteauslastung<br />

hat die Investitionsbereitschaft vieler Unternehmen deutlich erhöht. Seit geraumer Zeit<br />

investiert das Baugewerbe stärker als das übrige produzierende Gewerbe und die Dienstleistungsbereiche<br />

in neue Anlagen und moderne Infrastruktur. Die personellen Kapazitäten bleiben<br />

weiterhin ein Engpass, doch es scheint Licht am Ende des Tunnels zu geben: Neben dem<br />

Rückgang der Arbeitslosenzahl und der Gewinnung ausländischer Arbeitskräfte gelingt es, die<br />

Gesamtzahl der Ausbildungsverhältnisse zu erhöhen.<br />

FAZIT<br />

Die Preissteigerungen im Baugewerbe seit dem Jahr 2020<br />

werden auch <strong>2022</strong> und den kommenden Jahren Nachwirkungen<br />

haben. Allerdings legen Bauunternehmen die<br />

Preise bereits vielfach, wenngleich nicht flächendeckend,<br />

auf die Bauherren um. Die Baukosten steigen somit, der<br />

Umsatzentwicklung tut dies keinen Abbruch Die Nachfrage<br />

ist weiterhin ungebrochen – mit dem Koalitionsvertrag<br />

der neuen Bundesregierung nimmt auch die Modernisierung<br />

öffentlicher Infrastruktur, der Wohnungsbau<br />

und klimaneutrales Bauen weiter Fahrt auf.<br />

Als größte Gefahr bleiben die Rohstoffversorgung und<br />

die unkontrollierte Erhöhung der Energiekosten. Die<br />

Nachfrage übersteigt vielfach das Angebot, die Lieferketten<br />

sind am Anschlag und durch den Ukraine-Krieg kann<br />

die Versorgung nicht als dauerhaft sicher angenommen<br />

werden.Es gilt also: der Trend bei Auftragsbestand und<br />

Auslastung positiv, die Kosten drücken das Ergebnis und<br />

die Gewinnerwartung aber deutlich<br />

(mzi)<br />

<strong>#01</strong>-22 S.18 www.bayernconsult.de


<strong>CONSULT</strong>ING LETTER<br />

BRANCHEN-STECKBRIEF<br />

Bayern Consult Branchen-Steckbrief <strong>Bauindustrie</strong><br />

ZEIT FÜR VERBESSERUNG UND NEUE PRIORITÄTEN<br />

IN HERAUSFORDERNDEN ZEITEN<br />

Das Bauhauptgewerbe spürt Rückenwind. Volle Auftragsbücher und gute Perspektive in zahlreichen<br />

Segmenten und Nischen prägen das Bild. Die Prognosen der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute<br />

sind durchweg positiv. Gedämpft wir der Optimismus aber von brüchigen<br />

Lieferketten, Rohstoffengpässen und Preissteigerungen sowie einem eklatanten Mangel an<br />

Fachkräften. Gerade in herausfordernden Zeiten gilt es Kraft zu bündeln, Reserven aufzubauen<br />

und intern die richtigen Verbesserungsmaßnahmen anzugehen.<br />

CHANCEN<br />

+ + Kooperationsprozesse in der Branche<br />

+ + Auflösung Investitionsstau Infrastruktur<br />

Steigender Handlungsdruck, z.B.<br />

bezüglich Sanierung von Straßen,<br />

Brücken und Tunnels<br />

+ + Höhere Prozesseffizienz durch digitale<br />

Medien<br />

Innovative, prozesskostensenkende Informationsflüsse<br />

(z.B. Einkauf, Leistungsmeldung<br />

oder Mängelanzeige via Smartphone/<br />

Tablet)<br />

+ + Internationalisierung<br />

Einschränkung: Finanzmittelbedarf<br />

Nach Jahren größter Herausforderungen beherrschen<br />

positive Dynamik und gleichzeitig<br />

Unsicherheit die Branche. Starke Nachfrage<br />

versetzt innovative Unternehmen in die Lage,<br />

sich durch das Aufbrechen alter Vorgehensweisen,<br />

nicht nur im Bauprojektmanagement, neu<br />

zu definieren. Mit neuen, effizient gestalteten<br />

Informationsflüssen via Smartphone / Tablets<br />

lassen sich Prozesskostenvorteile erzielen. Wenn<br />

markseitig Unruhe herrscht, sollten interne<br />

Optimierungs- und Verbesserungsmaßnahmen<br />

nicht weiter aufgeschoben werden (Relaunch<br />

kaufmännische Steuerungssysteme, Anpassung<br />

Kalkulationsschemata, Einführung leistungsorientierter<br />

Vergütung für Schlüsselmitarbeiter).<br />

RISIKEN<br />

+ + Projektkalkulation<br />

Steigende Einkaufspreise und Inflationseffekte<br />

+ + Unsichere Rohstoffverfügbarkeit<br />

Gebrochene Lieferketten, Logistik-<br />

Engpässe, Preis-/ Mengeneffekte<br />

+ + Fachkräftemangel<br />

Fortschreitender Verlust der Fachkompetenz<br />

durch Ausscheiden älterer<br />

Mitarbeiter<br />

+ + Wettbewerbsintensität<br />

Zunehmender internationaler Wettbewerb<br />

auf dem Heimmarkt<br />

Bei einer Reihe namhafter Bauunternehmen<br />

laufen Planung und Umsetzung für derartige<br />

Projekte auf Hochtouren, um effizient auf<br />

die volatilen Herausforderungen reagieren zu<br />

können.<br />

NUTZEN FÜR UNTERNEHMEN<br />

Das Bayern Consult Team berät seit Jahrzehnten<br />

mittelständische Bauunternehmen bei allen<br />

Herausforderungen, die sich im Lebenszyklus<br />

des Unternehmen ergeben. Das Team aus<br />

Betriebswirten und Ingenieuren versteht Ihre<br />

Probleme und erarbeit Lösungen mit dem Ziel,<br />

nachhaltigen Mehrwert zu generieren.<br />

<strong>#01</strong>-22 S.19 www.bayernconsult.de


<strong>CONSULT</strong>ING LETTER<br />

LBS HESSEN-THÜRINGEN<br />

Bausparer haben eine gute Bonität und geringes Ausfallrisiko<br />

LBS HESSEN-THÜRINGEN SIEHT CHANCEN FÜR PERIPHERE REGIONEN<br />

Stephen Adam<br />

Als Mitglieder der Sparkassen-Finanzgruppe<br />

liegen die acht Landesbausparkassen bei einem<br />

Marktanteil von 36 Prozent und sind<br />

damit die Nummer 1 der Bausparkassen in<br />

Deutschland. Acht Millionen Kunden werden<br />

von den Landesbausparkassen betreut,<br />

8,9 Millionen laufende Bausparverträge<br />

mit einem Volumen von 306,6 Milliarden<br />

Euro sind im Bestand. Im Jahr 2020 wurden<br />

503.000 Verträge mit einer Bausparsumme<br />

von 27,5 Milliarden Euro abgeschlossen. Die<br />

LBS-Gruppe hat 2020 in Deutschland rund<br />

33.600 Immobilien im Wert von 9,6 Milliarden<br />

Euro vermittelt. Wir haben mit Stephen<br />

Adam, Mitglied der Geschäftsleitung der<br />

LBS Hessen-Thüringen über die Zukunft des<br />

Bauspargeschäfts und den Immobilienmarkt<br />

gesprochen.<br />

<br />

Stephen Adam,<br />

Mitglied der Geschäftsleitung<br />

LBS Hessen-Thüringen<br />

»Die Regierung sollte proaktiv<br />

den Eigenheimbau fördern«<br />

ersten Pandemiejahr gab es einen Einbruch um<br />

15 % und in diesem Jahr nochmals um 10 %.<br />

Wir gehen aber davon aus, dass wir nun den<br />

Boden erreicht haben. Wir mussten in der Pandemie<br />

erkennen, dass eine etwas komplexere<br />

Baufinanzierungsstruktur mit Einbindung von<br />

Ist Bausparen heute noch attraktiv genug für<br />

Geldanleger und Immobilienfinanzierer?<br />

Trotz des niedrigen Niveaus bei den Einlagezinsen<br />

sehen Menschen, die an einen Eigenheimkauf<br />

denken, es für sinnvoll an, mit Bausparen<br />

Eigenkapital zu bilden. Eine wichtige Rolle<br />

spielt dabei die Wohnungsbauprämie, die ab<br />

dem Sparjahr 2021 für Alleinstehende 70 € und<br />

für Verheiratete/Lebenspartner maximal 140<br />

€ jährlich ausmacht, wenn die entsprechenden<br />

Einkommensgrenzen eingehalten werden. Angesichts<br />

einer aktuellen Verzinsung von 0,01 %<br />

auf Sparguthaben ein nettes Zubrot. Die Attraktivität<br />

des Bausparens als Finanzierungsbaustein<br />

hat angesichts der niedrigen Zinsen etwas nachgelassen,<br />

zumal wir bei der Anpassung der Bauspartarife<br />

der Entwicklung des Zinsniveaus immer<br />

einen gewissen Zeitversatz haben. Im Jahr<br />

2018/19 betrug das Volumen des Bruttoneugeschäftes<br />

rd. 100 Milliarden bundesweit. Im<br />

Bauspar-/und Fördermitteln nicht ganz einfach<br />

virtuell bzw. am Telefon zu platzieren ist. Das<br />

betraf nicht nur unsere Außendienstpartner,<br />

sondern auch die Sparkassen. Einige Häuser<br />

hatten lange Monate die Filialen geschlossen<br />

und kaum mehr persönlichen Kontakt zur<br />

Kundschaft. Unser wichtigstes Asset ist die Absicherung<br />

der niedrigen Finanzierungszinsen<br />

auf viele Jahre und in die Zukunft. Das muss<br />

erklärt werden.<br />

<strong>#01</strong>-22 S.20 www.bayernconsult.de


<strong>CONSULT</strong>ING LETTER<br />

FOKUSBRANCHE BAU & IMMOBILIEN 2|3<br />

Wie sehen Sie die Entwicklung des<br />

Immobilienmarktes?<br />

Der Markt in den Ballungszentren ist überhitzt.<br />

Das sehen wir an den Finanzierungssummen<br />

unserer Bausparer, die stark steigen. Die Immobilienpreise<br />

explodieren. Das ist für Normalverdiener<br />

längst nicht mehr leistbar. Wir<br />

finanzieren Eigentumswohnungen in Frankfurt<br />

mit Quadratmeterpreisen von teilweise deutlich<br />

über 10.000 Euro. Viele Menschen, die sich mit<br />

dem Gedanken tragen, in die eigenen vier Wände<br />

zu investieren, erkennen sehr schnell, dass sie<br />

ohne ausreichendes Eigenkapital keine Finanzierung<br />

bekommen. Hier kommt das Bausparen<br />

ins Spiel. Es gibt eine interessante Statistik, die<br />

ausweist, dass Bausparer wesentlich konsequenter<br />

und mehr sparen als Nicht-Bausparer. Diese<br />

fokussierten Sparer kommen auch schneller ins<br />

Eigenheim und haben auch eine höhere Eigenheimquote.<br />

Wer sich also mit dem Gedanken<br />

trägt, in die eigene Immobilie einzuziehen, sollte<br />

beizeiten mit dem Bausparen beginnen.<br />

Die neue Bundesregierung sollte Überlegungen<br />

anstellen, wie der Eigenheimbau gefördert<br />

werden kann. Das ist in der Vergangenheit<br />

viel zu wenig geschehen, weshalb in Deutschland<br />

nur 42,1 % der Menschen in ihrer eigenen<br />

Immobilie wohnen. Ein europaweit sehr<br />

niedriger Wert. Die Mietbremse in Berlin war<br />

absolut kontraproduktiv, weil dadurch der<br />

Wohnungsbau mangels zu erwartender Rendite<br />

praktisch zum Erliegen kam. Es wäre absolut<br />

sinnvoll, wenn politische Weichen gestellt würden,<br />

die in Richtung Wohnbau-Investitionen<br />

und weiterer Förderung von Privaten gehen.<br />

Eine interessante Entwicklung ist durch ‚Remote<br />

Work‘ entstanden. Als die Menschen ins<br />

Homeoffice übersiedelten, haben sich viele überlegt,<br />

sich zu günstigeren Preisen weiter draußen<br />

in der Peripherie nach großzügigeren Wohnmöglichkeiten<br />

umzusehen, wo man sich mit<br />

weniger Geld ein großzügigeres Raumangebot<br />

mieten oder kaufen kann, weil sich plötzlich<br />

durch Homeoffice und Homeschooling ganz<br />

neue Bedarfe für das eigene Wohnen entstanden<br />

sind. Das Ganze steht und fällt aber mit<br />

der Infrastruktur. Wenn es kein leistungsfähiges<br />

Angebot im öffentlichen Personennahverkehr<br />

und schlechte Internetverbindungen gibt, funktioniert<br />

das nicht. Auch hier sind Bund, Länder<br />

und Kommunen gefordert, eine Investitionsoffensive<br />

zu starten, ebenso wie für die Förderung<br />

von Sanierung von Bestandsobjekten.<br />

Gibt es aufgrund der Pandemie „Nachwehen“,<br />

was die Bedienung von Bauspardarlehen<br />

betrifft? ?<br />

Nein! Die Stundungsanfragen bei unseren Bausparverträgen<br />

waren sehr überschaubar und es<br />

gab keine Ausfälle. Wir hatten durchaus Befürchtungen,<br />

dass etwas auf uns zukommen<br />

könnte, wenn großflächig Hotels, Restaurants,<br />

Händler und körpernahe Dienstleister ihre Arbeit<br />

einstellen mussten. Es hat sich aber gezeigt,<br />

dass Bausparer insgesamt eine gute Bonität haben,<br />

sehr fokussiert sind auf ihr Anliegen, ihr<br />

Eigenheim zu schaffen und zu erhalten. Sei<br />

sparen mehr, weshalb sie auch mehr finanzielle<br />

Luft haben, wenn es enger wird. Wir haben keine<br />

Verträge verkauft, die nicht bedient werden<br />

konnten. Es gab zwar da und dort einmal Gespräche<br />

über individuelle Vereinbarungen sowie<br />

kurzfristige Stundungen, aber die sind allesamt<br />

schon wieder geregelt. >>><br />

<strong>#01</strong>-22 S.21 www.bayernconsult.de


<strong>CONSULT</strong>ING LETTER<br />

LBS HESSEN-THÜRINGEN 3|3<br />

WENIGER SITZUNGSTOURISMUS<br />

Was hat Corona im Hinblick auf die Steuerung<br />

der Landesbausparkasse verändert?<br />

Die Helaba Landesbank Hessen-Thüringen,<br />

deren Geschäftsbereich wir sind, hat Großartiges<br />

geleistet. In kürzester Zeit wurden tausende<br />

Arbeitsplätze remotefähig gemacht. Niemand<br />

hätte sich gedacht, dass es reibungslos<br />

funktioniert, wenn bis zu 90 % der Mitarbeitenden<br />

vom Homeoffice aus arbeiten. Wir<br />

werden auch in Zukunft flexible Lösungen<br />

anbieten, eine Mischung von Homeoffice und<br />

Büro. 100 % im Büro wird es nicht geben,<br />

wir gehen von max. 50 % Homeoffice aus.<br />

Den Sitzungstourismus von früher wird es nicht<br />

mehr geben. 5 Stunden Reisezeit für 2 Stunden<br />

Meeting sind inakzeptabel. Wir nutzen dafür<br />

Videokonferenzen, auch in der Mitarbeiterkommunikation.<br />

Damit reduzieren wir unseren<br />

CO 2<br />

-Footprint erheblich und leisten unseren<br />

Beitrag zur Nachhaltigkeit. Wir werden aber<br />

„haptische“ Treffen nicht komplett abschaffen.<br />

Die Sehnsucht nach persönlichen Kontakten<br />

ist durch die lange Trennungszeit groß. Es<br />

gilt, negative Effekte zu verhindern. Auch wenn<br />

die Produktivität im Homeoffice oft höher ist,<br />

kommt es zu einer Entsozialisierung. Bindung<br />

und Identifikation mit dem Unternehmen werden<br />

geringer. Besonders schmerzlich ist festzustellen:<br />

Schwarmintelligenz kann nicht genutzt<br />

werden, weil der persönliche Austausch fehlt.<br />

Wir haben gelernt, dass es Vertrauen in die Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter braucht. Viele<br />

haben einen intrinsischen Antrieb (=aus dem<br />

eigenen Antrieb heraus) und eine hohe Eigenmotivation.<br />

Andere, denen es schon vorher an<br />

Elan fehlte, haben den auch zu Hause nicht bekommen.<br />

Gefordert sind hier in erster Linie die<br />

Führungskräfte, die richtige Ansprache zu wählen,<br />

Ziele zu setzen und deren Einhaltung auch<br />

zu würdigen. Damit konnten Menschen, deren<br />

Antrieb nicht rein intrinsisch ist, durchaus zur<br />

höheren Leistung motiviert werden.<br />

ÜBER STEPHEN ADAM<br />

Stephen Adam ist seit 2020 Mitglied der Geschäftsleitung<br />

der seit 1929 existierendenLBS<br />

Hessen-Thüringen. Heute ist die LBS mit einer<br />

Bilanzsumme von 6,2 Mrd. € ein Geschäftsbereich<br />

der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen<br />

und betreut fast 664.000 Kunden mit<br />

über 720.000 Bausparverträgen und einem<br />

Bausparvolumen von 21,1 Mrd. €. Die LBS arbeitet<br />

mit 200 Mitarbeitenden im Innendienst<br />

und 154 Partnern im Außendienst zusammen.<br />

Als Mitglied der Sparkassen-Finanzgruppe ist<br />

die LBS Hessen-Thüringen mit sieben weiteren<br />

Landesbausparkassen bei einem Marktanteil<br />

von 36 Prozent die Nummer 1 der Bausparkassen<br />

in Deutschland.<br />

Stephen Adam absolvierte die Ausbildung zum<br />

Bankkaufmann in der Sparkasse Konstanz, in<br />

den Neunzigerjahren durchlief er die Studiengänge<br />

bis zum dipl. Bankbetriebswirt. Bis 2015<br />

war Adam Firmenkundenberater in verschiedenen<br />

Banken und Sparkassen, zuletzt als Leiter<br />

des FirmenCenters Ludwigshafen der fusionierten<br />

Sparkasse Vorderpfalz. Danach wurde<br />

er Bereichsleiter in der Helaba, wo er für das<br />

Sparkassengeschäft-Süd in 6 Bundesländern<br />

auf Vorstandsebene zuständig war. Im vergangenen<br />

Jahr wechselte er dann in die LBS, wo er<br />

nun Mitglied der Geschäftsleitung ist.<br />

<strong>#01</strong>-22 S.22 www.bayernconsult.de


<strong>CONSULT</strong>ING LETTER<br />

DREES & SOMMER SE<br />

BAUEN IM BESTAND:<br />

WARUM JETZT EIN GUTER ZEITPUNKT IST<br />

Holger Seidel<br />

Ob Produktionsgebäude, Büro, Hotel<br />

oder sonstige gewerbliche Immobilie:<br />

In ihren Bestand müssen Unternehmen<br />

regelmäßig investieren. Doch ein nachhaltiges<br />

Refurbishment ist noch aus weiteren<br />

Gründen erforderlich: Die Klimapolitik<br />

und gesellschaftliche Veränderungen<br />

machen Sanierungen besonders lohnend.<br />

Was das für mittelständische Unternehmen<br />

bedeutet und wie sie das Thema am<br />

besten anpacken …<br />

KLIMAWANDEL BEFEUERT<br />

SANIERUNGEN<br />

Dipl.-Ing. (FH) Holger Seidel, ist Geschäftsführer und<br />

Associate Partner bei der Drees & Sommer SE<br />

© Christian Back<br />

Der Klimawandel ist Realität. Mittlerweile besteht<br />

politischer Konsens über dessen gravierende<br />

Auswirkungen. Klimaneutralität bis 2050 –<br />

indem die Europäische Union dieses Ziel<br />

ausrief, legte sie auch die wesentlichen ordnungspolitischen<br />

Rahmenbedingungen fest,<br />

mit denen sie den Klimawandel eindämmen<br />

will.<br />

Es sind vor allem zwei Bausteine der Klimapolitik,<br />

die sich unmittelbar auf die Bau- und<br />

<strong>Immobilienwirtschaft</strong> auswirken. Zum einen<br />

ist die Besteuerung von CO2-Emissionen gemeint,<br />

welche die überwiegende Mehrheit aller<br />

Wirtschaftssektoren betrifft. Zum anderen<br />

erzeugt die Einführung der ESG-Kriterien<br />

(Environmental, Social, Governance) für die<br />

Kapitalanlage in Immobilien eine wesentliche<br />

Lenkungskraft.<br />

NACHHALTIGES REFURBISHMENT:<br />

DIE GEBÄUDE DER ZUKUNFT STEHEN SCHON<br />

Aber nicht nur für Kapitalanleger, sondern<br />

auch für Eigennutzer von Immobilien – etwa<br />

mittelständische Unternehmen – wirkt sich die<br />

Klimapolitik massiv aus. Die wichtige Nachricht:<br />

Es muss nicht immer gleich Neubau sein.<br />

Stattdessen wird eine weitergenutzte, ökologisch<br />

optimierte Bestandsimmobilie aus der<br />

Klimaschutzperspektive zunehmend die beste<br />

Wahl sein! Dies hat die Politik erkannt. Mit<br />

dem Europäischen Aufbaufonds bietet sie ein<br />

umfangreiches Förderprogramm zum Klimaschutz.<br />

Durch ein Bündel aus Förderungsanreizen<br />

soll die Sanierungsrate in den kommenden<br />

Monaten und Jahren verdoppelt werden!<br />

Das ergibt Sinn, denn der Gebäudesektor ist<br />

für mehr als ein Drittel des Energieverbrauchs<br />

und der CO2-Emissionen in Europa verantwortlich:<br />

Ein sanierter und verbesserter Gebäudebestand<br />

in der EU wird zu einem kohlenstoffarmen<br />

und sauberen Energiesystem<br />

beitragen. Die Sanierung öffentlicher und privater<br />

Gebäude ist in diesem Zusammenhang<br />

eine wesentliche Maßnahme. Im Europäischen<br />

Green Deal gilt sie als Schlüsselinitiative, um<br />

die Energieeffizienz im Bau- und Immobiliensektor<br />

zu steigern.<br />

>>><br />

<strong>#01</strong>-22 S.23 www.bayernconsult.de


<strong>CONSULT</strong>ING LETTER<br />

DREES & SOMMER SE 2|4<br />

BAUEN IM BESTAND:<br />

WARUM JETZT EIN GUTER ZEITPUNKT IST<br />

WAS BEDEUTET ESG FÜR DEN<br />

IMMOBILIENBESTAND?<br />

Im Zusammenhang mit Klimaschutz tauchen<br />

immer wieder drei Buchstaben auf: ESG.<br />

ESG steht für „Environmental, Social, Governance“.<br />

Die drei Begriffe bezeichnen eine<br />

Wirtschaftspraxis, die neben dem ökonomischen<br />

Erfolg Verbesserungen in den Bereichen<br />

Umwelt (Environmental), Soziales (Social)<br />

sowie Unternehmensführung (Governance)<br />

anstrebt.<br />

Sinngemäß übersetzt bedeutet ESG „umweltbewusste,<br />

sozial-verantwortliche (Unternehmens-)Führung“.<br />

Der ESG-Ansatz umfasst ein<br />

System von Indikatoren und Offenlegungen,<br />

mit denen sich Fortschritte in diesen drei Bereichen<br />

messen lassen. Ziel ist es, E, S und G als<br />

Felder für Zukunftsrisiken zu bewerten.<br />

ESG ist in Zusammenhang mit weiteren Nachhaltigkeitssystemen<br />

zu sehen: Die sogenannte<br />

EU-Taxonomie beispielsweise dient als Kriterienkatalog<br />

zur Nachhaltigkeit mit einer direkten<br />

Umsetzung des Bausteins „E“ in ESG. Die<br />

Sustainable Development Goals (SDGs) der<br />

UN dagegen definieren politische Ziele in unterschiedlichen<br />

Bereichen. Darunter fallen etwa<br />

eine bessere Bildung oder nachhaltige Konsumund<br />

Produktionsmuster. Um auch in Zukunft<br />

gesetzeskonform zu agieren und die von der EU<br />

geforderten ESG-Kriterien zu erfüllen, ist es<br />

wichtig, einen Überblick über die Nachhaltigkeitssysteme<br />

zu behalten. Darüber hinaus geht<br />

es darum, mit Nachhaltigkeitsrisiken umgehen<br />

und mit geeigneten Tools und Strategien handeln<br />

zu können. In Bezug auf Gebäude sind<br />

es in erster Linie Anforderungen Materialität,<br />

CO2- und Energieverbrauch, denen Eigentümer<br />

und Nutzer zu entsprechen haben.<br />

Drees & Sommer unterstützt mittelständische<br />

Unternehmen dabei, die ESG-Anforderungen<br />

umzusetzen – angefangen bei einer Bestandsaufnahme<br />

über eine Nachhaltigkeitsstrategie<br />

bis zum Reporting.<br />

CORONA UND DER FLÄCHENBEDARF<br />

Neben der Klimapolitik hat ein Ereignis die<br />

Anforderungen an Gebäude bedeutend verändert:<br />

Die Corona-Pandemie. Unbestritten hat sie<br />

während und nach ihrem Auftreten zu grundlegenden<br />

Veränderungen in unserer Gesellschaft<br />

geführt. Wie Menschen jetzt und in Zukunft<br />

wohnen, einkaufen, reisen und arbeiten wollen –<br />

das wirkt sich auch massiv auf die Gebäude aus.<br />

Was die Arbeitswelt betrifft, so hat die Pandemie<br />

den Startschuss zu einem nie dagewesenen<br />

Digitalisierungs-Sprint gegeben. Vor allem im<br />

Dienstleistungssektor deckte dieser signifikante<br />

Effizienzpotenziale auf. Das temporäre Leben<br />

und Arbeiten von zu Hause hat die Anforderungen<br />

an Büro- und Wohnimmobilien neu definiert.<br />

Große Unternehmen wie BMW, Siemens<br />

und Allianz bieten ihren Mitarbeitenden flexibles<br />

Arbeiten. Das „Next level of work“ reduziert<br />

einerseits die quantitativen Flächenbedarfe<br />

in Büroimmobilien. Anderseits haben sich die<br />

Anforderungen an die verbleibenden Büroflächen<br />

deutlich gewandelt. Mehr Kollaboration<br />

in Kombination mit einer erhöhten Sharing-Rate<br />

führt Dienstleistungsunternehmen zu neuen<br />

Bürokonzepten.<br />

Corona hat Fortschritte ausgelöst, die sonst<br />

sicher ein Jahrzehnt beansprucht hätten, gerade<br />

auch hinsichtlich der Digitalisierung.<br />

Bestandsimmobilien verschiedener Branchen<br />

und Gebäudearten „digital ready“ zu<br />

machen, ist eine wichtige Zukunftsaufgabe.<br />

<strong>#01</strong>-22 S.24 www.bayernconsult.de


<strong>CONSULT</strong>ING LETTER<br />

FOKUSBRANCHE BAU & IMMOBILIEN 3|4<br />

KLIMANEUTRALITÄT<br />

ESG-Check<br />

Digitalisierungsstrategie<br />

Modulares<br />

Sanieren<br />

BAUEN IM BESTAND<br />

fungibel,<br />

nachhaltig und<br />

rentabel<br />

Fördermittel<br />

<strong>Consulting</strong><br />

Cradle-to-Cradle,<br />

Garage. Diese Räume können je nach Uhrzeit<br />

Urban Mining und<br />

energetische Sanierung<br />

und Buchung verschiedene Funktionen erfüllen,<br />

stärken dabei aber immer das Miteinander.<br />

New Work –User<br />

Centric <strong>Consulting</strong><br />

und Design<br />

Das Gesamtkonzept lebt vom NUTZERVERHALTEN Zusammenspiel<br />

UND<br />

BEDÜRFNISSE<br />

starker Kontraste und der frei zu wählenden<br />

Die Bau- und <strong>Immobilienwirtschaft</strong> befindet sich im Umbruch, gerade auch was den Immobilienbestand betrifft. Gesellschaftliche<br />

Entwicklungen wie der Klimawandel und die Corona-Pandemie erzeugen vielschichtige, sich teilweise überlagernde Veränderungen.<br />

Drees & Sommer hat die passenden Antworten zum nachhaltigen Refurbishment Ihrer Bestandsimmobilien.<br />

© Drees & Sommer SE<br />

BEISPIEL AUS DER PRAXIS:<br />

NEW WORK HUB IN MÜNCHEN<br />

Sicherlich lassen sich neue Ansätze am leichtesten<br />

bei einem Neubau-Projekt umsetzen. Aber<br />

gerade auch Bestandsimmobilien bilden oft einen<br />

attraktiven Rahmen, um neue Konzepte<br />

baulich umzusetzen.<br />

Am Drees & Sommer-Standort in München<br />

brachten die Expertinnen und Experten mit<br />

dem New Work Hub das Thema zukunftsfähige<br />

Arbeitswelten in einem Bestandsgebäude<br />

auf die Fläche. Dort bündelt das Unternehmen<br />

seine Kompetenzen zu neuen Arbeitswelten und<br />

berät Kunden von der Konzeption bis zur Umsetzung<br />

im Raum. Nach dem Umbau bis April<br />

2021 sind nun auch die eigenen Büroräume bereit<br />

für die Zukunft des Arbeitens.<br />

Arbeitsmöglichkeiten. Deshalb sind auch die<br />

Passagen zwischen den Räumen keine reinen<br />

Verkehrswege, sondern beherbergen unter anderem<br />

die Materialbibliothek, Schließfächer und<br />

Kommunikationsflächen.<br />

Digitale Tools und Technologien erleichtern den<br />

Arbeitsalltag. So lassen sich Räume über eine<br />

App buchen, die Auslastung der Arbeitsplätze<br />

digital verfolgen und auswerten. Die Beleuchtung<br />

ist mit Sensorik-Beacons ausgestattet und<br />

bereichsweise steuerbar.<br />

© Peter Neusser<br />

Wer heute durch die Büros in der Geisenhausener<br />

Straße 17 in München läuft, entdeckt<br />

unterschiedlich gestaltete Bereiche. Das Konzept<br />

stellt vor allem den Mehrwert von Shared<br />

Spaces ins Zentrum, also gemeinsame Flächen<br />

für Kollaboration und Kommunikation. Es<br />

gibt einen Marketplace und zahlreiche Konferenz-<br />

und Meetingräume. Daneben gibt es auch<br />

Orte für Konzentration, wie die Bibliothek und<br />

vielfältige Fokusräume. Und nicht zu vergessen<br />

den Pocket Park, die Kioske, das Studio und die<br />

Homebase for New Work – das Drees & Sommer-Büro in der<br />

Geisenhausenerstraße 17 in München nach dem Umbau<br />

INNOVATIONSGEIST IM<br />

1980er-JAHRE-PRODUKTIONSGEBÄUDE<br />

Auch am Hauptsitz von Drees & Sommer in<br />

Stuttgart hat das Unternehmen eine Bestandsimmobilie<br />

aus den 1980ern – eine ehemalige<br />

>>><br />

<strong>#01</strong>-22 S.25 www.bayernconsult.de


<strong>CONSULT</strong>ING LETTER<br />

DREES & SOMMER SE 4|4<br />

© seven city<br />

Industrie-Buchbinderei – nachhaltig umgenutzt<br />

und mit neuer Gebäudetechnik ausgestattet. Sie<br />

beheimatet jetzt den Innovation Hub mit attraktiven<br />

Flächen, auf denen die Zukunft der Arbeit<br />

spürbar wird. Auf rund 2.000 Quadratmetern<br />

erforschen die Mitarbeitenden vor allem digitale<br />

Geschäftsmodelle. Drees & Sommer kooperiert<br />

dafür mit zahlreichen Start-ups. Auch der Vorstand<br />

ist dort eingezogen.<br />

Das Konzept legt viel Wert auf Kommunikation<br />

und interdisziplinären Austausch und schafft<br />

gleichzeitig Orte für konzentriertes Arbeiten;<br />

und das bei maximaler Transparenz! Im Sinne<br />

der Nachhaltigkeit wurden an zahlreichen Stellen<br />

Mobiliar und Stoffe aus recycelten Materialien<br />

verwendet. Der gezielte Einsatz von Pflanzen<br />

wirkt sich positiv auf Raumklima und Akustik<br />

aus und bietet einen Ort zum beruhigten Arbeiten,<br />

an dem Gemeinschaft und räumliche Qualität<br />

gleichermaßen erlebbar werden.<br />

Der Innovation Hub der Drees & Sommer SE in Stuttgart, kurz<br />

DS HUB: Von der alten Buchbinderei zum Pop-Up-Office<br />

DEN WANDEL WIRTSCHAFTLICH REALISIEREN<br />

Umfangreiche Sanierungsprojekte sind teuer<br />

und dauern lange – zumindest ist das die Befürchtung<br />

vieler Eigentümer. Das muss aber<br />

nicht sein. Wer modular baut, erreicht eine hohe<br />

Skalierbarkeit und realisiert auf diese Weise<br />

auch komplexe Projekte ökonomisch. Gerade<br />

im Bestand, zum Beispiel in Gebäuden aus den<br />

1960er-Jahren, trifft man häufig auf regelmäßig<br />

Strukturen und damit auf ein hohes Potenzial<br />

für modulares Bauen. Eine Prüfung ganz zu<br />

Anfang legt die Einsparmöglichkeiten offen.<br />

Modulares Bauen bietet sich nicht nur für gesamte<br />

Projekte, sondern genauso gut für einzelne<br />

Teile eines Bestandsgebäudes an – wie etwa eine<br />

Fassade oder ein neues Technikmodul. Da alles<br />

vorproduziert ist und nur noch eingebaut werden<br />

muss, verkürzt sich die Ausführung vor Ort.<br />

FAZIT: Im Entwickeln und Bauen im Bestand<br />

stecken technische und konzeptionelle Herausforderungen<br />

– aber in erster Linie Chancen.<br />

Wer den Bestand nutzt, schont Ressourcen.<br />

Energetisch zu optimieren und den CO2-Verbrauch<br />

zu reduzieren – das gehört schon fast<br />

zum Standard. Wer zusätzlich auf kreislauffähige<br />

Materialien und Digitalisierung setzt und<br />

Bestandsimmobilien in der Nutzung flexibel<br />

hält, sichert die Zukunft seiner Immobilien und<br />

profitiert zudem von Fördermöglichkeiten. Jetzt<br />

oder nie ist die richtige Zeit, das Pflicht-Thema<br />

Sanieren völlig neu anzugehen. Digital, nachhaltig,<br />

wirtschaftlich und innovativ!<br />

ÜBER HOLGER SEIDEL<br />

Sein Bauingenieurstudium an der Hochschule<br />

in München vertiefte Holger Seidel im Fach<br />

Baubetrieb/Grundbau. In seiner Tätigkeit bei<br />

Drees & Sommer spezialisierte er sich auf die<br />

Projektentwicklung und das Projektmanagement<br />

für Quartiersentwicklungen, Dienstleistungs-<br />

und Verwaltungsgebäude. Er betreut<br />

speziell für Fondgesellschaften, Banken und<br />

Versicherungen Due-Diligence-Untersuchungen<br />

bei Immobilienbewertungen und leitet die<br />

Durchführung von Projektcontrollingleistungen.<br />

Seine berufliche Entwicklung führte ihn<br />

über verschiedenste Standorte und Großprojekte<br />

in leitende Positionen als Geschäftsführer<br />

und Associate Partner bei der Drees & Sommer<br />

SE speziell am Standort Bayern. Die Niederlassung<br />

in Nürnberg hat er maßgeblich seit über<br />

15 Jahren aufgebaut. Er ist verheiratet, Vater<br />

einer Tochter und lebt in Freising.<br />

<strong>#01</strong>-22 S.26 www.bayernconsult.de


<strong>CONSULT</strong>ING LETTER<br />

LB IMMOWERT<br />

Unternehmensimmobilien<br />

WELCHE AUSWIRKUNGEN ZEIGTE DIE CORONA-KRISE<br />

AUF DEN MARKT FÜR UNTERNEHMENSIMMOBILIEN?<br />

Begriffsdefinition<br />

»Unternehmensimmobilie«<br />

Zu Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr<br />

2020 haben sich die weltweiten Lieferketten als<br />

sehr anfällig gezeigt. Es kam teils zu deutlichen<br />

Lieferengpässen, was wiederum in einigen Branchen<br />

auch zu einem Produktionsstopp führte. In<br />

diesem Rahmen kamen Prognosen auf, dass zukünftig<br />

ein Ausbau von Lagerflächen gerade in<br />

Bezug auf im Rahmen der Produktion benötigten<br />

Materialien sowie bei Ersatzteilen eintreten<br />

wird. Des Weiteren wurde in diesem Rahmen<br />

diskutiert, ob es teils nicht sinnvoll wäre, ausgelagerte<br />

Produktion wieder ins Inland zu holen.<br />

Ab Mitte März 2020 musste eine Vielzahl an<br />

Einzelhandelsbetrieben in den Lockdown. Infolge<br />

dessen kam es zu einem deutlichen Umsatzanstieg<br />

beim E-Commerce. Die Nachfrage<br />

nach Logistikflächen, um das gestiegene Warenaufkommen<br />

im Versandhandel überhaupt bewältigen<br />

zu können, war hoch.<br />

Basierend auf diesen sich am Markt abzeichnenden<br />

Auswirkungen gingen Marktakteure davon<br />

aus, dass Unternehmensimmobilien, insbesondere<br />

Lager-/Logistikimmobilien sowie Produktionsimmobilien<br />

langfristig von der Krise profitieren<br />

würden. Gleichzeitig stand die Befürchtung<br />

im Raum, dass es coronabedingt zu Produktionsrückgängen<br />

sowie Insolvenzen und in Folge<br />

zu Betriebsschließungen kommen würde.<br />

Diese Entwicklung würde kurz- und mittelfristig<br />

einen Nachfragerückgang an den Vermietungsmärkten<br />

auslösen, was wiederum Einfluss auf<br />

die Investmentmärkte nach sich ziehen würde.<br />

Da dieser Begriff sehr breit gefasst ist, bietet<br />

sich an dieser Stelle zum besseren Verständnis<br />

nochmals eine kurze Begriffsdefinition an. Die<br />

Assetklasse Unternehmensimmobilie zeichnet<br />

sich durch eine hohe Komplexität aus, welche<br />

unter anderem auf den vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten<br />

dieser Immobilienart beruht.<br />

„Unternehmensimmobilien werden im<br />

Allgemeinen als gemischt genutzte Gewerbeobjekte<br />

mit typischerweise mittelständischer<br />

Mieterstruktur definiert.“ 1<br />

Im angelsächsischen Raum ist die Verwendung<br />

des Begriffs „Light Industrial Real Estate“<br />

für diesen Immobilientyp gebräuchlich.<br />

UNTERNEHMENSIMMOBILIEN ZEIGTEN SICH<br />

ALS RESILIENTE ASSETKLASSE IN DER KRISE<br />

Flächenumsatz nur geringfügig unter<br />

Vorjahresniveau<br />

Die Assetklasse zeigte sich in der Corona-Krise<br />

als relativ resilient. Basis hierfür waren die<br />

langfristigen Mietvertragslaufzeiten und der<br />

diese Assetklasse prägende Nutzermix.<br />

Der Flächenumsatz bei Unternehmensimmobilien<br />

bewegte sich nur geringfügig unter dem<br />

Vorjahresniveau. Da die in Unternehmensimmobilien<br />

registrierten Vermietungen seit 2017<br />

bereits einen fallenden Trend zeigten, war das<br />

schwache Jahresergebnis nicht nur durch die<br />

von der Corona-Pandemie ausgelöste, wirtschaftliche<br />

Verunsicherung beeinflusst worden.<br />

1<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Lars P. Feld u.a. (2021):<br />

Frühjahresgutachten <strong>Immobilienwirtschaft</strong> 2021 des<br />

Rates der Immobilienweisen<br />

>>><br />

<strong>#01</strong>-22 S.27 www.bayernconsult.d1


<strong>CONSULT</strong>ING LETTER<br />

LB IMMOWERT 2|4<br />

WELCHE AUSWIRKUNGEN ZEIGTE DIE CORONA-KRISE<br />

AUF DEN MARKT FÜR UNTERNEHMENSIMMOBILIEN?<br />

Mit einem Flächenumsatz von rund 525.000<br />

m² war das Jahresergebnis 2020 annähernd auf<br />

dem Niveau von 2019. In Bezug auf den langjährigen<br />

Mittelwert für den Zeitraum 2013 bis<br />

2020 war der Flächenumsatz 2020 jedoch um<br />

über 40 % niedriger ausgefallen. Ursächlich für<br />

den seit Jahren niedrigen Flächenumsatz ist<br />

nicht eine mangelnde Nachfrage, sondern vielmehr<br />

ein zu geringes Angebot.<br />

Hohe Umsatzanteile haben 2020 beispielsweise<br />

Gewerbeparks, welche aufgrund des Flächenund<br />

Nutzermixes ein breites Spektrum von<br />

potentiellen Mietern ansprechen, aufgewiesen.<br />

Zudem sehr gefragt waren Produktionsflächen.<br />

Diese Marktentwicklung könnte ein erstes Anzeichen<br />

sein, dass aufgrund der Erfahrungen<br />

aus der Corona-Krise eine Verlagerung der<br />

Produktion zurück ins Inland erwägt wird.<br />

FLÄCHENUMSATZ NACH OBJEKTKATEGORIEN<br />

Quelle: Initiative Unternehmensimmobilien; Darstellung: LBImmoWert Research (2021)<br />

AUFGRUND VON FLÄCHENKNAPPHEIT<br />

KOMMT ES ZU MIETPREISANSTIEGEN<br />

Im Jahr 2020 zeigte sich bei den Durchschnittsmieten<br />

von Unternehmensimmobilien<br />

je nach Flächenart ein steigender Trend, unbeeinflusst<br />

von der durch die Corona-Pandemie<br />

ausgelösten wirtschaftlichen Verunsicherung.<br />

Dieser Mietpreisanstieg untermauert auch die<br />

Beobachtung, dass der geringe Flächenumsatz<br />

nicht durch eine mangelnde Nachfrage initiiert<br />

wurde, sondern die Folgen eines mangelnden<br />

Angebots waren. So zeigte sich bei der Durchschnittsmiete<br />

für Produktionsflächen ein Anstieg<br />

um 8,5 % auf 6,40 €/m² bzw. bei angegliederten<br />

Büro-/Sozialflächen war ein Anstieg<br />

um 5,3 % auf 9,95 €/m². Die durchschnittliche<br />

Miete bei Flex Space blieb mit 8,15 €/<br />

m² auf Vorjahresniveau. Bei Lagerflächen unter<br />

500 m² zeigte sich ein geringer Anstieg im<br />

Bereich von 1 % auf 5,60 €/m².<br />

<strong>#01</strong>-22 S.28 www.bayernconsult.de


<strong>CONSULT</strong>ING LETTER<br />

FOKUSTHEMA BAU & IMMOBILIEN 3|4<br />

AUSWIRKUNGEN DER CORONA-PANDEMIE AUF DEN INVESTMENTMARKT ERSICHTLICH<br />

Der Investmentmarkt für Unternehmensimmobilien<br />

war trotz des anfänglichen Optimismus<br />

im Hinblick auf Produktions- und Logistikimmobilien<br />

von der allgemeinen wirtschaftlichen<br />

Verunsicherung aufgrund der Auswirkungen<br />

der Corona-Pandemie beeinflusst. Basierend auf<br />

dem im 1. Halbjahr 2020 erzielten Investitionsvolumen,<br />

das überwiegend auf 2019 angebahnten<br />

Transaktionen beruhte, war der Optimismus,<br />

dass ein sehr gutes Jahresergebnis erzielbar<br />

wäre, hoch. Im 2. Halbjahr 2020 zeigten sich<br />

die Investoren jedoch abwartend und Transaktionen<br />

wurden mit großer Umsicht getätigt. Insgesamt<br />

wurde 2020 ein Investmentumsatz von<br />

2,14 Mrd. € erzielt, ein Rückgang im Bereich<br />

von über 30 % im Vergleich zum Vorjahr.<br />

INVESTMENTUMSATZ NACH OBJEKTKATEGORIEN<br />

Quelle: Initiative Unternehmensimmobilien; Darstellung: LBImmoWert Research (2021)<br />

BEI DEN RENDITEN ZEIGTE SICH EIN STABILER<br />

BIS LEICHT STEIGENDER TREND<br />

Unternehmensimmobilien erwiesen in der Corona-Pandemie<br />

als sehr robuste Assetklasse. Dies<br />

beruhte unter anderem auf dem teils breiten<br />

Nutzermix. Gerade Gewerbeparks zeichnen sich<br />

durch ein breites Mieterspektrum aus, sodass Investoren<br />

einen besonderen Fokus auf diese Objektkategorie<br />

gelegt hatten. Dies spiegelte sich in<br />

einem hohen Investmentumsatz fallenden Renditen<br />

wider. Die Spitzenrendite bei Gewerbeparks<br />

reduzierte sich von 5,7 % brutto auf 5,3 %<br />

brutto. Auch Logistikimmobilien standen bei<br />

Investoren hoch im Kurs. Hier ergab sich ein<br />

Renditerückgang von 4,5 % brutto in 2019 auf<br />

4,3 % brutto in 2020. Obwohl es bei den anderen<br />

Ausprägungen von Unternehmensimmobilien<br />

in 2020 beim Investmentumsatz deutliche<br />

Einbrüche gegeben hatte, zeigten die Renditen<br />

hier einen Seitwärtstrend. Die Spitzenrendite<br />

bei Transformationsimmobilien stagnierte bei<br />

4,3 % brutto. Die Rendite bei Produktionsimmobilien<br />

bleibt beinahe auf dem Vorjahresniveau<br />

und rutschte lediglich um 10 bp von 5,6 %<br />

brutto auf 5,5 % brutto. >>><br />

<strong>#01</strong>-22 S.29 www.bayernconsult.de


<strong>CONSULT</strong>ING LETTER<br />

LB IMMOWERT 4|4<br />

AUSBLICK<br />

Zu Beginn der Corona-Pandemie war es, wie<br />

bereits einleitend angesprochen, teils zu Lieferengpässen<br />

gekommen. Dies hatte sich wiederum<br />

negativ auf Teilbereiche des produzierenden<br />

Gewerbes ausgewirkt.<br />

Nicht nur im Hinblick auf die Lagerhaltung<br />

im Rahmen der Produktion benötigten Materialien<br />

sowie bei Ersatzteilen, sondern auch<br />

aufgrund des steigenden E-Commerce und den<br />

damit einhergehenden Bedarf an Lager- und<br />

Logistikflächen, hier insbesondere für die letzte<br />

Meile, wird die Nachfrage an Logistikimmobilien<br />

mittel- bis langfristig betrachtet auf einem<br />

hohen Niveau verharren.<br />

Auch im Hinblick auf Produktionsprozesse,<br />

welche nicht ins „Homeoffice“ ausgelagert werden<br />

können, sprechen für einen anhaltend hohen<br />

Bedarf an Produktionsimmobilien. Auch<br />

der Gedankengang, dass Teile der Produktion<br />

wieder im Inland angesiedelt werden, unter<br />

anderem aufgrund der Erfahrungen durch die<br />

Corona-Pandemie, ist nicht abwegig. Digitalisierung<br />

und technologische Innovationen<br />

werden dazu beitragen, dass sich die Anforderungen<br />

an eine Produktionsimmobilie insbesondere<br />

auf die Ausstattung bzw. die Flächenqualität<br />

erhöhen.<br />

Durch eine digitalisierte Fertigung wird eine<br />

Verlagerung an Produktionsstandorte nahe der<br />

Absatzmärkte / Metropolregionen unter Umständen<br />

wirtschaftlich sinnvoll.<br />

In diesem Zusammenhang ist auch das Schlagwort<br />

„Urban Production“, welche kleine, flexible,<br />

gut in die gängige Stadtstruktur integrierbare<br />

Einheiten benötigt, zu nennen.<br />

ÜBER<br />

LB IMMOWERT<br />

Die 2002 gegründete LBImmobiliengesellschaft<br />

(LBImmoWert) ist das Kompetenzzentrum<br />

für Immobilienbewertungen und<br />

Immobilienresearch in Deutschland, Europa<br />

und den USA. 65 zertifizierte, unabhängige<br />

und erfahrenen Gutachter erstellen jährlich<br />

rund 3.500 Bewertungen mit einem Marktvolumen<br />

von 50 Mrd. Euro.<br />

Das Leistungsportfolio der LB Immowert<br />

bildet alle Bewertungsanlässe ab und reicht<br />

von der Vorwertanalyse bis hin zum Marktund<br />

Objektrating. Mit Ressourcenstärke und<br />

langjähriger Expertise bietet LB Immowert<br />

Kompetenz auf unabhängiger Basis und ist<br />

heute eine der bedeutendsten und größten Bewertungsgesellschaften<br />

in Deutschland.<br />

www.lb-immowert.de<br />

Impressum<br />

Medieninhaber, für den Inhalt verantwortlich:<br />

Bayern Consult Unternehmensberatung GmbH, © <strong>2022</strong><br />

Konzept, Layout & Grafik: Syngroup Management <strong>Consulting</strong> GmbH<br />

Interviews (S. 4, 7, 10, 14, 20): Dr. Wolfgang Immerschitt ,<br />

Fotos: Christian Back, Amelie Chapalain, Christina Ganslmaier, Michael<br />

Königshofer, LB Immowert, LBS Hessen-Thüringen,<br />

Peter Neusser, pixabay, seven city, Spk. Bad Kissingen,<br />

Spk. Mainfranken Würzburg, Spk. Starkenburg, unsplash<br />

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