KnapsackSPIEGEL 2/2022
Das Magazin des Chemieparks Knapsack
Das Magazin des Chemieparks Knapsack
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DAS IST SCHON MAL GELUNGEN.<br />
Ja, genau. Diese Antragstellung war wie eine Abiturprüfung<br />
in einem 20 Meter langen Schlauch als Besprechungssaal<br />
und hinten saßen drei Personen, die mich befragten und<br />
die ich kaum gesehen habe. So sind wir auch das erste Mal<br />
durchgefallen. Bis zum zweiten Antragstermin hatten wir<br />
dann Fürsprecher gewonnen und der Antrag wurde genehmigt.<br />
So haben wir das Container-Terminal ausgeschrieben<br />
und anschließend gebaut. Für die Umsetzung eines solchen<br />
Projekts brauchten Sie natürlich Partner. Für die Projektgestaltung,<br />
die Wirtschaftlichkeitsberechnung und das<br />
Layout haben wir damals mit der Deutschen Bahn zusammengearbeitet,<br />
damals mit deren Tochter BTT BahnTank<br />
Transport, die heute auch immer noch am Markt aktiv sind.<br />
DAMALS STECKTE DIE LOGISTIK VERGLEICHSWEISE<br />
NOCH IN DEN KINDERSCHUHEN.<br />
Allerdings, es war damals eine Idee, dass man anfängt Logistikzüge<br />
zu bilden, weil der klassische Bahner Mitte der<br />
1990er Jahre eigentlich nur Ganzzüge kannte, also ein 600-<br />
700 Meter langer Zug mit nur einem Produkt, beispielsweise<br />
nur Kesselwagen, Schüttgutwagen mit Erzen oder Stahl von<br />
Punkt A nach B. Und dann gab es bunte Züge im schwarzen<br />
Netz. Das bedeutete, man hat einen Einzelwagen bestellte,<br />
der mit anderen zu bunten Zügen zusammengestellt wurde.<br />
Und der ist dann irgendwann an einen Übergabebahnhof gegangen<br />
– das war hier in Köln-Gremberg. Und so ein Einzelwagen<br />
kam dann irgendwann, wenn man Glück hatte, zwei,<br />
drei oder vier Wochen später an der Stelle aus dem schwarzen<br />
Netz wieder raus, wo man ihn hin haben wollte. Angesichts<br />
der aufkommenden Bedeutung der Logistik war das<br />
damals natürlich völlig indiskutabel, nicht einmal zu wissen,<br />
wie lange der Transport dauert – ohne jede Zuverlässigkeit.<br />
WAS WAR DIE LÖSUNG?<br />
Geld verdiente man seinerzeit eigentlich nur mit 600 Meter<br />
langen Zügen. Und so war das Konzept, einen Logistikzug zu<br />
bilden, bestehend aus zwei Flügelzügen, einer aus Knapsack<br />
und einer aus dem Chemiepark Marl – jeweils einen 300 Meter-Zug.<br />
Die sollten sich dann in Köln treffen und gingen<br />
auf den Long Distance Run nach Busto Arsizio in Italien,<br />
das war damals das Terminal in der dortigen Region. Die<br />
Idee: Zwei aufkommensstarke Punkte, Marl und Knapsack,<br />
und das verbindet man mit Italien. So sind wir in das Projekt<br />
reingegangen. Daraufhin sind die Terminals in Marl und<br />
in Knapsack gebaut worden. Kurze Zeit später ist dann die<br />
Hoechst AG auseinandergebrochen. Und auch aus Marl ist<br />
ein Chemiepark geworden wie in Knapsack. Und so waren<br />
wir mit dem Terminal, als es gerade fertig war, auf einmal im<br />
freien Wettbewerb.<br />
MIT WELCHER KONSEQUENZ?<br />
Wir haben, damals noch Hoechst AG, beginnend InfraServ<br />
Knapsack, festgestellt, dass wir für diese Idee starke Partner<br />
brauchen, die sich im Logistikbereich auskennen. Die Bahn<br />
wollte eigentlich bei uns Mitglied werden, hat sich dann<br />
aber immer mehr gesträubt und letztendlich das Interesse<br />
verloren. Als InfraServ Knapsack haben wir beschlossen,<br />
dafür eine Betreibergesellschaft, die Knapsack Cargo, zu<br />
gründen und uns dazu Gesellschafter zu suchen, die stark<br />
genug sind, das Terminal zu beleben.<br />
UND AN DIESER STELLE KAM DIE HGK INS SPIEL?<br />
Richtig! Wir haben als erstes an die Häfen und Güterverkehr<br />
Köln (HGK) gedacht. Wir sind hier in Knapsack ein<br />
sogenannter Nebenanschließer an das Bundesbahnnetz,<br />
weil wir nur auf privaten Gleisen der HGK zum DB-Netz<br />
kommen. Damals begann auch der große Wettbewerb freier<br />
Transport-Eisenbahnunternehmen auf dem Schienenmarkt,<br />
die uns Konkurrenz machen konnten. Und es war<br />
auch eine Voraussetzung, dass wir hier ein öffentliches<br />
Terminal haben mit einem diskriminierungsfreien Zugang,<br />
das auch der Eisenbahnanbieter A, B oder C oder die HGK<br />
anstelle der Bahn so einen Zug ins Terminal rein- und wieder<br />
rausfahren kann. Da kam Vieles zusammen, wie zum<br />
Beispiel auch, dass wir eisenbahntechnisch gesehen hier in<br />
Knapsack auf einem hohen Hügel liegen, und sehr starke<br />
Lokomotiven brauchen um dort hochzukommen.<br />
AUF DEN KNAPSACKER HÜGEL<br />
Genau. Und wir hatten auch keine Elektrotraktion, sondern<br />
nur Diesel. Also brauchte man spezielle, sehr starke<br />
Dieselloks, um hier überhaupt einen Zug hochzubekommen.<br />
Damit war die HGK, die solche Dieselloks hier in der<br />
Region hatte, automatisch mit dabei. Dazu kam noch die<br />
Besonderheit, dass auf dem HGK-Netz eine induktive Zugbeeinflussung,<br />
die sogenannte Indusi, vorhanden war. Eine<br />
Indusi verhindert durch Zwangsbremsung Unfälle und Gefährdungen,<br />
wenn ein Triebfahrzeugführer Signale oder<br />
Geschwindigkeitsbeschränkungen nicht beachtet. Die Indusi<br />
war aber eine Straßenbahn-Indusi, weil die Stadt Köln<br />
zu diesem Zeitpunkt mehr Straßenbahnen bei der KVB als<br />
Lokomotiven bei der HGK hatte. KVB und HGK benutzen<br />
bis heute zum Teil gemeinsam das umfangreiche Schienen<br />
Netz der Stadt Köln, das heute aber im Eigentum der HGK<br />
ist. Das waren im Prinzip die entscheidenden Hemmnisse:<br />
Der große Berg, den man nur mit einer Diesellok anfahren<br />
konnte, und die „andere“ Indusi, so dass wir eisenbahntechnisch<br />
keinen großen Wettbewerb erzeugen konnten, weil<br />
keine anderen privaten Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />
(EVU) außer der DB die passenden Lokomotiven hatten.<br />
Deswegen haben wir die HGK als Gesellschafter mit reingenommen<br />
in die kleine Gesellschaft der Knapsack Cargo.<br />
UND DANN FEHLTE IN DEM GANZEN KONSTRUKT<br />
NOCH EIN LOGISTIKER?<br />
Stimmt – es war die Frage, ob wir hier am Standort aktive<br />
Speditionen dazu nehmen, wie zum Beispiel Talke oder<br />
Schmidt, oder ob wir uns was anderes einfallen lassen.<br />
Ich bin ja auch ein Seiteneinsteiger in die Logistik, von<br />
KNAPSACKSPIEGEL 2 / <strong>2022</strong> | 9