J - Institut für Theoretische Physik II - Ruhr-Universität Bochum
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Einleitung<br />
I. Freiheitsgrade im Atomkern<br />
Inhal tsverzeichnis<br />
A. Grundlagen der Nukleon-Nukleon-Wechselwirkung<br />
B. Projektion auf nukleonische Freiheitsgrade<br />
<strong>II</strong>. Feldtheoretische Beschreibung der Wechselwirkung<br />
A. Lagrangedichten der Mesonenkopplungen<br />
B. Hadronische Formfaktoren und Regularisierung<br />
<strong>II</strong>I. Impulsraumdarstellung der Nukleon-Nukleon-Wechselwirkung<br />
A. Allgemeine Operatorstruktur des Potentials<br />
B. Das Ein-Boson-Austausch-Potential<br />
IV. Zwei-Teilchen-Gleichungssysteme im Impulsraum<br />
A. Die Deuteron-Gleichung<br />
B. Die Streuprozeß-Gleichung<br />
V. Numerische Berechnung der Observablen<br />
A. Diskretisierung von Integralen<br />
B. Numerische Lösung der Deuteron-Gleichung<br />
C. Numerische Berechnung der Streuphasen<br />
D. Soft- und Hardwaretechnische Realisierung<br />
VI. Diskussion der Ergebnisse<br />
V<strong>II</strong>. Zusammenfassung und Ausblick<br />
Anhang<br />
A. Definition der Notation<br />
B. Matrixelemente der Potentialoperatoren<br />
Li terat urverzeichnis<br />
3<br />
8<br />
12<br />
20<br />
26<br />
30<br />
37<br />
49<br />
53<br />
60<br />
61<br />
64<br />
66<br />
69<br />
91<br />
94<br />
98<br />
105
Einleitung<br />
Durch die Entdeckung und Weiterentwicklung der Quantenfeldtheorie hat das Verständnis<br />
der Materie und ihrer Wechselwirkungen beständig zugenommen. So geht<br />
man heute davon aus, daß letztendlich nur drei Wechselwirkungen existieren, und<br />
man versucht diese Theorien zu vereinheitlichen.<br />
Zum einen tritt die Gravitation auf, die dem Menschen wohl am nächsten liegt,<br />
da sie unser Leben unmittelbar beeinflußt. Eine Quantisierung der entsprechenden<br />
Feldtheorie ist aber noch nicht befriedigend gelungen. Man vermutet, daß die die<br />
Gravitation vermittelnden Teilchen Spin 2 Teilchen sind, die sogenannten Gravitonen.<br />
Da die Gravitation sich aber hauptsächlich durch ihre statischen Felder bemerkbar<br />
macht, hat man experimentell noch keine Aussagen machen können.<br />
Als weitere Wechselwirkung hat man die elektromagnetische und schwache Wechselwirkung,<br />
die man mittlerweile zur sogenannten elektroschwachen Wechselwirkung<br />
zusammenfassen kann. Die elektromagnetische Wechselwirkung wird durch die Photonen<br />
vermittelt, also masselosen Spin 1 Teilchen. Die Vereinheitlichung der elektromagnetischen<br />
und der schwachen Wechselwirkung hat zur Entdeckung der massiven<br />
Vektorbosonen geführt. Diese sind die Vermittler der schwachen Wechselwirkung.<br />
Als dritte Kraft hat man die starke Wechselwirkung, welche <strong>für</strong> den Zusammenhalt<br />
der Hadronensysteme verantwortlich ist. Ihre Beschreibung, in einem noch festzulegenden<br />
Rahmen, soll Gegenstand dieser Arbeit sein.<br />
Die durch die starke Wechselwirkung hauptsächlich zu beschreibenden Teilchen sind<br />
die Bausteine der Kerne. Nach den Vorstellungen der klassischen Kernphysik besteht<br />
ein Kern zuerst einmal aus Protonen und Neutronen. 1935 versuchte Yukawa , die<br />
Wechselwirkung durch den Austausch eines virtuellen Teilchens zu beschreiben. Dies<br />
führte zur Entdeckung der Mesonen. Somit erhält man neben den Protonen und<br />
Neutronen als zusätzliche Freiheitsgrade im Kern eine unbestimmte Menge virtueller<br />
Mesonen, die die Dynamik eines solchen System entscheidend mitbeeinflussen. Man<br />
hat es also mit einem System zu tun, in dem die Teilchenzahl nicht bestimmt ist.<br />
Um diese Wechselwirkung zu ordnen, hat man sich die Störungsrechnung zu Hilfe genommen.<br />
Die erste Ordnung dieser Entwicklung betrachtet zu jedem Zeitpunkt nur<br />
eine Wechselwirkung, das heißt, daß höchstens ein Meson zu den Nukleonen hinzukommt.<br />
Diese Näherung nennt man Leiterapproximation oder Ein-Boson-Austausch<br />
Approximation (OBE). Als Referenzen nenne ich [Yuk 35], [Hol 75], [Ho176J , es gibt<br />
aber noch eine Vielzahl anderer Arbeiten zu diesem Thema.<br />
Dann kam man auf die Idee, daß sich auch die Nukleonen kurzzeitig in einem virtuellen<br />
Zustand befinden könnten. Das bedeutet, daß sie sich als Anregungen zeigen<br />
, die andere Quantenzahlen als die eigentlichen Neutronen und Protonen besitzen<br />
können. Durch Streuexperimente kann man diese Anregungen als Resonanzen erkennen<br />
und demnach in das Massenspektrum der Hadronen einordnen. Zum Beispiel<br />
Einleitung Seite 3
gibt es Arbeiten, die Formfaktoren und die Nukleon-Nukleon-Wechselwirkungen mit<br />
Delta-Anregungen in den virtuellen Zuständen betrachten. Ausgangspunkt dieser<br />
Ansätze ist der Fock-Raum aller möglichen Zustände des Nukleons. Diesen unterteilt<br />
man in die Räume, die man betrachten will und in diejenigen, die man nur effektiv<br />
berücksichtigen möchte. Auf diese Unterräume werden dann die Gleichungen und<br />
Wellenfunktionen projeziert.<br />
Die immer ausgefeilteren Meßtechniken der letzten Jahre haben bis jetzt so viele<br />
Elementarteilchen zutage gefördert, daß man sich schließlich fragte, ob diese überhaupt<br />
elementar sein können oder ob die klassische Kernphysik nicht überarbeitet<br />
werden müsse. Geleitet ist man dabei von der Vorstellung, daß die Teilchen sich in<br />
überschaubarer Weise ordnen lassen müßten.<br />
Diese Fragestellung hat Anfang der sechziger Jahre dazu geführt, daß man versucht<br />
hat alle Hadronen als Cluster elementarerer Teilchen zu beschreiben. Man entwickelte<br />
die sogenannte Quanten-Chromo-Dynamik QCD, die die Hochenergieexperimente<br />
recht gut beschreiben kann. Man stellt sich in dieser Theorie vor, daß die Bausteine<br />
der Hadronen Spin! Teilchen sind, sogenannte Quarks, die über masselose<br />
Vektorbosonen, die Gluonen, miteinander wechselwirken können.<br />
Es wird vermutet, daß es insgesamt sechs verschiedene Quarks gibt, obwohl man erst<br />
fünf von ihnen experimentell bestätigen konnte. Eine bedeutende Eigenschaft des<br />
statischen Quarkmodells ist, daß es in der Lage ist, das Spektrum der Hadronen sehr<br />
gut zu beschreiben. Allerdings kann es nur Aussagen über das Auftreten von Teilchen<br />
und Anregungen machen, nicht aber über ihre Massen und Kopplungsstärken. Der<br />
Übergang der QCD in das statische Quarkmodell ist jedoch keineswegs befriedigend<br />
beschreibbar. Desweiteren hat die QCD zwei Eigenschaften, auf die noch näher<br />
eingegangen werden soll.<br />
Die eine ist die asymptotische Freiheit der Quarks, was bedeutet, daß mit ansteigendem<br />
Impuls die Kopplungskonstante gegen Null geht. Dies ist der Grund, warum<br />
gerade Hochenergieexperimente beschreibbar sind. Für kleine Kopplungskonstanten<br />
kann man eine Störungsentwicklung in eben diesen Konstanten aufstellen und somit<br />
eine Leiterapproximation rechnen, die die Experimente gut beschreibt, da höhere<br />
Ordnungen in den Kopplungskonstanten kleiner sind.<br />
Die zweite Eigenschaft ist der immer beobachtete Zusammenschluß von Quarks, auch<br />
confinement genannt. Das bedeutet, daß man Quarks nicht einzeln beobachten kann.<br />
In der Natur scheint es so zu sein, daß nur die Baryonensysteme aus drei Valenzquarks<br />
und die Mesonensysteme aus einem Quark-Antiquark-Paar existieren. Das bedeutet<br />
unter anderem, daß die Kopplungskonstante mit kleiner werdenden Impulsen, beziehungsweise<br />
mit größer werdenden Abständen, größer und im Grenzwert unendlich<br />
stark werden muß. Deshalb kann man <strong>für</strong> niedrige Energien keine Störungsentwicklung<br />
aufstellen, denn abgesehen davon, daß höhere Ordnungen in den Kopplungskonstanten<br />
nun nicht mehr klein sein würden, träten nun auch neben den Valenzquarks<br />
Einleitung Seite 4
Seequarks, also Quark-Antiquark-Paare auf, die den Rahmen jeder Rechnung sprengen<br />
würden. Außerdem erwartet man nicht störungstheoretische Effekte, wie zum<br />
Beispiel ein Gluonenkondensat, die sogenannten Glueballs.<br />
Somit wird in der Nieder- und auch in der Mittelenergiephysik aus den Zweiteilchen<br />
Gleichungen <strong>für</strong> das Nukleon-Nukleon-System eine Vielteilchentheorie. Man muß<br />
mindestens sechs Quarks plus Gluonen plus Seequarks berücksichtigen, so daß jeder<br />
Lösungsversuch momentan noch zum Scheitern verurteilt ist.<br />
Dies sind kurz zuammengefaßt die Gründe, warum unser Potentialmodell sich auf die<br />
bekannten Quarkcluster , das heißt Baryonen und Mesonen bezieht.<br />
Es gibt mittlerweile schon mehrere Versuche, die Mittelenergiephysik mittels eines<br />
Mesonenaustausches zu beschreiben. Dabei geht man von verschiedenen Gleichungen,<br />
die die Dynamik bestimmen, aus. Verschiedene Autoren beginnen mit einer<br />
Bethe-Salpeter-Gleichung. [Gro 74J. Diese kann man aber nicht exakt lösen, und<br />
die in der Regel gemachten Näherungen der Leiterapproximation führen zu einer<br />
Schrödinger-Gleichung. Das Paris-Potential versucht teilweise die Beiträge über<br />
Dispersions-Gleichungen miteinzubeziehen. Hiermit ergeben sich aber Schwierigkeiten,<br />
falls man im Zwei-Boson-Austausch eine Photoreaktion konsistent berechnen<br />
will. [Mau 79J. Wie also schon angedeutet, liegen auch Arbeiten vor, die über den<br />
Ein-Boson-Austausch hinausgehen. Da man dort aber auf den statischen Limes angewiesen<br />
ist, das heißt, das die Nukleonen in der Regel die Ruheenergie haben, ist<br />
es fraglich, ob dies überhaupt die nächstgrößten Terme in der Störungsreihe sind.<br />
[Mau 79], [Hol 81], [Nie 84J. Außerdem gibt es noch eine Menge phänomenologischer<br />
Potentiale, welche durch geschickte Wahl der Potentialfunktionen die experimentellen<br />
Daten zu reproduzieren versuchen. [Rei 68J. Diese Modelle haben aber<br />
den Nachteil, daß man die <strong>Physik</strong>, die hinter den Wechselwirkungen steckt, nicht<br />
erkennt. In dieser Arbeit wird ein Modell aufgestellt, welches das System mittels<br />
einer Schrödinger-Gleichung beschreibt und das darin vorkommende Potential in der<br />
Ein-Boson-Austausch-Approximation berücksichtigt.<br />
In diesem Modell werden also die Nukleonen und Mesonen als elementare Teilchen betrachtet,<br />
die mittels eines Bosonenaustausches miteinander wechselwirken. Dies kann<br />
man mit der Quantenfeldtheorie darstellen. Dazu nimmt man Fermionenfelder <strong>für</strong><br />
die Nukleonen und Bosonfelder <strong>für</strong> die Mesonen und entwickelt ihre Wechselwirkung<br />
in eine Störungsreihe nach den Kopplungskonstanten. Das Modell berücksichtigt<br />
keine expliziten Nukleonanregungen , so daß nur ein Nukleonfeld benötigt wird. Bei<br />
den Mesonen sieht dies anders aus, da die niedrigsten Mesonen verschiedener Quantenzahlen<br />
ungefähr gleichgroße Effekte liefern. Letztendlich werden 18 verschiedene<br />
Kopplungen und dementsprechend viele Mesonenfelder benötigt.<br />
Betrachtet man die Fermionfelder einmal genauer, so erkennt man, daß sie Superpositionen<br />
vollständiger Systeme sind. Das bedeutet insbesondere, daß sie Lösungen<br />
negativer Energie beinhalten. Diese Arbeit versucht nun, genau diese Lösungen<br />
Einleitung Seite 5
in die Nukleon-Nukleon-Wechselwirkung miteinzubeziehen. In der Feldtheorie muß<br />
man diese Lösungen gesondert behandeln, da man sonst keine stabilen Teilchen hätte,<br />
denn diese könnten immer in niedrigere Zustände übergehen. Deshalb führt man eine<br />
sogenannte Normalordnung ein, welche diese Zustände vollständig eliminiert. Allerdings<br />
erhält man damit Antiteilchen mit positiver Energie. Experimentell sind diese<br />
Teilchen schon lange bestätigt und unterstreichen die Gültigkeit der relativistischen<br />
Feldtheorie. Somit könnte man versuchen, die Lösungen negativer Energie derart in<br />
eine Wechselwirkung einzubeziehen, daß man zusätzliche Nukleon-Antinukleon-Paare<br />
berücksi chtigt.<br />
In dieser Arbeit wird aber ein anderer Weg eingeschlagen, der auch schon von F.Gross<br />
begangen wurde. [Gro 74], [Gro 79], [Gro 86], [Gro 90]. Somit ist diese Arbeit unter<br />
anderem als Test der von Gross beschriebenen Methode zu sehen. Wie sich später<br />
zeigen wird, haben wir zu einigen Punkten seiner Arbeiten Verbesserungsvorschläge.<br />
Die zugrundeliegende Idee ist, daß ein wechselwirkendes Nukleon in einem virtuellen<br />
Zustand ist und deshalb als Superposition einer Feldlösung positiver Energie und<br />
einer Lösung negativer Energie dargestellt werden kann.<br />
In Kapitel I werden die Freiheitsgrade im Atomkern und die Zusammensetzung eines<br />
Teilchens fern der Massenschale mit positiven und negativen Energiezuständen<br />
noch einmal gen au dargestellt. Insbesondere wird gezeigt, wie man die einzelnen<br />
Freiheitsgrade eliminiert, beziehungsweise voneinander trennt. Das heißt, daß man<br />
Gleichungen bekommt, die die einzelnen Freiheitsgrade mittels Übergangspotentialen<br />
aneinander koppeln. Am Schluß dieses Abschnitts stehen also die Bestimmungsgleichungen<br />
<strong>für</strong> ein effektives Potential , welches zwischen den möglichen Zuständen<br />
positiver und negativer Energie vermitteln kann.<br />
Die feldtheoretische Beschreibung der Wechselwirkung wird in Kapitel <strong>II</strong> dargelegt.<br />
Dort sind also zum einen alle Lagrangedichten der Mesonenkopplungen, zum anderen<br />
aber auch die Mesonen mit ihren Massen aufgelistet. Desweiteren wird gezeigt, wie<br />
man höhere Mesonenanregungen effektiv miteinbeziehen kann. ILB. geht dann auf die<br />
Struktur der Nukleonen ein. Das bedeutet, daß die Formfaktoren angeben werden,<br />
mit denen die Kopplungen modifiziert werden müssen, um punktförmige Teilchen<br />
auszuschließen und die Gleichungen insgesammt zu regularisieren.<br />
Im nächsten Kapitel wird eine Darstellung des Potentialoperators eingeführt. So<br />
werden zuerst die allgemeinen Strukturen des Operators aufgrund von Symmetrien<br />
beschrieben, um danach explizit im Impulsraum ausgerechnet zu werden. Zusätzlich<br />
wird eine Basis angegeben, in der die Operatoren und die Wellenfunktion zu<br />
entwickeln sind.<br />
In Kapitel IV werden die Gleichungen hergeleitet, mit denen die verschiedenen Observablen<br />
zu berechnen sind. Es zeigt sich, daß man zwischen gebundenen und ungebundenen<br />
Systemen unterscheiden muß, da die gebundenen ein diskretes und die<br />
Einleitung Seite 6
ungebundenen ein kontinuierliches Energiespektrum aufweisen. Dabei wird auch auf<br />
die Konvergenz der einzelnen Integrale eingegangen. Hierbei ergibt sich, daß <strong>für</strong> das<br />
regularisierte Potential keine zusätzlichen Divergenzen in den Gleichungen auftreten.<br />
Die numerische Aufarbeitung der Gleichungen wird in Kapitel V beschrieben. Es wird<br />
dargelegt, wie die Gleichungen zu diskretisieren sind und das Potential an die experimentellen<br />
Daten angepaßt werden kann. Desweiteren wird die Programmstruktur<br />
und die Hardwareumgebung beschrieben.<br />
In Kapitel VI werden die numerischen Ergebnisse ausgewertet. Es werden die experimentellen<br />
Streuphasen und die Deuteron-Daten angegeben und mit den theoretischen<br />
Vorhersagen der verschiedenen Modelle, die dort noch klassifiziert werden, verglichen.<br />
Eine Zusammenfassung der Arbeit und ein Ausblick auf die offenstehenden Probleme<br />
wird in Kapitel V<strong>II</strong> dargelegt.<br />
Danach folgt noch der Anhang. Teil A stellt die verwendete Notation dar, Teil B<br />
beinhaltet die Darstellungen der auftretenden Matrixelemente.<br />
Die abschließende Liste führt die von mir verwendete Literatur auf.<br />
Einleitung Seite 7
1. Freiheitsgrade im Atomkern<br />
LA. Grundlagen der Nukleon-Nukleon-Wechselwirkung<br />
Wie in der Einleitung schon erwähnt wurde, wird in dieser Arbeit also der Atomkern<br />
mit feldtheoretischen Methoden beschrieben, das heißt, daß die Kopplungen der starken<br />
Wechselwirkung direkt aus den Lagrangedichten der beteiligten Felder entnommen<br />
werden. Da der Kern im mittleren Energiebereich beschrieben werden soll,<br />
das heißt, daß Streuexperimente bis zu 400 MeV berücksichtigt werden, muß man<br />
also Lagrangedichten verwenden, welche die Baryonen und Mesonen enthalten. Der<br />
Bereich, in dem man mit den Quarkfeldern rechnen könnte beginnt erst bei sehr<br />
viel höheren Energien, bei denen die Quarks hauptsächlich durch ihre asymptotische<br />
Freiheit bestimmt sind.<br />
Ausgangspunkt unserer Beschreibung soll eine Schrödinger-Gleichung sein. Das bedeutet<br />
also, daß wir einen noch herzuleitenden Energieoperator auf die Wellenfunktion<br />
der Teilchen anwenden. Dieser Energieoperator besteht aus der freien Energie<br />
der Teilchen (T oder Ho) und einer Wechselwirkungsenergie (V oder Hr), die wir<br />
mittels Lagrangedichten bestimmen werden.<br />
[T + VllcI» = E 1cI» (I.A.I)<br />
Die eigentlichen Hadronen sind die Lösungen entsprechender wechselwirkungsfreier<br />
Bewegungsgleichungen. Führt man aber die starke Wechselwirkung ein, so muß man<br />
eigentlich alle hadronischen Felder mit sämtlichen Kopplungen in die Lagrangedichte<br />
aufnehmen, denn die reinen Systeme sind zumindest über virtuelle Zustände in der<br />
Lage, mit den anderen Feldern wechselwirken zu können. Ein Atomkern mit A Nukleonen<br />
besteht dann nicht nur aus den freien Teilchenlösungen, sondern aus einem<br />
Gemisch aller vorstellbaren Baryonen, beziehungsweise Mesonen.<br />
1cI» = L a(i···,j···)IN1, ... ,NA,M1 ... ) (I.A.2)<br />
Ni,Mj<br />
Hierbei sind Ni die freien Baryonen- und Mi sind die freien Mesonenlösungen. Die<br />
entsprechenden Kopplungen der Lagrangefunktion sind in der Art ausgewählt, daß<br />
sich die starke Wechselwirkung durch den Austausch von Mesonen vermittelt.<br />
Da man nun weiß, daß die Kerne hauptsächlich aus Nukleonen bestehen, die weiteren<br />
Freiheitsgrade also nicht so stark beimischen, versuchen wir sie durch effektive<br />
I.A. Grundlagen der Nukleon-Nukleon-Wechselwirkung Seite 8
des Wasserstoffproblems angewendet, dargestellt wurde das zum Beispiel in der Referenz<br />
[Bjo 64]. In dieser Arbeit sollen nun die Effekte untersucht werden, die durch<br />
die explizite Hinzunahme der Lösungen negativer Frequenz auftreten. Im Wasserstoff<br />
ist dies schon gerechnet worden, und man erhält dort neue Wellenfunktionsbeimischungen<br />
<strong>für</strong> das Elektron. Die üblichen Wellenfunktionen haben eine definierte<br />
Parität und werden ergänzt durch Beimischungen der entgegengesetzten Parität, da<br />
die Zustände negativer Energie eine andere innere Parität haben, als die Zustände<br />
positiver Energie. Dieser Sachverhalt wird in Kapitel lILA. genau hergeleitet.<br />
I.A. Grundlagen der N ukleon-N ukleon-Wechselwirkung Seite 11
Man erhält also zwei neue Gleichungen, eine <strong>für</strong> die Zustände der klassischen Kernphysik<br />
und eine <strong>für</strong> die baryonischen Beimischungen. Da man in der Regel an der<br />
Lösung der ersten Gleichung interessiert ist, die Baryonen und Mesonen tragen zum<br />
Kern ja nur wenig bei, reicht es aus, die erste Gleichung zu lösen. Denkt man zum<br />
Beispiel an die Nukleon-Nukleon-Streuung, so hat man dabei freie Nukleonen, die nur<br />
in einem beschränkten Bereich miteinander wechselwirken. Man mißt aber weit von<br />
diesem Bereich entfernt und sieht somit nur freie Nukleonen. Also trägt die zweite<br />
Gleichung nur im Wechselwirkungsbereich bei, und deren Lösungen sind deshalb<br />
höchstens indirekt meßbar. Im Deuteron sieht dies anders aus. Dort wechselwirken<br />
die Teilchen ständig miteinander, und dieses wechselwirkende System wird mit allen<br />
Beimischungen direkt gemessen. Will man dort also genauer rechnen, so muß man<br />
den zweiten Hilbertraum noch zusätzlich betrachten. Für die Näherung, in der nur<br />
Deltas angeregt werden, ist dies zum Beispiel von G. Niephaus [Nie 77] berechnet<br />
worden. Diese Arbeit vernachlässigt diese Systeme, es werden dagegen die in H1<br />
noch vorhandenen Lösungen zu negativen Energien explizit betrachtet. Das bedeutet,<br />
daß nach der Okubo Transformation die Gleichungen <strong>für</strong> die reinen Nukleonen<br />
noch weiter aufgespalten werden müssen, um alle möglichen Zustände extrahieren zu<br />
können.<br />
Sei nun U t cI> = w, beziehungsweise cI> = Uw, so erhält man die Definitionsgleichung<br />
<strong>für</strong> effektive Operatoren:<br />
(LB.7)<br />
(LB.8)<br />
In diese Folgerung geht ein, daß die Lösung W2 Null gesetzt wird. Dies heißt unter<br />
anderem, daß man bei den Streuexperimenten in Energiebereichen bleiben muß,<br />
die keine Teilchenerzeugung zulassen, denn diese Systeme sind in dem Teilraum enthalten,<br />
der hier eliminiert werden soll. Das leichteste hadronische Teilchen, welches<br />
bekannt ist, ist das Pion mit einer Masse von 135 MeV. Das bedeutet, daß die Relativenergie<br />
der kollidierenden Nukleonen unter 135 MeV bleiben sollte.<br />
Man hat jetzt also das Problem darauf verlagert, die unitäre Transformation U zu<br />
bestimmen. Definiert man nun einen neuen Operator F und wählt den folgenden<br />
Ansatz,<br />
(LB.9)<br />
I.B. Projektion auf nukleon ische Freiheitsgrade Seite 14
so erhält man eine nichtlineare Gleichung <strong>für</strong> F, welche man in Potenzen des Hamilton-Operators<br />
entwickeln kann.<br />
Dazu definieren wir noch<br />
)"(H + [H,P] - PHP)ry = 0 (LB.10)<br />
00<br />
(LB.ll)<br />
so daß Fn maximal n-mal die Wechselwirkung enthält. Zusätzlich führen wir noch einen<br />
Wechselwirkungsoperator Hf ein, welcher gerade den Austausch von n Mesonen<br />
beinhalten soll, allerdings wird in dieser Artbeit nur die Ein-Boson-Austausch-Näherung<br />
(OBE) berücksichtigt.<br />
H = Ho +H/ (LB.12)<br />
)..Hory =0 (LB.13)<br />
Mit dieser Entwicklung wird aus der Bestimmungsgleichung (LB.11) eine Gleichung,<br />
welche man nach den einzelnen Potenzen ordnen und dann direkt nach Fn auflösen<br />
kann.<br />
p 1 = 1<br />
€ -Ho<br />
1<br />
pI = Hfry<br />
€ -Ho<br />
(LB.14)<br />
(LB.15)<br />
(LB.16)<br />
I.B. Projektion auf nukleonische Freiheitsgrade Seite 15
(LB.18)<br />
Sie beinhaltet implizit auch die Kopplungen der Freiheitsgrade, die zu negativen<br />
Energien gehören, und somit haben die Wellenfunktionen noch mehr Informationen<br />
als die der klassischen Kernphysik. Also trennt man nun den Hilbertraum H1, der ja<br />
nur noch nukleonische Lösungen beinhaltet, weiter auf. Dies führt man völlig analog<br />
der Aufspaltung hadronischer Freiheitsgrade durch. Der Hilbertraum besteht nun<br />
aus drei Teilräumen, zu denen die Zweiteilchenlösungen je nach Anzahl der in ihnen<br />
vorkommenden Einteilchenlösungen negativer Frequenz zugeordnet werden.<br />
(LB.19)<br />
Um es nocheinmal ganz klar zu sagen: Die N- bezeichnen formale Lösungen der<br />
Dirac-Gleichung mit negativen Energien, und keine Antiteilchen N. ZU den Teilchendarstellungen<br />
kommt man erst, wenn man die obigen Lösungen superpositioniert.<br />
Dementsprechend berechnet diese Arbeit auch keine Paarerzeugung in Kernmaterie,<br />
sondern eine korrekte Beschreibung von Teilchen fern der Massenschale.<br />
Man hat also nun drei Teilräume, und die Operatoren 1]}, 1]2, 1]3 sollen auf diese Unterräume<br />
projezieren. Ihre Eigenschaften sind denen in (LB.3) äquivalent. Um zu<br />
übersichtlichen Gleichungen zu kommen, definiert man noch 1]i
Der Operator 'f/i T 'f/j, also die kinetische Energie, ist diagonal in den Unterräumen,<br />
das heißt, daß ein Teilchen ohne Wechselwirkung nicht plötzlich durch eine Wellenfunktion<br />
aus einem anderen Teilraum beschrieben wird. Übergänge zwischen den<br />
Teilräumen werden nur durch das Potential vermittelt. Der Energieeigenwert Eist<br />
ebenfalls diagonal, da er schließlich nur eine reelle Zahl ist. Mit diesen Überlegungen<br />
und der Abkürzung Vij = 'f/iV'f/j wird aus Gleichung (I.B.20)<br />
3<br />
[E - Tl
.... ,<br />
p<br />
...<br />
p<br />
.... ,<br />
-p<br />
....<br />
-p<br />
D.flnltlon des SehverpunktsystmD8<br />
Abbildung (I.B.l)<br />
I.B. Projektion auf nukleonische Freiheitsgrade Seite 19
11. Feldtheoretische Beschreibung der Wechselwirkung<br />
ILA. Lagrangedichten der Mesonenkopplungen<br />
In dem letzten Kapitel ist ein Ausdruck <strong>für</strong> das Potential hergeleitet worden, Indem<br />
ein Wechselwirkungsterm Hi eingeführt wurde. Dieser Hamilton-Operator steht<br />
im Zusammenhang mit den aus der Feldtheorie bekannten Lagrangedichten. Dazu<br />
schreibt man H i als Integral über die Hamiltondichte hi , welche sich mittels der<br />
Lagrangedichte, den konjugierten Impulsen und Ableitungen auf die dazugehörigen<br />
Felder darstellen läßt.<br />
mit 7r s - zu
ist gerade die Ladungsunabhängigkeit der starken Wechselwirkung, welche in der<br />
Natur approximativ erfüllt ist. Weiterhin betrachten wir in der Arbeit nur Mesonen<br />
ohne Strangeness, da die Nukleonen, im Gegensatz zu höheren Anregungen, keine<br />
Strangeness haben.<br />
Die Mesonen unterscheiden sich durch ihre Quantenzahlen. Ein ausreichendes System<br />
ist gerade durch den Spin J, die Parität P und den Isospin T gegeben, dementsprechend<br />
lassen die Mesonen sich in den dazugehörigen Eigenräumen diagonalisieren.<br />
Die zu betrachtenden Mesonen haben das folgende Spektrum.<br />
J = 0,1 P=+,- T= 0,1 (ILA.4 )<br />
Also benötigt man <strong>für</strong> jede mögliche Quantenzahlkonfiguration eine Lagrangedichte<br />
und muß dann überprüfen, ob ein Meson mit diesen Quantenzahlen überhaupt bekannt<br />
ist und welche Masse es gegebenenfalls besitzt. Die folgende Liste stellt die<br />
von uns benutzten Dichten, geordnet nach Quantenzahlen, dar.<br />
1. Skalare, isoskalare Mesonen J =0 ; P=+ ; T=O<br />
0- Meson m6 = 983 Me V<br />
2. Skalare, isovektorielle Mesonen J =0 ; P=+ ; T=l<br />
€- Meson m E = 590 Me V<br />
(<strong>II</strong>.A.5)<br />
(<strong>II</strong>.A.6)<br />
<strong>II</strong>.A. Lagrangedichten der Mesonenkopplungen Seite 21
3. Pseudoskalare, isoskalare Mesonen J =0 ; P=- ; T=O<br />
'rJ- Meson m'l = 548.8 Me V<br />
4. Pseudoskalare, isovektorielle Mesonen J=O ; P= - ; T=l<br />
7r- Meson m7!' = 136.5 MeV<br />
(<strong>II</strong>.A.7)<br />
Diese Kopplung nimmt eine Ausnahmestellung ein, da das niedrigste Meson mit<br />
entsprechenden Quantenzahlen das 7r-Meson ist. Dieses Meson hat aufgrund der<br />
sehr geringen Masse die größte Reichweite und ist deshalb sehr gut beobachtbar.<br />
Man hat hier also gewisse Chancen, zu entscheiden, welche Lagrangedichte die<br />
richtige Beschreibung liefert. Zur Verfügung stehen zwei Kopplungen,<br />
a) die sogenannte pseudoskalare Kopplung<br />
b) und die sogenannte pseudovektorielle Kopplung<br />
rpv .f,T. V,T'a.:r.<br />
iv.t- ps = Z-'i!,5, 'i! v"i!i,<br />
r<br />
wobei r die Mesonenmasse darstellt.<br />
Diese bei den Lagrangedichten liefern <strong>für</strong> Teilchen, die auf der Massenschale sind,<br />
exakt die gleiche Kopplung, falls -i!n = ;. Für Teilchen, bei denen nicht p2 = m 2<br />
zutrifft, kann man die Dirac-Gleichung nicht anwenden, und man erhält <strong>für</strong> die<br />
Lösungen negativer Frequenz unterschiedliche Kopplungen. Die Erzeugung dieser<br />
Zustände wird mit der pseudovektoriellen Kopplung um die Größenordnung<br />
m 2 gegenüber der pseudoskalaren Kopplung unterdrückt. Die pseudovektorielle<br />
Kopplung ist nicht renormierbar, wie man es eigentlich von einer Lagrangedichte<br />
fordern sollte, aber da die Mesonen keine elementaren Teilchen sind, ist dies nicht<br />
notwendig. Die übergreifende Theorie, die Quantenchromodynamik, ist renormierbar<br />
und nach dem heutigen Verständnis ist dies auch zwingend notwendig,<br />
da die Quarks und Gluonen <strong>für</strong> elementar gehalten werden.<br />
<strong>II</strong>.A. Lagrangedichten der Mesonenkopplungen Seite 22
Damit sind alle Lagrangedichten, die benutzt werden, dargestellt und zu jedem Typ<br />
das leichteste Meson angegeben. Eine Sonderstellung hat das €-Meson, da es eigentlich<br />
nicht als Teilchen gemessen wurde. Bei Streuexperimenten mißt man in der<br />
Partialwelle, die zu dem J=Oj P=+ jT=l Austausch gehört, eine sehr breite Resonanz,<br />
die auf ein Teilchen hindeuten könnte. Wir haben in Anlehnung an andere<br />
Potentialmodelle dieses Meson mit einer Masse von 590 Me V hinzugenommen. Die<br />
Masse des Mesons spielt <strong>für</strong> die Reproduktion der experimentellen Daten keine große<br />
Rolle. Alle anderen Mesonen sind mit den entsprechenden Massen gemessen worden.<br />
Nun gibt es aber zu den gegebenen Quantenzahlen immer mehrere Mesonen, das<br />
heißt höhere Anregungen, die natürlich auch zur starken Wechselwirkung beitragen.<br />
Da man aber nicht alle Mesonen erfassen kann, das würde den Rahmen jeder Arbeit<br />
sprengen, berücksichtigen wir sie durch effektive Terme.<br />
Wenn man den Austausch von zwei unterschiedlichen Mesonen gleicher Quantenzahlen<br />
hat, so unterscheiden sich die Ausdrücke im Potential nur durch die verschiedenen<br />
Formfaktoren und Propagatoren.<br />
mit a - alle Mesonen mit entsprechenden Quantenzahlen,<br />
m Q - Massen,<br />
ga - Kopplungskonstanten,<br />
q2 _ ausgetauschter Viererimpuls,<br />
F - Formfaktor.<br />
(<strong>II</strong>.A.13)<br />
Es ist nun aber so, daß die höheren Mesonen und Mesonenanregungen auch erheblich<br />
höhere Massen besitzen. Somit ist die Impulsabhängigkeit der Propagatoren bei niedrigen<br />
Impulsen sehr gering. Da die Formfaktoren die hohen Impulse unterdrücken,<br />
kann man die Mesonenanregungen durch eine effektive Konstante berücksichtigen.<br />
Das entspricht dann einer effektiven Kontaktwechselwirkung der Nukleonen.<br />
Solch eine KonstanteL:a bekommt man <strong>für</strong> alle Mesonen, deren höhere Anregungen<br />
man mitberücksichtigen will. Sie stehen mit den Kopplungskonstanten der einzelnen<br />
Mesonen in keinem funktionalen Zusammenhang und müssen demnach den experimentellen<br />
Daten angepaßt werden.<br />
<strong>II</strong>.A. Lagrangedichten der Mesonenkopplungen Seite 25
H.B. Hadronische Formfaktoren und Regularisierung<br />
Ohne die auf der vorherigen Seite schon erwähnten Formfaktoren stellt sich die Wechselwirkungen<br />
dar, als ob die Hadronen punktförmige Teilchen wären. Wir haben also<br />
die Nukleonen als Superposition von Lösungen der Dirac-Gleichung und die Mesonen<br />
als Lösungen der Klein-Gordon-Gleichung betrachtet. Nun steht aber spätestens seit<br />
Entdeckung der Quarks fest, daß die Hadronen Struktur haben und daß man deshalb<br />
nicht von Feldgleichungen <strong>für</strong> punktförmige Teilchen ausgehen darf. Als Beispiel <strong>für</strong><br />
die Diskrepanz der Beschreibung als punktförmige Teilchen und der experimentellen<br />
Daten sei die Pionwechselwirkung genannt. Würde man mit den beschriebenen<br />
Methoden das Potential ausrechnen und in den Ortsraum transformieren, so erhielte<br />
man einen Kontaktterm der Form 8(r). Meson und Nukleon müßten sich also beliebig<br />
nahe kommen, um etwas von der Wechselwirkung zu spüren.<br />
Um diese Problematik zu lösen, ohne die Feldtheorie zu verlassen, kann man das<br />
Potential mit Strukturfunktionen modifizieren. Diese Funktionen, auch Formfaktoren<br />
genannt, kennt man aus der allgemeinen Herleitung des Nukleonstromes, der mit<br />
dem elektromagnetischen Feld wechselwirkt. Würde man den Nukleonstrom direkt<br />
aus der Dirac-Gleichung herleiten, so erhielte man <strong>für</strong> das Nukleon falsche magnetische<br />
Momente.<br />
Betrachtet man ganz allgemein die elektromagnetische Wechselwirkung eines Nukleons<br />
mit einem anderen geladenen Teilchen, so muß man den Nukleonenstrom<br />
nach allen möglichen Operatoren, welche die entsprechenden Invarianzforderungen<br />
erfüllen, entwickeln. Fordern muß man zum Beispiel Lorentz-Invarianz, Stromerhaltung,<br />
etc.. Die daraus folgenden Operatorstrukturen sind <strong>für</strong> die starke Wechselwirkung<br />
identisch, da die Invarianzforderungen von der Wechselwirkung unabhängig<br />
sind. Es bleiben nur die bei den Operatoren 'J.L und er J.L<strong>II</strong>' so daß man eine allgemeine<br />
Entwicklung mit zwei von den übertragenen Impulsen abhängigen Funktionen<br />
schreiben kann.<br />
(ILB.2)<br />
Die Entwicklungskoeffizienten stellen die erwähnten Formfaktoren dar und lassen sich<br />
durch feldtheoretische Methoden bestimmen. Das ist in unserer Arbeitsgruppe in den<br />
verschiedensten Näherungen durchgeführt worden.<br />
Die entsprechenden Referenzen sind: [Dei 87] ;[Fle 90]; [Gar 84]; [Gar 85]; [Gar 86];<br />
[Gar 90]; [Kau 78].<br />
<strong>II</strong>.B. Hadronische Formfaktoren und Regularisierung Seite 26
Aufgrund unseres heutigen Verständnisses von Raum und Zeit scheint dies das richtige<br />
Transfonnationsverhalten zu sein, aber in unserem Potentialmodell ist dies aus<br />
technischen Gründen nicht durchführbar. Würde man die Schwerpuktsbewegung relativistisch<br />
behandeln, so könnte man keine Partialwellenzerlegung durchführen, da<br />
die Entwicklung in der üblichen Drehimpulsbasis nicht konvergieren würde. Deshalb<br />
beschreibt man die Wechselwirkung im Schwerpunktsystem. Dies ist aber nur<br />
möglich, wenn man Gallilei-Invarianz fordert.<br />
Das bedeutet, daß die Impulse der beiden ein- beziehungsweise auslaufenden Teilchen<br />
genau entgegengesetzt sind. Hiermit reduzieren sich die Impulsfreiheitsgrade von vier<br />
auf zwei. Diese beiden Freiheitsgrade parametrisiert man derart, daß eine Variable<br />
den überlaufenden Impuls darstellt, und die andere den Mittelwert der ein- und<br />
auslaufenden Impulse.<br />
-. ..... ....., ..... ....., ..... .....,<br />
k = P - P = PI - PI = P2 - P2<br />
(<strong>II</strong>I.A.3)<br />
Als Operatoren im Spinraum kormnen nur Kombinationen der Pauli-Spinmatritzen<br />
und die Identität in Frage. Nimmt man 51 und 52 als die Operatoren, die auf den<br />
Spin von Teilchen Eins beziehungsweise Teilchen Zwei wirken, so stellen sich die<br />
Potentialfunktionen im Impuls- und Spinraum auf folgende Art und Weise dar:<br />
(<strong>II</strong>LAA)<br />
Die weiteren Bedingungen, die man aus den grundsätzlichen physikalischen Prinzipien<br />
erhält, sind:<br />
- Hermitezität<br />
- Rotationsinvarinz<br />
- Zeitumkehrinvarianz<br />
- Teilchenvertauschungssymmetrie<br />
- Paritätsinvarianz.<br />
Hermitezität muß man <strong>für</strong> alle Operatoren fordern, die zu Observablen führen. Da<br />
die Eigenwerte der Observablen Meßgrößen sind, müssen sie reell sein. Dies bedeutet,<br />
daß der Operator hermitesch sein muß.<br />
Da die Energie eines Systems und damit auch das Potential Skalare sind, das heißt,<br />
daß sie keine Ausrichtung haben, muß man <strong>für</strong> den Potentialoperator Rotationsinvarianz<br />
fordern.<br />
<strong>II</strong>I.A. Allgemeine Operatorstruktur des Potentials Seite 31
Die Zeitumkehrinvarianz wird als elementares Prinzip verstanden und ist in der klassischen<br />
<strong>Physik</strong> eindeutig erfüllt. In der Quantenphysik ist dies nicht allgemein zu<br />
beweisen, aber <strong>für</strong> die starke Wechselwirkung scheint sie erfüllt zu sein. In den Lagrangedichten<br />
fließt sie mit ein.<br />
Teilchenvertauschungssymmetrie setzt man voraus, da identische Teilchen beschrieben<br />
werden. Im Isospinformalismus, welcher die Neutronen und die Protonen als<br />
zwei verschiedenen Zustände derselben Teilchendarstellung beschreibt, ist es prinzipiell<br />
nicht möglich, zwei Teilchen zu unterscheiden. Durch keine Messung kann man<br />
demnach Informationen darüber erhalten, welches Teilchen Eins oder Teilchen Zwei<br />
ist. Somit muß jede Observable in den Teilchen symmetrisch sein. Sieht man sich die<br />
Definition (<strong>II</strong>LA.3) der Impulse kund q an , so erhalten sie bei Teiichenvertauschung<br />
ein negatives Vorzeichen. Daraus folgt:<br />
(<strong>II</strong>LA.5)<br />
Die Paritätsinvarianz ist ebenfalls eine Invarianz, die in der klassischen <strong>Physik</strong> exakt<br />
erfüllt ist, in der Quantenphysik aber nicht mehr uneingeschränkt gilt und somit<br />
experimentell gezeigt werden muß. Für die elektroschwache Wechselwirkung ist sie<br />
nicht erfüllt, sondern nur eine Kombination aus Zeitumkehr, Ladungskonjugation<br />
und Parität.<br />
Für die starke Wechselwirkung gilt aber unumstritten, daß die Parität erhalten sein<br />
muß.<br />
Für die Operatoren im Impulsraum bedeutet dies, das alle Impulse ein negatives<br />
Vorzeichen erhalten. Da die Transformationsvorschriften der Spinoren und somit der<br />
Teilchen anders sind als die der Vektoren, muß man deren Paritätstransformation<br />
gesondert untersuchen. Die Teilchen haben eine innere Parität. Deshalb muß man<br />
<strong>für</strong> sie eine Transformation finden, welche sie von einem System in dessen gespiegeltes<br />
System bringt, ohne daß die physikalischen Eigenschaften sich ändern. Da sie durch<br />
die Dirac-Gleichung beschrieben werden, bedeutet dies:<br />
(<strong>II</strong>LA.6)<br />
Und beim Übergang in das gespiegelte System, welches durch gestrichene Größen<br />
gekennzeichnet ist, muß somit die folgende Gleichung gelten:<br />
<strong>II</strong>I.A. Allgemeine Operatorstruktur des Potentials Seite 32
· rll/L,T, I ,T, I - 0<br />
Z'/LU '.I:' - m'.l:' - .<br />
Gesucht ist eine Tranformation S, die den Spinor von einem System in das andere<br />
transformiert.<br />
Da die partiellen Ableitungen Operatoren im Ortsraum sind, werden sie durch die<br />
uneigentliche Lorentstranformation in das gespiegelte System überführt.<br />
Weil der Operator S nur im Spinorraum wirkt, kommutiert er mit A. Beachtet man<br />
noch, daß das Hin- und Zurückspiegeln der Spinoren eine Identitätsabbildung ist, so<br />
erhält man:<br />
Man muß S also nur derart wählen, daß<br />
beziehungsweise<br />
erfüllt sind.<br />
Ein Operator, der diese Eigenschaften hat, lautet<br />
o<br />
-1<br />
o<br />
o<br />
o<br />
o<br />
-1<br />
o<br />
<strong>II</strong>I.A. Allgemeine Operatorstruktur des Potentials Seite 33
gleich oder unterschiedlich sind. Anschaulich heißt das, daß die Parität des Potentialoperators<br />
negativ sein muß, falls die Zustände in den Matrixelementen entgegengesetzte<br />
innere Parität besitzen. Insgesamt muß jedes Matrixelement paritätsinvariant<br />
sein, also benötigt man Potentiale, die einen Übergang vermitteln.<br />
Somit erhalten wir <strong>für</strong> die Potantiale ohne Paritätsübergang die folgenden sieben<br />
möglichen Operatorstrukturen.<br />
(1) 1<br />
(2) i (51 ; 52 ) . (k x q)<br />
(3)<br />
(4)<br />
(5)<br />
.... ....<br />
51 . k 52' k<br />
.... ........ ....<br />
0"1 . q 0"2 . q<br />
(6) 51.52<br />
(7)<br />
.... (k x q) . 52 (k x q)<br />
0"1<br />
.... ....<br />
-+ k -+ -+ ..... ....... k<br />
0"1' 0"2' q + 0"1 . q (72 .<br />
Der siebte Operartor ist aber von den Operatoren Drei bis Sechs linear abhängig, mit<br />
.... .... (..... ;:;'\2 -+ ..... ( ...... ..... -+ -+ -+ .......... -+<br />
0"1'(72 kxq) +k·q O"I·k 0"2'q+(71'q (72·k),<br />
so daß man <strong>für</strong> die Potentiale ohne Paritätsübergang folgende Darstellung erhält:<br />
(<strong>II</strong>LA.9)<br />
<strong>II</strong>I.A. Allgemeine Operatorstruktur des Potentials Seite 35
Für die Fermionenoperatoren b gelten die folgenden Antikommutatorrelationen:<br />
[b(p, s, r), b(p', s', r ')] + = 0,<br />
und <strong>für</strong> die Mesonenoperatoren a gelten die folgende Kommutatorrelationen:<br />
[ t .... t .... , , , ]<br />
a (k{,A,r}),a (k {,A ,r }) _ = 0<br />
[a(k{,A,r}),a(k'{,A',r'})]_ =0.<br />
(<strong>II</strong>LB.2)<br />
(<strong>II</strong>LB.3)<br />
Voll ausgeschrieben, das heißt alle Felder in die Lagrangedichten und diese wiederum<br />
in <strong>II</strong>LB.l eingesetzt, lautet der Ausdruck, mit dem das Potential zu berechnen ist:<br />
(<strong>II</strong>LB.4)<br />
<strong>II</strong>I.B. Das Ein-Boson-Austausch-Potential Seite 38
der auf das Vakuum wirkt, verschwindet, ist der einzige Term, der dann übrig bleibt,<br />
die Deltafunktion. Damit kann man dann die Integration durchführen.<br />
Schließlich muß man noch beachten, daß das Potential symmetrisch unter Teilchenvertauschllllg<br />
sein soll. Deshalb muß man im Potential die Zustände mit einem Nukleon<br />
positiver Energie und einem Nukleon negativer Energie symmetrisch addieren. Führt<br />
man dann noch die Formfaktoren ein, die in Kapitel <strong>II</strong> behandelt wurden, so erhält<br />
man folgende Terme:<br />
mit<br />
r(-< ) _ {u(p,s) falls r=l<br />
w p,S - V(-p,8) fallsr=2<br />
Die Operatoren t sind dabei von den Kopplungsoperatoren r zu unterscheiden; da<br />
hier auch Anteile der Mesonenfelder enthalten sein können. Nun werden die verschiedenen<br />
Terme zu den Übergangspotentialen zusammengefaßt. Die Ordnungskriterien<br />
sind dabei die Anfangs- und Endzustände, die man mittels der Projektoren 7}i und<br />
7}j vorgibt. Das heißt, daß 7}1 auf den Raum mit zwei Teilchen positiver Frequenz,<br />
7}2 auf den Raum mit einem Teilchen positiver und einem negativer Frequenz und 7}3<br />
auf den Raum mit zwei Teilchen negativer Frequenz projeziert. Damit erhält man:<br />
ij = 11<br />
ij = 12<br />
ij = 13<br />
ij = 21<br />
V. ( -
4. Pseudovektorielle Kopplung.<br />
. . -,,--_ ( -8· P' - 8 . P<br />
....:....<br />
Jepepl wl(jJ', s '},s,owJ(jJ' , s') =<br />
2m N -1 + 8 . ß ' 8 . ß<br />
. . e e I<br />
-1( .... ' ') 5 .... J( .... , ') ye;e;;<br />
W P ,s "w p ,s =<br />
2mN .... p<br />
( ............ , ............<br />
-(J-(J'P (J(Jp<br />
(J. .... , (J-(J(J'<br />
.... ........ p ....<br />
-1+8·P'8·P<br />
.... ....)<br />
(<strong>II</strong>I.B.10)<br />
.... ....<br />
8·P'+8·P<br />
)<br />
-+ 1-+ -+-.<br />
-(J . P .... (J + (J (J . P ....<br />
.... ....<br />
-8 - 8· P' 88P<br />
Diese Matrizen werden nun in die Ausdrücke <strong>für</strong> die Übergangsoperatoren eingesetzt.<br />
Als Ergebnis erhält man Terme in 8 und im Impuls. Diese Operatoren kann man<br />
mit den Rechenregeln <strong>für</strong> SU(2)-Generatoren vereinfachen. Wie schon angedeutet,<br />
treten die Spinmatrizen nur in maximal zweiter Ordnung auf. In den folgenden<br />
Rechenregeln sind den Indizes die entsprechenden Teilchen zugeordnet. Kein Index<br />
bedeutet die Anwendung auf gleiche Teilchen.<br />
1<br />
2 8 . 8 Ä = Ä - i (8 x Ä)<br />
3 8 . 18 . B = 1· B + i8 . (1 x B)<br />
4 8 . (8 x Ä) = 2i8 Ä<br />
5 (8 x .4) 8 . B = -1 x B + i8 (1. B) - i( 8 . 1) B<br />
6 8 x 8 x 1 = -21 + i8 x 1<br />
7 (8 x Ä) (8 x B) = 2.4 . B + i8 . (.4 x B)<br />
<strong>II</strong>I.B. Das Ein-Boson-Austausch-Potential Seite 44
Wendet man diese Regeln an, so erhält man letztendlich die Operatorstruktur , die<br />
in Kapitel ILA. aufgrund von Symmetrieüberlegungen hergeleitet wurde. Die entsprechenden<br />
Gleichungen sind <strong>II</strong>.A.9 und <strong>II</strong>.A.10 . Da diese Rechnung aber sehr aufwendig<br />
ist, haben wir auf ein Algebraprogramm zurückgegriffen und die Ausdrücke<br />
analytisch vorn Computer berechnen lassen.<br />
Grundlage <strong>für</strong> dieses Algebraprogramm ist ein Interpreter, welcher selbstdefinierte<br />
Objekte nach eigenen Rechenregeln umformen kann. Das Programmpaket erzeugt<br />
einen Fortranquelltext, in dem die reellen, skalaren Funktionen, nach den 12 Operatorstrukturen<br />
geordnet, enthalten sind. Der Quelltext, welcher sich als Ergebnis<br />
ergibt, beträgt ungefähr 30 kByte. Das heißt, das gesamte Potential würde ausgeschrieben<br />
ungefähr 25 Seiten lang sein. Deshalb verzichten wir hier auf die Darstellung<br />
der gesamten Funktionen. Für das Übergangspotential V 11 sind die gesamten<br />
Funktionen in den Referenzen [Nie 84] und [Gar 90] aufgeführt, sie stellen <strong>für</strong> Teilchen<br />
auf der Massenschale den gesamten Potentialausdruck dar.<br />
Da diese Funktionen Skalare sind und nur von Impulsquadraten abhängen, braucht<br />
man zur weiteren Behandlung der Operatorstruktur nur noch von den 12 Operatoren<br />
die entsprechenden Matrixelemente zu berechnen.<br />
Dazu muß man sich Gedanken um die zu verwendende Basis machen. Das Deuteron<br />
ist in der nichtrelativistischen Reduktion ein gekoppelter Zustand zweier Partialwellen<br />
in der Drehimpulsbasis ist. Die Streuphasen, die man ebenfalls berechnen<br />
will, sind auch in der Drehimpulsbasis entwickelt. Man geht dabei davon aus, daß<br />
das ganze Problem rotationsinvariant ist, denn dann erzeugen die Eigenvektoren der<br />
Schrödinger-Gleichung die Drehimpulsbasis. Also entwickeln wir in der Drehimpulsbasis.<br />
Andere Basen wären auch vorstellbar, würden aber zu erheblichen Schwierigkeiten<br />
führen, da die Entwicklungen im allgemeinen schlecht konvergieren würden.<br />
Die Berechnung der Matrixelemente in der Drehimpulsbasis ist <strong>für</strong> die sechs Operatoren<br />
gerader Parität schon in den früheren Potentialmodellen geschehen. Die sechs<br />
Operatoren negativer Parität sind von uns dann neu berechnet worden. Für die<br />
Notation und die Rechenregeln der Drehimpulskopplungen haben wir die folgenden<br />
zwei Referenzen benutzt: [Mes 85], [Tal 63]. Die Ergebnisse stehen aufgrund ihres<br />
<strong>II</strong>I.B. Das Ein-Boson-Austausch-Potential Seite 45
4. Antisymmetrie der Wellenfunktion (Pauli-Prinzip).<br />
Si + Li + T = ungerade (<strong>II</strong>I.B.14)<br />
Die vierte Regel ist nicht <strong>für</strong> das N+N--System gültig, da dies keine identischen<br />
Teilchen sind, das heißt, daß sie nicht in allen Quantenzahlen übereinstimmen.<br />
Deshalb wäre zum Beispiel <strong>für</strong> das Deuteron in dieser Kofiguration eine Singulettund<br />
eine Triplettwelle mit Drehimpuls L=l erlaubt. Das Deuteron ist auf der Massenschale<br />
durch eine 3S1-Welle und eine 3D1-Beimischung gegeben. Somit gibt es<br />
keinen Übergangsoperator, welcher an die Triplettwelle mit L=l koppelt. Deshalb<br />
wird diese Welle in unserem Modell gar nicht erst auftreten. Dieser Effekt liegt<br />
unmittelbar daran, das wir das Potential explizit symmetrisiert haben.<br />
Die Arbeiten von F.Gross [Gro 74], [Gro 79], [Gro 89],[Gro 90] zu diesem Themengebiet<br />
symmetrisieren das Potential nicht. Daher enthalten seine Ergebnisse die<br />
Triplettwelle, welche sogar dreimal stärker beimischt als die Singulettwelle. Das Argument<br />
ist, daß dort ein Teilchen auf der Massenschale betrachtet wird und somit<br />
zwischen den bei den unterschieden werden kann. Das ist allerdings sehr fragwürdig,<br />
da dies nur eine Näherung des gesamten Modells mit zwei Teilchen fern der Massenschale<br />
sein kann. Das heißt, daß gegenüber einer Darstellung im erweiterten Modell<br />
keine zusätzlichen Partialwellen auftreten dürfen. Abgesehen davon kann man in einem<br />
Modell, welches Teilchen Eins auf der Massenschale hält, noch nicht zwischen<br />
den Teilchen unterscheiden, da keine Aussage darüber gemacht werden kann, ob<br />
das Neutron oder das Proton auf die Massenschale gesetzt wird. Die von F. Gross angeführten<br />
Arbeiten über das Wasserstoffproblem beinhalten diese Schwierigkeit nicht,<br />
da zwischen Proton und Elektron unterschieden werden kann.<br />
Auf der nächsten Seite sind alle erlaubten Partialwellen mit Drehimpulsen kleiner als<br />
vier aufgeführt. Die Partialwellen, die nicht an die anderen koppeln, stehen dabei in<br />
einer Extraspalte. Die Notation ist die in der Kernphysik übliche: 25+1 LJ.<br />
<strong>II</strong>I.B. Das Ein-Boson-Austausch-Potential Seite 47
IV. Zwei-Teilchen-Gleichungssysteme im Impulsraum<br />
IV.A. Die Deuteron-Gleichungen<br />
Nach der Ableitung des Potentials in diesem speziellen Modell werden wir nun versuchen,<br />
damit experimentelle Daten zu reproduzieren. Wie schon mehrfach angedeutet,<br />
werden wir dabei sowohl Meßdaten des Deuterons, als auch die der Streuprozesse<br />
berechnen. Die Grundlage bei der Datensätze bildet die in Kapitel I hergeleitete<br />
Schrödinger-Gleichung (I.B.21). Der wesentliche Unterschied ist, daß gebundene<br />
Zustände negative und Streuzustände positive Energieeigenwerte besitzen. Im Energiespektrum<br />
bedeutet das, daß die Streuenergien kontinuierlich sind, während die<br />
gebundenen Zustände nur diskrete Eigenwerte haben. Deshalb ist es notwendig, zwei<br />
vollständig verschiedene Lösungstechniken anzuwenden. In diesem Kapitel wird gezeigt,<br />
wie man die Gleichung <strong>für</strong> gebundene Zustände löst.<br />
In der Natur gibt es nur einen durch die starke Wechselwirkung gebundenen Zweinukleonenzustand<br />
gibt. Diesen nennt man Deuteron. Er besteht, im klassischen Sinne,<br />
aus einem Neutron und einem Proton. Im Isospinformalismus erhält dieses Sytem<br />
die Quantenzahl T=O. Die Spins der Nukleonen, es sind beides Spin t Teilchen,<br />
koppeln zu S=1. Der Bahndrehimpuls ist in der nichtrelativistischen Reduktion ein<br />
L=O Zustand mit einer L=2 Beimischung. Mit den Erweiterungen der negativen<br />
Energiezustände erhält man zusätzlich eine L=l Beimischung. Spin und Bahndrehimpuls<br />
sind zum Gesamtimpuls J=l gekoppelt. Demnach ist es am vernünftigsten,<br />
die Schrödingergleichung nach Eigenzuständen dieser Quantenzahlen zu entwickeln<br />
und auf die zu erwartenden Partialwellen zu projezieren. Das Potential ist so erstellt<br />
worden, daß es rotationsinvariant ist und somit die Wellen der Drehimpulsbasis<br />
Eigenzustände sind.<br />
Die entsprechende Gleichung aus Kapitel I lautet:<br />
3<br />
[E - Tllw(l») = L V(li) IW(i») (IV.A.1)<br />
i=l<br />
3<br />
[E - Tllw(2») = L V(2i) IW(i»)<br />
i=l<br />
3<br />
[E - Tllw(3») = L V(3i) IW(i») .<br />
Um eine Darstellung im Impulsraum zu erhalten, kann man nun die Einheit, bestehend<br />
aus den Eigenzuständen des Impulsoperators J d 3 plpj (P1, jeweils zwischen<br />
i=l<br />
IV.A. Die Deuteron-Gleichungen Seite 49
(1) /\<br />
U(01)10 = 3S 11<br />
(2) /\<br />
1<br />
U(10)10 = PI,<br />
(3) /\<br />
U(01)10 = 3 SI,<br />
(1) /\<br />
U(21)10 = 3D l ,<br />
(3) /\<br />
U(21)10 = 3D l .<br />
Die Stärke ihrer Beimischungen ist durch die Wahrscheinlichkeit ihres Auftretens<br />
gegeben. Das heißt, daß man folgende Integrale berechnen muß:<br />
{= [(i) ] 2<br />
Pi/ = 10 dp U(ls)JT<br />
Da wir relativistisch rechnen, muß man noch beachten, daß der Energieeigenwert<br />
E die Ruheenergie 2mN beinhaltet. Die eigentliche Bindungsenergie ist also durch<br />
EBin. = E - 2mN gegeben.<br />
Desweiteren ist zu erwarten, daß wir Eigenzustände <strong>für</strong> die Lösungen negativer Energie<br />
erhalten werden, da wir in der Schrödinger-Gleichung eben solche Zustände eingeführt<br />
haben. Wir bekommen also ein kontinuierliches Spektrum unterhalb von<br />
E = -2mN. Das Problem tritt deshalb auf, weil wir nicht mit physikalischen Teilchen<br />
rechnen, sondern mit formalen Lösungen der Dirac-Gleichung. Man muß also<br />
explizit angeben, wie man mit diesen unphysikalischen Lösungen umgeht. Im Fall des<br />
Deuterons bedeutet dies, daß wir das negative Energiekontinuum weglassen müssen.<br />
Diese Zustände könnte man umgehen, indem man nicht Lösungen negativer Energie<br />
ankoppelt, sondern Teilchen-Antiteilchen-Paare mit positiver Energie. Auf diese<br />
Möglichkeit wird in der Zusammenfassung noch eingegangen.<br />
IV.A. Die Deuteron-Gleichungen Seite 52
Eine formale Lösung der inhomogenen Lösung ist:<br />
(IV.B.3)<br />
Diese Funktion ist so leider nicht konvergent, aber der Hauptwert (V.p.) ist endlich.<br />
Somit kann man versuchen durch geschickte Summation beim Integrieren gen au diesen<br />
Hauptwert zu berechnen. Der Rechenweg wird am Schluß von IV.B. dargestellt.<br />
Für die eigentliche Wellenfunktion bedeutet die Wahl des Hauptwertes, daß die einund<br />
auslaufenden Anteile als stehende Welle dargestellt werden können.<br />
Als gesamte Lösung erhält man dann <strong>für</strong> die Wellenfunktion:<br />
V 1 J<br />
d<br />
3<br />
3 ,''' V(ki)( --+ --+/)'T,(i) ( --+/)<br />
.p. (k) P L p, P 'J.' p.<br />
Ho (ti) - E(po) i=l<br />
(IV.B.4)<br />
Nun definieren wir die R-Matrix, welche die Lösungen der homogenen Gleichung mit<br />
denen der inhomogenen verknüpft.<br />
3<br />
R(k)(l) = 2: V(ki)W(i) (IV.B.5)<br />
Daraus wird mit der Darstellung der ebenen Wellen im Impulsraum:<br />
i=l<br />
3<br />
::} (P1 R(k) Ipo) = J d 3 p'2: (P1 V(ki) Ip') (p'lw(i))<br />
i=l<br />
d!:} R(k)(--+ --)<br />
- p,Po·<br />
(IV.B.6)<br />
(IV.B.7)<br />
IV.B. Die Streuprozeß-Gleichungen Seite 54
Setzt man nun <strong>für</strong> (P'lw(i)) Gleichung (IV.B.4) ein, so bekommt man die Gleichung<br />
R ( k) (-+ p,po -+ ) -<br />
3<br />
L / d 3 p I (P1 V(ki) Ip' ) 8 3 (p' - PO)8i1i=l<br />
3<br />
V "'/d3 '(;:;'1 V(ki) 1-+1) 1<br />
.p. L P PI P H(i)( -+1) _ E( -+ )<br />
1=1 0 P Po<br />
3<br />
/ d 3 p" LV(ij)(pl,pl)\I/j)(pl)<br />
j=l<br />
(IV.B.8)<br />
Vergleicht man dies mit (IV.B.7), so wird aus dieser Gleichung schließlich eine Lippmann-Schwinger-Gleichung<br />
<strong>für</strong> die R-Matrix<br />
R<br />
3 / V(ki)(-+ -+I)R(i)(-+I -+)<br />
(k)(-+ -+) - V(k1)(-+ -+) _ V '" d3 I<br />
p,Po - p,Po .p. L P<br />
p,p P ,Po<br />
C) •<br />
i=l Hol (p') - E(po)<br />
(IV.B.9)<br />
Diese Gleichung bildet die Grundlage der Streuphasenberechnung. Aus den im letzten<br />
Kapitel erwähnten Gründen, muß man diese Gleichung in der Drehimpulsbasis<br />
entwickeln und auf entsprechende Quantenzahlen projezieren. Mit den üblichen<br />
Abkürzungen <strong>für</strong> Matrixelemente und P = G wird dann aus Gleichung (IV.B.9):<br />
3<br />
(k)JT( ) (k1)JT() '" / I 12<br />
R <strong>II</strong>, ss' p, Po = Vii' ss' p, Po - V.p. L dp P<br />
i=l<br />
V;(ki)JT( ')R(i)JT (' )<br />
'" 11" SS" p, P 1"1' s" s' P ,po<br />
L (") .<br />
I" Ho' (p') - E(po)<br />
(IV.B.lO)<br />
Die gleiche Entwicklung läßt sich mit der Wellenfunktion durchführen, so daß man<br />
die folgende Darstellung erhält:<br />
3 (k)JT<br />
'T,(k)JT( ) _ 8 (p - Po) r r r V R <strong>II</strong>'8s' (p,Po)<br />
'J.' lI's8' p - 2 Uk1 u<strong>II</strong>'uss' - .p. (k) .<br />
P Ho (p) - E(po)<br />
(IV.B.1l)<br />
IV.B. Die Streuprozeß-Gleichungen Seite 55
Die Wellenfunktion ist unter anderem noch von dem Relativimpuls der gestreuten<br />
Teilchen abhängig. Um die Streuphasen zu erhalten, muß man die Asymptotik<br />
der Wellenfunktion im Ortsraum betrachten. Durch Fourier-Transformation von<br />
(IV.B.11) erhält man:<br />
J<br />
I . ((l )R(k)JT(, )<br />
V d,,2 Jl' J)ff' r lI'ss' P ,Po<br />
.p. P P H6 k )(p') - E(po) .<br />
wobei j l(PO . r) - sphärische Besselfunktionen<br />
(IV.B.12)<br />
Von den Beimischllllgen ist natürlich nur das N+N+ -System interessant, weil nur<br />
dieses in den Streuversuchen gemessen werden kann. Da die Detektoren mindestens<br />
ein paar Zentimeter vom Kollisionsort enfernt sind und der Wechselwirkungsbereich<br />
von der Größenordnung 1O-15m ist, sind im Meßbereich alle anderen Systeme verschwllllden.<br />
In den Streugleichllllgen wird dies durch das Fehlen der homogenen<br />
Lösungen <strong>für</strong> Syteme mit negativen Energien erkenntlich. Sie treten also nur in der<br />
Wechselwirkung auf.<br />
Die Asymptotik der Wellenfunktion erhält man, indem das auftretende Integral mit<br />
Hilfe der Funktionentheorie gelöst wird. Demnach muß es in die komplexe Ebene<br />
fortgesetzt und mittels des Residuensatzes integriert werden. Für die gekoppelten<br />
und ungekoppelten Lösungen bekommt man so zwei verschiedene Asymptotiken.<br />
1) U ngekoppelte Gleich llllgen:<br />
,T,JT . ( ) 7r J 2 2R(1)JT( ) ( )<br />
'Je' 1I',ss' --t Jl po . r + '2Po Po + m 1I',s8' Po,Po nl Po . r .<br />
IV.B. Die Streuprozeß-Gleichungen<br />
(IV.B.13)<br />
Seite 56
2) Gekoppelte Gleichllllgen:<br />
JT 7r J<br />
7r J 2 2 R( 1 ) JT ( ) ( )<br />
'2po Po + m J-lJ-l,ll Po,Po nJ-l Po . r<br />
2 2 R( 1) JT ( ) ( )<br />
W J+lJ-l,ll ---+'2Po Po + m J+lJ-l,ll Po,Po nJ+l Po . r<br />
JT 7r J 2 2 ( 1 ) JT ( ) ( )<br />
W J-IJ+l,ll ---+'2Po Po + m RJ-lJ+1,1l Po,Po nJ+l Po . r<br />
7r /2 2R(1)JT ( ) ( )<br />
'2Poy Po + m J+IJ+l,ll Po,Po nJ+l Po . r .<br />
Wobei nl die sphärischen Neuman-Funktionen darstellen.<br />
(IV.B.14)<br />
Für die ungekoppelten Partialwellen sind die Streuphasen in der Stapp-Parametrisierung<br />
identisch mit der ebenfalls gebräuchlichen Blatt-Biedenharn-Parametrisierllllg.<br />
Es gilt:<br />
( cJT) _7r J 2 2R(1)JT( )<br />
tan VI,B = '2Po Po + m ll,ss Po,Po· (IV.B.15)<br />
Die Streuphasen der gekoppelten Partialwellen sind etwas komplexer. Definiert man:<br />
X<br />
- 7r J 2 2R(1)JT<br />
J±l - -'2Po Po + m J±lJ±l,ll<br />
- 7r<br />
und Y J 2R(1)JT<br />
J - -'2Po Po + m J-lJ+l,ll<br />
2<br />
so erhält man die Streuphasen in der Blatt-Biedenharn-Parametrisierllllg:<br />
( J) 2YJ<br />
tan 2€ = X'<br />
XJ-l - J+l<br />
(IV.B.16)<br />
IV.B. Die Streuprozeß-Gleichungen Seite 57
Der Zusammenhang mit der Stapp-Parametrisierung ist Folgender:<br />
(IV.B.17)<br />
Zusätzlich kann man die Niederenergiedateneffektive Reichweite rs , rt und Streulänge<br />
as, at berechnen. Diese Daten sind an die klassische Kernphysik angelehnt, gegen die<br />
unser Modell bei niedrigen Impulsen konvergieren muß. Die Bestimmungsgleichung<br />
lautet:<br />
J 1 1 2 4<br />
pcot(8Is ) = --+ -p rs,t - Ord(p )<br />
a s , t 2<br />
Dabei steht s <strong>für</strong> die Singulett 1 So- und t <strong>für</strong> die Triplett 3 SI -Streuphase. Man muß<br />
die Streuphasen 8 also <strong>für</strong> die bei den S-Wellen mit zwei niedrigen Relativimpulsen<br />
berechnen und kann damit die Niederenergiedaten bestimmen.<br />
Somit kann man durch die Berechnung der R-Matrix alle Streudaten direkt bestimmen.<br />
Nun bleibt noch zu klären, wie man den Hauptwert der R-Matrix bestimmt.<br />
Das in der Endformel divergierende Integral war:<br />
3 J V;(ki)JT( ')R(i)JT (' )<br />
V "" d 1 12 "" 11" ss" p, P 1"1' s" s' P ,Po<br />
.p. Lt p P Lt C) .<br />
i=1 I" Ho I (p ') - E(po)<br />
Würde man nun einen Term der Form<br />
J 3 (ki)JT (i)JT<br />
2""<br />
d IJ2 "" l'tl"ss" (p,po)RI"I's"s'(po,po)<br />
Po Lt PA' Lt (i)<br />
i=1 I" Ho (p ') - E(po)<br />
abziehen, so stände im Integral eine hebbare Singularität, und der Integralwert wäre<br />
endlich. Dazu müßte man zeigen, daß der Hauptwert des abzuziehenden Integrales<br />
IV.B. Die Streuprozeß-Gleichungen Seite 58
Man bekommt also eine symmetrische, 5N x 5N -dimensionale Matrix. Eigenwerte<br />
dieser Gleichung sind die um 2mN reduzierten Energieeigenwerte, von denen einer<br />
gerade als Bindungsenergie des Deuterons ausgezeichnet ist. Der dazugehörige Eigenvektor<br />
stellt, nach entsprechender Multiplikation mit den Gewichten, die reduzierte<br />
Deu teronradial wellenfunktion dar.<br />
Das Potential liegt, wie in Kapitel IH. gezeigt wurde, leider nicht als einfache Funktion<br />
vor. Es ist vielmehr so, daß in den Matrixelementen noch je ein Integral zu<br />
berechnen ist, was aber nur numerisch durchführbar ist. Das bedeutet, daß man <strong>für</strong><br />
jede einzelne Stützstelle der diskretisierten Gleichungssysteme mehrfach integrieren<br />
muß. Insgesamt haben wir 18 Kopplungen, und <strong>für</strong> jede Kopplung sechs Matrixelemente<br />
mit jeweils einer Integration. Daraus folgt, mit 16 Stützstellen, daß man<br />
466944 mal die Funktion berechnen lassen muß. Symmetrisiert man die Matrix, so<br />
sind die diametral gegenüberliegenden Nichtdiagonalelemente identisch, und somit<br />
benötigt man nur noch 248064 Funktionsaufrufe.<br />
Das Lösen der eigentlichen Gleichung ist dagegen ein verhältnismäßig kleines Problem.<br />
Das Zeitverhältnis ist ungefähr Eins zu Tausend.<br />
Die Symmetrisierung hat noch einen weiteren Vorteil. Für symmetrische Matrizen<br />
gibt es nämlich Algorithmen, die erheblich schneller sind, als im allgemeinen Fall.<br />
Um den einzigen Eigenwert zwischen -2mN und Null zu finden, benutzen wir zwei<br />
Routinen aus dem EISPACK-Guide (EIgen-System-program-PACKet) [Smi 76]. Sie<br />
heißen TRED1 und RATQR.<br />
Schließlich muß man noch bedenken, daß man das Potential an die experimentellen<br />
Daten anpassen muß. Dazu ist es notwendig, das Gleichungssystem mehrfach zu<br />
lösen. Das Potential ist so berechnet worden, daß die unbekannten Kopplungskonstanten<br />
nur anmultipliziert werden müssen. Deshalb ist es in einer Anpassungsprozedur,<br />
die in Kapitel V.D. noch näher beschrieben wird, nur einmal nötig, die gesamte<br />
Potentialmatrix zu berechnen.<br />
Die benutzten Routinen sind ausschließlich in der Lage, den Eigenwert zu berechnen.<br />
Dies reicht auch aus, da nur der Eigenwert hinreichend genau bekannt ist, um ihn<br />
zur Anpassung der Kopplungskonstanten zu benutzen. Die Wellenfunktion selber<br />
ist aber ebenfalls interessant, da man mit ihr zum Beispiel das Quadrupolmoment<br />
bestimmen könnte. Deshalb benutzen wir nach geglückter Anpassungsprozedur noch<br />
einen weitere Algorithmus, die sogenannte inverse Iteration, die die Wellenfunktion<br />
liefert.<br />
Die Grundlage der Iteration bildet das folgende Schema:<br />
(H - 2mN - E D )1J! = 0<br />
V.B. Numerische Lösung der Deuteron-Gleichung Seite 62
Es ist hierbei ein Schätzwert des Energieeigenwertes. Liegt dieser nahe genug am<br />
exakten Eigenwert der jeweiligen Matrix, so konvergiert das Verfahren sehr schnell.<br />
Der letzte Vektor W beinhaltet dann die Wellenfunktionen in allen Beimischungen,<br />
und der Eigenwert ist durch<br />
gegeben.<br />
Das bei dieser Iteration auftretende inhomogene Gleichungssystem lösen wir mittels<br />
Routinen, die von G. Niephaus programmiert worden sind.<br />
V.B. Numerische Lösung der Deuteron-Gleichung Seite 63
umstellen. Dabei wurde po = PN+l gesetzt. Für gekoppelte Partialwellen erhält<br />
man demnach zwei Gleichungssysteme, da l' sowohl die Werte J-1, als auch J+1<br />
annehmen kann. Die beiden Systeme unterscheiden sich aber nur durch die Inhomogenitäten.<br />
Deshalb lohnt es sich, die Matrix zuerst in eine obere und eine untere<br />
Dreiecksmatrix zu zerlegen (LU-Zerlegung), um dann eine um so schnellere Routine<br />
zum Lösen des Gleichungssystemes zu benutzen. Wir greifen hier wiederum auf<br />
Routinen zurück, die von G. Niephaus programmiert worden sind.<br />
V.C. Numerische Berechnung der Streuphasen Seite 65
Wichtet man noch die x2-Funktion mit der Anzahl der Daten, so erhält man ein X 2<br />
pro Datum. Liegt dieser Wert unterhalb von Eins, so bedeutet das, daß im Mittel<br />
alle theoretischen Ergebnisse innerhalb der Fehlergrenzen der experimentellen Daten<br />
liegen.<br />
Während des Anpassens hat es sich als nützlich erwiesen, die einzelnen Summen<br />
in der X 2 - Funktion mit verschiedenen Gewichten zu multiplizieren, da sie alle sehr<br />
unterschiedliche experimentelle Fehlergrenzen aufweisen. Somit wird zum Beispiel die<br />
Deuteron-Bindungsenergie immer sehr gut herauskommen, da sie den am genauesten<br />
gemessenen Wert hat. Die Abweichungen in den Streuphasen ist dann nicht mehr so<br />
wichtig <strong>für</strong> die eigentliche X 2 -Funktion. Es ist also während der Prozedur erstmal<br />
nicht so wichtig das X 2 zu minimieren, sondern eine modifizierte Funktion, so daß ein<br />
gutes Gesamtbild entsteht.<br />
Geschrieben ist das Programm in Fortran 77. Seine prinzipielle Blockstruktur ist in<br />
der folgenden Abbildung schematisch dargestellt.<br />
SIarlgerU<br />
nein<br />
Beuer, durch<br />
Mlnull berechneler<br />
Parameterslllz<br />
S trauphasen<br />
Oeuteron-BlndunIlSlnerlllel----_---( Ende<br />
Oeuteron-ilel lenfunkl Ion ---<br />
Blockstruktur des Prollramms zur AnPllssunll der Potlntllllpllrameter<br />
Abbildung (V.D.l)<br />
Bis zu diesem Zeitpunkt ist die X 2 Funktion mit mehreren Millionen Parametersätzen<br />
berechnet worden, und die Ergebnisse sind noch keineswegs befriedigend. Man sieht<br />
also, daß ein erheblicher Bedarf an Rechenzeit besteht. Mit einfachen Personal<br />
Computern hätte man dies niemals bewältigen können. Deshalb ist das gesamte<br />
Softwarepaket parallel programmiert worden, das heißt wir benutzen acht T -800-<br />
Transputer. Diese Prozessoren sind in der Lage, unabhängig voneinander zu arbeiten<br />
und äußerst schnell Daten auszutauschen. Sie sind so konfiguriert worden, daß ein<br />
V.D. Soft- und Hardwaretechnische Realisierung Seite 67
Transputer das Minimierungsprogramm trägt und die anderen Transputer je eine gekoppelte<br />
Streuphase, zwei ungekoppelte Streuphasen oder das Deuteron berechnen.<br />
Auf diese Art und Weise sind sieben Transputer vom Speicher her voll ausgelastet und<br />
arbeiten alle ungefähr gleich lang. Der achte Transputer muß immer auf die Ergebnisse<br />
der anderen warten und gibt ihnen dann den neu berechneten Parametersatz.<br />
Die gen aue Verteilung ist in der nachstehenden Abbildung angegeben.<br />
Personal-<br />
Computer<br />
eis<br />
Peripherie<br />
I<br />
I I I<br />
S lreuphllsen SI re uphll sen S t reuphllsen<br />
/'IlnlmlerunR<br />
........ ml I leis - 3SI - 3 ........ I<br />
l<br />
01<br />
p -<br />
S8 -<br />
I1lnul I 1 3<br />
P1<br />
'--<br />
I I I<br />
SI reuphllsen SI reuphllsen SI reuphll sen Oeuteron<br />
l p - 1 02 i- 3 3 - 'Je I I enfk I.<br />
3 8 P Z - F 2 BlndunRs-<br />
02 enarllll<br />
RoullnenverlellunR und KonflRurellon der echl T-888 Trenspuler<br />
Abbildung (V.D.2)<br />
Da die Streuphasen etwas komplizierter zu berechnen sind, bestimmen wir sie mit<br />
12 Stützstellen und das Deuteron mit 16. Eine Funktionsberechnung dauert dann<br />
im vollständigen Modell zehn Sekunden, setzt man ein Teilchen auf die Massenschale<br />
immer noch vier Sekunden, und setzt man beide Teilchen auf die Massenschale, so<br />
dauert es zwei Sekunden. Die Strategie dabei ist, zuerst ein gutes Minimum <strong>für</strong><br />
beide Teilchen auf der Massenschale zu finden, da die bei den anderen Modelle nur<br />
Korrekturen sind und somit sehr schnell konvergieren müssen.<br />
V.D. Soft- und Hardwaretechnische Realisierung Seite 68
Desweiteren ist versucht worden mit beiden Teilchen fern der Massenschale zu rechnen.<br />
Analytisch haben wir dieses Modell hergeleitet und die Gleichungen weisen keine<br />
prinzipiellen Schwierigkeiten auf. Nun hat es sich aber gezeigt, daß die Beimischung<br />
der negativen Zustände in den Modellen mit einem Teilchen auf der Massenschale<br />
äußerst gering war. In dem kompletten Modell kommen noch zwei Zustände dazu,<br />
die jeweils zwei Teilchen in negativen Zuständen beinhalten. Aufgrund ihrer niedrigen<br />
Energie sind sie somit noch viel stärker unterdrückt. Das bedeutet, daß man<br />
in dem gekoppelten Gleichungssystem von den fünf Gleichungen eine hat, die um<br />
einen Faktor 10- 5 und zwei Gleichungen, die um mindestens 10- 8 unterdrückt sind.<br />
Die numerischen Rechnungen haben gezeigt, daß dieses System in der Art, wie wir<br />
es gerechnet haben, nicht stabil ist, also keine vernünftigen Wellenfunktionen liefert.<br />
Wahrscheinlich sind dies unter anderem Rundungseffekte, die auch durch mehr<br />
Stützstellen nicht zu beheben sind.<br />
Somit ist auf den folgenden Seiten eine Darstellung der sieben untersuchten Modelle<br />
zu finden. Am Anfang stehen die Kopplungskonstanten der verschiedenen<br />
Modelle. Desweiteren sind jeweils tabellarisch die Deuteron-Bindungsenergie, die<br />
Wellenfunktions-Beimischungen und die Niederenergie-Streuparameter aufgeführt.<br />
Anschließend sind die Streuphasen bis J=2 graphisch dargestellt. Die Fehlerbalken<br />
geben dabei die experimentellen Daten wieder, die durchgezogenen Linien die<br />
theoretischen Kurven des Modells mit beiden Teilchen auf der Massenschale und die<br />
gestrichelte Linie die Kurven des Modells mit einem Teilchen auf der Massenschale<br />
und der pseudovektoriellen Pion-Kopplung.<br />
Die Datenquellen sind dabei die folgenden:<br />
Deu teron -Bindungsenergie<br />
Niederenergie-Streuparameter S=O<br />
Niederenergie-Streuparameter S= 1<br />
Streuphasen<br />
[Leu 82J<br />
[Dum 83J<br />
[Hou 71], [Dil 75], [Kla 84]<br />
[Arn 83J<br />
VI. Diskussion der Ergebnisse Seite 71
Modell 4 - Ein Teichen off-mass-shell - >'71' = 0.4<br />
Meson (Sp ,T) Masse<br />
gr<br />
47r<br />
K<br />
L;.<br />
(GeV)-2<br />
7r (0-,1 ) 136.5 MeV 14.542 7.9695<br />
77 (0- ,0) 548.8 MeV 8.4959 20.527<br />
p (1-,1) 776.0 MeV 0.1232 4.2465 0.0000 0.0000<br />
w (1- ,0) 782.4 MeV 5.9784 -0.0347 9.3737 0.0001<br />
8 (0+ ,1) 983.0 MeV 18.611 10.649<br />
€ (0+ ,0) 590.0 MeV 6.1379 7.4744<br />
Al (1 +,1) 1275.0 MeV 0.3181 0.0000<br />
Größe Theorie Experiment<br />
Deuteron-Bindungsenergie ED -2.224359 MeV -2.224575(9) MeV<br />
S-Wellen-Beimischung Ps 95.19 % -<br />
D-Wellen-Beimischung PD 4.811 % -<br />
P -Wellen-Beimischung Pp 0.00172 % -<br />
S=O Streulänge as -22.823 fm -23.748(10) fm<br />
effektive Reichweite rs 2.628 fm 2.75(5) fm<br />
8=1 Streulänge at 5.558 fm 5.419(10) fm<br />
effektive Reichweite rt 2.451 fm 1. 754(8) fm<br />
VI. Diskussion der Ergebnisse Seite 75<br />
I<br />
K
Man hat also gesehen, daß die Korrekturen der Zustände negativer Energie in der<br />
Phasenberechnung gegenüber anderen Effekten vernachlässigbar sind. Bei der Berechnung<br />
der Deuteron-Wellenfunktion erhält man eine Beimischung der L=l Welle,<br />
die ein direktes Maß <strong>für</strong> die Stärke der Kopplung an diese Zustände ist. Da dies ein<br />
wichtiges Ergebniss der Arbeit ist, sei hier nochmal tabellarisch die Wahrscheinlichkeit<br />
der verschiedenen Wellen in den sieben Modellen aufgeführt.<br />
.A 7r Ps [%] PD [%] Pp [%]<br />
Modell 1 - 95.76 4.243 -<br />
Modell 2 0.0 95.78 4.224 0.00103<br />
Modell 3 0.2 94.61 5.388 0.00159<br />
Modell 4 0.4 95.19 4.811 0.00172<br />
Modell 5 0.6 94.86 5.139 0.00435<br />
Modell 6 0.8 94.91 5.079 0.00856<br />
Modell 7 1.0 93.77 6.215 0.01453<br />
VI. Diskussion der Ergebnisse Seite 89
V<strong>II</strong>. Zusammenfassung und Ausblick<br />
Ziel dieser Arbeit war es, in bestehenden Modellen zur Beschreibung der starken<br />
Wechselwirkung die Effekte von negativen Energiezuständen zu untersuchen. Diese<br />
Zustände erhält man automatisch im Rahmen einer relativistischen Feldtheorie.<br />
Frühere Modelle näherten die auftretenden Kopplungen mittels der Foldy-Wouthysen-Transformation,<br />
so daß die negativen Zustände nur effektiv enthalten waren.<br />
Zur Beschreibung gingen wir von einer Schrödinger-Gleichung aus und der erste<br />
Schritt war das Herleiten eines berechenbaren Potentialausdruckes. Dies konnte<br />
nur ein näherndes Verfahren sein, da eine vollständige Beschreibung unter Berücksichtigung<br />
aller hadronischen Wechselwirkungen zwar prinzipiell vorstellbar, technisch<br />
aber in keiner Weise handzuhaben ist. Also transformierten wir das Zwei<br />
Teilchen-System auf den nukleonischen Teil, so daß die höheren hadronischen Anregungen<br />
effektiv berücksichtigt wurden. Dieses System wurde dann auf die zu negativen<br />
Energien gehörigen Unterräume des verbleibenden Hilbertraumes projeziert.<br />
Damit war es möglich die negativen Zustände explizit zu berücksichtigen.<br />
Die in diesen Ausdrücken stehenden allgemeinen Kopplungen wurden dann durch Lagrangedichten<br />
beschrieben, welche die zu fordernden Symmetrien aufwiesen. Zu jeder<br />
Wechselwirkungsdichte wurde ein physikalisch gemessenes Meson berücksichtigt und<br />
höhere Mesonenanregungen durch einen effektiven Zusatzterm genähert.Da man es<br />
nicht mit punktförmigen Teilchen zu tun hat, und das Potential regularisiert werden<br />
mußte, wurden Formfaktoren eingeführt, die die Struktur der Nukleonen beschreiben.<br />
Die somit erhaltenen Gleichungen sind daraufhin im Impulsraum dargestellt worden.<br />
Aufgrund der Fülle der zu berechnenden Terme haben wir sie übersichtlich nach<br />
Operatorstrukturen geordnet, so daß man nur wenige Matrixelemente zu berechnen<br />
hatte. In diesen Elementen erkannte man sehr klar die Übergangsregeln der starken<br />
Wechselwirkung, die man natürlich mit den Symmetrieanforderungen in das Modell<br />
hineingesteckt hat. Als Folge der negativen Energiezustände erhielt man <strong>für</strong> das<br />
Deuteron eine weitere Partialwellenbeimischung mit entgegengesetzter Parität, die<br />
Singulett L=l Welle.<br />
Mittels der beschriebenen Methoden wurden Observablen der Streuung und des Deuterons<br />
berechnet, und durch den Vergleich mit den gemessenen Daten die freien Parameter<br />
des Modells angepaßt. Diese Prozedur ist bisher leider nicht befriedigend<br />
gelungen. Auf bekannte Parametersätze konnte nicht zurückgegriffen werden, da dieses<br />
Modell gegenüber anderen Unterschiede aufweist, die sich sehr empfindlich auf<br />
die Daten auswirken. Der Hauptunterschied ist dabei die Vermeidung der nichtrelativistischen<br />
Reduktionen.<br />
Die Rechnungen haben gezeigt, daß es grundsätzlich möglich erscheint das Zwei<br />
Nukleonen-System mittels eines Ein-Boson-Austausch-Potentials im Rahmen einer<br />
V<strong>II</strong>.Zusammenfassung und Ausblick Seite 91
elativistischen Feldtheorie bis zur Pionerzeugilllsschwelle zu beschreiben. Die Hinzunahme<br />
der Zustände negativer Energie bringt nur verhältnismäßig kleine Effekte<br />
<strong>für</strong> die Streuphasen. Es hatte sich gezeigt, daß die Deuteron-Gleichung relativ unempfindlich<br />
gegenüber geringfügigen Änderungen in den Kopplungsparametern ist.<br />
Deshalb kann man den Ergebnissen der Beimischungen trotz schlechter Reproduktion<br />
der Streudaten trauen. Dabei zeigte sich, daß die Singulett L=l Welle ungefähr<br />
um 10- 5 unterdrückt ist gegenüber der Triplett L=O Welle, falls man die pseudovektorielle<br />
Pion-Kopplung ansetzte. Mit der wahrscheinlich unphysikalischen pseudoskalaren<br />
Kopplung erhöhte sich die Beimischung auf 10- 4 • Für die Amplituden<br />
erhält man ab 4.0 fm- 1 <strong>für</strong> alle drei Wellen die gleiche Größenordnung, so daß alle<br />
Prozesse, die in diesem Bereich messen, mit den Zuständen negativer Frequenz besser<br />
darstellbar sein sollten. Es erscheint also notwendig, bei der Beschreibung eines<br />
reinen hadronischen Systems diese Zustände zu berücksichtigen, falls die Berechnilllg<br />
der Observablen die Wellenfunktion bei hohen Impulsen benötigt. Insbesondere <strong>für</strong><br />
die Elektronstreuung am Deuteron muß man diese Zustände berücksichtigen, denn<br />
dadurch, daß ein Zustand negativer Energie eine entgegengesetzte innere Parität gegenüber<br />
des positiven Zustandes besitzt, sind die Amplituden der P-Welle wichtig.<br />
Wie in der Einleitung schon erwähnt wurde, war die Motivation <strong>für</strong> unseren Ansatz<br />
bezüglich der negativen Zustände die Arbeiten von F.Gross. Somit ist insbesondere<br />
von uns der Ansatz der negativen Energien, anstatt der realen Antinukleonen mit positiver<br />
Energie, von ihm übernommen worden. Dabei hat sich direkt gezeigt, daß sein<br />
Ansatz ohne das Symmetrisieren der Operatoren zu größeren Beimischilllgen führt,<br />
da seine nicht symmetrischen Operatoren eine Triplett L=l Welle ankoppeln. Wir<br />
hingegen haben die Operatoren symmetrisiert, da man es mit identischen Nukleonen<br />
zu tun hat. Die Folge war, daß die Triplett L=l Welle zwar erlaubt ist, aufgrund der<br />
Übergangsregeln des Potentials aber nicht an die anderen Partialwellen ankoppelt<br />
und deshalb nicht auftritt.<br />
Desweiteren ist im Laufe der Arbeit eine Schwierigkeit aufgetreten, welche es notwendig<br />
erscheinen läßt, die negativen Zustände auf eine andere Weise zu berücksichtigen.<br />
Das Problem ist, daß man in den Gleichungen die Zustände der negativen Lösungen<br />
explizit als Teilchen implementiert hat. Im Energiespektrum des Deuterons bedeutet<br />
dies, daß man neben dem bekannten positiven Kontinuum und dem Bindungszustand<br />
ein zusätzliches negatives Kontinuum erhält. Dieses Kontinuum ist unphysikalisch,<br />
da sonst kein stabiler Zwei-Teilchen-Zustand existieren würde, so daß man ihn künstlich<br />
herausnehmen muß.<br />
Eine andere Möglichkeit wäre es, gar nicht erst negative Energiezustände, sondern<br />
Paarerzeugung im Kern zu betrachten. Dies wäre äquivalent der Normalordnilllg in<br />
der Feldtheorie und würde das vollständige System mit allen Freiheitsgraden beinhalten.<br />
Zusätzlich hätte man kein negatives Energiekontinuum, da die Energien um<br />
zwei Nukleonenmassen höher lägen. Außerdem wären diese Lösungen in den Streu-<br />
V<strong>II</strong>.Zusammenfassung und Ausblick Seite 92
gleichungen derart enthalten, daß bei entsprechend hohen Energien diese Paare real<br />
erzeugt würden. Das Potential könnte diesen Energiebereich zwar nicht beschreiben,<br />
aber seine Auswirkungen auf die niedrigereren Energien wären zum Teil implementiert.<br />
Die entsprechenden Rechnungen sind schon in Vorbereitung.<br />
V<strong>II</strong>.Zusammenfassung und Ausblick Seite 93
Anhang<br />
Anhang A: Definition der Notation<br />
Wir benutzen in dieser Arbeit eine Notation, die an die Lehrbücher von Bjorken<br />
und Drell [Bjo 64], [Bjo 65] angelehnt ist. Als Einheiten verwenden wir die in der<br />
theoretischen <strong>Physik</strong> üblichen natürlichen Einheiten. Sie sind definiert durch:<br />
n=c=l<br />
n - Planksches Wirkungs quantum<br />
c - Vakuumlichtgeschwindigkeit .<br />
(A.1)<br />
Damit erhalten die drei üblichen Grundgrößen Länge L, Masse M und Zeit Teine<br />
Potenz einer einzigen Einheit, die man in der Regel Mev oder fm nennt. Mit der<br />
Beziehung n . c = 197.3258M ev . fm kann man sie ineinander umrechnen.<br />
Diese natürlichen Einheiten kann man mittels der folgenden Überlegungen in beliebige<br />
Einheiten-Systeme umrechnen und umgekehrt. Man muß lediglich vorraussetzen,<br />
daß die Wirkung A und die Geschwindigkeit V die Einheit 1 erhalten, da n und<br />
c Vertreter dieser Größen sind.<br />
nato<br />
--+<br />
nato<br />
--+<br />
[A] = [M][T] = [M][L] [T] = [M] [L]<br />
[L] [V]<br />
[L] = [A][V] = _1<br />
[M] [M]<br />
1<br />
[T] = [M]<br />
Somit gilt <strong>für</strong> alle zusammengesetzten Größen:<br />
nato<br />
--+<br />
Anhang A: Definition der Notation<br />
[X] = [M]p-q-r<br />
(A.2)<br />
(A.3)<br />
Seite 94
In der folgenden Tabelle ist eine beispielhafte Auswahl zusammengesetzter Größen<br />
aufgeführt. Die umzurechnende Größe ist in einem Einheitensystem gegeben, welches<br />
<strong>für</strong> die Masse die Einheit Kilogramm, <strong>für</strong> die Länge die Einheit Meter und <strong>für</strong><br />
die Zeit die Einheit Sekunde vorsieht. Man muß also <strong>für</strong> L, Mund T die entsprechenden<br />
Grundeinheiten einsetzen. Die absoluten Vorfaktoren erhält man, indem<br />
man sich die jeweiligen Definitionen <strong>für</strong> das Planksche Wirkungsquantum und die<br />
Vakuumlichtgeschwindigkeit ansieht.<br />
Größe<br />
LP Mq T r<br />
P q r<br />
Wirkung 1 2 -1<br />
Gesch windigkei t 0 1 -1<br />
Masse 1 0 0<br />
Länge 0 1 0<br />
Zeit 0 0 1<br />
W-W-Dichte 1 -1 2<br />
Feinstruktur 0 0 0<br />
Elektr. Lad ung 0.5 1.5 -1<br />
Klein-Gordon -Feld 0.5 0.5 -1<br />
Elektromagn.Feld 0.5 0.5 -1<br />
Dirac-Feld 0 -1.5 0<br />
Tabelle zur Einheitenbestimmung:<br />
nato<br />
-+<br />
Anhang A: Definition der Notation<br />
[Xl = [MlP-q-r<br />
MP<br />
P<br />
0<br />
0<br />
1<br />
-1<br />
-1<br />
4<br />
0<br />
0<br />
1<br />
1<br />
1.5<br />
Seite 95
Damit hat die Dirac-Gleichung <strong>für</strong> die Spinoren die Form:<br />
_ {+1 falls r=1,2 , d.h. w- Spinor zu positiver Energie<br />
€r - -1 falls r=3,4 , d.h. w- Spinor zu negativer Energie<br />
Insbesondere verwenden wir die Normierung:<br />
Also haben die Spinoren folgende Form:<br />
Alle weiteren Größen sind in den entsprechenden Kapiteln erklärt.<br />
Anhang A: Definition der Notation<br />
(A.9)<br />
(A.10)<br />
(A.ll)<br />
Seite 97
Die Operatoren mit Paritätsübergang sind:<br />
(B.12)<br />
Auch <strong>für</strong> diese sechs Operatoren mußten die Matrixelemente berechnet werden. In<br />
den Ergebnissen sind einzelne Drehimpuls-Symbole weggelassen worden, das heißt,<br />
daß sie numerisch ausgewertet wurden. Dabei gingen implizit ihre Auswahlregeln mit<br />
ein, die am Ende der Formeln zusätzlich angeben sind.<br />
h( _l)J+s J(2L + 1)(2L '+ 1)<br />
L = L' ± 1<br />
M( _l)J+s J(2L + 1)(2L '+ 1)<br />
L = L' ± 1<br />
(B.13)<br />
(B.14)<br />
Anhang B: Matrixelemente der Potentialoperatoren Seite 102
J3( _1)J+5+\/(2L + 1)(2L '+ 1)<br />
( L L' l){L I o 0 0 S J<br />
1<br />
S'<br />
L}<br />
(p lOaL' + p I loaL)<br />
S-:/=S' L=L ' ±l<br />
M( -1 )J+5+l.) (2L + 1 )(2L I + 1)<br />
( L L' 1) {LI 1 L} I<br />
o 0 0 S J S I (p 11 aL' - P 11 aL)<br />
S-:/=S' L=L ' ±l<br />
(B.17)<br />
(B.18)<br />
Anhang B: Matrixelemente der Potentialoperatoren Seite 104
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