Taxi Times DACH - 1. Quartal 2022
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<strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2022</strong> 6,80 €<br />
www.taxi-times.taxi<br />
D – A – CH<br />
GRÜNDE UND REAKTIONEN<br />
E-KLASSE: ALS TAXI A. D.<br />
Testberichte und<br />
Entwicklungen<br />
UMSTIEG AUF E-TAXIS<br />
2,40 Euro Diesel,<br />
12 Euro Stundenlohn<br />
KAUM NOCH BEZAHLBAR<br />
S. 31 <strong>Taxi</strong>-Partner stellen sich vor<br />
Entgelte für<br />
Krankenfahrten<br />
LANDESWEIT EINHEITLICH
Stadt. Land.<br />
Plus.<br />
Der Passat GTE Variant 1) ist wie gemacht für den Einsatz als <strong>Taxi</strong>fahrzeug. In der Stadt, im<br />
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1)<br />
Passat GTE Variant, Kraftstoffverbrauch, l/100 km: kombiniert<br />
1,7–1,6; Stromverbrauch, kWh/100 km: kombiniert 11,4–11,3;<br />
CO₂-Emission, g/km: kombiniert 38–36; Effizienzklasse: A+++.<br />
Das abgebildete Fahrzeug zeigt Sonderausstattungen.<br />
Bitte beachten Sie die allgemeingültigen Corona-Regelungen.<br />
volkswagen.de/taxi
TITEL: Much Autohaus, Daimler AG, Adobe Stock / vencav, supachai, michalsanca FOTO: <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
INSOLVENZ UND<br />
VERTRAUENS-<br />
VERLUST<br />
Glaubt man den jüngsten Ankündigungen<br />
des Bundesverbands<br />
<strong>Taxi</strong> und Mietwagen (BVTM),<br />
dann müssen derzeit jede Woche<br />
30 bis 50 <strong>Taxi</strong>- und Mietwagenbetriebe<br />
Insolvenz anmelden.<br />
Diese erschreckende Zahl ist<br />
nicht nur die Folge von zwei Jahren<br />
Corona. Sie ist auch den<br />
unwirtschaftlich niedrigen Entgelten für Krankenfahrten geschuldet<br />
(Seite 20) sowie der Tatsache, dass im Bereich der individuellen<br />
Personenbeförderung die Zahl der externen Wettbewerber<br />
massiv zugenommen hat. Dazu zählt neben den betriebswirtschaftlich<br />
äußerst fragwürdigen On-Demand-Diensten auch der großstädtische<br />
Wildwuchs an taxiähnlichen Mietwagen.<br />
All das schwächte die <strong>Taxi</strong>- und Mietwagenbranche und führte<br />
letztlich dazu, dass keinerlei finanzieller Puffer mehr vorhanden<br />
war, um die mit dem Beginn des Ukraine-Kriegs einsetzende Spritpreisexplosion<br />
aufzufangen.<br />
Also waren die <strong>Taxi</strong>verbände gezwungen, bei der Politik um<br />
(branchenspezifische) Unterstützung anzufragen (Seite 16). Um<br />
mit solchen Forderungen politisch gehört zu werden, musste man<br />
öffentlichkeitswirksam auf die dramatische Lage hinweisen.<br />
Das hat funktioniert: Auflagenstarke Medien haben über die<br />
Notlage der <strong>Taxi</strong>branche berichtet. Dadurch wächst der politische<br />
Druck, dieser Branche zu helfen. Die Kehrseite der Medaille ist<br />
dabei, dass in der Öffentlichkeit auch der Eindruck verfestigt wird,<br />
dass diese Branche keine Zukunft und keine guten Verdienstchancen<br />
hat. Die Fahrersuche erleichtert solch eine Außendarstellung<br />
sicher nicht.<br />
Letztendlich führt das auch dazu, dass manche bisherigen <strong>Taxi</strong>partner<br />
den Glauben an die Branche verlieren. Ende Februar wurde<br />
publik, dass Mercedes eine jahrzehntelange Symbiose aufgibt,<br />
indem es die E-Klasse nicht mehr mit <strong>Taxi</strong>paket anbieten wird. Da<br />
nahezu gleichzeitig auch die aktuelle Baureihe nicht mehr bestellt<br />
werden konnte, war die Aufregung innerhalb der Branche groß –<br />
auch deshalb, weil die Unternehmenskommunikation sehr intransparent<br />
war und sich der Konzern erst dann konkreter äußerte, als<br />
der mediale Druck zu groß geworden war (Seite 6).<br />
Natürlich wird sich Mercedes nicht komplett aus dem <strong>Taxi</strong>geschäft<br />
zurückziehen. Doch mit dem derzeitigen Engagement und<br />
der ohne E- und B-Klasse dann noch verfügbaren Modellauswahl<br />
wird die Marke nur noch eine von vielen Alternativen sein. Eine<br />
solche Vormachtstellung gibt man nur dann so kampf- und emotionslos<br />
auf, wenn man den Glauben an den Partner verloren hat.<br />
30 bis 50 Insolvenzen pro Woche mögen diesen Vertrauensverlust<br />
vielleicht rechtfertigen. Aber das <strong>Taxi</strong> wird auch in Zukunft<br />
unverzichtbar sein und es werden – hoffentlich unterstützt durch<br />
entsprechende politische Maßnahmen – auch viele <strong>Taxi</strong>- und Mietwagenbetriebe<br />
überleben. Es werden diejenigen<br />
Unternehmer*innen sein, die ihren Betrieb mit Fleiß, Herzblut,<br />
Innovationsgeist und hoher wirtschaftlicher Kompetenz führen.<br />
Wer das <strong>Taxi</strong>gewerbe jetzt abschreibt, ist auf dem Holzweg!<br />
Jürgen Hartmann (Chefredakteur)<br />
INHALT<br />
NACHRUFE<br />
4 Gerd Gutendorf + Peter Heedfeld<br />
FAHRZEUGE<br />
6 E-Klasse wird als <strong>Taxi</strong> außer Dienst gestellt<br />
ELEKTRO-TAXI<br />
10 News zu Volvo, VW und Hyundai<br />
12 Testbericht Kia EV6<br />
14 <strong>Taxi</strong> testet induktives Laden<br />
15 Das Konzept der Wechselakkus<br />
POLITIK<br />
16 Die Folgen der Spritpreisexplosion<br />
18 Die Folgen der Mindestlohnerhöhung<br />
19 Die Chancen einer Dokumentationspflicht<br />
KRANKENFAHRTEN<br />
20 Geschlossenheit und einheitliche Verträge<br />
ÖSTERREICH<br />
22 Desaströse Kontroll-Ergebnisse in Innsbruck<br />
23 Konsequenzen des Ukraine-Krieges<br />
TAXI INTERNATIONAL<br />
24 News zur IRU und zur EU<br />
25 ERTA-<strong>Taxi</strong>gruppe tagt per Videokonferenz<br />
KOMMENTARE<br />
26 Höherer Preis – aber bitte auch bessere Leistung<br />
27 Alles unzuverlässig – oder was?<br />
REGIONALSEITEN<br />
28 Neue Ladesäulen und Vorstände in Hamburg<br />
29 Doppel-Schulung und Verlierer in München<br />
30 Kein Recht und kein Platz für Berliner <strong>Taxi</strong>s<br />
TAXI-PARTNER<br />
32 Taxameter, Garantie<br />
UKRAINE-HILFE<br />
34 Verschiedene Aktionen der <strong>Taxi</strong>branche<br />
34 Impressum<br />
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TAXI <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2022</strong><br />
3
NACHRUFE<br />
TRAUER UM<br />
GERD GUTENDORF<br />
Plötzlich und unerwartet ist am 1<strong>1.</strong> März <strong>2022</strong> der<br />
Koblenzer <strong>Taxi</strong>unternehmer und Funktionär Gerd<br />
Gutendorf verstorben. Er wurde 65 Jahre alt.<br />
Bis zuletzt hatte Gerd Gutendorf verschiedene<br />
Funktionen in den <strong>Taxi</strong>verbänden. Als<br />
<strong>Taxi</strong>- und Mietwagenunternehmer in dritter<br />
Generation war er mit seinem Unternehmen<br />
im Jahr 1987 in den Verband des<br />
Verkehrsgewerbes Rheinland (VDV) eingetreten.<br />
Zehn Jahre später wurde er Vorstand<br />
für die Fachsparte <strong>Taxi</strong>- und Mietwagenverkehr<br />
und seit 2002 fungierte er als stellvertretender<br />
Verbandsvorsitzender.<br />
Im Bundesverband BVTM war er jahrelang<br />
aktives Mitglied im Fachausschuss<br />
Öffentlichkeitsarbeit sowie im Ausschuss<br />
<strong>Taxi</strong>zentralen und Technik. Zu dieser Zeit<br />
war Gerd Gutendorf auch für die Belange<br />
der <strong>Taxi</strong> Koblenz eG verantwortlich und<br />
bewies schon damals Pioniergeist, indem<br />
seine Genossenschaft zu den ersten Zentralen<br />
gehörte, die sich (zeitweise) über eine<br />
Großstadtzentrale mitvermitteln ließen.<br />
SEIT 2020 BVTM-VORSTAND<br />
Sowohl vom VDV als auch vom BVTM wird<br />
Gerd Gutendorf als Kollege gewürdigt, der<br />
die gewerbepolitische Arbeit kritisch, aber<br />
stets konstruktiv begleitet habe. Viele Mitstreiter<br />
erinnern sich noch an das Jahr<br />
2019, als Gerd Gutendorf die Delegierten<br />
als Gastgeber begrüßte und die frisch<br />
erfolgte Namensänderung vom damaligen<br />
BZP zum neuen BVTM mit den Worten<br />
„Bundesverband <strong>Taxi</strong> und ein bisschen<br />
Mietwagen“ kommentierte. Ein Jahr später<br />
wurde er in dessen Bundesvorstand<br />
gewählt – als Stimme und Kämpfer für all<br />
die <strong>Taxi</strong>- und Mietwagenbetriebe aus Gebieten<br />
mit ländlicher Struktur.<br />
Als im Jahr 2021 der langjährige Verbandskollege<br />
Frederik Wilhelmsmeyer<br />
verabschiedet wurde, hielt Gutendorf die<br />
Laudatio. Auch das war eine Rede, wie sie<br />
ganz typisch für den überall geschätzten<br />
Koblenzer war: konstruktiv-frech, rheinländischtypisch<br />
humorvoll, sympathisch<br />
ehrlich und vor allen Dingen menschlich<br />
herzlich. Genau so wird ihn das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />
in Rheinland-Pfalz und weit darüber<br />
hinaus im Gedächtnis behalten. jh<br />
ABSCHIED VON<br />
PETER HEEDFELD<br />
Mit dem Bielefelder Unternehmer Peter Heedfeld<br />
verliert die <strong>Taxi</strong>branche einen Funk-Pionier und<br />
Taxameter-Spezialisten. Er starb mit 76 Jahren<br />
am 18. Februar.<br />
Peter Heedfeld war jahrzehntelang der<br />
Kopf des Unternehmens Heedfeld Elektronik<br />
GmbH. Langjährige Weggefährten<br />
bezeichnen den Unternehmer als fleißig,<br />
akribisch und voller Tatendrang. Einer von<br />
ihnen ist Dieter Janoth: „Er war ein Funkmann,<br />
ein Funkpionier und zeitlebens ein<br />
Tüftler und Erfinder.“ Janoth hatte viele<br />
Jahre mit Peter Heedfeld zusammengearbeitet<br />
– zunächst als Kunde, dann gemeinsam<br />
mit seinem Sohn Henning Heedfeld<br />
als Geschäftsführer, bis das Unternehmen<br />
im Jahr 2007 schließlich an fms/Austrosoft<br />
verkauft wurde.<br />
Dieter Janoth wird seinen langjährigen<br />
Weggefährten als einen Menschen in Erinnerung<br />
behalten, der „täglich mehr Ideen<br />
im Kopf hatte als der Tag Stunden“.<br />
SEMITRON-GENERALIMPORTEUR<br />
Vielleicht ist das auch der Grund, warum<br />
der Bielefelder nach dem Verkauf und dem<br />
Ausscheiden aus dem Elektronik-Unternehmen<br />
noch einmal aktiv wurde und den griechischen<br />
Taxameter-Hersteller Semitron<br />
beim Eintritt in den deutschen Markt unterstützte.<br />
So entstand abermals eine GmbH,<br />
die den Namen Heedfeld trug, diesmal als<br />
Semitron-Generalimporteur.<br />
Peter Heedfeld war bis zum Schluss dessen<br />
Geschäftsführer, holte sich aber vor<br />
sieben Jahren wiederum externe Unterstützung<br />
– diesmal in Person des Kölner Funk-<br />
Werkstatt-Spezialisten Jürgen Weberpals.<br />
„Viele von euch kannten Peter schon seit<br />
Jahrzehnten, ich durfte ihn erst vor ca. sieben<br />
Jahren kennenlernen und habe Peter als sehr<br />
geradlinigen und engagierten Menschen<br />
schätzen gelernt“, schreibt Weberpals in einer<br />
Kondolenz-Nachricht an die Semitron-Partner.<br />
Peter Heedfeld wurde im Kreis der Familie<br />
und langjähriger Weggefährten verabschiedet.<br />
Für viele wird er weiterleben<br />
– nicht nur in der Erinnerung, sondern<br />
auch in den Geräten, ist sich Jürgen Weberpals<br />
sicher: „In den noch folgenden Taxameter-Produkten<br />
werden wir auch noch<br />
seine Ideen wiederfinden.“ <br />
jh<br />
FOTOS: Gutendorf, TAXI TIMES<br />
4 <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2022</strong> TAXI
FAHRZEUGE<br />
E-KLASSE:<br />
ALS TAXI A. D.<br />
Das <strong>Taxi</strong> und die Mercedes-Benz E-Klasse werden in<br />
Zukunft nicht mehr in einem Atemzug genannt, denn<br />
die nächste Baureihe der E-Klasse wird es nicht mehr<br />
als <strong>Taxi</strong> geben. Das hat für regen Unmut und<br />
Enttäuschungen im <strong>Taxi</strong>gewerbe gesorgt.<br />
Wenn ein Schwabe sich verabschiedet, sagt er gewöhnlich<br />
„Ade“. Ein Lebewohl oder auch„Auf Wiedersehen“.<br />
Doch genau solch ein Wiedersehen wird es für<br />
die <strong>Taxi</strong>unternehmer nicht mehr geben, wenn der schwäbische<br />
Automobilbauer im Jahr 2023 seine neue E-Klasse auf den Markt<br />
bringt. Die Limousine der Baureihe W 214 wird dann kein werkseitiges<br />
<strong>Taxi</strong>paket mehr bekommen. Diese Entscheidung wirft ein<br />
vielschichtiges Warum auf und sie hinterlässt den Makel, dass<br />
Mercedes-Benz mit der Art und Weise seines <strong>Taxi</strong>-Rückzugs von<br />
der E-Klasse einen Scherbenhaufen hinterlässt.<br />
Publik wurde die Entscheidung des Konzerns Ende Februar.<br />
Nicht etwa durch eine Mitteilung der Unternehmenskommunikation,<br />
sondern vielmehr durch verschiedene Informationsschreiben<br />
der Mercedes-Niederlassungen an deren <strong>Taxi</strong>kunden. „Wir werden<br />
die E-Klasse (Limousine und T-Modell) bis Ablauf dieses Modells<br />
nicht mehr als <strong>Taxi</strong> anbieten“, schrieb beispielsweise die Münchner<br />
Niederlassung. „Das Nachfolger-Modell der W/S 214 wird 2023<br />
auf den Markt kommen, aber nicht mehr mit <strong>Taxi</strong>ausstattung/<br />
<strong>Taxi</strong>rabatt bestellbar sein.“ Sinngemäß ähnlich hatten auch andere<br />
Niederlassungen ihre <strong>Taxi</strong>-Kunden darüber in Kenntnis gesetzt.<br />
Konkrete Gerüchte dazu kursierten schon rund zwei Wochen<br />
vorher, weshalb die <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong>-Redaktion mit der Mercedes-Benz-<br />
Pressestelle Kontakt aufgenommen hatte. Die Antwort ließ<br />
zunächst ein paar Tage auf sich warten und war dann ziemlich<br />
unkonkret: „Wir befinden uns derzeit in der Sondierungsphase<br />
für ein neues Mercedes-Benz-Pkw-<strong>Taxi</strong>modell. Bitte haben Sie aber<br />
Verständnis, dass wir uns dazu nicht äußern, solange keine Entscheidung<br />
gefallen ist.“ Während also seitens der Unternehmensspitze<br />
noch gemauert wurde, wussten die Händler schon<br />
konkreter Bescheid. „Die Mercedes-Benz AG hat beschlossen, ‚Das<br />
<strong>Taxi</strong>‘ bei der E-Klasse mit<br />
dem neuen Modell in 2023<br />
einzustellen. Auch die <strong>Taxi</strong>version<br />
der B-Klasse wird im Rahmen der Modellpflege (‚Facelift‘)<br />
im kommenden Jahr eingestellt“, verriet eine Mainzer<br />
Niederlassung.<br />
Die widersprüchlichen Aussagen zeigen, dass die Händler<br />
bereits konkrete Infos hatten, aber die Unternehmenskommunikation<br />
die Information offenbar noch nicht mitteilen wollte. Dabei<br />
war die Absicht der Händler gar nicht einmal primär, das Aus der<br />
künftigen E-Klasse mitzuteilen, sondern vielmehr auf das Auslaufen<br />
der aktuellen Modellreihe hinzuweisen. Die Niederlassungen<br />
mussten ihre <strong>Taxi</strong>kunden über einen Bestellstopp informieren –<br />
und darüber, dass recht kurzfristig mit Ende des Monats Februar<br />
auch die bisherige günstige Finanzierung mit 2,9 Prozent effektivem<br />
Jahreszins wegfällt. Lediglich vereinzelte Ausstellungs-,<br />
Vorführ- oder Händlerfahrzeuge stünden bei der E-Klasse-Limousine<br />
noch zur Verfügung, bestätigte im Nachgang auch der Konzern<br />
auf Nachfrage von <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong>.<br />
REAKTIONEN AUS DEM TAXIGEWERBE<br />
Aufgrund dieser Konstellation wurde aus dem geplanten leisen<br />
Abschied eine Scheidungsankündigung mit einem lauten Knalleffekt.<br />
Über die sozialen Medien fanden die Infobriefe der Niederlassung<br />
eine schnelle Verbreitung und eine Meldung auf der<br />
<strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong>-Website wurde extrem häufig geklickt, empfohlen und<br />
von anderen Printmagazinen zitiert.<br />
Die Reaktionen der betroffenen <strong>Taxi</strong>unternehmer waren denn<br />
auch hochemotional. Es wirkte für viele, als würden sie nach<br />
lebenslanger Ehe plötzlich den gepackten Koffer vor die Türe<br />
Spätestens seit dem /8 war das <strong>Taxi</strong> gleichbedeutend mit Mercedes.<br />
Die Baureihe W 123 hatte den Ruf des Unzerstörbaren.<br />
FOTOS: Daimler AG<br />
6 <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2022</strong> TAXI
FAHRZEUGE<br />
Mit dem Auslaufen der aktuellen<br />
Baureihe wird der W213 als das<br />
letzte Mercedes-Benz E-Klasse <strong>Taxi</strong><br />
in Erinnerung bleiben. (Im Bild ein<br />
Modell vor Facelift)<br />
gestellt bekommen. „So wird die Treue belohnt“, übte sich der<br />
<strong>Taxi</strong>unternehmer Hans-Herbert Brunett in Sarkasmus, während<br />
Markus Schmid bedauerte, dass Tradition den Traditionskonzern<br />
offenbar nicht mehr interessiere.<br />
„Ich bin absolut enttäuscht“, schrieb Andreas Waldenburger:<br />
„Jahrelang haben wir die neuesten Modelle gekauft und somit<br />
Werbung gemacht. Ich war immer sehr zufrieden mit dem Service<br />
und der Qualität.“<br />
Manch einer hat diese Entwicklung auch schon kommen sehen:<br />
„Das Ganze verwundert mich nicht“, schreibt ein Unternehmer.<br />
„Habe vor längerer Zeit ein Interview mit dem MB-Boss Hr. Ola<br />
Källenius gelesen. Inhalt war, dass MB sich nur noch um die Premiumfahrzeuge<br />
kümmern möchte, da die Gewinnmargen in diesem<br />
Segment höher sind als bei den Massenfahrzeugen.“ Unter<br />
dem Pseudonym „Daimler 201“ ergänzt dazu ein weiterer Betroffener:<br />
„Die folgen ihrem Leitsatz ‚Das Beste oder Nichts‘ jetzt zu<br />
100 % konsequent. ‚Das Beste‘ war wohl zu aufwendig, also gibt’s<br />
jetzt ‚Nichts‘“.<br />
Das Phänomen des E-Klasse-<strong>Taxi</strong>s ist das Ergebnis einer jahrzehntelang<br />
gewachsenen Beziehung. Ein <strong>Taxi</strong> hat eine ganz andere<br />
Anforderung an seine Robustheit und Lebensdauer. Es fährt im<br />
Vergleich zu Privatwagen ein Vielfaches an täglichen Kilometern.<br />
Im Innenraum wird nicht nur die Fahrerseite genutzt, sondern<br />
Beifahrersitz wie Rückbank werden dauerhaft strapaziert. Es<br />
benötigt eine Reihe zusätzlicher Peripheriegeräte wie Taxameter<br />
oder Dachzeichen, die mit der fahrzeugseitigen Elektronik kompatibel<br />
sein müssen. Ein <strong>Taxi</strong> darf auch nicht ausfallen, also muss<br />
es entweder schnell repariert sein oder man bekommt für die<br />
Dauer des Werkstattaufenthalts ein<br />
Ersatztaxi zur Verfügung gestellt.<br />
Für all diese Anforderungen hat<br />
Mercedes ganz besonders in der<br />
E-Klasse jahrzehntelang eine nötige<br />
und verlässliche Qualität geliefert.<br />
Das war für den Konzern natürlich immer<br />
sehr aufwendig, trotzdem war es für beide Seiten<br />
die klassische Win-win-Situation. Es gibt seit vielen Jahrzehnten<br />
einen Spruch: Wenn du mal Mercedes fahren willst, dann fahr<br />
<strong>Taxi</strong>. Jede <strong>Taxi</strong>fahrt ist auch eine Werbefahrt für das Modell. Mercedes<br />
hat diesen Doppelnutzen jahrzehntelang verstanden. Warum<br />
man das jetzt so ignorant über Bord wirft und warum das nun<br />
plötzlich alles zu teuer sein soll, wird von den <strong>Taxi</strong>unternehmern<br />
und Fahrern nicht verstanden. Der Zorn und das Unverständnis<br />
blieben auch den Medien nicht verborgen. Rund vier Tage nach<br />
Bekanntwerden des Rückzugs griff die „Wirtschaftswoche“ das<br />
Thema erstmals auf, kurz danach folgten so ziemlich alle großen<br />
Nachrichtenmagazine und Portale. Der „Spiegel“ nannte mit Blick<br />
auf die unklare Kommunikation von Mercedes-Benz <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> als<br />
Referenzquelle. Zu diesem Zeitpunkt mussten alle Medien noch<br />
darauf hinweisen, dass vonseiten des Konzerns keine Stellungnahme<br />
vorlag.<br />
DAS OFFIZIELLE AUS<br />
Die folgte dann ein paar Tage später mit der nun offiziellen Bestätigung:<br />
„Mit dem Modellwechsel der aktuellen E-Klasse und mit<br />
der Modellpflege der aktuellen B-Klasse wird das heutige <strong>Taxi</strong>-Paket<br />
nicht mehr zur Verfügung stehen.“ Gleichzeitig betonte man, dass<br />
man aktuell die E-Klasse, die E-Klasse T-Modell, die B-Klasse, die<br />
V-Klasse, den EQV, den Vito Tourer und den eVito Tourer als <strong>Taxi</strong>modelle<br />
ab Werk anbiete.<br />
Marktanalysen hätten ergeben, dass in der Personenbeförderung<br />
künftig insbesondere die Nachfrage nach geräumigen, multifunktionalen<br />
Fahrzeugen mit höherem Einstieg und bis<br />
zu sieben Sitzplätzen weiter steigen werde. „Mit unserer u<br />
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TAXI <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2022</strong><br />
7
FAHRZEUGE<br />
Mit dem W 124 wandelte sich das Mercedes-<strong>Taxi</strong> von einer barocken<br />
Kutsche hin zu einem modernen Fahrzeug.<br />
Für viele in guter Erinnerung: Der W 212 wurde von 2009 bis<br />
2016 gebaut.<br />
V-Klasse, dem EQV, dem Vito Tourer und dem eVito Tourer bedienen<br />
wir dieses Segment bereits erfolgreich“, argumentiert Mercedes<br />
und verspricht: „Auf diesen Erfolgen werden wir aufbauen und<br />
unser Portfolio im <strong>Taxi</strong>- und Mietwagen-Bereich konsequent auf<br />
unsere Van-Produkte fokussieren.“ Es ist also kein genereller<br />
Abschied, lediglich das liebste Kind wird verstoßen. Wohl auch deshalb,<br />
weil die Verkaufszahlen nicht mehr stimmen. Laut Mercedes-<br />
Benz seien die Absätze der E- und B-Klasse als <strong>Taxi</strong>modell allein in<br />
den vergangenen vier Jahren um 75 Prozent zurückgegangen.<br />
Dieser Nachfrageschwund mag viele Gründe haben. Seit etwa<br />
vier Jahren hat man nahezu jegliche Werbung in den Fachzeitschriften<br />
eingestellt. Auch die finanzielle Unterstützung des<br />
<strong>Taxi</strong>-Bundesverbands wurde von Jahr zu Jahr zurückgeschraubt.<br />
Jahrzehntelange großzügige Kulanzauslegungen wurden immer<br />
mehr reduziert. Gleichzeitig schwand die Zufriedenheit der<br />
VON EINEM, DER SICH UMORIENTIEREN MUSS<br />
Seit über 44 Jahren ist Rüdiger Winter als<br />
<strong>Taxi</strong>unternehmer in der dritten Generation selbstständig.<br />
Genauso lange gehören Mercedes-Limousinen der<br />
gehobenen Mittelklasse zu seinem Fuhrpark. Neben dem<br />
Großraumtaxi Vito oder der V-Klasse spielte bislang die<br />
E-Klasse eine entscheidende Rolle im Unternehmen.<br />
Spezialisiert auf Flughafenfahrten waren hohe Kilometerlaufleistungen<br />
an der Tagesordnung. „Ich habe die Autos<br />
immer 30 Monate gehalten und sie im Anschluss grundsätzlich<br />
ersetzt“, so der Unternehmer aus dem Biebertal.<br />
Im Laufe der Jahre sind so bei <strong>Taxi</strong>-Winter rund 200<br />
neue Mercedes-Benz-Pkw und -Vans nach Biebertal nahe<br />
Gießen gekommen. Jetzt muss sich Winter wohl oder<br />
übel nach einem neuen <strong>Taxi</strong>-Anbieter umschauen. Ganz<br />
speziell die <strong>Taxi</strong>fahrzeuge aus Schweden haben es ihm da<br />
angetan. Mercedes nimmt er die Einstellung der E-Klasse<br />
mit <strong>Taxi</strong>ausstattung jedoch übel: „Ich kann das nicht<br />
begreifen. Mercedes<br />
war doch immer das<br />
<strong>Taxi</strong>. Entweder hat<br />
es das Unternehmen<br />
nicht mehr nötig<br />
oder man fährt einen<br />
Sparkurs.“ sg<br />
Rüdiger Winter hat<br />
bislang gerne das<br />
E-Klasse-<strong>Taxi</strong> gefahren.<br />
Unternehmer. „Da die Qualität eines Mercedes nicht mehr besser<br />
ist als die anderer Hersteller, gibt es keinen plausiblen Grund<br />
mehr, teure, enge und unpraktikable Daimler zu kaufen. Das<br />
wird sich in den Verkaufszahlen niedergeschlagen haben“, mutmaßt<br />
der <strong>Taxi</strong>unternehmer Lars Bittner. Auch Michael Höllein<br />
schreibt, dass er mit Mercedes schon länger abgeschlossen habe.<br />
„Die Qualität ist nicht besser, teilweise sogar schlechter als bei<br />
der Konkurrenz.“<br />
VON MYTAXI ZU FREE NOW<br />
Jene Konkurrenz hat zudem bei Modellen mit alternativen Antrieben<br />
eindeutig die Nase vorn. Ein Toyota Prius+ beispielsweise ist<br />
aufgrund seiner Hybridtechnologie deutlich verbrauchs- und verschleißärmer<br />
als eine E-Klasse – und verfügt zudem über sieben<br />
Sitzplätze, was oft genug zu Fahrten mit finanziell lukrativen Großraumzuschlag<br />
führte. Besonders in den Städten wurde der Japaner<br />
daher immer beliebter – was Toyota allerdings auch nicht davon<br />
abhielt, dieses Modell vor Kurzem einzustellen. Weil man aber<br />
auch nach dem Produktionsstopp noch genügend <strong>Taxi</strong>s auf Halde<br />
hatte, konnten sie die Unternehmer hier auf den Wechsel einstellen.<br />
Last, but not least spielt auch die Wandlung der App mytaxi zu<br />
Free Now eine Rolle, die ja bekanntlich zu Mercedes gehört. Seitdem<br />
animiert man bisherige treue <strong>Taxi</strong>kunden, jetzt auf den billigeren<br />
Mietwagen umzusteigen. Diesen Kundenklau haben viele<br />
treue Mercedes-<strong>Taxi</strong>unternehmer nicht verziehen. „Dieser Konzern<br />
beißt die Hand, die ihn jahrzehntelang gefüttert hat“, kommentiert<br />
das der Unternehmer Matthias Glowatsch. „Mercedes<br />
hat uns ja mit mytaxi schon richtig verarscht“, nimmt ein anderer<br />
Unternehmer kein Blatt vor den Mund. Er vermutet, dass die Free-<br />
Now-Mietwagenunternehmer weiterhin einen guten Rabatt auf die<br />
neue E-Klasse bekommen werden.<br />
„Mercedes = Free Now. Somit sowieso keine Option“, kommentiert<br />
Bernie Finck und Gert Aufderhaydn meint, dass es spätestens<br />
mit Gründung von mytaxi für jeden <strong>Taxi</strong>unternehmer klar hätte<br />
sein sollen, keinen Mercedes mehr zu kaufen. „Wer so was macht,<br />
spuckt sich selber vor die Füße!“ Höchst unterschiedlich fielen<br />
übrigens die Reaktionen der <strong>Taxi</strong>-Verbände aus. Während der<br />
<strong>Taxi</strong>- und Mietwagenverband TMV mit einem Brief an den Vorstand<br />
Ola Källenius die Entscheidung kritisierte, hielt sich der<br />
Bundesverband <strong>Taxi</strong>- und Mietwagen (BVTM) spürbar zurück.<br />
Hier betonte man lediglich, dass der Konzern mit seinen anderen<br />
Modellen dem <strong>Taxi</strong>gewerbe weiterhin gewogen bleibt.<br />
Trotzdem dürfte diese künftige Ausrichtung kein Ersatz für die<br />
Traum-Ehe sein, die Mercedes mit seinen E-Klasse-<strong>Taxi</strong>s mit der<br />
Branche geführt hat. Künftig wird es wohl eher eine Zweckgemeinschaft<br />
sein, die auf Dauer nur dann funktionieren kann, wenn<br />
Mercedes-Benz wenigstens mit seinen Elektromodellen das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />
eng einbezieht. <br />
jh, sg<br />
FOTOS: Daimler AG, <strong>Taxi</strong>-Winter<br />
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für den schwedischen Fahrzeughersteller Volvo<br />
(sechs Jahre davon im Bereich <strong>Taxi</strong>- und Sonderfahrzeuge)<br />
in den Ruhestand verabschiedet.<br />
„Ein großes Dankeschön geht an Dietmar Ruhe,<br />
der das Sonderfahrzeug-Geschäft aufgebaut<br />
und in den letzten Jahren maßgeblich vorangetrieben<br />
hat“, sagte Ralph Kranz, verantwortlich<br />
für Commercial Operations bei Volvo Car<br />
Germany, zum Abschied.<br />
Sein Nachfolger ist Holger Schmidt, der<br />
zuvor zwölf Jahre für Volvo im Außendienst<br />
tätig war. Aufgrund einer ehrenamtlichen<br />
Tätigkeit für seinen Heimat-Landkreis Bad<br />
Kreuznach stehen Schmidt die Sonderfahrzeuge<br />
sehr nahe. <br />
sg<br />
NEUER VW ID. BUZZ<br />
Volkswagen hat den vollelektrischen ID. Buzz vorgestellt. Der Stromer<br />
wird zunächst in einer Cargo-Variante und erst im Anschluss als<br />
Fünfsitzer anlaufen. In den Außenabmessungen ist der ID. Buzz rund<br />
20 Zentimeter kürzer als der T6.1, bietet im Innenraum bauartbedingt<br />
aber ähnlich viel Platz.<br />
Der Hecktriebler ist mit einer 150 kW starken E-Maschine ausgestattet.<br />
Sie wird von einem Akku mit 77 kWh Kapazität mit Energie<br />
versorgt. Geladen wird an Gleichstromladesäulen mit maximal<br />
170 kW. Steht nur Wechselstrom zur Verfügung, sind 11 kW Ladestrom<br />
möglich. Die Reichweite hat Volkswagen bislang noch nicht<br />
kommuniziert. Eine Version mit mehr Sitzplätzen in Verbindung mit<br />
einem längeren Radstand soll in absehbarer Zeit folgen. Sie wird<br />
besonders relevant für das <strong>Taxi</strong>gewerbe sein. <br />
sg<br />
Seit dem ersten Januar verantwortet Holger<br />
Schmidt den Bereich <strong>Taxi</strong>s und Sonderfahrzeuge<br />
bei Volvo Cars Germany.<br />
TAXIUMRÜSTUNG<br />
FÜR HYUNDAI IONIQ 5<br />
Der südkoreanische Fahrzeughersteller Hyundai<br />
hat bei der Firma Intax für sein vollelektrisches<br />
Modell IONIQ 5 ein <strong>Taxi</strong>paket entwickeln<br />
lassen. Es kostet 2.150 Euro netto, ohne Folierung<br />
<strong>1.</strong>150 Euro.<br />
Bereits bei der Bestellung des Fahrzeug<br />
sollte man sich Gedanken über die Farbkombination<br />
machen, denn in Abhängigkeit davon<br />
sind die Anbauteile schwarz oder grau. Wählt<br />
man die schwarzen Anbauteile, dann ist eine<br />
Folierung derjenigen Teile nicht möglich.<br />
INTAX empfiehlt, sich vorher bei der zuständigen<br />
Behörde zu informieren, ob das so zulässig<br />
ist. Bei den grauen Anbauteilen gibt es<br />
dieses Problem nicht. Diese können gegen<br />
einen Aufpreis von 599 Euro in Hellelfenbein<br />
foliert werden.<br />
sg<br />
MISSERFOLG BEI<br />
ABGAS-KLAGEN<br />
In zwei Minuten ohne Kostenrisiko Schadensersatz einfordern – so<br />
warb Claimback 2019: Für Halter ohne Rechtsschutzversicherung<br />
wolle man ohne Risiko Ausgleichszahlungen erreichen. 30 Prozent<br />
stünden im Erfolgsfall Claimback zu, auch um ggf. Gerichtskosten<br />
zu begleichen.<br />
Das Angebot wollte sich ein Oldenburger Mittelständler nicht<br />
entgehen lassen: risikofreie Chance auf fünfstellige Einnahme ohne<br />
Kosten, auch bei weiterverkauften Autos. Er beauftragte die Claim<br />
Ventures GmbH. Es ging um sechs VW Sharan und neun E-Klassen,<br />
neu erworben, als <strong>Taxi</strong> oder Mietwagen eingesetzt und nach<br />
400.000 km verkauft.<br />
Ein Claimback-Vertreter hatte erklärt: Wer belegen kann, dass<br />
sein Modell von Rückrufen betroffen und vorher gekauft worden ist,<br />
kann klagen, bei <strong>Taxi</strong>s am besten auf „kleinen Schadensersatz“, bei<br />
dem in der Regel 20 Prozent des Kaufpreises geltend gemacht werden<br />
könnten. Ein „großer“ Schadensersatz mit Rückabwicklung habe bei<br />
über 200.000 km Laufleistung keinen Sinn.<br />
Ernüchterndes Ergebnis nach drei Jahren Hoffnung: Laut Landgericht<br />
hatten die Anwälte nicht belegt, dass die Fahrzeuge mit<br />
400.000 km ohne Abgasskandal zu einem höheren Wert hätten verkauft<br />
werden können. Somit sei kein Schaden belegbar. rw<br />
FOTOS: Volvo, Volkswagen AG<br />
10 <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2022</strong> TAXI
x<br />
taxi-deutschland.net
E-TAXI<br />
MONSIEUR<br />
800 VOLT<br />
Modernes Design und 800 Volt<br />
Infrastruktur in Kombination<br />
mit viel Platz: Der Kia EV6<br />
ist derzeit eins der modernsten<br />
E-Fahrzeuge auf dem deutschen<br />
Markt, das als <strong>Taxi</strong> umgerüstet<br />
werden kann.<br />
Unglaublich präsent wirkt der EV6<br />
beim ersten Kennenlernen zu<br />
Beginn der Testfahrten. Neben der<br />
breiten Front und den flachen Scheinwerfern<br />
ist auch das Heck mit der großen gebogenen<br />
Lichteinheit ein echter Hingucker.<br />
Aber tatsächlich sind seine Abmessungen<br />
eher kompakt. Ohne Spiegel ist der Kia<br />
zwar 1,89 Meter breit, aber nur 4,68 Meter<br />
lang. Im Innenraum bietet er trotz seiner<br />
eher kompakten Außenlänge viel Beinfreiheit,<br />
auch auf der hinteren Sitzbank.<br />
All das ist der reinen E-Plattform<br />
geschuldet, auf der neben dem Kia EV6<br />
auch sein Zwillingsbruder, der Hyundai<br />
IONIQ 5 aufbaut. Beide Fahrzeuge sind<br />
übrigens ein tolles Beispiel dafür, wie viel<br />
gestalterische Freiheit man hat, obwohl der<br />
Großteil der Technik identisch ist.<br />
Auch unterm Blech hat der EV6 viel zu<br />
bieten. Was den Antrieb und die Batteriekapazität<br />
angeht, hat der Kunde eine verhältnismäßig<br />
große Auswahl. Kia bietet neben<br />
zwei Akkus auch die Option zwischen<br />
Heck- oder Allradantrieb. Interessanterweise<br />
lässt sich aber jede Akkuvariante mit<br />
jedem Antrieb kombinieren. Das ist eindeutig<br />
für die Kunden interessant, kann<br />
aber auch verwirren, da in diesem Zusammenhang<br />
auch die Leistungsangaben einer<br />
Erklärung bedürfen.<br />
GROSSER AKKU IM TESTWAGEN<br />
Bei dem von der <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong>-Redaktion<br />
gefahrenen Testwagen, der übrigens mit<br />
einem kompletten INTAX-<strong>Taxi</strong>paket ausgestattet<br />
ist, werden beide Achsen angetrieben.<br />
Diese Variante ist nur mit dem „großen“ 77,4<br />
kW-Akku kombinierbar. Der Wagen liefert<br />
325 PS und soll dann nach WLTP bis zu 506<br />
Kilometer weit fahren können. Das Basismodell<br />
bildet der EV6 mit einem 58-kWh-Akku.<br />
Seine E-Maschine leistet 169 PS und treibt<br />
die Hinterräder an. Nach WLTP soll der<br />
Wagen, der ab rund 38.000 Euro (exklusive<br />
BAFA-Förderung) zu haben ist, genug Durchhaltevermögen<br />
für eine Reichweite von 394<br />
Kilometern mitbringen. Das entspricht<br />
einem zeitgemäßen Durchschnittsverbrauch<br />
von 16,6 kWh/100 km.<br />
SCHNELL AUCH IM STAND<br />
Im rein innerstädtischen Betrieb sollen<br />
sogar bis zu 578 Kilometer möglich sein.<br />
Der gleiche Motor mit dem großen<br />
77,4-kWh-Akku kostet netto rund<br />
3.300 Euro mehr. Dafür gibt es aber dann<br />
nicht nur den größeren Akku, sondern mit<br />
229 PS auch mehr Leistung. Die Reichweite<br />
dieser Variante gibt Kia mit im Schnitt<br />
528 km an. Innerorts sollen dann sogar<br />
unter optimalen Bedingungen bis zu<br />
740 km möglich sein.<br />
Unser Praxistest, das muss man fairerweise<br />
betonen, fand bei Temperaturen um<br />
den Nullpunkt herum statt. Dann waren<br />
Reichweiten von 300 bis 350 Kilometer bei<br />
Autobahnfahrten mit Richtgeschwindigkeit<br />
die Regel. Was im ersten Moment wie ein<br />
echtes Handicap wirkt, ist in der Realität<br />
aber gar nicht so schlimm, denn der EV6<br />
kann einen echten Joker aus dem Ärmel<br />
ziehen.<br />
Dank seiner 800-Volt-Technologie gehört<br />
er auch im Stand zu den Schnellsten. In<br />
Abhängigkeit von der genutzten Ladesäule<br />
sind Ladegeschwindigkeiten von bis zu<br />
245(!) kWh möglich. Damit spielt der<br />
Wagen aus Korea in einer Liga mit den ganz<br />
Großen. Als erster Wagen mit 800-Volt-Infrastruktur<br />
kann beispielsweise der viel<br />
teurere Porsche Taycan genannt werden.<br />
Selbst der Basisvariante<br />
des<br />
EV6 gelingt der<br />
Sprint von null<br />
auf 100 in lediglich<br />
8,5 Sekunden.<br />
Steht die volle Ladeleistung zur Verfügung,<br />
ist innerhalb von 4,5 Minuten ausreichend<br />
Strom für die nächsten 100 Kilometer geladen.<br />
Die Technologie bietet aber auch noch<br />
weitere Vorteile: So können, dank der doppelten<br />
Spannung, dünnere Kabel verbaut<br />
werden, Das spart zum einen Gewicht, zum<br />
anderen Kosten bei den Rohstoffen.<br />
Nimmt man hinter dem Lenkrad Platz,<br />
findet man schnell seine Sitzposition. Die<br />
Schalter und Tasten sind ergonomisch gut<br />
angeordnet. Ganz besonders stechen die<br />
Bedienelemente der Mittelkonsole hervor,<br />
deren Darstellung eine ähnliche Anmutung<br />
wie ein Book Reader hat. Der Clou<br />
und zugleich auch der Fallstrick ist, dass<br />
diese Bedienfelder umschaltbar sind und<br />
entweder für die Klimatisierung oder das<br />
Infotainment verwendet werden können.<br />
Will man beispielsweise ohne ablenkenden<br />
Blickkontakt die Temperatur im Fahrzeug<br />
über den Drehknopf anpassen, kann<br />
es schnell passieren, dass stattdessen die<br />
Lautstärke verändert wird.<br />
Eine weitere Besonderheit sind die vielen<br />
verbauten Kameras, die sowohl beim<br />
Einparken und Rückwärtsfahren unterstützen<br />
sollen, aber auch beim Überholvorgang<br />
den toten Winkel abbilden.<br />
Viel Technik, die aber leider auch notwendig<br />
ist, denn den Blick in den Innenspiegel<br />
kann man sich fast sparen. Viel<br />
wird man nicht erkennen. Ein weiteres, aber<br />
auch fast schon das letzte Manko im Innenraum<br />
ist der mittlere Sitzplatz im Fond.<br />
Zwar kann man sich dort nicht nur über<br />
eine ausgesprochen großzügige Beinfreiheit<br />
freuen, sondern auch über den ebenen Fahrzeugboden,<br />
der längst nicht in allen E-Autos<br />
FOTOS: <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
12 <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2022</strong> TAXI
E-TAXI<br />
Geht doch: Der flache Fahrzeugboden bringt<br />
viel Platz für die Füße.<br />
Das Armaturenbrett und die Mittelkonsole<br />
sind praktisch und trotzdem modern.<br />
Bei der Allradvariante bietet der Frunk unter<br />
der Fronthaube maximal Platz für ein Ladekabel<br />
und den Verbandskasten.<br />
selbstverständlich ist. Dennoch täuscht das<br />
nicht darüber hinweg, dass der Sitzplatz in<br />
der Mitte für einen ausgewachsenen Europäer<br />
sehr schmal gehalten ist.<br />
ZWISCHENBODEN MUSS RAUS<br />
Der Kofferraum ist dank der großen automatischen<br />
Heckklappe sehr gut zugänglich.<br />
Mit 520 Litern liegt sein Volumen knapp<br />
unter Skoda Enyaq, VW ID.4 & Co. Den<br />
zusätzlichen Zwischenboden im Gepäckraum<br />
wird man im <strong>Taxi</strong>betrieb selten<br />
sehen, da man den so gewonnenen Platz<br />
für Gepäck benötigt. Wie es fast schon<br />
Standard bei E-Autos ist, gibt es auch einen<br />
sogenannten Frunk unter der vorderen<br />
Motorhaube. Bei Fahrzeugen mit Allradantrieb<br />
ist der Platzgewinn allerdings nur<br />
marginal. Das <strong>Taxi</strong>paket wird, wie bei den<br />
meisten Importfahrzeugen, in Oldenburg<br />
bei der Firma INTAX verbaut. Das Kreuzchen<br />
für den Umbau kann man direkt beim<br />
Kauf des Fahrzeugs machen.<br />
Das Paket ohne Folierung kostet 600 Euro<br />
netto und umfasst eine Taxameter-Vorrüstung<br />
inklusive einer entsprechenden Konsole,<br />
eine Funk-Vorrüstung, exklusive Antenne<br />
und Antennenleitung. Ebenfalls Bestandteil<br />
des Pakets ist die Dachzeichen-Vorrüstung<br />
mit einer Halterung für HALE- oder<br />
Kienzle-Argo-Dachzeichen. Zudem sind die<br />
<strong>Taxi</strong>-Notalarmanlage und die zentrale Innenlichtschaltung<br />
Bestandteil des <strong>Taxi</strong>pakets.<br />
Für eine Folierung in Hellelfenbein<br />
werden zusätzlich 600 Euro in Rechnung<br />
gestellt. Bei der Fahrzeugbestellung muss<br />
allerdings eine Einschränkung beachtet<br />
werden: Auf ein Schiebedach muss man<br />
leider verzichten, da das Glasdach mit dem<br />
Dachzeichen kollidieren würde. Wählt man<br />
die Basisvariante des EV6, dann stellt sich<br />
die Frage erst gar nicht. Bei ihr ist die Option<br />
Glasdach nicht verfügbar.<br />
UnterM Strich bringt der EV6 viele gute<br />
Eigenschaften mit, die ihn für den E-<strong>Taxi</strong>-<br />
Einsatz prädestinieren. Neben den guten<br />
Fahrzeugeigenschaften und der tollen Beinfreiheit<br />
sticht beim EV6 die Schnellladefähigkeit<br />
ganz besonders hervor. Wer sich<br />
nicht mit dem Design des EV6 anfreundet,<br />
kann sich bei Kia alternativ den e-Soul und<br />
den e-Niro anschauen – zwei weitere vollelektrische<br />
Fahrzeuge, die man auch mit<br />
<strong>Taxi</strong>paket bestellen kann. <br />
sg<br />
TESLAS INAKZEPTABLES DEMOKATRIEVERSTÄNDNIS<br />
Am 22. März eröffnete der Autobauer Tesla mit einer großen<br />
PR-Aktion sein deutsches Werk in Brandenburg. Dabei war<br />
neben dem Gründer Elon Musk auch die höchste politische<br />
Prominenz anwesend (unter anderem Bundeskanzler Olaf<br />
Scholz und Wirtschaftsminister Robert Habeck). Natürlich<br />
berichteten auch sämtliche Medien darüber, auch wenn<br />
manche vom Unternehmen nicht eingeladen waren.<br />
Das prominenteste Opfer war das ZDF, eines der beiden<br />
deutschen Staatsmedien. Trotz mehrfacher Anfragen war<br />
man dort nicht erwünscht. Das bestätigte das ZDF selbst<br />
während eines Beitrags im „Heute-Journal“ vom 22. März und<br />
dies wurde wenige Tage später auch von der „Süddeutschen<br />
Zeitung“ („SZ“) thematisiert.<br />
Am Abend vor der Eröffnung sei dem ZDF-Landesstudio<br />
schriftlich mitgeteilt worden, „dass das ZDF nicht akkreditiert<br />
sei und auch nicht akkreditiert werde“, wie der Sender<br />
gegenüber der „SZ“ bestätigt. Als Grund für den Ausschluss<br />
wird ein kritischer Fernsehbeitrag des Politmagazins „Frontal<br />
21“ über den Bau des Werkes vermutet. Tesla selbst äußert<br />
sich zu den Gründen für den Ausschluss<br />
trotz Nachfrage der „SZ“ nicht.<br />
Das Vorgehen des US-Unternehmens<br />
kritisiert auch der Deutsche Journalisten-<br />
Verband: „Was ist das für ein Verständnis<br />
von Pressefreiheit, das der US-Konzern da<br />
an den Tag legt?“, wird Hendrik Zörner,<br />
Pressesprecher des Deutschen Journalisten-Verbands, in<br />
der „SZ“ zitiert.<br />
Konsequenz des <strong>Taxi</strong>-<strong>Times</strong>-Verlags: Für den <strong>Taxi</strong>-<strong>Times</strong>-<br />
Verlag zählt es zum Selbstverständnis, über die Modelle<br />
des US-Autobauers und deren Einsatz im <strong>Taxi</strong>gewerbe zu<br />
berichten. Der Verlag hält es aber auch für seine Pflicht, seine<br />
Leser über das inakzeptable Verhalten des Unternehmens<br />
gegenüber einer freien Presse zu unterrichten. Die Redaktion<br />
wird deshalb ab sofort unter jeden Beitrag auf eine Meldung<br />
verlinken (siehe QR-Code), in der über den inakzeptablen<br />
Umgang von Tesla mit der Pressefreiheit als einer der Grundsäulen<br />
der Demokratie informiert wird. <br />
jh<br />
TAXI <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2022</strong><br />
13
E-TAXI<br />
Um den Ladevorgang zu starten, muss der<br />
Fahrer nicht aussteigen.<br />
LADEN VON<br />
DER PLATTE<br />
Bei der Erforschung induktiver Ladevorgänge ist das <strong>Taxi</strong> ein idealer Partner.<br />
Im schwedischen Göteborg ist nun ein weiteres Testfeld gestartet, an dem neben<br />
Volvo auch das <strong>Taxi</strong>unternehmen Cabonline/<strong>Taxi</strong>Kurir beteiligt ist.<br />
Das induktive Laden ist eines von vielen Projekten, die im<br />
Rahmen der strategischen und von Volvo unterstützten<br />
Initiative „Göteborg Green City Zone“ skizziert wurden.<br />
Ähnlich wie bei den deutschen Forschungsprojekten „Lane Charge“<br />
der Hochschule Hannover und dem „TaLaKo“-Projekt der Universität<br />
Duisburg-Essen (siehe QR-Codes) werden ausgewiesene<br />
Bereiche in der Stadt als Live-Testgelände für nachhaltige Technologieentwicklung<br />
genutzt.<br />
Dazu wurden mehrere vollelektrische Volvo XC40 Recharge<br />
Pure Electric, die als <strong>Taxi</strong>s im Einsatz sind, mit der notwendigen<br />
Technologie ausgestattet. Cabonline, das größte <strong>Taxi</strong>unternehmen<br />
in Skandinavien, wird die <strong>Taxi</strong>s von <strong>Taxi</strong> Kurir drei Jahre lang<br />
nutzen. Bereits seit 2020 begleitet das Unternehmen in Oslo ein<br />
ähnliches Projekt.<br />
Die Elektro-Volvos von Cabonline sind pro Tag mehr als zwölf<br />
Stunden unterwegs und fahren rund 100.000 Kilometer pro Jahr.<br />
Ziel ist es, die Fahrzeuge an bestimmten Orten in Göteborg drahtlos<br />
aufzuladen. Gleichzeitig handelt es sich dabei auch um den<br />
ersten echten Dauertest eines vollelektrischen Volvos in einer<br />
kommerziellen Anwendung.<br />
DER LADEVORGANG STARTET AUTOMATISCH<br />
„Göteborgs Green City Zone ermöglicht es uns, neue Technik in<br />
einer realen Umgebung auszuprobieren und ihre zukünftige, flächendeckende<br />
Einführung zu bewerten“, sagt Volvos Leiter der<br />
Forschungs- und Entwicklungsabteilung, Mats Moberg. „Die Erprobung<br />
neuer Ladeprozesse zusammen mit ausgewählten Partnern<br />
ist ein guter Weg, um alternative Ladeoptionen für unsere zukünftigen<br />
Elektrofahrzeuge zu evaluieren.“<br />
Die im Testbetrieb eingesetzten Ladestationen stammen von<br />
Momentum Dynamics, einem Anbieter kabelloser Ladesysteme.<br />
Das im Fahrzeug verbaute 360-Grad-Kamerasystem dient als Hilfsmittel,<br />
um das Auto einfach auf die Ladestation auszurichten.<br />
Beim vollelektrischen XC40 Recharge wird die Batterie mit einer<br />
Leistung von bis zu 40 kW kabellos aufgeladen. Das ist fast viermal<br />
so viel wie über einen herkömmlichen 11-kW-AC-Ladepunkt.<br />
Sobald ein entsprechend umgerüstetes Fahrzeug über der<br />
Induktionsplatte parkt, startet der Ladevorgang automatisch. So<br />
können <strong>Taxi</strong>fahrer ihr Elektroauto bequem laden und müssen<br />
dazu nicht einmal aussteigen.<br />
Neben Volvo und <strong>Taxi</strong>Kurir sind auch die zu Volvo gehörenden<br />
schwedischen Einzelhändler Volvo Bil und Volvo Car Retail,<br />
ein privates sowie ein städtisches Energieunternehmen und eine<br />
kommunale Wirtschaftsförderungsgesellschaft an diesem Projekt<br />
beteiligt. <br />
wf<br />
LaneCharge<br />
in Hannover<br />
INFOS ZU WEITEREN<br />
INDUKTIONS-LADEPROJEKTEN<br />
TALAKO in<br />
Mülheim / Köln<br />
ElectriCity<br />
Oslo<br />
FOTOS: Volvo<br />
14 <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2022</strong> TAXI
E-TAXI<br />
DAS KONZEPT DER<br />
WECHSELAKKUS<br />
In Berlin fahren die ersten E-Autos, bei denen der<br />
Akku sowohl geladen als auch gewechselt werden<br />
kann. Bei dieser Variante soll das <strong>Taxi</strong>gewerbe zur<br />
treibenden Kraft werden.<br />
FOTO: Simi<br />
Beim Elektroauto einfach den Akku wechseln und danach<br />
mit „vollem Strom“ weiterfahren. Diese Idee ist nicht neu,<br />
nur schien die technische Umsetzung die letzten Jahre auf<br />
der Stelle zu treten. In Berlin scheint ein Batteriewechsel-Projekt<br />
jetzt aber Fahrt aufzunehmen. Das Unternehmen INFRADianba<br />
hat Ende Februar zwei Modelle des chinesischen Herstellers SAIC<br />
Motor (Shanghai Automobile Industry Corporation) präsentiert,<br />
bei denen die Batterie im Unterboden des Fahrzeugs verankert<br />
ist. Sie kann wie jedes andere Elektro-Fahrzeug auch an AC- oder<br />
DC-Ladesäulen aufgeladen werden. Sie kann aber auch einfach<br />
gegen einen vollen Akku getauscht werden. Das ist die exklusive<br />
Besonderheit, die diese beiden Modelle aufweisen.<br />
Ein Fahrzeug mit Wechselakku bei der<br />
Auffahrt in die „Wechselstation“.<br />
Zum Video<br />
AKKUWECHSEL INNERHALB VON SEKUNDEN<br />
Dazu muss das Fahrzeug passgenau auf eine Wechselstation manövriert<br />
werden – man kennt das von der Waschanlage. Nur dass<br />
diesmal keine Schaumbürsten über die Fahrzeuge hinwegfegen,<br />
sondern am Fahrzeugboden ein Roboter aktiv wird. Er kommt aus<br />
der nebenstehenden Wechselstation, schiebt sich unter das Fahrzeug,<br />
löst die dortige Batterie, fährt sie in die Station und tauscht<br />
sie dort mit einer vollgeladenen Batterie, die dann postwendend<br />
wieder im Fahrzeugboden verankert wird. Das dauert zwischen<br />
45 Sekunden und drei Minuten.<br />
Am vergangenen Dienstag wurde der Batteriewechsel vorgeführt.<br />
Mit dabei waren auch Vertreter des <strong>Taxi</strong>gewerbes und<br />
<strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong>-Redakteur Hayrettin Simsek. Er hat den Wechselvorgang<br />
gefilmt (siehe QR-Code oben). Die Präsenz des <strong>Taxi</strong>gewerbes<br />
war kein Zufall. INFRADianba will mit diesem Projekt zur Elektrifizierung<br />
der <strong>Taxi</strong>flotte beitragen.<br />
Alexander Yu Li, CEO des deutsch-chinesischen Joint-Venture<br />
Unternehmens INFRADianba, nutzte den Präsentationstermin, um<br />
sich bei den <strong>Taxi</strong>vertretern über die typischen <strong>Taxi</strong>-Rahmenbedingungen<br />
zu informieren. Wie lange dauert eine Schicht, wie viele<br />
Kilometer werden zurückgelegt etc. Für ihn und seine Mitarbeiter<br />
liegen die Vorteile klar auf der Hand. Neben der schon angesprochenen<br />
kurzen Wechselzeit ist durch das Geschäftsmodell des Batterieleasings<br />
das Risiko minimiert und es werden Kosten gespart – auch<br />
weil sich die Batterielebensdauer um den Faktor 2 bis 3,5 verlängert.<br />
Für den Betrieb der Wechselstationen müsse zudem keine<br />
zusätzliche Infrastruktur geschaffen werden – vorhandene Tankstellen<br />
könnten problemlos angepasst werden. Realisiert werden<br />
soll das demnächst am neuen Berliner Flughafen BER als einem<br />
von insgesamt vier Standorten, inklusive der bereits bestehenden<br />
Station am Westhafen. Und für die mittelfristige Zukunft hat man<br />
dann sogar ganz große Pläne: Bis 2027/28 sollen „für die Elektrifizierung<br />
des Berliner <strong>Taxi</strong>gewerbes“ 30 Batteriewechselstationen<br />
in der Hauptstadt stehen. <br />
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Dieselpreis am 9. März <strong>2022</strong><br />
Dieselpreis am 10. März <strong>2022</strong><br />
Dieselpreis am 8. März <strong>2022</strong><br />
Dieselpreis am 3. März <strong>2022</strong><br />
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PREISWUCHER<br />
AN DEN ZAPFSÄULEN<br />
Kurz nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine erreichten<br />
die Spritpreise täglich neue Dimensionen. <strong>Taxi</strong>verbände schlugen Alarm<br />
und forderten Gegenmaßnahmen.<br />
Fotomotive mit Tankstellen-Preisanzeigen von deutlich über<br />
zwei Euro pro Liter zählten von einem Tag auf den anderen<br />
zu den am häufigsten geposteten Motiven in sozialen Medien.<br />
Sie waren das Symbol für die Fassungslosigkeit, mit der die<br />
<strong>Taxi</strong>unternehmer auf den explosionsartigen Anstieg der Spritpreise<br />
reagierten.<br />
Mal eben für die gleiche Tankfüllung das Doppelte zahlen zu<br />
müssen als noch vor gut einem Jahr, ist für eine Branche sehr<br />
schmerzhaft, die nach zwei Jahren Corona kaum noch Reserven hat.<br />
Entsprechend schnell und deutlich haben die diversen <strong>Taxi</strong>verbände<br />
Anfang März reagiert. Sie schrieben Brandbriefe an die<br />
zuständigen Minister und wählten deutliche Worte, um auf die<br />
Auswirkungen aufmerksam zu machen. „Unser wirtschaftlicher<br />
Spielraum in der <strong>Taxi</strong>- und Mietwagenbranche war nie groß, aber<br />
jetzt ist er aufgebraucht“, warnte beispielsweise Michael Oppermann,<br />
Geschäftsführer des Bundesverbands <strong>Taxi</strong>- und Mietwagen<br />
(BVTM). „Viele <strong>Taxi</strong>unternehmer stehen vor der Wahl – Kraftstoff<br />
im Tank oder Essen im Kühlschrank!“<br />
INSOLVENZRISIKO FÜR UNTERNEHMEN<br />
Ähnlich drastisch formulierte es auch der <strong>Taxi</strong>- und Mietwagenverband<br />
TMV: „Dieser historisch höchste Preis in der Geschichte<br />
der Bundesrepublik Deutschland ist […] ein Insolvenzrisiko für<br />
die Unternehmen.“ Und weiter: „Nach zwei Jahren Pandemie […]<br />
brechen die steigenden Kraftstoffpreise […] unseren Mitgliedern<br />
nun endgültig das Genick.“<br />
Der niedersächsische Landesverband GVN sprach von „Ausmaßen,<br />
die man so noch nie erlebt hat“. Die aktuelle Kostenexplosion habe<br />
die Branche „fest im Würgegriff“. In Rheinland-Pfalz wies der<br />
MOLO darauf hin, dass die wichtigen und lebensnotwendigen<br />
Patientenfahrten auch trotz dramatischer Treibstoffkostenentwicklung<br />
durchgeführt werden. „Keine unternehmerische Kalkulation<br />
konnte jedoch die aktuellen Preissteigerungen abbilden. Ohne<br />
eine Unterstützung durch die Politik schafft der Preisschock beim<br />
Diesel das, was zwei Jahre Corona-Pandemie nicht geschafft hat:<br />
die <strong>Taxi</strong>- und Mietwagenunternehmen in die Insolvenz zu treiben.“<br />
Auch der LTV malte für Thüringen ein düsteres Bild: „Sollte keine<br />
schnelle Hilfe erfolgen, werden viele coronagebeutelte Unternehmen<br />
in den nächsten Monaten aufgeben müssen. Die Leidtragenden<br />
sind die Bürger, die auf Mobilität angewiesen sind.“<br />
FORDERUNGEN DES BVTM<br />
Dabei hatten die Verbände auch konkrete Forderungen an die<br />
Politik, wie diese Hilfe aussehen kann: „Jeder Bäcker kann über<br />
den Preis für seine Brötchen allein entscheiden, das <strong>Taxi</strong>- und<br />
Mietwagengewerbe ist auf die Entscheidungen der öffentlichen<br />
Hand in 802 Tarifgebieten in Deutschland angewiesen“, legt BVTM-<br />
Präsident Herwig Kollar den Finger in die Wunde. Anträge auf<br />
Tariferhöhungen müssten schnell genehmigt werden.<br />
Zudem wurden auch die Rufe nach Subventionen lauter: „So wie<br />
es bei den kommunalen Nahverkehrsunternehmen oder überregionalen<br />
Anbietern nicht ohne finanzielle Hilfe rollt, braucht auch das<br />
FOTOS: Mehran; <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> (2); Peter Roeder<br />
16 <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2022</strong> TAXI
POLITIK<br />
<strong>Taxi</strong>gewerbe Unterstützung zur Selbsthilfe“, sagte Kollar. Der TMV<br />
störte sich an der Tatsache, dass der Staat über die Mineralölsteuer<br />
bei jedem verkauften Liter mitkassiert. Er forderte die sofortige<br />
Aussetzung der Energiesteuer für mindestens drei Monate.<br />
MOLO FORDERT GEWERBEDIESEL<br />
Der MOLO plädierte für Lösungen speziell für Verkehrsunternehmen<br />
in Form eines Gewerbediesels. Gemeint war damit die<br />
schnellstmögliche temporäre Einführung eines von der Politik<br />
verbilligten Dieselkraftstoffs für Fahrzeuge der Transport- und<br />
Mobilitätsbranche. MOLO-Geschäftsführer Guido Borning schlug<br />
dazu eine möglichst unbürokratische Abwicklung vor: „Die Unternehmen<br />
reichen bis zum 10. jedes Folgemonats die getankten<br />
Liter und aufgewendeten Gesamtkosten für Dieselkraftstoff<br />
(netto) beim Finanzamt ein. Auf der Basis von 1,30 Euro netto<br />
wird der Differenzbetrag zu den tatsächlichen Aufwendungen<br />
ermittelt. Diese Differenz wird den Unternehmen erstattet.“<br />
In eine ähnliche Richtung ging der Vorschlag des BVTM, der<br />
ein Kontingent mit von der Energiesteuer befreitem Kraftstoff vorschlug:<br />
„Wenn ein Unternehmen daraus bis zu 7.500 Liter beziehen<br />
kann, dann würde wenigstens die Energiesteuer auf einen normalen<br />
Jahresverbrauch wegfallen. Die Rückerstattung könnte über<br />
die Steuererklärung erfolgen“, erklärt dazu Michael Oppermann.<br />
Er brachte auch eine Speziallösung ausschließlich für die <strong>Taxi</strong>- und<br />
(systemrelevante) Mietwagenbranche ins Spiel: „Für die Gewährleistung<br />
individueller Mobilität brauchen die <strong>Taxi</strong>- und Mietwagenunternehmen<br />
in Deutschland einen kurzfristigen Mineralölzuschlag.“<br />
Die Branche sollte deshalb pro Tour einen Aufschlag<br />
von einem Euro erheben. Der Vorteil dieser<br />
Idee: Ungeachtet von laufenden Anträgen auf Tarifänderung<br />
hätte man diesen Zuschlag sehr schnell umsetzen können.<br />
Herwig Kollar bezeichnete einen solchen kurzfristig einzuführenden<br />
Zuschlag auf Nachfrage von <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> als rechtlich problemlos<br />
möglich. „Viele Landesministerien hätten von der im<br />
Personenbeförderungsgesetz (PBefG) vorgesehenen Möglichkeit<br />
Gebrauch gemacht, die Tarifhoheit an die untergeordneten Genehmigungsbehörden<br />
zu deligieren.<br />
Zudem wusste Kollar zu berichten, dass eine solche Maßnahme<br />
kein Novum wäre: Während der Ölkrise im Herbst 1973 hatte<br />
war der Preis für ein Barrel Öl von drei auf fünf Dollar und die<br />
Benzinpreise waren an deutschen Tankstellen von 65 Pfennig<br />
auf 90 Pfennig gestiegen. „In Frankfurt am Main wurde<br />
daraufhin ein sogenannter Erdöl-Zuschlag von 50 Pfennig<br />
je <strong>Taxi</strong>fahrt erhoben, was mit Aufklebern kommuniziert<br />
wurde, die neben dem Taxameter angebracht werden mussten“,<br />
erinnerte sich Kollar. „Die Bevölkerung hatte dafür Verständnis.“<br />
Das wäre nach Meinung von Oppermann wohl auch<br />
heute vorhanden. „<strong>Taxi</strong>fahrer ist kein Job, den man zu Fuß<br />
machen kann.“<br />
Anmerkung der Redaktion: Kurz nach Redaktionsschluss<br />
dieses Textes hatte die Bundesregierung ein allgemeines Entlastungspaket<br />
versprochen. Deren Inhalte konnten in diesem Beitrag<br />
nicht mehr berücksichtigt werden. Parallel hatten auch die Krankenkassen<br />
erste Zuschläge genehmigt. <br />
jh
POLITIK<br />
ZWÖLF EURO<br />
AB <strong>1.</strong> OKTOBER<br />
– ODER DOCH<br />
SPÄTER?<br />
Bundeskanzler Olaf Scholz wird sein Wahlversprechen einlösen und den<br />
gesetzlichen Mindestlohn auf zwölf Euro erhöhen. Der geplante Zeitpunkt dürfte<br />
dem <strong>Taxi</strong>gewerbe Probleme bereiten.<br />
Ende Januar legte die Bundesregierung<br />
einen Gesetzentwurf zur<br />
Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns<br />
auf zwölf Euro ab <strong>1.</strong> Oktober<br />
<strong>2022</strong> vor. Gleichzeitig ist auch eine Anpassung<br />
der geringfügigen Beschäftigung<br />
geplant. Beide<br />
Reformentwürfe befinden<br />
sich seitdem in der<br />
Anhörungsphase, an<br />
der sich auch der Bundesverband<br />
<strong>Taxi</strong>- und<br />
Mietwagen (BVTM)<br />
beteiligt hat.<br />
Beide Reformen<br />
werden sich „unmittelbar<br />
und massiv auf unser<br />
Gewerbe auswirken“, ist sich<br />
der <strong>Taxi</strong>verband sicher. Er verweist<br />
auf die Besonderheit der Branche, wonach<br />
eine Mindestlohnvergütung auch während<br />
der Bereitstellungs-/Standzeiten geleistet<br />
werden muss. In Kombination mit der fortdauernden<br />
Covid-19-Krise stelle die<br />
sprunghafte Erhöhung des Mindestlohns<br />
das Gewerbe vor eine momentan nicht leistbare<br />
Herausforderung.<br />
FEHLER IM SYSTEM<br />
Dass bei einer Stundenlohn-Erhöhung von<br />
aktuell 9,82 Euro auf bald zwölf Euro kein<br />
einziger der über 800 bundesweiten <strong>Taxi</strong>tarife<br />
beibehalten werden kann, liegt klar<br />
auf der Hand. Es ist die unrühmliche Konsequenz<br />
aus der Tatsache, dass <strong>Taxi</strong>tarife<br />
auf Einschätzung von Gutachten berechnet<br />
werden. Diese Gutachten wiederum legen<br />
für die üblichen fünfzig bis sechzig Prozent<br />
Lohnkosten genau den Mindestlohn als<br />
Berechnungsgrundlage fest.<br />
Ein fataler Fehler im System, der die<br />
<strong>Taxi</strong>unternehmer unter das Joch stellt,<br />
(fast immer) nur den Mindestlohn bezahlen<br />
zu können, und der nun die Konsequenz<br />
hat, dass bei nahezu allen 800 Genehmigungsbehörden<br />
in Deutschland Anträge<br />
auf Tariferhöhungen gestellt werden. Wer<br />
das Tempo kennt, mit dem solche<br />
Anträge durch die kommunalen<br />
Instanzen laufen,<br />
ahnt bereits, dass es<br />
sehr eng mit den notwendigen<br />
Tarifanpassungen<br />
wird.<br />
Sicherlich gibt es<br />
engagierte Verwaltungen,<br />
die notwendige<br />
Tarifanpassungen<br />
tatsächlich in nur sechs<br />
Monaten durchpeitschen<br />
können und wollen, sodass die<br />
dortigen Unternehmen noch auf<br />
eine halbwegs zeitgerechte Tarifanpassung<br />
hoffen dürfen. In<br />
der Regel dauert dieser<br />
Verwaltungsakt<br />
aber minimal zehn<br />
Monate oder auch<br />
noch viel länger.<br />
Selbst wenn also alle<br />
Beteiligten engagiert<br />
dabei sind, mit den üblichen<br />
Anhörungen vor<br />
und nach solch einem<br />
Beschluss geht da schnell<br />
auch einiges mehr als ein<br />
Jahr ins Land, bevor die notwendigen<br />
Einnahmen den Lohnausgaben angepasst<br />
werden können.<br />
All diese Bedenken hat auch der BVTM<br />
in seiner Stellungnahme geäußert. Weil<br />
<strong>Taxi</strong>tarife und Krankenkassenverträge<br />
„nicht in der gleichen Geschwindigkeit verhandel-<br />
und anpassbar sind“, empfiehlt der<br />
<strong>Taxi</strong>verband daher eine Fristverschiebung<br />
vom Oktober <strong>2022</strong> auf April 2023. Diese<br />
könne auch branchenbezogen vorgenommen<br />
werden.<br />
TEILFINANZIERUNG BEIM TAXI<br />
Neben dem zeitlichen Aufschub regt der<br />
Bundesverband auch eine öffentliche Teilfinanzierung<br />
des <strong>Taxi</strong>s an. Was damit<br />
gemeint ist, erläutert BVTM-Geschäftsführer<br />
Michael Oppermann gegenüber<br />
<strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong>: „Im Zuge der PBefG-Novelle<br />
wurde im Regionalisierungsmittelgesetz<br />
klargestellt, dass <strong>Taxi</strong>s Teil des ÖPNV sind.<br />
Das Regionalisierungsmittelgesetz ist ein<br />
Geldverteilungsgesetz, das Bundesmittel<br />
an die Länder gibt, damit die angemessenen<br />
ÖPNV und Infrastruktur hinstellen. Wo<br />
sich das <strong>Taxi</strong> aus sich heraus nicht trägt,<br />
ist es also mehr als angemessen,<br />
eine entsprechende Finanzierung<br />
bereitzustellen. Bislang gibt<br />
es dafür noch keine<br />
Blaupause, aber wir<br />
werden im ersten<br />
Halbjahr Vorschläge<br />
dazu vorstellen.<br />
Denkbar sind beispielsweise<br />
Zuschüsse<br />
für unwirtschaftliche<br />
Bereitschaftszeiten oder<br />
eine Subventionierung<br />
des Tarifs. Das <strong>Taxi</strong> ist<br />
ÖPNV und muss deshalb<br />
auch an der ÖPNV-Finanzierung<br />
partizipieren.“<br />
Laut BVTM hätte die Bundesregierung<br />
hier also ein starkes und verlässliches Instrument<br />
zur Hand, die entsprechenden<br />
Vo raussetzungen zu schaffen, die eine<br />
Erwirtschaftung des Mindestlohns auch<br />
ermöglichen. <br />
jh, rw<br />
FOTOS: Pxabay, <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
18 <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2022</strong> TAXI
POLITIK<br />
ZWEI SEITEN<br />
DERSELBEN<br />
MEDAILLE<br />
Waren die Proteste der Bundesverbände<br />
gegen die geplante, dann aber wieder<br />
zurückgezogene Dokumentationspflicht<br />
der Arbeitszeiten wirklich im Sinne der<br />
redlich arbeitenden <strong>Taxi</strong>betriebe?<br />
EIN KOMMENTAR VON REMMER WITTE<br />
FOTO: Witte<br />
In ersten Entwürfen der Gesetzesvorlage zum neuen Mindestlohn<br />
sollten Arbeitgeber dazu verpflichtet werden, den Beginn<br />
der täglichen Arbeitszeit „jeweils unmittelbar bei Arbeitsaufnahme“<br />
sowie Ende und Dauer der täglichen Arbeitszeit jeweils<br />
am Tag der Arbeitsleistung elektronisch und „manipulationssicher“<br />
aufzuzeichnen. Diese geplante Regelung bezeichneten auch die<br />
<strong>Taxi</strong>- und Mietwagenverbände als „praxis- und realitätsfremd“ und<br />
begrüßten die Streichung. Dies gelte insbesondere, da kleine und<br />
mittelständische Unternehmen durch die Anschaffung von Zeiterfassungssystemen<br />
übermäßig belastet werden könnten.<br />
Reizwort der Gesetzesvorlage war sicherlich der Begriff „manipulationssicher“,<br />
der die Notwendigkeit neuer Investitionen<br />
versprach. Insofern ist nachvollziehbar, dass viele Arbeitgeberverbände<br />
sofort Sturm gegen diese Formulierung liefen. Aber<br />
ansonsten? Ansonsten sollte die im Gesetz geforderte Dokumentation<br />
der Arbeitszeit heute eigentlich Standard in jedem (<strong>Taxi</strong>-)<br />
Betrieb sein, vor allem dann, wenn dort unregelmäßig zu wechselnden<br />
Zeiten gearbeitet wird. Und jeder Verband sollte schon im<br />
Interesse der Wettbewerbsgerechtigkeit seiner Mitglieder solche<br />
Standards unterstützen und sie stattdessen nicht als „praxis und<br />
realitätsfremd“ brandmarken.<br />
Eine Mindestlohnregelung greift überall dort gravierend in den<br />
Wettbewerb ein, wo nicht sichergestellt ist, dass die so zu bezahlende<br />
Arbeitsstunde auch überall gleichmäßig sechzig Minuten<br />
und nicht mehr hat. Und dazu ist es im Niedriglohnsegment wohl<br />
zwingend notwendig, dass zusätzlich zu Arbeitsbeginn und Ende<br />
auch die zwischenzeitlichen Pausen ebenfalls unveränderlich dokumentiert<br />
werden.<br />
Derzeitig besagt die gesetzliche Regelung, dass zwar Beginn<br />
und Ende der Arbeitszeit, nicht aber die Pausen zeitlich und nicht<br />
nur als Summe dokumentiert werden müssen. Das spricht dem<br />
Sinn eines Mindestlohngesetzes eigentlich Hohn und scheint somit<br />
ohne gleichzeitige Zeitdokumentationspflicht „praxis- und realitätsfremd“.<br />
Aktuell ist im Rahmen dieser Regelung eine Arbeitszeitdokumentation<br />
nach dem Schema „Datum, Beginn sechs Uhr,<br />
Ende achtzehn Uhr, Arbeitszeit sechs Stunden, Pause sechs Stunden“<br />
absolut legal.<br />
DIE SOFTWARE KANN ES SCHON<br />
Auch die vermeintlich hohen Folgekosten solcher Dokumentationen<br />
halten einer Realitätsüberprüfung in Zeiten der Digitalisierung<br />
kaum stand. Vielmehr sind solche Lösungen für die meisten<br />
Taxler schon jetzt im Rahmen ihrer aktuellen Software verfügbar<br />
und können – bis auf die sicherlich nur mit hohem Aufwand erfüllbare<br />
Manipulationssicherheit – sämtlichen Anforderungen des<br />
zunächst avisierten Gesetzesentwurfs genügen.<br />
Mit der Verfügbarkeit der hier beispielhaft abgebildeten Daten<br />
als Basis jeder Lohnabrechnung wäre neben der Lohngerechtigkeit<br />
gegenüber den Arbeitnehmer*innen auch ein Riesenschritt<br />
zur Wettbewerbsgerechtigkeit innerhalb<br />
des <strong>Taxi</strong>- und Mietwagengewerbes getan. Der Aufwand,<br />
solch komplexe Datenreihen regelmäßig<br />
einer ggf. „unternehmerisch erwünschten Alternativrealität“<br />
anzupassen, wäre enorm.<br />
In dem Augenblick, in dem der Lohn über<br />
eine Mindestlohnregelung zumindest nach unten<br />
fixiert ist, muss gleichzeitig auch definiert werden,<br />
welche Art der Arbeitszeitaufzeichnung als<br />
Basis für die Lohnzahlung genutzt werden soll.<br />
Um gerade die Zukunft derjenigen Mitglieder zu<br />
sichern, die Profit erzielen wollen, ohne dabei stets<br />
mit einem Bein im Knast zu stehen, sollte doch<br />
eigentlich vor allem ein <strong>Taxi</strong>- und Mietwagenverband<br />
vielmehr jede Initiative der Bundesregierung<br />
unterstützen oder sogar forcieren, die hier eindeutigere<br />
und vollständigere Dokumentationspflichten<br />
einfordert. <br />
rw<br />
TAXI <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2022</strong><br />
19
KRANKENFAHRTEN<br />
<strong>Taxi</strong>fahrer sind ein wichtiges Zahnrad im Uhrwerk der medizinischen Versorgung.<br />
WEIL WIR ES WERT SIND!<br />
Aufgrund der aktuellen Entwicklung ist es jetzt eminent wichtig, im Streit<br />
um die Vergütung von Krankenfahrten Geschlossenheit zu zeigen. Dazu gehören<br />
einheitliche Verträge – zunächst auf Landesbasis.<br />
Durch die Vielzahl der Einzelverträge, die in allen Bundesländern<br />
von Unternehmern mit den Krankenkassen abgeschlossen<br />
werden, machen sich Verbände und<br />
Einzelunternehmer zum Spielball der Krankenkassen. Der Grund<br />
dafür: Einzelverträge werden so gut wie nie ausgehandelt, sondern<br />
in der Regel von der Krankenkasse diktiert – nach dem Motto: Bist<br />
du nicht willig (billig), dann gibt es keine Fahrten.<br />
Gerade jetzt, nachdem der schwerste Teil der Corona-Krise<br />
überstanden scheint und abermals alle versuchen, zur Normalität<br />
zurückzukehren, können wir doch darauf verweisen, was das<br />
Gewerbe leistet. In der Corona-Zeit haben wir nicht aufgegeben,<br />
sondern unsere Fahrzeuge entsprechend ausgerüstet, um kranke<br />
Menschen zu ihren Behandlungen zu fahren. Wir haben gezeigt,<br />
welch wichtiges Zahnrad unsere Leistungen im Uhrwerk der medizinischen<br />
Versorgung sind. Wir können noch besser als früher<br />
darauf verweisen, dass ohne die Krankenfahrten durch unser<br />
Gewerbe die medizinische Versorgung schlechter und teurer wird.<br />
MEHR AMBULANTE BEHANDLUNGEN<br />
Unsere Leistung ermöglicht es seit Jahrzehnten, dass immer mehr<br />
ambulante statt stationärer Behandlungen möglich sind. Dank der<br />
zuverlässigen Beförderung durch unser Gewerbe können ambulante<br />
Versorgungszentren optimal Termine vergeben. Angehörige<br />
werden entlastet, weil unsere Fahrer die Beförderung sichern.<br />
Krankenkassen müssen bei ihren Aussagen wie „Wir sorgen für<br />
Sie bei Krankheit“ gepackt werden. Nicht der Billigste darf die Patienten<br />
zum Arzt karren, sondern der, der die beste Dienstleistung bei<br />
der Beförderung von kranken Menschen erbringt und dem der Patient<br />
in seiner durch Krankheit belasteten Lebenssituation vertraut.<br />
Wir müssen den Krankenkassen klarmachen, dass es keine<br />
Gefälligkeit ihrerseits ist, uns zu Billigpreisen Fahrten zu geben,<br />
sondern dass die Krankenkassen durch die Leistung unseres<br />
Gewerbes Gelder in erheblicher Höhe einsparen, die statt in Krankenfahrten<br />
sonst in Krankentransporte mit deutlich höheren Preisen<br />
fließen würden. Dann würde wohl auch wieder mehr stationär<br />
statt ambulant behandelt werden.<br />
Kurz gesagt: Die Krankenkassen müssen würdigen, dass unser<br />
Gewerbe eine zuverlässige Leistung zur Teilhabe am Gesundheitswesen<br />
bietet, die ihnen langfristig Kosten erspart.<br />
Für den einzelnen Unternehmer ist es fast nicht möglich, mit<br />
solchen und weiteren Argumenten gehört zu werden. Aus Sicht der<br />
Krankenkassen ist es normal und legitim, sich bei Ausgaben nach<br />
dem billigsten Anbieter umzusehen und möglichst günstige Preise<br />
auszuhandeln, wie jeder Gewerbetreibende es tut. Das Problem<br />
dabei ist die Marktmacht dieser Konzerne gegenüber den kleinen<br />
Personenbeförderern. Darum ist es aus unserer Sicht wichtig, dass<br />
die Verbände diese Arbeit im Interesse des ganzen Gewerbes leisten.<br />
Mitglied in einem Verband zu sein, bedeutet mehr, als nur einen<br />
Krankenkassenvertrag zu bekommen. Verbände bieten eine ganze<br />
Menge zusätzlicher Leistungen und Informationen für ihre Mit-<br />
GISELA SPITZLEI<br />
Gisela Spitzlei war von 1974 bis<br />
2005 <strong>Taxi</strong>unternehmerin und<br />
steht seit 1980 dem Abrechnungszentrum<br />
Spitzlei vor. Gewerbepolitisch<br />
engagiert sie sich seit 1974<br />
und ist seit den 1990er-Jahren im<br />
Fachausschuss Krankenfahrten<br />
des Bundesverbands BVTM, seit<br />
1999 als dessen Vorsitzende.<br />
FOTOS: Pixabay, ARZ<br />
20 <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2022</strong> TAXI
KRANKENFAHRTEN<br />
WER ZUM ARZT GEBRACHT WIRD, LEBT LÄNGER<br />
Aufgrund von Früherkennungsmaßnahmen konnte die seit<br />
dem Jahr 2000 jährlich um mindestens 400.000 Fälle<br />
gestiegene Anzahl von Krebs-Neuerkrankungen erkannt<br />
werden, womit innerhalb von zehn Jahren mehr als 4,9 Millionen<br />
betroffenen Menschen in vielen Fällen rechtzeitig<br />
geholfen werden konnte. Laut Robert-Koch-Institut ist<br />
durch die Therapiefortschritte der Anteil der Todesfälle<br />
unter den Krebspatienten weiter gesunken. Vor 1980 starben<br />
mehr als zwei Drittel an ihrer Krebserkrankung. Zum<br />
Zeitpunkt einer Studie aus dem Jahr 2012 waren es weniger<br />
als die Hälfte. 4,9 Millionen Menschen in Deutschland, Neu-<br />
Erkrankte und zusätzlich die in laufenden Behandlungen<br />
befindlichen Personen, kamen und kommen pünktlich und<br />
zuverlässig zu ihren Behandlungen – auch dank der durch<br />
das <strong>Taxi</strong>- und Mietwagengewerbe durchgeführten Krankenfahrten.<br />
glieder. Deshalb sollten sich die Verbände nicht sperren, mit dem<br />
Aushandeln eines einheitlichen Vertrages auch für Nichtmitglieder<br />
tätig zu sein. Dies ist bei anderen Leistungserbringern im<br />
Gesundheitswesen längst der Fall. Auf der anderen Seite muss<br />
auch Unternehmern klar sein: Je mehr Mitglieder ein Verband<br />
hat, desto höher ist die Außenwirkung bei Verhandlungen. Das<br />
Solidarprinzip bewirkt im optimalen Fall, dass der Nutzen einer<br />
Mitgliedschaft die Kosten für die Beiträge überwiegt.<br />
EIN VERTRAG – EINE VERGÜTUNG<br />
Gerade ein guter Vertrag mit den Krankenkassen könnte noch<br />
Nichtmitglieder motivieren, auch in finanziell schwierigen Zeiten<br />
die Beiträge für eine Verbandsmitgliedschaft aufzuwenden. Positive<br />
Nebenwirkung ist die Entlastung, dass durch die Mitgliedschaft<br />
z. B. nicht mehr selbst auf Kündigungsfristen usw. geachtet<br />
werden muss.<br />
Auch für die Krankenkassen hätte ein einheitlicher Vertrag<br />
einen enormen Vorteil: Nur noch dieser eine Vertrag müsste in<br />
die Abrechnungssysteme eingepflegt werden. Wenn alle Beförderer<br />
die gleiche Vergütung erhalten, kann die Kasse sich nicht nur<br />
Verwaltungskosten bei der Systempflege der Verträge ersparen,<br />
sondern auch die Personalkosten für das Ermitteln des Billiganbieters<br />
usw.<br />
Die Kosten eines <strong>Taxi</strong>betriebes sind bereits mehrfach durch<br />
Gutachten ermittelt worden, und die eines Mietwagenbetriebes<br />
sind diesen mindestens gleichzusetzen. Warum also sollten Tarife<br />
in x verschiedenen Varianten für die gleiche Leistung nötig<br />
sein? Das ergibt keinen Sinn.<br />
Selbst der Billigheimer muss bei ordnungsgemäßer Betriebsführung<br />
den Mindestlohn bezahlen – und mit seiner Dienstleistung<br />
erwirtschaften. Auch sein Fahrzeug muss angeschafft werden und<br />
fährt nicht mit Wasser. Einige Unternehmer mögen ja vielleicht<br />
noch denken, „ich koste ja nix“, aber wer dann selber fährt, sollte<br />
sich doch wenigstens den Mindestlohn wert sein.<br />
Wenn wir jetzt neue Verträge verhandeln, dann sollten auch<br />
endlich die unsäglichen Positionsnummernverzeichnisse, die<br />
Bestandteil einiger Krankenkassenverträge sind, auf ein Mindestmaß<br />
gekürzt werden. Laut Krankenkassen-Spitzenverband GKV<br />
ist diese Vielzahl nicht Pflicht.<br />
Der Vertrag war nicht dafür gedacht, dass durch diese unendlichen<br />
Nummernlisten den Krankenkassen statistische Zahlen<br />
vom Leistungserbringer darüber geliefert werden, wie viele Fahrten<br />
Strahlen/Chemo/Dialyse/stationär usw. erbracht werden. Auch<br />
nicht dafür, dass zusätzlich ein Grund für Rücksendungen eingebaut<br />
wird, falls die falsche P-Nr. verwendet wird.<br />
Fazit: Wir können alle nur gewinnen, wenn für die gleiche Leistung<br />
die gleiche Bezahlung erfolgt. Zumindest auf Landesebene<br />
müssen die Verbände jetzt damit beginnen, einheitliche Verträge<br />
auf die Beine zu stellen, denn in allen anderen Bereichen der<br />
Gesundheitsdienstleistung ist das auch so. <br />
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ÖSTERREICH<br />
BESOFFEN,<br />
VERSCHULDET,<br />
ILLEGAL<br />
Ende Februar hat die Polizei am Flughafen<br />
Innsbruck eine <strong>Taxi</strong>kontrolle durchgeführt.<br />
Die Bilanz war schockierend, ist aber nicht<br />
nur auf das klassische <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />
zurückzuführen.<br />
In Innsbruck sind viele „<strong>Taxi</strong>s“ unterwegs, die für ausländische<br />
Plattformanbieter zu Dumpingpreisen (und oft illegal) fahren.<br />
Sie tauchen speziell zur Wintersaison auf und befördern Fahrgäste<br />
in (meist nicht korrekt zugelassenen) Fahrzeugen mit (oft<br />
sogar) ausländischen Kennzeichen und Fahrern ohne Deutschkenntnisse<br />
und Lenkerausweis „Meist werden diese Fahrten über<br />
das Internet angeboten und gebucht“, berichtet Magister Gabriel<br />
Klammer gegenüber <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong>. Klammer ist Sparten-Geschäftsführer<br />
Transport und Verkehr der Tiroler Wirtschaftskammer.<br />
„Seit Jahren beobachtet die <strong>Taxi</strong>-Innung eine Zunahme von<br />
ausländischen Anbietern, die mit Transfers vom und zum Flughafen<br />
Innsbruck Geschäfte machen wollen“, heißt es dazu in einer<br />
Stellungnahme. „Dabei sind die Preise gering, die Verlässlichkeit<br />
aber meist auch. So passiert es immer öfter, dass Kunden trotz<br />
Bezahlung im Voraus auf der Straße stehen bleiben. Ein untragbarer<br />
Zustand für die <strong>Taxi</strong>-Branche und das Tourismusland Tirol.“<br />
Markus Freund, Sprecher der <strong>Taxi</strong>-Innung in der Tiroler Wirtschaftskammer,<br />
erläutert die Hintergründe: „Diese Fahrzeuge<br />
fahren während der Wintermonate im Auftrag von Online-Anbietern,<br />
die ihren Sitz in Ländern wie Hongkong haben. Der Kunde<br />
bucht gutgläubig über eine Plattform im Netz, während die Betreiber<br />
dann versuchen, die Fahrt abzüglich einer saftigen Provision<br />
an Unternehmen vor Ort zu vermitteln. Wenn das nicht möglich<br />
ist, greift man wohl auch gerne auf ,Nicht-Unternehmer‘ zurück.<br />
Kein Wunder: Die Plattformen bieten ohnehin zu Niedrigstpreisen<br />
an, wenn man von diesem Preis noch eine Provision an die Plattform<br />
zahlen muss, dann fährt man unter den eigenen Selbstkosten,<br />
das macht kein seriöser Unternehmer.“<br />
TAXI-KONTROLLE: „AKTION SCHARF“<br />
Weil man seitens der Wirtschaftskammer sowohl die Polizei als<br />
auch die Finanzaufsicht auf diese Missstände aufmerksam gemacht<br />
hat, kam es Ende Februar an einem Samstagvormittag zu einer<br />
umfangreichen Kontrolle der <strong>Taxi</strong>s. 190 <strong>Taxi</strong>fahrer aus 30 Betrieben<br />
wurden dabei überprüft.<br />
Die Kontrollaktion trug den Namen „Aktion scharf“. Im Einsatz<br />
waren elf Finanzpolizisten und acht Polizisten, sie haben ab 9 Uhr<br />
morgens „die am Flughafen in hoher Zahl anzutreffenden <strong>Taxi</strong>s“<br />
kontrolliert, teilte das Bundesministerium Finanzen in einer im<br />
Beamte der Finanzpolizei während einer <strong>Taxi</strong>kontrolle<br />
in Innsbruck.<br />
Nachgang veröffentlichten Pressemeldung mit. Österreichs Finanzminister<br />
Magnus Brunner hatte sich bei allen Beteiligten bedankt.<br />
„Die behördenübergreifenden Schwerpunkteinsätze der Finanzpolizei<br />
gemeinsam mit der Polizei sind ein wichtiger Baustein in<br />
unserem Kampf gegen Abgaben- und Sozialversicherungsbetrug“,<br />
sagte er. Der Einsatz sei „im Sinne fairer Wettbewerbsverhältnisse“<br />
erfolgt.<br />
Die Bilanz der Kontrollen liest sich desaströs: Zahlreiche Fahrer<br />
und Unternehmer wurden angezeigt, ein <strong>Taxi</strong> sogar noch an<br />
Ort und Stelle gepfändet. Vonseiten der Medien gerieten vor allem<br />
ein unter Drogen stehender Fahrer sowie eine Lenkerin in den<br />
Fokus, die stark alkoholisiert erwischt worden war.<br />
DIE ERGEBNISSE<br />
Während die Polizei 21 Anzeigen und 13 Organmandate ausstellte<br />
(darunter auch den Führerscheinentzug für die oben genannten Drogen-<br />
und Alkoholsünder), musste die Finanzpolizei in 14 Fällen Anzeigen<br />
erstatten. „Acht nach dem Sozialversicherungs- und drei weitere<br />
nach dem Arbeitszeitgesetz. Zwei Anzeigen gab es wegen Verstößen<br />
gegen die Gewerbeordnung, eine weitere wegen Verstößen gegen das<br />
Arbeitslosenversicherungsgesetz“, bilanziert die Finanzverwaltung.<br />
Zudem traten zahlreiche Unregelmäßigkeiten bei den Registrierkassen<br />
auf, die jedes <strong>Taxi</strong> eigentlich haben müsste. In manchen Fällen<br />
wurde eine solche überhaupt nicht mitgeführt, in einem besonders<br />
ungewöhnlichen Fall wurden für „Stammkunden“ statt der rechtmäßigen<br />
Zahlungsbelege Verrechnungsbelege ohne QR-Code ausgedruckt.<br />
Last, but not least wurde als Sofortmaßnahme ein Fahrzeug<br />
sichergestellt, weil dessen Unternehmer beim Fiskus noch<br />
15.000 Euro Steuerschulden hatte.<br />
Die Ergebnisse sowie die Art der medialen Berichterstattung<br />
erwecken einen miserablen Eindruck vom Innsbrucker <strong>Taxi</strong>ge-<br />
FOTO: BMF-Finanzpolizei.<br />
22 <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2022</strong> TAXI
ÖSTERREICH<br />
werbe. Bei der Ursachenforschung relativiert sich dieses Bild allerdings.<br />
In Österreich gibt es seit 2021 keine Unterscheidung mehr<br />
zwischen Mietwagen und <strong>Taxi</strong>s. Sämtliche Personenbeförderer<br />
unterliegen einem einheitlichen <strong>Taxi</strong>gesetz. Die Wintermonate<br />
sind aufgrund der Skisaison die umsatzstärksten Zeiten für eine<br />
Branche, die vor allem durch Corona sehr gebeutelt ist. Durch die<br />
hohen Inzidenzzahlen der Omikron-Variante und der damit verbunden<br />
häuslichen Isolation fallen den <strong>Taxi</strong>betrieben von einem<br />
Tag auf den anderen die Fahrer aus. Kurzfristig lässt sich dieser<br />
Verlust nicht kompensieren, denn Ersatzfahrer benötigen seit dem<br />
<strong>Taxi</strong>-Einheitsgesetz einen <strong>Taxi</strong>fahrerausweis. „Bei der bisherigen<br />
Mietwagenregelung war das noch einfacher“, sagt Gabriel Klammer.<br />
Die Aufträge bei den <strong>Taxi</strong>betrieben seien vorhanden, weiß Klammer<br />
zu berichten. Durch die kurzfristig ausfallenden Fahrer*innen<br />
mit <strong>Taxi</strong>schein seien manche Unternehmen dem Drang erlegen,<br />
auf Personal ohne Legitimation zurückzugreifen, um sich wirtschaftlich<br />
endlich wieder besser aufstellen zu können. Klammer<br />
will dies allerdings nicht als Entschuldigung gelten lassen. „An<br />
Gesetze müssen sich alle halten.“<br />
Die Wirtschaftskammer begrüßte diese Kontrollen daher, die<br />
man auch selbst in Vorgesprächen mit angestoßen habe. Man habe<br />
im Vorfeld die Polizei sogar gebrieft und ein Merkblatt erstellt,<br />
worauf bei den Kontrollen zu achten ist. Wie viele von den jetzt<br />
publik gewordenen Verstößen tatsächlich auf die redlichen <strong>Taxi</strong>betriebe<br />
fallen und wie viele der schwarzen Schafe den Kontrolleuren<br />
ins Netz gegangen sind, konnte Klammer nicht sagen. Die<br />
(Finanz-)Polizei macht hier keine Unterscheidung.<br />
Eine der Verfehlungen lässt sich allerdings tatsächlich auf die<br />
<strong>Taxi</strong>branche zurückführen. Die mit über einer Promille erwischte<br />
<strong>Taxi</strong>lenkerin war für einen klassischen <strong>Taxi</strong>betrieb unterwegs.<br />
Wobei es sich dabei um keine Tiroler <strong>Taxi</strong>lenkerin gehandelt haben<br />
soll, sondern um eine Fahrerin aus Salzburg. Gabriel Klammer ist<br />
es sehr wichtig, das zu betonen. An der fatalen Außenwirkung<br />
selbst ändert das allerdings nichts. <br />
jh<br />
DIE KONSEQUENZEN<br />
DES UKRAINE-KRIEGS<br />
Der Angriff Russlands auf die Ukraine und die daraus resultierenden<br />
wirtschaftlichen Folgen setzen Österreichs <strong>Taxi</strong>gewerbe massiv zu.<br />
FOTO: <strong>Taxi</strong> 40100<br />
Nach zwei Jahren Corona leidet die Branche. Allein in Oberösterreich<br />
sei die Leistungssicherheit von rund 850 Unternehmen mit<br />
mehr als 3.000 Fahrzeugen gefährdet. Nicht nur die explodierenden<br />
Spritpreise sorgen für Existenzängste der <strong>Taxi</strong>betriebe, so Gunter<br />
Mayrhofer, Kommerzialrat und Fachgruppenobmann des oberösterreichischen<br />
Beförderungsgewerbes mit Pkw. Die Probleme bei<br />
der Fuhrparkerneuerung aufgrund langer Lieferzeiten würde die<br />
Leistungs- und Existenzfähigkeit der <strong>Taxi</strong>branche beeinflussen.<br />
Mayrhofer appelliert daher an alle Verhandlungspartner, bei den<br />
anstehenden Tarifgesprächen Verständnis und Entgegenkommen<br />
für eine betriebswirtschaftlich realistische und unumgänglich notwendige<br />
Tarifanpassung zu zeigen,<br />
denn Zeit zum Luftholen bliebe keine<br />
mehr, da mit der ab <strong>1.</strong> Juli avisierten<br />
Bepreisung des CO2-Ausstoßes das<br />
nächste Damokles-Schwert über der<br />
Branche schwebe.<br />
Das Beste aus der Situation versucht<br />
man derweil in Wien zu<br />
machen. „Der Krieg in der Ukraine<br />
macht uns alle sprachlos. Tatenlos<br />
zuzusehen, kommt für <strong>Taxi</strong> 40100<br />
nicht infrage“, so Eveline Hruza,<br />
Generalsekretärin der Funkvermittlung<br />
<strong>Taxi</strong> 40100. Deshalb hat sich der<br />
<strong>Taxi</strong>vermittler zu zwei Maßnahmen<br />
Für Flüchtlinge aus der Ukraine ist die Wiener<br />
<strong>Taxi</strong>lenker*innen-Schulung kostenlos.<br />
entschlossen. „Als Soforthilfe stellen wir der Volkshilfe Wien <strong>Taxi</strong>-<br />
Gutscheine im Wert von <strong>1.</strong>000 Euro zur Verfügung“, so Hruza.<br />
Die Volkshilfe sammelt Sachspenden und kümmert sich um die<br />
ukrainischen Flüchtlinge in Wien. „Wir danken <strong>Taxi</strong> 40100 für die<br />
tolle und wichtige Spende“, freut sich die Geschäftsführerin der<br />
Volkshilfe Wien, Tanja Wehsely, über die Unterstützung. Zugleich<br />
kommt diese Spende den Funkteilnehmern zugute, die die Gutscheine<br />
als Bezahlung für Fahraufträge erhalten.<br />
Als zweite Maßnahme verschenkt <strong>Taxi</strong> 40100 40 Ausbildungsplätze<br />
in der zentraleneigenen <strong>Taxi</strong>schule an ukrainische Flüchtlinge.<br />
„Das ist Hilfe zur Selbsthilfe. Wir möchten den Flüchtlingen<br />
ermöglichen, in unserer schönen<br />
Stadt zu arbeiten und bald wieder<br />
finanziell auf eigenen Beinen zu stehen“,<br />
so Hruza weiter. Die Ausbildungen<br />
in der <strong>Taxi</strong>schule haben einen<br />
Wert von insgesamt 18.400 Euro.<br />
Die Maßnahme kommt wiederum<br />
dem Gewerbe selbst zugute, da die<br />
angeschlossenen Unternehmen so<br />
an neues Fahrpersonal kommen.<br />
Als positiven Nebeneffekt erwartet<br />
man eine Erhöhung des Frauenanteils<br />
beim Fahrpersonal. Der größte<br />
Teil der erwachsenen Flüchtlinge<br />
ist weiblich. <br />
hs/ar<br />
TAXI <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2022</strong><br />
23
TAXI INTERNATIONAL<br />
NEWSTICKER<br />
NEUER VORSITZ BEI<br />
IRU TAXI GROUP<br />
Die <strong>Taxi</strong>gruppe der International Road Union<br />
hat Sonila Metushi zur neuen Vorsitzenden<br />
gewählt. Die Niederländerin vom Mobilitätsverband<br />
KNV tritt die Nachfolge von Christian<br />
Holzhauser vom Österreichischen Fachverband<br />
für das Beförderungsgewerbe mit Pkw an.<br />
Holzhauser sagte, er hoffe, dazu beigetragen<br />
zu haben, „dass in unserer Branche etwas<br />
weitergeht“. Er halte es für sinnvoll, Platz für<br />
neue Ideen und neue Ansätze zu schaffen, und<br />
sei überzeugt, „dass Sonila Metushi mit ihrer<br />
elanvollen Energie die IRU sehr gut in die<br />
Zukunft führen wird“.<br />
Metushi arbeitet seit April 2018 beim niederländischen<br />
Mobilitätsverband KNV und ist<br />
in mehreren Mobilitätsbereichen als politische<br />
Beraterin tätig. Bevor sie zum KNV kam, war<br />
sie Sekretärin der IRU-<strong>Taxi</strong>gruppe. Sie ist<br />
erfahren in den Bereichen EU-Personenverkehrspolitik,<br />
nachhaltige Mobilität, digitale<br />
Plattformen und Regulierung. Mobility as a<br />
Service (MaaS) hat ihr besonderes Interesse.<br />
Als Vize-Vorsitzende wurden Armand<br />
Joseph-Oudin (UNIT, Frankreich) und Pierre<br />
Steenberghen (GTL, Belgien) gewählt. wf<br />
BELGIEN BINDET TAXI<br />
IN LINIENVERKEHR EIN<br />
Belgiens Branchenvertretung GTL fordert – wie andere europäische<br />
<strong>Taxi</strong>verbände – seit Langem die Einbindung des <strong>Taxi</strong>s in öffentliche<br />
Verkehrsangebote. 2023 steht eine Änderung im flämischen ÖPNV<br />
bevor: Das bisher tätige Unternehmen zieht sich aus der Fläche<br />
zurück und das <strong>Taxi</strong> soll auf dem Land eine größere Rolle spielen.<br />
Die flämische Verkehrsministerin hat elf Millionen Euro zur Verfügung<br />
gestellt, um die „Mobilitätsnot“ zu lindern.<br />
Die <strong>Taxi</strong>-Beteiligung gilt als Revolution, „aber die Signale sind<br />
noch nicht alle auf Grün“, so GTL-Geschäftsführer Pierre Steenberghen.<br />
Als Koordinationszentrale für Flandern wurde das amerikanischisraelische<br />
Ridepooling-Unternehmen Via Transportation gewählt,<br />
das weltweit Beförderungsdienste organisiert, unter anderem in Berlin<br />
den BerlKönig. <br />
wf<br />
GEWERBEARBEIT AUF<br />
EU-EBENE<br />
Sonila Metushi<br />
NOCH MEHR<br />
INTERNATIONALE<br />
TAXITHEMEN FINDEN<br />
SIE HIER.<br />
Die EU-Kommission hat den Bundesverband <strong>Taxi</strong> und Mietwagen<br />
(BVTM) in das neue Multimodal Passanger Mobility Forum berufen,<br />
dem Experten aller EU-Mitgliedsstaaten angehören. „Die EU setzt<br />
schon heute wichtige Rahmenbedingungen für unseren Markt, und<br />
ihre Bedeutung wird in Zukunft weiter wachsen. Deshalb engagiert<br />
sich der BVTM verstärkt auf europäischer Ebene und wir sind froh,<br />
dass wir mit am Tisch sitzen, wenn über die Zukunft des Personenverkehrs<br />
gesprochen wird“, so Verbandspräsident Herwig Kollar.<br />
Die International Road Union (IRU), der der BVTM ebenfalls angehört,<br />
sieht in den am 4. Februar von der EU verabschiedeten Leitlinien<br />
zur Regulierung von <strong>Taxi</strong>s und Mietwagen die Wichtigkeit<br />
lokaler Regulierung bestätigt, denn es würde keine faire und nachhaltige<br />
Mobilität gefördert. Der Rechtsrahmen solle fairen Wettbewerb<br />
zwischen <strong>Taxi</strong>s und Mietwagen sichern. Diese Anforderung würden<br />
die Leitlinien – anders als nationale Regelungen – nicht erfüllen.<br />
Auch der <strong>Taxi</strong>- und Mietwagenverband Deutschland (TMV) vernetzt<br />
sich fortlaufend. Er ist Vorstandsmitglied im Europaverband<br />
der Selbstständigen (ESD). Beim Internationalen Wirtschaftsrat (IWR)<br />
ist er in den Beirat berufen worden. Er hat angekündigt, dort für eine<br />
innovative, dynamische Mobilitätspolitik zu werben. <br />
ar<br />
FOTOS: Wim Faber, KNV<br />
24 <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2022</strong> TAXI
TAXI INTERNATIONAL<br />
ANDERE LÄNDER, GLEICHE<br />
HERAUSFORDERUNGEN<br />
Was ist seit Corona aus dem <strong>Taxi</strong>geschäft in Europa geworden? Diese Frage<br />
stand Mitte Januar im Mittelpunkt einer internationalen Videokonferenz zwischen<br />
Gewerbevertretern.<br />
An der virtuellen Konferenz der European Radio <strong>Taxi</strong> Association<br />
(ERTA), diesmal mit Teilnehmern aus Schottland,<br />
England, Frankreich, Deutschland, Schweden, Belgien,<br />
den Niederlanden, Österreich, Polen und Australien, nahm für<br />
Deutschland BVTM-Vorstandsmitglied Gregor Beiner als Vertreter<br />
von taxi.eu und für Österreich Martin Waldbauer (<strong>Taxi</strong> 31300,<br />
Wien) teil.<br />
In den meisten Ländern ähneln die Corona-Einflüsse auf das<br />
<strong>Taxi</strong>geschäft einander. Einschränkungen trafen Hotels, Bars, Restaurants,<br />
Theater, Kinos – überall die traditionellen Lieferanten<br />
von <strong>Taxi</strong>kunden. Unternehmer sahen ein Abflauen der „Nachtwirtschaft“.<br />
Viele <strong>Taxi</strong>zentralen senkten ihre Beiträge oder stellten<br />
auf ein Provisionsmodell um. Auch der Anstieg der Inflation plagt<br />
alle Unternehmer überall.<br />
In vielen Städten standen oder stehen <strong>Taxi</strong>s ungenutzt herum.<br />
Fahrgäste sind abgewandert und zum Teil zurückgekommen –<br />
viele wegen Impfprogrammen mit <strong>Taxi</strong>beförderung. <strong>Taxi</strong>betriebe<br />
und Zentralen schrumpften. Einige nahmen Lieferarbeiten ins<br />
Angebot auf, die zeitaufwendig und damit bei Fahrern nicht immer<br />
beliebt sind. Ein Teil der Fahrer ist zu Lkw- oder Kurierdiensten<br />
gewechselt, einige sind in den Ruhestand gegangen. Nur ein Teil<br />
kehrt zurück.<br />
VIELERORTS WIRD DAS TAXI VERDRÄNGT<br />
Polnische Unternehmen verloren zehn Prozent ihrer Fahrer,<br />
re krutierten jedoch ebenso viele neue. In Amsterdam haben 30<br />
bis 40 Prozent der selbstständigen <strong>Taxi</strong>fahrer aufgegeben. Da<br />
Australiens Grenzen dicht geschlossen waren, konnten indische<br />
oder afrikanische <strong>Taxi</strong>fahrer nicht einreisen.<br />
Doch Corona hat auch Arbeit geschaffen. In Australien etwa setzen<br />
Gemeinden immer mehr <strong>Taxi</strong>s für Impf- und Testfahrten ein.<br />
Vielerorts wird das <strong>Taxi</strong> durch spontane Verkehrsmaßnahmen<br />
und Umweltzonen aus den Innenstädten verdrängt. In Paris sind ab<br />
Nicht nur in Australien sind Impflinge willkommen, da sie das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />
retten.<br />
Anfang 2024 keine Dieseltaxis mehr zugelassen, in Glasgow ab Mitte<br />
2024, Amsterdam eröffnet seine Umweltzone am <strong>1.</strong> Januar 2025.<br />
Es werden Investitionen in E-<strong>Taxi</strong>s erwartet – oft ohne staatliche<br />
Unterstützung. In den meisten Städten investiert das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />
und experimentiert mit Wasserstofftaxis.<br />
Für E-<strong>Taxi</strong>s mangelt es vielerorts an einer Lade-Infrastruktur.<br />
Amsterdam fördert E-<strong>Taxi</strong>s und hat gleichzeitig flächendeckend<br />
Ladestationen gebaut. Ein großer Haken bleibt das Reichweitenproblem.<br />
Ein <strong>Taxi</strong> in Paris braucht mindestens 300 km Batteriekapazität<br />
pro Tag. Auf dem Land reicht selbst das nicht.<br />
Mit Geoffrey Riesel (ehemaliger CEO von Radio <strong>Taxi</strong>s in London)<br />
als Vorsitzendem trifft sich die locker gestrickte Gruppe von<br />
<strong>Taxi</strong>profis nun alle zwei bis drei Monate virtuell. <br />
wf<br />
NEW YORKER TAXIS<br />
WERDEN IN DER UBER-APP VERMITTELT<br />
FOTO: TCA<br />
Als Uber vor über zehn Jahren in New York City startete, beherrschten<br />
die sogenannten „Yellow Cabs“ die Straßen. Die Unternehmer<br />
zahlten damals pro Konzession (<strong>Taxi</strong>-Medallion) auch mal eine<br />
Million Dollar. Damit erkauften sie die Lizenzen, die ihnen das<br />
Recht geben, Fahrgäste von der Straße aufzunehmen.<br />
Uber trat damals ganz besonders damit in Erscheinung, Fahrgäste<br />
wegzulocken. Der Fahrdienstvermittler verhöhnte die <strong>Taxi</strong>branche<br />
als ineffizient, korrupt und sogar als ‘Kartell’. Die<br />
<strong>Taxi</strong>branche wiederum warf Uber vor, seinen Fahrern den wirtschaftlichen<br />
Ruin zu bringen. Wie der damalige Uber-CEO Travis<br />
Kalanick zum <strong>Taxi</strong> stand, zeigte er damit, dass er das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />
als “The asshole taxi” bezeichnete. All<br />
das scheint allerdings die beiden Software-<br />
Firmen CMT und Curb, die den größten Teil<br />
der gelben <strong>Taxi</strong>flotte vertreten, nicht davon<br />
abzuhalten, mit Uber eine Allianz einzugehen:<br />
Über die Uber-App können seit März<br />
auch <strong>Taxi</strong>s bestellt werden.<br />
Uber leitet die Anfrage dann an die beiden Softwarefirmen<br />
weiter, welche die Fahrer benachrichtigen. Was genau hinter dieser<br />
unheilvollen Allianz steckt, können Sie mithilfe des nebenstehenden<br />
Codes nachlesen.<br />
wf<br />
TAXI <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2022</strong><br />
25
KOMMENTARE<br />
HÖHERER PREIS –<br />
BESSERE LEISTUNG<br />
Die Inflation schlägt zu. Auch das <strong>Taxi</strong>gewerbe wird flächendeckend<br />
teurer werden müssen. Das sollte allerdings nicht der<br />
einzige Reflex bleiben.<br />
Die coronageplagte <strong>Taxi</strong>branche<br />
hat ihre Reserven aufgebraucht.<br />
Das zeigt sich an der verzweifelten<br />
Reaktion auf die Preisexplosion bei<br />
Spritpreisen (siehe Seite 16). Um Kostensteigerungen<br />
von 50 Prozent und mehr zu<br />
kompensieren, müssen die Preise angepasst<br />
werden. Das ist alternativlos für ein<br />
Gewerbe, das für seine Dienstleistung ein<br />
Auto benötigt und damit<br />
im Jahr im Schnitt<br />
70.000 Kilometer<br />
zurücklegt. Es ist<br />
auch unvermeidlich<br />
für eine Branche, die<br />
im klassischen Niedriglohnsektor<br />
angesiedelt<br />
ist, wenn die Politik<br />
den gesetzlichen Mindestlohn um<br />
mehr als 22 Prozent anhebt.<br />
Unter diesen politisch gewollten (Mindestlohn)<br />
bzw. politisch fahrlässig verursachten<br />
Vorzeichen (Abhängigkeit vom<br />
russischen Öl) muss sich kein Betrieb für<br />
eine Preisanpassung entschuldigen. Der<br />
Kunde wird murren, aber er wird kaum<br />
Alternativen haben.<br />
TAXI IST ALTERNATIVLOS<br />
Mit dem eigenen Fahrzeug muss weiterhin<br />
mühsam ein Parkplatz gefunden oder teuer<br />
bezahlt werden. Man muss es auch immer<br />
noch stehen lassen, wenn Alkohol getrunken<br />
wurde. Die Preise für Leihwagen sind<br />
seit Corona exorbitant angestiegen. Andere<br />
ÖPNV-Angebote (die im Übrigen jährlich<br />
teurer werden) bieten nach wie vor keinen<br />
Tür-zu-Tür-Service und sind im ländlichen<br />
Raum wenig bis gar nicht vorhanden.<br />
Wenn sich eine Seniorin das teurere<br />
<strong>Taxi</strong> nicht mehr leisten kann oder will,<br />
muss sie entweder auf Nachbarschaftshilfe<br />
hoffen oder eine größere Krankheit<br />
vortäuschen, damit der (um ein Vielfaches<br />
teurere) Rettungswagen kommt. Das klappt<br />
ein- oder zweimal, ist aber sicherlich keine<br />
Dauerlösung.<br />
Auch die Angst vieler <strong>Taxi</strong>unternehmer<br />
im städtischen Bereich, ein zu teures<br />
<strong>Taxi</strong> würde noch mehr Fahrgäste zu<br />
Uber & Co. treiben, ist unbegründet. Die<br />
Plattformanbieter werden die gestiegenen<br />
Kosten ebenfalls weitergeben müssen. Ihr<br />
Geschäftsmodell bleibt unverändert: Bei<br />
ruhiger Geschäftslage wird man günstiger<br />
als das <strong>Taxi</strong> sein und bei starker Nachfrage<br />
teurer. All diese Fakten zeigen: Das <strong>Taxi</strong> ist<br />
der Garant für individualisierte Mobilität,<br />
es ist trotz aller Alternativen unverzichtbar.<br />
Daraus lässt sich das Selbstbewusstsein<br />
ableiten, mit dem ein jetzt nötiger Preissprung<br />
vollzogen werden muss. Es wäre<br />
allerdings arrogant, wenn sich die Akteure<br />
der <strong>Taxi</strong>branche ausschließlich darauf<br />
verlassen würden.<br />
Die Qualität einer (Dienst-)Leistung<br />
misst sich nicht nach dem Preis, sondern<br />
auch nach der Leistung, die dafür erbracht<br />
wird. Der Kunde ist dort am zufriedensten,<br />
wo er das beste Preis-Leistungs-Verhältnis<br />
bekommt. Wenn das <strong>Taxi</strong> jetzt notgedrungen<br />
und berechtigt an der Preisschraube<br />
dreht, muss es auch seine Leistung erhöhen.<br />
Es wäre nahezu arrogant, wenn man es<br />
nur bei einer Preisanpassung belassen<br />
würde. Vielmehr muss es Anlass und<br />
Das <strong>Taxi</strong> zählt zu den teuersten Personenbeförderern.<br />
Entsprechend muss auch der<br />
Fahrgast behandelt werden.<br />
Ansporn sein, auch in puncto Service eine<br />
Schippe draufzulegen. <strong>Taxi</strong>fahrer, die bargeldlose<br />
Zahlung ablehnen, sind ein Relikt<br />
des vorigen Jahrhunderts. <strong>Taxi</strong>fahrer, deren<br />
Fahrstil Angst und Schrecken verbreitet,<br />
sind auf der Gokart-Bahn besser aufgehoben<br />
als im <strong>Taxi</strong>.<br />
QUALITÄT ALS GEGENLEISTUNG<br />
Fahrgäste, die für eine zwanzigminütige<br />
Beförderung 20 Euro ausgeben und damit<br />
ein Vielfaches als für ein Busticket, haben<br />
sich für die teuerste aller Mobilitätsformen<br />
entschieden. Sie haben Anspruch auf einen<br />
Fahrer mit gepflegter Erscheinung, dürfen<br />
zurecht Höflichkeit und Respekt erwarten.<br />
Mindestens 80 Prozent aller <strong>Taxi</strong>fahrer<br />
erfüllen diesen Anspruch. Der Rest hat in<br />
dieser Branche keine Existenzberechtigung.<br />
Es wäre wichtig und hilfreich, wenn<br />
das Gewerbe jetzt die Strukturen aufbaut<br />
und Mittel einsetzt, mit denen ein angemessenes<br />
Qualitätslevel durchgesetzt werden<br />
kann. Vielleicht braucht es dazu sogar<br />
eine Preiserhöhung, die nicht nur auf Basis<br />
gestiegener Kosten und Mindestlöhne kalkuliert<br />
ist. <br />
jh<br />
FOTO: Pixabay, Adobe Stock / nerthuz, michalsanca<br />
26 <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2022</strong> TAXI
KOMMENTARE<br />
ALLES<br />
»UNZUVERLÄSSIG«,<br />
ODER WAS?<br />
Die persönliche Zuverlässigkeit im<br />
Sinne des Personenbeförderungsrechts<br />
ist im Rahmen der Erteilung und des<br />
Widerrufs der Genehmigung zum<br />
<strong>Taxi</strong>verkehr von zentraler Bedeutung.<br />
Doch wird sie wirklich immer<br />
zweckgebunden bewertet?<br />
FOTO: Pixabay<br />
Der Widerruf einer <strong>Taxi</strong>genehmigung ist ein behördlicher Balanceakt,<br />
der nicht immer gelingt.<br />
Laut § 1 der Berufszugangsverordnung<br />
für den Straßenpersonenverkehr<br />
(PBZugV) muss ein<br />
Unternehmer auf seine persönliche Zuverlässigkeit<br />
hin bewertet werden. Wird diese<br />
nicht erfüllt, darf eine Behörde eine <strong>Taxi</strong>genehmigung<br />
verweigern (§ 13, Absatz 2 des<br />
Personenbeförderungsgesetzes) oder eine<br />
bereits erteilte Genehmigung widerrufen<br />
(§ 25 PBefG).<br />
Das Ziel dieser Regelung: Sie soll die<br />
Sicherheit der Beförderung derjenigen Personen<br />
gewährleisten, die den <strong>Taxi</strong>fahrer<br />
bzw. -unternehmer beauftragen und diesem<br />
anvertraut sind. Wegen der Bedeutung<br />
des <strong>Taxi</strong>gewerbes als Ergänzungsfunktion<br />
des ÖPNV ist dieser Paragraf ein sehr<br />
hohes Gut und unbedingt einzuhalten und<br />
zu überwachen.<br />
Auf der anderen Seite bedeutet jede<br />
nicht erteilte Genehmigung oder deren<br />
Widerruf auch ein faktisches Berufsverbot.<br />
Deshalb muss sich jede Behörde hinterfragen,<br />
ob manche behördliche Sanktion<br />
auch tatsächlich an diesem Schutzzweck<br />
ausgerichtet ist, insbesondere auch vor<br />
dem Hintergrund der Rechtsprechung des<br />
Bundesverfassungsgerichts zur Berufsfreiheit,<br />
die alle Berufsgruppen – egal ob Arzt,<br />
Rechtsanwalt, <strong>Taxi</strong>unternehmer – gleich<br />
behandeln will.<br />
Persönliche Zuverlässigkeit zielt<br />
da rauf ab, dass der Unternehmer seinen<br />
Fahrgast sicher und zuverlässig von A<br />
nach B transportiert. Ist das beispielsweise<br />
gefährdet, wenn ein <strong>Taxi</strong>unternehmer<br />
gegen die Vorschrift des § 22 b StVG verstößt,<br />
indem er die Wegstreckenzähler in<br />
<strong>Taxi</strong>fahrzeugen manipuliert? In diesem<br />
Zusammenhang sorgt ein Beschluss des<br />
VGH Mannheim im vorläufigen Rechtsschutzverfahren<br />
für Furore, das alleine<br />
schon den Einbau eines entsprechenden<br />
CAN-Filters als Grund ansieht, die Zuverlässigkeit<br />
dem betroffenen Unternehmer<br />
abzuerkennen – sofort, ohne Wenn und<br />
Aber und unabhängig vom Ausgang eines<br />
Strafverfahrens.<br />
Nun mag man dem VGH noch bei der<br />
Beurteilung beipflichten, es gebe keinen<br />
„legalen Zweck“ zum Einbau solcher Vorrichtungen.<br />
Aber entbindet das alleine die<br />
Behörden und Gerichte von der Prüfung im<br />
Einzelfall, ob gegen das höchste Gut im<br />
PBefG, den Schutz der Fahrgäste, überhaupt<br />
und in welchem Maße durch den<br />
Unternehmer konkret verstoßen wurde?<br />
ENTZUG OHNE VORSTRAFE?<br />
Lässt sich dann ein faktisches, sofort durchsetzbares<br />
Berufsverbot tatsächlich rechtfertigen,<br />
wenn Manipulationen den<br />
Unternehmen ansonsten nicht nachgewiesen<br />
werden können und wenn am Ende<br />
eines Strafverfahrens Freisprüche ergehen<br />
oder zumindest nur solche Verurteilungen<br />
erfolgen, nach denen Unternehmer nicht<br />
als vorbestraft gelten?<br />
Vor diesem Hintergrund erscheinen<br />
manche Urteile von Obergerichten ebenso<br />
fraglich, wenn dort bei einem Verstoß<br />
gegen Buchführungsbestimmungen beispielsweise<br />
von „Kardinalspflichten“ des<br />
<strong>Taxi</strong>unternehmers gesprochen wird. Die<br />
Überwachung, ob er ein perfekter Buchhalter<br />
ist oder nicht, unterliegt in solchen<br />
Fallkonstellationen zum Teil eben gerade<br />
nicht der Zuständigkeit der Genehmigungsbehörde,<br />
sondern dem Finanzamt und dessen<br />
Steuerfahndern.<br />
Stößt man dort auf einen strafbaren<br />
Sachverhalt mit der Folge einer rechtskräftigen<br />
Verurteilung, kippt natürlich auch die<br />
Zuverlässigkeit, geregelt im Punkt 2d der<br />
PBZugV – alleine schon, um eine Steuergerechtigkeit<br />
herzustellen und den Unternehmen<br />
gleiche Wettbewerbsbedingungen<br />
zu garantieren.<br />
Es sollte gelten: Bei konkreten Gefährdungen<br />
der Fahrgäste, z. B. Wartungsmängeln<br />
infolge unterlassener Servicetermine,<br />
konkret nachweisbaren Steuerstraftaten<br />
oder Ähnlichem ist die Unzuverlässigkeit<br />
anzunehmen. Abstrakte Gefahren an sich<br />
zählen hierzu nicht.<br />
Und diese Zeilen bitte nicht falsch verstehen:<br />
Der zuverlässige Unternehmer<br />
ist das Leitbild, dem wir alle verpflichtet<br />
sind! <br />
au<br />
<strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong>-Kolumnist Axel Ulmer aus<br />
Kaiserslautern ist Unternehmensberater<br />
und Rechtsanwalt mit Schwerpunkt<br />
Verwaltungsrecht/PBefG.<br />
TAXI <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2022</strong><br />
27
HAMBURG<br />
NEUE<br />
SÄULEN<br />
Die Hamburger Innenstadt verfügt jetzt<br />
über einen ersten zentral gelegenen<br />
Ladepark für ultraschnelles Laden.<br />
NEUE<br />
VORSTÄNDE<br />
Der Hamburger Landesverband<br />
Taxen-Union hat mit Jan Grupe und<br />
Ayhan Mehter zwei neue Vorsitzende.<br />
Vor zahlreichen Gewerbevertretern war das Lade-Hub<br />
am Alten Wall feierlich eröffnet und dem Hamburger<br />
<strong>Taxi</strong>gewerbe vorgestellt worden. Bereits im Vorfeld<br />
hatte der Betreiber CutPower das <strong>Taxi</strong>gewerbe über die Stromkosten<br />
und einen exklusiven <strong>Taxi</strong>-Tarif für die Partner des „Projekts<br />
Zukunftstaxi“ informiert.<br />
Betrieben werden vier Ladepunkte, die parallel bis 300 kW<br />
Ladestrom für die E-Fahrzeuge bereitstellen können. Je nach<br />
der verbauten Technologie im Fahrzeug reicht die Leistung<br />
aus, um innerhalb von fünf Minuten Strom für die nächsten<br />
100 Kilometer zu laden. CutPower vergleicht deshalb<br />
die Ladegeschwindigkeit mit dem Tankvorgang bei<br />
einem Verbrenner.<br />
Tagsüber wird für eine Kilowattstunde 69 Cent verlangt.<br />
Zwischen 20 und 8 Uhr können die Ladepunkte,<br />
zunächst exklusiv für E-<strong>Taxi</strong>s, zum „Mondscheintarif“<br />
genutzt werden. Dann sind 59 Cent und somit zehn<br />
Cent weniger pro Kilowattstunde fällig. Die Ladekarten<br />
der Telekom Tochter Comfort Charge, bei denen ein<br />
spezieller <strong>Taxi</strong>tarif (ab 49 Cent) gewährt wird, kann<br />
auch an dieser Station genutzt werden.<br />
MEHR KOMFORT AN DER LADESÄULE<br />
An den CutPower-Ladesäulen werden alle unbaren Bezahlmöglichkeiten<br />
akzeptiert. Um in den Genuss des reduzierten Tarifs<br />
zu gelangen, ist jedoch eine Ladekarte von CutPower oder die<br />
entsprechende App notwendig. Dann hat man auch europaweit<br />
Zugriff auf über 400.000 Ladepunkte.<br />
Damit der Aufenthalt am Lade-Hub auch möglichst komfortabel<br />
ist, sind ein WC und Verkaufsautomaten geplant. Bereits<br />
jetzt sind die Ladesäulen teilweise überdacht und für die Sicherheit<br />
wird der Platz per Kamera überwacht.<br />
CutPower hat derzeit über 100 Standorte von Cottbus bis<br />
Wesel und von Sylt bis zum Chiemsee in Bau oder im Betrieb.<br />
Bis Ende 2025 will das Unternehmen in Deutschland über<br />
6.000 Ladepunkte für ultraschnelles Laden an <strong>1.</strong>000 Standorten<br />
installiert haben. <br />
sg<br />
Zur Eröffnung waren zahlreiche Hamburger <strong>Taxi</strong>fahrer mit ihren<br />
E-<strong>Taxi</strong>s erschienen.<br />
NOCH MEHR<br />
HAMBURGER<br />
TAXITHEMEN<br />
Am 1<strong>1.</strong> Februar wurden Jan Grupe und Ayhan Mehter<br />
in den Vorstand der Taxen-Union Hamburg gewählt.<br />
Diese personelle Neubesetzung wurde nach dem<br />
Wechsel von Christian Brüggmann zum GVN nach Hannover<br />
notwendig.<br />
Die Nachfolge von Christian Brüggmann als <strong>1.</strong> Vorsitzender<br />
tritt fortan der 53-jährige Hamburger <strong>Taxi</strong>unternehmer<br />
Jan Grupe an. Der dreifache Familienvater war zuletzt fünf<br />
Jahre lang Vorstand bei <strong>Taxi</strong> Alstertal, einer der sogenannten<br />
„Hamburger Stadtrandzentralen“. Grupe möchte den auch für<br />
neue Mitglieder attraktiver machen.<br />
„Die Verbandsarbeit<br />
unserer Taxenunion<br />
war geprägt<br />
durch die hervorragende<br />
Kompetenz<br />
und das perfekte Networking<br />
von Christian<br />
Brüggmann. Aber<br />
Durchschlagskraft als<br />
Organisation hast du<br />
auch wesentlich durch<br />
die Größe, durch die Anzahl der<br />
Mitglieder! Wir brauchen mehr<br />
Mitglieder!“, betonte er in seiner<br />
Antrittsrede.<br />
Jan Grupe<br />
ES GIBT VIEL ZU TUN<br />
Auf seiner Agenda stehen<br />
sowohl Themen wie E-Mobilität,<br />
die Erhöhung des<br />
Mindestlohns, die Kassensicherungsverordnung<br />
und die<br />
Auswirkungen des neuen Personenbeförderungsgesetzes<br />
(PBefG). „Auch das neue Personenbeförderungsgesetz<br />
lässt<br />
den Genehmigungsbehörden Ayhan Mehter<br />
viel Spielraum für die Ausgestaltung<br />
des regionalen Mobilitätsangebotes und des Taxenverkehrs.<br />
Wir haben mit Dirk Ritter einen obersten Behördenchef,<br />
der uns die Mietwagenflotten von Uber & Co. vom Hals hält!“,<br />
bekräftigte Grupe bei der Vollversammlung.<br />
Unterstützt wird er bei all seinen Vorhaben vom ebenfalls<br />
neu gewählten 2. Vorsitzenden Ayhan Mehter. Der 49-Jährige<br />
wuchs in Hamburg-Altona auf. Nach seinem Abitur studierte er<br />
Chemie. Allerdings zog es ihn weg von den Reagenzgläschen<br />
hinein in die <strong>Taxi</strong>branche. Den P-Schein hat er seit 2008. Mehter<br />
ist dem Stadtteil Altona treu geblieben, ist verheiratet und<br />
hat zwei erwachsene Kinder. Seit 2014 ist er als Einzelunternehmer<br />
bei Hansafunk organisiert. <br />
nu<br />
FOTOS: Grupe, Privat<br />
28 <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2022</strong> TAXI
MÜNCHEN<br />
DOPPEL-<br />
SCHULUNG<br />
Vor dem Start der ersten elektrischen<br />
Inklusionstaxis hat ein Münchner<br />
<strong>Taxi</strong>unternehmer die Fahrer geschult.<br />
DOPPELTE<br />
VERLIERER<br />
Zum Start in München bekommt Bolt<br />
von den Medien unkritische PR. Wahre<br />
Aufklärung wäre besser gewesen.<br />
FOTO: <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong><br />
Das Münchner <strong>Taxi</strong> Zentrum (mtz) hat seine langjährige<br />
Jaguar-E-<strong>Taxi</strong>-Flotte um zwei vollelektrische Mercedes-<br />
Benz eVito ergänzt. Sie verfügen über einen Heckausschnitt,<br />
der das E-<strong>Taxi</strong> zu einem Rollitaxi werden lässt.<br />
Bevor die Fahrzeuge zu ihren ersten Schichten starteten,<br />
wurden die Fahrer*innen auf den Umgang mit den neuen Fahrzeugen<br />
geschult. Mit Horst Wiegand als IsarFunk-Inklusionstaxi-Beauftragter<br />
war ein Fachmann für Rollitransporte vor<br />
Ort. Für alle Belange rund um den Wagen und die E-Mobilität<br />
allgemein hatte der mtz-Geschäftsführer Gregor Beiner<br />
den freien Produkttrainer Kay Zeumer nach München<br />
geholt.<br />
Für Zeumer ging es darum, den Workshop-Teilnehmern<br />
ein Grundwissen zu vermitteln und sie für (fast)<br />
alle Fragen zu wappnen. Was den eVito angeht, sollten<br />
beispielsweise die Reichweite und die Akkukapazität<br />
zum allgemeinen Grundwissen gehören.<br />
TIPPS VOM EXPTERTEN<br />
Ausführlich besprochen wurde auch die Energierückgewinnung<br />
(Rekuperation). Dieses Wissen konnten<br />
die Fahrer*innen bei der anschließenden Schulungsfahrt<br />
denn auch gleich praktisch anwenden, wobei ihnen auch<br />
gleich die Kehrseite der Medaille deutlich gemacht wurde: Eine<br />
zu starke Rekuperation wirkt wie ein abruptes Fahrmanöver.<br />
„Gerade mit Rollifahrgästen an Bord sollte man besonders behutsam<br />
fahren - im Zweifel auch durch einen Verzicht auf zu starke<br />
Rekuperation“, empfiehlt Horst Wiegand.“<br />
Der Inklusionstaxi -Experte erklärte am Fahrzeug den Ablauf,<br />
wie eine in einem Rollstuhl sitzende Person sicher im Auto<br />
positioniert und verzurrt wird. Um sich ein Bild davon zu<br />
machen, wie man die Fahrt in einem Rollstuhl wahrnimmt,<br />
musste sich jeder Workshop-Teilnehmer im Rollstuhl sitzend<br />
chauffieren lassen. Eine wirklich sehr wertvolle Erfahrung, so<br />
der Tenor der zukünftigen E-Inklusionstaxi-Fahrer. sg<br />
Diese Fahrer*innen eines Münchner <strong>Taxi</strong>betriebs bekamen sowohl<br />
eine Elektro- als auch eine Inklusionsschulung.<br />
NOCH MEHR<br />
MÜNCHNER<br />
TAXITHEMEN<br />
BILLIG<br />
FÜR DEN<br />
KUNDEN<br />
TEUER<br />
FÜR DEN<br />
FAHRER<br />
Bolt ist fein raus: Billigfahrten für Kunden werden vom<br />
Fahrer teuer bezahlt.<br />
Es waren die üblichen medialen Reflexe: „Die<br />
Preise für die Fahrten sollen günstig ausfallen“,<br />
schrieb beispielsweise die „Münchner Abendzeitung“<br />
zum Start von Bolt in München Anfang März.<br />
Was dort nicht auftauchte: Wie immer, wenn etwas<br />
besonders günstig ist, muss es dafür irgendjemanden<br />
geben, der diese Dumpingpreise teuer bezahlt. Dies ist<br />
nicht etwa Bolt, sondern der selbständige Unternehmer, der sich<br />
der Plattform anschließt.<br />
Ein Mitspracherecht beim Preis hat der (Schein-)Selbstständige<br />
jedoch nicht. Bolt & Co. bestimmen den Fahrpreis und kassieren<br />
von diesem Preis eine Vermittlerprovision, die bei<br />
entsprechender Marktmacht dann auch mal auf bis zu 30 Prozent<br />
hochgeschraubt wird. Es gilt das Prinzip „Masse schlägt<br />
Klasse“. Wenn man mit einem um 50 Prozent reduzierten Fahrpreis<br />
die dreifache Menge an Fahrten vermitteln kann, ist die<br />
Rendite höher.<br />
JEDE BILLIGFAHRT IST EIN MINUSGESCHÄFT<br />
Die Zeche zahlt der selbstständige Unternehmer, denn bei ihm<br />
stößt das Masse-Prinzip an seine natürlichen Grenzen. Selbst<br />
wenn sich nacheinander Auftrag an Auftrag reiht, kommen nicht<br />
mehr als 30 Euro pro Stunde zusammen. Abzüglich zwanzig<br />
Prozent Vermittlungsprovision bleiben davon 24 Euro brutto.<br />
Davon muss er seinen Unternehmerlohn finanzieren (oder seinem<br />
Fahrer gesetzlichen Mindestlohn bezahlen) und die<br />
Betriebskosten seines Fahrzeugs decken.<br />
Verlierer Nummer eins ist somit der selbstständige Unternehmer:<br />
Jede Billig-Fahrt ist ein wirtschaftliches Minusgeschäft<br />
und zwingt dazu, entweder sich oder den Fahrer auszubeuten<br />
oder aber an geltenden Gesetzen vorbei zu agieren. Somit wird<br />
mit jeder Fahrt ein System unterstützt, das auf die Schaffung<br />
prekärer Arbeitsverhältnisse und auf Rechtsbruch ausgelegt ist.<br />
Das macht auch jeden Fahrgast zum Mittäter und damit zum<br />
Verlierer Nummer 2. Schade, dass man so etwas nicht in den<br />
Münchner Medien lesen durfte. <br />
jh<br />
TAXI <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2022</strong><br />
29
BERLIN<br />
KEIN RECHT KEIN PLATZ<br />
FÜR BERLINER TAXIS<br />
Berliner <strong>Taxi</strong>s sollten eigentlich auch<br />
am Berliner Flughafen stehen dürfen.<br />
Der Landrat der zuständigen<br />
Gemeinde stellt sich allerdings stur.<br />
Berliner <strong>Taxi</strong>s sollten eigentlich auch<br />
an ihrem Betriebssitz abgestellt<br />
werden dürfen. Doch das wird künftig<br />
richtig teuer.<br />
Sowohl die Berliner Politik als auch das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />
kämpfen darum, dass mehr Hauptstadttaxis am Großflughafen<br />
BER stehen dürfen. Da sich dieser allerdings<br />
außerhalb Berlins befindet, entscheidet darüber der Landkreis<br />
Dahme-Spreewald. Und dessen Landrat Stephan Loge wiederum<br />
stellt sich bei dieser Frage seit Jahren stur. Es gilt eine 1:1-Regelung.<br />
Aktuell dürfen sich maximal 800 <strong>Taxi</strong>s aus dem Landkreis<br />
und ebenso viele Berliner <strong>Taxi</strong>s auf dem<br />
Flughafengelände für Gäste bereithalten. Diese geringe<br />
Anzahl an <strong>Taxi</strong>s führt in Stoßzeiten regelmäßig zu<br />
einem <strong>Taxi</strong>mangel, der ärgerlich und peinlich ist und<br />
durch ein Laderecht für alle Berliner <strong>Taxi</strong>s sofort zu<br />
beheben ist.<br />
DAS LADERECHT WIRD EINGEFORDERT<br />
Entsprechend lassen sowohl die <strong>Taxi</strong>branche als auch<br />
die Berliner Politik nichts unversucht, dieses Laderecht<br />
einzufordern. Die neue Berliner Regierung hat dies<br />
sogar in ihren Koalitionsvertrag aufgenommen und<br />
die Arbeitsgemeinschaft BER der Berliner <strong>Taxi</strong>-<br />
„Innung“ hat beim Landrat kürzlich mit einer Unterschriftenliste<br />
eine Änderung der bestehenden Regeln gefordert.<br />
NOCH MEHR<br />
BERLINER<br />
TAXITHEMEN<br />
Zur Verkehrswende, die sich Berlins Koalitionspartner<br />
auf die Fahnen geschrieben haben, gehört eine stärkere<br />
Förderung des öffentlichen Verkehrs und eine<br />
Benachteiligung des umweltschädlichen Autoverkehrs. Dazu<br />
wird das Gebiet mit bewirtschaftetem Parkraum schrittweise<br />
weiter ausgedehnt und Parkplaketten steigen drastisch im Preis.<br />
Für <strong>Taxi</strong>betriebe kann die Parkraumbewirtschaftung ein<br />
existenzbedrohendes Problem sein. Anwohnerparkplaketten<br />
gibt es laut Boto Töpfer, dem Ersten Vorsitzenden des <strong>Taxi</strong>verbandes<br />
Berlin, Brandenburg e. V. (TVB), grundsätzlich<br />
nur für ein einziges Fahrzeug je Firma. „Alle<br />
Fahrzeuge, die am Betriebssitz geparkt werden müssen,<br />
wenn der Fahrer seine Schicht beendet hat, brauchen<br />
dann eine Vignette. Für Betriebe mit mehr als<br />
einem <strong>Taxi</strong> gibt es aber in Berlin keine weiteren Vignetten.<br />
Das Anmieten von privaten Parkflächen in der<br />
City kostet um die 250 Euro monatlich pro Parkplatz.“<br />
Die Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher-<br />
und Klimaschutz (SenUMVK) erklärte dazu<br />
gegenüber <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong>: „Bei <strong>Taxi</strong>unternehmen sind<br />
Ausnahmen lediglich zur Sicherstellung bestimmter<br />
Betriebsabläufe am Hauptstandort vorgesehen.“<br />
Lediglich ein Bruchteil aller Berliner <strong>Taxi</strong>s darf sich am Flughafen<br />
aufstellen.<br />
KEINE PRIORITÄT FÜR TAXIS<br />
Werden solche Ausnahmen gewährt, sind sie wenig zielführend:<br />
Der Berliner Unternehmer Karlo Reckert hatte Ausnahmegenehmigungen<br />
für seine 30 <strong>Taxi</strong>s beantragt. Ergebnis: ganze<br />
drei nicht fahrzeuggebundene Vignetten, die man nach Bedarf<br />
auf die Autos verteilen konnte; für die restlichen 27 <strong>Taxi</strong>s: nichts.<br />
Reckert erzählt, wie verärgert er darüber war: „Es hieß, <strong>Taxi</strong>s<br />
hätten keine Priorität. Drei Vignetten seien schon ein Entgegenkommen,<br />
normalerweise gäbe es nur eine pro Firma. Mit anderen<br />
Worten: Euer Büro könnt ihr behalten, aber die Fahrer<br />
müssen irgendwo außerhalb der Innenstadt ablösen.“ ar<br />
Loge antwortete darauf wie immer ablehnend. Er wies in seinem<br />
Antwortschreiben an die „Innung“ auf den Paragrafen 47, Abs.<br />
2 des Personenbeförderungsgesetzes (PBefG) hin, wonach <strong>Taxi</strong>s<br />
nur an behördlich zugelassenen Stellen und in der Gemeinde<br />
bereitgehalten werden dürfen, wo der <strong>Taxi</strong>unternehmer seinen<br />
Betriebssitz hat. Aus diesem Grund hätten bereits viele Berliner<br />
<strong>Taxi</strong>unternehmer ihren Betriebssitz in der Gemeinde Schönefeld<br />
angemeldet.<br />
Als Landrat sei es ihm besonders wichtig, so Loge, die Gewerbestrukturen<br />
im Kreis zu stärken und zu fördern. Würde Loge der<br />
Forderung nachgeben, so gefährde er seiner Aussage nach bewusst<br />
die Auskömmlichkeit der <strong>Taxi</strong>s aus seinem Landkreis. „Das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />
wäre stark gefährdet und würde kollabieren.“ ar<br />
Die Parkraumbewirtschaftung<br />
kann<br />
<strong>Taxi</strong>unternehmen<br />
gehörig in Bedrängnis<br />
bringen.<br />
FOTO: Simi<br />
30 <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2022</strong> TAXI
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32 <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2022</strong> TAXI
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TAXI <strong>1.</strong> QUARTAL <strong>2022</strong><br />
33
UKRAINE-HILFE<br />
Rolf Feja und<br />
Matthias Tüxen vor<br />
der Abfahrt mit<br />
einem vollgepackten<br />
Großraumtaxi.<br />
SOLIDARITÄTSWELLE<br />
FÜR DIE UKRAINE<br />
FOTO: Tüxen<br />
Der Krieg in Osteuropa bewegt auch das <strong>Taxi</strong>gewerbe.<br />
Unternehmer und Fahrer bekunden ihre Solidarität,<br />
sammeln Spenden und bringen mit eigenen Pkw<br />
Hilfsgüter zur ukrainischen Grenze.<br />
In Berlin rief Ende Februar ein ukrainischstämmiger<br />
<strong>Taxi</strong>fahrer seine Kollegen<br />
zum Sammeln von Hilfsgütern für<br />
seine Heimat auf. Nach wenigen Tagen<br />
stand Unternehmer Michael Klewer vor<br />
einem Flur voller Kartons und Beuteln. Am<br />
2. März machten die beiden sich gegen Mittag<br />
im Großraumtaxi auf den Weg.<br />
Nach zehn Stunden Fahrt über Cottbus,<br />
Wrocław (Breslau) und Kraków (Krakau)<br />
erreichten sie einen gut organisierten<br />
Sammelpunkt in Przemyśl an der Grenze<br />
zur Ukraine. Als alles entladen war, baten<br />
vier geflüchtete Ukrainerinnen mit zwei<br />
Kindern darum, mitgenommen zu werden.<br />
Da die Männer sich auf der nächtlichen<br />
Rückfahrt abwechseln konnten, wurde<br />
keine Übernachtung erforderlich. Eine<br />
Frau mit Kind wurde zum Frühstück bei<br />
Bekannten in Słubice abgesetzt, der rechts<br />
der Oder liegenden „polnischen Hälfte“<br />
von Frankfurt, die restlichen Schützlinge<br />
in Berlin-Friedrichshain. Morgens um<br />
zehn waren die Taxler zurück in Berlin-<br />
Niederschönhausen – nach insgesamt<br />
22 Stunden.<br />
TAXIS IM HILFSKONVOI<br />
Eine ähnliche Fahrt unternahm rund zwei<br />
Wochen später auch der Berliner Unternehmer<br />
Rolf Feja gemeinsam mit Matthias<br />
Tüxen, dem Pressesprecher des Bundesverbands<br />
BVTM. Diese Fahrt unterstützte auch<br />
der <strong>Taxi</strong>-<strong>Times</strong>-Verlag, in dem er die Spritkosten<br />
übernahm.<br />
Ein Hilfskonvoi aus acht Fahrzeugen<br />
startete im niedersächsischen Landkreis<br />
Aurich. <strong>Taxi</strong>- und Busunternehmer Thomas<br />
Wulf in Ihlow erhielt eine Anfrage von<br />
Lokalpolitiker Hendrik de Vries nach einem<br />
kleinen Bus, um Hilfsgüter in Richtung<br />
Ukraine zu bringen. Bürgermeister Arno<br />
Ulrichs unterstützte die Aktion.<br />
Da auch hier Massen an Hilfsgütern<br />
gespendet wurden, mussten ein Reisebus<br />
und mehrere Kleinbusse fahren, darunter<br />
ein 19-Sitzer von Wulf, zwei Kleinbusse von<br />
<strong>Taxi</strong> Mull aus Südbrookmerland, Feuerwehr-<br />
und Landwirtschaftsfahrzeuge und<br />
private Wohnmobile. Bei der Rückfahrt<br />
nutzten die Ostfriesen ihre Fahrgastplätze,<br />
um 50 Flüchtlinge mit gen Westen<br />
zu nehmen.<br />
Sorgen, wegen illegaler Fluchthilfe<br />
belangt zu werden, müssen sich Fahrer mit<br />
ukrainischen Flüchtlingen nicht machen:<br />
Anfang März einigten sich sämtliche EU-<br />
Staaten auf einheitliche Migrationsregeln<br />
für Ukraine-Flüchtlinge. Demnach können<br />
diese für mindestens ein Jahr ohne Visum<br />
in die EU einreisen.<br />
Im Landkreis Bad Kreuznach hat <strong>Taxi</strong>unternehmer<br />
Bodo Siegel über den Verband<br />
des Verkehrsgewerbes Rheinland gefragt,<br />
wer z. B. abgelaufene Verbandkästen oder<br />
Ähnliches zur Verfügung stellen könnte,<br />
was man normalerweise entsorgen würde.<br />
Finanzielle Unterstützung kommt auch<br />
vom Emmericher <strong>Taxi</strong>unternehmen Vels.<br />
Es sammelt Barspenden von Fahrgästen<br />
und verdoppelt jeden Betrag. Die Spendensumme,<br />
die sich nach zwei Wochen bereits<br />
auf <strong>1.</strong>628,80 Euro belief, wird ständig<br />
online veröffentlicht.<br />
Der Berliner Verbandschef Leszek<br />
Nadolski ließ für seine <strong>Taxi</strong>türen große<br />
blau-gelbe Aufkleber „Solidarität mit der<br />
Ukraine“ drucken. Politische Werbung<br />
sieht er darin nicht, sondern einfach eine<br />
menschliche Geste. <br />
ar, jh<br />
IMPRESSUM<br />
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• Zentral-Innenlichtschaltung<br />
Lexus ES 300h Business Line mit <strong>Taxi</strong>-Paket: Hybrid mit Benzinmotor, 131 kW (178 PS), und Elektromotor, 88 kW (120 PS), Gesamtsystemleistung<br />
160 kW (218 PS). Hubraum 2.487 cm 3 . Kraftstoffverbrauch kombiniert 5,5 l/100 km, CO 2<br />
-Emissionen kombiniert<br />
124 g/km. Werte wurden nach dem WLTP-Prüfverfahren ermittelt.<br />
* Unser Finanzierungsangebot 1 für den ES 300h Business Line mit <strong>Taxi</strong>-Paket: Fahrzeugpreis 2 : 53.150,00 € zzgl. <strong>Taxi</strong>-Paket <strong>1.</strong>773,10 €, Anzahlung: 1<strong>1.</strong>056,50 €, einmalige Schlussrate: 13.287,50 €, Nettodarlehensbetrag:<br />
36.827,98 €, Gesamtbetrag: 36.828,50 €, Vertragslaufzeit: 60 Monate, gebundener Sollzins: 0,00 %, effektiver Jahreszins: 0,00 %, 59 monatl. Raten à 399,00 €. 1 Ein Angebot von Lexus Financial Services (eine<br />
Geschäftsbezeichnung der Toyota Kreditbank GmbH, Toyota-Allee 5, 50858 Köln). Jahreslaufleistung 40.000 km. Nur gültig für Geschäftskunden. Gilt bei Anfrage und Genehmigung bis zum 30.06.<strong>2022</strong>.<br />
Alle Angebotspreise verstehen sich inkl. MwSt., zzgl. Überführung. 2 Unverbindliche Preisempfehlung der Toyota Deutschland GmbH (Lexus Division), Toyota-Allee 2, 50858 Köln, per April <strong>2022</strong>, inkl. MwSt., zzgl.<br />
Überführung. Individuelle Preise und Finanzangebote erhalten Sie bei den teilnehmenden Lexus Vertragshändlern.