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Hygiene Report 2/2022

HYGIENE Report ist das Forum für Qualitätssicherung in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie. In Zusammenarbeit mit hochkarätigen Autoren aus Wissenschaft und Wirtschaft berichtet das Periodikum anwenderorientiert und praxisnah zu allen relevanten Aspekten rund um das Thema Qualitätssicherung. Themen sind beispielsweise Hygiene Management, Messtechnik, Berufskleidung, Reinigung, HACCP, Personalhygiene und mikrobiologische Nachweise mit all ihren rechtlichen und gesetzlichen Problemen.

HYGIENE Report ist das Forum für Qualitätssicherung in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie. In Zusammenarbeit mit hochkarätigen Autoren aus Wissenschaft und Wirtschaft berichtet das Periodikum anwenderorientiert und praxisnah zu allen relevanten Aspekten rund um das Thema Qualitätssicherung.

Themen sind beispielsweise Hygiene Management, Messtechnik, Berufskleidung, Reinigung, HACCP, Personalhygiene und mikrobiologische Nachweise mit all ihren rechtlichen und gesetzlichen Problemen.

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april<br />

schädlingsbekämpfung<br />

Abb. 2: Ein relativ neuer Schädling ist die Braunbandschabe<br />

(Supella longipalpa). Sie bevorzugt als Domizil Möbel<br />

und technische Geräte wie Computer und Kopierer, kann<br />

aber auch in Lebensmittelbetrieben in Schaltschränken,<br />

Produktions- und Verpackungseinrichtungen auftreten.<br />

unter anderem Salmonellenbakterien<br />

übertragen, da sie sich<br />

auch von Kot und Aas ernähren<br />

und die Krankheitserreger dabei<br />

aufnehmen.<br />

Man darf sich aber bei solchen<br />

Betrachtungen nicht nur auf die<br />

Insekten konzentrieren, sondern<br />

muss ebenso Schadnager wie<br />

Wanderratten und Feldmäuse<br />

berücksichtigen. Diese leben<br />

bei uns im Freiland und können<br />

ebenso in Lebensmittelbetrieben<br />

zwecks Nahrungssuche<br />

auftreten. Auch ihre bereits ohnehin<br />

hohe Nachkommenschaft<br />

wird mit steigenden Temperaturen<br />

massiv begüns tigt.<br />

Während es in der sonst kalten<br />

Jahreszeit bei Ratten und Feldmäusen<br />

keine Vermehrung gab,<br />

werden jetzt in milden Wintern<br />

immer häufiger auch Winterwürfe<br />

festgestellt, zwar nicht mit<br />

dem Vermehrungspotential wie<br />

im Sommer, aber eine Vermehrung<br />

findet statt, was ein Mehr<br />

an Schadnagern bedingt.<br />

Der Klimawandel bringt<br />

neue Insekten mit sich<br />

In der Fachwelt werden sich<br />

neu ansiedelnde Insekten auch<br />

als „Neobiota“ bezeichnet. Das<br />

ist der Oberbegriff für Tier- und<br />

Pflanzenarten, die von Natur<br />

aus nicht in Deutschland<br />

vorkommen,<br />

sondern<br />

erst durch<br />

menschlichen<br />

Einfluss<br />

(Reise- und<br />

Handelsverkehr)<br />

zu uns<br />

gekommen<br />

sind und bedingt<br />

durch<br />

die höheren<br />

Außentemperaturen<br />

sich<br />

hier auch etablieren<br />

und<br />

überleben<br />

können.<br />

Schaben zählen bei den<br />

Neuankömmlingen mit zu<br />

den Spitzenreitern. In jüngster<br />

Vergangenheit mehrt sich das<br />

Auftreten von Braunbandschaben<br />

(Supella longipalpa) in<br />

Deutschland. Diese Art wurde<br />

in den letzten Jahren durch den<br />

internationalen Reise- und Handelsverkehr<br />

aus Afrika, Nordund<br />

Südamerika nach Europa<br />

eingeschleppt. Ebenso neu bei<br />

uns ist die Schokoschabe (Blatta<br />

lateralis), die in Mittel asien<br />

beheimatet ist und bei uns im<br />

Zoofachhandel als Reptilienfutter<br />

verkauft und auch in Zoos<br />

verfüttert wird. Obwohl ihr Temperaturoptimum<br />

bei 28 °C liegt,<br />

kann sie bei erheblich niedrigen<br />

Temperaturen überleben und<br />

Schädlingsart<br />

Große Stubenfliege (Musca domestica)<br />

Deutsche Schabe (Blatella germanica)<br />

Orientalische Schabe (Blatta orientalis)<br />

Brotkäfer (Stegobium paniceum)<br />

Amerikanischer Reismehlkäfer<br />

(Tribolium confusum)<br />

Getreideschimmelkäfer<br />

(Alphitobius diaperinus)<br />

Dörrobstmotte (Plodia interpunctella)<br />

Wanderratte (Rattus norvegicus)<br />

sich vermehren, was ihr in unseren<br />

Breiten zugutekommt.<br />

Die Bananenschabe (Panchlora<br />

nivea) stammt aus Mittel- und<br />

dem nördlichen Südamerika<br />

und wird v.a. mit Südfrüchten<br />

und Gemüse eingeschleppt.<br />

Dementsprechend ist sie häufig<br />

in Häfen und Großmarkthallen<br />

anzutreffen. Sie hat aber aufgrund<br />

ihrer hohen Ansprüche<br />

an Wärme und Luftfeuchtigkeit<br />

im Moment noch geringe Überlebenschancen<br />

bei uns.<br />

Tabelle 1: Ursprüngliche Heimat wichtiger Schädlinge.<br />

Ähnlich ging es noch vor Jahren<br />

der Amerikanischen Schabe<br />

(Periplaneta americana) in<br />

Europa, die anfänglich fast<br />

ausschließlich in Hallenbädern,<br />

Gewächshäusern und zoologischen<br />

Gärten anzutreffen<br />

war, mittlerweile aber auch<br />

in Lebensmittelunternehmen<br />

nachgewiesen werden kann.<br />

Auch Mücken zählen bei den<br />

Neuankömmlingen mit zu den<br />

Spitzenreitern, wobei die mitunter<br />

hoch gefährlichen Stechmücken<br />

für Lebensmittelbetriebe<br />

keine Gefahr darstellen. Aber<br />

die aus den Tropen und Subtropen<br />

stammenden Schmetterlingsmücken<br />

haben sich rasant<br />

in Deutschland ausgebreitet<br />

Abb. 3: Die Bananenschabe (Panchlora nivea) trifft man in Nord- und Mitteleuropa<br />

immer häufiger an, sie konnte sich hier aber aufgrund ihrer hohen<br />

Temperaturansprüche noch nicht so recht etablieren.<br />

Ursprüngliche Heimat<br />

Ostafrika<br />

Südostasien<br />

Nordafrika<br />

Afrika<br />

Mittelasien, Afrika<br />

Afrika<br />

Mittelmeerraum<br />

Zentralasien, nicht mehr<br />

sicher nachzuweisen<br />

und treten auch in Lebensmittelbetrieben<br />

auf. Erstmals<br />

1971 am Oberrhein, 2011 im<br />

Raum Koblenz, dann folgte eine<br />

massive Ausbreitung Richtung<br />

Norden – ein Jahr später war<br />

sie bereits in Kiel angekommen.<br />

Mittlerweile auch in Aachen,<br />

Berlin, Hamburg, Hannover,<br />

München und Ulm.<br />

In sowie im Umfeld von Lebensmittelbetrieben<br />

sind sie<br />

ein Indikator für unhygienische<br />

Verhältnisse, da ihre Larven<br />

verschmutzte Brutgewässer<br />

bevorzugen und sich gerne<br />

auch in verschmutzten Wasseransammlungen,<br />

Abwasserkanälen<br />

und/oder in feucht<br />

verunreinigten Produktionseinrichtungen<br />

aufhalten. In diesem<br />

Zuge stellen sie schnell auch<br />

ein <strong>Hygiene</strong>problem dar.<br />

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