Hygiene Report 2/2022

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aktuelles 2·22 News kompakt Hochdruckbehandlung: Lebensmittelsicherheit ohne Qualitätseinbußen Die Sachverständigen der EU-Lebensmittelsicherheits-Behörde EFSA beurteilten die Sicherheit und Wirksamkeit der Hochdruckbehandlung von Lebensmitteln und insbesondere die Frage, ob dieses Verfahren zur Kontrolle von Listeria monocytogenes in verzehrfertigen Lebensmitteln und als Alternative zur Pasteurisierung von Rohmilch eingesetzt werden kann. Bei der Hochdruckbehandlung handelt es sich um ein nicht thermisches Lebensmittelkonservierungsverfahren. Die Auswirkungen auf Geschmack, Textur, Erscheinungsbild und Nährwertgehalt sind minimal. Bei bestimmten Zeit-Druck-Kombinationen, die im Gutachten dargelegt werden, verringert diese Behandlungsmethode den Listeria-monocytogenes- Gehalt in verzehrfertigen Lebensmitteln. Die Hochdruckbehandlung erwies sich zudem als wirksam bei der Reduzierung des Gehalts an anderen Krankheitserregern wie Salmonella und E. coli. Für Rohmilch ermittelten Experten die Zeit-Druck-Kombinationen, die als ebenso wirksam wie die thermische Pasteurisierung angesehen werden können. Diese Kombinationen unterscheiden sich in Abhängigkeit vom Krankheitserreger. www.efsa.europa.eu Glühwürmchen-Leuchten entlarvt Pestizide Eine den Glühwürmchen abgeschaute Leuchtreaktion könnte Kontaminationen mit Organophosphat-Pestiziden (OPs) nachweisen. Ein Forschungsteam aus Thailand und Japan hat einen einfachen Test entwickelt, der OPs ohne Probenvorbereitung direkt in Lebensmitteln spezifisch und extrem sensitiv nachweist. Ausgangspunkt war eine neue enzymatische Kaskaden-Reaktion zur Herstellung von Luciferin-Analoga aus phenolischen Verbindungen – die sogenannte HELP-Reaktion. Luciferin ist das Substrat des Enzyms Luciferase und bringt Glühwürmchen zum Leuchten. Der neue Organophosphat-Nachweis „LUMOS“ (Luminescence Measurement of Organophosphate and Derivatives) umfasst drei Reaktionsschritte: Zunächst baut ein Enzym aus Bodenbakterien die OPs und/oder deren Metabolite zu Phenol-Derivaten ab, die im zweiten Schritt in Luciferin-Analoga umgesetzt werden. Im dritten Schritt werden diese für die Erzeugung eines Biolumineszenz-Signals durch Glühwürmchen-Luciferase genutzt. Anhand der Wellenlänge lassen sich die verschiedenen OPs unterscheiden. www.chemie.de Ciguatoxine in Seefisch: Ausgeklügelte Teststrategie ermöglicht die Aufklärung von Fischvergiftungen Vergiftungen mit Ciguatoxinen gehören weltweit zu den häufigsten Fischvergiftungen, die keinen bakteriellen Ursprung haben. Ciguato xine werden von Mikroalgen in tropischen und subtropischen Gewässern der Weltmeere gebildet. Wiederholte Ciguatera-Ausbrüche in Deutschland seit 2012 veranlassten das Nationale Referenzlabor für die Überwachung mariner Biotoxine am Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), neue Wege beim Nachweis von Cigua- toxinen zu gehen. Die Teststrategie basiert auf zwei Methoden: Mit einem Screening-Test wird selektiv die toxische Wirkung der Ciguatoxine nachgewiesen. Schlägt er an, werden die Toxine durch hochauflösende instrumentelle Analytik, bei der die Flüssigchromatographie mit der Massenspektrometrie gekoppelt wird (LC-MS/ MS), bestimmt. Die neue Teststrategie hat sich bei der Aufklärung der Ursachen eines Ciguatera-Ausbruchs 2017 bewährt. Es wurde nachgewiesen, dass dieser Ausbruch durch zwei Chargen fehldeklarierten Tiefkühlfischs verursacht wurde. www.bfr.bund.de Liebe Deinen Feind: Mikroben schützen Pflanzen vor Krankheit Forschende des Max-Planck-Instituts für Biologie Tübingen haben herausgefunden, wie die Besiedelung von nützlichen Pseudomonas-Stämmen vor deren schädlicher bakterieller Verwandtschaft schützt. Ihre Studie zeigt, dass die Koexistenz von gutartigen und krankheitserregenden Pseudomonas-Bakterien auf den Blättern des Modellorganismus Arabidopsis thaliana die Gesundheit der Pflanze verbessert. Das Forschungsteam beobachtete, dass die Besiedelung von kommensalen Pseudomonas eine Immunantwort der Pflanze stimulierte, durch die das Wachstum ihrer verwandten Schädlinge unterdrückt wurde. Allerdings konnte die Abwehr der Erreger nicht in allen Pflanzen nachgewiesen werden. Ob der Schutz vor pathogenen Pseudomonas funktioniert, hängt sehr stark von den genetischen Eigenschaften sowohl der Pflanze als auch der auf ihr siedelnden Bakterien ab. Die Ergebnisse aus Anschlussstudien könnten der Schlüssel zur Entwicklung neuartiger Lösungen in der Landwirtschaft sein, um den Einsatz synthetischer Pestizide zu verringern. www.tuebingen.mpg.de Nachhaltige Lebensmittel aus Kohlendioxid? Wissenschaftler setzen auf Bakterien Essen aus Luft? Das könnte in Zukunft Realität werden. Mikrobiologen der Wageningen Universität in den Niederlanden suchen nach Wegen, um mit Hilfe von Bakterien Kohlendioxid schnell und effizient in Nährstoffe wie Zucker umzuwandeln. Kohlendioxid in Biomasse speichern – das ist keine neue Idee. Im sogenannten Calvinzyklus wird Kohlendioxid unter anderem in Zucker und Aminosäuren umgewandelt. Allerdings ist die Reaktionskette langsam und ineffizient, da das Schlüsselenzym RuBisCO nicht optimal funktioniert. Das Team versucht nun, die Natur zu übertreffen. Mit anderen Enzymen wird ein neuer Zyklus aufgebaut, um das Kohlendioxid zu binden. Die Wissenschaftler nutzen dafür das Bakterium Escherichia coli. In zwei bis drei Jahren könnte ein funktionierender, synthetischer Zyklus vorliegen, hoffen die Wissenschaftler. Die bakterielle Biomasse könnte genutzt werden, um zum Beispiel Proteine und andere Nährstoffe für Lebensmittel zu produzieren. Wenn die Bakterien eine chemische Energiequelle wie Wasserstoff aus Elektrizität nutzen, wäre eine Nahrungsproduktion unabhängig von der Landwirtschaft möglich. www.bzfe.de 26 www.hygiene-report-magazin.de
april luftentkeimung „Aerobuster“ sagt Viren in Innenräumen den Kampf an Sechs KIT-Institute entwickelten Luftreiniger in Größe einer Stehlampe Aerosole spielen eine wichtige Rolle bei der Verbreitung von Covid 19. Beim Atmen, Sprechen oder Husten verbreiten sich die winzigen mit Corona- Viren beladenen Tröpfchen in Innenräumen. Eine Lösung haben Wissenschaftler von sechs Instituten des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) entwickelt. Der „Aerobuster“ kann effektiv Viren und andere Krankheitserreger aus der Raumluft inaktivieren. In Tests wurden luftgetragene Modell-Viren zu fast 100 % inak tiviert. Dabei sei der Aerobuster mit hohem Luftdurchsatz extrem leistungsstark, sagt Professor Horst Hahn, Leiter des Instituts für Nanotechnolo- Airdog: Gegen Viren mit TPS-Technologie Mit immer neuen Rekordinzidenzen entwickelt sich die Corona-Pandemie nach wie vor sehr dynamisch. Hilfe gegen Aerosole bieten u.a. die auf der patentierten, im Silicon Valley entwickelten TPS-Technologie basierenden „Airdog“-Luftreiniger. Laut der für den Vertrieb in der DACH-Region zuständigen DENTDEAL Produkt & Service GmbH (Passau) deaktivieren sie nachweislich 99,997 % aller Corona-, Grippe- und sonstigen Viren, sind ebenso effizient im Kampf gegen Bakterien und Pilzsporen und entziehen der Luft zuverlässig Feinstaub und Allergene wie Blütenpollen. www.airdog-deutschland.de gie und einer der Erfinder. Eingesetzt werden kann das Gerät u.a. in Werks hallen oder anderen Bereichen mit vielen Menschen. Die Apparatur von der Größe einer Stehlampe ist leicht und kann platzsparend auf einem Ständer, an der Decke oder an der Wand montiert werden. „Die Vorrichtung besteht aus einem einfachen Metallrohr, einem Lüfter, wie er zur Kühlung Stark gegen Viren: der Aerobuster. Foto: KIT BGN: Lüftungs-App und -Online-Rechner Wann, wie oft, wie lange – das richtige Lüften in Innenräumen ist in Zeiten der Corona-Pandemie so wichtig wie noch nie. Schnell vergisst man es aber auch. Damit das nicht passiert, hat die Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe (BGN) eine nützliche App entwickelt, mit der sich für viele Situationen des Arbeitsalltags (oder auch im Privaten) leicht ermitteln lässt, wie häufig und wann man die Fenster aufmachen sollte. Sehr sinnvoll: Die Timer-Funktion, die daran erinnert, wann’s soweit ist. Berücksichtigt werden bei der Berechnung auch Lüftungsanlagen oder Raumluftreiniger, wie sie jetzt vielfach in Gastoder Verkaufsräumen, Büros und kleinen Produktionsstätten installiert wurden. Für große Produktionshallen ist die Abfravon PCs eingesetzt wird, einem Heizmodul und einem Strahler, der ultraviolettes Licht einer bestimmten Wellenlänge aussendet“, so der KIT-Experte. „Durch das Rohr wird die Luft mittels eines Lüfters angesaugt, dann werden die Aerosole getrocknet und die Viren mit UV-C-Strahlung inaktiviert – eine lang bewährte Technik zur Desinfektion“, erklärt Dr. Jochen Kriegseis vom Institut für Strömungsmechanik. „Die Abwärme kann zudem zum Heizen der Räume genutzt werden“, ergänzt Dr. Thomas Blank vom Institut für Prozessdatenverarbeitung und Elektronik. www.kit.edu ge möglich, ob die vorhandene Lüftung ausreicht. Die Lüftungs-App berechnet schnell, wann und wie oft ein Raum gelüftet werden sollte. Foto: BGN Die „Lüftungs-App“ der BGN gibt es kostenfrei zum Herunterladen im App Store sowie im Google Play Store unter: https://www.bgn.de/lueftungsapp/ Außerdem steht ein Online- Lüftungsrechner der BGN zur Verfügung unter: www.bgn.de/lueftungsrechner Virenrechner für gute Raumluft aktualisiert Eine aktualisierte Version des Luft<strong>Hygiene</strong>Pro Virenrechners ist verfügbar, die die Infektiosität der hoch ansteckenden Omikron-Mutante des Corona-Virus in ihre Simulationen einbezieht. Das Update bietet Infos zur optimalen Belüftung und hilft Betreibern und Nutzern von Räumen, mit der Eingabe weniger Eckdaten wie der Raumgröße, Art der Fenster, Lüftungsverhalten oder Anzahl der Personen im Raum, Luft in Innenräumen sicherer zu machen. Der Virenrechner prognostiziert auf Basis dieser Daten in Echtzeit die Entwicklung der CO 2 - und Aerosol-Konzentration in der Raumluft in Abhängigkeit vom Nutzerverhalten. Sichtbar werden die Ergebnisse durch eine CO 2 -Ampel und eine einfache Grafik des Raumklimakalkulators, die Aufschluss über ein mögliches erhöhtes Infektionsrisiko gibt. Eine blaue Linie zeigt die Entwicklung der CO 2 -Konzentration in der Raumluft, eine orange Linie die Belastung der Luft mit virenhaltigen Aerosolen (falls sich eine mit Corona-Viren infizierte Person im Raum aufhält), eine graue, rampenartig ansteigende Fläche die durchschnittlich im gezeigten Zeitverlauf aufgenommene Virenlast pro Person. Der Virenrechner ist Teil des Experten-Portals Luft<strong>Hygiene</strong>- Pro.de, das mit Infos und Tipps zum Thema Raumlufthygiene und dem richtigen Lüftungsverhalten während Pandemien versorgt. Es agiert unabhängig von Industrie-Interessen. https://lufthygienepro.de/virenrechner/ 27
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