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Hygiene Report 2/2022

HYGIENE Report ist das Forum für Qualitätssicherung in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie. In Zusammenarbeit mit hochkarätigen Autoren aus Wissenschaft und Wirtschaft berichtet das Periodikum anwenderorientiert und praxisnah zu allen relevanten Aspekten rund um das Thema Qualitätssicherung. Themen sind beispielsweise Hygiene Management, Messtechnik, Berufskleidung, Reinigung, HACCP, Personalhygiene und mikrobiologische Nachweise mit all ihren rechtlichen und gesetzlichen Problemen.

HYGIENE Report ist das Forum für Qualitätssicherung in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie. In Zusammenarbeit mit hochkarätigen Autoren aus Wissenschaft und Wirtschaft berichtet das Periodikum anwenderorientiert und praxisnah zu allen relevanten Aspekten rund um das Thema Qualitätssicherung.

Themen sind beispielsweise Hygiene Management, Messtechnik, Berufskleidung, Reinigung, HACCP, Personalhygiene und mikrobiologische Nachweise mit all ihren rechtlichen und gesetzlichen Problemen.

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wissenschaft<br />

2·22<br />

Plasma-basiertes Verfahren zur automatischen<br />

„Off-line“-Dekontamination von Slicermessern<br />

FEI-Forschungsprojekt zeigt künftige neue <strong>Hygiene</strong>technologie für Lebensmittelbetriebe<br />

Vorverpackte aufgeschnittene Lebensmittel gehören zu den Convenienceprodukten und haben im Einzelhandel eine sehr<br />

große Bedeutung erlangt. Bei ihrer Herstellung ist ein hohes Maß an Prozesshygiene erforderlich, da beim industriellen<br />

Hochdurchsatzschneiden erhebliches Kontaminationspotential für Mikroorganismen bestehen kann. Gefördert vom Bundeswirtschaftsministerium<br />

im Programm „Industrielle Gemeinschaftsforschung“ (IGF) und koordiniert vom Forschungskreis<br />

der Ernährungsindustrie (FEI) in Bonn, haben Forscherteams in Leipzig ein Plasma-basiertes Verfahren zur automatischen<br />

„Off-line“-Dekontamination von Slicermessern in der Lebensmittelindustrie entwickelt und für zukunftstauglich erklärt.<br />

Als Forschungsstellen beteiligt<br />

am Projekt 19256 BR der Arbeitsgemeinschaft<br />

industrieller<br />

Forschungsvereinigungen (AiF)<br />

waren das Institut für Lebensmittelhygiene<br />

der Universität<br />

Leipzig unter Federführung<br />

von Prof. Dr. Peggy Braun und<br />

Dr. Thiemo Albert sowie das<br />

Leibniz-Institut für Oberflächenmodifizierung<br />

e.V. (IOM)<br />

mit Prof. Dr. André Anders und<br />

Prof. Dr. Thomas Arnold. Als Industriegruppen<br />

dabei waren der<br />

Bundesverband der Deutschen<br />

Fleischwarenindustrie (Bonn)<br />

sowie der VDMA-Fachverband<br />

Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen<br />

(Frankfurt).<br />

Ausgangssituation<br />

Laut Projektbericht des FEI<br />

kann unter den derzeitigen<br />

hygienischen und technischen<br />

Vor aussetzungen in vielen<br />

kleinen und mittelständischen<br />

Unternehmen (KMU) eine Diskrepanz<br />

zwischen tatsächlicher<br />

und vom Betrieb angestrebter<br />

mikrobiologischer Produktqualität<br />

bestehen. Ursächlich sind<br />

v.a. Rekontaminationen beim<br />

Schneiden und Verpacken, die<br />

zu frühzeitigem Verderb der<br />

Produkte führen können. Im<br />

Falle des Eintrags von Infektionserregern<br />

(z.B. Listeria monocytogenes)<br />

kann zudem ein<br />

Gesundheitsrisiko resultieren.<br />

Die herkömmliche Dekontamination<br />

von Slicermessern durch<br />

eine nasschemische Reinigung<br />

und Desinfektion ist arbeitsund<br />

zeitaufwändig und kann<br />

Slicermesser sind wichtige Werkzeuge<br />

in Lebensmittelbetrieben mit<br />

Aufschnittware. Hersteller/Foto: Hagedorn<br />

Foodtech, Bergisch Gladbach<br />

zu möglichen Rückständen<br />

in Produkten führen oder zur<br />

mikrobiellen Resistenzbildung<br />

beitragen. Insbesondere für<br />

KMU sind geeignete und im<br />

„Smale-scale“-Bereich finanzierbare<br />

Alternativen erforderlich,<br />

die möglichst automatisiert<br />

sind und sich ohne größeren<br />

Aufwand in die vorhandenen<br />

Prozessketten integrieren lassen.<br />

Zudem sollten die Verfahren<br />

produkt-, material- sowie<br />

ressourcenschonend sein.<br />

Hierbei bieten sich innovative<br />

physikalische Dekontamina-<br />

tionsverfahren, wie Plasmabasierte<br />

Technologien, an.<br />

Diese werden bereits in vielen<br />

Bereichen zur Oberflächendekontamination,<br />

beispielsweise<br />

im Verpackungssegment, eingesetzt.<br />

Vor diesem Hintergrund<br />

war es Ziel des Forschungsvorhabens,<br />

die Eignung von kaltem<br />

Atmosphärendruckplasma<br />

(KAP) zur Dekontamination von<br />

Slicermessern in der Lebensmittelindustrie<br />

zu prüfen.<br />

Hierbei sollte erstmals ein „offline“-basiertes<br />

automatisches<br />

plasmatechnisches Verfahren<br />

entwickelt werden, das in der<br />

Lage ist, im Vergleich zur herkömmlichen<br />

nasschemischen<br />

Desinfektion eine mindestens<br />

gleichwertige bzw. bessere bakterizide<br />

Wirkung zu erreichen.<br />

Forschungsergebnisse<br />

Im Rahmen des Vorhabens wurde<br />

die antimikrobielle Wirkung<br />

von KAP vorab mittels eines<br />

im Labormaßstab skalierten<br />

Teststandes auf kreisförmigen<br />

Modell-Slicermesseroberflächen<br />

aus korrosionsbeständigem<br />

Stahl untersucht. Als Testkeime<br />

wurden je drei Feldisolate<br />

der Bakterienspezies Listeria<br />

monocytogenes, Lactobacillus<br />

sakei und Serratia liquefaciens<br />

verwendet. Diese wurden als<br />

Stationäre-Phase-Kulturen in<br />

unterschiedlichen Keimdichten<br />

(10 3 -10 8 KbE) auf die Oberflächen<br />

(Ø 2 oder 16 cm) aufgebracht<br />

und mit KAP exponiert.<br />

Die Ergebnisse zeigten, dass<br />

KAP auf Basis eines gepulst<br />

mikrowellenangeregten Plasmajets<br />

zur Reduktion der Keimdichte<br />

auf Slicermesseroberflächen<br />

führt. Die Wirkung der<br />

Plasmabehandlung war sowohl<br />

von mikrobiellen Faktoren<br />

(Bakterienspezies, -isolat und<br />

-keimdichte) als auch von<br />

plasmatechnischen Parametern<br />

(Prozessgas, Behandlungszeit,<br />

Leistung, Arbeitsabstand, Relativbewegung<br />

der Plasmaquelle<br />

zur Messeroberfläche) abhängig.<br />

Vergleichsweise höhere<br />

Reduktionen im Bereich von<br />

ca. 2 bis 4 log-Stufen (99-<br />

99,99 %) konnten bei in<br />

niedriger Keimdichte geprüften<br />

Bakterienspezies unter Verwendung<br />

von Helium als Prozessgas<br />

erzielt werden.<br />

In Oberflächen- und Werkstoffanalysen<br />

zeigte sich, dass die<br />

Plasmabehandlung keinen praxisrelevanten<br />

negativen Einfluss<br />

auf die Materialeigenschaften<br />

des getesteten Messerstahls<br />

hat. Aufbauend auf diesen<br />

Ergebnissen wurde ein Funktionsdemonstrator<br />

konstruiert,<br />

mit dem eine „Off-line“-Dekontamination<br />

praxisüblicher<br />

18 www.hygiene-report-magazin.de

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