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atw - International Journal for Nuclear Power | 03.2022

Ever since its first issue in 1956, the atw – International Journal for Nuclear Power has been a publisher of specialist articles, background reports, interviews and news about developments and trends from all important sectors of nuclear energy, nuclear technology and the energy industry. Internationally current and competent, the professional journal atw is a valuable source of information. www.nucmag.com

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<strong>atw</strong> Vol. 67 (2022) | Ausgabe 3 ı Mai<br />

Die Deutsche Energiepolitik nach dem<br />

24. Februar 2022<br />

Prof. Dr. Ing. Martin Neumann<br />

Vieles was vor dem 24. Februar als Maßstab in der deutschen Energiepolitik galt, muss in Anbetracht der<br />

aktuellen geopolitischen Lage neu bewertet werden. Die Szenarien des Ausstiegs aus der Braunkohleverstromung<br />

– idealerweise bis 2030 – und die Abschaltung der letzten noch am Netz befindlichen Kernkraftwerke<br />

– alles Makulatur? Klar ist, der Krieg Putins in der Ukraine offenbart, dass eine Neuausrichtung der<br />

Energiepolitik nun zügiger er<strong>for</strong>derlich ist – es müssen vor allem viele bisher sicher geglaubte Wege verlassen<br />

werden. Eine stärker werteorientierte Ausrichtung unserer Energiepolitik ist eine der großen Heraus<strong>for</strong>derungen.<br />

Die Rohstoffe dieser Welt liegen zum großen Teil<br />

nicht unter dem Boden demokratischer Staaten,<br />

ihre Verteilung hat sich durch den Krieg gegen die<br />

Ukraine nicht verändert. Hinzukommt, dass<br />

Deutschland bisher nicht autark war und es auch in<br />

Zukunft nicht sein wird. Deutschland wird also<br />

auch in Zukunft regelmäßig zu rund 70 % auf Energieimporte<br />

angewiesen sein. Durch Putins Krieg<br />

gegen die Ukraine hat sich diese Situation nicht<br />

verändert. Mindestens genauso wichtig wie die<br />

Absicherung unserer Energieversorgung ist die<br />

Rückkehr zu einem Dialog auf Augenhöhe.<br />

Die Sanktionen gegen Russland sind zurzeit wahrscheinlich<br />

zumindest teilweise wirksam. Aber zu<br />

oft zeigt sich bei Sanktionen – wie am Beispiel<br />

Nordkorea, Venezuela oder Iran –, dass diese nicht<br />

zu den erhofften Ergebnissen führen. Nur als wirtschaftlich<br />

starkes Land kann Deutschland in der EU<br />

maßgeblich zu Sicherheit und Stabilität in Europa<br />

und der Welt beitragen. Voraussetzung für wirtschaftliche<br />

Stärke ist eine bezahlbare und sichere<br />

Energieversorgung.<br />

– Energieimporten zu verringern. Wieviel Energie<br />

lässt schon dadurch einsparen, wenn eine Heizungsanlage<br />

richtig eingestellt wird. Beim sogenannten<br />

hydraulischen Abgleich einer Heizungsanlage kann<br />

bis zu 40 % der Energie eingespart werden, ohne<br />

dass es zu Kom<strong>for</strong>teinbußen kommt. Und das auch<br />

noch für relativ wenig Geld. Aber auch im Umgang<br />

mit Heizungsanlagen fehlt es beim Nutzer oft an<br />

einfachen, aber notwendigen In<strong>for</strong>mationen. Wenn<br />

ich in Deutschland ein Bügeleisen kaufe, bekomme<br />

ich eine umfangreiche Gebrauchsanweisung –<br />

warum nicht als Mieter oder Eigentümer eine angemessene<br />

In<strong>for</strong>mation zum Umgang mit der<br />

Heizungsanlage. Die Palette sinnvoller Maßnahmen<br />

lässt sich deutlich verlängern.<br />

ENERGY POLICY, ECONOMY AND LAW 9<br />

Die Kooperation mit Russland bzgl. der Energieversorgung<br />

war auch für uns sehr vorteilhaft und ist<br />

nicht der Grund des aktuellen Konfliktes. Der Krieg<br />

in der Ukraine verändert aber (fast) alles und offenbart<br />

Fehler und politische Fehleinschätzungen der<br />

Vergangenheit bei der Struktur, Gestaltung und<br />

Entwicklung des nationalen Energiemix. Versorgungssicherheit,<br />

Verfügbarkeit, bezahlbare Kosten<br />

und Wirtschaftlichkeit sowie die Verminderung der<br />

Treibhausgasemissionen, können und müssen<br />

durch echte Technologieoffenheit in der Energieversorgung<br />

und breite Diversifikation beim Energieträgerimport<br />

erreicht werden.<br />

Es sind Entscheidungen zu treffen, um die Abhängigkeit<br />

von – insbesondere russischen<br />

| Abb. 1<br />

Primärenergieverbrauch nach Energieträgern (* vorläufige Angaben).<br />

(Quelle: AG Energiebilanzen)<br />

Der Primärenergieverbrauch Deutschlands betrug 2021 12.193* Petajoule.<br />

Rund 70 % des Primärenergiebedarfs muss Deutschland durch Importe decken (Stand 2020).<br />

Wie geht es weiter, wenn Russland tatsächlich die<br />

Lieferung einstellt, weil nicht mit Rubel bezahlt<br />

wird? Oder einfach andere Dinge passieren, die<br />

Energy Policy, Economy and Law<br />

Die Deutsche Energiepolitik nach dem 24. Februar 2022 ı Prof. Dr. Ing. Martin Neumann

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