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atw - International Journal for Nuclear Power | 03.2022

Ever since its first issue in 1956, the atw – International Journal for Nuclear Power has been a publisher of specialist articles, background reports, interviews and news about developments and trends from all important sectors of nuclear energy, nuclear technology and the energy industry. Internationally current and competent, the professional journal atw is a valuable source of information. www.nucmag.com

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<strong>atw</strong> Vol. 67 (2022) | Ausgabe 3 ı Mai<br />

SERIAL | MAJOR TRENDS IN ENERGY POLICY AND NUCLEAR POWER 28<br />

Treibstoffe importieren werden und exportierende<br />

Regionen 17 . Dies ist bedingt durch die Gestehungskosten<br />

für erneuerbare Energien und vor allem die zu<br />

erwartenden Volllaststunden. Die Produktionskosten<br />

für Wasserstoff sinken sehr stark, wenn die<br />

Elektrolyseure nahezu rund um die Uhr mit klimaneutralem<br />

Strom betrieben werden können. Eine<br />

sehr sporadische Auslastung der Wasserstoffproduktion<br />

für nur wenige hundert Stunden im Jahr führt<br />

jedoch zu sehr hohen Produktionskosten, so dass<br />

Importe ökonomisch attraktiver werden.<br />

Ausblick<br />

Der Krieg in der Ukraine hat einen gewaltigen<br />

Einfluss auf die Versorgung mit Energierohstoffen<br />

Deutschland und Europas. Er verstärkt erheblich die<br />

Notwendigkeit zur Diversifizierung der Energie-<br />

Rohstoffbezüge.<br />

Perspektivisch sind darüber hinaus drei weitere<br />

Punkte für eine sichere Energieversorgung von<br />

Bedeutung.<br />

Erstens: Der Ausbau erneuerbarer Energien und der<br />

Zubau an benötigten Kurzfristspeichern führen zu<br />

einem großen Bedarf an nicht-fossilen Rohstoffen.<br />

Russland steht bei den seltenen Erden weltweit zwar<br />

nur für 1 % der Produktion, aber 18 % der Reserven,<br />

China für 60 % der Produktion und 37 % der Reserven.<br />

18 Die Abkehr von fossilen Rohstoffen führt daher<br />

zu einer geringeren Abhängigkeit von Öl-, Kohle- und<br />

Erdgasimporten – erhöht dafür aber die Abhängigkeit<br />

bei Importen anderer Rohstoffe. Darauf wurde<br />

schon mehrfach hingewiesen. 19 Importe sind dabei<br />

keineswegs generell negativ zu bewerten, es sollte<br />

jedoch darauf geachtet werden, dass die Quellen<br />

ausreichend diversifiziert sind.<br />

Zweitens: Der zeitliche Druck, Lösungen zu liefern,<br />

ist deutlich gewachsen. Neben einem beschleunigten<br />

Ausbau erneuerbarer Energien eröffnen sich hier<br />

wachsende Möglichkeiten für den Import von<br />

Wasserstoff und Wasserstoffderivaten. Dieser Import<br />

kann dabei – ggf. nach erfolgter Ertüchtigung – auf<br />

wesentliche Teile der existenten Erdgasinfrastruktur<br />

zurückgreifen. Damit stellen erdgasbasierte<br />

Lösungen wie z. B. LNG-Importe oder H2-ready<br />

Gaskraftwerke kein „lock-in“ von Emissionen dar,<br />

sondern sind Bestandteile einer zukünftigen Wasserstoffwelt.<br />

Drittens: Langfristig bietet die Herstellung von<br />

Wasserstoff und von synthetischen Brenn- und<br />

Kraftstoffen aus erneuerbar erzeugtem Strom, die<br />

<strong>Power</strong>-to-X (PtX)-Technologie, eine Option für die<br />

Langzeitspeicherung. Die Bereitstellung von Wasserstoff<br />

und von synthetischen Brenn- und Kraftstoffen<br />

dürfte aber ganz überwiegend durch Lieferungen<br />

aus dem Ausland erfolgen. So herrschen dafür<br />

beispielsweise in Nordafrika oder im Mittleren Osten<br />

deutlich günstigere Bedingungen als in Deutschland.<br />

Die Importquote bei der Energieversorgung wird<br />

also künftig – auch im Falle einer erfolgreichen<br />

Umsetzung der PtX-Strategie – kaum gedämpft<br />

werden. Die PtX-Technologie bietet andererseits aber<br />

vielversprechende Optionen zur Realisierung von<br />

Sektorenkopplung und stellt damit durch den indirekten<br />

Einsatz von erneuerbaren Energien über den<br />

Umweg Wasserstoff einen wichtigen Beitrag zur<br />

Dekarbonisierung der Energieversorgung dar. Für<br />

die Sicherheit der Stromversorgung dürfte damit auf<br />

absehbare Zeit jedoch noch kein größerer Beitrag<br />

resultieren.<br />

Autoren<br />

Prof. Dr. Hans-Wilhelm Schiffer<br />

Lehrbeauftragter der RWTH Aachen, Deutschland<br />

HWSchiffer@t-online.de<br />

Prof. Dr. Hans-Wilhelm Schiffer ist Mitglied des Studienausschusses des World<br />

Energy Council, London und Gastdozent für Energiewirtschaft an der RWTH<br />

Aachen.<br />

Prof. Dr. Schiffer studierte Wirtschaftswissenschaften an der Universität Köln und<br />

an der Pennsylvania State University. Seine berufliche Laufbahn begann er als<br />

wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Energiewirtschaft der Universität<br />

Köln. Anschließend arbeitete er als Beamter im Bundeswirtschaftsministerium,<br />

unter anderem beim britischen Energieministerium und im<br />

Bundesumweltministerium in Bonn, und anschließend für den RWE-Konzern in<br />

Essen. Er ist Autor des im November 2018 bei Springer Vieweg erschienenen<br />

Standardwerks Energiemarkt Deutschland.<br />

Prof. Dr. Stefan Ulreich<br />

Professor für Energiewirtschaft,<br />

Hochschule Biberach, Deutschland<br />

ulreich@hochschule-bc.de<br />

Prof. Dr. Stefan Ulreich lehrt Energiewirtschaft an der Hochschule Biberach mit den<br />

Schwerpunkten Rohstoffhandel, Risikomanagement, Energiepolitik und<br />

Digitalisierung. Stefan Ulreich studierte Theoretische Physik an der Ludwig-<br />

Maximilians-Universität in München. Seine Karriere startete er bei Dresdner<br />

Kleinwort Benson im Investment Banking. Danach arbeitete er für den E.ON-<br />

Konzern als Energiehändler und Originator, in der Energiepolitik und in der<br />

Energiestrategieabteilung. Stefan Ulreich leitet die Task Force Renewables der<br />

European Federation of Energy Traders (EFET) und ist im World Energy Council<br />

aktiv.<br />

17 Ram M., Galimova T., Bogdanov D., Fasihi M., Gulagi A., Breyer C., Micheli M., Crone K. (2020). <strong>Power</strong>fuels in a Renewable Energy World - Global volumes, costs, and<br />

trading 2030 to 2050. LUT University and Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena). Lappeenranta, Berlin<br />

18 U.S. Geological Survey, Mineral Commodity Summaries, January 2022<br />

19 IEA, The Role of Critical Minerals in Clean Energy Transitions, May 2021; acatech, Rohstoffe für die Energiewende, Februar 2017<br />

Serial | Major Trends in Energy Policy and <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong><br />

Perspektiven der Energieversorgung in Deutschland ı Hans-Wilhelm Schiffer, Stefan Ulreich

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