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atw - International Journal for Nuclear Power | 03.2022

Ever since its first issue in 1956, the atw – International Journal for Nuclear Power has been a publisher of specialist articles, background reports, interviews and news about developments and trends from all important sectors of nuclear energy, nuclear technology and the energy industry. Internationally current and competent, the professional journal atw is a valuable source of information. www.nucmag.com

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Der 10-Punkte-Plan der IEA<br />

<strong>atw</strong> Vol. 67 (2022) | Ausgabe 3 ı Mai<br />

Keine neuen Gaslieferverträge<br />

mit Russland<br />

Ersetzen russischer<br />

Lieferungen durch Gas<br />

aus alternativen Quellen<br />

Einführung von<br />

Mindestspeicherverpflichtungen<br />

Beschleunigung neuer<br />

Wind- und Solarprojekte<br />

| Abb. 13<br />

Der 10-Punkte-Plan der IEA.<br />

Quelle: (Quelle: Basierend auf IEA, IEA, März März 2022) 2022<br />

Brennstoff- und CO 2 -Zertifikate-Kosten verbunden<br />

ist. Allerdings hat dieser Nachteil nicht in allen<br />

Anwendungsfällen ein hohes Gewicht: für Anlagen,<br />

die nur sehr wenige Betriebsstunden im Jahr<br />

aufweisen z. B. als Netzreserve steht der beträchtliche<br />

Mehraufwand einer GuD-Anlage in keinem<br />

guten Verhältnis zur Nutzung der einfacheren<br />

Gasturbine.<br />

Quelle: Basierend auf IEA, März 2022<br />

Zur Fernwärme-/Kälteversorgung (einschließlich<br />

BHKW) wurden 2021 rund 94,1 TWh Erdgas eingesetzt.<br />

Dies erfolgt zu etwa zwei Drittel in Heizkraftwerken<br />

mit Wirkungsgraden über 80 %. Erdgas ist<br />

der dominante Energieträger zur Versorgung mit<br />

Fernwärme. An der Beheizung des Wohnungsbestandes<br />

in Deutschland ist die Fernwärme – wie<br />

erwähnt – mit 14 % beteiligt.<br />

Perspektivisch wird Erdgas bei der Verstromung<br />

wichtiger werden. Die im Jahr 2030 notwendige<br />

steuerbare Leistung beläuft sich nach den Analysen<br />

des EWI auf 71 GW. Im Falle eines Ausstiegs aus der<br />

Kohleverstromung bis 2030 müsste bis 2030 ein<br />

Nettozubau von 23 GW wasserstofffähiger Gaskraftwerke<br />

erfolgen. Neben der gegenwärtig installierten<br />

Gas-Leistung von 31,7 GW werden vom EWI 8 GW<br />

Leistung auf Basis Biomasse, 5 GW auf Basis Wasserkraft<br />

und 3 GW auf Basis sonstiger konventioneller<br />

Energien ausgewiesen. Der mit einem Zubau von<br />

23 GW wasserstofffähiger Gaskraftwerkskapazität<br />

gewährleisteten steuerbaren Leistung von insgesamt<br />

71 GW stünde eine Nachfragespitze von 95 GW im<br />

Jahr 2030 gegenüber. 10<br />

Dies wurde mittlerweile auch von der Politik erkannt.<br />

Die Umsetzung eines beschleunigten Kohleausstiegs<br />

und die Einhaltung der verschärften Klimaziele<br />

er<strong>for</strong>dert laut Koalitionsvertrag von SPD, Bündnis<br />

90/DIE GRÜNEN und FDP – neben dem massiven<br />

Ausbau der erneuerbaren Energien – „die Errichtung<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

Beschleunigte Verbesserung<br />

der Energieeffizienz in<br />

Gebäuden und<br />

in der Industrie<br />

Beschleunigter Ersatz<br />

von Gaskesseln durch<br />

Wärmepumpen<br />

Kurzfristige Maßnahmen,<br />

um schutzbedürftige<br />

Verbraucher vor hohen<br />

Preisen zu schützen<br />

Maximierung der<br />

Stromerzeugung aus<br />

vorhandenen, abschaltbaren,<br />

emissionsarmer Quellen<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

Vorübergehende<br />

Thermostateinstellung<br />

durch die Verbraucher<br />

Diversifizierung und<br />

Dekarbonisierung der<br />

Flexibilitätsquellen<br />

des Stromsystems<br />

Der 10-Punkte-Plan der IEA für<br />

die Europäische Union<br />

vom März 2022<br />

moderner Gaskraftwerke, um den im Laufe der<br />

nächsten Jahre steigenden Strom- und Energiebedarf<br />

zu wettbewerbsfähigen Preisen zu decken.“ Zur<br />

Gewährleistung dieses Ausbaus bedarf es ausreichender<br />

Investitionsanreize, damit ein marktgetriebener<br />

Prozess von Planung, Genehmigung und Bau<br />

entsprechender Anlagen in Gang kommt. Es bestehen<br />

allerdings Zweifel, dass dies über das gegenwärtig in<br />

Deutschland bestehende Marktdesign erreicht<br />

werden kann. 11<br />

Angesichts der vergleichsweise geringen zu erwartenden<br />

Jahresvolllaststunden ist unter alleiniger<br />

Berücksichtigung von Erlösen auf dem Energy-Only-<br />

Markt die Wirtschaftlichkeit entsprechender Investitionen<br />

voraussichtlich nicht gegeben, selbst wenn<br />

Preisspitzen in besonderen Knappheitssituationen<br />

auftreten. Hinzu kommt das unsichere regulatorische<br />

Umfeld. Aktuell ist nicht klar, ob und unter<br />

welchen Bedingungen Investitionen in Gas Infrastruktur<br />

als nachhaltige Investments klassifiziert<br />

werden können. Hinzu kommen weitere Unsicherheiten<br />

in Bezug auf die zukünftige Verfügbarkeit von<br />

grünen Gasen oder Wasserstoff.<br />

Daraus ergibt sich die Notwendigkeit für eine wettbewerblich<br />

organisierte Steuerung des Ausbaus gesicherter<br />

Leistung auf Basis Gas mittels eines Kapazitätsmarktes.<br />

Zur Sicherstellung der Errichtung einer<br />

als ausreichend angesehenen Leistung auf Gasbasis<br />

bis 2030 sind die Weichen für eine Neugestaltung des<br />

Strommarkt-Designs bereits 2022 zu stellen.<br />

Planung, Genehmigungsverfahren und Bau von<br />

Gaskraftwerken er<strong>for</strong>dern nämlich einen Zeitrahmen<br />

von mindestens sechs Jahren (Abb. 12). Dies<br />

gilt im optimalen Fall, der nicht durch Verzögerungen<br />

beeinträchtigt ist. Dabei sind Gaskraftwerke<br />

auch wesentlich, um die saisonalen Schwankungen<br />

bei der Stromnachfrage zwischen Sommer und<br />

Winter bzw. längere, bis zu überjährlichen<br />

9<br />

10<br />

Bild 14<br />

SERIAL | MAJOR TRENDS IN ENERGY POLICY AND NUCLEAR POWER 23<br />

10 EWI (2021): Auswirkungen des Koalitionsvertrags auf den Stromsektor 2030. Köln, 6.12.2021. URL: https://www.ewi.uni-koeln.de/de/publikationen/auswirkungendes-koalitionsvertrags-auf-den-stromsektor-2030/<br />

11 Energate messenger (2021)<br />

Serial | Major Trends in Energy Policy and <strong>Nuclear</strong> <strong>Power</strong><br />

Perspektiven der Energieversorgung in Deutschland ı Hans-Wilhelm Schiffer, Stefan Ulreich

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