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atw - International Journal for Nuclear Power | 03.2022

Ever since its first issue in 1956, the atw – International Journal for Nuclear Power has been a publisher of specialist articles, background reports, interviews and news about developments and trends from all important sectors of nuclear energy, nuclear technology and the energy industry. Internationally current and competent, the professional journal atw is a valuable source of information. www.nucmag.com

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<strong>atw</strong> Vol. 67 (2022) | Ausgabe 3 ı Mai<br />

Naivität, Fahrlässigkeit oder einfach nur Politikversagen?<br />

Russland hat immer, auch in Zeiten des<br />

kalten Krieges, zuverlässig geliefert sagen viele, die<br />

die jetzige Situation bis zum 24. Februar nicht für<br />

möglich gehalten haben.<br />

Brauchen wir jetzt nicht eine Inventur der real<br />

verfügbaren Energieträger auf der einen Seite und<br />

des Energiebedarfs von Wirtschaft und Verbrauchern<br />

auf der anderen Seite? Viel spannender ist<br />

deshalb die Frage wo in den Haushalten, aber auch<br />

in der Industrie Erdgas in der Anwendung bei Fernwärme,<br />

in der Industrie und im Stromsektor wirtschaftlich<br />

sinnvoll reduziert werden kann. Wie<br />

stellt sich nun die aktuelle Situation konkret dar?<br />

Parallel zum Ausbau der Erneuerbaren Energien<br />

sollen u. a. alle deutschen Kohlekraftwerke planmäßig<br />

bis spätestens 2038 stillgelegt werden. Im<br />

Koalitionsvertrag der Ampelregierung ist die Rede<br />

von einem Ausstieg – idealerweise – bereits 2030.<br />

Im Moment ist aber kaum etwas ideal. Zur Gewährleistung<br />

der Versorgungssicherheit ist der Ausbau<br />

von wetterunabhängigen Gaskraftwerken vorgesehen,<br />

die langfristig mit Biogas und/oder Wasserstoff,<br />

übergangsweise aber auch mit Erdgas (mit/<br />

ohne CCS) betrieben werden sollen.<br />

Sollten Biogas, Wasserstoff und Erdgas oder die<br />

er<strong>for</strong>derlichen Kraftwerkskapazitäten nicht rechtzeitig<br />

in ausreichender Menge zur Verfügung<br />

stehen, ist ein vorübergehender Weiterbetrieb von<br />

Kohlekraftwerken einzuleiten. Hierzu ist rechtzeitig<br />

und regelmäßig eine Überprüfung zuverlässiger<br />

Brennstoffversorgung vorzunehmen.<br />

denkbar. Um auch künftig über genügend<br />

Planungszeit zu verfügen, wäre der Ausbau der<br />

Kapazität der Gasspeicher mit einer Reichweite<br />

von z. B. einem Jahr denkbar.<br />

Wärmeversorgung von Haushalten und<br />

Industrie<br />

Während eine Umstellung der Stromversorgung,<br />

ob der ohnehin stattfindenden Energiewende<br />

relativ einfach möglich scheint, ist eine Umstellung<br />

der sehr kleinteiligen und maßgeschneiderten<br />

Wärmeversorgung nur langfristig zu realisieren.<br />

Ca. 50 % des Wohnungsbestandes wird vor Ort mit<br />

Erdgas und etwa 25 % mit Heizöl beheizt.<br />

Für eine Umstellung wäre in der Regel ein neuer<br />

Kessel oder eine Therme zu installieren. Dieser<br />

Prozess betrifft Haus- und Wohnungsbesitzer, die<br />

durch geeignete Maßnahmen, unterstützt werden<br />

sollten, um den Erdgasverbrauch zu reduzieren und<br />

die Effizienz insgesamt zu steigern. Dazu gehört<br />

u. a. eine objektbezogene und ganzheitliche Energieberatung.<br />

Wesentlich ist, dass in jedem Fall<br />

Investitionssicherheit gewährleistet wird.<br />

ENERGY POLICY, ECONOMY AND LAW 11<br />

Gaskraftwerke<br />

Kurz- und mittelfristig sind bisher wegen der relativ<br />

geringen CO2-Emissionen Gaskraftwerke als Substitution<br />

von Kohle- und Kernkraftwerken vorgesehen.<br />

Langfristig mit dem Aufbau einer ausreichenden<br />

und zuverlässigen Wasserstoffinfrastruktur<br />

sollen Gaskraftwerke komplementär zur<br />

volatilen Stromerzeugung durch Photovoltaik- und<br />

Windkraftanlagen betrieben werden. Im Ausbauzustand<br />

wäre also eine Versorgung mit Wasserstoff<br />

oder Biogas sicherzustellen. Kurz- und mittelfristig<br />

sollte eine diversifizierte Beschaffung organisiert<br />

werden. Aus Kostengründen ist ein Bezug über<br />

Pipeline vorteilhaft. Aus Sicht der Versorgungssicherheit<br />

sollte der schon diskutierte direkte Zugang<br />

zu LNG zügig umgesetzt werden. Der Bau und<br />

Betrieb von Schiffsterminals in Deutschland, aber<br />

auch der Zugang und die Nutzung von LNG-<br />

Terminals im Ausland, eventuell mit Anbindung<br />

per Pipeline stellen eine Alternative dar. Parallel<br />

wäre ein Ausbau von Lieferungen aus Norwegen<br />

| Abb. 4<br />

Beheizungsstruktur des Wohnungsbestandes in Deutschland 2021.<br />

(Quelle: BDEW)<br />

Deutschland braucht mindestens 2.700 TWh für<br />

die nationale Gesamtenergieversorgung. Davon<br />

sind ca. 20 % Strom – die restlichen 80 % kommen<br />

für Gebäude, Wärme und Kälte, aber auch Verkehr<br />

und Landwirtschaft zur Anwendung. Argumentiert<br />

wird, dass der Ausbau alternativer Energien<br />

schneller erfolgen muss. Das ist im Ansatz ein<br />

Energy Policy, Economy and Law<br />

Die Deutsche Energiepolitik nach dem 24. Februar 2022 ı Prof. Dr. Ing. Martin Neumann

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