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VdK-Zeitung - Ausgabe RLP Dezember 21/Januar 22

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75. Jahrgang<br />

Sozialverband <strong>VdK</strong><br />

Rheinland-Pfalz<br />

<strong>Dezember</strong> 20<strong>21</strong>/<strong>Januar</strong> 20<strong>22</strong><br />

THEMEN<br />

Reportage<br />

Warum die Grundrente<br />

viele enttäuscht Seite 3<br />

Pflege<br />

CSU-Minister kritisiert<br />

Spahns Pflegereform Seite 6<br />

Gesundheit<br />

Virtuelle Realität<br />

für ältere Menschen Seite 8<br />

<strong>VdK</strong>-TV<br />

Was ist wichtig beim<br />

EM-Renten-Antrag? Seite 12<br />

Verbraucher<br />

Leben mit Hartz IV<br />

in der Weihnachtszeit Seite <strong>21</strong><br />

Gemüse und Obst müssen günstiger werden, damit sich mehr Menschen gesünder ernähren können.<br />

Foto: picture alliance/ZB/Jens Kalaene<br />

Aus dem<br />

Landesverband<br />

<strong>VdK</strong>-Wünsche zum<br />

Jahreswechsel Seite 13<br />

Klimaschutz fängt beim Essen an<br />

Der <strong>VdK</strong> fordert eine Steuerreform, die nachhaltige und gesunde Lebensmittel begünstigt<br />

Eine konsequente Klimaschutzpolitik<br />

ist dringend notwendig. Da sind<br />

sich Experten einig. Doch je mehr<br />

Parteien am Tisch sitzen, umso<br />

schwerer ist eine solche Politik umzusetzen.<br />

Das hat zuletzt die Weltklimakonferenz<br />

gezeigt, die Mitte<br />

November in Glasgow mit weniger<br />

weitreichenden Ergebnissen endete,<br />

als viele gehofft hatten.<br />

Vor diesem Hintergrund fordert<br />

der Sozialverband <strong>VdK</strong> gemeinsam<br />

mit dem Verbraucherzentrale Bundesverband<br />

(vzbv) und Greenpeace<br />

von den drei Ampel-Koalitionären<br />

eine Steuerreform, die nachhaltige<br />

und gesunde Lebensmittel begünstigt:<br />

Die Mehrwertsteuer auf frisches<br />

Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte<br />

sollte so weit wie möglich<br />

gesenkt werden. „Damit werden<br />

Anreize gesetzt, mehr pflanzliche<br />

statt tierischer Lebensmittel zu essen.<br />

Zugleich wird dadurch eine<br />

gesunde, umwelt- und klimaverträgliche<br />

Ernährung für alle Menschen<br />

möglich und bezahlbar“, sagt<br />

<strong>VdK</strong>-Präsidentin Verena Bentele.<br />

Eine solche Politik findet auch in<br />

der Bevölkerung breite Zustimmung:<br />

71 Prozent der Deutschen<br />

wünschen sich, dass Lebensmittelpreise<br />

die wahren Kosten abbilden,<br />

also auch die Kosten der Umweltund<br />

Klimaschäden, die bei der Produktion<br />

entstehen. Das ist das Ergebnis<br />

einer repräsentativen Umfrage<br />

des Meinungsforschungsinstituts<br />

Kantar im Auftrag des vzbv. 81 Prozent<br />

der Befragten befürworten<br />

zudem steuerliche Anreize, die einen<br />

umwelt- und klimaverträglichen<br />

Konsum fördern.<br />

Die drei Verbände sehen darin<br />

einen klaren Auftrag an die Bundesregierung,<br />

die Mehrwertsteuer<br />

auf pflanzliche Lebensmittel so<br />

weit wie möglich zu senken und<br />

sich in Brüssel für eine EU-weite<br />

Steuerbefreiung einzusetzen. Es<br />

sei schließlich Aufgabe der Bundesregierung,<br />

die vom Klimaschutzgesetz<br />

vorgegebenen Emissionsziele<br />

zu erreichen, sagt Klaus<br />

Müller, Vorstand des vzbv. „Das<br />

könnte auch helfen, den aktuellen<br />

Preisanstieg bei Lebensmitteln<br />

auszugleichen“, betont Bentele.<br />

Die drei Organisationen begrüßen<br />

zudem eine Tierwohlabgabe. Eine<br />

Expertenkommission unter Vorsitz<br />

des ehemaligen Bundeslandwirtschaftsministers<br />

Jürgen Borchert<br />

(CDU) hatte eine solche Abgabe<br />

2020 vorgeschlagen: Bäuerinnen<br />

und Bauern sollten mit den Einnahmen<br />

aus einer zweckgebundenen<br />

Abgabe gezielt unterstützt werden,<br />

wenn sie dafür weniger Tiere und<br />

diese unter artgerechten Bedingungen<br />

halten. „Die Landwirtschaft<br />

kann ihren Beitrag zur Klimaneutralität<br />

nur leisten, wenn halb so<br />

viele Tiere gehalten werden und<br />

Anreize so gesetzt werden, dass die<br />

Nachfrage nach tierischen Produkten<br />

entsprechend sinkt“, sagte Martin<br />

Kaiser, geschäftsführender Vorstand<br />

von Greenpeace.<br />

Wer seine Ernährung auf mehr<br />

Obst und Gemüse umstellt, ernährt<br />

sich gesünder, hilft dem<br />

Klima und kann sogar noch Geld<br />

sparen. Doch viele arme Menschen<br />

können sich eine gesunde, ausgewogene<br />

Ernährung nicht leisten.<br />

Bentele fordert daher, dass die<br />

Regelsätze für Hartz IV und die<br />

Grundsicherung im Alter neu berechnet<br />

werden: „Gerade Ältere<br />

sind auf gesunde, frische Lebensmittel<br />

angewiesen. Wer chronisch<br />

krank ist oder Medikamente einnimmt,<br />

braucht oft eine besondere<br />

Ernährung.“ Heike Vowinkel<br />

Voll Zuversicht – trotz allem<br />

Neujahrsgruß von <strong>VdK</strong>-Präsidentin Verena Bentele<br />

SEITE 5<br />

So hilft der <strong>VdK</strong><br />

Liebe <strong>VdK</strong>-Mitglieder,<br />

liebe Leserinnen und Leser,<br />

hinter uns liegt das zweite Jahr,<br />

das von der Corona-Pandemie geprägt<br />

war. Die damit verbundenen<br />

Einschränkungen und die persönlichen<br />

Sorgen haben allen unseren<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

in Haupt- und Ehrenamt und den<br />

Mitgliedern viel abverlangt. 20<strong>21</strong><br />

war für unseren Verband trotz<br />

dieser Umstände ein erfolgreiches<br />

Jahr, und darauf können wir als<br />

<strong>VdK</strong>-Gemeinschaft sehr stolz sein.<br />

Dafür möchte ich Ihnen sehr herzlich<br />

auch im Namen des <strong>VdK</strong>-<br />

Präsidiums und der <strong>VdK</strong>-Bundesgeschäftsführung<br />

danken.<br />

Mit der Stärke von 2,1 Millionen<br />

Mitgliedern an meiner Seite gehe<br />

ich deshalb mit viel Rückenwind<br />

ins neue Jahr. Gemeinsam packen<br />

wir die Herausforderungen in der<br />

Pflege, bei Rente und Teilhabe und<br />

in anderen Bereichen an.<br />

Viel Einsatz hat der <strong>VdK</strong> in<br />

seiner <strong>VdK</strong>-Aktion zur Bundestagswahl<br />

„Sozialer Aufschwung<br />

JETZT!“ bewiesen. Mit unseren<br />

sozialpolitischen Forderungen<br />

waren wir eine der wenigen großen<br />

Sozialorganisationen, die sich im<br />

Vorfeld der Bundestagswahl öffentlich<br />

klar positioniert haben.<br />

Unsere Forderungen tragen wir in<br />

die Koalitionsverhandlungen, und<br />

natürlich werden wir die Arbeit der<br />

neuen Regierung gewohnt kritisch<br />

begleiten. So planen wir 20<strong>22</strong> eine<br />

große Pflegekampagne, damit pflegende<br />

Angehörige endlich mehr<br />

Unterstützung bekommen.<br />

Trotz Pandemie: Verlieren Sie<br />

bitte weder Schwung noch Zuversicht.<br />

Ich wünsche Ihnen ein frohes<br />

Weihnachtsfest und ein gesundes<br />

neues Jahr. Danke für Ihre<br />

Unterstützung zu allen Zeiten!<br />

<br />

Ihre Verena Bentele<br />

Foto: imago/blickwinkel<br />

Ein <strong>VdK</strong>-Mitglied mit Multipler<br />

Sklerose hat mithilfe des Landesverbands<br />

Hessen-Thüringen vor<br />

Gericht eine volle Erwerbsminderungsrente<br />

durchgesetzt. Die<br />

Rentenversicherung hatte lange<br />

versucht, das zu verhindern, und<br />

sogar Berufung beim Landessozialgericht<br />

eingelegt.


2 <strong>Zeitung</strong> <strong>Dezember</strong> 20<strong>21</strong>/<strong>Januar</strong> 20<strong>22</strong><br />

Politik<br />

Wie sind wir, und wie sollen wir werden?<br />

Aktuell läuft eine große <strong>VdK</strong>-Mitgliederbefragung – machen Sie mit!<br />

Der <strong>VdK</strong> ist der größte Sozialverband<br />

Deutschlands mit großem<br />

Mitgliederwachstum. Das freut uns<br />

sehr, aber wir wollen für die Menschen,<br />

die wir vertreten, jeden Tag<br />

noch besser werden und fragen<br />

deshalb regelmäßig bei Mitgliedern<br />

und Interessierten nach. Bis<br />

zum 15. <strong>Dezember</strong> haben Sie die<br />

Möglichkeit, bei unserer Online-<br />

Umfrage mitzumachen.<br />

Wie positioniert sich der Sozialverband<br />

<strong>VdK</strong> innerhalb der anderen<br />

Sozialorganisationen in<br />

Deutschland? Wie wichtig ist der<br />

<strong>VdK</strong> als Interessenvertreter für<br />

aktuelle soziale Themen? Treffen<br />

die <strong>VdK</strong>-Kampagnen den Nerv der<br />

Zeit? Wie zufrieden sind unsere<br />

Mitglieder mit der Arbeit des Verbands<br />

vor Ort? Mit Fragen wie<br />

diesen wollen wir herausfinden,<br />

Mitmachen<br />

Mit diesem QR-Code kommen<br />

Sie direkt zu unserer Online-Umfrage.<br />

Weitere Infos im Internet<br />

unter www.vdk.de/umfrage<br />

<strong>VdK</strong> steht für Vielfalt: Mit der <strong>VdK</strong>-Mitgliederbefragung wollen wir etwas<br />

über die Erwartungen an unseren Verband erfahren. Foto: Sozialverband <strong>VdK</strong><br />

wie unsere Mitglieder, aber auch<br />

Außenstehende den Sozialverband<br />

<strong>VdK</strong> wahrnehmen. Das Ziel: Wir<br />

wollen noch besser und attraktiver<br />

für möglichst viele weitere Mitglieder<br />

werden. Unter anderem fragen<br />

wir, welche Themen des <strong>VdK</strong> ganz<br />

besonders interessieren, und welche<br />

unserer Angebote am häufigsten<br />

genutzt werden.<br />

„Als größter deutscher Sozialverband<br />

können wir jetzt schon<br />

viel bewegen – politisch und individuell<br />

für jedes einzelne Mitglied.<br />

Doch wir möchten uns nicht auf<br />

den Erfolgen ausruhen, sondern<br />

wollen mit der Zeit gehen, um unsere<br />

Position als parteineutraler<br />

und unabhängiger Gegenpart zur<br />

Politik noch mehr zu schärfen.<br />

Außerdem wollen wir unsere Angebote<br />

vor Ort in der Beratung und<br />

im Ehrenamt noch verbessern.<br />

Deshalb bitte ich Sie sehr herzlich:<br />

Machen Sie mit bei unserer großen<br />

Umfrage“, sagt <strong>VdK</strong>-Präsidentin<br />

Verena Bentele.<br />

Seit dem 15. November und noch<br />

bis zum 15. <strong>Dezember</strong> kann jeder<br />

mitmachen. Die Online-Teilnahme<br />

nimmt etwa 15 Minuten in Anspruch.<br />

Die Umfrage erfolgt anonym<br />

ohne Angabe persönlicher<br />

Daten. Einfach den nebenstehenden<br />

Code einscannen oder die<br />

Webadresse www.vdk.de/umfrage<br />

in den Browser tippen.<br />

Zuletzt wurde 2016 eine solche<br />

Umfrage durchgeführt. Aus dem<br />

Vergleich der Ergebnisse ergeben<br />

sich spannende Einblicke in die<br />

Entwicklung des <strong>VdK</strong>. Wir freuen<br />

uns auf Ihre Antworten!<br />

Dr. Bettina Schubarth<br />

KOMMENTAR<br />

Von wegen Goldesel<br />

Verena Bentele<br />

<strong>VdK</strong>-Präsidentin<br />

Sagt Ihnen „Teil-Kapitaldeckung<br />

der Rentenversicherung“ etwas?<br />

Diese soll eingeführt werden, um<br />

eine Stabilisierung des Beitragssatzes<br />

und des Rentenniveaus zu<br />

erreichen, wie es im Sondierungspapier<br />

der Ampel-Parteien<br />

heißt. Die Rentenfinanzierung<br />

soll deshalb künftig zum Teil<br />

durch Anlagen am Kapitalmarkt<br />

ersetzt werden. Als Kapitalstock<br />

will die neue Bundesregierung<br />

20<strong>22</strong> zehn Milliarden Euro an die<br />

Deutsche Rentenversicherung<br />

überweisen.<br />

Klingt viel, ist es aber nicht. Denn<br />

um Beitragssatz und Rentenniveau<br />

dauerhaft zu stabilisieren,<br />

müsste es schon ein deutlich<br />

dreistelliger Milliardenbetrag<br />

sein, hat das Deutsche Institut für<br />

Wirtschaftsforschung berechnet.<br />

Aber so viel Geld ausgeben?<br />

Ich sage: Nein. Denn Steuergeld<br />

ist kein Spielgeld, schon gar<br />

nicht für so etwas Existenzielles<br />

wie die gesetzliche Altersvorsorge.<br />

Sicherheit ist das A und O,<br />

und den Ruf als eifriger Gold esel<br />

für alle hat der Kapitalmarkt<br />

meiner Meinung nach verspielt.<br />

Ich erinnere nur an den Crash<br />

von 2009, unter dem wir teils bis<br />

heute leiden.<br />

Die Deutsche Rentenversicherung<br />

sagt zu Recht, sie seien<br />

keine Finanzmarktexperten. Also<br />

bräuchte es dafür teures Wissen<br />

von außen. Und so viel Ehrlichkeit<br />

muss bei aller neu erwachten<br />

Kapitalmarkt-Euphorie sein:<br />

Es gibt keineswegs nur Geldanlagen,<br />

die hohe Renditen abwerfen<br />

und den Garantiestempel<br />

„ethisch, ökologisch und sicher“<br />

tragen. Doch das muss der Anspruch<br />

sein.<br />

Aber stopp, wir haben da ja<br />

was, was dem Ideal näher<br />

kommt: Das Umlageverfahren<br />

der Rentenversicherung funktioniert<br />

unabhängig vom Auf und<br />

Ab der Börse. Es ist ja auch deshalb<br />

1957 eingeführt worden,<br />

weil in den Jahrzehnten davor<br />

kapitalgedeckte staatliche Rentenmodelle<br />

zuverlässig an die<br />

Wand gefahren sind.<br />

Mein Vorschlag: Lieber zehn Milliarden<br />

Euro in die Hand nehmen<br />

und damit Frauen, Migranten<br />

und arme Kinder fördern und<br />

ihnen zu ordentlichen Berufen<br />

verhelfen. So erreichen wir eine<br />

breitere Basis für die gesetzliche<br />

Rente. Den Kapitalmarkt überlassen<br />

wir besser denen, die Spielgeld<br />

übrighaben.<br />

Arbeiten mit Behinderung<br />

Frauen finden schwer eine geeignete Stelle<br />

Ausgrenzung verfestigt sich<br />

<strong>VdK</strong> fordert klaren gesetzlichen Rückhalt für mehr Inklusion<br />

Der Arbeitsmarkt ist besonders für<br />

Frauen mit einer Schwerbehinderung<br />

schwierig. Die meisten finden<br />

nur mit großen Mühen eine ihrer<br />

Qualifikation angemessene Stelle.<br />

Sie sind doppelt benachteiligt, als<br />

Frau und als Mensch mit Behinderung,<br />

so das Fazit einer Studie der<br />

Aktion Mensch zusammen mit dem<br />

SINUS-Institut.<br />

In der Studie wird erneut die<br />

Erwerbssituation von Frauen mit<br />

und ohne Schwerbehinderung mit<br />

den entsprechenden männlichen<br />

Bevölkerungsgruppen systematisch<br />

verglichen. Für eine gerechte<br />

Teilhabe am Arbeitsleben sei ein<br />

Bewusstseinswandel erforderlich.<br />

Frauen mit Schwerbehinderung<br />

würden das Schlusslicht bei Lohn<br />

sowie Vollzeit- und Führungspositionen<br />

bilden. 37 Prozent arbeiteten<br />

Teilzeit. Im Durchschnitt verdienten<br />

die Frauen monatlich 667<br />

Euro weniger als die Männer.<br />

Hinzu kämen die Belastungen<br />

durch Haushalts- und Familienaufgaben,<br />

heißt es in der Studie.<br />

Ohne Inklusion und Gendergerechtigkeit<br />

sei die doppelte Diskriminierung<br />

nicht zu beenden,<br />

bilanziert die Aktion Mensch die<br />

Ergebnisse.<br />

Der Sozialverband <strong>VdK</strong> setzt<br />

sich seit Langem für eine bessere<br />

Teilhabe ein. Doch statt Arbeitsplätze<br />

mit Menschen mit Behinderung<br />

zu besetzen, zahlen Arbeitgeber<br />

immer noch lieber eine<br />

Ausgleichsabgabe. „Damit muss<br />

Schluss sein“, so <strong>VdK</strong>-Präsidentin<br />

Verena Bentele. Die Ausgleichsabgabe<br />

für Arbeitgeber, die der Beschäftigungspflicht<br />

nicht oder nur<br />

unzureichend nachkommen, müsse<br />

angehoben werden. Nötig sei<br />

zudem ein Mindestlohn von 13 Euro<br />

und die Eindämmung prekärer<br />

Beschäftigungen wie Minijobs.<br />

Für Frauen mit und ohne Behinderung<br />

ist es oft sehr schwierig,<br />

Familie und Beruf zu vereinbaren.<br />

Daher müssen Teilzeitbeschäftigte,<br />

die Kinder erziehen oder Angehörige<br />

pflegen, einen Rechtsanspruch<br />

darauf haben, ihre Arbeitszeit bis<br />

auf Vollzeit auszuweiten. Auch<br />

flexible Arbeitszeiten sowie gute<br />

Betreuungsangebote für Kinder<br />

und Pflegebedürftige befördern<br />

eine bessere Vereinbarkeit von<br />

Beruf und Familie. sko<br />

Arbeit gehört zur gesellschaftlichen<br />

Teilhabe dazu. Foto: imago/Jochen Eckel<br />

Jede dritte Beschwerde wegen<br />

erfahrener Diskriminierung kommt<br />

von Menschen mit Behinderung.<br />

Anlässlich des Internationalen<br />

Tags der Menschen mit Behinderung<br />

am 3. <strong>Dezember</strong> fordert <strong>VdK</strong>-<br />

Präsidentin Verena Bentele von<br />

der neuen Bundesregierung eine<br />

Reform des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes<br />

(AGG).<br />

Die Erfahrung von Ausgrenzung<br />

ist für sehr viele Menschen mit<br />

Behinderung oder gesundheitlichen<br />

Einschränkungen Alltag. Das<br />

zeigt ein gemeinsamer Bericht der<br />

Antidiskriminierungsstelle des<br />

Bundes, des Beauftragten der Bundesregierung<br />

für die Belange von<br />

Menschen mit Behinderung und<br />

der Beauftragten der Bundesregierung<br />

für Migration, Flüchtlinge<br />

und Integration. Demnach beziehen<br />

sich ein Drittel der Anfragen<br />

und Beschwerden auf das Diskriminierungsmerkmal<br />

Behinderung.<br />

„Von den Vorgaben der UN-Behindertenrechtskonvention<br />

zu Barrierefreiheit<br />

und gleichberechtigter<br />

Teilhabe sind wir in Deutschland<br />

meilenweit entfernt. Seit vielen<br />

Jahren fordert der <strong>VdK</strong> gemeinsam<br />

mit anderen Verbänden eine umfassende<br />

Reform des AGG. Die<br />

neue Bundesregierung muss das<br />

endlich in Angriff nehmen“, fordert<br />

Bentele.<br />

Momentan führen Fortschritte<br />

wie bei der Digitalisierung teils zu<br />

Rückschritten in der Inklusion.<br />

Bei der Umstellung der Zahlungen<br />

Diskriminierung gehört für viele Menschen mit Behinderung leider zur<br />

Alltagserfahrung.<br />

auf das TAN-Verfahren mit dem<br />

Smartphone bleiben manche auf<br />

der Strecke, weil nicht alle Banken<br />

Barrierefreiheit bei der Programmierung<br />

berücksichtigen. Selbstbestimmt<br />

die eigenen Finanzgeschäfte<br />

erledigen zu können, ist<br />

aber zentral für Inklusion. Auch<br />

Portale im Internet oder Bankautomaten<br />

sind für viele Menschen<br />

mit Behinderung nicht nutzbar.<br />

Doch den Anbietern drohen dafür<br />

keine Sanktionen.<br />

Absicherung unmöglich<br />

Menschen mit Behinderung oder<br />

Erkrankungen berichten zudem<br />

häufig von Benachteiligungen<br />

beim Abschluss von Versicherungen.<br />

Oft schließen Anbieter diese<br />

Personengruppen pauschal aus<br />

Foto: picture alliance/imagebroker/Helmut Meyer zur Capellen<br />

oder verlangen völlig überhöhte<br />

Tarife. Zwar ist eine gewisse Ungleichbehandlung<br />

in bestimmten<br />

Fällen im aktuellen AGG erlaubt,<br />

doch diese Ausnahmen werden<br />

viel zu häufig zur Regel gemacht.<br />

Faktisch ist es für Betroffene mit<br />

einer Behinderung oder einer<br />

chronischen Erkrankung kaum<br />

möglich, eine Lebensversicherung<br />

abzuschließen oder sich gegen Berufsunfähigkeit<br />

abzusichern. „Der<br />

Gesetzgeber selbst verweist auf die<br />

Notwendigkeit privater Absicherung<br />

für persönliche Lebensrisiken,<br />

deshalb müssen auch Menschen<br />

mit Behinderung uneingeschränkt<br />

Zugang zu diesen<br />

Versicherungen haben. Das muss<br />

im neuen AGG nachgebessert werden“,<br />

fordert Bentele.<br />

Dr. Bettina Schubarth<br />

2 RHPfalz<br />

Allgemein


Reportage <strong>Zeitung</strong> <strong>Dezember</strong> 20<strong>21</strong>/<strong>Januar</strong> 20<strong>22</strong> 3<br />

4,97 Euro Grundrente<br />

Viele <strong>VdK</strong>-Mitglieder erleben zurzeit eine große Enttäuschung – ein Besuch bei armen Rentnerinnen am Tegernsee<br />

Vor einem Jahr ist die Grundrente<br />

nach langen Diskussionen endlich<br />

eingeführt worden. Sie sollte Menschen,<br />

die viele Jahre gearbeitet<br />

und trotzdem nur eine geringe<br />

Rente haben, deutliche Verbesserungen<br />

bringen. Doch die ersten<br />

Bescheide, die seit Jahresmitte<br />

verschickt wurden, sorgten vielerorts<br />

für Enttäuschungen, wie die<br />

Beispiele von einigen <strong>VdK</strong>-Mitgliedern<br />

zeigen.<br />

Der Tegernsee in Oberbayern<br />

steht für viele Menschen für Wohlstand<br />

und eine herrliche Landschaft.<br />

Kaum jemand, der mit dem<br />

Ausflugsschiff oder einem Privatboot<br />

über das von Bergen umgebene<br />

tiefblaue Gewässer fährt, denkt<br />

daran, dass es hier auch Armut<br />

gibt. Doch den Beraterinnen und<br />

Beratern des Sozialverbands <strong>VdK</strong><br />

begegnen immer wieder Menschen,<br />

die finanziell nur schwer über die<br />

Runden kommen.<br />

Die 72-jährige Manuela Osterberg*<br />

ist eine davon. 937 Euro<br />

Rente bekam sie in den vergangenen<br />

Jahren im Monat ausbezahlt.<br />

Davon musste sie alle <strong>Ausgabe</strong>n<br />

von Miete über Energie bis hin zu<br />

Essen und Kleidung bezahlen.<br />

Zum Glück wohnt sie in einer Genossenschaftswohnung,<br />

deren<br />

Kosten deutlich unter dem Mietspiegel<br />

liegen. Und in den vergangenen<br />

Jahren konnte das <strong>VdK</strong>-Mitglied<br />

auch noch etwas arbeiten, um<br />

sich so monatlich rund 300 Euro<br />

hinzuzuverdienen.<br />

Alles abgelehnt<br />

Doch dies geht aus gesundheitlichen<br />

Gründen seit einiger Zeit<br />

nicht mehr. Sie versuchte, alle<br />

möglichen Hilfen zu beantragen<br />

wie Grundsicherung oder Wohngeld.<br />

Alles wurde abgelehnt, auch<br />

den Rundfunkbeitrag muss die<br />

alleinstehende Frau weiter zahlen.<br />

Ihr Einkommen war zu hoch und<br />

die Miete zu niedrig. Wie viele<br />

andere Menschen auch, liegt sie<br />

Am Tegernsee leben viele wohlhabende, aber auch arme Menschen.<br />

gerade so an der Grenze zu Sozialleistungen.<br />

Ihre große Hoffnung war daher<br />

die Grundrente. Diese soll ja Menschen<br />

wie ihr zu einem Leben mit<br />

weniger Sorgen verhelfen: Sie hat<br />

35 Jahre überwiegend ganztags als<br />

Arzthelferin gearbeitet und einen<br />

Sohn großgezogen. Wegen der<br />

enormen Bürokratie, wie zum Beispiel<br />

der aufwendigen Einkommensprüfung,<br />

gingen die ersten<br />

Bescheide mit Grundrentenprüfung<br />

erst ab dem Sommer an die<br />

Betroffenen. Da Manuela Osterberg<br />

krankheitsbedingt vorzeitig<br />

in den Ruhestand gehen musste,<br />

wurde ihre Rente bereits früher als<br />

bei den meisten neu berechnet.<br />

Als sie den Brief der Deutschen<br />

Rentenversicherung öffnete, war<br />

die Enttäuschung groß: Sie bekommt<br />

zwar einen Grundrentenzuschlag.<br />

Dieser beträgt aber<br />

brutto nur 5,60 Euro. Auf ihrem<br />

Konto landen davon 4,97 Euro.<br />

„Das war ein totaler Schock“,<br />

sagt sie. „Und dann ist dieser in<br />

Wut umgeschlagen.“ Manuela Osterberg<br />

fragte bei der <strong>VdK</strong>-Kreisgeschäftsstelle<br />

in Bad Tölz nach,<br />

die sie schon länger betreut. Doch<br />

der Bescheid ist im rechtlichen<br />

Sinne korrekt. Auf juristischem<br />

Weg kann sie dagegen nichts unternehmen.<br />

Der geringe Zuschlag<br />

liegt an der vom Gesetzgeber vorgegebenen<br />

Berechnungsformel.<br />

Ihren Unmut über den kaum<br />

spürbaren Grundrentenaufschlag<br />

hat sie in einem Fernsehinterview<br />

für ein ARD-Politikmagazin zum<br />

Ausdruck gebracht. Die knapp<br />

fünf Euro im Monat helfen ihr gar<br />

nicht. „Ich habe Existenz ängste“,<br />

erzählte sie vor der Kamera. Sie<br />

habe Sorge, ihre Wohnung zu verlieren.<br />

Foto: Sebastian Heise<br />

Nur wenige Kilometer weiter<br />

wohnt Petra Müller*, die noch auf<br />

die Grundrente hofft. In ihrem<br />

Rentenbescheid ist ebenfalls ein<br />

Zuschlag aufgeführt. Dieser wird<br />

aber nicht ausbezahlt, da ihr Einkommen<br />

noch überprüft wird.<br />

Sie erfüllt aus versicherungsrechtlicher<br />

Sicht alle Kriterien. So<br />

kommt sie auf 468 „Grundrentenmonate“.<br />

Zu diesen umgerechnet<br />

39 Jahren gehören alle Zeiten, in<br />

denen sie berufstätig war oder<br />

Krankengeld bezogen hat. Zudem<br />

sind noch zwölf Jahre für die Erziehung<br />

ihrer beiden Kinder enthalten.<br />

Obwohl sie immer wieder schwere<br />

gesundheitliche Probleme mit<br />

starken Schmerzen hatte, biss sie<br />

die Zähne zusammen und arbeitete<br />

viele Jahre neben der Kindererziehung<br />

im Dienstleistungsbereich.<br />

Petra Müller gab immer ihr<br />

Bestes, hat Verantwortung übernommen,<br />

trotz geringerem Gehalt<br />

und Teilzeit. Auf gesundheitlich<br />

empfohlene Reha-Maßnahmen<br />

verzichtete sie zugunsten der Berufstätigkeit.<br />

Zu viel Einkommen<br />

890 Euro bekommt sie an Erwerbsminderungsrente<br />

ausbezahlt.<br />

Ihr Grundrentenzuschlag läge<br />

immerhin bei 120 Euro netto. Allerdings<br />

wird sie diesen in absehbarer<br />

Zeit nicht bekommen. Denn<br />

bei ihr ist die Einkommensprüfung<br />

das Problem. So wird nicht die<br />

aktuelle Rente zugrunde gelegt,<br />

sondern der Steuerbescheid vom<br />

vorletzten Jahr, für die Rente 20<strong>21</strong><br />

zählt der von 2019. Und da Petra<br />

Müller damals noch erwerbstätig<br />

war, kommt sie mit dem Einkommen<br />

über die erlaubte Höchstgrenze<br />

für einen Zuschlag.<br />

Beide Rentnerinnen sind also<br />

weit weg von den Summen, die die<br />

Deutsche Rentenversicherung in<br />

fiktiven Rechenbeispielen veröffentlicht<br />

hat. Demnach könnte eine<br />

Floristin, die von der Lehre bis<br />

zum Ruhestand 43 Jahre in Vollund<br />

Teilzeit gearbeitet hat, dank<br />

Grundrente 911 Euro statt 633<br />

Euro bekommen. Das wären immerhin<br />

278 Euro mehr.<br />

Viele können davon nur träumen.<br />

Die Zuschläge, von denen der<br />

<strong>VdK</strong> weiß, liegen im günstigsten<br />

Fall bei 70 bis 100 Euro. Meistens<br />

jedoch sind es nur niedrige ein- bis<br />

zweistellige Beträge. Für <strong>VdK</strong>-Präsidentin<br />

Verena Bentele ist die<br />

Grundrente „definitiv nicht die<br />

Unterstützung, die viele Menschen<br />

erwartet haben“. Da müsse die<br />

neue Bundesregierung deutlich<br />

nachbessern, sagt sie.<br />

Manuela Osterberg lebt zwar an<br />

einem wunderschönen See. Doch<br />

mit 4,97 Euro käme sie mit dem<br />

Schiff nur vom Ort Tegernsee nach<br />

Rottach-Egern. Zurück aber nicht<br />

mehr.<br />

Sebastian Heise<br />

*Namen von der Redaktion geändert<br />

Aus Scham oder Angst verzichten viele Ältere auf Grundsicherung<br />

Mehr als die Hälfte der Anspruchsberechtigten stellt keinen Antrag – <strong>VdK</strong> fordert Nachbesserungen bei der Grundrente<br />

Trotz steigender Lebenshaltungskosten<br />

schrecken viele Seniorinnen<br />

und Senioren vor dem Gang zum<br />

Sozialamt zurück. Rund 60 Prozent<br />

der Anspruchsberechtigten auf<br />

Grundsicherung im Alter stellt<br />

nach Angaben des Deutschen Instituts<br />

für Wirtschaftsforschung<br />

keinen Antrag. Das hat unterschiedliche<br />

Gründe.<br />

Viele Menschen schämen sich<br />

und fühlen sich als Bittsteller,<br />

wenn sie im Alter zum Amt gehen<br />

sollen. „Wir erleben in unserer<br />

Rechtsberatung, dass die Leute<br />

rückwärts wieder rausgehen, wenn<br />

wir ihnen vorschlagen, Grundsicherung<br />

zu beantragen“, sagt<br />

<strong>VdK</strong>-Präsidentin Verena Bentele.<br />

Andere wiederum würden sich<br />

unbegründet sorgen, dass ihre<br />

Kinder zur Unterhaltspflicht für<br />

sie herangezogen werden.<br />

Oder sie haben Angst, dass sie<br />

umziehen oder das Auto abgeben<br />

müssen. Dabei ist der Besitz einer<br />

Viele ältere Menschen beziehen kleine Renten, die kaum zum Leben<br />

reichen.<br />

angemessenen Immobilie oder<br />

Eigentumswohnung für die eigene<br />

Nutzung sehr wohl erlaubt.<br />

Es gibt allerdings auch <strong>VdK</strong>-Mitglieder,<br />

die aus Unkenntnis keinen<br />

Foto: picture alliance/Geisler-Fotopress/Christoph Hardt<br />

Antrag auf Grundsicherung stellen.<br />

Deswegen weist der <strong>VdK</strong> Rentnerinnen<br />

und Rentner mit geringen<br />

Einkommen bei Beratungen auf<br />

diese Möglichkeit hin.<br />

„Generell aber müssen Arbeitnehmerinnen<br />

und Arbeitnehmer<br />

nach einem langen Erwerbsleben<br />

die Sicherheit haben, eine Rente<br />

oberhalb des Grundsicherungsniveaus<br />

zu erhalten“, macht Bentele<br />

deutlich. Damit mehr ältere Menschen<br />

mit kleinen Einkommen<br />

keinen Antrag auf Grundsicherung<br />

stellen müssen, fordert der <strong>VdK</strong><br />

deshalb eine Grundrente, die diesen<br />

Namen auch verdient.<br />

Gleitzone ab 30 Jahren<br />

Der Sozialverband <strong>VdK</strong> setzt<br />

sich für weitere Verbesserungen<br />

bei der Grundrente ein und fordert,<br />

dass sie wie die Mütterrente<br />

unabhängig vom Einkommen des<br />

Partners ausbezahlt wird.<br />

Bei den Grundrentenzeiten<br />

müssten auch Jahre der Erwerbsminderung<br />

und Zeiten der Arbeitslosigkeit<br />

berücksichtigt werden.<br />

Denn nur sehr wenige Erwerbsminderungsrentnerinnen<br />

und<br />

-rentner kämen auf die mindestens<br />

notwendigen 33 Beitragsjahre. Die<br />

Lebensleistung derjenigen, die<br />

darunterliegen, wird aktuell nicht<br />

berücksichtigt. „Damit mehr Rentnerinnen<br />

und Rentner eine Grundrente<br />

erhalten, muss deshalb die<br />

Gleitzone ab 30 Grundrentenjahre<br />

gelten“, sagt Bentele.<br />

Die <strong>VdK</strong>-Präsidentin fordert außerdem,<br />

dass die Abschläge von<br />

12,5 Prozent auf den Grundrentenaufschlag<br />

wegfallen müssen. „Es<br />

ist nicht nachvollziehbar, dass bei<br />

der Grundrente wieder etwas gekürzt<br />

wird.“<br />

Langfristig sei das Ziel, dass die<br />

Zahl der Bezieherinnen und Bezieher<br />

solcher Sozialleistungen zurückgeht<br />

und die Menschen ausreichend<br />

verdienen, damit sie später nicht auf<br />

eine Grundsicherung angewiesen<br />

sind, so Bentele. „Dazu brauchen<br />

wir mehr Tarifbindung mit anständigen<br />

Löhnen und die Erhöhung<br />

des Mindestlohns auf mindestens<br />

13 Euro.“ Jörg Ciszewski<br />

3 RHPfalz<br />

Allgemein


4 <strong>Zeitung</strong> <strong>Dezember</strong> 20<strong>21</strong>/<strong>Januar</strong> 20<strong>22</strong><br />

Politik<br />

„Hingehen, Gesicht zeigen, zuhören“<br />

Mit Bärbel Bas hat erstmals ein <strong>VdK</strong>-Mitglied das zweithöchste politische Amt des Landes inne<br />

Die neue Bundestagspräsidentin<br />

ist seit 2017 <strong>VdK</strong>-Mitglied. Wie kam<br />

sie zum Sozialverband? Was verbindet<br />

sie mit ihm? Und wofür steht sie?<br />

Berührungspunkte hatte es<br />

schon lange und viele gegeben.<br />

Pflege, Rente, Gesundheit – all das<br />

sind Themen, die auch Bärbel Bas<br />

seit vielen Jahren umtreiben. Doch<br />

erst im September 2017 sprang der<br />

Funke über. Die damalige Bundestagsabgeordnete,<br />

stellvertretende<br />

Fraktionsvorsitzende der SPD und<br />

Gesundheitsexpertin besuchte ein<br />

Mitgliedertreffen des <strong>VdK</strong>-Ortsverbands<br />

Duisburg-Neudorf. Sie<br />

sprach über die Kranken- und Altenpflege.<br />

Ein kurzer Vortrag nur,<br />

doch alle, die ihn hörten, merkten<br />

gleich: „Da redet eine, die Ahnung<br />

hat.“ So erzählt es die Ortsverbandsvorsitzende<br />

Gisela Schiffers,<br />

die Bas damals eingeladen hatte.<br />

Auf Augenhöhe und sehr zugewandt<br />

habe sie im Anschluss die<br />

Fragen der Mitglieder beantwortet.<br />

Am Ende überreichte Schiffers<br />

Bas einen Blumenstrauß – und einen<br />

Aufnahmeantrag. Bas grinste<br />

und packte ihn ein. Ein paar Tage<br />

später kam er ausgefüllt zurück.<br />

Vier Jahre später ist sie nun das<br />

bundespolitisch ranghöchste Mitglied<br />

des Sozialverbands: In der<br />

ersten Sitzung nach der Bundestagswahl<br />

Ende Oktober wählten die<br />

neuen Abgeordneten Bärbel Bas zur<br />

Bundestagspräsidentin.<br />

Antrag überreicht: Bärbel Bas und<br />

Gisela Schiffers 2017. Foto: privat<br />

Bundestagspräsidentin auch ohne Abitur: Bärbel Bas am Tag ihrer Wahl.<br />

Die 53-Jährige ist erst die dritte<br />

Frau in dieser Position nach Annemarie<br />

Renger (SPD) und Rita Süßmuth<br />

(CDU). Und sie ist nach<br />

Renger und Richard Stücklen<br />

(CDU) erst die Dritte ohne Abitur.<br />

Wie nur wenige andere im Bundestag<br />

verkörpert Bas eine Aufsteiger-Karriere,<br />

schaffte es aus einfachen<br />

Verhältnissen bis ins zweithöchste<br />

Amt des Landes. Geboren<br />

wurde sie als eines von sechs<br />

Kindern in Walsum, das heute ein<br />

Stadtteil von Duisburg ist.<br />

Jenseits von Klischees<br />

Dort wuchs sie mit zwei Schwestern<br />

und drei Brüdern auf. Ihre<br />

Eltern hätten „auf Parität geachtet“,<br />

schreibt sie augenzwinkernd<br />

auf ihrer Homepage. Geschlechtergerechtigkeit<br />

ist für sie selbstverständlich,<br />

lebt sie doch selbst ein<br />

Leben jenseits von Klischees:<br />

Viele Jahre hat sie begeistert Fußball<br />

gespielt, erst als Linksaußen,<br />

Foto: picture alliance/SZ Photo/Jens Schicke<br />

später als Libero. Genauso begeistert<br />

fährt sie Motorrad.<br />

Nach der Hauptschule wollte Bas<br />

eigentlich technische Zeichnerin<br />

werden, doch es war die Zeit des<br />

wirtschaftlichen Niedergangs des<br />

Ruhrgebiets. Sie fand keinen Ausbildungsplatz<br />

und besuchte deshalb<br />

die höhere Berufsschule für Technik.<br />

Seitdem kann Bas sogar schweißen.<br />

Sie lernte Bürogehilfin, engagierte<br />

sich politisch, erst als Betriebsrätin,<br />

später als Duisburger<br />

Juso-Vorsitzende, absolvierte ein<br />

Abendstudium der Krankenkassenbetriebswirtschaft,<br />

danach der Personalmanagement-Ökonomie<br />

und<br />

leitete schließlich den Personalservice<br />

einer Betriebskrankenkasse.<br />

Ratsmitglied der Stadt Duisburg war<br />

sie auch noch, bis sie 2009 zum ersten<br />

Mal in den Bundestag gewählt<br />

wurde. Sozial- und Gesundheitspolitik<br />

waren da längst ihre Themen<br />

– und blieben es.<br />

Im politischen Berlin hat Bas sich<br />

schnell einen Namen als kompetente<br />

Fachpolitikerin gemacht. Doch<br />

die breite Öffentlichkeit nahm sie<br />

kaum wahr – nicht einmal, als sie<br />

2019 SPD-Fraktionsvize wurde.<br />

Das lag auch am übermächtigen<br />

Schatten ihres Parteifreundes Karl<br />

Lauterbach. Dessen Medienpräsenz<br />

als Gesundheitsexperte, sagte sie<br />

kürzlich der WAZ, würde sie bei<br />

ihrem Pensum gar nicht schaffen.<br />

Sacharbeit und Bürgernähe stehen<br />

für Bas an erster Stelle.<br />

Nahbar geblieben<br />

Fast jedes Wochenende fuhr Bas<br />

bislang in ihre Heimat – besuchte<br />

Feste, Fußballspiele, Bürgertreffs,<br />

auch <strong>VdK</strong>-Veranstaltungen. „Es gibt<br />

nicht viele Bundespolitiker, die so<br />

nahbar geblieben sind“, sagt Horst<br />

Vöge, Landesvorsitzender des <strong>VdK</strong><br />

Nordrhein-Westfalen. Er lernte Bas<br />

bereits Ende der 80er-Jahre bei einem<br />

Juso-Seminar kennen. Vöge<br />

war damals stellvertretender Fraktionsvorsitzender<br />

der SPD-Landtagsfraktion,<br />

sie Duisburger Juso-<br />

Vorsitzende. Schon da sei erkennbar<br />

gewesen, wie wissbegierig sie ist,<br />

aber auch, wie kritisch den Etablierten<br />

gegenüber, sagt Vöge. Später<br />

kreuzten sich ihre Wege immer wieder,<br />

zuletzt bei <strong>VdK</strong>-Veranstaltungen,<br />

auf die Bas als Bundestagsabgeordnete<br />

eingeladen war. „Ich<br />

war jedes Mal beeindruckt, wie gut<br />

sie auf Menschen zugehen kann,<br />

ihnen zuhört und ihre Probleme<br />

ernst nimmt“, sagt Vöge.<br />

Ihre Wähler in Duisburg wissen<br />

das zu schätzen. Zum dritten Mal<br />

holte sie bei der Bundestagswahl im<br />

September das Direktmandat – mit<br />

40,35 Prozent erhielt sie fast doppelt<br />

so viele Stimmen wie ihr Konkurrent<br />

von der CDU. „Hingehen, Gesicht<br />

zeigen – selbst beim kleinsten<br />

Verein – und zuhören“, so beschreibt<br />

sie ihren politischen Auftrag.<br />

In ihrer ersten Rede als Bundestagspräsidentin<br />

sprach sie davon,<br />

nicht nur die Förderung von Frauen<br />

in der Politik zu einem Schwerpunkt<br />

ihrer Präsidentschaft machen<br />

zu wollen, sondern auch<br />

Bürgernähe. „Lassen Sie uns auf<br />

all jene, die sich von der Politik seit<br />

Langem nicht mehr angesprochen<br />

fühlen, zugehen“, appellierte sie an<br />

die Abgeordneten. Sie warb für<br />

eine Sprache, die die Menschen<br />

verstehen. Und dass auch jenen<br />

zugehört werde, „die vollauf damit<br />

beschäftigt sind, für ihre Kinder<br />

und ihre alternden Eltern zu sorgen.<br />

Denen die Mittel fehlen, auf<br />

eigenen Beinen zu stehen“.<br />

Danach gefragt, was ihr in den<br />

Sinn kommt, wenn sie an den <strong>VdK</strong><br />

denkt, schreibt sie: „Dass er Menschen<br />

am Rand der Gesellschaft<br />

eine Stimme gibt. Menschen, die<br />

hart mit ihrem Alltag ringen und<br />

auf Hilfe angewiesen sind.“<br />

Es gibt auch weiterhin viele Berührungspunkte<br />

zwischen Bärbel<br />

Bas und dem <strong>VdK</strong>.<br />

<br />

Heike Vowinkel<br />

Zum 1. <strong>Januar</strong> 20<strong>22</strong> treten einige<br />

sozialrechtliche Änderungen in<br />

Kraft. Die <strong>VdK</strong>-ZEITUNG gibt einen<br />

kurzen Überblick.<br />

Neu im Sozialrecht geregelt<br />

Was sich im Jahr 20<strong>22</strong> für gesetzlich Versicherte ändert<br />

Mit der Beitragsbemessungsgrenze<br />

in der Sozialversicherung wird<br />

festgelegt, bis zu welcher Einkommenshöhe<br />

Beiträge gezahlt werden<br />

müssen. In der Renten- und Arbeitslosenversicherung<br />

liegt die<br />

Grenze für das Brutto-Jahreseinkommen<br />

dann bei 84 600 Euro<br />

(West) beziehungsweise 81 000<br />

Euro (Ost), in der Kranken- und<br />

Pflegeversicherung bei 64 350 Euro.<br />

Der gesetzliche Mindestlohn<br />

steigt zum Jahresbeginn auf 9,82<br />

Euro pro Stunde. Zum 1. Juli 20<strong>22</strong><br />

wird er noch einmal auf 10,45 Euro<br />

pro Stunde angehoben. Aktuell<br />

liegt er bei 9,60 Euro.<br />

In der Grundsicherung steigen<br />

die Regelsätze. Das betrifft Arbeitslosengeld<br />

II (Hartz IV),<br />

Grundsicherung im Alter oder bei<br />

Erwerbsminderung sowie Hilfe zur<br />

Pflege: Alleinstehende erhalten<br />

dann 449 statt 446 Euro. Für Erwachsene,<br />

die in stationären Einrichtungen<br />

leben, beträgt der Satz<br />

360 statt 357 Euro. Kinder bis fünf<br />

Jahre bekommen 285 statt 283<br />

Euro, zwischen sechs und 13 Jahren<br />

311 statt 309 Euro, und Jugendliche<br />

zwischen 14 und 17 Jahren<br />

erhalten 376 statt 373 Euro.<br />

Für Kinderlose ab dem 23. Lebensjahr<br />

erhöht sich der Beitrag in<br />

der gesetzlichen Pflegeversicherung:<br />

Er steigt von 0,25 auf 0,35<br />

Prozent des Bruttogehalts.<br />

In der häuslichen Pflege wird<br />

mehr für die Pflegesachleistungen<br />

gezahlt. Dabei handelt es sich um<br />

Der Jahreswechsel bringt Neues für gesetzlich Versicherte.<br />

Foto: picture alliance/Zoonar/Andreas Berheide<br />

Hilfen, die Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter von ambulanten Pflegediensten<br />

für Pflegebedürftige<br />

erbringen, etwa beim Essen oder<br />

bei der Körperpflege. Der Höchstbetrag<br />

liegt zukünftig zwischen<br />

maximal 724 Euro bei Pflegegrad 2<br />

und 2095 Euro bei Pflegegrad 5. In<br />

der Kurzzeitpflege erhöht sich der<br />

Betrag, den die Pflegekasse für die<br />

pflegebedingten Aufwendungen<br />

übernimmt, und zwar von 1612 auf<br />

1774 Euro pro Kalenderjahr. Dieser<br />

Betrag kann auf 3386 Euro aufgestockt<br />

werden, wenn keine Verhinderungspflege<br />

in Anspruch genommen<br />

wurde. Mit Jahresbeginn greift<br />

auch die Begrenzung des Eigenanteils<br />

bei den pflegebedingten<br />

Aufwendungen im Pflegeheim.<br />

Arztpraxen sind ab dem 1. <strong>Januar</strong><br />

verpflichtet, E-Rezepte auszustellen.<br />

In der Apotheke zeigen<br />

Patientinnen und Patienten dann<br />

das Smartphone vor oder einen<br />

Ausdruck, den sie vom Arzt erhalten.<br />

Experten rechnen damit, dass<br />

die flächendeckende Umsetzung<br />

noch bis Mitte 20<strong>22</strong> dauert.<br />

Das Budget für Ausbildung wird<br />

erweitert. Dadurch wird Menschen<br />

mit Behinderung, die in einer<br />

Werkstatt für behinderte Menschen<br />

(WfbM) arbeiten, eine reguläre<br />

Berufsausbildung ermöglicht.<br />

Wer einen Erkrankten mit einer<br />

Behinderung als sogenannte Assistenz<br />

im Krankenhaus zu einer<br />

Behandlung begleitet, hat ab<br />

1. November einen Anspruch auf<br />

Krankengeld. Voraussetzung ist,<br />

dass ein Verdienstausfall entsteht<br />

und die Begleitperson keine Leistungen<br />

der Eingliederungshilfe<br />

erhält.<br />

Kristin Enge<br />

Höherer Zuschuss<br />

zum Gesundheitsfonds<br />

Im November wurde der Bundeszuschuss<br />

zum Gesundheitsfonds für<br />

20<strong>22</strong> um weitere 14 Milliarden Euro<br />

erhöht. Der <strong>VdK</strong> begrüßt das, will<br />

aber eine dauerhafte Lösung.<br />

„Es ist gut und richtig, dass der Zuschuss<br />

für das kommende Jahr damit<br />

auf 28,8 Milliarden Euro erhöht<br />

wird. Das ständige Zuschießen von<br />

Geld in den Gesundheitsfonds zeigt<br />

aber auch, dass der bislang vorgesehene<br />

Zuschuss zu gering ist. Er muss<br />

dauerhaft erhöht werden“, forderte<br />

<strong>VdK</strong>-Präsidentin Verena Bentele.<br />

Um die notwendige Erhöhung berechnen<br />

zu können, müssten die<br />

Kosten für die sogenannten versicherungsfremden,<br />

also nicht beitragsgedeckten<br />

Leistungen aber erst<br />

einmal präzise ermittelt werden.<br />

Viele gesellschaftspolitisch veranlasste<br />

Leistungen wie das Mutterschaftsgeld,<br />

die aus dem Gesundheitsfonds<br />

gezahlt werden, seien<br />

unbedingt notwendig, betonte Bentele.<br />

Schätzungen zufolge werden<br />

hierfür zwischen 37,5 und 57 Milliarden<br />

Euro gebraucht. Der <strong>VdK</strong> hält<br />

einen Betrag zwischen 40 und 45<br />

Milliarden Euro für realistisch. vo<br />

4 RHPfalz<br />

Allgemein


So hilft der <strong>VdK</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> <strong>Dezember</strong> 20<strong>21</strong>/<strong>Januar</strong> 20<strong>22</strong><br />

5<br />

<strong>VdK</strong> erstreitet hohe Summe für MS-Patienten<br />

Alleinerziehender Vater erhält nach jahrelangem Rechtsstreit Erwerbsminderungsrente und 42 000 Euro Nachzahlung<br />

Bernd Arck* leidet an Multipler<br />

Sklerose (MS). Lange streitet er mit<br />

der Deutschen Rentenversicherung<br />

(DRV) darüber, seit wann er<br />

wegen der Erkrankung nicht mehr<br />

arbeiten kann. Davon hängt ab, ob<br />

und ab wann ihm eine entsprechende<br />

Erwerbsminderungsrente<br />

zusteht. Der Fall landet vor dem<br />

Sozialgericht. Dort erkämpft der<br />

<strong>VdK</strong> Hessen-Thüringen für sein<br />

Mitglied eine unbefristete Erwerbsminderungsrente<br />

und eine<br />

stattliche Nachzahlung.<br />

Arck arbeitet seit vielen Jahren<br />

selbstständig als Kfz-Mechaniker,<br />

als er während einer stationären<br />

Behandlung in einer Klinik 2011<br />

erfährt, dass er Multiple Sklerose<br />

hat. Die Symptome verschlimmern<br />

sich mit der Zeit. 2013 muss er in<br />

einer Spezialklinik behandelt werden.<br />

Mit der Diagnose einer schubförmigen<br />

MS und einer Depression<br />

verlässt er die Klinik.<br />

Das Rehazentrum bescheinigt<br />

ihm, dass er nur noch für weniger<br />

als drei Stunden am Tag in seinem<br />

Beruf, aber auch in anderen Beschäftigungen<br />

leistungsfähig ist.<br />

Die DRV stellt eine volle Erwerbsminderung<br />

fest. Sie gewährt ihm<br />

aber keine Erwerbsminderungsrente,<br />

da die Voraussetzungen<br />

dafür nicht vorliegen. Denn Arck<br />

hat in den fünf Jahren, bevor die<br />

Erwerbsminderung festgestellt<br />

wurde, nicht die erforderlichen<br />

drei Jahre Pflichtbeiträge in die<br />

Rentenversicherung eingezahlt.<br />

Arbeiten trotz Krankheit<br />

Das Sozialgericht folgte der Argumentation des <strong>VdK</strong>.<br />

Trotz der gesundheitlichen Probleme<br />

arbeitet der alleinerziehende<br />

Vater seit September 2013 für zwei<br />

Jahre in Teilzeit als angestellter<br />

Einzelhandelskaufmann. Danach<br />

erhält er ein Jahr lang Arbeitslosengeld<br />

I. Dadurch hat er Anspruch<br />

auf eine Erwerbsminderungsrente<br />

erworben, denkt er. Im<br />

Herbst 2016 stellt das <strong>VdK</strong>-Mitglied<br />

erneut einen Antrag auf eine<br />

Erwerbsminderungsrente.<br />

Streit um Zeitpunkt<br />

Doch die DRV lehnt wieder ab.<br />

Sie verweist wie schon beim ersten<br />

Antrag auf eine Erwerbsminderung<br />

seit dem Jahr 2013, bei der die<br />

Voraussetzungen nicht erfüllt waren.<br />

Der <strong>VdK</strong> widerspricht und<br />

trägt vor, dass das Mitglied zwei<br />

Jahre sozialversicherungspflichtig<br />

beschäftigt war und dann ein Jahr<br />

ALG I erhielt. Eine volle Erwerbsminderung<br />

gelte demnach seit<br />

September 2016.<br />

Fortan streiten sich der <strong>VdK</strong> und<br />

die DRV darüber, ab welchem Datum<br />

Arck tatsächlich erwerbsgemindert<br />

ist. Die DRV beharrt auf<br />

ihrem Standpunkt, dass der Leistungsfall<br />

seit Juli 2013, spätestens<br />

aber seit Ende August 2015 vorlag,<br />

und bis dahin die versicherungsrechtlichen<br />

Voraussetzungen nicht<br />

erfüllt waren.<br />

Der <strong>VdK</strong> bleibt bei seiner Berechnung<br />

und klagt schließlich vor<br />

dem Sozialgericht Gießen. Das<br />

Gericht lässt daraufhin ein neues<br />

medizinisches Gutachten erstellen,<br />

das den Standpunkt des <strong>VdK</strong><br />

stützt. Darin steht, dass Arck wegen<br />

seiner Erkrankungen nur<br />

leichte Tätigkeiten unter drei Stunden<br />

im Sitzen und ohne Gebrauch<br />

der linken Hand ausführen kann.<br />

Seit seiner Rentenantragstellung<br />

im Herbst 2016 sei er voll erwerbsgemindert.<br />

Demnach stehe ihm<br />

seit diesem Zeitpunkt eine volle<br />

Erwerbsminderungsrente zu.<br />

Foto: picture alliance/dpa/Sebastian Gollnow<br />

Doch die Rentenversicherung<br />

bleibt zunächst bei ihrer Haltung<br />

und legt Berufung beim Hessischen<br />

Landessozialgericht ein.<br />

Nachdem das Landessozialgericht<br />

weitere medizinische Befundberichte<br />

eingeholt hat, nimmt die<br />

DRV ihre Berufung schließlich<br />

zurück. Das Gerichtsurteil wird im<br />

März 20<strong>21</strong> rechtskräftig.<br />

Seitdem erhält Arck von der<br />

DRV monatlich rund 950 Euro, bis<br />

zum Eintritt in die Altersrente<br />

2039. Außerdem muss sie ihm<br />

42 000 Euro nachzahlen. „Für<br />

mich ist das eine riesengroße Hilfe“,<br />

sagt das <strong>VdK</strong>-Mitglied.<br />

Mut zum Weitermachen<br />

Mittlerweile kann Arck wegen<br />

der MS-Erkrankung nur noch<br />

kurze Strecken zu Fuß gehen und<br />

fühlt sich oft sehr erschöpft.<br />

Wenigstens über das Finanzielle<br />

müsse er sich keine Sorgen mehr<br />

machen, sagt er erleichtert.<br />

Während des Streits mit der DRV<br />

habe er oft mit dem Gedanken<br />

gespielt, die Sache einfach auf sich<br />

beruhen zu lassen. Wegen seiner<br />

negativen Erfahrungen mit der<br />

Rentenversicherung möchte er<br />

seinen richtigen Namen nicht in<br />

der <strong>Zeitung</strong> lesen. „Es war sehr<br />

schwer, dass ich mich immer wieder<br />

mit meinem Krankheitsverlauf<br />

beschäftigen musste. Eine Untersuchung<br />

nach der nächsten, und<br />

dann die Gerichtstermine.“<br />

Heute sei er froh, dass der <strong>VdK</strong><br />

ihn mehrfach zum Weitermachen<br />

ermutigt hat. „Es hat sich gelohnt“,<br />

sagt Arck rückblickend. „Der Erfolg<br />

ist ein Jackpot für mich.“<br />

<br />

Jörg Ciszewski<br />

*Name von der Redaktion geändert<br />

5 RHPfalz<br />

Allgemein


6 <strong>Zeitung</strong> <strong>Dezember</strong> 20<strong>21</strong>/<strong>Januar</strong> 20<strong>22</strong> Pflege<br />

Pflegende Angehörige haben das Nachsehen<br />

<strong>VdK</strong>-Präsidentin Verena Bentele im Podcast mit Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek<br />

„Wir brauchen eine große, nachhaltige<br />

Pflegereform“, so Bayerns<br />

Gesundheitsminister Klaus Holetschek<br />

(CSU) im Interview mit<br />

<strong>VdK</strong>-Präsidentin Verena Bentele.<br />

Dabei nimmt er ausdrücklich die<br />

häusliche Pflege mit in den Blick.<br />

Ein <strong>VdK</strong>-Mitstreiter? Im Gespräch<br />

mit Bentele gibt es durchaus kritische<br />

Töne.<br />

Nach der Bundestagswahl plädierte<br />

Holetschek, der 20<strong>21</strong> den<br />

Vorsitz in der Gesundheitsministerkonferenz<br />

der Länder innehat,<br />

für eine stärkere Unterstützung<br />

und Entlastung pflegender Angehöriger.<br />

Im aktuellen <strong>VdK</strong>-Podcast<br />

„In guter Gesellschaft“ wollte<br />

<strong>VdK</strong>-Präsidentin Verena Bentele<br />

Genaueres dazu wissen. Schließlich<br />

ist die Stärkung der häuslichen<br />

Pflege ein zentrales sozialpolitisches<br />

Anliegen des <strong>VdK</strong>.<br />

Man brauche „Lohnersatzleistungen“,<br />

ein „Pflegegeld analog<br />

dem Elterngeld“ für pflegende<br />

Bayerns Gesundheitsminister Klaus<br />

Holetschek.<br />

Foto: Stmgp Bayern<br />

Häusliche Pflege bleibt eine Herausforderung für Familien.<br />

Angehörige. Damit übernahm Holetschek<br />

zentrale <strong>VdK</strong>-Forderungen.<br />

Eine Pflegezeit vergleichbar<br />

mit Kindererziehungszeit mit Anerkennung<br />

für die Rente wäre auch<br />

wünschenswert. Zudem müsse es<br />

mehr Kurzzeit- und Tagespflegeplätze<br />

geben. Seine Idealvorstellung<br />

sei „eine Tagespflegestruktur<br />

wie bei den Kitas“. Dies alles<br />

kommt den <strong>VdK</strong>-Positionen sehr<br />

nahe, doch er schränkte ein: „Das<br />

geht nicht von heute auf morgen.<br />

Da werden wir mehr Mittel reingeben<br />

müssen, damit eine zuverlässige<br />

Entlastung erfolgen kann.“<br />

Bentele wandte kritisch ein, dass<br />

es in den vielen Jahren der CDU/<br />

CSU-Bundesregierung zahlreiche<br />

Gelegenheiten gegeben hätte, genau<br />

diese Themen anzupacken –<br />

die alle nicht genutzt wurden.<br />

Holetschek gab zu, dass die Pflegereform<br />

von Bundesgesundheitsminister<br />

Jens Spahn im Sommer 20<strong>21</strong><br />

„nicht das Ziel erreicht hat, das wir<br />

wollten“. Er sagte: „Wir brauchen<br />

eine große, nachhaltige Pflegereform.“<br />

Für die Zukunft der Pflege<br />

forderte er ein Zusammenarbeiten<br />

„jenseits des parteipolitischen<br />

Kalküls“. Die Gesundheitsministerkonferenz<br />

zeige, wie man auch<br />

über Parteigrenzen hinweg etwa in<br />

Fragen der Pandemie „an einem<br />

Ziel arbeitet“. Er persönlich habe<br />

im Wahlkampf das Thema Pflege<br />

vermisst. Doch er sehe eine „humanitäre<br />

Katastrophe“ aufgrund<br />

der demografischen Entwicklung<br />

aufs Land zurollen, wie er sagt:<br />

„Das ist ein Problem mit Ansage.“<br />

Aber auch in Bayern laufe trotz<br />

Förderung etwa der Ausbau der<br />

Foto: picture alliance/dpa-tmn/Jens Kalaene<br />

Kurzzeitpflege nur schleppend,<br />

wandte Bentele ein. Alles eine Frage<br />

der Finanzen, erklärte Holetschek.<br />

Es brauche mehr Geld, um<br />

diese Strukturen aufzubauen. Der<br />

Bund, nicht die Länder, müsse<br />

Mittel an die Kommunen geben.<br />

Warum dies in den letzten Jahren<br />

mit einem CDU-Gesundheitsminister<br />

nicht geregelt wurde, beantwortete<br />

er nicht.<br />

Das ganze Gespräch hören Sie<br />

unter www.vdk.de/podcast<br />

Dr. Bettina Schubarth<br />

Häusliche Pflege<br />

wieder vergessen<br />

Auch bei den ersten von der neuen<br />

Mehrheit im Bundestag am 18. November<br />

beschlossenen Maßnahmen<br />

zur Corona-Pandemie bleibt<br />

die große Gruppe der Pflegebedürftigen<br />

und ihrer Angehörigen<br />

unberücksichtigt.<br />

„Niemand in der Politik interessiert<br />

sich für den Schutz der Mehrheit<br />

der Pflegebedürftigen, nämlich<br />

für den der zu Hause Gepflegten<br />

und der Millionen von<br />

pflegenden Angehörigen“, stellt<br />

<strong>VdK</strong>-Präsidentin Verena Bentele<br />

enttäuscht fest. Mit den neuen Beschlüssen<br />

werde an viele gedacht,<br />

die jetzt besondere Belastungen<br />

haben: „Für Soldaten und Bundesbeamte<br />

gibt es eine steuerfreie<br />

Corona-Prämie von bis zu 1500<br />

Euro. Die Ärzte erhalten für jede<br />

Impfung statt 20 nun 28 Euro.<br />

Über die Pflegeeinrichtungen wird<br />

weiterhin ein Millionenschutzschirm<br />

gespannt. Nur die zu Hause<br />

Gepflegten gehen mal wieder leer<br />

aus und müssen selbst um das Mindeste<br />

für den eigenen Gesundheitsschutz<br />

kämpfen“, sagt Bentele.<br />

Zusätzliche Kosten<br />

Dabei habe sich die Situation<br />

durch die vierte Corona-Welle weiter<br />

verschärft. Zusatzkosten für<br />

Schutzkleidung, Desinfektionsmittel,<br />

Einmalhandschuhe und Masken<br />

müssen aufgebracht werden.<br />

Dennoch läuft die erhöhte Pflegehilfsmittelpauschale<br />

für die häusliche<br />

Pflege, die längst nicht kostendeckend<br />

ist, Ende des Jahres<br />

aus. „Das ist ein Skandal“, kritisiert<br />

Bentele. <br />

bsc<br />

Entlastungsleistungen werden nicht genutzt<br />

<strong>VdK</strong> sieht Pflegebedürftige mit geringem Hilfebedarf klar benachteiligt<br />

Gemeinsam gegen die Nullrunde<br />

Über 50 potenzielle Kläger für <strong>VdK</strong>-Pflegeklage<br />

Mit einer Musterklage will der Sozialverband<br />

<strong>VdK</strong> erreichen, dass<br />

Entlastungsleistungen besser genutzt<br />

werden können. Denn in<br />

vielen Regionen Deutschlands<br />

stehen kaum Angebote zur Verfügung,<br />

und haushaltsnahe Dienstleistungen<br />

sind besonders schwer<br />

zu bekommen.<br />

Seit 2017 haben alle Pflegebedürftigen<br />

ab Pflegegrad 1 Anspruch<br />

auf Entlastungs- und Betreuungsangebote,<br />

um den Alltag<br />

und die häusliche Pflege zu erleichtern.<br />

Dafür stellen die Pflegekassen<br />

unabhängig vom Pflegegrad<br />

monatlich 125 Euro zur Verfügung.<br />

Doch dieses Geld wird nur<br />

von den wenigsten abgerufen.<br />

Der Grund dafür liegt nicht etwa<br />

im mangelnden Interesse an bezahlter<br />

Unterstützung. Im Gegenteil:<br />

Immer wieder berichten Mitglieder,<br />

dass sie keinen nach Landesrecht<br />

anerkannten Dienst<br />

finden, der nur für kleine Hilfestellungen<br />

vorbeikommt, oder dass die<br />

ganze Region unterversorgt ist.<br />

Ein Mitglied aus Bayern ist vor<br />

Gericht gezogen. Der <strong>VdK</strong> hat ihn<br />

dabei unterstützt. Der Mann hatte<br />

für seine mittlerweile verstorbene<br />

Frau die Entlastungsleistungen<br />

abrufen wollen, aber keinen anerkannten<br />

Dienstleister gefunden.<br />

Ein Pflegedienst erklärte, es würden<br />

keine neuen Klienten mehr<br />

angenommen, zwei andere verwiesen<br />

auf lange Wartelisten. Schließlich<br />

beauftragte der Mann im Namen<br />

seiner Frau einen Hausmeisterservice<br />

für mehrere Monate mit<br />

der Reinigung der Wohnung und<br />

reichte die Rechnung bei der Pflegekasse<br />

ein. Diese lehnte die Kostenübernahme<br />

ab mit der Begründung,<br />

der Hausmeisterservice sei<br />

kein nach Landesrecht anerkannter<br />

Dienstleister. Der Kläger argumentierte,<br />

zu den Aufgaben der<br />

Pflegeversicherung gehöre auch,<br />

eine entsprechende Infrastruktur<br />

für Leistungen herzustellen.<br />

Der Fall landete erst beim Sozialgericht<br />

Augsburg, das die Klage als<br />

zulässig, aber unbegründet abgewiesen<br />

hat. Daraufhin legte der<br />

Kläger Berufung beim Bayerischen<br />

Landessozialgericht ein. Diese<br />

Für Entlastungsleistungen gibt es<br />

nur wenige Anbieter.<br />

Foto: imago images/Joko<br />

wurde abgelehnt. Zu Unrecht, ist<br />

der <strong>VdK</strong> überzeugt. Deshalb hat<br />

der Verband beim Bundessozialgericht<br />

eine Nichtzulassungsbeschwerde<br />

eingereicht.<br />

Die Rechtssache habe grundsätzliche<br />

Bedeutung, betonen die<br />

Juristen der <strong>VdK</strong>-Bundesrechtsabteilung.<br />

Der Kläger stehe mit seinem<br />

Problem, dass es für haushaltsnahe<br />

Dienstleistungen kaum<br />

Angebote gibt, nicht allein da.<br />

Viele Pflegebedürftige, die nur<br />

kleine Hilfen im Haushalt benötigen<br />

oder zu Hause versorgt werden,<br />

befänden sich in einer ähnlichen<br />

Situation.<br />

Der <strong>VdK</strong> sieht Menschen, die<br />

keinen Pflegedienst in Anspruch<br />

nehmen, klar benachteiligt. Denn<br />

ambulante Dienste bieten Entlastungsleistungen<br />

oft nur denjenigen<br />

an, die auch andere Pflegesachleistungen<br />

wie etwa Tages- oder<br />

Nachtpflege in Anspruch nehmen.<br />

Das widerspricht dem allgemeinen<br />

Gleichheitssatz, so der <strong>VdK</strong>. Die<br />

Pflegebedürftigen hingegen, die die<br />

Entlastungsleistungen nicht nutzen<br />

können, müssen jährlich viele<br />

Hundert Euro verfallen lassen.<br />

Hinzu kommt, dass Hilfen bei<br />

der Körperpflege kaum zu erhalten<br />

sind. Für haushaltsnahe Dienstleistungen,<br />

wie etwa eine Badreinigung,<br />

oder für die Begleitung<br />

beim Spaziergang werden häufig<br />

Stundensätze von 40 Euro und<br />

mehr verlangt. Annette Liebmann<br />

Pflegegeld, Entlastungsbetrag,<br />

Verhinderungspflege und Tagespflege<br />

wurden seit 2017 nicht<br />

mehr an den Preisverfall angepasst.<br />

Dagegen will der Sozialverband<br />

<strong>VdK</strong> rechtlich vorgehen. Mehr<br />

als 50 Pflegebedürftige und deren<br />

Angehörige aus allen Teilen<br />

Deutschlands haben sich gemeldet,<br />

um den <strong>VdK</strong> als Klägerin oder<br />

Kläger zu unterstützen.<br />

Derzeit prüft die Bundesrechtsabteilung<br />

des Sozialverbands <strong>VdK</strong><br />

Deutschland, ob die geschilderten<br />

Fälle für eine Klage geeignet sind.<br />

Ziel ist es, durch alle Instanzen zu<br />

gehen, um eine Verfassungsbeschwerde<br />

zu erreichen. Selbst klagen<br />

darf der Sozialverband <strong>VdK</strong><br />

nicht – das dürfen nur die Betroffenen,<br />

die sich vom <strong>VdK</strong> aber vertreten<br />

lassen können. Um eine<br />

möglichst breite Wirkung zu erzielen,<br />

wurden Pflegebedürftige aus<br />

allen Bundesländern gesucht, die<br />

Pflegegeld beziehen. Nach derzeitigem<br />

Stand stehen ausreichend<br />

Klagewillige zur Verfügung.<br />

Bis es zu einer Klage vor dem<br />

Bundesverfassungsgericht kommen<br />

kann, ist es ein weiter Weg: In<br />

einem ersten Schritt beantragen<br />

die Betroffenen die Überprüfung<br />

der aktuellen Pflegegeldbescheide<br />

und legen dann Widerspruch ein.<br />

Mit dem Erhalt des Widerspruchsbescheids<br />

kann Klage bei den örtlichen<br />

Sozialgerichten erhoben<br />

werden. Erst dann kann sich das<br />

Landessozialgericht mit dem Fall<br />

befassen. Vorletzte Instanz ist das<br />

Bundessozialgericht. Kommt auch<br />

dieses zu keinem zufriedenstellenden<br />

Urteil, ist der Weg frei für eine<br />

Verfassungsbeschwerde. Das Bundesverfassungsgericht<br />

entscheidet<br />

schließlich, ob der Gesetzgeber das<br />

Pflegegeld sowie alle anderen Pflegeleistungen<br />

alle drei Jahre an die<br />

Inflation anpassen muss.<br />

Weniger Leistungen<br />

Die Bundesregierung hatte ursprünglich<br />

geplant, ab 20<strong>21</strong> die<br />

Beträge für alle Pflegeleistungen<br />

rückwirkend an die Inflation anzupassen.<br />

Um die Zuschüsse für<br />

die stationäre Pflege zu finanzieren,<br />

hat Bundesgesundheitsminister<br />

Jens Spahn jedoch beschlossen,<br />

die Erhöhung des Pflegegelds, des<br />

Entlastungsbetrags, der Verhinderungs-<br />

und der Tagespflege bis<br />

2025 auszusetzen. Die ambulante<br />

Pflegesachleistung wird wegen der<br />

Lohnerhöhungen um fünf Prozent<br />

erhöht, die Inflation ist dabei aber<br />

noch nicht berücksichtigt.<br />

Für die Betroffenen heißt das,<br />

dass sie künftig deutlich weniger<br />

Leistungen für ihr Geld bekommen<br />

werden. Die Rechtsexperten des<br />

<strong>VdK</strong> sehen hier eine deutliche Ungleichbehandlung<br />

zwischen den<br />

häuslich und den stationär versorgten<br />

Pflegebedürftigen. ali<br />

6 RHPfalz<br />

Allgemein


Gesundheit<br />

<strong>Zeitung</strong> <strong>Dezember</strong> 20<strong>21</strong>/<strong>Januar</strong> 20<strong>22</strong><br />

7<br />

Bei Erkrankungen<br />

Fußpflege auf Rezept<br />

Die medizinische Fußpflege darf<br />

nur von anerkannten Podologen<br />

durchgeführt werden. Bei bestimmten<br />

Erkrankungen gibt es die<br />

Behandlung auf Rezept.<br />

Anspruch auf eine ärztlich verordnete<br />

Fußpflege haben Menschen<br />

mit einem diabetischen Fußsyndrom,<br />

mit bestimmten Neuropathien<br />

sowie Querschnittslähmungen.<br />

Bei allen drei Krankheitsbildern<br />

müssen die Füße regelmäßig fachmännisch<br />

behandelt werden, um<br />

Folgeschäden, wie etwa Wundheilungsstörungen<br />

oder Entzündungen,<br />

zu vermeiden. Dabei werden<br />

unter anderem die Nägel gekürzt<br />

und die Hornhaut abgetragen.<br />

In der Regel untersucht der Arzt<br />

die Füße und stellt dann eine Verordnung<br />

aus. Kann die Patientin<br />

oder der Patient aus gesundheitlichen<br />

Gründen nicht zur Fußpflege<br />

gehen, kann er auch Hausbesuche<br />

verschreiben. Nicht jede medizinische<br />

Fußpflege- Praxis hat eine<br />

Kassenzulassung. Deshalb empfiehlt<br />

es sich, vor Be hand lungsbeginn<br />

bei der Kasse oder in der<br />

Praxis nachzufragen. Menschen,<br />

die eine Fußpflege benötigen, müssen<br />

eine Behandlungsgebühr zwischen<br />

fünf und zehn Euro bezahlen.<br />

Sind sie von der Zuzahlung<br />

befreit, entfallen diese Kosten. Bei<br />

fortgeschrittenen Schädigungen<br />

müssen die Füße jedoch von einem<br />

Arzt behandelt werden. ali<br />

Viele Menschen überstehen eine<br />

Infektion mit dem Coronavirus gut.<br />

Aber ein Teil der Betroffenen leidet<br />

noch Wochen und Monate später<br />

unter den Folgen der Erkrankung.<br />

Erschöpfung, Atemnot oder Konzentrationsstörungen<br />

sind typische<br />

Symptome. Die Rede ist von<br />

Post- oder Long-Covid.<br />

Über fünf Millionen Menschen<br />

sind bisher in Deutschland am<br />

Coronavirus erkrankt, ungefähr<br />

4,5 Millionen gelten als genesen.<br />

Wie viele unter den Langzeitfolgen<br />

der Corona-Infektion leiden, ist<br />

noch nicht erfasst. Expertinnen<br />

und Experten gehen von zehn bis<br />

15 Prozent aus. Bei Symptomen<br />

auch nach vier Wochen sprechen<br />

Medizinerinnen und Mediziner<br />

von Long-Covid, nach zwölf Wochen<br />

von Post-Covid.<br />

Am häufigsten berichten Betroffene<br />

von großer Müdigkeit und<br />

Erschöpfung, die auch als Fatigue<br />

beschrieben wird. Es fällt ihnen<br />

schwer, sich über längere Zeit zu<br />

konzentrieren, sich Dinge zu merken<br />

oder schwierige Zusammenhänge<br />

zu verstehen. Viele fühlen<br />

sich in ihrer Leistungsfähigkeit<br />

stark beeinträchtigt. Den Erkrankten<br />

geht es phasenweise besser,<br />

dann wieder schlechter.<br />

Die Forschung zu den Folgen<br />

einer Coronavirus-Infektion steht<br />

noch ganz am Anfang. Zu den<br />

Genesen, aber trotzdem krank<br />

Patientenleitlinie zu den Langzeitfolgen von Covid-19 bietet erste Orientierung<br />

Viele Betroffene fühlen sich erschöpft und nicht mehr so leistungsfähig,<br />

wie sie es gewohnt waren.<br />

Foto: picture alliance/dpa-tmn/Christin Klose<br />

Symptomen wissen Medizinerinnen<br />

und Mediziner inzwischen<br />

einiges, aber andere Fragen können<br />

sie noch nicht ausreichend<br />

beantworten. Es ist noch nicht<br />

geklärt, warum manche Menschen<br />

erkranken, andere wiederum<br />

nicht. Es scheint keinen Zusammenhang<br />

zur Schwere der Coronavirus-Infektion<br />

zu geben. So lässt<br />

sich bislang nicht vorhersagen,<br />

wen es trifft oder wie lange die<br />

Beschwerden andauern. Man<br />

weiß, dass 30- bis 50-Jährige am<br />

häufigsten erkranken und Frauen<br />

öfter betroffen sind als Männer.<br />

Unterstützung<br />

Viele Menschen fühlen sich verunsichert.<br />

Eine Patientenleitlinie<br />

soll Betroffenen und ihren Angehörigen<br />

helfen, sich im Fall einer Erkrankung<br />

besser zurechtzufinden.<br />

Die Leitlinie enthält viele nützliche<br />

Informationen. Zudem gibt sie Hinweise<br />

auf Selbsthilfegruppen oder<br />

Post-Covid-19-Ambulanzen.<br />

Auch an den Sozialverband <strong>VdK</strong><br />

wenden sich Mitglieder, die an<br />

Long-Covid oder Post-Covid leiden.<br />

Ihre Fragen zum Bezug von<br />

Krankengeld oder einer Erwerbsminderungsrente<br />

lassen sich in<br />

einer Beratung klären. Der <strong>VdK</strong><br />

weiß, wer zuständig ist, etwa die<br />

Unfall-, Renten- oder Krankenversicherung.<br />

Er kann zudem bei einem<br />

Antrag für eine medizinische<br />

Reha-Maßnahme unterstützen. In<br />

den Geschäftsstellen vor Ort hilft<br />

er weiter.<br />

Kristin Enge<br />

Leitlinie<br />

Die Patientenleitlinie „Post-<br />

Covid/Long-Covid“ richtet sich an<br />

Betroffene, Angehörige und pflegende<br />

Personen. Sie wurde auf<br />

Grundlage der ärztlichen Leitlinie<br />

erarbeitet. Federführend war die<br />

Deutsche Gesellschaft für Pneumologie<br />

und Beatmungsmedizin<br />

(DGP). Neben zahlreichen wissenschaftlichen<br />

medizinischen<br />

Fachgesellschaften haben auch<br />

Patienten und Selbsthilfegruppen<br />

daran mitgewirkt. Die Leitlinie<br />

wird immer wieder aktualisiert.<br />

Sie kann kostenfrei im Internet als<br />

PDF heruntergeladen werden.<br />

www.awmf.org/leitlinien/detail/<br />

ll/020-027.html<br />

7 RHPfalz<br />

Allgemein


8 <strong>Zeitung</strong> <strong>Dezember</strong> 20<strong>21</strong>/<strong>Januar</strong> 20<strong>22</strong> Gesundheit<br />

Reise in die dritte Dimension<br />

In einem Projekt begegnen Heimbewohnerinnen und -bewohner der virtuellen Realität<br />

Bislang gibt es in Deutschland nur<br />

wenig Seniorenheime, die ihren<br />

Bewohnerinnen und Bewohnern<br />

VR-Brillen anbieten. Dabei haben<br />

auch Menschen in hohem Alter<br />

Spaß an digitaler Innovation. Zudem<br />

sehen Expertinnen und Experten<br />

Vorteile in dieser Technik,<br />

etwa wenn sie in der Bewegungstherapie<br />

eingesetzt wird.<br />

Das Vorurteil, Gaming und VR<br />

(Virtual Reality, virtuelle Realität),<br />

gehöre in den Jugendbereich, hält<br />

sich hartnäckig, obwohl Umfragen<br />

das widerlegen. „Silver Gamer“<br />

sind hierzulande keine Seltenheit:<br />

Laut dem Verband der deutschen<br />

Games- Branche haben 2020 mehr<br />

als 34 Millionen Menschen regelmäßig<br />

Computer- und Videospiele<br />

gespielt. 15 Prozent davon waren<br />

über 60 Jahre alt. Das heißt: Mehr<br />

als fünf Millionen Seniorinnen<br />

und Senioren sind Gamer. Tendenz<br />

steigend.<br />

Digitalisierung im Heim<br />

Die Erfahrung, dass ältere Menschen<br />

Spaß an Technik haben,<br />

macht auch Alexandra Kasper. Sie<br />

arbeitet als Betreuungskraft im<br />

Caritas-Altenzentrum Sankt Maternus<br />

in Köln und setzt sich dort<br />

für mehr Digitalisierung ein. So<br />

hat sie für ihre Einrichtung ein<br />

digitales Betreuungskonzept aufgebaut,<br />

bei dem Social Media,<br />

Computerspiele und VR-Brillen<br />

zum Einsatz kommen.<br />

Eine Heimbewohnerin des Caritas-Altenzentrums Sankt Maternus in Köln<br />

taucht in virtuelle 3D-Welten ein. Sie wird dabei von Sozialpädagogin<br />

Alexandra Kasper (rechts) betreut.<br />

Foto: Caritasverband Köln<br />

Die Sozialpädagogin blickt auf<br />

die erste Begegnung ihrer Schützlinge<br />

mit VR-Brillen zurück: Vor<br />

drei Jahren hatte sie mit Bewohnerinnen<br />

und Bewohnern eine Bi b-<br />

liothek besucht, in der diese<br />

Technik ausprobiert werden konnte.<br />

„Das hat alle so fasziniert, dass<br />

wir uns inzwischen bereits drei<br />

VR-Brillen für unser Seniorenheim<br />

angeschafft haben“, erinnert sich<br />

die 42-Jährige. Seitdem hat jeder<br />

und jede zweimal wöchentlich die<br />

Möglichkeit, in die virtuelle dritte<br />

Dimension zu wechseln.<br />

Spaziergang am Strand<br />

Welche 3D-Welten gibt es zu<br />

entdecken? Zum Einstieg sei eine<br />

bunte Unterwasserwelt mit Korallen<br />

und Fischen besonders beliebt,<br />

berichtet die Kölnerin. Außerdem<br />

werde die Software „Google Earth<br />

VR“ genutzt. Damit ist das virtuelle<br />

Reisen rund um den Globus<br />

möglich, wahlweise in der Vogelperspektive<br />

oder in der Straßenansicht.<br />

Die Betreuungskraft erzählt<br />

von einem schönen Erlebnis:<br />

„Einer unserer Bewohner kommt<br />

aus Chile. Er geht bei seiner virtuellen<br />

Reise gern am Strand seiner<br />

alten Heimatstadt spazieren.“<br />

Die Abwechslung im Pflegealltag<br />

gefällt auch den Mitarbeitenden<br />

des Altenzentrums. Kasper spricht<br />

sogar von einer Aufwertung, die<br />

der Pflegeberuf dadurch erfährt.<br />

Bislang nutzen nur wenig Pflegeeinrichtungen<br />

VR-Brillen. „Das<br />

Thema Digitalität wird in der Ausbildung<br />

zur Betreuungskraft noch<br />

zu wenig angesprochen“, bedauert<br />

die Sozialpädagogin. Es ist auch<br />

eine Frage des Budgets. Ein Modell,<br />

wie es die Kölner Einrichtung<br />

verwendet, kostet 3000 Euro. Zudem<br />

sei es eine Herausforderung,<br />

Personal zu finden. „Es braucht<br />

mindestens einen, besser zwei<br />

Menschen, die ein solches Projekt<br />

mit Leben füllen. Das gesamte<br />

Team sollte das unterstützen“, gibt<br />

Alexandra Kasper zu bedenken.<br />

Die Chancen der Techniknutzung<br />

im höheren Lebensalter untersucht<br />

Dr. Stefan Kamin am<br />

Ins titut für Psychogerontologie an<br />

der Friedrich-Alexander-Universität<br />

Erlangen-Nürnberg. „Während<br />

der Corona- Pandemie hat die digitale<br />

Technik vielen älteren Menschen<br />

die gesellschaftliche Teilhabe<br />

ermöglicht“, sagt der Experte.<br />

Therapie mit VR-Brille<br />

Kamin schätzt, dass auch<br />

VR-Brillen in Pflegeheimen einen<br />

Aufschwung erleben werden. „Ich<br />

sehe vor allem große Potenziale im<br />

Bereich der Bewegungstherapie,<br />

die durch virtuelle Realität gestützt<br />

werden kann.“ Für Menschen, die<br />

an Demenz leiden, sei die Technik<br />

dagegen nicht geeignet. „Es ist eine<br />

ethische Frage, einen Menschen,<br />

der zeitlich und räumlich nicht<br />

mehr orientiert ist, in einen virtuellen<br />

Raum zu setzen und wieder<br />

he rauszuholen.“ Eine Reise mit der<br />

VR-Brille erfordert sensibles Personal,<br />

das den emotionalen Ankerpunkt<br />

für den Demenzkranken<br />

bereitstellt, so der Gerontologe.<br />

Kamin fordert mehr Forschung im<br />

Pflegebereich, um Chancen und<br />

Grenzen besser abschätzen zu<br />

können. Elisabeth Antritter<br />

Hepatitis-Screening ab 35<br />

Gesetzliche Kassen übernehmen Kosten<br />

Krankenversicherung für Hinterbliebene<br />

Was zu beachten ist, wenn der Partner stirbt<br />

Der gemeinsame Bundesausschuss<br />

(G-BA) hat beschlossen,<br />

dass gesetzliche Krankenkassen<br />

die Kosten für ein Hepatitis-<br />

Screening übernehmen. Versicherte<br />

ab Mitte 30 können sich ab sofort<br />

einmalig auf Hepatitis B und C<br />

testen lassen.<br />

Ein kleiner Piks schafft Klarheit, ob<br />

man sich mit Hepatitis B oder C infiziert<br />

hat. Foto: imago images/HRSchulz<br />

Ab 35 Jahre zahlt die Kasse regelmäßig<br />

alle drei Jahre eine Vorsorgeuntersuchung.<br />

Unter anderem<br />

werden der Impfstatus überprüft,<br />

der Blutdruck und die Blutwerte<br />

gemessen sowie kontrolliert, ob<br />

etwa Herzprobleme vorliegen oder<br />

die Gefahr besteht, einen Typ-2-Diabetes<br />

zu entwickeln. Künftig gehört<br />

auch ein Test auf Hepatitis B<br />

und C dazu. Dafür nimmt die Hausärztin<br />

oder der Hausarzt Blut ab<br />

und schickt die Probe ins Labor.<br />

Dort wird untersucht, ob Antigene<br />

und Antikörper enthalten sind.<br />

Hepatitis B und C werden über<br />

das Blut übertragen und sind in der<br />

frühen Phase sowie im akuten Stadium<br />

hochansteckend. Schon eine<br />

geringe Menge an Viren reicht aus,<br />

um sich zu infizieren. Hepatitis B<br />

kann außerdem durch sexuelle<br />

Kontakte übertragen werden. Sie<br />

gehört zu den häufigsten Infektionskrankheiten<br />

weltweit.<br />

Der Test soll der Vorsorge dienen.<br />

Denn einige Erkrankungen<br />

verlaufen ohne Symp tome oder mit<br />

unspezifischen Beschwerden und<br />

werden erst erkannt, wenn die<br />

Hepatitis schon fortgeschritten ist.<br />

Unbehandelt drohen Spätfolgen<br />

bis hin zu Leberkrebs. Bislang<br />

mussten Patientinnen und Patienten<br />

die vorsorgliche Untersuchung<br />

aus eigener Tasche bezahlen.<br />

Gegen eine Infektion mit dem<br />

Hepatitis-B-Virus ist eine Schutzimpfung<br />

möglich. Die Ständige<br />

Impfkommission empfiehlt diese<br />

Impfung für Säuglinge und für Erwachsene<br />

in Berufen mit einem<br />

erhöhten Infektionsrisiko, etwa in<br />

medizinischen Einrichtungen, sowie<br />

für Menschen mit einem geschwächten<br />

Immunsystem. Gegen<br />

eine Hepatitis-C-Erkrankung gibt<br />

es noch keine Schutzimpfung.<br />

Mittlerweile stehen aber hochwirksame<br />

Medikamente zur Verfügung,<br />

und die Chancen auf eine vollständige<br />

Heilung sind gut. ali<br />

Wer als Erwerbstätiger gesetzlich<br />

krankenversichert war, wechselt<br />

als Rentner für gewöhnlich in die<br />

Krankenversicherung der Rentner<br />

(KVdR), sofern alle Voraussetzungen<br />

erfüllt sind. Dort läuft die Mitgliedschaft<br />

in der Krankenversicherung<br />

dann weiter. 50 Prozent<br />

der Beiträge und der Zusatzbeiträge<br />

trägt allerdings nun die Rentenversicherung<br />

statt des Arbeitgebers,<br />

50 Prozent der Versicherte<br />

selbst.<br />

Die Mitgliedschaft in der gesetzlichen Krankenversicherung ist in der<br />

Regel gesichert, auch wenn sich die Familienverhältnisse ändern.<br />

Für die Aufnahme in die KVdR<br />

muss unter anderem die Vorversicherungszeit<br />

erfüllt sein. Das<br />

heißt, seit der erstmaligen Aufnahme<br />

einer Erwerbstätigkeit bis zur<br />

Rentenantragstellung (Rahmenfrist)<br />

muss man mindestens 9/10<br />

der zweiten Hälfte dieses Zeitraums<br />

gesetzlich krankenversichert<br />

gewesen sein.<br />

Ehefrauen sind oft über ihren<br />

Mann beitragsfrei mitversichert,<br />

als sogenannte Familienversicherte.<br />

Doch was passiert mit dem<br />

Versichertenstatus, wenn der<br />

Mann stirbt? Mit dem Tod des<br />

Hauptversicherten endet die Familienversicherung.<br />

Für eigenständig<br />

pflichtversicherte oder freiwillig<br />

versicherte Mitglieder ändert sich<br />

nichts.<br />

Die bisherige Krankenkasse<br />

führt die Familienversicherung<br />

regelmäßig als freiwillige Mitgliedschaft<br />

fort. Familienversicherte<br />

können sich innerhalb von maximal<br />

zwei Wochen bei einer anderen<br />

Kasse versichern. Diese nimmt<br />

sie aber wiederum nur als freiwillig<br />

Versicherte mit häufig höheren<br />

Beiträgen auf, wenn sie die Vorversicherungszeit<br />

der KVdR nicht erfüllen.<br />

Wird die Hinterbliebene wegen<br />

der Witwenrente selbst Rentnerin<br />

und erfüllt die Vorversicherungszeit<br />

für die KVdR, wird sie in dieser<br />

versichert. Und zwar, sobald<br />

der Antrag auf Hinterbliebenenrente<br />

bewilligt ist. Sie ist dann<br />

nicht mehr familien-, sondern eigenständig<br />

versichert.<br />

Die bisher familienversicherte<br />

Witwe stellt dazu einen Antrag auf<br />

Hinterbliebenenrente bei der Rentenversicherung.<br />

Das sollte so<br />

schnell wie möglich geschehen. Da<br />

der endgültige Rentenbescheid<br />

meist aber erst nach mehr als vier<br />

Wochen kommt, sollte die Witwe<br />

gleich eine „Meldung zur Krankenversicherung<br />

der Rentner“ einreichen.<br />

Der Rentenversicherungsträger<br />

muss diese Meldung unverzüglich<br />

an die Krankenkasse<br />

weiterleiten. So sollen rechtliche<br />

Nachteile vermieden werden, weil<br />

die Aufnahme in die KVdR noch<br />

nicht entschieden ist.<br />

Bis zur Bewilligung des Rentenantrags<br />

ist die Witwe weiter bei<br />

ihrer alten Kasse versichert. Sie<br />

kann die Kasse auch wechseln,<br />

wenn sie die neue im Rentenantrag<br />

benennt. Wird die Hinterbliebenenrente<br />

abgelehnt, wird die bisherige<br />

Familienversicherung als<br />

freiwillige Mitgliedschaft fortgeführt.<br />

Sabine Kohls<br />

Foto: imago/Niehoff<br />

8 RHPfalz<br />

Allgemein


Gesundheit<br />

<strong>Zeitung</strong> <strong>Dezember</strong> 20<strong>21</strong>/<strong>Januar</strong> 20<strong>22</strong><br />

9<br />

Hilfsmittel von<br />

der Krankenkasse<br />

Hilfsmittel, wie Rollatoren, Seh- und<br />

Hörhilfen oder Elektrorollstühle,<br />

sollen das Leben erleichtern. Wer<br />

gut vorbereitet einen Antrag bei<br />

der Kasse stellt, kann unliebsame<br />

Überraschungen vermeiden.<br />

Alle Hilfsmittel, für die die gesetzliche<br />

Krankenversicherung<br />

anteilig die Kosten übernimmt,<br />

sind im Hilfsmittelverzeichnis gelistet.<br />

Sie sollen den Erfolg einer<br />

Krankenbehandlung sichern, einer<br />

Behinderung vorbeugen oder eine<br />

solche ausgleichen.<br />

Wer ein Hilfsmittel benötigt,<br />

sollte sich zuerst an seinen Arzt<br />

oder seine Ärztin wenden. Diese<br />

stellen eine Verordnung aus, wenn<br />

es medizinisch notwendig ist. Formal<br />

ist dafür weder ein Grad der<br />

Behinderung (GdB) noch ein Pflegegrad<br />

notwendig. Viele Betroffene<br />

verfügen aber bereits über einen<br />

GdB oder Pflegegrad oder haben<br />

einen Antrag gestellt. Das erleichtert<br />

das Verfahren bei der Krankenkasse.<br />

Beim Arzt ist es wichtig,<br />

nach einem Hilfsmittel ohne Aufzahlung<br />

zu fragen. So lassen sich<br />

zusätzliche Kosten vermeiden, die<br />

gesetzlich Versicherte sonst selbst<br />

aufbringen müssten.<br />

Das verordnete Hilfsmittel muss<br />

die Krankenkasse erst bewilligen.<br />

Sie übernimmt entweder die Kosten<br />

für die Anschaffung oder für die<br />

Miete. Die Hilfsmittel erhalten Betroffene<br />

meist über bestimmte Sanitätshäuser<br />

als Vertragspartner<br />

der Kassen. Dort sollten sie keine<br />

zusätzlichen Vereinbarungen unterschreiben,<br />

denn darin sind oft<br />

Aufzahlungen versteckt. Wenn das<br />

ausgewählte Hilfsmittel nicht ausreicht,<br />

sollten sie noch einmal ihren<br />

Arzt oder ihre Ärztin aufsuchen<br />

und eines, das besser passt, bei der<br />

Krankenkasse beantragen. ken<br />

Sorge um steigende Energiepreise<br />

Elektrische Hilfsmittel – gesetzliche Krankenkassen übernehmen Stromkosten für den Betrieb<br />

Anja F. wendet sich über die sozialen<br />

Medien an den <strong>VdK</strong>: Sie weiß<br />

nicht, wie sie ihre Stromkosten<br />

zahlen soll, wenn die Preise weiter<br />

so steigen. Seit vier Jahren ist sie<br />

halbseitig gelähmt. Nach und nach<br />

hat sie sich ihre Wohnung mit vielen<br />

elektrischen Helfern so eingerichtet,<br />

dass sie selbstbestimmt<br />

leben kann. Doch der Blick auf den<br />

Stromzähler erschreckt sie.<br />

Die 53-Jährige sitzt in einem<br />

Rollstuhl mit Schiebehilfe. Um<br />

beweglich zu bleiben, übt sie mit<br />

einem sogenannten Motomed, einem<br />

Bewegungstrainer für Arme<br />

und Beine. Sie hat einen elektrischen<br />

Lattenrost fürs Bett, damit<br />

sie keine Druckstellen bekommt,<br />

und ein elektrisches Dusch-WC.<br />

Zudem benutzt sie ein Apnoe-<br />

Gerät und hat ihre Fahrradgarage<br />

mit einem elektrischen Tor ausgestattet.<br />

So kommt sie gut zurecht.<br />

Doch der Betrieb dieser elektrischen<br />

Geräte treibt ihren Energieverbrauch<br />

in die Höhe, und ihre<br />

Stromkosten steigen immer weiter.<br />

Kostenübernahme<br />

Nach einem Ausflug wird der Elektrorollstuhl wieder aufgeladen.<br />

Dieses Problem kennen kranke<br />

oder pflegebedürftige Menschen<br />

gut. Oft werden mehrere elektrische<br />

Hilfsmittel eingesetzt, sodass<br />

sich die Stromkosten schnell zu<br />

einem größeren Betrag summieren.<br />

Dabei müssen die meisten<br />

ohnehin jeden Cent umdrehen. In<br />

Zeiten steigender Energiekosten<br />

sorgen sie sich nun, ob sie diese<br />

weiterhin zahlen können.<br />

In einigen Fällen ist diese Sorge<br />

unbegründet, denn die Krankenkassen<br />

müssen die Stromkosten<br />

übernehmen, die beim Betreiben<br />

von Hilfsmitteln anfallen. „Allerdings<br />

zahlen sie diese nur für<br />

Hilfsmittel, die sie vorab bewilligt<br />

haben“, erklärt <strong>VdK</strong>-Gesundheitsexperte<br />

Frank Weniger. Voraussetzung<br />

ist, dass eine Ärztin oder ein<br />

Arzt das Hilfsmittel ausdrücklich<br />

verordnet hat. Wer sich selbst ein<br />

Hilfsmittel kauft, muss den Strom<br />

dafür aus eigener Tasche zahlen.<br />

Ähnliches gilt auch für die Pflegehilfsmittel.<br />

Dass Krankenkassen ihren Mitgliedern<br />

bei den Stromkosten finanziell<br />

unter die Arme greifen,<br />

wusste Anja F. bisher nicht. Sie<br />

bestreitet die Kosten selbst, die<br />

durch die Nutzung ihrer elektrischen<br />

Helfer anfallen. Für die<br />

Pfälzerin, die rund 1500 Euro netto<br />

im Monat verdient, sind sie eine<br />

hohe finanzielle Belastung. „Ich<br />

bin überrascht, dass die Krankenkasse<br />

dafür aufkommen müsste“,<br />

sagt sie.<br />

Das Gute: Die Stromkosten können<br />

Betroffene noch bis zu vier<br />

Jahre rückwirkend geltend machen.<br />

Da jede Krankenkasse ihre<br />

eigenen Regelungen hat, sollten<br />

gesetzlich Versicherte vorher genau<br />

nachfragen, wie sie die krankheitsbedingte<br />

Übernahme der<br />

Stromkosten beantragen müssen.<br />

Bei manchen Kassen reicht es, einen<br />

formlosen Antrag zu stellen,<br />

bei anderen braucht es ein bestimmtes<br />

Formular.<br />

Tatsächlich oder pauschal<br />

Foto: imago/Norbert Neetz<br />

Es gibt Kassen, die den genauen<br />

Verbrauch wissen wollen, andere<br />

rechnen über eine Pauschale ab.<br />

Sollte der Verbrauch über der Pauschale<br />

liegen, kommt eine höhere<br />

Erstattung in Betracht. Dann müssen<br />

gesetzlich Versicherte nachweisen,<br />

wie viel Strom sie tatsächlich<br />

verbraucht haben.<br />

Dazu sollten sich Betroffene<br />

Folgendes notieren: Wie lange<br />

läuft das Gerät? Über welche Wattzahl<br />

verfügt es? An wie vielen<br />

Tagen im Jahr wird das Hilfsmittel<br />

genutzt? Und wie viel kostet eine<br />

Kilowattstunde Strom? Bietet die<br />

Krankenkasse einen Vordruck an,<br />

können die einzelnen Posten eingetragen<br />

und mit einer Kopie der<br />

Stromrechnung eingereicht werden.<br />

Einige Kassen benötigen die<br />

angefallenen Kosten pro Gerät,<br />

das genau zu benennen ist, in einem<br />

formlosen Anschreiben.<br />

Weigern sich die gesetzlichen<br />

Krankenkassen, die Stromkosten<br />

für verordnete Hilfsmittel zu übernehmen,<br />

sollten Betroffene Widerspruch<br />

einlegen, rät Weniger. Beratung<br />

und Hilfe dazu bieten die<br />

<strong>VdK</strong>-Geschäftsstellen vor Ort.<br />

Anja F. ist entschlossen, einen Antrag<br />

für die Hilfsmittel zu stellen,<br />

die ihre Krankenkasse genehmigt<br />

hat. Dann muss sie die Stromkosten<br />

nicht mehr allein stemmen und<br />

kann etwas ruhiger in die Zukunft<br />

blicken.<br />

Kristin Enge<br />

Sand im Auge<br />

Ein Reinigungsprozess über Nacht<br />

Für ein gutes „Bauchgefühl“<br />

Lebensmittelunverträglichkeiten – ärztliche Untersuchung wichtig<br />

Nicht der Sandmann ist es, der<br />

etwas in die Augen streut. „Schlafsand“<br />

ist eine Folge der Reinigungsprozesse<br />

an der Augenoberfläche.<br />

„Aus Staubteilchen, Zellund<br />

Sekretresten bilden sich kleine<br />

Krümel, die sich morgens vorzugsweise<br />

im inneren Augenwinkel<br />

finden“, heißt es beim Berufsverband<br />

der Augenärzte Deutschlands<br />

(BVA). „Waschen, nicht reiben“<br />

wird empfohlen.<br />

Im Schlaf haben wir die Augen<br />

geschlossen und blinzeln nicht.<br />

Dann sammelt sich Tränenflüssigkeit<br />

an den Augenrändern. Sie<br />

trocknet im Laufe der Nacht und<br />

Inhaltsstoffe können auskristallisieren.<br />

„Für die Gesundheit des<br />

Auges ist es ratsam, sich den<br />

Schlafsand nicht aus den Augen zu<br />

reiben, sondern ihn mit sauberem<br />

Wasser wegzuwaschen“, sagt Professor<br />

Dr. Gerd Geerling, Leiter<br />

des Ressorts „Trockenes Auge“ im<br />

BVA. Denn wer sich mit den Händen<br />

ins Auge fasse, könne dabei<br />

Keime auf die empfindliche Augenoberfläche<br />

übertragen.<br />

Tränenflüssigkeit bildet der Körper<br />

kontinuierlich, und das ist<br />

auch gut für die Gesundheit. Neben<br />

Wasser enthält sie unter anderem<br />

Eiweißstoffe, Salze, Fette und<br />

Schlaf in den Augen oder Schlafsand<br />

ist nach dem Aufwachen ganz<br />

normal.<br />

Kohlenhydrate. „Der Tränenfilm<br />

reinigt und ernährt die Augenoberfläche,<br />

und er schützt sie vor<br />

Krankheitserregern“, so Geerling.<br />

Er bestehe, vereinfacht gesagt, aus<br />

drei Schichten, die bei jedem Lidschlag<br />

neu auf dem Auge verteilt<br />

werden.<br />

Tagsüber fließt die Tränenflüssigkeit<br />

über die Tränenpünktchen<br />

im inneren Augenwinkel in den<br />

Tränenkanal ab. Deshalb bilden<br />

sich dann auch seltener Rückstände,<br />

die im Auge verbleiben. Wer an<br />

trockenen Augen leide, könne<br />

Augentropfen, Gele oder auch Salben<br />

verwenden, rät der Arzt. pet<br />

Foto: picture alliance/Shotshop/Madhourse<br />

Jeder dritte Deutsche verträgt<br />

bestimmte Lebensmittel oder<br />

Speisen nicht. Der Leidensdruck ist<br />

hoch, die Ursachen sind vielfältig.<br />

Mit einem guten „Bauchgefühl“<br />

fühlt man sich wohl. Wenn jedoch<br />

die Verdauung gestört ist, und das<br />

immer wieder, wissen viele nicht<br />

mehr weiter. „So viel Verzicht wie<br />

nötig, so viel Genuss wie möglich“,<br />

lautet das Credo des Deutschen<br />

Allergie- und Asthmabunds<br />

(DAAB). Er gibt Tipps, wie man mit<br />

den Beschwerden umgeht.<br />

Eine ausgewogene Ernährung, die im Alltag funktioniert, ist das Ziel einer<br />

individuellen Beratung.<br />

Foto: picture alliance/dpa Themendienst/Christin Klose<br />

„Blähungen nach einem Sahnequark<br />

oder Durchfall beim Verzehr<br />

von Obst: Hinter diesen Beschwerden<br />

können Lebensmittel-Unverträglichkeiten<br />

stecken, vor allem<br />

dann, wenn sie immer wieder<br />

auftreten“, sagt der DAAB. Je nach<br />

Reaktionsmechanismus werde<br />

zwischen einer echten Lebensmittelallergie,<br />

Pseudoallergie, Kohlenhydrat-Verwertungsstörung<br />

wie<br />

Laktose- oder Fructoseunverträglichkeit,<br />

oder einer Auto immunerkrankung<br />

wie der Zöliakie unterschieden.<br />

Unverzichtbar ist bei Lebensmittelunverträglichkeiten<br />

eine gründliche<br />

Untersuchung. Eine Milchzuckerunverträglichkeit<br />

wird beim<br />

Gastroenterologen per H2-Atemtest<br />

diagnostiziert. Und dann gibt<br />

es vor allem Ärztinnen und Ärzte,<br />

die sich auf Allergologie spezialisiert<br />

haben. Dabei gilt es herauszufinden,<br />

ob sich hinter der Unverträglichkeit<br />

eine echte Allergie<br />

oder eine Intoleranz verbirgt. Steht<br />

der Grund für die Unverträglichkeit<br />

fest, können die Betroffenen<br />

gezielt auf bestimmte Lebensmittel<br />

verzichten. „Jede Meidung des<br />

Allergieauslösers sollte durch eine<br />

individuelle Ernährungsberatung<br />

begleitet werden“, so der DAAB.<br />

„Die Ernährungstherapie bei Nahrungsmittelallergien<br />

oder -unverträglichkeiten<br />

gestaltet sich sehr<br />

individuell und lässt sich nur<br />

schwer in ein Schema pressen.“ Da<br />

die Ernährungsumstellung für viele<br />

Allergiker einen lebenslangen<br />

oder zumindest einen langfristigen<br />

Verzicht darstelle, müsse die Kost<br />

für und mit dem Patienten zusammengestellt<br />

werden und im Alltag<br />

auch gut umsetzbar sein. Es sei<br />

wichtig, dass die Ernährung trotzdem<br />

ausgewogen ist.<br />

Infos gibt der DAAB per Telefon<br />

(0 <strong>21</strong> 66) 647 88-20 und E-Mail info<br />

@daab.de. Die Internetadresse:<br />

www.daab.de Petra J. Huschke<br />

9 RHPfalz<br />

Allgemein


10 <strong>Zeitung</strong> <strong>Dezember</strong> 20<strong>21</strong>/<strong>Januar</strong> 20<strong>22</strong> Generationen<br />

Von den Alpen bis zur Adria<br />

TV-Reporter radelt mit seinem an Alzheimer erkrankten Vater bis ans Mittelmeer<br />

Boulevard-Reporter Philipp Hageni<br />

hat mit seinem Vater im Sommer<br />

eine Fahrradtour von Arnoldstein<br />

in Österreich bis nach Grado an<br />

der Nordküste der Adria unternommen.<br />

Doch das war nicht irgendeine<br />

Reise. Denn Rainer Hageni<br />

leidet an Alzheimer. Sein Sohn<br />

kam auf die Idee, den gemeinsamen<br />

Trip zu filmen. Daraus ist eine<br />

sehr persönliche, einfühlsame<br />

Fernseh- Reportage geworden, die<br />

in drei Teilen beim „Frühstücksfernsehen“<br />

des Privatsenders Sat.1<br />

ausgestrahlt worden ist.<br />

Sommer, Sonne, gute Laune: Philipp Hageni (hinten) und sein Vater Rainer<br />

Hageni sind im August gemeinsam von den Alpen abwärts an die Adria<br />

gerollt – begleitet von einem Kameramann.<br />

Der kurze Dialog zwischen Vater<br />

und Sohn ist eine Szene mit leisem<br />

Humor. „Ich habe eine spezielle<br />

Sorte von Alzheimer. Bei mir vertrocknet<br />

die Hypophyse, das<br />

Kleinhirn“, erklärt Rainer Hageni<br />

dem Publikum seine Krankheit.<br />

„Du guckst also völlig klar raus,<br />

aber deine Bewegungen sind eingeschränkt?“,<br />

hakt Philipp Hageni<br />

nach. „Meine Bewegungen sind<br />

unkontrolliert wie bei einem<br />

Besoffenen“, bestätigt der 77-Jährige<br />

und schmunzelt. „Du hast<br />

Honig in der Bewegung“, schlussfolgert<br />

der Sohn.<br />

Damit spielt er auf einen erfolgreichen<br />

deutschen Kinofilm über<br />

das Thema Demenz an: In dem<br />

Spielfilm „Honig im Kopf“ von<br />

2014, Regie Til Schweiger, verkörperte<br />

Dieter Hallervorden einen<br />

Großvater, der an Alzheimer erkrankt<br />

ist. „Honig im Kopf“ ist<br />

eine Metapher für den schleichenden<br />

Abbauprozess im Gehirn,<br />

wodurch es zu Gedächtnis- und<br />

Orientierungsverlust kommt.<br />

Rainer Hageni ist nicht von Demenz<br />

betroffen. „Doch die nachlassende<br />

Motorik macht ihm sehr<br />

zu schaffen“, erzählt sein Sohn der<br />

<strong>VdK</strong>-ZEITUNG. „Diese Erkrankung<br />

hat er nun seit drei Jahren.<br />

Seit zwei Jahren wird es schlimmer.<br />

Er ist ein praktisch veranlagter<br />

Mensch und hat viel mit den<br />

Händen gemacht. Dass das jetzt<br />

nicht mehr geht, macht ihn traurig“,<br />

bedauert der 45-Jährige.<br />

Philipp Hageni hat seinen Vater<br />

während der viertägigen Tour mit<br />

dem Rollstuhl mitgenommen, den<br />

er vorne an sein Fahrrad geschraubt<br />

hat. Beschwerlich sei die<br />

Fahrt nicht gewesen. „Ich bin ein<br />

sportlicher Typ. Außerdem sind<br />

wir die meiste Zeit abwärtsgerollt“,<br />

räumt er ein und lacht. Überhaupt<br />

Am Strand der italienischen Küstenstadt<br />

Grado: Beide waren glücklich,<br />

als sie ans Ziel kamen.<br />

kommt der Humor nicht zu kurz.<br />

So erklärt der gebürtige Sachse,<br />

weshalb sein Vater eine sowjetische<br />

Panzerhaube statt eines Fahrradhelms<br />

trägt. „Er hat eben ein<br />

starkes Faible für Russland.“<br />

Mit seiner Reportage möchte er<br />

ein Stück von der unerschöpflichen<br />

Fürsorge zurückgeben, die er<br />

in seinem Elternhaus erfahren hat.<br />

„Mein Vater war vor seinem Ruhestand<br />

evangelischer Pastor. Meine<br />

Fotos: privat<br />

Eltern waren in Freiberg sehr aktiv<br />

in der Behindertenhilfe. In der<br />

ehemaligen DDR sind es vor allem<br />

die Kirchen gewesen, die sich hier<br />

engagiert haben. Das Miteinander<br />

von Menschen mit und ohne Behinderung<br />

war für mich völlig<br />

normal.“ Gleichzeitig sendet er<br />

eine Botschaft an Jung und Alt:<br />

„Kümmert euch umeinander!“<br />

Nächstes Ziel New York<br />

Angefangen hatte alles damit,<br />

dass sein Bruder dieselbe Tour mit<br />

dem Vater bereits im Mai geradelt<br />

war. Nachdem Philipp Hageni ein<br />

Foto dieser Reise in einem sozialen<br />

Netzwerk veröffentlicht hatte, erntete<br />

dies zahlreiche begeisterte<br />

Reaktionen, die ihn dazu ermutigten,<br />

diesen Trip einmal selbst zu<br />

versuchen. Dieses Mal mit Kamera-Begleitung.<br />

„Mein Vater und ich<br />

sind beide reiselustig und haben<br />

keine Scheu, in der Öffentlichkeit<br />

zu stehen. Sonst wäre der Film<br />

nicht entstanden.“<br />

Nun haben die beiden ein neues<br />

Ziel: New York City. Die Flüge sind<br />

schon gebucht. „Am 5. <strong>Dezember</strong><br />

geht’s los. Meine Mutter kommt<br />

mit auf die Reise.“ Im Gepäck sind<br />

natürlich wieder das Rollstuhlfahrrad<br />

und die sowjetische Panzerhaube.<br />

Tipp: Die Reportage ist im Internet<br />

bei www.youtube.com unter<br />

dem Suchbegriff „Honig in der<br />

Bewegung“ zu finden.<br />

<br />

Elisabeth Antritter<br />

Zu Fuß durch die Stadt<br />

Ältere Menschen fühlen sich im Straßenverkehr oft benachteiligt<br />

Einstieg in die digitale Welt<br />

100 lokale Anlaufstellen für ältere Menschen<br />

Die Ampel schaltet von Grün auf<br />

Rot. Mitten auf der Fahrbahn läuft<br />

noch ein Mann mit einem Rollator.<br />

Ein Auto fährt heran. Viele Passanten<br />

kennen die kurzen Grünphasen,<br />

in denen sie es nicht auf<br />

die andere Straßenseite schaffen.<br />

Ältere Menschen fühlen sich im<br />

Straßenverkehr gegenüber Autound<br />

Radfahrerinnen und -fahrern<br />

benachteiligt. Das ist das Fazit der<br />

Kampagne „Sicher zu Fuß – ein<br />

Leben lang“ der Deutschen Seniorenliga.<br />

Ältere Fußgängerinnen und<br />

Fußgänger haben hier von ihren<br />

Erfahrungen auf ihren alltäglichen<br />

Wegen berichtet. Seniorinnen und<br />

Senioren machen nicht nur kurze<br />

Grünphasen zu schaffen. Auch zugeparkte<br />

Gehwege oder Konflikte<br />

mit Radlern lassen an manchen<br />

Tagen die Strecke durch die Stadt<br />

für sie zum Hindernislauf werden.<br />

Verkehrsplanung<br />

Siegfried Brockmann, Leiter der<br />

Unfallforschung der Versicherer<br />

(UDV), hat die Berichte in einer<br />

wissenschaftlichen Studie ausgewertet.<br />

Er sagt, dass die Verkehrsplanung<br />

nicht auf Fußgängerinnen<br />

und Fußgänger ausgelegt ist. Auch<br />

er kritisiert, dass Ampelschaltungen<br />

Ältere unter Druck setzen:<br />

„Wer als älterer Fußgänger bei<br />

Grün die Straße betritt, muss in<br />

seniorengerechtem Tempo die andere<br />

Straßenseite gefahrlos erreichen<br />

können.“<br />

Wer in seiner Mobilität eingeschränkt ist, hat es als Fußgänger in Städten<br />

besonders schwer.<br />

Foto: picture alliance/Wolfram Steinberg<br />

Zudem teilen sich Passantinnen<br />

und Passanten Wege und Plätze mit<br />

anderen Verkehrsteilnehmern.<br />

Wird das Getümmel zu groß, kann<br />

es zu Konflikten etwa mit Scooteroder<br />

Radfahrern kommen. Manche<br />

Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

haben berichtet, dass ihnen an diesen<br />

Orten die gegenseitige Rücksichtnahme<br />

fehlt. Brockmann weiß,<br />

dass solche Konfliktsituationen ein<br />

hohes Unfallrisiko bergen.<br />

Was Fußgängerinnen und Fußgänger<br />

in der Stadt besonders<br />

stört, hat kürzlich auch der ADAC<br />

untersucht. In seiner Studie kommt<br />

er zu einem ähnlichen Ergebnis<br />

wie die Deutsche Seniorenliga.<br />

Rund die Hälfte der 3200 Befragten<br />

fühlt sich nicht sicher, wenn sie<br />

zu Fuß in der Stadt unterwegs ist.<br />

Mobilitätseingeschränkte Menschen<br />

haben es laut ADAC besonders<br />

schwer: Gehwege, die zu<br />

schmal oder in schlechtem Zustand<br />

sind, sowie unzureichende<br />

Bordsteinabsenkungen werden für<br />

sie zur gefährlichen Stolperfalle.<br />

Barrierefreiheit<br />

Die Forderungen, die sich daraus<br />

ergeben, sind klar: Stadt- und Verkehrspolitik<br />

müssen die Bedürfnisse<br />

von Fußgängerinnen und<br />

Fußgängern stärker in den Blick<br />

nehmen, gerade auch von denjenigen,<br />

die in ihrer Mobilität eingeschränkt<br />

sind. Dass es dabei nicht<br />

ohne Barrierefreiheit gehen kann,<br />

fordert der Sozialverband <strong>VdK</strong><br />

schon lange. Kristin Enge<br />

An deutschlandweit 100 Digital-<br />

Kompass-Standorten erhalten<br />

ältere Menschen Hilfe, wenn sie<br />

sich mit Internet & Co. vertraut<br />

machen wollen. Digitale Dienste<br />

und Inhalte werden dort praxisnah<br />

und verständlich vermittelt.<br />

Die Corona-Krise hat gezeigt,<br />

wie wichtig der kompetente Umgang<br />

mit Internetangeboten und<br />

elektronischen Geräten ist – insbesondere<br />

auch für ältere Menschen.<br />

Doch vielen von ihnen fällt der<br />

Einstieg in die digitale Welt schwer.<br />

Unterstützung bietet der sogenannte<br />

Digital-Kompass, ein gemeinsames<br />

Projekt der Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

der Seniorenorganisationen<br />

und „Deutschland<br />

sicher im Netz“, gefördert vom<br />

Bundesministerium der Justiz und<br />

für Verbraucherschutz.<br />

An seinen Standorten bietet der<br />

Digital- Kompass Seniorinnen und<br />

Senioren kostenlose Sprechstunden,<br />

Workshops und zahlreiche<br />

Materialien rund um das Internet<br />

und die digitale Mediennutzung<br />

an. Ehrenamtliche Internetlotsinnen<br />

und -lotsen leiten die Ratsuchenden<br />

an und ermuntern sie<br />

dazu, digitale Angebote selbst<br />

auszuprobieren. Darüber hinaus<br />

ist das Projekt auch ein Treffpunkt<br />

für den persönlichen Austausch<br />

untereinander.<br />

Die lokalen Anlaufstellen befinden<br />

sich nicht nur in größeren<br />

Städten, sondern oftmals auch in<br />

ländlichen und strukturschwachen<br />

Regionen, sodass die Internetlotsinnen<br />

und -lotsen das jeweilige<br />

Lebensumfeld der Seniorinnen<br />

und Senioren sehr genau kennen<br />

und dadurch hilfreiche Hinweise<br />

geben können. Der Digital-Kompass<br />

greift dabei auf bereits vorhandene<br />

Strukturen zurück: Vom<br />

Senioren-Computer-Club über das<br />

Mehrgenerationenhaus, den Bürgertreff,<br />

die Begegnungsstätte bis<br />

hin zur Volkshochschule sind<br />

ausschließlich bestehende Institutionen<br />

vor Ort in dem Projekt<br />

vertreten.<br />

Seit dem Projektstart im Jahr<br />

2016 haben bislang weit über<br />

10 000 Teilnehmende mehr als 600<br />

digitale Stammtische besucht. Wer<br />

keinen Standort in seiner Nähe<br />

findet, kann viele der Angebote<br />

auch über das Internet in Anspruch<br />

nehmen.<br />

Standort in der Nähe?<br />

Über Termine, Veranstaltungen<br />

und den nächstgelegenen Standort<br />

können sich Ratsuchende unter<br />

www.digital-kompass.de informieren.<br />

Eine zentrale Service-<br />

Telefonnummer existiert nicht.<br />

Älteren Menschen ohne Internetzugang,<br />

die sich für die Angebote<br />

des Projekts interessieren, bleibt<br />

somit nur die Möglichkeit, Verwandte<br />

oder Bekannte vorab um<br />

Unterstützung bei der Standortsuche<br />

zu bitten. Die einzelnen<br />

Standorte sind in der Regel telefonisch<br />

zu erreichen. mib<br />

10 RHPfalz<br />

Allgemein


Inklusion<br />

<strong>Zeitung</strong> <strong>Dezember</strong> 20<strong>21</strong>/<strong>Januar</strong> 20<strong>22</strong><br />

11<br />

„Bestes Unglück meines Lebens“<br />

Radsportlerin Denise Schindler im Interview<br />

Aus dem Rollstuhl auf die Piste<br />

Projekt „Para Schneesport“ richtet sich an Nachwuchssportler mit Behinderung<br />

Trainingslager 2018 in Südafrika: Denise Schindler trägt am rechten Bein<br />

eine Prothese aus einem 3D-Drucker. <br />

Foto: Martin Hoffmann<br />

Denise Schindler gehört seit Langem<br />

zu den weltbesten Para-Radfahrerinnen.<br />

Im Interview mit der<br />

<strong>VdK</strong>-ZEITUNG erzählt die 36-Jährige,<br />

warum sie schon jetzt ein<br />

Buch über ihre Vergangenheit<br />

verfasst hat.<br />

Als „das beste Unglück meines<br />

Lebens“ bezeichnen Sie in Ihrem<br />

Buch den Unfall, bei dem Sie als<br />

Kind im Winter ausrutschten, unter<br />

eine Straßenbahn kamen und Ihren<br />

rechten Unterschenkel verloren.<br />

Wie können Sie dies sagen?<br />

Im Leben gibt es schwere Momente,<br />

und dann kann man erst mal<br />

nichts Positives daran finden. Es<br />

zieht einem den Boden unter den<br />

Füßen weg, und man stellt alles<br />

infrage. Aber im Nachhinein kann<br />

ich sagen, dass mich der Unfall, die<br />

BUCH<br />

TIPP<br />

„Vom Glück,<br />

Pech zu haben“<br />

In dem zusammen<br />

mit Autor<br />

Manfred Otzelberger<br />

verfasten<br />

Buch erzählt<br />

Denise Schindler<br />

nicht nur<br />

über ihr Leben<br />

und den schweren<br />

Unfall, bei dem sie ihren<br />

rechten Unterschenkel verlor. Sie<br />

gibt auch ihre zehn Grundsätze<br />

der Resilienz preis.<br />

Denise Schindler/Manfred<br />

Otzelberger: „Vom Glück,<br />

Pech zu haben“,<br />

Taschenbuch, 16 Euro<br />

ISBN 978-3-442-39373-2<br />

Mosaik-Verlag<br />

Operationen, die Prothese und die<br />

Widerstände zu der starken, reflektierten<br />

Person gemacht haben,<br />

die ich jetzt bin.<br />

Wie lange dauerte dieser Prozess?<br />

Je älter ich wurde, desto besser bin<br />

ich mit meiner Situation umgegangen.<br />

Als Kind und Jugendliche<br />

habe ich noch damit gehadert.<br />

Aber nach der Teenie-Zeit bin ich<br />

immer besser damit klargekommen<br />

und meinen Weg gegangen,<br />

auch mithilfe des Sports.<br />

Und wie kam es nun dazu, dieses<br />

Buch zu schreiben?<br />

Ich habe Manfred Otzelberger<br />

beim Ball des Sports getroffen. Er<br />

plante eigentlich, ein Buch über<br />

paralympische Sportler zu schreiben.<br />

Wir kamen immer mehr ins<br />

Gespräch. Ich habe ihm gesagt, ich<br />

wollte mit Mitte 30 noch keine<br />

Biografie verfassen. Wenn ich ein<br />

Buch schreibe, dann will ich den<br />

Menschen etwas mitgeben. Und<br />

dann hatten wir anhand meiner<br />

Person die Idee, ein Buch über das<br />

Thema Resilienz zu verfassen.<br />

Hat Ihnen die Arbeit an dem Buch<br />

neue Erkenntnisse gebracht?<br />

Ja, in den drei Jahren vom ersten<br />

Gespräch bis zum Erscheinen des<br />

Buchs habe ich viel über mein Leben<br />

nachgedacht. Als mir dabei<br />

klar wurde, welche Schritte mir in<br />

meinem Leben geholfen haben,<br />

hatte ich viele Aha-Erlebnisse.<br />

Sie fahren seit Jahren an der<br />

Weltspitze und haben zuletzt bei<br />

den Paralympics Bronze in der<br />

3000-Meter-Einzelverfolgung in<br />

persönlicher Bestzeit gewonnen.<br />

Was bedeutet Ihnen die Medaille?<br />

In der Vorbereitung lief vieles nicht<br />

so gut. Ich hatte einen Sturz, bei<br />

dem ich mich schwer verletzt habe.<br />

Aber ich hatte diesen Riesentraum,<br />

unter vier Minuten zu fahren. Dieser<br />

hat mich angepeitscht, und<br />

auch mein großartiges Team hat<br />

alles für dieses Ziel gegeben. Dass<br />

ich dann sechs Sekunden schneller<br />

als jemals zuvor gefahren bin und<br />

die Medaille gewonnen habe, ist<br />

ein ganz großer Moment.<br />

Ihr männlicher Kollege Michael<br />

Teuber, der <strong>VdK</strong>-Mitglied ist, fährt<br />

auch mit 53 Jahren in der Spitze<br />

mit. Wollen Sie ihm nacheifern?<br />

Nein, das ist nicht mein Ziel. Michaels<br />

Leistung ist beeindruckend.<br />

Er ist ein toller Sportler. Aber bei<br />

der Familienplanung ist es auch<br />

ein Unterschied, ob man Mann<br />

oder Frau ist. Bis zur WM 20<strong>22</strong><br />

will ich weitermachen. Dann<br />

schauen wir mal. Ich habe viele<br />

Ziele, die nicht alle sportlich sind.<br />

Interview: Sebastian Heise<br />

Um jüngere Menschen mit Behinderung<br />

für den Wintersport zu<br />

begeistern, hat der Deutsche Behindertensportverband<br />

(DBS) das<br />

Projekt „Para Schneesport“<br />

initiiert. Der Zeitpunkt, Strukturen<br />

für die Nachwuchsarbeit aufzubauen<br />

und Talente zu fördern,<br />

scheint günstig wie nie.<br />

Info<br />

Kommende Veranstaltungen<br />

im Para Schneesport:<br />

• Schnuppertag Para Ski alpin<br />

für Kinder und Jugend liche am<br />

17. <strong>Dezember</strong> im Alpenpark<br />

Neuss im Rheinland<br />

• Wintersport-Talenttage vom<br />

14. bis 16. <strong>Januar</strong> 20<strong>22</strong> für Para<br />

Ski alpin, nordisch und Biathlon<br />

in Wertach im Allgäu<br />

Weitere Termine:<br />

https://parasport.de/termine<br />

Für Fragen zum Projekt „Para<br />

Schneesport“ ist Benedikt<br />

Staubitzer zu erreichen unter:<br />

• 0152 56 76 88 46<br />

staubitzer@dbs-npc.de<br />

Der <strong>VdK</strong> Bayern veranstaltet regelmäßig<br />

Skikurse für Rollstuhlfahrerinnen<br />

und -fahrer und gehbehinderte<br />

Menschen.<br />

www.vdk.de/permalink/68703<br />

Nikolai Sommer stürzte als 16-Jähriger beim Ski-Training. Seitdem ist er<br />

querschnittgelähmt. Heute fährt er Mono-Ski.<br />

Foto: privat<br />

Benedikt Staubitzer ist seit Mai<br />

20<strong>21</strong> Leiter des Projekts „Para<br />

Schneesport“. Dieses umfasst die<br />

drei Disziplinen Para Ski alpin,<br />

Para Ski nordisch und Para Snowboard.<br />

Der ehemalige Skirennläufer,<br />

der selbst kein Handicap hat,<br />

sieht den Behindertensport im<br />

Aufwind. Nicht zuletzt durch die<br />

wachsende Popularität der Paralympics<br />

sei die Aufmerksamkeit in<br />

der Gesellschaft gestiegen. „Wir<br />

wollen als Verband diese Popularität<br />

nutzen und nachhaltige, langfristige<br />

Konzepte entwickeln, um<br />

Jugendliche und Kinder mit Behinderung<br />

für den Wintersport zu<br />

begeistern und zu fördern“, sagt er.<br />

Zusammen mit Kooperationspartnern<br />

aus dem Behindertenund<br />

Rehabilitationssport beziehungsweise<br />

den Landesverbänden<br />

des DBS werden „Para Schneesport“-Schnupperwochenenden<br />

für am Wintersport interessierte<br />

Jugendliche mit Behinderung veranstaltet<br />

(siehe Kasten). Diese<br />

richten sich unter anderem an<br />

Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer,<br />

die sich im Mono-<br />

Ski ausprobieren möchten, oder<br />

Menschen mit Arm- oder Beinamputationen.<br />

Für sehbehinderte und<br />

blinde Menschen gibt es die Möglichkeit,<br />

sich beim Skifahren oder<br />

Biathlon von einem Guide über<br />

Funk führen zu lassen.<br />

Fokus Leistungssport<br />

Um gute Trainingsmöglichkeiten<br />

zu etablieren, werden in Zusammenarbeit<br />

mit Landesverbänden<br />

aus dem olympischen und paralympischen<br />

Sport Weiterbildungen<br />

veranstaltet. „Mit einer Skischule<br />

haben wir zum Beispiel einen<br />

Lehrgang für Begleitläufer für<br />

Mono- und Bi-Ski aus dem Raum<br />

Winterberg organisiert. Die Teilnahme<br />

von 18 Skilehrern war ein<br />

voller Erfolg“, sagt Staubitzer.<br />

Das Ziel von „Para Schneesport“<br />

ist es, zuerst einmal jungen Menschen<br />

einen Einstieg in den Sport<br />

zu ermöglichen. Über die Angebote<br />

des Projekts konnten bislang<br />

fünf Kinder und Jugendliche in den<br />

Bereichen Para Ski alpin und nordisch<br />

für den Sport gewonnen<br />

werden. „Das hört sich vielleicht<br />

wenig an, ist aber ein Riesengewinn<br />

für uns.“<br />

Grundsätzlich sei der Ansatz des<br />

Projekts aber am Leistungssport<br />

orientiert. „Wir wollen Talente für<br />

unsere Nachwuchsmannschaften<br />

ausbilden, die idealerweise später<br />

unser Team bei Paralympischen<br />

Spielen verstärken“, so Staubitzer.<br />

Wie der Weg in den Parasport<br />

aussehen kann, macht der Projektkoordinator<br />

an einem Beispiel<br />

deutlich: „Leon sitzt seit einem<br />

Unfall im Rollstuhl. Der 17-Jährige<br />

wollte trotz der Querschnittlähmung<br />

weiter Sport machen und hat<br />

überlegt, was für ihn infrage<br />

kommt. Während der Reha hat er<br />

ein Bild von einem Mono-Ski-Fahrer<br />

gesehen, das ihn begeisterte“,<br />

erzählt Staubitzer. Leons Vater,<br />

der einen engen Bezug zum Skifahren<br />

hat, habe ihm geraten, sich<br />

beim DBS zu informieren. „Wir<br />

haben ihn zu einer Sichtung eingeladen.<br />

Dort hat er sich gut geschlagen<br />

und danach weiter an sich<br />

gearbeitet. Heute trainiert er mit<br />

unserer Nachwuchsmannschaft.“<br />

Nikolai Sommer, der seit einem<br />

Ski-Unfall im Rollstuhl sitzt, ist<br />

schon etwas weiter. Das <strong>VdK</strong>-Mitglied<br />

war vor einer Schulterverletzung<br />

bei den regelmäßigen Wochenendlehrgängen<br />

der Nationalmanschaft<br />

mit dabei. Derzeit<br />

trainiert der Mono-Ski-Fahrer für<br />

die Rückkehr in die Mannschaft.<br />

Der Sport habe ihm sehr geholfen,<br />

mit der Behinderung zu leben, sagt<br />

Sommer. Nach dem schweren Unfall<br />

habe ihn der <strong>VdK</strong> unterstützt.<br />

„Ich musste oft um den richtigen<br />

Rollstuhl kämpfen, und es ging<br />

einige Male vor Gericht.“<br />

Vom DBS-Team und den Trainingsmöglichkeiten<br />

mit der Mannschaft<br />

ist der <strong>21</strong>-Jährige begeistert.<br />

„Ich trainiere mit den coolsten<br />

Leuten, die ich jemals getroffen<br />

habe. Nicht zuletzt habe ich hier<br />

auch gelernt, Hindernisse zu überwinden.“<br />

Jörg Ciszewski<br />

Benedikt Staubitzer koordiniert<br />

„Para Schneesport“. Foto: privat<br />

11 RHPfalz<br />

Allgemein


12 <strong>Zeitung</strong> <strong>Dezember</strong> 20<strong>21</strong>/<strong>Januar</strong> 20<strong>22</strong> <strong>VdK</strong>-TV<br />

Erwerbsminderungsrente beantragen<br />

<strong>VdK</strong>-TV erklärt, worauf Versicherte achten sollten, damit der Antrag zum Ziel führt<br />

Über 350 000 Menschen haben im<br />

Jahr 2020 eine Erwerbsminderungsrente<br />

(EM-Rente) bei der<br />

Deutschen Rentenversicherung<br />

beantragt. Von allen Fällen, die<br />

diese im vergangenen Jahr bearbeitet<br />

hat, hat sie 42 Prozent der<br />

Anträge abgelehnt. Was wichtig<br />

ist, um die EM-Rente erfolgreich<br />

durchzusetzen, zeigt ein Beitrag<br />

auf <strong>VdK</strong>-TV, dem Videoportal des<br />

Sozialverbands <strong>VdK</strong>.<br />

Daniel Overdiek, Rechtsexperte<br />

im <strong>VdK</strong> Bayern, hat die Erfahrung<br />

gemacht, dass die medizinischen<br />

Gutachten der Rentenversicherung<br />

oft nicht sehr genau sind. Seiner<br />

Ansicht nach trägt das dazu bei,<br />

dass sie fast die Hälfte der Anträge<br />

im letzten Jahr abgelehnt hat. Häufig<br />

wird nur nach Aktenlage entschieden.<br />

Manchmal begutachtet<br />

der sozialmedizinische Dienst der<br />

Rentenversicherung die Antragstellerinnen<br />

und Antragsteller sehr<br />

kurz und oberflächlich oder nicht<br />

in allen Bereichen. Es kann passieren,<br />

dass Erkrankungen als nicht<br />

gravierend genug bewertet oder im<br />

Gutachten schlicht vergessen werden.<br />

Die Leidtragenden sind diejenigen,<br />

die zu krank zum Arbeiten<br />

sind.<br />

Ein Antrag auf EM-Rente muss<br />

gut vorbereitet werden, weiß Overdiek.<br />

Es hilft, wenn Ärztinnen und<br />

Ärzte, bei denen man schon länger<br />

Wer aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten kann, stellt einen Antrag bei der Deutschen Rentenversicherung.<br />

Sie entscheidet, ob eine EM-Rente gewährt wird. <br />

Foto: picture alliance/Fotostand/K. Schmitt<br />

in Behandlung ist, Erkrankungen<br />

sorgfältig erfasst haben. „Je besser<br />

der Arzt dokumentiert hat, desto<br />

besser sind natürlich auch die Erfolgsaussichten“,<br />

sagt er.<br />

Dennoch kann es vorkommen,<br />

dass ein Antrag abgelehnt wird.<br />

Dann haben die Betroffenen einen<br />

Monat Zeit, um Widerspruch einzulegen.<br />

Ist dieser gut begründet,<br />

kann das dazu führen, dass die<br />

Rentenversicherung die EM-Rente<br />

doch gewährt. Aber in manchen<br />

Fällen geht es nicht ohne Klage vor<br />

dem Sozialgericht. Davor schrecken<br />

viele Menschen zurück.<br />

Overdiek weist darauf hin, dass<br />

eine Klage weit weniger problematisch<br />

ist als gedacht. „Man muss<br />

bedenken, man kämpft dort für<br />

sein Recht“, sagt er. Der entscheidende<br />

Vorteil ist, dass das Sozialgericht<br />

einen Gutachter einsetzen<br />

kann, der unabhängig ist. Für die<br />

Betroffenen ist dieses Gutachten<br />

kostenfrei. Sowohl bei Widersprüchen<br />

als auch bei Klagen vor den<br />

Sozialgerichten unterstützt der<br />

<strong>VdK</strong> seine Mitglieder in den Geschäftsstellen<br />

vor Ort.<br />

Der Videobeitrag über den Antrag<br />

zur EM-Rente ist auf www.<br />

vdktv.de abrufbar. Kristin Enge<br />

<strong>VdK</strong>-TV<br />

Die Redaktion des Videoportals<br />

<strong>VdK</strong>-TV informiert Sie regelmäßig<br />

zu wichtigen sozialen und rechtlichen<br />

Themen. Folgende neue<br />

Filme sind unter www.vdktv.de ab<br />

sofort abrufbar:<br />

Inklusion<br />

Menschen mit Behinderung können<br />

gleichberechtigt am Leben<br />

teilhaben, wenn sie einen Assistenten<br />

beschäftigen, der sie unterstützt.<br />

Mit dem Alltag zwischen<br />

Arbeitgeber mit Behinderung<br />

und Assistenz beschäftigt<br />

sich der Beitrag „Inklusion mal<br />

andersherum“.<br />

Krankenhausversorgung<br />

Werden Krankenhäuser wie privatwirtschaftliche<br />

Unternehmen<br />

geführt, steht manchmal der<br />

Gewinn über dem Wohl der Patientinnen<br />

und Patienten. Warum<br />

das nicht funktionieren kann,<br />

erklärt der Animationsfilm zu den<br />

Fallpauschalen im Krankenhaus.<br />

Kinder- und Jugendhilfe<br />

Ab dem Jahr 2028 soll die Kinderund<br />

Jugendhilfe für alle Kinder<br />

mit Behinderung zuständig sein.<br />

Was die Reform der Kinder- und<br />

Jugendhilfe bringt, und wie der<br />

<strong>VdK</strong> sie einschätzt, zeigt der Film<br />

„Inklusion von klein auf“.<br />

12 RHPfalz<br />

Allgemein


Rheinland-Pfalz <strong>Zeitung</strong> <strong>Dezember</strong> 20<strong>21</strong>/<strong>Januar</strong> 20<strong>22</strong> 13<br />

LANDESVERBAND<br />

Sozialrechtstipp<br />

Steuererklärung bei<br />

niedriger Rente Seite 14<br />

Verbandskonferenz<br />

<strong>VdK</strong>-Delegierte tagen in<br />

Mainz Seite 14<br />

Ehrenamt<br />

Neues aus Orts- und<br />

Kreisverbänden<br />

KOMMENTAR<br />

Seite I<br />

<strong>VdK</strong>-Wünsche zum<br />

Jahreswechsel<br />

Ich kenne so viele starke Frauen im <strong>VdK</strong>,<br />

die sich tagtäglich für ihre Mitmenschen<br />

engagieren. Dass noch mehr von ihnen in<br />

die <strong>VdK</strong>-Vorstände gehen, ist mein Wunsch<br />

für 20<strong>22</strong>!<br />

Christa Schulz<br />

stellvertr. Landesverbandsvorsitzende<br />

Jahr der Krisen –<br />

Jahr der Chancen?<br />

Willi Jäger,<br />

Landesverbandsvorsitzender<br />

Jede Krise ist eine Chance: Dieser<br />

Spruch ist zum Klischee verkommen<br />

– vielleicht deswegen,<br />

weil er stimmt?<br />

Wir haben zwei große Krisen zu<br />

bewältigen: die anhaltende Corona-Pandemie<br />

und die Flutkatastrophe<br />

im Ahrtal.<br />

Noch diesen Sommer hatten<br />

viele gehofft, Corona ist vorbei.<br />

Aber wie vergangenes Jahr haben<br />

wir uns alle zu sehr in Sicherheit<br />

gewiegt. Die vierte Welle<br />

rollt, und wie der Winter wird,<br />

wissen wir noch nicht.<br />

Aber wir haben die Krise genutzt<br />

und dem <strong>VdK</strong> einen Digitalisierungsschub<br />

verpasst: Seit 2020<br />

haben wir Dutzende Webinare,<br />

Zoom-Sitzungen und Online-Treffen<br />

abgehalten.<br />

Viele Ehrenamtliche sind begeistert<br />

von einer Technik, an die sie<br />

sich bislang nicht getraut haben.<br />

Dazu kommt unser neues Intranet<br />

„<strong>VdK</strong>-intern“, in dem sich<br />

Ehrenamtliche austauschen können.<br />

Und um unsere Mitglieder weiterhin<br />

beraten zu können, haben<br />

die <strong>VdK</strong>-Geschäftsstellen ihre<br />

Arbeitsabläufe umgestellt –<br />

manche mit so guten Erfahrungen,<br />

dass sie dabei bleiben!<br />

Dann kam die Flutkatastrophe<br />

im Ahrtal: Viele Menschen haben<br />

ihren gesamten Besitz verloren,<br />

ihr Zuhause, Vertrauen,<br />

Sicherheit – und manche ihr Leben.<br />

Doch sofort lief eine Welle<br />

der Unterstützung durchs Land,<br />

und mit unglaublichem Lebensmut<br />

kämpfen sich die Betroffenen<br />

aus der Krise.<br />

Das hat mich tief bewegt und<br />

gleichzeitig nachdenklich gemacht:<br />

Denn mir wurde bewusst,<br />

dass wir zu oft unzufrieden sind<br />

und uns über Kleinigkeiten aufregen.<br />

Das kann man sich nur<br />

leisten, wenn es einem (zu) gut<br />

geht.<br />

Ich persönlich werde versuchen,<br />

mich stärker auf das zu konzentrieren,<br />

was wirklich wichtig ist.<br />

Hören wir auf, uns über Kleinigkeiten<br />

aufzuregen und fangen<br />

wir an, für Kleinigkeiten dankbar<br />

zu sein. Das ist die beste Voraussetzung<br />

für ein gutes Jahr 20<strong>22</strong>!<br />

Ich wünsche mir, dass nach Corona das<br />

Leben in den <strong>VdK</strong>-Ortsverbänden wieder<br />

volle Fahrt aufnimmt! Unser Ehrenamt ist<br />

das Fundament des <strong>VdK</strong>. Und ich werde<br />

alles dafür tun, um dieses Fundament zu<br />

erhalten, zu pflegen und zu festigen!<br />

Willi Jäger<br />

Landesverbandsvorsitzender<br />

Der <strong>VdK</strong> wächst! Mittlerweile haben wir<br />

in Rheinland-Pfalz über <strong>21</strong>0 000 Mitglieder,<br />

deutschlandweit 2,1 Millionen. Ich<br />

wünsche mir eine weiterhin starke Solidargemeinschaft!<br />

Damit jedem geholfen<br />

werden kann, dem geholfen werden muss.<br />

Karl Rainer Heiderich<br />

Landesschatzmeister<br />

Die Flutkatastrophe an der Ahr hat uns<br />

gezeigt, wie fest die Menschen im Krisenfall<br />

zusammenhalten. Diese Hilfsbereitschaft<br />

sollten wir uns alle bewahren – und<br />

auch im Alltag an der Seite unserer Mitmenschen<br />

stehen.<br />

Rainer Zins<br />

Landesverbandsschriftführer<br />

Das letzte Jahr war ein echter Härtetest!<br />

Ich danke allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

für ihre ausgezeichnete Arbeit,<br />

vor allem während der Corona-Pandemie.<br />

Auf dass wir auch 20<strong>22</strong> mit ganzer Kraft<br />

für die Rechte unserer Mitglieder kämpfen!<br />

Rolf Burdack<br />

Geschäftsführer<br />

Der <strong>VdK</strong> ist die starke sozialpolitische<br />

Stimme in Deutschland! Politiker hören<br />

auf das, was wir sagen. Aber sie müssten<br />

noch mehr danach handeln! Nächstes Jahr<br />

startet die <strong>VdK</strong>-Pflegekampagne – dann<br />

zeigen wir, was in uns steckt!<br />

Werner Faber<br />

stellvertr. Landesverbandsvorsitzender<br />

13 RHPfalz<br />

Allgemein


14 <strong>Zeitung</strong> <strong>Dezember</strong> 20<strong>21</strong>/<strong>Januar</strong> 20<strong>22</strong><br />

Rheinland-Pfalz<br />

Foto: Freepik/pressfoto<br />

Mehr als nur<br />

Arbeitslosengeld<br />

Die Arbeitsagenturen zahlen nicht<br />

nur Geldleistungen an Arbeitslose<br />

aus: sie bieten auch unterschiedliche<br />

Hilfen an, um wieder in ein<br />

Beschäftigungsverhältnis zu finden.<br />

Einen Schwerpunkt bildet die<br />

Arbeitsvermittlung durch Fachkräfte,<br />

die teilweise auch auf Arbeitslose<br />

mit besonderen Voraussetzungen<br />

spezialisiert sind, beispielsweise<br />

auf Schwerbehinderte,<br />

auf Führungskräfte oder auf arbeitslose<br />

Akademikerinnen und<br />

Akademiker. Bekannt ist auch die<br />

Jobbörse, ein Internetportal, das<br />

Stellenanzeigen zugänglich und<br />

durchsuchbar macht.<br />

Steuererklärung kann Grundrentenbetrag erhöhen<br />

Aktuell werden alle Bestandsrenten geprüft – Steuererklärung lohnt bei hohen Aufwendungen<br />

Die Grundrente soll Geringverdienende<br />

im Alter besserstellen und<br />

dafür sorgen, dass ihnen mehr<br />

zusteht als nur die Grundsicherung.<br />

Einen Anspruch auf einen<br />

Grundrentenzuschlag haben Rentnerinnen<br />

und Rentner, die mehr als<br />

33 Jahre gearbeitet und dabei<br />

unterdurchschnittlich verdient haben.<br />

In einigen Fällen wird aber<br />

eine Einkommensanrechnung vorgenommen,<br />

sodass der Zuschlag<br />

niedriger ausfällt. Aber mit einer<br />

freiwilligen Steuererklärung können<br />

Betroffene unter Umständen<br />

ihr zu versteuerndes Einkommen<br />

senken, sodass auch die Anrechnung<br />

geringer ausfällt.<br />

Bei der Deutschen Rentenversicherung<br />

findet gerade eine automatische<br />

Prüfung aller 26 Millionen<br />

Bestandsrenten statt. Dabei<br />

wird der Anspruch auf einen Zuschuss<br />

zur normalen Rente überprüft.<br />

Sofern sich ein Anspruch auf<br />

den sogenannten Grundrentenzuschlag<br />

ergibt, wird dieser rückwirkend<br />

zum Jahresanfang 20<strong>21</strong> ausbezahlt.<br />

Voraussetzung dafür ist,<br />

dass das eigene zu versteuernde<br />

Einkommen und auch das Einkommen<br />

des Ehegatten oder Partners<br />

bestimmte Grenzen nicht<br />

überschreitet. Dieses Einkommen<br />

wird in erster Linie aus Einkommensteuerdaten<br />

ermittelt. Wenn<br />

keine Einkommensteuererklärung<br />

abgegeben wurde, zieht die Rentenversicherung<br />

die Einkünfte<br />

heran, die ihr bekannt sind. Davon<br />

werden dann pauschale Abschläge<br />

vorgenommen.<br />

Was ist absetzbar?<br />

SOZIALRECHTSTIPP<br />

Viele Rentnerinnen und Rentner mit niedriger Rente können auf einen<br />

Grundrentenzuschlag hoffen. <br />

Foto: Freepik/wayhomestudio<br />

Im Rahmen der Einkommensteuererklärung<br />

besteht oft die Möglichkeit,<br />

verschiedene Aufwendungen<br />

abzusetzen. Das kann zu einer<br />

Verringerung der Anrechnung des<br />

Einkommens und damit im Endeffekt<br />

zu einer höheren Grundrente<br />

führen. Es können etwa Versicherungsbeiträge<br />

als Sonderausgaben,<br />

aber auch Krankheitskosten<br />

oder Kosten des Pflegeheims geltend<br />

gemacht werden. Die Abgabe<br />

einer Einkommensteuererklärung<br />

lohnt sich beispielsweise auch bei<br />

hohen Werbungskosten. Auch wird<br />

gegebenenfalls der Behindertenpauschbetrag<br />

berücksichtigt. Dadurch<br />

verringert sich das zu versteuernde<br />

Einkommen und damit<br />

die Einkommensanrechnung auf<br />

die Grundrente.<br />

Bei der Einkommensanrechnung<br />

für das Jahr 20<strong>21</strong> wird der Steuerbescheid<br />

von 2019 herangezogen.<br />

Viele Rentnerinnen und Rentner,<br />

die die Grundrente beanspruchen<br />

können, haben nur ein Rentenein-<br />

kommen. Dieses ist meist so niedrig,<br />

dass sie sowieso nicht steuerpflichtig<br />

wären. Dennoch sollten<br />

die Versicherten zumindest für das<br />

Jahr 2019 die Rentenbezugsmitteilung<br />

durch ihre Rentenstelle anfordern,<br />

um zu sehen, wie hoch die<br />

Rentenleistungen im Jahr 2019 in<br />

vollem Umfang waren. Hat eine<br />

Rentnerin oder ein Rentner wegen<br />

der geringen Rente bisher keine<br />

Steuererklärung gemacht, kann<br />

man entweder eine Steuererklärung<br />

für 2019 nachholen. Aufgrund<br />

des Abzugs von Aufwendungen<br />

kann ein geringeres zu versteuerndes<br />

Einkommen ausgewiesen werden<br />

als nur mithilfe pauschaler<br />

Abschläge. Eine freiwillige Abgabe<br />

der Steuererklärung ist vier Jahre<br />

rückwirkend möglich. Für das<br />

Steuerjahr 2019 läuft die Frist zum<br />

Jahresende 2023 endgültig ab.<br />

Achtung<br />

Nicht in jedem Fall ist die freiwillige<br />

Steuererklärung vorteilhaft,<br />

deshalb ist eine sachkundige<br />

Beratung empfehlenswert. Wer<br />

seinen Grundrentenbescheid<br />

schon bekommen hat, kann innerhalb<br />

einer Frist von einem Monat<br />

einen Widerspruch einlegen, wenn<br />

man mit der Entscheidung nicht<br />

einverstanden ist und diese für<br />

rechtswidrig hält. Ida Schneider<br />

Nicht zuletzt finanziert die Arbeitsagentur<br />

ein umfangreiches<br />

Kursangebot etwa zu Bewerbung,<br />

Vorstellungsgesprächen und Weiterbildung.<br />

Aus sozialrechtlicher Sicht ist<br />

dabei wichtig, dass viele dieser<br />

Leistungen im Ermessen der jeweiligen<br />

Arbeitsvermittlerinnen und<br />

-vermittler stehen. Nicht nur derzeitig<br />

Arbeitslose, sondern auch<br />

von Arbeitslosigkeit bedrohte Versicherte<br />

und Ausbildungssuchende<br />

können Leistungen aus dem Vermittlungsbudget<br />

abrufen oder sich<br />

einen „Aktivierungs- und Vermittlungsgutschein“<br />

ausstellen lassen,<br />

der bei freien Kursträgern eingelöst<br />

werden kann. Umgekehrt<br />

kann die Arbeitsagentur aber auch<br />

Aktivierungsmaßnahmen den Arbeitslosen<br />

zuweisen.<br />

Schließlich gibt es auch die klassischen<br />

Stellenangebote aus dem<br />

gesuchten Bereich, die den Arbeitslosen<br />

im Rahmen der Stellenvermittlung<br />

zugeschickt werden.<br />

Hierbei ist zu unterscheiden zwischen<br />

der unverbindlichen „Stelleninformation“<br />

und dem offiziellen<br />

„Vermittlungsvorschlag“. Bei einer<br />

„Stelleninformation“ liegt die Entscheidung,<br />

sich zu bewerben oder<br />

nicht, bei der oder dem Arbeitslosen.<br />

Bei einem „Vermittlungsvorschlag“<br />

kann es sozialrechtliche<br />

Folgen haben, wenn man sich<br />

nicht bewirbt.<br />

Weitere Informationen zu den<br />

Beratungs- und Vermittlungsangeboten<br />

für Arbeitslose haben wir im<br />

Thema des Monats <strong>Dezember</strong> 20<strong>21</strong><br />

zusammengestellt. Es liegt in allen<br />

<strong>VdK</strong>-Kreisgeschäftsstellen aus und<br />

ist auf unserer Homepage zu finden.<br />

Moritz Ehl<br />

www.vdk.de/permalink/83540<br />

Ein starkes Ehrenamt für eine starke Zukunft<br />

Landesverbandskonferenz bilanziert Corona-Jahr und stellt Weichen für kommende Projekte<br />

Endlich wieder live und in Farbe:<br />

Zum ersten Mal seit Corona trafen<br />

sich Delegierte aus allen <strong>VdK</strong>-<br />

Kreisverbänden zur Landesverbandskonferenz<br />

in Mainz. Sie<br />

blickten zurück auf die Corona-<br />

Zeit, besprachen die Situation im<br />

Kreisverband Ahrweiler und<br />

schauten gemeinsam in die Zukunft<br />

des Sozialverbands <strong>VdK</strong><br />

Rheinland-Pfalz.<br />

„Die Flut hat uns gezeigt, wie<br />

solidarisch unsere <strong>VdK</strong>-Familie<br />

ist“, sagte <strong>VdK</strong>-Landesverbandsvorsitzender<br />

Willi Jäger in seinem<br />

Bericht über die letzten zwei Jahre.<br />

„<strong>VdK</strong>lerinnen und <strong>VdK</strong>ler haben<br />

gespendet, Unterkünfte angeboten<br />

und sich um die Mitglieder gekümmert.<br />

Ich bin auf dieses Engagement<br />

sehr stolz!“<br />

Von der Situation in Ahrweiler<br />

berichtete auch der Kreisverbandsvorsitzende<br />

selbst. „Wir sind immer<br />

noch im Notbetrieb“, sagte<br />

Heinz-Wilhelm Schaumann. „Corona<br />

und die Flut haben uns hart<br />

getroffen. Aber mittlerweile sind<br />

alle unsere Mitarbeiterinnen wieder<br />

einsatzbereit.“ Für die Ortsverbände<br />

sei es allerdings immer noch<br />

schwierig, ein Vereinsleben zu<br />

führen: „Es gibt einfach zurzeit<br />

keine Räumlichkeiten für Veranstaltungen.“<br />

Herzlich bedankte sich Schaumann<br />

für die Unterstützung aus<br />

der <strong>VdK</strong>-Familie: „Sobald es die<br />

Situation zulässt, möchten wir alle<br />

Kreisverbände besuchen und uns<br />

für die Solidarität bedanken.“<br />

Bei der Abstimmung: Delegierte aus ganz Rheinland-Pfalz kamen zur Landesverbandskonferenz nach Mainz.<br />

Außerdem berichtete Jäger, wie<br />

die Beratungen mit Telefon und<br />

E-Mails in der Pandemie sichergestellt<br />

wurden: „Am Anfang hatte<br />

ich Angst, dass wir durch Corona<br />

Mitglieder verlieren werden, aber<br />

ich habe mich getäuscht.“ Mittlerweile<br />

hat der Sozialverband <strong>VdK</strong><br />

Rheinland-Pfalz über <strong>21</strong>0 000 Mitglieder<br />

– Tendenz steigend.<br />

Digitalisierungsschub<br />

Auch intern hat sich viel geändert:<br />

in den letzten zwei Jahren<br />

wurde digital aufgerüstet. „Die<br />

Situation in Ahrweiler hat uns<br />

gezeigt, wie wichtig es ist, dass<br />

Akten elektronisch geführt werden.<br />

So konnten laufende Verfahren<br />

auf andere Kreisverbände<br />

verteilt werden“, erzählt Jäger.<br />

Doch der größte Digitalisierungsschub<br />

ging durchs Ehrenamt:<br />

„Wir haben Online-Schulungen<br />

angeboten und mit ZOOM oder<br />

Microsoft Teams viele Sitzungen<br />

abgehalten“, berichtete Jäger. Seit<br />

ein paar Wochen hat der Sozialverband<br />

<strong>VdK</strong> Rheinland-Pfalz sogar<br />

ein eigenes Kommunikationsmedium:<br />

das neue Intranet „<strong>VdK</strong>-intern“.<br />

„Damit wollen wir direkt an<br />

die Basis kommen und die Verbindung<br />

zwischen den Verbandsstufen,<br />

aber auch den Ehrenamtlichen<br />

vor Ort ausbauen. Das ist mein<br />

Ziel für die kommenden Jahre!“<br />

Trotz der zwei Krisensituationen<br />

in den vergangenen zwei Jahren,<br />

geht der Blick jetzt nach vorne: die<br />

Delegierten diskutierten über zukünftige<br />

Projekte, Kosten, Beratung<br />

sowie die Stärkung von<br />

Haupt- und Ehrenamt. Manche<br />

Anträge wurden kontrovers diskutiert,<br />

wie zum Beispiel der Stellenplan,<br />

Befugnisse des Kreisverbandsvorstands<br />

oder das Beratungsangebot.<br />

Zwei wegweisende Beschlüsse<br />

wurden auf den Weg gebracht: eine<br />

betriebliche Altersversorgung für<br />

die Mitarbeitenden und die Stelle<br />

einer Ehrenamtskoordination.<br />

Beides sind wichtige Stellschrauben<br />

für Jäger: „Wir möchten Hauptund<br />

Ehrenamt stärken, um den<br />

<strong>VdK</strong> fit für die Zukunft zu machen!“<br />

Martha Lubosz<br />

Foto: Finkenzeller<br />

14 RHPfalz<br />

Allgemein


Rheinland-Pfalz<br />

<strong>Zeitung</strong> <strong>Dezember</strong> 20<strong>21</strong>/<strong>Januar</strong> 20<strong>22</strong><br />

I<br />

Pinsel-Post zu Weihnachten<br />

Pflegebedürftigten eine Freude bereiten<br />

„Am liebsten in die Karibik fliegen“<br />

<strong>VdK</strong>-Mitglied Benni Over blickt auf sein zweites Corona-Jahr zurück<br />

Wie geht es eigentlich <strong>VdK</strong>-Mitglied<br />

Benni Over (31)? Die Corona-<br />

Pandemie hatte den unheilbar an<br />

schleichendem Muskelschwund<br />

erkrankten Umweltaktivisten in die<br />

Isolation verbannt. Dann, Anfang<br />

20<strong>21</strong>, konnte er sich endlich impfen<br />

lassen und auf mehr Normalität<br />

hoffen.<br />

Basteln Sie für Pflegebedürftige Weihnachtskarten ...<br />

Basteln, malen oder schreiben: mit<br />

Selbstgemachtem kann man Pflegebedürftigen<br />

eine Freude bereiten.<br />

Bei der <strong>VdK</strong>-Aktion „Pinsel-<br />

Post“ kann jeder mitmachen – mit<br />

der Nachbarin, mit der Familie<br />

oder mit dem ganzen <strong>VdK</strong>-Ortsverband.<br />

Grußkarten, Deko-Elemente,<br />

Fotos, Gedichte oder Gedanken:<br />

Bei dieser Aktion sind der Kreativität<br />

keine Grenzen gesetzt! Packen<br />

Sie Ihre Pinsel-Post danach in einen<br />

Umschlag oder einen Karton,<br />

wählen eine Pflegeeinrichtung aus<br />

unserer Liste aus und schreiben<br />

„<strong>VdK</strong>-Aktion: Pinsel-Post“ über das<br />

Adressfeld.<br />

Sie können Ihre Post verschicken<br />

oder in den Briefkasten der Einrichtung<br />

werfen – anonym oder mit<br />

Ihren Absenderdaten auf dem Umschlag.<br />

Wer die Kunstwerke erhält,<br />

entscheiden die Pflegerinnen und<br />

Pfleger in den Einrichtungen. Als<br />

<strong>VdK</strong>-Ortsverband können Sie auch<br />

eine persönliche Übergabe mit dem<br />

Pflegeheim vereinbaren.<br />

Wer möchte, kann uns ein Foto<br />

von seiner „Pinsel-Post“ per E-Mail<br />

schicken. Das Foto wird dann auf<br />

unserer Internetseite oder auf unseren<br />

sozialen Medien unter #pin<br />

selpost erscheinen. Mit der Aktion<br />

möchte der Sozialverband <strong>VdK</strong><br />

Rheinland-Pfalz den Menschen in<br />

den Pflegeheimen zeigen, dass sie<br />

nicht allein sind – getreu dem<br />

<strong>VdK</strong>-Motto „Wir sind an Ihrer Seite!“<br />

Martha Lubosz<br />

www.vdk.de/permalink/78977<br />

martha.lubosz@rlp.vdk.de<br />

... oder bunte Fensterbilder ...<br />

Fotos: privat<br />

... oder Engel, die man Bettlägerigen<br />

übers Bett hängen kann ...<br />

... oder schreiben Sie Briefe.<br />

Benni Over aus Niederbreitbach<br />

macht sich Sorgen. Allerdings<br />

nicht um seine eigene Gesundheit,<br />

sondern um die der Mitarbeitenden<br />

seines Projekts zur Rettung<br />

der Orang-Utans und des Regenwalds<br />

in Indonesien. „Wegen Corona<br />

gibt es viel weniger Spenden<br />

für Umwelt-Projekte. Deshalb<br />

können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

nicht bezahlt werden, und<br />

leider sind auch einige an Corona<br />

gestorben. Sie hatten einen nicht<br />

wirksamen Impfstoff bekommen“,<br />

erzählt Benni. Man merkt, dass<br />

ihn das sehr mitnimmt.<br />

Er selbst und seine Familie konnten<br />

sich bereits Anfang 20<strong>21</strong> gegen<br />

Corona impfen lassen. Eine große<br />

Erleichterung für alle. Da Benni<br />

beatmet werden muss, wäre eine<br />

Corona-Infektion eine tödliche<br />

Gefahr. Trotzdem dauerte es, bis<br />

aber auch seine Therapeuten wieder<br />

zu ihm nach Hause konnten.<br />

Denn sie durften erst viel später<br />

geimpft werden. Eine zusätzliche<br />

Belastung war, dass Benni unter<br />

starken Zahnschmerzen litt und<br />

zweimal operiert werden musste.<br />

Doch im Sommer, als die Corona-Zahlen<br />

niedrig waren, kam<br />

auch wieder ein bisschen Normalität<br />

zurück in Bennis Leben. „Ich<br />

habe an einer Schule in Koblenz<br />

Vorträge zu meinen Projekten gehalten“,<br />

berichtet Benni. „Aus dem<br />

Schulprojekt wurde dann sogar<br />

eine ganze Projektwoche“, ergänzt<br />

Bennis Vater Klaus Over.<br />

Mit Frank Elstner gedreht<br />

Ein weiteres Highlight in Bennis<br />

zweitem Corona-Jahr war der Besuch<br />

seines Freundes Willie Smits.<br />

Der bekannte Tierschützer ist auch<br />

Begründer der weltweit größten<br />

Organisation zum Schutz bedrohter<br />

Orang-Utans in Indonesien.<br />

Gemeinsam standen beide mit<br />

Fernsehmoderator Frank Elstner<br />

Endlich mal wieder raus: <strong>VdK</strong>-Mitglied Benni Over (vorne) und sein Freund<br />

und Mitstreiter, Tierschützer Willie Smits (rechts hinten), bei den Dreharbeiten<br />

mit Fernsehmoderator Frank Elstner (rechts).<br />

Foto: privat<br />

vor der Kamera, um über ihre Tierund<br />

Umweltschutzprojekte zu berichten.<br />

Drehort war der Karlsruher<br />

Zoo.<br />

Auch fürs Jahr 20<strong>22</strong> hat Benni<br />

schon Pläne. Gemeinsam mit dem<br />

Wiedtal-Gymnasium arbeitet er<br />

gerade an einem Konzept, wie die<br />

Zehntklässlerinnen und -klässler<br />

ihr Wissen über Tier- und Umweltschutz<br />

an Grundschulen weitergeben<br />

können. Außerdem will er mit<br />

der Schule einen „Regenwald<br />

Award für Rheinland-Pfalz“ ins<br />

Leben rufen und hat hierfür auch<br />

schon das zuständige Ministerium<br />

angeschrieben.<br />

Doch das ist noch Zukunftsmusik.<br />

Im Moment verkriechen sich<br />

Benni und seine Eltern wegen der<br />

Kälte und den steigenden Corona-Infektionszahlen<br />

erst einmal zu<br />

Hause. „Wir lassen kaum jemand<br />

ins Haus. Selbst, wer geimpft ist,<br />

muss sich testen lassen. Das Risiko<br />

ist für Benni trotz Impfung einfach<br />

zu groß“, sagt Bennis Mutter, die<br />

gerade aus eigener Tasche für 60<br />

Euro Selbsttests gekauft hat und<br />

sich wünscht, die Krankenkasse<br />

würde die Kosten übernehmen.<br />

Wunsch für 20<strong>22</strong><br />

Und was ist Bennis größter<br />

Wunsch zu Weihnachten? „Ich<br />

würde am liebsten sofort in die<br />

Karibik fliegen“, antwortet Benni<br />

wie aus der Pistole geschossen.<br />

„Hauptsache irgendwohin, wo’s<br />

warm ist.“ Da die Pandemie-Lage<br />

Reisen weiterhin kaum möglich<br />

macht, bleibt Benni in diesem Jahr<br />

aber wohl nichts anderes übrig, als<br />

mit seiner Heizdecke zufrieden zu<br />

sein. Katie Scholl-Göttlinger<br />

AKTIVITÄTEN DER KREIS- UND ORTSVERBÄNDE<br />

Wallhalben-Oberhausen<br />

Kastellaun<br />

Kaiserslautern<br />

Unter strenger Beachtung der Hygiene- und 2G-Regeln fand der Ortsverbandstag<br />

des Ortsverbands Wallhalben-Oberhausen im Kreisverband<br />

Zweibrücken statt. Dabei wurde auch der Vorstand gewählt. Auf dem<br />

Foto sieht man von links: Kassenverwalterin Christel Rubly, Beisitzer<br />

Wolfgang Neu, Frauenvertreterin Barbara Gräber, Vorsitzender Klaus<br />

Schmitt, Stellvertreterin Erni Schmitt sowie die Beisitzerin Angelika<br />

Schmidt. Nicht im Bild ist die Beisitzerin Ingeborg Danner.<br />

Beim Waffelessen der Frauen im<br />

Ortsverband Kastellaun, Kreisverband<br />

Simmern, begrüßte der<br />

Vorsitzende Horst Peuter (rechts)<br />

das 1700ste Mitglied: Beate<br />

Schmidt (links) aus Dommershausen-Dorweiler<br />

erhielt eine Urkunde<br />

und Willkommenspräsent.<br />

Der Kreisverband Kaiserslautern hat seinen Kreiskassenverwalter Helmut<br />

Weber (rechts) verabschiedet. Für seine Verdienste erhielt Weber das<br />

Ehrenzeichen des <strong>VdK</strong>. Zusätzlich wurde der treue <strong>VdK</strong>ler für 20-jährige<br />

Mitgliedschaft geehrt. Die Ehrungen nahm der neue Kreisverbandsvorsitzende<br />

Bernd Hofmann (links) in Anwesenheit seiner Stellvertreterin<br />

und Landesfrauenvertreterin Elke Wagner-Gundacker vor.<br />

15 RHPfalz<br />

Allgemein


II <strong>Zeitung</strong> <strong>Dezember</strong> 20<strong>21</strong>/<strong>Januar</strong> 20<strong>22</strong><br />

Rheinland-Pfalz<br />

AKTIVITÄTEN DER KREIS- UND ORTSVERBÄNDE<br />

Kottenheim-Thür-Ettringen<br />

Lotse im Paragrafendschungel<br />

Neuwahlen und Umzug im Kreisverband Pirmasens<br />

Der Ortsverband Kottenheim-Thür-Ettringen, Kreisverband Mayen, führte nach einem Jahr Pause wieder eine<br />

Mehrtagefahrt durch. 27 <strong>VdK</strong>-Mitglieder machten sich auf den Weg in die sächsische Landeshauptstadt Dresden.<br />

Aus aktuellem Anlass erfüllten alle Teilnehmenden die 2G-Kriterien.<br />

Waldbreitbach-Niederbreitbach<br />

Im Rahmen des Ortsverbandstags fand im Ortsverband Waldbreitbach-Niederbreitbach, Kreisverband Neuwied,<br />

die Ehrung langjähriger Mitglieder statt. Der Vorsitzende Hans-Dieter Siegel (links) und sein Stellvertreter<br />

Heinz-Dieter Höcker (Zweiter von links) bedankten sich bei den anwesenden Jubilaren und überreichten<br />

Urkunde und Treuenadel des <strong>VdK</strong>. Die nicht anwesenden Jubilare erhalten Urkunde und Nadel nachgereicht.<br />

Das neue Vorstandsteam des Kreisverbands Pirmasens präsentiert sich<br />

gemeinsam mit dem Landesverbandsvorsitzenden Willi Jäger (rechts).<br />

Der Kreisverband Pirmasens traf<br />

sich zum Kreisverbandstag in Ludwigswinkel.<br />

Dabei fanden sich 61<br />

Delegierte aus 34 Ortsverbänden<br />

ein, um die Berichte des Vorstands<br />

und der Geschäftsführung entgegenzunehmen.<br />

Anschließend wurde<br />

unter Einhaltung der Hygienevorschriften<br />

der Vorstand neu<br />

gewählt.<br />

Wolfram Stüger, der seit 2008 an<br />

der Spitze des Kreisverbands Pirmasens<br />

steht, begrüßte neben den<br />

Delegierten auch den Landesverbandsvorsitzenden<br />

Willi Jäger. Jäger<br />

lobte die serviceorientierte<br />

Arbeit im Kreisverband.<br />

Der Kreisverband wolle mit seinen<br />

über 8000 Mitgliedern auf<br />

Augenhöhe sprechen und durch<br />

den Paragrafendschungel lotsen,<br />

betonte Stüger. Mit dem Umzug<br />

der Geschäftsstelle von der Zweibrücker<br />

Straße in die Hauptstraße<br />

38 in Pirmasens werde sich im<br />

nächsten Jahr der Service weiter<br />

verbessern, kündigte der Kreisverbandsvorsitzende<br />

an.<br />

Bei der Vorstandswahl wurde er<br />

als Vorsitzender wiedergewählt;<br />

seine Stellvertreter sind Norbert<br />

Zwick und Uwe Wenzel. Die<br />

Schriftführung übernimmt<br />

Waltraud Kraft, die Kassenverwaltung<br />

verantwortet Edwin König.<br />

Kaiserslautern<br />

Simmern<br />

Winzenheim<br />

Der Kreisverband Kaiserslautern hat seinen Kreisverbandsvorsitzenden<br />

Karl-Heinz Schraß (rechts) verabschiedet. Für seine Verdienste erhielt er<br />

das Ehrenzeichen. Die Ehrung nahm der neue Kreisverbandsvorsitzende<br />

Bernd Hofmann (links) zusammen mit dem ebenfalls verabschiedeten<br />

Kreiskassenverwalter Helmut Weber (Mitte) vor.<br />

Wallhalben-Oberhausen<br />

Der Ortsverbandsvorsitzende<br />

Otto-U. Härter (links) begrüßte<br />

das 1500. <strong>VdK</strong>-Mitglied im Ortsverband<br />

Simmern. In seiner<br />

Wirkungsstätte wurde der Reha-<br />

Trainer Johannes Ludwig (rechts)<br />

aus Kümbdchen als 1500. Mitglied<br />

sehr herzlich aufgenommen<br />

und beschenkt.<br />

Merscheid<br />

Der Ortsverband Winzenheim, Kreisverband Bad Kreuznach, ehrte<br />

anlässlich seiner Mitgliederversammlung treue Mitglieder. Auf dem<br />

Foto sieht man von links: Friedhelm Theisen (zehn), Magda Mölig (zehn),<br />

Waltraud Dagenbach (zehn), Vorsitzende Marita Ingenbrand und Werner<br />

Stern (40).<br />

Gemünden/Winnen/Wilmenrod<br />

Unter strikter Beachtung der 2G-Regel ehrte der Ortsverband Wallhalben-Oberhausen,<br />

Kreisverband Zweibrücken, langjährige Mitglieder.<br />

Auf dem Foto sieht man von link (Jahreszahlen in Klammern): Horst<br />

Peifer (20), Reiner Schwab (20), Ortsverbandsvorsitzender Klaus Schmitt,<br />

Barbara Gräber (20) und Willi Lehmann (20).<br />

Klaus Rummel, Kassenverwalter<br />

im Ortsverband Merscheid,<br />

Kreisverband Bernkastel-Zell,<br />

wurde für seine langjährige Vorstandsarbeit<br />

mit der Landesverdienstnadel<br />

in Gold ausgezeichnet.<br />

Der Ortsverband gratuliert.<br />

Nach einer langen, entbehrungsreichen Zeit unternahm der Westerwälder<br />

Ortsverband Gemünden/Winnen/Wilmenrod mit seinen Mitgliedern<br />

eine Rundfahrt. Angesteuert wurde die Westerwälder Seenplatte, vorbei<br />

an Marienstatt, wo es dann durch die Kroppacher Schweiz ging. Nach<br />

einer Kaffeepause in Müschenbach erkundete die Gruppe den Stöffelpark<br />

gemeinsam mit einem Reiseleiter, der alle auf eine interessante Zeitreise<br />

zu prähistorischen Funden und Fossilien mitnahm.<br />

16 RHPfalz<br />

Allgemein


Rheinland-Pfalz <strong>Zeitung</strong> <strong>Dezember</strong> 20<strong>21</strong>/<strong>Januar</strong> 20<strong>22</strong> 15<br />

Pirmasens-Süd<br />

AKTIVITÄTEN DER KREIS- UND ORTSVERBÄNDE<br />

Hamm (Sieg)<br />

<strong>VdK</strong> berichtet Sozialminister<br />

Armutsgefährdete Menschen Verlierer der Pandemie<br />

Im Ortsverband Pirmasens-Süd<br />

stand eine nicht alltägliche Ehrung<br />

an: Der 94-jährige Gregor<br />

Wiedemann (Mitte) wurde für<br />

70 Jahre Mitgliedschaft im <strong>VdK</strong><br />

geehrt. Der Vorsitzende Dieter<br />

Ranscht (rechts) und sein Stellvertreter<br />

Franz Pröckl (links)<br />

dankten dem Jubilar für seine<br />

langjährige Treue und überreichten<br />

ihm eine Urkunde nebst Goldener<br />

Ehrennadel. Gregor Wiedemann<br />

ist das zweitälteste<br />

Mitglied des Ortsverbands. 1949<br />

schloss sich der Pirmasenser<br />

dem <strong>VdK</strong> an, der ihn seither mit<br />

Rat und Tat unterstützte.<br />

UMZÜGE<br />

Die Rechtschutzstelle Trier<br />

befindet sich ab dem kommenden<br />

Jahr in der Herzogenbuscher<br />

Straße 52 in 54292 Trier.<br />

Die Kreisgeschäftsstelle Pirmasens<br />

zieht zum Jahreswechsel<br />

um in die Hauptstraße 38 in<br />

66953 Pirmasens.<br />

FASTNACHT<br />

Leider entfällt die Sondersitzung<br />

der MCC-Fastnacht in Mainz<br />

aufgrund der ungewissen Pandemielage<br />

und Künstlerabsagen.<br />

WEIHNACHTSZEIT<br />

Bitte beachten Sie unsere Schließungszeiten<br />

zwischen den Jahren:<br />

Ahrweiler 24.12.<strong>21</strong> bis 7.1.<strong>22</strong>,<br />

Altenkirchen 24.12.<strong>21</strong> bis 2.1.<strong>22</strong>,<br />

Alzey 24.12.<strong>21</strong> bis 2.1.<strong>22</strong>, Bad<br />

Kreuznach <strong>22</strong>.12.<strong>21</strong> bis 7.1.<strong>22</strong>,<br />

Bernkastel-Zell 23.12.<strong>21</strong> bis<br />

3.1.<strong>22</strong>, Birkenfeld 20.12.<strong>21</strong> bis<br />

4.1.<strong>22</strong>, Bitburg-Prüm <strong>22</strong>.12.<strong>21</strong> bis<br />

3.1.<strong>22</strong>, Cochem-Zell 24.12.<strong>21</strong> bis<br />

31.12.<strong>21</strong>, Donnersberg <strong>22</strong>.12.<strong>21</strong><br />

bis 4.1.<strong>22</strong>, Kaiserslautern <strong>22</strong>.12.<strong>21</strong><br />

bis 5.1.<strong>22</strong>, Koblenz 23.12.<strong>21</strong> bis<br />

7.1.<strong>22</strong>, Kusel <strong>22</strong>.12.<strong>21</strong> bis 2.1.<strong>22</strong>,<br />

Landau <strong>22</strong>.12.<strong>21</strong> bis 5.1.<strong>22</strong>, Ludwigshafen<br />

<strong>22</strong>.12.<strong>21</strong> bis 2.1.<strong>22</strong>,<br />

Mainz-Bingen <strong>22</strong>.12.<strong>21</strong> bis 4.1.<strong>22</strong>,<br />

Mayen 24.12.<strong>21</strong> bis 2.1.<strong>22</strong>, Neustadt-Bad<br />

Dürkheim <strong>22</strong>.12.<strong>21</strong> bis<br />

4.1.<strong>22</strong>, Neuwied 27.12.<strong>21</strong> bis<br />

2.1.<strong>22</strong>, Pirmasens 20.12.<strong>21</strong> bis<br />

7.1.<strong>22</strong>, Rhein-Lahn 27.12.<strong>21</strong> bis<br />

2.1.<strong>22</strong>, Simmern 23.12.<strong>21</strong> bis<br />

9.1.<strong>22</strong>, Stankt Goar 24.12.<strong>21</strong> bis<br />

7.1.<strong>22</strong>, Trier-Saarburg <strong>22</strong>.12.<strong>21</strong> bis<br />

3.1.<strong>22</strong>, Westerwald <strong>22</strong>.12.<strong>21</strong> bis<br />

3.1.<strong>22</strong>, Wittlich-Daun <strong>22</strong>.12.<strong>21</strong> bis<br />

3.1.<strong>22</strong>, Worms 24.12.<strong>21</strong> bis 2.1.<strong>22</strong>,<br />

Zweibrücken 23.12.<strong>21</strong> bis 2.1.<strong>22</strong>.<br />

Die Landesgeschäftsstelle und<br />

Landesrechtsschutzstelle sowie<br />

die Rechtschutzstelle Mainz sind<br />

vom 24.12.<strong>21</strong> bis 3.1.<strong>22</strong> geschlossen.<br />

Die Rechtschutzstelle Koblenz<br />

ist vom 23.12.<strong>21</strong> bis 3.1.<strong>22</strong><br />

geschlossen, die Rechtschutzstelle<br />

Speyer vom 27.12.<strong>21</strong> bis<br />

2.1.<strong>22</strong> und die Rechtschutzstelle<br />

Trier vom 24.12.<strong>21</strong> bis 2.1.<strong>22</strong>.<br />

Der Ortsverband Hamm (Sieg), Kreisverband Altenkirchen, fuhr mit<br />

seinen Mitgliedern zur Mehrtagefahrt nach Celle, in die Lüneburger<br />

Heide und nach Hannover. In Celle erfolgte ein Stadtrundgang durch<br />

die Fachwerkstadt mit einer fachkundigen Führung. Am nächsten Tag<br />

wandelte die Gruppe auf Spuren der Telenovela „Rote Rosen“ durch<br />

Lüneburg, bevor es zur Kutschfahrt nach Döhle ging (siehe Foto). Am<br />

folgenden Tag standen eine Stadtrundfahrt und Führung durch Hannover<br />

auf dem Programm, bevor die Gruppe zufrieden die Heimreise antrat.<br />

Meudt<br />

Zur Mitgliederversammlung im Ortsverband Meudt, Kreisverband Westerwald,<br />

begrüßte der Vorsitzende Uli Holzbach (links) über einhundert<br />

Teilnehmende unter Beachtung der Hygieneregeln. Nach den Berichten<br />

von Schriftführer und Kassenverwalterin wurde der Entlastung der<br />

Kassenverwalterin und des gesamten Vorstands stattgegeben. Zur neuen<br />

Frauenbeauftragten wurde Rita Kloft einstimmig gewählt. Für 20<br />

<strong>VdK</strong>-Jahre erhielten Ursula Heinz (rechts), Karl-Ernst Frenz (Zweiter von<br />

links), Anita Hilfenhaus, Reiner Heinrich, Hubert Arnst (Zweiter von<br />

rechts) und Franz-Josef Dupp, sowie für 30-jährige Mitgliedschaft Heinz<br />

Sturm, Günter Becher und Hans-Josef Zerfas (Mitte) eine Auszeichnung.<br />

<strong>VdK</strong>-Kreisgeschäftsführerin Caroline Ascher und Sozialminister Alexander<br />

Schweitzer.<br />

Es gab viel zu erzählen: Caroline<br />

Ascher, <strong>VdK</strong>-Kreisverbandsgeschäftsführerin<br />

in Rhein-Lahn, hat<br />

an einem Fachgespräch im Sozialministerium<br />

teilgenommen und<br />

damit alle 27 <strong>VdK</strong>-Kreisgeschäftsstellen<br />

vertreten. Sie berichtete<br />

Sozialminister Alexander Schweitzer,<br />

wie sich die Arbeit in den Kreisgeschäftsstellen<br />

während der<br />

Pandemie verändert hat, welche<br />

Auswirkungen die Pandemie auf<br />

armutsgefährdete Menschen hat<br />

und was die Politik aus Sicht des<br />

<strong>VdK</strong> ändern muss.<br />

„Viele kamen zu uns in die Beratung,<br />

um sich vor Armut zu schützen“,<br />

sagte Caroline Ascher. „Die<br />

Gründe waren Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit<br />

oder Krankheit. Wir haben<br />

vermehrt Anträge auf ergänzende<br />

Leistungen sowie Erwerbsminderungsrente<br />

oder vorzeitige<br />

Rente bearbeitet, insbesondere<br />

auch wegen psychischer Beschwerden<br />

und Erkrankungen.“ Doppelbelastungen<br />

durch Beruf und die<br />

Betreuung der Kinder oder Pflegebedürftigen,<br />

finanzielle Engpässe,<br />

Vereinsamung, Zukunftsängste<br />

oder Überforderung im Beruf hätten<br />

die Psyche stark belastet.<br />

Foto: MASTD<br />

Viele Stunden tauschten sich<br />

Vertreterinnen und Vertreter aus<br />

Beratung, Verbänden der Wohlfahrtspflege,<br />

Hilfsorganisationen,<br />

Sozialarbeit und Wohnungslosenhilfe<br />

darüber aus, welche Folgen die<br />

Corona-Pandemie im Bereich der<br />

sozialen Sicherung und Armutsbekämpfung<br />

hat. Sozialminister<br />

Schweitzer betonte, dass armutsgefährdete<br />

Menschen nicht zu den<br />

Verliererinnen und Verlierern der<br />

Pandemie gehören dürfen.<br />

Caroline Ascher berichtete von<br />

verschiedenen Problemen in der<br />

Beratung. Behörden waren oft<br />

nicht erreichbar, wodurch Leistungen<br />

zur sozialen Sicherung nicht<br />

oder verspätet gewährt wurden.<br />

Täglich neue Bestimmungen, wie<br />

zum Beispiel zur Kostenübernahme<br />

von Corona-Tests vor einer ambulanten<br />

Behandlung oder Reha,<br />

mussten bei der Beratung berücksichtigt<br />

werden. Zudem führten die<br />

telefonischen Begutachtungen von<br />

Pflegebedürftigkeit des Medizinischen<br />

Dienstes (MD) zu Widersprüchen<br />

und Beschwerden.<br />

Schweitzer kündigte an, die Erkenntnisse<br />

in seine künftige Strategie<br />

zur Armutsbekämpfung aufzunehmen.<br />

Martha Lubosz<br />

17 RHPfalz<br />

Allgemein


16 <strong>Zeitung</strong> <strong>Dezember</strong> 20<strong>21</strong>/<strong>Januar</strong> 20<strong>22</strong><br />

Rheinland-Pfalz<br />

AKTIVITÄTEN DER KREIS- UND ORTSVERBÄNDE<br />

Kastellaun<br />

Kinheim<br />

Der Ortsverband Kastellaun, Kreisverband Simmern, unternahm unter Beachtung der geltenden Hygieneregeln<br />

eine Reise nach Tirol. Die Teilnehmenden besichtigten faszinierende Berglandschaften, idyllischen Seen und<br />

die sprichwörtliche Tiroler Gastfreundlichkeit. Ein Hotel in den Kitzbüheler Alpen wurde zum Ausgangspunkt<br />

weiterer Ausflüge mit einem Reiseleiter. Das Foto zeigt die Gruppe am Achensee vor dem Karwendelgebirge.<br />

Im Ortsverband Kinheim, Kreisverband Wittlich-Daun, wurde der<br />

Vorstand neu gewählt. Auf dem Bild sieht man von links Beisitzerin<br />

Heike Surma, Frauenvertreterin Elke Stoffel, Schriftführerin Monika<br />

Sartoris, Kreisverbandsvorsitzende Marita Horn, Kassenverwalter<br />

Joachim Bechtel, Vorsitzende Gerhild Rieth und Beisitzer Alex Rieth.<br />

Simmern<br />

Biersdorf<br />

Die erste Aktivität des Ortsverbands Simmern nach der langen coronabedingten Auszeit führte etwa 55 Mitglieder<br />

und Gäste zu einer Wanderung rund um den Simmersee. Jeder konnte die Wanderstrecke seinem<br />

persönlichen Leistungsniveau anpassen. Die <strong>VdK</strong>lerinnen und <strong>VdK</strong>ler genossen die schöne Landschaft und<br />

waren erstaunt, dass Simmern so tolle Wanderwege hat. Nach der Wanderung sammelten sich die Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer in der Domänen-Scheune, wo ein herzhafter Imbiss und kühle Getränke auf sie<br />

warteten. Es war ein gelungener Nachmittag mit vielen interessanten Gesprächen.<br />

Im Rahmen einer Benefizveranstaltung spendeten die Mitglieder des<br />

Ortsverbands Biersdorf, Kreisverband Bitburg-Prümm, Geld für die<br />

Flutopfer der Dörfer Biersdorf, Hamm und Echtershausen. Auf dem Bild<br />

sieht man den Vorsitzenden Bruno Schomer (rechts) bei der Spendenübergabe<br />

mit (von links) Revisor Klaus Thiel, Kassenverwalter Werner<br />

Vogt und Beisitzer Peter Kreuz.<br />

Mainz-Hechtsheim<br />

Kirchberg<br />

Endlich! Nach der langen Corona-Pause unternahm der Ortsverband Mainz-Hechtsheim mit seinen Mitgliedern<br />

wieder eine Fahrt, diesmal durch den Odenwald nach Armorbach. Bei herrlichem Wetter besichtigte die<br />

Gruppe unter anderem die Abteikirche und lauschte den Klängen der berühmten Orgel.<br />

Bei einer Feierstunde des Ortsverbands Kirchberg ehrte Vorsitzender<br />

Alfred Junker (rechts) langjährige Mitglieder. Auf dem Bild sieht man von<br />

links (Jahreszahl in Klammern): Walter Werber (20), Wolfgang Wickert<br />

(10), Elke Wickert (10), Ingeborg Junker (10) und Werner Rhein (10).<br />

Gerolstein<br />

Donnersberg<br />

Der Ortverband Gerolstein, Kreisverband Wittlich-Daun, führte seinen Ortsverbandstag durch. Dabei erhielten<br />

17 langjährige Mitglieder für zehn-, 20- und 30-jährige Verbandstreue eine Auszeichnung. Außerdem<br />

wurde der Vorstand gewählt. Die Versammlung wählte Ullrich Aschemann (Dritter von rechts) übereinstimmend<br />

zum neuen Vorsitzenden. Auf dem Foto sieht man den stellvertretenden Vorsitzenden Erwin Schmitz,<br />

die Beisitzer Wilfried Bell, Manfred Meeth, Olga Nußbaum und Dietmar Deges, die Kassenverwalterin Margret<br />

Matheis, den Vorsitzenden Ullrich Aschemann, die Frauenvertreterin Anna Aschemann sowie den stellvertretenden<br />

Kreisverbandsvorsitzender Klaus Nummer. Nicht im Bild ist Schriftführerin Roswitha Holzapfel.<br />

Der Ortsverband Steinbach, Kreiverband Donnersberg, hat seinen<br />

Vorstand neu gewählt. Vorsitzende bleibt Inge Krämer (links). Ihr<br />

Stellvertreter wurde Ralf Hack, Kassenverwalterin ist Bianca Krämer<br />

(nicht im Bild). Schriftführer ist Günter Bräun (Dritter von links), die<br />

Belange der Frauen vertritt Inge Dinges (nicht im Bild). Als Beisitzer<br />

wurden Klaus Wolf (rechts) und Volker Rothley (Dritter von rechts)<br />

gewählt. Erwin Windecker (Zweiter von links) und Karl-Heinz Egelhofer<br />

(Zweiter von rechts) sind die neuen Revisoren.<br />

18 RHPfalz<br />

Allgemein


Rheinland-Pfalz <strong>Zeitung</strong> <strong>Dezember</strong> 20<strong>21</strong>/<strong>Januar</strong> 20<strong>22</strong> 17


18 <strong>Zeitung</strong> <strong>Dezember</strong> 20<strong>21</strong>/<strong>Januar</strong> 20<strong>22</strong><br />

Reise und Erholung<br />

18 RHPfalz<br />

Allgemein


Reise und Erholung <strong>Zeitung</strong> <strong>Dezember</strong> 20<strong>21</strong>/<strong>Januar</strong> 20<strong>22</strong> 19<br />

19 RHPfalz<br />

Allgemein


20 <strong>Zeitung</strong> <strong>Dezember</strong> 20<strong>21</strong>/<strong>Januar</strong> 20<strong>22</strong> Freizeit<br />

20 RHPfalz<br />

Allgemein


Verbraucher<br />

<strong>Zeitung</strong> <strong>Dezember</strong> 20<strong>21</strong>/<strong>Januar</strong> 20<strong>22</strong><br />

<strong>21</strong><br />

Leben als Bedarfsgemeinschaft<br />

Eine Berliner Familie erhält vom Jobcenter rund 1650 Euro plus Miete – Für Geschenke und Christbaum bleibt kein Geld<br />

Familie Kurpanek ist das, was man<br />

im Amtsdeutsch eine Bedarfsgemeinschaft<br />

nennt. Sie bekommt<br />

Geld vom Jobcenter, weil der Verdienst<br />

nicht reicht. Die aktuellen<br />

Preissteigerungen treffen sie besonders<br />

hart.<br />

Kylo Ben Kurpanek wohnt mit seinen drei Söhnen in Berlin-Hellersdorf.<br />

Wer Familie Kurpanek besucht,<br />

steht gleich im Wohnzimmer. Die<br />

68 Quadratmeter große Wohnung<br />

hat keinen Flur. Vier kleine Zimmer,<br />

Küche, Bad für vier Menschen.<br />

Vater Kylo Ben Kurpanek<br />

lebt hier zusammen mit seinen drei<br />

Söhnen, 16, 17 und 24 Jahre.<br />

Im Wohnzimmer stehen ein alter<br />

Fernseher und ein durchgesessenes<br />

Sofa, auf dem Tisch ein Schälchen<br />

mit Chips. Dass hier eine<br />

Familie wohnt, die von wenig Geld<br />

lebt, wird auf den ersten Blick klar.<br />

„Sparen ist für uns normal“, sagt<br />

Kylo Ben Kurpanek. Doch was<br />

heißt Sparen in Zeiten steigender<br />

Preise für Strom, Heizung und<br />

Lebensmittel? Auf was lässt sich<br />

da, wo wenig ist, noch verzichten?<br />

Kurpanek ist kein Mann, der<br />

gern klagt. Er hat einen 450-Euro-<br />

Job als Aufsichtsperson in einem<br />

Indoor-Spielplatz. Außerdem bekommt<br />

er seit März Arbeitslosengeld<br />

I. Früher hat er als Reinigungskraft<br />

gearbeitet. Das ging<br />

wegen einer Halswirbelverletzung<br />

nicht mehr. „Wir kommen gerade<br />

so über die Runden“, sagt er.<br />

Von den 450 Euro darf er nach<br />

Anrechnung durch das Jobcenter<br />

einen Freibetrag von 170 Euro behalten.<br />

Das Jobcenter zahlt monatlich<br />

rund 1650 Euro. Das sind die<br />

Hartz-IV-Regelbedarfe der vier<br />

Menschen plus ein Zuschuss für<br />

Alleinerziehende. Die Miete übernimmt<br />

das Amt. „Abzüglich von<br />

Fixkosten, wie zum Beispiel Strom,<br />

Internet und die Monatskarten für<br />

die Fahrten zur Schule und zur<br />

Ausbildungsstelle, bleiben uns etwa<br />

1000 Euro monatlich zum Leben“,<br />

rechnet Kurpanek vor.<br />

Seinem 17-jährigen Sohn, der<br />

eine Ausbildung zum Mechatroniker<br />

macht, bleiben von 505 Euro<br />

brutto am Ende nur 208 Euro netto<br />

übrig.<br />

Seit Oktober wohnt sein 24-jähriger<br />

Sohn wieder zu Hause. Er<br />

holt das Abitur nach und hat sich<br />

bei seinem Bruder einquartiert.<br />

„Das Geld ist wirklich knapp und<br />

Privatsphäre gibt es in dieser Wohnung<br />

nicht“, sagt er und holt sich<br />

aus der Küche eine Suppe, die sein<br />

Vater gekocht hat.<br />

Der Vater legt Wert darauf, frisch<br />

zu kochen – auch weil es oft billiger<br />

ist. „Kartoffeln, Möhren,<br />

Lauch, Sellerie und etwas Suppenfleisch<br />

für den Geschmack“, zählt<br />

er die Zutaten für das Abendessen<br />

auf. „Kotelett oder Hähnchen<br />

Foto: Jörg Ciszewski<br />

kommen höchstens zwei- oder<br />

dreimal im Monat auf den Tisch.“<br />

Früher hätten sie einmal im Monat<br />

für alle Pizza oder Burger bestellt.<br />

„Gestrichen. Zu teuer“, sagt Kurpanek<br />

und zuckt mit den Achseln.<br />

Vorräte schwinden<br />

Um mit dem Geld einigermaßen<br />

auszukommen, kauft er Lebensmittel<br />

im Sonderangebot ein. Eine<br />

gesunde Ernährung mit Gemüse<br />

und Obst ist ihm wichtig. Doch<br />

Paprika landen nicht mehr in seinem<br />

Einkaufskorb, nachdem diese<br />

zuletzt ein Euro teurer geworden<br />

sind, auch Tomaten nicht. Stattdessen<br />

liegen vom letzten Einkauf<br />

Staudensellerie, Brokkoli und<br />

Mandarinen im Küchenregal. Suppenfleisch<br />

habe er für neun Euro<br />

das Kilo bekommen. In der Küche<br />

köchelt im großen Topf die Suppe.<br />

„Wir richten unseren Speiseplan<br />

danach aus, was günstig ist.“<br />

Am Ende des Monats wird es oft<br />

eng mit dem Geld. „Dann geht es<br />

an die Vorräte, die in besseren<br />

Monaten wieder aufgefüllt werden.“<br />

Wegen der Preissteigerungen<br />

seien diese jedoch immer weiter<br />

geschrumpft. Hosen für die Söhne<br />

kauft die Familie oft im Second-<br />

Hand-Kaufhaus. „Manchmal gibt<br />

es dort Markenjeans für 20 Euro.<br />

Unterhosen nähe ich selber. Wenn<br />

man Glück hat, gibt es einen Meter<br />

Stoff aus China im Internet<br />

schon für zwei Euro.“ Was wäre,<br />

wenn die Waschmaschine morgen<br />

den Geist aufgibt? „Oh je. Daran<br />

will ich gar nicht denken. Da ginge<br />

wohl nur Ratenzahlung“, sagt Kurpanek.<br />

Mit Blick auf die Weihnachtsfeiertage<br />

hat er ein mulmiges Gefühl.<br />

„Ich kann den Kindern in diesem<br />

Jahr keine Geschenke machen.“<br />

Sie bekämen etwas von den Großeltern.<br />

Um zu Hause wenigstens<br />

ein wenig Festtagsstimmung aufkommen<br />

zu lassen, stellt er wieder<br />

den Christbaum aus Plastik auf.<br />

„Das machen wir schon seit einigen<br />

Jahren so, eine Nordmanntanne<br />

ist einfach nicht drin.“<br />

<br />

Jörg Ciszewski<br />

Weniger als die Ärmsten der Gesellschaft<br />

Als Berechnungsgrundlage für Hartz IV dienen die untersten Einkommen – und selbst davon wird noch einiges abgezogen<br />

Wer arbeitslos ist oder eine niedrige<br />

Rente bezieht, muss den Gürtel<br />

sehr eng schnallen. Denn<br />

Hartz IV und Grundsicherung reichen<br />

oft nicht zum Leben. Der<br />

Sozialverband <strong>VdK</strong> kritisiert schon<br />

seit Jahren, wie die Höhe der Sozialleistungen<br />

festgelegt wird.<br />

Als Berechnungsgrundlage für<br />

Bedarfsgemeinschaften dienen die<br />

<strong>Ausgabe</strong>n der Familien mit den<br />

unteren 20 Prozent der Einkommen,<br />

bei den Single-Haushalten<br />

sind es die unteren 15 Prozent.<br />

Darin liegt nach Ansicht des Sozialverbands<br />

<strong>VdK</strong> schon der erste<br />

Rechenfehler: Zu diesen Einkommensgruppen<br />

zählen nicht nur<br />

Menschen mit niedrigen Löhnen,<br />

sondern auch diejenigen, die mit<br />

ihrem Einkommen nicht über die<br />

Runden kommen.<br />

Dazu gehören Aufstocker, die<br />

zwar einen Job haben, aber<br />

Hartz IV beantragen müssen, weil<br />

das Geld sonst nicht zum Leben<br />

reicht. Ebenfalls in die Berechnung<br />

miteinbezogen werden Menschen,<br />

die ihren Anspruch auf<br />

Grundsicherung nicht wahrnehmen<br />

– sei es aus Scham, weil sie<br />

schlecht informiert sind, oder aus<br />

anderen Gründen. Auch Erwerbsminderungsrentner,<br />

deren Einkünfte<br />

oftmals nur wenige Hundert<br />

Euro betragen, fließen in die<br />

Kalkulation mit ein.<br />

Der <strong>VdK</strong> verweist auf den Zirkelschluss,<br />

der durch den Einbezug<br />

Die Grafik zeigt, wie sich der Hartz-IV-Regelbedarf für eine Alleinstehende<br />

oder einen Alleinstehenden zusammensetzt. Grafik: Sozialverband <strong>VdK</strong><br />

dieser Gruppen bei der Berechnung<br />

des Bedarfssatzes entsteht: Viele<br />

Betroffene bleiben selbst unter dem<br />

Existenzminimum. Wenn ihr Konsumverhalten<br />

zur Berechnung von<br />

Hartz IV herangezogen wird, dient<br />

das nicht der Erfassung des tatsächlichen<br />

Bedarfs, sondern nur der<br />

Verringerung der Regelsatzhöhe.<br />

Von diesen ermittelten <strong>Ausgabe</strong>n<br />

werden nun die Posten abgezogen,<br />

die für die Existenzsicherung als<br />

nicht notwendig bewertet werden.<br />

Unter welchen Maßstäben das geschieht,<br />

ist unklar. Gestrichen<br />

werden nicht nur die Beträge für<br />

Alkohol, Zigaretten, Glücksspiel<br />

und Urlaub, sondern beispielsweise<br />

auch für Textilreinigung, Katzenfutter<br />

oder eine Topfpflanze.<br />

Für einen Weihnachtsbaum ist<br />

ebenfalls kein Geld vorgesehen.<br />

Hinzu kommt, dass die Hartz-<br />

IV-Sätze der realen Preisentwicklung<br />

hinterherhinken. Für einen<br />

Erwachsenen wird der Regelsatz<br />

zum 1. <strong>Januar</strong> 20<strong>22</strong> um gerade mal<br />

drei Euro angehoben. Die derzeitige<br />

Inflation inklusive Kostenexplosion<br />

bei den Energiepreisen<br />

müssen die Betroffenen aus eigener<br />

Tasche ausgleichen.<br />

Strom ist im Regelsatz zwar enthalten,<br />

doch die dafür vorgesehene<br />

Summe ist fast immer zu niedrig.<br />

Der <strong>VdK</strong> fordert, dass der Betrag<br />

aus den regionalen Durchschnittswerten<br />

errechnet wird. Derzeit<br />

müssen Hartz-IV- und Grundsicherungsbezieher<br />

im Schnitt zehn<br />

Euro monatlich zuzahlen.<br />

Ähnlich sieht es mit den Mieten<br />

aus: Das Jobcenter beziehungsweise<br />

das Sozialamt bestimmen, ob<br />

die Höhe der Miete angemessen<br />

ist. Mit dem tatsächlichen Wohnungsmarkt<br />

hat das nur wenig zu<br />

tun. Etwa jede/jeder Fünfte muss<br />

den Rest der Miete aus dem knapp<br />

bemessenen Regelsatz begleichen.<br />

Bei den Telefonkosten werden<br />

zwar mittlerweile Mobiltelefone<br />

berücksichtigt, aber digitale Teilhabe<br />

– Computer und Internetzugang<br />

– sind bei Hartz IV und<br />

Grundsicherung nicht vorgesehen.<br />

Auch der Anteil für Mobilität ist zu<br />

niedrig bemessen und reicht in den<br />

meisten Städten nicht aus, um ein<br />

Sozial ticket zu bezahlen.<br />

Dramatisch wird das Kleinrechnen<br />

der Bedarfe bei Senioren,<br />

chronisch Kranken und Menschen<br />

mit Behinderung. Sie haben nicht<br />

nur mit großen Einschränkungen<br />

zu kämpfen, sondern auch einen<br />

höheren Bedarf, etwa für Medikamente,<br />

Zuzahlungen, Hilfsmittel<br />

oder Taxifahrten. Bei ihnen reicht<br />

der Regelsatz bei Weitem nicht aus,<br />

um den Alltag zu bewältigen und<br />

am Leben teilzuhaben.<br />

Kinder werden ausgegrenzt<br />

Auch für Kinder ist die Leistung<br />

viel zu niedrig angesetzt. Das führt<br />

zur sozialen Ausgrenzung, zu erheblichen<br />

Beeinträchtigungen der<br />

schulischen Laufbahn und letztendlich<br />

dazu, dass sich die soziale<br />

Benachteiligung weiter zementiert.<br />

Der <strong>VdK</strong> sowie weitere Verbände<br />

fordern eine eigene Kindergrundsicherung,<br />

die an den Bedürfnissen<br />

von Kindern ausgerichtet ist.<br />

<strong>VdK</strong>-Präsidentin Verena Bentele<br />

appelliert an die Bundesregierung,<br />

das Problem entschlossen anzugehen:<br />

„Die neue Regierung muss<br />

dringend Maßnahmen auf den<br />

Weg bringen, um Armut wirksam<br />

zu bekämpfen. Dazu gehört, die<br />

Regelsätze in der Grundsicherung<br />

so zu erhöhen, dass sie soziale<br />

Teilhabe, gesunde Ernährung und<br />

Mobilität ermöglichen. Der soziale<br />

Arbeitsmarkt muss ausgebaut und<br />

verstetigt werden, und es muss einen<br />

Anspruch auf Qualifizierung<br />

und Weiterbildung geben.“<br />

<br />

Annette Liebmann<br />

<strong>21</strong> RHPfalz<br />

Allgemein


<strong>22</strong> RHPfalz<br />

Allgemein


Verbraucher<br />

<strong>Zeitung</strong> <strong>Dezember</strong> 20<strong>21</strong>/<strong>Januar</strong> 20<strong>22</strong><br />

23<br />

Teurer Schlüsseldienst<br />

Bevor man einen Notdienst beauftragt, ist es ratsam, sich gut über die Firma zu informieren<br />

Wer sich versehentlich aus der<br />

Wohnung ausschließt, kann hinterher<br />

sein blaues Wunder erleben:<br />

Unter den Schlüsseldiensten gibt<br />

es viele schwarze Schafe, die horrende<br />

Preise verlangen. Matthias<br />

Bauer von der Verbraucherzentrale<br />

Baden-Württemberg erklärt, wie<br />

man seriöse Anbieter erkennt und<br />

sich gegen Betrüger zur Wehr setzt.<br />

Die Tür fällt ins Schloss, und<br />

drinnen liegt der Schlüssel. Das<br />

kann jedem passieren. Doch das<br />

Malheur kann teuer werden: Bis<br />

zu 1000 Euro und mehr fordern<br />

betrügerische Schlüsseldienste für<br />

ihre Leistungen – ein Vielfaches<br />

von den in der Branche üblichen<br />

Preisen. „Ein seriöser Anbieter<br />

berechnet etwa 80 bis 90 Euro<br />

brutto für eine einfache Türöffnung,<br />

an Sonn- und Feiertagen<br />

maximal das Doppelte“, sagt Bauer.<br />

Er rät, den Dienstleister zuvor<br />

genau unter die Lupe zu nehmen.<br />

Das fängt schon bei der Suche<br />

an: Wer Hilfe braucht, neigt dazu,<br />

die erstbeste Telefonnummer zu<br />

wählen, um das Missgeschick so<br />

schnell wie möglich zu beheben.<br />

Das wissen auch Betrüger. Deshalb<br />

haben sie in den vergangenen Jahren<br />

dafür gesorgt, dass ihr Notdienst<br />

bei der Google- Suche im<br />

Internet ganz oben landet. Zwar<br />

hat Google mittlerweile diese bezahlten<br />

Anzeigen für Schlüsseldienste<br />

in Deutschland zumindest<br />

vorläufig verboten. „Dennoch<br />

sollte man bei der Auswahl einen<br />

kühlen Kopf bewahren“, rät Bauer.<br />

Eine Türöffnung kann teuer werden, wenn man an den falschen Schlüsseldienst gerät. Foto: imago images/Klaus W. Schmidt<br />

„Es ist empfehlenswert, einen<br />

ortsnahen Dienst zu wählen, damit<br />

die Anfahrtskosten nicht zu hoch<br />

ausfallen“, sagt er. Wer im Internet<br />

nach einem Anbieter sucht, sollte<br />

darauf achten, dass die Webseite<br />

ein Impressum hat und der Betreiber<br />

namentlich genannt wird. Am<br />

Telefon lässt sich erfragen, woher<br />

der Handwerker kommt, wo die<br />

Firma ansässig ist, und wie viel die<br />

Türöffnung kosten soll. Dazu ist es<br />

wichtig, die Situation am Telefon<br />

genau zu beschreiben – etwa, um<br />

welche Art von Schloss es sich<br />

handelt, und ob der Schlüssel von<br />

innen steckt oder abgebrochen ist.<br />

Manchmal ist es auch möglich,<br />

einen verbindlichen Festpreis zu<br />

vereinbaren, der bereits die Anfahrt<br />

und eventuelle Zuschläge<br />

enthält. Hellhörig sollte man werden,<br />

wenn Firmen behaupten, sie<br />

könnten erst vor Ort sehen, wie<br />

aufwendig der Einsatz sein wird.<br />

Unseriöse Dienstleister werden<br />

meist über Callcenter vermittelt.<br />

Sie verlangen nicht nur horrende<br />

Preise, sondern liefern oft auch<br />

schlechte Qualität. So sei es schon<br />

vorgekommen, dass bei der Türöffnung<br />

das Schloss oder der Türrahmen<br />

beschädigt wurde, warnt der<br />

Experte.<br />

Auch bei der Anfahrt gibt es einige<br />

Anzeichen, an denen sich ein<br />

teurer Schlüsseldienst erkennen<br />

lässt. „Oft sind es mehrere Handwerker,<br />

obwohl nur einer benötigt<br />

wird. Sie kommen in einem Privatfahrzeug<br />

und haben kein Werkzeug<br />

dabei“, erklärt Bauer. Selbst<br />

zu diesem Zeitpunkt könne man<br />

die Türöffnung noch stoppen, so<br />

der Experte: „Schwierig wird es<br />

erst, wenn die Handwerker schon<br />

an der Tür werkeln. Dann hat man<br />

quasi einen Vertrag mit ihnen geschlossen.“<br />

Noch vor Vergabe des Auftrags<br />

sollte man deshalb genau festlegen,<br />

was gemacht werden soll. Manche<br />

Handwerker tauschen etwa das<br />

ganze Schloss aus, obwohl das<br />

nicht notwendig wäre. Außerdem<br />

lohnt es sich, das Auftragsformular<br />

genau anzusehen. Ist es unvollständig<br />

ausgefüllt, fehlen Pflichtangaben,<br />

wie beispielsweise die Steuernummer<br />

des Unternehmens, oder<br />

enthält es fehlerhafte Angaben, rät<br />

Bauer, nicht zu unterschreiben,<br />

sondern lieber einen anderen<br />

Dienstleister zu beauftragen.<br />

Nötigung und Bedrohung<br />

Meist wird das Formular im<br />

Nachhinein um mehrere Pauschalen<br />

„ergänzt“, und der Rechnungsbetrag<br />

steigt enorm an. Die Täter<br />

sind in der Regel gut geschult und<br />

überreden das Opfer, sofort und in<br />

bar zu bezahlen. Manchmal üben<br />

sie erheblichen Druck aus und erzwingen<br />

es, mit ihnen zur Bank zu<br />

fahren. Darauf solle man sich unter<br />

keinen Umständen einlassen,<br />

rät Bauer: „Nötigung und Bedrohung<br />

sind Straftaten. In solchen<br />

Fällen ist es besser, die Polizei zu<br />

rufen.“ Oft ergreifen die Täter<br />

dann schnell die Flucht.<br />

Einmal gezahlt, lässt sich das<br />

Geld meist nicht wieder zurückholen.<br />

Das liegt auch daran, dass<br />

viele Firmen gefälschte Adressen<br />

haben und deshalb kaum juristisch<br />

belangt werden können. „Wenn Sie<br />

bezahlt haben, ist das Geld weg“,<br />

sagt Bauer. „Deshalb gilt: Je früher<br />

Sie aus der Sache herauskommen,<br />

desto besser.“Annette Liebmann<br />

Kundenfreundlichere Regelungen<br />

Mehr Rechte bei Telekommunikationsverträgen<br />

Finanzaufsicht fordert Rückerstattung<br />

Bankgebühren ohne Zustimmung von Kundinnen und Kunden erhoben<br />

Ab dem 1. <strong>Dezember</strong> gilt das neue<br />

Tele kommunikationsgesetz. Es<br />

enthält verbraucherfreund lichere<br />

Regelungen für Festnetz-, Internet-<br />

und Mobilfunkverträge.<br />

Das neue Gesetz soll die Rechte von<br />

Telefon-, Internet- und Mobilfunkkundinnen<br />

und -kunden stärken.<br />

Bisher verlängerten sich Verträge,<br />

beispielsweise mit einer Laufzeit<br />

von 24 Monaten, die nicht<br />

fristgerecht gekündigt wurden,<br />

oftmals automatisch um weitere<br />

zwölf Monate – ohne die Möglichkeit,<br />

früher aus dem Vertrag herauszukommen.<br />

Dies ist fortan<br />

nicht mehr zulässig. Teilt man dem<br />

Unternehmen nicht mit, ob und<br />

wie der Vertrag weitergeführt werden<br />

soll, wird dieser zwar auch<br />

automatisch verlängert, ist nun<br />

aber monatlich kündbar.<br />

Darüber hinaus sind Anbieter<br />

künftig verpflichtet, Kundinnen<br />

und Kunden eine schriftliche Vertragszusammenfassung<br />

zukommen<br />

zu lassen. Darin müssen die Kontaktdaten<br />

des Unternehmens, die<br />

wesentlichen Vertragsinhalte und<br />

die zu erbringenden Leistungen, die<br />

Laufzeit, die Bedingungen für Verlängerung<br />

und Kündigung sowie<br />

gegebenenfalls die Höhe der Aktivierungsgebühren<br />

aufgeführt sein.<br />

Diese Zusammenfassung muss direkt<br />

bei Vertragsschluss oder – zum<br />

Beispiel bei telefonischen Angeboten<br />

– unverzüglich danach zur<br />

Verfügung gestellt werden und in<br />

letzteren Fällen von den Verbraucherinnen<br />

und Verbrauchern in<br />

Textform genehmigt werden. Andernfalls<br />

kommt der Vertrag nicht<br />

zustande. Dies soll untergeschobene<br />

Vereinbarungen zu unerwartet<br />

teuren Konditionen verhindern.<br />

Ebenfalls neu: Ändert ein Anbieter<br />

einen Vertrag einseitig, muss er<br />

seine Kundinnen und Kunden ein<br />

bis zwei Monate vorher darüber<br />

informieren. Diese können den<br />

Vertrag dann innerhalb von drei<br />

Monaten fristlos kündigen. Zudem<br />

ist bei mangelhaften Leistungen<br />

des Dienstleisters eine Zahlungsminderung<br />

oder eine Kündigung<br />

möglich, zum Beispiel wenn der<br />

Internetanschluss regelmäßig deutlich<br />

zu langsam ist. Die genannten<br />

Regelungen gelten übrigens nicht<br />

nur für neue, sondern auch für bestehende<br />

Verträge.<br />

mib<br />

Foto: picture alliance/Westend61/Frank van Delft<br />

Wie die <strong>VdK</strong>-ZEITUNG in der September-<strong>Ausgabe</strong><br />

berichtet hat,<br />

können Verbraucherinnen und<br />

Verbraucher zu viel gezahlte Bankgebühren,<br />

die ohne ihre ausdrückliche<br />

Zustimmung von ihrem Geldinstitut<br />

erhöht wurden, zurückfordern.<br />

Doch trotz gültigem Urteil des<br />

Bundesgerichtshofs (BGH) verweigern<br />

viele Banken die Erstattung.<br />

Mitte September, Anruf in der<br />

Redaktion: Ein <strong>VdK</strong>-Mitglied meldet<br />

sich. Der Mann hat den Artikel<br />

über das BGH-Urteil zur „schweigenden<br />

Zustimmung“ in der <strong>VdK</strong>-<br />

ZEITUNG gelesen und fordert, die<br />

Banken müssten die unrechtmäßigen<br />

Gebühren automatisch – also<br />

ohne Aufforderung der Kundinnen<br />

und Kunden – zurückerstatten.<br />

„Denn wer das Geld zurückfordert,<br />

läuft Gefahr, von der Bank gekündigt<br />

zu werden“, sagt er.<br />

Auch Leserbriefe zu diesem Thema<br />

erreichten die Redaktion. Einer<br />

sticht besonders hervor: ein sich<br />

über mehrere Monate hinziehender<br />

Schriftwechsel einer Kundin mit<br />

ihrer Bank. Diese weist die Forderungen<br />

des <strong>VdK</strong>-Mitglieds zurück:<br />

„Grundsätzlich ergibt sich aus diesem<br />

Urteil kein Rückerstattungsanspruch<br />

für Sie. Gegenstand des<br />

Verfahrens waren nicht die zwischen<br />

Ihnen und uns vereinbarten<br />

Geschäftsbedingungen“, schreibt<br />

das Geldinstitut. Die Kundin hat<br />

sich inzwischen von einem Rechtsanwalt<br />

beraten lassen und hält ihre<br />

Forderungen aufrecht. Der Ausgang<br />

ist derzeit noch ungewiss.<br />

Bei den Verbraucherzentralen<br />

häufen sich die Beschwerden über<br />

rückzahlungsunwillige Banken.<br />

Der Verbraucherzentrale Bundesverband<br />

(vzbv) will gegen diese<br />

Praxis vorgehen und bereitet Musterfeststellungsklagen<br />

vor, um den<br />

Verbraucherinnen und Verbrauchern<br />

zu ihrem Recht zu verhelfen.<br />

Zudem hat die Bundesanstalt<br />

für Finanzdienstleistungsaufsicht<br />

(BaFin) eine Erwartungshaltung<br />

zur Umsetzung des Urteils veröffentlicht.<br />

Darin fordert sie von den<br />

Banken unter anderem die umgehende<br />

Erstattung von zu Unrecht<br />

erhobenen Gebühren und Entgelten.<br />

Darüber hinaus dürften Bankkundinnen<br />

und -kunden bei der<br />

Anpassung ihrer Verträge nicht<br />

unter Druck gesetzt werden. „Das<br />

Urteil des BGH hat Auswirkungen<br />

auf fast jede Bankkundenbeziehung“,<br />

sagt BaFin-Präsident Mark<br />

Branson. „Umso wichtiger ist eine<br />

schnelle, unbürokratische, transparente<br />

Umsetzung.“<br />

Die BaFin weist darauf hin, dass<br />

es Bankkundinnen und -kunden<br />

zusteht, Erstattungsansprüche geltend<br />

zu machen. Die Ausübung<br />

dieses Rechts könne daher keine<br />

unmittelbare Kündigung der Geschäftsverbindung<br />

zur Folge haben.<br />

Wer dazu Fragen oder Probleme<br />

hat, kann sich an das kostenfreie<br />

BaFin-Verbrauchertelefon wenden:<br />

0800 2 10 05 00. Mirko Besch<br />

Viele Bankkundinnen und -kunden haben den Gebührenerhöhungen<br />

ihrer Bank nicht ausdrücklich zugestimmt.<br />

Foto: picture alliance/imagebroker/Jan Tepass<br />

23 RHPfalz<br />

Allgemein


24 <strong>Zeitung</strong> <strong>Dezember</strong> 20<strong>21</strong>/<strong>Januar</strong> 20<strong>22</strong> Unterhaltung<br />

„Plopp heißt Stopp“<br />

Entertainer Michael Schanze wird 75 Jahre<br />

„Schalt mal dein Herz auf Empfang“,<br />

sang Michael Schanze 1978.<br />

Die Titelmelodie der ARD-Fernsehlotterie<br />

passt gut zu ihm. Einerseits,<br />

weil ihm im Verlauf seiner<br />

jahrzehntelangen Karriere ungezählte<br />

Herzen zuflogen. Andererseits,<br />

weil er selbst ein großes Herz<br />

für andere Menschen hat und sozial<br />

sehr engagiert ist. Im Jahr 1947<br />

im oberbayerischen Tutzing geboren,<br />

feiert der vielseitige Künstler<br />

am 15. <strong>Januar</strong> seinen 75. Geburtstag.<br />

Schauspieler, Moderator, Sänger,<br />

Komponist, Buchautor und Siebter<br />

bei den Weltmeisterschaften im<br />

Windsurfen 1976: Das alles ist Michael<br />

Schanze. Seine musikalische<br />

Ausbildung erhielt er beim Windsbacher<br />

Knabenchor. Ein Plattenproduzent<br />

entdeckte ihn 1968 im<br />

TV-Talentschuppen, wo er mit<br />

seiner Combo auftrat. Für die LP<br />

„Olé España“ zusammen mit der<br />

deutschen Fußballnationalmannschaft<br />

gab es 1982 eine Goldene<br />

Schallplatte.<br />

Von 1977 bis 1985 moderierte<br />

Schanze das TV-Kinder-Quiz „1, 2<br />

oder 3“, für das er in Cannes als<br />

„Bester Kinder-Entertainer Europas“<br />

ausgezeichnet wurde. Unvergessen<br />

bleibt sein Titellied mit dem<br />

Backenschnalzer „Plopp heißt<br />

Stopp“. Mit seiner ZDF-Show<br />

„Hätten Sie heut’ Zeit für mich?“<br />

Michael Schanze<br />

wuchs die Zahl seiner Fans. „Flitterabend“,<br />

die „Michael-Schanze-<br />

Show“ und vor allem seine Sendung<br />

„Kinderquatsch mit Michael“,<br />

die ihm eine Nominierung für<br />

den Adolf-Grimme-Preis einbrachte,<br />

waren große Erfolge. Dafür<br />

stehen auch Auszeichnungen wie<br />

Bambi, die Goldene Kamera und<br />

der Fernsehpreis Telestar.<br />

Heute spielt Michael Schanze<br />

vor allem Theater und hat erst<br />

jüngst das Familienmusical „Bambi“<br />

komponiert. Selbst Vater dreier<br />

Söhne, engagiert er sich unter anderem<br />

im Stiftungsrat des „Bündnis<br />

für Kinder. Gegen Gewalt.“<br />

sowie in der Lebenshilfe Starnberg.<br />

sko<br />

Foto: Gaetano De Martino<br />

24 RHPfalz<br />

Allgemein

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