TOPFIT März 2022
Bescheid wissen - gesund bleiben Ihr Magazin für Gesundheit, Fitness und Wellness
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GESUNDHEITSMAGAZIN
Nr. 1 / 2022
Jahrgang 22
DAS
KOSTENLOSE
www.topfit-gesund.de
BESCHEID WISSEN
GESUND BLEIBEN
Altersbedingte
Makuladegeneration
Hoffnung dank neuer Therapien
Darmkrebsvorsorge
Früherkennung kann Leben retten
Rat aus der Apotheke
Myrrhe gegen Entzündungen
Übergewicht?
Adipositas?
Wann eine OP infrage kommt
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser,
Thema aktuell
»Dick gleich willensschwach«, »dick
gleich faul«, »dick gleich selbst
schuld« – dies sind nur einige der
Vorurteile, denen Menschen mit
starkem Übergewicht ausgesetzt
sind. Der Grund: Die große Mehrheit
der Bevölkerung verknüpft adipöse
Menschen mit negativen Stereotypen
und bewertet sie deutlich schlechter
als normalgewichtige Mitbürger. Zu diesem Ergebnis kommt
ein Forscherteam des Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrums
(IFB) AdipositasErkrankungen in Leipzig in einer
bundesweiten, repräsentativen Studie.
Leider haben auch die Betroffenen oft keine gute Meinung von
sich selbst. Das ist umso trauriger, weil Adipositas eben keine
Schwäche ist, sondern eine chronische Krankheit, der eine Vielzahl
von Ursachen zugrunde liegen. Und wie bei allen chronischen
Erkrankungen benötigen auch die Adipositaspatienten
eine individuell auf sie abgestimmte Therapiestrategie.
Hauptziel ist eine Reduzierung des Körpergewichts, das dann
möglichst dauerhaft gehalten werden kann. Oft kommen weitere
Behandlungsziele hinzu, etwa die Verbesserung von bereits
bestehenden Begleiterkrankungen. Nicht immer lassen sich
diese Ziele mit konservativen Behandlungsmethoden erreichen,
manchmal ist nur ein operativer Eingriff erfolgversprechend.
Allerdings: De facto ist es in Deutschland immer noch so, dass
die Anträge auf eine Kostenübernahme für eine adipositaschirurgische
Therapie durch die Krankenkassen extrem aufwendig
sein können und immer noch häufig abgelehnt werden
– trotz der zahlreichen Sozialgerichtsurteile, die bisher stets
zugunsten der Patienten ausgefallen sind. Bleibt zu hoffen, dass
sich auch bei den Medizinischen Diensten allmählich die Einsicht
durchsetzt, dass es nicht darum gehen kann, den Betroffenen
unnötige Hürden aufzubürden. Zumal sich kein Adipositaspatient
aus einer Laune heraus operieren lässt, sondern immer
einen langen Entscheidungsprozess durchlaufen hat – und
einigen Mut aufbringen muss, um seinen Entschluss in die Tat
umzusetzen.
Wir wünschen Ihnen Gelassenheit, Zuversicht und – sonnige
Frühlingstage!
Dr. Nicole Schaenzler, Chefredakteurin
4 Chronisches Fatigue Syndrom:
Endlich im Fokus der Medizin
6 März ist Darmkrebsmonat:
Früherkennung kann Leben retten
7 Heuschnupfen – Pollen im Anflug
Titelthema
8 Adipositas – eine chronische Erkrankung
Diagnose & Therapie
11 Darmbakterien lieben Ballaststoffe
12 Makuladegeneration frühzeitig behandeln
14 20 Jahre Botox®-Behandlungen –
wirksam gegen Falten
15 Gut vorbereitet ins Frühjahr –
Knie fit, alles fit
16 Keine Folgeoperation mehr nötig dank
selbstauflösender Bioschraube –
moderne Hallux-valgus-OP
18 Quälende Urtikaria –
wenn uns das Immunsystem krank macht
Gesund leben
20 Kompressionsstrümpfe:
Passgenaue Therapie zum Anziehen
24 Eine ausgeglichene Lebensführung ist gesund!
Aus der Apotheke
26 Myrrhe gegen Entzündungen
PS: Gewinnerin des Gewinnspiels der letzten Ausgabe ist
Frau Monika R. aus München.
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Rubriken
22 Medizinische Fachberatung
22 Impressum
28 Gewinnspiel
30 Rätsel
31 (Online-)Veranstaltungen
50+
0,–
GRATIS
Ab
50 Jahren.
Arzt oder Ärztin
anrufen.
Termin ausmachen.
Darm-Check
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4 Thema aktuell
Foto: © lightfieldstudios / 123rf.com
Chronisches Fatigue Syndrom
Endlich im Fokus
der Medizin
Viele Jahre wurde das Chronische Fatigue Syndrom, kurz CFS, mit »chronischer
Müdigkeit« übersetzt. Aber das trifft es nicht. In keinster Weise. Denn CFS ist
eine extrem belastende Erkrankung, die sogar dazu führen kann, dass es dem
Betroffenen kaum mehr möglich ist, das Bett zu verlassen.
Von Dr. Nicole Schaenzler
Long Covid ist derzeit in aller Munde: Noch
Wochen und oft sogar Monate später kämpft
einer von drei Patienten mit den Folgen einer
Coronavirus-Infektion. Besonders oft leiden die
Betroffenen unter einer krankhaften Erschöpfung:
Jede noch so kleine Anstrengung kann
zu vollständiger Kraft- und Energielosigkeit
führen.
Doch nicht erst seit der Corona-Pandemie ist
bekannt, dass eine Infektion schwerwiegende
Langzeitfolgen haben kann. In Deutschland leiden
rund 300000 Menschen an einem Chronischen
Fatigue Syndrom, Frauen deutlich häufiger
als Männer. Aber auch Kinder und Jugendliche
können ein CFS entwickeln – wie die Jüngeren
auch an Long Covid erkranken können.
Die Dunkelziffer ist hoch
Womöglich sind jedoch sehr viel mehr Menschen
betroffen, ohne dass sie davon wissen.
Denn leider wird die Erkrankung hierzulande
nach wie vor zu selten erkannt. Tatsächlich
kennen sich bislang nur wenige Ärzte mit dem
Chronischen Fatigue Syndrom aus. Selbst wenn
die Verdachtsdiagnose »CFS« im Raum steht,
fehlt eine eindeutige Diagnostik mit aussagekräftigen
Labortests oder bildgebenden Verfahren,
mit der die Erkrankung sicher nachgewiesen
werden kann. Deshalb steht vor allem eine
ausführliche Erhebung der Krankengeschichte
im Vordergrund. Viele Ärzte stützen sich dabei
auch auf international etablierte klinische Kriterien,
die mithilfe von Fragebögen ermittelt werden.
Dabei geht es vor allem darum, andere Erkrankungen
sicher auszuschließen.
Die beiden Hauptsymptome
Auch wenn noch vieles unklar ist – auffällig ist:
Häufig beginnt das Chronische Fatigue Syndrom
nach einem Infekt, ausgelöst etwa durch
das Epstein-Barr-Virus, Influenza- oder Coxsackie-Viren,
mitunter auch durch Bakterien wie
Legionellen. Dabei haben viele Patienten weiterhin
Symptome der vermeintlich überstandenen
Infektion, obwohl diese eigentlich abgeklungen
sein müsste. Das Hauptsymptom ist
jedoch eine extreme Erschöpfung (Fatigue), die
sich auch durch Schlaf oder längere Ruhephasen
nicht bessert. Diese Erschöpfung kann so ausgeprägt
sein, dass die Betroffenen phasenweise
zu schwach sind, um zu essen, zu trinken, nachzudenken
oder sich mit anderen auszutauschen.
Dann hilft oft nur noch, das Bett zu hüten, am
besten in einem abgedunkelten Zimmer in möglichst
leiser Umgebung.
Typisch ist außerdem, dass bereits eine leichte
körperliche oder geistige Belastung genügen
kann, um eine Verschlechterung der Beschwerden
hervorzurufen. Dieser »Crash« macht sich
bisweilen unmittelbar, meist jedoch Stunden
oder Tage später bemerkbar. Post-Exertional
Malaise, kurz PEM, nennen die Ärzte dieses
zweite Hauptsymptom der CFS, das fast immer
CFS oder ME/CFS?
Eine andere Bezeichnung für Chronische
Fatigue Syndrom bzw. CFS ist Myalgische
Enzephalomyelitis (ME), was so viel wie
»Entzündung des Gehirns und Rückenmarks
mit Muskelbeteiligung« bedeutet. Ob
das Beschwerdebild tatsächlich auf entzündliche
Veränderungen in Gehirn und Muskulatur
zurückgeht, ist bislang unklar. Zudem
ist in der Fachwelt umstritten, ob es sich bei
CFS und ME überhaupt um ein und dieselbe
Erkrankung handelt. Gleichwohl sprechen
die Ärzte immer häufiger von »ME/CFS«,
da sich die beiden Krankheitsbilder in ihrer
Symptomatik de facto kaum voneinander
unterscheiden.
TOPFIT 1 / 2022
Thema aktuell 5
mindestens 24 Stunden, mitunter auch tageoder
wochenlang anhält.
Weitere häufige Beschwerden sind ausgeprägte
kognitive Beeinträchtigungen wie Konzentrations-
und Gedächtnisprobleme (»Brain Fog«),
Muskel-, Gelenk- und Kopfschmerzen, Schlafstörungen,
Schwindel und/oder Probleme beim
längeren Sitzen oder Stehen (orthostatische Intoleranz).
Sogar Verdauungsstörungen wie Reizdarmbeschwerden
oder neu aufgetretene Nahrungsmittelunverträglichkeiten
sind möglich.
Die Ursache ist unklar
Was ist im Körper passiert, dass er so aus der
Bahn geworfen werden kann? Die Wahrheit ist:
Man weiß es nicht genau. Vieles spricht dafür,
dass das Chronische Fatigue Syndrom durch ein
multifaktorielles Geschehen verursacht wird,
in das verschiedene Systeme des Körpers involviert
sind. Derzeit favorisiert ein Großteil der
Forscher die Theorie, wonach eine ausgeprägte
Stoffwechselstörung im Energiehaushalt der
Körperzellen verantwortlich sein könnte. Hierbei
könnten die Mitochondrien, die auch als
Kraftwerke der Körperzellen bezeichnet werden,
so stark beeinträchtigt sein, dass sie nicht mehr
in der Lage sind, genug Energie bereitzustellen.
Die Folge: Dem Körper steht zu wenig Energie
zur Verfügung. Aber auch eine Fehlregulation
des autonomen Nervensystems und/oder des
Immunsystems könnten wesentlich an der Entstehung
der Erkrankung beteiligt sein. Tatsächlich
gibt es Hinweise, wonach das Krankheitsgeschehen
durch eine Überaktivität des Immunsystems
in Gang gesetzt oder zumindest weiter
angeheizt wird. Das würde bedeuten, dass das
Chronische Fatigue Syndrom zumindest bei einem
Teil der Patienten eine Autoimmunerkrankung
sein könnte.
Die eine Behandlung gibt es nicht
Bei den meisten Patienten nehmen die Symptome
einen chronischen Verlauf und führen häufig
zur Berufsunfähigkeit – ein CFS ist bislang
nicht heilbar. Und so zielt die Behandlung im
Wesentlichen auf eine Linderung der Symptome
und darauf, Post-Exertional Malaise-Episoden
möglichst auf ein Minimum zu reduzieren.
Wichtig ist, dass die Therapiestrategie individuell
auf den Patienten und dem Schweregrad seiner
Erkrankung ausgerichtet ist. Gelingt es den
Betroffenen zu lernen, wie Überlastungen und
Krankheitsschübe weitgehend vermieden werden
können, ist eine deutliche Besserung der
Symptome möglich.
Ein ganzheitliches Therapiekonzept umfasst
sowohl medikamentöse als auch nicht-medikamentöse
Maßnahmen. Dazu gehören z. B. neben
einer Schmerztherapie mit Medikamenten
und der Einnahme von Schlafmitteln bei ausgeprägten
Schlafstörungen auch die konsequente
Behandlung von wiederkehrenden Infektionen,
gegebenenfalls auch mit Antibiotika, wenn Bakterien
beteiligt sind. Hilfreiche nicht-medikamentöse
Maßnahmen sind u. a.
• Psychotherapie/Kognitive Verhaltenstherapie,
• leichte Physiotherapie, aber nur dann,
wenn sie gut vertragen wird,
• Wärmetherapie und andere physikalische
Therapien zur Schmerzminderung,
• regelmäßige Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln
zur Substitution eines
Nährstoffmangels und zur Verbesserung des
Energiestoffwechsels,
• komplementärmedizinische Maßnahmen
wie eine moderate Ganzkörperhyperthermie
und Phytotherapie.
Aktivitätsmanagement –
das A und O der CFS-Therapie
Wichtigste Säule der CFS-Therapie ist die Selbsthilfe:
Wie zahlreiche Untersuchungen zeigen , ist
es entscheídend, den Lebensstil an die Krankheit
so anzupassen, dass das individuelle Belastungsniveau
möglichst nicht überschritten wird.
»Pacing« wird das Aktivitätsmanagement genannt,
das eine zentrale Botschaft hat: »Höre auf
deinen Körper!« Studien belegen, dass Pacing
die wichtigste Maßnahme ist, mit der Häufigkeit
und Schwere der Zusammenbrüche erheblich
gemildert werden können. Dabei gilt es:
Gemeinsam
gegen
Long-Covid
• jede Form der Überlastung strikt zu
vermeiden,
• sich viel Zeit für Erholung und Ausruhen
zu nehmen,
• sich auch in Phasen eines stabileren Gesundheitszustands
konsequent zu schonen, also
immer etwas weniger aktiv zu sein als es die
vorhandene Kraft erlaubt,
• auf einen geregelten Tagesablauf und
Schlaf-Wach-Rhythmus zu achten und die Aktivitäten
gleichmäßig über den Tag zu verteilen.
Beim Pacing richtet sich die Strukturierung der
Aktivität streng nach den eingeschränkten körperlichen
Energiereserven des Betroffenen. Löst
eine Aktivität eine Post-Exertional Malaise-Episode
aus, ist sie zu intensiv gewesen und darf
nicht wiederholt werden. Macht sich die PEM
schon während der Aktivität bemerkbar, muss
sie sofort unterbrochen werden. Das alles erfordert
viel Disziplin und Willenskraft. Erschwert
wird das Ausloten der eigenen Belastungsgrenze
durch den Umstand, dass sich ein Zusammenbruch
in der Regel mit einer gewissen Verzögerung
bemerkbar macht. Dadurch kann es eine
Zeitlang dauern, bis man gelernt hat, die eigenen
Grenzen frühzeitig zu erkennen und einzuhalten.
Hier kann ein Tagebuch helfen, in das eine
Zeitlang die einzelnen Aktivitäten des Tages notiert
werden und welche Auswirkungen sie auf
das Befinden haben.
Krankenhaus für Naturheilweisen
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Naturheilverfahren und Homöopathie
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Unsere Patient*innen erleben,
dass sie keine passiven Zuschauer,
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TOPFIT 1 / 2022
6 Thema aktuell
Foto: cowpland / 123rf.com
März ist Darmkrebsmonat
Früherkennung kann
Leben retten
Darmkrebs gehört hierzulande zu den
häufigsten Krebsarten und hat die
zweithäufigste Todesrate: Jährlich
erkranken etwa 60 000 Menschen
neu und 25 000 sterben daran. Dabei
könnten die meisten dieser Todesfälle
vermieden werden – und zwar durch
eine konsequente Früherkennung, wie
viele Studien eindrucksvoll gezeigt
haben.
Von Dr. Nina Schreiber
Darmkrebs ist lange Zeit eine »stille« Krankheit:
Typische Symptome wie Schmerzen
oder Blut im Stuhl machen sich oft erst bemerkbar,
wenn der Tumor schon Metastasen in anderen
Organen abgesiedelt hat. Hat der Tumor
– sehr oft in die Leber – gestreut, sind die Heilungsaussichten
deutlich geringer. Wird ein
Dickdarmkarzinom jedoch frühzeitig entdeckt,
kann der Patient durch eine Operation meist geheilt
werden.
Was die Darmkrebsvorsorge betrifft, zählt
Deutschland zu den Ländern, die eine Darmspiegelung
(Koloskopie) schon früh in das gesetzliche
Krebs-Früherkennungsangebot aufgenommen
haben: Seit 2002 haben hierzulande Menschen ab
dem 55. Lebensjahr Anspruch auf zwei Darmspie-
gelungen im Abstand von zehn Jahren; seit 2019
gibt es dieses Angebot für Männer schon ab 50 Jahren,
für Frauen weiterhin ab 55 Jahren.
Wer in seiner Familie bereits mehrere Fälle von
Darmkrebs zu beklagen hatte, trägt ein erblich
bedingtes erhöhtes Erkrankungsrisiko und sollte
seinen Darm schon deutlich früher untersuchen
lassen. Als allgemeine Altersempfehlung gilt: etwa
zehn Jahre früher als das Alter, in dem der Angehörige
Darmkrebs diagnostiziert bekommen hat.
~~~
Methode der Wahl:
Darmspiegelung mit dem Endoskop
~~~
Zwar gibt es auch die Möglichkeit, das Darminnere
mithilfe einer computertomographischen Untersuchung
(virtuelle Koloskopie) zu untersuchen,
die Fachwelt hält jedoch die Darmspiegelung mit
einem Endoskop derzeit für die genaueste Untersuchungsmethode
zur Darmkrebs-Früherkennung.
Denn mit dieser Methode können bereits kleinste
krankhafte Veränderungen der Dickdarmschleimhaut
erkannt und gegebenenfalls umgehend behandelt
werden. Dabei gilt das besondere Augenmerk
des Arztes den adenomatösen Polypen, denn
sie gelten als gutartige Vorstufen von Dickdarmkrebs.
Werden diese Polypen endoskopisch abgetragen,
wird der Prozess der Tumorentstehung unterbrochen
– und die Krebsgefahr ist gebannt.
~~~
Zahlen, die für sich sprechen
~~~
Inzwischen ist seit der Einführung vor 20 Jahren
viel Zeit vergangen, sodass man sich nun ein genaues
Bild davon machen kann, wie effizient das
Screening-Angebot Darmkrebs-Erkrankungen
zurückdrängt. Hierfür haben Wissenschaftler des
Deutschen Krebsforschungszentrums gemeinsam
mit dem Krebsregister des Saarlands über 17
Jahre hinweg mehr als 9 000 Studienteilnehmer
beobachtet.
Das eindrucksvolle Ergebnis: Bei Personen, die
eine Vorsorge-Darmspiegelung in Anspruch genommen
hatten, traten nahezu 60 Prozent weniger
Darmkrebs-Neuerkrankungen auf als bei Teilnehmern,
die auf die Untersuchung verzichtet hatten.
Das Risiko, an Darmkrebs zu versterben, lag in der
Screening-Gruppe sogar um 70 Prozent niedriger.
~~~
So läuft die Untersuchung ab
~~~
Bei der Darmspiegelung wird ein flexibles
schlauchförmiges Instrument über den After in
den Dickdarm eingeführt. Es ist mit einer Lichtquelle,
Videosonde und einem Arbeitskanal ausgestattet
und liefert farbige Bilder der gespiegelten
Darmabschnitte auf einen Bildschirm. So können
die einzelnen Darmabschnitte genau begutachtet
und, wenn nötig, kleinere Polypen sofort entfernt
werden.
Die Darmspiegelung ist eine sichere, unkomplizierte
Untersuchung und wird ambulant durchgeführt.
Viele lassen sich für die Untersuchung ein
Schlafmittel geben, das sie für die Zeit der Untersuchung
in eine Art Dämmerschlaf versetzt. So
bekommt man von der Untersuchung praktisch
nichts mit. Allerdings: Da man in diesem Fall 12
Stunden nicht aktiv am Straßenverkehr teilnehmen
darf, sollte man nicht ohne Begleitperson
nach Hause gehen.
~~~
Die Vorbereitungszeit
ist nicht weiter schlimm
~~~
Insgesamt dauert die Darmspiegelung nicht länger
als 20 bis 30 Minuten. Man muss jedoch eine gewisse
Vorbereitungszeit für eine gründliche Darmreinigung
einplanen. Denn nur wenn der Darm
vollständig entleert ist, kann in seinem Inneren
alles Auffällige sicher erkannt werden. Hierfür ist
eine Reinigung des Darms in zwei Schritten nötig,
die mithilfe von Abführlösungen und einer kurzzeitigen
Ernährungsumstellung für etwa 24 Stunden
erfolgt. Nach der Darmspiegelung kann man
wieder essen und trinken, worauf man Lust und
Appetit hat.
TOPFIT 1 / 2022
Heuschnupfen
Pollen im Anflug
Es geht wieder los: Wenn die
Temperaturen steigen und der
Pollenflug beginnt, bedeutet das
für Heuschnupfengeplagte, dass
Outdoor-Vergnügungen wie ein
Spaziergang, auf der Terrasse
sitzen oder mit dem Rad fahren
sofort Schnupfen, Niesen und rote
Augen auslösen.
Von Isabel Virnich
Die in Europa mit Abstand häufigste Allergie
ist die Pollenallergie. Verursacht wird die
auch als »Heuschnupfen« bezeichnete saisonale
Erkrankung durch bestimmte Eiweißbestandteile
im Blütenstaub von Bäumen, Sträuchern,
Gräsern, Getreide und Kräutern. Sobald die Blütenpollen
mit den Schleimhäuten in Nase und
Augen in Berührung kommen, wird bei sensibilisierten
Allergikern eine allergische Reaktion
des Körpers ausgelöst. Pollen sind die Zellen,
die das männliche Erbgut der Pflanzen übertragen.
Sie werden von der Pflanze freigesetzt und
durch Insekten oder Wind auf andere Pflanzen
übertragen. Die Pollenflugzeiten haben je nach
Pflanzenart saisonale Schwerpunkte, als zeitlicher
Höhepunkt gelten die Monate April bis August.
Wie bei allen Allergien wird auch bei Heuschnupfen
empfohlen, die Allergieauslöser (Allergene)
so gut wie möglich zu vermeiden. Allerdings:
Obwohl sich Blütenpollen überwiegend in
der Außenluft befinden, lässt sich der Kontakt
mit den Allergenen kaum vollständig verhindern.
Helfen können Medikamente, z. B. spezielle
Nasensprays und Augentropfen mit Antihistaminika
oder Mastzellstabilisatoren; bei starken
anhaltenden allergischen Beschwerden können
Antihistaminika auch in Tablettenform eingenommen
werden. Diese Wirkstoffe besetzen die
Bindungsstellen des körpereigenen Histamins
und verhindern so, dass es zu der Unverträglichkeitsreaktion
kommt.
Kausale Therapie:
Hyposensibilisierung
Die Wirkung von antiallergischen Medikamenten
setzt zwar in der Regel rasch ein, doch ist sie
meist nur vorübergehend, da sie nicht die Ursache
beseitigen können. Anders verhält es sich
mit der Hyposensibilisierung: Dem Körper wird
in schrittweise ansteigender Dosis das für die
Beschwerden verantwortliche Allergen zugeführt.
Damit wirkt die Methode direkt auf das
Immunsystem und setzt damit an der Ursache
an. Auf diese Weise kann in vielen Fällen eine
deutliche Linderung der allergischen Symptome
bis hin zur völligen Beschwerdefreiheit erzielt
werden. Bis die allergische Reaktionsbereitschaft
weitgehend eingedämmt worden ist,
braucht es allerdings seine Zeit – mitunter bis zu
drei Jahren.
Darauf sollten Sie achten
Foto: © BDS / 123rf.com
• Verhindern Sie durch Lüften am
frühen Morgen oder in der Nacht sowie
durch einen Pollenfilter im Auto,
dass die Pollen in Ihre Wohnung bzw.
in Ihr Auto gelangen.
• Da an Ihrer Tageskleidung Pollen
haften könnten, sollten Sie diese nicht
in Ihrem Schlafzimmer aufbewahren
und sich dort auch nicht umziehen.
• Trocknen Sie Ihre Wäsche während
der Pollenflugzeit nicht draußen.
• Waschen Sie täglich, am besten
vor dem Schlafengehen, Ihre Haare,
denn auch dort können sich Pollen
festsetzen.
8 Titelthema
Foto oben: © stockbroker / 123rf.com; Foto rechts: © andreypopov / 123rf.com
Adipositas –
eine chronische Erkrankung
Das Deutschland des 21. Jahrhunderts hat ein
gravierendes Gewichtsproblem: Hierzulande
bringen sieben von zehn Männern und fünf
von zehn Frauen zu viel Gewicht auf die Waage,
wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung ermittelt
hat. 23 Prozent der Männer und 24 Prozent
der Frauen sind sogar stark übergewichtig.
Wer seinem Körper über die Nahrung mehr Fett
und Kalorien zuführt, als dieser für den täglichen
Energiebedarf benötigt, muss damit rechnen,
dass er übergewichtig wird – und damit
langfristig seine Gesundheit gefährdet. Denn
Übergewicht ist einer der wichtigsten Ursachen
etwa für einen Typ-2-Diabetes und begünstigt
die Entstehung von Herzkreislauf-Erkrankungen.
Besteht Übergewicht gemeinsam mit Bluthochdruck,
erhöhten Blutzucker- und/oder erhöhten
Blutfettwerten steigt das Risiko für eine
Herz- oder Gefäßerkrankung noch einmal um
ein Vielfaches – dann sprechen die Ärzte auch
vom metabolischen Syndrom. Zudem wird
Übergewicht mit Gelenkerkrankungen, Rückenschmerzen,
dem Schlafapnoe-Syndrom,
der Reflux-Krankheit und fast allen Krebserkrankungen
in Verbindung gebracht. Und auch
die Psyche leidet: So erkranken Übergewichtige
überdurchschnittlich oft an einer Depression.
Richtwert BMI
Welches Körpergewicht in Relation zur Körpergröße
der Norm entspricht, wird mithilfe
des Body-Mass-Index (BMI) ermittelt. Ein BMI
zwischen 20 und 25 (Männer) bzw. 19 und 24
(Frauen) gilt als Normalgewicht, ab einem BMI
von über 30 liegt eine Adipositas vor. Aber auch
der Körperfettverteilung wird inzwischen eine
große Bedeutung beigemessen. Studien haben
gezeigt, dass vor allem der Fettanteil von Bauch
und Taille gesundheitsschädliche Folgen ha-
ben kann; bauchbetontes Fett (»Apfelform«) gilt
sogar als eigenständiger Risikofaktor für eine
Herzkreislauf-Erkrankung. Bei der »Birnenform«
lagert sich das Fett häufig vornehmlich
an Hüften, Po und Oberschenkel an.
Erfolglose Diäten und Jo-Jo-Effekt −
ein Teufelskreis
Ob man sein Ernährungsverhalten (und seine
Lebensweise) umfassend ändern sollte oder
ob es ausreicht, lediglich bestimmte ungünstige
Essgewohnheiten durch günstigere zu ersetzen,
hängt vor allem davon ab, wie stark das Ergebnis
der Waage vom empfohlenen Normalgewicht
abweicht. Ersteres liegt nahe, wenn der BMI eine
Adipositas anzeigt. Doch vor allem Menschen
mit ausgeprägtem Übergewicht tun sich schwer,
in Eigenregie abzunehmen und dann ihr Gewicht
dauerhaft zu halten. Viele kämpfen bereits
seit ihrer Jugend vergeblich gegen ihre Kilos an
und sind mittlerweile in einem Teufelskreis aus
erfolglosen Diäten und Jo-Jo-Effekt, Frustration
und Versagensgefühlen, immer mehr essen und
immer mehr wiegen gefangen, aus dem sie ohne
professionelle Hilfe nicht mehr herausfinden.
Fakt ist: Adipositas ist eine chronische Erkrankung.
Deshalb greift auch der Ansatz zu kurz,
nur die Gewichtsabnahme in den Fokus zu nehmen.
Für den langfristigen Erfolg ist vielmehr
ein Krankheitsmanagement wichtig, das mehrere
Bausteine umfasst: eine individuell abgestimmte
Ernährungsumstellung, mit der der heruntergefahrene
Stoffwechsel auf Trab gebracht
und der Grundumsatz wieder gesteigert wird,
regelmäßige körperliche Aktivität, die die positiven
Effekte der neuen Essgewohnheiten unterstützt
– und eine Änderung von Verhaltensweisen,
die zum Übergewicht geführt haben – und
dies am besten mit ärztlicher Hilfe. Studien be-
BMI
Nicht nur das hierzulande
herrschende Schönheitsideal
des Schlankseins
setzt Übergewichtige unter
Druck, sondern auch die
Erkenntnisse der Medizin,
wonach vor allem
starkes Übergewicht ein
hohes Risiko für bestimmte
Erkrankungen birgt. Die
Fachwelt versteht Adipositas
inzwischen jedoch selbst als
eigenständige Erkrankung,
die sich mit der Zeit verschlechtert,
wenn sie nicht
ausreichend behandelt
wird.
Von Dr. Nicole Schaenzler
scheinigen der Teilnahme an einem qualifizierten
Therapieprogramm eine gute Erfolgsquote,
das auf der interdisziplinären Zusammenarbeit
von Ernährungsmedizinern, Psychologen,
Ernährungs - und Bewegungstherapeuten basiert.
Lässt sich das Zielgewicht auf diese Weise
nicht erreichen, kann auch ein adipositaschirurgischer
oder metabolischer Eingriff die Therapie
der Wahl sein.
Kaum Unterstützung
durch die Krankenkassen
Die Therapie der Adipositas ist nach wie vor
keine Regelleistung der Krankenkassen. Dies
hat zur Folge, dass für hilfesuchende Patienten
eine strukturierte Grundversorgung kaum vorhanden
ist und empfohlene multimodale Therapieprogramme
nicht flächendeckend verfügbar
sind. Auch die Kostenübernahme für eine
Adipositas-OP durch Krankenkassen ist oft
eine Einzelfallentscheidung, die häufig umfangreiche
Vorleistungen erfordert und dem Patienten
viel an Geduld und Durchhaltevermögen
abverlangt.
Body Mass Index = Körpergewicht (in kg)
geteilt durch die Körpergröße (m) im Quadrat
• BMI 18-24,9 = Normalgewicht
• BMI 25-29,9 = Übergewicht
• BMI 30-34,5 = Adipositas Grad I
• BMI 35-39,9 = Adipositas Grad II
(Adipositas per magna)
• BMI 40-49,9 = Adipositas Grad III
• BMI größer als 50 = Adipositas Grad IV
(Superadipositas)
TOPFIT 1 / 2022
Titelthema
9
Moderne Adipositaschirurgie:
Wann eine OP infrage kommt
Studien bescheinigen der adipositaschirurgischen
Therapie eine hohe Erfolgsquote.
Dennoch sollte eine Operation gut
überlegt sein – auch, weil der Eingriff nicht
das Ende der Behandlung bedeutet. Im
Gegenteil: Mindestens ebenso wichtig
ist eine gute – idealerweise lebenslange -
Nachbetreuung, wie PD Dr. Johann Spatz
und Dr. Zekarias Elias vom Krankenhaus
Barmherzige Brüder München im Gespräch
mit TOPFIT betonen.
Herr Dr. Spatz, »Mach doch einfach
mehr Sport und ernähr' dich
gesünder!« – Tipps wie diesen hören
stark übergewichtige Menschen immer
wieder. Ist das der richtige Ansatz?
PD Dr. Spatz: Dieser Ansatz ist weit verbreitet,
aber leider das Ergebnis von Vorurteilen
und daher auch nicht hilfreich. Tatsächlich
ist es immer noch so, dass Adipositas
in der Öffentlichkeit häufig als selbstverschuldet
missinterpretiert wird. Deshalb
werden stark übergewichtige Menschen
oft stigmatisiert, diskriminiert und nicht
selten auch beruflich benachteiligt. Diese
»Selber-Schuld-Haltung«, die den Betroffenen
entgegengebracht wird, ist weder
besonders freundlich noch entspricht sie
den wissenschaftlichen Erkenntnissen.
Fakt ist: Adipositas ist eine Krankheit, die
einer intensiven medizinischen Betreuung
bedarf, damit sie gut beherrscht werden
kann.
Herr Dr. Elias, seit wann wird Adipositas
als Krankheit anerkannt?
Dr. Elias: Die Weltgesundheitsorganisation
bezeichnet Adipositas schon seit 2000 als
Krankheit. Hierzulande hat es zwei Jahrzehnte
länger gedauert, bis die Adipositas
offiziell als eigenständige Erkrankung
anerkannt wurde. Der Aufklärungsbedarf
ist jedoch weiterhin groß. So ist z. B.
nach wie vor kaum bekannt, dass Adipositas
durch das Zusammenspiel verschiedener
Faktoren entsteht. Zudem wissen
viele nicht, dass krankhaftes Übergewicht
weitere schwere Gesundheitsprobleme
wie Diabetes, Bluthochdruck und andere
Erkrankungen zur Folge haben kann. Vor
allem aber ist Adipositas eine chronische
Erkrankung, sie besteht also letztlich ein
Leben lang. Entsprechend ist eine mehrgleisige
Therapiestrategie notwendig, die
an den Ursachen ansetzt und individuell
auf den Patienten abgestimmt ist, sodass
es ihm im Idealfall gelingt, sein definiertes
Zielgewicht zu erreichen und dann auch
langfristig zu halten.
Welche Therapien kommen infrage?
PD Dr. Spatz: Die moderne Adipositastherapie
setzt auf einen mehrstufigen Behandlungsplan
mit zwei übergeordneten Bausteinen:
der konservativen – multimodal
ausgerichteten – Therapiestrategie und
der adipositaschirurgischen Therapie. Anders
als die konservative Therapiestrategie,
die als Basistherapie verstanden wird,
steht die Adipositaschirurgie nicht für sich
allein, sondern sie ist praktisch immer in
ein Behandlungskonzept eingebunden.
Ganz wichtig für den Behandlungserfolg
des Eingriffs ist dabei nicht nur die präoperative
Betreuung, sondern auch die
Anschlussbehandlung, die der Patient am
besten nicht nur einige Monate, sondern
Jahre nach erfolgtem Eingriff in Anspruch
nimmt.
Welche Ziele strebt die Therapie an?
Dr. Elias: Hauptziel ist natürlich eine Reduzierung
des Körpergewichts, das dann
möglichst dauerhaft gehalten werden
kann. Oft kommen weitere Behandlungsziele
hinzu, etwa die Verbesserung von
bereits bestehenden Begleiterkrankungen
oder die Verringerung von Risikofaktoren.
In unserem Haus orientieren sich
Konzept und Ziele der Behandlung jedoch
nicht nur am Krankheitsbild, sondern auch
an den Bedürfnissen des Patienten. Denn
bei all unseren Bemühungen, die körperliche
Gesundheit wiederherzustellen, geht
es immer auch um eine Verbesserung seiner
Lebensqualität.
Was bedeutet »multimodale
Therapie«?
PD Dr. Spatz: Die konservative Therapiestrategie
ist multimodal konzipiert, d.h. sie
beruht nicht auf einer einzelnen Behandlung,
sondern auf einem Zusammenspiel
von unterschiedlichen Therapieformen:
auf einer Ernährungstherapie in Kombination
mit einer Bewegungs- und einer Verhaltenstherapie.
Ein solches Programm
bietet das Zentrum für Ernährungsmedizin
und Prävention (ZEP) am Krankenhaus
Barmherzige Brüder Patienten mit einem
BMI von mehr als 30 an. Denn die Erfahrung
zeigt, dass es bei einem BMI über 30
zunehmend schwieriger für den Betroffenen
wird, eine nachhaltige Gewichtsreduktion
ohne fachliche Unterstützung zu
erreichen. Ein ganzes Jahr lang werden
die Patienten von einem erfahrenen interdisziplinären
Team aus Ernährungsmedizinern,
Ökotrophologen, Diätassistenten,
Psychologen und Bewegungstherapeuten
betreut. Studien belegen, dass das
Programm, das von den meisten Krankenkassen
zumindest teilweise erstattet wird,
in vielen Fällen erfolgreich ist
Für wen kommt eine adipositaschirurgische
Therapie infrage?
Dr. Elias: Diese Frage ist in Deutschland in
einer medizinischen Leitlinie geregelt. Danach
wird der adipositaschirurgische Eingriff
bei einem BMI über 40 zur Therapieoption
– vorausgesetzt, der Patient hat bereits
alle konservativen Maßnahmen der
Adipositas-Therapie durchlaufen, ohne
dass auf diese Weise eine ausreichende
Gewichtsabnahme erzielt werden konnte.
Leidet der Patient unter einer Folgeerkrankung,
z. B. einem Typ-2-Diabetes,
kann auch ein BMI zwischen 35 und 40 bereits
eine Indikation für die operative Behandlung
sein. Aber auch hier gilt in der
Regel, dass alle sonstigen zur Verfügung
stehenden Möglichkeiten einer Gewichtsreduktion
intensiv wahrgenommen wurden,
die jedoch nicht zum Erfolg führten.
Bei einem BMI von mehr als 50 sieht die
Leitlinie vor, dass eine bariatrische Operation
auch ohne vorherige konservative
Gewichtreduktionstherapie durchgeführt
werden kann. Soweit die Vorgaben
der medizinischen Fachgesellschaften.
TOPFIT 1 / 2022
10 Titelthema
Bewährte OP-Methoden
Im Krankenhaus Barmherzige Brüder
München werden sämtliche etablierten
OP-Verfahren zur Behandlung von
Adipositas von einem erfahrenen Chirurgenteam
durchgeführt; als Goldstandard
gilt die minimal-invasive Vorgehensweise.
Allen Methoden ist gemeinsam,
dass mit ihnen ein Gewichtsverlust
von 60 bis 70 Prozent des Übergewichts
erreicht werden kann. Wichtig ist eine
lebenslange Nachsorge: So ist am ehesten
gewährleistet, dass mögliche Komplikationen
vermieden werden und das
neue Gewicht langfristig gehalten werden
kann.
Schlauchmagen
Für die Bildung eines Schlauchmagens wird
ein Großteil des Magens so entfernt, dass ein
schlauchförmiger Restmagen verbleibt. In den
entfernten Magenanteilen liegen auch die Zellen,
die für die Produktion von Ghrelin verantwortlich
sind, das auch »Hungerhormon« genannt wird.
Durch die Entfernung dieser Zellen nimmt der Appetit
ab. Die Magenverkleinerung selbst bewirkt,
dass eine Sättigung bereits nach einer geringen
Nahrungsmenge eintritt.
Gleichwohl sollte jeder Eingriff gut überlegt
sein, auch wenn eine klare medizinische
Indikation besteht. Deshalb besprechen
wir erst einmal im Rahmen unseres
interdisziplinären Adipositasboards, ob
wir alle gemeinsam der Auffassung sind,
dass der Patient von einer adipositaschirurgischen
Therapie auch wirklich profitiert.
Darüber hinaus kann sich der Patient
in unserer Adipositas-Sprechstunde eingehend
beraten lassen.
Was müssen Patienten beachten, wenn
sie sich für eine adipositaschirurgische
Therapie entscheiden?
PD Dr. Spatz: Eine adipositaschirurgische
Therapie zieht immer eine weitreichende
Umstellung des Essverhaltens nach sich
und verändert das Leben überhaupt in
vielerlei Hinsicht. Eine stabile Psyche ist
eine wichtige Voraussetzung, um mit den
Veränderungen gut zurechtzukommen.
Zudem sollte sich der Patient darüber im
Klaren sein, dass die regelmäßige Nachsorge
Teil der Therapie ist – am besten als
eine Betreuung auf Lebenszeit. Eine solche
Betreuung ist in unserem Haus über
das ZEP-Team gewährleistet.
Kann der Eingriff minimal-invasiv
durchgeführt werden?
Magenbypass Operation
Bei der Magenbypass-Operation werden zwei Effekte
miteinander kombiniert: die der Restriktion,
also der Verringerung der Nahrungszufuhr,
und die der Malabsorption, d. h. einer reduzierten
Nahrungsverwertung. Die Restriktion wird durch
eine Verkleinerung des Magens erreicht, sodass
nur noch ein kleiner Vormagen (Pouch) mit etwa
30 Milliliter Volumen verbleibt. Dieser Pouch wirkt
wie eine »Bremse«: Es werden wesentlich kleinere
Nahrungsmengen aufgenommen, ein Sättigungsgefühl
tritt deutlich früher ein.
Für die Malabsorption wird der Dünndarm chirurgisch
umgeleitet (»Bypass«). Dadurch werden die
Verdauungssäfte aus Galle und Bauchspeicheldrüse
erst später zugeleitet. Die Verkürzung des Verdauungswegs
hat zur Folge, dass der Körper nun
sehr viel weniger Nährstoffe und Kalorien aus der
Nahrung aufnimmt.
Omega-Loop-Bypass
Der Omega-Loop-Bypass wird auch Mini-Bypass
genannt und ist eine Variante des klassischen Magenbypasses.
Auch diese Technik nutzt die Effekte
der Restriktion und Malabsorption, doch ist der gebildete
Magenpouch deutlich länger, und es wird
eine neue Verbindung zum Dünndarm geschaffen
(Anastomose), ohne dass dieser durchtrennt wird.
Dr. Elias: Wir führen sämtliche Eingriffe im
Rahmen einer Bauchspiegelung durch.
Diese minimal-invasive Vorgehensweise
hat für den Patienten viele Vorteile: Die
Operation ist schonender, das Risiko für
Komplikationen ist geringer und die Rekonvaleszenz
ist kürzer als bei den früher
üblichen »offenen« Operationen. Die Patienten
können das Krankenhaus nach wenigen
Tagen wieder verlassen. Doch auch
wenn Operationen wie der Schlauchmagen
oder Magenbypass inzwischen zu
den Standardmethoden der Adipositaschirurgie
gehören – die Expertise des
erfahrenen Chirurgenteams ist für den
Zu den Personen
Behandlungserfolg mindestens ebenso
wichtig.
Wie hoch ist die Erfolgsquote?
PD Dr. Spatz: Studien belegen eindrucksvoll,
dass sich mithilfe der Chirurgie eine Gewichtsreduktion
von bis zu zwei Drittel des
Übergewichts erreichen lässt. Hinzu kommen
die zahlreichen positiven Effekte auf
die Gesundheit. Aber wie schon gesagt:
Damit der Therapieerfolg von Dauer ist,
ist eine Langzeitbetreuung durch erfahrene
Ernährungsmediziner unverzichtbar.
Verbessern sich durch die
adipositaschirurgische Therapie auch
Begleiterkrankungen?
PD Dr. Spatz: Ja, jede adipositaschirurgische
Therapie hat immer auch günstige metabolische
Auswirkungen auf den Zuckerund
Fettstoffwechsel der Patienten. Ganz
besonders deutlich zeigt sich diese positive
Wirkung, wenn ein Typ 2-Diabetes besteht:
In diesem Fall besteht die Aussicht,
dass wir den Diabetes mit der Operation
zu nahezu 100 Prozent heilen können.
Aber auch andere, mit der Adipositas vergesellschafteten
Folge- bzw. Begleiterkrankungen
lassen sich durch den Eingriff
nachhaltig verbessern. Diese therapeutischen
Effekte sind auch wissenschaftlich
belegt.
Was raten Sie einem Patient, der sich
operieren lassen möchte, ohne dass
eine medizinische Indikation besteht?
Dr. Elias: Ist eine adipositaschirurgische
Therapie aus medizinischer Sicht nicht
sinnvoll, empfehlen wir, sich an unser
Zentrum für Ernährungsmedizin und Prävention
ZEP zu wenden. Hier kann der
Patient an ärztlich überwachten und psychologisch
geführten Programmen zur
Gewichtsreduktion teilnehmen, die sich,
wie schon gesagt, in vielen Fällen bestens
bewährt haben.
Privatdozent Dr. med. Johann Spatz (li.) ist Chefarzt der Klinik für
Allgemein- und Viszeralchirurgie am Krankenhaus Barmherzige
Brüder München, Oberarzt Dr. Zekarias Elias (re.) ist Koordinator
der Adipositaschirurgie.
Die beiden Fachärzte verfügen über eine langjährige Erfahrung auf
ihrem Gebiet und führen sämtliche etablierten Verfahren der Adipositaschirurgie
und metabolischen Chirurgie durch. Die Adipositaschirurgie
arbeitet interdisziplinär mit dem Zentrum für Ernährungsmedizin
und Prävention ZEP des Departments der Inneren Medizin I zusammen,
das als »Schwerpunktpraxis Ernährungsmedizin« durch den Bundesverband Deutscher
Ernährungsmediziner (BDEM) zertifiziert ist.
Nähere Infos: www.barmherzige-muenchen.de
Fotos: Krankenhaus Barmherzige Brüder München (Claudia Rehm)
TOPFIT 1 / 2022
Thema: Herzforschung
Darmbakterien lieben
Ballaststoffe
Diagnose & Therapie
11
Haktobazillen, Bifidobakterien, Akkermansia-Bakterien
und Faecalibacterium
prausnitzii-Bakterien, aber auch verschiedene
Enterokokken-Arten oder Clostridie
– im Dickdarm leben mehrere Billionen
Bakterien, viele von ihnen sind wichtige
Verdauungshelfer. Zusammen bilden sie das
Darmmikrobiom, das inzwischen oft auch als
Organ im Organ bezeichnet wird.
Von Sabine Jansen
Es gibt Nahrungsbestandteile, die nur von
Darmbakterien abgebaut werden können.
Dazu gehören vor allem Ballaststoffe, also die
komplexen pflanzlichen Kohlenhydrate, wie sie
z. B. besonders reichhaltig in Vollkorngetreide,
Gerste, Hülsenfrüchte oder Gemüse wie Wurzelgemüse
vorkommen und denen inzwischen eine
enorm wichtige Bedeutung für die Darmgesundheit
zugeschrieben wird.
Bei der Verarbeitung der Ballaststoffe erzeugen
die Darmbakterien nämlich unter anderem kurzkettige
Fettsäuren wie Essigsäure (Acetat), Propionsäure
(Propionat) und Buttersäure (Butyrat).
Diese Substanzen können nun ihrerseits Gutes
tun, indem sie dafür sorgen, dass nicht nur die
Darmbakterien selbst, sondern auch die Darmzellen
mit Energie versorgt werden. Außerdem
wirken sie der Entartung von Darmzellen entgegen,
sie regen die Darmbewegungen und die
Durchblutung der Darmwand an.
Im Fokus: Butyrat
Speziell Butyrat ist für eine intakte Darmschleimhaut
unentbehrlich. Einige Darmbakterien
gewinnen aus den Ballaststoffen sogar Vitamine
wie Vitamin K oder Vitamine der B-Familie.
Zudem hat sich gezeigt, dass Butyrat auch
an der Steuerung der immunologischen Abwehrkräfte
des Darms beteiligt und offenbar außerhalb
des Darms ebenfalls unverzichtbar ist. So
90mmx80mm
beeinflusst die kurzkettige Fettsäure u. a. verschiedene
Stoffwechselwege im ganzen Körper,
etwa in der Leber oder im Gehirn. Möglicherweise
besteht sogar ein Zusammenhang zwischen einem
Butyratmangel und der Entstehung von Depressionen;
dieser Aspekt wird gerade im Rahmen
von Studien näher untersucht. Wie viel Butyrat
unsere Darmbakterien für uns produzieren,
haben wir im Wesentlichen selbst in der Hand:
Wir brauchen unsere Ernährung nur an den Vorlieben
unserer Darmbakterien auszurichten. Und
das heißt vor allem, sie ausreichend mit faserreicher,
ballaststoffhaltiger Kost zu versorgen.
Schlank oder übergewichtig?
Die Darmbakterien entscheiden mit!
Essenziell ist das Darmmikrobiom – und die
Substanzen, die sie bei der Zerlegung der Nahrungsbestandteile
bilden – für den Stoffwechsel.
Ob wir schlank bleiben oder dick werden, ob wir
an Typ-2-Diabetes oder an einem metabolischen
Syndrom erkranken, hängt sehr wahrscheinlich
auch stark davon ab, welche Bakterienarten in
unserem Darm das Sagen haben.
Auch wie gut oder schlecht ein Medikament
wirkt, hängt womöglich eng mit der individuellen
Zusammensetzung des Mikrobioms zusammen
– umgekehrt können Medikamente
negative Folgen auf die Bakteriengemeinschaft
im Darm haben. Dazu gehören nicht nur Antibiotika,
sondern auch Arzneimittel wie Protonenpumpenhemmer
(etwa Omeprazol, Pantoprazol),
die u. a. zur Linderung von Sodbrennen
eingesetzt werden, oder Nicht-steroidale Entzündungshemmer
(NSAID) wie Ibuprofen oder
Naproxen zur Milderung von Schmerzen.
Diese und viele andere Erkenntnisse über das
Darmmikrobiom stellen Nicole Schaenzler und
Florian Beigel in ihrem Buch »Superorgan Mikrobiom«
vor.
80mmx135mm
Mikrobiom – im regen Austausch mit anderen
Organen
Überhaupt spricht vieles dafür, dass die Bakteriengemeinschaft
in unserem Darm eine wichtige,
wenn nicht die wichtigste Instanz in unserem
Körper ist, die über Gesundheit und Krankheit
entscheidet. Ein Großteil der Wissenschaftler
vertritt deshalb die Ansicht, dass die Gemeinschaft
unserer Darmbakterien ein eigenständiges
Organ bildet. Ein Organ, das im permanenten
Austausch nicht nur mit anderen Organen
und unserem Immunsystem steht, sondern dass
es auch einen Alle direkten Formate: Draht zum Gehirn hat –
und so Einfluss auf unsere Gefühlswelt, unsere
psychische Verfassung 44x60mm und unser Verhalten
nimmt. Der Mikrobiom-Darm-Gehirn-Achse 44x80mm
ist
die Wissenschaft 44x110mm
erst vor Kurzem auf die Spur
gekommen. Seitdem wurden spektakuläre Hinweise
darauf gefunden, dass die Darmbakterien
80x135mm
90x60mm
über diese Verbindung auch an der Entstehung
von Erkrankungen 90x80mm
beteiligt sein könnten, die
wie Parkinson, Autismus 90x110mm oder Multiple Sklerose
bis dahin ausschließlich 90x135mm dem Gehirn zugeordnet
wurden.
ISO Coated v2 (ECI)
Dr. Nicole Schaenzler /
Dr. Florian Beigel:
Gräfe & Unzer Verlag. 224 S.
ISBN 978-3-8338-7363-8
TOPFIT 1 / 2022
12 Diagnose & Therapie
Foto oben: © markusgann / 123rf.com; Illu rechts: © vektoria / 123rf.com
Makuladegeneration
frühzeitig behandeln
Die altersbedingte Makuladegeneration,
kurz AMD, ist hierzulande
die Hauptursache dafür, dass
Menschen über 55 Jahren mit einer
schweren Sehbehinderung leben
müssen. Sogar eine Erblindung des
Netzhautzentrums droht, wenn die
Augenerkrankung nicht frühzeitig
erkannt und behandelt wird.
Von Dr. Nicole Schaenzler
Wenn gerade Linien geknickt erscheinen,
die Farben blasser wirken und das Lesen
kleiner Schriftgrößen schwerer fällt, wird
es höchste Zeit, einen Augenarzt aufzusuchen.
Denn dann gilt es abzuklären, ob eine altersabhängige
Makuladegeneration die Ursache
ist. Allein in Deutschland leiden mindestens
sieben Millionen Menschen daran: Bei ihnen
wird die Makula (»gelber Punkt«), also die Stelle
des schärfsten Sehens in der Netzhaut, fortschreitend
geschädigt, sodass die Fähigkeit zum
scharfen Sehen immer mehr abnimmt. »Dabei
kann sich das Krankheitsbild im weiteren Verlauf
verändern und in eine feuchte, deutlich aggressivere
Form übergehen«, sagt der Direktor
der Augenklinik des LMU Klinikums Prof. Dr.
Siegfried Priglinger. Deshalb wird zwischen trockener
und feuchter AMD unterschieden.
Neue Erkenntnisse über die Ursache
Innovative Methoden zur Untersuchung der
Durchblutung des Auges zeigen, dass bei der altersbedingten
Makuladegeneration die Versorgerschicht
unter der Netzhaut, die Aderhaut,
abbaut und dadurch die Sehsinneszellen nicht
mehr gut genug durchblutet werden. Dennoch
sind die ersten Krankheitsauslöser nach wie vor
nicht vollständig geklärt. Fest steht, dass die
Häufigkeit der Makuladegeneration nach dem
55. Lebensjahr sprunghaft ansteigt – und dass
es eine starke genetische Komponente gibt. Darüber
hinaus stehen vor allem verschiedene Umwelteinflüsse
und Risikofaktoren im Verdacht,
der Entstehung einer Makuladegeneration Vorschub
zu leisten. Dazu gehören vor allem langjähriges
Rauchen und eine Belastung der Augen
durch UV-Strahlung, allen voran Sonnenlicht.
Aber auch ein chronischer Mangel an Vitaminen
und Mineralstoffen in der Ernährung oder
eine fettreiche Ernährung scheinen eine Rolle zu
spielen. Auffällig ist zudem, dass Menschen mit
einer hellen Augenfarbe besonders häufig betroffen
sind und dass Frauen öfter als Männer
erkranken. »Was nur wenige wissen: Auch kardiovaskuläre
Risikofaktoren wie Bluthochdruck
oder ein Diabetes können die Entstehung der
altersbedingten Makuladegeneration begünstigen«,
betont der Oberarzt der Augenklinik des
LMU Klinikums PD Dr. Jakob Siedlecki.
Drusen – Kennzeichen der trockenen
Makuladegeneration
Die altersbedingte Makuladegeneration ist lange
Zeit eine stille Erkrankung: Auch wenn bei der
augenärztlichen Untersuchung bereits kleine,
runde, gelbliche Ablagerungen in der Pigmentschicht
der Netzhaut auffallen, hat der Betroffene
in den allermeisten Fällen bis dahin nichts
davon geahnt, dass seine Sehschärfe bedroht ist.
Bei diesen Ablagerungen, die Drusen genannt
werden, handelt es sich um Stoffwechselprodukte,
die von der Pigmentschicht normalerweise
vollständig entsorgt werden. Auch wenn
die Drusen selbst keine Symptome verursachen,
sorgen sie jedoch dafür, dass die Versorgung der
Netzhaut mit Nährstoffen immer stärker beeinträchtigt
wird. Dies hat zur Folge, dass die Zellen
im Makulabereich absterben, die Makula dünnt
aus (Atrophie) und die Fähigkeit des scharfen
Sehens lässt nach – die trockene Makuladegeneration
ist manifest geworden.
Für den Betroffenen bedeutet der allmähliche
Verlust des zentralen Sehens eine fortschreitende
Beeinträchtigung, da das Sehen immer
unschärfer und verschwommener wird. Auch
wenn eine vollständige Erblindung in den meisten
Fällen ausbleibt, können die Atrophieareale
mit der Zeit so groß werden, dass schließlich das
gesamte Sehzentrum zerstört und durch einen
dunklen Fleck ersetzt worden ist. Dann ist auch
die Sehschärfe kaum mehr vorhanden, sodass
die Betroffenen nicht mehr lesen und Gesichter
nicht mehr erkennen können. Zu einer vollständigen
Erblindung kommt es jedoch nicht:
»Da sich der Zelluntergang im Netzhautzentrum
abspielt, bleibt das periphere Sehen, das für
die Wahrnehmung des Umfelds zuständig ist,
erhalten. Umrisse sind also weiter erkennbar«,
sagt PD Dr. Siedlecki. Gleichwohl komme es vor
allem in späteren Stadien vor, dass die Patienten
bei fast allen Alltagstätigkeiten auf fremde Hilfe
angewiesen seien, insbesondere wenn die Orientierungsfähigkeit
stark beeinträchtigt sei.
Wenn aus der trockenen eine feuchte
Makuladegeneration wird
Die trockene Makuladegeneration kommt mit
Abstand am häufigsten vor: Mehr als 85 Prozent
der Erkrankten leiden unter dieser Form. Im
fortgeschrittenen Stadium kann eine trockene
Makuladegeneration in eine feuchte Form übergehen.
Diese feuchte (neovaskuläre) Makuladegeneration
verläuft sehr viel schneller und kann
innerhalb weniger Wochen zu einem massiven
Sehverlust in der Mitte des Gesichtsfelds führen.
Hierbei bilden sich unter den Drusen unkontrolliert
neue Blutgefäße (Neovaskularisationen),
die jedoch nicht die Qualität der herkömmlichen
Blutgefäße besitzen. Die Gefäßwände sind
viel fragiler und undichter als die von normalen
Blutgefäßen. Dadurch können sie Flüssigkeit
TOPFIT 1 / 2022
Diagnose & Therapie
13
verlieren oder auch aufreißen und eine Blutung
in der Netzhaut hervorrufen. Staut sich Flüssigkeit
unter und in der Netzhaut, kommt es zu einer
Schwellung der Netzhaut, die auch als Makulaödem
bezeichnet wird. Haben sich unter
der Netzhaut erst einmal Narben gebildet, greift
eine Therapie meist nicht mehr.
Amsler-Gitter-Test zur Selbstdiagnose
Da die altersbedingte Makuladegeneration lange
Zeit keine spürbaren Symptome verursacht,
wird sie oft erst spät bemerkt. Je früher die chronische
Augenerkrankung jedoch diagnostiziert
und behandelt werden kann, desto besser lässt
sich ein Fortschreiten der Krankheit positiv beeinflussen
– und im Idealfall sogar verhindern.
Wegweisend für die Diagnosestellung ist eine
eingehende Untersuchung beim Augenarzt, der
neben einer Begutachtung des Augenhintergrunds
mit der Spaltlampe zur Abklärung von
möglichen Netzhautveränderungen auch eine
optische Kohärenztomographie (OCT) durchführt.
Die hochauflösende OCT ist die derzeit
präziseste Methode zur Früherkennung der
feuchten Makuladegeneration und beruht auf
einer berührungsfreien Untersuchung der Netzhaut.
Gegebenenfalls können auch eine Fluoreszenzangiographie
zur Darstellung von Flüssigkeitsaustritt
aus den Blutgefäßen am Augenhintergrund
und andere weiterführende Untersuchungen
angezeigt sein.
Zur Selbstkontrolle zu Hause eignet sich der
Amsler-Gitter-Test. Hierbei betrachtet der Patient
einen Fixpunkt, der im Zentrum eines karierten
Blatt Papiers eingezeichnet ist (gibt es im
Internet zum Ausdrucken). Weist das zentrale
Karomuster Verzerrungen auf, sollte zügig ein
Augenarzt aufgesucht werden.
Neue Therapiemöglichkeiten ...
Haben sich erst einmal Schäden an der Sehkraft
entwickelt, können sie nicht repariert werden.
Die trockene Makuladegeneration kommt
manchmal von selbst zum Stillstand. Ansonsten
geht es in erster Linie darum, die noch vorhandene
Sehkraft zu erhalten und ein Fortschreiten
der Erkrankung durch eine gesunde Lebensweise
– Rauchstopp, vitaminreiche, Ernährung,
regelmäßige Bewegung, Schutz der Augen vor
UV-Licht – günstig zu beeinflussen. Hoffnung
machen innovative Medikamente, die sich derzeit
in Zulassungsstudien für die späte trockene
altersbedingte Makuladegeneration, die sogenannte
geographische Atrophie, befinden. »Ziel
ist hierbei, das Ausdünnen, die Atrophie der
Netzhaut zu bremsen, bevor sie das Zentrum
der Netzhaut erreicht«, erklärt Prof. Priglinger.
Ähnlich wie die Medikamente für die feuchte
Makuladegeneration werden diese Wirkstoffe
monatlich bis zweimonatlich direkt in das Auge
eingespritzt, um Entzündungsmechanismen zu
bremsen, die die Ausdünnung der Netzhaut antreiben.
Erste Ergebnisse sind vielversprechend.
Zudem gibt es inzwischen chirurgische Ansätze,
Netzhaut-Chips in erblindete Augen zu implantieren,
um die abgestorbenen Sehsinneszellen zu
einem Teil zu ersetzen und partiell die Sehfähigkeit
wieder anheben zu können. Prof. Priglinger
und sein Team sind mit dem Augen-Studienzentrum
der Augenklinik an diesen Projekten
beteiligt und bieten interessierten Patientinnen
und Patienten die Möglichkeit einer Beratung zu
einer eventuellen Studienteilnahme. Ansonsten
empfehlen viele Ärzte ihren Patienten die Einnahme
von hochdosierten Vitaminpräparaten
mit Beta-Carotin, Vitamin C, Vitamin E, Zinkund
Kupferoxid; Studien legen nahe, dass bestimmte
Formen der trockenen AMD dadurch
seltener in die feuchte Form übergehen. Raucher
sollten allerdings wegen des erhöhten Risikos
für Lungenkrebs anstelle von Beta-Carotin den
Carotinoiden Lutein oder Zeaxanthin
den Vorzug geben.
Zudem können optimale Brillen und
Lupen verordnet werden. »Eine Gleitsichtbrille
ist für Patienten mit einer
AMD jedoch nicht empfehlenswert,
da sie zum Lesen nur einen kleinen
Ausschnitt bieten«, ergänzt PD Dr.
Siedlecki.
... auch für die feuchte Form
Lange Zeit gab es keine wirksame Therapie,
mit der eine feuchte AMD effektiv
behandelt werden konnte. Dies hat sich
mit der Einführung der VEGF-Hemmer
geändert, die krankhafte Gefäße
abdichten und so Flüssigkeitsaustritt
in die Netzhaut verhindern. Das Wirkprinzip:
VEGF ist ein Wachstumsfaktor,
der dafür verantwortlich ist, dass
in der Netzhaut übermäßig stark »minderwertige«
Blutgefäße wachsen. Hier setzen die VEGF-
Hemmer an: Sie blockieren den Wachstumsfaktor
im Auge und wirken so der unerwünschten
Zu den Personen
Mathildenstraße 8
80336 München
Tel. 089/4400-53811
Prof. Dr.
Siegfried Priglinger
Direktor der Augenklinik
des LMU Klinikums
München
PD Dr. med.
Jakob Siedlecki
Oberarzt der Augenklinik
des LMU Klinikums
München
Neubildung von Gefäßen in der Netzhaut entgegen.
Im Normalfall kann die Erkrankung so
zum Stillstand gebracht werden und die Sehfähigkeit
verbessert sich.
Um den Therapieerfolg aufrecht zu erhalten,
reicht eine einmalige Anti-VEGF-Therapie in
der Regel nicht aus. »Es handelt sich fast immer
um eine langfristige Behandlung, was für
die Betroffenen bedeutet, alle ein bis drei Monate
eine Augenklinik oder Augenpraxis aufsuchen
zu müssen«, erklärt PD Dr. Siedlecki. Hinzu
kommt, dass mit der Therapie selbst einige
Belastungen verbunden sind, denn verabreicht
werden die VEGF-Hemmer über eine Spritze ins
Augeninnere unter örtlicher Betäubung. Aktuell
wird daran gearbeitet, Methoden zu entwickeln,
um die Häufigkeit der operativen Medikamentengaben
ins Auge zu senken. »Für dieses Jahr
wird die Zulassung eines neuen Wirkstoffs erwartet,
der zusätzlich zu VEGF einen weiteren
Botenstoff hemmt, das Angiopoietin-2. Dadurch
können viele Betroffene erstmalig in viermonatlichen
Abständen behandelt werden«, erklärt
Prof Priglinger. Ebenso stehe ein Port-System
kurz vor der Zulassung, das einmal implantiert
werde und dann immer wieder mit VEGF-Hemmer
befüllt werden könne. Würde man sich zu
Beginn der Therapie für die chirurgische Implantation
eines solchen Port-Systems entscheiden,
seien bei den meisten Patienten wohl sechsmonatige
Wirkdauern bis zur erneuten Befüllung
möglich. »Insgesamt tut sich aktuell sehr
viel auf dem Feld der AMD. Patienten sind also
gut beraten, in den nächsten Monaten bei ihren
betreuenden Augenärzten nachzufragen, ob
eine der neuen Therapieformen für sie geeignet
sein könnte«, sagt Prof. Priglinger.
Fotos oben: © LMU Klinikum München
TOPFIT 1 / 2022
14 Diagnose & Therapie
14
20 Jahre Botox®-Behandlungen
Wirksam gegen Falten
Foto oben: © instaphotos / 123rf.com
Glatte, straffe Haut ohne Falten – und
das ganz ohne die Maßnahmen der
Chirurgie: Kein anderes Anti-Faltenmittel
ist so bekannt und so beliebt
wie Botulinumtoxin. Denn mit Botox®
lassen sich nicht nur mimische Falten
sehr effektiv glätten, sondern auch die
Gesichtszüge wirken wieder jünger,
frischer und offener, wie der Münchner
Facharzt für Plastisch-Ästhetische
Chirurgie Dr. Hans-Hermann Wörl im
Gespräch mit TOPFIT erklärt.
Von Dr. Nicole Schaenzler
Botulinumtoxin zur Faltenglättung kommt
jetzt schon seit 20 Jahren zum Einsatz und
gehört nach wie zu den beliebtesten Anti-
Faltenmitteln — zu Recht?
Dr. Wörl: Unterspritzungen mit Botulinumtoxin
sind in der Tat eine sehr effektive Möglichkeit,
um Falten zu glätten. Außerdem ist das Verfahren
unkompliziert, weitgehend schmerzlos und
risikoarm – vorausgesetzt, der behandelnde Arzt
verfügt über fundierte Anatomiekenntnisse und
ist mit der spezifischen Wirkweise von Botulinumtoxin
bestens vertraut.
Bei welchen Falten hilft eine Botox®-
Behandlung?
Dr. Wörl: Mit Botox® lassen sich sehr wirkungsvoll
mimische Falten glätten. Diese Falten entstehen
durch das regelmäßige Zusammenziehen
bestimmter Gesichtsmuskeln, etwa beim
Lachen oder beim Hochziehen der Augenbrauen.
Und weil die Haut mit zunehmendem Alter
an Elastizität verliert, bilden sich die Falten
mit den Jahren nicht mehr von selbst wieder
zurück, sondern graben sich immer tiefer
in die Haut ein. Hier kann der Wirkstoff Botulinumtoxin
wertvolle Dienste leisten, denn er
stoppt die Impulsübertragung zwischen Nerven
und Muskel und sorgt so für eine vorübergehende
Abschwächung der Muskeltätigkeit. So
können sich die Gesichtsmuskeln entspannen
und es kommt zu einer sichtbaren Milderung
bereits vorhandener Falten. Gleichzeitig wird
die Entstehung von neuen Falten verhindert.
Was sind denn typische Mimikfalten?
Dr. Wörl: Typische Mimikfalten sind z. B. die Falten
zwischen den Augenbrauen, auch Zornesfalten
genannt. Aber auch die horizontalen Stirnfalten
oder die Falten am äußeren Augenrand
– die Krähenfüße – gehören dazu. Mimikfalten
im Mundbereich können ebenfalls sehr effektiv
mit einer Botox®-Behandlung geglättet werden.
Gibt es auch Falten, die sich weniger gut für
eine Botox®-Behandlung eignen?
Dr. Wörl: Bei statischen Falten, wie z. B. Nasolabialfalten,
setzen wir auf andere Wirkprinzipien.
Diese Falten sind vor allem das Ergebnis des alterungsbedingten
Volumens- und Spannkraftverlusts
und nicht das der mimischen Muskelaktivität.
Um eine nachhaltige Glättung dieser Falten
zu erzielen, müssen wir also das Volumendefizit
ausgleichen. Ein solches »Aufpolstern« der Falten
bewirkt z. B. eine Faltenunterspritzung mit
Hyaluronsäure. Mit der Volumentherapie erreichen
wir eine doppelte Wirkung: Einerseits geben
wir dem Gesicht wieder sein natürliches Volumen
zurück, andererseits sorgen wir für den
erwünschten Straffungseffekt, wodurch Falten
deutlich gemildert werden. Bereits unmittelbar
nach der Filler-Behandlung sehen Haut und Gesicht
deutlich jünger, frischer und strahlender
aus. Die Volumentherapie lässt sich übrigens sehr
gut mit einer Botox®-Behandlung kombinieren,
denn oft geht es ja darum, beide Faltentypen zu
glätten: die statischen und die mimischen Falten.
Wie läuft eine Faltenbehandlung mit Botulinumtoxin
ab?
Dr. Wörl: Die Botulinumtoxininjektion wird
mit sehr feinen Nadeln durchgeführt und
ist damit völlig unkompliziert und weitgehend
schmerzfrei. Eine lokale Betäubung ist
in der Regel nicht notwendig. Je nachdem,
wie viele Falten geglättet werden sollen, dauert
die Behandlung maximal eine halbe Stunde.
Die glättende Wirkung setzt dann etwa
nach drei bis fünf Tagen ein. Hat das Mittel seine
Wirkung nach einigen Monaten eingebüßt,
spricht nichts dagegen, eine erneute Behandlung
mit Botulinumtoxin vornehmen zu lassen.
Sie selbst wenden Botox® ebenfalls schon
seit vielen Jahren zur Glättung von Mimikfalten
Ihrer Patientinnen und Patienten an.
Sind Sie zufrieden?
Dr. Wörl: Auf jeden Fall. Der für uns entscheidende
Effekt ist, dass durch eine Botox®-Behandlung
ein erfrischter, positiver Ausdruck erzielt werden
kann – und dies ohne Einfrieren der Mimik oder
des persönlichen Gesichtsausdrucks. Schon allein
deshalb ist Botox® für uns nach wie vor ein
geschätztes Anti-Faltenmittel, mit dem wir ausgezeichnete
Ergebnisse erzielen können. Wie bei
allen Behandlungen zur Faltenglättung ist jedoch
auch für den angemessenen Einsatz von Botulinumtoxin
unbedingt Fachwissen gefragt: Nur
wer mit der Wechselwirkung zwischen hebender
und senkender mimischer Muskulatur bestens
vertraut ist und sich zudem mit der Dosierung
genau auskennt, verhilft seinen Patienten zu einem
schönen, natürlichen Ergebnis.
Der Münchner Facharzt für Plastische Chirurgie Dr. Hans-Hermann Wörl praktiziert
gemeinsam mit seinen Kollegen in der Praxisgemeinschaft Widenmayer 16 — Plastische
Chirurgie & Ästhetik an der Isar. Im Einzelnen umfasst sein Behandlungsspektrum nahezu
sämtliche Leistungen der Rekonstruktiven (u. a. Korrekturen nach Brustkrebs, Folgeoperationen
nach massivem Gewichtsverlust, Fettabsaugungen bei Lipöde men) und der Ästhetischen
Chirurgie. Dazu gehören alle operativen wie auch nicht-operativen Maßnahmen
(z. B. Botox, Filler) zur Gesichtsverjüngung, Lidkorrektur, Brustvergrößerung, Brustverkleinerung
und -straffung, Fettabsaugung, Bodycontouring / Bodylift, Oberarm-,
Oberschenkel- und Bauchdeckenstraffung.
Nähere Infos: www.widenmayer16.de
TOPFIT 1 / 2022
Diagnose & Therapie
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Gut vorbereitet ins Frühjahr
Knie fit -
alles fit
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Die Sonne scheint, die Tulpen sprießen – und endlich macht auch wieder Sport
im Freien Spaß. Doch ob Laufen, Radfahren oder ein strammer Spaziergang:
Für praktisch jede Art der Fortbewegung werden unsere Kniegelenke benötigt.
»Deshalb macht es Sinn, die Kniegelenke gezielt auf die Belastung vorzubereiten,
wenn man länger nicht trainiert hat «, erklärt der Münchner Orthopäde Dr.
Heribert Konvalin vom MVZ im Helios im Gespräch mit TOPFIT.
Von Dr. Nicole Schaenzler
Herr Dr. Konvalin, viele haben den Sport im
Winter zu kurz kommen lassen, doch jetzt zieht es
sie ins Freie. Von nahezu 0 auf 180 – kann das ein
Problem für die Kniegelenke sein?
Dr. Konvalin: Kein anderes Gelenk wird beim
körperlichen Training stärker gefordert als das
Kniegelenk, egal, ob beim Laufen, Radfahren,
Springen oder beim Trainieren mit Gewichten.
Oft muss es gewaltige Kräfte und Druckbelastungen
aushalten – und darauf sollte es gut
vorbereitet sein. Andernfalls sind schmerzhafte
Knieprobleme und sogar Verletzungen möglich.
Wichtig ist eine starke Beinmuskulatur: Sie
entlastet das Kniegelenk und stabilisiert die
Beinachse. Ideal sind gezielte Übungen zur
Kräftigung und zur Dehnung. Für ein solches
Knie-Workout braucht man nicht unbedingt ins
Fitnessstudio zu gehen, auch im Internet findet
man heutzutage Videos mit guten Übungsprogrammen
für zu Hause.
Manch ein Jogger, der im Winter pausiert hat,
verspürt nach einem längeren Lauf Schmerzen
im Knie. Ist das schon besorgniserregend?
Dr. Konvalin: Gerade, wenn man länger nicht
gelaufen ist, können sich in der ersten Zeit
schon mal Knieschmerzen nach dem Joggen
einstellen. Diese sollten aber spätestens über
Nacht wieder abgeklungen sein. Halten die
Schmerzen länger als drei Tage an oder werden
sie schlimmer, kann sich ein Überlastungssyndrom
entwickelt haben.
Wie kommt es dazu?
Dr. Konvalin: Wer zu häufig und zu intensiv
trainiert, ohne ausreichende Regenerationszeiten
für den Körper einzuplanen, kann die
gesundheitsfördernden Effekte der sportlichen
Betätigung auch ins Gegenteil verkehren. Hierfür
ist das Überlastungssyndrom der Kniegelenke
ein typisches Beispiel und kann sogar bei
Sportarten auftreten, die, wie z. B. Radfahren,
eigentlich eine kniegelenkfreundliche Bewegungsform
sind.
Wie äußert sich ein Überlastungssyndrom?
Dr. Konvalin: Hauptsymptom sind Schmerzen,
meist im Bereich der Kniescheibe. Zudem kann
das Knie geschwollen und überwärmt sein.
Ausgangspunkt sind häufig Reizzustände von
Sehnen und Bändern, die an der Kniescheibe
ansetzen oder seitlich davon verlaufen. Damit
die Beschwerden nicht chronisch werden,
ist eine zeitnahe orthopädische Behandlung
wichtig.
Leider sind die Knie anfällig für Sportverletzungen.
Woran kann man erkennen, dass es ernst ist?
Dr. Konvalin: Die Erfahrung zeigt: Bei einer
Knieverletzung sollte man im Zweifelsfall lieber
einmal zu viel als einmal zu wenig einen Orthopäden
aufsuchen. Die Bandbreite kann von
einer Prellung bis hin zu schweren Verletzungen
wie ein Bänder- oder Meniskusriss reichen.
Anzeichen für eine behandlungsbedürftige
Knieverletzung sind z. B. ausgeprägte Schwellungen,
Schmerzen oder eine Blockade; dann
sind bestimmte Kniebewegungen nur noch eingeschränkt
möglich. Knickt das Knie weg oder
fühlt es sich wackelig an, könnte eine Verletzung
der Kreuz- oder Seitenbänder der Grund
sein. Starke Schmerzen treten auch bei einer
Zur Person
Patellaluxation auf; dann ist die Kniescheibe aus
dem Kniegelenk »gesprungen«.
Wie wird eine Knieverletzung behandelt?
Dr. Konvalin: Das hängt von der Ursache ab. Idealerweise
genügt es, die Schmerzen mit Salben
oder entzündungshemmenden Schmerzmitteln
zu behandeln; begleitend können Maßnahmen
der physikalischen Therapie und einer
Physiotherapie sinnvoll sein. Einige Sportverletzungen,
z. B. ein Kreuzbandriss, ziehen
grundsätzlich einen operativen Eingriff nach
sich. In diesem Fall geben wir, wenn möglich,
einer Arthroskopie den Vorzug: Sie wird
minimal-invasiv durchgeführt und ist damit
schonender und risikoarmer als eine »offene«
Operation. Zudem ist die Rekonvaleszenzzeit
deutlich kürzer.
Stichwort Arthrose: Viele Menschen mit einer
Kniegelenksarthrose glauben, das betroffene
Bein schonen zu müssen. Ist das die richtige
Strategie?
Dr. Konvalin: Es gibt praktisch nur eine Einschränkung,
wann ein Arthrose-Patient auf
Sport verzichten sollte, nämlich dann, wenn
in dem Gelenk gerade eine akute Entzündung
abläuft. Ansonsten ist regelmäßige Bewegung
sogar ein ganz wichtiger Bestandteil der
Arthrose-Therapie. Viele Studien haben gezeigt,
dass durch ein maßvoll betriebenes Training,
etwa ein Ausdauertraining wie Radfahren oder
Schwimmen, das Fortschreiten der Arthrose
verlangsamt und das betroffene Gelenk wieder
beweglicher wird.
Dr. med. Heribert Konvalin ist Facharzt für Orthopädie, Chirotherapie,
Sport medizin, spezielle Schmerztherapie und Physikalische Medizin
und praktiziert im MVZ im Helios. Zu seinen Leistungsschwerpunkten
gehören die Behandlung von Kniegelenkserkrankungen sowie Schultererkrankungen,
aber auch Ellbogen- und Sprunggelenkarthroskopie,
arthroskopische Kreuzband operationen, Fußchirurgie, regenerative
Knorpeltherapie zur Behandlung von Arthrose sowie interven tionelle
Schmerztherapie einschließlich minimal-invasiver Wirbelsäulenoperationen.
Nähere Infos: www.mvz-im-helios.de
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16 Diagnose & Therapie
Keine Folgeoperation mehr nötig dank selbstauflösender Bioschraube
Moderne
Hallux-valgus-OP
ken und z. B. Krallen- oder Hammerzehen hervorrufen.
Ebenso sind Schmerzen im Mittelfuß
möglich. Und: Generell besteht die Gefahr, dass
sich eine Arthrose im Großzehengrundgelenk,
ein Hallux rigidus, entwickelt.
Individuell angepasste Einlagen im
Anfangsstadium
Umso wichtiger ist eine frühzeitige Behandlung:
»Im Anfangsstadium setzen wir auf eine konservative
Behandlung«, erläutert Dr. Zenta. Infrage
kommen z. B. individuell angepasste Einlagen,
spezielle Abrollhilfen oder Nachtschienen.
Die Erfahrung zeigt jedoch: In den meisten Fällen
schreitet die Fehlstellung fort und zieht über
kurz oder lang einen operativen Eingriff nach
sich.
Das Interview zum Thema
Foto rechts: masanyanka / 123rf.com; oben: aksanaku / 123rf.com
Wenn die Großzehe aus der Reihe
tanzt und sich immer mehr den
anderen Zehen annähert, ist das für
viele zunächst nur ein kosmetisches
Problem. Doch die Fehlstellung
schreitet weiter fort – bis die Beschwerden
am Ende oft nur durch
eine operative Korrektur behoben
werden können. In den letzten
Jahren hat sich jedoch viel getan:
»So können wir unseren Patienten
z. B. einen zweiten Eingriff ersparen,
wenn wir als Implantat selbstauflösende
Magnesiumschrauben
verwenden«, erklärt der Münchner
Orthopäde und Fußspezialist Dr.
Steffen Zenta vom MVZ im Helios.
Von Dr. Nicole Schaenzler
Frauen sind von einem Hallux valgus sehr
viel öfter betroffen als Männer – nicht zuletzt,
weil ihre Vorliebe für enge Schuhe mit
hohen Absätzen die Entstehung der Fehlstellung
begünstigt. »Wichtigster Risikofaktor ist
jedoch eine erbliche Veranlagung. Haben Mutter
oder Großmutter bereits mit einem Ballenzeh
zu kämpfen gehabt, ist die Wahrscheinlichkeit
hoch, selbst irgendwann davon betroffen zu
sein«, erklärt Dr. Zenta. Aber auch ein Spreizfuß,
bei dem das Quergewölbe des Vorfußes abgesunken
ist, begünstigt die Entstehung eines Ballenzehs.
»Wird jedoch frühzeitig, z. B. mit einer
individuellen Einlagentherapie, gegengesteuert,
lässt sich das Risiko für Folgeerscheinungen
deutlich minimieren«, so der Fußspezialist.
Komplexe Veränderung des Vorfußes
Hat sich erst einmal ein Hallux valgus entwickelt,
ist nicht allein der Mittelfußknochen der
Großzehe betroffen. Tatsächlich ist eine komplexe
Veränderung des gesamten Vorfußes die
Folge: Der Mittelfuß verbreitert sich, die Mittelfußknochen
weichen immer mehr auseinander,
die Zugrichtung von Sehnen verändert sich
und über dem Ballen bildet sich ein Schleimbeutel,
der zu Entzündungen neigt. Dann wird
das Schuhe tragen zunehmend durch Schmerzen,
Rötungen und Schwellungen im Bereich des
Großzehengrundgelenks erschwert.
Die Seitabknickung der Großzehe kann sich
auch ungünstig auf die Nachbarzehen auswir-
Herr Dr. Zenta, wie gehen Sie vor, wenn ein
Hallux valgus operativ korrigiert werden
muss?
Dr. Zenta: Ziel des Eingriffs ist es, die natürlichen
Verhältnisse im Fuß wiederherzustellen
und die gestörten Gelenke in
ihrer Funktion zu erhalten – und dies für
den Patienten so risikoarm und so schonend
wie möglich. Hierfür stehen uns
verschiedene Methoden zur Verfügung.
Welche Technik im Einzelfall angewendet
wird, um die Großzehe wieder in ihre
ursprüngliche Form zu bringen, hängt
von der genauen anatomischen Lokalisation
der Deformität und vom Ausmaß
der Fehlstellung ab. Pauschal kann man
sagen, dass bei fast allen Operationen
TOPFIT 1 / 2022
Diagnose & Therapie
17
sowohl die Sehnen als auch die Gelenkkapsel
korrigiert werden; ebenso wird
ein Teil des Mittelfußknochens durchtrennt,
neu justiert und das Ergebnis
dann mit kleinen Schrauben fest fixiert.
Wozu dienen die Implantate?
Dr. Zenta: Die Implantate haben vor allem
einen stabilisierenden Effekt, der auch
dann gewährleistet sein muss, wenn der
Fuß wieder voll belastet wird. Moderne
dynamische Implantate, z. B. eine Spezialklammer,
die mithilfe der Operationstechnik
nach Stoffella im begradigten
Mittelfußknochen verankert wird, unterstützen
den Heilungsprozess. Gute
Erfahrungen haben wir auch mit einer
Schraube gemacht, die aus einer Legierung
auf Magnesiumbasis besteht.
Was ist das Besondere an der
Magnesiumschraube?
Dr. Zenta: Das Implantat besteht zu mehr
als 90 Prozent aus Magnesium, d. h. aus
einem Material, das ein natürlicher Bestandteil
des Stoffwechsels unseres Körpers
ist. Der Organismus stuft es also
nicht als »fremd« ein. Deshalb sind die
Magnesiumschrauben sehr gut verträglich.
Der zweite große Vorteil ist, dass
der Körper den Mineralstoff resorbiert;
das überschüssige Magnesium wird
dann einfach über die Nieren ausgeschieden.
Auf diese Weise löst sich die
Magnesiumschraube langsam auf und
wird durch nachwachsendes Knochengewebe
ersetzt. Damit entfällt auch eine
zweite Operation, wie sie manchmal zur
Entfernung herkömmlicher Implantate
notwendig ist.
Und die Schraube liefert trotzdem die nötige
Stabilität?
Dr. Zenta: Auf jeden Fall. Das Implantat ist
stabil und fest genug, sodass es die Knochen
in den ersten Wochen zuverlässig
in der richtigen Position hält und dennoch
eine frühe Belastung des operierten
Fußes erlaubt. Studien zeigen, dass
das Knochenwachstum durch die Magnesiumschraube
sogar sehr effektiv angeregt
wird. Ich rate meinen Patienten
jedoch dazu, die vier bis sechs Wochen
nach der Operation einen Spezialschuh
zu tragen und erst nach zwei Wochen
wieder mit der vollen Belastung zu beginnen.
Auch eine begleitende Physiotherapie
fördert den Heilungsprozess.
Zur Person
Dr. med. Steffen Zenta praktiziert im
MVZ im Helios München und behandelt
sämtliche Erkrankungen und Fehlstellungen
des Fußes. Zu seinen chirurgischen Schwerpunkten
gehören z. B. gelenkerhaltende
Operationen bei Hallux valgus und anderen
Vorfußerkrankungen, die operative Hammerund
Krallenzehkorrektur sowie die endoprothetische
Versorgung des Großzehengrundund
des Sprunggelenks. Außerdem ist Dr.
Zenta Gründer des Hand- und Fußzentrums
München (HFZ).
Nähere Infos:
www.mvz-im-helios.de
www.hfz-muenchen.de
TOPFIT 1 / 2022
18 Diagnose & Therapie
Quälende Urtikaria
Wenn uns das Immunsystem krank macht
Plötzlich ist der Ausschlag da: Er juckt
unerträglich und fühlt sich an, als hätte
man in eine Brennnessel gegriffen.
Deshalb spricht der Arzt auch von
Nesselsucht oder von Urtikaria, dem
medizinischen Fachbegriff. Im Idealfall
klingen die Quaddeln nach wenigen
Stunden von selbst ab. Manchmal
bleibt eine Urtikaria jedoch Tage, Wochen
und sogar Monate bestehen und
sorgt für eine erhebliche Einbuße der
Lebensqualität. Welche Ursachen für
einen chronischen Verlauf infrage kommen
und welche Behandlungsmöglichkeiten
es gibt, erklärt der Düsseldorfer
Facharzt für Dermatologie und Venerologie,
Prof. Dr. Peter Arne Gerber.
von Isabel Virnich
Was ist Nesselsucht und wie äußern sich ihre
Symptome?
Prof. Dr. Gerber: Die Nesselsucht oder Urtikaria
ist eine häufige Hautkrankheit oder
Reaktion, die sich vor allem durch stark
juckende Quaddeln und Schwellungen
bemerkbar macht. Die einzelne Quaddel
verschwindet innerhalb von bis zu zwölf
Stunden. Es können aber über längere
Zeiträume immer wieder neue Gewebeschädigungen,
sogenannte Läsionen,
auftreten. Dies ist für Betroffene sehr belastend.
Eine Sonderform ist das Angioödem,
eine Schwellung durch Wassereinlagerungen.
Hier können Schwellungen
im Mund-, Zungen- und Halsbereich mitunter
lebensbedrohlich werden.
Was macht die chronische Erkrankung so
schlimm für die Betroffenen?
Prof. Dr. Gerber: Entsprechend der Dauer der
Symptome unterscheiden wir zwischen
akuter (bis zu sechs Wochen) und chronischer
Urtikaria (länger als sechs Wochen).
Insbesondere die chronische Urtikaria
geht aufgrund ihrer Dauer mit teils stigmatisierenden
Rötungen und Quaddeln
mit einer extremen Einschränkung ihrer
Lebensqualität einher, wobei der quälen-
de, teils als brennend, stechend oder kribbelnd
beschriebene Juckreiz nahezu unerträgliche
Ausmaße annehmen kann.
Wie viele Menschen sind hierzulande von
chronisch induzierbarer Urtikaria (cindU) und
chronisch spontaner Urtikaria (csU) betroffen?
Prof. Dr. Gerber: Etwa ein Viertel der Bevölkerung
leidet in ihrem Leben zumindest
einmal an einer – zumeist akuten – Urti-
Zur Person
Prof. Dr. med.
Peter Arne Gerber
Facharzt für Dermatologie und Venerologie
und Leiter der Praxis Dermatologie am
Luegplatz in Düsseldorf.
Nähere Infos:
www.dermatologie-am-luegplatz.de
Foto oben: zinkevych / 123rf.com; Illu rechts: scio21 / 123rf.com
TOPFIT 1 / 2022
Diagnose & Therapie
19
karia, die nach wenigen Stunden, spätestens
aber nach sechs Wochen wieder
verschwindet. Von einer chronischen Urtikaria
ist in Deutschland geschätzt ein Prozent
der Bevölkerung betroffen – das sind
etwa 800 000 Menschen.
Was löst die beiden Erkrankungsformen
jeweils aus?
Prof. Dr. Gerber: Ursächlich ist die Freisetzung
von Histamin aus den Mastzellen.
Dies kann durch unterschiedlichste Auslöser
vermittelt werden. Beispielhaft zu
nennen sind für die chronisch induzierbare
Urtikaria etwa physikalische Faktoren,
also z. B. Druck, Hitze oder Kälte, bakterielle
oder virale Infektionen, mitunter
auch Schilddrüsenerkrankungen. Dagegen
spielen Allergien oder Unverträglichkeiten
gegenüber Arzneimitteln bei der
chronischen Urtikaria zumeist eher eine
untergeordnete Rolle. In einer großen
Zahl der Fälle kann jedoch keine Ursache
identifiziert werden! In diesem Fall tritt die
chronisch spontane Urtikaria plötzlich und
ohne Vorankündigung auf.
Inwiefern spielt das Immunsystem dabei
eine Rolle?
Prof. Dr. Gerber: Wie bereits angesprochen
nimmt die Mastzelle bei der Entstehung
der Urtikaria eine zentrale Rolle ein. Aber
auch andere Zellen und Mediatoren des
Immunsystems, wie etwa IgE (Immunglobulin
E, spezieller Antikörper, der eine Immunantwort
des Körpers hervorruft), können
beteiligt sein. Je nach Art und Auslöser
der Urtikaria spielen hier unterschiedliche
Teile des Immunsystems eine Rolle.
Warum dauert es manchmal so lange bis zur
richtigen Diagnose und Behandlung?
Prof. Dr. Gerber: Leider wird die richtige Diagnose
immer noch häufig verkannt oder
verschleppt. Darüber hinaus sind Ursachenforschung
und das Einstellen auf
eine wirksame Therapie für Hausärzte
Quaddeln – die typischen Hauterscheinungen
bei Urtikaria
Urtikaria und Immunsystem
Urtikaria
Die Urtikaria bzw. Nesselsucht ist eine ernstzunehmende Hauterkrankung,
die sich vor allem durch Rötungen, Quaddeln, Hautschwellungen und
Jucken äußert.
Man unterscheidet zwei Formen der Urtikaria:
• akut = verschwindet nach wenigen Stunden bis maximal sechs Wochen
• chronisch = Krankheitsdauer besteht länger als sechs Wochen
Die chronisch spontane Urtikaria (csU) tritt unvorhersehbar und ohne
erkennbaren Auslöser auf.
Autoimmunreaktion des Immunsystems
Die chronische Urtikaria ist keine allergische Reaktion, sondern eine
Autoimmunerkrankung, die sich auf den gesamten Körper auswirken kann.
Dabei identifiziert das Immunsystem körpereigene Stoffe irrtümlich als
fremd oder schädlich und löst eine Abwehrreaktion gegen diese aus.
• Die Hauterkrankung ist nicht ansteckend
• Etwa 800 000 Menschen in Deutschland leiden unter Urtikaria, Frauen
doppelt so häufig wie Männer.
• Die Erkrankung lässt sich dank effektiver Therapiemöglichkeiten heute
in vielen Fällen gut behandeln.
mitunter aufwendig und komplex. Hier
kann der Besuch bei einem Experten,
z. B. beim Dermatologen, sinnvoll sein.
Wie kann Betroffenen geholfen werden?
Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
Prof. Dr. Gerber: Heute gibt es sehr effektive
Therapiemöglichkeiten. Die akute Urtikaria
lässt sich in der Regel mit oralen Antihistaminika
und steroidhaltigen Cremes
gut behandeln. Im Falle der chronischen
Urtikaria steht an erster Stelle die Fokussuche,
also das Durchuntersuchen auf mögliche
Auslöser. Wird dieser, also zum Beispiel
eine latente Infektion, dann erfolgreich
behandelt, heilt auch die Urtikaria
aus. Ist dies nicht möglich, so beginnt man
mit höheren Dosen und/oder der Kombination
verschiedener Antihistaminika. Darüber
hinaus kommen dann spezifische
Antikörper (Omalizumab) oder immunmodulierende
Wirkstoffe zum Einsatz.
Was empfehlen Sie Betroffenen, um eine
bestmögliche Versorgung zu erhalten?
Prof. Dr. Gerber: Bei Verdacht auf eine Urtikaria
sollten Betroffene zunächst ihren Haus-
oder Hautarzt aufsuchen. In der großen
Zahl der Fälle kann dieser effektiv helfen.
Kommen niedergelassene Fachärzte nicht
weiter, können diese an spezialisierte Zentren,
etwa einer universitären Hautklinik,
überweisen.
Was kann gegen den sozialen Rückzug
helfen? Gibt es da Anlaufstellen?
Prof. Dr. Gerber: Wenn alle therapeutischen
Maßnahmen ausgeschöpft sind, kann es
hilfreich sein, sich mit anderen Betroffenen
auszutauschen. Hier sind Selbsthilfegruppen,
wie die urticaria network e.V.
(www.urtikaria.net) zu nennen oder den
Deutschen Allergie- und Asthmabund
(DAAB; www.urtikaria-hilfe.de).
Was ist Ihr persönlicher Appell an Urtikaria-
Betroffene?
Prof. Dr. Gerber: Heute gibt es effektive Therapien,
so dass in den meisten Fällen so
gut geholfen werden kann, dass die Lebensqualität
nicht mehr merklich eingeschränkt
sein muss. Betroffene sollten ihren
Arzt darauf ansprechen und diese Angebote
nutzen!
TOPFIT 1 / 2022
20 Gesund leben
Kompressionsstrümpfe
Passgenaue Therapie zum
Anziehen
Medizinische Kompressionsstrümpfe
sind bei Venenleiden,
Lymphödemen und Lipödemen
ein wichtiger Baustein der Basistherapie.
Wichtigste Voraussetzung
für den Behandlungserfolg
ist ein genaues Maßnehmen für
die optimale Passform – denn nur
dann können die Strümpfe ihre
volle Wirkung entfalten.
Von Sabine Jansen
Laut Deutscher Venen-Liga ist mehr als ein
Viertel der Erwachsenen von krankhaften
Veränderungen der Venen betroffen. Bereits unschöne
Besenreiser und Krampfadern zeigen an,
dass der Rückfluss des Bluts in den Beinen gestört
ist. In diesem Fall sind es die Venenklappen,
die nicht mehr richtig schließen, sodass das
nach oben gepumpte venöse Blut wieder zurückfließt
und in den Waden versackt. Sind die Venenklappen
undicht, können auch die Muskelpumpen
nicht mehr viel ausrichten. Auf Dauer
halten die betroffenen Venen dem Druck des
Franz Scherzl, Orthopädietechnikermeister bei Orthoforum Orthopädietechnik
hin und her »pendelnden« Blutes immer weniger
stand, sie weiten sich und sacken aus – und
zeigen sich dann als unschöne, geschlängelte,
bläulich gefärbte Stränge auf der Haut der Beine.
Schon milde Formen einer venösen Insuffizienz
sind für den Betroffenen unangenehm: Müde,
schwere, schmerzende Beine oder Schwellungen
sind typische Symptome. Spätestens jetzt
sollten die Betroffenen handeln und einen Arzt
aufsuchen. Denn wenn die geschwächten Venen
nicht unterstützt werden, kann sich ihr Zustand
weiter verschlechtern. Hier kommt der medizinische
Kompressionsstrumpf ins Spiel. Er ist
die wirksamste Waffe im Kampf gegen schlaffe
Venen.
Gegensteuern mit gezieltem Druck
von außen
Durch die Kompression des Strumpfs wird
von außen Druck auf die Venen ausgeübt, ihr
Durchmesser verkleinert sich. So können die
Venenklappen wieder besser schließen, weniger
Blut versackt in den Beinen, Knöchel und Beine
schwellen nicht mehr an. In zahlreichen wissenschaftlichen
Studien wurde nachgewiesen, dass
Kompressionsstrümpfe die Beschwerden durch
venöse Erkrankungen deutlich lindern können.
Vor allem aber wird mit ihnen der Entstehung
schwerer Erkrankungen im Bereich der Beine
vorbeugt – ein Aspekt, der in Anbetracht schwerer
möglicher Folgeerscheinungen wie offene,
schlecht heilende Verletzungen bzw. Geschwüre
am Bein vielleicht das wichtigste Argument
für das rechtzeitige Tragen von Kompressionsstrümpfen
sind.
Kompressionsversorgung beim
Lymphödem ...
Aber auch zur Behandlung eines Lymphödems
oder Lipödems kommen medizinische Kompressionsstrümpfe
zum Einsatz. Das Lymphödem
entsteht durch eine Beeinträchtigung des
Lymphgefäßsystems, wodurch die Lymphflüssigkeit
nicht mehr ausreichend abtransportiert
werden kann. Dadurch sammelt sich Flüssigkeit
im Gewebe an, eine Volumenzunahme des betroffenen
Körperteils ist die Folge. Besonders oft
sind die Beine betroffen, aber auch in den Armen
kann sich ein Lymphödem entwickeln. Typischerweise
tritt die Erkrankung jedoch einseitig,
also nur an einem Bein oder Arm, auf.
... und beim Lipödem
Ein Lipödem kann ebenfalls sowohl die unteren
als auch die oberen Extremitäten betreffen. Der
Krankheitsmechanismus ist jedoch ein anderer:
In diesem Fall ist die Fettverteilung krankhaft
gestört, sodass sich die Fettzellen unkontrolliert
im Fettgewebe der Unterhaut vermehren. Dadurch
werden die betroffenen Gliedmaßen unproportioniert
dick, wobei immer symmetrisch
beide Arme oder Beine betroffen sind. Gefördert
wird die Volumenzunahme durch zusätzliche
Wassereinlagerungen zwischen den Fettzellen.
Sowohl bei einem Lymphödem als auch bei einem
Lipödem leisten Kompressionsstrümpfe
wertvolle Dienste, indem sie wie eine physikalische
Entstauungstherapie wirken; verstärkt wird
der Effekt durch manuelle Lymphdrainagen.
Anders als gewöhnliche Stützstrümpfe, die bei
diesen Erkrankungen keinerlei therapeutischen
Nutzen haben, werden medizinische Kompressionsstrümpfe
vom Arzt verordnet. »Auf dieser
Grundlage passen wir dann den Kompressionsstrumpf
individuell an«, erklärt Franz Scherzl
vom Orthoforum Orthopädietechnik.
Foto: © Orthoforum München
• Orthopädietechnik
• Prothetik
• Orthetik
• Handorthetik
• Phlebologie
• Lymphologie
• Lipologie
Pfanzeltplatz 4 | 81737 München
Tel. 089/49026126
FAX 089/49026128
www.orthoforum.info
kontakt@orthoforum.info
TOPFIT 1 / 2022
Anzeige
Kompressionsstrümpfe digital vermessen
– schnell, präzise, berührungslos
Herr Scherzl, welche medizinischen Kompressionsstrümpfe
gibt es?
Herr Scherzl: Bei den medizinischen Kompressionsstrümpfen
unterscheiden wir im
Wesentlichen zwischen der Flachstricktechnik
und der Rundstricktechnik. Grob
gesagt, werden venöse Erkrankungen mit
rundgestrickten, d. h. nahtlosen, Kompressionsstrümpfen
behandelt, wohingegen
sich bei chronischen Lymphödemen und
Lipödemen das Tragen von flachgestrickten
Kompressionsstrümpfen bewährt hat
– vor allem wenn es sich um fortgeschrittene
Stadien handelt. Die flachgestrickten
Kompressionsstrümpfe gibt es nur auf
Rezept: Sie werden für die Therapie von
Lip- oder Lymphödemen vom Arzt verschrieben
und müssen dann im medizinischen
Fachhandel professionell angepasst
werden.
Gibt es weitere Unterschiede?
Herr Scherzl: Kompressionsstrümpfe werden
in vier verschiedenen Druckklassen angeboten
– je nach Schweregrad der Venen-,
Lymph- oder Lipödemerkrankung. Je höher
die Kompressionsklasse, desto stärker
ist der Druck des medizinischen Kompressionsstrumpfs
auf das Gewebe oder die
Blutgefäße. Die Vorgabe der Kompressionsklasse
ist ebenfalls Sache des behandelnden
Arztes, der die Entscheidung
nach einer eingehenden Untersuchung
trifft.
Weshalb ist es so wichtig, dass Kompressionsstrümpfe
gut passen?
Herr Scherzl: Kompressionsstrümpfe sind
nicht einfach Kleidungsstücke wie eine
normale Strumpfhose oder Strümpfe.
Franz Scherzl, Orthopädietechnikermeister
bei Orthoforum Orthopädietechnik und
Experte für Kompressionsversorgung (Phlebologie,
Lymphologie, Lipologie), setzt für
die Ermittlung der individuellen Maße seiner
Kundinnen und Kunden ein hochmodernes
digitales Messverfahren mit einer 3D-Kamera
ein. Wie genau das digitale Messen mit
medi vision funktioniert und welche Vorteile
die innovative Methode hat, erklärt er im
Gespräch mit TOPFIT.
Einfach und komfortabel kommt medi vision
überall zum Einsatz.
Gesund leben
21
Um einem Patienten oder einer Patientin
mit einem Venenleiden, einem Lymphödem
oder einem Lipödem optimal helfen
zu können, müssen die medizinischen
Kompressionsstrümpfe einen genau definierten,
vom Knöchel zum Oberschenkel
hin abnehmenden Druck auf das Bein
ausüben. Das ist nur möglich, wenn die
Strümpfe richtig passen, also maßgenau
auf die Beine des Betroffenen abgestimmt
sind.
Kann ein schlecht sitzender Kompressionsstrumpf
auch schaden?
Herr Scherzl: Fakt ist: Schon eine geringe
Abweichung von der eigentlich notwendigen
Passform kann den Behandlungseffekt
beeinträchtigen bzw. dafür sorgen,
dass er ganz ausbleibt. Im Extremfall kann
ein schlecht sitzender Kompressionsstrumpf
das Krankheitsbild sogar verschlimmern.
Dann sind unnötige Schmerzen
und Schwellungen die Folgen. Aber
selbst, wenn der Strumpf »nur« störende
Falten wirft, wird er sehr wahrscheinlich
früher oder später in der Schublade bleiben
und nicht mehr angezogen werden.
In Ihrem Fachgeschäft werden Kompressionsstrümpfe
passgenau maßgefertigt. Wie gehen
Sie vor?
Herr Scherzl: Zuverlässige Messdaten sind
die Basis eines passgenauen Kompressionsstrumpfes.
Deshalb messen wir Kompressionsstrümpfe
digital, mithilfe des
medi vision Messsystems – ein hochmodernes
Verfahren, mit dem wir die Messung
nicht nur schnell und präzise, sondern
auch nahezu berührungslos durchführen
können. Letzteres wird gerade in
Zeiten der Pandemie von unseren Kundinnen
und Kunden sehr geschätzt. Lediglich
bei den flachgestrickten medizinischen
Kompressionsstrümpfen für die Lymphund
Lipödemtherapie kann es sein, dass
wir weitere definierte Maßpunkte manuell
erfassen.
Lässt sich das digitale System auch für die
eigentliche Bestellung nutzen?
Herr Scherzl: Wir nutzen medi vision für das
gesamte Prozedere: vom Maßnehmen
über die Auswahl bis hin zur Bestellung
des Kompressionsstrumpfs. Hierfür kombiniert
medi vision ein Tablet mit einer
speziellen Software und einer 3D-Kamera.
Per Scan wird zunächst ein exaktes 3D-
Modell der Beine mit allen relevanten
Maßdaten erstellt – diskret und komfortabel.
Anschließend wählen wir gemeinsam
mit dem Patienten am Tablet weitere Details
wie Farbe und Ausstattungsvarianten
aus, bevor wir die Kompressionsstrümpfe
dann endgültig in Auftrag geben. Der
gesamte Vorgang dauert nur wenige Minuten.
Außerdem ist medi vision mobil
einsetzbar und damit auch für Kunden hilfreich,
die in ihrer Mobilität eingeschränkt
sind.
Ohne das geschulte Fachpersonal bringt jedoch
auch ein digitaler Assistent nicht die Leistung,
zu der er fähig ist...
Herr Scherzl: ... das ist richtig, die Expertise
des spezialisierten Fachgeschäfts ist und
bleibt entscheidend. Denn nur speziell geschulte
Fachkräfte verfügen über die fachliche
Kompetenz, das digitale Messsystem
exakt zu bedienen und jeden einzelnen
Kunden eingehend beraten zu können.
Fotos: © www.medi.de
TOPFIT 1 / 2022
22 Gesund leben
Der ganz persönliche Sessel
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Rückengesund und bequem sitzen – mühelos Aufstehen: Das
verspricht der Fitform Sessel, der speziell auf die Bedürfnisse
von Senioren zugeschnitten ist. Unser Alltag ist davon geprägt,
dass wir viel sitzen. Dies kann vor allem unserem Rücken zu
schaffen machen. Zudem sitzen viele Menschen falsch, oftmals,
weil der Sitzplatz nicht individuell zu ihren Körpermaßen passt.
Dadurch wird die Entstehung von Rückenbeschwerden und anderen
Schmerzen des Bewegungsapparats zusätzlich gefördert.
Gegensteuern lässt sich das am besten mit einem Sitzmöbel,
das genau an die individuellen Körpermaße angepasst ist.
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Foto: © Muckenthaler Ergonomie
Ein solches Sitzmöbel ist der Fitform Sessel. Denn er ist exakt
auf die individuell richtige Sitzhöhe, Sitztiefe und Armlehnhöhe
seines Besitzers eingestellt und erlaubt damit nicht nur ein sehr
bequemes, sondern auch ein gesundes Sitzen. Die Wirbelsäule
behält ihre natürliche S-Form beim Sitzen. Die Bandscheibe
steht damit weniger unter Druck, und Rückenschmerzen werden
erheblich vermindert. Per Handbedienung lässt sich die
Mechanik in Funktion setzen. Mehrere Motoren sorgen dafür,
dass getrennt voneinander Rückenlehne, Fußstütze, Kippverstellung
und Aufstehhilfe eingestellt werden können.
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Manufaktur. Erfahrung, moderne Technik und beste Materialqualität
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müheloses Aufstehen und Hinsetzen.
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Vorzüge wissen? Dann wenden Sie sich an Muckenthaler
Ergonomie in München:
Hier lässt man Sie selbstverständlich auch gern probesitzen!
Muckenthaler Ergonomie
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am Krankenhaus Barmherzige Brüder München
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TOPFIT 1 / 2022
Gesund leben
23
Anpassungsfähig und effektiv zur Entstauung
Lymphödeme? Schwellungen bei Venenleiden?
Hilfe durch adaptive Kompression
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Das circaid Built-In-Pressure System (BPS) sorgt für
ein individuelles und exaktes Einstellen des korrekten
therapeutischen Kompressionsdrucks. Dieser
kann jederzeit mithilfe der Messkarte geprüft und
nachjustiert werden.
circaid Kompressionsversorgungen können
bei medizinischer Notwendigkeit vom
Arzt verordnet werden und sind im
medizinischen Fachhandel erhältlich.
Informationsmaterial gibt es im medi
Verbraucherservice,
Telefon 0921 912-750 oder per
E-Mail: verbraucherservice@medi.de
sowie zum Download unter
www.medi.de/service/infomaterial
Schwere Beine, Spannungsgefühle und Schmerzen? Geschwollene Beine können unterschiedliche
Ursachen haben. Ein ausgeprägtes Venenleiden, das offene Bein (Ulcus cruris venosum)
oder eine eingeschränkte Funktion des Lymphsystems sind häufige Gründe für Flüssigkeitsansammlungen
im Gewebe. Ödeme lassen sich mit medizinischer Kompressionstherapie
gut behandeln. Sie können mit adaptiven (= anpassbaren) Kompressionsversorgungen, wie
circaid juxtalite oder circaid juxtafit von medi, entstaut werden. Die Schwellungen klingen ab,
Beschwerden werden gelindert und die Beine fühlen sich wieder entspannter an.
Surftipps mit Demo-Videos und
Zweckbestimmungen:
www.medi.biz/circaid
www.medi.biz/jf
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karte bei. Nachjustieren für eine konstante
Kompression ist jederzeit möglich. Ist
das Ödem entstaut, folgt die Erhaltungsphase
mit medizinischen Kompressionsstrümpfen
(wie mediven von medi).
Fotos: © www.medi.de
Medizinische adaptive Kompressionssysteme
sind eine innovative und noch nicht
so bekannte Lösung zur Entstauung von
venösen Ödemen und Lymphödemen.
Dabei können sie Vorteile gegenüber
herkömmlichen Wickelverbänden bieten.
Die Unterschenkel-Kompressionsversorgung
circaid juxtalite kommt zur Entstauung
ausgeprägter venöser Ödeme
und zur Behandlung beim offenen Bein
zur Anwendung. Optional kann auch der
Fuß versorgt werden. Das Kompressionssystem
circaid juxtafit zur Entstauung von
Lymphödemen ist für den Ober- und Unterschenkel
sowie für den Arm erhältlich.
Des Weiteren kann es mit Fuß- und Handversorgungen
erweitert werden.
Das circaid Kompressionssystem besteht
aus ineinandergreifenden Bändern und
wird mit Klettverschlüssen fixiert. Die
Spezialisten im medizinischen Fachhandel
erklären die Handhabung. Patienten,
deren Beweglichkeit es erlaubt, können
das Kompressionssystem selbstständig
anlegen und mit den Klettverschlüssen
fixieren. Schnell tritt Routine ein und das
An- und Ablegen der circaid Versorgungen
erfolgt zügig im Vergleich zur aufwändigen
Kompressionsbandagierung.
So können Patienten die Kompressionstherapie
eigenständig mitgestalten und
sich die Zeit für tägliche Hautpflege und
Hygiene frei einplanen. Weiteres Plus: Patienten
können die Kompressionsversorgung
auch mit ihren Schuhen anwenden
– das fördert die Mobilität im Alltag.
Der Arzt legt den therapeutisch notwendigen
Kompressionsdruck der circaid
Versorgung fest. Dieser wird mit einer
Messkarte, dem circaid Built-In-Pressure
System, korrekt und einfach eingestellt.
Jeder circaid Versorgung liegt eine Mess-
Die circaid Produkte von medi können nach Einweisung
durch geschultes Fachpersonal vom
Patienten selbstständig an- und abgelegt werden.
TOPFIT 1 / 2022
24 Gesund leben
ten mit sich bringt, ist auf jeden Fall enorm: Ihr
Gesundheitszustand verbessert sich, Sie gewinnen
mehr Lebensqualität - und Sie werden sich
besser denn je gerüstet fühlen für die vielfältigen
Herausforderungen des täglichen Lebens.
Die Eckpfeiler einer ausgeglichenen
Lebensführung
Eine ausgeglichene
Lebensführung ist gesund!
• Bewegung ist »Medizin«
Studien belegen, dass körperlich aktive Menschen
seelisch ausgeglichener und positiver gestimmt
sind. Doch nicht nur für die Seele, sondern
auch für den Körper ist Bewegung »Medizin«
– selbst wenn er durch eine Erkrankung
geschwächt ist. Wer sich entsprechend seiner individuellen
Leistungsfähigkeit regelmäßig bewegt,
sorgt dafür, dass nahezu jeder Bereich seines
Körpers von den zahlreichen gesundheitsfördernden
Effekten profitiert, die mit körperlicher
Betätigung verbunden sind. Das gilt auch
für Menschen, die ein erhöhtes Sturzrisiko haben:
Praktisch jede Form der körperlichen Betätigung
trägt dazu bei, Muskelkraft und Körperbalance,
aber auch die Sicherheit beim Aufstehen,
Stehen und Gehen zu stärken.
Lange wurde es vermutet, inzwischen ist es wissenschaftlich belegt:
Zwischen Gesundheit und individuellem Lebensstil besteht ein enger
Zusammenhang. Danach sind es vor allem Faktoren wie regelmäßige
Bewegung und eine ausgewogene Ernährung, aber auch ein erholsamer
Schlaf, ausreichende Entspannungsphasen und erfüllende soziale Kontakte,
die eine ausgeglichene Lebensführung ausmachen.
Von Sabine Jansen
Foto oben: © dolgachov / 123rf.com; Foto re.: © stylephotographs / 123rf.com
Lachen ist gesund, heißt es. Unseren Sinn für
Humor zu bewahren und die heilsame Wirkung
des Lachens für unser Wohlbefinden zu
nutzen, ist nur ein Beispiel dafür, wie wir mit
unserem Verhalten, unserer Einstellung und
unserer Lebensweise selbst viel zur Erhaltung
oder Verbesserung unserer Lebensqualität beitragen
können. Denn auch mit der Art, wie wir
mit unserem Körper umgehen, wie wir essen,
uns bewegen, unsere sozialen Kontakte pflegen,
wie wir mit stressbelastenden Situationen oder
mit unserer Erkrankung zurechtkommen, nehmen
wir Einfluss auf unsere seelische und körperliche
Verfassung. So wie wir jederzeit auf das
Lachen als natürliche Kraftquelle zurückgreifen
können, so verfügen wir über viele weitere gesundheitsfördernde
Ressourcen – wir müssen
uns ihrer nur bewusst sein und sie gezielt stär-
ken. Dazu gehört gegebenenfalls auch eine Veränderung
der bisherigen Lebensweise.
Mit kleinen Schritten zum großen Ziel
Zugegeben, es mag nicht immer einfach sein, die
eine oder andere Gewohnheit beziehungsweise
Verhaltensweise zu ändern, die einer ausgeglichenen
Lebensführung im Weg steht – insbesondere,
wenn sie vielleicht schon seit vielen Jahren
besteht. Richtig ist jedoch auch: Mit etwas
gutem Willen ist eine Veränderung Ihres Lebensstils
leichter als Sie denken. Wichtig ist, dass
Sie vom Sinn der Veränderung fest überzeugt
sind und dass Sie den Wandel in kleine Schritte
unterteilen. Die Erfahrung zeigt: Ist der erste
Schritt erst gemacht, folgen weitere meist von
ganz allein. Der Nutzen, der eine Umstellung
von ungesunden in gesunde Lebensgewohnhei-
• Lebenselixier Schlaf
Wie viel Schlaf wir brauchen, ist individuell unterschiedlich
und kann sich zudem im Laufe
des Lebens verändern. So schlafen wir im höheren
Lebensalter meist nicht mehr so tief und
auch nicht mehr so viel am Stück wie Jüngere.
Fest steht jedoch: Ein ausreichender, erholsamer
Nachtschlaf ist in jedem Alter die Grundlage für
Leistungsfähigkeit. So wichtig ein erholsamer
Schlaf für unser Wohlbefinden ist, so störanfällig
ist er leider auch: Schwierigkeiten beim Einschlafen,
häufiges Erwachen oder ein vorzeitiges
TOPFIT 1 / 2022
Gesund leben
25
Erwachen können in eine chronische Schlafstörung
münden, die dann die psychische wie auch
die körperliche Gesundheit gefährdet.
• Essen Sie bewusst!
Ein Essen, das schmeckt, ist ein wichtiges Stück
Lebensqualität. Aber es sollte ausgewogen sein,
das heißt, Ihren Energiebedarf decken, ihn jedoch
nicht überschreiten, und Ihren Organismus
mit allen wichtigen Nährstoffen in optimaler
Menge und einem ausgewogenen Verhältnis
versorgen.
Foto: © stockbroker / 123rf.com; Foto re. außen: © stylephotographs / 123rf.com
• Gemeinsam macht vieles mehr Spaß!
Stabile soziale Bindungen zu haben, ist für uns
von elementarer Bedeutung: Vieles wird leichter,
wenn wir eine Umgebung haben, die uns akzeptiert,
so wie wir sind, die solidarisch mit uns ist
und uns mit Rat und Tat zur Seite steht, wenn
es notwendig ist. Dabei kann ein intaktes soziales
Netzwerk wertvolle Dienste leisten: Vieles
macht einfach mehr Spaß, wenn man etwas gemeinsam
mit anderen erlebt.
• Achtsam sich selbst gegenüber sein
Sich selbst zu achten, aber auch: sich selbst gegenüber
achtsam zu sein, sind wichtige Voraussetzungen
für eine ausgeglichene Lebensführung.
Es fällt leichter, kritische Lebensereignisse
und andere Stressbelastungen zu bewältigen,
wenn Sie sich Ihrer Stärken bewusst sind. Ebenso
ist eine gute Selbstwahrnehmung wichtig –
etwa, wenn es darum geht, die Möglichkeiten
und Grenzen der eigenen Leistungsfähigkeit
oder auch den aktuellen Gesundheitszustand
richtig einzuschätzen.
Sitzen im Alter
Bereits 50.000 Senioren genießen alle Vorteile eines maßgeschneiderten
Sessels aus der holländischen Fitform-Manufaktur.
Der Sessel passt wie angegossen: Die Sitzhöhe, Sitztiefe, sowie
Rückenlehne und Armlehnen entsprechen exakt Ihrer Statur.
Seine Ausstattung mit technischen Verstellfunktionen ist detailliert
und ergonomisch profund auf Ihren Bedarf abgestimmt. So können
Sie über einen längeren Zeitraum in Ihrem ganz persönlichen
Wohlfühlsessel rückenfreundlich entspannen.
Aufstehhilfen und Drehteller sparen Kraft und erhalten die
Selbstständigkeit.
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Pacellistraße 5 · 80333 München · www.muckenthaler.de
TOPFIT 1 / 2022
26 Rat und Hilfe aus der Apotheke
Foto oben: © vainillaychile / 123rf.com; Foto re.: © Vladimir Melnik / fotolia
Myrrhe
gegen Entzündungen
Schon in der Bibel wird Myrrhe als
Allheilmittel gegen eine Vielzahl
»innerer Leiden« gepriesen – heute
ist die Heilpflanze ein anerkanntes
Phytopharmakon, das in den verschiedensten
standardisierten Zubereitungen
u. a. bei Entzündungen
der Mund- und Rachenschleimhaut
oder bei entzündlichen Darmerkrankungen
zur Anwendung kommt. Ihr
breitgefächertes therapeutisches
Potential hat der interdisziplinäre
Studienkreis für Entwicklungsgeschichte
der Arzneipflanzenkunde
gewürdigt, in dem er die Myrrhe zur
Arzneipflanze 2021 gewählt hat.
Von Apotheker Thomas Knaier
Der Myrrhebaum (Commiphora molmol
L.) gehört zur Familie der Balsambaumgewächse
(Burserceae) und ist eine der ältesten
Heilpflanzen der Welt: Bereits im alten Ägypten,
bei den Griechen und Römern wusste man
um seine medizinische Bedeutung. Als Strauch
oder als gedrungen wirkender Baum kann er bis
zu drei Meter hoch werden. Kultiviert wird der
Myrrhebaum vor allem in Somaliland, Äthiopien,
Kenia, Ostafrika, im Jemen und im Oman.
Von seinen stämmigen Ästen schält sich die
Rinde oft in papierartigen Streifen ab. Die Pflanze
gedeiht auf flachgründigen und trockenen
Böden, die Blätter sind klein und ledrig, um die
Verdunstung zu minimieren. Gegen Tierfraß
verteidigt sich der Baum durch sparrig abstehende
Äste mit Dornen und seinen bitter-aromatischen
Inhaltsstoffen, die sechs bis sieben
Prozent ätherisches Öl enthalten.
Die Gewinnung von Myrrhe
Die Gewinnung des Gummiharzes erfolgt aus
den dornartigen Myrrhensträuchern bzw. -bäumen
durch Einschnitte in die Rinde. Dabei wird
das Harz der Myrrhe in der Regel aus Wildbeständen,
seltener aus Kulturbeständen gewonnen.
Erntezeit ist nach der Regenzeit, in der das
austretende Harz abgesammelt wird. Anritzen
der Stämme erhöht die Produktion, liefert aber
auch ein minderwertiges Harz. Das Exkret des
Baums erstarrt an der Luft zu rotgelben bis rotbraunen
Klumpen. Myrrhentinktur (Tinctura
Myrrhe) erhält man als Auszug des pulverisierten
Harzes mit 90 – 96 % Ethanol (1:5). Diese ergibt,
wenn man sie in Wasser tropft, eine trübe,
leicht gelb gefärbte Suspension. Das ätherische
Öl der Myrrhe erhält man wiederum durch
Wasserdampfdestillation aus dem Harz, das sich
bei Abkühlen des Destillats als Öl abscheidet.
Myrrhe – Lebensretter in der Antike
Die Myrrhe ist in Afrika, dem mittleren Osten
und auch China schon lange ein bewährtes Heilmittel,
das gegen Entzündungen, Wunden und
Infektionen aller Art eingesetzt wurde – und
nach wie vor wird. Allerdings kam sie mit Einzug
der modernen Medizin etwas aus der Mode.
Hierzulande hat Myrrhe vor allem als Bestandteil
des Schwedenbitter eine längere Tradition,
zudem wird sie auch bei uns als wirksames Mittel
zur Linderung von Entzündungen der Mundund
Rachenschleimhaut geschätzt. Als Aromazusatz
wird Myrrhe auch zur Parfümierung von
Seifen, Mundwässern und Zahnpasten genutzt.
Weniger bekannt ist hingegen ihre therapeutische
Wirkung bei Magen- und entzündlichen
Darmerkrankungen.
Zur Wundpflege
und für schöne Haut
Die desinfizierenden Eigenschaften der Myrrhe
hält Wundinfektionen in Schach. So behandelte
man in vergangenen Zeiten auch die Lepra
und Syphilis. Tatsächlich nachgewiesen ist eine
antimikrobielle Wirkung gegen Bakterien wie
Escherichia coli, Staphylococcus aureus, Pseu-
TOPFIT 1 / 2022
Rat und Hilfe aus der Apotheke
27
domonas aeruginosa sowie für Hefepilze (Candida
albicans).
Aber auch zu kosmetischen Zwecken lässt sich
die Myrrhe nutzen. So diente sie in früheren Zeiten
als Bestandteil von Lotionen dazu, die Haut
zu reinigen, zu befeuchten und zu parfümieren.
Darüber hinaus sollte sie jedoch auch die Durchblutung
anregen und die Haut straffen. Noch
heute werden Kosmetika gegen Pickel, Hautunreinheiten
oder gegen Falten Myrrhe zugesetzt.
Bewährt haben sich außerdem Produkte, die
ätherisches Öl oder Harz der Myrrhe enthalten,
um rissige Haut an Füßen und Händen zu pflegen
oder Ekzeme zu behandeln.
Erkältung und Parasiten
Bereits der antike Dioskurides empfahl Myrrhenextrakte
bei chronischem Husten, heiserer
Stimme und Katarrhen der Atemwege. Bei
Kindern mit Husten und Erkältung sollen sie
das Abhusten erleichtern und die Nasenatmung
aufgrund ihrer antibakteriellen, antiviralen und
immun-stimulierenden Wirkung verbessern.
Bislang fehlt es jedoch an belastbaren Studien.
Als gesichert gilt dagegen der therapeutische Erfolg
von Myrrhe gegen zahlreiche Parasiten wie
Fadenwürmer, Saugwürmer, Pärchen- und Leberegel,
aber auch Protozoen wie Cryptosporidium,
Trichomomas und Giardia lamblia. Wenn
auch keine Heilung erzielt werden kann, so kann
die Parasitenlast mithilfe von Myrrhe-Anwendungen
doch deutlich reduziert werden.
Zahnfleischentzündung
und Verdauung
Myrrhe zur Behandlung empfindlicher Schleimhäute
war schon bei den alten Sumerern beliebt.
Diese behandelten sogar infizierte Zähne mit
Die Gewinnung des Gummiharzes erfolgt
durch Absammeln an der Rinde.
der Heilpflanze. Ob als Zusatz von Mundwässern
bzw. Spülungen zur Linderung von Zahnfleischerkrankungen,
Mund- und Racheninfektionen
oder Mandelentzündungen und Mundgeschwüren
– dank ihrer nachgewiesenen desinfizierenden
und entzündungshemmenden
Gesamtwirkung hat die alkoholische Myrrhentinktur
(Tinctura myrrhi) bei vielen einen festen
Platz in ihrer Hausapotheke.
Entzündungen in Magen und Darm
Heute setzt man Myrrhe allein oder in Kombination
bei verschiedenen Erkrankungen des
Magens, z. B. dem Reizmagen, oder des Darms
ein, allen voran bei den chronisch-entzündlichen
Erkrankungen Colitis Ulcerosa und Morbus
Crohn. Besonders gut erforscht sind inzwischen
speziell die Wirkungen zum Aufbau und
zur Stärkung der Darmbarriere wie auch zur
Linderung von Darmkrämpfen durch Myrrhenextrakt.
Untersuchungen der Universität Leipzig
und der Berliner Charité sowie einer Studie der
Universität München und der Kliniken Essen-
Mitte mit 96 Patienten bestätigten 2015 nochmals
diesen Sachverhalt. Die teilnehmenden
Probanden wurden alle mit einem pflanzlichen
Kombipräparat aus Myrrhe, Kamille und Kaffeekohle
namens Myrrhinil intest® behandelt,
das genauso wirksam war wie das chemische
Standardpräparat (mit dem Wirkstoff Mesalazin).
Mit der pflanzlichen Kombination konnten
die beschwerdefreie Zeit verlängert und der
nächste Entzündungsschub deutlich verzögert
werden. Nachgewiesen wurden die adstringierenden
und entzündungshemmenden sowie die
Wundgranulation fördernden Heilwirkungen
der Myrrhe.
Außerdem wurde festgestellt, dass die Heilpflanze
auch Darmbewegungen vermindern
kann. Nicht zuletzt deshalb hat sich Myrrhe insbesondere
bei Verdauungskrankheiten, die mit
Durchfall einhergehen, bewährt. Dies konnte
eine weitere Studie am Immanuel Krankenhaus
Berlin unter Leitung von Dr. Rainer Stange an
mehr als 1 000 Patienten nachweisen. Vor allem
Reizdarmpatienten – allein in Deutschland sind
fünf Millionen Menschen, darunter vorwiegend
Frauen, betroffen – profitieren von einer alleinigen
Therapie mit einem pflanzlichen Mittel, das
Myrrhe enthält.
Nebenwirkungen und
Wechselwirkungen
Gelegentlich kann Myrrhe auf der Mundschleimhaut
vorübergehend brennen oder zu
Geschmacksirritationen führen. Auch bei Anwendungen
auf der Haut sind in selteneren Fällen
Entzündungen in Form von Kontaktdermatitiden
beschrieben worden. Im Allgemeinen gilt
Myrrhentinktur oder Extrakt jedoch als ungiftige,
nicht sensibilisierende, nicht reizende und
damit gut verträgliche Pflanzenarznei. Myrrhe
könnte jedoch mit blutverdünnenden Wirkstoffen
wie Warfarin, Phenprocoumon oder Coumarinen
wechselwirken und deren Abbau beschleunigen.
Daher sollte Myrrhe bei Einnahme
dieser Arzneistoffe nicht angewandt werden.
Schwangere und stillende Frauen sollten Myrrhe
nicht anwenden, da die Pflanze als Abort auslösend
gilt bzw. eingestuft wird. Auch für Kinder
liegen in der Literatur keine ausreichenden Daten
vor. Myrrhe kann ferner den Blutzuckerspiegel
senken und sollte bei Diabetikern mit Vorsicht
angewendet werden, um Unterzuckerungen
zu verhindern,
RAT DES APOTHEKERS
◾ Myrrhinil intest ® Myrrhentinktur
Hetterich ® aus der Apotheke ist ein
nahezu ideales Mittel zum Einpinseln
bei leichten Entzündungen
im Mund- und Rachenraum, etwa
Zahnfleischentzündungen.
◾ Bei hartnäckigen, kolikartigen
Durchfällen sowie chronischentzündlichen
Erkrankungen des
Darms wie Colitis ulcerosa und dem
sehr weit verbreiteten Reizdarmsyndrom
sollte zunächst ein Therapieversuch
mit einem pflanzlichen
Kombipräparat aus Myrrhe, Kamille
und Kaffeekohle aus der Apotheke
(etwa Myrrhinil intest ® ) unternommen
werden. Eine Einnahme mit
einer Dauer von zwei Wochen wird
empfohlen.
Einer aktuellen Umfrage des EM-
NID-Instituts zufolge erfüllt speziell
Myrrhinil intest ® die wesentlichen
Anforderungen, die Ärzte an ein
Phytopharmakon zur Behandlung
eines Reizdarmsyndroms stellen.
Umfassende Forschungsergebnisse
zeigen, dass die Myrrhe-Arznei eine
multimodale Wirkweise aufweist:
So verfügt sie über krampflösende
und antientzündliche Eigenschaften,
sie stabilisiert die Darmbarriere und
sie hat generell einen günstigen
Einfluss auf die Stoffwechselfunktion
im Darm. Deshalb empfiehlt sie sich
auch bei chronisch-entzündlichen
Magen- und Darmerkrankungen
oder krampfartigen Durchfällen.
Hier ist die Einnahme von täglich
3-mal 2-4 Tabletten über einen Zeitraum
von mindestens zwei Wochen
ratsam.
◾ Gegenanzeigen und ernsthafte Nebenwirkungen
sind bei den angebenen
Mitteln bisher nicht bekannt.
TOPFIT 1 / 2022
28 Gewinnspiel
Urlaub für Körper und Geist —
im Königshof Health & View Oberstaufen ganzheitlich erholen
Malerisch in eine voralpine Kulisse eingebettet,
befindet sich das Königshof Health
& View Oberstaufen im gleichnamigen Ort
im Allgäu. Im Einklang mit der Natur und
umgeben von einer traumhaften Bergwelt
lassen Gäste hier den Stress des Alltags im
Nu hinter sich und tanken neue Kraft für
kommende Aufgaben. Die 30 Gästezimmer
und Suiten des Hotels mit integriertem Gesundheitszentrum
für Funktionelle Medizin
sind nach verschiedenen Themenbereichen
gestaltet und versprechen gemütliches
Ambiente bei modernem Komfort. Das Königshof
Health & View Oberstaufen bietet
ein breites Therapie- und Kurangebot, das
durch sanfte Bewegung, gesunde Ernäh-
rung und Wellness ideal abgerundet wird.
Das milde Reizklima der Allgäuer Berge
wirkt sich zusätzlich positiv auf die Atemwege,
die Haut und den Kreislauf aus.
Das Gesundheitszentrum des Königshof
Health & View Oberstaufen hat sich zum
Ziel gesetzt, durch verschiedene, wirkungsvolle
Naturheilverfahren und individuelle
Therapien die körpereignen Selbstheilungskräfte
der Gäste zu stärken und
die körperliche Balance wiederherzustellen.
Dafür greifen die Experten im Hotel
auf langjährige Erfahrung und fundierte
Fachkenntnisse in den Bereichen integrative
Medizin, Ernährung und Bewegungs-
therapie zurück. Das Gesundheitszentrum
ist spezialisiert auf langjährig bewährte
Fastenkuren. Daneben werden auch vielfältige
medizinische Leistungen, Therapien
und Coachings angeboten.
»Der Mensch ist, was er isst«: Nach diesem
Grundsatz des deutschen Philosophen
Ludwig Feuerbach richtet das Königshof
Health & View Oberstaufen das Ernährungsangebot
im Gesundheitszentrum
aus. Eine vollwertige, ausgewogene Ernährung
leistet nachweislich einen wichtigen
Beitrag zur körperlichen Gesundheit
und zum geistigen Wohlbefinden. Damit
ist sie nicht nur der Grundbaustein des
therapeutischen Konzepts im Hotel, sondern
auch Schutzschild im Alltag und ausschlaggebende
Komponente in unserer
modernen Leistungsgesellschaft. Der Ernährungsplan
im Königshof Health & View
Oberstaufen umfasst ausschließlich leicht
bekömmliche und genussvolle Kost, die
optimal auf die verschiedenen Kuren, die
im Hotel angeboten werden, abgestimmt
ist.
Folgende Fastenkuren stehen im Fokus
des Gesundheitszentrums im Hotel:
Fasten nach Schroth
Die Schrothkur ist eine der bekanntesten
Fastenkuren überhaupt. Sie ist zeitlich auf
sieben Tage bis drei Wochen begrenzt
und entlastet den Organismus von über-
Fotos: © H-Hotels GmbH
TOPFIT 1 / 2022
Gewinnspiel
29
schüssigen Säuren und Schadstoffen. Durch das Fasten an
sich, rhythmische Trinkwechsel, Ganzkörperwickel und einem
moderaten Wechsel von Ruhe und Bewegung gelangt man
schnell wieder zu körperlichem und psychischem Wohlbefinden.
Außerdem regt das Fasten nach Schroth die Selbstheilungskräfte
an und kann sogar dazu beitragen, Stoffwechselstörungen
wie Diabetes Typ 2 vorzubeugen.
Heilfasten nach Buchinger
Das Heilfasten nach Buchinger meint den Verzicht auf feste
Nahrungsmittel und verfolgt dabei einen ganzheitlichen Ansatz,
um Körper, Seele und Geist zurück in seine ursprüngliche
Balance zu bringen. Durch die körperliche Reinigung sowie
Regeneration und ausreichend Ruhe werden die Selbstheilungskräfte
des Körpers angeregt. Dadurch lassen sich besonders
gut allergische Krankheiten, Herzkreislauferkrankungen
und rheumatische Beschwerden lindern.
Basen-Kur
Die Basen-Kur wurde entwickelt, um das eigene Säure-Basen-
Gleichgewicht wieder in Ordnung zu bringen. Müdigkeit und
Schlappheit sind oft erste Anzeichen dafür, dass der Körper
übersäuert ist. Eine basische Ernährung neutralisiert überschüssige
Säuren und ein ausgeglichener Säure-Basen-Haushalt
des Körpers sorgt dafür, dass der pH-Wert des Blutes stets
im idealen Bereich liegt. Der Körper entschlackt und entgiftet.
Neben den Fastenkuren bietet das Gesundheitszentrum im
Königshof Health & View Oberstaufen eine ganze Reihe weiterer
medizinischer Anwendungen und Therapien an. Zu den
Leistungen zählen unter anderem Behandlungen gegen Reizdarm,
chronische Schmerzen und die Folgen von Long Covid,
ebenso wie präventive Angebote zur Vorbeugung von Burn
Out und weiteren mentalen Erkrankungen. Eine breite Palette
an Massagen, Softpackanwendungen, Peelings, Gesichtsbehandlungen
und Hydro-Therapien runden das Portfolio ab.
Im Einklang mit der wunderschönen Natur des Allgäus und
der ruhigen, entspannten Atmosphäre des Königshof Health
& View Oberstaufen wird jeder Heilprozess aktiv gefördert
und die eigene Gesundheit nachhaltig und ganzheitlich
verbessert.
* Das Angebot ist nur nach Verfügbarkeit für eine vom Hotel festgelegte Zimmerkategorie gültg. Der Verlag hat hierauf keinen Einfluss und übernimmt auch keine Gewähr.
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TEL: +49 (0)8386 7050 | FAX: +49 (0)8386 493125
E-Mail: hv.oberstaufen@h-hotels.com
www.h-hotels.com/oberstaufen
Telefon oder ggf. E-Mail-Adresse
So geht’s: Ausreichend frankierte Postkarte oder Brief an Letter Content Media,
Sebastian-Bauer-Straße 20c, D-81737 München schicken (nicht direkt an das Hotel!).
Stichwort: »Hotel-Gewinnspiel«.
Einsendeschluss: 15.06.2022 (Datum des Poststempels). Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
TOPFIT 1 / 2022
30 Rätsel
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Sudoku
(mittel)
8 2 6 1 9
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3 6
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5
6 7 3 2
3 5
2 3 8
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Schwedenrätsel
Deutung einer
Textstelle
zahlbarer
Betrag
Textilgewebe
verholzte
Pflanze
Abk. für
Junior
Kfz.-Kz.
Hameln-
Pyrmonth
Aristokratin
Transportwagen
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Metall
Kreiszahl
(math.)
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Erwiderung
Beschichtung
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(Gesamtheit)
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Lachs
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Kelte
geringe
Lautstärke
Lichterscheinung
Kfz.-Kz.
Soest
sibirisches
Waldgebiet
Kniescheibe
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Windantrieb
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TOPFIT 1 / 2022
(Online-)Veranstaltungen 31
Münchner Volkshochschule
30. April 2022 | 14.00 Uhr
Feldenkrais - Augen und entspanntes Sehen
Eine angestrengte Augenmuskulatur bewirkt oft ein hohes Maß an Spannung und
Fehlhaltung im gesamten Körper. Sanfte Bewegungslektionen der Feldenkrais-Methode
stimulieren die Koordination des visuellen Systems und entspannen die Augenmuskulatur.
Der Blick wird klarer, der Nacken geschmeidig, der Brustkorb flexibel, die Atmung freier und
die Aufrichtung selbstverständlich und mühelos. Ein ganzheitliches Wohlbefinden kann sich
einstellen.
Ort: Bildungszentrum, Einsteinstraße 28, 81675 München
Dozentin: Ulrike Hartmann
Gebühr: € 26,00
Weitere Informationen:
Anmeldung erforderlich. Fragen zur Buchung: 089/48006-6239
LMU Klinikum München
Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
jeweils 1. Dienstag im Monat April 2022 | 17 – 18.30 Uhr
Gesprächsabende Brustkrebs und gynäkologische
Tumorerkrankungen 2022 für Patienten, Patientinnen und
ihre Angehörigen
• Lymphödem nach Brust-OP und gynäkologischen Eingriffen
München Klinik
30. März 2022 | 16 - 17.00 Uhr
Schwindel richtig behandeln –
Sturzrisiko vermeiden
Schwindelerkrankungen gehen mit einem erhöhten Risiko für Stürze und Verletzungen
einher. Gerade bei älteren Menschen kann dies zum Verlust der Selbstständigkeit führen.
Eine gezielte Prävention kann schützen.
In der Veranstaltung informieren die Experten und Expertinnen der München Klinik über die
verschiedenen Facetten von Schwindel und über wirksame Therapien und Strategien, um
Stürzen und Verletzungen vorzubeugen.
Ort: Online-Stream unter www.muenchen-klinik.de/sc22/
Referenten/Referentinnen:
Dr. med. Peter Müller-Barna, Facharzt für Neurologie
(Schwindelsprechstunde Harlaching)
Nina Schütt-Becker, Physio- und Vestibulartherapeutin
Annina Munk, Ergotherapeutin
Weitere Informationen:
Online-Anmeldungen unter www.muenchen-klinik.de/sc22/
Alle aktuellen (und früheren)
topfit — Druckausgaben
bequem zu Ihnen nach Hause *
über unseren topfit-Store.
www.topfit-store.de/topfit-ausgaben/
Ort: Hybrid online und Innenstadt Maistraße
Online Webex Meeting
Meeting Kennnummer: 2731 573 0411
Passwort: XbysacnM435
*Die Druckausgaben kommen kostenlos zu Ihnen nach Hause. Sie zahlen nur die Versandkosten.
LMU Frauenklinik
Klinikum Innenstadt, Frauenklinik Maistraße 11, 80337 München
Seminarraum 1, Zimmer 186, 1. Stock
Referentin: Christina Jakob Ertel
LMU Klinikum München
Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
jeweils 1. Dienstag im Monat Mai 2022 | 17 – 18.30 Uhr
Gesprächsabende Brustkrebs und gynäkologische
Tumorerkrankungen 2022 für Patienten, Patientinnen und
ihre Angehörigen
• Nebenwirkungen der Brustkrebstherapie:
Was kann ich als Patient/in selbst tun?
Ort: Hybrid online und Innenstadt Maistraße
Online Webex Meeting
Meeting Kennnummer: 2731 573 0411
Passwort: XbysacnM435
LMU Frauenklinik
Klinikum Innenstadt, Frauenklinik Maistraße 11, 80337 München
Seminarraum 1, Zimmer 186, 1. Stock
Referentin: Renate Haidinger
Das Darmkrebszentrum
am LMU Klinikum
Wir gewährleisten individuelle Vorsorgemaßnahmen
sowie ein Optimum an interdisziplinärer Versorgung
und Therapie für Patienten mit Darmkrebs.
Darmzentrum am LMU Klinikum
Campus Großhadern
Marchioninistr. 15
81377 München
Tel.: 089 4400 -78800
Internet: http://darmzentrum.klinikum.uni-muenchen.de
LMU Klinikum München
www.lmu-klinikum.de
Bild: www.pixabay.com
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WolfartKlinik
Wir rücken Ihren gesundheitlichen Problemen auf die Pelle!
GESUNDHEITSVORTRÄGE MÜNCHEN
›› Im Gespräch mit Ihnen! ‹‹
06
April 2022
19 - 20 Uhr | Waldstraße 7, 82166 Gräfelfing
Moderner Gelenkersatz bei Arthrose:
Hüfte, Knie und Schultergelenk
02
Juni 2022
Ohne
Anmeldung
KOSTEN-
FREI
19 - 20 Uhr | Ruffiniallee 17, 82166 Gräfelfing
Ernährung vor und nach der Adipositas-OP:
Ernährungsempfehlungen für Patienten
26
April 2022
19 - 20 Uhr | Waldstraße 7, 82166 Gräfelfing
Gut zu Fuß: Was tun bei Hallux valgus,
krummen Zehen oder Fersensporn?
22
Juni 2022
19 - 20 Uhr | Waldstraße 7, 82166 Gräfelfing
Endometriose: Was tun?
Symptome und Therapiemöglichkeiten
28
April 2022
19 - 20 Uhr | Waldstraße 7, 82166 Gräfelfing
Leisten- und Bauchwandbrüche: Wie erkenne
ich die Symptome, wie wird behandelt?
30
Juni 2022
19 - 20 Uhr | Waldstraße 7, 82166 Gräfelfing
Beschwerden der Analregion: Was ist zu
tun bei Hämorrhoiden, Reizdarm und Co.?
05
Mai 2022
19 - 20 Uhr | Ruffiniallee 17, 82166 Gräfelfing
Schweres Übergewicht: Abnehmen und gesund
werden durch OP - Wann? Warum? Wie?
05
Juli 2022
19 - 20 Uhr | Waldstraße 7, 82166 Gräfelfing
Rückenschmerzen: Therapiemöglichkeiten
mit und ohne OP
10
Mai 2022
19 - 20 Uhr | Waldstraße 7, 82166 Gräfelfing
Mut zur “neuen Hüfte”: Wann ist eine
Prothese sinnvoll, was ändert sich danach?
07
Juli 2022
19 - 20 Uhr | Waldstraße 7, 82166 Gräfelfing
Wieder locker aus der Hüfte: Der Weg vom
schmerzenden zum “neuen” Hüftgelenk
19
Mai 2022
19 - 20 Uhr | Waldstraße 7, 82166 Gräfelfing
Wenn Gallensteine drücken: Ursachen
und Behandlungsmöglichkeiten
14
Juli 2022
19 - 20 Uhr | Ruffiniallee 17, 82166 Gräfelfing
Chancen bei schwerem Übergewicht:
Abnehmen und gesund werden durch OP?
24
Mai 2022
19 - 20 Uhr | Waldstraße 7, 82166 Gräfelfing
Wenn das Kniegelenk schmerzt: Was ist
ohne OP möglich, ab wann macht eine
Prothese Sinn?
Das Team der WolfartKlinik freut sich, Sie endlich wieder zu
unseren Vorträgen in unserer Klinik - am südwestlichen
Stadtrand von München gelegen - begrüßen zu dürfen!
Mehr Infos zu unseren kostenfreien Vorträgen finden Sie hier: www.wolfartklinik.de
19
Juli 2022
28
Juli 2022
19 - 20 Uhr | Waldstraße 7, 82166 Gräfelfing
Gut zu Fuß: Was tun bei Hallux valgus,
krummen Zehen oder Fersensporn?
19 - 20 Uhr | Waldstraße 7, 82166 Gräfelfing
Leisten- und Bauchwandbrüche: Wie erkenne
ich die Symptome, wie wird behandelt?