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WorldSkills Germany Magazin - Ausgabe 22 - April 2022

Die Ausgabe 22 des WorldSkills Germany Magazins für Talentmanagement, berufliche Wettbewerbe & außerschulisches Lernen befasst sich diesmal mit dem Thema „Exzellenz in der Berufsbildung". Lesen Sie u. a.: - Leitartikel: Jedes Spitzentalent hat ein Recht auf Förderung - Best Practice: 7 Tipps, wie Sie junge Menschen in der Ausbildung fördern können - Berufliche Bildung: Mehr als nur ein Job – Interview mit Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) - Berufliche Bildung: Exzellenz auch in der Praxis – Interview mit Nico Schönefeldt, Bereichsleiter Ausbildung beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) - Best Practice: Gute Ausbildung ist Chefsache - Junge Stimmen: Der Zusammenhang zwischen Fordern und Fördern müsste Ausbildungsbetrieben bewusster werden - Weltweit: In Österreich werden Talente mit System gefördert - Internationale Wettbewerbe: Motivations- und Leistungssteigerung – Wie Berufswettbewerbe exzellente Fachkräfte fördern Weitere Themen sind u. a.: - Trends: Sorgenkind Fachkräftesicherung Corona als Brandbeschleuniger einer ohnehin prekären Situation - Leistungszentren: Zwei Seiten einer Medaille: Sollen Berufsschulen ihre Talente an die Uni abgeben? - Digitalisierung: Wissen vermitteln – ein Praxisbeispiel – Individuelle Lernmodule flexibel und anpassbar - Zukunft der Berufe: Frauen in der Unterzahl – Der Frauenanteil in MINT-Berufen ist seit Jahren gering – warum und wie lässt sich das ändern? - Hall-of-Fame: „Gebt niemals auf, bis ihr habt, was ihr wollt“ – Julian Lüdke – ein Wanderer zwischen beruflichen Welten

Die Ausgabe 22 des WorldSkills Germany Magazins für Talentmanagement, berufliche Wettbewerbe & außerschulisches Lernen befasst sich diesmal mit dem Thema „Exzellenz in der Berufsbildung".

Lesen Sie u. a.:
- Leitartikel: Jedes Spitzentalent hat ein Recht auf Förderung
- Best Practice: 7 Tipps, wie Sie junge Menschen in der Ausbildung fördern können
- Berufliche Bildung: Mehr als nur ein Job – Interview mit Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH)
- Berufliche Bildung: Exzellenz auch in der Praxis – Interview mit Nico Schönefeldt, Bereichsleiter Ausbildung beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK)
- Best Practice: Gute Ausbildung ist Chefsache
- Junge Stimmen: Der Zusammenhang zwischen Fordern und Fördern müsste Ausbildungsbetrieben bewusster werden
- Weltweit: In Österreich werden Talente mit System gefördert
- Internationale Wettbewerbe: Motivations- und Leistungssteigerung – Wie Berufswettbewerbe exzellente Fachkräfte fördern

Weitere Themen sind u. a.:
- Trends: Sorgenkind Fachkräftesicherung Corona als Brandbeschleuniger einer ohnehin prekären Situation
- Leistungszentren: Zwei Seiten einer Medaille: Sollen Berufsschulen ihre Talente an die Uni abgeben?
- Digitalisierung: Wissen vermitteln – ein Praxisbeispiel – Individuelle Lernmodule flexibel und anpassbar
- Zukunft der Berufe: Frauen in der Unterzahl – Der Frauenanteil in MINT-Berufen ist seit Jahren gering – warum und wie lässt sich das ändern?
- Hall-of-Fame: „Gebt niemals auf, bis ihr habt, was ihr wollt“ – Julian Lüdke – ein Wanderer zwischen beruflichen Welten

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WORLDSKILLS

GERMANY

Magazin

Für Talentmanagement,

berufliche Wettbewerbe und

außerschulisches Lernen

No. 22 / April 2022

Schutzgebühr 6,50 €, ISSN 25667688

Spitzentalente –

die vergessene Randgruppe

Leitartikel

Jedes Spitzentalent hat ein Recht

auf Förderung

Best Practice

7 Tipps zur Förderung von

Auszubildenden

Best Practice

Gute Ausbildung ist Chefsache


Stärken Sie mit

uns Ihre Kompetenzen!

Weil Weiterbildung

unverzichtbar ist!

Die WorldSkills Germany Akademie bietet Ihnen

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Themen. Profitieren Sie von einem Netzwerk mit

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• Zukunft schaffen – nachhaltig erfolgreiche Best

Practice Modelle und Trends

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finden, halten und entwickeln

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Ansprechpartner Johannes Greiner

akademie@worldskillsgermany.com


Titelthema

Exzellenz

in der Ausbildung

Schon während der Berufsausbildung muss

Spitzenbegabung gefördert werden.

Denn auch Spitzentaltente sind besondere

Gruppen mit besonderen Bedürfnissen.

Wie es aktuell um die Förderung von

begabten Fachkräften in der Ausbildung

steht und was Sie selbst dafür tun

können, erfahren Sie in dieser Ausgabe

des WorldSkills Germany Magazins.

WorldSkills Germany Magazin – No. 22 / April 2022

1


inhalt

Berufliche Bildung 21

Mehr als nur ein Job

Leitartikel8

Jedes Spitzentalent hat ein Recht

auf Förderung

Best Practice 16

7 Tipps zur Förderung von Auszubildenden

Titelthema1

Exzellenz in der Ausbildung

2


Standpunkt 7

Trends 13

Sorgenkind Fachkräftesicherung

Engagement 33

Weltmeisterlich ausbilden

Junge Stimmen 34

Der Zusammenhang zwischen Fordern

und Fördern

Best Practice 28

Gute Ausbildung ist Chefsache

Weltweit 36

In Österreich werden Talente mit

System gefördert

Hall-of-Fame 38

„Gebt niemals auf, bis ihr habt,

was ihr wollt“

Zukunft der Berufe 42

Frauen in der Unterzahl

Digitalisierung 45

Wissen vermitteln – ein Praxisbeispiel

Internationale Wettbewerbe 48

Motivations- und Leistungssteigerung

Leistungszentren 50

Zwei Seiten einer Medaille

Netzwerk 56

Neue Mitglieder

Empfehlung61

xplore-Wettbewerb

Berufliche Bildung 24

Exzellenz auch in der Praxis

News55

Impressum61

Termine62

Mitglieder und Partner 64

WorldSkills Germany Magazin – No. 22 / April 2022

3


Titelthema

„Individuelle Förderung

ist umfassende Aufgabe

der Schulentwicklung,

in der die Lern- und

Bildungsvo raussetzungen

der Lernenden und

deren Lernbedürfnisse,

-wege und -möglichkeiten,

deren Begabungen sowie

deren fachliche und

überfachliche Kompetenzen

Berücksichtigung

finden.“

– Empfehlung der Kultusministerkonferenz

zur individuellen Förderung

in den beruflichen Schulen, Mai 2020

4


„Früh-Diagnostikmethoden,

um hochtalentierte Auszubildende

schon während der

Ausbildung zu identifizieren und

dies nicht erst an besondere

Leistungen in den Zwischenprüfungen

oder den Abschlusszeugnissen

koppeln zu müssen,

sollten eingesetzt werden.“

– Bericht der Enquete-Kommission Berufliche

Bildung in der digitalen Arbeitswelt, Juni 2021

WorldSkills Germany Magazin – No. 22 / April 2022

5


Titelthema

„Förderung der Vorbereitung nationaler

Teams und deren Teilnahme am EuroSkills-

Wettbewerb, um die Attraktivität und

Reputation der Berufsbildung zu stärken,

Exzellenz in der europäischen Berufsbildung

zu fördern und um aus den

globalen WorldSkills-Wettbewerben als

Sieger hervorzugehen“ als kurzfristige

Ziele für den Zeitraum 2021 bis 2025 mit

Unterstützung auf EU-Ebene.

– Osnabrücker Erklärung zur beruflichen Bildung als Motor

für den Wiederaufbau und den gerechten Übergang zu einer

digitalen und ökologischen Wirtschaft, November 2020

6


Standpunkt

Exzellenz in der

Berufsbildung als Schlüssel

zum Erfolg

Wie macht sich die deutsche Ausbildung im

internationalen Wettbewerb? Wie ist es

um das Talentmanagement im deutschen

Bildungswesen im Vergleich zur internationalen

Ebene bestellt? Wieder einmal

beginnt mein Statement mit Fragen.

Und damit herzlich willkommen zur

neuen Ausgabe unseres Fachmagazins

liebe Leserin und lieber Leser.

Müssen wir uns um die Antworten sorgen,

wie auch um die Erkenntnisse, die daraus

entstehen?

Exzellenz in der beruflichen Bildung wird

der Schlüssel zum Erfolg in der Zukunft

sein. Mit Exzellenz schaffen wir Innovationskraft.

Doch wir müssen in der Öffentlichkeit

trommeln. Wir müssen Bilder erzeugen,

die die Emotionen und Besonderheiten

unserer Berufe zu den Menschen trans portieren.

Erinnern Sie sich noch, als damals der

junge Mann aus Leimen namens Boris Becker

den Tennis-Gipfel erklomm? Als Steffi Graf

die Tenniswelt mit ihrem Spiel begeisterte

und zur Nummer 1 der Welt wurde? Das

war der Startschuss zu einer Tennis-Euphorie

in Deutschland, die

über viele Jahrzehnte

anhielt. Alle wollten es

ihnen gleichtun. Die

WorldSkills­ Welt hat

diese Instrumente! Wir

haben diese Bilder

und Emotionen. Ich kann

das nicht oft genug

wieder holen. Nutzen wir

diese. Schaffen wir

Berufs-Athle tinnen und -Athleten, wie

Steffi Graf und Boris Becker. Ich garantiere

Ihnen, die jungen Menschen werden ihnen

nach eifern wollen. Sehr viele hervorragende

Fachleute kommen in diesem Magazin zu

Wort. Ihren Ausführungen möchte ich deshalb

nicht vorgreifen. Wichtig ist nur, dass wir

uns immer bewusst sind (oder sein müssen),

dass „nichts so gut ist, als dass man es nicht

noch besser machen kann“, um mit den

Worten unseres Senior Technical Delegate,

Franz Schropp, zu sprechen. Gerne stimme

ich Herrn Schönfeldt vom DIHK zu, wenn er

im Interview mit unserer Redaktion sagt:

„Die neue Bundesregierung will Exzellenzförderung

laut Koalitionsvertrag weiter

stärken, eine Exzellenzinitiative Berufliche

Bildung auf den Weg bringen und die Begabtenförderungswerke

des Bundes für die

berufliche Bildung öffnen. Ich bin sehr

gespannt auf die konkrete Ausgestaltung.“

Lassen wir uns nicht abhängen im globalen

Vergleich. Wir haben alle Potenziale und

Möglichkeiten dazu.

Herzlichst

Ihr Hubert Romer

Ich freue mich über Ihre Meinung:

romer@worldskillsgermany.com

WorldSkills Germany Magazin – No. 22 / April 2022

7


Leitartikel

Jedes Spitzentalent hat ein

Recht auf Förderung

Wir müssen Spitzen- und Talentförderung neu denken! Befreien wir

uns von dem Gedanken der Elitenförderung. Denn das ist es beileibe

nicht, was wir in der beruflichen Bildung wollen. Unser Anliegen ist

es, allen jungen Menschen genau die Förderung zukommen zu lassen,

die sie benötigen. Dabei darf niemand auf der Strecke bleiben! Auch

die Spitzentalente nicht. Genauso wie diejenigen, die besondere Lernhilfen

benötigen oder Unterstützung für ihre körperlichen Bedürfnisse.


Niclas ist genervt. Sein Ausbilder hat ihn vor allen

anderen zurechtgestutzt. Dann war da noch die

Beschwerde aus der Berufsschule. Man wirft ihm vor,

im Unterricht nicht aufmerksam zu sein, andere Dinge

zu tun. Auch wäre er auffällig in seinem Verhalten.

Sein Ausbilder nannte sein Benehmen gar asozial. Dabei

wollte Niclas die Zeit überbrücken, bis es endlich wieder

mit der nächsten Ausbildungseinheit voranging.

Niclas zieht sich zurück. Verliert den Kontakt zur

Ausbildung und zu den anderen Auszubildenden. Seine

Ausbilder wissen nicht mehr, was sie tun können.

Letztendlich wird er seinen Job verlieren. Dabei hatte

man ihm schon mehrfach einen hohen Intelligenzquotienten

bescheinigt, genauso wie eine schnelle

Auffassungsgabe und große Begabung, wenn es um komplexe

Aufgaben ging. Ein Hochbegabter auf Abwegen.

Wie also mit Spitzentalenten wie Niclas umgehen?

Natürlich gibt es einige Förderprogramme und Stipendien

für die Erfolgreichen unter den Auszubildenden.

Aber diese greifen eben erst dann, wenn sich die jungen

Talente schon mit guten Noten und Leistungen in der

Abschlussprüfung hervorgetan haben. Was aber ist

mit denen, die lange zuvor bereits durchs Raster gefallen

sind? Also denjenigen, deren Talente beispielsweise nie

wirklich zur Geltung kommen konnten, weil sie nicht die

richtige Umgebung und keine Unterstützung für sich

gefunden haben?

Förderung von Spitzentalenten

Die berufliche Bildung erfährt durch die starken

Veränderungen in der Arbeitswelt, durch Automatisierung

und Digitalisierung bereits seit den 90er Jahren

eine signifikante Aufwertung. Im Bereich des Lernens

und der Ausbildung entstehen neue Lernräume und

neue Lernkulturen. Lernziele verändern sich. Es entstehen

Lernpartnerschaften. Noch nie war dadurch die

Gelegenheit so groß wie heute, unsere Ausbildungskonzepte

stärker auf die Bedürfnisse der Einzelnen

auszurichten. Auch für Spitzentalente! Sie müssen in

gleicher Weise gefördert werden wie jede andere

Gruppierung mit besonderen Belangen und Bedürfnissen.

Sie haben das Recht auf eine eignungsgerechte

Unterstützung und Förderung schon während der

Ausbildung. Andernfalls gehen uns Talente verloren,

da sie durch Unterforderung keine entsprechende

Stimu lation und Entfaltung ihrer Fähigkeiten erhalten.

Dies sieht aber die berufliche Bildung grundsätzlich

in den Betrieben nicht vor. Es ist dringend notwendig,

ein flächendeckendes Talentmanagement während

der Ausbildung einzuführen, um Talente zu fördern und

zu fordern.

Ein sehr gutes System für die breite Mitte

Unser Bildungssystem, und im Besonderen das der

beruflichen Bildung, ist darauf ausgerichtet, einer

breiten Mitte die bestmögliche Förderung zukommen

zu lassen. Alle sollen mitgenommen werden, was ein

sehr wichtiger Ansatz ist. Dabei darf jedoch nicht vergessen

werden, dass im Besonderen Spitzentalente nicht

in diesen Prozess einbezogen werden, da bei diesen

davon ausgegangen wird, dass sie im gesamten Pool der

zu Schulenden ohnehin „mitlaufen“ werden. Dem ist

aber nicht so. Sie entfernen sich zumeist durch die

fehlende Stimulation und Unter forderung innerlich vom

Bildungsgeschehen. Ihre Leistung flacht ab, da sie nicht

gefordert und gefördert werden.

Während in einigen Ländern der Welt diese Spitzentalente

in besondere ausbildungsbegleitende Programme

integriert werden, ist dies in Deutschland nicht

der Fall. Module und Konzepte sind zwar vorhanden,

werden jedoch nicht implementiert. Die internationalen

AssessmentMöglichkeiten durch die Welt- und Europameisterschaften

der Berufe spielen beispielsweise eine

starke Rolle auf internationaler Ebene.

Fördernotwendigkeit von Talenten

Talente sind genauso förderungswürdig wie alle

Gruppierungen mit besonderen Bedürfnissen. Sie

werden in vielen Nationen weltweit besser identifiziert

und gefördert. Beispiele sind: Südkorea, China, Japan,

Russland, Schweiz et al. Das kann auch in den Strukturen

der jeweiligen Bildungssysteme begründet sein:

hier besonders die College-Strukturen, die eine

intensivere Beo bachtung und Betreuung ermöglichen.

Eine Aus nahme bildet die Schweiz.

Doch auch im dualen beruflichen Bildungssystem

muss eine individuelle Förderung möglich sein. Die

Not wendigkeit erfordert dies.

Spitzentalente

• sind Vorbilder,

• bedeuten Innovationskraft,

• sind Führungspersönlichkeiten der Zukunft,

• stellen ein wichtiges volkswirtschaftliches Kapital dar,

• sind Botschafter ihrer Berufe.

Weiterhin beeinflussen sie die Ausbildungskultur in den

Betrieben nachhaltig. Sie sind Vorbilder für die anderen

Auszubildenden und ziehen diese mit, was die Motivation

der Gesamtgruppe steigert. WorldSkills Germany

führt hierzu seit Jahren Umfragen bei den Ausbildungsleiterinnen

und -leitern und Ausbildenden durch.

WorldSkills Germany Magazin – No. 22 / April 2022

9


Der Ausbildungsalltag – eine Umfrage

WorldSkills Germany hat zum Thema der Förderung von Spitzentalenten im

Oktober 2020 eine Umfrage unter seinen Mitgliedern durchgeführt, um eine

Situationsanalyse zu erhalten, die eine Trendaussage erlaubt. Befragt wurden

Industrieunternehmen aus dem Bereich KMU, teilweise mit Tendenzen zum

Großunternehmen. Weiterhin eine berufsbildende Schule für den Bereich IT.

Die Auswertung der Rückmeldungen war signifikant:

Gibt es in Ihrem Betrieb ein Programm bzw.

Maßnahmen, um besondere Talente zu

identifizieren und während der Ausbildung

zu fördern?

Erkenntnis: Beinahe 100 % der

Befragten antworteten mit „Nein“!

Es gibt keine besonderen Programme,

sondern es sind lediglich Schulbzw.

Prüfungsergebnisse sowie

Beobachtungen von Ausbildungspersonal

vorhanden.

Welche Förderung gibt es für Auszubildende,

die besonders begabt sind?

Antworten, exemplarisch für alle anderen, waren:

Was würden Sie empfehlen oder vorschlagen,

um für die Zukunft solche Talente

besser zu identifizieren und zu fördern?

Eventuell in Zusammenarbeit mit

den Berufsschulen Programme

entwickeln, um den besonders

Begabten den Weiterbildungsweg in

die Meisterprüfungen oder die

Techniker-Ausbildung bereits während

der Ausbildung zu ermöglichen.

Teilnahme an Trainings und

Berufs-Meister schaften

Leider keine, außer die Möglichkeit

der Teilnahme an deutschen Meisterschaften

im Rahmen der WorldSkills-

Wettbewerbe. Einige Berufsschulen

bieten Zusatzqualifikationen an,

nämlich Kurse, die zu externen

IT-Industriezertifizierungen führen.

Direkt am Standort gibt es das nicht, aber wir

beobachten die Azubis genau. Dies macht

unter anderem unsere hauseigene Ausbildungswerkstatt

möglich. Leistungsstarke

Auszubildende werden dann dabei heraus gefiltert

und durchlaufen ein „Testprogramm“

in Hinsicht auf die WorldSkills-Standards.

Stechen dabei Auszubildende besonders

heraus, selektieren wir diese für die Berufswettbewerbe.

Schon in der Auswahl der Auszubildenden

möchten wir zukünftig

nach verborgenen Talenten suchen,

um diese dann gezielt zu fördern,

z. B. über Kurzpraktika vor Ausbildungsbeginn.

Auch wollen wir vom

Erasmus-Austausch für

Auszubildende Gebrauch

machen.

10


Sind die WorldSkills und die Teilnahme an

Wettbewerben auf verschiedenen Ebenen

ein solcher Aspekt bzw. könnten diese ein

Bestandteil von Förderungen werden?

Ja, gerade die Wettbewerbe

sorgen bei den Teilnehmenden

für Emotionen.

Azubis zu Beginn des 3. Ausbildungsjahres

vertiefen und erweitern die

Lerninhalte des Berufs während des

Trainings für die deutsche Meisterschaft

und entwickeln sich fachlich

und persönlich weiter.

Fazit: Spitzen- und Talentförderung neu denken

„In one day of competition, more has been learnt

than generally in a week.” Auf Deutsch: „An einem

Wettkampftag hat man mehr gelernt als normalerweise

in einer Woche.“ Diese Rückmeldung eines Wettbewerbsteilnehmers

aus Finnland beschreibt sehr

gut, was das „Lernen im Wettbewerb“ bedeuten kann.

Teil dieses Lernens ist das detaillierte Feedback in

Verbindung mit den Wettbewerbsergebnissen, bei

denen die Fehler gemeinsam erörtert und der korrekte

Lösungsweg in der Gruppe diskutiert wird. Die Vorbereitung

auf einen Wettbewerb, gleich welchen

Levels, ist dabei effizienter als theoretisches Lernen.

Dies sagt auch der ehemalige WorldSkills-Experte

Rauno Nikkilä in einer Publikation von Skills Finland

2014.

Kaum auszudenken also, welch positive Entwicklung

wir in der beruflichen Bildung in Deutschland

erleben könnten, hätten wir die Instrumente, diese

jungen Menschen stärker zu fördern. WorldSkills kann

mit den beruflichen Wettbewerben die jungen Zielgruppen

erreichen. Wir können sie mit den besonderen

Lernumgebungen der Wettbewerbe animieren und ihre

Kompetenzen mobilisieren.

Es ist unsere Pflicht, besonderen Menschen wie

Niclas schon während der Ausbildung einen geeig neten

Nährboden zu bieten, damit sie sich entfalten können –

und sie nicht erst dann zu belohnen, wenn sie sich

von selbst entfaltet haben!

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Trends

Sorgenkind Fachkräftesicherung

Corona als Brandbeschleuniger einer

ohnehin prekären Situation

Im Dezember 2021 untermauerte eine Analyse

des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB),

was bereits in den vergangenen Jahren

mit wachsender Sorge beobachtet wurde:

Zu wenige Ausbildungsverträge werden

abgeschlossen und zu viele Ausbildungsplätze

bleiben unbesetzt – trotz bereits heute

offenkundigem Fachkräftemangel. Aber warum

und wie steuern Unternehmen dieser Entwicklung

entgegen?

Die guten Nachrichten vorweg: Mit knapp über 473.000

neu abgeschlossenen dualen Ausbildungsverträgen

wurden 2021 5.600 Verträge mehr abgeschlossen als im

Jahr eins der Pandemie – ein zartes Plus von 1,2 Prozent.

2019 waren es noch 525.000 abgeschlossene Verträge,

also gut 52.000 mehr. BIBB-Präsident Friedrich Hubert

Esser zeigt sich anlässlich dieser Zahlen ernüchtert: „Der

leichte Anstieg bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen

zeigt, wie sehr sich die Betriebe und

Ausbildungsverantwortlichen anstrengen, auch in

diesen schwierigen Zeiten an der dualen Ausbildung

festzuhalten.“ Ein Angebot, das anscheinend nicht genug

Interessentinnen und Interessenten findet. Denn die

Nachfrage nach Ausbildungsplätzen ging im Vergleich

zum Vorjahr nochmals um 4.800 (-0,9 %) auf 540.900

zurück. Ein neuer Tiefstand seit 1992, der den BIBB-

Präsidenten alarmiert: „Große Sorge bereitet mir

der weitere Rückgang auf der Nachfrageseite,

ein eindeutiger Beleg dafür, dass das Interesse

der Jugendlichen und jungen Erwachsenen

an der dualen Berufsausbildung weiter

nachlässt. Und da, wo heute die Auszubildenden

fehlen, fehlen morgen die Fachkräfte.“

Eine Entwicklung, der es sich entschieden

entgegenzustemmen gilt: „Deshalb wird

die Sicherung des Fachkräftebedarfs zu einer

der größten Herausforderungen dieses

Jahrzehnts. Nur mit einer attraktiven und

starken dualen Berufsbildung wird es gelingen,

dieser Herausforderung zu begegnen“,

prognostiziert Esser. Doch was bedeuten diese

Zahlen konkret? Sind sie ein Beleg dafür,

dass der akademische Bildungsweg seinem dualen

Pendant den Rang abläuft? So einfach ist es nicht.

Denn nimmt man beispielsweise die Zahlen von 2010

zur Hand, zeigt sich, dass der Negativ-Trend bereits

seit Längerem anhält. Damals wurden noch knapp

560.000 Ausbildungsverträge abgeschlossen, knapp

19.900 Ausbildungsstellen blieben seinerzeit unbesetzt.

Pandemie und Demografie gehen Hand in Hand

Einen Run auf Studienplätze gibt es aktuell dennoch

nicht, wie die ersten vorläufigen Ergebnisse des Statistischen

Bundesamts (Destatis) im November 2021

zeigten: Die Zahl der Studierenden an deutschen

Hochschulen blieb mit rund 2,948 Millionen im Wintersemester

2021/2022 gegenüber dem Vorjahr nahezu

unverändert (plus 3.400, +0,1 %). Die kontinuierliche

Steigerung der Studierendenzahlen scheint demnach

seit dem Wintersemester 2007/2008 (rund 1,942

Millionen Studierende) erstmals wieder zu stagnieren.

Zu beachten ist hierbei aber: Aus den Zahlen ist

nicht ersichtlich, ob die Studierenden frisch von der

Schule kommen oder zum Beispiel zuvor bereits eine

Ausbildung absolviert haben. Allerdings sind die

473.100 abgeschlossene duale Ausbildungsverträge

(+1,2 % zu 2020; -9,9 %

zu 2019; -15,5 % zu 2010)

WorldSkills Germany Magazin – No. 22 / April 2022

13


536.200 angebotene Ausbildungsstellen

(+1,7 % zu 2020; -7,3 % zu 2019;

-7,5 % zu 2010).

Schuldigen für die geringeren Studieren den ­

zahlen mit Pandemie und Demografie schnell

ausgemacht: Angesichts geschlossener

Grenzen hätte dies im Studienjahr 2020 rund

22 Prozent weniger Studierende aus dem

Ausland in Deutschland bedeutet. Allerdings:

Zusätzlich habe sich in den vergangenen

vier Jahren in Deutschland die Bevölkerungsgruppe

der 17- bis 22-Jährigen, aus der

rund drei Viertel der Studienanfängerinnen

und -anfänger kommen, um 5 Prozent verringert.

Effekte, die auch die duale Ausbildung

zu spüren bekommt.

Zentralverbands des Deutschen Kfz-Gewerbes (ZDK). Sie

geben interessierten Branchenunternehmen einen

Werkzeugkoffer zur Nachwuchsgewinnung an die

Hand. Vom Aufbau der eigenen Arbeitgebermarke über

Werbung bis hin zum Onboarding gibt die Initiative

ganz praktische Tipps.Es sind Beispiele wie diese,

die zeigen, wie Unternehmen sich dem Thema Fachkräftemangel

entschieden entgegenstemmen können.

Was aber bleibt, ist die Erkenntnis: Ohne die öffentliche

Aufmerksamkeit, Werbung in Form von starken

Kampagnen oder großen Events und einer breiten

Unter stützung für das Thema Ausbildung, wird sich in

punkto Fachkräftesicherung wenig tun.

So reagieren Unternehmen

Das Ringen um Talente wird in den

kommenden Jahren intensiv bleiben. Ausbildungsbetriebe

sind gut beraten, sich

dafür zu wappnen. Wie das aussehen kann,

zeigt zum Beispiel das Unternehmen

Stabila aus Rheinland-Pfalz. Der Spezialist für

präzise Messwerkzeuge hat dabei nicht nur sein eigenes

Unternehmen im Sinn, sondern betreibt Nachwuchsförderung

für das gesamte Handwerk. Hierfür

haben Firmenvertreter/innen im Rahmen der Kampagne

„My1stabila“ sechs Ausbildungszentren in ganz

Deutschland besucht, um auf das Thema Nachwuchsmangel

im deutschen Bauhandwerk aufmerksam

zu machen. Der Austausch mit den Jugendlichen fand

dabei nicht nur vor Ort, sondern auch in der Öffentlichkeit

und vor allem den sozialen Medien statt.

Konkrete Unterstützung bietet auch die Initiative

„AutoBerufe“, eine bundesweite Gemeinschaftsinitiative

der Automobilhersteller, der Inter nationalen Kraftfahrzeughersteller,

der Robert Bosch GmbH sowie des

Tipp:

Die kommende Ausgabe des Magazins

wird sich ausführlich dem Thema

Nachwuchsgewinnung widmen.

Weitere Informationen

finden Sie unter:

https://www.bibb.de/naa309-

2021

https://www.bibb.de/ausbildungsmarkt2021

14


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Best Practice

7 Tipps, wie Sie junge

menschen in der Ausbildung

fördern können

Wie können Auszubildende mit teils sehr

unterschiedlichen Bedürfnissen erfolgreich

durch ihre Lehre geführt werden? Die

Beziehung zum Ausbildungspersonal spielt

dabei eine entscheidende Rolle. Zwischenmenschliche

Aspekte wie Wertschätzung

und positives Feedback können im Zweifel

über Abbruch oder Fortführung der Aus -

bil dung entscheiden, so Ausbildungsforscher

Prof. Dr. Ernst Deuer. Wie muss ausbildendes

Personal agieren, um junge Menschen gut

in den Betrieb zu inte grieren? Zwei Expertinnen

liefern Antworten.

Zuverlässig, engagiert, mit einer schnellen Auffassungsgabe:

Betriebe haben meist eine genaue Vorstellung

davon, wie ideale Auszubildende sein sollten. Doch wie

steht es um das ausbildende Personal bzw. Chefs, die

die Ausbildung übernehmen? Immerhin kommt ihnen

eine verantwortungsvolle Aufgabe zu. Sie sorgen für

die Vermittlung von Ausbildungsinhalten und sind

direkte Ansprechpersonen für die jungen Neulinge im

Betrieb. Neben fachlicher Kompetenz ist auch die

persönliche Eignung eines Ausbildenden für die Aufgabe

von großer Bedeutung. Sie wird bei der Ausbildereignungsprüfung

der zuständigen Kammer geprüft. Die

Fachkräfte legen dabei fallbezogene theoretische und

praktische Aufgaben ab. Wer besteht, gilt als geeignet.

Zwischenmenschliche Faktoren

Doch reicht das als Garant für eine erfolgreiche

Ausbildung? Im Interview mit dem „Personalmagazin“

rät Ausbildungsforscher Prof. Dr. Ernst Deuer Ausbildenden,

sich von Anfang an gut um die jungen Leute zu

kümmern: „Viele Ausbilder lassen die Ausbildung

aber erst einmal laufen. Wenn sie merken, dass es

Probleme gibt, ist es oft schon zu spät.“ Dabei kommen

zwischenmenschlichen Faktoren im Verhältnis Ausbildungspersonal/Auszubildende

eine entscheidende

Rolle zu: Aspekte wie Wertschätzung und Work-Life-

Balance können darüber entscheiden, ob junge

Menschen mit dem Gedanken spielen, ihr Ausbildungsverhältnis

zu beenden. Auf welche Kompetenzen kommt

es also für ein erfolgreiches Ausbildungsverhältnis an?

Auf diese Frage haben sich sowohl Sabine Bleumortier

als auch Iris Kadenbach jeweils beruflich spezialisiert.

Iris Kadenbach unterstützt als Trainerin und

Coach unter anderem Unternehmen bei betrieblichen

16


Veränderungsprozessen. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit

ist die überfachliche Qualifizierung in den Bereichen

Führung, Sozialkompetenz und Persönlichkeitsentwicklung.

Sabine Bleumortier arbeitet seit fast 15 Jahren

mit Ausbildenden, Azubibetreuenden und Auszubildenden

zusammen. In Trainings, Workshops und

Vorträ gen beschäftigt sie sich unter anderem mit allen

Belangen rund um die Berufsausbildung sowie mit

der Generation Z.

Faktor Zeit

Bei ihrer Arbeit mit Führungskräften und ausbildendem

Personal stellt Sabine Bleumortier regelmäßig fest,

dass es in den Betrieben oftmals an Zeit fehlt. Azubibetreuende

beispielsweise, die sich neben dem Tagesgeschäft

noch um die Neuzugänge im Betrieb kümmern,

täten sich bei der Ausbildung manchmal schwer. Insbesondere

wenn ein junger Mensch mehr Betreuung

braucht als andere, weil er zum Beispiel unter- oder

überfordert ist. Ein Gespräch mit Vorgesetzten und eine

Umschichtung von Aufgaben seien dann hilfreich:

„Ausbildende könnten dann weniger Arbeitspensum

und dafür mehr Zeit erhalten, um die jungen Menschen

auszubilden, zu betreuen und zu unterstützen.“

Iris Kadenbach regt zudem zur Priorisierung im

Arbeitsalltag an: „Will eine Kollegin etwas besprechen,

während ich beschäftigt bin, muss sie unter Umstän den

kurz warten. Klopft ein Auszubildender an die Tür und

hat eine Frage, kriegt er sofort eine Antwort.“

Sich mit den Bedürfnissen einer bestimmten

Generation auseinanderzusetzen, könne ebenfalls beim

Verständnis helfen, so die Ausbildungsexpertin:

„Zum Beispiel mit der Tatsache, dass der Generation Z

in der Ausbildung individuelle Zeit mit der Ausbilderin

oder dem Ausbilder wichtig ist.“ Sie wünsche sich

außerdem weitere Ansprechpartner im Betrieb, denen

sie bei Bedarf Fragen stellen dürften. Zudem habe

die Generation Z gelernt, auf sich acht zu geben, so

Iris Kadenbach. Das könne sich unter anderem darin

äußern, dass sich junge Lehrlinge bei Unwohlsein

eher krankmelden als ihre Vorgesetzten. Solche Verhaltensweisen

könnten bei Vorgesetzten dann durchaus

zu Unverständnis führen, wenn unklar sei, woher sie

rühren. „Da kommen dann auch mal Sprüche wie:

‚In meinem ersten Ausbildungsjahr habe ich damals

nicht so oft gefehlt.‘“ Diese Denkmuster lassen sich, laut

Sabine Bleumortier, jedoch schnell in Schulungen

auflösen. Und: Obwohl es wichtig sei, die Bedürfnisse

bestimmter Generationen zu kennen, sollten Ausbilderinnen

und Ausbilder auf jeden Auszubildenden auch

individuell eingehen und dessen Sorgen und Wünsche

ernst nehmen. Dafür braucht es Kommunikation.

Das können Sie konkret tun

1. Versetzen Sie sich in die jungen Menschen hinein.

Für Auszubildende beginnt mit der Lehre ein neuer

Lebensabschnitt. Während sie vor Kurzem umgeben

von Gleichaltrigen im Klassenzimmer saßen, müssen sie

sich nun mit Kolleginnen und Kollegen zurechtfinden,

die unter Umständen deutlich älter sind als sie selbst

– ein Aufeinandertreffen verschiedener Generationen.

Auch für die Ausbildenden ist das erst einmal eine

Umstellung. Was sie sich oft denken, so Sabine Bleumortier,

sind Sätze wie: „Bei uns war das damals noch ganz

anders.“ Oft werde von den Neuzugängen dann eine

schnelle Anpassung an die Gepflogenheiten des Betriebs

erwartet. Dabei sei jetzt der Moment, Verständnis für

die jungen Menschen zu zeigen, einen Schritt auf sie

zuzugehen. Hier könne es hilfreich sein, sich in den

unterschiedlichsten Situationen zu fragen: „Was würde

ich jetzt an seiner oder ihrer Stelle denken?“, so

Bleumortier.

2. Seien Sie kommunikativ.

Sowohl Sabine Bleumortier als auch Iris Kadenbach

betonen die Bedeutung von Kommunikation für das

Gelingen der Ausbildung. Dazu gehört das Feedback.

Dabei sei es wichtig, nicht immer nur in die Vergangenheit

zu blicken, sondern in die Zukunft zu schauen,

so Iris Kadenbach. „Nicht immer nur zu sagen, was hätte

anders laufen sollen, sondern zu kommunizieren, was

ich mir künftig wünsche: Wann will ich zum Beispiel,

dass etwas selbstständig erarbeitet wird, wann soll der

Auszubildende frühzeitig zu mir kommen?“ Solche

WorldSkills Germany Magazin – No. 22 / April 2022

17


und dem Auszubildenden die Eingliederung zu erleichtern.

„Wenn die jungen Menschen erst einmal gut

angekommen sind, lassen sie sich auf vieles ein, sind

langfristig zufrieden und entwickeln eine hohe Bindung

an das Unternehmen.“ Nach der Eingewöhnungszeit

könne man in einem Gespräch folgende Fragen klären:

„Was sind meine Erwartungen, was sind deine und

wie können wir diese miteinander vereinbaren?“ Zu

hohe Erwartungen vonseiten der Ausbilderinnen

und Ausbilder wirken sich auch negativ auf die Fehlerkultur

aus: „Manche Ausbildenden denken, Fehler

seien gar nicht erlaubt“, berichtet Sabine Bleumortier.

„Aber Auszubildende sind Lernende und machen

Fehler. Aus Fehlern lernen wir.“

„Gerade die Pandemie ist eine gute

Möglichkeit, neue Formate auszuprobieren.“

– Iris Kadenbach

Gespräche sollten einen regelmäßigen Charakter haben:

„Regeltermine klingen immer so verkopft, aber es

braucht eine feste Basis, auf der man sich zum Austausch

trifft.“ Und wenn sich junge Menschen verschließen?

Diese Frage hören die Expertinnen besonders

häufig in ihren Seminaren. Sabine Bleumortier empfiehlt

in so einem Fall, dennoch weiterhin das Gespräch

zu suchen: „Es hilft meist schon, wenn die Auszubildenden

wissen, da ist jemand, den ich im Fall der Fälle

ansprechen kann.“ Hilft auch das nichts und vom

Auszubildenden kommt wenig zurück, mache es Sinn,

sich an Kolleginnen und Kollegen zu wenden, die

einen besseren Bezug zum jungen Menschen haben.

Bleumortier sieht darin kein Versagen: „Wenn ich

50 Azubis habe, ist es logisch, dass darunter auch mal

jemand ist, an den ich nicht so leicht rankomme.“

Kommunikation ist ebenfalls gefragt, wenn die Ausbildung

im Betrieb optimiert werden soll. Dann könnte

nämlich Feedback von beiden Seiten eingeholt werden,

bei Auszubildenden und Ausbildenden, zum Beispiel

in einem Workshop oder per Online-Befragung.

4. Probieren Sie neue Lehrmethoden aus.

Eine Auszubildende oder ein Auszubildender wirkt

unmotiviert? Iris Kadenbach rät, in einem Gespräch

offen zu fragen, was er oder sie braucht: mehr Zeit,

weniger Zeit, Anleitung oder Begleitung zum Beispiel.

Bei überforderten Auszubildenden gilt es auszutesten,

wie diese am besten lernen, indem verschiedene

Lehrmethoden ausprobiert werden. Während der eine

Jugendliche Aufgaben am schnellsten begreift, indem

er sie direkt selbst angeht, braucht der andere vielleicht

eine längere theoretische Anweisung. „Gerade die

Pandemie ist eine gute Möglichkeit, neue Formate

auszuprobieren“, sagt Iris Kadenbach. Dabei müssen

nicht immer die Ausbilderinnen und Ausbilder den Ton

angeben, sondern können das Ruder auch mal an die

Auszubildenden abgeben. Diese könnten zum Beispiel

mit Vorschlägen aufwarten, wie man die Ausbildung

3. Schrauben Sie Ihre Erwartungen herunter.

Eine zu hohe Erwartungshaltung, was Leistungen,

eine Anpassung an den Betrieb oder auch Fehlerkultur

angeht, kann Folgen nach sich ziehen: „Die Auszubildenden

fühlen sich überfordert, nicht verstanden oder

wertgeschätzt, und springen dann wieder ab“, erklärt

Iris Kadenbach. Vor allem zu Beginn der Ausbildung sei

es deshalb wichtig, Erwartungen beiseitezustellen

18


in Zeiten pandemiebedingter Betriebsschließungen

gestalten könnte. Doch nicht nur Überforderung

spielt im Ausbildungsalltag eine Rolle. Manche Auszubildende

sind unterfordert und langweilen sich im

Betrieb. Sabine Bleumortier rät, Abwechslung in die

Aufgaben zubringen. „Nur weil ein Auszubildender

etwas gut kann, heißt das nicht, dass er das jetzt ein Jahr

lang machen muss.“ In kleineren Betrieben würden

junge Mitarbeitende oft schnell als vollwertige Arbeitskraft

eingesetzt. Routine setzt ein, die Vermittlung von

Wissen stagniert. Dabei müssten diese Betriebe gar

nicht alleine für neue Inspiration sorgen, so Iris Kadenbach.

Sie könnten auf externe Angebote setzen und

jungen Menschen die Teilnahme an Seminaren und

Workshops ermöglichen. So könne das tägliche „Mitlaufen“

der Auszubildenden im Betrieb mit Phasen neuer

Heraus forderungen verknüpft werden.

„Der Ausbilder sollte sich als Coach

sehen, als Unterstützer und Begleiter.“

– Iris Kadenbach

5. Zeigen Sie Wertschätzung.

„Eine Ausbildung auf Augenhöhe sollte eigentlich

selbstverständlich sein, ist es aber leider nicht immer“,

sagt Sabine Bleumortier. „Es gibt leider einige Unternehmen,

die Azubis noch als Lehrlinge sehen, die nichts

zu sagen haben.“ Dabei sei es essenziell, die jungen

Menschen ernst zu nehmen. „Dazu gehört, sie so

zu nehmen, wie sie sind, mit ihren Stärken und Schwächen.“

Um den Auszubildenden dieses Gefühl zu

ver mitteln und in ihnen Selbstsicherheit heranwachsen

zu lassen, schlägt Iris Kadenbach vor, ihnen Projekte

zuzuteilen, die nicht unbedingt etwas mit der originären

Ausbildung zu tun haben. Das könnte zum Beispiel

die Planung eines internen Events sein. „Meistens sind

das eigenständige Projekte mit einem kleinen Budget,

mit dem die Auszubildenden eigene Dinge initiieren, die

sie für wichtig halten oder auch Veränderungen anstoßen.

So eine Art Reverse Mentoring.“ Was das bewirkt?

„Die Auszubildenden merken, dass ihnen etwas

zuge traut wird und sie zeigen können, was sie neben

ihrer fachlichen Kompetenz noch draufhaben“, so

Kadenbach. Was außerdem Wertschätzung vermittle:

die jungen Menschen ihre Ausbildung mitgestalten zu

lassen, nachzufragen, welche Themen sie besonders

inte ressieren, an welchen Projekten sie teilhaben

wollen. Kadenbach zieht einen Vergleich zum Umgang

mit Enkel kindern: „Die würde man doch auch fragen:

‚Was möchtest du machen?‘“

6. Bleiben Sie begeisterungsfähig.

„Neugierde auf den Azubi, auf junge Menschen,

auf neue Methoden“ – das macht für Sabine Bleumortier

Begeisterungsfähigkeit aus. Es sei wichtig, dass Ausbildende

so für ihre Tätigkeit empfinden. „Das heißt

nicht, dass man jeden Tag jubelnd zur Arbeit kommen

muss.“ Doch Freude am Beruf springe auf den Betriebsnachwuchs

über. Wer sich schwertut, dem könne es

helfen, seine Aufgabe aus einem anderen Blickwinkel

zu betrachten: „Ausbildende sollten sich als Coaches

sehen, als Unterstützende und Begleitende. Es ist eher

inspirierend, in dieser Rolle zu sein, als nur reinen

Vorbildcharakter zu haben“, so Iris Kadenbach. Aus ihrer

Erfahrung ist Begeisterungsfähigkeit keine Frage des

Alters, sondern der Einstellung. Ein Ausbilder aus ihrem

Seminar sagte einmal: „Die Auszubildenden bringen

Freude in meinen Alltag, da fühle ich mich gleich

jünger.“ Das habe sich bei ihm tatsächlich im Ausbildungserfolg

widergespiegelt.

WorldSkills Germany Magazin – No. 22 / April 2022

19


„Wenn ich 50 Azubis habe, ist es logisch,

dass darunter auch mal jemand ist, an den

ich nicht so leicht rankomme.“ – Sabine Bleumortier

7. Reflektieren Sie Ihre Arbeit.

Jahre vergehen, zahlreiche junge Menschen haben die Ausbildung

im Betrieb bereits durchlaufen. Wer schon länger eine Funktion

als Ausbilder oder Ausbilderin innehat, wird sich vielleicht irgendwann

fragen, ob er oder sie noch alles richtig macht, ob die eigenen Ausbildungsmethoden

zum Beispiel noch zeitgemäß sind, und den Wunsch

hegen, sich Feedback einzuholen. Iris Kadenbach empfiehlt dazu

einen regelmäßigen Austausch und die Vernetzung mit anderen

Ausbilderinnen und Ausbildern. Die können aus dem eigenen Betrieb

stammen. Alternativ können sich Ausbildungsverantwortliche aus

unterschiedlichen Unternehmen zusammentun. Letzteres könnte laut

Sabine Bleumortier auch neue Impulse bringen, wenn man sich

anschaut, wie Ausbildung andernorts gestaltet wird.

Weitere Informationen finden Sie unter:

Berufsbildungsbericht 2021:

https://www.bmbf.de/bmbf/

shareddocs/downloads/

files/21-04-28-bbb-2021.

pdf?__blob=publicationFile&v=1

Interview mit dem „Personalmagazin“

via Haufe: https://

www.haufe.de/personal/

hr-management/berufsausbildung-wie-sich-ausbildungsabbruecheverhindern-lassen_80_419254.html

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Berufliche Bildung

Mehr als nur ein Job

Passgenaue Exzellenzförderung damit berufliche

Talente ihr Potenzial voll entfalten

Als DIE Zukunftsmacher bezeichnet er junge

Handwerker und Handwerkerinnen, wenn

es darum geht, die von der Politik vereinbarten

Zukunftsaufgaben anzupacken und umzusetzen.

Was aber muss getan werden, damit

leistungsstarke junge Leute Höchstleistungen

abrufen können, sich selbst verwirklichen

und ihr Können zum Nutzen der Handwerksbetriebe

einsetzen? Dazu gab Hans Peter

Wollseifer, Präsident des Zentralverbands des

Deutschen Handwerks (ZDH), der Redaktion

Auskunft.

Das Handwerk fordert eine Exzellenzstrategie in der

beruflichen Bildung. Warum ist das gerade in den

kommenden Jahren wichtig? Welche Vorteile haben

dadurch die Handwerksunternehmen?

Der Trend von Schulabgängerinnen und Schulabgängern

in Richtung Studium ist nach wie vor ungebrochen.

Das stellt unsere Ausbildungsbetriebe

im Handwerk vor große Herausforderungen. Allein im

vergangenen Jahr konnten über 18.000 Lehrstellen,

die unsere Betriebe angeboten haben, nicht besetzt

werden. Es gilt die Gleichwertigkeit der akademischen

und beruflichen Bildung noch deutlicher herauszustellen.

So muss Jugendlichen, Eltern und Lehrkräften

bewusst werden, dass Absolventen über beide Bildungswege

das gleiche Qualifikationsniveau erreichen und

ein gleich hohes Lebensarbeitseinkommen erzielen

können. Karriere kann gleichermaßen gemacht werden!

Und wer vorhat, sich selbstständig zu machen und

einen eigenen Betrieb zu leiten, dessen Chancen sind im

Handwerk derzeit so gut wie kaum je zuvor. Angesichts

all der anstehenden Zukunftsaufgaben beim Klimaschutz,

der Energiewende, bei Smart Home und Wohnungsbau

wird die Arbeit im Handwerk ganz sicher

nicht ausgehen. Wer Zukunft gestalten und Klimaschutz

aktiv als Beruf betreiben will, wem Nachhaltigkeit

wichtig ist, der ist im Handwerk genau richtig. Es sind

Handwerkerinnen und Handwerker, die die von der

Politik vereinbarten Zukunftsaufgaben anpacken und

umsetzen – sie sind im wahrsten Sinne des Wortes

DIE Zukunftsmacher.

Eine Exzellenzstrategie jedoch gibt es trotz dieser

großen Relevanz des Handwerks seit vielen Jahren

ausschließlich im akademischen Bereich. Das müssen

wir dringend ändern! Eine Exzellenzstrategie für

die berufliche Bildung ist ein ganz entscheidender und

wichtiger Schritt hin zu echter Gleichwertigkeit

und mehr Attraktivität der beruflichen Bildung. Damit

1

könnten wir unser Berufsbildungssystem nachhaltig

stärken, die Fachkräftesicherung sowie Innovationsfähigkeit

der Betriebe verbessern und die Suche nach

Unternehmensnachfolgerinnen und -nachfolgern

unterstützen. Davon profitieren unsere Handwerksbetriebe

dann unmittelbar.

WorldSkills Germany Magazin – No. 22 / April 2022

21


„Wir fordern eine Exzellenzstrategie

für die berufliche Bildung, die alle Bereiche

von der beruflichen Erstausbildung

über die Höhere Berufsbildung bis hin zur

Berufstätigkeit umfasst.“

Der Anteil von Abiturientinnen und Abiturienten

unter den Ausbildungsanfänger/innen im Hand -

werk hat sich in zehn Jahren mehr als verdoppelt

(2019: auf 14,5 %). Inwiefern ist die berufliche

Bildung im Handwerk für leistungsstarke Jugendliche

attraktiv und wie wird den Bedürfnissen in

der Ausbildung entsprochen?

Leistungsstärke lässt sich nicht nur am Abiturszeugnis

ablesen. Im Handwerk hat jeder die Chance,

Höchstleistungen zu zeigen und sich selbst zu ver ­

wirklichen. Dazu bieten sich viele attraktive Möglichkeiten.

Wer schneller ans Karriereziel kommen will,

hat verschiedene Optionen, seine Ausbildungszeit zu

verkürzen. Wer seine hohe Leistungsbereitschaft zeigen

will, kann bereits während der Ausbildung Zusatzqualifikationen

erwerben wie den Europaassistenten.

Wer die Welt entdecken will, kann Auslandsaufenthalte

im Rahmen von Förderprogrammen wie Erasmus+

absolvieren. Und wer sein hohes fachliches Können

unter Beweis stellen will, findet auf der Master

Pro fessional-Ebene attraktive Qualifikationen, wie

beispielsweise den Restaurator im Handwerk. Alle

Qualifizierungsangebote können also ganz indi viduell

an die eigene Karriereentwicklung und die persön ­

lichen Rahmenbedingungen angepasst und genutzt

werden.

2

Was zeichnet förderungswürdige Talente der beruflichen

Bildung Ihrer Meinung nach aus?

Es gibt im Handwerk viele überdurchschnittlich

qualifizierte und engagierte junge Menschen, die

bereit sind, im Beruf weit über das normale Maß hinauszugehen.

Sie zeichnen sich durch Eigeninitiative,

durch Leidenschaft für ihren Beruf und natürlich durch

fachliche und berufliche Erfolge aus. Für diese Talente

ist ihr Beruf mehr als nur ein Job – er ist ihre Berufung.

Unsere Aufgabe ist es, diese Talente zu erkennen und

passgenau zu fördern. Die besten Gesellinnen und

Gesellen rekrutieren wir beispielsweise für den Berufswettbewerb

„Profis leisten was“ (PLW). Die Bundessiegerinnen

und Bundessieger des Wettbewerbs haben

dann gute Chancen auf das mit 8.100 Euro dotierte

Weiterbildungsstipendium. In einigen Gewerken

können die PLW-Besten an der EuroSkills, Europameisterschaft

der Berufe, oder auch an den WorldSkills

teilnehmen.

Welche Möglichkeiten eröffnet eine Exzellenzstrategie

den Auszubildenden im Handwerk?

Eine passgenaue, umfassende Exzellenzstrategie

unterstützt Auszubildende, aber auch beruflich

qualifizierte Fachkräfte während des gesamten Ausbildungs-

und Berufslebens. Dazu ist es wichtig,

die bestehenden Förderinstrumente aber noch weiter

auszubauen. Die Förderung im Aufstiegs-BAföG muss

erweitert, Weiterbildungsstipendien grundständig

ausgebaut und die steuerliche Anrechnung der Weiterbildung

verbessert werden. Dann können berufliche

Talente zu jeder Zeit ihr volles Potenzial entfalten. Da

die Komplexität der Berufe zunimmt, gewinnt die

Höhere Berufsbildung insgesamt an Bedeutung. Eine

Exzellenzstrategie muss daher Anreize setzen, damit

junge Menschen stärker die Qualifizierungs- und

Karriereangebote, wie die Meisterqualifikation, nachfragen

und in Angriff nehmen.

Welche (inhaltlichen) Schwerpunkte sollte eine

Exzellenzstrategie in der beruflichen Bildung

aus Ihrer Sicht in den kommenden Jahren setzen?

„Brauchen ein Netzwerk, das

transparent alle Exzellenzgruppen

und Exzellenzaktivitäten miteinander

verknüpft.“

22


3

Wir fordern eine Exzellenzstrategie für die beruf liche

Bildung, die alle Bereiche – von der beruflichen Erstausbildung

über die Höhere Berufsbildung bis hin zur Berufstätigkeit

– umfasst. Wir schlagen vor, die dazugehörigen

Aktivitäten je nach Zielgruppe zu bündeln: im Bereich

„Berufswettbewerbe“ etwa, indem die Vorbereitung der

deutschen Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf internationale

Wettbewerbe stärker unterstützt wird. Im Bereich

„Internationalität“ sollte ein Deutscher Beruflicher Austauschdienst

(DBAD) geschaffen werden. Im Bereich

„Digitalisierung“ braucht es exzellente digitale Lehrund

Lernkonzepte in den Exzellenzakademien des Handwerks.

Und im Bereich „Innovationen“ sollten neuartige

Koope rationsformen zwischen Bildungseinrichtungen der

Hochschulen und des Handwerks etabliert werden, wie

FabLabs oder Makerspaces.

Als Fundament der Exzellenzstrategie brauchen wir

ein Netzwerk, das transparent alle Exzellenzgruppen

und Exzellenzaktivitäten miteinander verknüpft. Wir sind

zuversichtlich, dass wir mit der neuen Bundesregierung

bei diesem so wichtigen Thema einen großen Schritt

weiterkommen können.

„Eine Exzellenzstrategie für die

berufliche Bildung ist ein ganz entscheidender

und wichtiger Schritt hin

zu echter Gleichwertigkeit und mehr

Attraktivität der beruflichen Bildung.“

1 Julian Kiesl (l.) und

Niklas Berroth sind

exzellente Betonbauer.

Mit Bronze bei den

WorldSkills Kasan 2019

und dem 2. Platz bei

den EuroSkills Graz 2021

haben sie dies besonders

unter Beweis gestellt.

2 Schreiner Florian

Meigel zeigte als Kammer-,

Landes- und Bundessieger

in seinem Gewerk beste

Leistung während und

nach der Ausbildung.

Bei den WorldSkills Kasan

2019 wurde er mit

einer Exzellenz medaille

ausgezeichnet.

3 Setzt sich für die

Exzellenzförderung im

Handwerk ein: Hans Peter

Wollseifer, Präsident

des Zentralverbands des

Deutschen Handwerks.

WorldSkills Germany Magazin – No. 22 / April 2022

23


Berufliche Bildung

Exzellenz auch in der Praxis

Zusatzqualifikationen zur

frühzeitigen Exzellenzförderung

Instrumente und Maßnahmen, um Exzellenz in der beruflichen Bildung zu

fördern, sind in Deutschland bereits vorhanden. Das Land müsse hier

nicht bei null anfangen, sagt Nico Schönefeldt, Bereichsleiter Ausbildung

beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK). Mit der

Redaktion sprach er über weitere Potenziale der Exzellenzförderung, wie

Berufsschulen und Unternehmen sich des Themas annehmen und welche

Bedeutung dies für junge Fachkräfte hat.

Seit 2006 ehrt der DIHK Deutschlands beste IHK-

Absolventinnen und -Absolventen. Warum ist es

Ihnen wichtig, Exzellenz in der beruflichen Bildung

hervorzuheben?

Im IHK-Bereich gibt es rund 250 verschiedene

Ausbildungsberufe, für die sich junge Menschen nach

der Schule entscheiden können. Jährlich legen rund

300.000 junge Menschen ihre Abschlussprüfungen in

einem IHK-Beruf ab. Wenn es einem Azubi dann

gelingt, in seinem oder ihrem Beruf als der oder die

Beste in ganz Deutschland abzuschneiden, ist diese

besondere Leistung eine Würdigung auf ganz großer

Bühne wert. Darum veranstalten wir seit 2006 mit

jeweils rund 1.000 Gästen unsere Bundesbestenehrung

in Berlin, die in alle Regionen Deutschlands strahlt.

Unsere Feier ist eine große Leistungsschau der beruflichen

Bildung insgesamt, stellt unsere vielen spannenden

IHK-Berufe ins Rampenlicht und beweist, dass

Exzellenz nicht nur im akademischen Bereich, sondern

auch durch Praxis entsteht.

1

In den vergangenen Jahren betrug der Anteil der

Abiturientinnen und Abiturienten unter den Auszubildenden

in Industrie, Handel und dem Dienstleistungsbereich

konstant rund 35 Prozent.

Spiegelt der Schulabschluss bzw. Abschlussnoten

Ihrer Meinung nach wider, wie talentiert junge

Menschen für eine Ausbildung sind?

Das Talent eines jungen Menschen für eine Ausbildung

allein an den Schulnoten festzumachen, greift

sicher zu kurz. Die Unternehmen erwarten zurecht ein

Mindestmaß an Deutsch- und Mathekenntnissen, die

essenziell sind, um eine Ausbildung erfolgreich abzuschließen.

Wichtig sind aber auch die persönliche

Eignung und der feste Wille, sein Ziel zu erreichen.

Das spiegeln uns auch die Unternehmen wider, wenn

sie in unserer DIHK-Ausbildungsumfrage mit rund

70 Prozent angeben, dass sie Leistungsschwächeren

Ausbildungschancen geben und sie auch durch eigene

Nachhilfe auf ihrem Ausbildungsweg unterstützen.

Das Schulzeugnis ist für die Betriebe laut unserer

DIHK-Ausbildungsumfrage zwar weiter das zweithäufigste

Instrument der Wahl zur Eignungsfeststellung. Auf

Platz eins liegt aber das Bewerbungsgespräch. Hier

können sich die Unternehmen einen guten Eindruck von

Motivation und Persönlichkeit machen. Aus der Ausbildungspraxis

schildern Unternehmen, dass mangelnde

Kenntnisse etwa in Deutsch, Mathe oder Naturwissenschaften

oft durch Nachhilfe ausgeglichen werden

können. Fehlendes Interesse am Beruf, mangelnde

Einsatzbereitschaft oder Sozialkompetenzen sind

hingegen viel schwieriger wettzumachen.

Und um Ihre Frage zu den Abiturientinnen und

Abiturienten zu beantworten: Im IHK-Bereich hat

2007 ungefähr jeder vierte Azubi eine Ausbildung mit

24


2

„Wer weiß, wo die eigenen Interessen

liegen und welches die individuellen

Talente sind, kann diese Bereiche leichter

stärken.“

Abitur begonnen; inzwischen ist es gut jeder dritte

Azubi. Dass die Berufe des IHK-Bereichs so gut

bei Abiturienten ankommen, freut uns und ist nicht

zuletzt auf das intensive Werben der Unternehmen

um leistungsstarke junge Menschen zurückzuführen.

Braucht Deutschland in der beruflichen Bildung

eine konkretere Strategie zur Förderung von

Exzellenz in der beruflichen Bildung? Wenn ja, wie

könnte diese Ihrer Meinung nach auch bundesländerübergreifend

aussehen?

Es ist nicht so, dass Deutschland in Sachen Exzellenzförderung

in der beruflichen Bildung bei null

anfangen müsste. So fördert die Stiftung Begabtenförderung

Berufliche Bildung (SBB) mit ihren Stipendien

seit Jahren Talente in der beruflichen Bildung. Die neue

Bundesregierung will Exzellenzförderung laut Koalitionsvertrag

weiter stärken, eine Exzellenzinitiative

Berufliche Bildung auf den Weg bringen und die

Begabtenförderungswerke des Bundes für die berufliche

Bildung öffnen. Ich bin sehr gespannt auf die konkrete

Ausgestaltung.

Ich finde es wichtig, leistungsfähige junge Menschen

schon während der Ausbildung frühzeitig zu fördern, sei

es durch ein reichhaltiges Angebot an Zusatzqualifikationen,

die über die Ausbildungsinhalte hinausgehen,

oder über Auslandspraktika. Hier gibt es das Netzwerk

„Berufsbildung ohne Grenzen“, das Unternehmen und

Azubis dabei hilft, Teile der Ausbildung im Ausland zu

absolvieren. Win-win für beide Seiten: Die Azubis

erweitern ihre Sprachkenntnisse und machen wichtige

kulturelle und soziale Erfahrungen. Die Betriebe sorgen

für künftige Fachkräfte mit umfassenden Kompetenzen.

Ich bin sehr dafür, diese Strukturen auszubauen zu

einem Deutschen Beruflichen Austauschdienst (DBAD)

WorldSkills Germany Magazin – No. 22 / April 2022

25


analog zum existierenden Deutschen Akademischen

Austauschdienst (DAAD) im akademischen Bereich.

Nachfrage: Ab wann wäre eine solche Exzellenzförderung

besonders sinnvoll? Was wären die

Vorteile in der Schul- und Ausbildungszeit oder

dann, wenn sich Fachkräfte durch sehr gute

Ausbildungsabschlüsse als besonders leistungs -

stark zeigen?

Die Lernforschung zeigt, dass der Grundstein für

den Bildungserfolg bereits in der frühen Bildung

gelegt wird und Bildungsdefizite nur schwer aufzuholen

sind. Es gilt daher schon frühzeitig und entlang der

gesamten Bildungskette anzusetzen, um junge Talente

schulisch und außerschulisch zu fördern, für die

berufliche Bildung zu begeistern und sie darin zu

unterstützen, den für sie passenden Beruf und Weg als

künftige Fach- oder Führungskraft in den Unternehmen

zu wählen. Aus den Erkenntnissen der Bildungsforschung

können Sie daher auch schlussfolgern:

Wer weiß, wo die eigenen Interessen liegen und welches

die individuellen Talente sind, kann diese Bereiche

leichter stärken. Das kann so weit gehen, dass man die

eigene Berufung zum Beruf macht.

Ein gutes Beispiel ist die MINT-Förderung. Hier

machen viele Unternehmen und IHKs schon im

frühkindlichen- und Grundschulbereich Angebote, um

Interesse an den Themen Mathematik, Naturwissenschaften,

Informatik und Technik zu wecken, zu halten

und weiter auszubauen. Exzellenzförderung beginnt

schon früh, mit der Berufsorientierung und dem praxisund

erfahrungsorientierten Kennenlernen verschiedener

Berufsfelder.

Wichtig ist es auch, Eltern einzubinden und die

berufliche Ausbildung – auch für leistungsstarke

Jugendliche und an Gymnasien – als attraktive und

gleichwertige Alternative zur akademischen Laufbahn

zu bewerben. Die vielfältigen Entwicklungs- und

Weiterbildungsmöglichkeiten können dabei überzeugende

Argumente sein.

„In einer sich immer schneller wandelnden

Arbeitswelt werden auch Kompetenzen

wie Adaptionsfähigkeit, Kreativität

und Problemlösungsfähigkeit und sogenannte

‚Future Skills‘ immer wichtiger.“

3

26


Wie können Berufsschulen und

Betriebe in Zukunft begabte

junge Fachkräfte in pädagogischer

Sicht noch besser fördern? Haben

Sie ggf. ein konkretes Beispiel,

wie dies schon heute umgesetzt

wird?

Durch eine Ausbildung wird

neben beruflicher Handlungsfähigkeit

nicht nur die Fachkompetenz

entwickelt, sondern nicht

zuletzt auch die Sozialkompetenz

der Auszubildenden gefördert.

Durch unsere DIHK-Ausbildungsumfrage

und Berichte aus Unternehmen

wissen wir, dass in der

Arbeitswelt immer mehr Wert auf

soziale Fähigkeiten bzw. Soft

4

Skills wie Kommunikations-,

Kooperations- und Teamfähigkeit

gelegt wird.

In einer sich immer schneller wandelnden Arbeitswelt

werden auch Kompetenzen wie Adaptionsfähigkeit,

Kreativität und Problemlösungsfähigkeit und soge ­

nannte „Future Skills“ immer wichtiger. Im Zuge der

dualen Berufsausbildung wird das neben der

Technik offenheit der Ausbildungsordnungen durch

die päda gogische Begleitung der Auszubildenden

durch geschulte Lehrkräfte in den beruflichen Schulen

sowie die Aus bilderinnen und Ausbilder in der

betrieb lichen Praxis vermittelt. Die dualen Partner –

Berufsschule und Ausbildungsunternehmen –

fördern zum Beispiel Team arbeit und unternehmerisches

Denken und Handeln durch Planspiele,

Wettbewerbe und Schüler firmen.

Schließlich ist es nicht zuletzt für die Unternehmen

entscheidend, dass es Talenten der beruflichen

Bil dung gelingt, Innovationen in die berufliche Praxis,

Produkte und Dienstleistungen zu übersetzen. Das

Zusammen spiel von Theorie und Praxis in der dualen

Ausbildung unterstützt das sehr zielgerichtet.

Was würde eine solche Förderung für die Auszubildenden

selbst bedeuten?

Eine solche Förderung fördert Selbstbewusstsein,

Motivation und Einsatzbereitschaft der Auszubildenden.

Hieraus können sich individuelle Fach- und Führungskarrieren

bis zum Unternehmertum auf der

Grundlage der dualen Erstausbildung ergeben.

Eine darauf aufbauende Höhere Berufsbildung kann

zusätzliche Perspektiven eröffnen. Es muss aber nicht

immer die „steile“ Karriere sein. Auch die mit einer

solchen Förderung einhergehende Wertschätzung, eine

daraus resul tierende größere (Selbst-)Sicherheit und

persönliche Zufriedenheit im Beruf sind ein großer

Gewinn – ebenso wie das persönliche Netzwerk, das sich

aus einer solchen Förderung ergeben kann.

1 Niklas Meiser (l.) und 3 Für Nico Schönefeldt,

Moritz Roth wurden als Bereichsleiter Ausbil dung

Mechatronik-Auszubildende

durch die Teilnahtrie-

und Handelskam­

beim Deutschen Indusme

an den Deutschen mertag, beginnt Exzellenzförderung

bereits in

Meister schaften Industrie

4.0 bereits in der Aus ­ der Berufsorientierung.

bildung gefördert. 2023

werden sie Deutschland 4 Nach dem zweiten

bei den EuroSkills

Platz bei den Deutschen

vertreten.

Meisterschaften Industriemechanik

2019 gewann

2 Industriemechaniker Tim Herrmann bei der EM

Franz Radestock erhielt der Berufe 2021 in Graz

von seinem Unternehmen die Goldmedaille.

viel Unterstützung

während der Ausbildung.

2019 war er bei der WM

der Berufe in Kasan dabei.

Heute ist er selbst

Ausbilder.

WorldSkills Germany Magazin – No. 22 / April 2022

27


Best Practice

Gute Ausbildung ist

Chefsache

1

Alexios hat Angst. Schon zwei Mal ist er durch

die mündliche Abschlussprüfung gefallen. Im

Betrieb erzielt der 20-jährige Deutsch-Grieche

gute Arbeitsergebnisse und auch seine Berufsschulnoten

lassen nichts zu wünschen übrig.

Aber sobald er eine Präsentation halten soll,

verlässt ihn der Mut. Ihm bleiben buchstäblich

die Worte im Hals stecken. Alexios ist in

Deutschland geboren und aufgewachsen, und

absolviert eine Ausbildung als Logistikkaufmann

in einem Großhandelsunternehmen.

Jetzt steht er plötzlich kurz vor dem Aus

seiner beruflichen Träume und überlegt ernsthaft,

abzubrechen.

Elke Reuschel, Geschäftsführerin des Weiterbildungsanbieters

trainInstinct kennt das Problem. Das

Unternehmen hat sich u. a. auf das Coaching von Aus ­

zu bil denden spezialisiert. „Ausbildungsabbrüche

geschehen meist nicht aus unvermeidbaren Gründen

wie Allergien oder Insolvenz, sondern viel öfter aus

betrieblichen und persönlichen Motiven. Je besser das

Ver trauensverhältnis zwischen ausbildendem Unternehmen

und Auszubildendem, desto einfacher ist es,

eine Lösung zu finden.“

Eine funktionierende Feedbackkultur, ausreichend

Wertschätzung und klare Strukturen nennt die

Expertin als Erfolgsgarant für eine gute Ausbildung.

Meist seien es gerade weiche Faktoren, die über

Abbruch oder Fortsetzung einer Ausbildung entscheiden

würden. Das unterstreichen auch die Expertinnen,

die im Beitrag „7 Tipps, wie Sie junge Menschen in der

Ausbildung fördern können“ ab Seite 16 zu Wort

kommen.

Ganzheitliches Ausbildungskonzept als Erfolgsfaktor

Eine große Herausforderung für Unternehmen

sieht Reuschel in der mangelnden Kommunikationsfähigkeit

der Generation Z. „Auch wenn junge Menschen

heute viel selbstbewusster auftreten als früher,

sind sie doch oft unsicher im Umgang mit anderen.

Sie kennen sich in der digitalen Welt aus, aber wie

sie am Telefon jemanden ordentlich begrüßen, wissen

sie oft nicht.“

Das sieht Timo Weber, Geschäftsführer der Visco

Jet Rührsysteme GmbH, ähnlich. Das Unternehmen

bietet Rührwerklösungen für verschiedene Branchen

an, beispielsweise für die Lebensmittelindustrie,

die Kosmetikbranche oder die Pharma- und

Chemieindus trie. 32 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

sind in dem mittelständischen Familienunternehmen

beschäftigt, darunter acht Azubis in den drei Aus­

28


„Auch wenn junge Menschen heute viel

selbstbewusster auftreten als früher,

sind sie doch oft unsicher im Umgang mit

anderen. Sie kennen sich in der digitalen

Welt aus, aber wie sie am Telefon jemanden

ordentlich begrüßen, wissen sie oft nicht.“

– Elke Reuschel, Geschäftsführerin trainInstinct

bildungsberufen Industriekaufleute, technische/r

Produktdesigner/in und Mechatroniker/in. „Wir stellen

immer mehr fest, dass wir neben den fachlichen

Kom petenzen auch grundsätzliche Fähigkeiten und

Sozialkompetenzen vermitteln müssen wie Pünktlichkeit,

Zuverlässigkeit und grundlegende Kommunikations

regeln.“ Für den Geschäftsführer ist Ausbildung

Chef sache. „Es braucht ein ganzheitliches

Konzept, um Auszubildende zu gewinnen und zu halten.

Dazu gehören für mich vor allem ein attraktives Ausbildungsangebot

und eine persönliche und umfassende

Betreuung im Betrieb.“

Visco Jet versteht sich als familiengeführter attraktiver

Arbeitgeber und hat ein umfangreiches Ausbildungskonzept

entwickelt, das potenzielle Auszubildende

im Voraus einsehen können. Während ihrer Ausbildung

durchlaufen sie alle Abteilungen – unabhängig vom

Ausbildungsberuf. So erhalten sie ein vollumfängliches

Bild des Unternehmens. In jeder Abteilung stehen ihnen

Ausbildungsbeauftragte zur Seite. Zudem gibt es im

Unternehmen eine Ausbildungsverantwortliche, die

sich zusätzlich um die Betreuung der Auszubildenden

kümmert. „Das ist ein Eigengewächs“, schmunzelt

Weber. „Sie hat bei uns bis 2019 ihre Ausbildung als

Industriekauffrau absolviert und danach schnell die

Verantwortung für das komplette Ausbildungskonzept

übernommen, natürlich in Anlehnung an den IHK-

Rahmenplan.“

Auch die DMG Mori AG setzt auf eine ganzheitliche

Betreuung und ein fundiertes Ausbildungskonzept.

Ein ganzes Team von Vollzeit-Ausbilderinnen und

-Aus bildern steht den Azubis fachlich und persönlich

zur Seite, berät und motiviert als Lernbegleitung.

Der international agierende Hersteller von Werkzeug ­

maschinen beschäftigt über 6.800 Mitarbeitende

weltweit. 225 von ihnen durchlaufen zurzeit eine

Ausbildung in den Bereichen Mechatronik, Industriemechanik,

Elektronik, Zerspanungsmechanik,

Technisches Produktdesign, Lagerlogistik, Fachinformatik

und Produktionstechnologie sowie als Industriekauffrau

bzw. Industriekaufmann. Daneben bietet

das Unternehmen zahlreiche duale Studiengänge.

Persönliche Weiterentwicklung durch Projektarbeit

„Die Berufsausbildung bei DMG Mori gliedert sich

in vier Phasen, beginnend mit der Grundausbildung im

Ausbildungscenter“, erläutert Jan Scharffenberg,

Manager Konzernausbildung. „Bereits hier stellen wir

Zukunftsthemen in den Fokus, zum Beispiel mit den

Modulen ‚Grundlagen der Digitalisierung‘ und ‚Digitales

Lernen‘.“ Nach 18 Monaten findet der 1. Teil der

Abschlussprüfung statt. In der 2. Phase durchlaufen

Auszubildende die jeweiligen Fachabteilungen. Nach der

3. Phase mit einem praktischen Teil bildet die 4. Phase

den Abschluss der Ausbildung. Die Auszubildenden

werden in ihrer jeweiligen Zielabteilung eingesetzt und

bereiten sich auf die finalen Abschlussprüfungen vor.

Abgerundet wird die Phase durch zusätzliche Lernangebote,

wie einen Grundkurs zur Automatisierung.

Einen Schwerpunkt der Ausbildung setzt DMG Mori

auf Projektarbeit, bei der die Auszubildenden

viel Freiraum für eigene Ideen

erhalten und ihre Fähigkeiten in interdisziplinären

Teams schulen können.

„Unsere Azubis setzen dann in unserem

,Smart Education Center‘ ein ganzheitliches

Ausbildungsprojekt um“, so

Scharffenberg. „Hier bauen sie unter

Anleitung – aber selbstständig –

komplette Maschinen für unsere Kunden.

Das fördert die Arbeit im Team und

schafft ein Verständnis für die komplexen

Zusammenhänge in unseren Hightech-

Maschinen.“

Besonders leistungsstarke Azubis

fördert DMG Mori zusätzlich mit Einsätzen

auf Messen und in Kundenprojekten mit

2

WorldSkills Germany Magazin – No. 22 / April 2022

29


„In Workshops erarbeiten wir mit

unseren Auszubildenden auch

eigene digitale Lerninhalte. Das schafft

maximale Transparenz und ein tolles

Wir-Gefühl zwischen Azubis und Aus ­

bildern – ein Booster für die Motivation

auf beiden Seiten.“

– Jan Scharffenberg,

Manager Konzernausbildung DMG Mori

3

besonders hohen Anforderungen oder bei den Berufemeisterschaften

WorldSkills. Und das mit Erfolg:

Das Unternehmen hat bereits fünf Deutsche Meister und

vier Vizemeister im CNC-Drehen hervorgebracht

und auf internationaler Ebene dreimal die „Medallion

for Excellence“ erhalten.

Bei Visco Jet spielt die Projektarbeit ebenfalls eine

wichtige Rolle. Die Auszubildenden sollen lernen,

als Team zusammenzuwachsen und gemeinsam Verantwortung

zu übernehmen. Wie beim sogenannten

„Müll-Projekt“: „Unsere Azubis hatten gemeinschaftlich

die Aufgabe, das Thema Ressourcenverschwendung

im Unternehmen genau anzuschauen“, erläutert

Geschäftsführer Weber. Sie haben dann ein komplettes

Lösungskonzept mit verschiedenen Maßnahmen

auf gestellt. Bis heute nutzen wir zum Beispiel unseren

Kaffeesatz und düngen damit unsere betriebseigenen

Pflanzen.“ Methoden- und Sozialkompetenz sollen damit

entwickelt und geschult werden. Neben den Projekten

treffen sich alle Auszubildenden jede Woche zu einem

eigenen Jour fixe, bei dem sie sich austauschen und über

verschiedene Themen diskutieren. „Wir wollen jungen

Menschen einfach eine bestmögliche Ausbildung bieten

und vor allem die richtigen Anreize zur persönlichen

Weiterentwicklung setzen“, sagt Weber.

Persönliche Weiterentwicklung ist auch für Weiterbildungsanbieterin

Elke Reuschel ein wichtiger Punkt

für eine erfolgreiche Ausbildung, aber auch eine

unternehmerische Herausforderung. „Die Heterogenität

ist heute besonders groß, Jugendliche mit

unterschiedlichsten Bildungsbiografien und kulturellem

Hintergrund treffen in der Berufsschule und im

Betrieb aufeinander. Jeder bringt andere schulische

oder sprachliche Qualifikationen mit.“ Das mache es

für Unternehmen besonders schwierig, da jeder

Einzelne gemäß seinem Ausbildungsstand und seinen

Voraussetzungen individuell gefördert werden müsse.

Projektarbeit sei unter diesem Aspekt besonders

wichtig. Zudem rät die Expertin zur Vernetzung der

Auszubildenden. „Das erzeugt soziale Nähe, und

der Erfahrungsaustausch macht Mut, selbst neue

Schritte zu wagen.“

Investition in die eigene Zukunft

Den entscheidenden Erfolgsfaktor sieht Timo Weber

von Visco Jet in der Bedeutung, die der Ausbildung in

der eigenen Organisation zukommt, unabhängig von

der Unternehmensgröße. Sei das Thema nicht hoch

genug aufgehängt, fehle das Verständnis innerhalb des

Unternehmens. Darunter leide die Qualität der Ausbildung.

„Bei uns ist Ausbildung Teil unseres Selbstverständ

nisses und gehört zu unserer gesellschaftlichen

Verantwortung. Natürlich kostet das Zeit, Geld und

Mühe“, so der Firmeninhaber. Angesichts des Fachkräftemangels

sei Ausbildung jedoch „immer noch eine

lohnende lang fristige Investition in das eigene Unternehmen“.

Jan Scharffenberg von DMG Mori stimmt dem zu.

Ausbildung sei immer eine Teamleistung: vom höchsten

Management über alle Abteilungen hinweg bis zum

Azubi selbst. Selbstverständlich koste Ausbildung Geld

– „aber keine Ausbildung ist viel teurer. Wir investieren

schließlich in unsere eigene Zukunft.“

Apropos eigene Zukunft: Auch der angehende

30


Logistikkaufmann Alexios hat gemeinsam

mit seinem Ausbildungsbetrieb eine Lösung

gefunden. Das Team von trainInstinct hat

ihn schrittweise gecoacht und so gezielt auf

die mündliche Prüfung vorbereitet. Mit

Erfolg: Alexios hat die Prüfung bei seinem

dritten Anlauf bestanden und wurde von

seinem Ausbildungsbetrieb übernommen.

1 Die Auszubildenden bei Visco Jet

durchlaufen alle Abteilungen des

Unternehmens ein Mal.

4

2 WorldSkills-Bundestrainer Hanno

Hapke (l.) und Tim Zelmer, Sieger der

Deutschen Meisterschaft CNC-Drehen

2014.

3 Persönliche Weiterentwicklung ist

für Weiterbildungsanbieterin Elke

Reuschel (r.) ein wichtiger Punkt für

eine erfolgreiche Ausbildung.

4 Die DMG Mori Academy bildet

Fachkräfte auch nach dem WorldSkills-

Prinzip des Lernens im Wettbewerb

weiter.

Weitere Informationen finden Sie unter:

https://www.mittelstandsbund.de/themen/arbeit/themenschwerpunkt-ausbildung-im-mittelstand/

https://www.ifm-bonn.org/statistiken/

mittelstand-im-einzelnen/auszubildende

Eine ausführliche Version des

Artikels finden Sie unter:

https://www.

worldskillsgermany.com/de/

blog/2022/04/26/

gute-ausbildung-ist-chefsache/


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Engagement

Weltmeisterlich ausbilden

WorldSkills Germany-Award für Exzellenz in der Ausbildung

Im Jahr 1953 trat Deutschland der internationalen

WorldSkills-Gemeinschaft bei und beteiligt sich

seitdem an Berufswettbewerben weltweit. Seit der

Gründung des WorldSkills Germany e. V. 2006 nahmen

allein 394 Fachkräfte an den EuroSkills und WorldSkills

teil und erzielten dabei 44 Gold-, 46 Silber- und 38

Bronzemedaillen sowie 138 Exzellenzmedaillen für

herausragende Leistungen. Diesen Erfolgen vorausgegangen

waren regionale und nationale Wettbewerbe

mit mehreren Zehntausend Wettkampfteilnehmenden.

Hinter dieser enormen Anzahl an Fachkräften, die sich

durch das Lernen im Wettbewerb weiterbilden konnten,

stehen zahlreiche engagierte Unternehmen und

Verbände, denen die Nachwuchsförderung besonders

wichtig ist. Sie möchte WorldSkills Germany künftig

mit dem Award „Weltmeisterlich ausbilden“ besonders

ehren.

Die Auszeichnung ist dabei einzigartig, hebt sie

doch das besondere Engagement im Bereich innovativer

Trainingskonzepte hervor. So sollen all jene geehrt

werden, die Talente frühzeitig erkennen und ihnen die

entsprechende Förderung zukommen lassen.

Bewerben können sich alle Unternehmen und

Verbände, die in den vergangenen sechs Jahren (2017 –

2022) Fachkräfte zu Trainingscamps, regionalen,

nationalen, internationalen oder inklusiven Berufswettbewerben

sowie weiteren Wettbewerben (z. B. Digital

Youngsters) entsendet haben. Die Bewerbung für den

Award beginnt Ende April und endet am 31. Juli 2022.

Die Ehrung der Sieger des Awards „Weltmeisterlich

ausbilden“ ist für den Herbst 2022 geplant.

Mehr Informationen zum Award sowie die

Möglichkeit zur Bewerbung finden Sie auf:

https://www.worldskillsgermany.com/de/awardweltmeisterlich-ausbilden

WorldSkills Germany Magazin – No. 22 / April 2022

33


junge Stimmen

Der Zusammenhang zwischen Fordern

und Fördern müsste Ausbildungsbetrieben

bewusster werden

Junge Fachkräfte über Exzellenz in der Berufsbildung

Was muss ein Ausbildungsbetrieb in den Augen

junger Fachkräfte leisten können, um eine

exzellente Ausbildung zu ermöglichen? Fördern

Berufs schule oder Betrieb gezielt überdurchschnittliche

Leistungen unabhängig von Noten?

Was ist, wenn man sich unterfordert fühlt? Und

warum lohnt es sich überhaupt besondere

Talente zu fördern?

Ausschlaggebend für ein gutes Ausbildungsprogramm

ist ein Ansprechpartner,

der zum einen motiviert und

interessiert daran ist, jemandem etwas

beizubringen, und zum anderen auch

die Zeit und Möglichkeiten dazu hat.

Ausbildungsbetriebe sollten sich also

der höheren Auslastung der Ausbilder

und Ausbilderinnen bewusst sein und

kompetente Personen für die Aufgabe

auswählen.

Gerade in der Ausbildung sollten jedem,

egal ob lernschwächer oder besonders

stark, alle Möglichkeiten offenstehen.

Jedem sollten individuelle Entwicklungsmöglichkeiten

geboten werden.

Auch wenn sie besonders gut sind,

kann man schauen, ob Weiterbildungen

oder eine Ausbildungs-Verkürzung

möglich sind. Damit beugt man auch

Unterforderung vor.

Anna Wambach, 22 Jahre, Medienkauffrau

Digital und Print, NWB

Verlag

Lena Meyer, 24 Jahre, Medienkauffrau

Digital und Print, NWB Verlag

34


Ich habe mich auf jeden Fall schon einmal

unterfordert gefühlt. Das Problem ist, dass

die Berufsschule nur schwer die unterschiedlichen

Lernbedürfnisse aller Schülerinnen

und Schüler abdecken kann. Die

Situation kann bisweilen sehr frustrierend

sein. Aber durch meine Teilnahme an den

WorldSkills habe ich einen entsprechenden

Ausgleich, durch den ich mich intensiver

mit sehr spannenden Themen auseinandersetzen

kann. Das hilft enorm.

Maren Nagel, 24 Jahre, Fachkraft für

Abwassertechnik, Stadtentwässerungsbetriebe

Köln

Ich habe bereits erfahren, dass man die Option

hat, die Ausbildung von 2,5 auf 2 Jahre zu

verkürzen, wenn die schulischen Leistungen

gut sind. Und dass bei einem guten Abschluss

der Ausbildung die Option auf ein Studium

besteht, das der Betrieb zur Hälfte mitfinanziert.

Meiner Meinung nach sollten ganz klar auch

diejenigen, die überdurchschnittliche

Leistungen haben, gefördert werden. In

jeder Hinsicht, egal ob berufsübergreifend

oder fachbezogen. Um das vorhandene

Potenzial weiterzuentwickeln und natürlich

auch, um damit noch mehr Anreize für

besondere Leistungen zu schaffen. Außerdem

profitiert am Ende ja nicht nur der

Auszubildende davon, auch der Arbeitgeber

hat davon einen großen Mehrwert, da der

Azubi ziemlich wahrscheinlich deutlich

früher anspruchsvollere und verantwortungsvollere

Arbeiten erledigen kann und

zu einer Führungskraft heranwächst. Der

Zusammenhang zwischen Fordern und

Fördern müsste deswegen vielen Ausbildungsbetrieben

deutlich bewusster werden.

Simon Dorndorf, 22 Jahre, Anlagenmechaniker,

Sanitär-Heizung-Klimatechnik

Schaumann GmbH

Juliana Leven, 18 Jahre, Medienkauffrau

Digital und Print, NWB Verlag

Die vollständigen Interviews mit jungen Menschen

aus ganz Deutschland lesen Sie unter: https://

www.worldskillsgermany.com/de/blog/2022/04/22/

zusammenhang-zwischen-fordern-und-foerdern

WorldSkills Germany Magazin – No. 22 / April 2022

35


Weltweit

In Österreich werden Talente

mit System gefördert

Was Deutschland vom Nachbarn lernen kann

1

Kann man aus jedem Durchschnittsazubi eine

exzellente Fachkraft machen? Zumindest ist

es mit der richtigen Förderung möglich, extra

Potenzial zu entdecken, fördern und weiterzuentwickeln.

Hinzu kommt: Mit entschlossenem

Talentscouting lässt sich eine größere

Zahl junger Menschen für eine Karriere in

Ausbildungsberufen begeistern. Dieses

Ge danken experiment ist in einem Bundesland

in Österreich längst Realität geworden.

Der Anstieg der Fachkräftelücke stellt viele Nationen vor

eine große Herausforderung, auch unseren Nachbarn

Österreich. Der entscheidende Unterschied: Im Bundesland

Oberösterreich geht man das Thema mit einer

Systematik an, die auch für Deutschland interessant sein

dürfte. Denn dort legt man den Fokus nicht allein auf die

Suche nach geeigneten Fachkräften, sondern setzt sehr

viel früher an: im Bereich der Begabungs- und Begabtenförderung

und in der Förderung von Exzellenzen.

Empirische Begründung

Mag. Dr. Ramona Uhl (MBA) vom Institut Berufspädagogik

der Pädagogischen Hochschule Oberösterreich

in Linz gibt dem Thema den theoretischen Rahmen. In

einer Publikation von November 2020 stellt sie mit

Mit-Autorin Mag. Ulrike Kempter von ECHA-Österreich*

unter anderem einen multiperspektivischen Beobachtungsbogen

als zentrales Werkzeug vor. Das von den

Autorinnen für das duale Ausbildungssystem entwickelte

Beobachtungstool betrachtet Potenziale aus den

Perspektiven der Auszubildenden (als Selbsteinschätzung),

der Ausbildenden (als Fremdeinschätzung) und

der Erziehungsberechtigten. Inhaltlich erfasst der

Bogen Persönlichkeitsmerkmale (Motivation, Engagement),

die Bedingungen des Aufwachsens (Muttersprache,

Zweitsprache), Lernpräferenzen (Denkmodalitäten),

Persönlichkeitsmerkmale (z. B. hohe Sensitivität,

handwerkliche Begabung), praktische Intelligenz sowie

Kompetenzen (intellektuelle, soziale, emotionale,

kommunikative und Handlungskompetenzen).

Gemeinsam stark

Es bleibt aber nicht bei der Theorie: Bisher wurde das

Thema bereits im Curriculum Lehrer*innenbildung NEU

(2017) der Berufsbildung verankert, es gibt ein Wahlpflichtfach,

Fort- und Weiterbildungen sowie einen laut

eigener Aussage europaweit einzigartigen Hochschullehrgang

zur Begabungs- und Begabtenförderung in der

dualen Ausbildung. Zum Gelingen tragen aber vor allem

die Kooperationen bei, wie Uhl im Gespräch unter­

36


„Alleine kann man wenig ausrichten.

Dafür braucht man die verschiedenen

Beteiligten aller Stakeholder.“

– Mag. Dr. Ramona Uhl (MBA)

streicht: „Alleine kann man wenig ausrichten. Dafür

braucht man die verschiedenen Beteiligten aller Stakeholder.“

So wird das Thema im Rahmencurriculum zur

Begabungs- und Begabtenförderung des Bundesministeriums

für Bildung, Wissenschaft und Forschung in den

unterschiedlichen Lehr- und Lernsettings sowie im

Austausch mit nationalen und internationalen Partnern

umgesetzt. Zum Netzwerk gehören Stakeholder aus

dem Bildungs- und Wirtschaftsbereich, Kooperationen

mit SkillsAustria, EuroSkills und WorldSkills, weitere

nationale und internationale Organisationen, aber auch

die empirische Begleitung in Form von Masterarbeiten

und Begleitforschung.

Vorbild: Förderung aus dem Spitzensport

Wie eine solche Förderung ganz praktisch aussehen

kann, zeigt Stefan Praschl auf, Technischer Delegierter

bei WorldSkills und Board Member Competitions

WorldSkills International: Die Talenteakademie

in Kärnten konzentriert sich auf wenige, talentierte

Spitzenlehrlinge und begleitet sie auf dem Weg zu

beruflichen Bestleistungen. Als Vorbild dienen Fördereinrichtungen

des Spitzensports. In der Talenteakade ­

mie werden die Jugendlichen mit Fachtrainings,

Persönlichkeitstrainings, Ausrüstung, Material sowie

organisatorischen Dienstleistungen in ihrer dualen

Ausbildung unterstützt und gefördert sowie auf Berufswettwerbe

vorbereitet.

Die Bemühungen tragen erste Früchte. Die (Ausbildungs-)Qualität

in den Betrieben und der Teilnehmenden

bei Berufswettbewerben sei gestiegen, berichtet

Praschl: „Kärnten war früher fast nie bei beruflichen

Wettbewerben auf dem Level der Staatsmeisterschaften

vertreten und wenn, dann nicht so erfolgreich wie

heute. Das hat sich mittlerweile gewandelt.“

Fehlende öffentliche Anerkennung

Was in Kärnten bereits funktioniert, wünscht sich

Praschl auch für alle anderen Bundesländer – mit

Unterstützung durch den multiperspektivischen

Beobachtungsbogen von Uhl: „Es sollen Betriebe und

(Berufs-)Schulen angesprochen werden, welche

Talente sich in ihren Reihen verbergen. Dabei ist das

Tool der Pädagogischen Hochschule Oberösterreich

eine wichtige Grundlage.“ So sollen gezielt Talente

gefunden und gefördert werden. Talente finden sei aber

nur eine Seite der Medaille. „Ich wünsche mir mehr

Anerkennung für die Teilnehmenden. Unsere Leute

bringen Top-Leistungen, das muss stärker in der

Öffentlichkeit gewertschätzt werden“, klagt Praschl und

zeigt das Paradoxon auf, dass man auch in Deutschland

kennt: „Überall heißt es, wir brauchen mehr Fachkräfte.

Keiner redet davon, dass Österreich mehr

Skifahrer braucht und dennoch werden junge Sportlerinnen

und Sportler so viel öffentlichkeitswirksamer

hofiert als unsere beruflichen Top-Talente. In meinen

Augen stimmt da die Relation nicht.“ Ein Umstand, den

die in der Exzellenz- und Begabtenförderung Beteiligten

mit ihrem Engagement schnellstmöglich ändern

möchten. Ein Modell, wie es auch in Deutschland Schule

machen könnte?

Den ausführlichen Beitrag lesen Sie unter:

https://www.worldskillsgermany.com/de/

blog/2022/04/24/in-oesterreich-werdentalente-

mit-system-gefoerdert

WorldSkills Germany Magazin – No. 22 / April 2022

37


HALL-OF-FAME

3

„Gebt niemals auf,

bis ihr habt, was ihr wollt“

Julian Lüdke –

ein Wanderer zwischen beruflichen Welten

1


Er gewann Doppel-Gold bei den EuroSkills

Göteborg 2016, geehrt in der Disziplin „Heavy

Truck Maintenance“ (Schwerfahrzeugtechnik)

und als „Best of Nations“, also bester deutscher

EM-Teilnehmer. Der heute 27-jährige

Julian Lüdke hat Abitur, eine abgeschlossene

Ausbildung, einen Bachelor-Abschluss, ist jetzt

Bauleiter – und hat sich seine Leidenschaft

für Nutzfahrzeuge erhalten. Von einem, der

weiß was er will, und auch etwas dafür tut.

Die Leidenschaft von Kindesbeinen an für alles Motorisierte

– und hier besonders die großen, schweren

Maschinen – führte Julian zum Berufswunsch, „was mit

Autos zu machen“. Bei der Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker

wählte er die Fachrichtung Nutzfahrzeuge.

LKWs, Omnibusse, Bau- oder Stadtreinigungsfahrzeuge

und ihre fahrzeugtechnischen Systeme sowie An- und

Aufbauten zu warten oder zu reparieren, sie auch mit

Zusatzsystemen und Sonderausstattungen zu ergänzen,

das war sein Ding. Diese Vielfältigkeit schätzt Julian am

Berufsbild – und er hängt sich rein. „Ich bin sehr selbstständig

erzogen worden und mit der Einstellung in die

Ausbildung gegangen: Wenn du es nicht aktiv versuchst,

zu hinterfragen oder zu verstehen, hast du

deine Zeit mit Sicherheit verschwendet. Also

war ich immer bestrebt, an die interessanten

Arbeiten zu kommen, Herausforderungen zu

suchen und daran zu wachsen.“

wird wissenshungrig und hat Lust auf mehr Herausforderungen.“

Und dann sind da noch die Azubis,

zu denen Julian nach eigener Aussage damals gehörte,

„denen wichtig ist, in den drei Jahren so viel wie

möglich zu lernen, und die schon von sich aus Herausforderungen

suchen, an denen sie wachsen. Hier muss

das Programm so gestaltet sein, dass diese Motivation

bzw. Lust auf Herausforderungen und/oder Problembewältigung

nicht gemindert oder ‚eingeschläfert‘,

sondern gefördert und unterstützt wird.“ Denn wie ein

Muskel braucht auch das Gehirn immer wieder Training

und Reize, um zu wachsen.

Wettbewerb der Berufe-EM erfolgreich gemeistert

Irgendwie mussten ihn diese Denke, dieser Ehrgeiz

und Wissensdurst zwangsläufig zu beruflichen Wettbewerben

führen – bis hin zur Europameisterschaft der

Berufe, den EuroSkills Göteborg 2016. Und dennoch war

die Vorbereitung auf dieses Spitzenevent mit einigen

Hindernissen verbunden: Eine eher nachlässige Unterstützung

durch den Ausbildungsbetrieb, der ihn nicht

freistellen wollte, die überwiegende Vorbereitung

abends, zwischen Ausbildungsende und Studienbeginn

in insgesamt knapp zwei Monaten. Dadurch entstand

ein weiteres Problem: Er konnte die Grundlagen

Lust auf Herausforderungen und Problemlösung

fördern

Julian ist mit dieser Herangehensweise,

seinem Wissensdurst und seiner selbstständigen

Arbeitsweise sicherlich eine besondere

Art von Azubi gewesen. Was denkt er? Wie

kann man junge Menschen motivieren, sich in

der Ausbildung reinzuhängen, „Gas zu geben“,

die Skills „herauszukitzeln“, wenn sie anders

ticken als er? „Da gibt es die Azubis, die keine

Lust auf den Beruf, aber vielleicht auch noch 2

nicht die Reife im Leben erreicht haben, um über

so etwas zu reflektieren. Hier kann schlicht weg

wenig getan werden – ‚Wer nicht will, der will nicht‘.“

Andere Auszubildende wollen, „verlieren aber aus

verschiedenen Gründen den Anschluss oder die Lust

am Beruf. Hier hilft es meiner Meinung nach, zu

versuchen, die Azubis mit immer neuen Problemstellungen

zu konfrontieren und sie bei der Lösungsfindung

zu begleiten. So entstehen Erfolgserlebnisse, man

„95 Prozent Eigeninitiative! Und

in den Situationen, in denen man‚ sich

hängen lässt‘, braucht man jemanden,

der einen sanft, aber bestimmt vorwärts

stupst – je intensiver, desto besser!“

WorldSkills Germany Magazin – No. 22 / April 2022

39


pauken, die praktischen Anforderungen für den Wettbewerb

eher nicht üben. Zum Glück kam Unterstützung

von anderer Seite: vom ehrenamtlichen Experten

Thomas Holzmann, selbst ehemaliger WorldSkills-Teilnehmer,

der seinem Schützling z. B. Schulungen beim

schwedischen Hersteller Volvo in Augsburg organisierte,

weil klar war, dass deren Nutzfahrzeuge im Wettbewerb

Aufgabeninhalt sein würden. Auch Andrea Zeus, Referentin

beim Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe

und zugleich damalige Vorstandsvorsitzende

von WorldSkills Germany, half mit Literatur über

technisches Englisch und organisierte Diagnoseschulungen

in der Nähe von Julians Wohnort.

„Lasst euch von niemandem

sagen, was ihr beruflich zu tun und

zu lassen habt.“

– Dr. Michael Heilemann, Universität Regensburg

Einstellung, dass es immer weiter gehen soll, bringt

man sich automatisch in weitere Situationen, die

unüberwindbar scheinen und die man lösen muss.“

Dieser Kerl macht sich ganz schön Druck, denkt das

Gegenüber. Julian klärt auf: „Ohne dass man vorher

schon ein selbstbewusster und mental starker Typ ist,

wird man bei diesen Meisterschaften nicht erfolgreich

teilnehmen.“ Und dann gibt er zu, dass die gesammelten

Erfahrungen während eines solchen Leistungswettbewerbs

sein Selbstbewusstsein

durchaus signifikant gesteigert, ihn

stärker gemacht haben.

3

Leidenschaft für den Beruf ist beste Motivation

Ein Mix aus guter Taktik beim Wettbewerb, Detailwissen

aus spezieller Vorbereitung und auch einem

Quäntchen Glück verhalfen Julian zum Sprung aufs

Siegertreppchen in Göteborg. Wieder einmal konnte er

mit seiner Leidenschaft für den Beruf und Details

punkten. Haben ihm Vorbereitung auf und Teilnahme

bei den EuroSkills geholfen, seinen Weg zu gehen? Er

zögert mit der Antwort. „Natürlich ist das eine unglaubliche

Erfahrung. Man hat eine aufregende Zeit während

der Vorbereitung und kurzzeitig ein wahnsinnig hohes

Stresslevel während der Wettkämpfe, eigentlich

während der ganzen Woche dort. Danach kann man

ein paar Mal von dieser Erfahrung zehren, aber fallen

einem dann die Dinge leichter, ist man stressresistenter?

Ich denke nicht, denn auf der Leiter der stressigen

Situationen ist ja nicht Schluss. Durch die eigene

Studierter Fahrzeugtechniker jetzt in der

Baubranche

Julian, der Wanderer zwischen beruflichen

Welten. Beim Studium tendierte er

anfänglich in Richtung Bauwirtschaft,

Bauingenieurswesen sollte es sein. Letzten

Endes siegte aber auch bei der Wahl des

Studiengangs die Faszination für Fahrzeuge

und er studierte Fahrzeugtechnik.

Anders als geplant – auch durch Corona

– und über Umwege landete Julian doch

noch in der Baubranche. Er kümmerte

sich im Unternehmen seines Onkels um

ein Thema, das in der Branche eher

stiefmütterlich behandelt wird, wie er

sagt. „Man muss quasi nachweisen und

seinem Auftraggeber gegenüber dokumentieren,

wie viel Kubikmeter Erdreich bewegt oder

wie viel Meter Rohrleitung verlegt wurden, aber auch

zum Beispiel wie viel Quadratmeter Dach beim Abriss

eines Hauses abgetragen oder wie viele Fenster ausgebaut

wurden. Das gestaltet sich immer recht schwierig,

ist aber wichtig, um am Ende sein Honorar zu

bekommen.“ Mit einer weiterentwickelten und angepassten

technischen Softwarelösung kann er den

Baufortschritt dokumentieren, sodass man lückenlos

nachweisen kann, welche Leistung erbracht wurde.

Dieses Erfolgserlebnis war ein Schlüsselmoment,

warum er letztlich in der Baubranche geblieben ist.

„Ich habe einfach gemerkt, dass es schlussendlich egal

ist, ob diese Technik in einem Auto, einem Schrank

oder TV zum Einsatz kommt. Mein Wissen kann ich in

vielen Branchen anwenden.“ So bringt er seine Leidenschaft

für die großen Maschinen und seine Erfahrun­

40


gen mit den Nutzfahrzeugen jetzt im Freiburger Bauunternehmen

seines Vaters ein.

Richtiges Ziel vor Augen – und dann Gas geben im

Beruf

Auf die Frage, wie viel Eigeninitiative und wie viel

fremdes „Anstupsen“ dabei erforderlich sind, wenn

man einen Schritt weiter gehen will auf der Karriereleiter,

antwortet Julian ganz klar: „95 Prozent Eigeninitiative!

Und in den Situationen, in denen man‚ sich

hängen lässt‘, braucht man jemanden, der einen sanft,

aber bestimmt vorwärts stupst – je intensiver, desto

besser! Es ist egal, in welcher Situation im Leben man

sich befindet – hat man ein Ziel vor Augen, kämpft man

dafür, siehe EuroSkills. Doch trotzdem gibt es immer

wieder Momente, in denen man denkt, man packt es

nicht, wird sowieso Letzter, oder fühlt sich überfordert.

Hier ist es gut, wenn jemand da ist, der einem Mut

zuredet und im Optimalfall die richtigen Knöpfe

drücken kann, um erneut das Feuer zu entfachen.“

Julian sagt mit Überzeugung: „Ich bin jemand, der

in seinem Beruf immer Gas gibt“ – und das tut er mit

Leidenschaft, in jeder Branche. Um beruflich erfolgreich

zu sein, seine beruflichen Ambitionen verwirklichen

zu können, gibt Julian seinen Altersgenossen mit

auf den Weg: „Steckt euch Ziele, versucht, euch eure

Zukunft vorzustellen, entwickelt Leidenschaft für euren

Beruf. Gebt niemals auf, bis ihr habt, was ihr wollt. Dazu

gehört auch, Geduld und Ausdauer bei der Erreichung

der eigenen Ziele zu haben.“ Und abschließend: „Ganz,

ganz wichtig: Lasst euch von niemandem sagen, was

ihr beruflich zu tun und zu lassen habt. Erst wenn ihr

ent scheidet, was ihr beruflich machen wollt, eine

Leidenschaft entwickelt und das Ganze am besten noch

über den Feierabend hinaus machen wollt, dann

besteht die Chance, professionell und wahnsinnig gut

im Job zu sein.“ Recht hat er.

4

„Ich bin sehr selbstständig erzogen

worden und mit der Einstellung in die

Ausbildung gegangen: Wenn du es nicht

aktiv versuchst, zu hinterfragen oder zu

verstehen, hast du deine Zeit mit Sicherheit

verschwendet.“

1 Die Leidenschaft für große

Fahrzeuge ist geblieben: Früher

war Julian Lüdke als Kfz­

Mechatroniker für Nutzfahrzeuge

tätig, heute ist er Bauleiter.

2 + 3 Überglücklich: Bei den

EuroSkills 2016 in Göteborg

gewann Julian Lüdke gleich

zwei Medaillen: die Goldmedaille

in der Disziplin Schwerfahrzeugtechnik

und die Auszeichnung

„Best of Nation“ als Bester im

Team Germany.

4 Die Arbeit mit schweren

Maschinen wie hier im Wettkampf

bei der EM der Berufe in

Göteborg machte Julian Lüdke

schon immer Spaß.

WorldSkills Germany Magazin – No. 22 / April 2022

41


Zukunft der Berufe

Frauen in der Unterzahl

Der Frauenanteil in MINT-Berufen ist seit Jahren

gering – warum und wie lässt sich das ändern?

„Frauen können alles, was Männer auch

können“, davon ist Schirihan Mello, Bauzeichnerin

im dritten Ausbildungsjahr, überzeugt.

Und trotzdem üben immer noch weitaus mehr

Männer als Frauen sogenannte MINT-Berufe

aus. Zahlreiche Initiativen versuchen, dieser

Tatsache mit bislang mäßigem Erfolg entgegenzuwirken.

Eine Forscherin und ein Forscher

erklären, warum so wenig Frauen in

MINT-Berufen arbeiten und wie erfolgreiche

Fördermaßnahmen aussehen.

Sie zeichnet Wände ein, tragende Säulen, alle Türen und

sogar das Mobiliar. Sie malt nicht mit einem Stift auf

einen Zettel, sondern konstruiert die Innenräume mit

einer Software. Immer wieder fährt sie auf Baustellen,

um sich den Bauprozess vor Ort anzusehen: Schirihan

Mello ist 24 Jahre alt und macht in Berlin eine Ausbildung

zur Bauzeichnerin. Alle Skizzen erstellt sie in

Absprache mit den Architektinnen und Architekten

ihres Betriebs sowie mit ihrem Chef, dem Ingenieur.

„Wir überprüfen uns gegenseitig. Alle im Team müssen

mitdenken und aufpassen, ob die Kon struktion der

Räume korrekt ist, auch ich als Bauzeichnerin im dritten

Lehrjahr“, sagt Mello. In ihrem Stundenplan an der

Berufsschule überwiegen die technischen und mathematischen

Fächer. Dass ihre Klasse fast ausschließlich

aus jungen Männern besteht, stört Mello dabei nicht

– und ist auch keine Ausnahme: In Deutschland werden

nur etwa 11 Prozent der Ausbildungsverträge in

sogenannten MINT-Berufen – Mathematik, Informatik,

Naturwissenschaft und Technik – von Frauen abgeschlossen.

Klischee im Kopf

Die Gründe für den geringen Frauenanteil sind

vielfältig: Individuelle Merkmale wie ein geringes Interesse

oder ein niedrigeres Selbstvertrauen zum einen,

Sozialisation und Umwelteinflüsse zum anderen seien

42


verantwortlich, so Dr. Michael Heilemann. Er forscht an

der Universität Regensburg zur MINT-Mädchenförderung.

„In den Köpfen der Menschen herrschen Kli ­

schees, die sie als Kinder erlernen und bei der Berufswahl

prägen. Männer arbeiten beispielsweise auf der

Baustelle, weil die physische Konstitution von Frauen

dafür nicht geeignet ist. Dieses Narrativ wird durch

Aussagen von Eltern und Lehrkräften, von Bildern in

den Medien und eigene Erfahrungen beim Vorbeilaufen

an einer Baustelle vermittelt“, so Heilemann.

Wie stark Rollenbilder die Gesellschaft prägen,

bestätigt auch Schirihan Mello: „Meine Familie hat sich

über den Ausbildungsplatz gefreut, hatte aber Vorurteile.

Sie assoziierten eine Bauzeichnerin mit Bauen – und

Bauen sei etwas für Männer.“ Mello wünscht sich, dass

sich Frauen mehr zutrauen: „Frauen zweifeln ständig an

sich. Sie denken, sie können die Dinge nicht so gut wie

Männer. Und sie haben Sorge vor negativen Kommentaren,

wenn sie mit dem Status quo brechen. Das ist

Unsinn.“

„Viele Initiativen waren darauf ausgelegt,

Frauen für ein MINT-Studium

zu begeistern. Jetzt wird realisiert, dass

es einer gezielten Förderung für den

Ausbildungs markt bedarf.“

– Dr. Sigrun Schirner, Projektkoordinatorin

„CyberMentor“, Universität Regensburg

Zielführend MINT fördern

Mit zahlreichen Projekten versuchen Wirtschaft,

Medien, Wissenschaft und Politik, mehr Frauen für

MINT-Berufe zu begeistern. Beispielsweise gab es von

2008 bis 2021 die Netzwerkinitiative „Komm, mach

MINT“, in der sich mehr als 360 Partner mit diesem Ziel

zusammengeschlossen haben. Heute kommen sie bei

MINTvernetzt zusammen. Doch trotz aller Anstrengun ­

gen bleibt Mello eine Ausnahme: Der etwa elfprozentige

Frauenanteil unter den MINT-Fachkräften hat sich

zwischen 2011 und 2018 kaum verändert. Unter den

MINT-Akademikern ist der Anteil an Frauen im selben

Zeitraum von 20 auf 23 Prozent angestiegen. Im Wintersemester

2020 war immerhin ein Drittel der MINT-Studienanfänger

weiblich.

Für Wissenschaftler Dr. Michael Heilemann sind

drei Attribute für eine erfolgreiche MINT-Förderung

entscheidend: Rollenmodelle sowie ein langfristiger

und systemischer Ansatz. „Es muss viele unterschiedliche

Rollenmodelle geben, damit sie nicht als Ausnahme

von der Regel wahrgenommen werden und weil sich

junge Mädchen zudem eher mit einer Frau identifizieren,

die ihnen ähnlich ist. Die Wirkung eines einzelnen

Workshops kann schnell verpuffen, deswegen müssen

Projekte langfristig angelegt sein und möglichst viele

Umweltbereiche in die Förderung miteinbezogen

werden – zum Beispiel der Schulunterricht, die Familie,

die Lieblingsserie“, so Heilemann.

Lange war der Wissenschaftler für das Online­

Mentoring-Programm „CyberMentor“ der Universitäten

Regensburg und Erlangen-Nürnberg tätig. Die Idee

dahinter: Eine Frau aus einem MINT-Beruf betreut als

Mentorin mindestens ein Jahr lang ehrenamtlich eine

Schülerin. „Sie lernen sich kennen und beschäftigen

sich mit Alltagsfragen wie ‚Warum ist der Himmel

blau?‘. Mit der Zeit bearbeiten sie immer komplexere

MINT-Projekte und es werden andere Lebensbereiche

einbezogen. Teilweise findet auch ein Austausch

zwischen Mentorinnen und Lehrkräften der Schülerin

WorldSkills Germany Magazin – No. 22 / April 2022

43


„Frauen zweifeln ständig an sich. Sie

denken, sie können die Dinge nicht so gut

wie Männer.“

– Schirihan Mello, Auszubildende zur Bauzeichnerin

statt“, erklärt Dr. Sigrun Schirner, Projektkoordinatorin

und akademische Rätin am Lehrstuhl für Schulpädagogik

an der Universität Regensburg.

Auf dem richtigen Weg

Rollenmodelle, ein langfristiger und systemischer

Ansatz – diese Attribute werden bei „CyberMentor“

umgesetzt. Parallel wird erforscht, wo Optimierungs ­

bedarf besteht. Die Verantwortlichen haben beispielsweise

ihre ursprünglich akademisch ausgerichtete

Förderung um Programme für mehr Frauen in MINT-

Ausbildungsberufen erweitert. „Es gibt keine Zahlen,

aber wir erkennen einen Trend: Viele Initiativen waren

darauf ausgelegt, Frauen für ein MINT-Studium zu

begeistern. Jetzt wird realisiert, dass es einer gezielten

Förderung für den Ausbildungsmarkt bedarf“, so

Schirner.

Schirner und Heilemann sind sich einig, dass

Deutschland grundsätzlich auf dem richtigen Weg ist:

„Es gibt viele Programme, die vom Bildungsministerium

gefördert werden. Besonders wichtig ist die

langfristige Finanzierung – wir brauchen Investitionen

und Geduld. Gesellschaftliche Prozesse sind komplex.

Manche Erfolge werden wir womöglich erst in fünf

Jahren statistisch erkennen können“, so Heilemann.

Bis dahin wird Schirihan Mello ihre Ausbildung

ab geschlossen haben und eine Hochschule besuchen.

Nach ihrer Ausbildung möchte sie studieren und

Architektin werden. Den Frauenanteil in MINT-Berufen

treibt sie damit vielleicht wieder ein kleines Stück

weiter nach oben.

Weitere Informationen finden Sie unter:

https://www.cybermentor.de/

index.php

https://www.komm-machmint.de/

Lehren,

was zählt!

Global

Industry

Partner

Die digitale Transformation ist in vollem Gange. Hierzu stellt Siemens Automation

Cooperates with Education (SCE) Lehrenden ein umfassendes Angebot zur

Weitergabe des Industrie 4.0-/Automatisierungs-Wissens für Ausbildung und

Studium bereit. siemens.de/sce


Digitalisierung

Wissen vermitteln – ein Praxisbeispiel

Individuelle Lernmodule flexibel und anpassbar

Nicht erst seitdem Digitalisierung und Industrie

4.0 in aller Munde sind, setzen mehr und

mehr Firmen auf das Thema Weiterbildung.

Auffällig ist der Trend zu eigenen Inhouse-

Lösungen. Bestehende Strukturen wurden in

der jüngsten Vergangenheit konsequent

ausgebaut. Doch lohnt sich das große Investment

für die Unternehmen? Wir haben uns

umgeschaut und sind zu Besuch beim badenwürttembergischen

Unternehmen Sick AG,

das bereits in den 70er Jahren eine eigene

Ausbildungsabteilung ins Leben rief und in

den 90er Jahren eine Akademie gründete.

Jetzt hat die hausinterne Weiterbildungsstätte

Sensor Intelligence Academy ein neues

eigenes Gebäude in Betrieb genommen. Eine

gute Gelegenheit, uns umzuschauen und

nachzufragen.

Die Akademie bietet eine Kombination aus internen

Trainings und externen Trainingsangeboten, in einem

breiten Spektrum vom Englischkurs über Produkttrainings

bis zur Führungskräfteentwicklung. Ziel der

Mischung: Externe Trainings zu spezifizieren und an

den Bedarf des Unternehmens anzupassen bzw. daran

auszurichten. Die über 600 internen Trainer, die diese

Tätigkeit „on the Job“ ausführen, geben das Know-how

an Mitarbeitende und Kunden/innen des Unternehmens

weiter. „Als Akademie sind wir quasi der zentrale

‚Single Point of Entry‘ und schaffen neben dem breiten

Trainingsangebot auch gleichzeitig eine Qualitätssicherung,

indem wir mit unserem „Training Consulting“

die Fachbereiche in ihren Trainingsentwicklungen

didaktisch und methodisch beraten“, so Nico

Zimmermann, Head of Sensor Intelligence Academy.

und sein Team „Praxisorientiert bedeutet für uns nicht

nur, in Trainings Hands-on, also am ‚lebenden Objekt‘,

zu trainieren, sondern unsere Kolleginnen und Kollegen

auch bei Einsätzen direkt beim Kunden durch entsprechende

Senior-Trainer zu unterstützen.“

WorldSkills Germany Magazin – No. 22 / April 2022

45


Sick hat schon vor Corona der digitalen Weiterbildung

besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Zu Beginn

der Pandemie konnte das digitale Weiterbildungsangebot

problemlos ausgeweitet werden, weil die Plattformen

und Inhalte schon vorhanden und die Mitarbeitenden

es bereits gewöhnt waren, sich mit z. B. E-Lear nings

weiterzubilden. „Für uns ist das große Ziel, unsere

ungelernten Kräfte, Facharbeiter, aber auch Ingenieure

zum einen für deren Aufgaben fit zu machen, die sich

z. B. durch unsere Produktneuentwicklungen stetig

bzw. nahezu täglich verändern. Zum anderen ist es

Co-Creation-Methodik: Teilnehmerinnen

und Teilnehmer bringen ihre technischen

Anforderungen mit in die Ver anstaltungen

und entwickeln gemeinsam mit

den SICK-Expertinnen und Experten

individuelle Lösungen.

wichtig, unsere Mitarbeiter für die künftigen Veränderungen

zu qualifizieren. Insbesondere im Bereich

Produktion und Logistik ist dies essenziell wichtig, um

das Unternehmen auch in der Zukunft wettbewerbsfähig

und innovativ zu halten“, skizziert der Leiter der

Business Unit, Nico Zimmermann, die Aufgabe der neu

eingeweihten Einrichtung.

Zimmermann und sein Team legen Wert darauf,

dass man bei Sick nicht nur die digitale Strategie als

alleinige Form praktiziert, sondern auch hier die

Mischung der richtige innovative Weg ist: „Wir kombinieren

im sogenannten Blended Learning-Format

digitales Lernen mit dem typischen Präsenzlernen. Ob

das Training im virtuellen oder physischen Raum

stattfindet, ist für den Teilnehmer und uns irrelevant.

Die Zukunft liegt also im hybriden Raum.“

Praxisorientiert und mit Co-Creation-Methodik

Das baden-württembergische Unternehmen setzt

mit seiner Akademie bei der Weiterbildung auf die

Co-Creation-Methodik. Nico Zimmermann: „War es in

der Vergangenheit gang und gäbe, dass man den

Teilnehmern Wissen à la ‚Nürnberger Trichter‘ vermittelte

und der Trainer Training und Inhalt auch zum

x-ten Mal in gleicher Form durchgeführt hat, verändern

wir dies nun in einer gemeinsamen Inhaltsentwicklung

innerhalb des Trainings.“ Gemeint ist, dass vorab die

wirklichen Bedarfe des Kunden oder Mitarbeitenden

erfasst werden und das Training spezifisch dafür entwickelt

wird. Teilnehmende bringen also ihre technischen

Anforderungen mit in die Veranstaltungen und entwickeln

gemeinsam mit den Sick-Expertinnen und -Experten

individuelle Lösungen. Ziel sei es, den Trainingsinhalt

agil im Verlauf des Trainings anzupassen, sodass

im Vordergrund die Erfüllung des Bedarfs steht.

Einen Schwerpunkt setzt das Unternehmen in der

Weiterbildung auch darauf, die Fach-, Methoden- und

Sozialkompetenzen der Mitarbeitenden zu erweitern,

ein Kompetenzmodell, dass Sick vor circa sechs Jahren

entwickelte. Nico Zimmermann: „In Trainings wird

z. B. praxisnah vermittelt und diskutiert, wie man beim

Thema ‚Innovation & Wirksamkeit‘ andere inspirieren

und dies erfolgreich umsetzen kann (Sozialkompetenzen),

dabei Leistung fordert und fördert, um den

Wandel zu meistern (Führungskompetenzen) sowie

fachspezifisches Wissen und entsprechende Methoden

zum Einsatz bringen kann (Fachkompetenzen). Oder

nehmen wir einen anderen Schwerpunkt: ‚Respekt &

Vertrauen‘. In der Akademie zu trainieren, wie nachhaltig

kommuniziert und offen kooperiert wird (Sozialkompetenz),

man Sensor sein und die Vielfalt im Team

erschließen kann (Führungskompetenz) sowie Vertrauen

in die Fachkompetenz anderer entwickelt und

diese anerkennt, hilft bei der Lösung von Aufgaben im

Alltag bei Sick.“ All dies schaffe auch den Bezug zu

den sogenannten Performance Dialogen, die jährlich

zwischen Mitarbeiter und Führungskraft geführt

werden. In diesen Gesprächen wird ein Rückblick, also

was im Bereich der Kompetenzentwicklung geschehen

ist, und Ausblick, also welche Entwicklungsziele für

den Mitarbeiter definiert werden, gegeben.

Eine ausführliche Version des Artikels finden Sie unter:

https://www.worldskillsgermany.com/de/

blog/2022/04/20/wissen-vermitteln-einpraxisbeispiel

46


Ausbildung bei Viega

DIE ZUKUNFT

BRAUCHT MENSCHEN,

DIE SIE GESTALTEN.

DICH ZUM BEISPIEL.

Viega gestaltet mit innovativen Produkten die Zukunft, auch

die unserer Auszubildenden. Seit mehr als 80 Jahren bilden

wir junge Talente in unterschiedlichen Berufen aus.

Kein Wunder also, dass Auszubildende bei Viega beste Voraussetzungen

für einen erfolgreichen Start ins Berufsleben finden.

Bei uns wirst Du nicht nur handwerklich geschult, sondern Du

bekommst noch viele weitere Angebote – zum Beispiel Akademiewochen

oder Werksunterricht. So lernst Du bei uns noch

sehr viel mehr, als nur den richtigen Umgang mit Werkzeugen.

Doch das ist noch längst nicht alles. Viele weitere Informationen

zu der Ausbildung bei Viega haben wir für Dich auf unserem

Azubiblog zusammengestellt.

Gehörst auch Du bald dazu? Dann freuen wir uns über Deine

Bewerbung, die Du uns bevorzugt online über unser Karriereportal

unter azubiblog.viega.de zukommen lässt.

Unsere Ausbildungsberufe im Überblick:

GEWERBLICH-TECHNISCHE BERUFE

■ Elektroniker (m/w/d) für Betriebstechnik

■ Industriemechaniker (m/w/d)

■ Maschinen- und Anlagenführer (m/w/d)

■ Mechatroniker (m/w/d)

■ Oberflächenbeschichter (m/w/d)

■ Technischer Produktdesigner (m/w/d)

■ Verfahrensmechaniker (m/w/d) Kunststoffund

Kautschuktechnik

■ Verfahrenstechnologe (m/w/d) Metall

■ Werkzeugmechaniker (m/w/d)

■ Zerspanungsmechaniker (m/w/d)

KAUFMÄNNISCHE BERUFE

■ Fachinformatiker (m/w/d) für Anwendungsentwicklung

■ Fachinformatiker (m/w/d) für Systemintegration

■ Fachkraft (m/w/d) für Lagerlogistik

■ Fachlagerist (m/w/d)

■ Industriekaufmann (m/w/d)

■ Kaufmann (m/w/d) für Digitalisierungsmanagement


Internationale Wettbewerbe

Motivations- und Leistungssteigerung

Wie Berufswettbewerbe exzellente

Fachkräfte fördern

100 Prozent der Teilnehmenden der Deutschen

Berufe-Nationalmannschaft der Euro-

Skills Graz 2021 empfehlen anderen Fachkräften

oder zukünftigen Auszubildenden die

Teilnahme an Berufswettbewerben. Gleiches

bestätigen seit vielen Jahren Befragungen

des Teams Germany nach jedem internationalen

Wettkampf. Eine bessere Bestätigung

für die gemeinsamen Anstrengungen von

WorldSkills Germany und seinen Partnern

kann es nicht geben. WorldSkills wirkt. Das

freut die WorldSkills-Gemeinaschaft. Wie

Teilnehmende und Bundestrainerinnen und

Bundestrainer von den Trainings und Wettkämpfen

profitieren, zeigen die folgenden

Zahlen und Statements.

„Ich konnte mein Wissen erweitern in

Bezug auf Technologien, mit denen ich

im Arbeitsalltag nicht in Berührung

komme.“ – Roman Steinhart, Exzellenzmedaille

Disziplin ICT Specialist

Durch die Teilnahme am

Wettbewerb und Training

konnte ich mich verbessern

im Bereich

– berufliche Erfahrung: 83 %

– Optimierung von Arbeitsprozessen:

86 %

– Umgang mit Stress und

Druck: 97 %

– Ausdauer: 86 %

– Selbstbewusstsein: 93 %

– Motivation: 97 %

– Zeitmanagement: 97 %

„Mein Fachenglisch hat sich durch den

Wettbewerb deutlich verbessert.“ – Adrian

Knapp, Silbermedaille Disziplin Landmaschinenmechaniker/in

und Best of Nation

48


„Ich habe neue Techniken in meinem

Beruf kennengelernt und konnte sehr

gute Kontakte knüpfen innerhalb

des deutschen Teams, aber auch zu

Kolleginnen und Kollegen in anderen

Ländern.“ – Jörg Schülein, Bundestrainer

Disziplin Bodenleger/in

„Jedes Unternehmen kann von der Wettkampfteilnahme

einer eigenen Fachkraft

profitieren, da der Blickwinkel extrem

erweitert wird und die berufliche Bildung

ganz anders erlebt werden kann. Für die

Teilnehmenden ist es ein Gewinn sowohl

national als auch international, denn die

Fachlichkeit nimmt extrem zu und das in

einer relativ kurzen Zeit. Das Wissen, die

Erfahrungen und die Kontakte sind für die

Persönlichkeit und das Berufsleben

bahnbrechend.“ – Herbert Mattes, Bundestrainer

Disziplin CNC-Fräsen

Weiterführende Informationen:

Auch das Team Germany für die WorldSkills

Shanghai 2022 profitiert schon jetzt in den

intensiven Trainings vom Lernen im Wettbewerb.

Aktuell ist geplant mit 39 Wettkampfteilnehmenden

in 34 Disziplinen bei der WM der Berufe, die

vom 12. bis 17. Oktober 2022 in China stattfindet,

anzutreten. Die Deutsche Berufe-Nationalmannschaft

wird dann inklusive Trainingspersonal und

Delegation rund 100 Personen stark sein. Die Teilnahme

der Deutschen Berufe-Nationalmannschaft

für die WorldSkills Shanghai 2022 wird gefördert

vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Offizieller Ausstatter des Teams Germany

ist CWS Workwear.

Eine ausführliche Auswertung der Befragung des

Teams Germany sowie von aktuellen und ehemaligen

Bundestrainerinnen und Bundestrainern zur

Berufsnähe der Wettbewerbe finden Sie unter:

https://www.worldskillsgermany.

com/de/blog/2022/04/25/motivations-und-leistungssteigerung/

WorldSkills Germany Magazin – No. 22 / April 2022

49


Zwei Seiten einer Medaille:

Sollen Berufsschulen ihre

Talente an die Uni abgeben?

Die beiden neu ausgezeichneten Leistungs- bzw. Bundesleistungszentren

in Hadamar und Stuttgart wollen ihre jungen

Fachkräfte fördern und bestmöglich ausbilden. Beim Umgang

mit den jungen Talenten vertreten sie unterschiedliche

Standpunkte.

50


Leistungszentren

Ende 2021 erhielten gleich zwei Berufsschulen

eine Auszeichnung: Die Staatliche Fachschule

Weilburg-Hadamar (FWH) mit dem Standort

Staatliche Glasfachschule Hadamar wurde von

WorldSkills Germany als Bundesleistungszentrum

im Bereich Glasbautechnik zertifiziert.

Die Kerschensteinerschule in Stuttgart wird

künftig als Leistungszentrum ein Trainingsort

für junge Talente der Disziplin „Water Technology“

sein. Damit sind die Ausbildungsstätten

befähigt, qualifizierte Teilnehmende auf die

kommenden Europa- bzw. Weltmeisterschaften

der Berufe vorzubereiten. Beide Schulen

stehen für Exzellenz in ihren Fachbereichen,

schlagen aber unterschiedliche Wege bezüglich

der Förderung von jungen Talenten ein.

für die Auszubildenden eine Motivation, das Beste zu

geben, sich in Perfektion zu üben, Techniken zu

verfeinern und dabei über sich selbst hinauszuwachsen“,

erklärt Dierig. Seiner Meinung nach müssen neue

Anreize geschaffen werden, um Junghandwerker/innen

als Fachkräfte zu halten. Nur so kann die Zukunft der

Handwerksberufe gesichert und dem Fachkräftemangel

entgegengewirkt werden. „Ohne die Anreize im Handwerksberuf

besteht die Gefahr, dass junge Talente durch

Weiterbildung in akademische Berufe abwandern“,

äußert sich Florian Dierig besorgt.

Mit Erfahrung und Fachwissen aus über 70 Jahren

gehört die Staatliche Fachschule Weilburg-Hadamar

deutschlandweit zu den führenden Ausbildungszentren

in Sachen Glas. „Wir als exzellente Berufsschule bieten

unseren Auszubildenden handwerkliches Können,

Know-how auf höchster Stufe, Kreativität, Liebe zum

(Glas-)Handwerk, Expertenwissen und Offenheit sowie

Toleranz für die Vielfalt unserer Schülerinnen und

Schüler“, erklärt Florian Dierig, Fachlehrer an der

Staatlichen Glasfachschule. Die wachsenden Ansprüche

an die technische Funktion und ästhetische

Wirkung des Glases sowohl im Außen- als auch Innenbereich

bergen eine Vielzahl von Einsatzmöglichkeiten

in der Be- und Verarbeitung dieses besonderen Werkstoffs.

Dafür steht den Auszubildenden der FWH eine

breite Palette an Ausstattungsmaterialien bereit: Zur

digitalen Bildbearbeitung und -produktion sind

PC-Räume und ein Fotostudio vorhanden. Für Arbeiten

in Glasmalerei und Siebdruck können die Fachkräfte

an beleuchteten Malerei-Arbeitsplätzen, in einer voll

ausgestatteten Siebdruckwerkstatt sowie einer Spritzkabine

arbeiten. Werkstätten mit Schmelzöfen, Maschinen

zur Sandstrahlung und Kaltglasbearbeitung sowie

Schleif- und Poliermaschinen stehen ebenfalls zur

Glasbearbeitung bereit.

Gefahr des Fachkräfteverlusts

Fachlehrer Florian Dierig freut sich, dass er mit

seinem Kollegium und der Fachschule nun seinen Teil

zur jungen Fachkräfteförderung beitragen kann. „Wettbewerbe

und Trainings eignen sich hervorragend als

Anreiz, um Begabte im Beruf zu halten. So schaffen wir

1

Berufsausbildung mit Hochschulbildung verknüpfen

Die Kerschensteinerschule in Stuttgart ist Technisches

Gymnasium, Berufskolleg, Berufsschule und

Fachschule in einem u. a. für umwelttechnische Berufe

wie Fachkraft für Wasserversorgungstechnik und

Fachkraft für Abwassertechnik. Genau diese beiden

Berufsbilder sind es, die bei nationalen und internationalen

Berufswettbewerben hinter der Disziplin „Water

Technology“ stecken. Seit 2002 bildet die Kerschensteinerschule

Fachkräfte für Wasserversorgungstechnik

und für Abwassertechnik aus. Jährlich schließen etwa

57 Auszubildende aus Baden-Württemberg eine Berufs­

WorldSkills Germany Magazin – No. 22 / April 2022

51


„Ohne die Anreize im Handwerksberuf

besteht die Gefahr, dass junge Talente

durch Weiterbildung in akademische

Berufe abwandern.“

– Florian Dierig, Fachlehrer an der Staatlichen Glasfachschule

Hadamar

2

ausbildung in der Disziplin „Water Technology“ an der

Kerschensteinerschule ab. „Auszubildende dieser

Berufsgruppen leisten einen wichtigen Beitrag zum

Umweltschutz während ihres Berufslebens“, berichtet

Wolfgang Steinle, stellvertretender Schulleiter der

Kerschensteinerschule. „Gerade die Schülerinnen und

Schüler des dualen Systems sollen spüren, dass sie

einen sehr wichtigen gesellschaftlichen Beitrag leisten,

der sich bezahlt macht und auch hier beruflicher Erfolg

bzw. Vorankommen möglich ist.“ Das Leitbild der

Schule folgt dem Teamgedanken und der Förderung

der Persönlichkeit und fachlichen Qualifikation. Eine

individuelle Förderung und selbstständiges sowie

gleichermaßen motiviertes Arbeiten prägten das

Verhalten des Ausbildungspersonals und der Auszubildenden.

Dies sind die besten Voraussetzungen, um

zukünftig als Leistungszentrum zu trainieren und

Kurse abzuhalten. So findet Ende Mai in der Schule ein

internationales Trainingscamp in der Disziplin „Water

Technology“ zur Vorbereitung auf die bevorstehenden

WorldSkills Shanghai 2022 statt.

Welche Möglichkeiten Wettkämpfe im Ausbildungsberuf

für die Fachkräfte bieten, auch im Hinblick auf

einen internationalen Austausch, erklärt Steinle:

„Trainings und Wettbewerbe sind der Blick über den

Tellerrand. Die Herausforderungen im umwelttechnischen

Bereich, gerade im Bereich Wasser, sind

international. Auszubildende können interkulturelle

Erfahrungen sammeln und Freundschaften knüpfen,

die ein Leben lang halten. Man könnte sagen, es geht

auch darum Freundschaften für eine bessere Welt zu

knüpfen.“

3

Weiterführende Bildung mit Kooperationspartnern als

Steckenpferd

Die Kerschensteinerschule strebt in ihrer Arbeit

dabei vermehrt auch Kooperationen mit Hochschulen

an, um für Auszubildende mit besonderen Talenten den

Übergang zum Studium zu erleichtern und ihnen

weitere Perspektiven zu geben. „Berufliche Ausbildung

in der Schule ist mehr als Unterricht. In den Werkstätten

und Laboren werden zusätzlich Kompetenzen

vermittelt. Besonders stolz sind wir dabei auf unsere

Kooperationen mit Verbänden, Hochschulen, dualen

bzw. externen Partnern, die uns auf dem Stand der

Technik und des Wissens halten und uns stets mit

großem Engagement unterstützen“, erklärt Steinle. Das

Programm „Kerschis zur Uni“, eine Kooperation

zwischen Hochschule und Berufsausbildung, ist eine

dieser Perspektiven. Das Engagement der Kerschensteinerschule

wird zusätzlich ergänzt durch Partner­

52


4

„Berufliche Ausbildung in der

Schule ist mehr als Unterricht. In

den Werkstätten und Laboren

werden zusätzlich Kompetenzen

vermittelt.“

5

– Wolfgang Steinle, stellvertretender Schulleiter

der Kerschensteinerschule

schaften mit der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft,

Abwasser und Abfall e. V. (DWA) und mit

dem Institut of Technical Education in Singapur. Die

Instituts zusammenarbeit dient der Förderung besonders

motivierter und talentierter Auszubildenden.

1 — 3 In der Staatlichen Glasfachschule

Hadamar können Auszubildende auch ihre

Kreativität voll ausleben.

4 Lukas Kohl war der erste deutsche

WM-Teilnehmer in der Disziplin Water

Technology in Kasan 2019.

5 Oktober 2021: Die Kerschensteinerschule

wird von WorldSkills Germany als

Leistungszentrum zertifiziert.

WorldSkills Germany Magazin – No. 22 / April 2022

53


Leistungszentren

WorldSkills Germany – Leistungszentren:

Trainingsorte für Champions

IKKE

gGmbH

Staatliche

Glasfachschule

Hadamar

7

Duisburg

13

DMG MORI

Academy GmbH

6

Bielefeld

Regionales

Berufliches

Bildungszentrum

Müritz

Multi-Media

Berufs bildende

Schulen Hannover

5

Hannover

Bundesbildungszentrum

des Zimmerer- und

Ausbauge werbes gGmbH

Festo Ausbildungszentrum

Ferdinand-

Braun-Schule

8

14

Fulda

Kassel

Erfurt

11

Albert-Einstein-

Gymnasium

3

2

Neubrandenburg

Waren (Müritz)

9

10

4

Berlin

Bildungs- u. Technologie zentrum

der HWK zu Leipzig

Leipzig

Bildungswerk BAU

Hessen-Thüringen

(BIW)

1

Berufsförderungswerk

Bau Sachsen e. V.

Regionales

Berufliches

Bildungszentrum

Neubrandenburg

– Gesundheit,

Sozial- und Sonderpädagogik,

Technik

Annedore-Leber-

Berufsbildungswerk

Dresden

12 Haus des Kfz-

Gewerbes GmbH,

Bildungszentrum

des Kfz-Gewerbes

Region Dresden

Berufsbildungs- und

Technologiezentrum

der HWK Rhein-Main

Industrie-Institut

für Lehre und

Weiterbildung (ILW)

Festo Lernzentrum

Saar GmbH

18

Kompetenzzentrum

der Bauwirtschaft im

Berufs förderungswerk

der Süd badischen

Bauwirtschaft

Mainz

15

St. Ingbert-Rohrbach

21

Bühl

16

Weiterstadt

19

Wiesloch

Leonberg

22

Berufsförderungs gesellschaft

des baden-württembergischen

Stuckateurhandwerks mbH

17

Schweinfurt

Print Media Academy –

Heidelberger

Druck maschinen AG

20

23

Esslingen

Kerschensteinerschule

Stuttgart

Biberach

25

24

Nördlingen

Ausgburg

26

Innung für Spengler-, Sanitär-,

Heizungs- und Klimatechnik

Schweinfurt – Main – Rhön

Ausbildungszentrum Bau der

Bauinnung Nordschwaben

27

München

Verband Druck und

Medien Bayern e. V.

54

Bildungszentrum Holzbau

Baden-Württemberg

Ausbildungszentrum der

Bauinnung Augsburg


News

WorldSkills International entzieht

WorldSkills Russia und WorldSkills

Belarus WM-Teilnahme

Polen nimmt Einladung zur Ausrichtung

der EuroSkills 2023 an

Anfang März 2022 hat sich WorldSkills International

(WSI) mit einem Statement gegen die russische Invasion

der Ukraine ausgesprochen, da diese einen massiven

Verstoß gegen den Ethik- und Verhaltenskodex von WSI

bedeutet. Im Zuge dessen wurden WorldSkills Russia

und WorldSkills Belarus die Teilnahme an den

WorldSkills Shanghai 2022 entzogen. Gleichzeitig wurde

die Mitgliedschaft beider Organisationen im internationalen

WorldSkills-Netzwerk ausgesetzt und sie damit

von jeglicher Beteiligung an WorldSkills-Wettbewerben,

-Projekten und -Aktivitäten außerhalb der beiden

Länder ausgeschlossen. WorldSkills Germany schloss

sich dem offiziellen Statement und den entsprechenden

Forderungen von WSI an. Die WorldSkills-Bewegung

entstand aus den Trümmern des Zweiten Weltkriegs,

der den Menschen viel Leid brachte, die Volkswirtschaften

verwüstete und einen enormen Fachkräftemangel

verursachte. Das WorldSkills-Netzwerk unterstützt

deshalb die Menschen in der Ukraine und WorldSkills

Ukraine mit großer Entschlossenheit sowie dem Einsatz

von Skills, um Respekt, Würde, Frieden und Wohlstand

auf der ganzen Welt zu schaffen.

Im Zuge des Ukraine-Konflikts entzog WorldSkills

Europe (WSE) Anfang März Russland die Austragung der

EuroSkills 2023 in St. Petersburg. Auf Einladung von

WSE nahm daraufhin WorldSkills Poland die formelle

Einladung an, sich um die Ausrichtung der EM der Berufe

im kommenden Jahr zu bewerben. WSE hatte sich zuvor

an die drei Mitgliedsländer gewandt, die in der Vergangenheit

ihre Absicht geäußert hatten, eine Bewerbung

um die Austragung der EuroSkills-Wettbewerbe 2027

einzureichen. Sowohl Polen als auch Deutschland und

Luxemburg in Kooperation wären in der Lage, Europas

größtes Bildungsevent auszurichten. Nach ausführlichen

Gesprächen zwischen WorldSkills Europe, WorldSkills

Germany, WorldSkills Luxembourg und WorldSkills

Poland und im Geiste der WorldSkills-Bewegung einigten

sich alle Parteien darauf, dass WorldSkills Poland die

enorme Herausforderung annimmt, die EuroSkills 2023

so kurzfristig zu organisieren. WorldSkills Germany und

WorldSkills Luxembourg haben ihre größtmögliche

Unterstützung für die neue Bewerbung von WorldSkills

Poland zum Ausdruck gebracht und bestätigt, dass sie

an ihren Plänen für eine gemeinsame Bewerbung um die

Ausrichtung der EuroSkills 2027 festhalten.

Mehr lesen Sie unter: https://worldskillseurope.org/index.php/media/news/polandaccepts-invitation-bid-host-euroskills-competition-2023

Mehr lesen Sie unter: https://www.worldskillsgermany.com/de/blog/2022/03/02/statementzum-ukraine-konflikt/

WorldSkills Germany Magazin – No. 22 / April 2022

55


Netzwerk

Gemeinsam jungen Menschen

eine Zukunft geben!

Das Netzwerk von WorldSkills Germany wächst kontinuierlich. Welche Motivation

haben Unternehmen und Verbände, sich für eine Mitgliedschaft bei

WorldSkills Germany zu entscheiden und sich somit für die beruflichen Wettbewerbe

und die damit verbundene Nachwuchsförderung zu engagieren?

Hoffmann Group

Aus jungen Menschen Expertinnen und Experten

für die Zukunft zu machen, das wird bei der Hoffmann

Group großgeschrieben. Europas führender Systempartner

für Qualitätswerkzeuge und „TOP nationaler

Arbeitgeber 2020“ (ausgezeichnet von FOCUS) bietet

dafür 12 verschiedene Ausbildungs- und Studienberufe

an. Von der IT über Büro bis Handwerk. Der Weg

ans Ziel führt durch spannende Abteilungen, Seminare

und Projekte. Von der Welt der Entwicklung bis zum

Verkauf hochwertiger Produkte. Als Familienunternehmen

mit rund 4.000 hoch motivierten Mitarbeiterinnen

und Mitarbeitern in über 50 Ländern bieten wir

eine Arbeitsumgebung, die von gegenseitigem Vertrauen

geprägt ist und in der sich Leistung und Engagement

lohnen. Wir fördern Eigeninitiative, Kreativität

und eigenverantwortliches, ergebnisorientiertes

Handeln.

Mensch und Maschine

Mensch und Maschine (MuM) – der Name ist seit über

30 Jahren Programm. Wir haben viele tausend Menschen

auf ihrem Weg von analog nach digital begleitet. Heute

ist MuM spezialisiert auf die Implementierung von CAD

und datenbasierten Prozessen im Bauwesen, im Maschinen-

und Anlagenbau, im Infrastrukturmanagement.

Berufseinsteigende sollten vom ersten Tag an digitales

Arbeiten üben und praktizieren. Darum vermitteln wir

Spaß an Technologie und öffnen die Tür zum digitalen

Bauwesen mit der Wettkampfdisziplin „Digital Construction“.

Wir lieben Bauwesen und High-Tech. Wir leben

Kommunikation und Zusammenarbeit. Wir begeistern

uns für die Möglichkeiten digitaler Modelle von Konstruktion

und Kalkulation über Bau und Betrieb bis zum

Rückbau. Und wir stecken junge Menschen gern mit

unserer Begeisterung an.

Meltwater Deutschland GmbH

Meltwater bietet eine Softwarelösung für Marketing,

PR- und Kommunikationsprofis, die Unternehmen,

NGOs und den öffentlichen Sektor in den Bereichen

Media Intelligence, Media Relations, Social Media

Management, Consumer Insights und Influencer

Marketing unterstützt. Gegründet in Oslo in 2001

ist Meltwater mit über 50 Niederlassungen und mehr

als 2.000 Mitarbeitenden weltweit vertreten. Seit

Jahren fördert Meltwater Studienabsolventinnen und

-absolventen mit exzellenten Traineeships im (International)

Management, Sales & Client Success. In dieser

intensiven fachlichen Ausbildung werden u. a. die

Führungsqualitäten der Kandidatinnen und Kandidaten

geschult und ein Raketenstart in die Karriere

gefördert. Gleichzeitig kommt der Spaß in der Unternehmenskultur,

die sich durch Team-Work, Respekt

und Erfolg auszeichnet, nie zu kurz.

56


Bäckerhandwerk

Die Akademie Deutsches Bäckerhandwerk ist seit 1938

die zentrale Weiterbildungseinrichtung des Bäckerhandwerks

in Deutschland. Hier werden jedes Jahr

etwa 2.000 Mitarbeitende der Branche weiterqualifiziert

sowie rund 40 Bäckermeisterinnen und -meister

ausgebildet. Neben Seminaren für Bäckerei, Konditorei,

Verkauf und Führungsthemen werden an der

Bundes akademie auch überregionale Wettbewerbe wie

die Deutsche Meisterschaft der Bäckerjugend organisiert.

Einen Namen hat sich die Akademie, die von den

16 Landesinnungsverbänden mitgetragen wird, auch

durch die Etablierung einer Fortbildung zur Brot­

Sommelier/Brot-Sommelière und zum Schokoladen-

Sommelier/Schokoladen-Sommelière gemacht. Mit der

Mitgliedschaft bei WorldSkills Germany

verbindet die Akademie eine große

Ver antwortung über die bereits gelebten

Maße hinaus und steht für die Weiterbildung

und Förderung von Talenten im

Bäckerhandwerk.

Metall-Innung

Frankfurt-Offenbach

Erfahren, modern und zukunftsorientiert – das ist die

Metall-Innung Frankfurt-Offenbach. Unser Einzugsgebiet

umfasst das Gebiet der Stadt Frankfurt sowie Stadt

und Kreis Offenbach. Wir sind ein moderner Leistungsverbund,

der seine Leistungspalette in den letzten

Jahren systematisch und strategisch ausgebaut hat.

Unsere Mitgliedsunternehmen stehen für ein umfassendes

Know-how und decken alle wesentlichen Fragestellungen

rund um das moderne Metallhandwerk ab.

Wir sind weit über den Kreis der eigenen Mitglieder

hinaus ein akzeptierter und sachverständiger Ansprechpartner

– unsere Expertise ist gefragt! Mittels E-Mail,

Fax und Telefon organisiert und berät unsere Geschäftsstelle

zielführend und kompetent.

Wir bieten alles,

was das Fan-Herz begehrt!

# Unterstützung

Aus der WorldSkills-Tasse den Kaffee

genießen, mit dem WorldSkills-Beutel

einkaufen, auf dem WorldSkills-Kissen

ausruhen oder im WorldSkills-T-Shirt und

der Softshelljacke junge Talente bei spannenden

Wettkämpfen anfeuern! Zeigen

Sie Ihre Verbundenheit mit WorldSkills!

In unserem Online-Shop werden Sie mit

Sicherheit fündig.

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# Fantastic

# Verbundenheit


Netzwerk

Milwaukee – Elektrowerkzeug

auf höchstem Niveau

Milwaukee freut sich, künftig als Premiumpartner von

WorldSkills Germany die duale Ausbildung junger

Menschen zu unterstützen und die Anerkennung

wichtiger Ausbildungsberufe zu fördern. Der Werkzeughersteller

Milwaukee wächst sehr dynamisch und

bietet selbst viele attraktive berufliche Perspektiven

auf allen Ebenen. In zahlreichen Programmen ermöglicht

Milwaukee die Aus- und Weiterbildung und öffnet

leistungsbereiten, engagierten Menschen neue Chancen

und Wege. Milwaukee ist Teil von Techtronic

Industries (TTI), dem aktuell zweitgrößten Hersteller

von Elektrowerkzeugen weltweit mit über 48.000 Mitarbeitenden.

Neben Milwaukee gehören unter anderem

Ryobi und AEG Powertools zur TTI-Unternehmensgruppe.

Gegründet wurde das bis heute inhabergeführte

Unternehmen 1985 von dem Deutschen Horst Julius

Pudwill und dem Chinesen Roy Chi Ping Chung als eines

der ersten internationalen Joint Ventures in China.

Milwaukee steht für leistungsstarkes Elektrowerkzeug,

hochwertiges Zubehör sowie einen ausgezeichneten

Service, der konsequent an den Erfordernissen

von Handwerk und Industrie ausgerichtet ist. Ob

Akku schrauber, Winkelschleifer oder Bohrhammer –

wer einmal ein Elektrowerkzeug der Marke Milwaukee

in die Hand genommen hat, gibt es nicht wieder her.

Kontinuierlich wird in die Entwicklung neuer

Technologien investiert. Forschungszentren auf drei

Kontinenten arbeiten rund um die Uhr an neuen

Produkten. Im Mittelpunkt stehen dabei Werkzeuge,

mit denen Anwender ihre Arbeit schneller, zuverlässiger

und sicherer als bisher erledigen können.

WorldSkills Germany freut sich,

Milwaukee als Premium partner

in seinem agilen und innovativen

Netzwerk begrüßen zu dürfen.

Ein Netzwerk, viel Mehrwert

Mit unserer Mitglieder-

Vorteilskarte!

Foto: pexels, olia-danilevich

# Angebote

# Benefit

# zufriedeneKunden

Profitieren Sie als Mitglied von WorldSkills

Germany von vergünstigten Konditionen

bei zahlreichen Partnern. Werden Sie selbst

Partner unseres Programms und machen

Sie die WorldSkills Germany-Mitglieder zu

Ihren Kunden.

Sich gegenseitig nützen und unterstützen.

Werden Sie Teil unseres Vorteilsprogramms!

Mehr Infos unter: worldskillsgermany.com/de/

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Ansprechpartnerin Cornelia Di Martino

dimartino@worldskillsgermany.com


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Milwaukee ® - Elektrowerkzeug auf höchstem Niveau

Milwaukee ® steht für leistungsstarkes Elektrowerkzeug, hochwertiges Zubehör sowie einen ausgezeichneten Service,

der konsequent an den Erfordernissen von Handwerk und Industrie ausgerichtet ist. Ob Akkuschrauber, Winkelschleifer

oder Bohrhammer – wer einmal ein Elektrowerkzeug der Marke Milwaukee ® in die Hand genommen hat, gibt es nicht

wieder her.

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✓ Fachräume, Labore und Werkstätten zu

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Empfehlung

xplore-Wettbewerb

Lösungen für eine nachhaltige Welt

Bereits seit über 20 Jahren richtet das Unternehmen

Phoenix Contact den internationalen Technologieund

Bildungswettbewerb „xplore“ aus und lädt damit

weltweit Schülerinnen und Schüler, Studierende,

Auszubildende und junge Berufstätige ein, auf

kreative Weise technische Lösungen für das tägliche

Leben in einer nachhaltigen Welt zu finden.

„Wir haben den xplore 1998 ins Leben gerufen,

um Technologien an junge Menschen heranzutra ­

gen und ihnen die Möglichkeit zu geben, ihre Ideen

zu verwirklichen. Mit Technologien, die bereits in

der Industrie angewendet werden“, erklärt Klaus

Hengsbach, Director TechEducation der Phoenix

Contact GmbH & Co. KG. Damit leiste das Unternehmen

einen Beitrag für den internationalen Bildungsbereich

und unterstütze junge Erwachsene beim

Lernen.

Unter dem diesjährigen Motto „Technology Award

for a sustainable World“ können sich Teams bis Ende

Juni 2022 bewerben. Anschließend sichtet eine Jury

mit Personen aus Unternehmen, Wissenschaft und

Wirtschaft die Einreichungen. Die Jury wählt dann 100

Teams aus, die ihre Ideen umsetzen können. Jedes

Team darf dazu Produkte von Phoenix Contact im Wert

von 3.000 Euro bestellen. Die spannendsten Projekte

werden dann zum großen Finale im Oktober 2023 nach

Deutschland eingeladen. Im Umfeld der 100-Jahrfeier

von Phoenix Contact präsentieren die nominierten

Teams im Rahmen einer Ausstellung in Bad Pyrmont

ihre Ergebnisse und werden von der fachkundigen Jury

abschließend in einem großen Festakt prämiert. „Der

Beitrag von Phoenix Contact reduziert sich dabei nicht

nur auf die Technologien und Produkte, sondern

erweitert sich um die ganze Kompetenz, die hinter

diesem Namen steht. Wir laden alle Tochtergesellschaften

weltweit ein, am Wettbewerb mitzuwirken,

indem sie ihr Wissen zur Verfügung stellen und die

Teams beraten“, so Hengsbach.

Alle Informationen zum Wettbewerb finden

Sie unter: https://www.phoenixcontact.com/

ext/en/xplore.html

Impressum

Herausgeber WorldSkills Germany

Magazin von WorldSkills Germany e. V.

Krefelder Str. 32, Haus B-West,

70376 Stuttgart

Kontakt info@worldskillsgermany.com

Telefon +49 (0) 711 4798 - 8020

Verantwortlich für Inhalt Hubert Romer

Redaktionsleitung Stephanie Werth

Textredaktion Michaela Conrad,

die-journalisten.de GmbH,

Jörg Wehrmann, Hubert Romer,

Stephanie Werth, Isabell Gradinger

Fotoredaktion Studio OASE,

Stephanie Werth

Gestaltung Studio Oase

Druck Heidelberger Druckmaschinen AG

Fotos Javier Molina/unsplash (Cover),

Gabriele Stravinskaite/unsplash (S. 1),

Frank Erpinar (S. 2 o.l., u.r., 6, 8, 25, 27,

35 m., 48, 49, 53 o.), Boris Trenkel/Agentur

Bildschön (S. 2 o.r., 23), Danny Lines/

unsplash (S. 2 u.r.), Jörg Wehrmann

(S. 3 o., 29), DIHK/Marko Prieske (S. 3 u., 26),

Fauxels/pexels (S. 4), Stephan Haase

(S. 5), WorldSkills Germany (S. 7, 24, 40, 41),

Stabila Messgeräte Gustav Ullrich GmbH

(S. 13, 14 u.), Andrea Piacquadio/pexels

(S. 14 o.), Andrea Piacquadio/pPexels

(S. 16), Jason Goodman/unsplash (S. 17),

Maxim Hopman/unsplash (S. 18 o.),

Magnet Me/unsplash (S. 18 u.), Julia

Larson/pexels (S. 19), ThisIsEngineering/

pexels (S. 20, 42), EuroSkills 2021

(S. 21, 55), Anja Jungnickel (S. 22, 33),

ViscoJet Rührsysteme GmbH (S. 28),

trainInstinct (S. 30), DMG Mori Academy

(S. 31), Anna Wambach (S. 34 o.), freepik

(S. 34 u.), Maren Nagel (S. 35 o.), pressfoto/

freepik (S. 35 u.), SkillsAustria (S. 36, 37),

Julian Lüdke (S. 38), EuroSkills 2016

(S. 39), ThisIsEngineering/unsplash

(S. 43 o.), Christina Morillo/pexels (S. 43 u.),

Sick AG (46, 47), Nataliya Vaitkevich/

pexels (S. 50), Staatliche Glasfachschule

Hadamar (S. 51, 52), Kerschensteinerschule

(S. 53 u.), Phoenix Contact GmbH &

Co. KG (S. 61)

ISSN 2566 - 7688

WorldSkills Germany Magazin – No. 22 / April 2022

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Termine

Jetzt vormerken!

Veranstaltungen

Mai

juni

LuxSkills – Nationaler

Skills-Wettbewerb Luxemburgs

02. – 04.05.2022

Luxemburg

Mitgliederversammlung

19.05.2022

Ort tbc

angemeldet

RegioCup Industriemechanik

Juni

Rheinböllen

Deutsche Meisterschaft IT-

Network Systems Administration

09. – 13.05.2022

Kassel

Auswahlwettkampf Disziplin

Drucktechnik für die WorldSkills

Shanghai 2022

09. – 12.05.2022

Wiesloch-Walldorf

Auswahlwettkampf Disziplin

Drucktechnik für die WorldSkills

Shanghai 2022

09. – 12.05.2022

Wiesloch-Walldorf

European Vocational Skills Week

16. – 20.05.2022

Europaweit

Kaminabend

18.05.2022

Ort tbc

Auswahlwettkampf Disziplin

CNC-Fräsen für die WorldSkills

Shanghai 2022

23.05. – 25.05.2022

30.05. – 03.06.2022

Tuttlingen

Webinar Bundestrainer/innen

24.05.2022

Online

Albert-Einstein-Cup 2022 –

Internationaler Wettbewerb für

Softwareentwickler/innen

30.05. – 02.06.2022

Neubrandenburg

Water Skills Germany auf der

IFAT

30.05. – 03.06.2022

München

didacta Bildungsmesse

07. – 11.06.2022

Köln

General Assembly WorldSkills

Europe

14. – 17.06.2022

Krakau, Polen

Siegerehrung Würth-Schulwettbewerb

„Mach was!“

24.06.2022

Künzelsau

Webinar Bundestrainer/innen

30.06.2022

Online

DACH-Training Mechatronik,

Industrie 4.0, Elektronik, Mechanical

Engineering CAD

27.06. – 01.07.2022

Denkendorf

62


2022

Juli

September

Oktober

2. Vorbereitungstreffen für die

WorldSkills Shanghai 2022

07. – 09.07.2022

Ort tbc

AMB Stuttgart

13. – 17.09.2022

Stuttgart

jakobb – Jahreskongress

berufliche Bildung

11. – 12.10.2022

Stuttgart

Treffen der Kommunikationsverantwortlichen

08.07.2022

Ort tbc

World Youth Skills Day

15.07.2022

Weltweit

Christiani Ausbildertage

September

Ort tbc

Webinar Bundestrainer/innen

29.09.2022

Online

WorldSkills Shanghai 2022

12. - 17.10.2022

Shanghai, China

Webinar Bundestrainer/innen

27.10.2022

Online

Webinar Bundestrainer/innen

28.07.2022

Online

Die jeweils aktuelle

Termin­übersicht finden Sie auf:

www.worldskillsgermany.com/de/

termine/

WorldSkills Germany ­online

Lesen Sie Aktuelles von WorldSkills Germany und

informieren Sie sich über die vielfältigen Angebote

und Projekte auf:

Website

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www.WorldSkillsGermany.com

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WorldSkills Germany Magazin – No. 22 / April 2022

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Mitglieder und Partner

Eine starke Gemeinschaft: Wir sagen DANKE

Presenterpartner

Premiumpartner

Weitere Mitglieder

Albert-Einstein-Gymnasium ENeubrandenburg

64


Servicepartner

beruflich aufwärts

Mehr Informationen zur Mitgliedschaft auf:

www.worldskillsgermany.com/de/ netzwerk/

mitglied-werden/

WorldSkills Germany Magazin – No. 22 / April 2022


Partner und Förderer

KWB

KURATORIUM

DER DEUTSCHEN

WIRTSCHAFT FÜR

BERUFSBILDUNG

Wichtige Unterstützung für

Deutschlands Jugend

und die duale Ausbildung

WorldSkills Germany ist dank ­

bar für das große Engagement

seiner Mitglieder und Partner.

Darüber hinaus tragen

zahlreiche Sponsoren, darunter

auch kleine und mittlere

Unter­nehmen,­mit­ihrer­finanziellen

Unterstützung dazu bei,

jungen Menschen Perspektiven

und eine Zukunft zu

geben sowie ihre Talente zu

fördern. In diesem Jahr waren

dies bisher:

Gold

Silber


WorldSkills Germany Supporter Community

Setzen Sie sich für die Stärkung der beruflichen Bildung und Nachwuchsförderung

ein. Werden SIE Supporter von WorldSkills Germany und

ermöglichen Sie in Zukunft vielen weiteren Fachkräften die großartige

Chance, bei Berufswettbewerben über sich hinauszuwachsen.

Vielen Dank an alle aktuellen Supporter!

Jeder

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