WorldSkills Germany Magazin - Ausgabe 22 - April 2022
Die Ausgabe 22 des WorldSkills Germany Magazins für Talentmanagement, berufliche Wettbewerbe & außerschulisches Lernen befasst sich diesmal mit dem Thema „Exzellenz in der Berufsbildung". Lesen Sie u. a.: - Leitartikel: Jedes Spitzentalent hat ein Recht auf Förderung - Best Practice: 7 Tipps, wie Sie junge Menschen in der Ausbildung fördern können - Berufliche Bildung: Mehr als nur ein Job – Interview mit Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) - Berufliche Bildung: Exzellenz auch in der Praxis – Interview mit Nico Schönefeldt, Bereichsleiter Ausbildung beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) - Best Practice: Gute Ausbildung ist Chefsache - Junge Stimmen: Der Zusammenhang zwischen Fordern und Fördern müsste Ausbildungsbetrieben bewusster werden - Weltweit: In Österreich werden Talente mit System gefördert - Internationale Wettbewerbe: Motivations- und Leistungssteigerung – Wie Berufswettbewerbe exzellente Fachkräfte fördern Weitere Themen sind u. a.: - Trends: Sorgenkind Fachkräftesicherung Corona als Brandbeschleuniger einer ohnehin prekären Situation - Leistungszentren: Zwei Seiten einer Medaille: Sollen Berufsschulen ihre Talente an die Uni abgeben? - Digitalisierung: Wissen vermitteln – ein Praxisbeispiel – Individuelle Lernmodule flexibel und anpassbar - Zukunft der Berufe: Frauen in der Unterzahl – Der Frauenanteil in MINT-Berufen ist seit Jahren gering – warum und wie lässt sich das ändern? - Hall-of-Fame: „Gebt niemals auf, bis ihr habt, was ihr wollt“ – Julian Lüdke – ein Wanderer zwischen beruflichen Welten
Die Ausgabe 22 des WorldSkills Germany Magazins für Talentmanagement, berufliche Wettbewerbe & außerschulisches Lernen befasst sich diesmal mit dem Thema „Exzellenz in der Berufsbildung".
Lesen Sie u. a.:
- Leitartikel: Jedes Spitzentalent hat ein Recht auf Förderung
- Best Practice: 7 Tipps, wie Sie junge Menschen in der Ausbildung fördern können
- Berufliche Bildung: Mehr als nur ein Job – Interview mit Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH)
- Berufliche Bildung: Exzellenz auch in der Praxis – Interview mit Nico Schönefeldt, Bereichsleiter Ausbildung beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK)
- Best Practice: Gute Ausbildung ist Chefsache
- Junge Stimmen: Der Zusammenhang zwischen Fordern und Fördern müsste Ausbildungsbetrieben bewusster werden
- Weltweit: In Österreich werden Talente mit System gefördert
- Internationale Wettbewerbe: Motivations- und Leistungssteigerung – Wie Berufswettbewerbe exzellente Fachkräfte fördern
Weitere Themen sind u. a.:
- Trends: Sorgenkind Fachkräftesicherung Corona als Brandbeschleuniger einer ohnehin prekären Situation
- Leistungszentren: Zwei Seiten einer Medaille: Sollen Berufsschulen ihre Talente an die Uni abgeben?
- Digitalisierung: Wissen vermitteln – ein Praxisbeispiel – Individuelle Lernmodule flexibel und anpassbar
- Zukunft der Berufe: Frauen in der Unterzahl – Der Frauenanteil in MINT-Berufen ist seit Jahren gering – warum und wie lässt sich das ändern?
- Hall-of-Fame: „Gebt niemals auf, bis ihr habt, was ihr wollt“ – Julian Lüdke – ein Wanderer zwischen beruflichen Welten
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WORLDSKILLS
GERMANY
Magazin
Für Talentmanagement,
berufliche Wettbewerbe und
außerschulisches Lernen
No. 22 / April 2022
Schutzgebühr 6,50 €, ISSN 25667688
Spitzentalente –
die vergessene Randgruppe
Leitartikel
Jedes Spitzentalent hat ein Recht
auf Förderung
Best Practice
7 Tipps zur Förderung von
Auszubildenden
Best Practice
Gute Ausbildung ist Chefsache
Stärken Sie mit
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Titelthema
Exzellenz
in der Ausbildung
Schon während der Berufsausbildung muss
Spitzenbegabung gefördert werden.
Denn auch Spitzentaltente sind besondere
Gruppen mit besonderen Bedürfnissen.
Wie es aktuell um die Förderung von
begabten Fachkräften in der Ausbildung
steht und was Sie selbst dafür tun
können, erfahren Sie in dieser Ausgabe
des WorldSkills Germany Magazins.
WorldSkills Germany Magazin – No. 22 / April 2022
1
inhalt
Berufliche Bildung 21
Mehr als nur ein Job
Leitartikel8
Jedes Spitzentalent hat ein Recht
auf Förderung
Best Practice 16
7 Tipps zur Förderung von Auszubildenden
Titelthema1
Exzellenz in der Ausbildung
2
Standpunkt 7
Trends 13
Sorgenkind Fachkräftesicherung
Engagement 33
Weltmeisterlich ausbilden
Junge Stimmen 34
Der Zusammenhang zwischen Fordern
und Fördern
Best Practice 28
Gute Ausbildung ist Chefsache
Weltweit 36
In Österreich werden Talente mit
System gefördert
Hall-of-Fame 38
„Gebt niemals auf, bis ihr habt,
was ihr wollt“
Zukunft der Berufe 42
Frauen in der Unterzahl
Digitalisierung 45
Wissen vermitteln – ein Praxisbeispiel
Internationale Wettbewerbe 48
Motivations- und Leistungssteigerung
Leistungszentren 50
Zwei Seiten einer Medaille
Netzwerk 56
Neue Mitglieder
Empfehlung61
xplore-Wettbewerb
Berufliche Bildung 24
Exzellenz auch in der Praxis
News55
Impressum61
Termine62
Mitglieder und Partner 64
WorldSkills Germany Magazin – No. 22 / April 2022
3
Titelthema
„Individuelle Förderung
ist umfassende Aufgabe
der Schulentwicklung,
in der die Lern- und
Bildungsvo raussetzungen
der Lernenden und
deren Lernbedürfnisse,
-wege und -möglichkeiten,
deren Begabungen sowie
deren fachliche und
überfachliche Kompetenzen
Berücksichtigung
finden.“
– Empfehlung der Kultusministerkonferenz
zur individuellen Förderung
in den beruflichen Schulen, Mai 2020
4
„Früh-Diagnostikmethoden,
um hochtalentierte Auszubildende
schon während der
Ausbildung zu identifizieren und
dies nicht erst an besondere
Leistungen in den Zwischenprüfungen
oder den Abschlusszeugnissen
koppeln zu müssen,
sollten eingesetzt werden.“
– Bericht der Enquete-Kommission Berufliche
Bildung in der digitalen Arbeitswelt, Juni 2021
WorldSkills Germany Magazin – No. 22 / April 2022
5
Titelthema
„Förderung der Vorbereitung nationaler
Teams und deren Teilnahme am EuroSkills-
Wettbewerb, um die Attraktivität und
Reputation der Berufsbildung zu stärken,
Exzellenz in der europäischen Berufsbildung
zu fördern und um aus den
globalen WorldSkills-Wettbewerben als
Sieger hervorzugehen“ als kurzfristige
Ziele für den Zeitraum 2021 bis 2025 mit
Unterstützung auf EU-Ebene.
– Osnabrücker Erklärung zur beruflichen Bildung als Motor
für den Wiederaufbau und den gerechten Übergang zu einer
digitalen und ökologischen Wirtschaft, November 2020
6
Standpunkt
Exzellenz in der
Berufsbildung als Schlüssel
zum Erfolg
Wie macht sich die deutsche Ausbildung im
internationalen Wettbewerb? Wie ist es
um das Talentmanagement im deutschen
Bildungswesen im Vergleich zur internationalen
Ebene bestellt? Wieder einmal
beginnt mein Statement mit Fragen.
Und damit herzlich willkommen zur
neuen Ausgabe unseres Fachmagazins
liebe Leserin und lieber Leser.
Müssen wir uns um die Antworten sorgen,
wie auch um die Erkenntnisse, die daraus
entstehen?
Exzellenz in der beruflichen Bildung wird
der Schlüssel zum Erfolg in der Zukunft
sein. Mit Exzellenz schaffen wir Innovationskraft.
Doch wir müssen in der Öffentlichkeit
trommeln. Wir müssen Bilder erzeugen,
die die Emotionen und Besonderheiten
unserer Berufe zu den Menschen trans portieren.
Erinnern Sie sich noch, als damals der
junge Mann aus Leimen namens Boris Becker
den Tennis-Gipfel erklomm? Als Steffi Graf
die Tenniswelt mit ihrem Spiel begeisterte
und zur Nummer 1 der Welt wurde? Das
war der Startschuss zu einer Tennis-Euphorie
in Deutschland, die
über viele Jahrzehnte
anhielt. Alle wollten es
ihnen gleichtun. Die
WorldSkills Welt hat
diese Instrumente! Wir
haben diese Bilder
und Emotionen. Ich kann
das nicht oft genug
wieder holen. Nutzen wir
diese. Schaffen wir
Berufs-Athle tinnen und -Athleten, wie
Steffi Graf und Boris Becker. Ich garantiere
Ihnen, die jungen Menschen werden ihnen
nach eifern wollen. Sehr viele hervorragende
Fachleute kommen in diesem Magazin zu
Wort. Ihren Ausführungen möchte ich deshalb
nicht vorgreifen. Wichtig ist nur, dass wir
uns immer bewusst sind (oder sein müssen),
dass „nichts so gut ist, als dass man es nicht
noch besser machen kann“, um mit den
Worten unseres Senior Technical Delegate,
Franz Schropp, zu sprechen. Gerne stimme
ich Herrn Schönfeldt vom DIHK zu, wenn er
im Interview mit unserer Redaktion sagt:
„Die neue Bundesregierung will Exzellenzförderung
laut Koalitionsvertrag weiter
stärken, eine Exzellenzinitiative Berufliche
Bildung auf den Weg bringen und die Begabtenförderungswerke
des Bundes für die
berufliche Bildung öffnen. Ich bin sehr
gespannt auf die konkrete Ausgestaltung.“
Lassen wir uns nicht abhängen im globalen
Vergleich. Wir haben alle Potenziale und
Möglichkeiten dazu.
Herzlichst
Ihr Hubert Romer
Ich freue mich über Ihre Meinung:
romer@worldskillsgermany.com
WorldSkills Germany Magazin – No. 22 / April 2022
7
Leitartikel
Jedes Spitzentalent hat ein
Recht auf Förderung
Wir müssen Spitzen- und Talentförderung neu denken! Befreien wir
uns von dem Gedanken der Elitenförderung. Denn das ist es beileibe
nicht, was wir in der beruflichen Bildung wollen. Unser Anliegen ist
es, allen jungen Menschen genau die Förderung zukommen zu lassen,
die sie benötigen. Dabei darf niemand auf der Strecke bleiben! Auch
die Spitzentalente nicht. Genauso wie diejenigen, die besondere Lernhilfen
benötigen oder Unterstützung für ihre körperlichen Bedürfnisse.
Niclas ist genervt. Sein Ausbilder hat ihn vor allen
anderen zurechtgestutzt. Dann war da noch die
Beschwerde aus der Berufsschule. Man wirft ihm vor,
im Unterricht nicht aufmerksam zu sein, andere Dinge
zu tun. Auch wäre er auffällig in seinem Verhalten.
Sein Ausbilder nannte sein Benehmen gar asozial. Dabei
wollte Niclas die Zeit überbrücken, bis es endlich wieder
mit der nächsten Ausbildungseinheit voranging.
Niclas zieht sich zurück. Verliert den Kontakt zur
Ausbildung und zu den anderen Auszubildenden. Seine
Ausbilder wissen nicht mehr, was sie tun können.
Letztendlich wird er seinen Job verlieren. Dabei hatte
man ihm schon mehrfach einen hohen Intelligenzquotienten
bescheinigt, genauso wie eine schnelle
Auffassungsgabe und große Begabung, wenn es um komplexe
Aufgaben ging. Ein Hochbegabter auf Abwegen.
Wie also mit Spitzentalenten wie Niclas umgehen?
Natürlich gibt es einige Förderprogramme und Stipendien
für die Erfolgreichen unter den Auszubildenden.
Aber diese greifen eben erst dann, wenn sich die jungen
Talente schon mit guten Noten und Leistungen in der
Abschlussprüfung hervorgetan haben. Was aber ist
mit denen, die lange zuvor bereits durchs Raster gefallen
sind? Also denjenigen, deren Talente beispielsweise nie
wirklich zur Geltung kommen konnten, weil sie nicht die
richtige Umgebung und keine Unterstützung für sich
gefunden haben?
Förderung von Spitzentalenten
Die berufliche Bildung erfährt durch die starken
Veränderungen in der Arbeitswelt, durch Automatisierung
und Digitalisierung bereits seit den 90er Jahren
eine signifikante Aufwertung. Im Bereich des Lernens
und der Ausbildung entstehen neue Lernräume und
neue Lernkulturen. Lernziele verändern sich. Es entstehen
Lernpartnerschaften. Noch nie war dadurch die
Gelegenheit so groß wie heute, unsere Ausbildungskonzepte
stärker auf die Bedürfnisse der Einzelnen
auszurichten. Auch für Spitzentalente! Sie müssen in
gleicher Weise gefördert werden wie jede andere
Gruppierung mit besonderen Belangen und Bedürfnissen.
Sie haben das Recht auf eine eignungsgerechte
Unterstützung und Förderung schon während der
Ausbildung. Andernfalls gehen uns Talente verloren,
da sie durch Unterforderung keine entsprechende
Stimu lation und Entfaltung ihrer Fähigkeiten erhalten.
Dies sieht aber die berufliche Bildung grundsätzlich
in den Betrieben nicht vor. Es ist dringend notwendig,
ein flächendeckendes Talentmanagement während
der Ausbildung einzuführen, um Talente zu fördern und
zu fordern.
Ein sehr gutes System für die breite Mitte
Unser Bildungssystem, und im Besonderen das der
beruflichen Bildung, ist darauf ausgerichtet, einer
breiten Mitte die bestmögliche Förderung zukommen
zu lassen. Alle sollen mitgenommen werden, was ein
sehr wichtiger Ansatz ist. Dabei darf jedoch nicht vergessen
werden, dass im Besonderen Spitzentalente nicht
in diesen Prozess einbezogen werden, da bei diesen
davon ausgegangen wird, dass sie im gesamten Pool der
zu Schulenden ohnehin „mitlaufen“ werden. Dem ist
aber nicht so. Sie entfernen sich zumeist durch die
fehlende Stimulation und Unter forderung innerlich vom
Bildungsgeschehen. Ihre Leistung flacht ab, da sie nicht
gefordert und gefördert werden.
Während in einigen Ländern der Welt diese Spitzentalente
in besondere ausbildungsbegleitende Programme
integriert werden, ist dies in Deutschland nicht
der Fall. Module und Konzepte sind zwar vorhanden,
werden jedoch nicht implementiert. Die internationalen
AssessmentMöglichkeiten durch die Welt- und Europameisterschaften
der Berufe spielen beispielsweise eine
starke Rolle auf internationaler Ebene.
Fördernotwendigkeit von Talenten
Talente sind genauso förderungswürdig wie alle
Gruppierungen mit besonderen Bedürfnissen. Sie
werden in vielen Nationen weltweit besser identifiziert
und gefördert. Beispiele sind: Südkorea, China, Japan,
Russland, Schweiz et al. Das kann auch in den Strukturen
der jeweiligen Bildungssysteme begründet sein:
hier besonders die College-Strukturen, die eine
intensivere Beo bachtung und Betreuung ermöglichen.
Eine Aus nahme bildet die Schweiz.
Doch auch im dualen beruflichen Bildungssystem
muss eine individuelle Förderung möglich sein. Die
Not wendigkeit erfordert dies.
Spitzentalente
• sind Vorbilder,
• bedeuten Innovationskraft,
• sind Führungspersönlichkeiten der Zukunft,
• stellen ein wichtiges volkswirtschaftliches Kapital dar,
• sind Botschafter ihrer Berufe.
Weiterhin beeinflussen sie die Ausbildungskultur in den
Betrieben nachhaltig. Sie sind Vorbilder für die anderen
Auszubildenden und ziehen diese mit, was die Motivation
der Gesamtgruppe steigert. WorldSkills Germany
führt hierzu seit Jahren Umfragen bei den Ausbildungsleiterinnen
und -leitern und Ausbildenden durch.
WorldSkills Germany Magazin – No. 22 / April 2022
9
Der Ausbildungsalltag – eine Umfrage
WorldSkills Germany hat zum Thema der Förderung von Spitzentalenten im
Oktober 2020 eine Umfrage unter seinen Mitgliedern durchgeführt, um eine
Situationsanalyse zu erhalten, die eine Trendaussage erlaubt. Befragt wurden
Industrieunternehmen aus dem Bereich KMU, teilweise mit Tendenzen zum
Großunternehmen. Weiterhin eine berufsbildende Schule für den Bereich IT.
Die Auswertung der Rückmeldungen war signifikant:
Gibt es in Ihrem Betrieb ein Programm bzw.
Maßnahmen, um besondere Talente zu
identifizieren und während der Ausbildung
zu fördern?
Erkenntnis: Beinahe 100 % der
Befragten antworteten mit „Nein“!
Es gibt keine besonderen Programme,
sondern es sind lediglich Schulbzw.
Prüfungsergebnisse sowie
Beobachtungen von Ausbildungspersonal
vorhanden.
Welche Förderung gibt es für Auszubildende,
die besonders begabt sind?
Antworten, exemplarisch für alle anderen, waren:
Was würden Sie empfehlen oder vorschlagen,
um für die Zukunft solche Talente
besser zu identifizieren und zu fördern?
Eventuell in Zusammenarbeit mit
den Berufsschulen Programme
entwickeln, um den besonders
Begabten den Weiterbildungsweg in
die Meisterprüfungen oder die
Techniker-Ausbildung bereits während
der Ausbildung zu ermöglichen.
Teilnahme an Trainings und
Berufs-Meister schaften
Leider keine, außer die Möglichkeit
der Teilnahme an deutschen Meisterschaften
im Rahmen der WorldSkills-
Wettbewerbe. Einige Berufsschulen
bieten Zusatzqualifikationen an,
nämlich Kurse, die zu externen
IT-Industriezertifizierungen führen.
Direkt am Standort gibt es das nicht, aber wir
beobachten die Azubis genau. Dies macht
unter anderem unsere hauseigene Ausbildungswerkstatt
möglich. Leistungsstarke
Auszubildende werden dann dabei heraus gefiltert
und durchlaufen ein „Testprogramm“
in Hinsicht auf die WorldSkills-Standards.
Stechen dabei Auszubildende besonders
heraus, selektieren wir diese für die Berufswettbewerbe.
Schon in der Auswahl der Auszubildenden
möchten wir zukünftig
nach verborgenen Talenten suchen,
um diese dann gezielt zu fördern,
z. B. über Kurzpraktika vor Ausbildungsbeginn.
Auch wollen wir vom
Erasmus-Austausch für
Auszubildende Gebrauch
machen.
10
Sind die WorldSkills und die Teilnahme an
Wettbewerben auf verschiedenen Ebenen
ein solcher Aspekt bzw. könnten diese ein
Bestandteil von Förderungen werden?
Ja, gerade die Wettbewerbe
sorgen bei den Teilnehmenden
für Emotionen.
Azubis zu Beginn des 3. Ausbildungsjahres
vertiefen und erweitern die
Lerninhalte des Berufs während des
Trainings für die deutsche Meisterschaft
und entwickeln sich fachlich
und persönlich weiter.
Fazit: Spitzen- und Talentförderung neu denken
„In one day of competition, more has been learnt
than generally in a week.” Auf Deutsch: „An einem
Wettkampftag hat man mehr gelernt als normalerweise
in einer Woche.“ Diese Rückmeldung eines Wettbewerbsteilnehmers
aus Finnland beschreibt sehr
gut, was das „Lernen im Wettbewerb“ bedeuten kann.
Teil dieses Lernens ist das detaillierte Feedback in
Verbindung mit den Wettbewerbsergebnissen, bei
denen die Fehler gemeinsam erörtert und der korrekte
Lösungsweg in der Gruppe diskutiert wird. Die Vorbereitung
auf einen Wettbewerb, gleich welchen
Levels, ist dabei effizienter als theoretisches Lernen.
Dies sagt auch der ehemalige WorldSkills-Experte
Rauno Nikkilä in einer Publikation von Skills Finland
2014.
Kaum auszudenken also, welch positive Entwicklung
wir in der beruflichen Bildung in Deutschland
erleben könnten, hätten wir die Instrumente, diese
jungen Menschen stärker zu fördern. WorldSkills kann
mit den beruflichen Wettbewerben die jungen Zielgruppen
erreichen. Wir können sie mit den besonderen
Lernumgebungen der Wettbewerbe animieren und ihre
Kompetenzen mobilisieren.
Es ist unsere Pflicht, besonderen Menschen wie
Niclas schon während der Ausbildung einen geeig neten
Nährboden zu bieten, damit sie sich entfalten können –
und sie nicht erst dann zu belohnen, wenn sie sich
von selbst entfaltet haben!
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Sorgenkind Fachkräftesicherung
Corona als Brandbeschleuniger einer
ohnehin prekären Situation
Im Dezember 2021 untermauerte eine Analyse
des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB),
was bereits in den vergangenen Jahren
mit wachsender Sorge beobachtet wurde:
Zu wenige Ausbildungsverträge werden
abgeschlossen und zu viele Ausbildungsplätze
bleiben unbesetzt – trotz bereits heute
offenkundigem Fachkräftemangel. Aber warum
und wie steuern Unternehmen dieser Entwicklung
entgegen?
Die guten Nachrichten vorweg: Mit knapp über 473.000
neu abgeschlossenen dualen Ausbildungsverträgen
wurden 2021 5.600 Verträge mehr abgeschlossen als im
Jahr eins der Pandemie – ein zartes Plus von 1,2 Prozent.
2019 waren es noch 525.000 abgeschlossene Verträge,
also gut 52.000 mehr. BIBB-Präsident Friedrich Hubert
Esser zeigt sich anlässlich dieser Zahlen ernüchtert: „Der
leichte Anstieg bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen
zeigt, wie sehr sich die Betriebe und
Ausbildungsverantwortlichen anstrengen, auch in
diesen schwierigen Zeiten an der dualen Ausbildung
festzuhalten.“ Ein Angebot, das anscheinend nicht genug
Interessentinnen und Interessenten findet. Denn die
Nachfrage nach Ausbildungsplätzen ging im Vergleich
zum Vorjahr nochmals um 4.800 (-0,9 %) auf 540.900
zurück. Ein neuer Tiefstand seit 1992, der den BIBB-
Präsidenten alarmiert: „Große Sorge bereitet mir
der weitere Rückgang auf der Nachfrageseite,
ein eindeutiger Beleg dafür, dass das Interesse
der Jugendlichen und jungen Erwachsenen
an der dualen Berufsausbildung weiter
nachlässt. Und da, wo heute die Auszubildenden
fehlen, fehlen morgen die Fachkräfte.“
Eine Entwicklung, der es sich entschieden
entgegenzustemmen gilt: „Deshalb wird
die Sicherung des Fachkräftebedarfs zu einer
der größten Herausforderungen dieses
Jahrzehnts. Nur mit einer attraktiven und
starken dualen Berufsbildung wird es gelingen,
dieser Herausforderung zu begegnen“,
prognostiziert Esser. Doch was bedeuten diese
Zahlen konkret? Sind sie ein Beleg dafür,
dass der akademische Bildungsweg seinem dualen
Pendant den Rang abläuft? So einfach ist es nicht.
Denn nimmt man beispielsweise die Zahlen von 2010
zur Hand, zeigt sich, dass der Negativ-Trend bereits
seit Längerem anhält. Damals wurden noch knapp
560.000 Ausbildungsverträge abgeschlossen, knapp
19.900 Ausbildungsstellen blieben seinerzeit unbesetzt.
Pandemie und Demografie gehen Hand in Hand
Einen Run auf Studienplätze gibt es aktuell dennoch
nicht, wie die ersten vorläufigen Ergebnisse des Statistischen
Bundesamts (Destatis) im November 2021
zeigten: Die Zahl der Studierenden an deutschen
Hochschulen blieb mit rund 2,948 Millionen im Wintersemester
2021/2022 gegenüber dem Vorjahr nahezu
unverändert (plus 3.400, +0,1 %). Die kontinuierliche
Steigerung der Studierendenzahlen scheint demnach
seit dem Wintersemester 2007/2008 (rund 1,942
Millionen Studierende) erstmals wieder zu stagnieren.
Zu beachten ist hierbei aber: Aus den Zahlen ist
nicht ersichtlich, ob die Studierenden frisch von der
Schule kommen oder zum Beispiel zuvor bereits eine
Ausbildung absolviert haben. Allerdings sind die
473.100 abgeschlossene duale Ausbildungsverträge
(+1,2 % zu 2020; -9,9 %
zu 2019; -15,5 % zu 2010)
WorldSkills Germany Magazin – No. 22 / April 2022
13
536.200 angebotene Ausbildungsstellen
(+1,7 % zu 2020; -7,3 % zu 2019;
-7,5 % zu 2010).
Schuldigen für die geringeren Studieren den
zahlen mit Pandemie und Demografie schnell
ausgemacht: Angesichts geschlossener
Grenzen hätte dies im Studienjahr 2020 rund
22 Prozent weniger Studierende aus dem
Ausland in Deutschland bedeutet. Allerdings:
Zusätzlich habe sich in den vergangenen
vier Jahren in Deutschland die Bevölkerungsgruppe
der 17- bis 22-Jährigen, aus der
rund drei Viertel der Studienanfängerinnen
und -anfänger kommen, um 5 Prozent verringert.
Effekte, die auch die duale Ausbildung
zu spüren bekommt.
Zentralverbands des Deutschen Kfz-Gewerbes (ZDK). Sie
geben interessierten Branchenunternehmen einen
Werkzeugkoffer zur Nachwuchsgewinnung an die
Hand. Vom Aufbau der eigenen Arbeitgebermarke über
Werbung bis hin zum Onboarding gibt die Initiative
ganz praktische Tipps.Es sind Beispiele wie diese,
die zeigen, wie Unternehmen sich dem Thema Fachkräftemangel
entschieden entgegenstemmen können.
Was aber bleibt, ist die Erkenntnis: Ohne die öffentliche
Aufmerksamkeit, Werbung in Form von starken
Kampagnen oder großen Events und einer breiten
Unter stützung für das Thema Ausbildung, wird sich in
punkto Fachkräftesicherung wenig tun.
So reagieren Unternehmen
Das Ringen um Talente wird in den
kommenden Jahren intensiv bleiben. Ausbildungsbetriebe
sind gut beraten, sich
dafür zu wappnen. Wie das aussehen kann,
zeigt zum Beispiel das Unternehmen
Stabila aus Rheinland-Pfalz. Der Spezialist für
präzise Messwerkzeuge hat dabei nicht nur sein eigenes
Unternehmen im Sinn, sondern betreibt Nachwuchsförderung
für das gesamte Handwerk. Hierfür
haben Firmenvertreter/innen im Rahmen der Kampagne
„My1stabila“ sechs Ausbildungszentren in ganz
Deutschland besucht, um auf das Thema Nachwuchsmangel
im deutschen Bauhandwerk aufmerksam
zu machen. Der Austausch mit den Jugendlichen fand
dabei nicht nur vor Ort, sondern auch in der Öffentlichkeit
und vor allem den sozialen Medien statt.
Konkrete Unterstützung bietet auch die Initiative
„AutoBerufe“, eine bundesweite Gemeinschaftsinitiative
der Automobilhersteller, der Inter nationalen Kraftfahrzeughersteller,
der Robert Bosch GmbH sowie des
Tipp:
Die kommende Ausgabe des Magazins
wird sich ausführlich dem Thema
Nachwuchsgewinnung widmen.
Weitere Informationen
finden Sie unter:
https://www.bibb.de/naa309-
2021
https://www.bibb.de/ausbildungsmarkt2021
14
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Best Practice
7 Tipps, wie Sie junge
menschen in der Ausbildung
fördern können
Wie können Auszubildende mit teils sehr
unterschiedlichen Bedürfnissen erfolgreich
durch ihre Lehre geführt werden? Die
Beziehung zum Ausbildungspersonal spielt
dabei eine entscheidende Rolle. Zwischenmenschliche
Aspekte wie Wertschätzung
und positives Feedback können im Zweifel
über Abbruch oder Fortführung der Aus -
bil dung entscheiden, so Ausbildungsforscher
Prof. Dr. Ernst Deuer. Wie muss ausbildendes
Personal agieren, um junge Menschen gut
in den Betrieb zu inte grieren? Zwei Expertinnen
liefern Antworten.
Zuverlässig, engagiert, mit einer schnellen Auffassungsgabe:
Betriebe haben meist eine genaue Vorstellung
davon, wie ideale Auszubildende sein sollten. Doch wie
steht es um das ausbildende Personal bzw. Chefs, die
die Ausbildung übernehmen? Immerhin kommt ihnen
eine verantwortungsvolle Aufgabe zu. Sie sorgen für
die Vermittlung von Ausbildungsinhalten und sind
direkte Ansprechpersonen für die jungen Neulinge im
Betrieb. Neben fachlicher Kompetenz ist auch die
persönliche Eignung eines Ausbildenden für die Aufgabe
von großer Bedeutung. Sie wird bei der Ausbildereignungsprüfung
der zuständigen Kammer geprüft. Die
Fachkräfte legen dabei fallbezogene theoretische und
praktische Aufgaben ab. Wer besteht, gilt als geeignet.
Zwischenmenschliche Faktoren
Doch reicht das als Garant für eine erfolgreiche
Ausbildung? Im Interview mit dem „Personalmagazin“
rät Ausbildungsforscher Prof. Dr. Ernst Deuer Ausbildenden,
sich von Anfang an gut um die jungen Leute zu
kümmern: „Viele Ausbilder lassen die Ausbildung
aber erst einmal laufen. Wenn sie merken, dass es
Probleme gibt, ist es oft schon zu spät.“ Dabei kommen
zwischenmenschlichen Faktoren im Verhältnis Ausbildungspersonal/Auszubildende
eine entscheidende
Rolle zu: Aspekte wie Wertschätzung und Work-Life-
Balance können darüber entscheiden, ob junge
Menschen mit dem Gedanken spielen, ihr Ausbildungsverhältnis
zu beenden. Auf welche Kompetenzen kommt
es also für ein erfolgreiches Ausbildungsverhältnis an?
Auf diese Frage haben sich sowohl Sabine Bleumortier
als auch Iris Kadenbach jeweils beruflich spezialisiert.
Iris Kadenbach unterstützt als Trainerin und
Coach unter anderem Unternehmen bei betrieblichen
16
Veränderungsprozessen. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit
ist die überfachliche Qualifizierung in den Bereichen
Führung, Sozialkompetenz und Persönlichkeitsentwicklung.
Sabine Bleumortier arbeitet seit fast 15 Jahren
mit Ausbildenden, Azubibetreuenden und Auszubildenden
zusammen. In Trainings, Workshops und
Vorträ gen beschäftigt sie sich unter anderem mit allen
Belangen rund um die Berufsausbildung sowie mit
der Generation Z.
Faktor Zeit
Bei ihrer Arbeit mit Führungskräften und ausbildendem
Personal stellt Sabine Bleumortier regelmäßig fest,
dass es in den Betrieben oftmals an Zeit fehlt. Azubibetreuende
beispielsweise, die sich neben dem Tagesgeschäft
noch um die Neuzugänge im Betrieb kümmern,
täten sich bei der Ausbildung manchmal schwer. Insbesondere
wenn ein junger Mensch mehr Betreuung
braucht als andere, weil er zum Beispiel unter- oder
überfordert ist. Ein Gespräch mit Vorgesetzten und eine
Umschichtung von Aufgaben seien dann hilfreich:
„Ausbildende könnten dann weniger Arbeitspensum
und dafür mehr Zeit erhalten, um die jungen Menschen
auszubilden, zu betreuen und zu unterstützen.“
Iris Kadenbach regt zudem zur Priorisierung im
Arbeitsalltag an: „Will eine Kollegin etwas besprechen,
während ich beschäftigt bin, muss sie unter Umstän den
kurz warten. Klopft ein Auszubildender an die Tür und
hat eine Frage, kriegt er sofort eine Antwort.“
Sich mit den Bedürfnissen einer bestimmten
Generation auseinanderzusetzen, könne ebenfalls beim
Verständnis helfen, so die Ausbildungsexpertin:
„Zum Beispiel mit der Tatsache, dass der Generation Z
in der Ausbildung individuelle Zeit mit der Ausbilderin
oder dem Ausbilder wichtig ist.“ Sie wünsche sich
außerdem weitere Ansprechpartner im Betrieb, denen
sie bei Bedarf Fragen stellen dürften. Zudem habe
die Generation Z gelernt, auf sich acht zu geben, so
Iris Kadenbach. Das könne sich unter anderem darin
äußern, dass sich junge Lehrlinge bei Unwohlsein
eher krankmelden als ihre Vorgesetzten. Solche Verhaltensweisen
könnten bei Vorgesetzten dann durchaus
zu Unverständnis führen, wenn unklar sei, woher sie
rühren. „Da kommen dann auch mal Sprüche wie:
‚In meinem ersten Ausbildungsjahr habe ich damals
nicht so oft gefehlt.‘“ Diese Denkmuster lassen sich, laut
Sabine Bleumortier, jedoch schnell in Schulungen
auflösen. Und: Obwohl es wichtig sei, die Bedürfnisse
bestimmter Generationen zu kennen, sollten Ausbilderinnen
und Ausbilder auf jeden Auszubildenden auch
individuell eingehen und dessen Sorgen und Wünsche
ernst nehmen. Dafür braucht es Kommunikation.
Das können Sie konkret tun
1. Versetzen Sie sich in die jungen Menschen hinein.
Für Auszubildende beginnt mit der Lehre ein neuer
Lebensabschnitt. Während sie vor Kurzem umgeben
von Gleichaltrigen im Klassenzimmer saßen, müssen sie
sich nun mit Kolleginnen und Kollegen zurechtfinden,
die unter Umständen deutlich älter sind als sie selbst
– ein Aufeinandertreffen verschiedener Generationen.
Auch für die Ausbildenden ist das erst einmal eine
Umstellung. Was sie sich oft denken, so Sabine Bleumortier,
sind Sätze wie: „Bei uns war das damals noch ganz
anders.“ Oft werde von den Neuzugängen dann eine
schnelle Anpassung an die Gepflogenheiten des Betriebs
erwartet. Dabei sei jetzt der Moment, Verständnis für
die jungen Menschen zu zeigen, einen Schritt auf sie
zuzugehen. Hier könne es hilfreich sein, sich in den
unterschiedlichsten Situationen zu fragen: „Was würde
ich jetzt an seiner oder ihrer Stelle denken?“, so
Bleumortier.
2. Seien Sie kommunikativ.
Sowohl Sabine Bleumortier als auch Iris Kadenbach
betonen die Bedeutung von Kommunikation für das
Gelingen der Ausbildung. Dazu gehört das Feedback.
Dabei sei es wichtig, nicht immer nur in die Vergangenheit
zu blicken, sondern in die Zukunft zu schauen,
so Iris Kadenbach. „Nicht immer nur zu sagen, was hätte
anders laufen sollen, sondern zu kommunizieren, was
ich mir künftig wünsche: Wann will ich zum Beispiel,
dass etwas selbstständig erarbeitet wird, wann soll der
Auszubildende frühzeitig zu mir kommen?“ Solche
WorldSkills Germany Magazin – No. 22 / April 2022
17
und dem Auszubildenden die Eingliederung zu erleichtern.
„Wenn die jungen Menschen erst einmal gut
angekommen sind, lassen sie sich auf vieles ein, sind
langfristig zufrieden und entwickeln eine hohe Bindung
an das Unternehmen.“ Nach der Eingewöhnungszeit
könne man in einem Gespräch folgende Fragen klären:
„Was sind meine Erwartungen, was sind deine und
wie können wir diese miteinander vereinbaren?“ Zu
hohe Erwartungen vonseiten der Ausbilderinnen
und Ausbilder wirken sich auch negativ auf die Fehlerkultur
aus: „Manche Ausbildenden denken, Fehler
seien gar nicht erlaubt“, berichtet Sabine Bleumortier.
„Aber Auszubildende sind Lernende und machen
Fehler. Aus Fehlern lernen wir.“
„Gerade die Pandemie ist eine gute
Möglichkeit, neue Formate auszuprobieren.“
– Iris Kadenbach
Gespräche sollten einen regelmäßigen Charakter haben:
„Regeltermine klingen immer so verkopft, aber es
braucht eine feste Basis, auf der man sich zum Austausch
trifft.“ Und wenn sich junge Menschen verschließen?
Diese Frage hören die Expertinnen besonders
häufig in ihren Seminaren. Sabine Bleumortier empfiehlt
in so einem Fall, dennoch weiterhin das Gespräch
zu suchen: „Es hilft meist schon, wenn die Auszubildenden
wissen, da ist jemand, den ich im Fall der Fälle
ansprechen kann.“ Hilft auch das nichts und vom
Auszubildenden kommt wenig zurück, mache es Sinn,
sich an Kolleginnen und Kollegen zu wenden, die
einen besseren Bezug zum jungen Menschen haben.
Bleumortier sieht darin kein Versagen: „Wenn ich
50 Azubis habe, ist es logisch, dass darunter auch mal
jemand ist, an den ich nicht so leicht rankomme.“
Kommunikation ist ebenfalls gefragt, wenn die Ausbildung
im Betrieb optimiert werden soll. Dann könnte
nämlich Feedback von beiden Seiten eingeholt werden,
bei Auszubildenden und Ausbildenden, zum Beispiel
in einem Workshop oder per Online-Befragung.
4. Probieren Sie neue Lehrmethoden aus.
Eine Auszubildende oder ein Auszubildender wirkt
unmotiviert? Iris Kadenbach rät, in einem Gespräch
offen zu fragen, was er oder sie braucht: mehr Zeit,
weniger Zeit, Anleitung oder Begleitung zum Beispiel.
Bei überforderten Auszubildenden gilt es auszutesten,
wie diese am besten lernen, indem verschiedene
Lehrmethoden ausprobiert werden. Während der eine
Jugendliche Aufgaben am schnellsten begreift, indem
er sie direkt selbst angeht, braucht der andere vielleicht
eine längere theoretische Anweisung. „Gerade die
Pandemie ist eine gute Möglichkeit, neue Formate
auszuprobieren“, sagt Iris Kadenbach. Dabei müssen
nicht immer die Ausbilderinnen und Ausbilder den Ton
angeben, sondern können das Ruder auch mal an die
Auszubildenden abgeben. Diese könnten zum Beispiel
mit Vorschlägen aufwarten, wie man die Ausbildung
3. Schrauben Sie Ihre Erwartungen herunter.
Eine zu hohe Erwartungshaltung, was Leistungen,
eine Anpassung an den Betrieb oder auch Fehlerkultur
angeht, kann Folgen nach sich ziehen: „Die Auszubildenden
fühlen sich überfordert, nicht verstanden oder
wertgeschätzt, und springen dann wieder ab“, erklärt
Iris Kadenbach. Vor allem zu Beginn der Ausbildung sei
es deshalb wichtig, Erwartungen beiseitezustellen
18
in Zeiten pandemiebedingter Betriebsschließungen
gestalten könnte. Doch nicht nur Überforderung
spielt im Ausbildungsalltag eine Rolle. Manche Auszubildende
sind unterfordert und langweilen sich im
Betrieb. Sabine Bleumortier rät, Abwechslung in die
Aufgaben zubringen. „Nur weil ein Auszubildender
etwas gut kann, heißt das nicht, dass er das jetzt ein Jahr
lang machen muss.“ In kleineren Betrieben würden
junge Mitarbeitende oft schnell als vollwertige Arbeitskraft
eingesetzt. Routine setzt ein, die Vermittlung von
Wissen stagniert. Dabei müssten diese Betriebe gar
nicht alleine für neue Inspiration sorgen, so Iris Kadenbach.
Sie könnten auf externe Angebote setzen und
jungen Menschen die Teilnahme an Seminaren und
Workshops ermöglichen. So könne das tägliche „Mitlaufen“
der Auszubildenden im Betrieb mit Phasen neuer
Heraus forderungen verknüpft werden.
„Der Ausbilder sollte sich als Coach
sehen, als Unterstützer und Begleiter.“
– Iris Kadenbach
5. Zeigen Sie Wertschätzung.
„Eine Ausbildung auf Augenhöhe sollte eigentlich
selbstverständlich sein, ist es aber leider nicht immer“,
sagt Sabine Bleumortier. „Es gibt leider einige Unternehmen,
die Azubis noch als Lehrlinge sehen, die nichts
zu sagen haben.“ Dabei sei es essenziell, die jungen
Menschen ernst zu nehmen. „Dazu gehört, sie so
zu nehmen, wie sie sind, mit ihren Stärken und Schwächen.“
Um den Auszubildenden dieses Gefühl zu
ver mitteln und in ihnen Selbstsicherheit heranwachsen
zu lassen, schlägt Iris Kadenbach vor, ihnen Projekte
zuzuteilen, die nicht unbedingt etwas mit der originären
Ausbildung zu tun haben. Das könnte zum Beispiel
die Planung eines internen Events sein. „Meistens sind
das eigenständige Projekte mit einem kleinen Budget,
mit dem die Auszubildenden eigene Dinge initiieren, die
sie für wichtig halten oder auch Veränderungen anstoßen.
So eine Art Reverse Mentoring.“ Was das bewirkt?
„Die Auszubildenden merken, dass ihnen etwas
zuge traut wird und sie zeigen können, was sie neben
ihrer fachlichen Kompetenz noch draufhaben“, so
Kadenbach. Was außerdem Wertschätzung vermittle:
die jungen Menschen ihre Ausbildung mitgestalten zu
lassen, nachzufragen, welche Themen sie besonders
inte ressieren, an welchen Projekten sie teilhaben
wollen. Kadenbach zieht einen Vergleich zum Umgang
mit Enkel kindern: „Die würde man doch auch fragen:
‚Was möchtest du machen?‘“
6. Bleiben Sie begeisterungsfähig.
„Neugierde auf den Azubi, auf junge Menschen,
auf neue Methoden“ – das macht für Sabine Bleumortier
Begeisterungsfähigkeit aus. Es sei wichtig, dass Ausbildende
so für ihre Tätigkeit empfinden. „Das heißt
nicht, dass man jeden Tag jubelnd zur Arbeit kommen
muss.“ Doch Freude am Beruf springe auf den Betriebsnachwuchs
über. Wer sich schwertut, dem könne es
helfen, seine Aufgabe aus einem anderen Blickwinkel
zu betrachten: „Ausbildende sollten sich als Coaches
sehen, als Unterstützende und Begleitende. Es ist eher
inspirierend, in dieser Rolle zu sein, als nur reinen
Vorbildcharakter zu haben“, so Iris Kadenbach. Aus ihrer
Erfahrung ist Begeisterungsfähigkeit keine Frage des
Alters, sondern der Einstellung. Ein Ausbilder aus ihrem
Seminar sagte einmal: „Die Auszubildenden bringen
Freude in meinen Alltag, da fühle ich mich gleich
jünger.“ Das habe sich bei ihm tatsächlich im Ausbildungserfolg
widergespiegelt.
WorldSkills Germany Magazin – No. 22 / April 2022
19
„Wenn ich 50 Azubis habe, ist es logisch,
dass darunter auch mal jemand ist, an den
ich nicht so leicht rankomme.“ – Sabine Bleumortier
7. Reflektieren Sie Ihre Arbeit.
Jahre vergehen, zahlreiche junge Menschen haben die Ausbildung
im Betrieb bereits durchlaufen. Wer schon länger eine Funktion
als Ausbilder oder Ausbilderin innehat, wird sich vielleicht irgendwann
fragen, ob er oder sie noch alles richtig macht, ob die eigenen Ausbildungsmethoden
zum Beispiel noch zeitgemäß sind, und den Wunsch
hegen, sich Feedback einzuholen. Iris Kadenbach empfiehlt dazu
einen regelmäßigen Austausch und die Vernetzung mit anderen
Ausbilderinnen und Ausbildern. Die können aus dem eigenen Betrieb
stammen. Alternativ können sich Ausbildungsverantwortliche aus
unterschiedlichen Unternehmen zusammentun. Letzteres könnte laut
Sabine Bleumortier auch neue Impulse bringen, wenn man sich
anschaut, wie Ausbildung andernorts gestaltet wird.
Weitere Informationen finden Sie unter:
Berufsbildungsbericht 2021:
https://www.bmbf.de/bmbf/
shareddocs/downloads/
files/21-04-28-bbb-2021.
pdf?__blob=publicationFile&v=1
Interview mit dem „Personalmagazin“
via Haufe: https://
www.haufe.de/personal/
hr-management/berufsausbildung-wie-sich-ausbildungsabbruecheverhindern-lassen_80_419254.html
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Berufliche Bildung
Mehr als nur ein Job
Passgenaue Exzellenzförderung damit berufliche
Talente ihr Potenzial voll entfalten
Als DIE Zukunftsmacher bezeichnet er junge
Handwerker und Handwerkerinnen, wenn
es darum geht, die von der Politik vereinbarten
Zukunftsaufgaben anzupacken und umzusetzen.
Was aber muss getan werden, damit
leistungsstarke junge Leute Höchstleistungen
abrufen können, sich selbst verwirklichen
und ihr Können zum Nutzen der Handwerksbetriebe
einsetzen? Dazu gab Hans Peter
Wollseifer, Präsident des Zentralverbands des
Deutschen Handwerks (ZDH), der Redaktion
Auskunft.
Das Handwerk fordert eine Exzellenzstrategie in der
beruflichen Bildung. Warum ist das gerade in den
kommenden Jahren wichtig? Welche Vorteile haben
dadurch die Handwerksunternehmen?
Der Trend von Schulabgängerinnen und Schulabgängern
in Richtung Studium ist nach wie vor ungebrochen.
Das stellt unsere Ausbildungsbetriebe
im Handwerk vor große Herausforderungen. Allein im
vergangenen Jahr konnten über 18.000 Lehrstellen,
die unsere Betriebe angeboten haben, nicht besetzt
werden. Es gilt die Gleichwertigkeit der akademischen
und beruflichen Bildung noch deutlicher herauszustellen.
So muss Jugendlichen, Eltern und Lehrkräften
bewusst werden, dass Absolventen über beide Bildungswege
das gleiche Qualifikationsniveau erreichen und
ein gleich hohes Lebensarbeitseinkommen erzielen
können. Karriere kann gleichermaßen gemacht werden!
Und wer vorhat, sich selbstständig zu machen und
einen eigenen Betrieb zu leiten, dessen Chancen sind im
Handwerk derzeit so gut wie kaum je zuvor. Angesichts
all der anstehenden Zukunftsaufgaben beim Klimaschutz,
der Energiewende, bei Smart Home und Wohnungsbau
wird die Arbeit im Handwerk ganz sicher
nicht ausgehen. Wer Zukunft gestalten und Klimaschutz
aktiv als Beruf betreiben will, wem Nachhaltigkeit
wichtig ist, der ist im Handwerk genau richtig. Es sind
Handwerkerinnen und Handwerker, die die von der
Politik vereinbarten Zukunftsaufgaben anpacken und
umsetzen – sie sind im wahrsten Sinne des Wortes
DIE Zukunftsmacher.
Eine Exzellenzstrategie jedoch gibt es trotz dieser
großen Relevanz des Handwerks seit vielen Jahren
ausschließlich im akademischen Bereich. Das müssen
wir dringend ändern! Eine Exzellenzstrategie für
die berufliche Bildung ist ein ganz entscheidender und
wichtiger Schritt hin zu echter Gleichwertigkeit
und mehr Attraktivität der beruflichen Bildung. Damit
1
könnten wir unser Berufsbildungssystem nachhaltig
stärken, die Fachkräftesicherung sowie Innovationsfähigkeit
der Betriebe verbessern und die Suche nach
Unternehmensnachfolgerinnen und -nachfolgern
unterstützen. Davon profitieren unsere Handwerksbetriebe
dann unmittelbar.
WorldSkills Germany Magazin – No. 22 / April 2022
21
„Wir fordern eine Exzellenzstrategie
für die berufliche Bildung, die alle Bereiche
von der beruflichen Erstausbildung
über die Höhere Berufsbildung bis hin zur
Berufstätigkeit umfasst.“
Der Anteil von Abiturientinnen und Abiturienten
unter den Ausbildungsanfänger/innen im Hand -
werk hat sich in zehn Jahren mehr als verdoppelt
(2019: auf 14,5 %). Inwiefern ist die berufliche
Bildung im Handwerk für leistungsstarke Jugendliche
attraktiv und wie wird den Bedürfnissen in
der Ausbildung entsprochen?
Leistungsstärke lässt sich nicht nur am Abiturszeugnis
ablesen. Im Handwerk hat jeder die Chance,
Höchstleistungen zu zeigen und sich selbst zu ver
wirklichen. Dazu bieten sich viele attraktive Möglichkeiten.
Wer schneller ans Karriereziel kommen will,
hat verschiedene Optionen, seine Ausbildungszeit zu
verkürzen. Wer seine hohe Leistungsbereitschaft zeigen
will, kann bereits während der Ausbildung Zusatzqualifikationen
erwerben wie den Europaassistenten.
Wer die Welt entdecken will, kann Auslandsaufenthalte
im Rahmen von Förderprogrammen wie Erasmus+
absolvieren. Und wer sein hohes fachliches Können
unter Beweis stellen will, findet auf der Master
Pro fessional-Ebene attraktive Qualifikationen, wie
beispielsweise den Restaurator im Handwerk. Alle
Qualifizierungsangebote können also ganz indi viduell
an die eigene Karriereentwicklung und die persön
lichen Rahmenbedingungen angepasst und genutzt
werden.
2
Was zeichnet förderungswürdige Talente der beruflichen
Bildung Ihrer Meinung nach aus?
Es gibt im Handwerk viele überdurchschnittlich
qualifizierte und engagierte junge Menschen, die
bereit sind, im Beruf weit über das normale Maß hinauszugehen.
Sie zeichnen sich durch Eigeninitiative,
durch Leidenschaft für ihren Beruf und natürlich durch
fachliche und berufliche Erfolge aus. Für diese Talente
ist ihr Beruf mehr als nur ein Job – er ist ihre Berufung.
Unsere Aufgabe ist es, diese Talente zu erkennen und
passgenau zu fördern. Die besten Gesellinnen und
Gesellen rekrutieren wir beispielsweise für den Berufswettbewerb
„Profis leisten was“ (PLW). Die Bundessiegerinnen
und Bundessieger des Wettbewerbs haben
dann gute Chancen auf das mit 8.100 Euro dotierte
Weiterbildungsstipendium. In einigen Gewerken
können die PLW-Besten an der EuroSkills, Europameisterschaft
der Berufe, oder auch an den WorldSkills
teilnehmen.
Welche Möglichkeiten eröffnet eine Exzellenzstrategie
den Auszubildenden im Handwerk?
Eine passgenaue, umfassende Exzellenzstrategie
unterstützt Auszubildende, aber auch beruflich
qualifizierte Fachkräfte während des gesamten Ausbildungs-
und Berufslebens. Dazu ist es wichtig,
die bestehenden Förderinstrumente aber noch weiter
auszubauen. Die Förderung im Aufstiegs-BAföG muss
erweitert, Weiterbildungsstipendien grundständig
ausgebaut und die steuerliche Anrechnung der Weiterbildung
verbessert werden. Dann können berufliche
Talente zu jeder Zeit ihr volles Potenzial entfalten. Da
die Komplexität der Berufe zunimmt, gewinnt die
Höhere Berufsbildung insgesamt an Bedeutung. Eine
Exzellenzstrategie muss daher Anreize setzen, damit
junge Menschen stärker die Qualifizierungs- und
Karriereangebote, wie die Meisterqualifikation, nachfragen
und in Angriff nehmen.
Welche (inhaltlichen) Schwerpunkte sollte eine
Exzellenzstrategie in der beruflichen Bildung
aus Ihrer Sicht in den kommenden Jahren setzen?
„Brauchen ein Netzwerk, das
transparent alle Exzellenzgruppen
und Exzellenzaktivitäten miteinander
verknüpft.“
22
3
Wir fordern eine Exzellenzstrategie für die beruf liche
Bildung, die alle Bereiche – von der beruflichen Erstausbildung
über die Höhere Berufsbildung bis hin zur Berufstätigkeit
– umfasst. Wir schlagen vor, die dazugehörigen
Aktivitäten je nach Zielgruppe zu bündeln: im Bereich
„Berufswettbewerbe“ etwa, indem die Vorbereitung der
deutschen Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf internationale
Wettbewerbe stärker unterstützt wird. Im Bereich
„Internationalität“ sollte ein Deutscher Beruflicher Austauschdienst
(DBAD) geschaffen werden. Im Bereich
„Digitalisierung“ braucht es exzellente digitale Lehrund
Lernkonzepte in den Exzellenzakademien des Handwerks.
Und im Bereich „Innovationen“ sollten neuartige
Koope rationsformen zwischen Bildungseinrichtungen der
Hochschulen und des Handwerks etabliert werden, wie
FabLabs oder Makerspaces.
Als Fundament der Exzellenzstrategie brauchen wir
ein Netzwerk, das transparent alle Exzellenzgruppen
und Exzellenzaktivitäten miteinander verknüpft. Wir sind
zuversichtlich, dass wir mit der neuen Bundesregierung
bei diesem so wichtigen Thema einen großen Schritt
weiterkommen können.
„Eine Exzellenzstrategie für die
berufliche Bildung ist ein ganz entscheidender
und wichtiger Schritt hin
zu echter Gleichwertigkeit und mehr
Attraktivität der beruflichen Bildung.“
1 Julian Kiesl (l.) und
Niklas Berroth sind
exzellente Betonbauer.
Mit Bronze bei den
WorldSkills Kasan 2019
und dem 2. Platz bei
den EuroSkills Graz 2021
haben sie dies besonders
unter Beweis gestellt.
2 Schreiner Florian
Meigel zeigte als Kammer-,
Landes- und Bundessieger
in seinem Gewerk beste
Leistung während und
nach der Ausbildung.
Bei den WorldSkills Kasan
2019 wurde er mit
einer Exzellenz medaille
ausgezeichnet.
3 Setzt sich für die
Exzellenzförderung im
Handwerk ein: Hans Peter
Wollseifer, Präsident
des Zentralverbands des
Deutschen Handwerks.
WorldSkills Germany Magazin – No. 22 / April 2022
23
Berufliche Bildung
Exzellenz auch in der Praxis
Zusatzqualifikationen zur
frühzeitigen Exzellenzförderung
Instrumente und Maßnahmen, um Exzellenz in der beruflichen Bildung zu
fördern, sind in Deutschland bereits vorhanden. Das Land müsse hier
nicht bei null anfangen, sagt Nico Schönefeldt, Bereichsleiter Ausbildung
beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK). Mit der
Redaktion sprach er über weitere Potenziale der Exzellenzförderung, wie
Berufsschulen und Unternehmen sich des Themas annehmen und welche
Bedeutung dies für junge Fachkräfte hat.
Seit 2006 ehrt der DIHK Deutschlands beste IHK-
Absolventinnen und -Absolventen. Warum ist es
Ihnen wichtig, Exzellenz in der beruflichen Bildung
hervorzuheben?
Im IHK-Bereich gibt es rund 250 verschiedene
Ausbildungsberufe, für die sich junge Menschen nach
der Schule entscheiden können. Jährlich legen rund
300.000 junge Menschen ihre Abschlussprüfungen in
einem IHK-Beruf ab. Wenn es einem Azubi dann
gelingt, in seinem oder ihrem Beruf als der oder die
Beste in ganz Deutschland abzuschneiden, ist diese
besondere Leistung eine Würdigung auf ganz großer
Bühne wert. Darum veranstalten wir seit 2006 mit
jeweils rund 1.000 Gästen unsere Bundesbestenehrung
in Berlin, die in alle Regionen Deutschlands strahlt.
Unsere Feier ist eine große Leistungsschau der beruflichen
Bildung insgesamt, stellt unsere vielen spannenden
IHK-Berufe ins Rampenlicht und beweist, dass
Exzellenz nicht nur im akademischen Bereich, sondern
auch durch Praxis entsteht.
1
In den vergangenen Jahren betrug der Anteil der
Abiturientinnen und Abiturienten unter den Auszubildenden
in Industrie, Handel und dem Dienstleistungsbereich
konstant rund 35 Prozent.
Spiegelt der Schulabschluss bzw. Abschlussnoten
Ihrer Meinung nach wider, wie talentiert junge
Menschen für eine Ausbildung sind?
Das Talent eines jungen Menschen für eine Ausbildung
allein an den Schulnoten festzumachen, greift
sicher zu kurz. Die Unternehmen erwarten zurecht ein
Mindestmaß an Deutsch- und Mathekenntnissen, die
essenziell sind, um eine Ausbildung erfolgreich abzuschließen.
Wichtig sind aber auch die persönliche
Eignung und der feste Wille, sein Ziel zu erreichen.
Das spiegeln uns auch die Unternehmen wider, wenn
sie in unserer DIHK-Ausbildungsumfrage mit rund
70 Prozent angeben, dass sie Leistungsschwächeren
Ausbildungschancen geben und sie auch durch eigene
Nachhilfe auf ihrem Ausbildungsweg unterstützen.
Das Schulzeugnis ist für die Betriebe laut unserer
DIHK-Ausbildungsumfrage zwar weiter das zweithäufigste
Instrument der Wahl zur Eignungsfeststellung. Auf
Platz eins liegt aber das Bewerbungsgespräch. Hier
können sich die Unternehmen einen guten Eindruck von
Motivation und Persönlichkeit machen. Aus der Ausbildungspraxis
schildern Unternehmen, dass mangelnde
Kenntnisse etwa in Deutsch, Mathe oder Naturwissenschaften
oft durch Nachhilfe ausgeglichen werden
können. Fehlendes Interesse am Beruf, mangelnde
Einsatzbereitschaft oder Sozialkompetenzen sind
hingegen viel schwieriger wettzumachen.
Und um Ihre Frage zu den Abiturientinnen und
Abiturienten zu beantworten: Im IHK-Bereich hat
2007 ungefähr jeder vierte Azubi eine Ausbildung mit
24
2
„Wer weiß, wo die eigenen Interessen
liegen und welches die individuellen
Talente sind, kann diese Bereiche leichter
stärken.“
Abitur begonnen; inzwischen ist es gut jeder dritte
Azubi. Dass die Berufe des IHK-Bereichs so gut
bei Abiturienten ankommen, freut uns und ist nicht
zuletzt auf das intensive Werben der Unternehmen
um leistungsstarke junge Menschen zurückzuführen.
Braucht Deutschland in der beruflichen Bildung
eine konkretere Strategie zur Förderung von
Exzellenz in der beruflichen Bildung? Wenn ja, wie
könnte diese Ihrer Meinung nach auch bundesländerübergreifend
aussehen?
Es ist nicht so, dass Deutschland in Sachen Exzellenzförderung
in der beruflichen Bildung bei null
anfangen müsste. So fördert die Stiftung Begabtenförderung
Berufliche Bildung (SBB) mit ihren Stipendien
seit Jahren Talente in der beruflichen Bildung. Die neue
Bundesregierung will Exzellenzförderung laut Koalitionsvertrag
weiter stärken, eine Exzellenzinitiative
Berufliche Bildung auf den Weg bringen und die
Begabtenförderungswerke des Bundes für die berufliche
Bildung öffnen. Ich bin sehr gespannt auf die konkrete
Ausgestaltung.
Ich finde es wichtig, leistungsfähige junge Menschen
schon während der Ausbildung frühzeitig zu fördern, sei
es durch ein reichhaltiges Angebot an Zusatzqualifikationen,
die über die Ausbildungsinhalte hinausgehen,
oder über Auslandspraktika. Hier gibt es das Netzwerk
„Berufsbildung ohne Grenzen“, das Unternehmen und
Azubis dabei hilft, Teile der Ausbildung im Ausland zu
absolvieren. Win-win für beide Seiten: Die Azubis
erweitern ihre Sprachkenntnisse und machen wichtige
kulturelle und soziale Erfahrungen. Die Betriebe sorgen
für künftige Fachkräfte mit umfassenden Kompetenzen.
Ich bin sehr dafür, diese Strukturen auszubauen zu
einem Deutschen Beruflichen Austauschdienst (DBAD)
WorldSkills Germany Magazin – No. 22 / April 2022
25
analog zum existierenden Deutschen Akademischen
Austauschdienst (DAAD) im akademischen Bereich.
Nachfrage: Ab wann wäre eine solche Exzellenzförderung
besonders sinnvoll? Was wären die
Vorteile in der Schul- und Ausbildungszeit oder
dann, wenn sich Fachkräfte durch sehr gute
Ausbildungsabschlüsse als besonders leistungs -
stark zeigen?
Die Lernforschung zeigt, dass der Grundstein für
den Bildungserfolg bereits in der frühen Bildung
gelegt wird und Bildungsdefizite nur schwer aufzuholen
sind. Es gilt daher schon frühzeitig und entlang der
gesamten Bildungskette anzusetzen, um junge Talente
schulisch und außerschulisch zu fördern, für die
berufliche Bildung zu begeistern und sie darin zu
unterstützen, den für sie passenden Beruf und Weg als
künftige Fach- oder Führungskraft in den Unternehmen
zu wählen. Aus den Erkenntnissen der Bildungsforschung
können Sie daher auch schlussfolgern:
Wer weiß, wo die eigenen Interessen liegen und welches
die individuellen Talente sind, kann diese Bereiche
leichter stärken. Das kann so weit gehen, dass man die
eigene Berufung zum Beruf macht.
Ein gutes Beispiel ist die MINT-Förderung. Hier
machen viele Unternehmen und IHKs schon im
frühkindlichen- und Grundschulbereich Angebote, um
Interesse an den Themen Mathematik, Naturwissenschaften,
Informatik und Technik zu wecken, zu halten
und weiter auszubauen. Exzellenzförderung beginnt
schon früh, mit der Berufsorientierung und dem praxisund
erfahrungsorientierten Kennenlernen verschiedener
Berufsfelder.
Wichtig ist es auch, Eltern einzubinden und die
berufliche Ausbildung – auch für leistungsstarke
Jugendliche und an Gymnasien – als attraktive und
gleichwertige Alternative zur akademischen Laufbahn
zu bewerben. Die vielfältigen Entwicklungs- und
Weiterbildungsmöglichkeiten können dabei überzeugende
Argumente sein.
„In einer sich immer schneller wandelnden
Arbeitswelt werden auch Kompetenzen
wie Adaptionsfähigkeit, Kreativität
und Problemlösungsfähigkeit und sogenannte
‚Future Skills‘ immer wichtiger.“
3
26
Wie können Berufsschulen und
Betriebe in Zukunft begabte
junge Fachkräfte in pädagogischer
Sicht noch besser fördern? Haben
Sie ggf. ein konkretes Beispiel,
wie dies schon heute umgesetzt
wird?
Durch eine Ausbildung wird
neben beruflicher Handlungsfähigkeit
nicht nur die Fachkompetenz
entwickelt, sondern nicht
zuletzt auch die Sozialkompetenz
der Auszubildenden gefördert.
Durch unsere DIHK-Ausbildungsumfrage
und Berichte aus Unternehmen
wissen wir, dass in der
Arbeitswelt immer mehr Wert auf
soziale Fähigkeiten bzw. Soft
4
Skills wie Kommunikations-,
Kooperations- und Teamfähigkeit
gelegt wird.
In einer sich immer schneller wandelnden Arbeitswelt
werden auch Kompetenzen wie Adaptionsfähigkeit,
Kreativität und Problemlösungsfähigkeit und soge
nannte „Future Skills“ immer wichtiger. Im Zuge der
dualen Berufsausbildung wird das neben der
Technik offenheit der Ausbildungsordnungen durch
die päda gogische Begleitung der Auszubildenden
durch geschulte Lehrkräfte in den beruflichen Schulen
sowie die Aus bilderinnen und Ausbilder in der
betrieb lichen Praxis vermittelt. Die dualen Partner –
Berufsschule und Ausbildungsunternehmen –
fördern zum Beispiel Team arbeit und unternehmerisches
Denken und Handeln durch Planspiele,
Wettbewerbe und Schüler firmen.
Schließlich ist es nicht zuletzt für die Unternehmen
entscheidend, dass es Talenten der beruflichen
Bil dung gelingt, Innovationen in die berufliche Praxis,
Produkte und Dienstleistungen zu übersetzen. Das
Zusammen spiel von Theorie und Praxis in der dualen
Ausbildung unterstützt das sehr zielgerichtet.
Was würde eine solche Förderung für die Auszubildenden
selbst bedeuten?
Eine solche Förderung fördert Selbstbewusstsein,
Motivation und Einsatzbereitschaft der Auszubildenden.
Hieraus können sich individuelle Fach- und Führungskarrieren
bis zum Unternehmertum auf der
Grundlage der dualen Erstausbildung ergeben.
Eine darauf aufbauende Höhere Berufsbildung kann
zusätzliche Perspektiven eröffnen. Es muss aber nicht
immer die „steile“ Karriere sein. Auch die mit einer
solchen Förderung einhergehende Wertschätzung, eine
daraus resul tierende größere (Selbst-)Sicherheit und
persönliche Zufriedenheit im Beruf sind ein großer
Gewinn – ebenso wie das persönliche Netzwerk, das sich
aus einer solchen Förderung ergeben kann.
1 Niklas Meiser (l.) und 3 Für Nico Schönefeldt,
Moritz Roth wurden als Bereichsleiter Ausbil dung
Mechatronik-Auszubildende
durch die Teilnahtrie-
und Handelskam
beim Deutschen Indusme
an den Deutschen mertag, beginnt Exzellenzförderung
bereits in
Meister schaften Industrie
4.0 bereits in der Aus der Berufsorientierung.
bildung gefördert. 2023
werden sie Deutschland 4 Nach dem zweiten
bei den EuroSkills
Platz bei den Deutschen
vertreten.
Meisterschaften Industriemechanik
2019 gewann
2 Industriemechaniker Tim Herrmann bei der EM
Franz Radestock erhielt der Berufe 2021 in Graz
von seinem Unternehmen die Goldmedaille.
viel Unterstützung
während der Ausbildung.
2019 war er bei der WM
der Berufe in Kasan dabei.
Heute ist er selbst
Ausbilder.
WorldSkills Germany Magazin – No. 22 / April 2022
27
Best Practice
Gute Ausbildung ist
Chefsache
1
Alexios hat Angst. Schon zwei Mal ist er durch
die mündliche Abschlussprüfung gefallen. Im
Betrieb erzielt der 20-jährige Deutsch-Grieche
gute Arbeitsergebnisse und auch seine Berufsschulnoten
lassen nichts zu wünschen übrig.
Aber sobald er eine Präsentation halten soll,
verlässt ihn der Mut. Ihm bleiben buchstäblich
die Worte im Hals stecken. Alexios ist in
Deutschland geboren und aufgewachsen, und
absolviert eine Ausbildung als Logistikkaufmann
in einem Großhandelsunternehmen.
Jetzt steht er plötzlich kurz vor dem Aus
seiner beruflichen Träume und überlegt ernsthaft,
abzubrechen.
Elke Reuschel, Geschäftsführerin des Weiterbildungsanbieters
trainInstinct kennt das Problem. Das
Unternehmen hat sich u. a. auf das Coaching von Aus
zu bil denden spezialisiert. „Ausbildungsabbrüche
geschehen meist nicht aus unvermeidbaren Gründen
wie Allergien oder Insolvenz, sondern viel öfter aus
betrieblichen und persönlichen Motiven. Je besser das
Ver trauensverhältnis zwischen ausbildendem Unternehmen
und Auszubildendem, desto einfacher ist es,
eine Lösung zu finden.“
Eine funktionierende Feedbackkultur, ausreichend
Wertschätzung und klare Strukturen nennt die
Expertin als Erfolgsgarant für eine gute Ausbildung.
Meist seien es gerade weiche Faktoren, die über
Abbruch oder Fortsetzung einer Ausbildung entscheiden
würden. Das unterstreichen auch die Expertinnen,
die im Beitrag „7 Tipps, wie Sie junge Menschen in der
Ausbildung fördern können“ ab Seite 16 zu Wort
kommen.
Ganzheitliches Ausbildungskonzept als Erfolgsfaktor
Eine große Herausforderung für Unternehmen
sieht Reuschel in der mangelnden Kommunikationsfähigkeit
der Generation Z. „Auch wenn junge Menschen
heute viel selbstbewusster auftreten als früher,
sind sie doch oft unsicher im Umgang mit anderen.
Sie kennen sich in der digitalen Welt aus, aber wie
sie am Telefon jemanden ordentlich begrüßen, wissen
sie oft nicht.“
Das sieht Timo Weber, Geschäftsführer der Visco
Jet Rührsysteme GmbH, ähnlich. Das Unternehmen
bietet Rührwerklösungen für verschiedene Branchen
an, beispielsweise für die Lebensmittelindustrie,
die Kosmetikbranche oder die Pharma- und
Chemieindus trie. 32 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
sind in dem mittelständischen Familienunternehmen
beschäftigt, darunter acht Azubis in den drei Aus
28
„Auch wenn junge Menschen heute viel
selbstbewusster auftreten als früher,
sind sie doch oft unsicher im Umgang mit
anderen. Sie kennen sich in der digitalen
Welt aus, aber wie sie am Telefon jemanden
ordentlich begrüßen, wissen sie oft nicht.“
– Elke Reuschel, Geschäftsführerin trainInstinct
bildungsberufen Industriekaufleute, technische/r
Produktdesigner/in und Mechatroniker/in. „Wir stellen
immer mehr fest, dass wir neben den fachlichen
Kom petenzen auch grundsätzliche Fähigkeiten und
Sozialkompetenzen vermitteln müssen wie Pünktlichkeit,
Zuverlässigkeit und grundlegende Kommunikations
regeln.“ Für den Geschäftsführer ist Ausbildung
Chef sache. „Es braucht ein ganzheitliches
Konzept, um Auszubildende zu gewinnen und zu halten.
Dazu gehören für mich vor allem ein attraktives Ausbildungsangebot
und eine persönliche und umfassende
Betreuung im Betrieb.“
Visco Jet versteht sich als familiengeführter attraktiver
Arbeitgeber und hat ein umfangreiches Ausbildungskonzept
entwickelt, das potenzielle Auszubildende
im Voraus einsehen können. Während ihrer Ausbildung
durchlaufen sie alle Abteilungen – unabhängig vom
Ausbildungsberuf. So erhalten sie ein vollumfängliches
Bild des Unternehmens. In jeder Abteilung stehen ihnen
Ausbildungsbeauftragte zur Seite. Zudem gibt es im
Unternehmen eine Ausbildungsverantwortliche, die
sich zusätzlich um die Betreuung der Auszubildenden
kümmert. „Das ist ein Eigengewächs“, schmunzelt
Weber. „Sie hat bei uns bis 2019 ihre Ausbildung als
Industriekauffrau absolviert und danach schnell die
Verantwortung für das komplette Ausbildungskonzept
übernommen, natürlich in Anlehnung an den IHK-
Rahmenplan.“
Auch die DMG Mori AG setzt auf eine ganzheitliche
Betreuung und ein fundiertes Ausbildungskonzept.
Ein ganzes Team von Vollzeit-Ausbilderinnen und
-Aus bildern steht den Azubis fachlich und persönlich
zur Seite, berät und motiviert als Lernbegleitung.
Der international agierende Hersteller von Werkzeug
maschinen beschäftigt über 6.800 Mitarbeitende
weltweit. 225 von ihnen durchlaufen zurzeit eine
Ausbildung in den Bereichen Mechatronik, Industriemechanik,
Elektronik, Zerspanungsmechanik,
Technisches Produktdesign, Lagerlogistik, Fachinformatik
und Produktionstechnologie sowie als Industriekauffrau
bzw. Industriekaufmann. Daneben bietet
das Unternehmen zahlreiche duale Studiengänge.
Persönliche Weiterentwicklung durch Projektarbeit
„Die Berufsausbildung bei DMG Mori gliedert sich
in vier Phasen, beginnend mit der Grundausbildung im
Ausbildungscenter“, erläutert Jan Scharffenberg,
Manager Konzernausbildung. „Bereits hier stellen wir
Zukunftsthemen in den Fokus, zum Beispiel mit den
Modulen ‚Grundlagen der Digitalisierung‘ und ‚Digitales
Lernen‘.“ Nach 18 Monaten findet der 1. Teil der
Abschlussprüfung statt. In der 2. Phase durchlaufen
Auszubildende die jeweiligen Fachabteilungen. Nach der
3. Phase mit einem praktischen Teil bildet die 4. Phase
den Abschluss der Ausbildung. Die Auszubildenden
werden in ihrer jeweiligen Zielabteilung eingesetzt und
bereiten sich auf die finalen Abschlussprüfungen vor.
Abgerundet wird die Phase durch zusätzliche Lernangebote,
wie einen Grundkurs zur Automatisierung.
Einen Schwerpunkt der Ausbildung setzt DMG Mori
auf Projektarbeit, bei der die Auszubildenden
viel Freiraum für eigene Ideen
erhalten und ihre Fähigkeiten in interdisziplinären
Teams schulen können.
„Unsere Azubis setzen dann in unserem
,Smart Education Center‘ ein ganzheitliches
Ausbildungsprojekt um“, so
Scharffenberg. „Hier bauen sie unter
Anleitung – aber selbstständig –
komplette Maschinen für unsere Kunden.
Das fördert die Arbeit im Team und
schafft ein Verständnis für die komplexen
Zusammenhänge in unseren Hightech-
Maschinen.“
Besonders leistungsstarke Azubis
fördert DMG Mori zusätzlich mit Einsätzen
auf Messen und in Kundenprojekten mit
2
WorldSkills Germany Magazin – No. 22 / April 2022
29
„In Workshops erarbeiten wir mit
unseren Auszubildenden auch
eigene digitale Lerninhalte. Das schafft
maximale Transparenz und ein tolles
Wir-Gefühl zwischen Azubis und Aus
bildern – ein Booster für die Motivation
auf beiden Seiten.“
– Jan Scharffenberg,
Manager Konzernausbildung DMG Mori
3
besonders hohen Anforderungen oder bei den Berufemeisterschaften
WorldSkills. Und das mit Erfolg:
Das Unternehmen hat bereits fünf Deutsche Meister und
vier Vizemeister im CNC-Drehen hervorgebracht
und auf internationaler Ebene dreimal die „Medallion
for Excellence“ erhalten.
Bei Visco Jet spielt die Projektarbeit ebenfalls eine
wichtige Rolle. Die Auszubildenden sollen lernen,
als Team zusammenzuwachsen und gemeinsam Verantwortung
zu übernehmen. Wie beim sogenannten
„Müll-Projekt“: „Unsere Azubis hatten gemeinschaftlich
die Aufgabe, das Thema Ressourcenverschwendung
im Unternehmen genau anzuschauen“, erläutert
Geschäftsführer Weber. Sie haben dann ein komplettes
Lösungskonzept mit verschiedenen Maßnahmen
auf gestellt. Bis heute nutzen wir zum Beispiel unseren
Kaffeesatz und düngen damit unsere betriebseigenen
Pflanzen.“ Methoden- und Sozialkompetenz sollen damit
entwickelt und geschult werden. Neben den Projekten
treffen sich alle Auszubildenden jede Woche zu einem
eigenen Jour fixe, bei dem sie sich austauschen und über
verschiedene Themen diskutieren. „Wir wollen jungen
Menschen einfach eine bestmögliche Ausbildung bieten
und vor allem die richtigen Anreize zur persönlichen
Weiterentwicklung setzen“, sagt Weber.
Persönliche Weiterentwicklung ist auch für Weiterbildungsanbieterin
Elke Reuschel ein wichtiger Punkt
für eine erfolgreiche Ausbildung, aber auch eine
unternehmerische Herausforderung. „Die Heterogenität
ist heute besonders groß, Jugendliche mit
unterschiedlichsten Bildungsbiografien und kulturellem
Hintergrund treffen in der Berufsschule und im
Betrieb aufeinander. Jeder bringt andere schulische
oder sprachliche Qualifikationen mit.“ Das mache es
für Unternehmen besonders schwierig, da jeder
Einzelne gemäß seinem Ausbildungsstand und seinen
Voraussetzungen individuell gefördert werden müsse.
Projektarbeit sei unter diesem Aspekt besonders
wichtig. Zudem rät die Expertin zur Vernetzung der
Auszubildenden. „Das erzeugt soziale Nähe, und
der Erfahrungsaustausch macht Mut, selbst neue
Schritte zu wagen.“
Investition in die eigene Zukunft
Den entscheidenden Erfolgsfaktor sieht Timo Weber
von Visco Jet in der Bedeutung, die der Ausbildung in
der eigenen Organisation zukommt, unabhängig von
der Unternehmensgröße. Sei das Thema nicht hoch
genug aufgehängt, fehle das Verständnis innerhalb des
Unternehmens. Darunter leide die Qualität der Ausbildung.
„Bei uns ist Ausbildung Teil unseres Selbstverständ
nisses und gehört zu unserer gesellschaftlichen
Verantwortung. Natürlich kostet das Zeit, Geld und
Mühe“, so der Firmeninhaber. Angesichts des Fachkräftemangels
sei Ausbildung jedoch „immer noch eine
lohnende lang fristige Investition in das eigene Unternehmen“.
Jan Scharffenberg von DMG Mori stimmt dem zu.
Ausbildung sei immer eine Teamleistung: vom höchsten
Management über alle Abteilungen hinweg bis zum
Azubi selbst. Selbstverständlich koste Ausbildung Geld
– „aber keine Ausbildung ist viel teurer. Wir investieren
schließlich in unsere eigene Zukunft.“
Apropos eigene Zukunft: Auch der angehende
30
Logistikkaufmann Alexios hat gemeinsam
mit seinem Ausbildungsbetrieb eine Lösung
gefunden. Das Team von trainInstinct hat
ihn schrittweise gecoacht und so gezielt auf
die mündliche Prüfung vorbereitet. Mit
Erfolg: Alexios hat die Prüfung bei seinem
dritten Anlauf bestanden und wurde von
seinem Ausbildungsbetrieb übernommen.
1 Die Auszubildenden bei Visco Jet
durchlaufen alle Abteilungen des
Unternehmens ein Mal.
4
2 WorldSkills-Bundestrainer Hanno
Hapke (l.) und Tim Zelmer, Sieger der
Deutschen Meisterschaft CNC-Drehen
2014.
3 Persönliche Weiterentwicklung ist
für Weiterbildungsanbieterin Elke
Reuschel (r.) ein wichtiger Punkt für
eine erfolgreiche Ausbildung.
4 Die DMG Mori Academy bildet
Fachkräfte auch nach dem WorldSkills-
Prinzip des Lernens im Wettbewerb
weiter.
Weitere Informationen finden Sie unter:
https://www.mittelstandsbund.de/themen/arbeit/themenschwerpunkt-ausbildung-im-mittelstand/
https://www.ifm-bonn.org/statistiken/
mittelstand-im-einzelnen/auszubildende
Eine ausführliche Version des
Artikels finden Sie unter:
https://www.
worldskillsgermany.com/de/
blog/2022/04/26/
gute-ausbildung-ist-chefsache/
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Engagement
Weltmeisterlich ausbilden
WorldSkills Germany-Award für Exzellenz in der Ausbildung
Im Jahr 1953 trat Deutschland der internationalen
WorldSkills-Gemeinschaft bei und beteiligt sich
seitdem an Berufswettbewerben weltweit. Seit der
Gründung des WorldSkills Germany e. V. 2006 nahmen
allein 394 Fachkräfte an den EuroSkills und WorldSkills
teil und erzielten dabei 44 Gold-, 46 Silber- und 38
Bronzemedaillen sowie 138 Exzellenzmedaillen für
herausragende Leistungen. Diesen Erfolgen vorausgegangen
waren regionale und nationale Wettbewerbe
mit mehreren Zehntausend Wettkampfteilnehmenden.
Hinter dieser enormen Anzahl an Fachkräften, die sich
durch das Lernen im Wettbewerb weiterbilden konnten,
stehen zahlreiche engagierte Unternehmen und
Verbände, denen die Nachwuchsförderung besonders
wichtig ist. Sie möchte WorldSkills Germany künftig
mit dem Award „Weltmeisterlich ausbilden“ besonders
ehren.
Die Auszeichnung ist dabei einzigartig, hebt sie
doch das besondere Engagement im Bereich innovativer
Trainingskonzepte hervor. So sollen all jene geehrt
werden, die Talente frühzeitig erkennen und ihnen die
entsprechende Förderung zukommen lassen.
Bewerben können sich alle Unternehmen und
Verbände, die in den vergangenen sechs Jahren (2017 –
2022) Fachkräfte zu Trainingscamps, regionalen,
nationalen, internationalen oder inklusiven Berufswettbewerben
sowie weiteren Wettbewerben (z. B. Digital
Youngsters) entsendet haben. Die Bewerbung für den
Award beginnt Ende April und endet am 31. Juli 2022.
Die Ehrung der Sieger des Awards „Weltmeisterlich
ausbilden“ ist für den Herbst 2022 geplant.
Mehr Informationen zum Award sowie die
Möglichkeit zur Bewerbung finden Sie auf:
https://www.worldskillsgermany.com/de/awardweltmeisterlich-ausbilden
WorldSkills Germany Magazin – No. 22 / April 2022
33
junge Stimmen
Der Zusammenhang zwischen Fordern
und Fördern müsste Ausbildungsbetrieben
bewusster werden
Junge Fachkräfte über Exzellenz in der Berufsbildung
Was muss ein Ausbildungsbetrieb in den Augen
junger Fachkräfte leisten können, um eine
exzellente Ausbildung zu ermöglichen? Fördern
Berufs schule oder Betrieb gezielt überdurchschnittliche
Leistungen unabhängig von Noten?
Was ist, wenn man sich unterfordert fühlt? Und
warum lohnt es sich überhaupt besondere
Talente zu fördern?
Ausschlaggebend für ein gutes Ausbildungsprogramm
ist ein Ansprechpartner,
der zum einen motiviert und
interessiert daran ist, jemandem etwas
beizubringen, und zum anderen auch
die Zeit und Möglichkeiten dazu hat.
Ausbildungsbetriebe sollten sich also
der höheren Auslastung der Ausbilder
und Ausbilderinnen bewusst sein und
kompetente Personen für die Aufgabe
auswählen.
Gerade in der Ausbildung sollten jedem,
egal ob lernschwächer oder besonders
stark, alle Möglichkeiten offenstehen.
Jedem sollten individuelle Entwicklungsmöglichkeiten
geboten werden.
Auch wenn sie besonders gut sind,
kann man schauen, ob Weiterbildungen
oder eine Ausbildungs-Verkürzung
möglich sind. Damit beugt man auch
Unterforderung vor.
Anna Wambach, 22 Jahre, Medienkauffrau
Digital und Print, NWB
Verlag
Lena Meyer, 24 Jahre, Medienkauffrau
Digital und Print, NWB Verlag
34
Ich habe mich auf jeden Fall schon einmal
unterfordert gefühlt. Das Problem ist, dass
die Berufsschule nur schwer die unterschiedlichen
Lernbedürfnisse aller Schülerinnen
und Schüler abdecken kann. Die
Situation kann bisweilen sehr frustrierend
sein. Aber durch meine Teilnahme an den
WorldSkills habe ich einen entsprechenden
Ausgleich, durch den ich mich intensiver
mit sehr spannenden Themen auseinandersetzen
kann. Das hilft enorm.
Maren Nagel, 24 Jahre, Fachkraft für
Abwassertechnik, Stadtentwässerungsbetriebe
Köln
Ich habe bereits erfahren, dass man die Option
hat, die Ausbildung von 2,5 auf 2 Jahre zu
verkürzen, wenn die schulischen Leistungen
gut sind. Und dass bei einem guten Abschluss
der Ausbildung die Option auf ein Studium
besteht, das der Betrieb zur Hälfte mitfinanziert.
Meiner Meinung nach sollten ganz klar auch
diejenigen, die überdurchschnittliche
Leistungen haben, gefördert werden. In
jeder Hinsicht, egal ob berufsübergreifend
oder fachbezogen. Um das vorhandene
Potenzial weiterzuentwickeln und natürlich
auch, um damit noch mehr Anreize für
besondere Leistungen zu schaffen. Außerdem
profitiert am Ende ja nicht nur der
Auszubildende davon, auch der Arbeitgeber
hat davon einen großen Mehrwert, da der
Azubi ziemlich wahrscheinlich deutlich
früher anspruchsvollere und verantwortungsvollere
Arbeiten erledigen kann und
zu einer Führungskraft heranwächst. Der
Zusammenhang zwischen Fordern und
Fördern müsste deswegen vielen Ausbildungsbetrieben
deutlich bewusster werden.
Simon Dorndorf, 22 Jahre, Anlagenmechaniker,
Sanitär-Heizung-Klimatechnik
Schaumann GmbH
Juliana Leven, 18 Jahre, Medienkauffrau
Digital und Print, NWB Verlag
Die vollständigen Interviews mit jungen Menschen
aus ganz Deutschland lesen Sie unter: https://
www.worldskillsgermany.com/de/blog/2022/04/22/
zusammenhang-zwischen-fordern-und-foerdern
WorldSkills Germany Magazin – No. 22 / April 2022
35
Weltweit
In Österreich werden Talente
mit System gefördert
Was Deutschland vom Nachbarn lernen kann
1
Kann man aus jedem Durchschnittsazubi eine
exzellente Fachkraft machen? Zumindest ist
es mit der richtigen Förderung möglich, extra
Potenzial zu entdecken, fördern und weiterzuentwickeln.
Hinzu kommt: Mit entschlossenem
Talentscouting lässt sich eine größere
Zahl junger Menschen für eine Karriere in
Ausbildungsberufen begeistern. Dieses
Ge danken experiment ist in einem Bundesland
in Österreich längst Realität geworden.
Der Anstieg der Fachkräftelücke stellt viele Nationen vor
eine große Herausforderung, auch unseren Nachbarn
Österreich. Der entscheidende Unterschied: Im Bundesland
Oberösterreich geht man das Thema mit einer
Systematik an, die auch für Deutschland interessant sein
dürfte. Denn dort legt man den Fokus nicht allein auf die
Suche nach geeigneten Fachkräften, sondern setzt sehr
viel früher an: im Bereich der Begabungs- und Begabtenförderung
und in der Förderung von Exzellenzen.
Empirische Begründung
Mag. Dr. Ramona Uhl (MBA) vom Institut Berufspädagogik
der Pädagogischen Hochschule Oberösterreich
in Linz gibt dem Thema den theoretischen Rahmen. In
einer Publikation von November 2020 stellt sie mit
Mit-Autorin Mag. Ulrike Kempter von ECHA-Österreich*
unter anderem einen multiperspektivischen Beobachtungsbogen
als zentrales Werkzeug vor. Das von den
Autorinnen für das duale Ausbildungssystem entwickelte
Beobachtungstool betrachtet Potenziale aus den
Perspektiven der Auszubildenden (als Selbsteinschätzung),
der Ausbildenden (als Fremdeinschätzung) und
der Erziehungsberechtigten. Inhaltlich erfasst der
Bogen Persönlichkeitsmerkmale (Motivation, Engagement),
die Bedingungen des Aufwachsens (Muttersprache,
Zweitsprache), Lernpräferenzen (Denkmodalitäten),
Persönlichkeitsmerkmale (z. B. hohe Sensitivität,
handwerkliche Begabung), praktische Intelligenz sowie
Kompetenzen (intellektuelle, soziale, emotionale,
kommunikative und Handlungskompetenzen).
Gemeinsam stark
Es bleibt aber nicht bei der Theorie: Bisher wurde das
Thema bereits im Curriculum Lehrer*innenbildung NEU
(2017) der Berufsbildung verankert, es gibt ein Wahlpflichtfach,
Fort- und Weiterbildungen sowie einen laut
eigener Aussage europaweit einzigartigen Hochschullehrgang
zur Begabungs- und Begabtenförderung in der
dualen Ausbildung. Zum Gelingen tragen aber vor allem
die Kooperationen bei, wie Uhl im Gespräch unter
36
„Alleine kann man wenig ausrichten.
Dafür braucht man die verschiedenen
Beteiligten aller Stakeholder.“
– Mag. Dr. Ramona Uhl (MBA)
streicht: „Alleine kann man wenig ausrichten. Dafür
braucht man die verschiedenen Beteiligten aller Stakeholder.“
So wird das Thema im Rahmencurriculum zur
Begabungs- und Begabtenförderung des Bundesministeriums
für Bildung, Wissenschaft und Forschung in den
unterschiedlichen Lehr- und Lernsettings sowie im
Austausch mit nationalen und internationalen Partnern
umgesetzt. Zum Netzwerk gehören Stakeholder aus
dem Bildungs- und Wirtschaftsbereich, Kooperationen
mit SkillsAustria, EuroSkills und WorldSkills, weitere
nationale und internationale Organisationen, aber auch
die empirische Begleitung in Form von Masterarbeiten
und Begleitforschung.
Vorbild: Förderung aus dem Spitzensport
Wie eine solche Förderung ganz praktisch aussehen
kann, zeigt Stefan Praschl auf, Technischer Delegierter
bei WorldSkills und Board Member Competitions
WorldSkills International: Die Talenteakademie
in Kärnten konzentriert sich auf wenige, talentierte
Spitzenlehrlinge und begleitet sie auf dem Weg zu
beruflichen Bestleistungen. Als Vorbild dienen Fördereinrichtungen
des Spitzensports. In der Talenteakade
mie werden die Jugendlichen mit Fachtrainings,
Persönlichkeitstrainings, Ausrüstung, Material sowie
organisatorischen Dienstleistungen in ihrer dualen
Ausbildung unterstützt und gefördert sowie auf Berufswettwerbe
vorbereitet.
Die Bemühungen tragen erste Früchte. Die (Ausbildungs-)Qualität
in den Betrieben und der Teilnehmenden
bei Berufswettbewerben sei gestiegen, berichtet
Praschl: „Kärnten war früher fast nie bei beruflichen
Wettbewerben auf dem Level der Staatsmeisterschaften
vertreten und wenn, dann nicht so erfolgreich wie
heute. Das hat sich mittlerweile gewandelt.“
Fehlende öffentliche Anerkennung
Was in Kärnten bereits funktioniert, wünscht sich
Praschl auch für alle anderen Bundesländer – mit
Unterstützung durch den multiperspektivischen
Beobachtungsbogen von Uhl: „Es sollen Betriebe und
(Berufs-)Schulen angesprochen werden, welche
Talente sich in ihren Reihen verbergen. Dabei ist das
Tool der Pädagogischen Hochschule Oberösterreich
eine wichtige Grundlage.“ So sollen gezielt Talente
gefunden und gefördert werden. Talente finden sei aber
nur eine Seite der Medaille. „Ich wünsche mir mehr
Anerkennung für die Teilnehmenden. Unsere Leute
bringen Top-Leistungen, das muss stärker in der
Öffentlichkeit gewertschätzt werden“, klagt Praschl und
zeigt das Paradoxon auf, dass man auch in Deutschland
kennt: „Überall heißt es, wir brauchen mehr Fachkräfte.
Keiner redet davon, dass Österreich mehr
Skifahrer braucht und dennoch werden junge Sportlerinnen
und Sportler so viel öffentlichkeitswirksamer
hofiert als unsere beruflichen Top-Talente. In meinen
Augen stimmt da die Relation nicht.“ Ein Umstand, den
die in der Exzellenz- und Begabtenförderung Beteiligten
mit ihrem Engagement schnellstmöglich ändern
möchten. Ein Modell, wie es auch in Deutschland Schule
machen könnte?
Den ausführlichen Beitrag lesen Sie unter:
https://www.worldskillsgermany.com/de/
blog/2022/04/24/in-oesterreich-werdentalente-
mit-system-gefoerdert
WorldSkills Germany Magazin – No. 22 / April 2022
37
HALL-OF-FAME
3
„Gebt niemals auf,
bis ihr habt, was ihr wollt“
Julian Lüdke –
ein Wanderer zwischen beruflichen Welten
1
Er gewann Doppel-Gold bei den EuroSkills
Göteborg 2016, geehrt in der Disziplin „Heavy
Truck Maintenance“ (Schwerfahrzeugtechnik)
und als „Best of Nations“, also bester deutscher
EM-Teilnehmer. Der heute 27-jährige
Julian Lüdke hat Abitur, eine abgeschlossene
Ausbildung, einen Bachelor-Abschluss, ist jetzt
Bauleiter – und hat sich seine Leidenschaft
für Nutzfahrzeuge erhalten. Von einem, der
weiß was er will, und auch etwas dafür tut.
Die Leidenschaft von Kindesbeinen an für alles Motorisierte
– und hier besonders die großen, schweren
Maschinen – führte Julian zum Berufswunsch, „was mit
Autos zu machen“. Bei der Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker
wählte er die Fachrichtung Nutzfahrzeuge.
LKWs, Omnibusse, Bau- oder Stadtreinigungsfahrzeuge
und ihre fahrzeugtechnischen Systeme sowie An- und
Aufbauten zu warten oder zu reparieren, sie auch mit
Zusatzsystemen und Sonderausstattungen zu ergänzen,
das war sein Ding. Diese Vielfältigkeit schätzt Julian am
Berufsbild – und er hängt sich rein. „Ich bin sehr selbstständig
erzogen worden und mit der Einstellung in die
Ausbildung gegangen: Wenn du es nicht aktiv versuchst,
zu hinterfragen oder zu verstehen, hast du
deine Zeit mit Sicherheit verschwendet. Also
war ich immer bestrebt, an die interessanten
Arbeiten zu kommen, Herausforderungen zu
suchen und daran zu wachsen.“
wird wissenshungrig und hat Lust auf mehr Herausforderungen.“
Und dann sind da noch die Azubis,
zu denen Julian nach eigener Aussage damals gehörte,
„denen wichtig ist, in den drei Jahren so viel wie
möglich zu lernen, und die schon von sich aus Herausforderungen
suchen, an denen sie wachsen. Hier muss
das Programm so gestaltet sein, dass diese Motivation
bzw. Lust auf Herausforderungen und/oder Problembewältigung
nicht gemindert oder ‚eingeschläfert‘,
sondern gefördert und unterstützt wird.“ Denn wie ein
Muskel braucht auch das Gehirn immer wieder Training
und Reize, um zu wachsen.
Wettbewerb der Berufe-EM erfolgreich gemeistert
Irgendwie mussten ihn diese Denke, dieser Ehrgeiz
und Wissensdurst zwangsläufig zu beruflichen Wettbewerben
führen – bis hin zur Europameisterschaft der
Berufe, den EuroSkills Göteborg 2016. Und dennoch war
die Vorbereitung auf dieses Spitzenevent mit einigen
Hindernissen verbunden: Eine eher nachlässige Unterstützung
durch den Ausbildungsbetrieb, der ihn nicht
freistellen wollte, die überwiegende Vorbereitung
abends, zwischen Ausbildungsende und Studienbeginn
in insgesamt knapp zwei Monaten. Dadurch entstand
ein weiteres Problem: Er konnte die Grundlagen
Lust auf Herausforderungen und Problemlösung
fördern
Julian ist mit dieser Herangehensweise,
seinem Wissensdurst und seiner selbstständigen
Arbeitsweise sicherlich eine besondere
Art von Azubi gewesen. Was denkt er? Wie
kann man junge Menschen motivieren, sich in
der Ausbildung reinzuhängen, „Gas zu geben“,
die Skills „herauszukitzeln“, wenn sie anders
ticken als er? „Da gibt es die Azubis, die keine
Lust auf den Beruf, aber vielleicht auch noch 2
nicht die Reife im Leben erreicht haben, um über
so etwas zu reflektieren. Hier kann schlicht weg
wenig getan werden – ‚Wer nicht will, der will nicht‘.“
Andere Auszubildende wollen, „verlieren aber aus
verschiedenen Gründen den Anschluss oder die Lust
am Beruf. Hier hilft es meiner Meinung nach, zu
versuchen, die Azubis mit immer neuen Problemstellungen
zu konfrontieren und sie bei der Lösungsfindung
zu begleiten. So entstehen Erfolgserlebnisse, man
„95 Prozent Eigeninitiative! Und
in den Situationen, in denen man‚ sich
hängen lässt‘, braucht man jemanden,
der einen sanft, aber bestimmt vorwärts
stupst – je intensiver, desto besser!“
WorldSkills Germany Magazin – No. 22 / April 2022
39
pauken, die praktischen Anforderungen für den Wettbewerb
eher nicht üben. Zum Glück kam Unterstützung
von anderer Seite: vom ehrenamtlichen Experten
Thomas Holzmann, selbst ehemaliger WorldSkills-Teilnehmer,
der seinem Schützling z. B. Schulungen beim
schwedischen Hersteller Volvo in Augsburg organisierte,
weil klar war, dass deren Nutzfahrzeuge im Wettbewerb
Aufgabeninhalt sein würden. Auch Andrea Zeus, Referentin
beim Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe
und zugleich damalige Vorstandsvorsitzende
von WorldSkills Germany, half mit Literatur über
technisches Englisch und organisierte Diagnoseschulungen
in der Nähe von Julians Wohnort.
„Lasst euch von niemandem
sagen, was ihr beruflich zu tun und
zu lassen habt.“
– Dr. Michael Heilemann, Universität Regensburg
Einstellung, dass es immer weiter gehen soll, bringt
man sich automatisch in weitere Situationen, die
unüberwindbar scheinen und die man lösen muss.“
Dieser Kerl macht sich ganz schön Druck, denkt das
Gegenüber. Julian klärt auf: „Ohne dass man vorher
schon ein selbstbewusster und mental starker Typ ist,
wird man bei diesen Meisterschaften nicht erfolgreich
teilnehmen.“ Und dann gibt er zu, dass die gesammelten
Erfahrungen während eines solchen Leistungswettbewerbs
sein Selbstbewusstsein
durchaus signifikant gesteigert, ihn
stärker gemacht haben.
3
Leidenschaft für den Beruf ist beste Motivation
Ein Mix aus guter Taktik beim Wettbewerb, Detailwissen
aus spezieller Vorbereitung und auch einem
Quäntchen Glück verhalfen Julian zum Sprung aufs
Siegertreppchen in Göteborg. Wieder einmal konnte er
mit seiner Leidenschaft für den Beruf und Details
punkten. Haben ihm Vorbereitung auf und Teilnahme
bei den EuroSkills geholfen, seinen Weg zu gehen? Er
zögert mit der Antwort. „Natürlich ist das eine unglaubliche
Erfahrung. Man hat eine aufregende Zeit während
der Vorbereitung und kurzzeitig ein wahnsinnig hohes
Stresslevel während der Wettkämpfe, eigentlich
während der ganzen Woche dort. Danach kann man
ein paar Mal von dieser Erfahrung zehren, aber fallen
einem dann die Dinge leichter, ist man stressresistenter?
Ich denke nicht, denn auf der Leiter der stressigen
Situationen ist ja nicht Schluss. Durch die eigene
Studierter Fahrzeugtechniker jetzt in der
Baubranche
Julian, der Wanderer zwischen beruflichen
Welten. Beim Studium tendierte er
anfänglich in Richtung Bauwirtschaft,
Bauingenieurswesen sollte es sein. Letzten
Endes siegte aber auch bei der Wahl des
Studiengangs die Faszination für Fahrzeuge
und er studierte Fahrzeugtechnik.
Anders als geplant – auch durch Corona
– und über Umwege landete Julian doch
noch in der Baubranche. Er kümmerte
sich im Unternehmen seines Onkels um
ein Thema, das in der Branche eher
stiefmütterlich behandelt wird, wie er
sagt. „Man muss quasi nachweisen und
seinem Auftraggeber gegenüber dokumentieren,
wie viel Kubikmeter Erdreich bewegt oder
wie viel Meter Rohrleitung verlegt wurden, aber auch
zum Beispiel wie viel Quadratmeter Dach beim Abriss
eines Hauses abgetragen oder wie viele Fenster ausgebaut
wurden. Das gestaltet sich immer recht schwierig,
ist aber wichtig, um am Ende sein Honorar zu
bekommen.“ Mit einer weiterentwickelten und angepassten
technischen Softwarelösung kann er den
Baufortschritt dokumentieren, sodass man lückenlos
nachweisen kann, welche Leistung erbracht wurde.
Dieses Erfolgserlebnis war ein Schlüsselmoment,
warum er letztlich in der Baubranche geblieben ist.
„Ich habe einfach gemerkt, dass es schlussendlich egal
ist, ob diese Technik in einem Auto, einem Schrank
oder TV zum Einsatz kommt. Mein Wissen kann ich in
vielen Branchen anwenden.“ So bringt er seine Leidenschaft
für die großen Maschinen und seine Erfahrun
40
gen mit den Nutzfahrzeugen jetzt im Freiburger Bauunternehmen
seines Vaters ein.
Richtiges Ziel vor Augen – und dann Gas geben im
Beruf
Auf die Frage, wie viel Eigeninitiative und wie viel
fremdes „Anstupsen“ dabei erforderlich sind, wenn
man einen Schritt weiter gehen will auf der Karriereleiter,
antwortet Julian ganz klar: „95 Prozent Eigeninitiative!
Und in den Situationen, in denen man‚ sich
hängen lässt‘, braucht man jemanden, der einen sanft,
aber bestimmt vorwärts stupst – je intensiver, desto
besser! Es ist egal, in welcher Situation im Leben man
sich befindet – hat man ein Ziel vor Augen, kämpft man
dafür, siehe EuroSkills. Doch trotzdem gibt es immer
wieder Momente, in denen man denkt, man packt es
nicht, wird sowieso Letzter, oder fühlt sich überfordert.
Hier ist es gut, wenn jemand da ist, der einem Mut
zuredet und im Optimalfall die richtigen Knöpfe
drücken kann, um erneut das Feuer zu entfachen.“
Julian sagt mit Überzeugung: „Ich bin jemand, der
in seinem Beruf immer Gas gibt“ – und das tut er mit
Leidenschaft, in jeder Branche. Um beruflich erfolgreich
zu sein, seine beruflichen Ambitionen verwirklichen
zu können, gibt Julian seinen Altersgenossen mit
auf den Weg: „Steckt euch Ziele, versucht, euch eure
Zukunft vorzustellen, entwickelt Leidenschaft für euren
Beruf. Gebt niemals auf, bis ihr habt, was ihr wollt. Dazu
gehört auch, Geduld und Ausdauer bei der Erreichung
der eigenen Ziele zu haben.“ Und abschließend: „Ganz,
ganz wichtig: Lasst euch von niemandem sagen, was
ihr beruflich zu tun und zu lassen habt. Erst wenn ihr
ent scheidet, was ihr beruflich machen wollt, eine
Leidenschaft entwickelt und das Ganze am besten noch
über den Feierabend hinaus machen wollt, dann
besteht die Chance, professionell und wahnsinnig gut
im Job zu sein.“ Recht hat er.
4
„Ich bin sehr selbstständig erzogen
worden und mit der Einstellung in die
Ausbildung gegangen: Wenn du es nicht
aktiv versuchst, zu hinterfragen oder zu
verstehen, hast du deine Zeit mit Sicherheit
verschwendet.“
1 Die Leidenschaft für große
Fahrzeuge ist geblieben: Früher
war Julian Lüdke als Kfz
Mechatroniker für Nutzfahrzeuge
tätig, heute ist er Bauleiter.
2 + 3 Überglücklich: Bei den
EuroSkills 2016 in Göteborg
gewann Julian Lüdke gleich
zwei Medaillen: die Goldmedaille
in der Disziplin Schwerfahrzeugtechnik
und die Auszeichnung
„Best of Nation“ als Bester im
Team Germany.
4 Die Arbeit mit schweren
Maschinen wie hier im Wettkampf
bei der EM der Berufe in
Göteborg machte Julian Lüdke
schon immer Spaß.
WorldSkills Germany Magazin – No. 22 / April 2022
41
Zukunft der Berufe
Frauen in der Unterzahl
Der Frauenanteil in MINT-Berufen ist seit Jahren
gering – warum und wie lässt sich das ändern?
„Frauen können alles, was Männer auch
können“, davon ist Schirihan Mello, Bauzeichnerin
im dritten Ausbildungsjahr, überzeugt.
Und trotzdem üben immer noch weitaus mehr
Männer als Frauen sogenannte MINT-Berufe
aus. Zahlreiche Initiativen versuchen, dieser
Tatsache mit bislang mäßigem Erfolg entgegenzuwirken.
Eine Forscherin und ein Forscher
erklären, warum so wenig Frauen in
MINT-Berufen arbeiten und wie erfolgreiche
Fördermaßnahmen aussehen.
Sie zeichnet Wände ein, tragende Säulen, alle Türen und
sogar das Mobiliar. Sie malt nicht mit einem Stift auf
einen Zettel, sondern konstruiert die Innenräume mit
einer Software. Immer wieder fährt sie auf Baustellen,
um sich den Bauprozess vor Ort anzusehen: Schirihan
Mello ist 24 Jahre alt und macht in Berlin eine Ausbildung
zur Bauzeichnerin. Alle Skizzen erstellt sie in
Absprache mit den Architektinnen und Architekten
ihres Betriebs sowie mit ihrem Chef, dem Ingenieur.
„Wir überprüfen uns gegenseitig. Alle im Team müssen
mitdenken und aufpassen, ob die Kon struktion der
Räume korrekt ist, auch ich als Bauzeichnerin im dritten
Lehrjahr“, sagt Mello. In ihrem Stundenplan an der
Berufsschule überwiegen die technischen und mathematischen
Fächer. Dass ihre Klasse fast ausschließlich
aus jungen Männern besteht, stört Mello dabei nicht
– und ist auch keine Ausnahme: In Deutschland werden
nur etwa 11 Prozent der Ausbildungsverträge in
sogenannten MINT-Berufen – Mathematik, Informatik,
Naturwissenschaft und Technik – von Frauen abgeschlossen.
Klischee im Kopf
Die Gründe für den geringen Frauenanteil sind
vielfältig: Individuelle Merkmale wie ein geringes Interesse
oder ein niedrigeres Selbstvertrauen zum einen,
Sozialisation und Umwelteinflüsse zum anderen seien
42
verantwortlich, so Dr. Michael Heilemann. Er forscht an
der Universität Regensburg zur MINT-Mädchenförderung.
„In den Köpfen der Menschen herrschen Kli
schees, die sie als Kinder erlernen und bei der Berufswahl
prägen. Männer arbeiten beispielsweise auf der
Baustelle, weil die physische Konstitution von Frauen
dafür nicht geeignet ist. Dieses Narrativ wird durch
Aussagen von Eltern und Lehrkräften, von Bildern in
den Medien und eigene Erfahrungen beim Vorbeilaufen
an einer Baustelle vermittelt“, so Heilemann.
Wie stark Rollenbilder die Gesellschaft prägen,
bestätigt auch Schirihan Mello: „Meine Familie hat sich
über den Ausbildungsplatz gefreut, hatte aber Vorurteile.
Sie assoziierten eine Bauzeichnerin mit Bauen – und
Bauen sei etwas für Männer.“ Mello wünscht sich, dass
sich Frauen mehr zutrauen: „Frauen zweifeln ständig an
sich. Sie denken, sie können die Dinge nicht so gut wie
Männer. Und sie haben Sorge vor negativen Kommentaren,
wenn sie mit dem Status quo brechen. Das ist
Unsinn.“
„Viele Initiativen waren darauf ausgelegt,
Frauen für ein MINT-Studium
zu begeistern. Jetzt wird realisiert, dass
es einer gezielten Förderung für den
Ausbildungs markt bedarf.“
– Dr. Sigrun Schirner, Projektkoordinatorin
„CyberMentor“, Universität Regensburg
Zielführend MINT fördern
Mit zahlreichen Projekten versuchen Wirtschaft,
Medien, Wissenschaft und Politik, mehr Frauen für
MINT-Berufe zu begeistern. Beispielsweise gab es von
2008 bis 2021 die Netzwerkinitiative „Komm, mach
MINT“, in der sich mehr als 360 Partner mit diesem Ziel
zusammengeschlossen haben. Heute kommen sie bei
MINTvernetzt zusammen. Doch trotz aller Anstrengun
gen bleibt Mello eine Ausnahme: Der etwa elfprozentige
Frauenanteil unter den MINT-Fachkräften hat sich
zwischen 2011 und 2018 kaum verändert. Unter den
MINT-Akademikern ist der Anteil an Frauen im selben
Zeitraum von 20 auf 23 Prozent angestiegen. Im Wintersemester
2020 war immerhin ein Drittel der MINT-Studienanfänger
weiblich.
Für Wissenschaftler Dr. Michael Heilemann sind
drei Attribute für eine erfolgreiche MINT-Förderung
entscheidend: Rollenmodelle sowie ein langfristiger
und systemischer Ansatz. „Es muss viele unterschiedliche
Rollenmodelle geben, damit sie nicht als Ausnahme
von der Regel wahrgenommen werden und weil sich
junge Mädchen zudem eher mit einer Frau identifizieren,
die ihnen ähnlich ist. Die Wirkung eines einzelnen
Workshops kann schnell verpuffen, deswegen müssen
Projekte langfristig angelegt sein und möglichst viele
Umweltbereiche in die Förderung miteinbezogen
werden – zum Beispiel der Schulunterricht, die Familie,
die Lieblingsserie“, so Heilemann.
Lange war der Wissenschaftler für das Online
Mentoring-Programm „CyberMentor“ der Universitäten
Regensburg und Erlangen-Nürnberg tätig. Die Idee
dahinter: Eine Frau aus einem MINT-Beruf betreut als
Mentorin mindestens ein Jahr lang ehrenamtlich eine
Schülerin. „Sie lernen sich kennen und beschäftigen
sich mit Alltagsfragen wie ‚Warum ist der Himmel
blau?‘. Mit der Zeit bearbeiten sie immer komplexere
MINT-Projekte und es werden andere Lebensbereiche
einbezogen. Teilweise findet auch ein Austausch
zwischen Mentorinnen und Lehrkräften der Schülerin
WorldSkills Germany Magazin – No. 22 / April 2022
43
„Frauen zweifeln ständig an sich. Sie
denken, sie können die Dinge nicht so gut
wie Männer.“
– Schirihan Mello, Auszubildende zur Bauzeichnerin
statt“, erklärt Dr. Sigrun Schirner, Projektkoordinatorin
und akademische Rätin am Lehrstuhl für Schulpädagogik
an der Universität Regensburg.
Auf dem richtigen Weg
Rollenmodelle, ein langfristiger und systemischer
Ansatz – diese Attribute werden bei „CyberMentor“
umgesetzt. Parallel wird erforscht, wo Optimierungs
bedarf besteht. Die Verantwortlichen haben beispielsweise
ihre ursprünglich akademisch ausgerichtete
Förderung um Programme für mehr Frauen in MINT-
Ausbildungsberufen erweitert. „Es gibt keine Zahlen,
aber wir erkennen einen Trend: Viele Initiativen waren
darauf ausgelegt, Frauen für ein MINT-Studium zu
begeistern. Jetzt wird realisiert, dass es einer gezielten
Förderung für den Ausbildungsmarkt bedarf“, so
Schirner.
Schirner und Heilemann sind sich einig, dass
Deutschland grundsätzlich auf dem richtigen Weg ist:
„Es gibt viele Programme, die vom Bildungsministerium
gefördert werden. Besonders wichtig ist die
langfristige Finanzierung – wir brauchen Investitionen
und Geduld. Gesellschaftliche Prozesse sind komplex.
Manche Erfolge werden wir womöglich erst in fünf
Jahren statistisch erkennen können“, so Heilemann.
Bis dahin wird Schirihan Mello ihre Ausbildung
ab geschlossen haben und eine Hochschule besuchen.
Nach ihrer Ausbildung möchte sie studieren und
Architektin werden. Den Frauenanteil in MINT-Berufen
treibt sie damit vielleicht wieder ein kleines Stück
weiter nach oben.
Weitere Informationen finden Sie unter:
https://www.cybermentor.de/
index.php
https://www.komm-machmint.de/
Lehren,
was zählt!
Global
Industry
Partner
Die digitale Transformation ist in vollem Gange. Hierzu stellt Siemens Automation
Cooperates with Education (SCE) Lehrenden ein umfassendes Angebot zur
Weitergabe des Industrie 4.0-/Automatisierungs-Wissens für Ausbildung und
Studium bereit. siemens.de/sce
Digitalisierung
Wissen vermitteln – ein Praxisbeispiel
Individuelle Lernmodule flexibel und anpassbar
Nicht erst seitdem Digitalisierung und Industrie
4.0 in aller Munde sind, setzen mehr und
mehr Firmen auf das Thema Weiterbildung.
Auffällig ist der Trend zu eigenen Inhouse-
Lösungen. Bestehende Strukturen wurden in
der jüngsten Vergangenheit konsequent
ausgebaut. Doch lohnt sich das große Investment
für die Unternehmen? Wir haben uns
umgeschaut und sind zu Besuch beim badenwürttembergischen
Unternehmen Sick AG,
das bereits in den 70er Jahren eine eigene
Ausbildungsabteilung ins Leben rief und in
den 90er Jahren eine Akademie gründete.
Jetzt hat die hausinterne Weiterbildungsstätte
Sensor Intelligence Academy ein neues
eigenes Gebäude in Betrieb genommen. Eine
gute Gelegenheit, uns umzuschauen und
nachzufragen.
Die Akademie bietet eine Kombination aus internen
Trainings und externen Trainingsangeboten, in einem
breiten Spektrum vom Englischkurs über Produkttrainings
bis zur Führungskräfteentwicklung. Ziel der
Mischung: Externe Trainings zu spezifizieren und an
den Bedarf des Unternehmens anzupassen bzw. daran
auszurichten. Die über 600 internen Trainer, die diese
Tätigkeit „on the Job“ ausführen, geben das Know-how
an Mitarbeitende und Kunden/innen des Unternehmens
weiter. „Als Akademie sind wir quasi der zentrale
‚Single Point of Entry‘ und schaffen neben dem breiten
Trainingsangebot auch gleichzeitig eine Qualitätssicherung,
indem wir mit unserem „Training Consulting“
die Fachbereiche in ihren Trainingsentwicklungen
didaktisch und methodisch beraten“, so Nico
Zimmermann, Head of Sensor Intelligence Academy.
und sein Team „Praxisorientiert bedeutet für uns nicht
nur, in Trainings Hands-on, also am ‚lebenden Objekt‘,
zu trainieren, sondern unsere Kolleginnen und Kollegen
auch bei Einsätzen direkt beim Kunden durch entsprechende
Senior-Trainer zu unterstützen.“
WorldSkills Germany Magazin – No. 22 / April 2022
45
Sick hat schon vor Corona der digitalen Weiterbildung
besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Zu Beginn
der Pandemie konnte das digitale Weiterbildungsangebot
problemlos ausgeweitet werden, weil die Plattformen
und Inhalte schon vorhanden und die Mitarbeitenden
es bereits gewöhnt waren, sich mit z. B. E-Lear nings
weiterzubilden. „Für uns ist das große Ziel, unsere
ungelernten Kräfte, Facharbeiter, aber auch Ingenieure
zum einen für deren Aufgaben fit zu machen, die sich
z. B. durch unsere Produktneuentwicklungen stetig
bzw. nahezu täglich verändern. Zum anderen ist es
Co-Creation-Methodik: Teilnehmerinnen
und Teilnehmer bringen ihre technischen
Anforderungen mit in die Ver anstaltungen
und entwickeln gemeinsam mit
den SICK-Expertinnen und Experten
individuelle Lösungen.
wichtig, unsere Mitarbeiter für die künftigen Veränderungen
zu qualifizieren. Insbesondere im Bereich
Produktion und Logistik ist dies essenziell wichtig, um
das Unternehmen auch in der Zukunft wettbewerbsfähig
und innovativ zu halten“, skizziert der Leiter der
Business Unit, Nico Zimmermann, die Aufgabe der neu
eingeweihten Einrichtung.
Zimmermann und sein Team legen Wert darauf,
dass man bei Sick nicht nur die digitale Strategie als
alleinige Form praktiziert, sondern auch hier die
Mischung der richtige innovative Weg ist: „Wir kombinieren
im sogenannten Blended Learning-Format
digitales Lernen mit dem typischen Präsenzlernen. Ob
das Training im virtuellen oder physischen Raum
stattfindet, ist für den Teilnehmer und uns irrelevant.
Die Zukunft liegt also im hybriden Raum.“
Praxisorientiert und mit Co-Creation-Methodik
Das baden-württembergische Unternehmen setzt
mit seiner Akademie bei der Weiterbildung auf die
Co-Creation-Methodik. Nico Zimmermann: „War es in
der Vergangenheit gang und gäbe, dass man den
Teilnehmern Wissen à la ‚Nürnberger Trichter‘ vermittelte
und der Trainer Training und Inhalt auch zum
x-ten Mal in gleicher Form durchgeführt hat, verändern
wir dies nun in einer gemeinsamen Inhaltsentwicklung
innerhalb des Trainings.“ Gemeint ist, dass vorab die
wirklichen Bedarfe des Kunden oder Mitarbeitenden
erfasst werden und das Training spezifisch dafür entwickelt
wird. Teilnehmende bringen also ihre technischen
Anforderungen mit in die Veranstaltungen und entwickeln
gemeinsam mit den Sick-Expertinnen und -Experten
individuelle Lösungen. Ziel sei es, den Trainingsinhalt
agil im Verlauf des Trainings anzupassen, sodass
im Vordergrund die Erfüllung des Bedarfs steht.
Einen Schwerpunkt setzt das Unternehmen in der
Weiterbildung auch darauf, die Fach-, Methoden- und
Sozialkompetenzen der Mitarbeitenden zu erweitern,
ein Kompetenzmodell, dass Sick vor circa sechs Jahren
entwickelte. Nico Zimmermann: „In Trainings wird
z. B. praxisnah vermittelt und diskutiert, wie man beim
Thema ‚Innovation & Wirksamkeit‘ andere inspirieren
und dies erfolgreich umsetzen kann (Sozialkompetenzen),
dabei Leistung fordert und fördert, um den
Wandel zu meistern (Führungskompetenzen) sowie
fachspezifisches Wissen und entsprechende Methoden
zum Einsatz bringen kann (Fachkompetenzen). Oder
nehmen wir einen anderen Schwerpunkt: ‚Respekt &
Vertrauen‘. In der Akademie zu trainieren, wie nachhaltig
kommuniziert und offen kooperiert wird (Sozialkompetenz),
man Sensor sein und die Vielfalt im Team
erschließen kann (Führungskompetenz) sowie Vertrauen
in die Fachkompetenz anderer entwickelt und
diese anerkennt, hilft bei der Lösung von Aufgaben im
Alltag bei Sick.“ All dies schaffe auch den Bezug zu
den sogenannten Performance Dialogen, die jährlich
zwischen Mitarbeiter und Führungskraft geführt
werden. In diesen Gesprächen wird ein Rückblick, also
was im Bereich der Kompetenzentwicklung geschehen
ist, und Ausblick, also welche Entwicklungsziele für
den Mitarbeiter definiert werden, gegeben.
Eine ausführliche Version des Artikels finden Sie unter:
https://www.worldskillsgermany.com/de/
blog/2022/04/20/wissen-vermitteln-einpraxisbeispiel
46
Ausbildung bei Viega
DIE ZUKUNFT
BRAUCHT MENSCHEN,
DIE SIE GESTALTEN.
DICH ZUM BEISPIEL.
Viega gestaltet mit innovativen Produkten die Zukunft, auch
die unserer Auszubildenden. Seit mehr als 80 Jahren bilden
wir junge Talente in unterschiedlichen Berufen aus.
Kein Wunder also, dass Auszubildende bei Viega beste Voraussetzungen
für einen erfolgreichen Start ins Berufsleben finden.
Bei uns wirst Du nicht nur handwerklich geschult, sondern Du
bekommst noch viele weitere Angebote – zum Beispiel Akademiewochen
oder Werksunterricht. So lernst Du bei uns noch
sehr viel mehr, als nur den richtigen Umgang mit Werkzeugen.
Doch das ist noch längst nicht alles. Viele weitere Informationen
zu der Ausbildung bei Viega haben wir für Dich auf unserem
Azubiblog zusammengestellt.
Gehörst auch Du bald dazu? Dann freuen wir uns über Deine
Bewerbung, die Du uns bevorzugt online über unser Karriereportal
unter azubiblog.viega.de zukommen lässt.
Unsere Ausbildungsberufe im Überblick:
GEWERBLICH-TECHNISCHE BERUFE
■ Elektroniker (m/w/d) für Betriebstechnik
■ Industriemechaniker (m/w/d)
■ Maschinen- und Anlagenführer (m/w/d)
■ Mechatroniker (m/w/d)
■ Oberflächenbeschichter (m/w/d)
■ Technischer Produktdesigner (m/w/d)
■ Verfahrensmechaniker (m/w/d) Kunststoffund
Kautschuktechnik
■ Verfahrenstechnologe (m/w/d) Metall
■ Werkzeugmechaniker (m/w/d)
■ Zerspanungsmechaniker (m/w/d)
KAUFMÄNNISCHE BERUFE
■ Fachinformatiker (m/w/d) für Anwendungsentwicklung
■ Fachinformatiker (m/w/d) für Systemintegration
■ Fachkraft (m/w/d) für Lagerlogistik
■ Fachlagerist (m/w/d)
■ Industriekaufmann (m/w/d)
■ Kaufmann (m/w/d) für Digitalisierungsmanagement
Internationale Wettbewerbe
Motivations- und Leistungssteigerung
Wie Berufswettbewerbe exzellente
Fachkräfte fördern
100 Prozent der Teilnehmenden der Deutschen
Berufe-Nationalmannschaft der Euro-
Skills Graz 2021 empfehlen anderen Fachkräften
oder zukünftigen Auszubildenden die
Teilnahme an Berufswettbewerben. Gleiches
bestätigen seit vielen Jahren Befragungen
des Teams Germany nach jedem internationalen
Wettkampf. Eine bessere Bestätigung
für die gemeinsamen Anstrengungen von
WorldSkills Germany und seinen Partnern
kann es nicht geben. WorldSkills wirkt. Das
freut die WorldSkills-Gemeinaschaft. Wie
Teilnehmende und Bundestrainerinnen und
Bundestrainer von den Trainings und Wettkämpfen
profitieren, zeigen die folgenden
Zahlen und Statements.
„Ich konnte mein Wissen erweitern in
Bezug auf Technologien, mit denen ich
im Arbeitsalltag nicht in Berührung
komme.“ – Roman Steinhart, Exzellenzmedaille
Disziplin ICT Specialist
Durch die Teilnahme am
Wettbewerb und Training
konnte ich mich verbessern
im Bereich
– berufliche Erfahrung: 83 %
– Optimierung von Arbeitsprozessen:
86 %
– Umgang mit Stress und
Druck: 97 %
– Ausdauer: 86 %
– Selbstbewusstsein: 93 %
– Motivation: 97 %
– Zeitmanagement: 97 %
„Mein Fachenglisch hat sich durch den
Wettbewerb deutlich verbessert.“ – Adrian
Knapp, Silbermedaille Disziplin Landmaschinenmechaniker/in
und Best of Nation
48
„Ich habe neue Techniken in meinem
Beruf kennengelernt und konnte sehr
gute Kontakte knüpfen innerhalb
des deutschen Teams, aber auch zu
Kolleginnen und Kollegen in anderen
Ländern.“ – Jörg Schülein, Bundestrainer
Disziplin Bodenleger/in
„Jedes Unternehmen kann von der Wettkampfteilnahme
einer eigenen Fachkraft
profitieren, da der Blickwinkel extrem
erweitert wird und die berufliche Bildung
ganz anders erlebt werden kann. Für die
Teilnehmenden ist es ein Gewinn sowohl
national als auch international, denn die
Fachlichkeit nimmt extrem zu und das in
einer relativ kurzen Zeit. Das Wissen, die
Erfahrungen und die Kontakte sind für die
Persönlichkeit und das Berufsleben
bahnbrechend.“ – Herbert Mattes, Bundestrainer
Disziplin CNC-Fräsen
Weiterführende Informationen:
Auch das Team Germany für die WorldSkills
Shanghai 2022 profitiert schon jetzt in den
intensiven Trainings vom Lernen im Wettbewerb.
Aktuell ist geplant mit 39 Wettkampfteilnehmenden
in 34 Disziplinen bei der WM der Berufe, die
vom 12. bis 17. Oktober 2022 in China stattfindet,
anzutreten. Die Deutsche Berufe-Nationalmannschaft
wird dann inklusive Trainingspersonal und
Delegation rund 100 Personen stark sein. Die Teilnahme
der Deutschen Berufe-Nationalmannschaft
für die WorldSkills Shanghai 2022 wird gefördert
vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.
Offizieller Ausstatter des Teams Germany
ist CWS Workwear.
Eine ausführliche Auswertung der Befragung des
Teams Germany sowie von aktuellen und ehemaligen
Bundestrainerinnen und Bundestrainern zur
Berufsnähe der Wettbewerbe finden Sie unter:
https://www.worldskillsgermany.
com/de/blog/2022/04/25/motivations-und-leistungssteigerung/
WorldSkills Germany Magazin – No. 22 / April 2022
49
Zwei Seiten einer Medaille:
Sollen Berufsschulen ihre
Talente an die Uni abgeben?
Die beiden neu ausgezeichneten Leistungs- bzw. Bundesleistungszentren
in Hadamar und Stuttgart wollen ihre jungen
Fachkräfte fördern und bestmöglich ausbilden. Beim Umgang
mit den jungen Talenten vertreten sie unterschiedliche
Standpunkte.
50
Leistungszentren
Ende 2021 erhielten gleich zwei Berufsschulen
eine Auszeichnung: Die Staatliche Fachschule
Weilburg-Hadamar (FWH) mit dem Standort
Staatliche Glasfachschule Hadamar wurde von
WorldSkills Germany als Bundesleistungszentrum
im Bereich Glasbautechnik zertifiziert.
Die Kerschensteinerschule in Stuttgart wird
künftig als Leistungszentrum ein Trainingsort
für junge Talente der Disziplin „Water Technology“
sein. Damit sind die Ausbildungsstätten
befähigt, qualifizierte Teilnehmende auf die
kommenden Europa- bzw. Weltmeisterschaften
der Berufe vorzubereiten. Beide Schulen
stehen für Exzellenz in ihren Fachbereichen,
schlagen aber unterschiedliche Wege bezüglich
der Förderung von jungen Talenten ein.
für die Auszubildenden eine Motivation, das Beste zu
geben, sich in Perfektion zu üben, Techniken zu
verfeinern und dabei über sich selbst hinauszuwachsen“,
erklärt Dierig. Seiner Meinung nach müssen neue
Anreize geschaffen werden, um Junghandwerker/innen
als Fachkräfte zu halten. Nur so kann die Zukunft der
Handwerksberufe gesichert und dem Fachkräftemangel
entgegengewirkt werden. „Ohne die Anreize im Handwerksberuf
besteht die Gefahr, dass junge Talente durch
Weiterbildung in akademische Berufe abwandern“,
äußert sich Florian Dierig besorgt.
Mit Erfahrung und Fachwissen aus über 70 Jahren
gehört die Staatliche Fachschule Weilburg-Hadamar
deutschlandweit zu den führenden Ausbildungszentren
in Sachen Glas. „Wir als exzellente Berufsschule bieten
unseren Auszubildenden handwerkliches Können,
Know-how auf höchster Stufe, Kreativität, Liebe zum
(Glas-)Handwerk, Expertenwissen und Offenheit sowie
Toleranz für die Vielfalt unserer Schülerinnen und
Schüler“, erklärt Florian Dierig, Fachlehrer an der
Staatlichen Glasfachschule. Die wachsenden Ansprüche
an die technische Funktion und ästhetische
Wirkung des Glases sowohl im Außen- als auch Innenbereich
bergen eine Vielzahl von Einsatzmöglichkeiten
in der Be- und Verarbeitung dieses besonderen Werkstoffs.
Dafür steht den Auszubildenden der FWH eine
breite Palette an Ausstattungsmaterialien bereit: Zur
digitalen Bildbearbeitung und -produktion sind
PC-Räume und ein Fotostudio vorhanden. Für Arbeiten
in Glasmalerei und Siebdruck können die Fachkräfte
an beleuchteten Malerei-Arbeitsplätzen, in einer voll
ausgestatteten Siebdruckwerkstatt sowie einer Spritzkabine
arbeiten. Werkstätten mit Schmelzöfen, Maschinen
zur Sandstrahlung und Kaltglasbearbeitung sowie
Schleif- und Poliermaschinen stehen ebenfalls zur
Glasbearbeitung bereit.
Gefahr des Fachkräfteverlusts
Fachlehrer Florian Dierig freut sich, dass er mit
seinem Kollegium und der Fachschule nun seinen Teil
zur jungen Fachkräfteförderung beitragen kann. „Wettbewerbe
und Trainings eignen sich hervorragend als
Anreiz, um Begabte im Beruf zu halten. So schaffen wir
1
Berufsausbildung mit Hochschulbildung verknüpfen
Die Kerschensteinerschule in Stuttgart ist Technisches
Gymnasium, Berufskolleg, Berufsschule und
Fachschule in einem u. a. für umwelttechnische Berufe
wie Fachkraft für Wasserversorgungstechnik und
Fachkraft für Abwassertechnik. Genau diese beiden
Berufsbilder sind es, die bei nationalen und internationalen
Berufswettbewerben hinter der Disziplin „Water
Technology“ stecken. Seit 2002 bildet die Kerschensteinerschule
Fachkräfte für Wasserversorgungstechnik
und für Abwassertechnik aus. Jährlich schließen etwa
57 Auszubildende aus Baden-Württemberg eine Berufs
WorldSkills Germany Magazin – No. 22 / April 2022
51
„Ohne die Anreize im Handwerksberuf
besteht die Gefahr, dass junge Talente
durch Weiterbildung in akademische
Berufe abwandern.“
– Florian Dierig, Fachlehrer an der Staatlichen Glasfachschule
Hadamar
2
ausbildung in der Disziplin „Water Technology“ an der
Kerschensteinerschule ab. „Auszubildende dieser
Berufsgruppen leisten einen wichtigen Beitrag zum
Umweltschutz während ihres Berufslebens“, berichtet
Wolfgang Steinle, stellvertretender Schulleiter der
Kerschensteinerschule. „Gerade die Schülerinnen und
Schüler des dualen Systems sollen spüren, dass sie
einen sehr wichtigen gesellschaftlichen Beitrag leisten,
der sich bezahlt macht und auch hier beruflicher Erfolg
bzw. Vorankommen möglich ist.“ Das Leitbild der
Schule folgt dem Teamgedanken und der Förderung
der Persönlichkeit und fachlichen Qualifikation. Eine
individuelle Förderung und selbstständiges sowie
gleichermaßen motiviertes Arbeiten prägten das
Verhalten des Ausbildungspersonals und der Auszubildenden.
Dies sind die besten Voraussetzungen, um
zukünftig als Leistungszentrum zu trainieren und
Kurse abzuhalten. So findet Ende Mai in der Schule ein
internationales Trainingscamp in der Disziplin „Water
Technology“ zur Vorbereitung auf die bevorstehenden
WorldSkills Shanghai 2022 statt.
Welche Möglichkeiten Wettkämpfe im Ausbildungsberuf
für die Fachkräfte bieten, auch im Hinblick auf
einen internationalen Austausch, erklärt Steinle:
„Trainings und Wettbewerbe sind der Blick über den
Tellerrand. Die Herausforderungen im umwelttechnischen
Bereich, gerade im Bereich Wasser, sind
international. Auszubildende können interkulturelle
Erfahrungen sammeln und Freundschaften knüpfen,
die ein Leben lang halten. Man könnte sagen, es geht
auch darum Freundschaften für eine bessere Welt zu
knüpfen.“
3
Weiterführende Bildung mit Kooperationspartnern als
Steckenpferd
Die Kerschensteinerschule strebt in ihrer Arbeit
dabei vermehrt auch Kooperationen mit Hochschulen
an, um für Auszubildende mit besonderen Talenten den
Übergang zum Studium zu erleichtern und ihnen
weitere Perspektiven zu geben. „Berufliche Ausbildung
in der Schule ist mehr als Unterricht. In den Werkstätten
und Laboren werden zusätzlich Kompetenzen
vermittelt. Besonders stolz sind wir dabei auf unsere
Kooperationen mit Verbänden, Hochschulen, dualen
bzw. externen Partnern, die uns auf dem Stand der
Technik und des Wissens halten und uns stets mit
großem Engagement unterstützen“, erklärt Steinle. Das
Programm „Kerschis zur Uni“, eine Kooperation
zwischen Hochschule und Berufsausbildung, ist eine
dieser Perspektiven. Das Engagement der Kerschensteinerschule
wird zusätzlich ergänzt durch Partner
52
4
„Berufliche Ausbildung in der
Schule ist mehr als Unterricht. In
den Werkstätten und Laboren
werden zusätzlich Kompetenzen
vermittelt.“
5
– Wolfgang Steinle, stellvertretender Schulleiter
der Kerschensteinerschule
schaften mit der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft,
Abwasser und Abfall e. V. (DWA) und mit
dem Institut of Technical Education in Singapur. Die
Instituts zusammenarbeit dient der Förderung besonders
motivierter und talentierter Auszubildenden.
1 — 3 In der Staatlichen Glasfachschule
Hadamar können Auszubildende auch ihre
Kreativität voll ausleben.
4 Lukas Kohl war der erste deutsche
WM-Teilnehmer in der Disziplin Water
Technology in Kasan 2019.
5 Oktober 2021: Die Kerschensteinerschule
wird von WorldSkills Germany als
Leistungszentrum zertifiziert.
WorldSkills Germany Magazin – No. 22 / April 2022
53
Leistungszentren
WorldSkills Germany – Leistungszentren:
Trainingsorte für Champions
IKKE
gGmbH
Staatliche
Glasfachschule
Hadamar
7
Duisburg
13
DMG MORI
Academy GmbH
6
Bielefeld
Regionales
Berufliches
Bildungszentrum
Müritz
Multi-Media
Berufs bildende
Schulen Hannover
5
Hannover
Bundesbildungszentrum
des Zimmerer- und
Ausbauge werbes gGmbH
Festo Ausbildungszentrum
Ferdinand-
Braun-Schule
8
14
Fulda
Kassel
Erfurt
11
Albert-Einstein-
Gymnasium
3
2
Neubrandenburg
Waren (Müritz)
9
10
4
Berlin
Bildungs- u. Technologie zentrum
der HWK zu Leipzig
Leipzig
Bildungswerk BAU
Hessen-Thüringen
(BIW)
1
Berufsförderungswerk
Bau Sachsen e. V.
Regionales
Berufliches
Bildungszentrum
Neubrandenburg
– Gesundheit,
Sozial- und Sonderpädagogik,
Technik
Annedore-Leber-
Berufsbildungswerk
Dresden
12 Haus des Kfz-
Gewerbes GmbH,
Bildungszentrum
des Kfz-Gewerbes
Region Dresden
Berufsbildungs- und
Technologiezentrum
der HWK Rhein-Main
Industrie-Institut
für Lehre und
Weiterbildung (ILW)
Festo Lernzentrum
Saar GmbH
18
Kompetenzzentrum
der Bauwirtschaft im
Berufs förderungswerk
der Süd badischen
Bauwirtschaft
Mainz
15
St. Ingbert-Rohrbach
21
Bühl
16
Weiterstadt
19
Wiesloch
Leonberg
22
Berufsförderungs gesellschaft
des baden-württembergischen
Stuckateurhandwerks mbH
17
Schweinfurt
Print Media Academy –
Heidelberger
Druck maschinen AG
20
23
Esslingen
Kerschensteinerschule
Stuttgart
Biberach
25
24
Nördlingen
Ausgburg
26
Innung für Spengler-, Sanitär-,
Heizungs- und Klimatechnik
Schweinfurt – Main – Rhön
Ausbildungszentrum Bau der
Bauinnung Nordschwaben
27
München
Verband Druck und
Medien Bayern e. V.
54
Bildungszentrum Holzbau
Baden-Württemberg
Ausbildungszentrum der
Bauinnung Augsburg
News
WorldSkills International entzieht
WorldSkills Russia und WorldSkills
Belarus WM-Teilnahme
Polen nimmt Einladung zur Ausrichtung
der EuroSkills 2023 an
Anfang März 2022 hat sich WorldSkills International
(WSI) mit einem Statement gegen die russische Invasion
der Ukraine ausgesprochen, da diese einen massiven
Verstoß gegen den Ethik- und Verhaltenskodex von WSI
bedeutet. Im Zuge dessen wurden WorldSkills Russia
und WorldSkills Belarus die Teilnahme an den
WorldSkills Shanghai 2022 entzogen. Gleichzeitig wurde
die Mitgliedschaft beider Organisationen im internationalen
WorldSkills-Netzwerk ausgesetzt und sie damit
von jeglicher Beteiligung an WorldSkills-Wettbewerben,
-Projekten und -Aktivitäten außerhalb der beiden
Länder ausgeschlossen. WorldSkills Germany schloss
sich dem offiziellen Statement und den entsprechenden
Forderungen von WSI an. Die WorldSkills-Bewegung
entstand aus den Trümmern des Zweiten Weltkriegs,
der den Menschen viel Leid brachte, die Volkswirtschaften
verwüstete und einen enormen Fachkräftemangel
verursachte. Das WorldSkills-Netzwerk unterstützt
deshalb die Menschen in der Ukraine und WorldSkills
Ukraine mit großer Entschlossenheit sowie dem Einsatz
von Skills, um Respekt, Würde, Frieden und Wohlstand
auf der ganzen Welt zu schaffen.
Im Zuge des Ukraine-Konflikts entzog WorldSkills
Europe (WSE) Anfang März Russland die Austragung der
EuroSkills 2023 in St. Petersburg. Auf Einladung von
WSE nahm daraufhin WorldSkills Poland die formelle
Einladung an, sich um die Ausrichtung der EM der Berufe
im kommenden Jahr zu bewerben. WSE hatte sich zuvor
an die drei Mitgliedsländer gewandt, die in der Vergangenheit
ihre Absicht geäußert hatten, eine Bewerbung
um die Austragung der EuroSkills-Wettbewerbe 2027
einzureichen. Sowohl Polen als auch Deutschland und
Luxemburg in Kooperation wären in der Lage, Europas
größtes Bildungsevent auszurichten. Nach ausführlichen
Gesprächen zwischen WorldSkills Europe, WorldSkills
Germany, WorldSkills Luxembourg und WorldSkills
Poland und im Geiste der WorldSkills-Bewegung einigten
sich alle Parteien darauf, dass WorldSkills Poland die
enorme Herausforderung annimmt, die EuroSkills 2023
so kurzfristig zu organisieren. WorldSkills Germany und
WorldSkills Luxembourg haben ihre größtmögliche
Unterstützung für die neue Bewerbung von WorldSkills
Poland zum Ausdruck gebracht und bestätigt, dass sie
an ihren Plänen für eine gemeinsame Bewerbung um die
Ausrichtung der EuroSkills 2027 festhalten.
Mehr lesen Sie unter: https://worldskillseurope.org/index.php/media/news/polandaccepts-invitation-bid-host-euroskills-competition-2023
Mehr lesen Sie unter: https://www.worldskillsgermany.com/de/blog/2022/03/02/statementzum-ukraine-konflikt/
WorldSkills Germany Magazin – No. 22 / April 2022
55
Netzwerk
Gemeinsam jungen Menschen
eine Zukunft geben!
Das Netzwerk von WorldSkills Germany wächst kontinuierlich. Welche Motivation
haben Unternehmen und Verbände, sich für eine Mitgliedschaft bei
WorldSkills Germany zu entscheiden und sich somit für die beruflichen Wettbewerbe
und die damit verbundene Nachwuchsförderung zu engagieren?
Hoffmann Group
Aus jungen Menschen Expertinnen und Experten
für die Zukunft zu machen, das wird bei der Hoffmann
Group großgeschrieben. Europas führender Systempartner
für Qualitätswerkzeuge und „TOP nationaler
Arbeitgeber 2020“ (ausgezeichnet von FOCUS) bietet
dafür 12 verschiedene Ausbildungs- und Studienberufe
an. Von der IT über Büro bis Handwerk. Der Weg
ans Ziel führt durch spannende Abteilungen, Seminare
und Projekte. Von der Welt der Entwicklung bis zum
Verkauf hochwertiger Produkte. Als Familienunternehmen
mit rund 4.000 hoch motivierten Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern in über 50 Ländern bieten wir
eine Arbeitsumgebung, die von gegenseitigem Vertrauen
geprägt ist und in der sich Leistung und Engagement
lohnen. Wir fördern Eigeninitiative, Kreativität
und eigenverantwortliches, ergebnisorientiertes
Handeln.
Mensch und Maschine
Mensch und Maschine (MuM) – der Name ist seit über
30 Jahren Programm. Wir haben viele tausend Menschen
auf ihrem Weg von analog nach digital begleitet. Heute
ist MuM spezialisiert auf die Implementierung von CAD
und datenbasierten Prozessen im Bauwesen, im Maschinen-
und Anlagenbau, im Infrastrukturmanagement.
Berufseinsteigende sollten vom ersten Tag an digitales
Arbeiten üben und praktizieren. Darum vermitteln wir
Spaß an Technologie und öffnen die Tür zum digitalen
Bauwesen mit der Wettkampfdisziplin „Digital Construction“.
Wir lieben Bauwesen und High-Tech. Wir leben
Kommunikation und Zusammenarbeit. Wir begeistern
uns für die Möglichkeiten digitaler Modelle von Konstruktion
und Kalkulation über Bau und Betrieb bis zum
Rückbau. Und wir stecken junge Menschen gern mit
unserer Begeisterung an.
Meltwater Deutschland GmbH
Meltwater bietet eine Softwarelösung für Marketing,
PR- und Kommunikationsprofis, die Unternehmen,
NGOs und den öffentlichen Sektor in den Bereichen
Media Intelligence, Media Relations, Social Media
Management, Consumer Insights und Influencer
Marketing unterstützt. Gegründet in Oslo in 2001
ist Meltwater mit über 50 Niederlassungen und mehr
als 2.000 Mitarbeitenden weltweit vertreten. Seit
Jahren fördert Meltwater Studienabsolventinnen und
-absolventen mit exzellenten Traineeships im (International)
Management, Sales & Client Success. In dieser
intensiven fachlichen Ausbildung werden u. a. die
Führungsqualitäten der Kandidatinnen und Kandidaten
geschult und ein Raketenstart in die Karriere
gefördert. Gleichzeitig kommt der Spaß in der Unternehmenskultur,
die sich durch Team-Work, Respekt
und Erfolg auszeichnet, nie zu kurz.
56
Bäckerhandwerk
Die Akademie Deutsches Bäckerhandwerk ist seit 1938
die zentrale Weiterbildungseinrichtung des Bäckerhandwerks
in Deutschland. Hier werden jedes Jahr
etwa 2.000 Mitarbeitende der Branche weiterqualifiziert
sowie rund 40 Bäckermeisterinnen und -meister
ausgebildet. Neben Seminaren für Bäckerei, Konditorei,
Verkauf und Führungsthemen werden an der
Bundes akademie auch überregionale Wettbewerbe wie
die Deutsche Meisterschaft der Bäckerjugend organisiert.
Einen Namen hat sich die Akademie, die von den
16 Landesinnungsverbänden mitgetragen wird, auch
durch die Etablierung einer Fortbildung zur Brot
Sommelier/Brot-Sommelière und zum Schokoladen-
Sommelier/Schokoladen-Sommelière gemacht. Mit der
Mitgliedschaft bei WorldSkills Germany
verbindet die Akademie eine große
Ver antwortung über die bereits gelebten
Maße hinaus und steht für die Weiterbildung
und Förderung von Talenten im
Bäckerhandwerk.
Metall-Innung
Frankfurt-Offenbach
Erfahren, modern und zukunftsorientiert – das ist die
Metall-Innung Frankfurt-Offenbach. Unser Einzugsgebiet
umfasst das Gebiet der Stadt Frankfurt sowie Stadt
und Kreis Offenbach. Wir sind ein moderner Leistungsverbund,
der seine Leistungspalette in den letzten
Jahren systematisch und strategisch ausgebaut hat.
Unsere Mitgliedsunternehmen stehen für ein umfassendes
Know-how und decken alle wesentlichen Fragestellungen
rund um das moderne Metallhandwerk ab.
Wir sind weit über den Kreis der eigenen Mitglieder
hinaus ein akzeptierter und sachverständiger Ansprechpartner
– unsere Expertise ist gefragt! Mittels E-Mail,
Fax und Telefon organisiert und berät unsere Geschäftsstelle
zielführend und kompetent.
Wir bieten alles,
was das Fan-Herz begehrt!
# Unterstützung
Aus der WorldSkills-Tasse den Kaffee
genießen, mit dem WorldSkills-Beutel
einkaufen, auf dem WorldSkills-Kissen
ausruhen oder im WorldSkills-T-Shirt und
der Softshelljacke junge Talente bei spannenden
Wettkämpfen anfeuern! Zeigen
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# Fantastic
# Verbundenheit
Netzwerk
Milwaukee – Elektrowerkzeug
auf höchstem Niveau
Milwaukee freut sich, künftig als Premiumpartner von
WorldSkills Germany die duale Ausbildung junger
Menschen zu unterstützen und die Anerkennung
wichtiger Ausbildungsberufe zu fördern. Der Werkzeughersteller
Milwaukee wächst sehr dynamisch und
bietet selbst viele attraktive berufliche Perspektiven
auf allen Ebenen. In zahlreichen Programmen ermöglicht
Milwaukee die Aus- und Weiterbildung und öffnet
leistungsbereiten, engagierten Menschen neue Chancen
und Wege. Milwaukee ist Teil von Techtronic
Industries (TTI), dem aktuell zweitgrößten Hersteller
von Elektrowerkzeugen weltweit mit über 48.000 Mitarbeitenden.
Neben Milwaukee gehören unter anderem
Ryobi und AEG Powertools zur TTI-Unternehmensgruppe.
Gegründet wurde das bis heute inhabergeführte
Unternehmen 1985 von dem Deutschen Horst Julius
Pudwill und dem Chinesen Roy Chi Ping Chung als eines
der ersten internationalen Joint Ventures in China.
Milwaukee steht für leistungsstarkes Elektrowerkzeug,
hochwertiges Zubehör sowie einen ausgezeichneten
Service, der konsequent an den Erfordernissen
von Handwerk und Industrie ausgerichtet ist. Ob
Akku schrauber, Winkelschleifer oder Bohrhammer –
wer einmal ein Elektrowerkzeug der Marke Milwaukee
in die Hand genommen hat, gibt es nicht wieder her.
Kontinuierlich wird in die Entwicklung neuer
Technologien investiert. Forschungszentren auf drei
Kontinenten arbeiten rund um die Uhr an neuen
Produkten. Im Mittelpunkt stehen dabei Werkzeuge,
mit denen Anwender ihre Arbeit schneller, zuverlässiger
und sicherer als bisher erledigen können.
WorldSkills Germany freut sich,
Milwaukee als Premium partner
in seinem agilen und innovativen
Netzwerk begrüßen zu dürfen.
Ein Netzwerk, viel Mehrwert
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Foto: pexels, olia-danilevich
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Ansprechpartnerin Cornelia Di Martino
dimartino@worldskillsgermany.com
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MILWAUKEETOOL.DE
Milwaukee ® - Elektrowerkzeug auf höchstem Niveau
Milwaukee ® steht für leistungsstarkes Elektrowerkzeug, hochwertiges Zubehör sowie einen ausgezeichneten Service,
der konsequent an den Erfordernissen von Handwerk und Industrie ausgerichtet ist. Ob Akkuschrauber, Winkelschleifer
oder Bohrhammer – wer einmal ein Elektrowerkzeug der Marke Milwaukee ® in die Hand genommen hat, gibt es nicht
wieder her.
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Arbeitspädagogik und Medienkompetenz
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Empfehlung
xplore-Wettbewerb
Lösungen für eine nachhaltige Welt
Bereits seit über 20 Jahren richtet das Unternehmen
Phoenix Contact den internationalen Technologieund
Bildungswettbewerb „xplore“ aus und lädt damit
weltweit Schülerinnen und Schüler, Studierende,
Auszubildende und junge Berufstätige ein, auf
kreative Weise technische Lösungen für das tägliche
Leben in einer nachhaltigen Welt zu finden.
„Wir haben den xplore 1998 ins Leben gerufen,
um Technologien an junge Menschen heranzutra
gen und ihnen die Möglichkeit zu geben, ihre Ideen
zu verwirklichen. Mit Technologien, die bereits in
der Industrie angewendet werden“, erklärt Klaus
Hengsbach, Director TechEducation der Phoenix
Contact GmbH & Co. KG. Damit leiste das Unternehmen
einen Beitrag für den internationalen Bildungsbereich
und unterstütze junge Erwachsene beim
Lernen.
Unter dem diesjährigen Motto „Technology Award
for a sustainable World“ können sich Teams bis Ende
Juni 2022 bewerben. Anschließend sichtet eine Jury
mit Personen aus Unternehmen, Wissenschaft und
Wirtschaft die Einreichungen. Die Jury wählt dann 100
Teams aus, die ihre Ideen umsetzen können. Jedes
Team darf dazu Produkte von Phoenix Contact im Wert
von 3.000 Euro bestellen. Die spannendsten Projekte
werden dann zum großen Finale im Oktober 2023 nach
Deutschland eingeladen. Im Umfeld der 100-Jahrfeier
von Phoenix Contact präsentieren die nominierten
Teams im Rahmen einer Ausstellung in Bad Pyrmont
ihre Ergebnisse und werden von der fachkundigen Jury
abschließend in einem großen Festakt prämiert. „Der
Beitrag von Phoenix Contact reduziert sich dabei nicht
nur auf die Technologien und Produkte, sondern
erweitert sich um die ganze Kompetenz, die hinter
diesem Namen steht. Wir laden alle Tochtergesellschaften
weltweit ein, am Wettbewerb mitzuwirken,
indem sie ihr Wissen zur Verfügung stellen und die
Teams beraten“, so Hengsbach.
Alle Informationen zum Wettbewerb finden
Sie unter: https://www.phoenixcontact.com/
ext/en/xplore.html
Impressum
Herausgeber WorldSkills Germany
Magazin von WorldSkills Germany e. V.
Krefelder Str. 32, Haus B-West,
70376 Stuttgart
Kontakt info@worldskillsgermany.com
Telefon +49 (0) 711 4798 - 8020
Verantwortlich für Inhalt Hubert Romer
Redaktionsleitung Stephanie Werth
Textredaktion Michaela Conrad,
die-journalisten.de GmbH,
Jörg Wehrmann, Hubert Romer,
Stephanie Werth, Isabell Gradinger
Fotoredaktion Studio OASE,
Stephanie Werth
Gestaltung Studio Oase
Druck Heidelberger Druckmaschinen AG
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35 m., 48, 49, 53 o.), Boris Trenkel/Agentur
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Hadamar (S. 51, 52), Kerschensteinerschule
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ISSN 2566 - 7688
WorldSkills Germany Magazin – No. 22 / April 2022
61
Termine
Jetzt vormerken!
Veranstaltungen
Mai
juni
LuxSkills – Nationaler
Skills-Wettbewerb Luxemburgs
02. – 04.05.2022
Luxemburg
Mitgliederversammlung
19.05.2022
Ort tbc
angemeldet
RegioCup Industriemechanik
Juni
Rheinböllen
Deutsche Meisterschaft IT-
Network Systems Administration
09. – 13.05.2022
Kassel
Auswahlwettkampf Disziplin
Drucktechnik für die WorldSkills
Shanghai 2022
09. – 12.05.2022
Wiesloch-Walldorf
Auswahlwettkampf Disziplin
Drucktechnik für die WorldSkills
Shanghai 2022
09. – 12.05.2022
Wiesloch-Walldorf
European Vocational Skills Week
16. – 20.05.2022
Europaweit
Kaminabend
18.05.2022
Ort tbc
Auswahlwettkampf Disziplin
CNC-Fräsen für die WorldSkills
Shanghai 2022
23.05. – 25.05.2022
30.05. – 03.06.2022
Tuttlingen
Webinar Bundestrainer/innen
24.05.2022
Online
Albert-Einstein-Cup 2022 –
Internationaler Wettbewerb für
Softwareentwickler/innen
30.05. – 02.06.2022
Neubrandenburg
Water Skills Germany auf der
IFAT
30.05. – 03.06.2022
München
didacta Bildungsmesse
07. – 11.06.2022
Köln
General Assembly WorldSkills
Europe
14. – 17.06.2022
Krakau, Polen
Siegerehrung Würth-Schulwettbewerb
„Mach was!“
24.06.2022
Künzelsau
Webinar Bundestrainer/innen
30.06.2022
Online
DACH-Training Mechatronik,
Industrie 4.0, Elektronik, Mechanical
Engineering CAD
27.06. – 01.07.2022
Denkendorf
62
2022
Juli
September
Oktober
2. Vorbereitungstreffen für die
WorldSkills Shanghai 2022
07. – 09.07.2022
Ort tbc
AMB Stuttgart
13. – 17.09.2022
Stuttgart
jakobb – Jahreskongress
berufliche Bildung
11. – 12.10.2022
Stuttgart
Treffen der Kommunikationsverantwortlichen
08.07.2022
Ort tbc
World Youth Skills Day
15.07.2022
Weltweit
Christiani Ausbildertage
September
Ort tbc
Webinar Bundestrainer/innen
29.09.2022
Online
WorldSkills Shanghai 2022
12. - 17.10.2022
Shanghai, China
Webinar Bundestrainer/innen
27.10.2022
Online
Webinar Bundestrainer/innen
28.07.2022
Online
Die jeweils aktuelle
Terminübersicht finden Sie auf:
www.worldskillsgermany.com/de/
termine/
WorldSkills Germany online
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WorldSkills Germany Magazin – No. 22 / April 2022
63
Mitglieder und Partner
Eine starke Gemeinschaft: Wir sagen DANKE
Presenterpartner
Premiumpartner
Weitere Mitglieder
Albert-Einstein-Gymnasium ENeubrandenburg
64
Servicepartner
beruflich aufwärts
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www.worldskillsgermany.com/de/ netzwerk/
mitglied-werden/
WorldSkills Germany Magazin – No. 22 / April 2022
Partner und Förderer
KWB
KURATORIUM
DER DEUTSCHEN
WIRTSCHAFT FÜR
BERUFSBILDUNG
Wichtige Unterstützung für
Deutschlands Jugend
und die duale Ausbildung
WorldSkills Germany ist dank
bar für das große Engagement
seiner Mitglieder und Partner.
Darüber hinaus tragen
zahlreiche Sponsoren, darunter
auch kleine und mittlere
Unternehmen,mitihrerfinanziellen
Unterstützung dazu bei,
jungen Menschen Perspektiven
und eine Zukunft zu
geben sowie ihre Talente zu
fördern. In diesem Jahr waren
dies bisher:
Gold
Silber
WorldSkills Germany Supporter Community
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WorldSkills
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Kurfürsten-Anlage 52 – 60, 69115 Heidelberg, Deutschland
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