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26 Teamkommunikation<br />
Kommunikation findet<br />
immer statt – Teil 2<br />
Im ersten Teil der Serie hat der Autor die Grundlagen der Kommunikation erläutert, praktische<br />
Kommunikationstipps gegeben und ist auf verschiedene Kommunikationsmodelle eingegangen.<br />
In diesem zweiten Teil gibt er Beispiele für „wirkungsvolle Sprachtipps“ und besonde<strong>re</strong> Kommunikationstechniken.<br />
Text Dr. Dr. Bert Karl<br />
Wirkungsvolle Sprachtricks<br />
Besonders elegant: Mit minimalen sprachlichen Tricks <strong>22</strong> wird eine maximale<br />
Wirkung erzielt, quasi ein „Schmieröl“ für Gespräche. Man baut<br />
Widerstände ab und erhöht die Kooperationsbe<strong>re</strong>itschaft.<br />
sollen!“ Jeder Appell g<strong>re</strong>ift sozusagen ein in das Territorium des ande<strong>re</strong>n<br />
und das führt zu Reaktanz, dem instinktiven automatischen Widerst<strong>re</strong>ben<br />
gegen eine Einschränkung unse<strong>re</strong>r F<strong>re</strong>iheiten und Möglichkeiten. Trotzdem<br />
sind zumindest in manchen Situationen kla<strong>re</strong> Anweisungen erforderlich.<br />
Aus der Fülle der Möglichkeiten nur ein paar Beispiele:<br />
· Vermeide „ob“, stattdessen „welche/was/wie“: Das „ob“ programmiert<br />
auf die Antwort „Nein“. Also nicht: „Ich wüsste gern, ob du<br />
mich liebst?“ Sondern: „Ich wüsste gern, was ich tun kann, um deine<br />
Liebe zu behalten/gewinnen?“<br />
· „Noch nicht“: Diese Formulierung eröffnet Chancen/Möglichkeiten –<br />
denn Probleme sind „noch nicht“ gefundene Lösungen. „Der Zahn<br />
tut immer noch weh!“ – „Nun, dann hat sich der Zahnnerv noch nicht<br />
beruhigt.“<br />
· „Angenommen…“: Die verfüh<strong>re</strong>rische Frage nach wünschenswerten<br />
Alternativen eröffnet Möglichkeiten. „Angenommen, Sie könnten<br />
wieder kräftig von einem Apfel abbeißen…“<br />
· Negativ-Vorschlag: Die Reaktion auf einen an sich guten Vorschlag<br />
lautet oft: Ja, aber… Also formulie<strong>re</strong> man den Vorschlag als Negation,<br />
denn diese wirkt unbewusst trotzdem: „Denke jetzt auf keinen<br />
Fall an einen weißen Elefanten!“ Wenn du vorsichtig die Nein-Position<br />
besetzt („Das wird nur schwer möglich sein…“), dann provozierst du<br />
beim Gegenüber die Ja-Position („Warum eigentlich nicht?“).<br />
· VW-Regel: Manchmal hört man immer nur Vorwürfe und ertappt sich<br />
vielleicht auch selbst bei dieser Unart. Man wandle nun den Vorwurf<br />
(V) um in einen Wunsch (W). Vorwürfe richten sich auf vergangenes<br />
Verhalten, Wünsche zielen positiv in die Zukunft. Nicht „Sie haben<br />
schon wieder den Mülleimer nicht geleert.“, sondern „Ich wünsche<br />
mir, dass Sie jeden Abend den Mülleimer lee<strong>re</strong>n.“<br />
Diese Sprachticks kann jeder leicht lernen und anwenden und die Wirkung<br />
ist oft frappie<strong>re</strong>nd.<br />
Besonde<strong>re</strong> Kommunikationstechniken:<br />
Appelle<br />
Wenn du etwas vom ande<strong>re</strong>n willst. Das Problem dabei ist, dass immer<br />
ein Vorwurf herausgehört werden kann: Das neutrale „Bringen Sie bitte<br />
die Post!“ wird interp<strong>re</strong>tiert zu „Sie hätten schon längst die Post bringen<br />
Nebenbei eine wichtige psychotherapeutische Grund<strong>re</strong>gel: Wenn ein<br />
Mensch Probleme mit sich selbst beziehungsweise seinen Gefühlen hat,<br />
dann sind Ratschläge/Empfehlungen/Ermahnungen nutzlos und schädlich.<br />
Wie oft hört man gutgemeinte Bemerkungen wie „Jetzt sei doch<br />
nicht so traurig!“ oder „Lach doch auch mal mit.“ – das er<strong>re</strong>icht in der Regel<br />
das Gegenteil. Daher: verhalte dich st<strong>re</strong>ng “appellf<strong>re</strong>i“, also: zuhö<strong>re</strong>n<br />
und einfühlen. In der Werbung sind di<strong>re</strong>kte Appelle („Trink Coca Cola!“)<br />
daher auch selten, es wird vielmehr auf d<strong>re</strong>i indi<strong>re</strong>kte Mechanismen gesetzt:<br />
Vormachen, positive Konsequenzen aufzeigen, Assoziationen liefern<br />
(ein hübsches Model posiert auf einem Motorrad).<br />
Meist will der Sender natürlich, dass sein Appell erfüllt wird. Manchmal<br />
lautet der Appell aber im Gegenteil: Widersprich mir! – Wenn etwa die<br />
Mitarbeiterin klagt: „Ich bin in den Regen gekommen, ich schaue fürchterlich<br />
aus!“ Dann hofft sie auf einen Widerspruch („Nein, du siehst toll<br />
aus.“). Die Technik heißt „Fishing for Compliments“.<br />
Aktives Zuhö<strong>re</strong>n<br />
4, 11, 13<br />
Zum Fragen gehört auch das – richtige – Zuhö<strong>re</strong>n bei der Antwort.<br />
Erst einmal erfordert das die volle Aufmerksamkeit: Signalisie<strong>re</strong> deinem<br />
Gesprächspartner mit körpersprachlichen Signalen, dass er/sie dein Inte<strong>re</strong>sse<br />
hat. Also wäh<strong>re</strong>nd des Zuhö<strong>re</strong>ns kein Multitasking, kein Blättern in<br />
Unterlagen und Patienten verübeln es sehr, wenn die Mitarbeiterin wäh<strong>re</strong>nd<br />
des Gesprächs auf den Bildschirm schaut.<br />
Weiterhin: Geduld! Hö<strong>re</strong> konzentriert zu, lasse den ande<strong>re</strong>n aus<strong>re</strong>den und<br />
vermeide insbesonde<strong>re</strong>, sofort mit Gegenargumenten dazwischenzufah<strong>re</strong>n.<br />
Psychologisch bedeutet das auch, sich zurückzunehmen und die eigenen<br />
Gefühle – etwa Unmut, Ärger – zu kontrollie<strong>re</strong>n. „Aktives“ Zuhö<strong>re</strong>n<br />
beinhaltet auch, dem Partner durch kleine Signale dauernd eine Rückmeldung/Bestätigung<br />
zu geben, dass du ihm aufmerksam zuhörst: zugewandt<br />
sein, kurze Bemerkungen „Ganz <strong>re</strong>cht!“ – „Ach so!“ – „Wirklich?“<br />
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