22.04.2022 Aufrufe

55 merk-würdige Orte in LINZ - ohne Schnickschnack und Klischees

Visit Linz mal komplett anders: ohne Dreifaltigkeitssäule, blinkende Museen der Zukunft, dem Linzer Schloss oder der schon 100mal im Kreis gefahrenen Grottenbahn. 55 andere Höhepunkte und Sehenswürdigkeiten, vermeintliche Second Places, die selbst alteingesessene Linzer so noch nicht gesehen haben, in kompakter Buchform. Für Urbanisten, Neugierige, Besucher und für alle „Dasigen“, die ihre Stadt neu und mit anderen Augen entdecken wollen.

Visit Linz mal komplett anders: ohne Dreifaltigkeitssäule, blinkende Museen der Zukunft, dem Linzer Schloss oder der schon 100mal im Kreis gefahrenen Grottenbahn. 55 andere Höhepunkte und Sehenswürdigkeiten, vermeintliche Second Places, die selbst alteingesessene Linzer so noch nicht gesehen haben, in kompakter Buchform. Für Urbanisten, Neugierige, Besucher und für alle „Dasigen“, die ihre Stadt neu und mit anderen Augen entdecken wollen.

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45. Total Kanal<br />

L<strong>in</strong>z <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Abwässer<br />

Über 200 Jahre alt <strong>und</strong> mehr als 1.000 Kilometer lang ist das L<strong>in</strong>zer Kanalnetz. Bis 1809 wurde<br />

der Großteil der Abwässer direkt über die Straßen entsorgt, ehe die ersten unterirdischen<br />

Kanäle erbaut wurden. E<strong>in</strong> ganz besonderes „Exemplar“ f<strong>in</strong>det man am L<strong>in</strong>zer Hofberg.<br />

Bis <strong>in</strong>s 18. Jahrh<strong>und</strong>ert wurden die Abwässer<br />

aus den Häusern direkt <strong>in</strong> die „Reichen“<br />

– meist gemauerte, schmale Gässchen zwischen<br />

den Häuserzeilen – ausgeleitet, von wo<br />

aus sie sich über die Straßen ergossen. E<strong>in</strong>mal<br />

im Jahr wurden diese Reichen von Taglöhnern<br />

freigeschau felt – e<strong>in</strong> echter Drecksjob.<br />

Der Sche<strong>in</strong> trügt aber: Diese Schwerarbeiter<br />

wurden „Nachtkönige“ genannt, weil ihr Verdienst<br />

für damalige Verhältnisse hoch war.<br />

E<strong>in</strong>e dieser Reichengassen f<strong>in</strong>det<br />

man heute noch <strong>in</strong> ihrem<br />

Urzustand <strong>in</strong> der Altstadt Hofberg<br />

6 <strong>und</strong> 8).<br />

Im L<strong>in</strong>z des 18. <strong>und</strong> 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

miefelte es überall<br />

gewaltig, viele Häuser hatten<br />

Senkgruben, die oft überliefen<br />

<strong>und</strong> teilweise bis zum Gr<strong>und</strong>wasserspiegel<br />

h<strong>in</strong>untergegraben wurden, was<br />

die Tr<strong>in</strong>kwassersituation verschärfte. In L<strong>in</strong>z,<br />

da st<strong>in</strong>kt‘s – dieser Spruch hatte bereits vor<br />

200 Jahren Gültigkeit. 1809 entstand e<strong>in</strong> erster<br />

Kanal – der Franzosenkanal unter der Promenade,<br />

der <strong>in</strong> Folge Richtung Theater <strong>und</strong><br />

Klammgasse bis zur Hirschgasse erweitert<br />

wurde <strong>und</strong> direkt zur Donau h<strong>in</strong>unterführte.<br />

Der Name begründet sich daher, weil er unter<br />

i<br />

98<br />

DIE KLEINSTE GASSE VON <strong>LINZ</strong><br />

der damals französischen Herrschaft erbaut<br />

wurde. Ab 1867 diskutierte man im Geme<strong>in</strong>derat<br />

die dr<strong>in</strong>gend nötige Erweiterung des<br />

Kanalnetzes. Nach e<strong>in</strong>em Beschluss 1869, „die<br />

Kanalisierung der Stadt L<strong>in</strong>z nach dem zwekmässigsten<br />

System durchzuführen,“ wurde<br />

der erste große Ausbau bis 1884 umgesetzt:<br />

Der größte Teil der <strong>in</strong>neren Stadt war damit<br />

kanalisiert, die Abwässer wurden ungeklärt<br />

<strong>in</strong> den sog. „Fabriksarm“ – e<strong>in</strong>em Seitenarm<br />

der Donau (Höhe Parkbad) geleitet.<br />

Als dieser zusehends verlandete, flossen<br />

die Abwässer ab 1890 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

neuen Hauptsammelkanal auf Höhe<br />

des Tabakfabrik-Sportplatzes <strong>in</strong> die<br />

Donau. Der mittlerweile stillgelegte<br />

Kanal direkt unter dem Spielfeld besteht<br />

heute noch <strong>und</strong> soll <strong>in</strong> den Bau<br />

des neuen Stadions <strong>in</strong>tegriert werden<br />

(Bild l<strong>in</strong>ks).<br />

Erst ab 1960 sorgt die Kläranlage L<strong>in</strong>z-Süd für<br />

halbwegs klare Verhältnisse. Und 1979 g<strong>in</strong>g<br />

<strong>in</strong> Asten die größte Kläranlage des Landes <strong>in</strong><br />

Betrieb, sie ist auf e<strong>in</strong>e Abwasserbelastung<br />

von 950.000 E<strong>in</strong>w<strong>ohne</strong>rn ausgelegt. 1900 war<br />

die L<strong>in</strong>zer Kanalisation erst 38km lang. Heute<br />

s<strong>in</strong>d es über 570km <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z <strong>und</strong> 848km <strong>in</strong> den<br />

Umlandgeme<strong>in</strong>den. Eben Total Kanal.<br />

Die „Reichengasse“ vom Schloss zur Altstadt (Hofberg 6/8) ist heute noch erhalten.<br />

Sie ist ke<strong>in</strong>e klassische Gasse, sondern e<strong>in</strong> mittelalterlicher Abwassergraben, über den<br />

von Fäkalien bis h<strong>in</strong> zu Küchenabfällen alles entsorgt wurde. -> www.l<strong>in</strong>za.at/Kanal

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