22.04.2022 Aufrufe

55 merk-würdige Orte in LINZ - ohne Schnickschnack und Klischees

Visit Linz mal komplett anders: ohne Dreifaltigkeitssäule, blinkende Museen der Zukunft, dem Linzer Schloss oder der schon 100mal im Kreis gefahrenen Grottenbahn. 55 andere Höhepunkte und Sehenswürdigkeiten, vermeintliche Second Places, die selbst alteingesessene Linzer so noch nicht gesehen haben, in kompakter Buchform. Für Urbanisten, Neugierige, Besucher und für alle „Dasigen“, die ihre Stadt neu und mit anderen Augen entdecken wollen.

Visit Linz mal komplett anders: ohne Dreifaltigkeitssäule, blinkende Museen der Zukunft, dem Linzer Schloss oder der schon 100mal im Kreis gefahrenen Grottenbahn. 55 andere Höhepunkte und Sehenswürdigkeiten, vermeintliche Second Places, die selbst alteingesessene Linzer so noch nicht gesehen haben, in kompakter Buchform. Für Urbanisten, Neugierige, Besucher und für alle „Dasigen“, die ihre Stadt neu und mit anderen Augen entdecken wollen.

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42. E<strong>in</strong> Friedhof auf Wanderschaft<br />

Bewegende Geschichten r<strong>und</strong> um den St. Barbara Friedhof<br />

Der St. Barbara Friedhof ist zwar nicht der größte Friedhof der Stadt, um ihn ranken sich<br />

aber die spannendesten Geschichten. Es dauerte mehrere Jahrh<strong>und</strong>erte, bis er zu se<strong>in</strong>em<br />

heutigen Platz fand. Auf e<strong>in</strong>em abgetrennten Areal bef<strong>in</strong>det sich der 165 Jahre alte Jüdische<br />

Friedhof. Umgefallene Grabste<strong>in</strong>e, ja sogar E<strong>in</strong>schusslöcher aus der NS-Zeit f<strong>in</strong>den sich auf<br />

den Grabste<strong>in</strong>en. E<strong>in</strong> bewegendes Dokument e<strong>in</strong>er furchtbaren Zeit.<br />

Der St. Barbara Friedhof war lange auf Wanderschaft.<br />

Bis 1286 reicht se<strong>in</strong>e wechselhafte<br />

Geschichte zurück. Heute hat der „St. Barbara<br />

Gottesacker“ e<strong>in</strong>e Fläche von 12 Hektar <strong>und</strong><br />

beherbergt etwa 20.000 Gräber. Ende des 13.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts wurde im Zuge der Errichtung<br />

der Stadtpfarrkirche beim heutigen Pfarrplatz<br />

e<strong>in</strong> Pfarrfriedhof angelegt. In den<br />

nächsten Jahrh<strong>und</strong>erten nahm<br />

der Friedhof mehrere Plätze <strong>in</strong><br />

der Innenstadt e<strong>in</strong> – erst an der<br />

Spittelwiese, später im Bereich<br />

der heutigen Seilerstätte. E<strong>in</strong><br />

Hofdekret von Kaiser Joseph<br />

II. schrieb die Verlegung von<br />

Friedhöfen aus den Innenstädten<br />

<strong>in</strong>s Umland vor, weshalb die<br />

Begräbnisstätten an der Landstraße<br />

1786 aufgelassen werden<br />

mussten <strong>und</strong> auf das heutige Areal, das sich<br />

damals noch außerhalb der Stadt befand, verlegt<br />

wurde.<br />

Der von e<strong>in</strong>er Mauer umschlossene jüdische<br />

Friedhofsteil liegt im östlichen Bereich <strong>und</strong><br />

unterscheidet sich optisch klar von christlichen<br />

Gottesäckern. Efeu <strong>und</strong> Gras beherrschen<br />

die Szenerie, kle<strong>in</strong>e Ste<strong>in</strong>e werden<br />

beim Besuch auf den Grabste<strong>in</strong> gelegt, die<br />

Grabste<strong>in</strong>e tragen beidseitig e<strong>in</strong>e Beschriftung<br />

<strong>und</strong> die Gräber werden nie aufgelassen<br />

oder e<strong>in</strong>geebnet. 1923 zählte L<strong>in</strong>z 931 Juden,<br />

zu Kriegsbeg<strong>in</strong>n 1938 waren es<br />

noch r<strong>und</strong> 800. Viele wanderten<br />

aus, etwa 240 aber wurden bis<br />

Kriegsende ermordet. Die jüdischen<br />

Mitbürger hatten es selbst<br />

bei Bestattungen nicht leicht: Bis<br />

<strong>in</strong>s 19. Jahrh<strong>und</strong>ert mussten sie<br />

ihre Toten am jüdischen Friedhof<br />

im südböhmischen Rosenberg bestatten.<br />

Erst 1862 konnte die jüdische<br />

Geme<strong>in</strong>de e<strong>in</strong> Gr<strong>und</strong>stück<br />

nur 200 Meter vom St. Barbara<br />

Friedhof entfernt erwerben, aus dem die heutige<br />

letzte Ruhestätte hervorgeht. Auch für<br />

nichtjüdische Männer ist es übrigens Pflicht,<br />

auf dem Friedhof e<strong>in</strong>e Kopfbedeckung zu tragen<br />

(Kippa oder Hut).<br />

i<br />

DER JÜDISCHE FRIEDHOF IN <strong>LINZ</strong><br />

Erst Mitte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts ließen sich die ersten Juden nach ihrer Vertreibung von<br />

1420 wieder <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z nieder. 1863 wurde das Recht zum Erwerb von unbeweglichen Güten<br />

zugestanden, e<strong>in</strong> eigener Friedhof beim Barbara-Friedhof entstand. E<strong>in</strong> Besuch ist<br />

nur nach Rücksprache mit der Israelitischen Kultusgeme<strong>in</strong>de möglich (0732-779805).<br />

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