55 merk-würdige Orte in LINZ - ohne Schnickschnack und Klischees
Visit Linz mal komplett anders: ohne Dreifaltigkeitssäule, blinkende Museen der Zukunft, dem Linzer Schloss oder der schon 100mal im Kreis gefahrenen Grottenbahn. 55 andere Höhepunkte und Sehenswürdigkeiten, vermeintliche Second Places, die selbst alteingesessene Linzer so noch nicht gesehen haben, in kompakter Buchform. Für Urbanisten, Neugierige, Besucher und für alle „Dasigen“, die ihre Stadt neu und mit anderen Augen entdecken wollen. Visit Linz mal komplett anders: ohne Dreifaltigkeitssäule, blinkende Museen der Zukunft, dem Linzer Schloss oder der schon 100mal im Kreis gefahrenen Grottenbahn. 55 andere Höhepunkte und Sehenswürdigkeiten, vermeintliche Second Places, die selbst alteingesessene Linzer so noch nicht gesehen haben, in kompakter Buchform. Für Urbanisten, Neugierige, Besucher und für alle „Dasigen“, die ihre Stadt neu und mit anderen Augen entdecken wollen.
23. Die Geisterbrücke Eine unvollendete Schlackenbrücke über die Traun Linz und seine Brücken – eine Neverending Story. Doch während bis 2023 alle großen Brückenbauprojekte abgeschlossen sein sollten, dämmert ein halbfertiger Übergang seit fast 40 Jahren vor sich hin: In den Traunauen beim Weikerlsee stehen die Pfeiler und Widerlager als stumme Zeugen eines heute nicht mehr nachzuvollziehenden Projekts: Die damalige VOEST wollte eine Traunbrücke zu den Weikerlseen bauen, um diese mit Schlacke aus der Stahlproduktion zuzuschütten. Im Zuge des Baus der Hermann Göring Werke (1938) wurden Unmengen an Schotter benötigt, um das flache, tief liegende spätere Werksgebiet hochwassersicher mehrere Meter aufschütten zu können. Dieser Schotter wurde auf der anderen Seite der Traun (die hier in die Donau mündet) gewonnen, durch diese Baggerarbeiten entstanden erst der große und dann der kleine Weikerlsee (auch der zwei Kilometer östlich davon liegende Pichlinger See und der Pleschinger See entstanden durch Schotterabbau). In den 1950er-Jahren wurden die Weikerlseen von der aus den Göring-Werken hervorgegangenen VOEST als beliebtes Arbeiter-Werksbad genutzt. Die Badegäste reisten u.a. mit einem eigens eingerichteten Pendelschiff an . Durch das Hochwasser 1954 wurde die Anlage aber komplett zerstört und nicht mehr wiederaufgebaut, auch wegen der überschaubaren Wasserqualität der sehr seichten Seen. Gleichzeitig erfreute sich der in dieser Zeit (ebenfalls durch Schottergrabungen) entstehende Pichlingersee immer größerer Beliebtheit der erholungssuchenden Städter. In der VOEST kam man 1982 auf den verwegenen Plan, zu den augenscheinlich nicht mehr benötigten Weikerlseen eine Brücke über die Traun zu bauen und diese als Ablageplatz für die bei der Stahlproduktion anfallende Schlacke zu nutzen. Die dazu benötigte, massive Brücke über die Traun war bereits in Bau, ehe intensive Proteste von Naturschutz- Organisationen den Plan vereitelten. In weiterer Folge kaufte die Stadt Linz das Areal und stellte es unter Naturschutz. Heute wird hier wieder fleißig (nackt) gebadet und ein Natura 2000-Schutzgebiet eingerichtet. Die bereits errichteten Brückenpfeiler und Widerlager gelten heute als Mahnmal für eine Industrie- Denke aus dem vorigen Jahrtausend. Wirklich gelernt haben wir aber wenig aus dieser Geschichte: Aktuell wird das Projekt „Linzer Ostumfahrung“ diskutiert – eine Autobahn durch die Traun-/Donauauen in direkter Nachbarschaft zu den Weikerlseen. 54i DIE LINZER GEISTERBRÜCKE Halbfertig, unvollendet – das ist die Traunbrücke vor der Mündung in die Donau. Ein Rückbau ist zu teuer, die Natur tut sich angesichts des massiven Betons ebenfalls schwer mit dem Zurückerobern. Der Kleine Weikerlsee ist auch heute immer noch ein absolutes Naturparadies und Treff der Nackt-Bader. -> www.linza.at/traunbruecke
Erst denken, dann bauen – und nicht umgekehrt: Die unvollendete Geisterbrücke über die Traun ist ein Mahnmal gegen das rücksichstslose Ausbeuten der Natur
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23. Die Geisterbrücke<br />
E<strong>in</strong>e unvollendete Schlackenbrücke über die Traun<br />
L<strong>in</strong>z <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Brücken – e<strong>in</strong>e Neverend<strong>in</strong>g Story. Doch während bis 2023 alle großen Brückenbauprojekte<br />
abgeschlossen se<strong>in</strong> sollten, dämmert e<strong>in</strong> halbfertiger Übergang seit fast<br />
40 Jahren vor sich h<strong>in</strong>: In den Traunauen beim Weikerlsee stehen die Pfeiler <strong>und</strong> Widerlager<br />
als stumme Zeugen e<strong>in</strong>es heute nicht mehr nachzuvollziehenden Projekts: Die damalige<br />
VOEST wollte e<strong>in</strong>e Traunbrücke zu den Weikerlseen bauen, um diese mit Schlacke aus der<br />
Stahlproduktion zuzuschütten.<br />
Im Zuge des Baus der Hermann Gör<strong>in</strong>g Werke<br />
(1938) wurden Unmengen an Schotter<br />
benötigt, um das flache, tief liegende spätere<br />
Werksgebiet hochwassersicher mehrere Meter<br />
aufschütten zu können. Dieser Schotter<br />
wurde auf der anderen Seite der Traun (die<br />
hier <strong>in</strong> die Donau mündet) gewonnen, durch<br />
diese Baggerarbeiten entstanden erst der große<br />
<strong>und</strong> dann der kle<strong>in</strong>e Weikerlsee (auch der<br />
zwei Kilometer östlich davon liegende Pichl<strong>in</strong>ger<br />
See <strong>und</strong> der Plesch<strong>in</strong>ger See entstanden<br />
durch Schotterabbau).<br />
In den 1950er-Jahren wurden die Weikerlseen<br />
von der aus den Gör<strong>in</strong>g-Werken hervorgegangenen<br />
VOEST als beliebtes Arbeiter-Werksbad<br />
genutzt. Die Badegäste reisten<br />
u.a. mit e<strong>in</strong>em eigens e<strong>in</strong>gerichteten Pendelschiff<br />
an . Durch das Hochwasser 1954 wurde<br />
die Anlage aber komplett zerstört <strong>und</strong> nicht<br />
mehr wiederaufgebaut, auch wegen der überschaubaren<br />
Wasserqualität der sehr seichten<br />
Seen. Gleichzeitig erfreute sich der <strong>in</strong> dieser<br />
Zeit (ebenfalls durch Schottergrabungen)<br />
entstehende Pichl<strong>in</strong>gersee immer größerer<br />
Beliebtheit der erholungssuchenden Städter.<br />
In der VOEST kam man 1982 auf den verwegenen<br />
Plan, zu den augensche<strong>in</strong>lich nicht<br />
mehr benötigten Weikerlseen e<strong>in</strong>e Brücke<br />
über die Traun zu bauen <strong>und</strong> diese als Ablageplatz<br />
für die bei der Stahlproduktion anfallende<br />
Schlacke zu nutzen. Die dazu benötigte,<br />
massive Brücke über die Traun war bereits <strong>in</strong><br />
Bau, ehe <strong>in</strong>tensive Proteste von Naturschutz-<br />
Organisationen den Plan vereitelten. In weiterer<br />
Folge kaufte die Stadt L<strong>in</strong>z das Areal <strong>und</strong><br />
stellte es unter Naturschutz. Heute wird hier<br />
wieder fleißig (nackt) gebadet <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Natura<br />
2000-Schutzgebiet e<strong>in</strong>gerichtet. Die bereits<br />
errichteten Brückenpfeiler <strong>und</strong> Widerlager<br />
gelten heute als Mahnmal für e<strong>in</strong>e Industrie-<br />
Denke aus dem vorigen Jahrtausend. Wirklich<br />
gelernt haben wir aber wenig aus dieser<br />
Geschichte: Aktuell wird das Projekt „L<strong>in</strong>zer<br />
Ostumfahrung“ diskutiert – e<strong>in</strong>e Autobahn<br />
durch die Traun-/Donauauen <strong>in</strong> direkter<br />
Nachbarschaft zu den Weikerlseen.<br />
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DIE <strong>LINZ</strong>ER GEISTERBRÜCKE<br />
Halbfertig, unvollendet – das ist die Traunbrücke vor der Mündung <strong>in</strong> die Donau. E<strong>in</strong><br />
Rückbau ist zu teuer, die Natur tut sich angesichts des massiven Betons ebenfalls<br />
schwer mit dem Zurückerobern. Der Kle<strong>in</strong>e Weikerlsee ist auch heute immer noch e<strong>in</strong><br />
absolutes Naturparadies <strong>und</strong> Treff der Nackt-Bader. -> www.l<strong>in</strong>za.at/traunbruecke