22.04.2022 Aufrufe

55 merk-würdige Orte in LINZ - ohne Schnickschnack und Klischees

Visit Linz mal komplett anders: ohne Dreifaltigkeitssäule, blinkende Museen der Zukunft, dem Linzer Schloss oder der schon 100mal im Kreis gefahrenen Grottenbahn. 55 andere Höhepunkte und Sehenswürdigkeiten, vermeintliche Second Places, die selbst alteingesessene Linzer so noch nicht gesehen haben, in kompakter Buchform. Für Urbanisten, Neugierige, Besucher und für alle „Dasigen“, die ihre Stadt neu und mit anderen Augen entdecken wollen.

Visit Linz mal komplett anders: ohne Dreifaltigkeitssäule, blinkende Museen der Zukunft, dem Linzer Schloss oder der schon 100mal im Kreis gefahrenen Grottenbahn. 55 andere Höhepunkte und Sehenswürdigkeiten, vermeintliche Second Places, die selbst alteingesessene Linzer so noch nicht gesehen haben, in kompakter Buchform. Für Urbanisten, Neugierige, Besucher und für alle „Dasigen“, die ihre Stadt neu und mit anderen Augen entdecken wollen.

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17. Die Pferdestadt<br />

Als statt Autos Vierbe<strong>in</strong>er durch die Stadt (g)rasten<br />

Die Reste der Pferdeeisenbahn wird von vielen nach St. Magdalena verortet. Aber auch auf<br />

der anderen Seite der Donau gibt es noch Spuren dieses geschichtsträchtigen Projekts. Dort,<br />

wo jetzt e<strong>in</strong>e hochfrequentierte 24h-Tankstelle steht, befand sich e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> „Umspannbahnhof“<br />

mit bis zu 350 Pferden.<br />

Durch die schnurgerade D<strong>in</strong>ghoferstraße<br />

rasen täglich tausende Autos Richtung Norden,<br />

die meisten davon Pendler, die die nahen<br />

Donaubrücken anvisieren, um im nördlichen<br />

Umland zu versickern. Ke<strong>in</strong>er der Motoristen<br />

verschwendete je e<strong>in</strong>en Blick auf das gelbe,<br />

mächtige E<strong>in</strong>gangstor an e<strong>in</strong>er unsche<strong>in</strong>baren<br />

Kreuzung. Hier fuhren ab 1839 die Garnituren<br />

der Pferdeeisenbahn zwischen L<strong>in</strong>z,<br />

Budweis <strong>und</strong> Gm<strong>und</strong>en durch, ehe sie den<br />

Südbahnhof erreichten. An dieser Stelle befand<br />

sich der Fuhrhof der Familie W<strong>in</strong>kler,<br />

die im 19. <strong>und</strong> anfangs des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

zu den e<strong>in</strong>flussreichsten Kreisen der Stadt gehörte.<br />

Bis zu 350 Pferde fanden auf der enorm<br />

großen Anlage, die damals noch teilweise<br />

von Wiesen umgeben war, Platz. Neben der<br />

Pferdeeisenbahn wurden hier auch Müll-,<br />

Holz- <strong>und</strong> Kohlefuhrwerke sowie die Wagen<br />

der kaiserlich-königlichen Postverb<strong>in</strong>dungen<br />

umgespannt.<br />

Ab 1920 befand sich an dieser Stelle dann der<br />

Standort der „1. L<strong>in</strong>zer Automobil-Taxis“ <strong>und</strong><br />

der ersten L<strong>in</strong>zer Tankstelle. Das erhalten gebliebene<br />

Tor mit se<strong>in</strong>en 16 Pferdeköpfen bee<strong>in</strong>druckt<br />

heute noch. Der Platz, an dem die<br />

Stallungen standen, ist mittlerweile dicht verbaut,<br />

lediglich die Tankstelle besteht heute<br />

noch. Nur das mächtige Tor er<strong>in</strong>nert noch an<br />

die Urzeiten des Eisenbahnverkehrs.<br />

Im Stadtgebiet südlich der Donau gibt es<br />

noch weitere Er<strong>in</strong>nerungen an die erste kont<strong>in</strong>entale<br />

Bahnl<strong>in</strong>ie Europas: etwa das Südbahnhofgebäude<br />

beim gleichnamigen Markt,<br />

das <strong>in</strong> voller Größe erhalten blieb; oder e<strong>in</strong>e<br />

Er<strong>in</strong>nerungstafel am Barbarafriedhof, der erst<br />

erweitert werden konnte, als die Bahnl<strong>in</strong>ie<br />

e<strong>in</strong>gestellt wurde.<br />

L<strong>in</strong>z war wie alle anderen Citys bis vor 120<br />

Jahren, als der Siegeszug des Automobils<br />

<strong>und</strong> der Zugmasch<strong>in</strong>en begann, e<strong>in</strong>e richtige<br />

„Pferdestadt“: 1900 etwa gab es 1.158 registrierte<br />

Pferde. Alle<strong>in</strong>e für die Pferdeeisenbahn<br />

zwischen Hauptbahnhof <strong>und</strong> Mühlkreisbahnhof,<br />

die von 1879 bis zu ihrer Elektrifizierung<br />

1897 „tierisch“ verkehrte, waren 26<br />

Pferde im E<strong>in</strong>satz. Auch im Frachtverkehr auf<br />

der Donau waren Pferde vor allem flussaufwärts<br />

unverzichtbar: Acht Pferde haben e<strong>in</strong>en<br />

Schiffszug aus Budapest <strong>in</strong> zwei Monaten bis<br />

nach L<strong>in</strong>z »heraufgeschleppt«, so e<strong>in</strong> Reisebericht<br />

aus den 1820er Jahren.<br />

i<br />

PFERDEEISENBAHN <strong>LINZ</strong>-GMUNDEN<br />

67,9km war die Pferdeeisenbahn-Strecke zwischen L<strong>in</strong>z <strong>und</strong> Gm<strong>und</strong>en lang. Auf L<strong>in</strong>zer<br />

Stadtgebiet wurde zusätzlich e<strong>in</strong>e 2,5km lange Stichstrecke zum Hafen Zizlau errichtet.<br />

Das „Pferdetor“ bef<strong>in</strong>det sich an der Kreuzung D<strong>in</strong>ghoferstraße/Lustenauerstraße.<br />

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