22.04.2022 Aufrufe

55 merk-würdige Orte in LINZ - ohne Schnickschnack und Klischees

Visit Linz mal komplett anders: ohne Dreifaltigkeitssäule, blinkende Museen der Zukunft, dem Linzer Schloss oder der schon 100mal im Kreis gefahrenen Grottenbahn. 55 andere Höhepunkte und Sehenswürdigkeiten, vermeintliche Second Places, die selbst alteingesessene Linzer so noch nicht gesehen haben, in kompakter Buchform. Für Urbanisten, Neugierige, Besucher und für alle „Dasigen“, die ihre Stadt neu und mit anderen Augen entdecken wollen.

Visit Linz mal komplett anders: ohne Dreifaltigkeitssäule, blinkende Museen der Zukunft, dem Linzer Schloss oder der schon 100mal im Kreis gefahrenen Grottenbahn. 55 andere Höhepunkte und Sehenswürdigkeiten, vermeintliche Second Places, die selbst alteingesessene Linzer so noch nicht gesehen haben, in kompakter Buchform. Für Urbanisten, Neugierige, Besucher und für alle „Dasigen“, die ihre Stadt neu und mit anderen Augen entdecken wollen.

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2. Der Urlaubsste<strong>in</strong>: Ab hier Urlaub<br />

E<strong>in</strong>st „das Ende der Welt“?<br />

Das enge Donautal im Westen bildete viele Jahrh<strong>und</strong>erte lang e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>lasstor zu L<strong>in</strong>z – oder<br />

auch e<strong>in</strong>en Fluchtweg. Heute „flüchten“ hier nur mehr die Pendler (abends) oder erholungssuchende<br />

L<strong>in</strong>zer (am Wochenende) aus der Stadt. E<strong>in</strong> efeubewachsener Felsen mit e<strong>in</strong>em<br />

über 400 Jahre alten Heiligenbild an der engsten Stelle erzählt aber e<strong>in</strong>e andere, noch viel<br />

spannendere Geschichte.<br />

In der Felswand an der Donau ist <strong>in</strong> etwa drei<br />

Meter Höhe e<strong>in</strong>e Tafel e<strong>in</strong>gelassen, <strong>in</strong> der e<strong>in</strong><br />

Heiligenbild steht: „Christus nimmt von se<strong>in</strong>er<br />

betrübten Mutter Abschied“ lautet die<br />

Inschrift. Auf der Tafel bef<strong>in</strong>det sich auch die<br />

Jahresangabe 1608 – vermutlich e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis<br />

auf die damals erfolgte, erste Verbreiterung<br />

des damals wohl nur zwei Meter breiten Weges<br />

nach L<strong>in</strong>z, bei der der e<strong>in</strong>st noch mächtigere<br />

Felsenturm weggesprengt wurde. Früher<br />

hatte dieser Fleck wohl e<strong>in</strong>e ganz spezielle<br />

Ausstrahlung – Felsen, die bis <strong>in</strong>s Wasser reichen,<br />

davor die damals noch wilde Donau...<br />

die gegenüberliegenden Felswände lassen<br />

heute noch erahnen, wie archaisch <strong>und</strong> wild<br />

es hier e<strong>in</strong>st zug<strong>in</strong>g. An dieser Stelle sollen<br />

e<strong>in</strong>st Landesverräter <strong>und</strong> andere Übeltäter <strong>in</strong><br />

die Donaufluten gestürzt worden se<strong>in</strong>.<br />

Der Volksm<strong>und</strong> nennt den Fleck am nördlichen<br />

Donauufer „Urlaubsste<strong>in</strong>“. E<strong>in</strong>e Deutung<br />

dieses Namens berichtet vom Brauch,<br />

dass auf Wanderschaft gehende L<strong>in</strong>zer Handwerksgesellen<br />

bis hierher von ihren Liebsten<br />

begleitet wurden, ehe sie <strong>in</strong> die weite Welt<br />

aufbrachen. „Urlaub nehmen“ bedeutete damals<br />

Abschied. E<strong>in</strong>e andere Geschichte besagt,<br />

dass die Bezeichnung auf die ehemalige<br />

Fabrikskaserne (das Gebäude der ehemaligen<br />

Wollzeugfabrik) zurückgeht: Soldaten, die<br />

Ausgang, aber ke<strong>in</strong>en Urlaubssche<strong>in</strong> hatten,<br />

durften sich nur bis zum Urlaubsste<strong>in</strong> entfernen,<br />

jeder Schritt darüber h<strong>in</strong>aus war Desertation.<br />

Der Name Urlaubsste<strong>in</strong> könnte aber auch<br />

e<strong>in</strong>en morbiden H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> haben: Verstorbene<br />

sollen hier e<strong>in</strong>st ihr relativ ungemütliches<br />

Wassergrab gef<strong>und</strong>en haben. Amand<br />

Baumgarten schreibt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Buch „Aus<br />

der volksmäßigen Überlieferung der Heimat“<br />

über e<strong>in</strong> „Urlaubslied“, das den Titel<br />

„Beurlaubung e<strong>in</strong>es Verstorbenen von allen<br />

Creaturen“ trägt (das Lebensende wurde im<br />

19. Jahrh<strong>und</strong>ert auch mit „Urlaub nehmen“<br />

umschrieben). Der Verstorbene beurlaubt<br />

sich im Liedtext von der Welt, von se<strong>in</strong>en<br />

Fre<strong>und</strong>en, vom lieben Haus, von der Nachbarschaft,<br />

er bittet allen ab, die er beleidigt hat, er<br />

verabschiedet sich von den grünen Bäumen,<br />

von se<strong>in</strong>en Feldern, vom Gotteshaus <strong>und</strong> von<br />

se<strong>in</strong>em Seelenhirten.<br />

i<br />

DER URLAUBSSTEIN<br />

Der Urlaubsste<strong>in</strong> bef<strong>in</strong>det sich neben dem Haus Obere Donaulände 87 im Donautal<br />

etwa e<strong>in</strong>en Kilometer oberhalb der Nibelungenbrücke. Zu erreichen ist die Stelle bequem<br />

zu Fuß entlang des Donautreppelweges. -> www.l<strong>in</strong>za.at/uste<strong>in</strong><br />

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