22.04.2022 Aufrufe

55 merk-würdige Orte in LINZ - ohne Schnickschnack und Klischees

Visit Linz mal komplett anders: ohne Dreifaltigkeitssäule, blinkende Museen der Zukunft, dem Linzer Schloss oder der schon 100mal im Kreis gefahrenen Grottenbahn. 55 andere Höhepunkte und Sehenswürdigkeiten, vermeintliche Second Places, die selbst alteingesessene Linzer so noch nicht gesehen haben, in kompakter Buchform. Für Urbanisten, Neugierige, Besucher und für alle „Dasigen“, die ihre Stadt neu und mit anderen Augen entdecken wollen.

Visit Linz mal komplett anders: ohne Dreifaltigkeitssäule, blinkende Museen der Zukunft, dem Linzer Schloss oder der schon 100mal im Kreis gefahrenen Grottenbahn. 55 andere Höhepunkte und Sehenswürdigkeiten, vermeintliche Second Places, die selbst alteingesessene Linzer so noch nicht gesehen haben, in kompakter Buchform. Für Urbanisten, Neugierige, Besucher und für alle „Dasigen“, die ihre Stadt neu und mit anderen Augen entdecken wollen.

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<strong>LINZ</strong><br />

<strong>55</strong> <strong>merk</strong>-<strong>würdige</strong> <strong>Orte</strong>. Ohne <strong>Schnickschnack</strong> <strong>und</strong> <strong>Klischees</strong>.<br />

E<strong>in</strong> anderer Reiseführer durch L<strong>in</strong>z<br />

Wilhelm Holzleitner


In L<strong>in</strong>z geboren, alle<strong>in</strong>e das ist e<strong>in</strong> fürchterlicher Gedanke.<br />

Thomas Bernhard, Heldenplatz<br />

******<br />

L<strong>in</strong>z-Slogans<br />

L<strong>in</strong>z - Donaustadt am Alpenrand<br />

1950er-Jahre<br />

In L<strong>in</strong>z beg<strong>in</strong>nt‘s<br />

ab 1973<br />

In L<strong>in</strong>z da st<strong>in</strong>kt‘s<br />

<strong>und</strong>atiert<br />

L<strong>in</strong>z. E<strong>in</strong>e Stadt lebt auf!<br />

ab 1989<br />

L<strong>in</strong>z. verändert<br />

seit 2008<br />

L<strong>in</strong>z ist L<strong>in</strong>z. Ohne <strong>Schnickschnack</strong> <strong>und</strong> <strong>Klischees</strong><br />

Arbeitstitel 2021


<strong>LINZ</strong>. Ganz <strong>ohne</strong> Bl<strong>in</strong>g-Bl<strong>in</strong>g.<br />

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So haben Sie<br />

L<strong>in</strong>z noch nicht<br />

gesehen.<br />

Dieses Buch ist weder noch. Weder Reiseführer,<br />

noch Wanderbuch. Oder e<strong>in</strong> Kompendium<br />

über schon h<strong>und</strong>ertmal Gesehenes, Erlebtes,<br />

Abfotografiertes. Mitnichten, davon gibt<br />

es mehr als genug. Freuen Sie sich vielmehr<br />

auf L<strong>in</strong>z-Entdeckungen, an denen auch Sie<br />

vielleicht schon h<strong>und</strong>ertmal achtlos vorbeigegangen<br />

s<strong>in</strong>d. Dabei ist das Gewahrwerden<br />

dieser <strong>Orte</strong> eigentlich ganz e<strong>in</strong>fach. Jeder, der<br />

mit offenen Augen, Ohren <strong>und</strong> Herzen durch<br />

die Stadt geht, kann es. Nicht läuft, fährt oder<br />

vielleicht bald <strong>in</strong>novationshauptstadtgerecht<br />

mit der Dr<strong>ohne</strong> fliegt. Sondern GEHT.<br />

Es verstreicht ke<strong>in</strong> Tag, an dem ich nicht zu<br />

Fuß durch unser L<strong>in</strong>z unterwegs b<strong>in</strong>. Meist<br />

s<strong>in</strong>d es um die zwei St<strong>und</strong>en. In jüngeren Jahren<br />

waren es noch ausgedehnte Laufr<strong>und</strong>en,<br />

die hatten aber e<strong>in</strong>en großen Nachteil: Man<br />

ist beim Laufen viel zu sehr mit sich selbst<br />

beschäftigt, mit dem Tempo, dem Pulsmesser,<br />

6<br />

der Atmung <strong>und</strong> dem eigenen Körper. Und<br />

nicht mit <strong>merk</strong>-<strong>würdige</strong>n <strong>Orte</strong>n oder verme<strong>in</strong>tlichen<br />

Kle<strong>in</strong>igkeiten, von denen manche<br />

sogar e<strong>in</strong> Geweih tragen: Me<strong>in</strong>en ersten<br />

Hirschkäfer etwa – die größte <strong>und</strong> imposanteste<br />

heimische <strong>und</strong> streng geschützte Käferart<br />

– sah ich erst am Wegesrand sitzen, als ich<br />

das Laufen se<strong>in</strong> ließ – mit 46 Jahren. Seitdem<br />

pflege ich derlei Rendezvous regelmäßig. Mir<br />

fiel auch nie auf, dass die Gegend r<strong>und</strong> um<br />

den Pöstl<strong>in</strong>gberger Kreuzweg e<strong>in</strong> richtiges<br />

Feuersalamandereldorado ist. Ke<strong>in</strong>e Woche<br />

vergeht, <strong>in</strong> der nicht e<strong>in</strong>er dieser (Ur)Zeitgenossen<br />

me<strong>in</strong>en Weg kreuzt – oder ich se<strong>in</strong>en.<br />

Und selbst nach all den Jahren, den 200 bis<br />

300 monatlichen Kilometern, gibt es täglich<br />

etwas Neues zu entdecken, „Nebensächliches“,<br />

die man übersieht, weil sie sich hoch<br />

oben an Hausfassaden oder überwuchert <strong>in</strong><br />

der Ecke e<strong>in</strong>es Parks bef<strong>in</strong>den. Überall wartet


etwas E<strong>in</strong>zigartiges, Besonderes, das entdeckt<br />

oder e<strong>in</strong>fach nur wieder aufgeweckt werden<br />

will. Man muss es nur sehen können – <strong>und</strong><br />

wollen. Zu Fuß gehen – auf e<strong>in</strong>en Berg, durch<br />

die Landschaft oder e<strong>in</strong>e Stadt – ist vieles<br />

mehr, hat zudem fast etwas Meditatives: Dieses<br />

Gefühl, nur mit sich alle<strong>in</strong>e zu se<strong>in</strong>, <strong>ohne</strong><br />

Nebengeräusche, die Stille zu „hören“, Kle<strong>in</strong>ig(st)keiten<br />

zu erkennen, zu schätzen <strong>und</strong><br />

auch wirken lassen zu können: Das ist gegen<br />

ke<strong>in</strong>e Weltreise e<strong>in</strong>zutauschen.<br />

Und nicht zuletzt: Die vielleicht schönste<br />

(Wieder)Entdeckung überhaupt ist das Gehen,<br />

das Wandern als ursprünglichste Form<br />

des Weiterkommens, des Reisens. Und selbst<br />

wenn man mal falsch abbiegt: Gut so. Der Irrweg<br />

gehört ebenso wie im richtigen Leben<br />

dazu – auch wenn e<strong>in</strong> versehentlich bezwungener,<br />

mühsamer Gegenanstieg den Glauben<br />

daran schwer macht.<br />

Die <strong>55</strong> <strong>in</strong> diesem Werk präsentierten verme<strong>in</strong>tlichen<br />

„Nebensächlichkeiten“ werden<br />

L<strong>in</strong>z vielleicht gerechter als die Dreifaltigkeitssäule,<br />

das Schloss oder das bl<strong>in</strong>kende<br />

AEC Museum der Zukunft. Denn h<strong>in</strong>ter JE-<br />

DEM Ort – so kle<strong>in</strong> <strong>und</strong> unbedeutend er auf<br />

den ersten Blick auch ersche<strong>in</strong>en mag – stecken<br />

oft unglaubliche Geschichten – <strong>und</strong> viel<br />

mehr L<strong>in</strong>z als <strong>in</strong> modernen Kunstbauten.<br />

Egal woh<strong>in</strong> Sie reisen, welchen Fleck Sie auch<br />

besuchen: Biegen Sie ab. Verlassen Sie den<br />

herkömmlichen Trampelpfad. Gehen Sie<br />

nicht mit e<strong>in</strong>er Reiseführer-App los, sondern<br />

mit sich selbst. Nur so s<strong>in</strong>d Sie offen für Neues.<br />

Es gibt ke<strong>in</strong>en Ort auf dieser Welt, der ke<strong>in</strong>e<br />

Geschichte zu erzählen hat. Schauen Sie<br />

sich auch L<strong>in</strong>z e<strong>in</strong>mal genauer an, e<strong>in</strong> zweiter<br />

Blick zahlt sich aus. Dies‘ Buch soll e<strong>in</strong> erster<br />

Anstoß dazu se<strong>in</strong>.<br />

Wilhelm Holzleitner


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INHALT<br />

1. Des Kaisers Grünzeug 10<br />

2. Der Urlaubsste<strong>in</strong> zu L<strong>in</strong>z 12<br />

3. Die nutzlosen Türme 14<br />

4. E<strong>in</strong>e himmlische Höhle 16<br />

5. Die 1.000-Augen-Höhle 18<br />

6. Bunkerstimmung im Hafen 20<br />

7. Due Belleviste 22<br />

8. (Vier)kantige L<strong>in</strong>zer Bauern 24<br />

9. Im Kitz von L<strong>in</strong>z 26<br />

10. Der Friedhof der Vergessenen 28<br />

11. Der L<strong>in</strong>zer Weltmittelpunkt 30<br />

12. Die französische Kanonenkugel 32<br />

13. Die Spuren des Dschungelexpress 34<br />

14. Abgerüstet: die Kaserne Ebelsberg 36<br />

15. Der L<strong>in</strong>zer Stupa 38<br />

16. Die unterirdische Brücke 40<br />

17. Die Pferdeparkgarage 42<br />

18. Da Handystoa 44<br />

19. Er<strong>in</strong>nerungen an den Luftkrieg 46<br />

20. Das Römische Hochhaus 48<br />

21. Die L<strong>in</strong>zer Hochwassermarken 50<br />

22. We<strong>in</strong>hauptstadt L<strong>in</strong>z 52<br />

23. Die Geisterbrücke 54<br />

24. Der kle<strong>in</strong>e Bruder 56<br />

25. Der E<strong>in</strong>ser-Ausblick 58<br />

26. Der verwunschene Park 60<br />

27. Der Königsweg 62<br />

28. Bernie, der Landstraßen-H<strong>und</strong> 64<br />

29. Der Schwarze Elefant 66<br />

30. Forever Love 68<br />

31. Der L<strong>in</strong>zer Hochhaus-D<strong>in</strong>o 70<br />

32. Die letzte Post 72<br />

33. Die Pyramide von L<strong>in</strong>z 74<br />

34. Die Wasserstiege 76<br />

35. Der „andere“ Kreuzweg 78<br />

36. Monte Schlacko 80<br />

37. E<strong>in</strong> Riese <strong>und</strong> doch e<strong>in</strong> Zwerg 82<br />

38. Der Brucknerziegel 84<br />

39. E<strong>in</strong>gesperrte Panzer 86<br />

40. E<strong>in</strong> Brunnen mit H<strong>und</strong>ertWasser 88<br />

41. Die vergessene Kirche 90<br />

42. E<strong>in</strong> Friedhof auf Wanderschaft 92<br />

43. Graffitistadt L<strong>in</strong>z 94<br />

44. Die L<strong>in</strong>zer Titanic 96<br />

45. Total Kanal 98<br />

46. Lido di L<strong>in</strong>z 100<br />

47. Im Bus über die Donau 102<br />

48. L<strong>in</strong>z ganz unten 104<br />

49. Dreierlei Gipfel 106<br />

50. Pipieterkogel: Top of L<strong>in</strong>z 108<br />

51. Die Schiffswerft 110<br />

52. Hartes Pflaster L<strong>in</strong>z 112<br />

53. E<strong>in</strong>e Stadt auf Sand gebaut 114<br />

54. Kapelle, Höhle, Quelle 116<br />

<strong>55</strong>. Dreierlei Stadtmauern 118<br />

Impressum I Wilhelm Holzleitner, Ferihumerstr. 50, 4040 L<strong>in</strong>z, UID: ATU 70340026 I holzleitner@wilsonholz.at I www.wilsonholz.at I<br />

www.facebook.com/l<strong>in</strong>za.magaz<strong>in</strong> I 0650 / 45 10 387. Alle Zeit-, Personen- <strong>und</strong> Ortsangaben <strong>ohne</strong> Gewähr.


1. Des Kaisers Grünzeug<br />

Kaiser Franz-Josephs Regentschaft h<strong>in</strong>terließ auch <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z Spuren<br />

Fast 68 Jahre lange regierte Kaiser Franz Joseph – <strong>und</strong> auch das damals beschauliche L<strong>in</strong>z<br />

erwies dem Langzeit-Regenten immer wieder die ihm gebührende Ehre. In geballter Form<br />

geschah dies am Fre<strong>in</strong>berg. Neben der Franz Josephs Warte er<strong>in</strong>nert auch e<strong>in</strong>e über 120<br />

Jahre alte, gewaltige Eiche an se<strong>in</strong>e Herrschaft.<br />

Also Sitzfleisch hatte er, der Franz Joseph: Fast<br />

68 Jahre lang saß er auf se<strong>in</strong>em Thron, der<br />

e<strong>in</strong> enorm großes, aber leider auch ziemlich<br />

ziemlich fragiles Reich mit 51,4 Millionen<br />

Menschen <strong>und</strong> 676.000 Quadratkilometer<br />

(das entspricht fast der doppelten Größe des<br />

heutigen Deutschland) zusammenhielt. R<strong>und</strong>e<br />

Jubiläen se<strong>in</strong>er Amtszeit waren willkommene<br />

Anlässe, um dem Langzeit-Regenten<br />

gebührend zu huldigen. Nachdem man dem<br />

Franzl zum 40. Jubiläum bereits e<strong>in</strong>e fe<strong>in</strong>e<br />

Aussichtswarte auf den Fre<strong>in</strong>berg stellte, beglückte<br />

ihn L<strong>in</strong>z zum 50. Thronjubiläum im<br />

Jahr 1898 mit Grünzeug: Die vor 123 Jahren<br />

gesetzte Kaisereiche unterhalb der Barbarakapelle<br />

hat <strong>in</strong>zwischen imposante Ausmaße erreicht.<br />

Die Eiche steht heute noch da – <strong>und</strong> das <strong>in</strong><br />

bester Ges<strong>und</strong>heit. Der Baum war e<strong>in</strong>e Spende<br />

der Poschacher Brauerei (1836-1981), deren<br />

Bier-Ausstoß bereits damals r<strong>und</strong> 100.000<br />

Hektoliter betrug. Hier befand sich bis 1881<br />

die alte hölzerne Aussichtswarte, die 1889<br />

durch die heutige, etwa 250 Meter weiter<br />

bergan stehende ersetzt wurde. E<strong>in</strong> schönes<br />

Platzerl, an dem Bänke e<strong>in</strong>laden, sich e<strong>in</strong>e<br />

kle<strong>in</strong>e Auszeit zu nehmen <strong>und</strong> dem Kaiser<br />

gedanklich zu huldigen. Nur e<strong>in</strong>en Ste<strong>in</strong>wurf<br />

entfernt steht bei der bergan gelegenen Barbarakapelle<br />

e<strong>in</strong>e Haubitzengranante aus dem<br />

1. Weltkrieg – just jener Zeit, <strong>in</strong> der auch Kaiser<br />

Franz Joseph das Zeitliche segnete (21. November<br />

1916). Es war zugleich auch der Anfang<br />

vom Ende der Monarchie, die zwei Jahre<br />

später zerbrach – unsere Eiche war damals<br />

gerade süße 20 Jahre alt <strong>und</strong> noch e<strong>in</strong> relativ<br />

unsche<strong>in</strong>bares Bäumchen. Die Granate ist e<strong>in</strong><br />

Gedenk-Symbol des „OÖ Artilleristenb<strong>und</strong>s“<br />

an gefallene Kameraden der beiden großen<br />

Kriege. Diese 800 kg schweren Geschoße<br />

flogen e<strong>in</strong>st fast 15 km weit. Im 1. Weltkrieg<br />

wurden erstmals Massenvernichtungswaffen<br />

<strong>in</strong> großem Maße e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Auch wenn der 1865 geschaffene, 21 Hektar<br />

große Park am Fre<strong>in</strong>berg durch die Westr<strong>in</strong>g-<br />

Baustelle bis 2023 stark <strong>in</strong> Mitleidenschaft<br />

gezogen wird, kann man sich noch hierher<br />

zurückziehen – nicht umsonst zählt der<br />

Fre<strong>in</strong>berg seit fast 200 Jahren zu den beliebtesten<br />

Naherholungsgebieten der Stadt.<br />

i<br />

DIE KAISEREICHE<br />

1898 wurde am Fre<strong>in</strong>berg (rechts auf halbem Weg zwischen Jägermayerhof <strong>und</strong> Aussichtswarte)<br />

anlässlich des 50jährigen Thron-Jubiläums Kaiser Franz Josephs die „Kaisereiche“<br />

gepflanzt. Etwas weiter oben wurde 1978, anlässlich des 150. Todestages<br />

von Franz Schubert, e<strong>in</strong>e Schubert-L<strong>in</strong>de gepflanzt. Der Komponist soll hier sehr gerne<br />

verweilt <strong>und</strong> die Aussicht genossen haben. -> www.l<strong>in</strong>za.at/kaisereiche<br />

10


Blüte <strong>und</strong> Ende der Kaiserzeit <strong>in</strong> direkter Nachbarschaft: e<strong>in</strong>e<br />

Haubitzengranate aus dem 1. Weltkrieg <strong>und</strong> der Er<strong>in</strong>nerungsste<strong>in</strong><br />

vor der Kaisereiche, die 1898 anlässlich des 50-jährigen<br />

Thronjubiläums am Fre<strong>in</strong>berg gesetzt wurde


2. Der Urlaubsste<strong>in</strong>: Ab hier Urlaub<br />

E<strong>in</strong>st „das Ende der Welt“?<br />

Das enge Donautal im Westen bildete viele Jahrh<strong>und</strong>erte lang e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>lasstor zu L<strong>in</strong>z – oder<br />

auch e<strong>in</strong>en Fluchtweg. Heute „flüchten“ hier nur mehr die Pendler (abends) oder erholungssuchende<br />

L<strong>in</strong>zer (am Wochenende) aus der Stadt. E<strong>in</strong> efeubewachsener Felsen mit e<strong>in</strong>em<br />

über 400 Jahre alten Heiligenbild an der engsten Stelle erzählt aber e<strong>in</strong>e andere, noch viel<br />

spannendere Geschichte.<br />

In der Felswand an der Donau ist <strong>in</strong> etwa drei<br />

Meter Höhe e<strong>in</strong>e Tafel e<strong>in</strong>gelassen, <strong>in</strong> der e<strong>in</strong><br />

Heiligenbild steht: „Christus nimmt von se<strong>in</strong>er<br />

betrübten Mutter Abschied“ lautet die<br />

Inschrift. Auf der Tafel bef<strong>in</strong>det sich auch die<br />

Jahresangabe 1608 – vermutlich e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis<br />

auf die damals erfolgte, erste Verbreiterung<br />

des damals wohl nur zwei Meter breiten Weges<br />

nach L<strong>in</strong>z, bei der der e<strong>in</strong>st noch mächtigere<br />

Felsenturm weggesprengt wurde. Früher<br />

hatte dieser Fleck wohl e<strong>in</strong>e ganz spezielle<br />

Ausstrahlung – Felsen, die bis <strong>in</strong>s Wasser reichen,<br />

davor die damals noch wilde Donau...<br />

die gegenüberliegenden Felswände lassen<br />

heute noch erahnen, wie archaisch <strong>und</strong> wild<br />

es hier e<strong>in</strong>st zug<strong>in</strong>g. An dieser Stelle sollen<br />

e<strong>in</strong>st Landesverräter <strong>und</strong> andere Übeltäter <strong>in</strong><br />

die Donaufluten gestürzt worden se<strong>in</strong>.<br />

Der Volksm<strong>und</strong> nennt den Fleck am nördlichen<br />

Donauufer „Urlaubsste<strong>in</strong>“. E<strong>in</strong>e Deutung<br />

dieses Namens berichtet vom Brauch,<br />

dass auf Wanderschaft gehende L<strong>in</strong>zer Handwerksgesellen<br />

bis hierher von ihren Liebsten<br />

begleitet wurden, ehe sie <strong>in</strong> die weite Welt<br />

aufbrachen. „Urlaub nehmen“ bedeutete damals<br />

Abschied. E<strong>in</strong>e andere Geschichte besagt,<br />

dass die Bezeichnung auf die ehemalige<br />

Fabrikskaserne (das Gebäude der ehemaligen<br />

Wollzeugfabrik) zurückgeht: Soldaten, die<br />

Ausgang, aber ke<strong>in</strong>en Urlaubssche<strong>in</strong> hatten,<br />

durften sich nur bis zum Urlaubsste<strong>in</strong> entfernen,<br />

jeder Schritt darüber h<strong>in</strong>aus war Desertation.<br />

Der Name Urlaubsste<strong>in</strong> könnte aber auch<br />

e<strong>in</strong>en morbiden H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> haben: Verstorbene<br />

sollen hier e<strong>in</strong>st ihr relativ ungemütliches<br />

Wassergrab gef<strong>und</strong>en haben. Amand<br />

Baumgarten schreibt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Buch „Aus<br />

der volksmäßigen Überlieferung der Heimat“<br />

über e<strong>in</strong> „Urlaubslied“, das den Titel<br />

„Beurlaubung e<strong>in</strong>es Verstorbenen von allen<br />

Creaturen“ trägt (das Lebensende wurde im<br />

19. Jahrh<strong>und</strong>ert auch mit „Urlaub nehmen“<br />

umschrieben). Der Verstorbene beurlaubt<br />

sich im Liedtext von der Welt, von se<strong>in</strong>en<br />

Fre<strong>und</strong>en, vom lieben Haus, von der Nachbarschaft,<br />

er bittet allen ab, die er beleidigt hat, er<br />

verabschiedet sich von den grünen Bäumen,<br />

von se<strong>in</strong>en Feldern, vom Gotteshaus <strong>und</strong> von<br />

se<strong>in</strong>em Seelenhirten.<br />

i<br />

DER URLAUBSSTEIN<br />

Der Urlaubsste<strong>in</strong> bef<strong>in</strong>det sich neben dem Haus Obere Donaulände 87 im Donautal<br />

etwa e<strong>in</strong>en Kilometer oberhalb der Nibelungenbrücke. Zu erreichen ist die Stelle bequem<br />

zu Fuß entlang des Donautreppelweges. -> www.l<strong>in</strong>za.at/uste<strong>in</strong><br />

12


Der Urlaubsste<strong>in</strong>: e<strong>in</strong>e über<br />

400 Jahre alte Kultstätte,<br />

Grenzste<strong>in</strong> <strong>und</strong> Sagen-Ort


3. Die nutzlosen Türme<br />

32 Wehranlagen, die für die Katz‘ waren<br />

1831 wollte sich L<strong>in</strong>z mit e<strong>in</strong>er r<strong>in</strong>gartigen Turmanlage vor Angriffen von außen schützen. 32<br />

Türme – nach den Namen weiblicher Heiliger benannt – wurden gebaut, aber bereits 1858<br />

wurden die Bauwerke wegen Fortschritte <strong>in</strong> der Waffentechnik <strong>und</strong> Baufälligkeit aufgegeben.<br />

R<strong>und</strong> um den Pöstl<strong>in</strong>gberg s<strong>in</strong>d noch sechs Türme erhalten. Im Donautal – an der Stadtgrenze<br />

zu Puchenau – f<strong>in</strong>den sich im Wald zwei gut erhaltene Türme, die wild überwuchert<br />

Zeugnis e<strong>in</strong>er bewegten Vergangenheit geben.<br />

Erzherzog Maximilian hegte den Plan, e<strong>in</strong><br />

Befestigungssystem für strategisch wichtige<br />

Punkte im Reich auszuarbeiten. Das erste große<br />

Projekt war die Turml<strong>in</strong>ie r<strong>und</strong> um L<strong>in</strong>z,<br />

die die Stadt vor Angriffen schützen sollte.<br />

Die Türme waren dabei nur 300 bis 600 Meter<br />

vone<strong>in</strong>ander entfernt, sodass man sich im<br />

Falle des Angriffs gegenseitig unterstützen<br />

konnte. Ausgangspunkt war der heute noch<br />

bestehende Probeturm am Fre<strong>in</strong>berg (Schule<br />

Kollegium Aloisianum), der e<strong>in</strong>en Testbeschuss<br />

mit Bravour überstand. 1833 waren die<br />

meisten Türme fertiggestellt, erst 1838 folgt<br />

die Übergabe ans Militär. Nur 20 Jahre später<br />

war das enorme Bauvorhaben bereits wertlos:<br />

Die moderne Waffentechnik mit e<strong>in</strong>er größeren<br />

Reichweite <strong>und</strong> höherer Zerstörungskraft<br />

machten die Türme nutzlos.<br />

Die Errichtung der Maximilianischen Festungsanlagen<br />

brachte der damaligen Baubranche<br />

e<strong>in</strong>en wahren Boom: In <strong>und</strong> um L<strong>in</strong>z<br />

wurden dazu 12 Ste<strong>in</strong>brüche <strong>und</strong> 14 Ziegeleien<br />

eröffnet, 195.000 Kubikmeter Ste<strong>in</strong>e <strong>und</strong><br />

fast 6.200 Baumstämme Holz wurden verbaut,<br />

bis zu 3.700 Arbeiter waren zeitgleich<br />

im E<strong>in</strong>satz.<br />

Über den 1889 errichteten Puchenauer Kreuzweg<br />

(E<strong>in</strong>stieg rechts neben der Tankstelle am<br />

Ortsanfang) gelangt man nach etwa 20 M<strong>in</strong>uten<br />

zur Warte „Edelburga“, von der e<strong>in</strong>e Befestigungsmauer<br />

bis h<strong>in</strong>unter zur Donau führt.<br />

Klettermaxis können hier über die Mauerblöcke<br />

aufs Dach steigen. 200 Meter weiter<br />

oben der Turm Nr. 15 („Luitgarde“), dessen<br />

Innengewölbe erhalten ist <strong>und</strong> begangen<br />

werden kann. Am Dach des Turms wuchern<br />

bis zu 15 Meter hohe Bäume – e<strong>in</strong> wahrhaft<br />

mystischer Platz. Weiter oben im Wald ist<br />

noch der Turm Nr. 16 („Seraph<strong>in</strong>a“) versteckt,<br />

von dem allerd<strong>in</strong>gs nur Reste erhalten s<strong>in</strong>d.<br />

Bergauf erreicht man nach 25 M<strong>in</strong>uten das<br />

Pöstl<strong>in</strong>gberg-Fort, das aus sechs weiteren Türmen<br />

besteht. Besonders fotogen: Turm Nr. 20<br />

„Cäcilia“ am unteren Ende der Mayrwiesen,<br />

der von oben (Dr<strong>ohne</strong>) wie e<strong>in</strong> bewachsender<br />

Bio-Donut wirkt.<br />

i<br />

DIE MAXIMILIANISCHE TURMLINIE<br />

Bis zu 3.700 Arbeiter bauten ab 1829 vier Jahre lang an der gigantischen Verteidigungsanlage<br />

<strong>und</strong> dem Pöstl<strong>in</strong>gberg-Fort. In Summe s<strong>in</strong>d an der 26km langen Turmil<strong>in</strong>ie<br />

heute noch zehn Türme ganz oder teilweise erhalten. -> www.l<strong>in</strong>za.at/turml<strong>in</strong>ie<br />

14


Turm Nr. 15 „Luitgarde“<br />

mit se<strong>in</strong>em vollständig<br />

erhaltenen Ziegelgewölbe<br />

Oben <strong>ohne</strong>:<br />

Turm Cäcilia auf<br />

der Mayrwiesen<br />

Die Warte „Edelburga“ im Wald<br />

zwischen Puchenau <strong>und</strong> L<strong>in</strong>z


4. E<strong>in</strong>e himmlische Höhle<br />

Die Mariengrotte am Pöstl<strong>in</strong>gberg<br />

Der L<strong>in</strong>zer Hausberg ist als Wallfahrtsort weit über die Stadtgrenzen h<strong>in</strong>aus bekannt. Der<br />

wirklich magische Fleck am Pöstl<strong>in</strong>gberg bef<strong>in</strong>det sich aber etwas tiefer: Um die im Wald<br />

versteckte Mariengrotte <strong>und</strong> deren Quelle ranken sich allerlei Sagen <strong>und</strong> Gerüchte. So soll<br />

das dortige Wasser Augenleiden heilen. E<strong>in</strong>e Wanderung zur stimmungsvollen M<strong>in</strong>i-Grotte<br />

ist fernab der Pöstl<strong>in</strong>gberg-Trampelfpade e<strong>in</strong> ganz besonderes Erlebnis.<br />

In der Nähe der 5. Kreuzwegstation am Pöstl<strong>in</strong>gberg<br />

liegt e<strong>in</strong> Felsenaufbau, der e<strong>in</strong> besonderes<br />

Innenleben aufweist. In dem etwa zwei<br />

Meter tiefen Spalt bef<strong>in</strong>det sich die Mariengrotte,<br />

<strong>in</strong> der Kerzen, Kruzifixe, Marienstatuen<br />

<strong>und</strong> Rosenkränze abgelegt wurden. Angeblich<br />

soll sich hier auch der Ursprungsort<br />

der Wallfahrten auf den Pöstl<strong>in</strong>gberg bef<strong>in</strong>den.<br />

E<strong>in</strong> Besuch <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er<br />

halbstündigen Wanderung<br />

vom Petr<strong>in</strong>um herauf ist die<br />

Mariengrotte mehr als wert,<br />

e<strong>in</strong> Lourdes im M<strong>in</strong>i-Format.<br />

Kerzen nicht vergessen! Marienersche<strong>in</strong>ungen<br />

gab es bislang<br />

noch ke<strong>in</strong>e, aber das kann<br />

ja noch kommen ;-)<br />

Gleich daneben – an e<strong>in</strong>em Felsen, der dem<br />

Profil e<strong>in</strong>es Indianers gleicht, hat sich e<strong>in</strong>e<br />

zweite Gedenkstätte mit buntem Wachs,<br />

Buddhafiguren, Hufeisen <strong>und</strong> anderen Reliquien<br />

etabliert. Die beste Zeit für e<strong>in</strong>en Besuch;<br />

der frühe Abend, wenn es zu Dämmern<br />

beg<strong>in</strong>nt. Direkt unterhalb gibt es e<strong>in</strong>e naturbelassene<br />

E<strong>in</strong>tiefung mit klarem Quellwasser,<br />

das “Heilige Bründl”. Es soll bei Krankheiten<br />

helfen, speziell bei Augenproblemen. “Viele<br />

Leute gehen zu dieser Wasserquelle, benetzen<br />

<strong>und</strong> waschen ihre Augen…” berichtet e<strong>in</strong><br />

Artikel aus dem Volksblatt anno 1952. Bis <strong>in</strong><br />

diese Zeit lieferte die Quelle auch Wasser für<br />

die Schule des Petr<strong>in</strong>ums. Das Wasser komme<br />

laut alten Erzählungen mit<br />

se<strong>in</strong>er Heilqualität nahe an jenes<br />

von Lourdes heran. Speziell ältere<br />

L<strong>in</strong>zer steigen von der Stadt<br />

herauf <strong>und</strong> holen sich mit Rucksäcken<br />

das kostbare Nass – angeblich<br />

reicht schon e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es<br />

Fläschchen: Mischt man es mit<br />

Leitungswasser, nimmt dieses die Energie<br />

der Quelle auf. E<strong>in</strong>er Analyse zufolge liefert<br />

sie physikalisch <strong>und</strong> chemisch gutes, weiches<br />

Wasser. Derzeit ist die Quelle u.a. wegen<br />

Baumfällungen nur mehr e<strong>in</strong>e „Tröpferlpartie“.<br />

Etwa 50 Höhenmeter unterhalb bef<strong>in</strong>det<br />

sich e<strong>in</strong>e zweite (ergiebigere) Quelle, der aber<br />

weniger Heilkraft nachgesagt wird.<br />

i<br />

DIE MARIENGROTTE<br />

Vom Petr<strong>in</strong>um L<strong>in</strong>z (Parkplätze) geht man zu Fuß den Kreuzweg h<strong>in</strong>auf. Nach der 5.<br />

Kreuzwegstation, wo sich der Kreuzweg verflacht, nach rechts weitergehen. 200m weiter<br />

nach dem letzten Haus rechts e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Trampelpfad durch e<strong>in</strong>e Wiese bergab<br />

<strong>und</strong> diesen <strong>in</strong> den Wald h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> folgen (Gehzeit ca. 30 M<strong>in</strong>uten).<br />

16


E<strong>in</strong> Platz wie ke<strong>in</strong> zweiter:<br />

die Mariengrotte<br />

am Pöstl<strong>in</strong>gberg


5. Die Tausend-Augen-Höhle<br />

Die „Face Cave“ im den Hängen des Fre<strong>in</strong>bergs<br />

Im fast weißen Sandste<strong>in</strong> des L<strong>in</strong>zer Fre<strong>in</strong>bergs an der Kapuz<strong>in</strong>erstraße gibt es e<strong>in</strong>ige Höhlen,<br />

die aufgr<strong>und</strong> des dichten Pflanzenwuches am E<strong>in</strong>gang nur im W<strong>in</strong>ter begehbar s<strong>in</strong>d. In<br />

e<strong>in</strong>er davon – der „Face Cave“ f<strong>in</strong>den sich unzählige e<strong>in</strong>geritzte Gesichter <strong>und</strong> tausende<br />

Augen. Spannend, schaurig-schön <strong>und</strong> mystisch zugleich.<br />

Vor etwa 35 Millionen Jahren drang das Tertiärmeer<br />

vom Südwesten her nach Oberösterreich<br />

vor. Das L<strong>in</strong>zer Becken war Küstengebiet,<br />

der viele Sandste<strong>in</strong> <strong>in</strong> den Sockeln der<br />

Hügel r<strong>und</strong> um L<strong>in</strong>z er<strong>in</strong>nert heute noch an<br />

diese Zeit. Auch das F<strong>und</strong>ament des Fre<strong>in</strong>bergs<br />

besteht aus diesem leicht zu bearbeit<strong>und</strong><br />

abbaubaren Sandste<strong>in</strong> – das ist auch der<br />

Gr<strong>und</strong>, warum der gesamte Berg von mächtigen<br />

Bunkersystemen durchzogen ist, die<br />

später zur Championzucht <strong>und</strong> als We<strong>in</strong>lagerstätten<br />

genutzt wurden<br />

– aber nicht nur dazu. In<br />

Summe s<strong>in</strong>d 14 Kilometer<br />

Tunnellänge dokumentiert,<br />

die meisten davon wurden<br />

während der NS-Zeit gegraben<br />

<strong>und</strong> als Schutzräume für<br />

die Bevölkerung konzipiert.<br />

Teilweise waren bis zu 7.000<br />

Menschen im Schichtbetrieb<br />

im E<strong>in</strong>satz, um die Tunnel<br />

<strong>in</strong> mühsamer Handarbeit zu graben. Manche<br />

dieser Löcher reichen nur wenige Meter <strong>in</strong><br />

den Sandste<strong>in</strong> – so <strong>in</strong> der bergauf führenden<br />

Kapuz<strong>in</strong>erstraße, rechts h<strong>in</strong>ter dem mächtigen<br />

Diözesanhaus <strong>und</strong> weiteren Firmen-<br />

Lagerhallen, wo sich e<strong>in</strong> ganz besonders<br />

mystischer Fleck von L<strong>in</strong>z versteckt: In e<strong>in</strong>er<br />

ehemaligen, kaum zugänglichen <strong>und</strong> mit wildem<br />

Gestrüpp verwachsenen Sand-Abbaugrube<br />

bef<strong>in</strong>den sich mehrere Höhlen, die nur<br />

e<strong>in</strong>ige Meter <strong>in</strong> den Berg h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>reichen. E<strong>in</strong>e<br />

davon wurde von unbekannten Besuchern<br />

„Face Cave“ getauft. Die Wände s<strong>in</strong>d voll von<br />

Gravuren, Schriftzügen, Botschaften<br />

– <strong>und</strong> vor allem allerlei<br />

verschiedenen Gesichtern.<br />

E<strong>in</strong>e Feuerstelle lässt<br />

vermuten, dass hier auch<br />

öfters Obdachlose nächtigen.<br />

Von diesem Ort geht e<strong>in</strong>e<br />

ganz besondere Stimmung<br />

<strong>und</strong> Atmosphäre aus, speziell<br />

die tiefer geritzten Kunstwerke<br />

schimmern <strong>in</strong> magisch-bläulichen<br />

Farben, weil das spärliche<br />

Licht <strong>in</strong> den Sandkristallen bricht.<br />

DIE FACE CAVE<br />

ACHTUNG: Die Face Cave ist offiziell nicht zugänglich (Schilder beachten), der Zugang/<br />

E<strong>in</strong>gang ist speziell im Sommer stark mit Gestrüpp verwachsen. Wer die Höhle besucht,<br />

begibt sich <strong>in</strong> Gefahr, weil der Sandste<strong>in</strong> relativ lose ist. Der gegenüberliegende Limonistollen<br />

kann h<strong>in</strong>gegen im Rahmen von speziellen Führungen gefahrlos besichtigt<br />

werden. -> www.limonistollen.at<br />

i18


E<strong>in</strong> echter „Hidden Place“ <strong>und</strong><br />

mystischer Ort: die Face Cave


6. Bunkerstimmung im Hafen<br />

Boote, Flechten & Moose statt Bomben<br />

Während der NS-Zeit war der L<strong>in</strong>zer W<strong>in</strong>terhafen Hauptliegeplatz <strong>und</strong> Kommandozentrale<br />

der Donauflottille. Heute er<strong>in</strong>nern noch mächtige Bunkeranlagen an diese Zeit. Die über 80<br />

Jahre, die seit damals vergangenen s<strong>in</strong>d, konnten den monströsen Betonbauten wenig anhaben.<br />

Sie werden heute noch als Bootsgaragen genutzt.<br />

Im W<strong>in</strong>terhafen geht es – im Vergleich zu<br />

den anderen L<strong>in</strong>zer Hafenbecken – sehr beschaulich<br />

zu: Hauptsächlich Ruderer <strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong>ige Yachtbesitzer nutzen die 6,5 Hektar<br />

große Wasserfläche heute. Lediglich bei der<br />

E<strong>in</strong>mündung <strong>in</strong> die Donau, wo sich die bereits<br />

1840 gegründete<br />

Schiffswerft bef<strong>in</strong>det, tut<br />

sich mehr. Entstanden ist<br />

der e<strong>in</strong>en Kilometer lange<br />

W<strong>in</strong>terhafen aus Resten<br />

der Strasser<strong>in</strong>sel <strong>und</strong> des<br />

Fabrikarms (e<strong>in</strong> ehemaliger<br />

Seitenarm der Donau)<br />

<strong>und</strong> aus Neuaufschüttungen<br />

als erster L<strong>in</strong>zer Hafen<br />

bereits im Jahr 1897.<br />

Geschaffen wurde der W<strong>in</strong>terhafen aus der<br />

Notwendigkeit, für die steigende Anzahl an<br />

Donauschiffen eisstoßfeste W<strong>in</strong>terquartiere<br />

zu ermöglichen. Während des Zweiten<br />

Weltkrieges war er der Hauptliegeplatz der<br />

Donauflottille der deutschen Kriegsmar<strong>in</strong>e.<br />

Das Kommando selbst befand sich e<strong>in</strong>ige Kilometer<br />

donauaufwärts <strong>in</strong> der ehemaligen<br />

Mar<strong>in</strong>ekaserne an der Oberen Donaulände<br />

<strong>in</strong> St. Margarethen. Die gegenüberliegende<br />

Schiffswerft war e<strong>in</strong>er der größten Rüstungsbetriebe<br />

des Gaues Oberdonau. Neben Transport-,<br />

Tank- <strong>und</strong> M<strong>in</strong>enräumschiffen, wurden<br />

auch U-Bootjäger <strong>und</strong> Kle<strong>in</strong>stunterseeboote<br />

gebaut. Im Damm zur<br />

Donau wurden mächtige<br />

Luftschutzbunker e<strong>in</strong>gelassen,<br />

die großteils als<br />

Schweröllager Verwendung<br />

fanden. Heute werden<br />

sie von Yacht- <strong>und</strong><br />

Rudervere<strong>in</strong>en genutzt.<br />

Vor allem der am Beg<strong>in</strong>n<br />

des Hafenbeckens bef<strong>in</strong>dliche<br />

Hochbunker (der<br />

unter Denkmalschutz steht) wirkt im Gegenspiel<br />

mit den gegenüberliegenden Hochhäusern<br />

der Donaupromenade bee<strong>in</strong>druckend<br />

bedrohlich. E<strong>in</strong> weiterer H<strong>in</strong>gucker: Direkt<br />

davor liegen vier zweistöckige Luxus-Wohnboote,<br />

die vor e<strong>in</strong>igen Jahren <strong>in</strong>s Wasser gelassen<br />

wurden, aufgr<strong>und</strong> ihrer Schattenlage<br />

allerd<strong>in</strong>gs wenig Anklang f<strong>in</strong>den.<br />

i<br />

BUNKERSTADT <strong>LINZ</strong><br />

Gut 80 Jahren haben die massiven Bunkeranlagen im W<strong>in</strong>terhafen, die auf den Resten<br />

der ehemaligen „Strasser<strong>in</strong>sel“ errichtet wurden, mittlerweile auf dem Buckel. Bee<strong>in</strong>druckend<br />

<strong>und</strong> bedrohlich wirken sie heute noch. Speziell der Mikrokosmos aus Flechten<br />

<strong>und</strong> Moosen auf den kargen Betonflächen ist e<strong>in</strong> echter H<strong>in</strong>gucker.<br />

20


Der Bunker am W<strong>in</strong>terhafen im<br />

Wechselspiel mit den modernen<br />

Hochbauten der Donaupromenade


7. Due Belleviste<br />

Zweimal freie Sicht auf L<strong>in</strong>z – <strong>und</strong> was für e<strong>in</strong>e!<br />

Ne<strong>in</strong>, e<strong>in</strong> Riese ist der L<strong>in</strong>zer Fre<strong>in</strong>berg mit se<strong>in</strong>en 405 Metern (oder 139 Metern über der<br />

Stadt) nicht. Die 1888 eröffnete Franz Josef-Warte liegt aber dennoch völlig zu unrecht im<br />

Schatten des gegenüberliegenden Pöstl<strong>in</strong>gsbergs. Die Aussicht – von der es sogar zwei Versionen<br />

gibt – von hier ist zum<strong>in</strong>dest genauso sensationell wie vom E<strong>in</strong>ser-Hausberg.<br />

Die Franz Josef-Warte liegt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em fe<strong>in</strong>en<br />

Park an der engsten Stelle des Donautals<br />

zwischen L<strong>in</strong>z <strong>und</strong> Aschach. Von der Stadt<br />

ist man zu Fuß <strong>in</strong> etwa 45 M<strong>in</strong>uten hier heroben.<br />

Der f<strong>in</strong>ale Aufstieg<br />

über die mehr als h<strong>und</strong>ert<br />

knarrenden Holzstufen ist<br />

zwar knackig, lohnt sich aber<br />

sowas von. Der baumfreie<br />

(weil überragende) Ausblick<br />

geht über die gesamte Stadt<br />

<strong>und</strong> das Donautal h<strong>in</strong>aus bis<br />

nach Puchenau. E<strong>in</strong> Hammer<br />

ist der morgendliche<br />

Sonnenaufgang <strong>in</strong> direkter<br />

Flucht zum Pfenn<strong>in</strong>gberg –<br />

muss man gesehen haben.<br />

Wer Glück hat, erlebt L<strong>in</strong>z<br />

unter der speziell im Herbst<br />

oft entstehenden, tief liegenden<br />

Nebeldecke, aus der lediglich der 136m<br />

hohe Mariendom herausschaut – e<strong>in</strong> Bild für<br />

Götter. Erbaut wurde die Franz Josef-Warte<br />

1888 zu Ehren des vierzigjährigen Amtsjubiläums<br />

von Kaiser Franz Josef. Interessantes<br />

Detail: 1912 wurde direkt angrenzend e<strong>in</strong>e<br />

Wohnung für den „Wegemacher <strong>und</strong> Wächter“<br />

angebaut, die heute aber nicht mehr genutzt<br />

wird.<br />

Unweit der Aussichtswarte<br />

errichtete man 1868 das Gasthaus<br />

„Zur Schönen Aussicht“<br />

mit großem Gastgarten, das<br />

Gebäude wurde allerd<strong>in</strong>gs<br />

1970 abgerissen <strong>und</strong> die Fläche<br />

<strong>in</strong> die Parkanlage <strong>in</strong>tegriert.<br />

Bestehen geblieben ist<br />

die Aussichtsplattform auf<br />

e<strong>in</strong>em Felsensporn oberhalb<br />

der Calvariwände. Auf der<br />

als „Donaublick“ benannten<br />

Terrasse schwebt man richtiggehend<br />

über der Donau, der<br />

Tiefblick steht jenem auf der<br />

Franz Josef-Warte um nichts nach. Und bitte<br />

nicht auf den Besuch des L<strong>in</strong>zer „Weltw<strong>und</strong>ers“,<br />

dem direkt daneben liegenden Keltenwall<br />

vergessen (Kapitel 33).<br />

i<br />

DIE FRANZ JOSEF-WARTE<br />

Kaiser Franz Josef <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Warten: Jene <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z wurde 1888 zum 40-jährigen Regierungsjubiläum<br />

gebaut. Die Sternste<strong>in</strong>warte <strong>in</strong> Bad Leonfelden folgte zum 50. Jubiläum<br />

1898. Auf der stadtnahen Gis (927m) steht die älteste der drei Warten: Sie wurde<br />

bereits 1856 eröffnet. Anlass: die Geburt von Kaiser Franz Josefs Tochter Gisela.<br />

22


Die Donaublick-Terrasse (oben) <strong>und</strong><br />

der Blick von der Franz Josef-Warte<br />

auf die Stadt: viiiiiel besser<br />

als K<strong>in</strong>o, aber gratis.


8. (Vier)kantige L<strong>in</strong>zer Bauern<br />

Viele mächtige „Bauernburgen“ haben bis heute Bestand<br />

Vor über 600 Jahren siedelten immer mehr Bauern <strong>in</strong> den sanften Hügeln r<strong>und</strong> um L<strong>in</strong>z <strong>und</strong><br />

machten das Land urbar. Viele dieser Höfe stehen heute noch – <strong>und</strong> werden sogar noch bewirtschaftet.<br />

Auf e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Wanderung kann man sich auf die Spur dieser jahrh<strong>und</strong>ertelangen<br />

alten bäuerlichen Traditionen machen. Vorherrschend ist dabei die für Oberösterreich<br />

prägende Vierkanter-Form – richtige „Bauernburgen“.<br />

Viele Höfe an den Hängen des Pöstl<strong>in</strong>gbergs<br />

wurden <strong>in</strong> den Herrschaftsarchiven bereits im<br />

14. Jahrh<strong>und</strong>ert erwähnt: Schableder, Parzhof,<br />

Taberger, Hagen, Pöstl<strong>in</strong>ger, Freiseder <strong>und</strong> der<br />

Spazenbauer (das T fehlt <strong>in</strong> den ersten Erwähnungen<br />

noch). Die Bauern bewirtschafteten<br />

das Land der Gr<strong>und</strong>herren, dafür mussten sie<br />

Teile ihres Ertrags als „Zehent“ abliefern.<br />

Die Vierkantform setzte sich aber meist erst<br />

im 18. Jahrh<strong>und</strong>ert durch. Vorher war e<strong>in</strong>e<br />

Seite offen oder nur durch e<strong>in</strong>e Holzwand<br />

verbaut, das durch Mauerwerk ergänzt wurde.<br />

Angelehnt hat man diese Bauform dabei<br />

an die alten Klöster, die wehrhaft wie Burgen<br />

wirkten.<br />

E<strong>in</strong>e Zählung 1980 ergab die stattliche Anzahl<br />

von 9.624 Vierkanthöfen <strong>in</strong> Oberösterreich.<br />

Die Seitenlänge von bis zu 60 Metern<br />

ergibt e<strong>in</strong>e verbaute Fläche von e<strong>in</strong>em halben<br />

Hektar – nicht nur für frühere Zeiten gigantisch.<br />

E<strong>in</strong> Vierkanter ist vor allem demonstrativ<br />

zur Schau gestelltes Bauerntum. Manche<br />

Fassaden haben bis zu mehrere h<strong>und</strong>ert Fenster<br />

– etwa der Jahreszeitenhofe bei St. Florian<br />

mit 365 Fenstern <strong>und</strong> zwölf Toren. Nicht<br />

ganz so groß, aber genauso imposant s<strong>in</strong>d die<br />

stadtnahen Vierkanter am Pöstl<strong>in</strong>gberg wie<br />

der Riesenederhof (erste Erwähnung im Jahr<br />

1111), der Schableder (1512), der Spatzenbauer<br />

(viele Jahre lang DER Heurige <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z) oder<br />

der Freiseder, heute e<strong>in</strong> beliebtes Ausflugsgasthaus.<br />

Und das Baumgartnergut im L<strong>in</strong>zer<br />

Süden beherbergte e<strong>in</strong>en ganz besonderen<br />

Gast: Napoleon Bonaparte speiste hier am 3.<br />

Mai 1809 nach der denk<strong>würdige</strong>n Schlacht<br />

bei Ebelsberg (siehe Kapitel 12).<br />

Landwirtschaftliche Betriebe gibt es auch<br />

heute noch auf L<strong>in</strong>zer Boden – 58 an der Zahl.<br />

28 davon haben sich zu den “L<strong>in</strong>zer Landwirten”<br />

zusammengeschlossen, um ihre regionalen<br />

Produkte made <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z geme<strong>in</strong>sam zu<br />

vertreiben (www.l<strong>in</strong>zerlandwirte.at). Das Angebot<br />

der Bauern beschränkt sich nicht nur<br />

auf die Gr<strong>und</strong>nahrungsmittel <strong>und</strong> saisonales<br />

Gemüse, so s<strong>in</strong>d auch schräge Highlights wie<br />

Flusskrebse aus der Traun, Socken aus Alpakawolle,<br />

Kürbiskernöl, Gewürze, Schaffelle<br />

<strong>und</strong> L<strong>in</strong>denblütenseife im Angebot.<br />

i<br />

24<br />

<strong>LINZ</strong>ER VIERKANTER<br />

In der Denkmaldatenbank der Stadt L<strong>in</strong>z s<strong>in</strong>d 43 Stadt-Vierkanter aufgelistet. Der Spatzenbauer<br />

(1477, Berggasse 39) <strong>und</strong> der Freiseder (1481, Freisederweg 2) s<strong>in</strong>d zwei<br />

der ältesten L<strong>in</strong>zer Bauernhöfe, die Geschichte des Baumgartnerguts <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z-Ebelsberg<br />

(Wambacherstraße 82) reicht sogar bis <strong>in</strong>s Jahr 1162 zurück.


Die Fassade des Spatzenbauer am Pöstl<strong>in</strong>gberg –<br />

viele Jahre lang e<strong>in</strong> beliebter Heuriger.<br />

Unten: Die Geschichte des Riesenederhofs<br />

<strong>in</strong> Urfahr reicht über 900 Jahre zurück.


9. Talfahrt der Skilifte<br />

Das zusammengeschmolzene L<strong>in</strong>zer Ski-Mekka Kirchschlag<br />

Die Geschichte des L<strong>in</strong>zer Ski-Mekkas Kirchschlag geht bis <strong>in</strong> die Anfänge des vorigen Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

zurück. Man muss <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z schon lange suchen, um jemanden zu f<strong>in</strong>den, der nicht<br />

hier die ersten wackeligen Versuche auf den Brettln machte. In der Blütezeit gab es hier neun<br />

Schlepplifte, mittlerweile s<strong>in</strong>d es noch vier. Auf<strong>merk</strong>same Wanderer f<strong>in</strong>den im Wald noch<br />

allerlei Spuren des e<strong>in</strong>stigen Ski-Eldorados.<br />

i<br />

26<br />

DIE „<strong>LINZ</strong>ER“ SKILIFTE IN KIRCHSCHLAG<br />

Kirchschlag – 600 Höhenmeter oberhalb von<br />

L<strong>in</strong>z – trotzte stets der Gigantomanie: Mit e<strong>in</strong>igen<br />

Schleppliften <strong>und</strong> dem Schwerpunkt<br />

auf K<strong>in</strong>derkursen freut man sich nur zehn<br />

Kilometer von der L<strong>in</strong>zer Ortstafel entfernt<br />

auch heute noch über regen Zulauf. Selbst<br />

geübte Skifahrer geben sich hier dem Wedelgenuss<br />

im (Kunst)Schnee<br />

<strong>und</strong> sogar bei Flutlicht h<strong>in</strong>.<br />

Mit den Jahren stellten wegen<br />

der wärmeren W<strong>in</strong>ter immer<br />

mehr Schlepplifte den Betrieb<br />

e<strong>in</strong>. 2009 strich der letzte der<br />

drei legendären Wildberglifte<br />

die Segel, nachdem er im Jahr<br />

davor nur mehr zwei (!) Betriebstage<br />

verbuchte. Seit 2014<br />

steht auch der „Lift <strong>in</strong> der Eben“<br />

<strong>und</strong> der Glasauer Lift zwischen<br />

Hellmonsödt <strong>und</strong> Kirchschlag.<br />

Der Skilift unterhalb des Gis-<br />

Gipfels ist ebenfalls seit 20 Jahren Geschichte.<br />

Der stadtnaheste Schilift, <strong>in</strong> der Koglerau, 3<br />

km h<strong>in</strong>term Pöstl<strong>in</strong>gberg, wurde 2016 abgebaut<br />

– nach 53 Betriebsjahren. Der bekannteste<br />

Kirchschlager Schlepper, der Kaiserlift<br />

(Baujahr 1967) war knapp vorm Zusperren, er<br />

konnte aber gerettet werden. Die verbliebenen<br />

drei Lifte fahren – Beschneiungsanlagen<br />

sei Dank – auch weiter (www.schilifte-kirchschlag.at).<br />

Wandersleut‘ können sich auf die Spuren der<br />

stillgelegten Lifte machen – etwa<br />

bei den Wildbergliften oberhalb<br />

der Ru<strong>in</strong>e Wildberg: Während<br />

die Liftmasten bereits abgebaut<br />

wurden, steht die Talstation des<br />

Schleppers noch, im unversperrten<br />

Betriebsraum wartet das<br />

Dieselaggregat auf nicht mehr<br />

wiederkehrende Zeiten, daneben<br />

hängen alte Schlepp-Bügel<br />

(erreichbar über den 5er-Wanderweg).<br />

Etwas weiter nördlich,<br />

im Ortsteil Eben, steht im Wald<br />

e<strong>in</strong> zugewachsenes Liftwarthäuschen.<br />

Der nächste, allerd<strong>in</strong>gs nicht mehr<br />

so strenge W<strong>in</strong>ter kommt bestimmt <strong>und</strong> legt<br />

se<strong>in</strong>en immer dünneren weißen Mantel über<br />

die stummen Zeugen der Vergangenheit.<br />

Zwischen 720 <strong>und</strong> 890 Metern Seehöhe bestehen heute noch drei Skilifte <strong>in</strong> Kirchschlag.<br />

Es gibt kaum e<strong>in</strong>en L<strong>in</strong>zer, der nicht hier se<strong>in</strong>e ersten Stemmbogen <strong>in</strong> den<br />

Schnee zauberte. Im Wald f<strong>in</strong>det man heute noch Spuren e<strong>in</strong>iger alter, stillgelegter Lifte.


Once upon a Time:<br />

Skilift-Überbleibsel im<br />

Wald von Kirchschlag


10. Der Friedhof der Vergessenen<br />

Die Geschichte des Soldatenfriedhofs beim Petr<strong>in</strong>um<br />

Er ist e<strong>in</strong>e stimmige <strong>und</strong> sehr stille Gedenkstätte an die vielen Millionen s<strong>in</strong>nloser Toter, die<br />

die beiden Weltkriege forderten: An den Abhängen des Pöstl<strong>in</strong>gbergs – e<strong>in</strong>em bewaldeten<br />

Soldatenfriedhof – ruhen 588 Opfer dieser Ause<strong>in</strong>andersetzungen. Gestorben s<strong>in</strong>d sie nicht<br />

an der Front, sondern im Petr<strong>in</strong>um <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Weberschule, die <strong>in</strong> den Kriegsjahren zum Militär-Reservespital<br />

umfunktioniert wurden.<br />

Soldatenfriedhöfe als Gedenkstätten s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e<br />

traurige, aber leider notwendige „Erf<strong>in</strong>dung“<br />

des Ersten Weltkrieges – zuvor waren wegen<br />

kaum vorhandener Transportmöglichkeiten<br />

anonyme Massengräber im H<strong>in</strong>terland der<br />

Front üblich. Aufgr<strong>und</strong> der großen Zahl an<br />

Verw<strong>und</strong>eten, die der Erste Weltkrieg mit<br />

se<strong>in</strong>en neuen Waffentechnologien erstmals<br />

mit sich brachte, wurden das Petr<strong>in</strong>um bei<br />

Kriegsbeg<strong>in</strong>n 1914 zum „k.u.k. Reservespital I<br />

L<strong>in</strong>z-Urfahr“ mit bis zu 870<br />

Krankenbetten adaptiert.<br />

Zuvor war es vom Bischöflichen<br />

Ord<strong>in</strong>ariat „für den<br />

Kriegsfall ,nach verfügtem<br />

allgeme<strong>in</strong>en Schluß der<br />

Schulen‘ dem Staate als Militär-Reservespital“<br />

zur Verfügung<br />

gestellt worden.<br />

Bis zur Auflösung des Spitals<br />

im Mai 1920 behandelte<br />

man hier r<strong>und</strong> 100.000<br />

Kranke <strong>und</strong> Verw<strong>und</strong>ete – über 16.000 pro<br />

Jahr! Auch die nahe Weberschule <strong>in</strong> Alt-Urfahr<br />

wurde zu e<strong>in</strong>em Lazarett mit 300 Betten<br />

i<br />

28<br />

DER SOLDATENFRIEDHOF BEIM PETRINUM<br />

umfunktioniert. Während die <strong>in</strong> den L<strong>in</strong>zer<br />

Krankenhäusern <strong>und</strong> Lazaretten 3.289 verstorbenen<br />

Soldaten am Barbarafriedhof beigesetzt<br />

wurden, hatte das damals noch eigenständige<br />

Urfahr mit se<strong>in</strong>en beschaulichen<br />

Friedhöfen ke<strong>in</strong>en entsprechenden Platz.<br />

Man wählte daher den Waldhang bei der ersten<br />

Kreuzwegstation am Pöstl<strong>in</strong>gberg als Soldatenfriedhof.<br />

Am 5. November 1914 fand das<br />

erste Begräbnis statt – der Ungar Szabo Matei<br />

war als e<strong>in</strong>er der Ersten im<br />

Lazarett Petr<strong>in</strong>um verstorben.<br />

Das Begräbnis fand mit<br />

großem Aufwand statt – Offiziere,<br />

Ärzte <strong>und</strong> sogar der<br />

Urfahraner Bürgermeister<br />

He<strong>in</strong>rich H<strong>in</strong>senkamp waren<br />

im Trauerzug mit dabei.<br />

Die häufiger werdenden<br />

Begräbnisse wurden mit<br />

der Zeit immer schlichter.<br />

Heute ist der Friedhof trotz<br />

se<strong>in</strong>er bedrückenden Geschichte e<strong>in</strong> w<strong>und</strong>erschöner<br />

Platz voller Natur, Geschichten <strong>und</strong><br />

Emotionen.<br />

Der 1914 errichtete Kriegerfriedhof bef<strong>in</strong>det sich im Wald h<strong>in</strong>ter der ersten Pöstl<strong>in</strong>gberg-Kreuzwegstation<br />

– etwa 400 Meter oberhalb des Petr<strong>in</strong>ums. Unter den 528 Toten<br />

bef<strong>in</strong>det sich auch e<strong>in</strong>e Frau – die norddeutsche Krankenschwester Hanna Heyland.


Drei Söhne im Krieg gefallen:<br />

Am Soldatenfriedhof beim Petr<strong>in</strong>um<br />

liegen Tote aus über 20 Nationen<br />

Der Ebelsberger Marktbrunnen<br />

stammt aus dem Jahr 1690 –<br />

<strong>und</strong> er<strong>in</strong>nert als stummer<br />

Zeuge auch an die Schlacht<br />

von Ebelsberg (1809).<br />

E<strong>in</strong>e vom L<strong>in</strong>zer<br />

Diözesanbischof<br />

Franz Salesius Zauner<br />

(1904-1994) angefertige<br />

Er<strong>in</strong>nerungstafel


11. L<strong>in</strong>z als Weltmittelpunkt<br />

Monumente der Landvermessung <strong>und</strong> der Kartographie<br />

Unbestritten: Der errechnete geografische Mittelpunkt der Erdoberfläche (aller Landflächen<br />

unseres Planeten) liegt <strong>in</strong> der Stadt Corum <strong>in</strong> der Türkei. Nichtsdestotrotz hat auch L<strong>in</strong>z<br />

e<strong>in</strong>en historischen „Weltmittelpunkt“ – oder besser gesagt zwei: Zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d diese <strong>in</strong><br />

Kle<strong>in</strong>münchen <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Neuen Heimat.<br />

Wobei der Begriff „Weltmittelpunkt“ <strong>in</strong> diesem<br />

Fall nicht wissenschaftlichen Ursprungs<br />

ist. Der Volksm<strong>und</strong> bediente sich dieses<br />

Wortes, als vor fast 150 Jahren zwei opulente<br />

Ste<strong>in</strong>säulen <strong>in</strong>s damalige Nirgendwo, weit<br />

weg von der Stadt, im Raum Neue Heimat<br />

<strong>und</strong> Kle<strong>in</strong>münchen gesetzt wurden. Bei den<br />

beiden wuchtigen Ste<strong>in</strong>en handelt es sich um<br />

exakt vermessene Endpunkte e<strong>in</strong>er Gr<strong>und</strong>l<strong>in</strong>ie,<br />

die 1871 bzw. 1881 e<strong>in</strong>gerichtet wurde<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong> west-östlicher Richtung durch den<br />

L<strong>in</strong>zer Süden verläuft.<br />

Der westliche „Weltmittelpunkt“ (1871) bef<strong>in</strong>det<br />

sich <strong>in</strong> der Neuen Heimat gegenüber<br />

des Hauses Vogelfängerweg 70, die verblasste<br />

Inschrift ist immer noch gut lesbar: „Westlicher<br />

Eckpunkt der im Jahr 1871 gemessenen<br />

Gr<strong>und</strong>l<strong>in</strong>ie“. Der Ste<strong>in</strong> befand sich bis vor wenigen<br />

jahren auf e<strong>in</strong>em verwilderten Gr<strong>und</strong>stück<br />

<strong>und</strong> wurde erst richtig wiederentdeckt,<br />

als das Gebiet bebaut wurde. Seitdem steht<br />

der 150 Jahre alte Pyramidenstumpf <strong>in</strong>mitten<br />

e<strong>in</strong>er gepflegten Wiese <strong>und</strong> zieht die Blicke<br />

auf sich.<br />

Dieser Ort ist der genauestens vermessene<br />

Basispunkt e<strong>in</strong>er L<strong>in</strong>ie, die sich bis nach<br />

Kle<strong>in</strong>münchen zum Haus Wimmerstraße 15<br />

erstreckt. Der dortige Ste<strong>in</strong>koloss steht unbehelligt<br />

im Gastgarten e<strong>in</strong>es Beisls <strong>und</strong> ist<br />

um zehn Jahre jünger als se<strong>in</strong> Double aus der<br />

Neuen Heimat. Direkt dah<strong>in</strong>ter verlief e<strong>in</strong>st<br />

die heutige Wiener Straße, die <strong>in</strong> der NS-Zeit<br />

aber weiter nach Osten verlegt wurde. Die L<strong>in</strong>ie<br />

zwischen den beiden Ste<strong>in</strong>türmen ersetzte<br />

e<strong>in</strong>e ältere, die ursprünglich den Kirchturm<br />

von Marchtrenk als Ausgangspunkt hatte.<br />

E<strong>in</strong>e neue Vermessung <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>münchen<br />

wurde notwendig, weil die Kirche samt Turm<br />

nach e<strong>in</strong>em Blitzschlag abbrannte.<br />

In Österreich existieren drei solcher genau<br />

vermessener Gr<strong>und</strong>l<strong>in</strong>ien: <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z, <strong>in</strong> Wiener<br />

Neustadt <strong>und</strong> <strong>in</strong> Hall <strong>in</strong> Tirol. Diese waren<br />

die Gr<strong>und</strong>lage zur genauen Landvermessung<br />

<strong>und</strong> somit der Erstellung exakter Landkarten.<br />

Ausgehend von diesen Gr<strong>und</strong>l<strong>in</strong>ien trug<br />

man mittels Triangulierung Dreiecke auf<br />

<strong>und</strong> legte weitere Vermessungspunkte fest.<br />

Die Messung war dermaßen exakt, dass diese<br />

Gr<strong>und</strong>l<strong>in</strong>ien ihre Bedeutung bis zur Ära zur<br />

Satellitenvermessung beibehielten.<br />

i<br />

DIE ZWEI <strong>LINZ</strong>ER „WELTMITTELPUNKTE“<br />

Von 1871/1881 stammen die zwei Ste<strong>in</strong>monumente im Süden, die als Basis der Landvermessung<br />

<strong>und</strong> Kartographie dienten. Österreichweit gibt es nur drei solcher historischer<br />

Gr<strong>und</strong>l<strong>in</strong>ien. Adressen: Vogelfängerweg 70, Wimmerstraße 15, 4030 L<strong>in</strong>z.<br />

30


In Ste<strong>in</strong> gemeißelt: e<strong>in</strong>er<br />

der beiden L<strong>in</strong>zer<br />

„Weltmittelpunkte“


12. Die französische Kanonenkugel<br />

Er<strong>in</strong>nerung an jenen Tag, an dem 7.000 Menschen starben<br />

1938 wurde Ebelsberg im Süden von L<strong>in</strong>z e<strong>in</strong>geme<strong>in</strong>det. Der Ort an der Traun hatte seit jeher<br />

e<strong>in</strong>e bedeutende Wehr- <strong>und</strong> Brückenfunktion. 1809 erlangte Ebelsberg <strong>in</strong>ternationale Bekanntheit<br />

– allerd<strong>in</strong>gs aus e<strong>in</strong>em traurigen Gr<strong>und</strong>: In e<strong>in</strong>er völlig bedeutungslosen Schlacht<br />

zwischen französischen <strong>und</strong> österreichischen Truppen verloren <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Tages um die<br />

7.000 Menschen ihr Leben. E<strong>in</strong> paar stumme Zeugen er<strong>in</strong>nern an diesen dunklen 3. Mai 1809.<br />

Ebelsberg hat durch Neubauten e<strong>in</strong>iges von<br />

se<strong>in</strong>em historischen Flair verloren. Dennoch<br />

vermittelt der Ortskern etwas Besonderes. Bereits<br />

zur Römerzeit befand sich hier e<strong>in</strong> wichtiger<br />

Traunübergang, die Straße zwischen<br />

den Garnisonsorten Lauriacum<br />

(Enns) <strong>und</strong> Lentia (L<strong>in</strong>z) führte<br />

hier durch, erste urk<strong>und</strong>liche Erwähnungen<br />

als Ort reichen <strong>in</strong>s<br />

11. Jhdt. zurück.<br />

Die Schlacht bei Ebelsberg vom<br />

03. Mai 1809 war für damalige<br />

Dimensionen gewaltig. Die vor<br />

den Franzosen auf dem Rückzug<br />

bef<strong>in</strong>dlichen österreichischen<br />

Truppen konnten nicht rechtzeitig<br />

über die Traunbrücke<br />

nach Süden übersetzen <strong>und</strong> diese<br />

unbrauchbar machen, sodass<br />

e<strong>in</strong> verlustreiches R<strong>in</strong>gen entstand. Am Ende<br />

des Tages waren 7.000 Soldaten tot, den Ausgang<br />

des Krieges bee<strong>in</strong>flusste dieses Gemetzel<br />

aber nicht. Napoleon war bei diesem Kriegstreiben<br />

persönlich anwesend, er soll <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

heute noch bestehendem Bauernhof, dem seit<br />

i<br />

32<br />

DIE SCHLACHT BEI EBELSBERG<br />

1471 bestehenden Baumgartnergut <strong>in</strong> der<br />

Wambacher Straße 82, genächtigt haben. Tatsächlich<br />

schlief er aber <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em neben dem<br />

Hof errichteten feudalen Zelt statt im kargen<br />

Bauernhaus (www.baumgartnergut.at).<br />

Im Zentrum Ebelsbergs er<strong>in</strong>nern<br />

heute noch fünf Denkmäler<br />

<strong>und</strong> Inschriften an<br />

diesen schrecklichen Tag –<br />

u.a. im Haus Wienerstraße<br />

481, wo sich über dem E<strong>in</strong>fahrtstor<br />

e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>gemauerte<br />

Kanonenkugel bef<strong>in</strong>det. Am<br />

ehemaligen Geme<strong>in</strong>dehaus<br />

am Fad<strong>in</strong>gerplatz 14 hängt<br />

am Giebel die Fraktur-Inschrift<br />

„Zur Er<strong>in</strong>nerung der<br />

Wiederaufbauung nach dem<br />

unglücklichsten Tag den 3ten<br />

Mai 1809“. Der Marktbrunnen von 1690 trägt<br />

ebenfalls e<strong>in</strong>e Er<strong>in</strong>nerungs-Inschrift. Detto<br />

spannend: Im Haus Fad<strong>in</strong>gerplatz 5 er<strong>in</strong>nert<br />

e<strong>in</strong>e Ste<strong>in</strong>tafel an den Bauernführer Stefan<br />

Fad<strong>in</strong>ger, der 1626 hier starb, nachdem er bei<br />

Kämpfen <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z angeschossen wurde.<br />

Das R<strong>in</strong>gen um die Traunbrücke <strong>in</strong> Ebelsberg im Jahr 1809 war für den Kriegsausgang<br />

völlig unbedeutend. Die Kanonenkugel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Hauswand <strong>und</strong> Er<strong>in</strong>nerungstafeln aus<br />

der damaligen Zeit s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>drucksvolle stumme Zeugen dieses s<strong>in</strong>nlosen Gemetzels.


Im HausWiener Straße 481<br />

steckt e<strong>in</strong>e Orig<strong>in</strong>al-<br />

Kanonenkugel aus<br />

dem Jahr 1809<br />

Der Ebelsberger<br />

Marktbrunnen<br />

er<strong>in</strong>nert als stummer<br />

Zeuge an die<br />

Schlacht von<br />

Ebelsberg (1809)


13. Der Dschungelexpress<br />

Auf den Spuren der L<strong>in</strong>zer Überland-Bim<br />

Heute boomt die Bim im L<strong>in</strong>zer Zentralraum. Das war nicht immer so: 1974 wurde die Straßenbahn<br />

im L<strong>in</strong>zer Süden von Ebelsberg nach St. Florian e<strong>in</strong>gestellt. Zwölf Millionen Fahrgäste<br />

beförderte die Florianerbahn <strong>in</strong> den sechs Jahrzehnten zuvor. Die letzten Gleisreste<br />

oberhalb des Ebelsberger Kreisverkehrs zeugen noch vom legendären „Dschungelexpress“...<br />

Anfang des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts gab es Pläne,<br />

L<strong>in</strong>z <strong>und</strong> Steyr mit e<strong>in</strong>er zweiten Bahnl<strong>in</strong>ie<br />

zu verb<strong>in</strong>den. Die Steyrer Kaufleute fürchteten<br />

jedoch e<strong>in</strong>e Abwanderung der K<strong>und</strong>schaft<br />

nach L<strong>in</strong>z, weswegen lediglich die<br />

Strecke zwischen Ebelsberg <strong>und</strong> St. Florian<br />

realisiert wurde. Die Eröffnung erfolgte am<br />

01. September 1913. Bis zu <strong>55</strong>0.000 Personen<br />

nutzten die Bim-L<strong>in</strong>ie <strong>in</strong> ihren besten Zeiten<br />

jährlich. 1949 wurde zusätzlich die Station<br />

Pichl<strong>in</strong>g/See e<strong>in</strong>gerichtet, weil sich der neu<br />

entstandene Badesee immer größerer Beliebtheit<br />

erfreute. Die Bahn trug damals den exotischen<br />

Be<strong>in</strong>amen „Dschungelexpress“, weil<br />

große Streckenteile von dichten Bäumen <strong>und</strong><br />

Büschen bewachsen waren.<br />

Als die damalige ESG (heute <strong>LINZ</strong> AG) 1973<br />

beschloss, die Straßenbahnl<strong>in</strong>ie E von der<br />

City nach Ebelsberg aus f<strong>in</strong>anziellen Gründen<br />

zu kürzen, verlor die Florianerbahn ihre<br />

Umsteigemöglichkeit bei der Traunbrücke –<br />

was gleichzeitig das Ende der Traditionsbahn<br />

<strong>in</strong>s L<strong>in</strong>zer Umland bedeutete: Am 01. Jänner<br />

1974 wurde die Strecke endgültig e<strong>in</strong>gestellt<br />

<strong>und</strong> durch e<strong>in</strong>en Postbus ersetzt.<br />

Bis 2003 wurde die Bahn zwischen St. Florian<br />

<strong>und</strong> Pichl<strong>in</strong>g noch temporär als Museumsbahn<br />

betrieben. Danach gammelte die Strecke<br />

vor sich h<strong>in</strong>, der Gleiskörper überwucherte.<br />

2011 wurden zwei Kilometer kupferner<br />

Oberleitungsdraht im Wert von 20.000 Euro<br />

gestohlen. Die Lokalpolitiker wollen von e<strong>in</strong>er<br />

Revitalisierung der Strecke nichts wissen.<br />

Mittlerweile wurden die Gleise fast zur Gänze<br />

abgebaut, ebenso die charakteristischen bogenförmigen<br />

Oberleitungsmasten.<br />

E<strong>in</strong> paar Spuren der ehemaligen Bim s<strong>in</strong>d<br />

noch auf Stadtgebiet zu entdecken: Oberhalb<br />

des Ebelsberger Kreisverkehrs f<strong>in</strong>det man zugewachsene<br />

Schienen, h<strong>und</strong>ert Meter weiter<br />

sieht man neben der B<strong>und</strong>esstraße nach Asten<br />

e<strong>in</strong> von Buschwerk umsäumtes Wartehäuschen.<br />

Auf der Trasse wird derzeit e<strong>in</strong> Radweg<br />

von St. Florian nach Ebelsberg errichtet.<br />

Echte Straßenbahn-Freaks sollten unbed<strong>in</strong>gt<br />

e<strong>in</strong>en Abstecher nach St. Florian wagen: In<br />

der dortigen Alten Remise kann man nach<br />

Voranmeldung alte Orig<strong>in</strong>al-Triebwägen besichtigen.<br />

Es gibt zudem Pläne, e<strong>in</strong>e 1,5 km<br />

lange Strecke zwischen St. Florian <strong>und</strong> Taunleiten<br />

zu restaurieren, um e<strong>in</strong>en Museumsbetrieb<br />

zu ermöglichen.<br />

i<br />

DIE FLORIANERBAHN<br />

Die 9,6km lange Strecke zwischen Ebelsberg <strong>und</strong> St. Florian wurde 1974 e<strong>in</strong>gestellt.<br />

Besichtigungen der noch bestehenden Remise <strong>in</strong> St. Florian s<strong>in</strong>d jederzeit gegen Voranmeldung<br />

unter 0664 / 820 84 81 möglich. -> www.l<strong>in</strong>za.at/dschungelexpress<br />

34


Die Natur schlägt zurück:<br />

Mittlerweile wachsen sogar<br />

dicke Bäume auf den letzten<br />

Gleisresten<br />

Schienen-Oldtimer: <strong>in</strong><br />

der Remise St. Florian


14. Abgerüstet: die Kaserne Ebelsberg<br />

Die Tage des größten Kasernenareals Oberösterreichs s<strong>in</strong>d gezählt<br />

Die größte Militärkaserne auf L<strong>in</strong>zer Boden hat e<strong>in</strong>e bewegte Geschichte h<strong>in</strong>ter sich. 2016<br />

wurde sie – nach 76 Jahren – für immer geschlossen <strong>und</strong> verkauft. In den nächsten Jahren<br />

soll hier e<strong>in</strong> neuer Stadtteil, der „Garten Ebel“, mit bis zu 3.000 Wohnungen entstehen. E<strong>in</strong><br />

R<strong>und</strong>gang durch das verwaiste Kasernenareal ist e<strong>in</strong>e Spielwiese für alle Urban Explorer.<br />

Errichtet wurde die 16 Hektar große Kaserne<br />

<strong>in</strong> Ebelsberg 1940-43 für die berüchtigte SS,<br />

genutzt wurde sie aufgr<strong>und</strong> des immer weiter<br />

ausufernden Krieges im Osten <strong>und</strong> Westen<br />

aber hauptsächlich als Kriegsgefangenen<strong>und</strong><br />

Umsiedlerlager von „Volksdeutschen“,<br />

nach dem Krieg diente Ebelsberg als Anlaufstelle<br />

für „Displaced Persons“, darunter viele<br />

aus dem KZ Mauthausen befreite Menschen.<br />

Ab 1951 wurden die Gebäude von der<br />

Gendarmerieschule Ebelsberg übernommen,<br />

1956 dann vom neu geschaffenen<br />

B<strong>und</strong>esheer.<br />

Bis zu 6.000 Soldaten beherbergte<br />

die Kaserne e<strong>in</strong>st, <strong>in</strong> den letzten<br />

Jahren ihres Bestehens waren<br />

es weit weniger (2006 betrug die<br />

Zahl der „E<strong>in</strong>rücker“ etwa nur mehr<br />

1.009), dennoch hat hier e<strong>in</strong> beträchtlicher<br />

Teil der Jung-L<strong>in</strong>zer se<strong>in</strong>en Gr<strong>und</strong>wehrdienst<br />

abgeleistet. Noch so mancher kann e<strong>in</strong><br />

Lied s<strong>in</strong>gen von 2-Uhr-Morgens-Alarm-Märschen<br />

nach St. Florian oder feuchten Nächten<br />

(wegen dem Regen wohlge<strong>merk</strong>t) am<br />

Übungsplatz <strong>in</strong> den Traunauen.<br />

Rechts vom E<strong>in</strong>gang fällt der Blick zuerst auf<br />

das Haus des Wachkommandanten <strong>und</strong> dem<br />

überwucherten Sprenggarten, wo sich e<strong>in</strong>st<br />

die angehenden Pioniere mit Holzattrappen<br />

im Anbr<strong>in</strong>gen von Sprengladungen übten.<br />

Daneben die ebenfalls von der Natur übernommenen<br />

Sportplätze. Besonderer Fotospot:<br />

die militärische H<strong>in</strong>dernisbahn (vom<br />

E<strong>in</strong>gang aus rechts h<strong>in</strong>ten). Moos <strong>und</strong> Gestrüpp<br />

haben aus den 12 H<strong>in</strong>dernissen<br />

spannende Fotomotive geschaffen.<br />

Wer will, kann das e<strong>in</strong>e oder andere<br />

H<strong>in</strong>dernis versuchen, man<br />

sollte aber nicht haglich auf‘s<br />

Gwand se<strong>in</strong>.<br />

In den nächsten Jahren wird<br />

das Kasernenareal se<strong>in</strong>e Optik<br />

gr<strong>und</strong>legend ändern: Die denkmalgeschützten<br />

Gebäude bleiben zwar erhalten,<br />

werden aber nachverdichtet <strong>und</strong> zum<br />

Stadtteil „Garten Ebel“ samt 80-Meter-Hochhaus,<br />

auch die Straßenbahn wird künftig mitten<br />

durch rollen statt dran vorbei. Wer noch<br />

die alte „Kasernenluft“ schnuppern will, sollte<br />

also schnell se<strong>in</strong>.<br />

i<br />

DIE HILLER-KASERNE IN EBELSBERG<br />

Ursprünglich hätte 1938 <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z-Auhof (Urfahr) e<strong>in</strong>e Großkaserne errichtet werden sollen,<br />

man verlegte die Pläne aber nach Ebelsberg. Nach dem Krieg wurden hier die aus<br />

dem Konzentrationslager Mauthausen <strong>und</strong> deren Nebenlagern befreite, etwa 1.600<br />

jüdische „Displaced Persons“ zusammengezogen. Mit Kultur-, Schulungs- <strong>und</strong> Sozialprogrammen<br />

wurden die Auswanderer hier auf e<strong>in</strong> Leben <strong>in</strong> Israel vorbereitet.<br />

36


E<strong>in</strong>e geschichtsträchtige, imposante<br />

Anlage: die Hiller-Kaserne.<br />

Die alte H<strong>in</strong>dernisbahn:<br />

Fe<strong>in</strong>dliche Übernahme durch die Natur


15. Der L<strong>in</strong>zer Erleuchtungsstupa<br />

E<strong>in</strong> w<strong>und</strong>ervolles Monument <strong>und</strong> Glücksbr<strong>in</strong>ger für alle<br />

Neben der von jedem Stadtbesucher zw<strong>in</strong>gend zu vollführenden Kirchenrallye gibt‘s fernab<br />

dieser klerikalen Rennstrecke e<strong>in</strong> nicht m<strong>in</strong>der spannendes Ziel zu besuchen: der Erleuchtungs-Stupa<br />

am L<strong>in</strong>zer Fre<strong>in</strong>berg. Auf alle, die ihn dreimal – im Uhrzeigers<strong>in</strong>n wohlge<strong>merk</strong>t<br />

– umr<strong>und</strong>en, wartet jede Menge Glück – so zum<strong>in</strong>dest die Theorie.<br />

Die Lage des 6,80m hohen L<strong>in</strong>zer Erleuchtungs-Stupas<br />

könnte w<strong>und</strong>erbarer nicht se<strong>in</strong>:<br />

Direkt h<strong>in</strong>ter dem mächtigen Sendemasten<br />

Fre<strong>in</strong>berg <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Park eröffnet sich e<strong>in</strong> fast<br />

unendlicher Weitblick, direkt gegenüber die<br />

mächtigen Wälder des Kürnbergs. Trotz der<br />

Stadtnähe (L<strong>in</strong>z liegt auf der h<strong>in</strong>teren, abgewandten<br />

Seite des Fre<strong>in</strong>bergs) herrscht hier<br />

e<strong>in</strong>e nahezu magische Stille – vorausgesetzt,<br />

man hört genau h<strong>in</strong> ;-)<br />

Stupas s<strong>in</strong>d Monumente für den Frieden <strong>in</strong><br />

der Welt. Sie werden seit Tausenden von Jahren<br />

<strong>in</strong> Asien gebaut <strong>und</strong> bee<strong>in</strong>flussen <strong>in</strong> positiver<br />

Weise das Kraftfeld des ganzen Universums.<br />

Es heißt, der spirituelle E<strong>in</strong>fluss e<strong>in</strong>es<br />

Stupas sei so groß, dass alle, die ihn verehren,<br />

die an se<strong>in</strong>em Bau mitwirken, sowie auch diejenigen,<br />

die <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Umgebung leben, se<strong>in</strong>e<br />

positive Wirkung als Quelle von Frieden,<br />

Glück <strong>und</strong> Wohlstand erleben.<br />

Stupas können, ja sollen von allen Menschen,<br />

die sich angezogen fühlen, besucht werden.<br />

Denn der Buddhismus kennt ke<strong>in</strong>e Dogmen<br />

<strong>und</strong> erlaubt, alles <strong>in</strong> Frage zu stellen. Durch<br />

Meditationen wird das Verstandene zur eigenen<br />

Erfahrung. Das Ziel von Buddhas Lehre<br />

ist die volle Entwicklung der <strong>in</strong> uns liegenden<br />

Möglichkeiten von Körper, Rede <strong>und</strong> Geist.<br />

„Wer nur <strong>in</strong> den Schatten e<strong>in</strong>es Stupas tritt,<br />

erlangt schon vielfältige positive geistige E<strong>in</strong>drücke.<br />

Manche die vorbeikommen, erleben<br />

vielleicht e<strong>in</strong>e plötzliche klare Bewusstheit“,<br />

sagt der Fördervere<strong>in</strong> Diamantweg-Buddhismus,<br />

der den Stupa dank vieler Spenden 2013<br />

verwirklichen konnte.<br />

Stupas s<strong>in</strong>d nicht nur äußerlich e<strong>in</strong> echter<br />

H<strong>in</strong>gucker, sie werden nach alter Überlieferung<br />

mit tausenden gesegneten Gegenständen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em genau festgelegten Vorgang<br />

gefüllt. Im Zentrum e<strong>in</strong>er Stupa steht<br />

der sogenannte „Lebensbaum“, r<strong>und</strong>herum<br />

folgt das Innenleben. Dieses besteht aus zahlreichen<br />

Gips-Buddhaformen, Mantrarollen<br />

sowie kostbaren Bestandteilen wie Statuen,<br />

buddhistischen Texten <strong>und</strong> Reliquien. Alle<br />

diese Ingredienzien werden vom Lama <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

althergebrachten, feierlichen Zeremonie<br />

<strong>in</strong> die Stupa e<strong>in</strong>gebracht, verschlossen <strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong>geweiht. Ab diesem Zeitpunkt „arbeitet“<br />

die Stupa <strong>und</strong> ihr Kraftfeld zum Wohle aller.<br />

Tipp: Morgens oder am frühen Abend ist das<br />

Licht fast magisch.<br />

i<br />

DER ERLEUCHTUNGS-STUPA<br />

Stupas s<strong>in</strong>d Monumente für den Frieden <strong>in</strong> der Welt <strong>und</strong> drücken <strong>in</strong> perfekter Form die<br />

re<strong>in</strong>e Natur des Geistes aus. Wer ihn dreimal im Uhrzeigers<strong>in</strong>n umr<strong>und</strong>et, erlebt se<strong>in</strong>e<br />

positive Wirkung als Quelle von Frieden, Glück & Wohlstand. -> www.stupa-l<strong>in</strong>z.at<br />

38


E<strong>in</strong> perfekter Ort des Glücks,<br />

der Kraft <strong>und</strong> der positiven<br />

Energie: der Erleuchtungs-<br />

Stupa am Fre<strong>in</strong>berg


16. Die unterirdische Brücke<br />

Als L<strong>in</strong>z noch e<strong>in</strong>en Wassergraben samt Mauer hatte<br />

Gegraben wird aufgr<strong>und</strong> der Bautätigkeit <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z an fast jeder Ecke der Stadt – es wurde<br />

aber auch so manches ausgegraben – ke<strong>in</strong> W<strong>und</strong>er, bei so e<strong>in</strong>er bewegten Stadtgeschichte.<br />

Dass aber gleich e<strong>in</strong>e komplette unterirdische Brücke wieder auftaucht, erlebt man auch <strong>in</strong><br />

L<strong>in</strong>z nicht alle Tage. So geschehen im Jahr 2007.<br />

Die Geschichte des Landhauses reicht bis <strong>in</strong>s<br />

Jahr 1563 zurück. Hier stand e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> 1210<br />

gegründetes Kloster der M<strong>in</strong>oriten (die angrenzende<br />

Kirche, deren Bau 1278 begonnen<br />

wurde, gibt es h<strong>in</strong>gegen heute noch).<br />

E<strong>in</strong> H<strong>in</strong>gucker im Landhaus ist neben dem 66<br />

Meter hohen Turm (1568) auch das Nordportal<br />

(1566) – e<strong>in</strong>es der schönsten Renaissance-<br />

Portale Europas. Am südlichen Ausgang, h<strong>in</strong>aus<br />

zur damaligen L<strong>in</strong>zer Vorstadt, befand<br />

sich e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> mächtiger Wassergraben, der<br />

das burgartige Landhaus <strong>und</strong> das dah<strong>in</strong>terliegende<br />

Geviert vor ungebetenen Gästen<br />

aller Art schützte (heute übernimmt diese<br />

<strong>und</strong>ankbare Aufgabe e<strong>in</strong> Securitydienst samt<br />

Röntgentunnel).<br />

Über den Wassergraben führte erst e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>facher<br />

Holzübergang, ab 1632 e<strong>in</strong>e Ste<strong>in</strong>brücke,<br />

die 1769 durch e<strong>in</strong>e breitere ersetzt wurde.<br />

Der 15 Meter lange Übergang mit drei Bögen<br />

war optisch sehr ansprechend mit weißem<br />

Kalkmörtel verputzt. Lange hielt der Glanz<br />

der Brücke allerd<strong>in</strong>gs nicht: Nur 31 Jahre später<br />

– 1800 – wurden beträchtliche Teile der<br />

Stadt durch e<strong>in</strong>en Brand vernichtet, der im<br />

Südflügel des L<strong>in</strong>zer Schlosses se<strong>in</strong>en Ausgang<br />

nahm. Zerstört wurden dabei nicht nur<br />

70 Gebäude der Altstadt, sondern auch große<br />

Teile des Landhauses mitsamt dem Landhausturm<br />

(dessen Kuppel unter großem Getöse <strong>in</strong><br />

den Innenhof stürzte) <strong>und</strong> der Bibliothek.<br />

Im Zuge der monatelangen, schwierigen Aufräumarbeiten,<br />

die wegen der Besetzung der<br />

Franzosen erst 1802 abgeschlossen wurden,<br />

riss man die L<strong>in</strong>zer Stadtmauer ab (drei Jahrzehnte<br />

später baute man dafür die Maximilianische<br />

Turml<strong>in</strong>ie r<strong>und</strong> um die Stadt). Mit<br />

dem Abbruchmaterial wurde der Wassergraben<br />

r<strong>und</strong> ums Landhaus zugeschüttet – <strong>und</strong><br />

mit ihm auch die Ste<strong>in</strong>brücke, die die folgenden,<br />

mehr als zwei Jahrh<strong>und</strong>erte unterirdisch<br />

überdauerte, ehe man sie im Jahr 2007 im<br />

Rahmen des Baus der Promenaden-Tiefgarage<br />

wiederentdeckte <strong>und</strong> freilegte. Neben der<br />

Brücke fand man auch e<strong>in</strong>en Tiefbrunnen,<br />

den „Franzosenkanal“ von 1809, noch ältere<br />

Wehrturmmauern <strong>und</strong> e<strong>in</strong> <strong>in</strong> Ste<strong>in</strong> gefasstes<br />

Maibaum-F<strong>und</strong>ament. Auch Gräber <strong>und</strong><br />

Knochenreste aus dem 13./14. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

vom damaligen Friedhof wurden entdeckt.<br />

i<br />

DIE UNTERIRDISCHE STEINBRÜCKE BEIM LANDHAUS<br />

Am besten besichtigen lässt sich die Brücke über dem Abgang vor dem südlichen Landhausportal.<br />

Im parallel angelegten Gang im Untergeschoß bef<strong>in</strong>den sich mehrere Infotafeln,<br />

Bilder <strong>und</strong> Pläne. -> www.l<strong>in</strong>za.at/landhausbruecke<br />

40


Wirkt trotz 200 Jahren im<br />

Dämmerschlaf noch ziemlich<br />

knackig: die Ste<strong>in</strong>brücke<br />

beim L<strong>in</strong>zer Landhaus


17. Die Pferdestadt<br />

Als statt Autos Vierbe<strong>in</strong>er durch die Stadt (g)rasten<br />

Die Reste der Pferdeeisenbahn wird von vielen nach St. Magdalena verortet. Aber auch auf<br />

der anderen Seite der Donau gibt es noch Spuren dieses geschichtsträchtigen Projekts. Dort,<br />

wo jetzt e<strong>in</strong>e hochfrequentierte 24h-Tankstelle steht, befand sich e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> „Umspannbahnhof“<br />

mit bis zu 350 Pferden.<br />

Durch die schnurgerade D<strong>in</strong>ghoferstraße<br />

rasen täglich tausende Autos Richtung Norden,<br />

die meisten davon Pendler, die die nahen<br />

Donaubrücken anvisieren, um im nördlichen<br />

Umland zu versickern. Ke<strong>in</strong>er der Motoristen<br />

verschwendete je e<strong>in</strong>en Blick auf das gelbe,<br />

mächtige E<strong>in</strong>gangstor an e<strong>in</strong>er unsche<strong>in</strong>baren<br />

Kreuzung. Hier fuhren ab 1839 die Garnituren<br />

der Pferdeeisenbahn zwischen L<strong>in</strong>z,<br />

Budweis <strong>und</strong> Gm<strong>und</strong>en durch, ehe sie den<br />

Südbahnhof erreichten. An dieser Stelle befand<br />

sich der Fuhrhof der Familie W<strong>in</strong>kler,<br />

die im 19. <strong>und</strong> anfangs des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

zu den e<strong>in</strong>flussreichsten Kreisen der Stadt gehörte.<br />

Bis zu 350 Pferde fanden auf der enorm<br />

großen Anlage, die damals noch teilweise<br />

von Wiesen umgeben war, Platz. Neben der<br />

Pferdeeisenbahn wurden hier auch Müll-,<br />

Holz- <strong>und</strong> Kohlefuhrwerke sowie die Wagen<br />

der kaiserlich-königlichen Postverb<strong>in</strong>dungen<br />

umgespannt.<br />

Ab 1920 befand sich an dieser Stelle dann der<br />

Standort der „1. L<strong>in</strong>zer Automobil-Taxis“ <strong>und</strong><br />

der ersten L<strong>in</strong>zer Tankstelle. Das erhalten gebliebene<br />

Tor mit se<strong>in</strong>en 16 Pferdeköpfen bee<strong>in</strong>druckt<br />

heute noch. Der Platz, an dem die<br />

Stallungen standen, ist mittlerweile dicht verbaut,<br />

lediglich die Tankstelle besteht heute<br />

noch. Nur das mächtige Tor er<strong>in</strong>nert noch an<br />

die Urzeiten des Eisenbahnverkehrs.<br />

Im Stadtgebiet südlich der Donau gibt es<br />

noch weitere Er<strong>in</strong>nerungen an die erste kont<strong>in</strong>entale<br />

Bahnl<strong>in</strong>ie Europas: etwa das Südbahnhofgebäude<br />

beim gleichnamigen Markt,<br />

das <strong>in</strong> voller Größe erhalten blieb; oder e<strong>in</strong>e<br />

Er<strong>in</strong>nerungstafel am Barbarafriedhof, der erst<br />

erweitert werden konnte, als die Bahnl<strong>in</strong>ie<br />

e<strong>in</strong>gestellt wurde.<br />

L<strong>in</strong>z war wie alle anderen Citys bis vor 120<br />

Jahren, als der Siegeszug des Automobils<br />

<strong>und</strong> der Zugmasch<strong>in</strong>en begann, e<strong>in</strong>e richtige<br />

„Pferdestadt“: 1900 etwa gab es 1.158 registrierte<br />

Pferde. Alle<strong>in</strong>e für die Pferdeeisenbahn<br />

zwischen Hauptbahnhof <strong>und</strong> Mühlkreisbahnhof,<br />

die von 1879 bis zu ihrer Elektrifizierung<br />

1897 „tierisch“ verkehrte, waren 26<br />

Pferde im E<strong>in</strong>satz. Auch im Frachtverkehr auf<br />

der Donau waren Pferde vor allem flussaufwärts<br />

unverzichtbar: Acht Pferde haben e<strong>in</strong>en<br />

Schiffszug aus Budapest <strong>in</strong> zwei Monaten bis<br />

nach L<strong>in</strong>z »heraufgeschleppt«, so e<strong>in</strong> Reisebericht<br />

aus den 1820er Jahren.<br />

i<br />

PFERDEEISENBAHN <strong>LINZ</strong>-GMUNDEN<br />

67,9km war die Pferdeeisenbahn-Strecke zwischen L<strong>in</strong>z <strong>und</strong> Gm<strong>und</strong>en lang. Auf L<strong>in</strong>zer<br />

Stadtgebiet wurde zusätzlich e<strong>in</strong>e 2,5km lange Stichstrecke zum Hafen Zizlau errichtet.<br />

Das „Pferdetor“ bef<strong>in</strong>det sich an der Kreuzung D<strong>in</strong>ghoferstraße/Lustenauerstraße.<br />

42


Ecke D<strong>in</strong>ghoferstraße/Lustenauerstraße:<br />

Hier „wohnten“ e<strong>in</strong>st bis zu 350 Pferde


18. Da Handystoa<br />

E<strong>in</strong> „Denkmal“ für das Smartphone-Zeitalter<br />

Ke<strong>in</strong> Heiliger, ke<strong>in</strong> historisches Großereignis, sondern das Handy hat <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z e<strong>in</strong>en eigenen<br />

Gedenkste<strong>in</strong> – <strong>und</strong> das <strong>in</strong> direkter Nachbarschaft zur Dreifaltigkeitssäule am L<strong>in</strong>zer Hauptplatz:<br />

Hier steht e<strong>in</strong>er von österreichweit nur acht Kontrollpunkten für Smartphones – oder<br />

wie mia L<strong>in</strong>za sagn: „Da Handystoa“.<br />

Ja, irgendwie ist das D<strong>in</strong>g dann doch e<strong>in</strong>e Art<br />

Denkmal für das heutige Handyzeitalter –<br />

denn es ist nun e<strong>in</strong>fach mal so: Ohne Mobiltelefon<br />

geht heute <strong>in</strong> der Tat fast nix mehr.<br />

Ganz besonders <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z: Mit Smartphones<br />

<strong>und</strong> Navigationsgeräten kommt man <strong>in</strong> unserer<br />

Stadt direkt <strong>und</strong> <strong>ohne</strong><br />

„Entschuldigen Sie bitte“-<br />

Fragen an die traditionell<br />

mürrischen L<strong>in</strong>zer vorbei<br />

direkt ans Ziel.<br />

Das österreichische B<strong>und</strong>esamt<br />

für Eich- <strong>und</strong><br />

Vermessungswesen<br />

(BEV) hat (aber vermutlich<br />

nicht alle<strong>in</strong>e deswegen)<br />

2019 <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z<br />

e<strong>in</strong>en von österreichweit<br />

acht „Kontrollpunkten<br />

für Smartphones“ e<strong>in</strong>gerichtet.<br />

Der eigentliche<br />

Hauptgr<strong>und</strong>: Damit<br />

kann man unkompliziert checken,<br />

wie genau das eigene Smartphone<br />

den jeweiligen Standort anzeigt.<br />

Funktionieren tut die Chose dank des Satellitenpositionierungsdienstes<br />

APOS (Austrian<br />

Position<strong>in</strong>g Service), der im Zusammenspiel<br />

mit exakt festgelegten Vermessungspunkten<br />

<strong>in</strong> ganz Österreich die landesweite Basis für<br />

die Gr<strong>und</strong>stücksvermessung bildet. Durch<br />

die große Anzahl an Satelliten<br />

<strong>und</strong> Bodenstationen<br />

kann APOS nämlich die Position<br />

zentimetergenau <strong>und</strong><br />

damit um e<strong>in</strong> Vielfaches<br />

exakter bestimmen als das<br />

allgeme<strong>in</strong> bekannte <strong>und</strong><br />

gängige GPS-System.<br />

Neugierig? Dann auf zum<br />

L<strong>in</strong>zer Hauptplatz, mit<br />

dem Smartphone den aufgedruckten<br />

QR-Code auf<br />

der Oberseite des Handyste<strong>in</strong>s<br />

e<strong>in</strong>scannen, die Abweichung<br />

zwischen tatsächlicher<br />

<strong>und</strong> angezeigter<br />

Position wird <strong>in</strong> W<strong>in</strong>deseile festgestellt. Aber<br />

w<strong>und</strong>ern Sie sich bitte bloß nicht, wenn Sie<br />

komplett daneben s<strong>in</strong>d.<br />

i<br />

KONTROLLPUNKT FÜR SMARTPHONES<br />

Aktuell gibt es österreichweit acht solcher Kontrollpunkte für Smartphones. Sie dienen<br />

nicht nur zur exakten Standortbestimmung, sondern sollen auch das Bewusstse<strong>in</strong> für<br />

die Welt der Vermessung <strong>und</strong> der Mess<strong>in</strong>strumente schärfen. Der L<strong>in</strong>zer „Handystoa“<br />

bef<strong>in</strong>det sich zehn Meter südlich der Dreifaltigkeitssäule am Hauptplatz.<br />

44


Wo b<strong>in</strong> ich? Diese Frage<br />

beantworter der „Handyste<strong>in</strong>“<br />

am L<strong>in</strong>zer Hauptplatz


19. Er<strong>in</strong>nerungen an den Luftkrieg<br />

Bombentrichter, Luftschutzstollen <strong>und</strong> Notausstiege<br />

Die Spuren des letzten großen Weltkrieges s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z auch heute noch – über 75 Jahre nach<br />

se<strong>in</strong>em Ende – allgegenwärtig: Bunkeranlagen über die Stadt verteilt, unzählige Bombentrichter<br />

<strong>in</strong> den Hügeln r<strong>und</strong> um L<strong>in</strong>z, fast endlose Luftschutzstollen <strong>in</strong> den Hängen des Fre<strong>in</strong>bergs...<br />

aber auch mitten <strong>in</strong> der Stadt stößt man auf denk<strong>würdige</strong> Er<strong>in</strong>nerungsstücke, e<strong>in</strong>ige<br />

davon s<strong>in</strong>d brandgefährlich: So sollen noch 700 Bl<strong>in</strong>dgänger im L<strong>in</strong>zer Boden schlummern.<br />

Der Bombenkrieg gegen Hitlerdeutschland<br />

begann 1942 mit den ersten Alliierten Luftoffensiven.<br />

Im damaligen „Gau Oberdonau“<br />

sollte es aber noch bis Februar 1944 dauern,<br />

bis die ersten Bomben fielen. L<strong>in</strong>z war darauf<br />

relativ gut vorbereitet – die Stadt verfügte bis<br />

Februar 1944 bereits über 19 bombensichere<br />

Fels- <strong>und</strong> Sandstollen für die Bevölkerung.<br />

Der erste Luftangriff auf L<strong>in</strong>z wurde am 25.<br />

Juli 1944 durchgeführt <strong>und</strong> hatte vor allem<br />

die Industrie zum Ziel, er war mit 420 US-<br />

Bombern zugleich auch e<strong>in</strong>er der schwersten.<br />

Abgeworfen wurden dabei etwa 1.600<br />

Bomben. Aufgr<strong>und</strong> der dichten Luftabwehr<br />

im L<strong>in</strong>zer Raum flogen die alliierten Bomber<br />

ihre Angriffe oft <strong>in</strong> über 6.000 Metern Höhe,<br />

was die Treffsicherheit m<strong>in</strong>imierte. Wer<br />

schon mal querfelde<strong>in</strong> den Pfenn<strong>in</strong>gberg h<strong>in</strong>aufgewandert<br />

ist, wird sich über die vielen<br />

verme<strong>in</strong>tlichen Dol<strong>in</strong>en im Waldboden gew<strong>und</strong>ert<br />

haben. H<strong>in</strong>terlassen wurden sie von<br />

unzähligen alliierten Bomben, die aus großer<br />

Höhe abgeworfen wurden <strong>und</strong> eigentlich für<br />

die Hermann Gör<strong>in</strong>g Werke oder das Hafengebiet<br />

gedacht waren. Niklas Salm-Reifferscheidt,<br />

der Hausherr auf Schloss Steyregg<br />

<strong>und</strong> Waldbesitzer am Pfenn<strong>in</strong>gberg, hat <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>em Schloss mehrere Holzstücke ausgestellt,<br />

<strong>in</strong> denen e<strong>in</strong>gewachsene Bombensplitter<br />

stecken. Mit den e<strong>in</strong>marschierenden amerikanischen<br />

Truppen endete der Luftkrieg<br />

über Oberösterreich gegen Ende April 1945.<br />

Die letzten schweren Luftangriffe gab es zwei<br />

Wochen vor Kriegsende am 25. April 1945<br />

auf die Bahnhöfe <strong>in</strong> Wels <strong>und</strong> L<strong>in</strong>z.<br />

In manchen L<strong>in</strong>zer Straßen – etwa der Museumstraße<br />

(r<strong>und</strong> um Haus Nr. 15) f<strong>in</strong>den<br />

sich heute noch am Gehsteig e<strong>in</strong>gelassene<br />

orig<strong>in</strong>ale Luftschutzgitter der Firma Mannesmann.<br />

Sie dienten zur Abdeckung von Lüftungs-<br />

<strong>und</strong> Notausstiegsschächten aus den<br />

Luftschutzkellern unter den Wohnhäusern.<br />

Unterhalb der Stahlgitter war e<strong>in</strong>e mit Flüssigkeit<br />

gefüllte Wanne angebracht. So war<br />

der jeweilige Kellerschacht gleichzeitig auch<br />

gasdicht verschlossen.<br />

i<br />

DIE BOMBENANGRIFFE AUF <strong>LINZ</strong><br />

22mal flogen alliierte Bomberverbände Luftangriffe auf L<strong>in</strong>z. 1.679 Menschen kamen<br />

dabei ums Leben, 2.940 Wohnungen wurden zerstört. Primäre Ziele waren die Hermann-Gör<strong>in</strong>g-Werke,<br />

die Stickstoffwerke (Chemie) <strong>und</strong> der Hauptbahnhof. Beim Haus<br />

Museumstraße 15 f<strong>in</strong>det man noch die orig<strong>in</strong>alen Luftschutzgitter aus der Kriegszeit.<br />

46


Der Pfenn<strong>in</strong>gberger Wald ist<br />

voll davon: Reste von detonierten<br />

Fliegerbomben aus dem 2.Weltkrieg<br />

Unsche<strong>in</strong>bare, aber dennoch<br />

bedrückende Zeitzeugen aus der<br />

Weltkriegszeit: die orig<strong>in</strong>al<br />

Mannesmann-Luftschutzgitter<br />

auf L<strong>in</strong>zer Gehsteigen


20. Das Römische Hochhaus<br />

Die Römer prägten das Leben <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z fast 500 Jahre lang<br />

Lentia – das antike L<strong>in</strong>z zur Römerzeit – e<strong>in</strong>e beachtliche Siedlung, was F<strong>und</strong>e beim Schloss,<br />

<strong>in</strong> der Klammstraße, am Hauptplatz, bei der Kreuzschwesternschule, an der Spittelwiese <strong>und</strong><br />

am Hauptplatz belegen. Klar nachweisen lässt sich e<strong>in</strong> Militärlager vom 1. Jahrh<strong>und</strong>ert bis<br />

<strong>in</strong> das frühe 3. Jahrh<strong>und</strong>ert. E<strong>in</strong> stummer Zeuge dieser Zeit steht weitgehend unbeachtet im<br />

Wald des Donautals westlich der Stadt.<br />

Das römische Lentia bestand vornehmlich<br />

aus e<strong>in</strong>em bis zu drei Hektar großen Grenzschutzkastell<br />

des römischen Weltreichs <strong>und</strong><br />

wurde 46.n.Chr. erbaut. Zur Römerzeit waren<br />

aber nicht L<strong>in</strong>z, sondern Wels (Ovilava) <strong>und</strong><br />

Enns (Lauriacum) die Zentren unseres B<strong>und</strong>eslandes<br />

– beide wurden anders als L<strong>in</strong>z zur<br />

Stadt bzw. zur ranghöheren Kolonie erhoben.<br />

Gut 500 Jahre lang prägten die Römer die Kultur<br />

<strong>und</strong> das Leben <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z,<br />

ehe fe<strong>in</strong>dliche Germanenstämme<br />

488.n.Chr. e<strong>in</strong>en<br />

Rückzug erzwangen. Im<br />

Donautal, an den Hängen<br />

des Kürnbergwaldes, entstand<br />

Mitte des zweiten<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts als römische<br />

Grenzanlage <strong>und</strong> Teil des<br />

Limes e<strong>in</strong> etwa 12 bis 15<br />

Meter hoher Wachturm.<br />

Der Bau war e<strong>in</strong>e stattliche Ersche<strong>in</strong>ung <strong>und</strong><br />

bot beste Aussicht bis h<strong>in</strong>aus <strong>in</strong>s Ottensheimer<br />

Becken. Um den Turm herum befand<br />

sich e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> breiter Wall samt Erdgraben.<br />

Der zehn mal zehn Meter breite Turm bot<br />

Platz für sechs Soldaten, die hier 24/7 ihren<br />

Dienst versahen. Der Bau diente vor allem als<br />

Beobachtungs- <strong>und</strong> Signalposten. Die für das<br />

Dach verwendeten Ziegel stammten aus e<strong>in</strong>er<br />

Ziegelei, die von den Römern im nahen Wilher<strong>in</strong>g<br />

betrieben wurde.<br />

Spannend auch die Geschichte der Entdeckung<br />

des Römerturms: Auf der Suche nach<br />

Astwerk entdeckte im Jahr<br />

1936 e<strong>in</strong> Tierpräparator des<br />

OÖ. Landesmuseums Mauerreste,<br />

sie blieben aber dennoch<br />

kaum beachtet. Bis 1939<br />

wurde lediglich der Gr<strong>und</strong>riss<br />

freigelegt, die tatsächliche<br />

Konservierung fand<br />

jedoch erst 1991 statt.<br />

Viele weitere F<strong>und</strong>e belegen<br />

die kulturell sehr prägende<br />

Ära der Römer <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z. Anspieltipp: Das<br />

Schlossmuseum beherbergt umwerfend<br />

spannende Ausstellungsstücke aus der L<strong>in</strong>zer<br />

Römerzeit.<br />

i<br />

DER RÖMISCHE WACHTURM IM DONAUTAL<br />

Im Hirschleithengraben, direkt am Pr<strong>in</strong>zensteig (e<strong>in</strong> Altweg, der als Wanderweg vom<br />

Stift Wilher<strong>in</strong>g <strong>in</strong> den Kürnberger Wald führt), bef<strong>in</strong>den sich die Reste e<strong>in</strong>es erst 1936<br />

entdeckten Römischen Wachturms aus dem 2. Jhdt. Zugang: vom Parkplatz an der<br />

Ha<strong>in</strong>zenbachstraße, etwa 500m oberhalb der Donau <strong>in</strong> etwa zehn Gehm<strong>in</strong>uten.<br />

48


E<strong>in</strong>e Schautafel bei den Resten des<br />

Römerturms aud dem 2. Jhdt. n.Chr. im<br />

Kürnbergwald zeigt den Aufbau des<br />

„Römischen Hochhauses“


21. Die L<strong>in</strong>zer Hochwassermarken<br />

L<strong>in</strong>z <strong>und</strong> das Auf <strong>und</strong> Ab der Donau<br />

In den Tagen r<strong>und</strong> um den 4. Juni 2013 wurde L<strong>in</strong>z von e<strong>in</strong>em der schlimmsten Hochwässer<br />

der vergangenen Jahrh<strong>und</strong>erte heimgesucht. Nur 1954 stieg die Donau <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z <strong>in</strong> den letzten<br />

500 Jahren noch höher. Wann das nächste Hochwasser kommt, weiß ke<strong>in</strong>er – aber DASS es<br />

kommt, ist fix. Viele Hochwassermarken <strong>in</strong> der Stadt er<strong>in</strong>nern an die Hochstände.<br />

Noch wenige Tage vor dem 4. Juni 2013 rechnete<br />

man nicht mit e<strong>in</strong>em gewaltigen Anschwellen<br />

der Donau, L<strong>in</strong>z entg<strong>in</strong>g damals<br />

nur knapp e<strong>in</strong>er Katastrophe – der<br />

Donaudamm beim Brucknerhaus<br />

etwa hatte gerade noch e<strong>in</strong>en Meter<br />

“Luft”, bevor das Wasser <strong>in</strong> die<br />

City geschwappt wäre.<br />

Noch heftiger war‘s Anfang Juli<br />

1954, als s<strong>in</strong>tflutartige Dauerniederschläge<br />

<strong>in</strong> Bayern <strong>und</strong> OÖ für<br />

e<strong>in</strong> schnelles Ansteigen der Donau<br />

sorgten – am Ende wurde e<strong>in</strong><br />

Pegel von 962 Zentimetern gemessen<br />

– 30 mehr als das Hochwasser<br />

2013. Aufgr<strong>und</strong> fehlender Dämme<br />

stieß das Wasser damals bis zum<br />

Pfarrplatz vor, große Teile des Hafenviertels<br />

standen unter Wasser.<br />

Über 20 Quadratkilometer waren<br />

überschwemmt – fast 20 Prozent<br />

der gesamten Stadt, 6.000 Menschen<br />

mussten sogar evakuiert werden. Noch<br />

dramatischer war es bei der Jahrtausendflut<br />

1501 – das zehn Tage lang anhaltende Hochwasser<br />

überstieg das 1954er-Hochwasser<br />

nochmals um e<strong>in</strong>en guten Meter…<br />

Am Pegel L<strong>in</strong>z – 100 Meter westlich<br />

der Nibelungenbrücke am<br />

Donauufer – zeugen die E<strong>in</strong>tragungen<br />

von der immer wiederkehrenden,<br />

archaischen Urgewalt<br />

der Donau. Über die Stadt verteilt<br />

f<strong>in</strong>den sich viele historische<br />

Hochwassermarken aus vergangenen<br />

Jahrh<strong>und</strong>erten – bei der Stadtpfarrkirche<br />

<strong>in</strong> Urfahr etwa aus den<br />

Jahren 1501 <strong>und</strong> 1787. Weitere<br />

f<strong>in</strong>den sich an mehreren Stellen –<br />

die wohl ungewöhnlichste auf der<br />

untersten Stufe des Stiegenhauses<br />

im Stifterhaus, datiert vom 3. Februar<br />

1862. Die umfangreichste<br />

Sammlung von historischen Donau-Pegelständen<br />

versteckt sich<br />

am Haus Ottensheimer Straße 60<br />

<strong>in</strong> Alturfahr, dezent angebracht h<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>er<br />

Dachr<strong>in</strong>ne (Foto l<strong>in</strong>ks).<br />

i<br />

<strong>LINZ</strong>ER PEGELSTÄNDE<br />

Pegel L<strong>in</strong>z – 100m oberhalb der Nibelungenbrücke: Marken von 1501 <strong>und</strong> 1787 an der<br />

Stadtpfarrkirche Urfahr (Schulstraße 4) I Marke von 1862 im Stifterhaus (Stiegenhaus),<br />

Orig<strong>in</strong>al-Marken von 1862 <strong>und</strong> 1899 bei der Kapelle Maria Heilbrunn knapp vor St.<br />

Margarethen, Marke von 1954 beim Gleißner-Haus, am Pfarrplatz <strong>und</strong> beim Posthof.<br />

Pegelstände aller großen Hochwässer beim Haus Ottensheimer Straße 60.<br />

50


Hochwassermarke von 1852 im<br />

Stiegenhaus des Stifterhauses<br />

Hüftbad gefällig? Im Juli 1954<br />

stand sogar der L<strong>in</strong>zer Pfarrplatz<br />

unter Wasser<br />

Am Pegel L<strong>in</strong>z:<br />

E<strong>in</strong> Auf <strong>und</strong> Ab<br />

über die Jahrh<strong>und</strong>erte<br />

Offensichtlich schwammen bereits<br />

1501 Enten auf der (damals<br />

ziemlich hohen) Donau


22. We<strong>in</strong>hauptstadt L<strong>in</strong>z<br />

Pöstl<strong>in</strong>gberg, Pfenn<strong>in</strong>gberg, Gründberg: Der We<strong>in</strong> kehrt zurück<br />

Gut 1.000 Jahre lang waren L<strong>in</strong>z <strong>und</strong> Oberösterreich bedeutende We<strong>in</strong>bauregionen. Die heutige<br />

Universität oder das L<strong>in</strong>zer Schloss waren im 15. Jahrh<strong>und</strong>ert umrahmt von endlosen<br />

We<strong>in</strong>gärten. Durch die Kle<strong>in</strong>e Eiszeit zwischen 16. <strong>und</strong> 19. Jahrh<strong>und</strong>ert endete die Ära. Jetzt<br />

feiert der Rebensaft auch L<strong>in</strong>z e<strong>in</strong>e Renaissance: So wurde jetzt der Gründberg zum We<strong>in</strong>baugebiet<br />

– 2023 wird’s den ersten L<strong>in</strong>zer We<strong>in</strong> geben. Auch am Pöstl<strong>in</strong>gberg <strong>und</strong> am Pfenn<strong>in</strong>gberg<br />

wächst wieder „L<strong>in</strong>zer“ We<strong>in</strong>.<br />

Anno dazumal wurden r<strong>und</strong> um L<strong>in</strong>z massiv<br />

We<strong>in</strong> gekeltert. Noch heute gibt es e<strong>in</strong>e Vielzahl<br />

von Orts-, Haus- <strong>und</strong> Flurnamen, die an<br />

das traditionsreiche We<strong>in</strong>land Oberösterreich<br />

er<strong>in</strong>nern: etwa die We<strong>in</strong>gartshofstraße<br />

oder die Bauernhäuser “Oberer <strong>und</strong> Unterer<br />

We<strong>in</strong>garten” am Schatzweg <strong>in</strong> St. Magdalena<br />

– westlich der Universität gab es im 17. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

sogar 25 Hektar We<strong>in</strong>gärten.<br />

Im späten 16. Jahrh<strong>und</strong>ert begann der Niedergang.<br />

In den “We<strong>in</strong>zehenttabellen” der<br />

Herrschaft Burg Eferd<strong>in</strong>g liest sich das nahende<br />

Ende dramatisch: 1751 gab es 2023 Joch<br />

We<strong>in</strong>gärten, 1789 noch 83, während es 1831<br />

nur mehr 27 Joch waren. In L<strong>in</strong>z verschwanden<br />

die We<strong>in</strong>gärten um 1740, <strong>in</strong> St. Magdalena<br />

wurde noch bis etwa 1820 We<strong>in</strong> angebaut.<br />

Gr<strong>und</strong> war die “Kle<strong>in</strong>e Eiszeit” zwischen 1650<br />

<strong>und</strong> Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts. Alte Berichte<br />

sprechen von “erfrorenen Rebstöcken”, der<br />

Klimawechsel von Warm nach Kalt muss damals<br />

durchaus drastisch gewesen se<strong>in</strong>. Es gab<br />

aber auch Gew<strong>in</strong>ner durch den Niedergang<br />

des We<strong>in</strong>anbaus: Most, Bier <strong>und</strong> Schnaps<br />

begannen ihren Siegeszug. Höhere Temperaturen,<br />

längere Schönwetterperioden <strong>und</strong> der<br />

frühere Vegetationsbeg<strong>in</strong>n lassen die neuerlichen<br />

Klimaänderungen – diesmal aber <strong>in</strong><br />

die andere Richtung – bereits klar erkennen.<br />

Während diese Veränderungen viele Bauern<br />

unter Druck br<strong>in</strong>gen, kehrt dadurch der<br />

We<strong>in</strong>bau nach OÖ zurück. Unser B<strong>und</strong>esland<br />

weist derzeit zwar gerade mal e<strong>in</strong>en Anteil<br />

von r<strong>und</strong> 0,2 Prozent an den gesamten Rebflächen<br />

Österreichs auf, die Flächen wachsen<br />

aber stetig, 2019 etwa alle<strong>in</strong>e um 20 Prozent.<br />

OÖ We<strong>in</strong> kann mit fruchtig-frischen Weißwe<strong>in</strong>en<br />

auf tonigen Böden punkten. Auch<br />

der L<strong>in</strong>zer We<strong>in</strong> ist wieder da: Die Gruppe<br />

“Viena Lentia” baut zum Beispiel am Gründberg<br />

beim E<strong>in</strong>gang zum Haselgraben We<strong>in</strong><br />

an. Der L<strong>in</strong>zer Rebensaft soll erstmals 2023<br />

<strong>in</strong> den V<strong>in</strong>otheken gesüffelt werden. Und es<br />

könnte e<strong>in</strong> echt gutes Tröpferl werden.<br />

i<br />

DIE <strong>LINZ</strong>ER WEINBERGE<br />

Am L<strong>in</strong>zer Gründberg wachsen seit 2020 wieder We<strong>in</strong>reben, der weith<strong>in</strong> sichtbare<br />

Wiesengupf lässt sich von der gleichnamigen Straßenbahnhaltestelle <strong>in</strong> 30 M<strong>in</strong>uten<br />

gemütlich erwandern, obendre<strong>in</strong> gibt‘s vom Gipfel e<strong>in</strong>e fe<strong>in</strong>e Aussicht. Auch am Pöstl<strong>in</strong>gberg,<br />

dem Pfenn<strong>in</strong>gberg, <strong>in</strong> Leond<strong>in</strong>g <strong>und</strong> im Donautal bei Ottensheim wachsen<br />

nach Jahrh<strong>und</strong>erten wieder We<strong>in</strong>reben. -> www.l<strong>in</strong>za.at/vienalentia<br />

52


Comeback des Rebensafts:<br />

We<strong>in</strong>reben am Gründberg<br />

E<strong>in</strong>ige Straßen- <strong>und</strong> Ortsnamen<br />

er<strong>in</strong>nern heute noch an die<br />

jahrh<strong>und</strong>ertelange Tradition<br />

von L<strong>in</strong>z als We<strong>in</strong>bauregion


23. Die Geisterbrücke<br />

E<strong>in</strong>e unvollendete Schlackenbrücke über die Traun<br />

L<strong>in</strong>z <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Brücken – e<strong>in</strong>e Neverend<strong>in</strong>g Story. Doch während bis 2023 alle großen Brückenbauprojekte<br />

abgeschlossen se<strong>in</strong> sollten, dämmert e<strong>in</strong> halbfertiger Übergang seit fast<br />

40 Jahren vor sich h<strong>in</strong>: In den Traunauen beim Weikerlsee stehen die Pfeiler <strong>und</strong> Widerlager<br />

als stumme Zeugen e<strong>in</strong>es heute nicht mehr nachzuvollziehenden Projekts: Die damalige<br />

VOEST wollte e<strong>in</strong>e Traunbrücke zu den Weikerlseen bauen, um diese mit Schlacke aus der<br />

Stahlproduktion zuzuschütten.<br />

Im Zuge des Baus der Hermann Gör<strong>in</strong>g Werke<br />

(1938) wurden Unmengen an Schotter<br />

benötigt, um das flache, tief liegende spätere<br />

Werksgebiet hochwassersicher mehrere Meter<br />

aufschütten zu können. Dieser Schotter<br />

wurde auf der anderen Seite der Traun (die<br />

hier <strong>in</strong> die Donau mündet) gewonnen, durch<br />

diese Baggerarbeiten entstanden erst der große<br />

<strong>und</strong> dann der kle<strong>in</strong>e Weikerlsee (auch der<br />

zwei Kilometer östlich davon liegende Pichl<strong>in</strong>ger<br />

See <strong>und</strong> der Plesch<strong>in</strong>ger See entstanden<br />

durch Schotterabbau).<br />

In den 1950er-Jahren wurden die Weikerlseen<br />

von der aus den Gör<strong>in</strong>g-Werken hervorgegangenen<br />

VOEST als beliebtes Arbeiter-Werksbad<br />

genutzt. Die Badegäste reisten<br />

u.a. mit e<strong>in</strong>em eigens e<strong>in</strong>gerichteten Pendelschiff<br />

an . Durch das Hochwasser 1954 wurde<br />

die Anlage aber komplett zerstört <strong>und</strong> nicht<br />

mehr wiederaufgebaut, auch wegen der überschaubaren<br />

Wasserqualität der sehr seichten<br />

Seen. Gleichzeitig erfreute sich der <strong>in</strong> dieser<br />

Zeit (ebenfalls durch Schottergrabungen)<br />

entstehende Pichl<strong>in</strong>gersee immer größerer<br />

Beliebtheit der erholungssuchenden Städter.<br />

In der VOEST kam man 1982 auf den verwegenen<br />

Plan, zu den augensche<strong>in</strong>lich nicht<br />

mehr benötigten Weikerlseen e<strong>in</strong>e Brücke<br />

über die Traun zu bauen <strong>und</strong> diese als Ablageplatz<br />

für die bei der Stahlproduktion anfallende<br />

Schlacke zu nutzen. Die dazu benötigte,<br />

massive Brücke über die Traun war bereits <strong>in</strong><br />

Bau, ehe <strong>in</strong>tensive Proteste von Naturschutz-<br />

Organisationen den Plan vereitelten. In weiterer<br />

Folge kaufte die Stadt L<strong>in</strong>z das Areal <strong>und</strong><br />

stellte es unter Naturschutz. Heute wird hier<br />

wieder fleißig (nackt) gebadet <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Natura<br />

2000-Schutzgebiet e<strong>in</strong>gerichtet. Die bereits<br />

errichteten Brückenpfeiler <strong>und</strong> Widerlager<br />

gelten heute als Mahnmal für e<strong>in</strong>e Industrie-<br />

Denke aus dem vorigen Jahrtausend. Wirklich<br />

gelernt haben wir aber wenig aus dieser<br />

Geschichte: Aktuell wird das Projekt „L<strong>in</strong>zer<br />

Ostumfahrung“ diskutiert – e<strong>in</strong>e Autobahn<br />

durch die Traun-/Donauauen <strong>in</strong> direkter<br />

Nachbarschaft zu den Weikerlseen.<br />

54i<br />

DIE <strong>LINZ</strong>ER GEISTERBRÜCKE<br />

Halbfertig, unvollendet – das ist die Traunbrücke vor der Mündung <strong>in</strong> die Donau. E<strong>in</strong><br />

Rückbau ist zu teuer, die Natur tut sich angesichts des massiven Betons ebenfalls<br />

schwer mit dem Zurückerobern. Der Kle<strong>in</strong>e Weikerlsee ist auch heute immer noch e<strong>in</strong><br />

absolutes Naturparadies <strong>und</strong> Treff der Nackt-Bader. -> www.l<strong>in</strong>za.at/traunbruecke


Erst denken, dann bauen – <strong>und</strong> nicht umgekehrt:<br />

Die unvollendete Geisterbrücke über die Traun ist e<strong>in</strong><br />

Mahnmal gegen das rücksichstslose Ausbeuten der Natur


24. Der kle<strong>in</strong>e Bruder<br />

Flugplatz L<strong>in</strong>z-Ost – der grünste Airport der Welt<br />

Die Geschichte der L<strong>in</strong>zer Luftfahrt nahm nicht im heutigen Hörsch<strong>in</strong>g, sondern mitten <strong>in</strong> der<br />

Stadt ihren Ausgang – am Flugplatz L<strong>in</strong>z-Ost. Der kle<strong>in</strong>e Bruder vom Internationalen Airport<br />

<strong>in</strong> L<strong>in</strong>z-Hörsch<strong>in</strong>g ist heute aber vor allem e<strong>in</strong>e grüne Oase an der Donau – <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Eldorado<br />

für wagemutige Segelflieger.<br />

Bereits 1824 gelang Joseph Wimperger aus<br />

Spital am Pyhrn am Harrachsfeld (der heutigen<br />

Harrachstraße) der erste Ballonaufstieg<br />

auf L<strong>in</strong>zer Boden. 1894 besuchte der italienische<br />

Luftschiffer Giacomo Merighi mit se<strong>in</strong>em<br />

Ballon „Montgolfier“ L<strong>in</strong>z. 1909 folgte<br />

dann der erste Start e<strong>in</strong>es zeppel<strong>in</strong>artigen<br />

Lenkballons, der „Estaric I“ vom Südbahnhofgelände<br />

aus. Es war e<strong>in</strong>e große Attraktion für<br />

die L<strong>in</strong>zer, das Fluggefährt der Grazer Artistenfamilie<br />

Renner hatte e<strong>in</strong>en 25 PS-Puch-Motor<br />

als Antrieb. Vor 5.000 zahlenden Zuschauern<br />

umflog das Schiff die Spitze des Neuen Doms<br />

– so etwas hatte L<strong>in</strong>z noch nie gesehen.<br />

Im selben Jahr wurde der „ Oberösterreichische<br />

Vere<strong>in</strong> für Luftfahrt“ mit stattlichen 450<br />

Mitgliedern gegründet. Weitere Flugaktivitäten<br />

– bereits mit E<strong>in</strong>- <strong>und</strong> Doppeldeckern<br />

– verlagerten sich auf das damals zwischen<br />

Derfl<strong>in</strong>ger- <strong>und</strong> Pr<strong>in</strong>z Eugen-Straße gelegene<br />

Exerzierfeld. Ab 1934 konzentrierte sich der<br />

Flugverkehr auf den heutigen Segelfluplatz<br />

<strong>in</strong> der Katzenau, es gab 1937 sogar e<strong>in</strong>e kurzzeitige<br />

L<strong>in</strong>ienflugverb<strong>in</strong>dung nach Salzburg.<br />

Schon 1938 wurde das Flugfeld wegen der Errichtung<br />

der Chemie L<strong>in</strong>z durch die NSDAP<br />

aufgelöst. Gleichzeitig wurde der (damals<br />

noch militärische) Flugplatz <strong>in</strong> Hörsch<strong>in</strong>g gebaut.<br />

Nach dem Krieg, 1948, wurde der Flugplatz<br />

(oder besser gesagt die dortige Wiese)<br />

von vier Flugbegeisterten wieder reaktiviert,<br />

der Gr<strong>und</strong>ste<strong>in</strong> zum heutigen Segelflug-Mekka<br />

war gelegt. Bis Anfang der 1980er-Jahre<br />

war der „Flugplatz L<strong>in</strong>z-Ost“ von Auwäldern<br />

umgeben, der mit den Jahren zugunsten von<br />

Betriebsansiedlungen zurückgedrängt wurde.<br />

Dennoch f<strong>in</strong>det sich hier nach wie vor e<strong>in</strong> Naturparadies,<br />

das 2015 auch dem Ans<strong>in</strong>nen, e<strong>in</strong><br />

riesiges Open Air-Eventgelände aufzuziehen,<br />

standhielt.<br />

E<strong>in</strong>en urbanen Ausflug ist der Flugplatz L<strong>in</strong>z<br />

Ost mehr als wert. Sei es, um den spektakulären<br />

W<strong>in</strong>den-Starts der Segelflieger zuzuschauen<br />

oder um sich e<strong>in</strong> wenig die Be<strong>in</strong>e zu<br />

vertreten: Der Platz lässt sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er guten<br />

St<strong>und</strong>e <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kurzweiligen Walk gemütlich<br />

umr<strong>und</strong>en (draußen am angrenzenden<br />

Donauufer f<strong>in</strong>den sich große Muschelbänke).<br />

Bei den Segelfliegern ist der Platz auch deshalb<br />

so beliebt, weil er e<strong>in</strong>erseits großartige Hügellandschaften<br />

mit e<strong>in</strong>er spannenden Thermik<br />

bietet <strong>und</strong> andererseits <strong>in</strong> direkter Nachbarschaft<br />

zu e<strong>in</strong>er Großstadt ganz besondere,<br />

urbane E<strong>in</strong>- <strong>und</strong> Ausblicke bietet.<br />

i<br />

FLUGPLATZ <strong>LINZ</strong>-OST<br />

Elf Flugzeuge stehen im Hangar des Flugplatzes L<strong>in</strong>z Ost (Tankhafen 13, 4020 L<strong>in</strong>z), die<br />

940m lange Graspiste wird von den drei L<strong>in</strong>zer Vere<strong>in</strong>en Union Flugsportgruppe, ASKÖ<br />

Flugsportvere<strong>in</strong> <strong>und</strong> ASVÖ Fliegerclub genutzt. -> www.l<strong>in</strong>za.at/flugplatzl<strong>in</strong>zost<br />

56


Am Donauufer neben dem<br />

Segelflugplatz lebt e<strong>in</strong>e große<br />

Wandermuschel-Kolonie<br />

25 Hektar Grünland direkt an der<br />

Donau: der Segelflugplatz L<strong>in</strong>z-Ost


25. Der E<strong>in</strong>ser-Ausblick<br />

Auffi-Pilgern <strong>und</strong> Obischaun vom L<strong>in</strong>zer Hausberg Nr. 1<br />

L<strong>in</strong>z hat je nach Auslegung vier, fünf oder gar sechs Hausberge – mit ebensovielen Ausblicken<br />

auf die Stadt. Mehr Panorama als am Pöstl<strong>in</strong>gberg geht aber nicht. Und wer den Kreuzweg<br />

nicht e<strong>in</strong>mal zu Fuß heraufgehatscht ist, der war sowieso nicht <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z – geschweige<br />

denn ist er e<strong>in</strong> Hiesiger.<br />

Am Pöstl<strong>in</strong>gberg kommt selbst dieses fe<strong>in</strong>e<br />

Büchle<strong>in</strong> nicht vorbei. Was W<strong>und</strong>er: Es gibt<br />

nicht viele Städte, die mit e<strong>in</strong>em dermaßen<br />

lieblichen Hügelparadies wie L<strong>in</strong>z brillieren<br />

können: Der Pfenn<strong>in</strong>gberg mit se<strong>in</strong>en endlosen<br />

Wäldern im Osten – e<strong>in</strong> Naturparadies;<br />

die Gis, die hart an der 1.000 Meter-Marke<br />

knabbert <strong>und</strong> mit 650 Metern Höhendifferenz<br />

auch für ambitionierte Wanderer <strong>und</strong><br />

Biker e<strong>in</strong>e fe<strong>in</strong>e Spielwiese<br />

ist; der Fre<strong>in</strong>berg am anderen<br />

Donauufer als direkter Konkurrent<br />

zum Pöstl<strong>in</strong>gberg –<br />

trotz se<strong>in</strong>er bescheidenen 405<br />

Meter e<strong>in</strong> markanter Kerl <strong>und</strong><br />

erster Besiedelungsort des L<strong>in</strong>zer<br />

Beckens; der Froschberg<br />

– e<strong>in</strong> gipfelloser, gutmütiger<br />

Rücken, der die schwere Last<br />

von tausenden Wohnungen <strong>und</strong> Hitlerbauten<br />

zu tragen hat; ja <strong>und</strong> dann: die Mutter<br />

aller Hausberge: der Pöstl<strong>in</strong>gberg. Jaja, schon<br />

gut, 539 Meter s<strong>in</strong>d nicht berauschend. Zieht<br />

man davon noch die 266 Meter Seehöhe von<br />

L<strong>in</strong>z auch noch ab, s<strong>in</strong>d‘s gar nur mehr um<br />

die schlappen 270 Meter – umgerechnet auf<br />

asiatische Wolkenkratzer hat das Flachbau-<br />

Format. Und dennoch: Der Ausblick ist richtig<br />

großes K<strong>in</strong>o <strong>und</strong> reicht bis zum Dachste<strong>in</strong><br />

<strong>und</strong> zum Ötscher. Die 4,5km vom Hauptplatz<br />

(über den Kreuzweg, nona) s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> gut 75<br />

M<strong>in</strong>uten zu schaffen. Die Pöstl<strong>in</strong>gbergbahn<br />

kommt nur für den „Abstieg“ <strong>in</strong> Frage, denn<br />

sonst entgeht e<strong>in</strong>em das Wallfahrer-Feel<strong>in</strong>g,<br />

dem hier seit bereits 1716 gefrönt<br />

wird. Nicht fehlen darf<br />

e<strong>in</strong> Abstecher <strong>in</strong> die Wallfahrtsbasilika<br />

– selbst für<br />

hartgesottene Atheisten e<strong>in</strong><br />

Erlebnis. Ebenfalls Pflicht:<br />

Kerzerl anzünden <strong>in</strong> der Fatima-Kapelle<br />

(rechts nach dem<br />

Haupte<strong>in</strong>gang), um 70 Cent<br />

ist man dabei (Tipp: gleichzeitig<br />

deponierte Wünsche sollen schon mal<br />

<strong>in</strong> Erfüllung gegangen se<strong>in</strong>). Ebenfalls rechts<br />

vom Haupte<strong>in</strong>gang – allerd<strong>in</strong>gs an der Außenfassade:<br />

die alte Kirchturmspitze, die beim<br />

Kirchenbrand von 1963 wie Pieter Brueghels<br />

„Rebellierender Engel“ vom Himmel stürzte.<br />

i<br />

DER HAUSBERG ALLER HAUSBERGE<br />

539 Meter – der Pöstl<strong>in</strong>gberg ist trotz se<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>gen Höhe e<strong>in</strong> imposanter Bursche.<br />

Der Blick von der Aussichtsterrasse –<strong>in</strong>klusive Fußmarsch über den Kreuzweg – ist Teil<br />

der <strong>in</strong>offiziellen „L<strong>in</strong>zer Matura“ (Pöstl<strong>in</strong>gberg besteigen, Donau durchschwimmen,<br />

e<strong>in</strong>e staubtrockene ganze L<strong>in</strong>zer Torte <strong>ohne</strong> Zuhilfenahme von Getränke verspeisen).<br />

58


Die gefallene Spitze vom<br />

Kirchturmbrand anno 1963<br />

Mehr L<strong>in</strong>zer Auge geht nicht: der Blick von<br />

der Aussichtsterrasse am Pöstl<strong>in</strong>gberg


26. Der verwunschene Park<br />

R<strong>und</strong> um die ehemalige Hatschek-Villa am Bauernberg<br />

E<strong>in</strong>e „barbarische Zerstörungswelle gegen die historische Kultur der Landeshauptstadt“<br />

nennt der ehemalige Landeskonservator Wilfried Lipp die im vorigen Jahrh<strong>und</strong>ert begonnene<br />

Abrisswelle <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z – 1972 musste auch die im Jugendstil erbaute Hatschek-Villa am<br />

Bauernberg e<strong>in</strong>er optisch scheußlichen Landwirtschaftskammer weichen. Von der Villa konnte<br />

damals zum<strong>in</strong>dest der Teich <strong>und</strong> teilweise auch der Park erhalten werden. E<strong>in</strong> wahres<br />

L<strong>in</strong>zer Kle<strong>in</strong>od!<br />

Was <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z generationenübergreifend <strong>und</strong><br />

man möchte fast schon sagen von den Stadtoberen<br />

mit Inbrunst gelebt wird, ist die Abrissmentalität.<br />

Prom<strong>in</strong>enteste Opfer dieser<br />

Entwicklung s<strong>in</strong>d u.a. das Schiffmeisterhaus<br />

an der Donaulände (1962 abgerissen), das<br />

Schloss Hagen am Pöstl<strong>in</strong>gberg<br />

(1963), die Wollzeugfabrik (1969<br />

gesprengt), die historische Eisenbahnbrücke<br />

(2015 zerlegt) <strong>und</strong><br />

die Hatschek-Villa am Bauernberg<br />

(R.I.P. 1972).<br />

Der Bauernberg an den Abhängen<br />

zwischen dem L<strong>in</strong>zer<br />

Stadion <strong>und</strong> der Waldeggstraße<br />

hat e<strong>in</strong>e spannende Geschichte.<br />

Während weiter oben – am<br />

heutigen Stadiongelände – Ziegel<br />

hergestellt wurden, diente<br />

der untere Bereich bis 1900 als<br />

Sandabbaustätte für das dynamisch<br />

wachsende L<strong>in</strong>z. 1910 schenkte der<br />

Industrielle Ludwig Hatschek der Stadt die<br />

an se<strong>in</strong>e Villa angrenzenden Gründe, um hier<br />

e<strong>in</strong>en Park zu schaffen. Heute liegt der Park<br />

zwar etwas abseits des hektischen Stadttreibens,<br />

er ist aber e<strong>in</strong>er der schönsten der City.<br />

Speziell jener Bereich, der zur ehemaligen<br />

Hatschek-Villa gehört. Von der Villa selbst<br />

steht nur mehr das große E<strong>in</strong>fahrtstor, Teile<br />

des schmiedeeisernen Zauns<br />

sowie das Pförtnergebäude. Die<br />

heute hier bef<strong>in</strong>dliche Landwirtschaftskammer<br />

wirkt wie<br />

e<strong>in</strong> stumpfes Symbol e<strong>in</strong>er nur<br />

im Output unansehnlich-konturlosen<br />

Modernisierungswelle,<br />

die bis heute andauert. Die im<br />

Jugendstil erbaute Parkanlage<br />

wurde 1911 bis 1915 geschaffen.<br />

Ludwig Hatschek spendete e<strong>in</strong>ige<br />

Kunstwerke für den Park, wie<br />

etwa den von Adolf Wagner von<br />

der Mühl geschaffenen Berggeist,<br />

den Aphroditentempel<br />

<strong>und</strong> den Neptunbrunnen. Schönster Platz: der<br />

e<strong>in</strong>gefasste Teich – speziell bei Sonnenaufgang<br />

e<strong>in</strong> wahrlich magischer Platz.<br />

i<br />

60<br />

HATSCHEK-PARK AM BAUERNBERG<br />

Trotz der Abrisswut, der L<strong>in</strong>z leider auch heute noch viel zu oft anheim fällt, s<strong>in</strong>d vom<br />

Park der Hatschek-Villa noch e<strong>in</strong> paar Kle<strong>in</strong>ode erhalten. Der Park bef<strong>in</strong>det sich r<strong>und</strong><br />

um die Landwirtschaftskammer am Bauernberg. Adresse: Auf der Gugl 3, 4020 L<strong>in</strong>z.


Der Pavillon (oben) <strong>und</strong> der e<strong>in</strong>em Orig<strong>in</strong>al aus<br />

dem Dogenpalast nachempf<strong>und</strong>ene Bronzebrunnen<br />

(unten) als Er<strong>in</strong>nerung an die Hatschek Jugendstilvilla


sweg<br />

iger Pfad <strong>in</strong>s Nichts<br />

gerade im W<strong>in</strong>ter <strong>und</strong> im Frühl<strong>in</strong>g neue alte Wege: Durch<br />

kahlen (<strong>und</strong> kalten) Jahreszeiten immer wieder uralte<br />

Pfade sichtbar. Der Urfahraner Königsweg der W<strong>in</strong>dflach<br />

ner ziemlich spannenden Geschichte dah<strong>in</strong>ter.<br />

sich e<strong>in</strong>st<br />

ge Meter<br />

ahrwänd‘<br />

Straße hi-<br />

Möglich-<br />

, bestand<br />

r Königschte,<br />

vom<br />

ahrwänd‘<br />

ch Puche-<br />

Fahrweg,<br />

berwand.<br />

es Weges<br />

doch e<strong>in</strong><br />

d die vor<br />

<strong>in</strong>mauern<br />

astkarren<br />

iglich das<br />

cht mehr,<br />

Ausbau<br />

esprengt.<br />

Semester<br />

gar noch<br />

großen<br />

Hochwasser benutzt. E<strong>in</strong> weiteres spannendes<br />

G‘schichterl erzählen ältere Pöstl<strong>in</strong>gberger<br />

<strong>und</strong> L<strong>in</strong>zer (laut www.landessagen.at)<br />

heut‘ auch noch: Es soll e<strong>in</strong>en geheimen Stollen<br />

unter der Donau geben, der beim Bunker<br />

h<strong>in</strong>ter der Wasserstiege beg<strong>in</strong>nt <strong>und</strong> h<strong>in</strong>über<br />

zum Spatzenbauer am Pöstl<strong>in</strong>gberg führt. Wo<br />

die E<strong>in</strong>gänge liegen, weiß <strong>in</strong>des niemand. Rudolf<br />

Mayer, Besitzer des Spatzenbauer-Hofs<br />

<strong>in</strong> der Berggasse 39: „Von e<strong>in</strong>em Stollen erzählten<br />

mir me<strong>in</strong>e Eltern. Wenn Fuhrwerke<br />

durch den Hof fuhren, dröhnte es, wie wenn<br />

der Boden darunter hohl wäre; das sei der<br />

Durchgang zum Schloss Hagen.“<br />

Heute gleicht das Donautal bei L<strong>in</strong>z teilweise<br />

leider eher e<strong>in</strong>em Kanal samt e<strong>in</strong>er Autobahn<br />

mit immer weniger Grünraum <strong>und</strong> Ruhezonen.<br />

Zuletzt wurde am e<strong>in</strong>zigen verbliebenen<br />

Grünstreifen zwischen L<strong>in</strong>z <strong>und</strong> Puchenau<br />

e<strong>in</strong> neuer Radweg angelegt, auch die neue<br />

Westr<strong>in</strong>gbrücke (Fertigstellung 2024) greift<br />

massiv <strong>in</strong> dieses ehemalige Naturschutzgebiet<br />

e<strong>in</strong>. Der Fortschritt fordert se<strong>in</strong>en<br />

schmerzlichen Tribut.<br />

ÖNIGSWEG<br />

raner Königsweg“ besteht heute noch – allerd<strong>in</strong>gs nur für<br />

ück. H<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>em Zaun führt der alte, historische Königsweg<br />

änd‘ weiter, der auf zwei Drittel noch begehbar ist. Von der<br />

uckneruni“ist der Weg <strong>in</strong> fünf Gehm<strong>in</strong>uten erreichbar.<br />

62


Lange Zeit war der Königsweg<br />

die e<strong>in</strong>zige Verb<strong>in</strong>dung von L<strong>in</strong>z durch<br />

das nördliche Donautal Richtung Westen


28. Landstraßen-Bernie<br />

Er läuft <strong>und</strong> läuft <strong>und</strong> läuft... <strong>und</strong> bellt seit bald 50 Jahren<br />

Wie viele andere Innenstädte kämpft auch die L<strong>in</strong>zer City mit der Onl<strong>in</strong>e-Konkurrenz <strong>und</strong><br />

den Shopp<strong>in</strong>gcentern am Stadtrand. In den letzten Jahren mussten auf der Landstraße viele<br />

<strong>in</strong>habergeführte Geschäfte die Rollbalken für immer runterlassen. Aber zwei direkt gegenüberliegende<br />

Spielzeuggeschäfte auf der Landstraße – der Zechel <strong>und</strong> der Beyerl – trotzen<br />

seit weit über 100 Jahren allen modernen Unbillen. In e<strong>in</strong>em davon „lebt“ DAS geheime<br />

Wahrzeichen der Stadt: e<strong>in</strong> seit Jahrzehnten bellendes Batterie-Hündchen namens „Bernie“.<br />

Das Spielwarengeschäft „Ed. Zechel“ auf der<br />

Landstraße ist bereits seit bald 116 Jahren<br />

Wunscherfüller, Träumeland <strong>und</strong> Stöber-Epizentrum<br />

für kle<strong>in</strong>e <strong>und</strong> große K<strong>in</strong>der – <strong>und</strong><br />

es ist nicht nur darum e<strong>in</strong> echter D<strong>in</strong>osaurier<br />

unter den Shops auf der L<strong>in</strong>zer E<strong>in</strong>kaufsmeile<br />

Nummer 1. Dabei begann<br />

alles ganz anders: Am 22.<br />

Mai 1906 wurde das Geschäft<br />

von Edm<strong>und</strong> Zechel als Friseurbetrieb<br />

gegründet, aber<br />

bereits da gab es e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e<br />

Spielzeugecke. Besonders<br />

Puppen hatten es dem ersten<br />

Zechel angetan. 1952 wurde<br />

das Geschäft von Edm<strong>und</strong><br />

Zechel II. übernommen <strong>und</strong><br />

der Spielzeughandel ausgebaut, 1965 war mit<br />

dem Friseurbetrieb dann ganz Schluss. Seit<br />

1987 führt schließlich Edw<strong>in</strong> Zechel III. das<br />

Geschäft.<br />

Es ist aber nicht nur der historisch wertvolle<br />

Neonlicht-Schriftzug <strong>und</strong> die prall gefüllte,<br />

mit enorm viel Herz <strong>und</strong> Liebe gestaltete Auslage,<br />

die den Zechel e<strong>in</strong>zigartig machen. Sondern<br />

auch der kle<strong>in</strong>e, unentwegt marschierende<br />

<strong>und</strong> bellende Batterieh<strong>und</strong>, der seit fast<br />

50 Jahren an e<strong>in</strong>er Holzstange neben dem<br />

E<strong>in</strong>gang hängt <strong>und</strong> nicht vom Fleck kommt.<br />

Schon genausolang e<strong>in</strong><br />

Pflichtterm<strong>in</strong> für alle L<strong>in</strong>zer<br />

K<strong>in</strong>der: die Spielzeugeisenbahn<br />

<strong>in</strong> der Auslage, die man<br />

per Knopfdruck e<strong>in</strong>e R<strong>und</strong>e<br />

drehen lassen kann.<br />

Schräg gegenüber, auf der anderen<br />

Straßenseite, gibt es mit<br />

dem ebenso w<strong>und</strong>erbar charmanten<br />

Spielzeugparadies<br />

Beyerl e<strong>in</strong> <strong>würdige</strong>s Pendant,<br />

das bereits 1900 am Hauptplatz eröffnete <strong>und</strong><br />

1947 auf die Landstraße übersiedelte.<br />

Hoffentlich bleiben diese beiden Kle<strong>in</strong>ode<br />

<strong>und</strong> beherzten Kämpfer gegen den Onl<strong>in</strong>e-<br />

Handel <strong>und</strong> die großen Ketten noch lange bestehen.<br />

Wuff, Kläff, Wau!<br />

i<br />

64<br />

DIE <strong>LINZ</strong>ER SPIELZEUGGESCHÄFTE ZECHEL UND BEYERL<br />

Seit 116 bzw. 121 Jahren bestehen die beiden Traditionsbetriebe Beyerl <strong>und</strong> Zechel auf<br />

der L<strong>in</strong>zer Landstraße 31 bzw. 28 bereits. E<strong>in</strong>richtung, Auswahl, Beratung: e<strong>in</strong>e Zeitreise<br />

<strong>in</strong> die goldenen Jahre des E<strong>in</strong>zelhandels. -> www.l<strong>in</strong>za.at/bernie


L<strong>in</strong>z <strong>ohne</strong> Bernie,<br />

den Landstraßenh<strong>und</strong>?<br />

Denkunmöglich!


29. Der schwarze Elefant von L<strong>in</strong>z<br />

E<strong>in</strong> besonderer Besucher aus dem Jahr 1<strong>55</strong>2 „lebt“ heute noch<br />

L<strong>in</strong>z <strong>und</strong> Elefanten: Abgesehen von dem e<strong>in</strong>en oder anderen Zirkus-Gastspiel im vorigen<br />

Jahrtausend e<strong>in</strong>e eher nicht erlebbare Komb<strong>in</strong>ation. Am Hauptplatz 21 bietet sich dem auf<strong>merk</strong>samen<br />

Spaziergänger aber e<strong>in</strong> ungewohntes Bild: Zwei bärtige Männer <strong>in</strong> Laub-Röckchen<br />

stemmen e<strong>in</strong>en schwarzen Elefanten auf e<strong>in</strong>em Präsentierteller <strong>in</strong> die Höhe. Dah<strong>in</strong>ter<br />

steckt e<strong>in</strong>e spannende Stadtanekdote.<br />

In vier Metern Höhe – <strong>und</strong> damit für den eilig<br />

vorbeihurtenden Passanten unsichtbar –<br />

spielt sich das „elefantöse“ Schauspiel ab. Anders<br />

als man vielleicht vermuten möge, steckt<br />

weder e<strong>in</strong> Zirkus noch der legendäre Feldzug<br />

Hannibals über die Alpen h<strong>in</strong>ter diesem überlebensgroßen<br />

Stuck-Kunstwerk. 1<strong>55</strong>2 visitierte<br />

Maximilian, der Neffe<br />

des späteren Kaisers Maximilian<br />

II., das damals sehr<br />

beschauliche L<strong>in</strong>z. In se<strong>in</strong>er<br />

Entourage pflegte der königliche<br />

S<strong>ohne</strong>mann exotische<br />

Tiere mitzuführen. Bei<br />

se<strong>in</strong>em Besuch <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z war<br />

es e<strong>in</strong> echter Elefant.<br />

Der aus Indien stammende<br />

„Soliman“ galt damals als richtiger Weltstar:<br />

Der etwa 1540 geborene Elefant kam aus den<br />

damals portugiesischen Kolonien erst nach<br />

Lissabon, ehe er über Barcelona <strong>und</strong> das Mittelmeer<br />

via Genua, Mailand <strong>und</strong> über den<br />

Brenner <strong>in</strong>s heutige Österreich gelangte. Ende<br />

Februar 1<strong>55</strong>2 kam der exotische Tross <strong>in</strong> die<br />

habsburgische Residenz L<strong>in</strong>z. Das Aufsehen?<br />

Enorm, denn Elefanten kannte man damals<br />

bestenfalls vom Hörensagen. Der damalige<br />

L<strong>in</strong>zer Bürgermeister Jörg Hutter wohnte im<br />

Haus Hauptplatz 21. Zu Ehren dieses großartigen<br />

Tages ließ er e<strong>in</strong> Relief vom Elefanten anbr<strong>in</strong>gen.<br />

Hausnummern gab es damals ke<strong>in</strong>e<br />

(diese wurden erst ab 1770<br />

auf Anordnung von Kaiser<strong>in</strong><br />

Maria Theresia e<strong>in</strong>geführt),<br />

Hutters Haus war<br />

damit aber als „Elephantenhaus“<br />

erkennbar. E<strong>in</strong>e<br />

andere Bezeichnung war<br />

„“Gasthaus zum Elephanten“,<br />

weil hier ab 1677 auch<br />

e<strong>in</strong>e Schank bestand.<br />

Übel endete die Geschichte für Soliman: Er<br />

verstarb nur e<strong>in</strong> Jahr später <strong>in</strong> Wien wegen<br />

nicht artgerechter Haltung <strong>und</strong> falscher Ernährung.<br />

Aus den Knochen ließ sich der Wiener<br />

Bürgermeister e<strong>in</strong>en Sessel anfertigen, der<br />

sich seit dem 17. Jahrh<strong>und</strong>ert <strong>in</strong> der Sammlung<br />

des Stifts Kremsmünster bef<strong>in</strong>det.<br />

i<br />

66<br />

DAS „ELEPHANTENHAUS“ AM <strong>LINZ</strong>ER HAUPTPLATZ<br />

Das Haus Hauptplatz 21 wurde 1595 erstmals erwähnt, ab1677 beherbergte es e<strong>in</strong>en<br />

Gasthof, 1771 hieß dieser „Zum Elephanten“, ab 1800 „Wilde Männer“. Heute bef<strong>in</strong>det<br />

sich hier mit dem „Walkers“ wieder e<strong>in</strong> Lokal. -> www.l<strong>in</strong>za.at/schwarzerelefant


Exotisches Trio: e<strong>in</strong> Elefant,<br />

zwei Herren, drei Rüssel


30. Forever Love<br />

Was sich liebt: Auf zur Nibelungenbrücke!<br />

Loveocks sollen vor allem e<strong>in</strong>es: DIE unendliche Liebe besiegeln. Wenn man die vielen, auf<br />

der Nibelungenbrücke hängenden Schlösser <strong>und</strong> ihren rostigen Zustand sieht, kommt man<br />

allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong>s Grübeln, wie „ewig“ so manche B<strong>in</strong>dung tatsächlich hält. Spannende Geschichten<br />

verstecken sich h<strong>in</strong>ter den vielen verschiedenen Schlösser samt ihren Inschriften<br />

aber allemal. I love youuu!<br />

Die Idee der Liebesschlösser stammt aus Italien<br />

<strong>und</strong> breitet sich auch <strong>in</strong> Mitteleuropa<br />

immer weiter aus. Liebesschwüre wie „I love<br />

you forever“, „Für immer zusammen“, „Nie<br />

mehr <strong>ohne</strong> dich“ oder e<strong>in</strong> schlichtes „Susi<br />

& Andreas“ mit Datum f<strong>in</strong>det sich auf den<br />

tzehntausenden Schlössern auf der Kölner<br />

Hohenzollernbrücke. Mittlerweile<br />

hängen hier an die<br />

50.000 Vorhangschlösser,<br />

mit denen Liebespaare ihre<br />

(angeblich) ewige Liebe dokumentieren.<br />

Der Schlüssel<br />

wird nach dem Absperren<br />

geme<strong>in</strong>sam <strong>in</strong>s Wasser geworfen.<br />

Okay, stimmt schon: Auf<br />

der Nibelungenbrücke<br />

baumeln nicht so viele<br />

Schlösser wie <strong>in</strong> Köln. Unsere Stadt ist aber<br />

e<strong>in</strong> schönes Stückl kle<strong>in</strong>er als die rhe<strong>in</strong>ische<br />

Millli0nenmetropole. Auch an der Grazer<br />

Hauptbrücke hängen mit über 10.000 Schlössern<br />

e<strong>in</strong>ige mehr als <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z. Unsere Liebenden<br />

h<strong>in</strong>ken noch etwas nach, vor allem, weil<br />

die breiten Abstände der Geländersprossen<br />

i<br />

68<br />

LOVE LOCKS<br />

der Nibelungenbrücke das Aufhängen der<br />

Schlösser lange nahezu unmöglich machten.<br />

Vor e<strong>in</strong>igen Jahren wurden sämtliche<br />

Schlösser auf der Nibelungenbrücke abmontiert,<br />

um e<strong>in</strong>en engmaschigeren Zaun zu <strong>in</strong>stallieren.<br />

Offizielle Version seitens der Stadt:<br />

E<strong>in</strong>e Mutter soll sich beschwert haben, weil<br />

ihr Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>d beim Spielen<br />

fast zwischen den Sprossen<br />

durchgefallen wäre.<br />

Viele der abmontierten<br />

Schlösser wurden beim<br />

Bürgerservice abgeholt <strong>und</strong><br />

danach wieder neu aufgehängt<br />

– <strong>und</strong> es werden fast<br />

täglich mehr: E<strong>in</strong> paar h<strong>und</strong>ert<br />

Schlösser hängen bereits<br />

wieder auf der Brücke.<br />

Noch mehr s<strong>in</strong>d‘s bei der<br />

Statue des Heiligen Nepomuk neben der Pöstl<strong>in</strong>gbergkirche<br />

– hier hängen vor allem die<br />

frisch Verheirateten ihre Lovelocks h<strong>in</strong>. Auch<br />

auf der ganz neu eröffneten Eisenbahnbrücke<br />

sammeln sich langsam aber sicher die ersten<br />

Lovelocks an. Mal sehen, ob L<strong>in</strong>z <strong>in</strong> dieser Sache<br />

nicht doch noch zu Graz oder Köln wird…<br />

Die Idee der „Liebesschlösser“ stammt aus Italien <strong>und</strong> breitet sich auch <strong>in</strong> Mitteleuropa<br />

immer weiter aus. Hotspots <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z: die Nibelungenbrücke, die Statue des Hl. Nepomuk<br />

direkt neben der Pöstl<strong>in</strong>gbergkirche. -> www.l<strong>in</strong>za.at/lovelocks


Ewig me<strong>in</strong>, ewig de<strong>in</strong>: Liebesschlösser<br />

auf der Nibelungenbrücke (großes Bild)<br />

<strong>und</strong> bei der Pöstl<strong>in</strong>gberkirche


31. Der Wolkenkratzer-D<strong>in</strong>o<br />

Das älteste Hochhaus der Stadt ist heute ke<strong>in</strong> Aufreger (mehr)<br />

Über 60 Jahre hat das älteste – <strong>und</strong> immer noch e<strong>in</strong>es der imposantesten Hochhäuser der<br />

Stadt bereits am Buckel: Das Lenau-Hochhaus nahe der Unionkreuzung ist so etwas wie der<br />

„Godfather“ aller Wolkenkratzer – <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er der markantesten Nachkriegsbauten der Stadt.<br />

Mit 63 Metern Höhe sticht der Bau im Makartviertel<br />

schon von weitem <strong>in</strong>s Auge. 1958<br />

wollte man damit e<strong>in</strong>en neuen Typus von<br />

Wohnhochhäusern profilieren. In Wels steht<br />

e<strong>in</strong> baugleicher Turm, der allerd<strong>in</strong>gs mit 78<br />

Metern etwas höher ist <strong>und</strong> erst neun Jahre<br />

später fertiggestellt wurde: das Maria Theresia-Hochhaus.<br />

Mehrere<br />

weitere desselben Typs<br />

waren österreichweit geplant,<br />

kamen aber aus f<strong>in</strong>anziellen<br />

Gründen über<br />

das Entwurfsstadium<br />

nicht h<strong>in</strong>aus. Obwohl das<br />

Lenau Hochhaus unter<br />

Denkmalschutz steht <strong>und</strong><br />

von vielen L<strong>in</strong>zern unverblümt<br />

als „schiach“ bezeichnet<br />

wird, versprüht<br />

es durchaus e<strong>in</strong>en eigenen<br />

Charakter. Der Bau war<br />

aufgr<strong>und</strong> se<strong>in</strong>er Optik für<br />

die jahrzehntelange L<strong>in</strong>zer Hochhaus-Phobie,<br />

die durch den Bau des Lentia <strong>in</strong> Urfahr (1977)<br />

nochmals verstärkt wurde, „hauptangeklagt“.<br />

Wer sich im umliegenden Makartviertel auf<br />

„Hochhausjagd“ begeben will, wird nebenan<br />

fündig – <strong>und</strong> bekommt gleich vor Augen<br />

geführt, wie sehr sich Stil <strong>und</strong> Formgebung<br />

verändert haben: 2019 wurden die optisch<br />

ebenfalls sehr auffälligen, 61 Meter hohen<br />

„Lenau Terrassen“ fertiggestellt – der Bau eckt<br />

optisch speziell mit se<strong>in</strong>er eigenwilligen Wellenfassade<br />

an. Bis 2023 folgt <strong>in</strong> direkter Nachbarschaft<br />

e<strong>in</strong> weiteres<br />

Projekt, das noch höher<br />

h<strong>in</strong>aus will: die „3 Türme“<br />

werden 90, 70 <strong>und</strong><br />

50 Meter <strong>in</strong> den Himmel<br />

wachsen.<br />

Apropos anecken: Heutzutage<br />

s<strong>in</strong>d Hochhäuser<br />

<strong>in</strong> L<strong>in</strong>z ke<strong>in</strong> witklicher<br />

Aufreger mehr – im<br />

Gegenteil: Fast schon<br />

im Jahresrhythmus<br />

werden neue Projekte<br />

eröffnet, geplant oder<br />

diskutiert. Dass <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z<br />

aber auch die Häuser nicht <strong>in</strong> den Himmel<br />

wachsen, zeigen mehrere Projekte, die nicht<br />

verwirklicht werden konnten (Skygarden<br />

Tower/2001/165m, We<strong>in</strong>turm/2018/75m,<br />

Bulgari-Tower/2019/63m).<br />

i<br />

DAS LENAU HOCHHAUS<br />

1958 erbaut, war das umstrittene Lenau Hochhaus fast 20 Jahre lang das höchste<br />

Gebäude der City, heute ist der wuchtige Bau mit se<strong>in</strong>en 129 Eigentumswohnungen<br />

immer noch die Nummer 9. -> www.l<strong>in</strong>za.at/hochhausmania<br />

70


L<strong>in</strong>zer Hochhauskunst mit 62 Jahren<br />

Unterschied: L<strong>in</strong>ks das Lenau-Hochhaus<br />

ausdem Jahr 1958, oben die<br />

Lenau Terrassen von 2019


32. Die letzte Post<br />

Der markante Post-Turm von 1948 hat e<strong>in</strong> Ablaufdatum<br />

Über das stetige Verschw<strong>in</strong>den von geschichts- <strong>und</strong> er<strong>in</strong>nerungsträchtigen L<strong>in</strong>zer Bauten<br />

könnte man mittlerwiele mehrere Bände füllen. E<strong>in</strong> weiteres aktuelles Beispiel dazu ist das<br />

Bahnhofsviertel. Nirgends bricht das „neue L<strong>in</strong>z“ stärker hervor als hier. In den nächsten<br />

Jahren verschw<strong>in</strong>det nun auch die letzte Landmark aus dem vorigen Jahrtausend.<br />

1938 wollte man L<strong>in</strong>z zur „Führerstadt“ umbauen,<br />

dazu wurde e<strong>in</strong> neuer Hauptbahnhof<br />

zwischen Bulgariplatz <strong>und</strong> Wagner-Jauregg<br />

Krankenhaus geplant, nach den Kriegswirren<br />

blieb man aber beim heutigen Standort. Das<br />

2002 abgerissene Gebäude stammt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Gr<strong>und</strong>konzeption aus dem Jahr 1858. Er wurde<br />

damals von Architekt Otto Thienemann <strong>in</strong><br />

den Formen des romantischen Historismus<br />

erbaut. Nach schweren Bombentreffern im<br />

Zweiten Weltkrieg erfolgte der Wiederaufbau<br />

ab 1946. Die Bahnanlagen g<strong>in</strong>gen bereits<br />

im Oktober 1949 <strong>in</strong> Betrieb, der Bahnhof <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>er kompletten Form war jedoch erst 19<strong>55</strong><br />

wieder ganz hergestellt.<br />

Mit der Eröffnung des neuen Hauptbahnhofs<br />

<strong>und</strong> des Landesdienstleistungszentrums<br />

(2004) sowie e<strong>in</strong>er fast schon jährlich wachsenden<br />

Zahl an Hochhäusern hat sich das<br />

Viertel <strong>in</strong> den letzten 15 Jahren völlig neu erf<strong>und</strong>en.<br />

So gut wie nichts ist mehr da von der<br />

alten Eisenbahnromantik, den dunkel-stickigen,<br />

drückenden Hallen <strong>und</strong> den wuchtigen<br />

Bauten im romantischen Stil. Lediglich die<br />

zwei Löwen (1941) vor der neuen Bahnhofshalle<br />

haben alle Wirren überstanden – auch<br />

wenn sie heute nicht mehr als der „Treff ma<br />

uns bei die Löwen“-Meet<strong>in</strong>g Po<strong>in</strong>t herhalten<br />

müssen – zu unsche<strong>in</strong>bar wirken sie angesichts<br />

des wuchtigen Hallen-Flügeldachs.<br />

Wie e<strong>in</strong> letztes Ausrufezeichen des vorigen<br />

Jahrtausends steht aber noch das Bahnhofspostamt<br />

samt se<strong>in</strong>em „Uhrturm“ da – e<strong>in</strong><br />

typisches Beispiel für die Architektur der<br />

1950er-Jahre. Vor allem ältere Generationen<br />

er<strong>in</strong>nern sich noch an die mit Marmor verkleidete<br />

Schalterhalle <strong>und</strong> den damals vielgenutzten<br />

Fernsprechzellen.<br />

In L<strong>in</strong>z mit se<strong>in</strong>em Umgang mit alten Gebäuden<br />

verw<strong>und</strong>ert es fast nicht, dass auch<br />

dieser markante Bau bis 2028 aus dem Stadtbild<br />

verschw<strong>in</strong>den wird <strong>und</strong> elf (!) Hochhäusern<br />

weichen muss. Mit der Novellierung des<br />

Denkmalschutzgesetzes (2000) entfiel auch<br />

der Schutz für ÖBB- <strong>und</strong> Postgebäude. Zum<strong>in</strong>dest<br />

den Turm mit se<strong>in</strong>er markanten Optik<br />

<strong>und</strong> der Uhr (als Symbol der Pünktlichkeit<br />

der Post entsprechend groß geplant) hätte<br />

man erhalten können, wenn man denn wollte.<br />

Wir s<strong>in</strong>d aber wie gesagt <strong>in</strong>: L<strong>in</strong>z.<br />

i<br />

DIE <strong>LINZ</strong>ER HAUPTPOST<br />

Das 40.000m 2 große Areal der Hauptpost aus dem Jahr 1948 war bis <strong>in</strong>s Jahr 2000<br />

denkmalgeschützt. Nun soll es bis 2028 dem Erdboden gleich gemacht werden, elf<br />

Türme mit bis zu 65 Metern Höhe werden errichtet. -> www.l<strong>in</strong>za.at/postturm<br />

72


Charakterbau – leider mit<br />

Ablaufdatum: das Hauptpostamt<br />

mit se<strong>in</strong>em markanten Turm – beides<br />

wird bis 2028 geschliffen <strong>und</strong> durch<br />

die „Postcity“ mit elf Türmen ersetzt<br />

Render<strong>in</strong>g: Mart<strong>in</strong> Mathy


33. Die Pyramide von L<strong>in</strong>z<br />

Der Keltenwall am Fre<strong>in</strong>berg – L<strong>in</strong>z vor 3.000 Jahren<br />

Na gut, die Pyramiden s<strong>in</strong>d um die 1.000 Jahre älter, aber dennoch ist e<strong>in</strong> gedanklicher Querpass<br />

zum erstaunlich gut erhaltenen Keltenwall am Fre<strong>in</strong>berg hoch über der Donau zulässig:<br />

Hier begann sich vor über 3.000 Jahren das heutige L<strong>in</strong>z zu entwickeln, denn hier befand sich<br />

das erste dauerhaft besiedelte Areal.<br />

Schroff <strong>und</strong> abweisend präsentiert sich der<br />

nur 405 Meter hohe Fre<strong>in</strong>berg vom Donautal<br />

aus. Wie e<strong>in</strong>e Festung wirkt der Fels von<br />

unten, während er sich Richtung Stadt sanft<br />

abfallend <strong>und</strong> gutmütig gibt. Ganz oben, an<br />

der aussichtsreichsten Stelle, entwickelte<br />

sich vor gut 3.100 Jahren der erste L<strong>in</strong>zer Siedlungsschwerpunkt.<br />

Der damals <strong>in</strong> mehreren<br />

Phasen errichtete Wall ist<br />

heute immer noch bis zu fünf<br />

Meter hoch <strong>und</strong> zeichnet sich<br />

im Gelände nach wie vor sehr<br />

markant ab.<br />

Grabungen belegen e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressante<br />

Baugeschichte: Der<br />

erste Wall bestand aus e<strong>in</strong>er<br />

e<strong>in</strong>fachen Pfostenreihe an<br />

e<strong>in</strong>er Geländekante, später folgte der Erdwall,<br />

der von e<strong>in</strong>er Palisade gekrönt war. In e<strong>in</strong>er<br />

weiteren Phase wurden weitere zwei Meter<br />

aufgeschüttet, auf der Krone wurde e<strong>in</strong> hölzerner<br />

Wachgang errichtet. Die Anlage bot<br />

allen im Umkreis lebenden Menschen Schutz<br />

vor Angriffen. Interessant: Zwischendurch<br />

gab es zum<strong>in</strong>dest zwei Phasen, <strong>in</strong> denen der<br />

Fre<strong>in</strong>berg 100 oder 200 Jahren nicht bewohnt<br />

war, ehe er um das 1. Jhdt.v.Chr. se<strong>in</strong>e Bedeutung<br />

verlor <strong>und</strong> die Menschen sich nahe der<br />

späteren Mart<strong>in</strong>skirche <strong>und</strong> dem Römerberg<br />

(Kellerf<strong>und</strong>e von Römersiedlungen aus dem<br />

1. Jhdt.n.Chr.) ansiedelten. Jahrtausende alte<br />

Keramik- <strong>und</strong> Bronzef<strong>und</strong>e – manche gar aus<br />

Italien – belegen die damalige Hochkultur.<br />

Der Fre<strong>in</strong>berg rückt erst wieder im Mittelalter<br />

<strong>in</strong> den Mittelpunkt: Dort,<br />

wo heute die Aussichtswarte<br />

steht, befand sich e<strong>in</strong> emsig<br />

genutzter, weith<strong>in</strong> sichtbarer<br />

Galgen… daher auch der früher<br />

oft genannte Name „Galgenberg“.<br />

Mit all diesem Wissen bee<strong>in</strong>druckt<br />

der heute von Bäumen<br />

dicht bewachsene, aber immer noch<br />

gut sichtbare Keltenwall am Fre<strong>in</strong>berg umso<br />

mehr. E<strong>in</strong>e Schautafel mit Bildern <strong>in</strong>formiert<br />

vor Ort über die Geschichte <strong>und</strong> die vielen<br />

Werkzeug- <strong>und</strong> Schmuckf<strong>und</strong>e. Der Wall<br />

wurde bei der Anlegung des heutigen Parks<br />

durch zwei Gehwege brutal zerschnitten – <strong>in</strong><br />

L<strong>in</strong>z leider (zu oft) e<strong>in</strong> Synonym für den Umgang<br />

mit historischen Stätten.<br />

i<br />

DER KELTENWALL AM FREINBERG<br />

Die erste Befestigungsphase des Fre<strong>in</strong>bergs begann im späten 2. Jahrtausend v.Chr., im<br />

Mittelalter war er als „Galgenberg“ bekannt. Weitere jahrtausendealte Keltenwälle im<br />

L<strong>in</strong>zer Raum gibt‘s oberhalb des Gründbergs, am Hohenste<strong>in</strong> h<strong>in</strong>term Pfenn<strong>in</strong>gberg, im<br />

Kürnbergerwald <strong>und</strong> am Luftenberger Hügel an der Donau.<br />

74


Auch über 3.000 Jahre nach se<strong>in</strong>em Bau<br />

immer noch gewaltig: der kaum beachtete<br />

Keltenwall r<strong>und</strong> um den Fre<strong>in</strong>berggipfel


34. Flucht nach oben<br />

Steiler Ausweg vor den gefürchteten Donauhochwässern<br />

L<strong>in</strong>z <strong>und</strong> die Donau – e<strong>in</strong>e unendliche Geschichte. Heute erfreut man sich an den positiven<br />

Seiten des Flusse – Baden, Chillen, Sporteln. Doch <strong>in</strong> früheren Zeiten war die Freude mit dem<br />

für das damals beschauliche L<strong>in</strong>z viel zu gewaltigen Strom überschaubar. E<strong>in</strong>e heute noch<br />

bestehende „Wasserstiege“ zwischen Nibelungenbrücke <strong>und</strong> Römerbergtunnel sollte Bew<strong>ohne</strong>rn<br />

des Donautals e<strong>in</strong>en Fluchtweg vor den damals noch um e<strong>in</strong>iges unberechenbaren<br />

Hochwässern ermöglichen.<br />

Hochwässer s<strong>in</strong>d beileibe ke<strong>in</strong>e Erf<strong>in</strong>dung<br />

der Neuzeit oder des Klimawandels: Die unregulierte<br />

<strong>und</strong> <strong>ohne</strong> Kraftwerke gezähmte<br />

Donau pflegte die vergangenen Jahrh<strong>und</strong>erte<br />

mit überraschender Regelmäßigkeit über die<br />

Ufer zu treten <strong>und</strong> L<strong>in</strong>z heimzusuchen.<br />

Das älteste bekannte<br />

Hochwasser datiert aus dem<br />

Jahre 1012, das gewaltigste fand<br />

1501 statt.<br />

Die Obere Donaulände, also jenes<br />

Gebiet stromaufwärts des<br />

Hauptplatzes, war auch vor<br />

h<strong>und</strong>erten Jahren bereits bewohnt,<br />

die Häuser zwängten<br />

sich auf dem engen Streifen<br />

zwischen Felswänden, steilen<br />

Waldhängen <strong>und</strong> der Donau,<br />

lediglich e<strong>in</strong> schmaler Treppelweg<br />

führte damals von L<strong>in</strong>z<br />

Richtung Westen nach Wilher<strong>in</strong>g. Der tatsächliche<br />

Bau e<strong>in</strong>er Straße geschah <strong>in</strong> Etappen:<br />

1608 war die Verb<strong>in</strong>dung bis zum Kalvarienberg<br />

<strong>in</strong> St. Margarethen fertiggestellt, von<br />

1833-1837 folgte der Ausbau als „Nibelungenstraße“<br />

bis nach Passau.<br />

Aber zurück zur Wasserstiege: Diese wurde<br />

<strong>in</strong> ihrer heutigen, ste<strong>in</strong>ernen Form 1843 angelegt<br />

(zuvor führte e<strong>in</strong> Prügelweg aus Holz<br />

Richtung Schlossberg h<strong>in</strong>auf).<br />

Sie war für die Bew<strong>ohne</strong>r des<br />

Donautals die e<strong>in</strong>zige Möglichkeit,<br />

bei Hochwasser trockenen<br />

Fußes <strong>in</strong> die Stadt zu gelangen.<br />

E<strong>in</strong>en knappen Kil0meter<br />

stromaufwärts bef<strong>in</strong>det sich der<br />

1731 erstmals erwähnte, nicht<br />

m<strong>in</strong>der steile L<strong>in</strong>zer Königsweg,<br />

der e<strong>in</strong>e ähnliche Funktion <strong>in</strong>nehatte<br />

<strong>und</strong> bereits zur Römerzeit<br />

bestanden haben soll. Trotz<br />

der massiven Ste<strong>in</strong>stufen ist<br />

die Abnützung über die letzten<br />

fast 180 Jahre beträchtlich. Der<br />

kurze, steile Anstieg lohnt sich: Oben angekommen,<br />

steht man an e<strong>in</strong>em der schönsten<br />

Aussichtspunkte hoch der Donau – mit dem<br />

L<strong>in</strong>zer Schloss als <strong>würdige</strong>n Rahmen.<br />

i<br />

DIE <strong>LINZ</strong>ER WASSERSTIEGE<br />

1843 wurde die Wasserstiege als Fluchtweg vor Donauhochwässern angelegt. Der E<strong>in</strong>stieg<br />

bef<strong>in</strong>det sich etwa 500m westlich des Hauptplatzes an der B<strong>und</strong>esstraße neben<br />

dem Salzstadel (1567), <strong>in</strong> dem jahrh<strong>und</strong>ertelang Salz e<strong>in</strong>gelagert wurde.<br />

76


Die „wasserfeste“ L<strong>in</strong>zer<br />

Wasserstiege von 1843<br />

führt von der Donau<br />

zum L<strong>in</strong>zer Schloss


35. Der „andere“ Kreuzweg<br />

St. Margarethen: Älter <strong>und</strong> geschichtsträchtiger als am Pöstl<strong>in</strong>gberg<br />

Mit dem Kreuzweg <strong>in</strong> St. Margarethen ist es e<strong>in</strong> echtes Kreuz: Während jenen auf den Pöstl<strong>in</strong>gberg<br />

jeder kennt <strong>und</strong> auch (fast) jeder L<strong>in</strong>zer schon mal begangen ist, schlummert das<br />

donaudiesseitige Pendant auf den Kalvarienberg <strong>in</strong> St. Margarethen im Unverborgenen.<br />

Aber sowas von zu Unrecht, denn die Kreuzweg-Version auf „drent“ der Donau-Seite macht<br />

e<strong>in</strong>iges mehr her – <strong>und</strong> ist gleichzeitig um vieles älter <strong>und</strong> geschichtsträchtiger.<br />

Der Fre<strong>in</strong>berg als e<strong>in</strong>er der L<strong>in</strong>zer Hausberge<br />

ist vom Zentrum aus schnell erreicht<br />

– mit dem Bus, dem Auto oder auch zu Fuß<br />

<strong>in</strong> knappen 30 M<strong>in</strong>uten vom L<strong>in</strong>zer Hauptplatz.<br />

Ungleich spannender <strong>und</strong> kurzweiliger<br />

ist jedoch der Anstieg von St. Margarethen,<br />

etwa drei Kilometer stromaufwärts vom<br />

L<strong>in</strong>zer Hauptplatz. Circa 100 Meter vor dem<br />

Ortsanfang startet der dortige Kreuzweg mit<br />

se<strong>in</strong>en zwölf Stationen. Der Kreuzweg (1608)<br />

<strong>und</strong> der Kalvarienberg s<strong>in</strong>d übrigens um über<br />

250 Jahre älter als deren bekanntes Pendant<br />

am Pöstl<strong>in</strong>gberg (1873). E<strong>in</strong>st soll der Kreuzweg<br />

sogar 500 Meter weiter westlich, beim<br />

Urlaubsste<strong>in</strong> (siehe Kapitel 2) begonnen haben,<br />

ehe der E<strong>in</strong>stieg 1883 verlegt wurde. Der<br />

Kreuzweg selbst umfasst zwölf Stationen, die<br />

12. Station besteht aus e<strong>in</strong>er großformatige<br />

Ansicht Jerusalems.<br />

Die moosbewachsene Stiege ist alle<strong>in</strong>e bereits<br />

e<strong>in</strong>en Besuch wert – mit e<strong>in</strong>em guten Auge<br />

lassen sich hier sensationelle Bilder schießen.<br />

Nach unten schauen nicht vergessen: Die<br />

stimmungsvolle Ste<strong>in</strong>stiege mit ihren Ritzen<br />

ist e<strong>in</strong> absolutes Feuersalamander-Paradies.<br />

Noch viel älter ist die Kalvarienbergkirche,<br />

zu der der Kreuzweg h<strong>in</strong>aufführt: Bereits im<br />

achten Jahrh<strong>und</strong>ert gab es hier e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>siedlerklause,<br />

1381 fand die „Kirche zur heiligen<br />

Margaretha“ erstmals urk<strong>und</strong>liche Erwähnung.<br />

Zwischen 1651 <strong>und</strong> 1654 wurde die<br />

Kirche <strong>in</strong> ihrer heutigen Form errichtet. Der<br />

hölzerne Zwiebelhelm stammt aus 1846. Das<br />

älteste <strong>und</strong> bedeutendste Werk ist e<strong>in</strong> Gnadenbild<br />

aus dem 14. Jahrh<strong>und</strong>ert, das sich <strong>in</strong><br />

der Maria Thal Kapelle bef<strong>in</strong>det (1659).<br />

E<strong>in</strong> weiterer Fixpunkt: Der Friedhof hoch<br />

über der Donau mit der Hl.-Grab-Kapelle.<br />

Nicht m<strong>in</strong>der spannend der Rückweg nach<br />

L<strong>in</strong>z: Durch e<strong>in</strong> Holzgatter geht es immer stetig<br />

<strong>und</strong> flott bergan, ehe man – immer l<strong>in</strong>ks<br />

haltend – die Aussichtskanzel am Fre<strong>in</strong>berg<br />

(der früher auch Galgenberg genannt wurde)<br />

<strong>und</strong> die danebenliegende Franz Josef-Warte<br />

mit der wohl grandiosesten Sicht auf L<strong>in</strong>z<br />

erreicht. Beim weiteren Rückweg <strong>in</strong> die Stadt<br />

kann man nebenbei auch noch das Schloss<br />

samt famosen Abstieg über die Hofgasse h<strong>in</strong>unter<br />

zur Altstadt mitnehmen. In Summe<br />

ganz großes K<strong>in</strong>o!<br />

i<br />

KREUZWEG UND KALVARIENBERGKIRCHE IN ST. MARGARETHEN<br />

Der E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> den Kreuzweg bef<strong>in</strong>det sich etwa zwei Kilometer oberhalb der Nibelungenbrücke<br />

(L<strong>in</strong>zer Seite) an der Donau. Hierher zu Fuß entlang der B<strong>und</strong>esstraße oder<br />

mit der Busl<strong>in</strong>ie 26 (ab Haltestelle Obere Donaulände).<br />

78


Der älteste Kreuzweg der Stadt<br />

(1608) führt von St. Margarethen<br />

auf den Fre<strong>in</strong>berg-Rücken


36. Der Monte Schlacko<br />

Der vierthöchste Gipfel der Stadt ist menschengemacht<br />

L<strong>in</strong>z hat <strong>in</strong>sgesamt fünf Hausberge – aber eigentlich s<strong>in</strong>d es sechs. Er ist der vierthöchste<br />

Gipfel der Landeshauptstadt: der aus aufgeschütteter Schlacke bestehende „Monte Schlacko“<br />

am Donauufer des voestalp<strong>in</strong>e-Werksgeländes. Der aus Rückständen aus der Stahlerzeugung<br />

aufgetürmte Berg weist e<strong>in</strong>e Höhe von 375m ü.d.M. auf.<br />

Weltweit 48.700 Mitarbeiter, 11,3 Milliarden<br />

Euro Jahresumsatz: Der voestalp<strong>in</strong>e Konzern<br />

mit Hauptsitz <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z ist nicht nur der größte<br />

Arbeitgeber der Stadt, sondern auch das<br />

sechstgrößte Unternehmen Österreichs. In<br />

der Stahlproduktion des voestalp<strong>in</strong>e Konzerns<br />

fallen am Standort L<strong>in</strong>z jährlich etwa<br />

500.000 Tonnen Schlacke an, deren Hauptkomponenten<br />

s<strong>in</strong>d Eisenoxid, Kalziumoxid<br />

<strong>und</strong> Siliziumdioxid. Der Entstehungsprozess<br />

von LD-Schlacken ist vergleichbar mit jenem<br />

natürlicher magmatischer Geste<strong>in</strong>e. Schlacke<br />

wird weltweit als Rohstoff für Beton <strong>und</strong><br />

Asphalt auf Straßen <strong>und</strong> Flughäfen Verwendung<br />

f<strong>in</strong>det. LD-Schlacke ist härter <strong>und</strong> kompakter<br />

als Naturgeste<strong>in</strong>, Straßen halten somit<br />

länger. Der ger<strong>in</strong>gere Abrieb ist zudem auch<br />

e<strong>in</strong> wichtiges Argument <strong>in</strong> Bezug auf die<br />

Fe<strong>in</strong>staubbelastung. Umweltorganisationen<br />

stufen Schlacke jedoch als bedenklich e<strong>in</strong>, da<br />

möglicherweise problematische Stoffe ausgewaschen<br />

werden können.<br />

Weil durch die enorme Stahlproduktion<br />

enorme Mengen anfallen, werden diese u.a.<br />

auch auf großen Flächen am Werksgelände<br />

der voestalp<strong>in</strong>e gelagert. Mittlerweile haben<br />

sich über die Jahrzehnte riesige Berge dieses<br />

Materials gesammelt. Am Werksgelände<br />

steht aktuell zwar noch ausreichend Lagerflächen<br />

zur Verfügung, dennoch wird die anfallende<br />

Schlacke auch per Zug nach Tschechien<br />

transportiert, wo es 50 Kilometer nördlich der<br />

Grenze e<strong>in</strong>e weitere Lagerstätte <strong>in</strong> Form von<br />

Schlammteichen, die verfüllt werden, gibt.<br />

Zurück nach L<strong>in</strong>z: Am Donauufer geht es<br />

steil h<strong>in</strong>auf, der höchste Punkt ist der „Monte<br />

Schlacke, der sich über 100 Meter über die Donau<br />

erhebt <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Mond- oder Marslandschaft<br />

gleicht. Zum Vergleich: die höchsten<br />

menschengemachten „Berge“ s<strong>in</strong>d die Pyramiden<br />

<strong>in</strong> Ägypten, die bei ihrem Bau bis zu<br />

146 hoch waren. So abstoßend der Berg auch<br />

von vorne wirkt: Auf der Rückseite gew<strong>in</strong>nt<br />

selbst <strong>in</strong> so e<strong>in</strong>er unwirtlichen Gegend die<br />

Natur die Oberhand – mit grünen Wiesen<br />

<strong>und</strong> sogar kle<strong>in</strong>en Bäumen, die sich hier über<br />

die Jahre angesiedelt haben. Schön zu sehen<br />

<strong>und</strong> zu fotografieren ist der Monte Schlacko<br />

perfekt bei den L<strong>in</strong>zer Hafenr<strong>und</strong>fahrten. Besteigen<br />

kann man den „Grauen Riesen“ leider<br />

nicht, da er auf dem Werksgelände der voestalp<strong>in</strong>e<br />

liegt.<br />

i<br />

DER MONTE SCHLACKO<br />

Unter den L<strong>in</strong>zer Hausbergen ist der „Monte Schlacko“ am voestalp<strong>in</strong>e-Werksgelände<br />

der Be<strong>merk</strong>enswerteste. Am besten zu sehen ist der menschengemachte 100-Meter-<br />

Gigant vom Schiff der L<strong>in</strong>zer Hafenr<strong>und</strong>fahrt aus, das bis zur Traunmündung fährt.<br />

80


Und am Ende ist die Natur doch stärker:<br />

Auf den älteren Ablageflächen des Monte<br />

Schlacko wachsen mittlerweile sogar Bäume<br />

Wäre auch für e<strong>in</strong>e fiktive<br />

Mondlandung die perfekte<br />

Szenerie: der „Monte Schlacko“


37. E<strong>in</strong> Riese <strong>und</strong> doch e<strong>in</strong> Zwerg<br />

42 Meter – beim Urzeitriesen im Park der Kepler Universität<br />

Bäume haben’s wahrlich nicht leicht <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z. Trotz unzähliger Fällungen gibt’s noch e<strong>in</strong>ige<br />

echte Juwelen – darunter auch ganz besondere Exoten: Sequoiadendron giganteum – Riesen-Mammutbäume,<br />

die normalerweise im Norden der USA beheimatet s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong> besonders<br />

schönes Exemplar – <strong>und</strong> mit 42 Metern auch der höchste Baum von L<strong>in</strong>z – steht im Park der<br />

Kepler Universität.<br />

Die hauptsächlich <strong>in</strong> Kalifornien beheimateten<br />

Riesen können weit über 100 Meter hoch<br />

<strong>und</strong> 3.400 Jahre alt werden. Stammumfänge<br />

von bis zu 34 Metern s<strong>in</strong>d belegt. Der aktuell<br />

höchste Baum der Welt heißt „Hyperion“, ist<br />

116 Meter hoch, steht <strong>in</strong> Kalifornien<br />

<strong>und</strong> überragt den<br />

Bruckner Tower um satte 17<br />

Meter. Durch Fossilienf<strong>und</strong>e<br />

wurde festgestellt, dass der<br />

Riesenmammutbaum (Sequoiadendron<br />

giganteum)<br />

bereits vor 15 Millionen Jahren<br />

auf der Erde heimisch<br />

war, se<strong>in</strong>e unmittelbaren<br />

Vorfahren lassen sich sogar<br />

bis zu 125 Millionen Jahre<br />

zurückverfolgen. Durch se<strong>in</strong>e<br />

feuerfeste R<strong>in</strong>de, die bis zu<br />

70 Zentimenter dick werden<br />

kann, übersteht er auch größere Waldbrände<br />

problemlos. Auch Pilze, Käfer, Termiten oder<br />

andere Insekten s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Gegner für ihn.<br />

Das größte L<strong>in</strong>zer Exemplar erreicht e<strong>in</strong>e<br />

ebenfalls recht stattliche Höhe von 42 Metern.<br />

Se<strong>in</strong> Alter beträgt relativ jugendliche<br />

80-90 Jahre. Falls jemand Lust auf e<strong>in</strong>e Umarmung<br />

hat: Zu f<strong>in</strong>den ist der bee<strong>in</strong>druckende<br />

Urzeitriese mit e<strong>in</strong>em Umfang von 6,30 Metern<br />

im Park der JKU direkt vor dem Mensa-<br />

E<strong>in</strong>gang.<br />

Unter den 40 Naturschutzdenkmälern<br />

der Stadt ist der<br />

höchste L<strong>in</strong>zer Baum seltsamerweise<br />

allerd<strong>in</strong>gs nicht<br />

gelistet, e<strong>in</strong> 25 Meter hoher,<br />

schön gewachsener Mammutbaum<br />

<strong>in</strong> der Gruberstraße<br />

<strong>55</strong> jedoch sehr wohl.<br />

E<strong>in</strong> weiteres Exemplar steht<br />

im Botanischen Garten auf<br />

der Gugl, mit 19 Metern fällt<br />

dieser aber <strong>in</strong> die Rubrik<br />

„Unsche<strong>in</strong>bar“. Der höchste<br />

Mammutbaum Österreichs<br />

steht <strong>in</strong> Dornbirn <strong>und</strong> misst 57 Meter. Der<br />

höchste Baum Österreichs ist übrigens e<strong>in</strong><br />

echter Mühlviertler: Die 59,9 Meter hohe <strong>und</strong><br />

über 100 Jahre alte Douglasie steht <strong>in</strong> St. Thomas<br />

am Blasenste<strong>in</strong>.<br />

i<br />

MAMMUTBÄUME IN <strong>LINZ</strong><br />

Die jahrmillionenalten Urzeitriesen s<strong>in</strong>d auch <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z anzutreffen. Auch wenn sie mit<br />

ihren Verwandten <strong>in</strong> Kalifornien, die bis zu 116 Meter hoch wachsen, nicht mithalten<br />

können, erreichen sie mit bis zu 42 Metern bee<strong>in</strong>druckende Höhen.<br />

82


Das etwas kle<strong>in</strong>ere Exemplar<br />

<strong>in</strong> der Gruberstraße <strong>55</strong><br />

Lulatsch: der Mammutbaum<br />

im Park der Johannes<br />

Kepler Universität


38. Der Brucknerziegel<br />

Das neueste & höchste L<strong>in</strong>zer Hochhaus gefällt... nicht allen<br />

Eigentlich heißt das D<strong>in</strong>g ja Brucknertower, aber optisch geht es eher <strong>in</strong> Richtung Ziegelste<strong>in</strong>:<br />

Der 99 Meter hohe Bau ist seit 2021 geme<strong>in</strong>sam mit dem Term<strong>in</strong>al Tower der höchste<br />

Wolkenkratzer der Stadt <strong>und</strong> das S<strong>in</strong>nbild des L<strong>in</strong>zer Hochhausbooms. „Viel Beton, wenig<br />

Kreativität“, sagen die e<strong>in</strong>en. Weltstadtflair schnuppern die anderen.<br />

Der Gr<strong>und</strong> für die Kritik an der Architektur<br />

liegt auf der Hand: Den benachbarten, 1977<br />

eröffneten <strong>und</strong> 18 Meter niedrigeren Lentia-<br />

Turm empf<strong>in</strong>den selbst heute noch viele als<br />

größte L<strong>in</strong>zer Bausünde aller Zeiten. Dennoch<br />

unterscheidet sich der neue Brucknertower<br />

kaum von se<strong>in</strong>em hässlichen Nachbarn. Bis<br />

zu 321 Quadratmeter groß s<strong>in</strong>d die Penthäuser<br />

im Brucknertower mit se<strong>in</strong>en 47.700<br />

Quadratmetern Nutzfläche, auf die sich viele<br />

lokale Unternehmer <strong>und</strong><br />

Ortsgrößen teilweise mit<br />

mehreren Anlegerwohnungen<br />

e<strong>in</strong>gekauft haben.<br />

Ursprünglich waren auf<br />

dem Gelände <strong>in</strong> zentraler<br />

Lage <strong>in</strong> Urfahr smarte<br />

´Zwill<strong>in</strong>gstürme mit leicht<br />

ovalem Querschnitt geplant.<br />

Der sehr gefällige<br />

Entwurf wurde aber vom<br />

L<strong>in</strong>zer Gestaltungsbeirat<br />

(e<strong>in</strong> von der Politik <strong>in</strong>stalliertes Instrument<br />

zur optischen Verschlimmbesserung von<br />

Bauprojekten) durch e<strong>in</strong>en Architektenwettbewerb<br />

gekippt, heraus kam am Ende e<strong>in</strong><br />

Der Brucknertower während<br />

des Baus im Jahr 2020<br />

Optimum an verwertbarer Bruttogeschoßfläche:<br />

Eben e<strong>in</strong> „Brucknerziegel“ statt e<strong>in</strong>es<br />

Brucknertowers. Manche Prov<strong>in</strong>zpolitiker<br />

sahen L<strong>in</strong>z nach der Eröffnung im Sommer<br />

2021 bereits auf Augenhöhe mit Weltstädten<br />

wie New York. Aber gemach: Spätestens 2025<br />

ist der Brucknertower se<strong>in</strong>e Nummer 1-Position<br />

wieder los, denn dann wird der 109 Meter<br />

hohe Quadrille Tower auf dem Gelände<br />

der Tabakfabrik eröffnet. Und: International<br />

gesehen ist der verme<strong>in</strong>tliche<br />

Mega-Bau maximal<br />

e<strong>in</strong> “Lercherlschaß”: In den<br />

nächsten Jahren entstehen<br />

weltweit elf weitere Supertürme<br />

mit mehr als 500<br />

Metern Höhe.<br />

Den schönsten Blick<br />

hätte man naturgemäß<br />

vom höchsten Stock des<br />

Brucknertowers, der bleibt<br />

jedoch allen „Normalos“<br />

verwehrt: In den 99-Meter-Turm dürfen nur<br />

Bew<strong>ohne</strong>r re<strong>in</strong>, die zweiköpfige Security am<br />

E<strong>in</strong>gang ist selbst mit gutem Zureden schier<br />

unüberw<strong>in</strong>dbar.<br />

i<br />

DER BRUCKNERTOWER<br />

Der jüngste Spross <strong>in</strong> der L<strong>in</strong>zer Hochhausszene provoziert nicht nur optisch, sondern<br />

auch mit Wohnungspreisen, die teilweise jenseits der Millionengrenze liegen, die 33m 2 -<br />

„Microflats“ gibt‘s um <strong>55</strong>0 Euro Monatsmiete – exklusive Betriebskosten.<br />

84


Monte Beton, LILU (für L<strong>in</strong>zer Lulatsch)<br />

oder Brucknerziegel: Die volksmündlichen<br />

Namenskreationen s<strong>in</strong>d für den<br />

Brucknertower eher unschmeichelhaft<br />

Vom L<strong>in</strong>zer Gestaltungsbeirat<br />

abgelehnt: der ursprüngliche Entwurf<br />

als Zwill<strong>in</strong>gstürme-Version mit 96<br />

<strong>und</strong> 80 Metern Höhe<br />

Fotos: Zell<strong>in</strong>ger-Gunhold, HolzleitnerLADL


39. E<strong>in</strong>gesperrte Panzer<br />

„Feste Anlagen“ r<strong>und</strong> um L<strong>in</strong>z sollten den Russ‘ abhalten<br />

Zur Zeit des Kalten Krieges der 1970er-Jahre wurden österreichweit h<strong>und</strong>erte “Feste Anlagen”<br />

errichtet: Betonierte Unterstände, <strong>in</strong> denen Panzer <strong>und</strong> Feldkanonen aus sowjetischen<br />

<strong>und</strong> US-amerikanischen Beständen e<strong>in</strong>gebaut waren. 2008 wurden die letzten Reste dieses<br />

überholten Systems entsorgt. Auch im Raum L<strong>in</strong>z f<strong>in</strong>det man heute noch e<strong>in</strong>ige dieser nun<br />

leeren Verteidigungsstellungen.<br />

Das Raumverteidigungskonzept des Österreichischen<br />

B<strong>und</strong>esheeres der 1970er Jahre<br />

wurde vom österreichischen General Emil<br />

Spannocchi (1916–1992) Ende der 1960er<br />

Jahre entwickelt. Dieses sah „Feste Anlagen“<br />

vor, aus denen heraus die Soldaten Österreich<br />

verteidigt hätten, konkret wichtige Täler oder<br />

Verkehrspunkte. In den oft garagenförmigen<br />

Bunkern (manche waren auch größer <strong>und</strong> <strong>in</strong><br />

mehrere Räume unterteilt), die auf e<strong>in</strong>er Seite<br />

offen waren, wurden ganze sowjetische T-34<br />

Kampfpanzer oder deren Panzertürme, die<br />

noch aus Weltkriegsbeständen stammten,<br />

e<strong>in</strong>gemauert. So konnte man im Verteidigungsfall<br />

auf wichtige E<strong>in</strong>zugsstraßen feuern<br />

<strong>und</strong> sie verteidigen – so zum<strong>in</strong>dest der Plan.<br />

Das System erwies sich – ähnlich wie die Maximilianischen<br />

Befestigungstürme r<strong>und</strong> um<br />

L<strong>in</strong>z (1833) – als zu starr <strong>und</strong> <strong>in</strong>effizient. Denn<br />

mit e<strong>in</strong>em gezielten Beschuss konnte die gesamte<br />

Anlage ausgeschaltet werden, obwohl<br />

pro Standort bis zu 165 Kubikmeter Stahlbeton<br />

verbaut wurden.<br />

In Oberösterreich gab es <strong>in</strong>sgesamt 76 solcher<br />

fester Anlagen, davon waren 19 mit T-34<br />

Panzern ausgestattet, der Rest mit schweren<br />

15,5cm-Feldkanonen aus US-Beständen. Der<br />

T-34 Kampfpanzer war nach 19<strong>55</strong> als Starthilfe<br />

der Sowjetunion für das B<strong>und</strong>esheer<br />

gedacht, die Feldkanonen kamen von den US-<br />

Militärs. 2007 kam aus e<strong>in</strong>er Bunkerstellung<br />

<strong>in</strong> Mauthausen der letzte T34 ans Tageslicht<br />

<strong>und</strong> im Oktober 2008 wurde dann <strong>in</strong> Rutz<strong>in</strong>g<br />

die letzte Feldkanone aus e<strong>in</strong>em 60 Zentimeter<br />

dicken Stahlbetonbunker befreit, danach<br />

trat sie den Weg <strong>in</strong>s Heereslogistikzentrum<br />

nach Wels an.<br />

Im Raum L<strong>in</strong>z f<strong>in</strong>den sich heute noch e<strong>in</strong>ige<br />

der verwaisten Betonverhaue <strong>in</strong> Hanglage:<br />

e<strong>in</strong>e besonders gut erhaltene im Donautal<br />

oberhalb des Ottensheimer Tunnels, h<strong>in</strong>ter<br />

dem Pöstl<strong>in</strong>gberg zwischen Lichtenberg <strong>und</strong><br />

Gramastetten oder im Haselgraben neben<br />

der Speichermühle, letztere wurde als Garage<br />

<strong>und</strong> wie viele andere als Lagerplatz, We<strong>in</strong>keller<br />

oder gar zum Championzüchten benutzt.<br />

i<br />

FESTE ANLAGEN<br />

In Oberösterreich gab es 76 „Feste Anlagen“, davon waren 19 mit T-34 Panzern ausgestattet.<br />

Mit Ende des Kalten Krieges wurden die Bunker aufgelassen, e<strong>in</strong>ige blieben<br />

aber bis <strong>in</strong> die 2000er-Jahre <strong>in</strong> ihrem Verlies e<strong>in</strong>gemauert.<br />

-> www.l<strong>in</strong>za.at/festeanlagen<br />

86


Die Feste Anlage im Donautal<br />

oberhalb des Tunnels bei<br />

Ottensheim<br />

Der letzte e<strong>in</strong>gemauerte T34 bei<br />

se<strong>in</strong>er „Befreiung“im Jahr 2007<br />

Fotos: B<strong>und</strong>esheer, Holzleitner


40. Auch Licht kann fließen<br />

In den 80 L<strong>in</strong>zer Brunnen fließt nicht nur H 2<br />

O<br />

L<strong>in</strong>z <strong>und</strong> das Wasser – nicht nur aufgr<strong>und</strong> der Donau <strong>und</strong> der vielen Hochwässer e<strong>in</strong>e wechselvolle<br />

Beziehung. Das Stadtbild wird auch durch viele Brunnen bestimmt. E<strong>in</strong> besonderer<br />

steht auf der Spittelwiese. Der im Jahr 2000 verwichene, famose Meisterkünstler Friedensreich<br />

H<strong>und</strong>ertwasser hatte hier se<strong>in</strong>e genialen Hände im Spiel.<br />

Am 10. März 1990 waren es auf den Tag genau<br />

500 Jahre, seit Kaiser Friedrich III. L<strong>in</strong>z<br />

als Landeshauptstadt urk<strong>und</strong>lich erstmals<br />

erwähnte <strong>und</strong> damit nachweislich bestätigte.<br />

Im Zuge dieser Feier entstanden zehn Jubiläumsbrunnen<br />

<strong>in</strong> verschiedenen L<strong>in</strong>zer Stadtteilen.<br />

Über die Optik des e<strong>in</strong>en oder anderen<br />

Wasserspenders lässt sich durchaus streiten.<br />

E<strong>in</strong> überaus gelungenes Artefakt dieser Spezies<br />

wurde aber just drei Jahre später erschaffen:<br />

Das städtische Versorgungsunternehmen<br />

<strong>LINZ</strong> AG feierte 1993 se<strong>in</strong>en 100. Geburtstag.<br />

Ke<strong>in</strong> Ger<strong>in</strong>gerer als der weltbekannte Künstler<br />

„Friedensreich H<strong>und</strong>ertwasser Regentag<br />

Dunkelbunt“ wurde beauftragt, e<strong>in</strong>en Brunnen<br />

zu gestalten. Der Standort sollte sich <strong>in</strong><br />

der belebten Fußgängerzone der Innenstadt<br />

bef<strong>in</strong>den: auf der Spittelwiese (der Name<br />

stammt übrigens von e<strong>in</strong>em ehemaligen<br />

Krankenhaus neben dem sich e<strong>in</strong>e Wiese befand).<br />

Heraus kam e<strong>in</strong> bee<strong>in</strong>druckendes Objekt, das<br />

als offene Hand gestaltet wurde. Friedensreich<br />

H<strong>und</strong>ertwasser nannte se<strong>in</strong> Projekt<br />

„Spiralfluss Tr<strong>in</strong>kbrunnen 1“. E<strong>in</strong> „Spiralfluss<br />

Tr<strong>in</strong>kbrunnen 2“ aus der gleichen Zeit bef<strong>in</strong>det<br />

sich übrigens <strong>in</strong> Tel Aviv. Der Brunnen<br />

ragt mit fünf gespreizten F<strong>in</strong>gern nach oben,<br />

das Wasser läuft <strong>in</strong> der Handfläche zusammen.<br />

Bunte Ste<strong>in</strong>e <strong>und</strong> rot-blaue Keramikfliesen<br />

verleihen dem Brunnen die typische<br />

H<strong>und</strong>ertwasser-Optik.<br />

Für Brunnenfetischisten ist L<strong>in</strong>z nicht nur darob<br />

e<strong>in</strong>e relativ gute Anlaufstelle: Im gesamten<br />

Stadtgebiet gibt es um die 80 Brunnen.<br />

E<strong>in</strong>er der ältesten <strong>und</strong> geschichtsträchtigsten<br />

steht im Hof des L<strong>in</strong>zer Schlosses: Der dortige<br />

„Carlone Brunnen“ stammt aus dem Jahr<br />

1672. Noch älter ist der Brunnen im Schloss<br />

Auhof bei der Kepler Universität (1628). E<strong>in</strong><br />

H<strong>in</strong>gucker: der „Wasserspeiende Gnom“ vor<br />

dem Cafe Traxlmayr auf der Promenade: Er<br />

wurde ursprünglich für den Platz beim Aufgang<br />

zur Wasserstiege (siehe 34) angekauft.<br />

Die neueste L<strong>in</strong>zer Brunnen-Version kommt<br />

ganz <strong>ohne</strong> Wasser aus: Der 2019 eröffnete„Lichtbrunnen“<br />

am Hofberg <strong>in</strong> der Altstadt<br />

er<strong>in</strong>nert e<strong>in</strong> bisschen an Luke Skywalkers Laserschwert:<br />

„Möge der seltsame Geschmack<br />

mit dir se<strong>in</strong>!“<br />

i<br />

<strong>LINZ</strong> UND SEINE BRUNNEN<br />

80 Brunnen gibt es im L<strong>in</strong>zer Stadtgebiet, die ältesten s<strong>in</strong>d fast 400 Jahre alt, der<br />

neueste ist komplett wasserlos. Der H<strong>und</strong>ertwasser-Brunnen auf der Spittelwiese ist e<strong>in</strong><br />

ganz besonderer H<strong>in</strong>gucker. -> www.l<strong>in</strong>za.at/l<strong>in</strong>zerbrunnen<br />

88


Wasserspielplatz <strong>und</strong> Brunnen <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em: der H<strong>und</strong>ertwasser Brunnen<br />

auf der Spittelwiese<br />

Neuzeitliche Version<br />

e<strong>in</strong>es Wasserspenders:<br />

der Lichtbrunnen<br />

am Hofberg<br />

Fotos: Senfsaat/ CC BY-SA 3.0 AT, Stadt L<strong>in</strong>z


41. Die fast vergessene Kirche<br />

Über die Anfänge der Pfarre Urfahr im Jahr 1500<br />

Über 40 römisch-katholische Kirchenbauten gibt es aktuell <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z. Auf dem heutigen Areal<br />

des wuchtigen, nüchternen Neuen Rathauses am nördlichen Brückenkopf stand e<strong>in</strong>st der älteste<br />

Kirchenbau Urfahrs. Wie so viele andere geschichtsträchtige Gebäude wurde die 1500<br />

begonnene <strong>und</strong> 1789 profanisierte Kirche im Jahr 1975 abgerissen. Es gibt aber noch Er<strong>in</strong>nerungen<br />

an die Nikolaikirche.<br />

Ende des 15. Jahrh<strong>und</strong>erts schickten die Urfahraner<br />

e<strong>in</strong> Ersuchen an den Kaiser, e<strong>in</strong>e<br />

eigene kle<strong>in</strong>e Kirche errichten zu dürfen,<br />

zusätzlich forderten sie das Marktrecht. Im<br />

August 1492 erteilte Kaiser Friedrich III. den<br />

Urfahranern die Erlaubnis, e<strong>in</strong>e dem hl. Nikolaus<br />

geweihte Kapelle zu errichten. Auf das<br />

Marktrecht mussten die Leut‘ nördlich der<br />

Donau h<strong>in</strong>gegen noch bis 1808 warten.<br />

Dar<strong>in</strong> wurde den Bew<strong>ohne</strong>rn zugestanden,<br />

„das sy a<strong>in</strong> Cappel ... e<strong>in</strong>zuerichten unnd dar<strong>in</strong><br />

messen durch Iren pfarrer unnd se<strong>in</strong>e<br />

Capla<strong>in</strong> halten lassen mögen. Doch daß sy<br />

dieselb Cappeln dermassen pauen das davon<br />

unser Statt [L<strong>in</strong>z] kha<strong>in</strong> schade auferstee.“<br />

Gr<strong>und</strong> war das besondere Naheverhältnis<br />

des Kaisers zu L<strong>in</strong>z, dessen E<strong>in</strong>fluss er nicht<br />

schmälern wollte. Etwa im Jahr 1500 dürfte<br />

mit dem Bau der ältesten Kirche Urfahrs begonnen<br />

worden se<strong>in</strong>. Die E<strong>in</strong>weihung führte<br />

1505 der Passauer Bischof durch, zu dessen<br />

Diözese L<strong>in</strong>z <strong>und</strong> Urfahr damals gehörten.<br />

Die f<strong>in</strong>anziellen Mittel reichten für e<strong>in</strong>e<br />

komplette Fertigstellung bis weit <strong>in</strong>s 16. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

nicht aus, sie blieb bis dah<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Provisorium,<br />

der Turm wurde gar erst 1707 nach<br />

e<strong>in</strong>er großzügigen Zuwendung des Kaisers <strong>in</strong><br />

Höhe von 500 Gulden errichtet.<br />

Nachdem man 1785 e<strong>in</strong>e eigene Pfarre Urfahr<br />

samt Kapuz<strong>in</strong>erkloster <strong>und</strong> Kirche (die heutige<br />

Stadtpfarrkirche neben dem AEC Museum)<br />

e<strong>in</strong>richtete, wurde die Nikolaikirche<br />

geschlossen <strong>und</strong> versteigert, der Bau fand als<br />

Getreidespeicher Verwendung. Der dortige<br />

Friedhof wurde 1788 geschlossen <strong>und</strong> an se<strong>in</strong>en<br />

heutigen Standort nördlich des Urfahraner<br />

Jahrmarktgeländes verlegt.<br />

1824 wurden <strong>in</strong> den Kirchenbau drei Stockwerke<br />

e<strong>in</strong>gezogen, die großen Fenster teilweise<br />

zugemauert <strong>und</strong> der Bau zu e<strong>in</strong>em Wohnhaus<br />

umfunktioniert. Im Zuge der Planungen<br />

des Neuen Rathauses wurde schließlich das<br />

ehemalige Gotteshaus 1975 sang- <strong>und</strong> klanglos<br />

abgerissen. Auf der Rückseite der unansehnlichen<br />

T<strong>in</strong>tenburg er<strong>in</strong>nern heute noch<br />

e<strong>in</strong>e Tafel <strong>und</strong> Reste von Granitsäulen an die<br />

vor über 520 Jahren erbauten <strong>und</strong> leider zerstörten<br />

Kirche.<br />

i<br />

DIE NIKOLAIKIRCHE URFAHR<br />

Im Jahr 1500 wurde mit der ältesten Kirche Urfahrs begonnen, auch der Urfahraner<br />

Friedhof befand sich e<strong>in</strong>st am Gelände des heutigen Neuen Rathauses. Am ehemaligen<br />

Standort bef<strong>in</strong>det sich seit 1985 die „Nikolaikapelle“, e<strong>in</strong> quadratischer Granitbau mit<br />

Kupferdach <strong>und</strong> Er<strong>in</strong>nerungstafel sowie e<strong>in</strong>igen Ste<strong>in</strong>resten.<br />

90


Oben: Die Nikolaikapelle er<strong>in</strong>nert an die 1500<br />

erbaute Nikolaikirche im Herzen Urfahrs.<br />

L<strong>in</strong>ks: Auf dem Foto von 1972 ist der<br />

hohe Kirchenbau am rechten Bildrand<br />

noch gut zu erkennen<br />

Fotos: Holzleitner, Archiv der Stadt L<strong>in</strong>z


42. E<strong>in</strong> Friedhof auf Wanderschaft<br />

Bewegende Geschichten r<strong>und</strong> um den St. Barbara Friedhof<br />

Der St. Barbara Friedhof ist zwar nicht der größte Friedhof der Stadt, um ihn ranken sich<br />

aber die spannendesten Geschichten. Es dauerte mehrere Jahrh<strong>und</strong>erte, bis er zu se<strong>in</strong>em<br />

heutigen Platz fand. Auf e<strong>in</strong>em abgetrennten Areal bef<strong>in</strong>det sich der 165 Jahre alte Jüdische<br />

Friedhof. Umgefallene Grabste<strong>in</strong>e, ja sogar E<strong>in</strong>schusslöcher aus der NS-Zeit f<strong>in</strong>den sich auf<br />

den Grabste<strong>in</strong>en. E<strong>in</strong> bewegendes Dokument e<strong>in</strong>er furchtbaren Zeit.<br />

Der St. Barbara Friedhof war lange auf Wanderschaft.<br />

Bis 1286 reicht se<strong>in</strong>e wechselhafte<br />

Geschichte zurück. Heute hat der „St. Barbara<br />

Gottesacker“ e<strong>in</strong>e Fläche von 12 Hektar <strong>und</strong><br />

beherbergt etwa 20.000 Gräber. Ende des 13.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts wurde im Zuge der Errichtung<br />

der Stadtpfarrkirche beim heutigen Pfarrplatz<br />

e<strong>in</strong> Pfarrfriedhof angelegt. In den<br />

nächsten Jahrh<strong>und</strong>erten nahm<br />

der Friedhof mehrere Plätze <strong>in</strong><br />

der Innenstadt e<strong>in</strong> – erst an der<br />

Spittelwiese, später im Bereich<br />

der heutigen Seilerstätte. E<strong>in</strong><br />

Hofdekret von Kaiser Joseph<br />

II. schrieb die Verlegung von<br />

Friedhöfen aus den Innenstädten<br />

<strong>in</strong>s Umland vor, weshalb die<br />

Begräbnisstätten an der Landstraße<br />

1786 aufgelassen werden<br />

mussten <strong>und</strong> auf das heutige Areal, das sich<br />

damals noch außerhalb der Stadt befand, verlegt<br />

wurde.<br />

Der von e<strong>in</strong>er Mauer umschlossene jüdische<br />

Friedhofsteil liegt im östlichen Bereich <strong>und</strong><br />

unterscheidet sich optisch klar von christlichen<br />

Gottesäckern. Efeu <strong>und</strong> Gras beherrschen<br />

die Szenerie, kle<strong>in</strong>e Ste<strong>in</strong>e werden<br />

beim Besuch auf den Grabste<strong>in</strong> gelegt, die<br />

Grabste<strong>in</strong>e tragen beidseitig e<strong>in</strong>e Beschriftung<br />

<strong>und</strong> die Gräber werden nie aufgelassen<br />

oder e<strong>in</strong>geebnet. 1923 zählte L<strong>in</strong>z 931 Juden,<br />

zu Kriegsbeg<strong>in</strong>n 1938 waren es<br />

noch r<strong>und</strong> 800. Viele wanderten<br />

aus, etwa 240 aber wurden bis<br />

Kriegsende ermordet. Die jüdischen<br />

Mitbürger hatten es selbst<br />

bei Bestattungen nicht leicht: Bis<br />

<strong>in</strong>s 19. Jahrh<strong>und</strong>ert mussten sie<br />

ihre Toten am jüdischen Friedhof<br />

im südböhmischen Rosenberg bestatten.<br />

Erst 1862 konnte die jüdische<br />

Geme<strong>in</strong>de e<strong>in</strong> Gr<strong>und</strong>stück<br />

nur 200 Meter vom St. Barbara<br />

Friedhof entfernt erwerben, aus dem die heutige<br />

letzte Ruhestätte hervorgeht. Auch für<br />

nichtjüdische Männer ist es übrigens Pflicht,<br />

auf dem Friedhof e<strong>in</strong>e Kopfbedeckung zu tragen<br />

(Kippa oder Hut).<br />

i<br />

DER JÜDISCHE FRIEDHOF IN <strong>LINZ</strong><br />

Erst Mitte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts ließen sich die ersten Juden nach ihrer Vertreibung von<br />

1420 wieder <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z nieder. 1863 wurde das Recht zum Erwerb von unbeweglichen Güten<br />

zugestanden, e<strong>in</strong> eigener Friedhof beim Barbara-Friedhof entstand. E<strong>in</strong> Besuch ist<br />

nur nach Rücksprache mit der Israelitischen Kultusgeme<strong>in</strong>de möglich (0732-779805).<br />

92


E<strong>in</strong> ganz besonderer Ort:<br />

der Jüdische Friedhof <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z


43. Graffitistadt L<strong>in</strong>z<br />

Der Mural Harbor ist mittlerweile überall<br />

Über die Jahre ist im L<strong>in</strong>zer Hafen Europas größte Graffiti <strong>und</strong> Muralismo Galerie entstanden.<br />

Mittlerweile s<strong>in</strong>d es mehr als 300 Kunstwerke, die sich auf e<strong>in</strong>em Urban Walk teils auf<br />

eigene Faust erk<strong>und</strong>en lassen. Der Hafen ist aber längst nicht mehr der e<strong>in</strong>zige Graffiti-Hotspot<br />

der City.<br />

2011 entschloss sich die Stadt L<strong>in</strong>z, ihre Hafenbecken<br />

zu e<strong>in</strong>em guten Drittel zuzuschütten,<br />

um mehr Platz für morbide Lagerhallen<br />

zu schaffen. Für viele war das e<strong>in</strong> regelrechter<br />

Frevel – jede Stadt der Welt wüsste wohl<br />

besseres anzufangen mit wertvollen urbanen<br />

Wasserflächen. Dem parallel dazu entstandenen<br />

„Mural Harbor“ hat<br />

diese unrühmliche Entscheidung<br />

aber nicht geschadet, im<br />

Gegenteil: Es gibt mehr Hallen,<br />

die besprayten Flächen <strong>und</strong><br />

Kunstwerke von Graffiti Artists<br />

aus über 30 Ländern s<strong>in</strong>d jetzt<br />

noch e<strong>in</strong>facher <strong>und</strong> besser zu<br />

erreichen. E<strong>in</strong>es der Highlights:<br />

e<strong>in</strong> Motiv des famosen Karikaturisten<br />

Gerhard Haderer, das<br />

e<strong>in</strong>en „zungenpritschelnden“<br />

Polizisten mit e<strong>in</strong>em ertappten<br />

Sprayer zeigt (auf der Landzunge<br />

zwischen Becken 2 <strong>und</strong> 3). Besichtigt werden<br />

können die Kunstwerke auch auf eigene<br />

Faust (wobei e<strong>in</strong>ige Bereiche auf Firmenarealen<br />

liegen <strong>und</strong> nicht frei zugänglich s<strong>in</strong>d),<br />

via Führung zu Fuß oder vom Schiff aus. Im<br />

Mural Harbor kann sich auch jeder <strong>in</strong> eigenen<br />

Crashkursen als Graffiti-Artist versuchen <strong>und</strong><br />

selbst zur Spraydose greifen (weitere Infos:<br />

muralharbor.at).<br />

Die L<strong>in</strong>zer Graffiti-Mania hat mittlerweile die<br />

gesamte Stadt erfasst – e<strong>in</strong> weiteres Epizentrum<br />

hat sich an der Flussmauer der Oberen<br />

Donaulände verfestigt. Selbst die<br />

2021 eröffnete Neue Eisenbahnbrücke<br />

<strong>und</strong> die neuen Bypässe<br />

der Voestbrücke wurde bereits<br />

fleißig getaggt, was für heiße<br />

Kontroversen bei den Stadtvätern<br />

(<strong>und</strong> -müttern, eh klar) sorgte.<br />

Echte H<strong>in</strong>gucker fehlen hier aber.<br />

Nicht ganz <strong>in</strong> die Sparte ‚Klassische<br />

Graffiti‘ fällt der über 102<br />

Meter hohe Gasometer bei der<br />

Werkse<strong>in</strong>fahrt der voestalp<strong>in</strong>e,<br />

an dem zum<strong>in</strong>dest ke<strong>in</strong> Autobahn-Fahrer<br />

vorbeikann. Er ist<br />

seit dem Kulturhauptstadtjahr 2009 e<strong>in</strong> Symbol<br />

für die Weltoffenheit des Konzerns – mit<br />

Willkommensgrüßen <strong>in</strong> über 50 Sprachen<br />

auf 45.000 Quadratmetern Fläche, was über<br />

fünf Fußballfeldern entspricht.<br />

i<br />

GRAFFITI HOTSPOTS<br />

Die Wände <strong>und</strong> Lagerhallen des Mural Harbor bilden nur e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Teil der L<strong>in</strong>zer<br />

Graffitikunst ab. E<strong>in</strong> über 500m langes, sich ständig änderndes XL-Gemälde f<strong>in</strong>det sich<br />

an der Mauer von der Nibelungenbrücke bis zum Römerbergtunnel. Ebenfalls e<strong>in</strong> Hit:<br />

die Unterführung Wienerstraße Höhe A7/WIFI. -> www.l<strong>in</strong>za.at/graffiti-l<strong>in</strong>z<br />

Fotos: voestalp<strong>in</strong>e, Holzleitner<br />

94


Der küssende Kieberer<br />

vom Haderer<br />

An der Oberen Donaulände<br />

Uuuups: im Mural Harbor<br />

Unterführung Wienerstraße<br />

Höhe A7/WIFI


44. Die L<strong>in</strong>zer Titanic<br />

E<strong>in</strong> Untergang, der sich seit elf Jahren dah<strong>in</strong>zieht<br />

Auch L<strong>in</strong>z hat e<strong>in</strong>e Titanic, sie ist mittlerweile e<strong>in</strong> uniquer Fotospot für urbane Abenteurer:<br />

Die 1965 gebaute <strong>und</strong> 2010 versunkene „Schwimmende Werkstätte“. Seit elf Jahren<br />

liegt das mit Altöl <strong>und</strong> Asbest umweltbelastete, leckgeschlagene Wrack im L<strong>in</strong>zer Hafen. E<strong>in</strong><br />

Rechtsstreit verh<strong>in</strong>derte bislang se<strong>in</strong>e Bergung.<br />

Ke<strong>in</strong>e Frage: Das D<strong>in</strong>g schaut irgendwie cool<br />

aus, ist aber e<strong>in</strong>e ziemliche Sauerei, weil es<br />

auch als tickende Umweltbombe gilt. Im<br />

Oktober 2010 brach e<strong>in</strong> vermutlich durch<br />

Obdachlose verursachter Brand an Bord aus,<br />

im Dezember senkte sich der Ponton zur<br />

Seite <strong>und</strong> versank zur Hälfte im Hafenbecken.<br />

E<strong>in</strong>st wurde der mittlerweile 56 Jahre<br />

alte Schwimmkörper<br />

von der Donaudampfschifffahrtsgesellschaft<br />

(DDSG) als schwimmende<br />

(Lehr-)Werkstätte<br />

genutzt, aber 1995<br />

aufgegeben, die e<strong>in</strong>st so<br />

stolze DDSG zerschlagen<br />

<strong>und</strong> privatisiert.<br />

Der Anblick des halb<br />

versunkenen, 86 Meter<br />

langen <strong>und</strong> 14 Meter<br />

breiten Schrotthaufens ist ke<strong>in</strong> Alltäglicher.<br />

E<strong>in</strong>e r<strong>und</strong> um das Objekt angebrachte Ölsperre<br />

zeigt, dass auch elf Jahre nach se<strong>in</strong>em Teiluntergang<br />

noch immer Öle <strong>und</strong> andere Stoffe<br />

austreten. Der Wiener Eventveranstalter <strong>und</strong><br />

Gastronom Norbert Weber hatte die Schwimmende<br />

Werkstätte 1997 erworben, wollte das<br />

Schiff zu e<strong>in</strong>em Restaurant umbauen <strong>und</strong><br />

nach Wien schleppen, aber daraus wurde<br />

(wohl aus f<strong>in</strong>anziellen Gründen) nichts, ehe<br />

der Kahn sank. Gerichtlich wurde festgestellt,<br />

dass er die 600.000 Euro teure Bergung übernehmen<br />

muss. Gegen den Wiener wurde e<strong>in</strong><br />

Konkursverfahren abgewickelt,<br />

jedoch mangels<br />

Masse e<strong>in</strong>gestellt. Aktuell<br />

soll es e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>ternationale<br />

Investorengruppe<br />

geben, die Interesse an<br />

dem Schiff hätte <strong>und</strong><br />

die Bergungskosten, die<br />

mittlerweile auf e<strong>in</strong>e<br />

Million Euro gestiegen<br />

s<strong>in</strong>d, übernehmen will.<br />

Geplant se<strong>in</strong> soll diesmal<br />

e<strong>in</strong> Kunstschiff <strong>in</strong>klusive Gastronomie<br />

<strong>und</strong> Veranstaltungsräumen. Wie weit der<br />

marode Schwimmkörper überhaupt noch für<br />

e<strong>in</strong>e Restaurierung taugt, steht freilich auf<br />

e<strong>in</strong>em anderen Blatt.<br />

i<br />

DIE (FAST NICHT MEHR) SCHWIMMENDE WERKSTÄTTE<br />

Zu f<strong>in</strong>den ist die „L<strong>in</strong>zer Titanic“ zwischen erstem <strong>und</strong> zweitem Becken des Handelshafens.<br />

Ob <strong>und</strong> wann das 86 Meter lange, asbestverseuchte Wrack geborgen wird, ist<br />

nach wie vor unklar. Die besten Fotos lassen sich vom gegenüberliegenden Ufer oder<br />

vom Wasser aus (Paddelboot) machen.<br />

96


Titanic geht ganz offensichtlich auch<br />

<strong>ohne</strong> Eisberg: die (nur mehr zur Hälfte)<br />

Schwimmende Werkstätte im L<strong>in</strong>zer Hafen


45. Total Kanal<br />

L<strong>in</strong>z <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Abwässer<br />

Über 200 Jahre alt <strong>und</strong> mehr als 1.000 Kilometer lang ist das L<strong>in</strong>zer Kanalnetz. Bis 1809 wurde<br />

der Großteil der Abwässer direkt über die Straßen entsorgt, ehe die ersten unterirdischen<br />

Kanäle erbaut wurden. E<strong>in</strong> ganz besonderes „Exemplar“ f<strong>in</strong>det man am L<strong>in</strong>zer Hofberg.<br />

Bis <strong>in</strong>s 18. Jahrh<strong>und</strong>ert wurden die Abwässer<br />

aus den Häusern direkt <strong>in</strong> die „Reichen“<br />

– meist gemauerte, schmale Gässchen zwischen<br />

den Häuserzeilen – ausgeleitet, von wo<br />

aus sie sich über die Straßen ergossen. E<strong>in</strong>mal<br />

im Jahr wurden diese Reichen von Taglöhnern<br />

freigeschau felt – e<strong>in</strong> echter Drecksjob.<br />

Der Sche<strong>in</strong> trügt aber: Diese Schwerarbeiter<br />

wurden „Nachtkönige“ genannt, weil ihr Verdienst<br />

für damalige Verhältnisse hoch war.<br />

E<strong>in</strong>e dieser Reichengassen f<strong>in</strong>det<br />

man heute noch <strong>in</strong> ihrem<br />

Urzustand <strong>in</strong> der Altstadt Hofberg<br />

6 <strong>und</strong> 8).<br />

Im L<strong>in</strong>z des 18. <strong>und</strong> 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

miefelte es überall<br />

gewaltig, viele Häuser hatten<br />

Senkgruben, die oft überliefen<br />

<strong>und</strong> teilweise bis zum Gr<strong>und</strong>wasserspiegel<br />

h<strong>in</strong>untergegraben wurden, was<br />

die Tr<strong>in</strong>kwassersituation verschärfte. In L<strong>in</strong>z,<br />

da st<strong>in</strong>kt‘s – dieser Spruch hatte bereits vor<br />

200 Jahren Gültigkeit. 1809 entstand e<strong>in</strong> erster<br />

Kanal – der Franzosenkanal unter der Promenade,<br />

der <strong>in</strong> Folge Richtung Theater <strong>und</strong><br />

Klammgasse bis zur Hirschgasse erweitert<br />

wurde <strong>und</strong> direkt zur Donau h<strong>in</strong>unterführte.<br />

Der Name begründet sich daher, weil er unter<br />

i<br />

98<br />

DIE KLEINSTE GASSE VON <strong>LINZ</strong><br />

der damals französischen Herrschaft erbaut<br />

wurde. Ab 1867 diskutierte man im Geme<strong>in</strong>derat<br />

die dr<strong>in</strong>gend nötige Erweiterung des<br />

Kanalnetzes. Nach e<strong>in</strong>em Beschluss 1869, „die<br />

Kanalisierung der Stadt L<strong>in</strong>z nach dem zwekmässigsten<br />

System durchzuführen,“ wurde<br />

der erste große Ausbau bis 1884 umgesetzt:<br />

Der größte Teil der <strong>in</strong>neren Stadt war damit<br />

kanalisiert, die Abwässer wurden ungeklärt<br />

<strong>in</strong> den sog. „Fabriksarm“ – e<strong>in</strong>em Seitenarm<br />

der Donau (Höhe Parkbad) geleitet.<br />

Als dieser zusehends verlandete, flossen<br />

die Abwässer ab 1890 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

neuen Hauptsammelkanal auf Höhe<br />

des Tabakfabrik-Sportplatzes <strong>in</strong> die<br />

Donau. Der mittlerweile stillgelegte<br />

Kanal direkt unter dem Spielfeld besteht<br />

heute noch <strong>und</strong> soll <strong>in</strong> den Bau<br />

des neuen Stadions <strong>in</strong>tegriert werden<br />

(Bild l<strong>in</strong>ks).<br />

Erst ab 1960 sorgt die Kläranlage L<strong>in</strong>z-Süd für<br />

halbwegs klare Verhältnisse. Und 1979 g<strong>in</strong>g<br />

<strong>in</strong> Asten die größte Kläranlage des Landes <strong>in</strong><br />

Betrieb, sie ist auf e<strong>in</strong>e Abwasserbelastung<br />

von 950.000 E<strong>in</strong>w<strong>ohne</strong>rn ausgelegt. 1900 war<br />

die L<strong>in</strong>zer Kanalisation erst 38km lang. Heute<br />

s<strong>in</strong>d es über 570km <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z <strong>und</strong> 848km <strong>in</strong> den<br />

Umlandgeme<strong>in</strong>den. Eben Total Kanal.<br />

Die „Reichengasse“ vom Schloss zur Altstadt (Hofberg 6/8) ist heute noch erhalten.<br />

Sie ist ke<strong>in</strong>e klassische Gasse, sondern e<strong>in</strong> mittelalterlicher Abwassergraben, über den<br />

von Fäkalien bis h<strong>in</strong> zu Küchenabfällen alles entsorgt wurde. -> www.l<strong>in</strong>za.at/Kanal


Grüße aus dem Mittelalter:<br />

das „Reichengässchen“ am Hofberg<br />

<strong>in</strong> der L<strong>in</strong>zer Altstadt


46. Lido di L<strong>in</strong>z<br />

Forget Jesolo: L<strong>in</strong>z hat bereits fünf Stadtstrände<br />

L<strong>in</strong>z <strong>und</strong> die Donau: Der Status zwischen den beiden lautete sehr lange „Es ist kompliziert“.<br />

Doch mittlerweile ist die Stadt tatsächlich an den großen Fluss gerückt. An der etwa 20 Kilometer<br />

langen Uferl<strong>in</strong>ie auf Stadtgebiet entstehen immer mehr Strände <strong>und</strong> Uferzonen. Und:<br />

Es wird gebadet wie noch nie. Auf geht‘s: Strandspaziergang!<br />

Die Uferbefestigung der L<strong>in</strong>zer Donau gleicht<br />

jener, wie sie <strong>in</strong> fast allen großen Fluss-Städten<br />

zu f<strong>in</strong>den ist: schroffe Abhänge <strong>und</strong> grobes<br />

Blockwerk, das den Zugang zum Wasser<br />

verunmöglicht. Baden wollte <strong>in</strong> der Donau<br />

<strong>ohne</strong>h<strong>in</strong> kaum jemand, die Wasserqualität<br />

hatte nicht den besten Ruf. Aber <strong>in</strong> den letzten<br />

20 Jahren kam Bewegung <strong>in</strong> die Sache, <strong>in</strong><br />

L<strong>in</strong>z entstanden legere Wohlfühlplätze an<br />

der Donau. Etwa beim W<strong>in</strong>terhafen, wo e<strong>in</strong><br />

durch den Bau des Kraftwerks Asten (1979)<br />

e<strong>in</strong> <strong>in</strong> den Donaufluten verschw<strong>und</strong>ener<br />

Schotterstrand auf 300 Metern Länge neu aufgeschüttet<br />

wurde <strong>und</strong> e<strong>in</strong> echter Hotspot für<br />

ungezwungenes Baden (auch mit H<strong>und</strong>) ist<br />

– gerade mal 2,5 Kilometer vom Hauptplatz<br />

entfernt.<br />

Das letzte große Hochwasser suchte L<strong>in</strong>z 2013<br />

heim – <strong>und</strong> dass solche Fluten auch ihr Gutes<br />

haben, zeigte sich unterhalb des Plesch<strong>in</strong>ger<br />

Sees, wo sich aus Sand <strong>und</strong> Ablagerungen e<strong>in</strong><br />

wildromantischer Flachwasserbereich bildete.<br />

E<strong>in</strong> echtes Best of Naturbaden!<br />

Apropos Hochwasser von 2013: Dieses hat<br />

auch das flache Ufer des Ste<strong>in</strong>metzplatzls <strong>in</strong><br />

100i<br />

DIE <strong>LINZ</strong>ER DONAU – VON PFUI ZU HUI<br />

Alt-Urfahr wegrasiert. 2016 wurden daher<br />

30.000 Kubikmeter Schotter, die man zuvor<br />

aus der Flussmitte rausbaggerte, auf 700 Meter<br />

Länge aufgeschüttet. Seitdem ist der Ste<strong>in</strong>metzplatzl<br />

DAS Donaubadeepizentrum, nur<br />

500 Meter Luftl<strong>in</strong>ie vom Hauptplatz, urbanes<br />

Strandfeel<strong>in</strong>g vom Fe<strong>in</strong>sten!<br />

Neu im Beach-Rank<strong>in</strong>g ist der frisch gestaltete<br />

Uferbereich der Neuen Eisenbahnbrücke<br />

mit Strombuhnen <strong>und</strong> Ste<strong>in</strong>stufen – nett,<br />

aber teilweise etwas steril. Gespannt se<strong>in</strong> darf<br />

man auch auf die geplante Donaubucht am<br />

Jahrmarktgelände, die bis 2023 verwirklicht<br />

werden soll. Die L<strong>in</strong>zer Donaustrände lassen<br />

sich übrigens <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er fe<strong>in</strong>en 2-St<strong>und</strong>en-R<strong>und</strong>e<br />

erwandern.<br />

Uiiii, fast vergessen hätten wir jetzt den wiesenbewachsenen<br />

Donaustrand <strong>in</strong> St. Margarethen<br />

– wohl der schönste L<strong>in</strong>zer Donaubeach,<br />

aber leider etwas vom Schuss. Die Badefreuden<br />

an der Donau begannen übrigens 1926<br />

mit e<strong>in</strong>em Strombad für Männer, das aus zwei<br />

ane<strong>in</strong>andergeb<strong>und</strong>enen Kähnen oberhalb des<br />

Urlaubsste<strong>in</strong>s vor Margarethen bestand, <strong>in</strong><br />

deren Mitte man im Donauwasser badete.<br />

Bis <strong>in</strong> die 1970er-Jahre entsorgte auch L<strong>in</strong>z se<strong>in</strong>e Abwässer großteils ungeklärt <strong>in</strong> die<br />

Donau, die Traun im L<strong>in</strong>zer Süden war durch chemische Abwässer e<strong>in</strong> nahezu toter<br />

Fluss. Baden? Undenkbar. Jetzt ist alles gut: Aktuelle Messungen der Wasserqualität im<br />

Raum L<strong>in</strong>z ergeben regelmäßige Bewertungen von „Gut“ bis „Ausgezeichnet“.<br />

Fotos: Holzleitner, Openstreetmap Mitwirkende


Beim Ste<strong>in</strong>metzplatzl<br />

1<br />

3<br />

Der Donaustrand<br />

am W<strong>in</strong>terhafen<br />

3<br />

2<br />

4<br />

1<br />

4<br />

Sand statt Schotter gibt‘s unterhalb<br />

des Plesch<strong>in</strong>ger Sees<br />

2<br />

Der neue Uferbereich bei<br />

der Eisenbahnbrücke


47. Mit dem Bus auf der Donau<br />

E<strong>in</strong> rasantes Nahverkehrsprojekt mit mächtig W<strong>in</strong>d um die Ohren<br />

E<strong>in</strong>e spannende private Initiative <strong>in</strong> Sachen Nahverkehr startete im Mai 2019 auf der Donau:<br />

Das Brüderduo Markus <strong>und</strong> Peter Luger verb<strong>in</strong>det seitdem Ottensheim <strong>und</strong> L<strong>in</strong>z mit e<strong>in</strong>em<br />

“Donaubus”-Katamaran. Fahrzeit des Schnellbootes: schlanke 14 M<strong>in</strong>uten. Neben Touristen<br />

nutzen auch Pendler <strong>und</strong> Ausflügler das rasante, fast 50km/h schnelle AngeBOOT.<br />

Die Donau wird als Wasserstraße nach wie<br />

vor kaum genutzt, dabei g<strong>in</strong>ge so viel mehr:<br />

Nur zu 20 Prozent ist die mögliche Kapazität<br />

aktuell ausgeschöpft. In Sachen Nahverkehr<br />

wird die Donau überhaupt nicht <strong>in</strong> Anspruch<br />

genommen, obwohl es sich auf der angrenzenden<br />

B<strong>und</strong>esstraße täglich kilometerlang<br />

staut. Die Wasserstraße benötigt zudem die<br />

günstigste Infrastruktur, es braucht ke<strong>in</strong>e<br />

Schienen, Straßen oder Ampeln, nur die entsprechenden<br />

Boote müssten angeschafft <strong>und</strong><br />

betrieben werden.<br />

Genau diese Idee hatte e<strong>in</strong> Duo im Jahr 2019:<br />

Geme<strong>in</strong>sam mit se<strong>in</strong>em Bruder Peter betrieb<br />

Markus Luger bereits zuvor die gut gehende<br />

Donaufähre im Raum Schlögen – <strong>und</strong> genau<br />

darum hatte er auch ke<strong>in</strong>e Bedenken, dass das<br />

neue Projekt – e<strong>in</strong> Katamaran zwischen Ottensheim<br />

<strong>und</strong> L<strong>in</strong>z – <strong>in</strong> die Hose gehen könnte:<br />

“Wir wussten, dass es funktionieren wird.”<br />

Bereits <strong>in</strong> der kurzen ersten Saison 2019, die<br />

nur wenige Monate dauerte, wurden bereits<br />

über 5.000 Fahrgäste befördert. Nur e<strong>in</strong> überschaubarer<br />

Teil der Fahrgäste waren Radtouristen,<br />

der große Rest E<strong>in</strong>heimische, teils<br />

Leute aus Ottensheim <strong>und</strong> Umgebung, die<br />

i<br />

DER DONAUBUS <strong>LINZ</strong>-OTTENSHEIM<br />

102<br />

den Donaubus als reguläres Verkehrsmittel<br />

nutzten – für Besorgungen, als Pendler mit<br />

dem Fahrrad <strong>und</strong> Ausflügler aus der Region.<br />

Und e<strong>in</strong> beachtlicher Teil bestand aus L<strong>in</strong>zer<br />

<strong>und</strong> L<strong>in</strong>z-Touristen, die e<strong>in</strong>en Ausflug nach<br />

Ottensheim unternahmen.<br />

Die Strecke bietet großes K<strong>in</strong>o – geht es doch<br />

durch das bewaldete Donautal westlich von<br />

L<strong>in</strong>z. Durch die besondere Bauweise kann<br />

man sich ganz vorne an den Bug stellen <strong>und</strong><br />

sich den Fahrtw<strong>in</strong>d ordentlich um die Nase<br />

pfeifen lassen. Apropos Fahrtw<strong>in</strong>d: Dafür ist<br />

mächtig gesorgt, denn der r<strong>und</strong>um verkleidete<br />

Katamaran erreicht e<strong>in</strong>e Geschw<strong>in</strong>digkeit<br />

von 45km/h <strong>und</strong> lässt den Stau auf der Rohrbacher<br />

B<strong>und</strong>esstraße l<strong>in</strong>ks liegen. Die Fahrzeit<br />

von nur 14 M<strong>in</strong>uten für die 9,3 Kilometer<br />

lange Route kann sogar mit der Mühlkreisbahn<br />

konkurrieren, zudem landet man mit<br />

dem Donaubus direkt unter der Nibelungenbrücke<br />

beim Neuen Rathaus, nur fünf Gehm<strong>in</strong>uten<br />

vom Hauptplatz entfernt. Platz ist<br />

für 12 Fahrgäste plus Fahrräder. Die Fahrt mit<br />

dem Donaubus-Katamaran ist e<strong>in</strong> Erlebnis<br />

für Groß & Kle<strong>in</strong>, auch H<strong>und</strong>e s<strong>in</strong>d willkommen.<br />

Ahoi, L<strong>in</strong>zer Landratten!<br />

Gefahren wird von Anfang Mai bis Mitte Oktober zwischen 9 <strong>und</strong> 18 Uhr im St<strong>und</strong>entakt<br />

(ab Ottensheim zur vollen St<strong>und</strong>e, ab L<strong>in</strong>z jeweils um 20 nach Punkt). Aufgr<strong>und</strong> der<br />

begrenzten Platzanzahl wird e<strong>in</strong>e telefonische Anmeldung empfohlen. Infos: 699 11 20<br />

61 73 bzw. -> www.donaubus.at<br />

Fotos: Holzleitner, Openstreetmap Mitwirkende


Kurz vor der „Landung“:<br />

Der pfeilschnelle Donaubus<br />

bei der Ankunft <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z


48. L<strong>in</strong>z ganz unten<br />

An der tiefsten Stelle der Stadt<br />

Die Donau <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z birgt so manches Geheimnis: Interessante E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> das Innenleben des<br />

Flusses geben Reliefdarstellungen des Bodens der viadonau – mit e<strong>in</strong>igen überraschenden<br />

Details: Die Donau ist an manchen Stellen des Stadtgebiets fast 14 Meter tief – dort, wo sich<br />

die Strömung des Flusses beharrlich <strong>in</strong> den Prallhang gegraben hat.<br />

An der Oberfläche wirkt die Donau ruhig,<br />

flach <strong>und</strong> gutmütig. Aber der Flussgr<strong>und</strong><br />

birgt so e<strong>in</strong>ige Überraschungen. In e<strong>in</strong>er aktuellen<br />

Reliefdarstellung des Flussbodens zeigt<br />

sich e<strong>in</strong> abenteuerliches Tiefenprofil mit Gräben,<br />

Löchern, Felsen <strong>und</strong> Flachzonen.<br />

Im Bereich der Urfahrwänd’ ist der Gr<strong>und</strong> der<br />

Donau ste<strong>in</strong>ig <strong>und</strong> stark zerklüftet, die tiefsten<br />

Stellen dort (9,46 Meter) bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong><br />

der Flussmitte. Bei den L<strong>in</strong>zer Donaubrücken<br />

beträgt die Wassertiefe zwischen vier <strong>und</strong><br />

acht Meter. Ebenfalls e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressantes Bild:<br />

Die Flusspfeiler ziehen lange, strömungsangepasste<br />

Furchen nach sich.<br />

Die tiefen Stellen der Donau bef<strong>in</strong>den sich<br />

unterhalb der VOEST-Brücke beim kurvenäußeren<br />

Flussufer am Prallhang. Dort gräbt die<br />

stärkere Strömung tiefe Stellen aus, die sich<br />

allesamt <strong>in</strong> direkter Ufernähe bef<strong>in</strong>den. In<br />

der Flusskurve auf Höhe des Plesch<strong>in</strong>gersees<br />

– dort, wo das Wasser am stärksten Richtung<br />

Ufer drückt, bef<strong>in</strong>det sich mit 13,57 Meter die<br />

tiefste Donau-Stelle im L<strong>in</strong>zer Raum. Hier befand<br />

sich e<strong>in</strong>st der ab 1914 von Kriegsgefangenen<br />

gegrabene L<strong>in</strong>zer Petroleumhafen, der<br />

Die h<strong>und</strong>erte Meter langen<br />

Furchen h<strong>in</strong>ter den Flusspfeilern<br />

wurden von der<br />

Strömung des Flusses<br />

geformt<br />

Zerklüftet <strong>und</strong> teilweise felsig: das<br />

Flussbett der Donau zwischen Urfahrwänd’<br />

<strong>und</strong> Nibelungenbrücke – hier<br />

s<strong>in</strong>d neben den bestehenden Pfeilern noch<br />

die F<strong>und</strong>amente der alten Brückenpfeiler<br />

(1869 bis 1938) am Flussgr<strong>und</strong> sichtbar<br />

Bilder: viadonau


aufgr<strong>und</strong> der unberechenbaren Strömungsverhältnisse<br />

jedoch kaum benutzt <strong>und</strong> nach<br />

wenigen Jahren wieder aufgelassen wurde.<br />

Bei der Ausfahrt des Handelshafens erkennt<br />

man <strong>in</strong> der Flussmitte e<strong>in</strong>en tiefen Graben,<br />

der sich gut 500 Meter <strong>in</strong> Fließrichtung erstreckt.<br />

Auf Höhe des Segelflugplatzes präsentiert<br />

sich der Schotter-Flussboden der Donau<br />

dann wellig <strong>und</strong> unruhig.<br />

Vor 43 Jahren war die Donau übrigens noch<br />

um e<strong>in</strong>iges untiefer. 1978 wurde das Kraftwerk<br />

Abw<strong>in</strong>den-Asten eröffnet, durch den<br />

daraus entstandenen<br />

Rückstau stieg der Pegel<br />

<strong>in</strong> L<strong>in</strong>z dauerhaft um über zwei Meter an.<br />

Davor gab es bei Niedrigwasser noch große<br />

Schotterbänke beim Jahrmarktgelände, südlich<br />

des Handelshafens <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e besonders<br />

große beim W<strong>in</strong>terhafen (letztere wurde 2009<br />

<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>erem Rahmen wieder aufgeschüttet).<br />

Der niedrigste Wasserstand beim Pegel L<strong>in</strong>z<br />

betrug vor dem Kraftwerksbau übrigens 30<br />

Zentimeter. In e<strong>in</strong>er alten Chronik ist gar zu<br />

lesen, dass manche Sommer (etwa im Jahr<br />

1473) sehr heiß gewesen seien <strong>und</strong> man die<br />

Donau problemlos durchwaten konnte, was<br />

des öfteren möglich gewesen se<strong>in</strong> soll.<br />

13,57 m: Die tiefste Stelle<br />

der L<strong>in</strong>zer Donau bef<strong>in</strong>det<br />

sich auf Höhe des W<strong>in</strong>terhafens<br />

am nördlichen<br />

Donauufer<br />

Möglicherweise Reste<br />

e<strong>in</strong>es alten Seitenarms: e<strong>in</strong><br />

mysteriöser, 500m langer,<br />

tiefer Unterwassergraben<br />

tut sich auf Höhe des<br />

Handelshafens auf<br />

i<br />

DONAU-FLUSSBETT<br />

Die tiefste Stelle der Donau<br />

liegt südwestlich des Plesch<strong>in</strong>ger<br />

Sees – dort, wo die Strömung<br />

mit voller Wucht auf das<br />

Ufer trifft, hat das Wasser e<strong>in</strong>en<br />

13,57m tiefen Kolk gegraben.<br />

“Dünenlandschaft”: der<br />

unruhige Flussgr<strong>und</strong><br />

östlich des L<strong>in</strong>zer<br />

Segelflugplatzes


49. Dreierlei Gipfel<br />

Die luftigen Höhen östlich der Stadt<br />

Im Osten von L<strong>in</strong>z wartet e<strong>in</strong> ganz besonderer Berg: Der mächtige, bewaldete Pfenn<strong>in</strong>gberg<br />

(616m) besitzt als e<strong>in</strong>ziger Berg OÖs zwei Kreuze, drei Gipfel <strong>und</strong> e<strong>in</strong>ige unfassbar mystische<br />

Kraftplätze. Das Herz, aber auch das Auge erfreut sich an dieser mehr als formidablen zweistündigen<br />

Wanderr<strong>und</strong>e mit 400 Höhenmetern <strong>und</strong> gewaltigen Ausblicken auf die City.<br />

Der Pfenn<strong>in</strong>gberg ist e<strong>in</strong> mächtiger Waldrücken,<br />

der das L<strong>in</strong>zer Becken im Osten e<strong>in</strong>rahmt<br />

<strong>und</strong> nahezu nach e<strong>in</strong>er Besteigung<br />

schreit. Kann er haben: Nach e<strong>in</strong>em reschen<br />

Anstieg durch w<strong>und</strong>erschönen Mischwald<br />

mit mächtigen Buchen <strong>und</strong> Eichen ist das<br />

Gipfelkreuz (616m) nach e<strong>in</strong>er guten St<strong>und</strong>e<br />

erreicht. Dank e<strong>in</strong>es Orkans, der vor e<strong>in</strong>igen<br />

Jahren den Wald e<strong>in</strong>ebnete, kann man von<br />

hier aus auch e<strong>in</strong> paar Blicke Richtung L<strong>in</strong>z<br />

werfen. 20 Meter östlich des Gipfels f<strong>in</strong>det<br />

sich e<strong>in</strong> mystischer Ste<strong>in</strong>kreis, etwas unterhalb<br />

e<strong>in</strong>e Felsformation samt Opferste<strong>in</strong> mit<br />

e<strong>in</strong>er charakteristischen Ausnehmung. Nach<br />

e<strong>in</strong>em kurzen 30 Höhenmeter-Abstieg samt<br />

Gegenanstieg geht’s zum zweiten Gipfel <strong>und</strong><br />

dem Dreibuchenkreuz (612m), das 1982 anlässlich<br />

der 500-jährigen Stadterhebung Steyreggs<br />

errichtet wurde.<br />

Von dort Richtung Westen – e<strong>in</strong>en anfangs<br />

breiten, dann schmälerer werdenden, ebenen<br />

Trail entlang – gelangt man schließlich<br />

zum dritten Gipfel (611m), auf dem sich ke<strong>in</strong><br />

Kreuz, sondern e<strong>in</strong>e uralte Eiche mit ausgetretenem<br />

R<strong>und</strong>pfad bef<strong>in</strong>det. Dreimal (im<br />

Uhrzeigers<strong>in</strong>n) umr<strong>und</strong>en br<strong>in</strong>gt jede Menge<br />

Glück <strong>und</strong> gutes Karma – e<strong>in</strong> wahrlich mystischer<br />

Kraftplatz zum Verweilen! Zurück auf<br />

der Forststraße (Achtung, täuschend echte,<br />

lebensgroße Kunststofftiere l<strong>in</strong>ks <strong>und</strong> rechts<br />

im Wald: Hier bef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong>er der größten<br />

Bogensport-Parcours OÖs) folgt nach etwa 20<br />

M<strong>in</strong>uten das Gasthaus Daxleitner, das man<br />

ke<strong>in</strong>esfalls l<strong>in</strong>ks liegen lassen sollte. 50m davor<br />

geht’s scharf rechts auf dem Weg Nr. 52<br />

h<strong>in</strong>unter Richtung Steyregg, teilweise steil<br />

durch den Wald <strong>in</strong> den F<strong>in</strong>stergraben. Bald erreicht<br />

man mit Blick auf das alte Schloss den<br />

Steyregger Stadtplatz. Hier s<strong>in</strong>d noch Teile<br />

der mittelalterlichen Stadtmauer erhalten,<br />

die Anfänge der mächtigen Burg gehen bis<br />

<strong>in</strong>s Jahr 1150 zurück. Auf dem historischen<br />

Stadtwanderweg, der sich mitnehmen lässt,<br />

warten 20 Stationen mit Schautafeln. Wer<br />

mag, wandert jetzt noch durch den Auwald<br />

<strong>und</strong> entlang des Donau-Treppelwegs ca. fünf<br />

Kilometer zurück zum Plesch<strong>in</strong>gersee. Flotter<br />

geht‘s mit der Summerauerbahn zum Hauptbahnhof.<br />

PS: Es gibt e<strong>in</strong>ige weitere fe<strong>in</strong>e Anstiegswege<br />

durch den Mischwald des Pfenn<strong>in</strong>gbergs, die<br />

wir auf Anfrage gerne verraten.<br />

106i<br />

DER PFENNINGBERG<br />

Se<strong>in</strong>en Namen verdankt der Pfenn<strong>in</strong>gberg e<strong>in</strong>em Bauernhof oberhalb von Plesch<strong>in</strong>g,<br />

dem Pfenn<strong>in</strong>gmaiergut aus dem 17. Jahrh<strong>und</strong>ert. Die Familie Pfenn<strong>in</strong>g war e<strong>in</strong> altes<br />

L<strong>in</strong>zer Bürgergeschlecht. Früher hieß der Berg „Hocheck“, weil er die Donau zu e<strong>in</strong>er<br />

scharfen Richtungsänderung zw<strong>in</strong>gt. -> www.l<strong>in</strong>za.at/pfenn<strong>in</strong>gberg


Kraftplatz: der<br />

Pfenn<strong>in</strong>gberggipfel


50. Top of L<strong>in</strong>z<br />

Die keltische „Großstadt“ unter dem höchsten L<strong>in</strong>zer Gipfel<br />

Stadtauf- <strong>und</strong> stadtab ist man der auf der Hand liegenden Me<strong>in</strong>ung, der höchste Gipfel von<br />

L<strong>in</strong>z sei der Pöstl<strong>in</strong>gberg. Gemach, gemach: Falsch gedacht, oberhalb der steilen Flanken des<br />

Haselgrabens liegt e<strong>in</strong> unsche<strong>in</strong>barer, aber nichtsdestotrotz bee<strong>in</strong>druckender Waldgipfel,<br />

den ke<strong>in</strong>er auf der Rechnung hat: Der Pipieterkogl (567m) überragt den Pöstl<strong>in</strong>gberg um 25<br />

Meter <strong>und</strong> birgt e<strong>in</strong>e spannende Geschichte. Bereits der Weg dorth<strong>in</strong> begeistert.<br />

Ke<strong>in</strong>e Frage, der <strong>in</strong> den 1960er-Jahren gerne<br />

auf Postkarten verwendete Werbespruch<br />

„L<strong>in</strong>z – die Donaustadt am Alpenrand“ war<br />

ziemlich dick aufgetragen, denn mit den<br />

Alpen hat L<strong>in</strong>z genauso viel zu tun wie Adis<br />

Abeba mit Schneeballschmeißen. Dennoch<br />

geht‘s im L<strong>in</strong>zer Umland fast bis auf 1.000 Meter<br />

rauf, Gis (927m) <strong>und</strong> Breitenste<strong>in</strong> <strong>in</strong> Kirchschlag<br />

(957m) liegen gut 650 Höhenmeter<br />

über der Stadt. Auch auf den Gipfel des E<strong>in</strong>ser-Hausbergs<br />

Pöstl<strong>in</strong>gberg, s<strong>in</strong>d 250 Höhenmeter<br />

zu schnappen. Der höchste Gipfel auf<br />

Stadtgebiet ist er aber nicht, der steht im bewaldeten<br />

Kamm am Rand des Haselgrabens.<br />

Der Weg auf den „Pipieterkogl“ steigt gleich<br />

h<strong>in</strong>ter dem Gründberg steil an, der kurze, aber<br />

ziemlich knackige Anstieg folgt immer dem<br />

Grat <strong>in</strong>mitten unfassbar schöner Laubwälder<br />

entlang. Als erster Gipfel taucht der Keglergupf<br />

(546m), der als vorderster Posten über<br />

ganz Urfahr wacht. Gut 15 M<strong>in</strong>uten später<br />

ist der Pipieterkogl erreicht, den seit 2020 e<strong>in</strong><br />

von Wanderfre<strong>und</strong>en h<strong>in</strong>aufgeschlepptes<br />

<strong>und</strong> aufgestelltes Gipfelkreuz markiert, es<br />

gibt auch e<strong>in</strong> Gipfelbuch. Woher der Name<br />

„Pipieterkogl“ stammt, konnten uns nicht<br />

mal die ansässigen Bauern erklären, es dürfte<br />

sich um e<strong>in</strong>en Juxbegriff handeln, den irgendwer<br />

<strong>in</strong> die Wanderkarten übernommen hat.<br />

Am Weg h<strong>in</strong>auf passiert man das „Oppidum<br />

vom Gründberg“, e<strong>in</strong>e spätlatènezeitliche<br />

keltische Höhensiedlung beachtlichen Ausmaßes.<br />

Hier führte e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong>e Handelsroute<br />

durch, die den L<strong>in</strong>zer Raum mit Südböhmen<br />

verband. Durch die steilen Abfälle nach Westen<br />

zum Höllmühlbach <strong>und</strong> Richtung Osten<br />

zum Haselgraben war dieser Ort besonders<br />

gut zur Verteidigung geeignet. Die Namen<br />

der beiden dortigen, bereits 1<strong>55</strong>4 erstmals<br />

erwähnten Bauernhöfe lauten „Oberburger“<br />

<strong>und</strong> „Unterburger“ beziehen sich ebenfalls<br />

auf das Oppidum, deren Reste man lange als<br />

jene e<strong>in</strong>er om<strong>in</strong>ösen Burg vermutete. Die<br />

Siedlung war e<strong>in</strong>st 1,5 km lang, bis zu 400<br />

Meter breit <strong>und</strong> hatte e<strong>in</strong>e Größe von 50 Hektar.<br />

Heute s<strong>in</strong>d die beiden massiven Wälle im<br />

Norden <strong>und</strong> Süden des Gebiets gut erkennbar.<br />

Die Basisbreite beträgt bis zu zehn Meter bei<br />

e<strong>in</strong>er Höhe von 3,5 Metern – e<strong>in</strong> großartiges<br />

Stück L<strong>in</strong>zer Urzeitgeschichte.<br />

108i<br />

DER PIPIETERKOGL<br />

Mit 567 Metern überragt der dichtbewaldete Pipieterkogl den Pöstl<strong>in</strong>gberg um 25 Meter.<br />

Neben dem Fre<strong>in</strong>berg befand sich hier e<strong>in</strong>e der ersten dauerhaften Siedungen der<br />

Stadt. Der Pipieterkogel ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er zweistündigen R<strong>und</strong>wanderung eroberbar.<br />

-> www.l<strong>in</strong>za.at/pipieterkogel


Herbststimmung am<br />

Pipieterkogl<br />

Der Keltenwall<br />

Gipfel mit Herz


51. Die L<strong>in</strong>zer Schiffswerft<br />

Geburtsort von über 1.500 Schiffen<br />

Als e<strong>in</strong>es der geschichtsträchtigsten Unternehmen der Stadt gilt zweifels<strong>ohne</strong> die L<strong>in</strong>zer<br />

Schiffswerft, die bereits 1840 gegründet wurde. Auch die Lage des Unternehmens im W<strong>in</strong>terhafen<br />

könnte fe<strong>in</strong>er nicht se<strong>in</strong>. Auch wenn es heute relativ beschaulich zugeht <strong>und</strong> hauptsächlich<br />

kle<strong>in</strong>e Reparaturarbeiten <strong>und</strong> Havarie-Behebungen durchgeführt werden, wurden<br />

<strong>in</strong> der Schiffswerft seit 1840 über 1.500 Schiffe „geboren.“<br />

Der erste metallene Donaufrachtkahn verließ<br />

die Schiffswerft bereits im Gründungsjahr<br />

1840 <strong>und</strong> machte sich gleich mit 200 Tonnen<br />

Salz auf se<strong>in</strong>e Jungfernfahrt nach Wien auf.<br />

Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts waren im Unternehmen<br />

bereits 650 Mitarbeiter angestellt.<br />

Raddampfer, Spezialanfertigungen, Polizeiboote<br />

<strong>und</strong> vieles mehr wurde <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z erzeugt<br />

<strong>und</strong> teilweise auf dem Landweg<br />

„verschifft“. Die Schiffswerft<br />

gehörte zudem zu den<br />

größten Rüstungsbetrieben<br />

des Gaues Oberdonau. Neben<br />

verschiedensten Transport-,<br />

Tank- <strong>und</strong> M<strong>in</strong>enräumschiffen,<br />

wurden sogar U-Boote für<br />

die deutsche Kriegsmar<strong>in</strong>e<br />

gebaut.<br />

Imposant: Die 270 Meter lange Slip-Anlage,<br />

die 135 Meter-Schiffe mit bis zu 2.500 Tonnen<br />

aus dem Wasser holen kann. Bei e<strong>in</strong>em<br />

Spaziergang zum W<strong>in</strong>terhafen-Spitz (ab<br />

Hauptplatz ca. 3,5km die Donau entlang)<br />

lässt sich das Treiben auf der anderen Seite<br />

des ehemaligen Donau-Seitenarms besonders<br />

gut beobachten. Ihre Blütezeit hatte die L<strong>in</strong>zer<br />

Schiffswerft zwischen 1974 <strong>und</strong> Anfang<br />

der 1990er-Jahre, als das Unternehmen der<br />

staatlichen voestalp<strong>in</strong>e gehörte. Große Aufträge<br />

für die damalige Sowjetunion, Deutschland<br />

<strong>und</strong> viele andere Länder standen auf<br />

der Tagesordnung. Danach wurde es um die<br />

Schiffswerft L<strong>in</strong>z immer ruhiger, die mittlerweile<br />

wieder e<strong>in</strong> privates, gut<br />

laufendes Unternehmen mit<br />

100 Mitarbeitern ist. Und<br />

neben vielen kle<strong>in</strong>en Reparaturaufträgen<br />

gibt es nach<br />

wie vor immer wieder e<strong>in</strong>ige<br />

spannende Neubestellungen<br />

– wie etwa 2006, als man für<br />

die Zürichsee Schifffahrtsgesellschaft<br />

e<strong>in</strong> 54 Meter langes<br />

<strong>und</strong> 700 Personen fassendes Schiff baute.<br />

Die „Panta Rhei“ wurde mangels Wasserverb<strong>in</strong>dung<br />

am Landweg 564 Kilometer weit auf<br />

der Straße <strong>in</strong> die Schweiz geliefert. Aufgr<strong>und</strong><br />

se<strong>in</strong>er Lage ist das Areal auch e<strong>in</strong> Naturparadies<br />

für Wasservögel, die chillig <strong>in</strong> direkter<br />

Umgebung der aufgebockten Schiffe nisten.<br />

110i<br />

DIE <strong>LINZ</strong>ER SCHIFFSWERFT<br />

Die gewaltige Slip-Anlage der Schiffswerft vermittelt Welthafen-Flair à la (M<strong>in</strong>i-)Rotterdam<br />

oder Hamburg. Die Donauschiffe s<strong>in</strong>d zwar nur bis zu 135 Meter lang <strong>und</strong> reichen<br />

an die über 400 Meter langen Frachtschiffe der Weltmeere nicht heran. Deren Größe<br />

bee<strong>in</strong>druckt dennoch, wenn sie aufgebockt daliegen. -> www.l<strong>in</strong>za.at/werft


Die L<strong>in</strong>zer Werft ist nach<br />

der Schließung des Schwesterbetriebs<br />

<strong>in</strong> Korneuburg die letzte österreichische<br />

Donauwerft


52. Hartes Pflaster L<strong>in</strong>z<br />

Als Ste<strong>in</strong>e noch die L<strong>in</strong>zer Straßen säumten<br />

Nur mehr <strong>in</strong> ganz wenigen L<strong>in</strong>zer Straßen ist das alte, kunstvoll gestaltete Granit-Kopfste<strong>in</strong>pflaster<br />

heute noch zu f<strong>in</strong>den – etwa <strong>in</strong> der Altstadt. Was kaum jemand weiß: In unzähligen<br />

Straßenzügen schlummern die teilweise <strong>in</strong>takten Granitstraßen unter e<strong>in</strong>er dicken Teerschicht<br />

– manchmal kommen sie aber wieder zum Vorsche<strong>in</strong>...<br />

In L<strong>in</strong>z s<strong>in</strong>d die alten Kopfste<strong>in</strong>pflasterstraßen<br />

<strong>und</strong> Gassen so gut wie ausgestorben –<br />

die meisten wurden mit dem immer stärker<br />

werdenden Autoverkehr <strong>in</strong> den 1970er-Jahren<br />

e<strong>in</strong>fach mit e<strong>in</strong>er dicken Asphaltschicht<br />

überzogen. Viele ältere L<strong>in</strong>zer er<strong>in</strong>nern sich<br />

noch an die “Rumpelpisten” <strong>in</strong> der gesamten<br />

Innenstadt oder am großen Kreisverkehr auf<br />

der Blumau. In der L<strong>in</strong>zer Hofgasse<br />

ist noch der alte Straßenbelag<br />

zu f<strong>in</strong>den, der über die<br />

Jahrh<strong>und</strong>erte von (Holz)Rädern<br />

<strong>und</strong> Schuhsohlen glattpoliert<br />

wurde. Besonders spannend<br />

ist der Innenhof des Hauses<br />

Hauptplatz 19, der mit se<strong>in</strong>er<br />

Pflasterung <strong>und</strong> den kunstvollen<br />

Bögen an den historischen<br />

Stadtkern e<strong>in</strong>er italienischen<br />

Stadt er<strong>in</strong>nert.<br />

In der Altstadt s<strong>in</strong>d die Kopfste<strong>in</strong>pflaster (aus<br />

Stadtbild- <strong>und</strong> Denkmalschutzgründen) noch<br />

zu f<strong>in</strong>den – auch auf der Landstraße, diese<br />

s<strong>in</strong>d aber großteils jüngeren Ursprungs <strong>und</strong><br />

den alten Belägen lediglich nachempf<strong>und</strong>en.<br />

Die Granitste<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d zwar langlebiger als der<br />

Asphalt, aber auch teurer <strong>und</strong> aufwändiger zu<br />

re<strong>in</strong>igen – <strong>und</strong> sie verursachen vor allem viel<br />

mehr Lärm aufgr<strong>und</strong> des größeren Rollwiderstandes.<br />

Auch Radler, Roller <strong>und</strong> stöckelbeschuhte<br />

Damen haben ke<strong>in</strong>e Freude mit<br />

dem spaltenreichen Untergr<strong>und</strong>. Aber ganz<br />

vergessen s<strong>in</strong>d die legendären Kopfste<strong>in</strong>pflasterstraßen<br />

nicht: Da <strong>und</strong> dort kommen sie<br />

immer wieder zum Vorsche<strong>in</strong><br />

– wenn der neue, bei weitem<br />

nicht so dauerhafte Belag wegen<br />

Hitze oder Kälte aufbricht.<br />

In der L<strong>in</strong>zer Herrenstraße tauchen<br />

nicht nur alte Pflasterungen,<br />

sonder auch immer wieder<br />

Gleisreste der ehemaligen<br />

Straßenbahnl<strong>in</strong>ie M auf, die bei<br />

ihrer Stilllegung 1968 ebenfalls<br />

e<strong>in</strong>fach mit Asphalt überzogen<br />

wurden. Besonders im L<strong>in</strong>zer<br />

Hügelland – etwa am Puchenauer Kreuzweg<br />

oder auf dem Wanderweg von St. Magdalena<br />

nach Oberbair<strong>in</strong>g – f<strong>in</strong>det man jahrh<strong>und</strong>ertealte<br />

Karrenwege, die noch sensationell erhalten<br />

s<strong>in</strong>d. Bereits die Römer bauten ihre Straßen<br />

nach demselben System.<br />

112i<br />

In L<strong>in</strong>z bestimmten mit Granitste<strong>in</strong>en gepflastere Wege bis <strong>in</strong> die 1960er-Jahre das<br />

Straßenbild. Erst mit dem Siegeszug des Autos nahm der monotone E<strong>in</strong>satz von Asphalt<br />

im Straßenbau auch <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z überhand. Heute gibt es nur mehr wenige Pflasterste<strong>in</strong>straßen<br />

– etwa <strong>in</strong> der Altstadt.<br />

-> www.l<strong>in</strong>za.at/kopfste<strong>in</strong>pflasterstrassen


An der Oberen<br />

Donaulände<br />

In der Hofgasse der<br />

L<strong>in</strong>zer Altstadt<br />

Im H<strong>in</strong>terhof des Hauses<br />

Hauptplatz 19<br />

Am Wanderweg nachOberbair<strong>in</strong>g mit<br />

orig<strong>in</strong>al Pflasterung aus dem15. Jhdt.<br />

Die dafür benötigten Ste<strong>in</strong>e wurden<br />

oft auf den Feldern gesammelt


53. E<strong>in</strong>e Stadt auf Sand gebaut<br />

Sandspiele im L<strong>in</strong>zer Urmeer<br />

Nicht nur an se<strong>in</strong>er Oberfläche ist der Pfenn<strong>in</strong>gberg mit se<strong>in</strong>em Laubwald <strong>und</strong> se<strong>in</strong>en Kraftplätzen<br />

e<strong>in</strong> geschichtsträchtiger Kult(ur)berg. Se<strong>in</strong> Innenleben mit Austernbänken <strong>und</strong> Höhlen<br />

im bis zu 35 Millionen Jahren alten Meersand ist m<strong>in</strong>destens genauso <strong>in</strong>teressant.<br />

E<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Rückblick: Vor 25 bis 35 Millionen<br />

Jahren reichte die Nordsee bis an die Alpen<br />

heran, Teile des heutigen Oberösterreichs waren<br />

Küstengebiete, so auch L<strong>in</strong>z. Als das Urmeer<br />

Tethys <strong>in</strong>s L<strong>in</strong>zer Becken vorstieß, wurde<br />

die felsige Küste von der Brandung über die<br />

Jahrtausende bearbeitet, dadurch entstanden<br />

Auskolkungen, <strong>in</strong> denen sich Muschelbänke<br />

ansiedelten. Am Gneis zurück blieben massive<br />

Sandablagerungen, die heute<br />

noch e<strong>in</strong>en imposanten E<strong>in</strong>druck<br />

der damaligen Szenerie<br />

des Urmeers liefern. Aufgr<strong>und</strong><br />

des aufsteigenden Geländes<br />

gibt es hier Wände <strong>und</strong> Stellen,<br />

<strong>in</strong> denen man mit wenig Aufwand<br />

fündig wird: Die Sandschicht<br />

wenige Höhenmeter<br />

h<strong>in</strong>ter dem bewohnten Gebiet Plesch<strong>in</strong>gs ist<br />

voll von urzeitlichen Seeigeln, Armfüßern,<br />

Moostierchen, Haifischzähnen <strong>und</strong> Muscheln<br />

aller Art. Apropos Haifischzähne: Der<br />

größte hier gef<strong>und</strong>ene Zahn misst 13 Zentimeter<br />

<strong>und</strong> stammt vom „Megadolon“, e<strong>in</strong>em<br />

Urzeit-Riesenhai, der bis zu 21 Meter lang<br />

wurde. Und selbst wenn man „nur“ e<strong>in</strong> paar<br />

Muscheln f<strong>in</strong>det: Es ist e<strong>in</strong> ganz besonderes<br />

Gefühl, 30 Millionen Jahre alte Lebewesen <strong>in</strong><br />

Händen zu halten.<br />

Der leicht zu bearbeitende Sandste<strong>in</strong> wurde<br />

bis <strong>in</strong> die Anfänge des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>in</strong><br />

offen <strong>und</strong> <strong>in</strong> Höhlen abgebaut <strong>und</strong> als Baubzw.<br />

Kunstmaterial genutzt. Der Sand aus<br />

Plesch<strong>in</strong>g steckt <strong>in</strong> unzähligen L<strong>in</strong>zer Häusern<br />

<strong>und</strong> öffentlichen Gebäuden<br />

– so auch im Neuen L<strong>in</strong>zer Dom<br />

(1862-1924 erbaut).<br />

Zurück blieben Löcher wie die<br />

„Große Höllwe<strong>in</strong>zen“-Höhle<br />

(E<strong>in</strong>gang vergittert) <strong>in</strong> Steyregg<br />

oder der „Kle<strong>in</strong>e Höllwe<strong>in</strong>zen“<br />

<strong>in</strong> Plesch<strong>in</strong>g, der bis zu 100 Meter<br />

<strong>in</strong> den Berg reicht. Betreten<br />

sollte man ihn aber nicht: Ganz abgesehen<br />

von der E<strong>in</strong>sturzgefahr handelt es sich bei<br />

den Höhlen um e<strong>in</strong> geschütztes Gebiet, <strong>in</strong><br />

dem Fledermäuse leben. Auch im Fre<strong>in</strong>berg<br />

<strong>und</strong> im Römerberg gibt es massive Sandste<strong>in</strong>schichten,<br />

<strong>in</strong> die kilometerlange Höhlen <strong>und</strong><br />

Bunker gegraben wurden (siehe Kap. 5).<br />

114i<br />

DIE HÖLLWEINZEN HÖHLEN<br />

Etwa zwei Kilometer nach dem Plesch<strong>in</strong>ger See führt bei e<strong>in</strong>em Autohändler e<strong>in</strong>e<br />

gesperrte Forststraße Richtung Pfenn<strong>in</strong>gberg. Nach e<strong>in</strong>er L<strong>in</strong>kskurve tun sich an den<br />

Waldhängen Öffnungen auf – der „Kle<strong>in</strong>e Höllwe<strong>in</strong>zen“, e<strong>in</strong>e ca. 100 Meter <strong>in</strong> den<br />

Sandste<strong>in</strong> gegrabene Höhle. Der „Große Höllwe<strong>in</strong>zen“ bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> Steyregg auf<br />

e<strong>in</strong>em privaten Gr<strong>und</strong>stück <strong>und</strong> ist nicht zugänglich.


Der „Kle<strong>in</strong>e Höllwe<strong>in</strong>zen“<br />

zwischen Steyregg <strong>und</strong> Plesch<strong>in</strong>g


54. Kapelle, Höhle, Quelle<br />

Maria Heilbrunn rettet <strong>und</strong> heilt<br />

E<strong>in</strong>e unsche<strong>in</strong>bare Kapelle im Donautal trotzt der davor liegenden B<strong>und</strong>esstraße mit ihrem<br />

ausufernden Verkehr unbee<strong>in</strong>druckt. Klar: Die 1665 errichtete Kapelle Maria Heilbrunn wirkt<br />

mit ihrer Präsenz dem rücksichtslosen Fortschritt erhaben entgegen. Zu Recht: Ihrer jahrh<strong>und</strong>ertelangen<br />

Aura kann selbst die bedrohliche Westr<strong>in</strong>g-Baustelle als E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gl<strong>in</strong>g nicht<br />

wirklich was anhaben. Krone richten <strong>und</strong> weitergehen!<br />

Die jahrh<strong>und</strong>ertealte Kapelle Maria Heilbrunn<br />

bef<strong>in</strong>det sich am L<strong>in</strong>zer Donauufer direkt<br />

nach der Westr<strong>in</strong>g-Baustelle im Donautal.<br />

Im Zuge der Bauarbeiten des Tunnels <strong>und</strong><br />

der Brücke über das Donautal wurde die Kapelle<br />

2021 mit e<strong>in</strong>er Kunststoffumrahmung<br />

versehen, direkt daneben<br />

s<strong>in</strong>d Baumaterialen gelagert.<br />

L<strong>in</strong>ks <strong>und</strong> rechts<br />

der Kapelle fanden zudem<br />

massive Sprengungen<br />

statt. Seitdem fließt nach<br />

400 Jahren kaum noch<br />

Quellwasser aus dem alten<br />

Eisenrohr <strong>in</strong>s Granitbecken.<br />

Bereits um 1600<br />

organisierten die Jesuiten Wallfahrten nach<br />

L<strong>in</strong>z-St. Margarethen, heute noch er<strong>in</strong>nert die<br />

1665 errichtete Kapelle Maria Heilbrunn an<br />

diese Zeit. Errichten ließ sie Ludwig Preller,<br />

der damalige Bürgermeister von L<strong>in</strong>z. Er ließ<br />

sich damals von hier e<strong>in</strong>e Wasserleitung zu<br />

se<strong>in</strong>em Haus am Hauptplatz 4 bauen. Ke<strong>in</strong><br />

W<strong>und</strong>er: Dem Wasser wurde bereits damals<br />

Heilkraft nachgesagt. E<strong>in</strong>e Ausgabe des L<strong>in</strong>zer<br />

Volksblatts von Dezember 1911 berichtet,<br />

dass “viele Heilung gef<strong>und</strong>en haben, wie wir<br />

sie dankbaren Herzens bezeugen.”<br />

E<strong>in</strong>st soll die Quelle der entführten Tochter<br />

e<strong>in</strong>es L<strong>in</strong>zer Ratsherren das Leben gerettet<br />

haben. Schurkige Räuber<br />

mauerten das Mädchen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Felshöhle e<strong>in</strong>. Sie<br />

überlebte nur dank der<br />

kle<strong>in</strong>en Quelle im Fels<br />

(die versteckte, etwa fünf<br />

Meter lange Höhle 20 Höhenmeter<br />

über der Kapelle<br />

existiert heute noch, <strong>in</strong>klusive<br />

dem Mauerf<strong>und</strong>ament<br />

davor). Laut e<strong>in</strong>er anderen Überlieferung soll<br />

der Sohn e<strong>in</strong>es Ritters von se<strong>in</strong>er Bl<strong>in</strong>dheit<br />

geheilt worden se<strong>in</strong>, nachdem ihm die Augen<br />

mit dem Quellwasser beträufelt wurden.<br />

Durch die Baustelle fließt derzeit kaum noch<br />

Wasser aus dem Quellrohr. An der Außenmauer<br />

der Kapelle f<strong>in</strong>den sich e<strong>in</strong>ige Pegelstände<br />

historischer Hochwässer.<br />

116i<br />

KAPELLE MARIA HEILBRUNN (1665) – TAFELINSCHRIFT:<br />

„Dero allzeit re<strong>in</strong> <strong>und</strong> Unbeflekht Empfangnen Mueter Gottes zu aller schuldigsten Ehren<br />

haben diesen lengst ges<strong>und</strong>reichen doch gantz Verfallnen Wasserlaüf von Gründt erhöbn<br />

<strong>und</strong> allen Preßthafften zue erguickhung mit gegenwertigen Baw zieren <strong>und</strong> MARIA ZVM<br />

HEILBRVN nennen wollen Ludwig Preller Burgermaister <strong>in</strong> L<strong>in</strong>tz <strong>und</strong> Apollonia Preller<strong>in</strong><br />

geborne Eckhart<strong>in</strong> dessen Gemal MDCLXV“


Die Kapelle Maria Heilbrunn (1665)<br />

mit den Hochwassermarken<br />

<strong>und</strong> der leider kaum noch<br />

Quelle, Höhle, Heiligtum: fließenden Heilquelle<br />

Die Kapelle<br />

Heilbrunn direkt an der Donau<br />

ist e<strong>in</strong> ganz besonderer Ort


<strong>55</strong>. Dreierlei Stadtmauer<br />

Die letzten Reste des e<strong>in</strong>st wehrhaften L<strong>in</strong>z<br />

Wie jede Stadt hatte auch L<strong>in</strong>z im Laufe se<strong>in</strong>er wechselhaften Geschichte e<strong>in</strong>e Stadtmauer –<br />

oder genauer gesagt deren drei. Übrig ist davon kaum noch was, aber e<strong>in</strong> paar Reste s<strong>in</strong>d bei<br />

genauer Suche doch zu f<strong>in</strong>den. E<strong>in</strong> besonderes Relikt steht unsche<strong>in</strong>bar <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Innenhof.<br />

Die <strong>in</strong> den 1830er-Jahren errichtete Maximilianische<br />

Turml<strong>in</strong>ie war die letzte Befestigung<br />

<strong>in</strong>/r<strong>und</strong> um L<strong>in</strong>z, auch wenn es sich<br />

um ke<strong>in</strong>e Stadtmauer im klassischen S<strong>in</strong>n,<br />

sondern um e<strong>in</strong>e Verteidigungsl<strong>in</strong>ie weit<br />

draußen vor der Stadt handelte.<br />

Die erste – <strong>und</strong> älteste – Stadtmauer umfasste<br />

nur die <strong>in</strong>nerste Altstadt r<strong>und</strong> um den Alten<br />

Markt. Der genaue Verlauf lässt<br />

sich nicht mehr zurückverfolgen,<br />

weil es ke<strong>in</strong>e Aufzeichnungen<br />

gibt. Vermutlich zog sich<br />

diese Mauer vom L<strong>in</strong>zer Schloss<br />

h<strong>in</strong>unter zum Tummelplatz<br />

<strong>und</strong> über die Hahnengasse beim<br />

Alten Markt Richtung Donau<br />

<strong>und</strong> h<strong>in</strong>auf zum Schlossberg.<br />

Völlig unsche<strong>in</strong>bar <strong>und</strong> versteckt<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em H<strong>in</strong>terhof f<strong>in</strong>det<br />

sich e<strong>in</strong> letztes Stück dieses Ur-<br />

Walls, der 1238 abgetragen wurde.<br />

Der sich tapfer haltende Mauerrest dürfte<br />

aus der Zeit um 1000 bis 1100 stammen.<br />

Zu f<strong>in</strong>den ist die Mauer im Innenhof neben<br />

dem Haus Hahnengasse 3 (durch den Torbogen,<br />

dann rechts h<strong>in</strong>ten) oder am Ende des<br />

Durchgangs Haus Hauptplatz 15-16 (Beschilderung<br />

„Irish Pub“ folgen). Im Untergeschoß<br />

des Hauses Hauptplatz 24 (Geschäft „s‘Fachl“)<br />

f<strong>in</strong>den sich ebenfalls (vermutliche) Mauerreste<br />

<strong>und</strong> Bögen/siehe Bild unten).<br />

Ab 1238 wurde aufgr<strong>und</strong> des Wachstums der<br />

Stadt die alte Mauer abgerissen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e neue<br />

errichtet, die entlang der Promenade über den<br />

Graben h<strong>in</strong>unter bis knapp vor die Donau<br />

<strong>und</strong> wieder zurück zum Schloss<br />

verlief. Nach dem großen Stadtbrand<br />

im Jahre 1800, dem große<br />

Teile des Landhauses <strong>und</strong> der<br />

Altstadt zum Opfer fielen, wurde<br />

die Stadtmauer aufgelassen<br />

<strong>und</strong> der Wassergraben r<strong>und</strong> ums<br />

Landhaus großteils zugeschüttet.<br />

Letzte Reste dieser zweiten<br />

Stadtmauer f<strong>in</strong>den sich am Stiegenaufgang<br />

des Schlosses beim<br />

Tummelplatz, im Pfarrhof am<br />

Pfarrplatz sowie beim Salzstadel<br />

an der Donau (Fassade). 30 Jahre später (1833)<br />

versuchte man sich am erwähnten Maximilianischen<br />

Verteidigungswall r<strong>und</strong> um L<strong>in</strong>z,<br />

aber auch der wurde nur zwei Jahrzehnte später<br />

wegen militärischer S<strong>in</strong>n- <strong>und</strong> Wehrlosigkeit<br />

aufgelassen.<br />

118i<br />

DIE DREI <strong>LINZ</strong>ER STADTMAUERN<br />

Dreimal versuchte sich L<strong>in</strong>z mit Mauern <strong>und</strong> Befestigungen vor äußerlichem Unbill zu<br />

schützen: 1238 wurde die erste L<strong>in</strong>zer Stadtmauer r<strong>und</strong> um die engere Altstadt e<strong>in</strong>gerissen,<br />

im Jahr 1800 dann die zweite (Graben-Promenade) <strong>und</strong> 1858 schließlich die dritte<br />

<strong>und</strong> letzte. Ob‘s das endgültig war mit den Mauern?


Der letzte Rest der L<strong>in</strong>zer<br />

Ur-Stadtmauer im Innenhof<br />

des Hause Hahnengasse 3


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