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Grimselwelt-Magazin 2017

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grimselwelt<br />

DAS MAGAZIN <strong>2017</strong><br />

Adi Zurbuchen im Pikettdienst<br />

Grimsel solo<br />

Industrietourismus<br />

Wie die KWO zum<br />

Tourismus kam<br />

Regierungsrat Christoph Ammann<br />

Perspektiven für<br />

die Bergregion


2<br />

grimselwelt grimselwelt 3<br />

In der Debatte um die Energiestrategie<br />

2050 wird heftig darum gefeilscht, wie<br />

sich unsere Gesellschaft zu jedem Zeitpunkt<br />

sicher und kostengünstig versorgen<br />

lässt. Die Wasserkraft sieht sich dabei in<br />

einer Rolle, mit der sie noch vor ein paar<br />

Jahren nicht gerechnet hätte.<br />

Paradoxerweise ist die Branche<br />

wegen der tiefen Energiepreise<br />

unter Druck geraten.<br />

Ausgerechnet die Wasserkraft,<br />

das Rückgrat und der Stolz<br />

der Schweizer Energiewirtschaft!<br />

Im rauen Wind muss<br />

sie sich neu erfinden, denn<br />

das bisherige Geschäftsmodell<br />

der Kraftwerke funktioniert<br />

nicht mehr. Die KWO<br />

ist bereit, ihren Beitrag zu leisten. Die<br />

Wasserkraft ist in der Lage, Schwankungen<br />

in der Netzstabilität auszugleichen.<br />

Auf erneuerbare Energien zu setzen und<br />

sie in unser System einzuspeisen, ist sinnvoll.<br />

Damit stellen sich jedoch erhöhte Anforderungen<br />

an die Netzstabilität. Das<br />

System der KWO gehört mit 10 Kraftwerken<br />

und 8 Speicherseen zu den komplexesten<br />

Anlagen im Alpenbogen und leistet<br />

mit den Speichern und der kurzfristigen<br />

Abrufbarkeit von Leistung und Energie<br />

einen wichtigen Beitrag zur künftigen<br />

Netzstabilisierung. Diese Dienstleistungen<br />

werden jedoch zurzeit vom Markt<br />

nicht vergütet.<br />

Für die KWO ist es nicht das erste Mal,<br />

dass sie sich nach einer Krise neu definiert.<br />

Der Beitrag über die touristischen Angebote<br />

zeigt, wie das Unternehmen nach dem<br />

gescheiterten Projekt Grimsel West die<br />

Weichen neu stellte und einen Kulturwandel<br />

herbeiführte, von dem die Firma noch<br />

heute profitiert. Wir sind deshalb zuversichtlich,<br />

auch die neuen Herausforderungen<br />

zu meistern. An unserem touristischen<br />

Engagement halten wir nicht aus Nostalgie<br />

fest, sondern weil Transparenz und Offenheit<br />

zum Erfolg führen.<br />

Was mir sonst noch so im Kopf herum<br />

geistert, lesen Sie auf der letzten Seite – wobei<br />

ich hoffe, dass Sie mir wegen meiner<br />

sprunghaften Gedanken keine Vorwürfe<br />

machen. Als innovatives Unternehmen in<br />

einer Region, die schon immer stolz auf<br />

ihre eigenständigen Lösungen war, sehe<br />

ich es als unsere Aufgabe, auch in Sachen<br />

Arbeitsorganisation und Mobilität neue<br />

Ideen zu fördern.<br />

Daniel Fischlin<br />

CEO KWO<br />

Willkommen in der <strong>Grimselwelt</strong><br />

Mechaniker Adi Zurbuchen alleine auf der Spitallamm-Staumauer am Grimselsee.<br />

Der Pikettdienst kann ihn irgendwo hinführen.<br />

Titelgeschichte Seite 10–13<br />

Pikettdienst an der Grimsel<br />

Steigt mitten in der Nacht eine Maschine aus, ist der Pikettdienst<br />

gefordert. Die Kraftwerksmitarbeiter leisten regelmässig Dienst,<br />

über Nacht, an Wochenenden und Feiertagen. Ein Rundgang mit<br />

Adi Zurbuchen, Mechaniker im Kraftwerk Grimsel.<br />

Fokus Seite 4–7<br />

Gewässerökologie im Gebiet der KWO<br />

Wasserkraftwerke in der Schweiz sind verpflichtet, strenge Gewässerschutzauflagen<br />

einzuhalten. Die KWO hat sich auf diesem<br />

Gebiet stark engagiert, forscht seit Jahren und hat sich in Sachen<br />

Gewässerökologie einen guten Ruf erarbeitet.<br />

Unterwegs in den Dörfern Seite 8–9<br />

Die guten Seelen der Dorfläden<br />

Für die kleinen Ortschaften innert dem Kirchet sind die Dorfläden<br />

ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt des gesellschaftlichen<br />

Lebens. Man besorgt sich nicht nur die wichtigsten Dinge für den<br />

Alltag, sondern trifft sich auf einen Schwatz, weit über die sonst<br />

üblichen Öffnungszeiten hinaus.<br />

Persönlich Seite 14–15<br />

Haslerinnen und Hasler in aller Welt<br />

Was bewegt diejenigen Personen, die im Oberhasli aufgewachsen<br />

sind und jetzt irgendwo auf der Welt leben? Was vermissen sie am<br />

meisten an ihrer Heimat? Ursula Schläppi, Christian Schild, Reto<br />

von Weissenfluh und Stefan Regez erzählen.<br />

Im Gespräch Seite 18–19<br />

Christoph Ammann, Regierungsrat<br />

Im Februar 2016 ist der Meiringer Christoph Ammann in den<br />

Regierungsrat des Kantons Bern gewählt worden. Zur KWO<br />

hatte der heutige Volkswirtschaftsdirektor immer schon eine intensive<br />

Beziehung. Er wandelte sich vom jugendlichen Grimsel-<br />

West-Kritiker zum überzeugten Befürworter der Wasserkraft im<br />

Oberhasli.<br />

Tourismus Seite 20–23<br />

Zum Engagement der KWO<br />

Praktisch aus purer Not begann die KWO in den späten 1990er<br />

Jahren, sich mit dem Tourismus zu befassen. Das Unternehmen<br />

hatte damals ein massives Imageproblem. Der ehemalige Mitarbeiter<br />

Ernst Baumberger schaut auf ein Stück spannende Unternehmensgeschichte<br />

zurück.<br />

Grimselgeschichten Seite 24–25<br />

Was sich in den Dörfern tut<br />

Trotz Wasserkraft und Tourismus sind die kleinen Dörfer wie<br />

Gadmen und Guttannen stets bemüht, neue Ideen für die Zukunft<br />

auszuarbeiten. Mit kleinen Schritten ist viel zu erreichen,<br />

zeigen die Projekte für eine vielfältige Entwicklung der Region.<br />

Perspektiven by Fischlin Seite 26–27<br />

Aus dem Notizbuch des Direktors<br />

Womit beschäftigt sich der CEO der KWO über die täglichen Herausforderungen<br />

der Energiebranche hinaus? Daniel Fischlin gibt<br />

Einblick in seine Überlegungen. Wie könnte man die Fahrzeugflotte<br />

des Unternehmens besser nutzen? Welche neuen Arbeitsformen<br />

sind denkbar? Neue Ansätze sind gefragt.<br />

Impressum<br />

Herausgeber KWO Kommunikation, Innertkirchen<br />

Gestaltung und Realisation Laufwerk, Bern<br />

Projektleitung Thomas Huber<br />

Bilder David Birri, Daniel Bürki, KWO<br />

Texte Annette Marti<br />

Druck Stämpfli AG, Bern<br />

Auflage 25’000 Exemplare<br />

Die <strong>Grimselwelt</strong> ist ein Engagement der<br />

KWO, Kraftwerke Oberhasli AG<br />

Mix<br />

Produktgruppe aus vorbildlicher<br />

Waldwirtschaft und<br />

anderen kontrollierten Herkünften<br />

Cert no. SQS-COC-023903, www.fsc.org<br />

SQS-COC-100061<br />

© 1996 Forest Stewardship Council


4<br />

grimselwelt · fokus<br />

grimselwelt · fokus 5<br />

Die <strong>Grimselwelt</strong> -<br />

In Sachen Gewässerschutz ist die KWO eine Vorzeigeunternehmung.<br />

Seit Jahren wird erforscht, wie sich die Wasserkraft<br />

wirtschaftlich nutzen lässt, ohne die Folgen für<br />

die Ökologie ausser Acht zu lassen.<br />

Die Seeforellen bewegen sich in ihrem<br />

Leben über grosse Strecken, wandern<br />

wie die Lachse, um ihren<br />

Laich abzulegen. Manches an ihrem Verhalten<br />

ist für die Menschen schwer erklärbar:<br />

Etwa, wie sie sich orientieren und ihren<br />

Geburtsort mit verblüffender Sicherheit<br />

immer wieder finden. Irgendwie können<br />

die Jungfische die Besonderheiten dieses<br />

Ortes abspeichern. Aber wie machen sie<br />

das? Über den Geruch? Wohl kaum via<br />

GPS. Die Nutzung der Wasserkraft im<br />

Oberhasli hatte für die Fische über lange<br />

Jahre negative Folgen. In den letzten Jahren<br />

hat die KWO viele Schritte unternommen,<br />

zu den Gewässern Sorge zu tragen<br />

und damit auch die Verhältnisse für die<br />

Fische zu verbessern – dies im Verständnis,<br />

dass eine nachhaltige Energieproduktion<br />

den ökologischen Grundsätzen nicht gänzlich<br />

entgegen laufen muss. In erster Linie<br />

brauchen die Fische für ihr Überleben Wasser<br />

in den Bachläufen. So banal es tönt –<br />

wirtschaftlich gesehen ist die Einsicht keine<br />

Kleinigkeit, denn je mehr Wasser die<br />

Kraftwerke zurück in den Bach leiten, desto<br />

grösser sind ihre Produktionseinbussen.<br />

Die Wasserkraftwerke sind per Gesetz dazu<br />

verpflichtet, eine Mindestmenge an sogenanntem<br />

Restwasser in den Bächen fliessen


6<br />

grimselwelt · fokus<br />

grimselwelt · fokus 7<br />

zu lassen. Um die Höhe dieser erforderlichen<br />

Mindestmengen wurde denn auch<br />

hart gefeilscht. Die KWO hat die verschärften<br />

Vorgaben des Gewässerschutzgesetzes<br />

als erstes grosses Wasserkraftwerk<br />

in der Schweiz zeitgerecht umgesetzt.<br />

Ja, sie experimentiert gar seit Jahren im<br />

Spannungsfeld zwischen Wirtschaftlichkeit<br />

und Ökologie.<br />

Hans Zybach und Steffen Schweizer<br />

waten in Gummistiefeln und dichten Fischerhosen<br />

der Aare in Innertkirchen entlang,<br />

ziehen hier und dort einen Stein aus<br />

dem Wasser, drehen ihn in den Händen,<br />

um zu sehen, welche Tierchen sich darunter<br />

verstecken, deuten auf Nischen und<br />

Felsbrocken am Rande des Bachlaufs.<br />

Hans Zybach ist Präsident des Fischereivereins<br />

Oberhasli, Steffen Schweizer Experte<br />

für Gewässerfragen bei der KWO.<br />

Noch vor wenigen Jahren wäre es undenkbar<br />

gewesen, dass ein passionierter Fischer<br />

und ein Mitarbeiter der KWO in Minne<br />

den Bach abschreiten und sich in vielen<br />

Punkten sogar einig sind. Die Fronten waren<br />

verhärtet. «An meine erste Sitzung in<br />

Bern kann ich mich gut erinnern», sagt Zy-<br />

gesetzt, einem Abschnitt zwischen dem Beruhigungsbecken in Innertkirchen<br />

und der Aareschlucht. Das durch die Wassernutzung<br />

verursachte Problem ist hier der schwankende Pegelstand des Flusses.<br />

Weder zu wenig noch zu viel Wasser in kurzer Zeit ist für die<br />

Fische gut. Mit dem Beruhigungsbecken bekommen die Forellen<br />

in der Hasliaare wieder eine ausreichende Reaktionszeit, um sich<br />

auf verändernde Wasserstände einstellen zu können. Am besten<br />

wäre ein natürlich ausufernder Bachlauf, der an den Rändern<br />

seichtere Tümpel und Unterschlüpfe bietet. In der auch landwirtschaftlich<br />

stark genutzten Landschaft ist ein ursprünglicher Flusslauf<br />

jedoch unrealistisch. Deshalb versucht man, die Massnahmen<br />

innerhalb des bestehenden Gerinnes umzusetzen. So finden<br />

sich Nischen an den Ufern, künstlich angebrachte Steinblöcke,<br />

Äste und fest verankerte Stämme, die den Jungfischen als Unterschlupf<br />

dienen. «Die Kleinen müssen sich verstecken können», erklärt<br />

Schweizer, «damit sie bei viel Wasser nicht weggeschwemmt<br />

werden und auch vor den grossen Fischen sicher sind.» In der Mitte<br />

sorgen im Flussbett liegende Steine für Strukturen und Lebensräume,<br />

die sich unterhalb des an der Oberfläche schnell dahin<br />

fliessenden Wassers befinden. So können die Fische bei stark steigendem<br />

Pegel tief unten oder in Nischen am Rand Zuflucht finden.<br />

«Eine Autobahn ist das schlimmste für die Fische», betonen Zybach<br />

und Schweizer. Sie meinen damit einen Flusslauf mit links und<br />

rechts schnurgeraden Böschungen. «Die Fische brauchen Dynamik,<br />

Steine, Kies und seichte Stellen.» Wichtig ist auch die Beschaffenheit<br />

der Ufer. Wo das Vorland zwischen Bachlauf und Damm nicht<br />

bewirtschaftet wird, ist die Artenvielfalt auf der Wiese grösser<br />

und damit auch das Nahrungsangebot für die Fische.<br />

Die Seeforellen aus dem<br />

Brienzersee legen ihre Eier in<br />

den Bächen im Oberhasli ab.<br />

Sie bevorzugen schnell fliessendes,<br />

nicht zu tiefes Wasser,<br />

und kiesigen Grund.<br />

Nach der Entwicklungszeit<br />

schlüpfen die Brütlinge und<br />

leben die ersten Wochen in<br />

der kiesigen Bachsohle, bis<br />

sie ihren Dottersack aufgebraucht<br />

haben.<br />

Als Jungfische leben die<br />

Seeforellen in den Bächen,<br />

bis sie im Alter von ungefähr<br />

zwei Jahren wieder in den<br />

Brienzersee absteigen.<br />

LEBENS-<br />

ZYKLUS<br />

SEEFORELLE<br />

Auf der «Musterstrecke» zwischen der Aareschlucht und Innertkirchen, sind<br />

bereits viele Massnahmen zu Gunsten der Fische umgesetzt worden.<br />

Ein Gewinn auch für die Fischer:<br />

Fliegenfischen im Gadmerwasser.<br />

Ziehen am gleichen Strick: Hans Zybach (links),<br />

Präsident des Fischereivereins Oberhasli, und<br />

Steffen Schweizer von der KWO.<br />

bach, «es war oft von der ’bösen Wasserkraft’<br />

die Rede.» Gemeinsam mit einigen<br />

anderen Mitstreitern versuchte Zybach,<br />

das Verhältnis zu verbessern. Bei der KWO<br />

hatte man schon 2005 begonnen, eine eigene<br />

Abteilung Ökologie aufzubauen und<br />

in allen umweltrelevanten Themen hielt im<br />

Unternehmen eine neue Kultur des Dialogs<br />

Einzug . «Es hat sich sehr viel getan», sagt<br />

auch Steffen Schweizer. «Beim bernischkantonalen<br />

Fischereiverband gab es ebenfalls<br />

Veränderungen, die den Prozess positiv<br />

beeinflusst haben.» Zybach bringt seine<br />

Sicht auf den Punkt: «Schweizer war der<br />

erste der studierten Experten, der auch<br />

nach der Meinung und den Erfahrungen<br />

der Fischer gefragt hat. Endlich wurden<br />

wir ernst genommen.»<br />

Die bisherigen Erkenntnisse in Hinsicht<br />

auf die Gewässerökologie hat die KWO<br />

auf einer sogenannten Musterstrecke um-<br />

Nicht nur auf der «Musterstrecke», auch an anderen Orten im<br />

weit verzweigten Gewässersystem des Grimsel- und Sustengebietes<br />

hat die KWO Massnahmen umgesetzt, um die Situation der<br />

Fische zu verbessern. Jeder Nebenbach, der nicht gefasst wird, erhöht<br />

den Anteil an Klarwasser und damit auch die Artenvielfalt.<br />

In den kleinen Zuflüssen finden die Forellen gute Laichplätze.<br />

Beim Ausgleichsbecken Fuhren im Gadmental wartet gar ein<br />

ziemliches Abenteuer auf die wandernden Fische: Die KWO nahm<br />

vor wenigen Jahren einen Fischlift in Betrieb, mit dessen Hilfe die<br />

Fische die Steilstufe überwinden können. Da der Wasserspiegel<br />

im Ausgleichsbecken stark schwankt, musste man eine andere Lösung<br />

finden als die herkömmliche Fischtreppe. Beim Fischlift folgen<br />

die Forellen der Strömung und bewegen sich durch mehrere<br />

Becken zum Liftturm. Dort schwimmen sie in einen Reusenkorb,<br />

der sich automatisch schliesst. Im «Lift» werden sie fünf Meter<br />

hochgezogen, um dann über eine Rutsche ins Ausgleichsbecken<br />

gespült zu werden. «Wir staunen alle, wie rege der Fischlift benutzt<br />

wird», sagt Schweizer. Die Lebensräume der Forellen sind<br />

jetzt wieder verbunden. Ein Puzzlestein mehr, um ein Stück jener<br />

Natur zurückzugewinnen, die einst den Lauf der Dinge bestimmt<br />

hat. «Wenn man die Basis legt, kommen die Fische sofort», beobachtet<br />

Zybach. «Der Lebensraum muss intakt sein.»<br />

Nach Erreichen der Geschlechtsreife<br />

steigen die<br />

Seeforellen wieder in die<br />

Bäche auf, an den Ort ihrer<br />

Geburt. In ihrer ehemaligen<br />

Kinderstube legen sie nun<br />

selber ihre Eier und der<br />

Zyklus beginnt von neuem.<br />

Im See wachsen die Tiere<br />

schnell heran, denn sie<br />

ernähren sich nicht mehr<br />

hauptsächlich von Insekten<br />

und anderen wirbellosen<br />

Tieren wie in den Bächen,<br />

sondern von kleinen Fischen.


8 grimselwelt · unterwegs<br />

grimselwelt · unterwegs 9<br />

24/7 – was für amerikanische Supermärkte gilt, ist für<br />

die drei Dorfläden von Gadmen, Guttannen und<br />

Innertkirchen eine Selbstverständlichkeit. Um in den<br />

kleinen Dörfern über die Runden zu kommen, haben<br />

die Läden praktisch immer offen oder ganz sicher<br />

dann, wenn es die Kunden wünschen.<br />

Was macht ein Dorf aus? Eine Ansammlung Häuser? Eine<br />

gemeinsame Geschichte? Eine Schule? Eine Beiz? In abgelegenen<br />

Orten wie Gadmen oder Guttannen spielt<br />

sich ein wichtiger Teil des gesellschaftlichen Lebens in den Dorfläden<br />

ab. Wenn an einem Winterabend in der Nebensaison die<br />

Dunkelheit über Gadmen hereinbricht, der Pass und die Gaststätten<br />

im Winterschlaf verharren, breitet sich vor einem Haus warmes<br />

Licht auf der Strasse aus. Im Dorfladen von Branka Reimann<br />

können die Einheimischen nicht nur ihre Einkäufe erledigen, hier<br />

will man einkehren, einen Kaffee an der Wärme trinken und ein<br />

paar Worte tauschen. «Ich habe immer offen», sagt Branka Reimann<br />

in einer Selbstverständlichkeit, die dem Besucher erst mal die<br />

Sprache verschlägt. Öffnungszeiten, Arbeitstage, Wochenstunden –<br />

all diese Begriffe aus der modernen Arbeitswelt passen nicht in<br />

Reimanns Dorfladen. «Wenn ich einen Tag frei habe, weshalb<br />

soll ich überhaupt aufstehen, frage ich mich? Ich liebe meinen Job,<br />

ich weiss gar nicht, was ich ohne den Laden machen würde.» Die<br />

Am Puls des Dorflebens<br />

gebürtige Montenegrinerin führt den<br />

Dorfladen seit 40 Jahren. In dieser Zeit hat<br />

sie sich ein treues Kundennetz aufgebaut,<br />

Poststelle und Café ins Lokal integriert.<br />

«Hier ist alles unter einem Dach», sagt sie,<br />

«so funktioniert mein kleines Geschäft.»<br />

Sie sorgen dafür, dass die Dorfläden laufen:<br />

(vlnr.) Jacquelien Ott, Nancy Banholzer<br />

(Innertkirchen), Regula und Emin Zogu<br />

(Guttannen), Branka Reimann (Gadmen)<br />

Einfach ist es nicht, mit dem Verkauf von<br />

Lebensmitteln wirtschaftlich über die<br />

Runden zu kommen. Sowohl Gadmen als<br />

auch Guttannen schrumpfen stetig in ihrer<br />

Einwohnerzahl. Die treuen älteren Kunden,<br />

die gerne vor Ort einkaufen, sterben<br />

weg. Die jüngeren Einwohnerinnen und<br />

Einwohner, die auswärts arbeiten, kaufen<br />

oft auch an ihrem Arbeitsort ein. Trotz der<br />

lebhaften Sommermonate, wenn viel Verkehr über die Pässe rollt<br />

und Touristen in der Region weilen, sind alle drei Dorfläden innert<br />

dem Kirchet auf die einheimische Kundschaft angewiesen. In<br />

Guttannen erledigen Regula und Emin Zogu die Herkulesarbeit,<br />

ohne fette Umsätze bestmöglichen Service für die Kunden zu bieten.<br />

Auch hier richten sich die Öffnungszeiten nach Bedarf. «An<br />

einem schönen Sommerabend, wenn der Ausflugsverkehr nicht<br />

abflaut oder Leute vor unserem Laden sitzen, schliessen wir nicht<br />

um 18.30 Uhr», sagt Regula Zogu. Es gibt im Dorfladen Guttannen<br />

zwar Öffnungszeiten, aber Zogu bezeichnet sie als «offizielle»<br />

Variante. In Tat und Wahrheit wird man auch dort praktisch rund<br />

um die Uhr bedient. In den Sommermonaten sammeln sich da<br />

schon mal Präsenzzeiten von 80 bis 90 Stunden pro Woche an,<br />

Ferien gibt es nicht. «Man muss es wirklich gerne machen», ist<br />

Zogus Fazit. Sie verschweigt nicht, dass es mit jedem Jahr ein bisschen<br />

enger wird, doch noch überwiegt die Freude. «So lange es<br />

irgendwie geht, werden wir den Laden betreiben», sagt sie. «Das<br />

ist für das Dorf einfach wichtig.»<br />

Die enormen Schwankungen je nach Saison betreffen auch den<br />

Volg in Innertkirchen. Zwar ist der Kreis der Kundschaft dort etwas<br />

grösser und der Laden bietet an seinem Standort im neuen<br />

Dorfzentrum Grimseltor ein breites Sortiment. Trotzdem erfordert<br />

auch dieser Betrieb ein grosses Engagement. Die zwei Schwestern<br />

Jacquelien Ott und Nancy Banholzer führen den Laden. Sie<br />

stammen aus Holland und wohnen seit langem in der Region.<br />

«Wir wollten immer etwas zusammen anpacken», sagt Ott, «dies<br />

hier machen wir enorm gerne.» Die Dankbarkeit der Kundinnen<br />

und Kunden entschädigt die zwei Geschäftsführerinnen für vieles.<br />

«Es ist schön, wenn sich die Leute im Laden treffen», finden beide.<br />

Ohne die Einheimischen, die vor Ort einkaufen, gäbe es keinen<br />

Laden in Innertkirchen. Denn «nur» mit den Touristen alleine<br />

kommt das Geschäft nicht über die Runden, unterstreichen sie.<br />

Und dann wäre das Dorf sehr viel ruhiger und sie beide um viele<br />

Geschichten ärmer. Oder wie es Branka Reimann sagt: «Ich komme<br />

zwar nicht weg, aber die Leute reisen zu mir. Sie kommen aus<br />

aller Welt und bringen ihre Geschichten mit.»


10 grimselwelt · vogelfrei<br />

grimselwelt · nachtwache 11<br />

A lleine in der nächtlichen <strong>Grimselwelt</strong><br />

Abends, wenn die allermeisten Gäste und Kraftwerksmitarbeiter<br />

wieder im Tal sind, bleibt einer oben – zum Beispiel<br />

Adi Zurbuchen, der im Kraftwerk Grimsel 2 regelmässig Pikettdienst<br />

leistet.<br />

«Keiner weiss warum, aber es ist so: Manche<br />

von uns erwischen immer die Nächte,<br />

in denen viel los ist», sagt Adi Zurbuchen.<br />

«Ich bin so einer.» Dass oben etwas los ist,<br />

davon kann er ausgehen, wenn Zurbuchen<br />

nachts per Telefon von der Zentrale der<br />

KWO zum Einsatz aufgeboten wird, ins<br />

Auto steigt und die Grimselpassstrasse<br />

hoch fährt. Unterhalb der Staumauer des<br />

Räterichbodensees passiert er das mächtige<br />

Portal und folgt dem unterirdischen<br />

Gang zum Kraftwerk Grimsel 2. Als Mechaniker<br />

leistet Zurbuchen regelmässig Pikettdienst.<br />

Welche Probleme zu lösen sind,<br />

weiss er nicht, bis er auf den Computern<br />

im Kraftwerk die Meldungen kontrolliert.<br />

Zurbuchen deutet mit dem Finger auf eine<br />

Liste am Bildschirm. Jede Bewegung der<br />

vier mächtigen Francis-Maschinen im<br />

Kraftwerk Grimsel 2 wird hier registriert.<br />

«Mein Kollege war letzte Nacht um 3.04<br />

Uhr da. Ein Kugelschieber hat sich beim<br />

Herauffahren der Maschine nicht zeitgerecht<br />

geöffnet», liest er vom Protokoll ab.<br />

In manchen Fällen reicht es, den Vorfall<br />

vor Ort zu quittieren, dann kann der Betrieb<br />

weitergehen. Hin und wieder müssen<br />

die Pikettmitarbeiter aber auch selber<br />

Hand anlegen. Nicht nur die Maschinen<br />

kommen zwischendurch ins Stottern. Auch<br />

in einer der weit verzweigten Aussenanlagen<br />

kann eine Störung auftreten, zum Beispiel<br />

in einer Apparatekammer der Staumauern<br />

oder an einer Lüftung in einem<br />

Stollen. Dann heisst es, ausrücken und das<br />

Problem vor Ort beheben.


12<br />

grimselwelt · nachtwache<br />

grimselwelt · nachtwache<br />

13<br />

«Besser keine Klappe öffnen, die unter Wasser steht.»<br />

In der Kraftwerkshalle heulen und surren<br />

die Motoren. Mit Wucht schiesst<br />

das Wasser aus dem Oberaar- und dem<br />

Grimselsee auf die Turbinen und Pumpen.<br />

Die leichte Vibration und das dumpfe<br />

Rauschen lassen die enorme Kraft erahnen,<br />

die sich in diesen Rohren entfaltet.<br />

Gut, wenn der Mensch hier Herr der Technik<br />

ist. Wer in diesem komplexen Gefüge<br />

Hand anlegt, operiert so gut wie am offenen<br />

Herz. «Man muss wissen, was man<br />

macht», sagt Zurbuchen. Und fügt lapidar<br />

an: «Besser keine Klappe öffnen, die unter<br />

Wasser steht.» Der gelernte Polymechaniker<br />

und Instandhaltungsfachmann arbeitet<br />

seit über zehn Jahren bei der KWO.<br />

Die Pikettdienste dauern<br />

jeweils eine Woche.<br />

Nach der regulären<br />

Arbeit tagsüber<br />

bezieht derjenige Mitarbeiter,<br />

der Pikettdienst<br />

leistet, Quartier<br />

in der Dienstwohnung<br />

beim Kraftwerk Handeck.<br />

Dort wohnt<br />

auch Adi Zurbuchen,<br />

wenn er an Wochenenden<br />

oder Feiertagen<br />

im Einsatz steht. Im<br />

Sommer leistet er auch<br />

von zuhause aus Pikettdienst.<br />

Da er in Innertkirchen wohnt,<br />

ist er innerhalb von 30 Minuten im Kraftwerk.<br />

Im Winter, besonders bei unsicheren<br />

Wetterverhältnissen, zieht er es vor, in<br />

der Dienstwohnung zu bleiben. «Anfangs<br />

war ich ziemlich nervös während meinen<br />

Diensten», erinnert sich Zurbuchen.<br />

«Nicht so sehr das technische Verständnis<br />

hat mich beunruhigt, unangenehm fand<br />

ich eher, nachts zum Beispiel die Seilbahn<br />

alleine zu bedienen.»<br />

Die Tunnels, Kavernen und Stollen der<br />

Kraftwerke Oberhasli AG sind weit verzweigt.<br />

Manche Orte sind nur per Seilbahn<br />

oder mit einem langen Marsch über<br />

Treppen und durch enge Gänge zu erreichen.<br />

Einmal habe er sich in einer Staumauer<br />

verirrt, erinnert sich Zurbuchen.<br />

Nach den vielen Jahren kennt er das System<br />

bestens und weiss, wie sich die Stollen<br />

und Kammern zusammenfügen. Ruhig<br />

schreitet er den Wänden entlang, deutet<br />

mit der Hand auf die kleinen Sintersäulen,<br />

die sich durch das stetig tropfende Wasser<br />

bilden. Wie eine kleine Mondlandschaft<br />

breitet sich das Muster in den Gängen aus.<br />

«Hier unten sieht es immer gleich aus», sagt<br />

er. «Egal, ob am Tag oder in der Nacht.»<br />

Im Winter ist es dunkel, wenn die Kraftwerksmitarbeiter<br />

zur Arbeit gehen und<br />

auch, wenn sie die Stollen wieder verlassen.<br />

Daran habe er sich schnell gewöhnt, sagt<br />

Zurbuchen. Auch das Gefühl, weit unten,<br />

mitten im Fels zu arbeiten, finde er keineswegs<br />

bedrohlich. Lediglich der grosse Höhenunterschied<br />

zwischen seinem Wohnund<br />

Arbeitsort habe ihm anfangs Mühe<br />

bereitet. Abends sei er müde ins Bett gekrochen.<br />

So oder so – die Arbeit erfordert physische<br />

Fitness, im Winter ist es oft kalt und<br />

manchmal dauern die Märsche lang. Sind<br />

die Pikettmitarbeiter alleine im KWO-Gebiet<br />

unterwegs, melden sie sich alle 20 Minuten<br />

an einem der fix installierten Telefonapparate<br />

bei der Zentralen Leitstelle und<br />

sagen, wo sie sich gerade befinden und was<br />

sie tun. Handyempfang gibt es in der ein-<br />

samen, unterirdischen<br />

Welt nicht und doch<br />

muss eine gewisse Sicherheit<br />

gewährleistet<br />

sein.<br />

Zurbuchen zieht die<br />

schwere Tür des Lifts<br />

zu, drückt den obersten<br />

Knopf am Schaltbrett.<br />

Mit einem Ruck<br />

setzt sich der Lift in Bewegung.<br />

Er bringt einem<br />

aus der Tiefe der<br />

Staumauer 130 Meter<br />

aufwärts, zurück an<br />

die Oberfläche. Für den Fall einer Rettung<br />

in diesem hohen Liftschacht ist das nötige<br />

Rettungsmaterial vor Ort im Lift, auch ein<br />

Not-Telefon ist vorhanden. Zurbuchen erzählt<br />

von einem Einsatz in einer der Apparatekammern,<br />

als eine Pumpe ausgefallen<br />

war, die Sickerwasser abführt. Als er morgens<br />

um halb drei die Kammer erreichte,<br />

musste er bereits knietief durchs Wasser<br />

waten, um die Pumpe wieder instandzustellen.<br />

Wir treten hinaus auf den Vorplatz<br />

beim Grimsel Hospiz. Das letzte Licht dieses<br />

Winterabends schimmert am Horizont,<br />

während die Bergspitzen immer dunkler<br />

werden. Die ersten Sterne sinken herab bis<br />

fast auf den See. Über dem im Sommer so<br />

betriebsamen Hospiz<br />

liegt eine unantastbare<br />

Ruhe. Dieser Job<br />

bietet alle möglichen<br />

Facetten. Die Piketteinsätze<br />

reichen vom<br />

Quittieren am Computer<br />

über technische<br />

Besonderheiten bis hin zu medizinischen<br />

Notfällen. «Einmal wurde ich zu einem<br />

Mann mit Herzinfarkt gerufen, weil sonst<br />

niemand da war», erinnert sich Zurbuchen.<br />

«Da kam ich an meine Grenzen, aber<br />

im Allgemeinen liebe ich diese Vielseitigkeit.»<br />

Und so seltsam sein Arbeitsplatz im<br />

Innern der Berge auch erscheinen mag,<br />

während Pikettdiensten, abends und an<br />

den Wochenenden bietet er etwas, das Zurbuchen<br />

besonders lieb geworden ist: «Wenn<br />

ich jeweils kurz irgendwo draussen stehe,<br />

auf einer Staumauer oder so, dann fühlt<br />

sich das sehr speziell an», sagt er. «In der<br />

Nacht hat man diese wunderbare Bergwelt<br />

ganz für sich alleine.»<br />

Besuchen Sie Adi Zurbuchen’s Kraftwerkswelt<br />

Führung für Gruppen<br />

Ein Tag unter Strom<br />

Fachkundige Führer begleiten Sie durch die faszinierende Unterwelt und<br />

wissen auf fast jede Frage eine Antwort. So lässt sich die Stromgewinnung<br />

hautnah erleben.<br />

Programm<br />

11.00 – 13.00 Gelmerbahn retour<br />

13.00 – 14.00 Mittagessen – Kraftwerksmenü in der Kantine Handeck<br />

15.00 – 16.30 Kraftwerk Grimsel 2 und Kristallkluft<br />

Personenzahl Gruppen ab 10 bis max. 24 Personen<br />

Daten 3. Juni bis 21. Oktober <strong>2017</strong>, Mo-Sa<br />

Dauer 5h 30 (Tagesausflug)<br />

Preis pro Person CHF 89.-<br />

Sprachen Deutsch (andere Sprachen auf Anfrage)<br />

Interessiert an weiteren Führungsangeboten?<br />

Die <strong>Grimselwelt</strong> hält für Sie ein abwechslungsreiches und spannendes<br />

Angebot bereit – von kurzen Informationsführungen bis zu ganztägigen<br />

Erlebnistouren. Buchen Sie Ihre Führung direkt auf unserer Webseite<br />

www.grimselwelt.ch.


14<br />

grimselwelt · persönlich<br />

grimselwelt · persönlich 15<br />

Ursula Schläppi<br />

Zwischen Bergidylle und<br />

Armenviertel<br />

In den Armenviertel<br />

von Cartagena betreut<br />

das Aluna-Team die<br />

Kinder mit Handicap<br />

in ihrem Zuhause.<br />

«Ihre Kinder» sind die grössten Verlierer<br />

der Armut. Ursula Schläppi aus Guttannen<br />

lebt seit Jahren in Kolumbien. Sie ist Direktorin<br />

der Stiftung Aluna in Cartagena, die<br />

sich um geistig oder körperlich behinderte<br />

Kinder kümmert.<br />

In der Regel ist Ursula Schläppi im Bild,<br />

wenn jemand aus dem Oberhasli in Südamerika<br />

reist. Ihre Wohnung in Cartagena,<br />

Kolumbien, ist eine beliebte Station für<br />

Weltenbummler aus der alten Heimat.<br />

Schläppi, die in Guttannen aufgewachsen<br />

ist, liebt es, Gäste zu haben. Nicht wenige<br />

von ihnen führte sie bereits ans Meer und in<br />

die Altstadt von Cartagena. Dort traf sie zufällig auch Altbundesrat<br />

Moritz Leuenberger. Ob Top-Politiker oder Backpacker –<br />

allen erzählt sie unaufdringlich, aber mit viel Engagement von der<br />

Tätigkeit der Stiftung Aluna und von «ihren Kindern». Seit sieben<br />

Jahren ist Ursula Schläppi Direktorin von Aluna, einem heilpädagogischen<br />

Zentrum in Cartagena mit 130 Mitarbeitenden. Die<br />

Stiftung, die von einem schweizerischen und einem kolumbianischen<br />

Verein getragen wird, kümmert sich um Kinder mit geistiger<br />

Behinderung.<br />

Im vergangenen Jahr hat das Aluna-Team über 900 Kinder<br />

und Jugendliche betreut. Knapp 400 davon gehen im Zentrum in<br />

die Schule. Die anderen besucht die Organisation in ihrem eigenen<br />

Zuhause. Die Arbeit draussen in den Vierteln ist eine Besonderheit<br />

von Aluna. Man versucht, die Kinder vor Ort zu fördern und<br />

die Mütter zu unterstützen. In der Stadt mit ihren vielen Zuwanderern<br />

leben sehr viele Menschen in ärmsten Verhältnissen. «Armut<br />

und Behinderung stehen im engen Zusammenhang», erklärt<br />

Schläppi. «Mangelernährung, schlechte hygienische Bedingungen<br />

und fehlender Zugang zu medizinischer Versorgung erhöhen das<br />

Risiko.» Zwar seien die Menschen in Kolumbien offen und kinderliebend,<br />

häufig würden aber behinderte Kinder aus Scham versteckt,<br />

denn oft dienen religiöse Erklärungen für Handicaps. Aluna<br />

versucht, die Lebensqualität der betroffenen Familien zu verbessern.<br />

«Wenn ich hier bin, habe ich keine Zeit für Heimweh», scherzt<br />

Ursula Schläppi, «ich bin die meiste Zeit am Arbeiten oder dann<br />

am Schlafen.» Vermisst sie die Guttanner Bergwelt doch einmal,<br />

macht sie einen Spaziergang oder betrachtet den Sonnenuntergang<br />

am Meer. Zweimal im Jahr reist sie in die Schweiz, um sich mit<br />

Projektpartnern zu treffen, Familie und Freunde zu besuchen und<br />

im Winter auch, um zu trycheln. «Das ist der Preis, den man bezahlt:<br />

Ich bin an zwei Orten zuhause und das eine Leben funktioniert<br />

nicht ohne das andere.» Ihre Hasler Wurzeln geben ihr im<br />

Alltag aber Bodenhaftung. «Es hilft», sagt sie, «wenn einem nicht<br />

schon der kleinste Föhnwind umbläst».<br />

www.grupocs.org · www.aluna.org.co<br />

Christian Schild<br />

Auf der Bühne zuhause, die Berge im Herzen<br />

Reto von Weissenflu h<br />

Von der Alphütte in die Szenebar<br />

Ste fa n Rege z<br />

Der Botschafter in Zürich<br />

Wenn es grau ist in Wien oder Berlin,<br />

vermisst Christian Schild (im Bild 2. vr)<br />

die Sonne, die Sicht auf die Berge und die<br />

Jodellieder, die er in Vaters Stall am Hasliberg<br />

jeweils am Radio hörte. «Die Berge<br />

geben mir Energie, die ich einfach brauche»,<br />

sagt er. Seit bald zehn Jahren lebt der<br />

ausgebildete Musical-Darsteller in Wien,<br />

mit der Band voXXclub tourt er die meiste<br />

Zeit durch Österreich, Deutschland und<br />

die Schweiz. Die 5 Männer haben in ihrer<br />

unbekümmerten und frechen Volksmusik-<br />

Combo eine Bekanntheit erreicht, die sie<br />

manchmal selber kaum fassen können. Ein<br />

Video eines Flashmobs in einem Münchner<br />

Kaufhaus schlug im Jahr 2013 durchs<br />

Dach, verbreitete sich viral und katapultierte<br />

voXXclub unmittelbar an den Schlagerhimmel.<br />

Unterdessen spielt die Band<br />

mit den ganz Grossen der Szene, unter anderem<br />

auf der kommenden Konzerttour<br />

mit Florian Silbereisen in 30 Städten und<br />

Hallen mit bis zu 10’000 Plätzen. Trotz der<br />

vielen Auftritte und des Erfolgs – Christian<br />

Schild fühlt sich nur an<br />

einem Ort richtig zuhause,<br />

nämlich am Hasliberg, wo<br />

er aufgewachsen ist. «Meine<br />

Herkunft ist mir wahnsinnig<br />

wichtig. Die Natur, die<br />

Berge sind tief in mir drin.»<br />

So kommt Schild auch regelmässig<br />

zurück, um sich zu<br />

erden. «Wer weiss», überlegt<br />

er, «vielleicht zieht es mich<br />

irgendwann ganz zurück?»<br />

http://www.voxxclub.de<br />

Als Reto von Weissenfluh von Innertkirchen<br />

aufbrach mit dem Ziel USA, ging<br />

er davon aus, er werde vielleicht ein Jahr<br />

weg sein. Nach Florida zog es den gelernten<br />

Koch, weil er damals eine Freundin<br />

hatte, deren Familie teilweise in den USA<br />

lebte. Doch das erste Jahr im Land der grossen<br />

Träume war härter als angenommen.<br />

«Ich habe nicht halb soviel erreicht, wie ich<br />

wollte. Deshalb war ich nicht bereit zurückzukehren»,<br />

sagt von Weissenfluh. Unterdessen<br />

lebt er bereits neun Jahre in Miami.<br />

Erst vor kurzem hat er<br />

in der Nachbarstadt<br />

Coral Gables einen neuen<br />

Job angetreten als<br />

Küchenchef eines angesagten<br />

Grillrestaurants.<br />

An Miami schätzt von<br />

Weissenfluh besonders<br />

die kulinarische Vielfalt<br />

und er liebt das<br />

Meer. Manchmal vermisse<br />

er seine Heimat<br />

sehr, sagt er. Das Hasli<br />

sei einfach ein Paradies. Besonders fehle im<br />

die Familie, aber auch die vier Jahreszeiten,<br />

die Natur und die Berge. Für seinen gut<br />

einjährigen Sohn würde er sich wünschen,<br />

er könnte näher bei den Verwandten aufwachsen.<br />

«Es ist gut möglich, dass ich irgendwann<br />

zurückkehren werde», sagt er.<br />

Vorerst geschieht dies aber vor allem für<br />

die Jagd, wenn er mit seinem Vater und seinem<br />

Bruder unterwegs ist, und für Ferien<br />

in der Alphütte.<br />

www.tarponbendrawbarandgrill.com<br />

In der Schweizer Illustrierten schimmert<br />

es manchmal durch: Der Chef hat<br />

eine Affinität für Berge, für jene im Berner<br />

Oberland, genauer, für das Oberhasli. Stefan<br />

Regez ist in Meiringen aufgewachsen,<br />

begann seine journalistische Karriere als<br />

Chefredaktor der Jungfrau Zeitung, bevor<br />

er nach Zürich auswanderte. Seit mehreren<br />

Jahren leitet er die Redaktion der<br />

Schweizer Illustrierten, heute als Co-Chefredaktor.<br />

Geschichten wie der Triumph<br />

des Schwingerkönigs Matthias Glarner<br />

sind ihm besonders lieb, wobei<br />

er auch weniger bekannte<br />

Bergler gerne ins Heft<br />

bringt. Mit seinem Dialekt<br />

geniesst er selber in Zürich<br />

einen kleinen «Exotenbonus».<br />

«Wer in Zürich Bündnerdeutsch<br />

oder Berndeutsch<br />

redet, darf mit ein<br />

paar extra Sympathien rechnen»,<br />

stellt er fest. Wobei Regez<br />

der Stadt ein Kränzchen<br />

windet: «In Zürich ist die<br />

Herkunft kein Thema.» Da ist es eher<br />

wichtig, in welchem Stadtteil man wohnt<br />

oder welches Auto man fährt. Doch auch<br />

dies ist für Regez kein Hindernis: Tut er<br />

was «Falsches», provoziert er die Städter<br />

zwischendurch ganz gerne. Sei es nur, weil<br />

er übers Wochenende zwar auch in «die<br />

Berge» fährt, aber nicht nach Davos. Richtig<br />

böse dürften ihm die Zürcher deswegen<br />

aber nicht sein. Denn er sagt genauso überzeugt:<br />

«Ich lebe gerne in Zürich, die Stadt<br />

bietet viel Lebensqualität.»


16 grimselwelt · aussicht<br />

grimselwelt · perspektive 13<br />

Daniel Bürki lebt und arbeitet mitten in<br />

der <strong>Grimselwelt</strong>. Er kennt jede Ecke und<br />

jeden Winkel dieser speziellen Landschaft,<br />

die er je nach Wetter und Jahreszeit in<br />

stets neuem Licht sieht. An einem frühen<br />

Herbstmorgen hat Bürki diesen<br />

Blick von der Bäregg ins Unesco-<br />

Welterbe Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch<br />

festgehalten. Im<br />

Zentrum der Oberaargletscher<br />

mit Oberaarjoch, gepaart vom<br />

Oberaarhorn und Oberaarrothorn<br />

und dem Galmihorn. Als regelmässiger<br />

Besucher ist Bürki besonders<br />

beeindruckt von den<br />

Spuren des Klimawandels, der<br />

vor rund 12’000 Jahren begonnen<br />

hat und sich in dieser Landschaft regelrecht<br />

ablesen lässt. Der damalige Gletscher hat die<br />

rund geschliffenen Granitfelsen frei gegeben,<br />

während die zackigen Konturen des Oberaarund<br />

Oberaarrothorns aus dem Eis ragten und<br />

deshalb eine andere Form tragen. Bürki geniesst<br />

das Verweilen und Beobachten an der<br />

Grimsel zu jeder Jahreszeit. Besonders lieb sind<br />

ihm Wetterkapriolen, wenn es etwa auf dem<br />

Grimselpass regnet und im Oberaargebiet dank<br />

Süd-Einfluss bereits wieder die Sonne scheint.<br />

In solchen Fällen hat der in Guttannen wohnhafte<br />

KWO-Mitarbeiter stets seine Kamera dabei.<br />

www.grimselfoto.ch


14<br />

grimselwelt · im gespräch<br />

grimselwelt · im gespräch 19<br />

Regierungsrat Christoph Ammann verfolgt den<br />

Weg der KWO seit langem intensiv. Hatte er<br />

einst die Firma für ihr überdimensioniertes<br />

Die Kraftwerke Oberhasli AG ist eine der grössten<br />

Arbeitgeberinnen im Oberhasli und geriet wegen der veränderten<br />

Marktsituation in Bedrängnis. Wie grosse Sorgen bereitet Ihnen<br />

dies als Volkswirtschaftsdirektor?<br />

Natürlich nehme ich mit Stirnrunzeln zur Kenntnis, dass die Wasserkraft<br />

heute nicht die Rolle spielt, die sie eigentlich spielen sollte.<br />

Mich befremdet, wie Deutschland die Energiewende durchdrückt<br />

und eine Mogelpackung verkauft, indem auf Braunkohle<br />

zurückgegriffen wird. Damit gerät die Wasserkraft unter Druck,<br />

was natürlich schwierig ist. Es kann nicht sein, dass saubere Energie<br />

zurzeit nicht wettbewerbsfähig ist. Dennoch bin ich überzeugt,<br />

dass die Wasserkraft eine Zukunft hat. Die Wasserkraft wird bei<br />

einer Energiewende, die diesen Namen verdient, eine entscheidende<br />

Rolle spielen.<br />

Die Frage ist, wie lange diese Durststrecke dauern wird.<br />

Richtig. Es besteht die Sorge, dass der wirtschaftliche Druck nicht<br />

über Nacht verschwindet, und wir müssen uns im Klaren sein,<br />

mir eine grosse Mehrheit meiner ehemaligen<br />

Kritiker in diesem Punkt recht.<br />

Wie sehen Sie das Unternehmen heute?<br />

Es ist enorm, welche Projekte die KWO in<br />

den letzten Jahren realisiert hat. Dies<br />

brachte grosse Dynamik für diese Region<br />

im ländlichen Gebiet. Als zuständiger Regierungsrat<br />

für den Tourismus schätze ich<br />

das touristische Engagement der KWO<br />

– die <strong>Grimselwelt</strong> mit ihren Angeboten ist<br />

einzigartig. Was mich aber am meisten beeindruckt,<br />

ist die Art und Weise, wie das<br />

Unternehmen in den letzten 15 Jahren an<br />

der Reputation gearbeitet hat, wie es ganz<br />

bewusst den Dialog suchte und Partnerschaften<br />

aufbaute. Das Engagement der<br />

KWO für die Region wurde wahrnehmbarer.<br />

Ich schätze dieses Verständnis sehr, es<br />

bringt zum Ausdruck: Wir leben alle in einer<br />

Region und wir sind aufeinander angewiesen.<br />

DAVON KANN SICH<br />

(NRP) die Rahmenbedingungen zu fördern, in denen sich die Unternehmung<br />

bewegt. So haben wir in letzter Zeit auch Projekte<br />

im Oberhasli unterstützt, beispielsweise das Grimseltor in Innertkirchen<br />

mit Tourismusbüro, Laden und Gemeindesaal oder das<br />

Batteriekompetenz-Zentrum in Meiringen.<br />

Wie schätzen Sie die Wahrnehmung der KWO in Bern ein?<br />

Es ist klar festzustellen, dass die Wahrnehmung der KWO bis in<br />

die Städte und Agglomerationen reicht, das Vertrauen scheint mir<br />

relativ hoch. Ich denke allgemein, es hat sich ein Verständnis entwickelt,<br />

dass die Technik in der Landschaft ihren Platz hat. Ich<br />

sehe es als Aufgabe der Politik zu zeigen, was ein Unternehmen<br />

wie die KWO macht, und zwar in einer Region, die auf Diversifizierung<br />

angewiesen ist und nicht nur vom Tropf des Tourismus<br />

abhängig sein kann.<br />

Eine Bergregion wie das Oberhasli soll sich also nicht nur<br />

touristisch entwickeln. Wie sonst?<br />

Natürlich liegen viele Stärken beim Tourismus, vieles hängt direkt<br />

oder indirekt mit dem Tourismus zusammen – und noch einmal,<br />

die KWO setzt die Bergwelt auf sehr gute Art in Szene, nämlich<br />

mit Blick auf die Nachhaltigkeit. Trotzdem, es wird für die Zukunft<br />

entscheidend sein, sich breit aufzustellen. Als zweite Stärke<br />

einer Region wie das Oberhasli sehe ich das handwerkliche Gewerbe.<br />

In einer Welt, die immer stärker digitalisiert wird, sind<br />

Handwerker sehr gefragt. Es gibt im Oberhasli viele hervorragende<br />

Betriebe, die Unikate herstellen und Werkstoffe aus der Region<br />

verwenden. Solche Betriebe haben viel Potential. Daneben gibt es<br />

immer Nischen. Um nur ein Beispiel zu nennen: In Meiringen finden<br />

sich viele junge Filmer und Fotografen, das ist auffällig. Sie<br />

operieren national und international sehr erfolgreich und dies mit<br />

einer Basis in den Bergen.<br />

Projekt Grimsel West kritisiert, beeindruckt ihn<br />

DIE REGION INSPIRIEREN<br />

heute die Art, wie das Unternehmen auftritt.<br />

Interview: Annette Marti, Fotos: David Birri<br />

LASSEN<br />

dass die Entwicklung auch wesentlich von der Energiepolitik unserer<br />

Nachbarländer abhängt. Ich bin sehr froh, dass die KWO<br />

eine Durchhaltestrategie gewählt hat. Zwar sind Arbeitsstellen<br />

eingespart worden, aber die Massnahmen wurden nicht mit dem<br />

Zweihänder durchgesetzt, dies hat mich beeindruckt. Es wären<br />

nämlich auch rigorosere Massnahmen denkbar gewesen.<br />

Sie selber haben eine wechselvolle Beziehung zur KWO – als<br />

Gymnasiast gehörten Sie zu jenen, die das Unternehmen für das<br />

Ausbauprojekt Grimsel West kritisierten.<br />

Das stimmt, ich habe zu diesem Thema damals meinen ersten Leserbrief<br />

geschrieben. Meine Sorge war – wie übrigens bei vielen<br />

anderen, die sich gegen Grimsel West äusserten –, dass die KWO<br />

mit diesem gigantischen Projekt die Natur an der Grimsel zu stark<br />

beeinträchtigen würde. Ich war nicht gegen die Wasserkraft, aber<br />

das Projekt schien mir zu viel des Guten. Die KWO ist selber von<br />

diesem Vorhaben abgekommen und präsentierte kurze Zeit später<br />

mit KWO plus ein Programm, das mich als Gesamtstrategie überzeugte.<br />

Ich bin zu einem klaren Befürworter dieser Strategie geworden<br />

und hatte natürlich als Gemeindepräsident von Meiringen<br />

und später als Grossrat immer wieder damit zu tun. In meiner eigenen<br />

Partei war ich übrigens lange ziemlich alleine mit dem<br />

Standpunkt, dass die Pumpspeicherung ein Schlüssel zur Energiewende<br />

ist, wenn mit sauberem Strom gepumpt wird. Die Pumpspeicherung<br />

wurde vor zehn Jahren noch verteufelt. Heute gibt<br />

Was meinen Sie damit?<br />

In einer Region abseits der Zentren sind<br />

die Abhängigkeiten gross. Ich bin überzeugt<br />

davon, dass sich gerade im ländlichen<br />

Gebiet nicht die Frage stellen darf, ob<br />

man miteinander auskommt, sondern vielmehr:<br />

Wie findet man gemeinsam die beste<br />

Lösung? Die KWO hat mit den touristischen<br />

Angeboten oder der Dialogbereitschaft<br />

gezeigt, dass sie in der Lage ist, die<br />

gewohnten Pfade zu verlassen und Neues<br />

zu versuchen. Ein weiteres Beispiel ist<br />

Grimsel Hydro – es scheint mir eine bestechende<br />

Idee, dass eine Unternehmung, die<br />

Knowhow auf einem bestimmten Fachgebiet<br />

besitzt, Aufträge in die Region holt, in<br />

diesem Fall Turbinen aus der ganzen<br />

Schweiz und dem benachbarten Ausland<br />

zur Wartung und Reparatur. Von einer solchen<br />

Unternehmenskultur sollten wir uns<br />

inspirieren lassen. Es ist wichtig, Synergien<br />

zu schaffen und nicht, Gräben aufzubrechen.<br />

Was können Sie als Volkswirtschaftsdirektor<br />

tun, um die KWO zu unterstützen?<br />

Die Energiepolitik gehört nicht in meine<br />

Direktion, eine direkte Unterstützung ist<br />

deshalb nicht möglich. Allerdings befasst<br />

sich die Regierung mit Energiefragen und<br />

vertritt die Interessen auch gegenüber der<br />

nationalen Politik. So haben wir zum Beispiel<br />

in der Regierung den Entscheid getroffen,<br />

die Wasserzinsen zu senken. Als<br />

Volkswirtschaftsdirektor setze ich mich<br />

dafür ein, mit der Neuen Regionalpolitik<br />

ZUR PERSON<br />

Christoph Ammann ist in Meiringen<br />

aufgewachsen, hat Germanistik und<br />

Latein studiert und war lange als Gymnasiallehrer am Gymnasium<br />

Interlaken tätig. Von 2011 bis 2016 stand er diesem als Rektor vor.<br />

Daneben durchlief Ammann eine steile politische Karriere, 1993<br />

trat er der SP bei, wurde 30-jährig Gemeindepräsident von Meiringen<br />

(1999 bis 2006), danach befasste er sich zehn Jahre lang<br />

als Grossrat intensiv mit der Kantonspolitik (2006 bis 2016). Am<br />

28. Februar 2016 ist Christoph Ammann für die SP in den Regierungsrat<br />

des Kantons Bern gewählt worden. Als Privatperson wie<br />

als Politiker ist Ammann stark mit dem Oberhasli verbunden. Er<br />

lebt mit seiner Familie nach wie vor in Meiringen, erholt sich beim<br />

Langlaufen in Gadmen oder beim Wandern an der Grimsel – dort<br />

wo er schon als kleiner Bube mit seinem Vater auf Bergtouren<br />

unterwegs war.


20 grimselwelt · unterwegs<br />

grimselwelt · tourismus 21<br />

Text: Annette Marti, Fotos: David Birri<br />

Wieso eigentlich ist ein Wasserkraftunternehmen<br />

wie die KWO touristisch tätig, anstatt sich<br />

ausschliesslich auf Turbinen und Strompreise<br />

zu konzentrieren? Eine Tour d’Horizon mit dem<br />

langjährigen Mitarbeiter Ernst Baumberger.<br />

Es war ein hartes Lehrstück für die KWO, als sie sich in den<br />

1990er Jahren neu definieren musste. Die Krise war die Geburtsstunde<br />

einer besonderen Art von Tourismus, einem Industrietourismus,<br />

der über die Jahre zu einer eigentlichen Erfolgsgeschichte<br />

geworden ist. Mit «Grimsel West» hatte die KWO in<br />

den 1980er Jahren auf ein Projekt gesetzt, das auf heftigen Widerstand<br />

stiess. In der Euphorie des technischen Fortschritts, der goldenen<br />

Zeit der Stromproduktion, hatte die Unternehmung einen<br />

enormen Ausbau des Grimselsees geplant. Dabei übersah sie den<br />

gesellschaftlichen Wandel, der stattgefunden hatte. Natur und Schutz<br />

der Umwelt wogen in der öffentlichen Wahrnehmung plötzlich<br />

schwer, sie verdrängten den blinden Glauben an Fortschritt und<br />

Technik als einzig gangbaren Weg.<br />

Ernst Baumberger


22 grimselwelt · tourismus<br />

grimselwelt · tourismus 23<br />

Der Konflikt über Grimsel West führte<br />

dazu, dass die Talschaft im Oberhasli zerstritten<br />

war. Viele Einheimische fürchteten, die Natur<br />

würde durch das Vorhaben zu stark beeinträchtigt.<br />

Es ging so weit, dass einzelne Gemeinden<br />

und touristische Organe sogar Einsprachen erhoben.<br />

KWO-Verwaltungsrat und Geschäftsleitung<br />

sahen sich gezwungen, von Grimsel West<br />

abzurücken und entwickelten die moderatere<br />

Ausbauvariante KWO plus, die in den letzten Jahren in vielen<br />

Punkten umgesetzt worden ist. Ernst Baumberger, der ehemalige<br />

Leiter der touristischen Abteilung sowie der Unternehmenskommunikation,<br />

stiess in dieser Zeit zur KWO. «Als ich 1999 zur Firma<br />

kam, wollte man einen Kulturwandel herbeiführen», erinnert<br />

er sich. «Man hatte erkannt, dass<br />

sich die KWO eine Reputation<br />

"Wir<br />

wollten ein<br />

Kraftwerk<br />

zum Anfassen<br />

werden"<br />

erarbeiten musste, in der Natur und Technik nebeneinander stehen,<br />

in der Nachhaltigkeit ein Thema ist.» Es bestand kein genau<br />

ausgearbeitetes Konzept, wie das effektiv gehen sollte. Die damalige<br />

Geschäftsleitung hatte aber die Vision, über die Einbindung<br />

des Tourismus liesse sich die Lage verbessern.<br />

So machte sich die KWO auf den langen Weg, ihr Auftreten<br />

neu zu erfinden und das Image zu verbessern. In dieser Situation<br />

war es naheliegend, einen Brückenbauer ins<br />

Boot zu holen. Ernst «Aschi» Baumberger war Tourismusdirektor<br />

in Meiringen, als er mit dem Jobprofil<br />

der KWO konfrontiert wurde. Der kompromissorientierte<br />

und lokal stark verankerte<br />

Baumberger brachte für die Mission das ideale<br />

Profil mit. Da er viel schlafendes, touristisches Potential<br />

sah, sagte Baumberger zu. «Wir arbeiteten Schritt für Schritt»,<br />

erzählt er, «keiner wusste, ob es funktionieren würde, ob überhaupt<br />

jemand in eine Region mit Stromleitungen in die Ferien<br />

kommen wollte.» Als erstes begann die KWO, sich von ihrer Bunker-Haltung<br />

zu verabschieden. Anstatt alles zu verriegeln, die<br />

Leute mit Zäunen und Verbotsschildern abzuwehren, bat man sie<br />

herein, bot erste Führungen im Kraftwerk an.<br />

Baumberger hält ein altes Schild hoch mit der<br />

richterlich festgehaltenen Drohung, es werde sofort<br />

verzeigt, wer das Gelände unbefugt betrete.<br />

Zum Anfang der neuen Ära wurden die Schilder<br />

abmontiert, Transparenz musste her. Die<br />

KWO schrieb sich auf die Fahne, das erste<br />

Kraftwerk «zum Anfassen» zu werden. Man<br />

wollte das Vetrauen wieder herstellen, die Verbindung<br />

zwischen den Kunden in den städtischen<br />

Gebieten und der Produktion in den Bergen. Konkrete<br />

Angebote wurden geschaffen.<br />

Die Idee, die Plattform des Tourismus sachte als PR-Spielplatz<br />

zu nutzen, entwickelte eine eigene Dynamik. Auf Führungen<br />

die Stromproduktion zu erklären, ist eine naheliegende<br />

Massnahme. Der überraschende Mix entstand<br />

dort, wo sich die Touristen Teile der<br />

Kraftwerksanlagen einverleibten, die eigentlich<br />

in die Produktion gehören: Bahnen,<br />

Stollen, Staumauern. Als erstes öffnete<br />

die KWO die Werkbahn zum Gelmersee<br />

für Touristen, dann kamen die Triftbahn<br />

und die Triftbrücke, die einen eigentlichen Hype<br />

um Hängebrücken in der Schweiz auslöste, andere<br />

Bahnangebote folgten. Die friedliche Übernahme<br />

durch Gäste reichte soweit, dass sogar Konzerte in<br />

Kraftwerken veranstaltet wurden. In der gleichen<br />

Zeit brachte die KWO die Hotels auf Vordermann,<br />

sie entwickelten sich zu eigentlichen Hotspots der<br />

Gastfreundschaft. Auch in diesen Gebäuden ist zu<br />

spüren, dass die Wurzeln anderswo liegen, dass sie<br />

über den touristischen Zweck hinaus eine eigene Geschichte<br />

tragen: Säumer stiegen in diesen Herbergen<br />

einst ab, später dienten sie den Arbeitern als Zuhause<br />

auf Zeit. Eine solche Atmosphäre erreicht ein «künstlicher»<br />

Hotelbau nicht. Über die Jahre entwickelte sich<br />

ein Verständnis von einem Miteinander von Natur, Technik und<br />

Geschichte, die nicht nur nach aussen kommuniziert wurde, sondern<br />

auch firmenintern einen Wandel mit sich brachte. Die Öffnung<br />

verlangte den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einiges ab<br />

– arbeiteten sie vorher in ihrem klar definierten Reich, tauchten an<br />

eben demjenigen Arbeitsort plötzlich Besucher auf. Neue Themen<br />

fanden Eingang in den Alltag der KWO, nicht nur touristische<br />

Fragen, sondern beispielsweise auch ökologische Gedanken. So<br />

wurde eine ganze Abteilung Ökologie geschaffen, die sich mit der<br />

Frage befasste, wie sich die Produktion von Wasserkraft und ein<br />

nachhaltiger Umgang mit Ressourcen vereinen lassen. Heute zeigt<br />

sich, dass die Krise nach «Grimsel West» auch in dieser Hinsicht<br />

positive Spuren hinterlassen hat: Die Expertise der KWO-Ökologen<br />

ist schweizweit gefragt.<br />

Ernst Baumberger, der unterdessen<br />

die KWO verlassen hat, weil er nach all den Jahren eine<br />

neue Herausforderung im Ausland sucht, sieht es als Schlüssel zur<br />

positiven Entwicklung, dass man stets einen Stein auf den anderen<br />

gesetzt hatte und nur dann den nächsten Schritt machte, wenn<br />

sich der vordere als erfolgreich erwiesen hatte. «Wir stellten fest,<br />

dass wir mit dem touristischen Engagement nicht nur gute PR-<br />

Arbeit betreiben konnten und die Leute für die Thematik der<br />

Kraftwerke sensibilisierten, sondern wir erreichten auch eine vielseitige<br />

Verknüpfung zur Talschaft», bilanziert er. Die KWO schuf<br />

Jobs im Tourismus und eröffnete Potential für andere Anbieter,<br />

von Ferienwohnungsbesitzern bis zu Bauern mit lokalen Produkten.<br />

«Das war etwas vom schönsten meiner Arbeitsjahre bei der<br />

KWO», sagt Baumberger, «zu sehen, wie die KWO nahbar und<br />

sympathisch wurde, ohne direkt viel dafür zu unternehmen.» Die<br />

Krise, so ist man sich im Nachhinein einig, war zwar schmerzhaft,<br />

aber auch lehrreich. Die Talschaft hat das Unternehmen in die<br />

Schranken verwiesen zu einem Zeitpunkt, als es in Gigantismus<br />

abzugleiten drohte. «Die Verbindung ist aus meiner Sicht sehr<br />

wichtig. Man muss abwägen, wie weit man gehen darf», umschreibt<br />

Baumberger. «Partnerschaftlich bleiben und nicht dominant.<br />

Das braucht eine gute Balance.» Dieses Gleichgewicht wird<br />

in den nächsten Jahren Herausforderungen standhalten müssen.<br />

Die KWO hat sich dazu bekannt, trotz der schwierigen Marktbedingungen<br />

an ihren touristischen Angeboten festzuhalten. Nebst<br />

allen anderen wirtschaftlichen Impulsen hat die KWO mit ihrem<br />

touristischen Engagement dazu beigetragen, den Wert der Region<br />

zu zeigen, ihn gut in Szene zu setzen. Dieses gesunde Selbstvertrauen<br />

hilft in schwierigeren Zeiten, in denen in der Energiebranche<br />

ein rauer Wind weht.<br />

rené kohler<br />

Leiter Tourismus<br />

Seit Januar <strong>2017</strong> ist René Kohler als Leiter Tourismus im Amt.<br />

Der Meiringer arbeitet seit sieben Jahren bei der KWO, zuletzt<br />

war er Leiter der 15 Seilbahnen sowie der Meiringen-Innertkirchen-Bahn.<br />

«Als die Firma im Zuge der Restrukturierung durchleuchtet<br />

worden ist, haben wir uns intensiv mit der touristischen<br />

Zukunft auseinandergesetzt», erklärt Kohler. «Ich bin sehr froh,<br />

dass Verwaltungsrat und Geschäftsleitung nicht vom Tourismus<br />

abrücken, denn ich sehe auf diesem Feld viele Chancen.» Es wird<br />

auch die Abteilung Tourismus gefordert sein, effizienter zu arbeiten.<br />

Dazu hat man beispielsweise die bisher getrennten Bereiche<br />

Bahnbetrieb, Verkauf, Besucherführungen und Hotels zusammengelegt.<br />

Kohler betont: «Die Angebote sind sehr gut aufgestellt,<br />

da ist es schon eine Herausforderung, das Niveau zu halten.»<br />

Konkret spricht er die Hotels an, die dank dem engagierten<br />

Management in den letzten Jahren gute Resultate erzielt haben.<br />

«Wir haben super Teams», sagt Kohler, «ich bin überzeugt, dass wir<br />

einiges zusammenfassen und verbessern können und so auch<br />

durch schwierigere Zeiten kommen.» Für ihn persönlich, der sich<br />

als ausgebildeter Mechaniker immer weiter vom rein technischen<br />

Bereich entfernt, ist die Entwicklung positiv. Er liebt den Kontakt<br />

zu den Gästen und findet es spannend, über den professionellen<br />

Hintergrund hinweg im Team zusammenzuarbeiten.<br />

ursula monhart<br />

Leiterin Grimselhotels<br />

Ab April <strong>2017</strong> hin erhalten die Grimselhotels der KWO eine neue<br />

Leiterin: Ursula Monhart aus Schaffhausen. Monhart ist eidg. Restauratrice<br />

mit breitem Hintergrund. Die 47-Jährige war an vielen<br />

Stationen tätig, arbeitete unter anderem im Goms, in Paris und in<br />

Hamburg, absolvierte die Tourismusfachschule in Sierre, danach<br />

leitete sie ein Seminarhaus. Sie selber bezeichnet sich als Praktikerin,<br />

die gerne anpackt. Für einige Jahre lebte sie gar auf einem<br />

Bauernhof, arbeitete überall mit und baute einen Hofladen auf.<br />

Die letzten Jahre war sie als Leitung Verwaltung, Reception &<br />

Administration eines Seniorenzentrums tätig und bildete sich zur<br />

Wirtschaftsfachfrau weiter. Sie merkte aber, wie sehr ihr die Gastronomie,<br />

insbesondere die Hotellerie, fehlte. Den Schritt ins Berner<br />

Oberland sieht sie persönlich als grosse Herausforderung,<br />

über die sie sich sehr freut. «Obwohl ich die Grimsel zuvor nur<br />

von gelegentlichen Passfahrten kannte, wusste ich sofort, als ich<br />

anlässlich der Vorstellungsrunde vor dem Grimsel Hospiz stand:<br />

Das ist es!», sagt Monhart. Den Stil der Hotels sowie die Verbindung<br />

von Technik und Tourismus findet sie einzigartig und möchte<br />

diesen Spirit gastronomisch weiter pflegen.<br />

afterwork<br />

aperoam<br />

gelmersee<br />

Die klare Bergluft hilft beim Denken, das ist unbestritten.<br />

Deshalb sind Seminare und Retraiten<br />

im Hotel Handeck an der Grimsel beliebt. Neben<br />

dem Arbeiten bieten sich viele verschiedene Aktivitäten<br />

in der fantastischen Bergwelt als Rahmenprogramm<br />

an, neu dabei eine Exklusivität:<br />

Die Gelmerbahn bietet für Gruppen Abendfahrten<br />

hinauf zum wohl schönsten Stausee der<br />

Schweiz. Nach getaner Arbeit sind die spektakuläre<br />

Fahrt auf der einstigen Werkbahn und der<br />

Blick über den See ein besonderer Genuss. Bei<br />

einem rustikalen Apero auf der Staumauer wird<br />

es ein Leichtes sein, die Gedanken schweifen zu<br />

lassen und neue Horizonte zu ergründen.<br />

«Afterwork Gelmerbahn Special» mit Übernachtung<br />

im Wohlfühlzimmer, reichhaltigem Frühstücksbuffet,<br />

Erfrischungspausen, leichtem Businesslunch,<br />

4-Gang-Geniessermenü am Abend,<br />

Retourfahrt mit der Gelmerbahn, Aperitif am<br />

Gelmersee, Raummiete, Seminarinfrastruktur<br />

und -technik, freie Benutzung Wellnessoase und<br />

Aussenpool.<br />

Preis pro Person im Doppelzimmer ab CHF 250.–<br />

www.grimselwelt.ch<br />

Buchen Sie Ihr Seminar unter<br />

+41 33 982 36 14


24<br />

grimselwelt · grimselgeschichten<br />

grimselwelt · abenteuer 25<br />

Das Gadmental entwickelt sich<br />

nach und nach zu einer Region,<br />

in der Natur, Sport und Erholung<br />

touristisch eine wichtige<br />

Rolle spielen. Viele kleine Angebote<br />

wie der Biketrail Obermad<br />

tragen zur Vielfalt bei.<br />

Von Sternen, Mond und Hirschen:<br />

NACHTLEBEN IM GADMENTAL<br />

Rauf und runter, über Stock und Stein,<br />

immer schön kitzelnd, aber nicht extrem.<br />

Das ist der Biketrail Obermad, ein Rundkurs,<br />

den die Gemeinde Innertkirchen im Jahr<br />

2015 geschaffen hat. Die Strecke ist abwechslungsreich<br />

und gut drei Kilometer lang. Die<br />

vielen Hügel, Kurven und Mulden sind auch<br />

für Kinder gut zu meistern und versprechen<br />

eine Menge Fahrspass. Der Start des Trails<br />

befindet sich beim Camping Obermad, der<br />

Rundkurs ist gut ausgeschildert. Die Gemeinde<br />

Innertkirchen, zu der seit dem Jahr<br />

2014 auch Gadmen gehört, hat sich vorgenommen,<br />

das Tal mit «sanften» Tourismusangeboten<br />

zu beleben. «Wir wollen keine<br />

Welt schaffen, die man nur von aussen betrachten<br />

kann», sagt Gemeinderat Thomas<br />

Huber, «sondern eine erlebbare Welt zeigen.<br />

Eine Welt, in der Menschen wohnen, arbeiten<br />

oder Erholung suchen.» Konkret bedeutet<br />

dies, mit Angeboten Personen anzusprechen,<br />

die sich dem Bergsport verschrieben haben,<br />

die Natur und Abgeschiedenheit geniessen<br />

und Energie tanken wollen. Um die Landschaft,<br />

Natur und Kultur in Wert zu setzen,<br />

sind nicht immer grosse Investitionen nötig.<br />

Oft genügt eine gute Idee und etwas Manpower,<br />

um schlafendes Potential zu wecken.<br />

Der Biketrail Obermad ist ein solches Puzzleteil,<br />

das in der Kombination mit anderen<br />

kleinen Angeboten zu einer Vielfalt führt,<br />

die touristisch interessant ist. «Wichtig ist»,<br />

sagt Huber, «dass die neu geschaffenen Erlebnismöglichkeiten<br />

in die gleiche Richtung<br />

gehen und dass sie dem Ziel der Gemeinde,<br />

nachhaltigen Tourismus zu fördern, dienen.»<br />

Radfahren, Mountainbiken, Wandern, Klettern<br />

und Bergsteigen sind Themen für den<br />

Sommer. Im Winter will sich Gadmen mit Angeboten<br />

wie Langlaufloipen, Skitouren oder<br />

Schneeschuhtouren weiterentwickeln. Die<br />

verschiedenen Massnahmen werden im Projekt<br />

«Nordic Zentrum Gadmen» koordiniert.<br />

Weitere Angebote<br />

für Zweirad-Freaks<br />

Für ausdauernde Mountainbikerinnen und<br />

Mountainbiker bietet sich eine Fahrt über<br />

den Sustenpass an. Verschiedene Abschnitte<br />

können auf der historischen Sustenpassstrasse<br />

zurückgelegt werden –<br />

ein atemberaubendes Erlebnis ab vom<br />

Verkehr. Ab Herbst <strong>2017</strong> sollen weitere<br />

Trails ins Angebot aufgenommen werden.<br />

Die eine Tour führt von Gadmen über die<br />

Birchlauistrasse entlang hinauf zum Berggasthaus<br />

Tälli. Die Abfahrt folgt einer<br />

spritzigen Route, die in einem Abschnitt<br />

noch ausgebaut wird. Eine längere Tour<br />

führt auf kleinen Wegen auf der einen<br />

Talseite nach Nessental und auf der anderen<br />

Talseite wieder zurück nach Gadmen.<br />

Ein weiteres Highlight für Zweirad-<br />

Freunde ist der Velospass am Sustenpass,<br />

welcher am 20. Mai <strong>2017</strong> stattfindet.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.gadmen-dolomiten.ch<br />

Dramatisch sieht die Gadmerfluh aus, die mächtige Felsbarriere<br />

hoch über Gadmen. Schon tagsüber lässt einem dieser<br />

Anblick vor Ehrfurcht zu einem kleinen Zwerg schmelzen. In<br />

der Nacht erst wirkt die Kulisse noch viel eindrücklicher, ganz<br />

besonders im Mondlicht. Dann treten je nach Blickwinkel ganz<br />

neue Formen hervor, die Felsen zaubern ein Spiel von Licht und<br />

Schatten ins Tal. Seit einiger Zeit bietet die Gemeinde Innertkirchen<br />

im Winter geführte Mondscheinwanderungen an. Die<br />

Gruppen wandern mit einem einheimischen Führer durch das<br />

stille Tal, geniessen die Ruhe und erfahren Besonderheiten aus<br />

Geschichte und Natur. Unterwegs gibt es eine Kaffeepause,<br />

zum Abschluss ein Fondue im Hotel Alpenrose in Gadmen.<br />

Wandern lässt sich auch bei Neumond, dann präsentiert sich<br />

der Sternenhimmel in einer Intensität, die lange in Erinnerung<br />

bleibt. Naturliebhaber und Ruhe-Suchende müssen auch im<br />

Sommer nicht auf die nächtlichen Erlebnisse verzichten. Das<br />

Berggasthaus Tälli lädt zu Vollmondwanderungen mit Abendessen<br />

ein. Hoch über dem Tal klingt der Tag beim 3-Gang-Menu<br />

aus, ein Jäger erzählt aus der Welt der Tiere – in aller Regel<br />

lassen sich von der Terrasse aus mit dem Fernrohr Hirsche beobachten.<br />

Nach dem Essen geht es in Begleitung eines Bergführers<br />

abwärts zur Alp Raflue und zurück ins Dorf. Unterwegs<br />

werden Geschichten und Sagen aus dem Gadmental serviert.<br />

www.taelli.ch · www.gadmen-dolomiten.ch<br />

EIN DORF – EIN MARKT<br />

Der Markt in Guttannen ist ein besonderer Markt – drei<br />

Mal im Jahr präsentiert das Dorf, was zum Alltag in den Bergen<br />

gehört: kulinarische Besonderheiten und Handwerk. Am «Göttanner-Märt»<br />

stehen hausgemachte Produkte zum Verkauf.<br />

Neben Käse von den umliegenden Alpen sind das Konfitüren,<br />

Sirup, Tee und Likör, frisches Brot, Gebäck und Torten, eingemachte<br />

Früchte und vieles mehr. Die einheimischen Standbetreiber<br />

bringen auch Kunsthandwerk und Handarbeiten mit,<br />

etwa Kreationen aus Steinen oder Kristallen, Gestricktes und<br />

Gesticktes oder Postkarten mit Sujets aus der Region. Zu einem<br />

Markttag gehört auch das gemütliche Beisammensein in der<br />

Caféteria. Bei einer Wurst oder einem «Chäsbrätel» tauscht man<br />

sich aus, frischt Erlebnisse auf oder knüpft neue Kontakte. Der<br />

«Göttanner-Märt» zeigt das vielfältige und abwechslungsreiche<br />

Leben in den Bergen und hat bereits zahlreiche Stammgäste<br />

aus nah und fern. Der Markt findet bei jeder Witterung statt.<br />

Jeweils samstags, 1.7, 5.8 und 2.9.<strong>2017</strong>,<br />

von 9 - 16 Uhr auf dem Dorfplatz beim Gemeindehaus Guttannen.


Hotel und Naturresort Handeck<br />

26 grimselwelt · perspektiven<br />

grimselwelt · perspektiven 27<br />

PERSPEKTIVEN<br />

BY FISCHLIN<br />

Daniel Fischlin – CEO der KWO, übernahm<br />

in einer bewegten Zeit den Chefsessel<br />

eines Wasserkraftunternehmens.<br />

Die gesamte Energiebranche ist in Aufruhr,<br />

die Wasserkraft steht unter Druck.<br />

Und trotzdem darf man den Kopf nicht verlieren,<br />

dessen ist sich Fischlin sicher. Es<br />

braucht gerade in schwierigen Zeiten Gedanken<br />

über neue Impulse und Szenarien.<br />

In der Rubrik «Perspektiven by Fischlin»<br />

denkt der CEO der KWO laut über<br />

mögliche Projekte nach und gewährt damit<br />

einen Einblick in das, was ihn über<br />

das Hier und Heute hinaus beschäftigt.<br />

Es sind keine bis ins letzte durchdachten<br />

Projekte, es sind Ideen, vielleicht auch<br />

Hirngespinste. Da wären zum Beispiel die<br />

Fahrzeugflotte und das Thema Mobilität,<br />

das gerade im ländlichen Raum von grosser<br />

Bedeutung ist. Wieso nutzt die Unternehmung<br />

ihre Fahrzeugflotte nicht effizienter<br />

aus und stellt sie der Bevölkerung und<br />

Gästen zur Verfügung? Sharing ist das Gebot<br />

der Stunde, eine bessere Auslastung<br />

der Fahrzeuge kann nur im Sinne der Firma<br />

sein und ein spontan buchbares Mobilitätsangebot<br />

über eine Plattform wie<br />

Sharoo bringt Mehrwert für alle.<br />

Wie und mit welchen Methoden arbeiten<br />

wir in Zukunft? Welche Vorteile<br />

bringt die Digitalisierung mit den neuen<br />

Technologien? Lassen sich daraus auch<br />

für die KWO neue, mobil-flexible Arbeitsmodelle<br />

ableiten? Wie sieht der Arbeitsplatz<br />

der Zukunft aus? Neue Wege<br />

und Ansätze sind gefragt.<br />

Hotel und Naturresort Handeck<br />

Ihr alpines Zuhause<br />

in der Bergerlebniswelt.<br />

www.grimselwelt.ch<br />

Die <strong>Grimselwelt</strong> ist ein Engagement der KWO, Kraftwerke Oberhasli AG<br />

Triftbrücke<br />

Eine Passage über die<br />

Schlucht. Schwerelos.<br />

www.grimselwelt.ch<br />

Die <strong>Grimselwelt</strong> ist ein Engagement der KWO, Kraftwerke Oberhasli AG


28<br />

grimselwelt28<br />

Der Strom entsteht<br />

Besuch<br />

im Kraftwerk<br />

Folgen sie uns in die Tiefe des Berges und wir zeigen Ihnen, wie aus der<br />

unbändigen Kraft des Wassers Strom produziert wird. Doch nicht nur die<br />

Technik fasziniert: Wir öffnen für Sie das Tor zum «Kraftwerk» der Natur,<br />

zur Jahrmillionen alten Kristallkluft.<br />

www.grimselwelt.ch<br />

Haslital – eine Velowelt bewegt<br />

Von Frühling bis Herbst begeistert das Haslital mit abwechslungsreichen Routen<br />

im Tal, am Berg und über die Pässe – www.haslital.ch<br />

Starte einzeln, gemeinsam mit der Familie oder mit<br />

Freunden in eine bewegte Velosaison.<br />

20. Mai <strong>2017</strong>:<br />

Velospass am Sustenpass<br />

An diesem Tag gehört die Susten-Passstrasse den Velofans.<br />

Du hast die Wahl mit dem Rennrad, Bike oder E-Bike:<br />

· gemütlich die Berglandschaft am Susten zu entdecken<br />

· sportlich am «highway to Sky <strong>2017</strong>» deine Kondition zu messen<br />

Das Ziel bleibt das Gleiche – Spass an Bewegung!<br />

Weitere Informationen:<br />

· Teilnahme am «Velospass am Susten» für Geniesser oder<br />

Stöckli Kids-Bike-Cup: www.haslital.ch<br />

· Anmeldung «highway to Sky <strong>2017</strong>», Einzelstart mit individueller<br />

Zeitmessung, Strecke 28 km und 1606 Höhenmeter:<br />

www.highwaytosky.com<br />

Atelier KE<br />

Atelier KE<br />

Das Haslital, meine Heimat:<br />

einzigartig & herzlich<br />

Die Verschmelzung von Berg zu Tal, von mächtigen Bergen hin zu lieblichen<br />

Alpwiesen, stillen Bergseen, tiefen Schluchten und rauschenden Wasserfällen<br />

lassen meine Heimat zu einer unvorstellbar, grenzenlosen Vielfalt erblühen.<br />

Entdecke meine Heimat – www.haslital.ch<br />

Matthias Glarner, Schwingerkönig 2016<br />

FÜHRUNGEN<br />

ZIMMER · BAHNEN<br />

ONLINE<br />

BUCHBAR<br />

www.grimselwelt.ch<br />

Übrigens: das Haslital ist von Bern und Zürich<br />

in nur 70 Minuten erreichbar.

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