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Foto: Jiri Hampl<br />
habe gelesen, sei weitergegangen, nach<br />
zehn Metern habe er gedacht, die Zeile<br />
war doch anders, er sei zurückgegangen,<br />
habe neu gelesen. Kann man sich als<br />
Autor eine größere Intensität des Lesens<br />
wünschen?<br />
Haben Sie das Gefühl, dass diese Art,<br />
Gedichte zu lesen, die Leute für die<br />
Poesie sensibilisiert?<br />
Immer wieder höre ich von Besuchern:<br />
„Komisch, ich habe nach der Schule kein<br />
Gedicht mehr gelesen, weil ich immer<br />
dachte, ich bin zu blöd. Ich hatte in der<br />
Schule keinen Spaß daran.“ Wenn solche<br />
Menschen dann sagen: „Ist es wirklich so<br />
einfach? Ich habe es doch verstanden!“<br />
und mir von sich erzählen, was sie selbst<br />
dabei erleben, dann passiert doch ausgesprochen<br />
viel. Ob sie danach weiter<br />
Gedichte lesen ist mir egal.<br />
Der Lyrikbetrieb in Deutschland ist oft<br />
sehr inzüchtig, eine in sich abgekapselte<br />
Sache, Lyrik für Lyriker, für ‚Eingeweihte‘.<br />
Es geht mir nicht um das ‚Hohe Gut<br />
Gedichte‘, es geht mir, wenn überhaupt,<br />
mehr darum, diesen blöden Quatsch vom<br />
Poesie<br />
Tage<br />
an denen du<br />
leise<br />
auftrittst<br />
um das Sein<br />
der Dinge<br />
nicht zu gefährden<br />
Tafel 3 / Arnold Leifert<br />
Denkmal-Dichter, der da oben steht, wieder<br />
runterzuholen und zu erleben, dass<br />
Gedichte Gegenstände des Alltags sind.<br />
Dass im Grunde jeder damit was anfangen<br />
kann.<br />
Mein Gott, Gedichte können lebensrettend<br />
sein. Wie viele Zeugnisse haben<br />
wir von Menschen, die in politischen<br />
oder persönlichen Krisensituationen<br />
Gedichte gelesen haben! Ich habe es<br />
immer gehasst, dass Kunst eine Sache des<br />
Bürgertums war, das ‚Kleine Schwarze‘<br />
und der Kunstgenuss.<br />
Sie machen viermal im Jahr Wanderungen<br />
mit abschließenden Gesprächen am<br />
Kamin des Hotels FIT. Haben Sie dabei<br />
eine besondere Situation erlebt?<br />
Bei einer der ersten Wanderungen drehte<br />
sich das Gespräch lange um ein Gedicht,<br />
das in den letzten Zeilen nicht ganz einfach<br />
ist: ich sehe / das gemähte Gras //<br />
und es / begreift mich. Ist nicht mit dem<br />
Kopf gemacht, überhaupt nicht, aber<br />
nachdem ich es geschrieben hatte, merkte<br />
ich, da ist der Punkt, wo das Subjekt<br />
wechselt, da hakt man sich fest. Es wurde<br />
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