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iMAG 2011/01

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Foto: Niklas Schütte<br />

Lyrik ist eine brotlose Kunst,<br />

aber Gedichte können lebensrettend sein<br />

Arnold Leifert und der Lyrikweg Much<br />

Der Dichter Arnold Leifert wohnt zurückgezogen auf einem alten Bauernhof in der<br />

Gemeinde Much, mit eigenen Pferden und jeder Menge Katzen. Von Natur umgeben,<br />

genießt er das Privileg des Raumes um sich. Während unseres Gesprächs im letzten<br />

Sommer hat er uns nebenbei mit sämtlichen Vogelarten dieser Gegend samt ihren<br />

Stimmen bekanntgemacht. Er nimmt sich Zeit, der Natur zuzuhören – was sich in seinen<br />

Gedichten wiederfindet.<br />

Herr Leifert, wie kam es zu der Idee,<br />

Gedichte in die Landschaft zu stellen?<br />

Mein Nachbar, der meine Gedichte kannte,<br />

kam mit der Vorstellung zu mir; er<br />

hatte schon mit dem gerade gegründeten<br />

MuchMarketing Verein als möglichem<br />

Sponsor gesprochen. Ich wollte<br />

zuerst nicht.<br />

Warum sollte ich das machen? Gedichte<br />

von mir an einem Wanderweg der<br />

Gemeinde? Nur weil ich hier wohne?<br />

Frank Martens, ein befreundeter Berliner<br />

Lyriker, traf beim Wandern den Punkt:<br />

„Mensch, du hast dich so sehr der<br />

Naturlyrik verschrieben. Die Menschen<br />

gehen doch in die Natur, um sie zu erleben,<br />

und dann noch ein Gedicht von dir,<br />

ein Naturgedicht, das ist es doch.“<br />

Dann kam die Umsetzung: Auf einer<br />

Holztafel? In Stein gehauen? Holz ver-<br />

wittern lassen? Der Bochumer Künstler<br />

H.D. Gölzenleuchter hatte die Idee einer<br />

durchsichtigen Tafel. Da war der Groschen<br />

gefallen.<br />

Niklas Schütte, Grafiker aus Siegburg, entwarf<br />

das Layout: Schmale Stahlrahmen,<br />

auf durchsichtigem Material der Text,<br />

Worte schwebend vor einem Ausschnitt<br />

der Natur. Die gesamte Arbeit brauchte<br />

fast ein Jahr.<br />

Ist dieses Konzept so aufgegangen?<br />

Mehr als das! Bei unseren Wanderungen<br />

schildern mir die Menschen ihr eigenes<br />

Erleben der Gedichte, ihre inneren Bilder,<br />

Assoziationen, Gefühle, Gedanken. Der<br />

Lesende muss recht nah an die Tafeln herantreten,<br />

der Druck ist klein, mancher<br />

zückt die Lesebrille. Jemand berichtet, er<br />

sei den Weg schon allein gegangen, das<br />

sei noch intensiver als in der Gruppe; er

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