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In Kneipen wie dem Schwarzen Ochsen werden gern Geschichten erzählt,<br />
wie die vom Golem, einem der beliebtesten Prager Populärmythen. Der Sage<br />
nach hat der Rabbi Löw den künstlichen Menschen aus Lehm im Jahre 1580<br />
erschaffen. Heute soll er sicher in den Gewölben unter der goldenen Stadt verwahrt<br />
sein, aber wer kann schon mit Gewissheit sagen, ob er eines Tages nicht<br />
doch wieder hervorkommt?<br />
Wenn von ungewöhnlichen, fantastischen Erzählungen die Rede ist, darf Franz<br />
Kafka (1883-1924) nicht unerwähnt bleiben. Einige Häuser sind noch erhalten,<br />
in denen seine Familie lebte, und inzwischen gibt es auch ein Kafka-Museum<br />
mit Buchhandlung, aber das kleine blaue Haus in der Zlata Ulička, in dem sich<br />
heute ein hübscher Souvenirladen befindet, ist und bleibt eine Pilgerstätte für<br />
Kafka-Fans. Seine Schwester Ottla hatte es gemietet und ihm überlassen, weil<br />
er unten im Zentrum keine rechte Muße fand. Er war ein Unruhegeist, der sich<br />
am liebsten, wie er schrieb, in Parks und auf Gassen herumtrieb. Anfangs arbeitete<br />
er nur abends in dem kleinen Häuschen, und er liebte diese Zuflucht<br />
auch deshalb so sehr, weil ihm jeder Heimweg einen nächtlichen Spaziergang<br />
bescherte. Als passionierter Nachtwanderer kannte er die herrrlichen Gärten<br />
Prags wie seine Westentasche, und er hatte eine Schwäche für die unzähligen<br />
Treppen der Stadt wie beispielsweise die Alte Schlossstiege, über die er nach<br />
Mitternacht wieder von der Burg herunterkam.<br />
Kafka liefert die Antwort auf die häufig gestellte Frage, was man in Prag unbedingt<br />
machen muss: Spazierengehen! Kreuz und quer durch die Gassen, in<br />
Die Türme der St. Georgsbasilika