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Das Bild von Prag, das bis heute bestimmend geblieben ist, hat Karl IV. (1346-78) geprägt.<br />
Mit ihm begann das goldene Zeitalter Böhmens, und durch die Kunst seiner Epoche - mit<br />
Bauwerken wie dem Veitsdom, der Karlsbrücke und der Teynkirche - erhielt der Moldaustadt<br />
ihren karolinischen Glanz.<br />
Im 18. Jahrhundert dann ein wahrer Geniestreich: Auf einzigartige Weise wurden Gotik<br />
und Barock verschmolzen und gotische Kirchen wie St. Thomas gekonnt barockisiert. Die<br />
beiden Stile verwuchsen miteinander, als hätte es eine Renaissance nie gegeben. Als Königin<br />
der böhmischen Barockkunst gilt die Niklaskirche mit ihrem opulenten goldgeschmückten<br />
Inneren, deren Türme ein gotisches Erscheinungsbild haben. Um das Stadtbild perfekt zu<br />
machen, hielt Ende des 19. Jahrhunderts dann noch der Jugendstil Einzug in Prag.<br />
Es ist in der Tat eine unfassbare Flut von Eindrücken, die hier auf einen einstürmt. Wohin<br />
das Auge schaut, entdeckt es Gewaltiges wie zum Beispiel die Statuen muskelbepackter<br />
Kraftprotze, die Portale flankierend ganze Häuser stützen. Auch der Blick in die Höhe ist<br />
immer wieder lohnend. Was steht, sitzt und liegt da nicht alles an steinernen Figuren auf<br />
Torbögen, Dachkanten und Fenstern!<br />
Kommt die Dunkelheit, tauchen Straßenlaternen und Leuchtstrahler die Stadt in goldenes<br />
Licht, und Gebäude wie das Nationaltheater erstrahlen in ihrer ganzen Pracht. Neben imposanten<br />
Innenräumen hat das 1881 eröffnete Haus eine ungewöhnliche Entstehungsgeschichte<br />
vorzuweisen: Das böhmische Volk trieb nicht nur die finanziellen Mittel auf, sondern schaffte<br />
auch die Steine für den Bau aus ganz Böhmen und Mähren herbei. Daher der Schriftzug<br />
Národ sobě über dem Bühnenportal, der deutlich macht, dass das Volk dieses Theater nicht<br />
für irgendeinen Herrscher gebaut hat, sondern für sich.<br />
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