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Blick auf die Altstadt<br />
raha<br />
Text: Antje Görnig<br />
Foto: Jiri Hampl<br />
Fürstin Libuše und ihr Gatte Přemysl, die im achten Jahrhundert<br />
über den Stamm der Tschechen herrschten, stiegen eines Abends<br />
mit ihrem Gefolge zum höchsten Punkt der Burg Libušín. Die<br />
Sonne ging unter, und der Schatten der Burg reichte weit über<br />
den Berghang hinaus nach Osten. In diese Richtung streckte<br />
die Fürstin, der die Gabe der Weissagung eigen war, ihre Hand<br />
und sprach: „Ich sehe eine große Burg, deren Ruhm bis zu den<br />
Sternen steigen wird. Sie liegt verborgen in den tiefen Wäldern.<br />
Vom Norden schützt diesen Ort das Tal des Baches Brusnice, vom<br />
Süden ein breiter felsiger Berg. Der Fluss Moldau bahnt sich seinen<br />
Weg unter seinen Hängen. Dort geht hin, und ihr werdet inmitten<br />
des Waldes einen Menschen finden, der die Schwelle seines<br />
Hauses zimmert. Baut dort eine Burg und nennt sie Praha nach<br />
unserem Wort für die gezimmerte Schwelle ‚prah’. Und wie auf<br />
einer Schwelle selbst die großen Herren das Haupt neigen, so<br />
werden sie es auch vor dieser Burg tun.“