Contura DE Frühling/Sommer 2022

Eine Reise
voller Sagen
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Die Zwerge vom gespaltenen Felsen – Bergün
Im Wald von Crestota nahe Bergün liegt ein gewaltiger Felsblock, der
von oben bis unten gespalten ist. Vor langer Zeit war der Felsen noch
ganz und bedeckte eine Höhle, in der Zwerge hausten. Die Zwerge
waren gutmütig und fleissige Helfer der Bauern: Sie mähten, düngten
und beseitigten Unkraut auf den Wiesen – natürlich stets ungesehen,
worüber die Zwerge froh waren. Doch eines Abends gingen zwei
Burschen entlaufenen Schafen hinterher und bekamen im Wald von
Crestota einen Zwerg zu Gesicht. Ab da war es mit der Ruhe für die
Zwerge vorbei: Man stellte ihnen nach und baute ihnen Hindernisse.
Da entschieden sie, eine neue und ruhigere Höhle zu suchen. Bevor sie
den Ort verliessen, zerstörten sie weinend den Felsen, indem sie ihn
mit zwei Steinkeilen teilten. Dann zogen sie fort in den tiefer gelegenen
Wald von Arzeta, wo sie eine neue Höhle bezogen. Den Bergüner
Bauern haben sie nie mehr geholfen.
Die Goldader in der Crappa Cotschna – Surava / Albula
Auf dem Gebiet von Surava gibt es ein Felsband namens Crappa
Cotschna. Vor vielen, vielen Jahren kam von weither ein Schüler der
Schwarzen Kunst. Jedes Jahr tauchte er am gleichen Tag auf, ging
zur Crappa Cotschna und legte eine Schale unter eine Felsöffnung.
Wenn er im Jahr darauf wiederkehrte, fand er die Schale immer voll
Gold. Der Gemeindepräsident, bei dem der Schüler jeweils übernachtete,
bedrängte ihn stets, er solle ihm die Goldader zeigen. Irgendwann
sagte der Schüler schliesslich: «Nächstes Jahr, wenn ich
zurückkomme, nehme ich Sie mit.» Der Gemeindepräsident freute
sich bereits – doch vergebens: Der Schüler der Schwarzen Kunst
kehrte nie wieder zurück.
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