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Es gibt ein Leben jenseits der Konsumfront. 20 www.rhb.ch/contura
Rettung für die Gletscher? Felix Keller hat sein ganzes Leben lang den Gletschern beim Sterben zusehen müssen und hat es irgendwann nicht mehr ausgehalten. Jetzt ist er dabei, gegen alle Widerstände ein Rettungsprojekt unter dem Namen «MortAlive» umzusetzen. Eigentlich ist es ganz einfach: «Eine Schneedecke ist der beste Schutz des Gletschers. Also muss man nur den Gletscher beschneien. Dann kann das Eis darunter nicht schmelzen.» Aber einen Gletscher beschneien? Wie soll das gehen? Indem man Verbündete sucht. Etwa den Holländer Johannes Oerlemans von der Universität Utrecht, der die weltweit längsten Messreihen zur Energiebilanz der Gletscher erarbeitet hat. Die beiden Glaziologen können aufzeigen, dass eine sommerliche Schneedecke in 2300 bis 2500 Metern Höhe die Abschmelzung bremst. Allenfalls gar stoppt. Doch was einfach tönt, ist komplex. «Ich war manchmal kurz davor, aufzugeben», sagt Keller, als wir auf 2400 Metern angekommen sind. «Je intensiver ich mich mit dem Problem befasste, desto unüberwindlicher schienen die Schwierigkeiten zu werden.» Sisyphos grinst aus einem Gletscherspalt. ratsch. «Wir hier in der Schweiz könnten schon ohne Gletscher überleben. Aber 220 Millionen Menschen am Himalaja, die ihre Felder direkt mit Gletscherwasser versorgen, die haben keine Chance; sie würden verhungern.» Eine nächste Völkerwanderung zeichne sich schon ab. «Es wäre grossartig, wenn die Schweiz ein Verfahren entwickeln könnte, um Gletscher als Süsswasserspeicher für kommende Generationen zu erhalten», meint Keller. Sagt’s und geht voran. (ba) Gletscherpflege für Menschen in Not Insbesondere in Zentralasien (Himalaja) und Südamerika (Anden) sorgen schwindende Gletschermassen für bedrohliche Zustände bei der Wasserversorgung. Bereits in wenigen Jahrzehnten sind bis zu 221 Millionen Menschen im Himalajagebiet von einer Verknappung der Trinkwasserversorgung direkt betroffen. Durch das Abdecken der dortigen Gletscher mit Schnee könnte das Schmelzen stark – um bis zu 50 Jahre – verzögert werden. → www.mortalive.ch So könnte es gehen Doch um eine lange Geschichte von Fort- und Rückschritten kurz zu machen: An beiden Seiten des Gletschers werden auf der Höhe von 2400 Metern Seile aufgehängt. An diesen sind Schneidüsen befestigt, die mithilfe von genügend Wasserdruck Schnee produzieren. Das nötige Wasser liefert der schmelzende Persgletscher. Der so mit einer meterhohen Schneedecke geschützte Gletscher hat eine Fliessgeschwindigkeit von 70 Metern pro Jahr. Er schmilzt nicht mehr ab und seine Zunge wächst wieder talwärts. Noch ist es nicht so weit, noch müssen unzählige technische Probleme gelöst werden. Aber Keller lässt sich nicht entmutigen, bringt Politiker, Fachleute, Behörden und Geldgeber zusammen. «Das elektrische Licht, der Eisenbahntunnel durch den Gotthard, das Handy in unseren Taschen – all das würde es nicht geben, wenn nicht eine Handvoll Menschen unerschütterlich daran geglaubt hätten», sagt Keller. Ihm geht es aber nicht nur um seinen Heim-Gletscher, den Morte- Prossima fermata – Bernina Glaciers Ein ganzer Erlebnisraum rund um die Faszination Gletscher → www.bernina-glaciers.ch Bernina 21
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