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277.TIROL - April 2022

Ausgabe 6, April 2022

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54 tirol.modern und innovativ<br />

55<br />

Nachhaltiges<br />

Bauen<br />

EINE ANNÄHERUNG<br />

projekt werden bis zu 15 (!) SDG-Ziele angesprochen.<br />

Vom Beginn der konkreten Arbeit<br />

auf EU-Ebene (CEN TC 350) im Jahr 2005<br />

bis zur heute gültigen ÖNORM EN 15643<br />

(2021) wurden umsetzbare Grundlagen für<br />

nachhaltiges Bauen in Österreich entwickelt.<br />

Wie die rechts angeführten Fakten zeigen,<br />

beeinflusst die Bauwirtschaft die globalen<br />

Material- und Energieströme sehr stark. Sie<br />

hat wesentlichen Einfluss auf die Ressourcennutzung<br />

bei der Errichtung (Investition).<br />

Beim Betrieb der Gebäude wird ein noch<br />

viel höherer Mitteleinsatz erforderlich. Und<br />

am Ende der Lebensdauer entsteht ein verhältnismäßig<br />

großer Anteil des weltweiten<br />

Abfalls. Nachhaltiges Bauen, das heißt achtsames<br />

und sinnvolles Entwickeln, Planen,<br />

Bauen, Nutzen, Betreiben, Instandhalten und<br />

Rückbauen, ist ein wirkungsvoller Hebel und<br />

kann einen großen Beitrag zu einer „enkeltauglichen“<br />

Zukunft leisten.<br />

Nachhaltiges Bauen ist per Definition in<br />

drei Bereiche gegliedert, integriert damit<br />

den Blick auf das Gebäude/das Quartier<br />

aus möglichst vielen Richtungen:<br />

die soziokulturelle Nachhaltigkeit<br />

die ökonomische Nachhaltigkeit<br />

die ökologische Nachhaltigkeit<br />

Nachhaltiges Bauen will Bauen ganzheitlich<br />

betrachten. Es umfasst alle Betroffenen<br />

(Stakeholder) inklusive unserem Ökosystem.<br />

Um Handlungsfelder für die drei Bereiche<br />

unterscheiden zu können, wurden jeweils<br />

Schutzziele und Schutzgüter genannt.<br />

~90 %<br />

verbringen wir<br />

in Innenräumen,<br />

Gebäude haben<br />

einen enormen<br />

Einfluss auf uns<br />

11,4 %<br />

Erhöhung des Baupreisindex<br />

Hochbau<br />

im 4. Quartal von<br />

2020 auf 2021<br />

24,1 %<br />

Schutzgüter<br />

1<br />

2<br />

Ökologie Ökonomie Soziokulturelles<br />

natürliche Ressourcen<br />

natürliche Umwelt<br />

natürliche Ressourcen<br />

globale und lokale Umwelt<br />

Kapital/Werte<br />

ökon. Leistungsfähigkeit<br />

menschliche Gesundheit<br />

soz. und kult. Werte<br />

Kapital/Werte Gesundheit<br />

Nutzerzufriedenheit<br />

Funktionalität<br />

kult. Werte<br />

Plus des Energiepreisindex<br />

der<br />

österreichischen<br />

Energieagentur<br />

im Dezember 2021<br />

gegenüber dem<br />

Vorjahr<br />

Zukunftsfähiges Bauen, „enkeltaugliches“ Bauen, nachhaltiges Bauen – Begriffe, die sich gerade häufen, im<br />

Trend sind, ein Gebäude auf der Höhe der Zeit erscheinen lassen wollen. Doch was bedeuten diese Begriffe<br />

wirklich? Auf welchen Grundsätzen beruhen sie? Und wie werden sie nachvollziehbar angewendet? Der<br />

rasche Wandel des Klimas hat die Notwendigkeit des Umdenkens verstärkt und beschleunigt. Nachhaltigkeit<br />

als Gebot der Stunde bietet Alternativen an, zeigt Defizite auf und hat das Ziel, unsere Welt für<br />

nachfolgende Generationen lebenswert zu erhalten.<br />

Der Begriff der Nachhaltigkeit existiert<br />

schon viele Jahre. Er stammt aus der Forstwirtschaft<br />

und wurde im 18 Jhd. von Hans<br />

Carl von Carlowitz erstmals schriftlich formuliert.<br />

Die Entwicklungen seit der Aufklärung<br />

– mit einem zum Teil bis heute ungebrochenen<br />

Glauben an den Fortschritt durch Technik –<br />

führten zu ersten nachdenklichen Stimmen in<br />

den 1960/70er Jahren. Als Beispiele seien hier<br />

die Urbanistin und Schriftstellerin Jane Jacobs<br />

sowie der Bericht „Grenzen des Wachtums“<br />

des Club of Rome aus dem Jahr 1972 genannt.<br />

Weitere Meilensteine sind die Aufnahme des<br />

Gedankens der nachhaltigen Entwicklung in<br />

die Vereinten Nationen mit dem Brundtland-<br />

Bericht 1987 bzw. bei der Rio-Konferenz 1992<br />

(als „Centre for Our Common Future“ reaktiviert).<br />

Nach den im Jahr 2000 beschlossenen Milleniumsentwicklungszielen<br />

(MDGs) sprechen seit<br />

2015 die Vereinten Nationen von den 17 SDGs<br />

(Sustainable Development Goals). Um damit zum<br />

nachhaltigen Bauen zu kommen: Je nach Bau-<br />

Schutzziele<br />

1<br />

2<br />

Schutz der natürlichen Ressourcen<br />

und sparsamer und<br />

schonender Umgang<br />

Effizienzsteigerung<br />

Reduktion von Schadstoffbelastungen/Umwelteinwirkungen<br />

Schutz der Erdatmosphäre,<br />

des Bodens, des Grundwassers<br />

und der Gewässer<br />

Förderung einer umweltverträglichen<br />

Produktion<br />

Schutz der natürlichen<br />

Ressourcen<br />

Schutz des Ökosystems<br />

Lebenszykluskosten senken<br />

Verringerung des Subventionsaufwandes<br />

Schulden verringern<br />

Förderung einer verantwortungsbewussten<br />

Unternehmerschaft<br />

Schaffung nachhaltiger<br />

Konsumgewohnheiten<br />

Schaffung dynamischer<br />

und kooperativer internat.<br />

wirtschaftlicher Rahmenbedingungen<br />

Reduzierung der Lebenszykluskosten<br />

Verbesserung der<br />

Wirtschaftlichkeit<br />

Erhalt von Kapital/Wert<br />

1 = Nachhaltigkeit allgemein, 2 = Nachhaltiges Bauen<br />

Schutz und Förderung<br />

menschlicher Gesundheit<br />

sozialen Zusammenhalt und<br />

Solidarität stärken<br />

kulturelle Werte erhalten<br />

Chancengleichheit<br />

Sicherung von Erwerbsfähigkeit<br />

und Arbeitsplätzen<br />

Armutsbekämpfung<br />

Bildung/Ausbildung<br />

Gleichberechtigung<br />

Integration<br />

Sicherheit/<br />

lebenswertes Umeld<br />

Bewahrung von Gesundheit,<br />

Sicherheit und Behagen<br />

Gewährleistung von<br />

Funktionalität<br />

Sicherung der gestalterischen<br />

und städtebaulichen<br />

Qualität<br />

~<br />

Die klimaschädlichen<br />

CO2-Emissionen,<br />

verursacht<br />

durch den Bausektor,<br />

waren noch<br />

nie so hoch.<br />

2/3<br />

des österreichischen<br />

Abfallaufkommens<br />

verursacht<br />

der Bausektor

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