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277.TIROL - April 2022

Ausgabe 6, April 2022

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Früh-<br />

jahrsputz in<br />

der Natur<br />

Hier eine Plastikflasche, dort eine Aludose: Achtlos<br />

weggeworfene Abfälle stören das Landschaftsbild<br />

und schaden der Umwelt. In vielen Tiroler Gemeinden<br />

befreien heuer wieder unzählige Freiwillige die Natur<br />

von Müllsünden – eine Aktion, bei der es nur<br />

Gewinner*innen gibt.<br />

Es ist ein sonniger Frühlingstag, der letzte Schnee ist<br />

geschmolzen, die Natur erwacht aus dem Winterschlaf.<br />

Viele Menschen verbringen den Tag im Freien. Grüppchenweise<br />

gehen sie einem beliebten Spazierweg entlang.<br />

Statt den Blick in die Ferne schweifen zu lassen<br />

und die Landschaft zu genießen, haben sie die Augen<br />

jedoch fest auf den Boden vor ihnen gerichtet. Ausgestattet<br />

mit Müllsäcken, Handschuhen und Greifzangen<br />

sind sie auf der Suche nach achtlos weggeworfenen<br />

Abfällen, die sie im Rahmen der Flurreinigungsaktion<br />

einsammeln und entsorgen. Der Frühjahrsputz in der<br />

Natur ist in vielen Tiroler Gemeinden ein Fixpunkt im<br />

Veranstaltungskalender. Die Umwelt und das Gemeinschaftsgefühl<br />

sind die großen Gewinner – und alle<br />

Freiwilligen, die nach so einem Tag mit einem positiven<br />

Gefühl nach Hause gehen.<br />

Littering richtet Schaden an<br />

Littering, also das achtlose Wegwerfen von Abfällen<br />

in der Natur, schadet der Umwelt, beeinträchtigt das<br />

Ortsbild und verursacht hohe Kosten für die Allgemeinheit.<br />

Das Land Tirol spricht von rund 1.000 Tonnen an<br />

Abfällen, die allein entlang des Landesstraßennetzes<br />

BILD:<br />

Die Kampagne „Tirol<br />

klaubt auf!“ der ATM lädt<br />

mit Motiven wie diesem<br />

augenzwinkernd zum<br />

Mitmachen bei der Flurreinigung<br />

ein. (© ATM/<br />

Matthias Betz)<br />

ZUM AUTOR<br />

ABFALLWIRTSCHAFT TIROL MITTE GMBH<br />

Die ATM koordiniert und unterstützt als Umweltserviceorganisation<br />

für die 102 Gemeinden der Bezirke Innsbruck-Land und<br />

Schwaz seit über 20 Jahren Flurreinigungsaktionen in der Region.<br />

Die Kampagne „Tirol klaubt auf!“ schafft Bewusstsein für die<br />

negativen Umweltauswirkungen von Littering.<br />

www.atm-online.at<br />

OBEN:<br />

Die Natur von achtlos weggeworfenen<br />

Abfällen befreien:<br />

Das ist das Ziel einer Flurreinigungsaktion.<br />

(© ATM/Berger)<br />

jedes Jahr beseitigt werden müssen. Im Auftrag der<br />

Abfallwirtschaft Tirol Mitte (ATM) führte die Universität<br />

Innsbruck 2018 eine Analyse des eingesammelten<br />

Abfalls durch: Rund die Hälfte davon sind Wertstoffe,<br />

die bei richtiger Entsorgung umwelt- und kostenschonend<br />

verwertet werden könnten. Stattdessen landen<br />

Plastik- und Glasflaschen oder Getränkedosen häufig<br />

in der Natur. Sie sind eine Gefahr für Wildtiere, können<br />

mit dem Futter aber auch vom Feld in den Stall<br />

gelangen und dort Schaden anrichten. Wind und Wetter<br />

setzen den Abfällen zu, Partikel lösen sich und verunreinigen<br />

die Böden.<br />

Erfolgreiche Freiwilligenaktion<br />

„Man braucht nicht darauf zu warten, dass sich der<br />

Müll und somit das Problem von selbst in Luft auflöst:<br />

Studien zeigen, dass sich eine PET-Flasche je<br />

nach Witterung rund 300 Jahre in der Natur hält. Die<br />

errechnete Verrottungsdauer einer Getränkedose liegt<br />

sogar bei 500 Jahren“, erklärt Alexander Würtenberger,<br />

Leiter der Umwelt- und Abfallberatung bei der ATM.<br />

Seit mehr als zwanzig Jahren unterstützt die ATM<br />

die Gemeinden in den Bezirken Innsbruck-Land und<br />

Schwaz bei der Durchführung von Flurreinigungen.<br />

Der Frühjahrsputz in der Natur ist zu einer riesigen<br />

Freiwilligenaktion geworden, schildert Alexander Würtenberger:<br />

„Teilweise haben wir bis zu 8.000 Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer in unseren zwei Bezirken<br />

verzeichnet. In den allermeisten der 102 Gemeinden<br />

gehört die Flurreinigung einfach jedes Jahr dazu. Dieses<br />

große Engagement freut uns sehr.“<br />

Das Bewusstsein wächst<br />

Bei den groß angelegten Aktionstagen hilft vielerorts<br />

die ganze Dorfgemeinschaft zusammen: Schulklassen<br />

und Vereine sind genauso dabei wie Vertreter*innen<br />

der Gemeindepolitik und Einzelpersonen, denen die<br />

Umwelt am Herzen liegt. Interessierte Bürger*innen<br />

können sich an die jeweilige Gemeinde wenden – sie<br />

UNTEN:<br />

Gut für die Umwelt, das<br />

Ortsbild und die Gemeinschaft:<br />

In vielen Tiroler<br />

Gemeinden packen alle<br />

mit an, um in der Natur aufzuräumen.<br />

(© ATM/Berger)<br />

kümmert sich meist um die Organisation vor Ort. Für<br />

die ATM ist neben dem Einsammeln der gelitterten<br />

Abfälle vor allem Bewusstseinsbildung ein zentraler<br />

Aspekt der Flurreinigung, erklärt Alexander Würtenberger:<br />

„Wenn man sieht, was alles in der Natur landet,<br />

wird man automatisch sensibler für das Thema. Viele<br />

Freiwillige erzählen ihrem Umfeld davon und nehmen<br />

damit eine wichtige Rolle als Botschafter*innen ein.“<br />

Für Schulen bietet die ATM eigene Workshops an, in<br />

denen die Folgen von Littering kindgerecht vermittelt<br />

werden. Das Angebot wird sehr gerne angenommen<br />

und die Aufklärungsarbeit der letzten Jahrzehnte<br />

zeigt ihre Wirkung. „Das Bewusstsein für die negativen<br />

Auswirkungen von achtlos weggeworfenen Abfällen<br />

wächst. Irgendwann – in einer perfekten Welt – liegt<br />

vielleicht gar kein Müll mehr in der Landschaft. So<br />

weit sind wir aber leider noch nicht“, sagt Alexander<br />

Würtenberger. Auf einen Rückgang der gelitterten<br />

Abfallmenge lässt das angekündigte Pfand auf Einweg-<br />

Getränkeverpackungen hoffen. Das neue Abfallwirtschaftsgesetz<br />

sieht vor, dass in Österreich ab 2025<br />

ein Pfand auf Plastikflaschen und Aludosen eingehoben<br />

wird. Mit der leeren Flasche würde künftig auch der<br />

dafür bezahlte Einsatz im Gras landen – daraus ergibt<br />

sich ein monetärer Anreiz, Getränkeverpackungen ordnungsgemäß<br />

zu entsorgen.<br />

Motivation zum Umweltschutz<br />

Die gemeinschaftliche Flurreinigung in der Gemeinde<br />

ist auch ein unmittelbarer Beitrag zum Umweltschutz<br />

und somit zu einem Thema, das oft als abstrakt gilt.<br />

Mit dem Frühjahrsputz in der Gemeinde wird es auf<br />

eine lokale und greifbare Ebene geholt. Man hat sofort<br />

ein Erfolgserlebnis. Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

sehen, dass sich ihr Engagement gelohnt hat – die<br />

vollen Müllsäcke und die saubere Landschaft sprechen<br />

für sich. Diese Motivation und das positive Gefühl übertragen<br />

sich bestenfalls auf andere Lebensbereiche und<br />

sorgen für noch mehr Umweltbewusstsein im Alltag.

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