Motocross Enduro Ausgabe 05-2022

tiv mit der Kupplung gefahren werden, um wirklich
schnell unterwegs zu sein. Große Hubräume
bieten von Haus aus ein deutlich höheres
Drehmoment über einen breiteren Bereich und
lassen sich dadurch deutlich „schaltfauler“
fahren, was gerade im Hobbybereich oft der
entscheidende Grund für den größeren Hubraum
ist und nicht die höhere Spitzenleistung.
Beim Elektromotor hingegen sieht die Leistungsentfaltung
deutlich anders aus. Die Leistung
steigt mit der Drehzahl linear, da das maximale
Drehmoment ab nahezu Stillstand
anliegt. Damit ergibt sich ein sehr breit nutzbares
Drehzahlband, das ein Schaltgetriebe überflüssig
macht. Im Diagramm sieht man den Vergleich
der unterschiedlichen Leistungskurven
der beiden Konzepte. Es wird sehr schnell deutlich,
dass ab Stillstand bis etwa 70 Prozent der
Maximaldrehzahl der Elektromotor sein maximales
Drehmoment und damit eine hohe Leistung
über diesen Bereich konstant abgeben
kann. Der Verbrennungsmotor hingegen erreicht
seine Maximalleistung erst bei hoher
Drehzahl und in einem relativ schmalen Bereich.
Die beiden Leistungskurven im folgenden
Diagramm, stammen von Elektro- und Verbrennungsmotor
aus der gleichen Fahrzeugklasse
eines Kinder-MX-Motorrades.
Zum E-Motorrad gehört der Akku, wie hier mal „offen“ von einer HVR
GASGAS MC-E 5
KTM SX-E 5
HVR 50.4
Husqvarna EE 5
Kinder-Elektromotorräder:
Neben einem emissionsfreien Antrieb mit geringem Geräuschniveau und
anpassbarer Leistung sind die Kindermotorräder mit E-Antrieb eine echte
Alternative für den Einstieg. Außerdem sind diese Modelle deutlich verschleißarmer
und einfacher zu handhaben. Es gibt sogar Modelle, die in der
Sitzhöhe anpassbar sind und somit „mitwachsen“. Bekannte Hersteller für
E-Kids-Motorräder sind z.B. HVR, KTM, GASGAS und Husqvarna
Beim Motocross und Enduro wird zu einem großen Anteil in niedrigen bis mittleren
Geschwindigkeiten und somit auch in diesen Drehzahlen gefahren, daher kann der
Elektromotor hier sein hohes Drehmoment und die lineare Leistungsentfaltung voll
ausspielen. Das Motorrad reagiert direkt und ohne Verzögerung auf den Gasgriff
und setzt das vom Fahrer gewünschte Drehmoment spontan um. Dieses spontane
Ansprechverhalten ist außerdem möglich, weil der Motorcontroller bis zu
20.000-mal pro Sekunde das Drehmoment nachregelt. Im Gegensatz zum Verbrennungsmotor
wird das Drehmoment direkt geregelt und ist nicht das indirekte Ergebnis
der Drosselklappenstellung, die sich je nach Drehzahlbereich unterschiedlich
auswirkt. Beim offroadtypischen Geschwindigkeitsprofil befindet man sich
also meist in einem Drehzahlbereich, in dem der Elektromotor sein maximales
Drehmoment abrufen kann. Das verschafft dem Elektromotorrad ein sehr agiles
Fahrverhalten.
Beim Leistungsvergleich von Elektro- und Verbrennungsmotor kommt es also weniger
auf den reinen Zahlenwert an, sondern der Bereich des jeweilig nutzbaren
Drehmoments. So fühlt sich ein Elektroantrieb im Fahrbetrieb durch das fast immer verfügbare hohe Drehmoment deutlich kräftiger an, als ein Verbrenner
mit der gleichen Leistungsangabe, welche dann natürlich in der Praxis auf der Strecke, erst einmal in schnellere Rundenzeiten umsetzen werden
muss.
• Text: Andreas Keim; Fotos: HVR, KTM, Husqvarna, GASGAS, Uwe Laurisch
5/22 MOTOCROSS ENDURO 57