Verfahrenstechnik 4/2022
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Direkter<br />
Austausch<br />
Prozessanlagen vernetzt planen und<br />
betreiben mit dem digitalen Zwilling<br />
Um die Anlagenleistung sowohl<br />
bei Brownfield- und Greenfield-<br />
Projekten als auch im Betriebszustand<br />
zu verbessern, setzen<br />
immer mehr Unternehmen der<br />
Prozessindustrie digitale<br />
Zwillingsstrategien ein. Daraus<br />
resultieren unmittelbare, aber<br />
auch mittel- und langfristige<br />
Gewinne.<br />
Die Digitalisierung zieht sich wie ein roter<br />
Faden durch alle Bereiche der Prozessindustrie.<br />
Ein wichtiger Baustein ist<br />
hierbei der digitale Zwilling – unabhängig<br />
davon, ob sich die Anlage in der Planungsoder<br />
Betriebsphase befindet. Für ihn muss<br />
eine datenzentrierte Kultur geschaffen<br />
werden, die bereits in den ersten Phasen<br />
eines Projekts technische Daten in einem<br />
einzigen, vertrauenswürdigen Hub zusammenführt<br />
und überprüft.<br />
Untersuchungen der Beratungsgesellschaft<br />
Deloitte haben ergeben, dass Unternehmen<br />
durch die digitale Transformation<br />
eine höhere Sicherheit, Effizienz und<br />
Digitale Zwillinge unterstützen<br />
bei Planung und Betrieb von<br />
Prozessanlagen<br />
erhebliche finanzielle Vorteile erzielen<br />
können. Dazu gehöre eine Senkung der<br />
Baukosten um fünf bis zehn Prozent und<br />
eine Senkung der Betriebskosten um zehn<br />
bis 20 Prozent.<br />
Durch die Kooperation von unterschiedlichen<br />
Teams sowie die Verknüpfung von<br />
technischen Geräten und Daten in jeder<br />
Phase des Projekts können die Leistung<br />
verändert und die Effizienz einer Anlage<br />
um 30 Prozent gesteigert werden. Mit Mitarbeitern,<br />
die sich an Daten orientieren,<br />
kann Silodenken aufgebrochen werden.<br />
Das verbessert Transparenz, Zusammenarbeit<br />
und Entscheidungsfindung.<br />
In dem Maße, in dem Leistung und Effizienz<br />
steigen, sinken Projektkosten und -risiken.<br />
Dadurch bleiben den Auftragnehmern<br />
im Bereich Ingenieurswesen, Beschaffung<br />
und Bau (EPC: engineering, procurement<br />
and construction) sowie den Betreibern<br />
mehr Möglichkeiten für Neuentwicklungen.<br />
Visualisierung und Simulation<br />
Der Industriesektor sollte jetzt auf neue<br />
Technologien und Arbeitsmethoden setzen,<br />
um die Anlagen der Zukunft zu bauen.<br />
Cloud- und interaktive 3D-Visualisierungs-,<br />
Engineering- und Simulationslösungen<br />
ermöglichen es EPC und Betreibern,<br />
effizienter zu werden. Durch<br />
integrierte Konstruktionswerkzeuge lassen<br />
sich Prozesse rationalisieren. Das Budget<br />
für die Durchführung von Kapitalprojekten<br />
sowie für die Erstellung und Pflege<br />
von technischen Daten wird so geschont.<br />
Digitale Zwillinge eignen sich für die Integration<br />
in Neubauprojekte, Brownfield-<br />
Anlagen und sogar für Betriebe, die bereits<br />
seit Jahren laufen, um die Leistung<br />
langfristig zu optimieren.<br />
Ob Netto-Null-Projekte, Kohlenstoffbindung<br />
und -speicherung, Wasserstoffproduktion<br />
oder Stromerzeugung aus erneuerbaren<br />
Energien – vernetzte technische<br />
Informationen können gerade bei<br />
Greenfield-Anlagen genutzt werden, um<br />
einen digitalen Zwilling zu erstellen. Er er-<br />
Autor: Steve Parvin, Head of Information<br />
Engineering, Aveva Group plc, Cambridge,<br />
Großbritannien<br />
34 VERFAHRENSTECHNIK 04/<strong>2022</strong> www.verfahrenstechnik.de