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Angelika Reiser-Fischer: Cantate domino (Leseprobe)

Eine Limonadenflasche, die sehr effektvoll während einer Audienz beim Bischof in der Tasche explodiert. Eine Bach-Arie aus dem Weihnachtsoratorium auf der Polizeistation. Ein besonderes Abschiedsritual im Hafen von Kloster, bei dem sogar völlig Unbeteiligten die Tränen kommen. Ein Kapitän, der des Nachts zum zweiten Mal beerdigt wird. Ein Cello, auf dem so heftig musiziert wird, dass es zu qualmen beginnt. Die Erinnerungen der Musici Jenenses an ihre Sommer auf der Insel Hiddensee sind ein unerschöpflicher Quell von Geschichten, heiteren, besonderen, auch traurigen. Aber immer gewähren sie einen Blick in die Zeitgeschichte und auf die besonderen Umstände, unter denen sich junge und alte, professionelle und Hobby-Musiker aus inzwischen ganz Deutschland seit fast 60 Jahren in der kleinen Inselkirche von Kloster treffen – allen Widrigkeiten zum Trotz –, um unter einem gemeinsamen Motto zu musizieren: Cantate domino – Singt dem Herrn.

Eine Limonadenflasche, die sehr effektvoll während einer Audienz beim Bischof in der Tasche explodiert. Eine Bach-Arie aus dem Weihnachtsoratorium auf der Polizeistation. Ein besonderes Abschiedsritual im Hafen von Kloster, bei dem sogar völlig Unbeteiligten die Tränen kommen. Ein Kapitän, der des Nachts zum zweiten Mal beerdigt wird. Ein Cello, auf dem so heftig musiziert wird, dass es zu qualmen beginnt.

Die Erinnerungen der Musici Jenenses an ihre Sommer auf der Insel Hiddensee sind ein unerschöpflicher Quell von Geschichten, heiteren, besonderen, auch traurigen. Aber immer gewähren sie einen Blick in die Zeitgeschichte und auf die besonderen Umstände, unter denen sich junge und alte, professionelle und Hobby-Musiker aus inzwischen ganz Deutschland seit fast 60 Jahren in der kleinen Inselkirche von Kloster treffen – allen Widrigkeiten zum Trotz –, um unter einem gemeinsamen Motto zu musizieren: Cantate domino – Singt dem Herrn.

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Hermann Schmalfuß<br />

»Mit Freude und Herz«<br />

von Beruf: Dipl.-Ing für<br />

Eisenbahntechnik und<br />

Kantor<br />

Jahrgang: 1939<br />

stammt aus: Rodewisch/<br />

Vogtland, lebt in Bad Berka<br />

beruflich hauptsächlich<br />

tätig: als Projektleiter und<br />

Bauherrenverantwortlicher<br />

für Großprojekte der Deutschen<br />

Bahn<br />

kam nach Hiddensee: 1962<br />

bei den Musici aktiv als:<br />

1964 bis 2013 musikalischer<br />

Leiter der Musici<br />

Musik ist mein Leben. Und die Musici sind ein wichtiger Teil davon.<br />

Doch es gab in meiner Jugend noch eine zweite Leidenschaft: die Eisenbahntechnik.<br />

Ich hätte am liebsten nach der Schulzeit gleich Kirchenmusik studiert, leitete<br />

mit 15 schon meinen ersten Chor und saß an der Orgel. Durch einen Zufall – eigentlich<br />

durch ein Missverständnis – habe ich dann in Dresden Verkehrsmaschinentechnik<br />

an der Hochschule für Verkehrswesen studiert und bin bis heute begeisterter<br />

Eisenbahner. Nach der Wende habe ich im Regionalen Führungskreis<br />

der Deutschen Bahn den Anschluss Thüringens an das gesamtdeutsche Schienennetz<br />

mit verantwortet, so die Lückenschlüsse zum Westen sowie die Hochleistungsstrecke<br />

Nürnberg - Leipzig/ Halle. Da gäbe es viel zu erzählen…<br />

Die Kirchenmusik war trotzdem immer mein zweiter Beruf.<br />

Meine Liebe – die galt besonders der Musica sacra. Der Kirchenmusik.<br />

Mit Bach, Schütz, Händel, Buxtehude, Mozart und vielen anderen. All den herrlichen<br />

Chorälen, Motetten, Messen, Kantaten der alten Meister. Gern folgte ich<br />

schon Ende der 1950er Jahre einer Einladung nach Jena zur Studentenkurrende<br />

und zur Akademischen Orchestervereinigung.<br />

1961 musizierte ich mit ihnen zum Reformationsfest im Thüringer Wald. In<br />

Großbreitenbach, Herschdorf und Egelsdorf spielten wir Bachkantaten. Mit viel<br />

Elan und einem Handwagen haben wir damals die Pauken und den Kontrabass<br />

transportiert.<br />

Am Schluss unserer Tournee sagte Hans Lehmann: »Leute! Einmalige Gelegenheit!<br />

Wir könnten im Sommer vier Tage nach Hiddensee fahren und dort musizieren!«<br />

Ich dachte, man kommt ja sonst nicht groß raus. Und für Musik bin ich<br />

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