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Angelika Reiser-Fischer: Cantate domino (Leseprobe)

Eine Limonadenflasche, die sehr effektvoll während einer Audienz beim Bischof in der Tasche explodiert. Eine Bach-Arie aus dem Weihnachtsoratorium auf der Polizeistation. Ein besonderes Abschiedsritual im Hafen von Kloster, bei dem sogar völlig Unbeteiligten die Tränen kommen. Ein Kapitän, der des Nachts zum zweiten Mal beerdigt wird. Ein Cello, auf dem so heftig musiziert wird, dass es zu qualmen beginnt. Die Erinnerungen der Musici Jenenses an ihre Sommer auf der Insel Hiddensee sind ein unerschöpflicher Quell von Geschichten, heiteren, besonderen, auch traurigen. Aber immer gewähren sie einen Blick in die Zeitgeschichte und auf die besonderen Umstände, unter denen sich junge und alte, professionelle und Hobby-Musiker aus inzwischen ganz Deutschland seit fast 60 Jahren in der kleinen Inselkirche von Kloster treffen – allen Widrigkeiten zum Trotz –, um unter einem gemeinsamen Motto zu musizieren: Cantate domino – Singt dem Herrn.

Eine Limonadenflasche, die sehr effektvoll während einer Audienz beim Bischof in der Tasche explodiert. Eine Bach-Arie aus dem Weihnachtsoratorium auf der Polizeistation. Ein besonderes Abschiedsritual im Hafen von Kloster, bei dem sogar völlig Unbeteiligten die Tränen kommen. Ein Kapitän, der des Nachts zum zweiten Mal beerdigt wird. Ein Cello, auf dem so heftig musiziert wird, dass es zu qualmen beginnt.

Die Erinnerungen der Musici Jenenses an ihre Sommer auf der Insel Hiddensee sind ein unerschöpflicher Quell von Geschichten, heiteren, besonderen, auch traurigen. Aber immer gewähren sie einen Blick in die Zeitgeschichte und auf die besonderen Umstände, unter denen sich junge und alte, professionelle und Hobby-Musiker aus inzwischen ganz Deutschland seit fast 60 Jahren in der kleinen Inselkirche von Kloster treffen – allen Widrigkeiten zum Trotz –, um unter einem gemeinsamen Motto zu musizieren: Cantate domino – Singt dem Herrn.

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<strong>Angelika</strong> Knoll<br />

»Ohne Toleranz wird’s schwierig«<br />

von Beruf: Musikerin/<br />

Cellistin<br />

Jahrgang: 1948<br />

stammt aus: Altenburg,<br />

wohnt in Weimar<br />

beruflich hauptsächlich<br />

tätig: als Cellistin der Jenaer<br />

Philharmonie<br />

kam nach Hiddensee: 1971<br />

bei den Musici aktiv als:<br />

Cellistin im Orchester<br />

Wie und durch wen bist du zu den Musici und auf die Insel gekommen?<br />

Ich kannte Birgit Hofmann von unserer gemeinsamen Schulzeit an der Spezialschule<br />

für Musik in Weimar-Belvedere. Auch während unserer Studienzeit an<br />

der Musikhochschule in Weimar musizierten wir zusammen. Sie gehörte damals<br />

schon zu den Musici und erzählte von ihnen. Vom Schlafsaal in der Scheune,<br />

dem Küchendienst, dem Strandleben mit FKK und den lustigen Leuten dort.<br />

Es war ganz klar – das war ein Anfüttern. Und dann sagte sie, dass dort dringend<br />

noch ein Cello fürs Orchester gebraucht würde und guckte mich dabei an.<br />

Ich sagte zu – und so stand ich dann an einem Sommerabend in Weimar auf<br />

dem Bahnhof und fand da eine sehr muntere Truppe vor, die mit dem Nachtzug<br />

zur Ostsee fuhr. Dann ging‘s im Morgengrauen vom Stralsunder Bahnhof zu<br />

Fuß zum Hafen. Wir sahen den Sonnenaufgang, es roch nach Meer. Und dann<br />

die Überfahrt – alle waren total aufgeregt: Wer sieht zuerst den Leuchtturm von<br />

Hiddensee? Die Heiderose? Orte, die ich in den folgenden Jahren alle für mich<br />

entdeckt habe.<br />

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