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Angelika Reiser-Fischer: Cantate domino (Leseprobe)

Eine Limonadenflasche, die sehr effektvoll während einer Audienz beim Bischof in der Tasche explodiert. Eine Bach-Arie aus dem Weihnachtsoratorium auf der Polizeistation. Ein besonderes Abschiedsritual im Hafen von Kloster, bei dem sogar völlig Unbeteiligten die Tränen kommen. Ein Kapitän, der des Nachts zum zweiten Mal beerdigt wird. Ein Cello, auf dem so heftig musiziert wird, dass es zu qualmen beginnt. Die Erinnerungen der Musici Jenenses an ihre Sommer auf der Insel Hiddensee sind ein unerschöpflicher Quell von Geschichten, heiteren, besonderen, auch traurigen. Aber immer gewähren sie einen Blick in die Zeitgeschichte und auf die besonderen Umstände, unter denen sich junge und alte, professionelle und Hobby-Musiker aus inzwischen ganz Deutschland seit fast 60 Jahren in der kleinen Inselkirche von Kloster treffen – allen Widrigkeiten zum Trotz –, um unter einem gemeinsamen Motto zu musizieren: Cantate domino – Singt dem Herrn.

Eine Limonadenflasche, die sehr effektvoll während einer Audienz beim Bischof in der Tasche explodiert. Eine Bach-Arie aus dem Weihnachtsoratorium auf der Polizeistation. Ein besonderes Abschiedsritual im Hafen von Kloster, bei dem sogar völlig Unbeteiligten die Tränen kommen. Ein Kapitän, der des Nachts zum zweiten Mal beerdigt wird. Ein Cello, auf dem so heftig musiziert wird, dass es zu qualmen beginnt.

Die Erinnerungen der Musici Jenenses an ihre Sommer auf der Insel Hiddensee sind ein unerschöpflicher Quell von Geschichten, heiteren, besonderen, auch traurigen. Aber immer gewähren sie einen Blick in die Zeitgeschichte und auf die besonderen Umstände, unter denen sich junge und alte, professionelle und Hobby-Musiker aus inzwischen ganz Deutschland seit fast 60 Jahren in der kleinen Inselkirche von Kloster treffen – allen Widrigkeiten zum Trotz –, um unter einem gemeinsamen Motto zu musizieren: Cantate domino – Singt dem Herrn.

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Andreas Linde<br />

»Rückendeckung für den Alltag«<br />

von Beruf: Bürokaufmann<br />

Jahrgang: 1975<br />

stammt aus: Leipzig<br />

beruflich hauptsächlich<br />

tätig: als Bürokaufmann<br />

kam nach Hiddensee: 1986<br />

bei den Musici aktiv als:<br />

Chorsänger im Bass<br />

Wie und durch wen bist du zu den Musici und auf die Insel gekommen?<br />

Durch meine Eltern und ihre Freunde. Ich war elf, als ich das erste Mal mitgesungen<br />

habe, im Chor als Knabensopran. Das fand ich toll, so als Kind gemeinsam<br />

mit den Großen zu singen. Ich hatte noch keine musikalische Ausbildung<br />

und habe einfach versucht, mich den Erwachsenen musikalisch anzupassen.<br />

Wir sangen unter anderem eine Schubert-Messe und ich denke, ich konnte<br />

stimmlich ganz gut mithalten.<br />

Wir waren schon mehrere Kinder, die damals dabei sein durften. Alle schliefen<br />

im Pfarrhaus zusammen in einem Raum, und von den Erwachsenen musste<br />

immer einer auf uns aufpassen.<br />

Warum bist du den Musici über die Jahre treu geblieben?<br />

Einige Jahre war ich nicht dabei. Ich hatte Angst, dass ich den Pflichten im Heim<br />

und in der Gemeinschaft nicht genügen konnte, mit Küchendienst und anderen<br />

Aufgaben. 2008 war ich mit den Eltern zuerst im Urlaub in Osttirol und hatte<br />

danach den Sommer über frei. Nach dem Berg-Urlaub fuhren die beiden nach<br />

Hiddensee und ich war ziemlich traurig, so allein daheim in Leipzig. Denn ich<br />

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