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Angelika Reiser-Fischer: Cantate domino (Leseprobe)

Eine Limonadenflasche, die sehr effektvoll während einer Audienz beim Bischof in der Tasche explodiert. Eine Bach-Arie aus dem Weihnachtsoratorium auf der Polizeistation. Ein besonderes Abschiedsritual im Hafen von Kloster, bei dem sogar völlig Unbeteiligten die Tränen kommen. Ein Kapitän, der des Nachts zum zweiten Mal beerdigt wird. Ein Cello, auf dem so heftig musiziert wird, dass es zu qualmen beginnt. Die Erinnerungen der Musici Jenenses an ihre Sommer auf der Insel Hiddensee sind ein unerschöpflicher Quell von Geschichten, heiteren, besonderen, auch traurigen. Aber immer gewähren sie einen Blick in die Zeitgeschichte und auf die besonderen Umstände, unter denen sich junge und alte, professionelle und Hobby-Musiker aus inzwischen ganz Deutschland seit fast 60 Jahren in der kleinen Inselkirche von Kloster treffen – allen Widrigkeiten zum Trotz –, um unter einem gemeinsamen Motto zu musizieren: Cantate domino – Singt dem Herrn.

Eine Limonadenflasche, die sehr effektvoll während einer Audienz beim Bischof in der Tasche explodiert. Eine Bach-Arie aus dem Weihnachtsoratorium auf der Polizeistation. Ein besonderes Abschiedsritual im Hafen von Kloster, bei dem sogar völlig Unbeteiligten die Tränen kommen. Ein Kapitän, der des Nachts zum zweiten Mal beerdigt wird. Ein Cello, auf dem so heftig musiziert wird, dass es zu qualmen beginnt.

Die Erinnerungen der Musici Jenenses an ihre Sommer auf der Insel Hiddensee sind ein unerschöpflicher Quell von Geschichten, heiteren, besonderen, auch traurigen. Aber immer gewähren sie einen Blick in die Zeitgeschichte und auf die besonderen Umstände, unter denen sich junge und alte, professionelle und Hobby-Musiker aus inzwischen ganz Deutschland seit fast 60 Jahren in der kleinen Inselkirche von Kloster treffen – allen Widrigkeiten zum Trotz –, um unter einem gemeinsamen Motto zu musizieren: Cantate domino – Singt dem Herrn.

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Andreas Korn<br />

»Eine Balance herstellen«<br />

von Beruf: Sänger, Chorleiter,<br />

Pianist, Kapellmeister<br />

Jahrgang: 1945<br />

stammt aus: in Beierfeld<br />

(Erzgebirge) aufgewachsen,<br />

wohnt in Leipzig<br />

beruflich hauptsächlich<br />

tätig: Theaterengagements<br />

in Meiningen, Weimar,<br />

Greiz, Chemnitz, Leipzig<br />

kam nach Hiddensee: 2001<br />

bei den Musici aktiv als:<br />

Sänger, Cembalist, Organist,<br />

Chorleiter, Dirigent<br />

Wie und durch wen bist du zu den Musici und auf die Insel gekommen?<br />

Es muss im Herbst im Jahr 2000 gewesen sein, als ich auf einer Demo in Weimar<br />

war – wahrscheinlich ging es um den Erhalt der Thüringer Theaterlandschaft.<br />

Da sprach mich meine Kollegin vom DNT Birgit Hofmann an, ob ich nicht mal<br />

zu den Musici nach Hiddensee mitfahren wolle. Dort brauche man jemanden,<br />

der sich um Chor, Solisten und deren Begleitung kümmert. Und meinen Sohn<br />

Alexander könne ich da auch ruhig mitbringen, meinte sie. Sie erzählte mir die<br />

Geschichte der Musici – und ich muss zugeben, dass es mich beeindruckt hat,<br />

wie es dieser festen Gemeinschaft gelungen ist, über so viele Jahre eine Tradition<br />

weiter zu führen.<br />

Außerdem – ich kannte die Singfahrten der Jugendkantoreien meiner erzgebirgischen<br />

Heimat und war ja auch von meinen Jahren im Dresdener Kreuzchor<br />

auf »Gemeinschaft« geprägt. Dazu ein lockerer Dienst und Musik. Die Kirchenmusik<br />

war in meinen Jahren an den Theatern etwas aus meinem Gesichtsfeld<br />

verschwunden. Das hat mich gelockt. Also bin ich gleich im Sommer darauf<br />

zum ersten Mal auf die Insel mitgefahren und wurde mit offenen Armen und<br />

Herzen empfangen. Dazu kam, dass ich etliche von den Musici schon von meiner<br />

Arbeit in Leipzig und Weimar kannte. Das hat mir sehr geholfen. Und ich<br />

war dann schließlich auch erstaunt, in welch kurzer Probenzeit doch ein passables<br />

Ergebnis erreicht wurde.<br />

Warum bist du den Musici über die Jahre treu geblieben?<br />

Nun, ich war seit 2001 nicht lückenlos dabei – musste aus persönlichen Gründen<br />

auch manchmal fehlen. Aber da waren die Begegnungen, die Schönheit der Insel…<br />

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