Ear_tipping Stellungnahme
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4<br />
R. Binder<br />
Behandlung des Wundrandes mit einem Hämostatikum die Bildung von Wundschorf,<br />
sodass das Tier später nicht zum Kratzen verleitet wird.<br />
Eine gesamthafte Betrachtung legt nahe, dass die<br />
durch die Kastration verursachten postoperativen<br />
Beeinträchtigungen mögliche Unlustgefühle im<br />
Zusammenhang mit dem ear <strong>tipping</strong> deutlich<br />
überwiegen. Schließlich ist auch zu bedenken, dass<br />
schwerwiegendere Verletzungen des äußeren Ohres,<br />
die sich Katzen durch Kämpfe mit Artgenossen oder<br />
anderen Raubtieren (z.B. Mardern) zuziehen, trotz<br />
hoher Infektionsgefahr in der Regel auch ohne<br />
tierärztliche Intervention komplikationslos abheilen. 16<br />
Abb.: www.floridacatnews.com/cat_network_voucher_program.htm<br />
Was tierschutzrelevante Leiden betrifft, so liegen keine Hinweise darüber vor, dass<br />
durch eine fehlende Ohrspitze der physische Zustand – z.B. die akustische<br />
Wahrnehmung bzw. die Schallleitungsfähigkeit der Ohrmuschel – oder die<br />
psychische Befindlichkeit der Tiere negativ beeinflusst werden könnte. Da die Katze<br />
das gesamte äußere Ohr und nicht etwa nur dessen Spitze als Signalgeber bei der<br />
sozialen Kontaktaufnahme einsetzt, 17 kann davon ausgegangen werden, dass auch<br />
das Ausdrucksverhalten durch eine fehlende Ohrspitze nicht beeinträchtigt wird.<br />
Wenn die fehlende Ohrspitze als „Verstümmelung“ bezeichnet wird, so entspringt<br />
diese Wahrnehmung dem subjektiven ästhetischen Empfinden bzw. der<br />
anthropozentrischen Perspektive des jeweiligen Betrachters. Der Schaden, der dem<br />
Tier durch das Abtrennen der Ohrspitze zweifellos zugefügt wird, ist als gerechtfertigt<br />
zu beurteilen, weil er<br />
• eine dem Ausmaß nach geringfügige Abweichung vom physischen<br />
Normalzustand darstellt,<br />
• dem Schutz der Tiere dient und<br />
• keine Markierungsmethode verfügbar ist, die es ermöglicht, kastrierte Tiere von<br />
unkastrierten Individuen bereits aus der Entfernung zuverlässig zu unterscheiden.<br />
4. Alternativen:<br />
Mögliche Kennzeichnungsmethoden für verwilderte Hauskatzen<br />
4.1. Microchip<br />
Obwohl der österreichische Gesetzgeber die in der Stammfassung des TSchG<br />
vorgesehne verpflichtende elektronische Kennzeichnung von Katzen durch die<br />
TSchG-Novelle 2008 beseitigt hat, stellt das Chippen und Registrieren von Katzen,<br />
die in menschlicher Obhut gehalten werden, die Kennzeichnungsmethode der Wahl<br />
dar. Jeder Katzenhalter, dessen Tiere die Möglichkeit zum Freigang haben oder gar<br />
im Freien gehalten werden, sollte die Katzen schon deshalb chippen und registrieren<br />
lassen, um einer möglichen Verwechslung mit einem herrenlosen Tier vorzubeugen.<br />
16 Pers. Mitteilung Prof. J. Troxler.<br />
17 Vgl. z.B. F. Brunner (1994), S. 117.