Ear_tipping Stellungnahme
Ear_tipping Stellungnahme
Ear_tipping Stellungnahme
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
2<br />
R. Binder<br />
Nur wenn kastrierte Tiere bereits auf Sicht zu identifizieren sind, ist das selektive<br />
Einfangen unkastrierter Artgenossen möglich, was den Kastraten die Belastung eines<br />
unnötigen Handlings und den Hilfsorganisationen bzw. der Öffentlichen Hand<br />
personelle und finanzielle Ressourcen erspart.<br />
1.2. Methode der Ohrspitzenmarkierung<br />
Die am weitesten verbreitete Methode des ear <strong>tipping</strong> besteht darin, dass der Katze<br />
unmittelbar vor oder nach der Kastration, jedenfalls aber noch in Vollnarkose, ein<br />
kleines Stück einer – zumeist der linken – Ohrspitze mit einer sterilen Schere<br />
abgetrennt wird: „The international standard for adult cats is to remove one<br />
centimeter from one ear tip. Kittens are ear tipped a proportional amount less that<br />
one centimeter.” 5 Dadurch entsteht ein gerader Schnitt, der nicht mit den Folgen von<br />
Kampfverletzungen verwechselt werden kann. Seltener wird das Ohr abgerundet<br />
oder eingekerbt, da diese Art der Markierung aus der Ferne schwerer erkennbar ist<br />
bzw. beim Einkerben die Gefahr des Hängenbleibens und Einreißens der<br />
Ohrmuschel besteht.<br />
Wie jede veterinärmedizinische Maßnahme hat auch das ear <strong>tipping</strong> fachgerecht zu<br />
erfolgen. Tierärztliche Mitarbeiter amerikanischer Katzenschutzorganisationen haben<br />
daher Schulungsunterlagen 6 und Anweisungen zur Guten Fachlichen Praxis 7<br />
verfasst, die genau zu befolgen sind.<br />
2. Das ear <strong>tipping</strong> im Lichte des Eingriffsverbotes gem. § 7 TSchG<br />
Gem. § 7 TSchG 8 sind Eingriffe iSd § 4 Z 8 leg. cit. nur zum Zweck der Diagnose<br />
oder Therapie einer vermuteten oder bestehenden Erkrankung bzw. Verletzung<br />
(veterinärmedizinische Indikation) oder zum Zweck der „fachgerechten<br />
Kennzeichnung von Tieren in Übereinstimmung mit den anwendbaren<br />
Rechtsvorschriften“ (Abs. 1), zur Verhütung der Fortpflanzung (Abs. 2 Z 1) und auf<br />
Grund einer besonderen Ermächtigung durch die 1. TierhaltungsV (Abs. 2 Z 2)<br />
zulässig. Da Rechtsvorschriften zur Kennzeichnung von Tieren nur im Bereich der<br />
Nutztierhaltung 9 , im Hinblick auf Hunde 10 und – im Zusammenhang mit dem<br />
innergemeinschaftlichen Verbringen – für Hunde, Katzen und Frettchen (Pet Pass) 11 ,<br />
nicht hingegen für verwilderte Hauskatzen vorhanden sind, ist die Zulässigkeit des<br />
ear <strong>tipping</strong> nur unter Zugrundelegung der allgemeinen Vorschriften des TSchG, d.h.<br />
im Lichte des Verbotes der Tierquälerei (§ 5 Abs. 1 TSchG), zu prüfen. 12<br />
Im Hinblick auf die Kennzeichnung von Tieren sind zwei Gruppen von<br />
Kennzeichnungsmethoden zu unterscheiden: Einerseits die der individuellen<br />
Kennzeichnung, durch die ein Tier nicht nur dauerhaft, sondern – durch einen<br />
5 http://www.feralcatproject.org<br />
6 Vgl. Physical exam: ear tip<br />
(www.vetmed.auburn.edu/extras/styles/catnap/protocols/physicalexameartip.htm)<br />
7 Alley Cat Allies (2003): <strong>Ear</strong><strong>tipping</strong>: Feral Cat Identification Protocol and <strong>Ear</strong><strong>tipping</strong><br />
Instructions (vgl. Anlage 1); Feral Cat Coalition (2000): Clinic Procedures: Effective <strong>Ear</strong><strong>tipping</strong>.<br />
8 Bundesgesetz über den Schutz der Tiere (Tierschutzgesetz – TSchG), BGBl. I Nr. 118/2004,<br />
Artikel 2, vom 28. September 2004, idF BGBl. I Nr. 35/2008 vom 11.1.2008.<br />
9 Vgl. z.B. Verordnung der Bundesministerin für Gesundheit, Familie und Jugend über die<br />
Kennzeichnung und Registrierung von Schweinen, Schafen und Ziegen (Tierkennzeichnungs-<br />
und Registrierungsverordnung 2007), BGBL. II Nr. 166/2007.<br />
10 Vgl. § 24a TSchG.<br />
11 Verordnung (EG) Nr. 998/2003 über die Veterinärbedingungen für die Verbringung von<br />
Heimtieren zu anderen als Handelszwecken und zur Änderung der Richtlinie 92/65/EWG.<br />
12 Vgl. dazu unter 3.