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EINE M VON NEBENAN Drei Meerschweinchen, zwei Länder, eine Bratsche Annika Kramer über das deutsche und das schwedische Gesundheitssystem und ihre große Liebe. Mensanerin und Meerschweinchen-Mama Annika entschloss sich vor sechs Jahren, nach Nordschweden zu ziehen. Wie es dazu kam, was sie in ihrer neuen Heimat erlebte, und wie sie speziell den Winter genießt, erzählt sie Christina Zejewski. „M von nebenan“ – so nebenan bist du ja gar nicht mehr, sondern vor sechs Jahren nach Schweden ausgewandert. Wie kam es dazu? Ich bin gar nicht ausgewandert, ich bin einfach nur hierhin gezogen. Skandinavien hat mich schon immer fasziniert. Ich habe dort oft Urlaub gemacht, anfangs nur Wandern, später fuhr ich auch im Winter hin. Die deutschen Sommer finde ich zu warm, zu feucht, zu trocken. Der skandinavische Sommer mit seinen maximal 25 Grad und trockener Luft ist ganz toll. Ich mag die Berge hier, ich mag das Fjäll. Als ich 2014 meinen Job in Münster gekündigt hatte, bin ich ohne großen Plan hochgeflogen, habe Freunde besucht, neue Freunde kennengelernt, sowohl in Schweden als auch in Norwegen, und da schon geguckt, wie es denn wäre, hier zu leben. Sogar ein Mini-Praktikum hab ich gemacht – einen Tag in Mo i Rana in Norwegen –, um zu sehen, wie es sich anfühlt. Es fühlte sich gut an. Allerdings hatte ich zu Hause noch einen Freund, mit dem ich schon sehr lange zusammen war. Als das kurz darauf auseinander ging, dachte ich: „Du hast den Job gekündigt, du bist aus der Beziehung raus, da kannst du auch tabula rasa machen.“ Also schrieb ich dem Human-Ressource-Department der „Frühlingspaddeln.“ nördlichsten Regionen Schwedens: „Wenn ich eines Tages mal in Schweden arbeiten wollen würde, was würdet ihr dann von mir brauchen?“ Mit genau so vielen Konjunktiven! Passend zu Weihnachten kam die Antwort aus Västerbotten: „Wir möchten ein Videointerview mit dir machen. Wir wollen dich haben.“ Trotz Konjunktive wurdest du zum Vorstellungsgespräch eingeladen? Ja, das war im Dezember. Das Ulkige war, dass wir erstmal nicht zusammenkamen. Die wollten einen Termin montags bis freitags zwischen acht und sechzehn Uhr haben, aber da arbeitet der deutsche Arzt. Ich hatte ja nie frei! Das kannten die schwedischen Verantwortlichen nicht. „Wie, nie frei? Wann hast du denn das nächste Mal Urlaub?“ – „Im Oktober vielleicht.“ Das konnten die gar nicht begreifen. Mit viel Mühe und Not haben wir dann einen Termin 8 | mind magazin <strong>147</strong>/april 2022 „Auf dem Meer.“
EINE M VON NEBENAN „Mein erstes Mittsommer. Kranz noch etwas dürftig.“ Alle Fotos und Bildunterschriften stammen von Annika. im Februar morgens vor einem Nachtdienst gefunden. Nach diesem Interview wurde ich nach Umeå eingeladen, der Hauptstadt von Västerbotten. Alle drei Krankenhäuser in der Provinz wollten mich, aber Umeå würde nach Meinung der HR-Frau am besten zu mir passen. Dann ging der Spaß von vorne los, denn wir mussten einen Besuchstermin finden. Im Mai habe ich dann tatsächlich drei Tage frei bekommen, war hier oben und fand es irgendwie schön, obwohl ich die Stadt selbst ganz furchtbar fand. Das Krankenhaus ist eine Uni- mind magazin <strong>147</strong>/april 2022 | 9
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