MinD-Mag 147
Die Zeitschrift von Mensa in Deutschland (MinD), des deutschen Ablegers der weltweiten Hochbegabten-Organisation Mensa.
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SCHEER WARE<br />
Niemand kann es dem<br />
Chef recht machen!<br />
Oder: Vielleicht doch?<br />
Von Heinz-Detlef Scheer<br />
N<br />
eulich im Meeting der Service<br />
GmbH: „Was bildest du<br />
dir eigentlich ein, dich hier so<br />
aufzuspielen?! Du bist mal wieder<br />
die Beste, Schönste, Tollste<br />
oder was?! Und vor allem die<br />
Einzige, die mal wieder kapiert,<br />
wo´s langgehen soll, oder? Wir<br />
sind hier ein Team, verdammt<br />
noch mal!“<br />
„Dabei habe ich doch bloß gesagt,<br />
dass wir uns die Diskussion<br />
schenken können, weil ich<br />
längst die Lösung habe!“, erzählt<br />
sie völlig frustriert am<br />
Abend.<br />
„Und der Chef hat mich doch<br />
damals eingestellt, weil er so begeistert<br />
davon war, dass ich offenbar<br />
schnell Lösungen für alle<br />
finde!“, fährt sie fort. „Jetzt geht<br />
kein Meeting zu Ende, ohne<br />
dass er oder sonst jemand an<br />
mir herumkrittelt. Dabei tue ich<br />
doch nur meine Arbeit! – Und<br />
wir haben eben keine Zeit, uns<br />
gegenseitig mit unseren Emotionen<br />
zu bremsen, wir sind ja<br />
schließlich keine Selbsterfahrungsgruppe<br />
hier! Wir haben<br />
immer Zeit-Stress und ich wollte<br />
nur den anderen helfen, die<br />
das sowieso oft nicht verstehen,<br />
weil das gar nicht ihr Metier ist!“<br />
„Das ist jetzt das dritte Mal in<br />
zwei Jahren, dass ich kurz vorm<br />
Jobwechsel stehe, und immer<br />
das Gleiche: Erst erzählen sie<br />
mir, wie interessant der Job ist<br />
und dass sie schon lange auf<br />
schnellere Problemlösungen<br />
warten.<br />
Und nach einem halben Jahr<br />
heißt es, ich wäre arrogant und<br />
würde mich aufführen wie eine<br />
Diva und die anderen Teammitglieder<br />
demotivieren!“<br />
Wenn Du es eilig<br />
hast, gehe langsam<br />
Neulich bei der Konkurrenz:<br />
„Hey, was ich dir mal sagen<br />
wollte: Seitdem du bei uns<br />
im Team bist, kriegen wir auch<br />
die schwierigsten Situationen in<br />
den Griff!“ – „Ja, und ein Tempo<br />
legst du vor! Wenn wir das bei<br />
diesem verrückten Kunden letztes<br />
Jahr auch hingekriegt hätten,<br />
hätten wir noch Leute einstellen<br />
müssen, um die Aufträge<br />
abzuarbeiten. Naja, ich mochte<br />
den sowieso nicht!“ – „Übrigens<br />
danke noch mal für deine Erklärung<br />
neulich, ich hatte das echt<br />
am Anfang gar nicht kapiert.<br />
Deine Geduld ist Gold wert! Das<br />
habe ich neulich sogar in meinem<br />
Verein nutzen können.“ –<br />
„Ja, wie sagt der Japaner? ’Wenn<br />
Du es eilig hast, gehe langsam.‘“<br />
„Hallo, wenn ich euch mal unterbrechen<br />
darf …!“ – „Ach, du<br />
meine Güte, die Chefin spricht!“<br />
– „Ja, und das bin ich!“ – „Hätten<br />
wir sonst nicht gemerkt, Chefin.<br />
Danke für den Hinweis, was<br />
gibtʼs denn? Ist eigentlich noch<br />
Kaffee da?“ – „Die Meyer-im-Hagen-KG<br />
hat einen neuen Auftrag<br />
für uns, aber das muss verdammt<br />
schnell gehen!“<br />
„Stress, Jungs und Mädels!<br />
Stress! Lass rüberwachsen, Chefin,<br />
das kriegen wir hin! Übrigens:<br />
Ich gebe einen aus beim<br />
nächsten Doppelkopf-Turnier,<br />
wenn wir den Auftrag erfolgreich<br />
erledigt haben.“<br />
Quizfrage: Wo liegt hier der<br />
umsetzbare Unterschied im alltäglichen<br />
Umgang miteinander?<br />
54 | mind magazin <strong>147</strong>/april 2022