MinD-Mag 147
Die Zeitschrift von Mensa in Deutschland (MinD), des deutschen Ablegers der weltweiten Hochbegabten-Organisation Mensa.
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UNPROMINENTE PROMINENTE<br />
war die kompetente Mathematikerin<br />
Hamilton definitiv qualifiziert<br />
und wurde völlig zu Recht<br />
eingestellt.<br />
1961 wechselte Hamilton in<br />
das SAGE-Projekt. SAGE steht<br />
für Semi-Automatic Ground Environment<br />
und war darauf ausgelegt,<br />
feindliche Angriffsjäger<br />
computergestützt mittels Radars<br />
und Satellitenaufklärung<br />
zu identifizieren.<br />
Mit Mathe, Griechisch<br />
und Latein zum Erfolg<br />
Margaret Hamilton bekam<br />
hier direkt einen komplizierten<br />
Fall übertragen – ein Programm,<br />
das einer ihrer Kollegen trotz<br />
Bemühen nicht hatte fertigstellen<br />
können. Der vorherige Bearbeiter<br />
hatte seine Kommentare<br />
zum Code zudem auf Griechisch<br />
und Latein verfasst. Hier half<br />
nicht nur Hamiltons mathematische<br />
Expertise, sondern auch<br />
ihre klassische Bildung, um diese<br />
Nuss zu knacken.<br />
Unter anderem durch diesen<br />
Erfolg konnte Hamilton in das<br />
Apollo-Projekt einsteigen, wo<br />
sie Programme entwickelte und<br />
später die Systementwicklung<br />
leitete. Margaret Hamilton bewegte<br />
sich auf vielen Hierarchieebenen<br />
und war sich auch<br />
nicht zu schade, in Führerkabinen<br />
herumzuklettern. Sie leitete<br />
mit großem Erfolg eine Gruppe,<br />
die monumentale Programmentwicklungen<br />
für die Mondflüge<br />
vollbrachte.<br />
Allein die ausgedruckten<br />
Codes stapelten sich höher als<br />
die Mathematikerin selbst.<br />
Allgemein sorgte sie dafür,<br />
dass die Arbeit ihres Teams<br />
ernstgenommen wurde. So soll<br />
sie den Begriff „software engineering“<br />
eingeführt haben,<br />
um zu betonen, dass ihre Arbeit<br />
für den Erfolg der Mission<br />
ebenso entscheidend war wie<br />
die Entwicklung von Triebwerken,<br />
Raumanzügen oder Mondfähren.<br />
Überlastungswarnung<br />
für Apollo 11<br />
2016 wurde sie von Barack Obama<br />
mit der „Presidential Medal of Freedom“<br />
ausgezeichnet. Foto: public domain<br />
Hamiltons wichtigste Entwicklung<br />
betraf die Mondlandefähre<br />
Eagle: Die Computer der<br />
Apollo-Mission waren aus heutiger<br />
Sicht schneckenlangsam.<br />
Deshalb konnte es passieren,<br />
dass der Rechner mit den Datenmengen<br />
einfach nicht hinterherkam.<br />
Hamilton hatte ein<br />
System gebaut, welches die Astronauten<br />
warnte, dass die Steuerung<br />
verzögert reagieren würde.<br />
Während der ersten Mondlandung<br />
trat genau dieser Fall<br />
ein. Das Notfallsystem von Hamilton<br />
gab eine Fehlermeldung<br />
mit Priorität aus. Armstrong<br />
und Aldrin konnten das Manöver<br />
auch deshalb erfolgreich abschließen,<br />
weil Hamiltons Mechanismus<br />
sie bezüglich möglicher<br />
Probleme vorgewarnt hatte.<br />
Nach ihren herausragenden<br />
Leistungen für die Mondmissionen<br />
blieb Margarete Hamilton<br />
noch ein paar Jahre bei der<br />
NASA. 1976, vier Jahre nach<br />
dem Ende des Apollo-Programms,<br />
ging sie in die Wirtschaft,<br />
indem sie ihre eigene<br />
Firma gründete. Staatlichen Institutionen<br />
blieb sie weiterhin<br />
verbunden. Zu ihren Kunden<br />
gehörten immer wieder Regierungsorganisationen.<br />
Hamilton ist mittlerweile<br />
längst in Rente und für ihre<br />
enormen Leistungen vielfach<br />
ausgezeichnet. Dazu gehört neben<br />
mehreren Ehrendoktorwürden<br />
auch die „Presidential Medal<br />
of Freedom“, die höchste zivile<br />
Auszeichnung der Vereinigten<br />
Staaten.<br />
48 | mind magazin <strong>147</strong>/april 2022