MinD-Mag 147
Die Zeitschrift von Mensa in Deutschland (MinD), des deutschen Ablegers der weltweiten Hochbegabten-Organisation Mensa.
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WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG<br />
Illustration: pixabay<br />
Den deutlichsten Hinweis darauf,<br />
dass im Durchschnitt Frauen<br />
mehr unter Mental Load leiden<br />
als Männer, bietet der sogenannte<br />
„Gender Care Gap“, der<br />
„den unterschiedlichen Zeitaufwand,<br />
den Frauen und Männer<br />
für unbezahlte Sorgearbeit aufbringen“,<br />
bezeichnet 4 .<br />
Frauen verwenden im Durchschnitt<br />
gut 50 Prozent mehr<br />
Zeit auf Care-Arbeit als Männer,<br />
Mütter sogar 83 Prozent mehr<br />
als Väter. Die Rushhour des Lebens<br />
zeigt eklatante Unterschiede:<br />
Die 34-jährigen Frauen erledigen<br />
210 Prozent des Männerpensums<br />
an Care-Arbeit. Ja, sie<br />
erledigen im Gegenzug auch<br />
weniger Erwerbsarbeit, aber<br />
wenn man die statistischen Berichte<br />
übergreifend vergleicht,<br />
ist die Mehrarbeit der Männer<br />
in der Erwerbsarbeit geringer<br />
als die Mehrarbeit der Frauen in<br />
der Care-Arbeit. (Zu allem, was<br />
über heteronormative Lebenskonzepte<br />
hinausgeht, gibt es leider<br />
kaum Zahlen.)<br />
Die Zahlen zu Care-Arbeit,<br />
auch im Vergleich zur Erwerbsarbeit,<br />
verdeutlichen einen Teil<br />
des Problems, der oftmals fehlinterpretiert<br />
wird: Es geht nicht<br />
um die Aufgabenerfüllung und<br />
ebenso wenig nur um die Management-Arbeit,<br />
sondern um<br />
das Unsichtbare und die mangelnde<br />
Wertschätzung.<br />
Projektmanagement ist an<br />
sich ein begehrter und gesuchter<br />
Job – aber im Privatleben<br />
wird er nicht bezahlt und nur<br />
wenig beachtet. Aber warum ist<br />
das eigentlich eine so aufwändige<br />
Aufgabe?<br />
Der Umstand, dass alles auf einer<br />
Person lastet und dass es in<br />
der Regel ziemlich wenig Wertschätzung<br />
für diesen Job gibt.“<br />
Nur für Frauen?<br />
Wenn man sich im Internet,<br />
auf dem Buchmarkt und im Bekanntenkreis<br />
so umschaut, äußern<br />
sich hauptsächlich Frauen<br />
über Mental Load. Emma weist<br />
die Genderrollen klar zu. Patricia<br />
Cammarata spricht in ihrer<br />
Definition genderneutral, benennt<br />
aber auch, dass Frauen<br />
deutlich stärker betroffen sind.<br />
Ist Mental Load also ein „Frauenproblem“,<br />
oder jammern<br />
Frauen nur mehr?<br />
Arbeitsgedächtnis<br />
Die Idee, dass zu viel an Informationen<br />
für den Geist eine Belastung<br />
sein kann, stammt aus<br />
der Kognitionsforschung der<br />
1970er Jahre. 1974 entwickelten<br />
die Psychologen Alan D. Baddeley<br />
und Graham J. Hitch das bis<br />
heute gültige Arbeitsgedächtnismodell.<br />
Es nimmt unterschiedliche<br />
Teilsysteme an, die jeweils in ihrer<br />
Kapazität begrenzt sind. So<br />
gibt es zum einen zwei separate<br />
Teilsysteme für die Verarbeitung<br />
von visuellen und auditiven<br />
Informationen, zum anderen<br />
die übergeordnete „zentrale<br />
Exekutive“ – sozusagen die Führungskraft,<br />
die priorisiert und<br />
mind magazin <strong>147</strong>/april 2022 | 33