MinD-Mag 147
Die Zeitschrift von Mensa in Deutschland (MinD), des deutschen Ablegers der weltweiten Hochbegabten-Organisation Mensa.
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WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG<br />
Mütter, Multitasking<br />
und Mental Load<br />
Wie man Flow verhindert und Menschen frustriert.<br />
Von Tanja Gabriele Baudson & Sara Köser<br />
Seit einigen Jahren macht das Phänomen Mental Load<br />
Furore im Internet: Vor allem Mütter beschreiben, wie die<br />
Hauptverantwortung für den Familienalltag ihnen zufällt,<br />
wie anstrengend das ist und wie wenig es gewürdigt wird.<br />
Wir verbinden für das <strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong>azin die psychologischen<br />
Grundlagen in dieser Ausgabe mit pragmatischen<br />
Lösungsansätzen in der nächsten Ausgabe.<br />
„Das Witzige am Thema Mental<br />
Load ist: Frauen muss man<br />
in der Regel gar nicht erklären,<br />
was Mental Load ist.“ – so bemerkt<br />
es Patricia Cammarata,<br />
eine Pionierin im Thema, einleitend<br />
in ihrem Buch. Diese Erfahrung<br />
teilen wir. Und versuchen<br />
uns trotzdem an einer weiterführenden<br />
Erklärung. Denn<br />
Mental Load passt bestens in<br />
unser Fachgebiet – die Psychologie.<br />
Es geht nicht um die Aufgaben<br />
und das Management an<br />
sich, sondern um die subjektive<br />
Anstrengung und den Druck,<br />
alles im Blick zu behalten, bei<br />
gleichzeitig mangelnder Wertschätzung.<br />
Und all das begrenzt<br />
uns darin, uns wohlzufühlen<br />
und Potenziale zu entfalten.<br />
Das Problem<br />
Den ersten Furore-Moment<br />
löste die französische Zeichnerin<br />
Emma mit ihrem Comic(buch)<br />
„The Mental Load: A<br />
Feminist Comic“ 1 aus. Sie beobachtet<br />
bei einer Einladung<br />
zum Abendessen, wie ihre Kollegin<br />
versucht, gleichzeitig ihre<br />
Kinder zu füttern und das geplante<br />
Abendessen zu kochen,<br />
während Emma als eingeladene<br />
Kollegin mit dem Mann im<br />
Wohnzimmer sitzt. Als das Essen<br />
überkocht, vollzieht sich<br />
der Wortwechsel, der so manchen<br />
vertraut vorkommen mag:<br />
Er: „Was hast du denn gemacht?“<br />
– Sie: „Was? Ich hab‘ ALLES gemacht!“<br />
– Er: „Hättest du gefragt,<br />
hätte ich geholfen.“<br />
Das Problem, für das diese Situation<br />
symptomatisch steht,<br />
definiert Emma so:<br />
„When a man expects his partner<br />
to ask him to do things, he’s<br />
viewing her as the manager of<br />
household chores. […] The problem<br />
with that is that planning<br />
und organizing things is already<br />
a full-time job. […] So when we<br />
ask women to take on this task<br />
of organization, and at the same<br />
time to execute a large portion,<br />
in the end it represents 75 %<br />
of the work. […] It’s permanent<br />
and exhausting work. And it’s<br />
invisible.”<br />
Die bereits zitierte Patricia<br />
Cammarata, die Mental Load in<br />
ihrem Blog 2 schon lange zum<br />
Thema macht und mit „Raus<br />
aus der Mental Load-Falle“ 3 eines<br />
der ersten Bücher dazu publizierte,<br />
streicht folgende drei<br />
Punkte bei der Definition besonders<br />
heraus:<br />
„Die (sichtbaren und) unsichtbaren<br />
Aufgaben, die es rund um<br />
die Familie zu erledigen gibt.<br />
1 Seven Stories Press, ISBN 978-1609809188 2 dasnuf.de 3 Beltz, ISBN 978-3407866325 4 https://mind-mag.de/link/caregap<br />
32 | mind magazin <strong>147</strong>/april 2022