MinD-Mag 147

er hat die Bedingung, Schwedisch
auf B2-Niveau zu beherrschen,
um sich mit den Patienten
verständigen zu können,
was ich auch sinnvoll finde.
Für die Staatsbürgerschaft
selbst braucht man keinen
Sprachnachweis. Es ist denen
genug, wenn man sich durch
die Onlineformulare zur Beantragung
klicken kann. Ansonsten
muss man mindestens fünf
Jahre im Land gelebt haben und
eine Aufenthaltserlaubnis besitzen,
die man als EU-Bürger ja
ohnehin hat. Es gibt noch eine
dritte Bedingung, die mir gerade
nicht mehr einfällt.
Man reicht die Nachweise online
ein und dann geht es unterschiedlich
schnell: Ich habe die
Staatsbürgerschaft nach einem
Monat erhalten. Mein Mann
wartet jetzt seit zwei Jahren. Woran
das liegt, ist uns unklar.
Kommt dein Mann auch aus Deutschland
oder hast du ihn in Schweden
kennengelernt?
Beides! Er ist Deutscher, aber
lebt schon länger als ich in
Schweden. Eine Freundin hatte
mich auf diesen Typen aufmerksam
gemacht, der einen Blog
über sein Leben in Västerbotten
führt und genauso wintervernarrt
zu sein schien wie ich.
In zwei Wochen habe ich mir
die Artikel der letzten drei Jahre
durchgelesen und viel kommentiert.
Irgendwann sind wir Facebookfreunde
geworden. Als ich
hergezogen war, haben wir uns
endlich live kennengelernt.
Den Blog hast du also bereits gelesen,
als du noch in Deutschland warst,
und den Verfasser, der damals schon
in Schweden lebte, später geheiratet?
Ja. Unterschätze also nie die
Macht der sozialen Medien!
Wie ist die Arbeit als Medizinerin
in Schweden? Kannst du deine
deutschen Spezialisierungen dort
ausüben?
Da muss ich ausholen. Meine
Grundfacharztausbildung ist
Anästhesistin. In Deutschland
habe ich eine Weiterbildung für
Anästhesisten zur Intensivmedizin
gemacht, die es in Skandinavien
nicht gibt.
In Schweden gelte ich damit
als Doppelfachärztin für Anästhesie
und Intensivmedizin, bin
also geupgradet. Meine Einstellung
in Schweden habe ich als
Intensivmedizinerin bekommen.
Das wollte ich auch so,
EINE M VON NEBENAN
weil ich seit vielen Jahren nicht
mehr in der Anästhesie gearbeitet
habe. Vielleicht kann ich
noch eine Blinddarmentzündung
betäuben, aber dann hört’s
auch auf. Ich bin mit Leib und
Seele Intensivmedizinerin.
In meinem letzten Jahr in
Deutschland habe ich noch eine
weitere Weiterbildung gemacht,
und zwar als Palliativmedizinerin.
Diese Weiterbildung habe
ich mir in Schweden nicht direkt
anerkennen lassen.
Vor drei Jahren schrieb das
Krebszentrum hier in Umeå
eine Stelle aus für einen Assistenzarzt
mit der Facharztausbildung
Palliativmedizin. Auch
das ist hier im Gegensatz zu
Deutschland wieder ein eigener
Facharzt. Die letzten zweieinhalb
Jahre habe ich also meine
dritte Facharztausbildung absolviert
und bin in einem Monat
fertig.
Hast du denn dabei noch etwas Neues
gelernt, wo du die palliativmedizinische
Weiterbildung doch schon in
Deutschland gemacht hattest?
Natürlich kann ich mir sehr
viel Theorie, beispielsweise zu
den Medikamenten, aus meinen
anderen Ausbildungen und der
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