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MinD-Mag 147

Die Zeitschrift von Mensa in Deutschland (MinD), des deutschen Ablegers der weltweiten Hochbegabten-Organisation Mensa.

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April 2022<br />

MAGAZIN <strong>147</strong><br />

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EDITORIAL<br />

Rücktritte, Wahlen und<br />

Spekulationen<br />

Von Erwin Klein<br />

Mensa lebt, wächst und gedeiht. Die aktuellen Vereins-Turbulenzen sollen damit<br />

nicht klein geredet werden.<br />

E<br />

s sind mal wieder ungewöhnliche Zeiten bei<br />

Mensa:<br />

Ein Vorstand tritt kurz vor seiner möglichen<br />

Wiederwahl-Kandidatur zurück, fast zeitgleich<br />

mit zwei Ressortleiterinnen. Ein paar Wochen<br />

später folgt der angekündigte Rücktritt von drei<br />

weiteren Vorständen.<br />

Was ist los im Verein? Geht jetzt alles den Bach<br />

runter? Wer ist eigentlich dieses „Führungsteam“?<br />

Fragen über Fragen.<br />

Es geht hier nicht um Spekulationen und Mutmaßungen:<br />

Über ihre jeweiligen Rücktrittsgründe<br />

informieren die betroffenen Vorstände selbst.<br />

Die Folgen daraus (Neuwahl des gesamten Vorstandes)<br />

organisiert und kommuniziert der Wahlausschuss.<br />

Die Vorbereitung der MV läuft weiter<br />

wie geplant. Dort sind erfahrene Ms bei der Arbeit.<br />

Wenn ihr dieses <strong>Mag</strong> – hoffentlich rechtzeitig – in<br />

den Händen haltet, sind auch die schriftlichen<br />

Vorbereitungen der Kandidaturen, der Anträge<br />

und der Rechenschaftsberichte abgeschlossen.<br />

Also business as usual? Bei weitem nicht.<br />

Die Ereignisse der vergangenen Monate müssen<br />

analysiert und diskutiert werden. Aber, und das<br />

ist auch wichtig, es gibt neben diesen „Aufregern“<br />

viele andere Ebenen und Ehrenamtliche bei Mensa<br />

in Deutschland:<br />

Da sind über 100 LocSecs, über 80 Testleiterinnen<br />

und -leiter, über 20 Ressortleitende und so<br />

weiter. Über 800 Ms sind in ihrer Freizeit für unseren<br />

Verein tätig. Die meisten leisten ihren Beitrag<br />

eher unauffällig und effizient und sorgen dafür,<br />

dass <strong>MinD</strong> vor Ort läuft.<br />

Es gibt den Cyberspace, die Vortragsreihen des<br />

WiFo-Ressorts, die KiJu-Camps, die SIGs, reichlich<br />

regionale bis internationale Veranstaltungen, und,<br />

und, und.<br />

Mensa lebt, wächst und gedeiht. Die aktuellen<br />

Turbulenzen … (siehe oben).<br />

Ein Verein mit rund 16.000 Mitgliedern muss<br />

sich Gedanken über seine Organisation, seine<br />

Struktur und seine Ziele machen. Das Mitgliederwachstum<br />

der vergangenen Jahre erzwingt Veränderungen.<br />

Dass es dabei nicht nur harmonisch<br />

zugeht, gehört dazu, dass unser Verein am Ende<br />

möglichst besser funktionieren sollte als vorher,<br />

ebenfalls.<br />

Was können die „normalen“ Mitglieder tun?<br />

Informiert euch – zum Beispiel auf Confluence<br />

oder über eure LocSecs, diskutiert mit, stellt Fragen,<br />

geht mal wieder zu einem Stammtisch.<br />

Und beteiligt euch bitte an den Wahlen. Es sind<br />

nur ein paar Kreuze – damit die besten Kandidatinnen<br />

und Kandidaten den nächsten Vorstand<br />

bilden werden. Alle Informationen dazu stehen<br />

in der Wahlbeilage und im Netz<br />

(siehe die Link-Liste auf Seite 5).<br />

Mensa ist wirklich, was du<br />

draus machst.<br />

Gerade jetzt.<br />

Erwin ist Chefredakteur des <strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong>.<br />

mind magazin <strong>147</strong>/april 2022 | 3


INHALT<br />

MAGAZIN <strong>147</strong><br />

Editorial<br />

Rücktritte, Wahlen und Spekulationen<br />

Über die aktuellen Vereins-Turbulenzen 3<br />

Schwarzes Brett<br />

Erklärung des Vorstands 5<br />

Überblick zu den Wahlen 5<br />

Aus der Redaktion 5<br />

Mensa-Fotowettbewerb 2022 6<br />

Kein 2G bei KiJu Camps im Sommer 6<br />

Post von Udo 6<br />

Informationen zur Impfung7<br />

Eine M von nebenan<br />

Drei Meerschweinchen, zwei Länder, eine Bratsche<br />

Annika Kramer über das deutsche und das schwedische<br />

Gesundheitssystem und ihre große Liebe8<br />

Modellbau<br />

Ein M(ann) scheitert<br />

Eine Hommage an Kettenfahrzeuge,<br />

die Rolling Stones und an das Selbermachen17<br />

Wulf-Stiftung<br />

Spenden für einen „Mensa-Brunnen“ in Afrika:<br />

Wasser ist Leben<br />

Effektiver Altruismus: Die Wulf-Stiftung reagiert20<br />

Vorstellung<br />

Guter Kaffee und viel auf Reisen<br />

Die neue Vorstandsassistentin Laura Sperber.22<br />

Rezension<br />

Die gar nicht mehr so schöne neue Welt<br />

„Wir Internetkinder“ – ein Buch von Julia Peglow 24<br />

LOST PURPOSE DIARY<br />

Ein Auszug aus „Wir Internetkinder“26<br />

Leben mit Kindern<br />

„Wieso sind wir alle so anders?“<br />

Huschi-kawuschi und die C-Hörnchen29<br />

Wissenschaft und Forschung<br />

Mütter, Multitasking und Mental Load<br />

Wie man Flow verhindert und Menschen frustriert32<br />

Studiensteckbrief<br />

Hochbegabte Mathe-Kinder<br />

Begabungsförderungsangebote vor dem Erlass der<br />

Kultusministerkonferenz 201535<br />

Prismenfernglas<br />

Prägnanz und Unübersichtlichkeit<br />

Spielereien mit kurzen und langen Sätzen36<br />

Unendliche Welten<br />

Gemeinsam weiter denken,<br />

warum es nachts dunkel ist<br />

Was Heinrich Wilhelm Matthias Olbers<br />

noch nicht wusste38<br />

Filmkunst<br />

Action, please!<br />

Die Kino-Kolumne mit Extra-Fakten für Besserwisser42<br />

Naturphänomene<br />

Granitgipfelgrate im Gelben Gebirge<br />

Aufbruch nach Pandora featuring Huang Shan44<br />

Unprominente Prominente<br />

Als Informatik noch „Mathe mit Strom“ war<br />

Margaret Hamilton, Programmiererin des<br />

Apollo-Raumfahrt-Programms46<br />

Rätsel<br />

New Tren51<br />

Information52<br />

Vorstand, Impressum54<br />

Scheer Ware<br />

Niemand kann es dem Chef recht machen!<br />

Oder: Vielleicht doch?56<br />

4 | mind magazin <strong>147</strong>/april 2022


Übersicht über die Anträge für die<br />

Mitgliederversammlung<br />

Infoseite Wahlausschuss<br />

Schwarzes Brett<br />

Erklärung des Vorstands<br />

Übersicht Wahlinformationen<br />

Termine zur Vorstellung und<br />

Debatten der Kandidierenden<br />

Vorstellung Kandidierende<br />

Schlichtung<br />

Vorstellung Kandidierende<br />

Finanzprüfung<br />

Vorstellung Kandidierende<br />

Vorstandsämter<br />

Weblink zur Mitgliederversammlung<br />

Online-Wahl für die Ämter bis<br />

22. April 2022<br />

Überblick zu den Wahlen<br />

D<br />

er Krieg in der Ukraine macht<br />

uns betroffen und betrifft uns<br />

auch alle, zumindest ein wenig.<br />

Bis vor kurzem war sicherlich für<br />

die meisten von uns Krieg in Europa<br />

undenkbar. Viele konnten<br />

sich nicht vorstellen, dass ein völkerrechtswidriger<br />

Angriffskrieg<br />

vor unserer Haustür Millionen von<br />

Menschen bedroht. Der Schock<br />

sitzt tief und motiviert auch viele<br />

Ms, sich zu engagieren. Wir freuen<br />

uns über das Engagement und ermutigen<br />

jeden, sich gesellschaftlich<br />

einzubringen. Wir finden es<br />

toll, dass sich Ms zusammentun<br />

und gemeinsam Hilfsprojekte fördern.<br />

Einige sind aber auch an uns<br />

herangetreten und haben uns gebeten,<br />

für den Verein eine öffentliche<br />

Erklärung abzugeben. Dem<br />

mussten wir leider eine Absage erteilen.<br />

Unsere Satzung und die Statuten<br />

von Mensa International sind<br />

sehr eindeutig. Wir dürfen im Namen<br />

des Vereins keine politischen<br />

Statements abgeben. Dazu sind<br />

wir schlicht nicht befugt. Von dieser<br />

Regel gibt es keine Ausnahme.<br />

Und das ist auch gut so. Ansonsten<br />

müssten wir das Tagesgeschehen<br />

verfolgen und von Fall zu Fall entscheiden,<br />

wozu sich der Verein nun<br />

äußern sollte und wozu nicht.<br />

Neben der Beilage zu diesem <strong>Mag</strong> gibt es natürlich im Netz reichlich<br />

weitere Informationen zu den anstehenden Wahlen. Da kaum noch jemand<br />

durchblickt, wo was zu finden ist, hier die ultimative, von Ulrike<br />

Dürnfeld zusammengestellte Auflistung aller relevanten Links.<br />

https://mind-mag.de/link/wahl22-mv<br />

https://mindwahl.de/wahl-info<br />

https://mind-mag.de/link/wahl22<br />

https://mind-mag.de/link/wahl22-Date<br />

https://mind-mag.de/link/Schlichtung<br />

https://mind-mag.de/link/Finanzpruef<br />

https://mind-mag.de/link/wahl22-vor<br />

mv.mensa.de<br />

Per personalisiertem Link<br />

(E-Mail vom Wahlausschuss)<br />

Aus der Redaktion<br />

Als dieses <strong>Mag</strong> weitgehend fertig<br />

war, wurde ein Krieg begonnen.<br />

Und es stand die Frage im<br />

Raum: Was tun? So eine Situation<br />

gab es noch nie – ich kann<br />

mich zwar noch gut etwa an<br />

den Beginn des Zweiten Golfkriegs<br />

erinnern, aber das ist<br />

mit dem derzeitigen Erschrecken<br />

nicht vergleichbar.<br />

Natürlich brach vereinsweit<br />

sofort die Diskussion um eine<br />

offizielle Mensa-Stellungnahme<br />

aus. Das Problem dahinter<br />

ist grundlegend: Sollte Mensa<br />

in solchen existenziellen Situationen<br />

Position beziehen?<br />

Wir können als Redaktion<br />

diese Frage nicht beantworten,<br />

wir konnten auch nicht<br />

mehr das Heft umbauen, aber<br />

wir tauschten eine Titelseite<br />

mit fröhlichen Ms aus gegen<br />

eine, die unserer momentanen<br />

Stimmung mehr entspricht.<br />

Und wir möchten zur Hilfe<br />

aufrufen: Es werden weiter zigtausende<br />

Geflüchtete aus der<br />

Ukraine auch nach Deutschland<br />

kommen. Um die kann<br />

man sich kümmern, für die<br />

kann man spenden, hier können<br />

Engagement, Mitgefühl<br />

und Solidarität ganz praktisch<br />

gelebt werden. An vielen Stellen<br />

sind Ms bereits aktiv – wir<br />

wollen darüber in der kommenden<br />

Ausgabe berichten.<br />

Siehe dazu auch die Info über<br />

eine neue Mailing-Liste zum<br />

Thema auf der nächsten Seite.<br />

Dann noch eine Korrektur:<br />

In dem Bericht über die Mind-<br />

Akademie in der Ausgabe 145<br />

ist irrtümlich ein falscher Fotocredit<br />

erschienen. Die dort abgedruckten<br />

Fotos wurden alle<br />

von Simon Siebers gemacht.ek<br />

Datum Uhrzeit Titel Ort Veranstalter<br />

23.04.2022 ab 10:01 <strong>MinD</strong>-Mitgliederversammlung online <strong>MinD</strong><br />

30.04.2022 19:30 bis 23:59 Online-Spieleabend in Passau online Karin Polz<br />

20.05.2022 19:00 bis 23:00 AK Hochbegabte Frauen online Karin Bayer<br />

27.07.2022 bis 31.07.2022 European Mensa Annual Gathering (EMAG) Strasbourg Mensa Frankreich


Schwarzes Brett<br />

Post von Udo<br />

Liebe <strong>MinD</strong>ianer,<br />

eine ganze Reihe<br />

von euch hat<br />

lange nicht mehr<br />

von mir gehört,<br />

aber ich lebe<br />

noch! Deshalb<br />

eine kurze Zusammenfassung<br />

meiner letzten<br />

beiden Monate:<br />

Ich bin am 3. Januar für eine<br />

dreifache Bypass-OP ins Krankenhaus<br />

gegangen, die problemlos<br />

verlief. Dennoch verursachte eine<br />

Nierenschwäche eine Wassereinlagerung<br />

in der Lunge (normal bei<br />

so großen OPs). Während der Entwässerung<br />

fing ich mir trotz Dreifachimpfung<br />

Corona ein. Ich kam<br />

relativ milde davon, aber es kam<br />

immer wieder zu Verlängerungen,<br />

bis ich auf der „Normal“-Station<br />

war. Den Sprung habe ich am<br />

23. Februar geschafft und bin jetzt<br />

auf einem guten Weg. Heute (am<br />

7. März) habe ich meine 14-tägige<br />

Reha in Kiel angetreten und kann<br />

coronafrei in der Klinik meinen<br />

Laptop benutzen. Ich freue mich,<br />

dass ich endlich wieder vernünftig<br />

kommunizieren und euch für<br />

die Genesungswünsche danken<br />

kann.<br />

Über meine „Erlebnisse“ in der<br />

Zwischenwelt (zwischen Realität<br />

und durch Narkosen und Medikamente<br />

verursachte Traumwelten)<br />

will ich ein kleines Heftchen zusammenfassen,<br />

das die merkwürdigsten<br />

Stories enthalten soll.<br />

Es grüßt euch herzlich<br />

euer Udo<br />

Udo Schultz ist Ehrenpräsident<br />

von Mensa International<br />

Das Thema ist „Natur“<br />

Mensa-Fotowettbewerb 2022.<br />

N<br />

ach der Pandemie ist immer<br />

noch nicht, aber nach<br />

dem Fotowettbewerb ist vor<br />

dem Fotowettbewerb. Fasching<br />

gab es auch 2022 keinen, obwohl<br />

jeder genügend Masken<br />

zur Hand gehabt hätte. Doch<br />

die Natur konnte sich zumindest<br />

zeitweise etwas vom Menschen<br />

erholen und so ist dies<br />

2022 unser Thema: Nature –<br />

Natur. Also ab in die Natur –<br />

am besten zu Fuß!<br />

Am 15. Juni 2022 ist Einsendeschluss<br />

– bis zu diesem Datum<br />

müssen die Bilder eingegangen<br />

sein. Sendet eure Bilder<br />

an fotowettbewerb@mensa.de<br />

– die diesjährigen Regeln<br />

findet ihr unter:<br />

Neue Liste<br />

Ukraine<br />

Um die Kommunikation<br />

zwischen<br />

Ms zur aktuellen<br />

Situation<br />

zu bündeln, wurde<br />

die Mailing-<br />

Liste „M2M-Ukraine“<br />

neu eingerichtet.<br />

Hier gibt<br />

es unter anderem<br />

Informationen<br />

über aktuelle<br />

Hilfsmöglichkeiten.<br />

Buchbar wie<br />

üblich im eMVZ<br />

unter „Abonnements“.<br />

http://intfoto.mensa.de/<br />

Regeln_Mensa-Fotowettbewerb_2022.pdf<br />

Von 1. Juli bis 31. August 2022<br />

wird die Online-Abstimmung<br />

im eMVZ stattfinden. Im Anschluss<br />

geben wir „unsere“ Sieger<br />

dann schnellstmöglich bekannt<br />

und leiten sie zum internationalen<br />

Wettbewerb weiter.<br />

Eine Expertenjury wird dann<br />

die internationalen Sieger ermitteln.<br />

Ich freue mich auf möglichst<br />

viele kreative Ideen zum Thema<br />

und bin sehr gespannt auf<br />

eure Einsendungen.<br />

Wolf-Dieter Roth<br />

Kein 2G bei den KiJu<br />

Camps im Sommer<br />

Vergangenen September wurde für die Kids<br />

& Juniors Camps die 2G-Regel beschlossen.<br />

Nachdem sich seither die pandemische<br />

Lage stark verändert hat, sehen die Veranstalter<br />

für die Freizeiten im Sommer keine<br />

Notwendigkeit dafür. Ein negativer Test ist<br />

für eine Teilnahme voraussichtlich ausreichend.<br />

Lediglich die Betreuenden müssen<br />

weiterhin einen 2G-Nachweis erbringen.<br />

Wie in den Teilnahmebedingungen der<br />

Juniors Ostercamps vereinbart, bleibt die<br />

2G-Regel für Ostern bestehen, damit sich<br />

alle Registrierten darauf verlassen können.<br />

Ausführliche Informationen und Updates<br />

gibt es in unserem Newsletter, der an die<br />

Mailingliste Ms-bis-18 verschickt wird, und<br />

unter mensa.de/kiju/camps/


Informationen<br />

zur Impfung<br />

M Thomas Köster hat zum Thema Impfen eine<br />

Informations-Webseite ins Netz gestellt. Er<br />

schreibt: Rund um die Corona-Impfung grassieren<br />

im Internet Verzerrungen, waghalsige<br />

Hypothesen und schlicht Fake News. Ich habe<br />

deshalb eine evidenzbasierte, meinungsfreie<br />

Webseite aufgebaut, um dem etwas entgegenzusetzen:<br />

https://corona-impf.info/<br />

Die Seite richtet sich an Impfskeptiker und<br />

Menschen, die mit solchen diskutieren (müssen).<br />

Dies sind die „Alleinstellungsmerkmale“:<br />

• Knappe, verständliche Texte gegen das tl;dr-<br />

Syndrom (tl;dr = too long; didn't read)<br />

• Alle Aussagen sind durch Verweise auf wissenschaftliche<br />

Studien abgesichert.<br />

• Die verwendeten Studien werden von mir<br />

aufbereitet, sodass auch Menschen ohne<br />

Fach- und Englischkenntnisse die Kernaussagen<br />

nachvollziehen können.<br />

• Typische Argumente der Impfgegner werden<br />

im Blog aufgearbeitet. Thomas Köster<br />

boutique.mensa.de<br />

Abbildung ähnlich<br />

M sucht M<br />

Hej! Ich bin frommer Katholik, 31, zuverlässig, introvertiert<br />

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Du: w, schreibst an mitachtsamkeit@gmx.net<br />

Wer auch dabei sein will: Mail an<br />

chefredakteur@mensa.de genügt.


EINE M VON NEBENAN<br />

Drei Meerschweinchen,<br />

zwei Länder, eine Bratsche<br />

Annika Kramer über das deutsche und das schwedische<br />

Gesundheitssystem und ihre große Liebe.<br />

Mensanerin und Meerschweinchen-Mama Annika entschloss sich vor sechs Jahren, nach<br />

Nordschweden zu ziehen. Wie es dazu kam, was sie in ihrer neuen Heimat erlebte, und wie<br />

sie speziell den Winter genießt, erzählt sie Christina Zejewski.<br />

„M von nebenan“ – so nebenan bist du<br />

ja gar nicht mehr, sondern vor sechs<br />

Jahren nach Schweden ausgewandert.<br />

Wie kam es dazu?<br />

Ich bin gar nicht ausgewandert,<br />

ich bin einfach nur hierhin<br />

gezogen. Skandinavien hat<br />

mich schon immer fasziniert.<br />

Ich habe dort oft Urlaub gemacht,<br />

anfangs nur Wandern,<br />

später fuhr ich auch im Winter<br />

hin. Die deutschen Sommer<br />

finde ich zu warm, zu feucht, zu<br />

trocken. Der skandinavische<br />

Sommer mit seinen maximal 25<br />

Grad und trockener Luft ist ganz<br />

toll. Ich mag die Berge hier, ich<br />

mag das Fjäll.<br />

Als ich 2014 meinen Job in<br />

Münster gekündigt hatte, bin<br />

ich ohne großen Plan hochgeflogen,<br />

habe Freunde besucht,<br />

neue Freunde kennengelernt,<br />

sowohl in Schweden als auch<br />

in Norwegen, und da schon geguckt,<br />

wie es denn wäre, hier<br />

zu leben. Sogar ein Mini-Praktikum<br />

hab ich gemacht – einen<br />

Tag in Mo i Rana in Norwegen –,<br />

um zu sehen, wie es sich anfühlt.<br />

Es fühlte sich gut an.<br />

Allerdings hatte ich zu Hause<br />

noch einen Freund, mit dem<br />

ich schon sehr lange zusammen<br />

war. Als das kurz darauf auseinander<br />

ging, dachte ich: „Du hast<br />

den Job gekündigt, du bist aus<br />

der Beziehung raus, da kannst<br />

du auch tabula rasa machen.“<br />

Also schrieb ich dem Human-Ressource-Department<br />

der<br />

„Frühlingspaddeln.“<br />

nördlichsten Regionen Schwedens:<br />

„Wenn ich eines Tages<br />

mal in Schweden arbeiten wollen<br />

würde, was würdet ihr dann<br />

von mir brauchen?“ Mit genau<br />

so vielen Konjunktiven!<br />

Passend zu Weihnachten kam<br />

die Antwort aus Västerbotten:<br />

„Wir möchten ein Videointerview<br />

mit dir machen. Wir wollen<br />

dich haben.“<br />

Trotz Konjunktive wurdest du zum<br />

Vorstellungsgespräch eingeladen?<br />

Ja, das war im Dezember. Das<br />

Ulkige war, dass wir erstmal<br />

nicht zusammenkamen. Die<br />

wollten einen Termin montags<br />

bis freitags zwischen acht und<br />

sechzehn Uhr haben, aber da<br />

arbeitet der deutsche Arzt. Ich<br />

hatte ja nie frei! Das kannten die<br />

schwedischen Verantwortlichen<br />

nicht. „Wie, nie frei? Wann hast<br />

du denn das nächste Mal Urlaub?“<br />

– „Im Oktober vielleicht.“<br />

Das konnten die gar nicht begreifen.<br />

Mit viel Mühe und Not<br />

haben wir dann einen Termin<br />

8 | mind magazin <strong>147</strong>/april 2022<br />

„Auf dem Meer.“


EINE M VON NEBENAN<br />

„Mein erstes Mittsommer.<br />

Kranz noch etwas<br />

dürftig.“<br />

Alle Fotos und Bildunterschriften<br />

stammen<br />

von Annika.<br />

im Februar morgens vor einem<br />

Nachtdienst gefunden.<br />

Nach diesem Interview wurde<br />

ich nach Umeå eingeladen,<br />

der Hauptstadt von Västerbotten.<br />

Alle drei Krankenhäuser in<br />

der Provinz wollten mich, aber<br />

Umeå würde nach Meinung der<br />

HR-Frau am besten zu mir passen.<br />

Dann ging der Spaß von<br />

vorne los, denn wir mussten einen<br />

Besuchstermin finden.<br />

Im Mai habe ich dann tatsächlich<br />

drei Tage frei bekommen,<br />

war hier oben und fand es irgendwie<br />

schön, obwohl ich die<br />

Stadt selbst ganz furchtbar fand.<br />

Das Krankenhaus ist eine Uni-<br />

mind magazin <strong>147</strong>/april 2022 | 9


EINE M VON NEBENAN<br />

klinik, aber netter als das, was<br />

ich aus Deutschland kannte.<br />

Sich dann wirklich für den<br />

Umzug zu entscheiden, war<br />

ganz, ganz schwer, weil ich in<br />

Deutschland gerade einen neuen<br />

Job auf der Palliativstation<br />

hatte, in dem ich mich unfassbar<br />

wohl fühlte. Aber ich habe<br />

mir gesagt, dass diese Chance<br />

vielleicht nie wiederkommt und<br />

habe zugesagt.<br />

Dann haben die Schweden etwas<br />

zäh geantwortet. Erst, als<br />

ich sie ein bisschen unter Druck<br />

gesetzt habe, hatte ich innerhalb<br />

von 24 Stunden eine Antwort,<br />

hab alles zusammengepackt,<br />

meinen Job gekündigt<br />

und bin im Dezember hergezogen.<br />

Von der ersten Mail bis<br />

zum Umzug hat es also genau<br />

ein Jahr gedauert.<br />

Die schwedische Sprache konntest<br />

du schon?<br />

Nein, kein bisschen! Ich hatte<br />

mal einen Volkshochschulkurs<br />

in Norwegisch gemacht<br />

und konnte auf Norwegisch sagen,<br />

wie ich heiße.<br />

Im Januar hab ich also einen<br />

Einstufungstest gemacht in der<br />

Erwartung, dass es ganz einfach<br />

losgeht mit Sätzen wie „Jag heter<br />

Annika“. Aber nein. Nach<br />

dem Test bekam ich ein Heft<br />

vor die Nase gelegt mit der Aufschrift<br />

„B1“. Weil man sich als<br />

deutscher Muttersprachler mit<br />

Grundkenntnissen in Norwegisch<br />

sehr viel erschließen kann,<br />

hatte ich blöderweise die Texte<br />

im Einstufungstest ganz gut lesen<br />

können.<br />

Dann ging also der Schwedischkurs<br />

los. Zum Glück ist<br />

Schwedisch nicht so schwer und<br />

die Lehrerin passte super.<br />

„Winterbaden.“<br />

Eine Kollegin und ich hatten<br />

zusammen Unterricht: Nach<br />

zwei Wochen hatten wir das A2-<br />

Zertifikat geschafft und nach einem<br />

weiteren Monat B1. Dann<br />

haben wir noch fünf Monate<br />

weitergemacht. Nach einem<br />

halben Jahr Unterricht kann<br />

man Schwedisch ganz passabel.<br />

Manche der seltsamen Zischund<br />

Reibelaute werde ich trotz<br />

des manchmal fast logopädischen<br />

Unterrichts nie lernen.<br />

Aber hier oben im Norden<br />

spricht man die zum Glück fast<br />

alle gleich aus.<br />

Du bist also schlauerweise in eine Region<br />

mit dankbarem Dialekt gezogen.<br />

„Auch im Sommer kann man baden.“<br />

Es ist nicht wirklich ein Dialekt,<br />

nur eine andere Ausspracheform.<br />

Es gibt aber auch richtige<br />

schwedische Dialekte, zum<br />

Beispiel Bonska in Skellefteå,<br />

und gerade die lokalen Dialekte<br />

sind echt hart. Da verstehe ich<br />

manche Wörter, aber wenn die<br />

Leute untereinander richtig loslegen,<br />

habe ich keine Chance.<br />

Reichte das B1-Zeugnis für eine<br />

schwedische Staatsbürgerschaft oder<br />

hast du die gar nicht beantragt?<br />

Ich brauchte B2, aber das hatte<br />

nichts mit Schweden an sich<br />

zu tun. Ich hatte einen Arbeitsvertrag<br />

und eine schwedische<br />

Arbeitserlaubnis, bevor ich die<br />

Sprache konnte. Der Arbeitge-<br />

10 | mind magazin <strong>147</strong>/april 2022


er hat die Bedingung, Schwedisch<br />

auf B2-Niveau zu beherrschen,<br />

um sich mit den Patienten<br />

verständigen zu können,<br />

was ich auch sinnvoll finde.<br />

Für die Staatsbürgerschaft<br />

selbst braucht man keinen<br />

Sprachnachweis. Es ist denen<br />

genug, wenn man sich durch<br />

die Onlineformulare zur Beantragung<br />

klicken kann. Ansonsten<br />

muss man mindestens fünf<br />

Jahre im Land gelebt haben und<br />

eine Aufenthaltserlaubnis besitzen,<br />

die man als EU-Bürger ja<br />

ohnehin hat. Es gibt noch eine<br />

dritte Bedingung, die mir gerade<br />

nicht mehr einfällt.<br />

Man reicht die Nachweise online<br />

ein und dann geht es unterschiedlich<br />

schnell: Ich habe die<br />

Staatsbürgerschaft nach einem<br />

Monat erhalten. Mein Mann<br />

wartet jetzt seit zwei Jahren. Woran<br />

das liegt, ist uns unklar.<br />

Kommt dein Mann auch aus Deutschland<br />

oder hast du ihn in Schweden<br />

kennengelernt?<br />

Beides! Er ist Deutscher, aber<br />

lebt schon länger als ich in<br />

Schweden. Eine Freundin hatte<br />

mich auf diesen Typen aufmerksam<br />

gemacht, der einen Blog<br />

über sein Leben in Västerbotten<br />

führt und genauso wintervernarrt<br />

zu sein schien wie ich.<br />

In zwei Wochen habe ich mir<br />

die Artikel der letzten drei Jahre<br />

durchgelesen und viel kommentiert.<br />

Irgendwann sind wir Facebookfreunde<br />

geworden. Als ich<br />

hergezogen war, haben wir uns<br />

endlich live kennengelernt.<br />

Den Blog hast du also bereits gelesen,<br />

als du noch in Deutschland warst,<br />

und den Verfasser, der damals schon<br />

in Schweden lebte, später geheiratet?<br />

Ja. Unterschätze also nie die<br />

Macht der sozialen Medien!<br />

Wie ist die Arbeit als Medizinerin<br />

in Schweden? Kannst du deine<br />

deutschen Spezialisierungen dort<br />

ausüben?<br />

Da muss ich ausholen. Meine<br />

Grundfacharztausbildung ist<br />

Anästhesistin. In Deutschland<br />

habe ich eine Weiterbildung für<br />

Anästhesisten zur Intensivmedizin<br />

gemacht, die es in Skandinavien<br />

nicht gibt.<br />

In Schweden gelte ich damit<br />

als Doppelfachärztin für Anästhesie<br />

und Intensivmedizin, bin<br />

also geupgradet. Meine Einstellung<br />

in Schweden habe ich als<br />

Intensivmedizinerin bekommen.<br />

Das wollte ich auch so,<br />

EINE M VON NEBENAN<br />

weil ich seit vielen Jahren nicht<br />

mehr in der Anästhesie gearbeitet<br />

habe. Vielleicht kann ich<br />

noch eine Blinddarmentzündung<br />

betäuben, aber dann hört’s<br />

auch auf. Ich bin mit Leib und<br />

Seele Intensivmedizinerin.<br />

In meinem letzten Jahr in<br />

Deutschland habe ich noch eine<br />

weitere Weiterbildung gemacht,<br />

und zwar als Palliativmedizinerin.<br />

Diese Weiterbildung habe<br />

ich mir in Schweden nicht direkt<br />

anerkennen lassen.<br />

Vor drei Jahren schrieb das<br />

Krebszentrum hier in Umeå<br />

eine Stelle aus für einen Assistenzarzt<br />

mit der Facharztausbildung<br />

Palliativmedizin. Auch<br />

das ist hier im Gegensatz zu<br />

Deutschland wieder ein eigener<br />

Facharzt. Die letzten zweieinhalb<br />

Jahre habe ich also meine<br />

dritte Facharztausbildung absolviert<br />

und bin in einem Monat<br />

fertig.<br />

Hast du denn dabei noch etwas Neues<br />

gelernt, wo du die palliativmedizinische<br />

Weiterbildung doch schon in<br />

Deutschland gemacht hattest?<br />

Natürlich kann ich mir sehr<br />

viel Theorie, beispielsweise zu<br />

den Medikamenten, aus meinen<br />

anderen Ausbildungen und der<br />

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Berufserfahrung herleiten. Da<br />

kann ich wahrscheinlich sogar<br />

mehr als meine schwedischen<br />

Kollegen.<br />

Aber es ist spannend, auf die<br />

Unterschiede zu schauen: In<br />

Deutschland sind etwa ein Drittel<br />

der Palliativmediziner Anästhesisten.<br />

In meinem vierzigköpfigen<br />

Kurs in Schweden waren<br />

wir nur zwei! Die meisten<br />

anderen Kollegen in der Ausbildung<br />

waren Allgemeinmediziner,<br />

Onkologen oder auch Rehabilitationsmediziner.<br />

Ich weiß gar nicht, ob es diese<br />

Facharztrichtung in Deutschland<br />

gibt. Viele der Medikamente,<br />

die wir in Deutschland<br />

kennen, zum Beispiel gegen<br />

chronische Schmerzen, sind in<br />

Schweden gar nicht bekannt.<br />

Substanzen, mit denen in der<br />

palliativen Welt geforscht wird,<br />

wie S-Ketamin oder Psilocybin<br />

kennt hier nur ein Winzteil der<br />

Kolleginnen und Kollegen.<br />

Die Studien dazu sind sehr<br />

spannend und in Deutschland<br />

ein großes Thema, während die<br />

schwedischen Palliativmediziner<br />

noch nie davon gehört haben.<br />

Haschisch ist ein weiteres<br />

Beispiel: In Deutschland kann<br />

man es als Palliativpatient seit<br />

2017 auf Rezept bekommen, hier<br />

ist das völlig undenkbar.<br />

Ein weiterer Unterschied zu<br />

Münster: Hier arbeite ich nicht<br />

auf einer Palliativstation, sondern<br />

bei dem, was in Deutschland<br />

die SAPV, die Spezialisierte<br />

Ambulante Palliativversorgung,<br />

also die Versorgung zu Hause<br />

ist. Dabei lerne ich sehr viel,<br />

denn vorher habe ich nie Leute<br />

zu Hause besucht und dort behandelt.<br />

„Liebe auf den ersten Blick.“<br />

„Lilly und Kakan.“<br />

Wir decken in Umeå die Nachbarkommunen<br />

in einem Radius<br />

von etwa 150 Kilometern ab.<br />

Ich fahre also an manchen Tagen<br />

mal eben 150 Kilometer einen<br />

Weg hinaus aufs Land, besuche<br />

Menschen auf ihren eingeschneiten<br />

Bauernhöfen und<br />

überlege, wie ich deren Leben<br />

irgendwie verbessern kann. Unter<br />

diesen Bedingungen geht<br />

das natürlich nicht immer so,<br />

wie es im Lehrbuch steht.<br />

Die große Frage ist oft, was<br />

man machen soll und was nicht,<br />

weil es für den Patienten zu aufwendig<br />

ist: Sollte ich ihn zum<br />

Beispiel für einen Ultraschall<br />

300 Kilometer zum nächsten<br />

Krankenhaus fahren lassen?<br />

Das wäre in Deutschland ja gar<br />

keine Frage. Selbst wenn wir solche<br />

Distanzen hätten, wäre die Antwort<br />

natürlich ja. Sind das deutsche und<br />

schwedische Gesundheitssystem so<br />

unterschiedlich?<br />

Da könnte ich vier Stunden<br />

drüber reden, denn die Unterschiede<br />

sind extrem. Im Schwedischen<br />

gibt das das schöne<br />

Wort „lagom“, was „genau richtig“,<br />

„nicht zu viel, nicht zu wenig“<br />

bedeutet.<br />

Das deutsche und das schwedische<br />

Gesundheitssystem befinden<br />

sich auf der Skala, auf der<br />

„lagom“ in der Mitte steht, an<br />

den beiden gegenüberliegenden<br />

Extremen: In Deutschland hat<br />

man die totale Überversorgung;<br />

jeder, der etwas Halskratzen hat,<br />

geht sofort zum HNO-Arzt, jeder,<br />

der mal kurz ein Herzklopfen<br />

verspürt, rennt zum Kardiologen.<br />

Man wird auf den Kathetertisch<br />

gezerrt. Knieoperationen<br />

ohne Ende. Deutschland<br />

ist international bekannt dafür,<br />

dass wir Menschen überversorgen.<br />

In Schweden ist es genau andersherum:<br />

Ein stark ausgeprägtes<br />

Allgemeinmedizinsystem<br />

und insgesamt eine unglaublich<br />

niedrige Zugänglichkeit,<br />

besonders bei Fachärzten.<br />

Alles, wirklich alles läuft in erster<br />

Linie über Allgemeinmediziner.<br />

Und selbst die trifft man<br />

nicht direkt, sondern immer<br />

erst eine Krankenschwester, die<br />

dann entscheidet, ob und wen<br />

man als nächstes sehen kann.<br />

Wo ich zum Beispiel in<br />

Deutschland der Meinung<br />

wäre, dass ich ein MRT für meinen<br />

Rücken bräuchte, verweist<br />

mich die schwedische Krankenschwester<br />

an den Physiotherapeuten,<br />

mit dem ich dann nach<br />

ein paar Monaten oder auch Jahren<br />

beratschlagen darf, ob ich<br />

doch mal einen Facharzt sehen<br />

könnte, die es hier überhaupt<br />

nur in Krankenhäusern gibt.<br />

Die bekannte Vorsorgeuntersuchung<br />

aus der Gynäkologie<br />

wird hier von einer Hebamme<br />

durchgeführt. Wenn die et-<br />

12 | mind magazin <strong>147</strong>/april 2022


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was Ungewöhnliches findet, schickt sie einen<br />

zum Gynäkologen ins Krankenhaus. In<br />

größeren Städten hat man zumindest kürzere<br />

Wege, aber bis ein Landbewohner zum<br />

Beispiel mal zum Neurologen oder Orthopäden<br />

kommt, vergeht sehr viel Zeit.<br />

Manchmal denke ich, dass das Vorteile<br />

hat; 90 bis 95 Prozent unserer Beschwerden<br />

kann ein guter Allgemeinmediziner behandeln,<br />

zumal die in Schweden viel umfangreicher<br />

ausgebildet sind als bei uns und<br />

auch kleine Operationen vornehmen können.<br />

Aber wenn es mal drauf ankommt, gibt es<br />

leider eine sehr hohe Barriere: Schon vor<br />

Corona hat man hier ein Jahr lang auf einen<br />

Termin für ein neues Hüftgelenk gewartet<br />

und ein halbes Jahr auf ein MRT bei<br />

Rückenbeschwerden. Über die, die sich in<br />

Deutschland wegen zwei Wochen Wartezeit<br />

beschweren, kann ich nur noch lachen.<br />

Übrigens sind Geschichten aus Schweden,<br />

dass beispielsweise Partnerkurse für<br />

Entbindungen im Auto angeboten werden,<br />

wahr. In Südlappland, also unserem Inland,<br />

das etwa so groß ist wie die Schweiz, gibt<br />

es genau ein Krankenhaus. Wenn das über<br />

Weihnachten für drei Wochen seine Entbindungsstation<br />

zumacht, müssen die Leute<br />

eben 400 statt 130 Kilometer zum Krankenhaus<br />

fahren, weil das Konzept Hausgeburt<br />

hier nicht existiert. Also kommt das<br />

Kind dann schon mal im Auto.<br />

Vorteile im System gibt es an anderen<br />

Stellen. An Pflegedienste kommt man zum<br />

Beispiel sehr viel leichter, weil das Versorgungssystem<br />

stark zentralisiert ist.<br />

Welche Vorteile hat Schweden denn gegenüber<br />

Deutschland? Was gibt es Cooles, was man in<br />

Deutschland nicht kennt oder nicht machen kann?<br />

So viel kann ich dazu gar nicht sagen, weil<br />

Schweden riesengroß ist und ich das Land<br />

südlich von Östersund eigentlich nicht<br />

kenne. Und achtzig Prozent der Schweden<br />

leben südlich von Östersund.<br />

Von Stockholm kenne ich den Flughafen<br />

und in Malmö immerhin ein Kongressgebäude.<br />

Irgendwann haben wir mal Freun-<br />

mind magazin 146/februar 2022 | 13<br />

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EINE M VON NEBENAN<br />

de da unten besucht und eine<br />

kleine Rundfahrt zu diesen ganzen<br />

Orten, die auf -köping enden,<br />

gemacht. War ganz nett,<br />

aber wäre das meine erste Begegnung<br />

mit dem Land gewesen,<br />

wäre ich niemals hierher<br />

gezogen!<br />

Ich wohne ja aus gutem Grund<br />

in Nordschweden. Hier gibt<br />

es einfach Winter! Ganz, ganz<br />

schönen Winter! Jetzt gerade,<br />

also Mitte Januar, ist mein Mann<br />

auf dem Weg zu seiner Arbeit in<br />

Norwegen. Er wird heute Nacht<br />

in Riksgränsen festsitzen, weil<br />

er nicht über die Grenze kommt.<br />

Nicht wegen Corona, sondern<br />

weil da gerade 120 Zentimeter<br />

Schnee fallen. Das ist großartig!<br />

Und diesen Winter hatten wir<br />

hier – wohlgemerkt an der Küste!<br />

– zwischenzeitlich Temperaturen<br />

von minus zwanzig Grad.<br />

Blöderweise ist uns dadurch<br />

die Wasserleitung schon zweimal<br />

eingefroren, aber dafür<br />

kann man auf dem Meer Schlittschuh<br />

laufen! Man kann sich<br />

über die ganze Halbinsel auf<br />

Skiern fortbewegen! Man kann<br />

im Sommer und Herbst wandern,<br />

Blaubeeren und Moltebeeren<br />

pflücken, Elche bestaunen,<br />

die vor unserem Haus übers zugefrorene<br />

Wasser laufen, oder<br />

Rentiere. Kurz gesagt: Natur!<br />

Wenn man Musik mag, ist<br />

Schweden auch nicht schlecht!<br />

Folkmusik ist hier ganz groß. In<br />

Umeå findet einmal im Jahr ein<br />

Festival statt. Vor meinem ersten<br />

Besuch hatte ich so hundert<br />

Leute erwartet. Wie viele Leute<br />

leben schon in Nordschweden?<br />

Aber es war proppenvoll! Allein<br />

der größte Veranstaltungssaal,<br />

der etwa 1500 Menschen fasst,<br />

war bei jedem Konzert überfüllt.<br />

„Winterwonderland vor<br />

Weihnachten.“<br />

Egal, wohin du dich bewegst,<br />

überall steht eine Band und<br />

spielt Nyckelharpa und Fiddle.<br />

Irgendwo wird bestimmt getanzt.<br />

Leider kann ich sowas gar<br />

nicht.<br />

Du hast es gewagt, mit über dreißig<br />

noch ein Streichinstrument zu erlernen<br />

und bist glückliche Bratschistin<br />

geworden. Wie kam es dazu?<br />

Ich hab mein Leben lang Klavier<br />

und Orgel und irgendwann<br />

davor natürlich auch Blockflöte<br />

gespielt. Musik gab es also<br />

immer schon in meinem Leben,<br />

vor allem Singen. Mit Mitte<br />

zwanzig habe ich angefangen,<br />

im Freien Musical Ensemble<br />

Münster zu singen, einer Laiengruppe<br />

auf sehr hohem Niveau.<br />

Irgendwann fand ich das, was<br />

im Orchestergraben passierte,<br />

spannender als das Bühnengeschehen,<br />

und hatte mich mit ein<br />

paar Musikern angefreundet.<br />

Deren Proben und Spielen<br />

war ganz anders als das, was ein<br />

Chorsänger erlebt. Mein Lieblingsbeispiel<br />

ist immer das Einsingen:<br />

Auf Chorfestivals macht<br />

man ja immer so verrückte Kennenlernspiele,<br />

geht herum und<br />

soll sich anlachen und so. Die<br />

Orchestermusiker gucken einen<br />

dann nur mit einem Blick an,<br />

der fragt: Können wir jetzt bitte<br />

stimmen und anfangen?<br />

In einer Musicalproduktion<br />

musste meine Rolle dann dauernd<br />

eine Geige auf der Bühne<br />

hin- und hertragen. Zehn Vorstellungen<br />

lang habe ich dieses<br />

Instrument getragen, aber<br />

nie ausgepackt, bis der Konzertmeister<br />

sagte: „Komm, jetzt<br />

spiel doch mal!“<br />

Als ich direkt ein paar Töne für<br />

„Twinkle Twinkle Little Star“ gefunden<br />

habe, obwohl’s da doch<br />

gar keine Markierungen gibt,<br />

hat es mich völlig gepackt! Daraufhin<br />

sagte eine Freundin:<br />

„Lasst uns im Chor sammeln,<br />

und zum Geburtstag kriegst du<br />

fünf Teststunden für die Geige!“<br />

Der Konzertmeister schritt zum<br />

Glück ein und meinte: „Vergiss<br />

es. Mit der Geige wirst du in diesem<br />

Leben nichts mehr werden.<br />

Wenn es wirklich dein Ziel ist,<br />

im Orchester zu spielen, lernst<br />

du Bratsche.“<br />

Bratsche kannte ich bis dahin<br />

nur flüchtig. Also haben wir uns<br />

eines Abends zu Rotwein getroffen<br />

und Musik von Kim Kashkashian<br />

gehört. Da war ich hin<br />

und weg! Meine erste Testgeigenstunde<br />

begann damit, dass<br />

ich die Lehrerin fragte, ob es in<br />

Ordnung wäre, statt der Geige<br />

die Bratsche zu nehmen. Als ich<br />

14 | mind magazin <strong>147</strong>/april 2022


EINE M VON NEBENAN<br />

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dann eine Bratsche in der Hand<br />

hatte, war es Liebe auf den ersten<br />

Blick.<br />

Hier hatte ich auch Unterricht,<br />

bei der Stimmführerin des<br />

Opernorchesters. Das war schon<br />

anders. Nachdem sie leider<br />

nach Malmö gezogen ist, habe<br />

ich nur einen anderen Lehrer<br />

ausprobiert. Der war aber blöd.<br />

Seitdem habe ich keinen Unterricht<br />

mehr. Es fehlt mir sehr.<br />

Hast du ein Orchester in der Nähe?<br />

Ja. Dass es ein Orchester gibt,<br />

war unter anderem auch das<br />

Auswahlkriterium für Umeå.<br />

Eingestiegen bin ich dort ganz<br />

niederschwellig mit einem<br />

Stück, das ich schon mal gespielt<br />

hatte, der Hebriden-Ouvertüre.<br />

Wir haben vier Konzerte<br />

im Jahr und ein sehr buntes<br />

Programm. Jetzt im Februar hätten<br />

wir zum Beispiel die „Rhapsody<br />

in Blue“ von Gershwin gespielt<br />

und „Förklädd Gud“ von<br />

Lars-Erik Larsson.<br />

Davon habe ich noch nie gehört.<br />

Das ist etwa, wie wenn du in<br />

Deutschland sagst, dass du den<br />

„Messias“ nicht kennst. „Förklädd<br />

Gud“ ist eines der wichtigsten<br />

Musikstücke in Schweden!<br />

Im Mai werden wir mit einer lokalen<br />

Punk-Band deren neue<br />

Platte aufführen, Mittelalter-<br />

Folk-Punk, zusammen mit dem<br />

Dvořák-Cellokonzert, ziemlich<br />

bunt also. Vor zwei Jahren haben<br />

wir mit einer Big Band zusammen<br />

typisches Big-Band-Repertoire<br />

gespielt und einen Monat<br />

später die Matthäus-Passion.<br />

Hattest du trotz Corona, Job und all<br />

der Hobbys Zeit, dir die Mensa-Aktivitäten<br />

in Schweden anzuschauen?<br />

Zumindest habe ich mich mal<br />

durch deren Internetseiten gekämpft,<br />

die ich ganz schön unübersichtlich<br />

finde, und festgestellt,<br />

dass es in Umeå einen<br />

Stammtisch gibt.<br />

Der Besuch eines schwedischen<br />

Mensa-Treffens steht<br />

noch bei mir auf der Liste, im<br />

März ist wieder Stammtisch!<br />

Ein Bekannter meines Mannes<br />

ist auch bei Mensa, das habe ich<br />

im Mitgliedermagazin gelesen.<br />

Ihr habt nie mal so drüber gesprochen?<br />

Auf keinen Fall! In Schweden<br />

gibt’s das „Jantelag“, also die gesellschaftliche<br />

Konvention, anderen<br />

nichts zu sagen, was einen<br />

selbst besser dastehen lässt. Für<br />

manche ist es auch in Deutschland<br />

schwierig zu erzählen, dass<br />

man bei Mensa ist. In Schweden<br />

ist das nicht anders.<br />

Hochbegabtenförderung gibt es gar<br />

nicht in Schweden, oder?<br />

Nein. Das Land ist extrem sozialdemokratisch<br />

geprägt. Alle<br />

müssen gleich sein. Es gibt ja,<br />

wie du weißt, auch quasi keine<br />

unterschiedlichen Schulformen.<br />

Fast neunzig Prozent der Kinder<br />

hier machen „Abitur“. Allerdings<br />

ist die Note auch weniger<br />

starr als in Deutschland, was<br />

die Systemdurchlässigkeit erhöht.<br />

Wenn man eine bestimmte<br />

Punktzahl, die man für seinen<br />

Traumjob bräuchte, nicht erreicht<br />

hat, kann man die in der<br />

Abendschule nachmachen.<br />

In Schweden ist es daher ganz<br />

üblich, nach der zehnten Klasse<br />

erstmal vor lauter Schulmüdigkeit<br />

abzugehen. Wenn man<br />

dann Lust hat, geht man eben<br />

mind magazin 146/februar 2022 | 15<br />

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EINE M VON NEBENAN<br />

in die Abendschule und qualifiziert<br />

sich wieder hoch.<br />

Die vielen gebrochenen Lebensläufe<br />

hier finde ich wirklich<br />

cool! Ich hatte einen Oberarzt<br />

auf der Intensivstation, der<br />

mit sechzehn von der Schule<br />

gegangen ist, weil er lieber fotografieren<br />

wollte. Er hat zehn<br />

Jahre lang in Stockholm Promifotos<br />

geschossen. Irgendwann<br />

hatte er die Nase voll von dieser<br />

Schickimickigesellschaft, hat<br />

die Abendschule besucht, um<br />

sich die fehlenden Hochschulpunkte<br />

für das Medizinstudium<br />

zu erarbeiten, und mit 28 das<br />

Studium begonnen. Später hat<br />

er dann auch die Fachrichtung<br />

mehrfach gewechselt.<br />

So etwas ist hier völlig normal<br />

und wundert niemanden. Da es<br />

kein Prestigegehabe gibt, ist es<br />

auch nicht verpönt, in der „Hierarchie“<br />

abzusteigen. Die Menschen<br />

freuen sich wirklich für<br />

einen, wenn man sich ein neues<br />

Tätigkeitsfeld erschließt.<br />

„Mal wieder kurz Anästhesistin.“<br />

Klingt ziemlich mensatypisch. Du bist<br />

ja auch in Deutschland M-sozialisiert.<br />

Wann und wie kamst du zu Mensa?<br />

Ich glaube, mit achtzehn oder<br />

neunzehn. Ich konnte lesen und<br />

schreiben, als ich in die Schule<br />

kam, meine Eltern, die beide<br />

Lehrer waren, haben darüber<br />

verhandelt, was man mit<br />

mir machen solle. Mein Papa<br />

fand, dass ich gut in der zweiten<br />

Klasse anfangen könne, meine<br />

Mama fand, aus Sozialisierungsgründen<br />

solle man die Grundschule<br />

komplett durchlaufen.<br />

Letzteres ist dann passiert und<br />

ich bin brav zur Grundschule gegangen.<br />

Das war auch ganz super,<br />

aber am Gymnasium wurde<br />

es dann langweilig. Schließlich<br />

durfte ich von der 10.1 in die<br />

11.2 springen.<br />

Als klar war, dass ein Medizinstudium<br />

eine Option für mich<br />

ist, habe ich den Medizinertest<br />

gemacht, und zwar ziemlich gut.<br />

Aber erstmal habe ich Physik<br />

studiert und im Studium Christian<br />

Severin aus Münster getroffen.<br />

Christian war damals schon<br />

Mensa-Mitglied. Er schlug mir<br />

vor, nach dem Mediziner- den<br />

Mensa-Test zu machen. Also bin<br />

ich hin und erinnere mich noch<br />

sehr gut an diesen Tag. Wir wurden<br />

vorher gefragt, ob wir Testerfahrung<br />

hätten. „Ja, ich habe<br />

gerade den Medizinertest gemacht“,<br />

sagte ich, und wurde<br />

angeguckt, also wäre ich ein Idiot<br />

und völlig fehl am Platz.<br />

Dann hab ich erstmal Medizin<br />

studiert und hatte genug anderes<br />

zu tun. Irgendwann während<br />

einer Nachtschicht habe ich im<br />

Internet gesurft, bin auf der<br />

Mensa-Seite gelandet und dachte:<br />

„Jetzt wirst du auch endlich<br />

mal Mitglied.“<br />

Zum Stammtisch bin ich dann<br />

allerdings nicht so oft gegangen,<br />

weil alle immer wissen wollten,<br />

was ich denn gerne spiele, ich<br />

Spiele aber total blöd finde.<br />

Ich finde es sehr erfrischend, heute<br />

mit jemandem zu videochatten, bei<br />

dem nicht dauernd eine Katze durchs<br />

Bild läuft. Danke dafür!<br />

Na gern! Aber ein Ohr habe<br />

ich trotzdem immer nach hinten<br />

gerichtet, weil ich vor zwei<br />

Tagen neue Meerschweinchen<br />

bekommen habe, die gerade sozialisiert<br />

werden und mit dem<br />

alteingesessenen Meerschweinchen<br />

noch nicht so gut zurechtkommen.<br />

Deshalb muss ich immer<br />

hinhören, ob sich hinter<br />

mir jemand prügelt.<br />

Du hast also eine ganze Meerschweinchenkolonie?<br />

Im Moment sind es nur drei.<br />

Eigentlich habe ich immer vier.<br />

In den letzten Wochen hatten<br />

wir leider zwei plötzliche Todesfälle.<br />

Daher habe ich ganz frisch<br />

ein älteres Mädchen-Pärchen<br />

aus der Nachbarstadt adoptiert.<br />

Jetzt werde ich sehen, ob Helene,<br />

Malin und Elisabeth gut miteinander<br />

auskommen.<br />

Diese Meerschweinchenpassion<br />

hab ich immer schon gehabt.<br />

Als ich klein war, hatten wir<br />

eine Phase mit circa zehn Stück,<br />

frühe Prägung also.<br />

Zur Einschulung habe ich<br />

mein erstes eigenes bekommen.<br />

Das hieß Schnuckelchen,<br />

hat aber leider nicht mehr in<br />

die Schultüte gepasst. Irgendwann<br />

in der Pubertät hab ich es<br />

mal mit einer Ratte namens Sokrates<br />

versucht, aber nach deren<br />

Tod ging es zurück zu den<br />

Schweinchen.<br />

Eine Reinfektion mit Meerschweinchen<br />

im hohen Alter<br />

von achtzehn Jahren verläuft<br />

schlechter. Die Prognose ist ungünstig:<br />

Wer als Erwachsener<br />

mit Meerschweinchen anfängt,<br />

hört auch nicht mehr auf.<br />

16 | mind magazin <strong>147</strong>/april 2022


MODELLBAU<br />

Ein M(ann) scheitert<br />

Eine Hommage an Kettenfahrzeuge,<br />

die Rolling Stones und an das Selbermachen.<br />

Von Andreas C. Matthiessen<br />

Ich bin Modellbauer. Natürlich kenne ich meine Grenzen, ein<br />

Mann muss seine Grenzen kennen (Zitat Clint Eastwood).<br />

Das Miniaturwunderland (kurz: MiWuLa – die größte<br />

Modelleisenbahnanlage der Welt) in Hamburg würde mir<br />

keine Lehrstelle geben, es mangelt an Phantasie, Begabung<br />

und Fertigkeit.<br />

D<br />

as hindert mich keineswegs<br />

daran, etwas zu bauen, was<br />

ferngelenkt durch die Gegend<br />

oder über Wasser kurvt. Ein<br />

Auto zu bauen, würde mir wenig<br />

Freude bereiten, ein Mann<br />

ist ernst und spielt nicht. Das<br />

Ding muss schon eine Daseinsberechtigung<br />

haben.<br />

Ich baute einst ein Kettenfahrzeug,<br />

um einen Fotoapparat<br />

durch Vogelbrutgebiete im<br />

Hamburger Hafen zu steuern.<br />

Die Vögel hatten weder Angst<br />

vor dem Ding, noch haben sie<br />

sich beim Brüten stören lassen.<br />

Sind teilweise schöne Bilder geworden,<br />

Autofocus gab es damals<br />

leider noch nicht.<br />

Kettenfahrzeug<br />

mit Aufgabe<br />

Jetzt wird das Kettenfahrzeug<br />

neu gebaut, und natürlich hat<br />

es eine Aufgabe. Seit es GPS gibt,<br />

trägt jeder Snowboarder einen<br />

Sender im Hinterteil implantiert,<br />

daher braucht die Bergwacht<br />

keine Bernhardiner mehr,<br />

um Lawinenopfer zu finden.<br />

Diese treuen Hunde und ihre<br />

Rumfässchen sind ausrangiert<br />

wie der VW Diesel, zu teuer, zu<br />

unwirtschaftlich, einfach nicht<br />

mehr zeitgemäß. Heute sind sie<br />

wegen mangelnder Nachfrage<br />

ausgestorben wie Mammut und<br />

Säbelzahntiger.<br />

Ich krame diverse Kunststoffplatten hervor.<br />

Irgendwie kann M daraus ein Getriebe bauen.<br />

mind magazin <strong>147</strong>/april 2022 | 17


MODELLBAU<br />

Vier Seitenwände, viele verschieden dicke Bohrungen<br />

für verschieden dicke Wellen und Zahnräder.<br />

Langsam bewegt sich die Krabbelmaschine vorwärts,<br />

dann riecht es komisch elektrisch.<br />

Aber es gibt immer noch Lawinenopfer,<br />

die vor der Bergung<br />

versorgt werden müssen.<br />

Allerdings muss es nicht unbedingt<br />

Alkohol wie früher sein,<br />

das kann ich nicht unterstützen.<br />

Lieber mal eine Flasche Wein<br />

oder Bier.<br />

Also – Anforderung Nr. 1: Das<br />

Kettenfahrzeug muss im Tiefschnee<br />

zwei Flaschen Bier und<br />

zwei Mars-Riegel zu den Opfern<br />

bewegen können, wegen mangelnder<br />

Reichweite der Fernlenkung<br />

aus der Adenauerzeit<br />

muss der Akku nicht länger als<br />

40 Meter Hin- und Rückfahrt<br />

aushalten.<br />

Als erstes krame ich diverse<br />

Kunststoffplatten hervor, die<br />

ich seit der ersten Währungsreform<br />

gehortet habe, und mache<br />

Klebversuche. Nun, Teflon<br />

lässt sich vergleichsweise einfacher<br />

verkleben als dieses Zeug,<br />

ich versuche es trotzdem. Sekundenkleber<br />

ist die Wahl, aber<br />

im Geiste baue ich schon am<br />

Nachfolger aus Aluplatten und<br />

Schrauben.<br />

Jetzt brauche ich zwei Getriebe,<br />

denn zwei 12V-Motoren<br />

sollen den kleinen Ketten-<br />

Krabbler kraftvoll durch Schnee<br />

und Matsch treiben. Ich habe<br />

Zahnräder und Wellen, irgendwie<br />

kann M daraus ein Getriebe<br />

bauen.<br />

Überschaubare<br />

Intelligenz<br />

Meine erfreulich überschaubare<br />

Intelligenz erlaubt mir keine<br />

großen Berechnungen, also<br />

Löduprob (Lösen durch Probieren).<br />

Es stellt sich heraus, dass<br />

die Wellen der Zahnräder erstaunlich<br />

präzise an einem bestimmten<br />

Ort sitzen müssen,<br />

sonst greifen die Zahnräder entweder<br />

nicht ineinander oder sie<br />

werden gequetscht.<br />

Beides ist blöd und führt zu<br />

keinem Ergebnis; es gibt mehr<br />

falsche Maße als die eine, die<br />

richtige Position. Also doch mit<br />

Zirkel und Zeichenpapier die<br />

exakten Punkte festlegen, die<br />

dann auf 0,5 Millimeter genau<br />

gebohrt werden müssen.<br />

Bei zwei Getrieben macht das<br />

vier Seitenwände, viele verschieden<br />

dicke Bohrungen für<br />

verschieden dicke Wellen und<br />

Zahnräder, die nicht die kleinste<br />

Abweichung verzeihen. Habe<br />

ich auch geschafft – komisch,<br />

bei mir kommt wirklich nie so<br />

etwas wie Stolz auf.<br />

Jetzt wird das Empfängerpaket<br />

eingebaut, gut, ich bin etwas<br />

ungeduldig, ich lege die Akkus,<br />

die Fahrregler und den Empfänger<br />

in die Grundschale, stelle<br />

alle Hebel auf „On“ und schiebe<br />

vorsichtig die Hebel auf der<br />

Fernlenkung nach vorn. Langsam<br />

bewegt sich die Krabbelmaschine<br />

vorwärts, dann riecht<br />

es komisch elektrisch, der Motor<br />

heult auf Höchstdrehzahl,<br />

die linke Kette läuft auf Vollgas,<br />

Nummer 5 lebt!<br />

Alle Schalter<br />

auf „off“<br />

Leider saust der dumme Kerl<br />

nun wie wild im Kreis herum<br />

und es ist schwierig, das Teil zu<br />

packen und hochzuheben. Als<br />

Katzenbesitzer bin ich es gewohnt,<br />

laufende Kreissägen mit<br />

18 | mind magazin <strong>147</strong>/april 2022


MODELLBAU<br />

der bloßen Hand festzuhalten,<br />

also schaffe ich auch das.<br />

Ich schalte alle Schalter auf<br />

„Off“, während die fauchende<br />

Kette versucht, meinen Hemdsärmel<br />

zu packen und zu zerreißen.<br />

Zu dem elektrischen Geruch<br />

gesellt sich ein kleiner<br />

dünner Rauchfaden, der dem<br />

Fahrregler entströmt. Erwachsene<br />

wissen, was das bedeutet,<br />

den jüngeren Lesern sage ich,<br />

dass der Fahrregler nun im Elektro-Himmel<br />

ist.<br />

Positiv ist, die Größe des Modells<br />

reicht locker für zwei Flaschen<br />

Bier, die sogar den Test<br />

im Highspeed-Kreisverkehr<br />

überstanden haben, obwohl sie<br />

scheppernd abgeladen wurden,<br />

ein entsprechender Aufbau mit<br />

Halterungen wird beim nächsten<br />

Mal angefertigt.<br />

Weiterhin gibt es jetzt wieder<br />

viele Themen, auf deren Gebiet<br />

ich weder Laie noch Fachmann<br />

bin, sondern irgendwo dazwischen,<br />

und ich kann wieder bei<br />

manchen Gesprächen meinen<br />

Senf dazu geben.<br />

Die Stones und<br />

andere Helden<br />

Ja, dies ist eine Geschichte des<br />

Scheiterns, ich liebe das Scheitern.<br />

Michael Schumacher, Manuel<br />

Neuer, The Rolling Stones,<br />

Abba, J. K. Rowling, die Brüder<br />

Braun – jeder kennt sie.<br />

Im Sport kämpfen Menschen<br />

gegen eine Stoppuhr, wer ist<br />

schneller, springt höher oder<br />

fängt die meisten Bälle? Wer<br />

trifft mit seiner Musik den Geschmack<br />

der großen Menge, wer<br />

vereint als Autor die größte Leserschaft?<br />

Die Menge krönt ihre<br />

Könige, ungeachtet dessen, ob<br />

Mozart nicht vielleicht doch ein<br />

besserer Musiker ist als Helene<br />

Fischer. Wer hat mehr Fans? Die<br />

fromme Helene.<br />

Aber um der Erste zu sein,<br />

braucht es eine Menge Verlierer.<br />

Was, wenn alle aufgäben<br />

und Michael allein im Kreis herumfahren<br />

lassen würden? Was,<br />

wenn niemand mehr ein Buch<br />

schreibt, weil J. K. auf lange Zeit<br />

unerreicht bleiben wird?<br />

Anforderung Nr. 1: Das Kettenfahrzeug muss im Tiefschnee zwei<br />

Flaschen Bier und zwei Mars-Riegel zu den Opfern bewegen können.<br />

Alle Fotos: Matthiessen<br />

Im Sport suche ich Gegner in<br />

meiner Gewichtsklasse, nicht<br />

unbedingt Wladimir Klitschko.<br />

Modellbau kann ich besser<br />

als jemand, der nur die Zeitung<br />

liest. Und mein Musikgeschmack<br />

reicht von Island über<br />

Atlanta bis nach China. Und ich<br />

meine Blues, Rock und Indie<br />

vom Feinsten. Dennoch gehöre<br />

ich zur Mehrheit der Mittelmäßigen,<br />

ich bin dort in guter Gesellschaft.<br />

Selbst etwas<br />

machen<br />

Neidlos dem Besseren applaudieren<br />

und doch den eigenen<br />

Wert erkennen und eben<br />

nicht von morgens bis abends<br />

die „Influencer“ (deutsche Übersetzung:<br />

Laterne, die nur sich<br />

selbst beleuchtet) beobachten –<br />

sondern selbst etwas machen.<br />

Geschult durch eine nicht enden<br />

wollende Reihe von Fehlversuchen<br />

bin ich weder niedergeschlagen<br />

noch entmutigt; einst<br />

wollte ein Seemann auf dem<br />

Wasserweg Indien erreichen,<br />

hat er auch nicht im ersten Anlauf<br />

geschafft.<br />

Was will das sagen? Ich gebe<br />

nicht auf! Meine Fernlenkung<br />

wird komplett gegen eine neue<br />

ausgetauscht und dann geht es<br />

in die nächste Runde. Eventuell<br />

donnert schon morgen auf<br />

den Schneepisten Norddeutschlands<br />

eine Lawine ins Tal – dann<br />

werde ich gebraucht.<br />

Der Artikel wurde zuerst im<br />

Ortsblatt „HaMLet“ veröffentlicht.<br />

Mit Dank an Marisa Haufe.<br />

mind magazin <strong>147</strong>/april 2022 | 19


WULF-STIFTUNG<br />

Spenden für einen<br />

„Mensa-Brunnen“ in Afrika:<br />

Wasser ist Leben<br />

Effektiver Altruismus: Die Wulf-Stiftung reagiert.<br />

Von Günter Wulf<br />

Im letzten <strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong>azin steht in dem animierenden Artikel als Beispiel dafür,<br />

wie man in Entwicklungsländern die Schulquote steigern kann, dass man die Kinder<br />

entwurmen lässt. Sicher ein sehr guter Ansatz.<br />

E<br />

in großes gesundheitliches<br />

Problem für noch viel mehr<br />

Menschen ist allerdings, dass<br />

immer noch 2,1 Milliarden Menschen<br />

weltweit keinen Zugang<br />

zu sauberem Trinkwasser haben.<br />

Der Wassermangel ist insbesondere<br />

für Menschen in ländlichen<br />

Regionen auf der Welt ein<br />

großes Problem und führt zu<br />

Krankheiten, Todesfällen und<br />

wirtschaftlichen Problemen. Allein<br />

in Afrika verbringen die<br />

Menschen jedes Jahr ungezählte<br />

Arbeitsstunden mit der Beschaffung<br />

von Wasser.<br />

Meistens ist es die Aufgabe<br />

von Frauen und Kindern, die<br />

weiten Wege zur nächsten –<br />

meist verunreinigten – Wasserstelle<br />

zurückzulegen. Dadurch<br />

können sie nicht zur Schule<br />

oder zur Arbeit gehen und sich<br />

nicht um die Familie kümmern.<br />

Ausreichend sauberes Wasser<br />

ist die Basis allen Lebens, das jedoch<br />

in Afrika so nicht vorhanden<br />

ist. Die Menschen warten<br />

entweder auf Regen oder müssen<br />

sich Wasser aus verschmutzten<br />

Flüssen oder Tümpeln holen.<br />

Krankheiten und Abwanderung<br />

sind die Folge.<br />

Um konkret so vielen Menschen<br />

wie möglich den Zugang<br />

zu frischem Trinkwasser zu ermöglichen<br />

und damit die Ziele<br />

Beispiel Äthiopien:<br />

Untragbare Trinkwasser-<br />

Zustände.<br />

Alle Fotos: Wulf-Stiftung<br />

der UNO in bescheidenem Rahmen<br />

zu fördern, habe ich mit<br />

meiner Familie im Jahr 2020 die<br />

Wulf-Stiftung für weltweiten<br />

Brunnenbau gegründet. Dank<br />

vieler Spenden konnten bereits<br />

im ersten Jahr Brunnen in zehn<br />

Ländern gebaut werden, aber<br />

der Stiftung liegen bereits neue<br />

Anfragen vor, für die weitere<br />

Spenden benötigt werden.<br />

20 | mind magazin <strong>147</strong>/april 2022


WULF-STIFTUNG<br />

Erfolgreich abeschlossene<br />

Projekte in Afrika.<br />

Welche untragbaren Zustände<br />

es immer noch in der Welt gibt,<br />

zeigt das Foto links aus Äthiopien:<br />

Eine Kuh trinkt, ein Mann<br />

wäscht sein Pferd, und am gleichen<br />

Ort holen die Leute ihr<br />

Wasser!<br />

Spenden für die Wulf-Stiftung<br />

werden zu 100 Prozent zum Bau<br />

von Brunnen verwendet, weil<br />

die Verwaltungskosten (sechs<br />

Prozent im Jahr 2021) vom Vorstand<br />

der Stiftung getragen werden.<br />

An jedem Brunnen wird<br />

eine Spendertafel angebracht,<br />

von der ein Foto angefordert<br />

wird als Beweis, dass genau dieser<br />

Brunnen von der Wulf-Stiftung<br />

finanziert wurde, wie zum<br />

Beispiel auf dem Foto aus Sierra<br />

Leone.<br />

Damit auch unser Verein etwas<br />

im Sinne von Effektivem<br />

Altruismus bewirken kann,<br />

möchte die Stiftung zu folgender<br />

Challenge für den Bau eines<br />

„Mensa-Brunnens“ aufrufen:<br />

Wenn möglichst viele Mensa-<br />

Mitglieder an die Stiftung eine<br />

Spende (selbstverständlich steuerlich<br />

abzugsfähig!) überweisen<br />

und ein Betrag von 5.000 Euro<br />

erreicht wird, bauen wir einen<br />

Brunnen, an dem auf einem<br />

Schild als Spender „Mensa in<br />

Deutschland e. V.“ genannt wird.<br />

Sollten die Kosten des Brunnens<br />

eine Höhe von 5.000 Euro<br />

übersteigen (je nach Tiefe des<br />

Bohrlochs kann der Preis eines<br />

Tiefbohrbrunnens zwischen<br />

7.000 Euro und 11.000 Euro liegen),<br />

wird die Differenz von der<br />

Stiftung übernommen.<br />

Spenden könnt Ihr hier:<br />

WULF-Stiftung<br />

Bank für Sozialwirtschaft<br />

IBAN:<br />

DE96 7002 0500 5020 3270 00<br />

BIC: BFSWDE33MUE<br />

(als Betreff bitte „Mensabrunnen“<br />

angeben)<br />

Nähere Informationen zur Arbeit<br />

der Stiftung gibt es unter<br />

www.wulf-stiftung.de.<br />

Wir werden in den kommenden<br />

Ausgaben über den Spendenstand<br />

und das Projekt Mensabrunnen<br />

weiter berichten.<br />

mind magazin <strong>147</strong>/april 2022 | 21


VORSTELLUNG<br />

Gern unterwegs in den<br />

Bergen: Laura Sperber,<br />

die neue Vorstandsassistentin.<br />

Foto: Asdin Skhiri<br />

Guter Kaffee und<br />

viel auf Reisen<br />

Die neue Vorstandsassistentin Laura Sperber.<br />

L<br />

aura<br />

Sperber, die neue Assistentin des Vorstandes,<br />

begann ihre Arbeit bei Mensa am Valentinstag<br />

(14. Februar), was ja schon mal ein gutes<br />

Datum ist. Wir wollen natürlich wissen: Wer<br />

ist sie, was macht sie, wie wird sie sich einbringen?<br />

Hier ihre Vorstellung – in ihren eigenen Worten:<br />

• geboren am 18. Dezember 1991 in Franken,<br />

dort zur Schule gegangen. Nach dem Gymnasium<br />

zur FOS gewechselt, weil ich mir sicher war<br />

über mein Studienfach: Innovation und Management<br />

im Tourismus.<br />

• Für meinen Bachelor und Master zog ich nach<br />

Salzburg, dort blieb ich insgesamt sieben Jahre.<br />

• Ich habe ein duales Studium absolviert und eigentlich<br />

immer Vollzeit gearbeitet, zunächst in<br />

verschiedenen Vier-Sterne-Hotels, danach in<br />

einer touristischen Einrichtung.<br />

• Nach dem Studium habe ich Salzburg verlassen,<br />

um „auf Wanderschaft“ zu gehen.<br />

• Meine Liebe zu gutem Kaffee hat mich nach<br />

Ostafrika gebracht, am Ende wurden es fast<br />

zwei Jahre dort ohne festen Wohnort.<br />

• Meine Reise führte mich durch Äthiopien, Kenia,<br />

Tansania, Uganda, Ruanda und schließlich<br />

nach Myanmar und Indien.<br />

• Der Liebe wegen bin ich zurück nach Deutschland<br />

gekommen und habe in Berlin einen Job<br />

in einem Unternehmen angenommen, das eine<br />

innovative Software für die Hotellerie herstellt.<br />

• Dort war ich knapp drei Jahre, vom Sales über<br />

Business Analyst bis hin zum Marketing Manager<br />

habe ich in verschiedenen Positionen gearbeitet.<br />

• Mein Interesse am Assistenzjob? Kurz gesagt,<br />

ich möchte eine Hilfe und Unterstützung sein,<br />

außerdem ist die Assistenz bei Mensa wahnsinnig<br />

abwechslungsreich (durch die unterschiedlichen<br />

Ressorts und die Struktur des Ver-<br />

22 | mind magazin <strong>147</strong>/april 2022


eins), und ich freue mich auf die verschiedenen<br />

(Arbeits-)Themen.<br />

• Den Gedanken, Menschen dabei zu unterstützen,<br />

ihre Ziele zu erreichen und einen<br />

Ausgleich zum Alltag zu schaffen, wie<br />

es der Tourismus tut, kann man auch bei<br />

Mensa finden. Menschen kommen zusammen,<br />

schaffen Erlebnisse und neue Eindrücke<br />

und es ensteht eine Gemeinschaft.<br />

• Meine zukünftigen konkreten Aufgaben<br />

müssen sicherlich mit dem neuen Vorstand<br />

abgestimmt werden. Im Augenblick<br />

arbeite ich mich ein, indem ich die diversen<br />

<strong>MinD</strong>-Standorte besuche und mit möglichst<br />

vielen Verantwortlichen über ihre<br />

Tätigkeiten rede.<br />

• Deswegen will ich vor allem erst einmal<br />

zuzuhören und lernen, wie die ehrenamtliche<br />

Arbeit bei Mensa aufgebaut ist, damit<br />

ich mein Organisationstalent zukünftig<br />

gewinnbringend einsetzen kann. Ich<br />

möchte für den Verein eine Unterstützung<br />

und Organisationshilfe sein und freue<br />

mich schon auf die verschiedenen Aufgaben.<br />

Interessen:<br />

• Kaffee (Speciality Coffee, die Kaffeeindustrie,<br />

guter Kaffee daheim, Kaffeekultur, …)<br />

• Kochen, Essen und Genuss (Daheim und<br />

auf Reisen, Traditionelles aus aller Welt<br />

und Omas „Geheimrezepte“; ich finde, so<br />

lernt man Menschen, Länder und Kulturen<br />

auf eine andere Art kennen.)<br />

• Skifahren und Wandern (als halbe Österreicherin<br />

liebe ich natürlich den Schnee<br />

und die Berge, bin aber keine Spitzensportlerin,<br />

sondern genieße es einfach, in den<br />

Bergen zu sein).<br />

• Reisen und Destinationsentwicklung (Klar<br />

reise ich gerne, ich finde es aber manchmal<br />

noch viel spannender, über Orte zu lesen<br />

und zu verfolgen, wie sich gewisse Destinationen<br />

entwickeln.)<br />

Ich freue mich, für Mensa eine Unterstützung<br />

zu sein, und bin ganz begeistert, was ihr<br />

als Freiwillige bereits alles erreicht und auf<br />

die Beine gestellt habt. Da können einige Organisationen<br />

von Mensa lernen!<br />

mind magazin <strong>147</strong>/april 2022 | 23<br />

Meine Kernkompetenz und Antwort auf den Null-Zins: Der gut gemanagte<br />

Investmentfonds zum langfristigen Vermögensaufbau, zur Altersvorsorge<br />

und als Entnahmemodell als Alternative zur Rentenversicherung. Als<br />

Mensaner erhaltet Ihr 20 % Rabatt auf alle Fonds-Dienstleistungen.<br />

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REZENSION<br />

Die gar nicht mehr so<br />

schöne neue Welt<br />

„Wir Internetkinder“ – ein Buch von Julia Peglow.<br />

Von Erwin Klein<br />

E<br />

in M hat ein Buch geschrieben<br />

und veröffentlicht. Na<br />

und? Das passiert ständig, wir<br />

weisen hier im <strong>Mag</strong> unregelmäßig<br />

auf mensanische Neuerscheinungen<br />

hin.<br />

Dieses Buch von Julia Peglow<br />

ist etwas Besonderes. Es heißt<br />

„Wir Internetkinder“ und beschreibt<br />

eine Generation, die<br />

mehr technologische Umbrüche<br />

und Veränderungen erlebt<br />

hat als jede Generation vor ihr.<br />

Und sie beschreibt eine Lebenswelt,<br />

in der Hochbegabung,<br />

technisches Verständnis, Bereitschaft<br />

für Neues und das Verarbeiten<br />

von Enttäuschungen eine<br />

zentrale Rolle spielen.<br />

Es geht um die Digitalisierung<br />

unseres täglichen Lebens in den<br />

vergangenen 40 Jahren und deren<br />

Folgen.<br />

Julia ist Jahrgang 1973, studierte<br />

Designerin und 20 Jahre<br />

lang in der Kreativ- und Digitalbranche<br />

tätig. 2017 beschloss<br />

sie, anders zu arbeiten, um, wie<br />

sie sagt, „wieder zum Denken zu<br />

kommen“. Ein Ergebnis dieses<br />

Anders-Arbeiten ist das vorliegende<br />

Buch, erschienen bei Hermann<br />

Schmidt, einem sehr renommierten<br />

Fachverlag für Typografie<br />

und Grafidkesign.<br />

In ihrem Vorwort schreibt sie:<br />

„Dieses Buch handelt von meiner<br />

Suche nach dem Ursprung dieser<br />

rätselhaften Vorgänge. Worin<br />

genau sie bestehen und wann<br />

das eigentlich angefangen hat.<br />

Es ist der Versuch, eine Sprache<br />

zu finden für die unsichtbaren,<br />

subtilen Veränderungn, die innerhalb<br />

weniger Jahre unser Leben<br />

auf den Kopf gestellt haben.“<br />

Auch diejenigen, die nicht mit<br />

Smartphone und PC aufgewachsen<br />

sind, können sich kaum<br />

noch erinnern, dass eine Welt<br />

ohne Internet wirklich existierte<br />

und tatsächlich funktionierte.<br />

Eine Zeittafel im Anhang des<br />

Buches verdeutlicht die Rasanz<br />

der Entwicklung:<br />

1973: Erster Personal Computer<br />

„Alto“.<br />

1977: Der „Apple II“ wird vorgestellt.<br />

1979: „Walkman“ von Sony.<br />

1984: Die erste E-Mail erreicht<br />

Deutschland.<br />

1990: Beginn der kommerziellen<br />

Nutzung des Internets<br />

1998: Sergey Brin und Larry<br />

Page gründen Google<br />

2000: Mehr als die Hälfte des<br />

internationalen Informationsaustauschs<br />

läuft über das Internet.<br />

2004: Gründung von Facebook.<br />

2007: Das iPhone wird vorgestellt.<br />

2014: Facebook übernimmt<br />

WhatsApp für 20 Mrd. Dollar.<br />

2017: 39 Prozent aller Internetnutzer<br />

berichten über<br />

Bullying, Hass und Einschüchterung<br />

im Netz.<br />

24 | mind magazin <strong>147</strong>/april 2022


REZENSION<br />

Julia Peglow ist kein Digital<br />

Native, sie gehört – so beschreibt<br />

sie es – einer Generation<br />

an, die „mit einem Bein im<br />

analogen und mit dem anderen<br />

im digitalen Zeitalter steht“.<br />

Am Anfang stand die Euphorie,<br />

die Entdeckung des virtuellen<br />

Raumes, der Rausch und<br />

der Hype. Der erste Apple Mac<br />

Performa 630, erste Erfahrungen<br />

mit neuen Programmen wie<br />

Adobe Photoshop oder Macromedia<br />

Director.<br />

Julia berichtet von dem Gefühl,<br />

zu den Auserwählten zu gehören.<br />

Eine von denen zu sein, die<br />

dem virtuellen Raum als Designerin<br />

ein Gesicht gaben. Sie beschreibt<br />

es so: „Mitleidig schaute<br />

ich damals auf die Studenten<br />

und Professoren, die immer<br />

noch an ihren Printbroschüren<br />

Alle Fotos: Julia Peglow<br />

und Plakatserien arbeiteten. Sie<br />

waren jetzt – in meinen Augen –<br />

die Rückwärtsgewandten.“<br />

Danach folgt die Karriere in<br />

Agenturen und Kommunikationsbüros,<br />

und, man ahnt es<br />

schon, die Ernüchterung.<br />

Die schöne neue digitale Welt<br />

war nicht nur schön. Die Mit-Arbeit<br />

an einer neuen Wunderwelt<br />

verlor ihre Faszination und der<br />

Rausch wurde zum Kater.<br />

„Wir waren so mit uns selbst<br />

beschäftigt, dass wir gar nicht<br />

bemerkt haben, dass andere die<br />

Superstrukturen um uns errichtet<br />

haben, die das Internet heute<br />

zu einem kalten, kontrollierten<br />

und kommerziellen Ort machen.“<br />

Julia Peglow zog die Konsequenzen.<br />

Sie sah das Zerstörerische<br />

der unentwegten Beschleunigung,<br />

sie entdeckte den den<br />

Wert des „heilsamen“ Bücherlesens<br />

neu, und 2017 stieg sie<br />

aus ihrem bisherigen Berufsleben<br />

aus.<br />

Heute berät sie Unternehmen<br />

und schreibt auf ihrem Blog<br />

„diary of the digital age“.<br />

Ihr Buch (Untertitel: „Vom<br />

Surfen auf der Exponentialkurve<br />

der Digitalisierung und dem<br />

Riss in der Wirklichkeit einer<br />

Generation“) liest sich selbst<br />

wie ein Tagebuch. Man blickt ihr<br />

bei ihren Gedankengängen und<br />

dem Beschreiben ihrer schönen<br />

neuen Arbeitswelt praktisch<br />

über die Schulter.<br />

Das macht ihr Buch lebendig<br />

und nachvollziehbar. Darüber<br />

hinaus ist es herausragend<br />

schön gestaltet.<br />

Jede und jeder über 40 (und<br />

auch Jüngere) haben ihre eigenen<br />

Digitalisierungs-Erfahrungen.<br />

Ob im Job, an der Spielkonsole,<br />

im Zoom-Chat oder auf Social<br />

Media.<br />

Fast allen dämmert es, dass<br />

die strahlende neue Welt möglicherweise<br />

auch ein paar ziemlich<br />

dunkle Ecken hat. Die Stichworte<br />

sind bekannt: Datenschutz,<br />

Überwachung, Machtkonzentration,<br />

Künstliche<br />

Intelligenz. „Wir Internetkinder“<br />

ist keine Kampfschrift gegen das<br />

vermeintlich Böse da draußen.<br />

Aber es liefert ein paar ziemlich<br />

gute Ansätze zum Nachdenken<br />

über das, was in den letzten<br />

Jahrzehnten passiert ist.<br />

Julia Peglow<br />

Wir Internetkinder<br />

Verlag Hermann Schmidt<br />

29,80 Euro<br />

mind magazin <strong>147</strong>/april 2022 | 25


REZENSION / AUSZUG<br />

LOST PURPOSE<br />

DIARY<br />

Ein Auszug aus „Wir Internetkinder“.<br />

Birmingham, 16. März 2017<br />

Ich sitze in einem Meeting. Es ist sehr<br />

eng: Zwanzig Leute oder mehr quetschen<br />

sich in dem fensterlosen Raum auf Bürostühlen<br />

um den Tisch herum, Engländer,<br />

Koreaner, Franzosen, Deutsche. Wir warten.<br />

Keiner spricht. Ein paar tippen auf ihren<br />

aufgeklappten Laptops oder scrollen<br />

durch ihre E-Mails auf dem Smartphone.<br />

Einer nippt an seinem Kaffee in einem türkisfarbenen<br />

Pappbecher. Ein Mann ist aus<br />

den USA zugeschaltet. Zumindest theoretisch,<br />

im Moment sehe ich auf dem Tisch<br />

nur eine schwarze Telefonspinne hocken,<br />

aus der kein Laut dringt. Der Grund, warum<br />

wir alle hier sind: Elf Produktlaunches<br />

in achtzehn Monaten. Insgeheim wissen<br />

wahrscheinlich alle, dass der Zeitplan nicht<br />

zu schaffen ist.<br />

Die Szene kommt mir surreal vor. Keiner<br />

schaut den anderen an, niemand spricht,<br />

nicht mal Smalltalk. Weil das Meeting noch<br />

nicht begonnen hat. „Das Meeting“ ist der<br />

Boss. Geht es nur mir so? Ich blicke mich<br />

um. Die Laptops der Koreanerinnen gegenüber<br />

sind mit bunten Manga-Stickern<br />

beklebt. Eine hat ein iPhone mit Mickey-<br />

Mouse-Ohren in der Hand, die mit Strasssteinchen<br />

besetzt sind. Ihre Fingernägel<br />

leuchten rot. Bei ihrer Nachbarin ist jeder<br />

Nagel anders lackiert. Einer hellrosa, der<br />

nächste mit einem Verlauf von rot nach<br />

fleischfarben, auf dem anderen Nagel ist<br />

ein winziges Tattoo aufgeklebt. Die Koreanerinnen<br />

tippen. Sie sprechen kein Wort.<br />

Dann stellt sich der Projektleiter vorne<br />

ins grelle Beamerlicht. Er klickt durch<br />

eine PowerPoint-Präsentation: die Vision<br />

für das neue, digitale Produkt. Es hat viele<br />

neue Features, Connectivity, Cloud-Services.<br />

Er sagt, es ginge um nicht weniger<br />

als die digitale Neuerfindung des Automobils.<br />

Danach fordert er alle auf, sich kurz<br />

der Reihe nach vorzustellen: Name, Funktion,<br />

Rolle. Ich kann mir einen Namen nie<br />

sofort merken. Ich muss ihn mindestens<br />

zweimal hören. Einige der Engländer haben<br />

wir schon eben nach unserer Ankunft<br />

getroffen, haben mit ihnen in der Firmenkantine<br />

zusammen gegessen, Curry in einer<br />

Pappbox. Ihre Namen kenne ich also:<br />

Christian, der dandyhafte Ire, Darren, Damien<br />

und Phil. Es war ganz nett mit ihnen,<br />

ich habe versucht, irgendwie zu connecten.<br />

Aber jetzt ist das alles wie weggeblasen.<br />

Die Stimme in der Telefonspinne, die<br />

dem Mann in Amerika gehört, präsentiert<br />

ein paar PowerPoint-Charts. Der Projektleiter<br />

fordert ihn auf, langsamer zu sprechen.<br />

Der Amerikaner sagt „alright“ und redet<br />

genauso weiter wie zuvor. Nach jedem<br />

Punkt auf der Agenda fragt der Projektleiter<br />

mit Blick in die Runde, ob noch jemand<br />

eine Frage hat. Keiner fragt. Auch ich nicht.<br />

Obwohl ich nichts verstehe.<br />

Ich fühle mich unbehaglich und rutsche<br />

auf meinem Stuhl herum. Auf einmal muss<br />

ich daran denken, was in anderen Lebensbereichen<br />

passiert, wenn zwanzig Leute in<br />

einem Raum zusammenkommen, auf einer<br />

26 | mind magazin <strong>147</strong>/april 2022


REZENSION / AUSZUG<br />

Küchenparty zum Beispiel. Aber nicht im<br />

Meeting. Das Meeting, dessen eigentliche<br />

Aufgabe darin besteht, alle an einen Tisch<br />

zusammenzuholen, ist der Ort, wo man am<br />

wenigsten miteinander spricht. Trotz Deadlines,<br />

Produktlaunches und der Neuerfindung<br />

des Automobils. Einer fragt: „So why<br />

are we here?“ Ich blicke hinunter auf meine<br />

Hände. Ich weiß es nicht.<br />

Alles Fake<br />

Am Abend nach dem Meeting sitzen<br />

mein Kollege und ich im Restaurant unseres<br />

Business-Hotels, ein Pub, der auf den<br />

ersten Blick gemütlich aussieht: mit dicken,<br />

alten Holzdielen am Boden, blau gestrichener<br />

Holzvertäfelung und gemusterten<br />

Tapeten an den Wänden, einem Kamin<br />

in einer Ecke des Raums und einem Tresen<br />

mit goldenen Zapfhähnen. Vor uns steht<br />

ein Pint Bier. Trotz der Atmosphäre hört<br />

das unbehagliche Gefühl nicht auf. Woher<br />

kommt diese Ahnung, dass hier etwas<br />

nicht stimmt? Ich habe Mühe, mich auf das<br />

zu konzentrieren, was mein Kollege mir erzählt,<br />

höre nur mit halbem Ohr hin; er regt<br />

sich über das Projekt und die unmöglichen<br />

Timings auf.<br />

Ich starre nachdenklich in mein Glas und<br />

durch den Boden hindurch auf den Tisch.<br />

Auf einmal wird mir klar, was mich die ganze<br />

Zeit stört; warum mir das alles nicht echt<br />

vorkommt. Die Holzoberfläche ist gar nicht<br />

aus Holz. Sie ist mit einem Plastikfurnier<br />

beklebt, die Holzoptik nur aufgedruckt. Ich<br />

blicke mich im Raum um, und jetzt sehe<br />

ich, dass alles in diesem Raum nur Fake ist:<br />

Die dicken, alten Bohlen am Boden mit ihren<br />

geschwärzten Kanten sind gar nicht alt,<br />

sondern nur auf alt gemacht. Im Kamin in<br />

der Ecke des Raums glimmt bei näherer Betrachtung<br />

ein LED-Feuer.<br />

Das ganze Restaurant ist gar kein Pub,<br />

sondern nur die folkloristische Kulisse eines<br />

Pubs; wahrscheinlich gibt es Hunderte<br />

von identischen Systemgastro-Einrichtungen<br />

in identischen Business-Hotels in ganz<br />

Großbritannien. Ich blicke genervt an die<br />

Decke, während das Gerede meines Kollegen<br />

in eine Tirade über seine Rolle im Konzern<br />

abdriftet. Das kenne ich, er ist permanent<br />

unzufrieden.<br />

Ich kehre gedanklich zu dem Meeting<br />

zurück. Warum kommt es mir im Nachhinein<br />

so surreal vor? Warum erzeugt es ein<br />

solch tiefes Unwohlsein in meiner <strong>Mag</strong>engegend?<br />

Ist das nicht dasselbe untrügliche<br />

Gefühl wie das, das der Fake-Pub in mir<br />

hervorruft? Irgendetwas an diesem Meeting<br />

war ganz gewaltig nicht in Ordnung!<br />

Bin ich zur Beobachterin eines Schauspiels<br />

geworden, an dem ich früher „echt“ teilgenommen<br />

habe?<br />

Allmählich dämmert mir, dass ich mich<br />

schon seit einer ganzen Weile von den Geschehnissen<br />

vor meinen Augen, dieser hektischen<br />

Betriebsamkeit, den Meetings, täglichen<br />

Calls, Exceltabellen, unhaltbaren Timings<br />

und der niemals endenden Flut an<br />

hereinprasselnden E-Mails, irgendwie entfernt<br />

und innerlich abgelöst habe. Und<br />

während ich dem Mädchen hinter dem<br />

Tresen aus Fake-Holz dabei zuschaue, wie<br />

es ein neues Bier für uns zapft, realisiere<br />

ich, dass ich dem Treiben der geschäftlichen<br />

Welt schon seit einiger Zeit nur<br />

noch aus der Distanz zusehe: ein Bühnenstück<br />

mit dem Titel „Digitale Transformation“.<br />

Ich spiele meine Rolle, aber nur noch<br />

mit einstudierten Bewegungen, gelernten<br />

Stichworten – nur, um den Schein zu wahren.<br />

Ein LED-Feuer. Damit niemand etwas<br />

merkt.<br />

Mein Kollege redet immer noch hitzig<br />

auf mich ein und berichtet haarklein von<br />

irgendwelchen für ihn extrem frustrierenden<br />

Situationen. Ich frage mich, ob ich allein<br />

bin mit diesem Gefühl – immerhin liest<br />

man oft, dass sich in diesem Land vier von<br />

fünf Arbeitnehmern in der inneren Kündigung<br />

befinden. Aber dennoch fühlt sich<br />

für mich diese merkwürdige Distanziertmind<br />

magazin <strong>147</strong>/april 2022 | 27


REZENSION / AUSZUG<br />

heit befremdlich an, da ich noch nie zuvor<br />

so empfunden habe. Ich habe zwanzig Jahre<br />

in der Kreativindustrie gearbeitet, voller<br />

Überzeugung. Was mich immer begeistert<br />

hat, ist die Kernaufgabe eines Designers<br />

(und jedes anderen Kreativen): aus dem<br />

Nichts etwas Neues zu erschaffen. Eine anfassbare<br />

Vision von dem zu gestalten, was<br />

es in der Welt nicht gibt und was sich keiner<br />

vorzustellen vermag. Immer wieder auf<br />

einem weißen Blatt Papier neu und groß zu<br />

denken. Das Gefühl zu haben, etwas bewirken<br />

zu können.<br />

Ich habe an die Macht der Idee und an<br />

Veränderung geglaubt – das war es, was<br />

sich lohnte, voranzutreiben. Ich wollte die<br />

restriktiven Kräfte überwinden, die überall<br />

lauern – die Bedenkenträger, die Nörgler,<br />

Opportunisten, Politiker, Profilneurotiker;<br />

oder einfach nur diese merkwürdige,<br />

menschliche Eigenschaft, allem Neuen gegenüber<br />

wenig aufgeschlossen zu sein und<br />

denjenigen, die mit neuen Impulsen kommen,<br />

aus Prinzip Steine in den Weg zu legen.<br />

Ich habe an den Fortschritt geglaubt<br />

und die Geschwindigkeit geliebt – auch<br />

angesichts des zunehmenden Tempos der<br />

letzten Jahre dachte ich immer, die Dinge<br />

im Griff zu haben und kontrollieren zu können;<br />

wenn mehr Chaos auf mich einstürzte,<br />

kompensierte ich das einfach mit noch<br />

mehr Struktur, Organisation und Projektmanagement.<br />

Aber was für einen Menschen<br />

hat das aus mir gemacht, im Laufe<br />

der Zeit?<br />

Ich habe an das geglaubt, was wir taten,<br />

und infizierte auch andere ständig mit diesem<br />

unerschütterlichen Glauben. Das war<br />

der Grund, warum mein<br />

inneres Ich und mein geschäftliches<br />

Ich immer<br />

ein und dieselbe Person<br />

waren. Ich war zu einhundert<br />

Prozent überzeugt,<br />

dass es richtig war,<br />

was wir taten. Dass wir im Prinzip für eine<br />

„gute Sache“ arbeiteten.<br />

Als Führungskraft spornte ich meine Leute<br />

dazu an, sich durch nichts in der Welt<br />

vom „Machen“ abhalten zu lassen. Mit der<br />

Zeit entwickelte ich ein Gespür für das<br />

breite wie raffinierte Repertoire an salonfähigen<br />

Ausreden meiner Kollegen und<br />

Mitarbeiter, hinter dem sie sich versteckten:<br />

hinter ihrem Kalender („Wir haben<br />

noch keinen Termin gefunden, um das zu<br />

besprechen“), hinter den Strukturen („Ich<br />

warte noch auf Freigabe von xyz“), hinter<br />

ihrem Job Title („Das gehört nicht zu meinen<br />

Aufgaben“), hinter der Technologie<br />

(„Ich konnte xyz noch nicht machen, da<br />

ich die Software nicht habe“) oder hinter<br />

dem Team („Wir müssen erst xyz ins Boot<br />

holen“). Ich verfügte über einen eingebauten<br />

Detektor für diese diffusen Handlungshohlräume.<br />

Eines habe ich nie verstanden: Unzufriedenheit<br />

bei gleichzeitiger, chronischer Passivität.<br />

Selbst nichts machen, aber kritisieren,<br />

was andere tun. Stillstand, Komfortzone<br />

und Aufrechterhaltung der Struktur nur<br />

um der Struktur willen, das ging mir auf<br />

die Nerven.<br />

Bin ich nun so geworden, wie ich nie sein<br />

wollte? Habe ich mich auf eine innere Distanz<br />

zurückgezogen? Das, was ich tue, hat<br />

nichts mehr mit mir zu tun. Mein geschäftliches<br />

Ich hat sich von meinem inneren Ich<br />

entfernt.<br />

Auf einmal schrecke ich auf, weil mein<br />

Gegenüber mich in seiner Rage am Arm<br />

fasst und ungeduldig bedrängt: „Jetzt sag<br />

doch mal! Was meinst<br />

denn du dazu?!“ Und<br />

ohne nachzudenken, stehe<br />

ich auf, sage: „Genug<br />

jetzt. Ich kann’s nicht<br />

mehr hören.“, drehe<br />

mich um und gehe hinauf<br />

in mein Zimmer.<br />

28 | mind magazin <strong>147</strong>/april 2022


LEBEN MIT KINDERN<br />

„Wieso sind wir alle<br />

so anders?“<br />

Huschi-kawuschi und die C-Hörnchen.<br />

Von Christina S. Böhm<br />

E<br />

igentlich sitze ich gerade an<br />

der Literatur für meine Dissertation.<br />

Aber ich habe Unstimmigkeiten<br />

in der Statistik<br />

der Literatur gefunden und<br />

frage mich in einem Fach meines<br />

Hirns*, ob ich diesen Fund<br />

nicht lieber ignorieren sollte,<br />

denn vermutlich merkt es sowieso<br />

kaum jemand außer mir,<br />

während ein anderes Fach sich<br />

gleichzeitig mit einer der letzten<br />

Ausgaben des <strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong>azins<br />

beschäftigt:<br />

Die Bilder des Fotowettbewerbs,<br />

explizit das mit einer<br />

Aufnahme des Mondes und<br />

mein Ausruf: „Das ist aber nicht<br />

das Mare Crisium, oder?“, führten<br />

zu einer Diskussion über Astrophysik<br />

und die Berechnungen<br />

von Licht, Albedo-Effekt, …<br />

Kreatives Chaos in der<br />

Wohnung und im Kopf<br />

Mutter und Sohn: C-Hörnchen<br />

und huschi-kawuschi Foto: Böhm<br />

Also, mein Mensa-Fach* beschäftigt<br />

sich damit, dass unsere<br />

Tochter nach einigen Diskussionen<br />

in die Runde warf:<br />

„Mensch, sind wir alle huschikawuschi!<br />

Wieso sind wir alle<br />

so anders?“ und unser Sohn<br />

entgegnete: „Na, das ist bei C-<br />

Hörnchen** halt so.“ Ich sah<br />

mich nur im Wohnzimmer um<br />

und dachte, „huschi-kawuschi“<br />

trifft es ganz gut: Vom Mondatlas<br />

zwischen Butter und Käse<br />

und Wurst mal abgesehen, glühte<br />

der Globus, vergessen auszuknipsen<br />

nach der Demo mit<br />

Orange bezüglich Mondphasen<br />

und möglicher Aufenthaltsorte<br />

des Fotografen beim Schießen<br />

des Fotos; fünf verschiedene<br />

Flöten auf dem Sofa (2xC, Alt,<br />

Knickbass, Tenorflöte) samt dazugehöriger<br />

Jazz- und Barocknotensätze,<br />

meterweise Gravitrax,<br />

Trampolin und so weiter.<br />

Das „anders“<br />

verfolgt uns<br />

Mein Selbstreflexions-Fach*<br />

agiert gleichzeitig noch auf einer<br />

anderen Ebene. Ich höre<br />

und spüre körperlich die Aussage<br />

unserer Tochter: „Wieso sind<br />

wir alle so anders?“ Wir versuchen,<br />

dieses „anders“ sonntags<br />

gebündelt in der Familienkonferenz<br />

zu besprechen. Nicht jeden<br />

Sonntag gelingt das, aus Zeit-<br />

* Die Fach-Theorie hat unsere Tochter für sich mit fünf Jahren erfunden: „Mama, ich habe ganz viele Fächer da oben im Kopf. Und je<br />

nachdem, welches ich brauche, öffne ich es. Meistens sind mehrere offen!“<br />

** Ein Freund unseres Sohnes hat aus Verzweiflung heraus seine Mitmenschen in A-, B- und C-Hörnchen eingeteilt. C-Hörnchen sind<br />

die HB. Unsere Kinder haben dann noch die D-Hörnchen (Deppen-Hörnchen) dazugefügt, das ist aber nicht alltagstauglich und wird<br />

geahndet.<br />

mind magazin <strong>147</strong>/april 2022 | 29


LEBEN MIT KINDERN<br />

gründen. Und dann verfolgt uns<br />

das „anders“ über die Woche.<br />

Das ist nicht gut. Für uns alle.<br />

Obwohl wir immer mehr damit<br />

zurechtkommen, das „anders“<br />

für jeden von uns so individuell<br />

zu formulieren, dass es sich netter,<br />

besser, gemeinsamer, wohliger,<br />

liebevoller und passender<br />

anfühlt.<br />

Im Falle des morgendlichen<br />

oder spontanen „anders“ habe<br />

ich mir angewöhnt, ganz tief zu<br />

atmen, mich zu regulieren und<br />

dann das jeweilige Kind zu fragen:<br />

„Doll dringend, dringend<br />

oder heute Nachmittag dringend?“<br />

Im Fall von doll dringend:<br />

„Was hilft dir jetzt sofort, was<br />

brauchst du, weil du weißt, dass<br />

du in die Schule musst?“<br />

Grummelchenkarten<br />

rausholen<br />

Im Fall von dringend: „Ist es<br />

jetzt dringend oder kann es vertagt<br />

werden? Was braucht es<br />

zum Vertagen?“<br />

Im Fall von Nachmittag dringend:<br />

„Wir holen nachher die<br />

Grummelchenkarten*** raus<br />

und dann besprechen wir das<br />

‚anders‘.“<br />

Oft funktioniert die Strategie.<br />

In manchen Fällen muss<br />

das „anders“ schnell auf einem<br />

Post-it verschriftlicht werden,<br />

manchmal reicht eine Umarmung,<br />

ein Mutzauber**** und<br />

manchmal eine paradoxe Intervention:<br />

Also zum Beispiel irgendwas<br />

Bescheuertes, um die<br />

Spannung zu entladen.<br />

Vom Umgang mit<br />

Störgefühlen<br />

Ähnlich ist es mit Störgefühlen.<br />

So wichtig Störgefühle sind,<br />

weil sie Reflexionsprozesse auf<br />

allen Ebenen, vor allem auf der<br />

Beziehungsebene, anstoßen<br />

und ein wunderbares Tool im<br />

systemischen Coaching, in der<br />

Beratung und Therapie sind, so<br />

unpraktisch und anstrengend<br />

sind sie ehrlicherweise im Alltag.<br />

Ein Beispiel: Unser Sohn wollte<br />

lernen, wie man Fußball<br />

spielt. Uns wurde ein einwöchiges<br />

Sommercamp empfohlen<br />

und einer seiner besten Freunde<br />

war auch mit dabei. Jeden Morgen<br />

das Gleiche: Abfahrt um<br />

8:30 Uhr, Freund einsammeln<br />

und einmal quer durch die Stadt.<br />

Circa 40 Minuten Fahrdauer.<br />

Montag und Dienstag war alles<br />

gut. Mittwoch: Unser Sohn<br />

(8) zieht sich an. Merklich langsamer<br />

als die Tage zuvor, will<br />

nichts essen. Es ist 8:15 Uhr.<br />

Wohlweislich sind wir früh aufgestanden,<br />

haben alles fertig gepackt,<br />

alles Wichtige besprochen.<br />

Denkste!!!<br />

8:20 Uhr: Sohn: „Mama, ich<br />

will nicht.“ (Störgefühl des Kindes)<br />

Ich: „Wieso?“<br />

Schweigen. Schweigen. Tränen.<br />

(Uih! Massives Störgefühl<br />

des Kindes)<br />

Ich: „Ach je. Was ist los?“<br />

Sohn: „Nichts.“<br />

Ich: „Aha.“<br />

Schweigen.<br />

Sohn: „Mama, morgen soll ich<br />

Punkte spielen.“<br />

Ich: „Aha.“<br />

Sohn: „Ich kann keine Punkte<br />

spielen.“<br />

Ich: „Aha.“<br />

Sohn: „Mama du verstehst<br />

das nicht.“ Noch mehr Tränen.<br />

(UIUIUIUIUIUIUI!)<br />

Sohn: „Ich soll 300 Punkte<br />

erreichen und weiß doch gar<br />

nicht, wie das geht. Wie können<br />

die das denn von mir verlangen.<br />

Nach zwei Tagen Training!“<br />

„Das sind<br />

schlechte Lehrer“<br />

8:25 Uhr: Ich: „Ah, verstehe<br />

ich das richtig? Ihr sollt Punkte<br />

erreichen und du hast das Gefühl,<br />

du kannst es nicht.“<br />

Sohn: „Ja, hat mir ja keiner gezeigt.<br />

Die haben uns gar nicht<br />

richtig gezeigt, wie das geht.<br />

Das sind schlechte Lehrer. Wie<br />

soll ich es denn dann können?“<br />

Unauffälliger Blick zur Uhr,<br />

ich fange an zu schwitzen.<br />

Ich: „Mmh. Und du willst besonders<br />

gut sein, richtig?“<br />

Sohn: „Ja, Mensch Mama, darum<br />

geht es doch!“<br />

Ich: „Mmh.“ (Lieber Gott, ich<br />

brauche eine Eingebung! Hilfe!<br />

Irgendwas Altbewährtes. Jetzt<br />

sofort. Übung, Übung, nicht alles<br />

sofort können müssen, altes<br />

Thema, von allen in der Familie.<br />

Hilfe!)<br />

*** Weiner, Christine: Erzähl doch mal von dir! Wie sich Ihr Kind öffnet. Kindercoaching für den Alltag, Ariston<br />

**** Neumeyer, Annalisa: Einführung in das therapeutische Zaubern, Carl-Auer<br />

30 | mind magazin <strong>147</strong>/april 2022


LEBEN MIT KINDERN<br />

Ich: „Herzele, man kann<br />

manches einfach nicht auf einmal,<br />

sondern das geht nur über<br />

Übung. Und du hast erzählt,<br />

dass da viele Kinder sind, die<br />

schon spielen können.“<br />

Nicken.<br />

Ich: „Kennst du den inneren<br />

Schweinehund?“<br />

Nicken.<br />

Ich: „Den hat jeder von uns.<br />

Also gibt es jetzt drei Möglichkeiten:<br />

Du gibst auf oder du<br />

trittst deinem inneren Schweinehund<br />

in den Hintern oder ihr<br />

zeigt gemeinsam, was ihr könnt<br />

und, … puh …, wir müssen echt<br />

los.“<br />

Kurzes Zögern. Grinsen mit<br />

Tränen in den Augen.<br />

Sohn: „Mama, ich trete dem<br />

Schweinehund erst in den<br />

Arsch und dann umarme ich<br />

ihn. Und ich brauch‘ noch ‘nen<br />

Mutzauber.“<br />

Also zaubere ich und konzentriere<br />

mich auf mein Atmen.<br />

Ich raste gleich aus, aber das<br />

bringt ja gerade ü-ber-haupt<br />

gar nichts.<br />

Sohn: „Jetzt können wir los.“<br />

Mama-Sein als<br />

Herausforderung<br />

Es ist 8:45 Uhr, ich bin<br />

schweißgebadet. Unser Sohn<br />

schnappt sich sein Trainingszeug,<br />

der Verkehrsgott meint<br />

es gut, die Jungs verschwinden<br />

fröhlich auf dem Platz. Es ist<br />

9:15 Uhr und eigentlich könnte<br />

ich direkt wieder ins Bett.<br />

An manchen Tagen ist Mamasein<br />

nach wie vor meine größte<br />

Herausforderung. Oder, wie es<br />

unsere Tochter an jenem Mensa-Mondfotografie-Morgen<br />

abschließend<br />

und ziemlich trocken<br />

formulierte:<br />

„In was für eine Familie bin<br />

ich da nur hineingeraten?“<br />

Christina S. Böhm ist studierte<br />

Hebamme und Systemische<br />

Beraterin und Therapeutin.<br />

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WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG<br />

Mütter, Multitasking<br />

und Mental Load<br />

Wie man Flow verhindert und Menschen frustriert.<br />

Von Tanja Gabriele Baudson & Sara Köser<br />

Seit einigen Jahren macht das Phänomen Mental Load<br />

Furore im Internet: Vor allem Mütter beschreiben, wie die<br />

Hauptverantwortung für den Familienalltag ihnen zufällt,<br />

wie anstrengend das ist und wie wenig es gewürdigt wird.<br />

Wir verbinden für das <strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong>azin die psychologischen<br />

Grundlagen in dieser Ausgabe mit pragmatischen<br />

Lösungsansätzen in der nächsten Ausgabe.<br />

„Das Witzige am Thema Mental<br />

Load ist: Frauen muss man<br />

in der Regel gar nicht erklären,<br />

was Mental Load ist.“ – so bemerkt<br />

es Patricia Cammarata,<br />

eine Pionierin im Thema, einleitend<br />

in ihrem Buch. Diese Erfahrung<br />

teilen wir. Und versuchen<br />

uns trotzdem an einer weiterführenden<br />

Erklärung. Denn<br />

Mental Load passt bestens in<br />

unser Fachgebiet – die Psychologie.<br />

Es geht nicht um die Aufgaben<br />

und das Management an<br />

sich, sondern um die subjektive<br />

Anstrengung und den Druck,<br />

alles im Blick zu behalten, bei<br />

gleichzeitig mangelnder Wertschätzung.<br />

Und all das begrenzt<br />

uns darin, uns wohlzufühlen<br />

und Potenziale zu entfalten.<br />

Das Problem<br />

Den ersten Furore-Moment<br />

löste die französische Zeichnerin<br />

Emma mit ihrem Comic(buch)<br />

„The Mental Load: A<br />

Feminist Comic“ 1 aus. Sie beobachtet<br />

bei einer Einladung<br />

zum Abendessen, wie ihre Kollegin<br />

versucht, gleichzeitig ihre<br />

Kinder zu füttern und das geplante<br />

Abendessen zu kochen,<br />

während Emma als eingeladene<br />

Kollegin mit dem Mann im<br />

Wohnzimmer sitzt. Als das Essen<br />

überkocht, vollzieht sich<br />

der Wortwechsel, der so manchen<br />

vertraut vorkommen mag:<br />

Er: „Was hast du denn gemacht?“<br />

– Sie: „Was? Ich hab‘ ALLES gemacht!“<br />

– Er: „Hättest du gefragt,<br />

hätte ich geholfen.“<br />

Das Problem, für das diese Situation<br />

symptomatisch steht,<br />

definiert Emma so:<br />

„When a man expects his partner<br />

to ask him to do things, he’s<br />

viewing her as the manager of<br />

household chores. […] The problem<br />

with that is that planning<br />

und organizing things is already<br />

a full-time job. […] So when we<br />

ask women to take on this task<br />

of organization, and at the same<br />

time to execute a large portion,<br />

in the end it represents 75 %<br />

of the work. […] It’s permanent<br />

and exhausting work. And it’s<br />

invisible.”<br />

Die bereits zitierte Patricia<br />

Cammarata, die Mental Load in<br />

ihrem Blog 2 schon lange zum<br />

Thema macht und mit „Raus<br />

aus der Mental Load-Falle“ 3 eines<br />

der ersten Bücher dazu publizierte,<br />

streicht folgende drei<br />

Punkte bei der Definition besonders<br />

heraus:<br />

„Die (sichtbaren und) unsichtbaren<br />

Aufgaben, die es rund um<br />

die Familie zu erledigen gibt.<br />

1 Seven Stories Press, ISBN 978-1609809188 2 dasnuf.de 3 Beltz, ISBN 978-3407866325 4 https://mind-mag.de/link/caregap<br />

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WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG<br />

Illustration: pixabay<br />

Den deutlichsten Hinweis darauf,<br />

dass im Durchschnitt Frauen<br />

mehr unter Mental Load leiden<br />

als Männer, bietet der sogenannte<br />

„Gender Care Gap“, der<br />

„den unterschiedlichen Zeitaufwand,<br />

den Frauen und Männer<br />

für unbezahlte Sorgearbeit aufbringen“,<br />

bezeichnet 4 .<br />

Frauen verwenden im Durchschnitt<br />

gut 50 Prozent mehr<br />

Zeit auf Care-Arbeit als Männer,<br />

Mütter sogar 83 Prozent mehr<br />

als Väter. Die Rushhour des Lebens<br />

zeigt eklatante Unterschiede:<br />

Die 34-jährigen Frauen erledigen<br />

210 Prozent des Männerpensums<br />

an Care-Arbeit. Ja, sie<br />

erledigen im Gegenzug auch<br />

weniger Erwerbsarbeit, aber<br />

wenn man die statistischen Berichte<br />

übergreifend vergleicht,<br />

ist die Mehrarbeit der Männer<br />

in der Erwerbsarbeit geringer<br />

als die Mehrarbeit der Frauen in<br />

der Care-Arbeit. (Zu allem, was<br />

über heteronormative Lebenskonzepte<br />

hinausgeht, gibt es leider<br />

kaum Zahlen.)<br />

Die Zahlen zu Care-Arbeit,<br />

auch im Vergleich zur Erwerbsarbeit,<br />

verdeutlichen einen Teil<br />

des Problems, der oftmals fehlinterpretiert<br />

wird: Es geht nicht<br />

um die Aufgabenerfüllung und<br />

ebenso wenig nur um die Management-Arbeit,<br />

sondern um<br />

das Unsichtbare und die mangelnde<br />

Wertschätzung.<br />

Projektmanagement ist an<br />

sich ein begehrter und gesuchter<br />

Job – aber im Privatleben<br />

wird er nicht bezahlt und nur<br />

wenig beachtet. Aber warum ist<br />

das eigentlich eine so aufwändige<br />

Aufgabe?<br />

Der Umstand, dass alles auf einer<br />

Person lastet und dass es in<br />

der Regel ziemlich wenig Wertschätzung<br />

für diesen Job gibt.“<br />

Nur für Frauen?<br />

Wenn man sich im Internet,<br />

auf dem Buchmarkt und im Bekanntenkreis<br />

so umschaut, äußern<br />

sich hauptsächlich Frauen<br />

über Mental Load. Emma weist<br />

die Genderrollen klar zu. Patricia<br />

Cammarata spricht in ihrer<br />

Definition genderneutral, benennt<br />

aber auch, dass Frauen<br />

deutlich stärker betroffen sind.<br />

Ist Mental Load also ein „Frauenproblem“,<br />

oder jammern<br />

Frauen nur mehr?<br />

Arbeitsgedächtnis<br />

Die Idee, dass zu viel an Informationen<br />

für den Geist eine Belastung<br />

sein kann, stammt aus<br />

der Kognitionsforschung der<br />

1970er Jahre. 1974 entwickelten<br />

die Psychologen Alan D. Baddeley<br />

und Graham J. Hitch das bis<br />

heute gültige Arbeitsgedächtnismodell.<br />

Es nimmt unterschiedliche<br />

Teilsysteme an, die jeweils in ihrer<br />

Kapazität begrenzt sind. So<br />

gibt es zum einen zwei separate<br />

Teilsysteme für die Verarbeitung<br />

von visuellen und auditiven<br />

Informationen, zum anderen<br />

die übergeordnete „zentrale<br />

Exekutive“ – sozusagen die Führungskraft,<br />

die priorisiert und<br />

mind magazin <strong>147</strong>/april 2022 | 33


WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG<br />

Ressourcen zur Informationsverarbeitung<br />

auf die Teilsysteme<br />

verteilt.<br />

Zumindest, solange Ressourcen<br />

da sind! Es ist ähnlich wie<br />

beim Computer: Wenn der Arbeitsspeicher<br />

überfordert ist,<br />

verlangsamt das zunächst das<br />

gesamte System. Dann passieren<br />

mehr und mehr Fehler, und<br />

im Extremfall kommt es irgendwann,<br />

wenn gar nichts mehr<br />

geht, zum Systemcrash.<br />

Geteilte<br />

Aufmerksamkeit<br />

Im Grunde liegt das Problem<br />

also darin, dass die Gesamtlast<br />

zu hoch ist. Erschwerend<br />

kommt aber hinzu, dass ja nicht<br />

nur die Informationsmenge<br />

insgesamt den Absturz herbeiführt.<br />

Viele Personen, die hauptsächlich<br />

Kinder betreuen, würden<br />

sich wohl gerne mal wieder<br />

einer komplexen Aufgabe<br />

über längere Zeit am Stück widmen<br />

können. Aber was passiert<br />

im Alltag? Kaum will man den<br />

Rechner aufklappen, hat das<br />

kleine Kind seinen Kakao umgeworfen,<br />

das andere bekommt einen<br />

Wutanfall, weil seine Lieblingsjeans<br />

noch nass in der fiependen<br />

Waschmaschine liegt,<br />

an der Tür klingelt der Paketbote,<br />

und siedend heiß fällt einem<br />

ein, dass Tante Berta an ihrem<br />

90. Geburtstag übermorgen<br />

wohl ein Geschenk erwartet.<br />

Wer meint, gutes Multitasking<br />

führe hier zum Ziel, verkennt<br />

ein grundlegendes Problem:<br />

Multitasking funktioniert<br />

nicht. Was wir als parallel wahrnehmen,<br />

ist in Wahrheit nämlich<br />

eine sequenzielle Informationsverarbeitung,<br />

für die man<br />

rasant zwischen Aufgaben hinund<br />

herspringt, mithin eine koordinative<br />

Herkulesarbeit. Und<br />

jeder dieser Wechsel braucht<br />

Zeit, damit man in die neue Aufgabe<br />

„reinkommen“ kann. Man<br />

kann sich lebhaft vorstellen, wie<br />

hoch der Frustrationsgrad ist,<br />

wenn am Ende des Tages etliche<br />

Dinge nicht fertig geworden<br />

sind, einfach, weil man dauernd<br />

unterbrochen wurde.<br />

Offene Aufgaben<br />

Hier kommt dann wiederum<br />

ein Effekt zum Zuge, den<br />

die sowjetische Gestaltpsychologin<br />

Bljuma Zeigarnik in ihrer<br />

Dissertation 1927 erstmals beschrieben<br />

hat: Der Zeigarnik-Effekt<br />

besagt, dass die Aufgaben,<br />

die wir nicht abschließen konnten,<br />

besser im Gedächtnis hängen<br />

bleiben. Eine weitere Quelle<br />

des Mental Load, die immer weiter<br />

sprudelt …<br />

Der Zeigarnik-Effekt hat aber<br />

auch Konsequenzen über die<br />

reine kognitive Belastung hinaus.<br />

Aus der klinischen Psychologie<br />

wissen wir, dass nicht erledigte<br />

Aufgaben dazu beitragen,<br />

dass Depressionen entstehen<br />

und andauern. Und aus der Motivationsforschung<br />

ist bekannt,<br />

dass kaum etwas den Flow, bei<br />

dem man in seinem Tun komplett<br />

aufgeht, so wirksam verhindern<br />

kann wie Unterbrechungen<br />

und unabgeschlossene<br />

Aufgaben. Für Potenzialentfaltung<br />

und Zufriedenheit ist<br />

das also nicht zuträglich.<br />

Was tun?<br />

Sämtliche Ideen, dass die Mamis<br />

sich einfach mal locker machen<br />

sollen, halten wir für fahrlässig.<br />

Selbstwirksamkeit ist gut<br />

und gesund, aber so verlagert es<br />

das strukturelle Problem in bester<br />

neoliberaler Manier fälschlicherweise<br />

auf die individuelle<br />

Ebene. Ebenso unhaltbar sind<br />

alle Ratschläge, einfach alles effizienter<br />

zu erledigen. Der Mutterpart<br />

unseres Autorinnenduos<br />

rollt die Augen und gibt zu<br />

bedenken: Noch effizienter geht<br />

echt nicht mehr.<br />

Die verlässliche nicht-wissenschaftliche<br />

Ratgeberliteratur<br />

gibt recht einhellig an, dass eine<br />

klare Bestandsaufnahme, Umverteilung<br />

und gute Kommunikation<br />

zwischen den Eltern hilfreich<br />

sind. In welchen Bestandteilen<br />

und Geschmacksrichtungen<br />

das genau sein soll, ordnen<br />

wir in der nächsten Ausgabe ein.<br />

Die Autorinnen<br />

Tanja Gabriele Baudson ist Professorin<br />

für Differentielle Psychologie<br />

und psychologische Begabungsforschung<br />

an der Hochschule<br />

Fresenius Heidelberg. Bei Mensa<br />

leitet sie das Ressort Wissenschaft<br />

und Forschung. Sie hat vier Patenkinder<br />

zwischen 7 und 13 Jahren.<br />

Sara Köser ist Professorin für Sozial-<br />

und Wirtschaftspsychologie<br />

an der Hochschule Fresenius<br />

Heidelberg. Bei Mensa hat sie das<br />

<strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong> geleitet, bis der Mental<br />

Load um Erwerbs- und Care-Arbeit<br />

zu groß wurde. Die Verantwortung<br />

für ihre beiden Kinder (8 und<br />

2 Jahre) macht sie müde und froh.<br />

34 | mind magazin <strong>147</strong>/april 2022


STUDIENSTECKBRIEF<br />

Hochbegabte Mathe-Kinder<br />

Begabungsförderungsangebote vor dem<br />

Erlass der Kultusministerkonferenz 2015.<br />

Autor: Nik Julian Paul<br />

Titel der Arbeit: „Eine Erkundungsstudie<br />

zur Förderung<br />

hochbegabter Kinder in der<br />

Grundschule mit Schwerpunkt<br />

auf den Mathematikunterricht“<br />

Abgabe: 12/2021<br />

Worum ging es?<br />

Begabte und leistungsfähige<br />

Kinder wurden bis in die<br />

1980er-Jahre stark gebremst.<br />

Danach gab es einige allgemeine<br />

Beschlüsse zur besseren Inklusion<br />

aller Schülerinnen und<br />

Schüler und auch erste spezielle<br />

Begabungsförderungsangebote.<br />

Erst 2015 gab die Kultusministerkonferenz<br />

einen Erlass zur<br />

spezifischen Förderung begabter<br />

Kinder in deutschen Schulen<br />

heraus. Ich wollte herausfinden,<br />

wie gut Hochbegabte vor 2015<br />

schon gefördert wurden und<br />

wie sich dies verändert hat.<br />

Wen hast Du untersucht?<br />

Hochbegabte (primär Ms), die<br />

zwischen 1990 und 2015 eine<br />

deutsche Grundschule besucht<br />

haben.<br />

Wie hast Du das gemacht?<br />

Mit einer Online-Umfrage. Um<br />

den zeitlichen Verlauf zu modellieren,<br />

habe ich die Teilnehmenden<br />

nach dem Einschulungsjahr<br />

in Gruppen eingeteilt.<br />

Dann habe ich Häufigkeit und<br />

zum Teil Stärke der verschiedenen<br />

Fördermaßnahmen (etwa<br />

Überspringen, AGs, individualisierte<br />

Unterrichtsformen) ermittelt.<br />

Die Antworten auf Freitextfragen<br />

musste ich dafür zunächst<br />

quantifizieren, benutzte<br />

die Originalantworten jedoch<br />

auch, um die konkreten Mängel<br />

zu identifizieren.<br />

Was kam heraus?<br />

Besonders zu Beginn des untersuchten<br />

Zeitraums wurden die<br />

Fördermöglichkeiten nur in geringem<br />

Maße genutzt. Für die<br />

meisten von ihnen stellte sich<br />

im Verlaufe der Zeit auch keine<br />

gravierende Verbesserung<br />

ein und sie erhielten im quantitativen<br />

Bereich weniger als 30<br />

Prozent der möglichen Punkte.<br />

Eine wirkliche Ausnahme bildete<br />

nur der Einsatz von weiterführendem<br />

Material oder ähnlichem<br />

im Unterricht für schnellere<br />

Kinder, der fast durchgehend<br />

anstieg.<br />

Das Wissen der Lehrkräfte um<br />

die Hochbegabung hatte nur<br />

teilweise einen positiven Einfluss;<br />

einige versuchten sogar,<br />

bekanntermaßen hochbegabte<br />

Kinder aktiv zu bremsen. Die<br />

Förderung schien oft primär auf<br />

die Inklusion aller Kinder mit<br />

dem Fokus auf Leistungsschwächere<br />

ausgelegt zu sein und die<br />

Bedürfnisse Hochbegabter zu<br />

vernachlässigen. Das zeigte sich<br />

auch beim Anbieten von zusätzlichem<br />

Material, da statt weiterführender<br />

teilweise nur gleichartige,<br />

weiterhin unterfordernde<br />

Aufgaben eingesetzt wurden,<br />

welche die schnelleren Kinder<br />

häufig eher stärker frustrierten<br />

als förderten.<br />

Was lief schief?<br />

Ein Teilziel bestand eigentlich<br />

auch darin, Vergleiche zwischen<br />

den alten und neuen Bundesländern<br />

zu ziehen, da die<br />

DDR schon einige sinnvolle Förderansätze<br />

hatte. Aus diesem<br />

Gebiet kamen allerdings kaum<br />

Rückmeldungen, sodass hier<br />

keine reliable Untersuchung<br />

möglich war.<br />

Was bedeuten die<br />

Ergebnisse praktisch?<br />

Meine Studie kann als „Baseline“<br />

für das gesehen werden,<br />

was sich nach 2015 geändert hat.<br />

Für den untersuchten Zeitraum<br />

kann ich sagen, dass Lehrkräfte<br />

für die besonderen Merkmale<br />

und (Förder-)Bedürfnisse begabter<br />

Kinder sensibilisiert und<br />

ihre Einstellungen, dass diese<br />

quasi „Übermenschen“ sind und<br />

keiner Unterstützung bedürfen,<br />

geändert werden müssen.<br />

mind magazin <strong>147</strong>/april 2022 | 35


PRISMENFERNGLAS<br />

Prägnanz und<br />

Unübersichtlichkeit<br />

Spielereien mit kurzen und langen Sätzen.<br />

Von Hartmut Blessing<br />

„Es geht.“ Das ist ein sehr kurzer<br />

Satz, immerhin hat er Subjekt<br />

und Prädikat. Noch kürzer sind<br />

die „Interjektionen“ genannten<br />

Wörter, wobei die Gelehrten<br />

streiten, ob so etwas wirklich<br />

ein richtiger Satz ist. Beispiele<br />

sind Loriots berühmtes „Ach?“<br />

oder auch „Huch!“.<br />

Dies wird gerne in Comics<br />

eingesetzt, wie das berühmte<br />

„Ächz! Keuch! Stöhn!“, das die<br />

Übersetzerin Erika Fuchs in die<br />

Donald-Duck-Comics einführte.<br />

Ihr zu Ehren wird das auch als<br />

„Erikativ“ bezeichnet. Ähnlich<br />

kreativ war Herbert Feuerstein<br />

im „MAD“-Comic, mit Beispielen<br />

wie „Lechz! Gier!“. Am kürzesten<br />

ist wohl die lateinische<br />

Befehlsform „I!“ für „Geh!“.<br />

Sprachspieler suchen nach<br />

kurzen Schüttelreimsätzen wie:<br />

PRISMENFERNGLAS<br />

Warum Prismenfernglas?<br />

Prismenfernglas steht für die<br />

Buntheit des Lebens, vor allem der<br />

Sprache — das Fernglas steht für den<br />

Blick über den Tellerrand.<br />

Unter dieser Rubrik erscheinen<br />

regelmäßig Beiträge zu Sprachspielen<br />

und Etymologie.<br />

„Du bist Buddhist.“ Schön ist<br />

auch: „Lutz scheute Schutzleute.“<br />

Interessant ist es, kurze Palindromsätze<br />

zu suchen. Ein<br />

Beispiel wäre: „Na, Jan?“ Oder<br />

auch: „Stahl hat’s.“ (Habe ich<br />

mir ausgedacht, als Art Werbung<br />

für Stahl.)<br />

Im Deutschen gibt es jedoch<br />

oft sehr lange Sätze. Deshalb<br />

musste der Kurznachrichtendienst<br />

Twitter in seiner deutschen<br />

Version eine größere Zeichenlänge<br />

erlauben.<br />

Die Linguistin Ursula Pieper<br />

ermittelte 1979 bei Hörspielen<br />

im Median 6,64 Wörter pro Satz,<br />

bei Briefen 16,63 Wörter, bei<br />

wissenschaftlichen Texten 19,22<br />

und bei allgemeinen Gesetzestexten<br />

23,04 Wörter pro Satz.<br />

Nach Untersuchungen des Germanisten<br />

Mittelberg liegt der<br />

Median der „Bild“-Zeitung bei<br />

zehn bis zwölf Wörtern pro Satz,<br />

während die „Frankfurter Allgemeine<br />

Zeitung“ immerhin auf<br />

16 bis 18 Wörter kommt.<br />

Die förmliche Sprache der Gerichte<br />

und Ämter ist oft voll langer<br />

Sätze: „Dadurch, dass derjenige,<br />

der vom Angeklagten, der<br />

ein Geständnis, das von Zeugen,<br />

die unter Eid, auf dessen Bedeutung<br />

sie unter Hinweis auf die<br />

etwaigen Folgen aufmerksam<br />

gemacht wurden, aussagten, bekräftigt<br />

worden ist, ablegte, tätlich<br />

angegriffen wurde, an der<br />

Streitursache nicht ganz schuldlos<br />

war, kann die Strafe zur Bewährung<br />

ausgesetzt werden.“<br />

(aus dem „Simplicissimus“)<br />

Oder das: „Derjenige, der den<br />

Täter, der den Wegweiser, der<br />

an der Brücke, die an der Straße,<br />

die nach Kleinkleckersdorf<br />

führt, liegt, steht, umgerissen<br />

hat, anzeigt, erhält zehn Euro<br />

Belohnung.“<br />

Hier sind gleich sechs Verben<br />

hintereinander: „Denken<br />

Sie, wie schön der Krieger, der<br />

die Nachricht, die den Sieg, den<br />

die Athener bei Marathon, nach<br />

Athen, das in großer Sorge, ob es<br />

die Perser zerstörten, schwebte,<br />

erfochten, verkündete, brachte,<br />

starb.“ Die beiden Sätze sind aus<br />

dem Buch „Alles Unsinn“.<br />

Sehr kreativ war der Autor<br />

Friedrich Dürrenmatt in seiner<br />

Novelle „Der Auftrag oder Vom<br />

Beobachten des Beobachters der<br />

Beobachter“. Das Buch ist in 24<br />

einzelnen Sätzen geschrieben,<br />

jeder Satz bildet ein Kapitel.<br />

36 | mind magazin <strong>147</strong>/april 2022


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UNENDLICHE WEITEN<br />

Gemeinsam weiter<br />

denken, warum es nachts<br />

dunkel ist<br />

Was Heinrich Wilhelm Matthias Olbers<br />

noch nicht wusste.<br />

von Uwe Doetzkies<br />

Lars-Hendrik Schilling berichtete im<br />

<strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong>azin 146 vom Bremer Hobby-Astronomen Olbers<br />

(1758–1840), der mit dem Olbers'schen Paradox in die<br />

Wissenschaftsgeschichte einging.<br />

O<br />

lbers' Theorie richtet sich<br />

gegen die frühneuzeitliche<br />

Auffassung von einem in Raum<br />

und Zeit unendlichen Weltall.<br />

Er argumentierte: Wäre das<br />

Weltall unendlich, müsste unser<br />

Blick an jedem Punkt des Nachthimmels<br />

auf einen Stern fallen,<br />

mithin müsse es auf der Erde<br />

Tag und Nacht hell sein. Da dem<br />

aber nicht so ist, könne das Universum<br />

nicht unendlich sein.<br />

Olbers' These brachte die damalige,<br />

noch theologisch untermauerte<br />

Annahme eines unendlichen<br />

Weltalls ins Wanken und<br />

bereitete den Weg, das Universum<br />

(wieder) endlich zu denken.<br />

Nachfolgend entstanden Kosmologien<br />

eines endlichen Universums,<br />

so auch die Urknalltheorie.<br />

Sie geht davon aus, dass<br />

unser Universum vor 14 Milliarden<br />

Jahren entstanden ist.<br />

Die Grenzen<br />

des Blicks<br />

Doch ist Olbers' Argumentation<br />

nach heutigem Wissensstand<br />

noch schlüssig? Mittlerweile<br />

ist bekannt, dass Licht<br />

elektromagnetische Strahlung<br />

ist, die auf bestimmten Teilchen,<br />

den Photonen, basiert. Das war<br />

dem Goethezeitgenossen noch<br />

unbekannt.<br />

Es ist nicht unser Blick, der auf<br />

einen Himmelskörper treffen<br />

muss. Vielmehr sind es die vom<br />

Himmelskörper ausstrahlenden<br />

Photonen, die auf unsere Netzhaut<br />

treffen müssen, damit wir<br />

den Stern wahrnehmen können.<br />

Wie weit dürfen Sterne entfernt<br />

sein, um von der Erde aus<br />

noch wahrgenommen zu werden?<br />

Angenommen, 25 Photonen<br />

pro Sekunde würden ausreichen,<br />

um einen Stern als solchen<br />

mit bloßem Auge zu erkennen,<br />

wie weit wäre unsere<br />

Sonne dann noch sichtbar?<br />

Ich habe das einmal ausgerechnet<br />

(vergleiche boggs.sigs.<br />

philosophie vom 29. Oktober<br />

2011). Die Entfernung beträgt<br />

gerade einmal 653 Lichtjahre.<br />

Das bedeutet, dass das<br />

Licht unserer Sonne nicht einmal<br />

bis zum Ende unseres Spiralarmes<br />

der Milchstraße reicht,<br />

geschweige denn in die Unendlichkeit.<br />

Licht von weiter entfernten<br />

Himmelskörpern empfangen<br />

38 | mind magazin <strong>147</strong>/april 2022


UNENDLICHE WEITEN<br />

Ein Modell von „James<br />

Webb“, dem neuen Weltraumteleskop.<br />

Eine Vorstellung<br />

von dessen Größe vermittelt<br />

das Foto unten.<br />

Fotos: Wikipedia commons<br />

wir zwar auch noch, doch sehen<br />

wir diese nicht mehr als Sterne –<br />

selbst dann nicht, wenn sie tausendmal<br />

mehr Licht aussenden<br />

als unsere Sonne. Da die Lichtmenge,<br />

die uns erreicht, mit der<br />

dritten Potenz der Entfernung<br />

abnimmt, können wir Sterne<br />

mit eintausendfacher Sonnenhelligkeit<br />

aus einer Entfernung<br />

von maximal 7.000 Lichtjahren<br />

noch identifizieren. Weiter weg<br />

erscheint es uns nur als ein zufälliges<br />

Aufblitzen eines Photons.<br />

Es sind gerade einmal circa<br />

4.000 Sterne, die wir mit bloßem<br />

Auge sehen können. Alles,<br />

was weiter weg ist, erreicht<br />

uns nur sporadisch und lässt<br />

sich keinem bestimmten Objekt<br />

mehr zuordnen. Ferne Galaxien<br />

sehen wir nur deshalb, weil<br />

sie aus Milliarden Sternen bestehen,<br />

die uns eng beieinander<br />

erscheinen, sodass sich der Eindruck<br />

eines Nebelflecks ergibt.<br />

Die Erweiterung<br />

des Blicks<br />

Wir Menschen wollten aber<br />

schon immer mehr sehen. Mit<br />

der Erfindung des Fernglases,<br />

des Teleskopes und mit dem<br />

Bau von Weltraumteleskopen<br />

mind magazin <strong>147</strong>/april 2022 | 39


UNENDLICHE WEITEN<br />

werden unsere Pupillen gewissermaßen<br />

immer größer und<br />

können jetzt eine Himmelsregion<br />

immer länger fixieren.<br />

Das hat man mit dem Hubble-<br />

Teleskop getan und in scheinbar<br />

sternenlose Regionen geschaut.<br />

Entstanden sind die berühmten<br />

Deep-Field-Aufnahmen, die einen<br />

Teil des ansonsten schwarzen<br />

Nachthimmels zeigen.<br />

Plötzlich wurden Objekte sichtbar<br />

gemacht, die weiter von der<br />

Erde entfernt sind, als sie es<br />

nach dem Forschungsstand von<br />

1995 hätten sein dürfen.<br />

Salopp gesagt: Es wurden Objekte<br />

sichtbar, die sich quasi jenseits<br />

der angenommenen Grenze<br />

des Universums befinden.<br />

Wie konnte das sein? Wie war<br />

das mit der Urknalltheorie vereinbar?<br />

Ein großer Sprung<br />

nach vorn<br />

Gelöst wurde der Widerspruch<br />

seinerzeit, indem man dem Universum<br />

kurz nach dem Urknall<br />

eine Phase der beschleunigten<br />

Expansion zubilligte. Das All hat<br />

gewissermaßen einen großen<br />

Sprung nach vorn gemacht, sodass<br />

seine jetzige Ausdehnung<br />

größer ist, als es die Berechnungen<br />

ursprünglich erwarten ließen.<br />

Die sogenannte Hintergrundstrahlung<br />

soll dabei entstanden<br />

sein und gilt quasi als<br />

„Echo“ des Urknalls.<br />

Je weiter ein Objekt, und wir<br />

sprechen hier von Objekten, die<br />

mit bloßem Auge nicht mehr<br />

gesehen werden können, von<br />

uns entfernt ist, desto energieärmer<br />

ist das Licht, das bei uns<br />

ankommt.<br />

Deep-Field-Aufnahme des<br />

Hubble-Teleskops von 1995.<br />

Foto: NASA - public domain<br />

Das äußert sich in der sogenannten<br />

Rotverschiebung, über<br />

deren Ursprung verschiedene<br />

Theorien existieren. Licht, das<br />

uns aus der „Unendlichkeit“ erreicht,<br />

müsste weit ins Rote verschoben<br />

sein. Allerdings sollte<br />

es die Energie Null nicht erreichen<br />

können, deshalb muss es<br />

irgendwo in der Nähe des Nullpunktes<br />

eine Grenze geben.<br />

Olbers wusste noch nichts von<br />

Photonen und Rotverschiebung.<br />

Er wusste auch nichts von der<br />

Hintergrundstrahlung, die uns<br />

aus allen Richtungen des Himmels<br />

erreicht. Liegt dann der<br />

Gedanke nicht nahe, dass unser<br />

Blick dort, wo er keinen nahen<br />

Stern trifft, extrem energiearmes<br />

Licht sehen müsste, wenn<br />

er es denn könnte?<br />

Da das Auge aber dieses Licht<br />

nicht rezipieren kann, erscheinen<br />

uns die Stellen zwischen<br />

den nahen Sternen dunkel.<br />

Doch je genauer wir dorthin sehen<br />

können, desto mehr Objekte<br />

werden wir entdecken.<br />

Blick in die<br />

Unendlichkeit<br />

Die Welt wartet gespannt auf<br />

die ersten Bilder von „James<br />

Webb“, dem neuen Weltraumteleskop.<br />

Was, wenn sich Objekte<br />

in der kosmischen Hintergrundstrahlung<br />

finden, die noch weiter<br />

von uns entfernt sind, als es<br />

die Urknall-Theorie gegenwärtig<br />

erlaubt?<br />

Ich habe nie verstanden, weshalb<br />

die kosmische Hintergrundstrahlung<br />

ein Beweis für<br />

den Urknall sein soll. Sie könnte<br />

genauso das Sternenlicht aus<br />

der Unendlichkeit sein, das Olbers<br />

zwar vermutet hat, aber mit<br />

den technischen Möglichkeiten<br />

seiner Zeit nicht sehen konnte,<br />

weil es extrem ins (Infra-)Rote<br />

verschoben ist.<br />

Unser Blick könnte tatsächlich<br />

an jedem Punkt des Nachthim-<br />

40 | mind magazin <strong>147</strong>/april 2022


mels auf einen Stern fallen, nur<br />

erreicht uns sein Licht aufgrund<br />

der Unendlichkeit des Universums<br />

nicht.<br />

Warten wir ab, was „James<br />

Webb“ uns zeigen wird. Wenn<br />

unser Blick noch weitere 100<br />

Milliarden Lichtjahre in das<br />

Universum hinausgehen wird<br />

und immer mehr Objekte sichtbar<br />

werden, könnte die kosmische<br />

Hintergrundstrahlung<br />

ebenso der Beweis für die Unendlichkeit<br />

von Raum und Zeit<br />

sein, wie sie es heute für den Urknall<br />

ist.<br />

UNENDLICHE WEITEN<br />

Ich freue mich auf eure Reaktionen<br />

an mensa@uwe.doetzkies.de<br />

oder im nächsten Mind-<br />

<strong>Mag</strong>.<br />

Olbers'sches Paradoxon –<br />

siehe Mind<strong>Mag</strong> Februar 2022<br />

(S. 48)<br />

Rotverschiebung<br />

Das Spektrum weit entfernter<br />

kosmischer Objekte scheint uns<br />

in Richtung auf rote und infrarote<br />

Wellenlängen verschoben<br />

zu sein. Ein Anteil ist mit dem<br />

Doppler-Effekt erklärbar, für<br />

den anderen Anteil, die „kosmologische<br />

Komponente“, wird<br />

derzeit die „Expansion des Raumes“<br />

verantwortlich gemacht.<br />

Begriffe<br />

Kosmische Hintergrundstrahlung<br />

eine das ganze Universum erfüllende,<br />

nahezu isotrope (in allen<br />

Richtungen gleiche) Strahlung<br />

im Mikrowellenbereich<br />

(Wikipedia vom 10. Februar<br />

2022). (In der Folge wird die<br />

Hintergrundstrahlung bereits<br />

ausschließlich mit dem Urknall<br />

in Zusammenhang gebracht,<br />

siehe nächster Begriff)<br />

Urknall, Expansion des Raumes,<br />

Echo des Urknalls<br />

Begriffe aus der Urknalltheorie,<br />

die zu Objekten und Prozessen<br />

gehören, die derzeit nicht<br />

direkt beobachtet werden können.<br />

Damit sind sie nicht Gegenstand<br />

dieses Beitrags.<br />

Unendlichkeit und Ewigkeit<br />

14 Milliarden Jahre sind nicht<br />

ewig und 100 Milliarden Lichtjahre<br />

sind nicht unendlich.<br />

Auch wenn wir die Zahlen vertausendfachen,<br />

nähern wir uns<br />

noch keinem Bruchteil von<br />

Ewigkeit und Unendlichkeit –<br />

doch ist der von uns beobachtbare<br />

Teil des Universums in der<br />

Tat sowohl im Raum als auch in<br />

der Zeit endlich.<br />

Absolute Helligkeit<br />

Helligkeit, in der uns ein Stern<br />

in einer Entfernung von 10 Parsec<br />

erscheinen würde. Die Skala<br />

ist logarithmisch, eine Differenz<br />

von -1 entspricht einer<br />

2,5-fachen Helligkeit.<br />

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FILMKUNST<br />

Action, please!<br />

Die Kino-Kolumne mit Extra-Fakten für Besserwisser.<br />

Von Karin Polz<br />

M<br />

ittendrin statt nur dabei –<br />

das ist seit einigen Jahren<br />

das Motto bei Actionfilmen. Allerlei<br />

visuelle Tricks und technischer<br />

Schnickschnack sollen<br />

den „Zuschauer“ zum „Miterleber“<br />

machen. Das klappt allerdings<br />

nur, wenn auch die Handlung<br />

stimmt.<br />

Ein mieser Film wird durch<br />

3D-Effekte nicht besser. Das<br />

mussten auch die Filmproduzenten<br />

feststellen. 2009 waren<br />

die Erwartungen an die neue<br />

Technik noch hoch: Gerade war<br />

„Avatar“ rausgekommen, der<br />

mit seinen Computeranimationen<br />

und 3D-Effekten begeisterte.<br />

Viele prophezeiten, es werde<br />

bald nur noch 3D-Filme geben.<br />

Doch inzwischen ist die Zahl der<br />

3D-Filme wieder deutlich zurückgegangen.<br />

Viele finden 3D anstrengend<br />

und wenig erholsam, andere<br />

konzentrieren sich lieber auf<br />

die Handlung als auf die Effekte.<br />

Wurden Filme in 2D und 3D gezeigt,<br />

bevorzugte manchmal nur<br />

eine Minderheit Letzteres – vielleicht<br />

auch wegen der Ticketpreise.<br />

Mehr Action lässt sich<br />

das Kino etwas kosten – das gilt<br />

auch für Spielereien wie D-Box<br />

Motion Seats (bewegliche Sitze,<br />

die je nach Kinobetreiber auch<br />

andere Bezeichnungen tragen),<br />

die Filmhandlungen spürbar<br />

machen. Doch brauchen Kinos<br />

überhaupt zusätzliche Anreize?<br />

Ist nicht das, was auf der Leinwand<br />

passiert, schon Aufregung<br />

und Abenteuer genug? Bei diesen<br />

drei actionreichen Filmen<br />

haben sich die Produzenten jedenfalls<br />

ins Zeug gelegt, damit<br />

sich niemand im Kino langweilen<br />

muss.<br />

Morbius<br />

ab 31. März<br />

Wo Marvel ist, da ist Action. Jeder<br />

der Helden aus dem Marvel-Verlag<br />

bewegt sich mit Superkräften<br />

und in einer Kulisse,<br />

die ohne visuelle und Spezial-Effekte<br />

undenkbar wären. So<br />

auch Morbius, eine faszinierende,<br />

aber ambivalente Figur, dargestellt<br />

vom ebenso ambivalenten<br />

Jared Leto. Im Film versucht<br />

Dr. Morbius, der an einer gefährlichen<br />

Blutkrankheit leidet,<br />

sich durch die DNA der Vampirfledermaus<br />

zu heilen. Dadurch<br />

erlangt Morbius unglaubliche<br />

Fähigkeiten, gleichzeitig kommt<br />

jedoch eine dunkle Seite zum<br />

Vorschein. Das macht den Film<br />

zu einem faszinierend düsteren<br />

Spektakel.<br />

Für mehr Action wird „Morbius“<br />

auch in IMAX gezeigt. Eine<br />

Technologie, die schon lange<br />

vor dem 3D-Boom damit experimentiert<br />

hat, wie man das Publikum<br />

mitten ins Geschehen<br />

zieht: Hochauflösende Bilder,<br />

wuchtiger Sound und ein spezielles<br />

Leinwand-Design sind typisch<br />

für IMAX-Kinos.<br />

Doctor Strange in the<br />

Multiverse of Madness<br />

ab 4. Mai<br />

„Seien Sie dabei, wenn Doctor<br />

Strange mit der Hilfe alter und<br />

neuer Verbündeter die verblüffenden<br />

und gefährlichen alternativen<br />

Realitäten des Multiversums<br />

durchquert, um sich einem<br />

mysteriösen neuen Gegner<br />

zu stellen“, lockt die Pressemitteilung<br />

von Disney. Schon im<br />

42 | mind magazin <strong>147</strong>/april 2022


© 2021 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH; MARVEL and all related character names: © & 2021 MARVEL<br />

Trailer wird einiges an Action<br />

geboten: Explosionen, plötzlich<br />

hervorschießende Monster,<br />

bombastische Kampfszenen.<br />

Das alles gibt es dann natürlich<br />

auch in 3D zu sehen – genauer<br />

gesagt in RealD 3D. Jede<br />

andere Entscheidung würde die<br />

Fans der Marvel-Reihe auch enttäuschen.<br />

Denn opulente visuelle<br />

Effekte gehören genauso zum<br />

Marvel-Erlebnis wie bekannte<br />

Schauspieler – in diesem Fall Benedict<br />

Cumberbatch. Dem ersten<br />

Doctor-Strange-Film wurde<br />

übrigens eine „berauschende<br />

Machart“ bescheinigt. Die Messlatte<br />

für diese Fortsetzung liegt<br />

also hoch.<br />

Top Gun: Maverick<br />

ab 26. Mai<br />

1986 strömten vor allem Mädchen<br />

ins Kino, um „Top Gun“<br />

zu sehen: Tom Cruise war ein<br />

Teenie-Idol, „Take my breath<br />

away“ aus dem Soundtrack landete<br />

auf „Kuschelrock 2“. Die<br />

meisten Mädchen ignorierten<br />

das Action-Potenzial des Films,<br />

das viele Jahre später (2013)<br />

dazu führte, dass der Film digital<br />

überarbeitet und im Format<br />

IMAX 3D kurzzeitig noch einmal<br />

in ausgewählte Kinos kam.<br />

Flugszenen sind einfach perfekt<br />

für 3D – und deshalb darf die<br />

Fortsetzung jetzt auch mit purer<br />

Action werben.<br />

Tom Cruise spielt wieder den<br />

Kampfpiloten Pete „Maverick“<br />

Mitchel, der diesmal als Ausbilder<br />

ein Team für eine spezielle<br />

Mission fit macht. Doch<br />

die Handlung interessiert nicht<br />

weiter – stattdessen wird zum<br />

Beispiel darüber fachgesimpelt,<br />

dass beim Dreh gleichzeitig<br />

sechs IMAX-Kameras im Cockpit<br />

verwendet wurden. Wer in<br />

den Film geht, sollte sich also<br />

für actionreiche Flugszenen<br />

mehr interessieren als für Tom<br />

Cruise.<br />

Extra-Fakten<br />

FILMKUNST<br />

Mehr Tempo durch<br />

schnellere Schnitte<br />

A<br />

ction braucht Tempo: Damit<br />

das Auge nicht abschweift,<br />

werden die Einstellungen immer<br />

kürzer. In einem Artikel in<br />

„brand eins“ von 2015 (https://<br />

mind-mag.de/link/action), der<br />

sich genau mit diesem Thema<br />

beschäftigt, sind folgende Beispiele<br />

genannt: War ein Bild<br />

in den Dreißigerjahren, als der<br />

Tonfilm eingeführt wurde, noch<br />

zehn Sekunden zu sehen, so<br />

sind es jetzt nur noch fünf Sekunden.<br />

Und: Je actionreicher<br />

der Film, desto schneller die<br />

Schnitte. Zum Beispiel sind im<br />

Trailer zum Batman-Film „The<br />

Dark Knight Rises“ die Einstellungen<br />

nur 1,6 Sekunden lang.<br />

Oft kann das Publikum diese<br />

schnellen Schnitte gar nicht<br />

mehr richtig wahrnehmen. Paradoxerweise<br />

scheint die kalkulierte<br />

Reizüberflutung dennoch<br />

ein Erfolgsfaktor bei Actionfilmen<br />

zu sein.<br />

mind magazin <strong>147</strong>/april 2022 | 43


NATURPHÄNOMENE<br />

Granitgipfelgrate im<br />

Gelben Gebirge<br />

Aufbruch nach Pandora featuring Huang Shan.<br />

Von Peter Schmidt<br />

Gut gefüllt: der<br />

Granitgipfelgrat-Wanderweg.<br />

Alle Fotos: Peter Schmidt<br />

A<br />

m liebsten würde ich jetzt<br />

wie so ein Toruk Makto einfach<br />

zwischen diesen schmalen,<br />

inselhaft gen Himmel ragenden<br />

Bergen herumschweben. Stattdessen<br />

steige ich schwindelfrei<br />

an senkrechten Steilwänden auf<br />

und ab – mangels Flügeln auf kilometerlangen<br />

Treppen, die so<br />

viele Stufen haben, wie ich gefühlt<br />

im gesamten Leben noch<br />

nie gegangen bin.<br />

Wenn man in den Atlas schaut,<br />

kommt man gar nicht auf die<br />

Idee, dass in jener Gegend, wo<br />

ich gerade bin, überhaupt irgendwelche<br />

spektakulären Berge<br />

sein sollen. Denn die ganz<br />

großen Höhen, die in Atlanten<br />

üblicherweise in bergbraun<br />

dargestellt werden, gibt es hier<br />

nicht. Und dennoch befinde ich<br />

mich im Idealtyp einer beeindruckenden<br />

Berglandschaft.<br />

Gewaltige Erosionsprozesse<br />

legten über Jahrmillionen diese<br />

einzigartige Ansammlung<br />

plutonischen Gesteins frei. Das<br />

sind keine Steine vom Zwergplaneten<br />

Pluto, sondern Gesteine,<br />

die aus dem Erdinnern aufstiegen,<br />

es aber nicht geschafft haben,<br />

zur Erdoberfläche in Form<br />

eines Vulkanausbruchs durch-


NATURPHÄNOMENE<br />

zustoßen, sondern als Tiefengesteine<br />

erstarrten.<br />

An der Erdoberfläche<br />

eruptiertes Gestein sind<br />

Vulkanite. Das austretende<br />

<strong>Mag</strong>ma wird zu Lava.<br />

In der Erdkruste stecken<br />

gebliebene Intrusivgesteine<br />

heißen Plutonite. Und<br />

wenn dann Jahrmillionen<br />

später die Erosion das<br />

Drumherum, was weicheres<br />

Sedimentgestein war,<br />

wegfräst, bleiben die Plutone,<br />

tiefe fossile <strong>Mag</strong>makammern,<br />

nacktsteinig über.<br />

„Feldspat, Quarz und Glimmer<br />

– die vergess ich nimmer“: Das<br />

bekannteste plutonische Gestein<br />

ist Granit. Und das sieht<br />

dann im spektakulärsten Fall<br />

so aus wie im Huang Shan, von<br />

dem hier die Schreibe ist. Wir<br />

kennen diese Bergwelt im ansonsten<br />

reisfelderflachen Osten<br />

Chinas als das sogenannte Gelbe<br />

Gebirge: ein wahres Labyrinth<br />

aus Granitgipfeln!<br />

Tiefe Schluchten und nadelförmige<br />

Berge stehen dicht an<br />

dicht. Unzählige Künstlerinnen<br />

Windzerzauste Gipfelkiefer.<br />

und Künstler erlagen dieser einzigartigen<br />

Landschaft aus hohen<br />

Gipfeln und tiefen Abgründen,<br />

bizarr geformten Felsen<br />

und skurril gewachsenen, knorrigen<br />

Kiefern. Meine ersten Berge,<br />

die ich als kleines Kind malte,<br />

sahen auch so ähnlich aus<br />

wie diese Landschaft.<br />

Wenn weiße Wolken durch<br />

die Täler ziehen und die Berge<br />

umhüllen, dann beginnen die<br />

spektakulär schmalen spitzen<br />

Berge scheinbar zu schweben.<br />

Und so diente dann diese beeindruckende<br />

Szenerie tatsächlich<br />

auch als inspirierende Vorlage<br />

für einen Film, den ihr alle,<br />

liebe Ms, kennen dürftet:<br />

Avatar – Aufbruch<br />

nach Pandora.<br />

Tausende von Treppenstufen<br />

und spektakuläre<br />

Wanderwege<br />

entlang senkrechter<br />

Felswände erschließen<br />

diese einzigartige<br />

Bergwelt. Das Wandern<br />

in und durch die<br />

Kulissen der irdischen<br />

Hallelujah-Berge erfordert<br />

viel Ausdauer, Trittsicherheit<br />

und vor allem Schwindelfreiheit.<br />

Die Gelben Berge liegen nur<br />

wenige Autostunden westlich<br />

von Shanghai und gehören zu<br />

den beeindruckendsten Bergen<br />

Chinas. Sie sind nicht einmal<br />

2000 Meter hoch, aber von<br />

bizarrer, inspirierender Schönheit.<br />

Liebe Ms, solltet ihr nach<br />

China im Allgemeinen und<br />

nach Shanghai im Besonderen<br />

kommen, nutzt die Gelegenheit<br />

zu einem Ausflug in diese geile<br />

Gegend!<br />

Anzeige<br />

Vielbegabtencoach und Intuitionsmentorin<br />

<strong>Mag</strong>st du deine vielen Interessen uneingeschränkt<br />

leben und dich dabei stimmig fühlen?<br />

"Ich habe schon mehrere Erfahrungen mit Coaches<br />

gemacht, die mal mehr, mal weniger gewinnbringend<br />

waren. Von Christines Coaching hatte ich zunächst einmal<br />

erwartet, dass sie mich als M besonders klug abholt. Dass<br />

sie mich aber dazu bringt, dass ich mich mit meinen<br />

eigenen Vorstellungen selbst klug abhole, hätte ich so nicht<br />

erwartet. Möglich wurde dies durch..."<br />

Fortsetzung auf:<br />

christinekleinert.de/<br />

vielbegabt/


UNPROMINENTE PROMINENTE<br />

Margret Hamilton<br />

während<br />

ihrer Zeit als<br />

„Lead Apollo<br />

Flight Software<br />

Designer“.<br />

Foto: public domain<br />

46 | mind magazin <strong>147</strong>/april 2022


UNPROMINENTE PROMINENTE<br />

Als Informatik noch<br />

„Mathe mit Strom“ war<br />

Margaret Hamilton, Programmiererin des<br />

Apollo-Raumfahrt-Programms.<br />

Von Jan-Hendrik Schilling<br />

Name: Margaret Hamilton (geb.<br />

Heafield)<br />

Lebensdaten: geboren am 17.<br />

August 1936 in Paoli, Indiana<br />

In aller Kürze: Margaret Hamilton<br />

ist eine Mathematikerin<br />

und Programmiererin, die die<br />

Software-Entwicklung für die<br />

amerikanische Mondlandung<br />

leitete.<br />

Im Detail: Ihr kennt vermutlich<br />

den Vergleich, ein modernes Rechengerät<br />

(Taschenrechner, Mobiltelefon,<br />

Smartwatch) habe<br />

mehr Rechenleistung, als für<br />

die Mondlandung notwendig<br />

war. Das ist vollkommen richtig,<br />

denn die Rechenleistung der<br />

Mikrochips ist seit den 1960ern<br />

stark gestiegen. Im Umkehrschluss<br />

bedeutet es, dass Programmierung<br />

damals sehr geschickt<br />

und sparsam sein musste,<br />

um aus den Computern des<br />

Apollo-Programms eine Mondlandung<br />

herauszukitzeln. Die<br />

Fachfrau dafür war eine Programmiererin<br />

namens Margaret<br />

Hamilton, geboren 1936 als<br />

Margaret Elaine Heafield.<br />

Margaret Heafield kam in Paoli<br />

zur Welt, einer Kleinstadt in<br />

einem sehr dünn besiedelten<br />

Teil des eh recht dünn besiedelten<br />

US-Bundesstaat Indiana.<br />

Später lebte ihre Familie auf<br />

der Keweenaw-Halbinsel in Michigan,<br />

die – ebenfalls völlig ab<br />

vom Schuss – in den Oberen See<br />

ragt. In eine größere Stadt zog<br />

Margaret erst, als sie Mathematik<br />

studierte, allerdings nur<br />

kurz. Bald wechselte sie zurück<br />

in eine Kleinstadt, an die Privat-<br />

Uni Earlham College.<br />

Dort studierte sie Mathematik<br />

im Hauptfach und Philosophie<br />

im Nebenfach – Letzteres<br />

wählte sie, weil ihr Vater Philosoph<br />

und Dichter war und ihr<br />

Großvater Schulleiter und Quäker-Pastor.<br />

Von Boston<br />

nach Boston<br />

In Earlham lernte Margaret<br />

auch ihren ersten Mann kennen,<br />

den Chemiestudenten James<br />

Cox Hamilton. Sie heirateten<br />

im Sommer 1958. Nach ihrem<br />

Studienabschluss unterrichtete<br />

Margaret kurz in einem kleinen<br />

Dorf in Indiana, welches zufälligerweise<br />

Boston hieß. Danach<br />

zog das Ehepaar nach Boston,<br />

Massachusetts, 1959 wurde<br />

eine Tochter geboren. 1967 ließen<br />

Margaret und James sich<br />

scheiden; Margaret heiratete<br />

1969 Dan Lickly.<br />

In Boston durchlief nicht<br />

nur Margarets Privatleben viele<br />

Wandlungen. Ursprünglich<br />

wollte sie nach der Geburt ihrer<br />

Tochter weiter studieren,<br />

und zwar abstrakte Mathematik.<br />

Tatsächlich fand Margaret<br />

aber schon 1959 einen Job als<br />

Programmiererin: Sie arbeitete<br />

in der meteorologischen Sektion<br />

des MIT unter Edward Norton<br />

Lorenz, dem Vater der Chaostheorie.<br />

Margaret Hamiltons<br />

Arbeit bildete eine wichtige<br />

Grundlage für Lorenz’ Entwicklung<br />

dieser Theorie.<br />

Margaret hatte keinerlei Informatik-Hintergrund,<br />

das war damals<br />

normal. Computer waren<br />

so neu, dass Fachleute aus angrenzenden<br />

Ressorts sich das<br />

Wissen aneigneten. Die Informatik<br />

war viel näher an der Mathematik<br />

und kaum mehr als<br />

„Mathe mit Strom“. Und damit<br />

mind magazin <strong>147</strong>/april 2022 | 47


UNPROMINENTE PROMINENTE<br />

war die kompetente Mathematikerin<br />

Hamilton definitiv qualifiziert<br />

und wurde völlig zu Recht<br />

eingestellt.<br />

1961 wechselte Hamilton in<br />

das SAGE-Projekt. SAGE steht<br />

für Semi-Automatic Ground Environment<br />

und war darauf ausgelegt,<br />

feindliche Angriffsjäger<br />

computergestützt mittels Radars<br />

und Satellitenaufklärung<br />

zu identifizieren.<br />

Mit Mathe, Griechisch<br />

und Latein zum Erfolg<br />

Margaret Hamilton bekam<br />

hier direkt einen komplizierten<br />

Fall übertragen – ein Programm,<br />

das einer ihrer Kollegen trotz<br />

Bemühen nicht hatte fertigstellen<br />

können. Der vorherige Bearbeiter<br />

hatte seine Kommentare<br />

zum Code zudem auf Griechisch<br />

und Latein verfasst. Hier half<br />

nicht nur Hamiltons mathematische<br />

Expertise, sondern auch<br />

ihre klassische Bildung, um diese<br />

Nuss zu knacken.<br />

Unter anderem durch diesen<br />

Erfolg konnte Hamilton in das<br />

Apollo-Projekt einsteigen, wo<br />

sie Programme entwickelte und<br />

später die Systementwicklung<br />

leitete. Margaret Hamilton bewegte<br />

sich auf vielen Hierarchieebenen<br />

und war sich auch<br />

nicht zu schade, in Führerkabinen<br />

herumzuklettern. Sie leitete<br />

mit großem Erfolg eine Gruppe,<br />

die monumentale Programmentwicklungen<br />

für die Mondflüge<br />

vollbrachte.<br />

Allein die ausgedruckten<br />

Codes stapelten sich höher als<br />

die Mathematikerin selbst.<br />

Allgemein sorgte sie dafür,<br />

dass die Arbeit ihres Teams<br />

ernstgenommen wurde. So soll<br />

sie den Begriff „software engineering“<br />

eingeführt haben,<br />

um zu betonen, dass ihre Arbeit<br />

für den Erfolg der Mission<br />

ebenso entscheidend war wie<br />

die Entwicklung von Triebwerken,<br />

Raumanzügen oder Mondfähren.<br />

Überlastungswarnung<br />

für Apollo 11<br />

2016 wurde sie von Barack Obama<br />

mit der „Presidential Medal of Freedom“<br />

ausgezeichnet. Foto: public domain<br />

Hamiltons wichtigste Entwicklung<br />

betraf die Mondlandefähre<br />

Eagle: Die Computer der<br />

Apollo-Mission waren aus heutiger<br />

Sicht schneckenlangsam.<br />

Deshalb konnte es passieren,<br />

dass der Rechner mit den Datenmengen<br />

einfach nicht hinterherkam.<br />

Hamilton hatte ein<br />

System gebaut, welches die Astronauten<br />

warnte, dass die Steuerung<br />

verzögert reagieren würde.<br />

Während der ersten Mondlandung<br />

trat genau dieser Fall<br />

ein. Das Notfallsystem von Hamilton<br />

gab eine Fehlermeldung<br />

mit Priorität aus. Armstrong<br />

und Aldrin konnten das Manöver<br />

auch deshalb erfolgreich abschließen,<br />

weil Hamiltons Mechanismus<br />

sie bezüglich möglicher<br />

Probleme vorgewarnt hatte.<br />

Nach ihren herausragenden<br />

Leistungen für die Mondmissionen<br />

blieb Margarete Hamilton<br />

noch ein paar Jahre bei der<br />

NASA. 1976, vier Jahre nach<br />

dem Ende des Apollo-Programms,<br />

ging sie in die Wirtschaft,<br />

indem sie ihre eigene<br />

Firma gründete. Staatlichen Institutionen<br />

blieb sie weiterhin<br />

verbunden. Zu ihren Kunden<br />

gehörten immer wieder Regierungsorganisationen.<br />

Hamilton ist mittlerweile<br />

längst in Rente und für ihre<br />

enormen Leistungen vielfach<br />

ausgezeichnet. Dazu gehört neben<br />

mehreren Ehrendoktorwürden<br />

auch die „Presidential Medal<br />

of Freedom“, die höchste zivile<br />

Auszeichnung der Vereinigten<br />

Staaten.<br />

48 | mind magazin <strong>147</strong>/april 2022


H<br />

ier kommt New<br />

Tren. Es beruht auf<br />

der Rätselart Tren, die<br />

Shinichi Aoki erfunden<br />

hat. 2009 tauchte sie<br />

zum ersten Mal bei einer<br />

WM auf. Diese Variante<br />

hat eine Zusatzkomponente,<br />

nämlich<br />

dass die Leerfelder alle<br />

verbunden sein müssen.<br />

Für mich eine echte Verbesserung,<br />

weil es mehr<br />

Raum für Lösetechniken<br />

bietet. Allerdings<br />

New Tren<br />

sind die Rätsel dadurch<br />

auch schwerer zu erstellen.<br />

Silke Berendes<br />

Anleitung: Platziere<br />

Blöcke der Größen<br />

2x1 und 3x1 so im Diagramm,<br />

dass diese<br />

sich nicht überlappen<br />

RÄTSEL<br />

und jeder Block genau<br />

eine Zahl enthält. Diese<br />

Zahl gibt die Anzahl<br />

der möglichen Bewegungen<br />

des Blocks in<br />

Längsrichtung an, wobei<br />

nur Bewegungen zulässig<br />

sind, bei denen<br />

der Block nicht über<br />

den Rand des Gitters hinausgeht<br />

und auch keine<br />

anderen Blöcke überlagert.<br />

Alle Weißfelder<br />

müssen orthogonal zusammenhängen.<br />

Auflösungen<br />

Ausgabe 146<br />

Auflösungen im nächsten Heft<br />

mind magazin <strong>147</strong>/april 2022 | 49


ORGANISATION<br />

Wer weiß mehr?<br />

Organisatoren lokaler Treffen.<br />

PLZ Wohnort / Name / Telefonnummer<br />

01… Dresden / SAMIR KÖCKRITZ / 01520 – 7 070 090<br />

04… Leipzig / MARIO STOLL / 0341 – 3 038 020<br />

06… Halle / MARCUS HILLMANN / 0162 – 4 968 254<br />

07… Jena / WOLFGANG KLINGHAMMER / 0176 – 39 649 614<br />

Chemnitz / STEFANIE WEBER / 01525 – 3 442 810<br />

09…<br />

Annaberg / ALMUT NITZSCHE / 03733 – 289 418<br />

10…<br />

Berlin / MATTHIAS KRIBBEN / 0172 – 5 656 004<br />

Brandenburg / PETER OEHLKE / 030 – 41 999 861<br />

19… Schwerin/Mecklenburg-Vorpommern /<br />

KARSTA LINKE / 03883 – 723 338<br />

20… Hamburg / HENNING SCHRAMM / 0171 – 3 411 543<br />

Hamburg-Harburg / HEIKE HARNACK /<br />

21… 0162-4 291 482<br />

Lüneburg / JÜRGEN REIMERS / 04131 – 37 887<br />

22…<br />

Ahrensburg / HERBERT ZUR NEDDEN /<br />

0152 – 51 364 568<br />

23… Lübeck / MARISA HAUFE / 0173 – 6 019 490<br />

Kiel / SIGRID UND UDO SCHULTZ / 0431 – 521 269<br />

Flensburg / GERD BORCHERS / 0461 – 79 501 322<br />

24…<br />

Bad Bramstedt / ULRIKE SANDER-HOYER /<br />

0170 – 6 053 874<br />

Pinneberg / ANDREA BAHRENFUSS / 04123 – 929 934<br />

25…<br />

Heide/Husum / LARS MEYER / 0162 – 5 273 363<br />

26… Oldenburg / DIRK BOSHOVEN / 0151 – 15 311 785<br />

28… Bremen / NICOLE RETAT / 0176 – 56 799 944<br />

30… Hannover / RAINER NEUSÜSS / 05108 – 9 217 686<br />

32… Minden / CHRISTOPHER KRAUS / 0571 – 3 851 868<br />

Paderborn / DANIEL KEYHANI / 0173 – 6 955 510<br />

33… Ostwestfalen/Lippe / ANNETTE FRANZ /<br />

0521 – 42 826 586<br />

34… Kassel / NORBERT FAULSTICH / 0160 – 4 281 179<br />

Marburg / BETTINA BAGUNK / 06421 – 51 403<br />

35… Gießen / FRANK BRANDT / 0 64 03 – 926 543<br />

Wetzlar / MARKUS MATTZICK / 06441 – 446 970<br />

36… Fulda / KARSTEN ASSMANN / 0661 – 9 600 083<br />

37… Göttingen / NORBERT FAULSTICH / 0160 – 4 281 179<br />

Braunschweig / TIMO WEIL / 0177 – 4 131 826<br />

38… Clausthal-Zellerfeld / GUNNAR KAESTLE /<br />

05323 – 997 724<br />

39… <strong>Mag</strong>deburg / GUNNAR HENDRICH / 01 76 – 42 095 828<br />

PLZ Wohnort / Name / Telefonnummer<br />

40… Düsseldorf / MARC-ANDRÉ KAISER / 0211 – 2 393 676<br />

41… Mönchengladbach / BODO SCHNELL / 02433 – 525505<br />

42… Wuppertal / ACHIM WAGENKNECHT / 0179 – 4 517 387<br />

44…<br />

45…<br />

Dortmund / KERSTIN PAUL-KRUMMRICH /<br />

0231 – 9 586 387<br />

Essen / SANDRA BAUMANN-TRAMPE / 0201 – 782 983<br />

Mülheim/Ruhr / JENS HELLBING / 01575 – 5 786 932<br />

Marl / ROBERT KLOSE / 0173 – 7 144 636<br />

46… Wesel / BURKHARD HOCHSTRASS / 0163 - 90 69 570<br />

47…<br />

48…<br />

Duisburg / INA PAULS / 0203 – 593 214<br />

Kevelaer / ROLF EGGING / 02832 – 4 557<br />

Kleve / HANS-GERD THEUNISSEN / 0 28 21 – 29 404<br />

Münster / MELANIE JÄGER / 0171 – 2 190 967<br />

Münster / SIMON SIEBERS / 0151 – 22 602 621<br />

49… Osnabrück / BIRGIT WIPPERMANN / 01 77 – 2 608 004<br />

Köln / KLAUS BAUMHAUER / 0157 – 73 808 128<br />

50…<br />

Köln / FRAUKE RIEKEN / 0221 – 8 231 808<br />

52… Aachen / LUKAS FISCHER-WULF / 0241 – 18 991 357<br />

53… Bonn / SVETLA KNÖSCHKE / 0160 – 7 082 153<br />

55… Mainz / KAI GEHRETH / 01577 – 3 969 315<br />

56… Koblenz / MARTIN SCHULZE / 0261 – 309 382<br />

57… Siegen / SABINE SCHIRM-SPRINGOB / 02761 – 7 039 911<br />

58… Hagen / ANDREA SCHÖNEBERG / 0172 – 9 367 921<br />

59… Soest / DIETER PIPER / 02381 – 948 666<br />

60… Frankfurt / JENS SCHROBBACK / 0173 – 9 807 687<br />

61… Bad Homburg / JESSICA JOHN<br />

63… Aschaffenburg / JAN ZBIKOWSKI / 0162 – 8 492 917<br />

64… Darmstadt / BEHROUZ CHAGHERI / 0173 – 3 103 633<br />

65… Wiesbaden / SILKE HANSEN / 069 – 1 553 676<br />

66… Saarbrücken / PETER MOOG / 0171 – 3 787 722<br />

67…<br />

68…<br />

69…<br />

Kaiserslautern und Pfalz / CRISTINA KRAUSS / 0162 –<br />

2 701 102 / MARC HILLER / 0176 – 81 687 948<br />

Mannheim / KATJA WALDORF UND MARTIN VITEK /<br />

06221 – 3016 66<br />

Heidelberg / KATJA WALDORF UND MARTIN VITEK /<br />

06221 – 3016 66<br />

70… Stuttgart / MARTIN JÄKLE / 0151 – 72 712 329<br />

72… Tübingen / JÜRGEN SCHAICH / 0176 – 96 358 274<br />

75… Pforzheim / GABRIELE WALTER / 0176 – 61 048 332<br />

50 | mind magazin <strong>147</strong>/april 2022


ORGANISATION<br />

PLZ Wohnort / Name / Telefonnummer<br />

76…<br />

77…<br />

Karlsruhe / JULIANE SCHNEIDER / 07243 – 728 774<br />

Pfalz / CRISTINA KRAUSS / 0162 – 2 701 102<br />

Pfalz / MARC HILLER / 06731 – 9 079 640<br />

Lahr/Schwarzwald / MARTIN KATZNER /<br />

07821 – 37 679<br />

78… Bodensee / MARTIN ROSCHER / 07541 – 836 739<br />

79…<br />

80…<br />

81…<br />

Freiburg im Breisgau / HENDRIK FREYTAG /<br />

0177 – 7 607 919<br />

München / BRIGITTE BRECHT / 089 – 8 644 939<br />

München / CHRISTIAN ROSENKRANZ /<br />

0176 – 61 198 156<br />

München-Pasing / MAX VOIGTMANN /<br />

089 – 30 004 913<br />

83… Holzkirchen / HEIKE WEBER / 08024 – 476 626<br />

84...<br />

85…<br />

Landshut-Freising / WERNER KELNHOFER /<br />

08762 – 2 189<br />

Ingolstadt / BRIGITTE MAIER / 0157 – 35 663 678<br />

Alpenland/Region / HANS GEORG MICHNA /<br />

0179 – 3 217 777<br />

86… Augsburg / THOMAS KRAUSS / 08232 – 77 782<br />

87… Memmingen / TINA ACHAM / 08331 – 8 339 744<br />

88… Wangen im Allgäu / BRIGITTE GÖSER / 07561 – 7 715<br />

89… Ulm/Neu Ulm / INGRID RENZ / 0174 – 3 337 549<br />

89… Heidenheim / HEIKE VOGLER / 01577 – 3 237 078<br />

90… Nürnberg / CHRISTOPH RUGE / 09131 – 9 752 945<br />

91… Erlangen / CHRISTOPH RUGE / 09131 – 9 752 945<br />

93… Regensburg / LUDWIG KOLB / 0941 – 5 987 095<br />

94…<br />

Passau / KARIN POLZ / 08502 – 915 840<br />

Philippsreut / CHRISTIAN KOCH / 08557 – 729<br />

95… Bayreuth / STEFAN WLADARSCH / 0921 – 5 167 420<br />

96… Bamberg / CORNELIA SCHUMANN / 0151 – 401 419 32<br />

96… Coburg / FRANK EISENWIENER / 09561 – 6 209 400<br />

97… Würzburg / ANNETTE KUNZ / 0931 – 980 880<br />

99… Erfurt / LINDA SOLCHER / 0162 – 4 162 631<br />

Termine & Treffen<br />

Eine Übersicht mit aktuellen<br />

Treffen und Terminen gibt<br />

es im Internet unter:<br />

ř db.mensa.de/events<br />

Die E-Mailadressen der<br />

lokalen Ansprechpersonen<br />

findet ihr unter:<br />

ř db.mensa.de/kontakt.htm<br />

Adressänderungen<br />

Da Postvertriebsstücke von der<br />

Post nicht nachgesandt werden,<br />

kommen <strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong>azine<br />

trotz Nachsendeauftrag als unzustellbar<br />

an die Geschäftsstelle<br />

zurück. Änderungen von Adressen<br />

oder Daten bitte an die<br />

Geschäftsstelle oder selbst im<br />

eMVZ unter „Meine Daten“ eingeben!<br />

ř office@mensa.de<br />

Änderungswünsche an<br />

der Tabelle bitte an:<br />

ř mindmag@mensa.de<br />

mind magazin <strong>147</strong>/april 2022 | 51


INFORMATION<br />

Internet<br />

Ì www.mensa.de<br />

Ì www.mensa.de/social/<br />

eMVZ<br />

Ì https://db.mensa.de<br />

Schlichter<br />

Christiane Schmetzer<br />

¼ 07822 / 780 027<br />

ì schmetzer@kabelbw.de<br />

Michael Robert Biber<br />

¼ 0175 / 1 649 242<br />

ì biber@newdirection.de<br />

Monika Maria Sommer<br />

ì monika@msommer.de<br />

Kinder- und Jugendbereich<br />

Camps:<br />

Michael Bonfert<br />

Regional:<br />

Annette Schlüter<br />

Daniela Hirscheider<br />

Volker Schwarz<br />

¼ 0179 / 6 758 335<br />

ì kiju-ko@mensa.de<br />

Spenden an Mensa<br />

<strong>MinD</strong>-Stiftung gGmbH<br />

IBAN:<br />

DE26 5109 0000 0071 4576 05<br />

BIC: WIBADE5W<br />

SIGHT<br />

Couchsurfen und mehr im smarten<br />

Umfeld. Deutsche SIGHT-Co:<br />

Andrea Schwelm<br />

ì sight@mensa.de<br />

Sozialfonds<br />

Frank Pirman<br />

¼ 0157 / 88 052 000<br />

ì frank.pirman@t-online.de<br />

IBAN:<br />

DE40 4306 0967 4034 1168 02<br />

BIC: GENODEM1GLS<br />

Sozialprojekt zum JT<br />

Jörg Büttner<br />

Sebastianstraße 21 a<br />

10179 Berlin<br />

¼ 030 / 33 878 731<br />

ì mann-le@web.de<br />

IBAN:<br />

DE74 1007 7777 0480 4738 00<br />

BIC: NORSDE51XXX<br />

Vereinskonto<br />

ì kasse@mensa.de<br />

IBAN:<br />

DE03 5109 0000 0071 4586 01<br />

BIC: WIBADE5W<br />

Mitgliedsbeitrag: 55 Euro im Jahr<br />

Leitender Psychologe (NSP)<br />

Kai Bestmann Dipl.-Psychologe<br />

Neuenkamp 30, 25497 Prisdorf<br />

¼ 04101 / 6 046 232<br />

ì testbetrieb@mensa.de<br />

Intelligenztest<br />

Termine und Anmeldemöglichkeit<br />

gibt es auf unseren Webseiten.<br />

Ì www.mensa.de<br />

Vorstandsassistenz<br />

Laura Sperber<br />

¼ 0176 / 60 389 216<br />

ì assistenz@mensa.de<br />

Verwaltung<br />

Geschäftsführung<br />

Martin Jäkle<br />

gf@mensa.de<br />

Geschäftsstelle<br />

Cirsten Novellino<br />

Wandlhamerstraße 2<br />

82166 Gräfelfing<br />

¼ 089 / 86 466 251<br />

Fax: 089 / 86 466 252<br />

ì office@mensa.de<br />

Geschäftszeiten<br />

Dienstag und Donnerstag<br />

8:30 bis 16:30 Uhr<br />

International/<br />

Deutschsprachige Nachbarn<br />

International Office<br />

Michael Freenan<br />

Executive Director Mensa<br />

International Ltd.<br />

Slate Barn, Church Lane,<br />

Caythorpe<br />

Lincolshire NG 32 3EL<br />

United Kingdom<br />

¼ 0044 / 1 400 272 675<br />

Fax: 0044 / 1 400 272 675<br />

ì mensainternational@<br />

mensa.org<br />

Ì www.mensa.org<br />

Chairman<br />

Björn Liljeqvist<br />

ì chairman-mil@mensa.org<br />

NatReps<br />

Peter Fröhler<br />

ì peter.froehler@mensa.de<br />

Yu Jin Son<br />

ì yu_jin.son@mensa.de<br />

Mensa Österreich<br />

Gerald Schmidt<br />

Paulasgasse 17/3/26<br />

A-1110 Wien<br />

ì vorsitz@mensa.at<br />

Ì www.mensa.at<br />

Mensa Schweiz<br />

Christine Ryser<br />

Ruchackerweg 5<br />

CH-4565 Recherswil<br />

ì chair@mensa.ch<br />

Ì www.mensa.ch<br />

52 | mind magazin <strong>147</strong>/april 2022


IMPRESSUM<br />

Vorstand<br />

Melanie Jäger<br />

Regionale Struktur,<br />

Mensa Youth Regional,<br />

KiJu Regional, Testbetrieb,<br />

Ortsblätter, BoutIQue<br />

ì melanie.jaeger@mensa.de<br />

Rüdiger Klings<br />

IT, Datenschutz (IT),<br />

Organisation,<br />

Vorschlagswesen,<br />

Ansprechpartner GF<br />

ì ruediger.klings@mensa.de<br />

Ansgar Lindhauer<br />

Recht & Compliance,<br />

Datenschutz (Recht),<br />

Finanzen<br />

ì ansgar.lindhauer@mensa.de<br />

Swante Scholz<br />

Mensa Youth Überregional,<br />

Großveranstaltungen,<br />

<strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong>, Prävention,<br />

Mitgliederbetreuung, SIGs<br />

ì swante.scholz@mensa.de<br />

Yu Jin Son<br />

Vorsitz, Internationales,<br />

Kooperationen,<br />

Presse & Öffentlichkeitsarbeit,<br />

Wissenschaft & Forschung,<br />

Bildung, Strategie,<br />

Marketing, Webseite<br />

ì yu_jin.son@mensa.de<br />

Impressum<br />

<strong>MinD</strong> <strong>Mag</strong>azin<br />

Die offizielle Zeitschrift<br />

von Mensa in Deutschland e.V.<br />

ISSN 1866-9867<br />

Redaktionsanschrift<br />

ì mindmag@mensa.de<br />

Herausgeber<br />

Mensa in Deutschland e.V.<br />

Rodinger Straße 19<br />

93413 Cham<br />

Registergericht: Köln, VR 8190<br />

Kontakt<br />

Wandlhamerstraße 2<br />

82166 Gräfelfing<br />

Zuständig im Vorstand<br />

und V.i.S.d.P.:<br />

Swante Scholz<br />

Chefredakteur<br />

Erwin Klein<br />

ì chefredakteur@mensa.de<br />

Redaktion<br />

Babette Mairoth-Voigtmann<br />

Christina Zejewski<br />

Cornelia Capito<br />

Jan Zbikowski<br />

Julian Lemburg<br />

Kathrin Viergutz<br />

Katrin Sluka<br />

Martin Sluka<br />

Monika Besselmann<br />

Ralf Müller<br />

Sören Köser<br />

Swen Neumann<br />

Ulrike Dürnfeld<br />

Uta Viegener<br />

Layout<br />

KURT Media<br />

Celler Straße 1<br />

38518 Gifhorn<br />

Anzeigen<br />

Martin Jäkle<br />

gf@mensa.de<br />

0151 / 72 712 329<br />

Druck<br />

Passavia GmbH & Co. KG<br />

Medienstraße 5b<br />

94036 Passau<br />

Ì www.passavia.de<br />

Auflage<br />

15.300<br />

Abo für Nichtmitglieder<br />

Jährlich einschließlich Zustellung<br />

und 7 Prozent USt im Inland 18,50<br />

Euro, im Ausland 21,50 Euro<br />

Die mit dem Namen des Verfassers<br />

oder seinen Initialen gekennzeichneten<br />

Beiträge geben die Meinung<br />

des Autors wieder. Nachdruck nur<br />

mit schriftlicher Zustimmung und<br />

mit Quellenangabe. Die Redaktion<br />

behält sich vor, Leserbriefe und<br />

eingeschickte Artikel gekürzt zu<br />

veröffentlichen.<br />

Redaktionsschluss<br />

Ausgabe 148: 20. April 2022<br />

Ausgabe 149: 20. Juni 2022<br />

Ausgabe 150: 20. August 2022<br />

mind magazin <strong>147</strong>/april 2022 | 53


SCHEER WARE<br />

Niemand kann es dem<br />

Chef recht machen!<br />

Oder: Vielleicht doch?<br />

Von Heinz-Detlef Scheer<br />

N<br />

eulich im Meeting der Service<br />

GmbH: „Was bildest du<br />

dir eigentlich ein, dich hier so<br />

aufzuspielen?! Du bist mal wieder<br />

die Beste, Schönste, Tollste<br />

oder was?! Und vor allem die<br />

Einzige, die mal wieder kapiert,<br />

wo´s langgehen soll, oder? Wir<br />

sind hier ein Team, verdammt<br />

noch mal!“<br />

„Dabei habe ich doch bloß gesagt,<br />

dass wir uns die Diskussion<br />

schenken können, weil ich<br />

längst die Lösung habe!“, erzählt<br />

sie völlig frustriert am<br />

Abend.<br />

„Und der Chef hat mich doch<br />

damals eingestellt, weil er so begeistert<br />

davon war, dass ich offenbar<br />

schnell Lösungen für alle<br />

finde!“, fährt sie fort. „Jetzt geht<br />

kein Meeting zu Ende, ohne<br />

dass er oder sonst jemand an<br />

mir herumkrittelt. Dabei tue ich<br />

doch nur meine Arbeit! – Und<br />

wir haben eben keine Zeit, uns<br />

gegenseitig mit unseren Emotionen<br />

zu bremsen, wir sind ja<br />

schließlich keine Selbsterfahrungsgruppe<br />

hier! Wir haben<br />

immer Zeit-Stress und ich wollte<br />

nur den anderen helfen, die<br />

das sowieso oft nicht verstehen,<br />

weil das gar nicht ihr Metier ist!“<br />

„Das ist jetzt das dritte Mal in<br />

zwei Jahren, dass ich kurz vorm<br />

Jobwechsel stehe, und immer<br />

das Gleiche: Erst erzählen sie<br />

mir, wie interessant der Job ist<br />

und dass sie schon lange auf<br />

schnellere Problemlösungen<br />

warten.<br />

Und nach einem halben Jahr<br />

heißt es, ich wäre arrogant und<br />

würde mich aufführen wie eine<br />

Diva und die anderen Teammitglieder<br />

demotivieren!“<br />

Wenn Du es eilig<br />

hast, gehe langsam<br />

Neulich bei der Konkurrenz:<br />

„Hey, was ich dir mal sagen<br />

wollte: Seitdem du bei uns<br />

im Team bist, kriegen wir auch<br />

die schwierigsten Situationen in<br />

den Griff!“ – „Ja, und ein Tempo<br />

legst du vor! Wenn wir das bei<br />

diesem verrückten Kunden letztes<br />

Jahr auch hingekriegt hätten,<br />

hätten wir noch Leute einstellen<br />

müssen, um die Aufträge<br />

abzuarbeiten. Naja, ich mochte<br />

den sowieso nicht!“ – „Übrigens<br />

danke noch mal für deine Erklärung<br />

neulich, ich hatte das echt<br />

am Anfang gar nicht kapiert.<br />

Deine Geduld ist Gold wert! Das<br />

habe ich neulich sogar in meinem<br />

Verein nutzen können.“ –<br />

„Ja, wie sagt der Japaner? ’Wenn<br />

Du es eilig hast, gehe langsam.‘“<br />

„Hallo, wenn ich euch mal unterbrechen<br />

darf …!“ – „Ach, du<br />

meine Güte, die Chefin spricht!“<br />

– „Ja, und das bin ich!“ – „Hätten<br />

wir sonst nicht gemerkt, Chefin.<br />

Danke für den Hinweis, was<br />

gibtʼs denn? Ist eigentlich noch<br />

Kaffee da?“ – „Die Meyer-im-Hagen-KG<br />

hat einen neuen Auftrag<br />

für uns, aber das muss verdammt<br />

schnell gehen!“<br />

„Stress, Jungs und Mädels!<br />

Stress! Lass rüberwachsen, Chefin,<br />

das kriegen wir hin! Übrigens:<br />

Ich gebe einen aus beim<br />

nächsten Doppelkopf-Turnier,<br />

wenn wir den Auftrag erfolgreich<br />

erledigt haben.“<br />

Quizfrage: Wo liegt hier der<br />

umsetzbare Unterschied im alltäglichen<br />

Umgang miteinander?<br />

54 | mind magazin <strong>147</strong>/april 2022


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