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StadtmagazinCloppenburg43WEB

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9. Jahrgang<br />

Ausgabe 43 | März 2022 | kostenlos<br />

ZU KAFFEE UND KUCHEN<br />

BEIM BÜRGERMEISTER<br />

STADTGESCHICHTE<br />

DIE BAHNHOFSTRASSE


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Liebe Leserinnen und liebe Leser,<br />

haben wir die „neuen Zeiten“ schon kennengelernt oder sind wir sogar schon darin angekommen? Sind die „großen“ politischen<br />

Verhältnisse stabil(er), haben wir unsere verhältnismäßig kleine Welt darin austariert? Können wir zukünftig auf solche<br />

allumfassenden und doch sehr persönlichen Fragen verzichten?<br />

Wir werden es erleben, wobei<br />

„LIFE is what happens to you while you are busy making other plans“<br />

(John Lennon)<br />

Während was auch immer geschehen wird, wir sind hier und sicher, dass die Geschichten auch dieses Magazins Sie interessieren,<br />

Ihnen Spaß machen und zudem informieren.<br />

In diesem Sinne und wie immer mit besten Wünschen und herzlichen Grüßen,<br />

Ihr Team des Stadtmagazins für Cloppenburg & umzu<br />

Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Editorial<br />

3


INHALT<br />

6 Beim<br />

Bürgermeister 30<br />

Andrea<br />

Laudenbach<br />

Blickpunkt 3<br />

Zu Kaffee und Kuchen beim Bürgermeister 6<br />

Buchtipp: Wir sind noch da 10<br />

Stadtgeschichte: Die Bahnhofstraße 12<br />

Das Mü – ganz neu 18<br />

Prof. Dr. Christine Aka 20<br />

rawe Hörzentrum 24<br />

Buchtipp: Eigenwillige Eigenheime 26<br />

Azubigewinnung neu denken 27<br />

Schleichwege 28<br />

Andrea Laudenbach 30<br />

Neue Zeiten auch für private Pflegedienste 32<br />

Erste Nautische Schule des Oldenburger Landes 35<br />

Norderney, die Grand Dame der Nordsee 38<br />

Traditionelles Handwerk trifft moderne Technik 42<br />

4<br />

Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Inhalt


50<br />

Ahlhorner Fischteiche<br />

38Norderney<br />

62<br />

Lachen ist gesund<br />

Hautkrebs-Screening 43<br />

Käthe Nebel 44<br />

Fünf Jahre Toys Kids World 46<br />

St. Pius-Stift – 75 Jahre… 48<br />

Die Ahlhorner Fischteiche 50<br />

Alloheim Cloppenburg 54<br />

Start in die Gartensaison – in Appeltern 56<br />

Wie es Euch gefällt: Bunte Tulpensträuße 58<br />

Buchtipp: Vernichten 58<br />

Worauf es bei der Kinderernährung ankommt 59<br />

Transidentität: Ich habe die Hölle durchlebt 60<br />

Buchtipp: Rosa sucht das Regenbogenland 61<br />

Lachen ist gesund – Die Klinikclowns 62<br />

Drees Orthopädieschuhtechnik 65<br />

Impressum & Notrufnummern 82<br />

Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Inhalt<br />

5


REPORTAGE<br />

ZU KAFFEE UND KUCHEN<br />

beim Bürgermeister und Familie<br />

Text // Ulla Schmitz<br />

Freitag halb vier, wir sind eingeladen bei Familie Varnhorn-Acquistapace<br />

oder Acquistapace-Varnhorn, auch<br />

ohne Bindestrich – in dieser Familie nimmt man das<br />

nicht wichtig. Apropos Familie: Markus Acquistapace hatte<br />

vorher gesagt: „Ich muss unsere Kinder noch schnell zum<br />

Bahnhof bringen, komme ein paar Minuten später dazu!“<br />

„Unsere Kinder“, ein Ehepaar aus zwei Männern, der eine<br />

seit gut 100 Tagen Bürgermeister von Cloppenburg, der<br />

andere Leiter der Ende 2019 eröffneten Jugendherberge<br />

Oldenburg. Die übrigens die modernste Jugendherberge<br />

Nordwest Deutschlands ist nach einem Modell, das Acquistapace<br />

maßgeblich mitentwickelt hat.<br />

Doch dazu später mehr, denn 2020 war auch das Jahr, in<br />

dem Neidhard Varnhorn begann sich mit der Möglichkeit der<br />

Bürgermeisterkandidatur in Cloppenburg 2021 auseinanderzusetzen.<br />

Was in politischen Kreisen bald befürwortet wurde,<br />

mussten die Cloppenburger aber an erster Stelle erfahren:<br />

Neidhard Varnhorn, 49 Jahre alt, will nach Dr. Wolfgang<br />

Wiese der nächste Bürgermeister in der Kreisstadt werden.<br />

Dem war eine intensive Diskussion innerhalb der Familie<br />

vorausgegangen – zwischen Varnhorn und seinem Mann,<br />

muss man sagen, denn die Kinder, Tim und Lena (beide heute<br />

17 Jahre alt) hatten ihrem Stiefvater bei diesen Plänen sofort<br />

zugestimmt.<br />

Ein schwuler Bürgermeister in Cloppenburg<br />

An dieser Stelle bietet es sich an, kurz auf die Familienverhältnisse<br />

des Cloppenburger Bürgermeisters einzugehen.<br />

Dass politische Ämter mit homosexuellen Persönlichkeiten<br />

besetzt sind, ist in diesen Zeiten, dem Himmel sei Dank,<br />

nichts mehr worüber die Gesellschaft sich hinter vorgehaltener<br />

Hand echauffiert oder wundert. Für Cloppenburg jedoch<br />

war die Wahl eines schwulen Bürgermeisters schon etwas,<br />

was aufhorchen ließ, denn niemand muss so tun, als sei<br />

Konservatismus ein Fremdwort in dieser Stadt. Was wichtig<br />

und richtig ist und wertvoll und was sich nunmehr umso farbiger<br />

und weltoffener darstellt: Mit Neidhard Varnhorn, der<br />

offen schwul und mit einem Mann verheiratet ist. Mit Markus<br />

Acquistapace, dem ehemaligen Inhaber des „Bernay´s“, der<br />

6 Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Reportage


Cloppenburger Kult-Kneipe/Restaurant/Café am gleichnamigen<br />

Platz. In der Mitte Cloppenburgs sozusagen, von wo<br />

sich auch die CSD-Bewegung (CSD Cloppenburg e.V./CSD =<br />

Christopher Street Day) vor nunmehr fast zehn Jahren in Bewegung<br />

setzte. Mit Markus Acquistapace in der ersten Reihe.<br />

Patchwork-Familie mit zwei Kindern<br />

Das war 2018, zwei Jahre nachdem Acquistapace und<br />

Varnhorn geheiratet und im Kreis ihrer zahlreichen guten<br />

Freunde und den liebsten Nachbarn in der Nordstraße ein<br />

rauschendes Fest gefeiert hatten. Mittendrin ihre Eltern, Geschwister<br />

& Co und beide Ex-Lebensgefährten. Neben ihnen<br />

ihre Kinder und die Mutter von Lena und Tim. Zu der sie an<br />

diesem Freitagnachmittag unterwegs sind, für das lange Wochenende<br />

der Zeugnisferien. Vor vier Jahren war das noch<br />

„den anderen Weg herum“ gewesen, doch als die von allen<br />

Seiten befürwortete Entscheidung anstand, die Kids nach<br />

Cloppenburg „umzusiedeln“, hatten Acquistapace und Varnhorn<br />

keine Sekunde lang gezögert. „Wir haben unser Haus<br />

zwar nicht für Kinder gebaut“, sagen sie, „doch gab es das<br />

eine Kinderbesuchszimmer und das Gästezimmer. Die waren<br />

im Nu neu eingerichtet!“<br />

„Ich habe die Regenbogenfahne nie geschwenkt“, sagt<br />

Neidhard Varnhorn sinnbildlich, gleichwohl machte er nie<br />

einen Hehl aus seiner Homosexualität. Auch nicht beim<br />

Landkreis Cloppenburg, wo er seit 2002 in verschiedenen<br />

Verwaltungsämtern tätig war. Fast 20 Jahre, ehe er begann<br />

sich nach einer neuen Herausforderung umzusehen. Varnhorn<br />

ist Diplom-Verwaltungswirt und Volljurist, er ist ein<br />

anerkannt hervorragender Verwaltungsfachmann, er ist<br />

weltoffen und empathisch. Er hört zu und fragt nach, bevor<br />

er sich eine Meinung bildet. Obschon in Vechta geboren, ist<br />

er Cloppenburger mit Herz und Seele und er hat ganz viel<br />

Lust zu verändern.<br />

Nicht, um des Veränderns willen, sondern da wo es sich<br />

anbietet und wo Innovationen das Althergebrachte ersetzen<br />

können. Er weiß, wie die „Welt tickt“, er hat jede Menge<br />

Humor – und jetzt hören diese Beschreibungen auch auf,<br />

denn Sie alle haben ja Gelegenheiten und Zeit, Ihren Bürgermeister<br />

Neidhard Varnhorn bei seiner Arbeit zu erleben.<br />

Dafür wurde er schließlich gewählt, inklusive der Einblicke in<br />

seine Familienverhältnisse, die natürlich auch während des<br />

Wahlkampfs kein Geheimnis waren. Wenn Ehemann Markus<br />

Acquistapace bei Veranstaltungen anwesend war, selbstverständlich<br />

in der ersten Reihe und hin und wieder auch Tim<br />

und Lena. Seine leiblichen Kinder, die von Neidhard Varnhorn<br />

mit erzogen werden.<br />

So unterschiedlich die beiden Männer sind, aus völlig verschiedenen<br />

Sozialisationen, mit den unterschiedlichsten Berufserfahrungen<br />

und verschiedenen Hobbys – drei Elemente<br />

rangieren in ihrem Privatleben für beide unangefochten an<br />

erster Stelle: Ihre Liebe, die daraus resultierende unbedingte<br />

Loyalität zueinander, und ihr Verständnis füreinander. Auch,<br />

wenn das manchmal erkämpft werden muss. Beispielsweise,<br />

als Varnhorn mit der Idee um die Ecke kam, Bürgermeister<br />

zu werden. Zwar war es Acquistapace schon seit einiger Zeit<br />

aufgefallen, dass sein Mann sich in seiner Position als Dezernatsleiter<br />

in der Verwaltung des Landkreises Cloppenburg<br />

nicht mehr ausgelastet fühlte, dass er sich jedoch derart prädestiniert<br />

der Gesellschaft Cloppenburgs darstellen wollte,<br />

das wollte Acquistapace anfänglich nicht unterstützen. Mehr<br />

noch, er wollte es erst gar nicht dazu kommen lassen.<br />

Die Härten des Outings<br />

Schließlich wusste er um die Härte eines öffentlichen Lebens,<br />

um Vorurteile, um unverfrorene Einmischungen, um<br />

Gemeinheiten… und das nicht erst seit seiner Mitarbeit im<br />

CSD-Verein. Sein Outing nämlich war mit dem Erkennen der<br />

eigenen Homosexualität einhergegangen. Zu der Zeit war<br />

er mit seiner damaligen Ehefrau verheiratet und die Zwillinge<br />

waren gerade auf die Welt gekommen. Während für ihn,<br />

den Ehemann und Vater, die Welt in einer fast tödlich verlaufenden<br />

Krankheit versank. Wortwörtlich, denn der Heilungsprozess<br />

setzte erst ein, als eine Psychologin in der Klinik<br />

Acquistapace den vermuteten Grund für seine Krankheit<br />

nannte: „Ich glaube, sie sind schwul und wollen das um jeden<br />

Preis verdrängen! Doch das macht ihr Körper nicht mit…“<br />

Wie genau diese Diagnose zutraf erfuhr Markus Acquistapace<br />

schnell. So schnell nämlich, wie seine physische Rekonvaleszenz<br />

einsetzte. Und es gab viel zu regeln. Mit der<br />

Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Reportage<br />

7


Klarstellung gegenüber seiner Ehefrau, der gemeinsamen<br />

Aufarbeitung, der Scheidung, dem beiderseitigen Einvernehmen<br />

für die Kinder sowie das weitere Füreinander da<br />

sein. Die Aufklärung gegenüber seinen Eltern und der ganzen<br />

Familie „da oben in der Wesermarsch“ und den Freunden<br />

natürlich. Von denen einige sogar auf der symbolischen<br />

Strecke geblieben sind.<br />

Wie auch bei Neidhard Varnhorn anlässlich seines Outings,<br />

das jedoch überhaupt nicht dramatisch und schon lange geschehen<br />

war, bevor er und sein Mann sich kennen lernten.<br />

Das war gegen Ende der Aufarbeitungsphase, die Acquistapace<br />

gebraucht hatte, um seiner psychischen Verletzlichkeit<br />

Herr zu werden. Was nicht einfach war, trotz des Rückhalts in<br />

der ganzen Familie und bei den echten Freunden. Es war dieses<br />

Wissen, was ihn den Plänen seines Mannes Bürgermeister<br />

von Cloppenburg zu werden, abweisend gegenüberstehen<br />

ließ: „Ich will nicht, dass du zerrissen wirst!“<br />

Sind sie und auch insofern problemlos, als dass die verwaltungstechnischen<br />

und repräsentativen Verpflichtungen<br />

Corona-bedingt nicht so zahlreich waren, wie sie zu normalen<br />

Zeiten gewesen wären, sagt Neidhard Varnhorn. Wobei,<br />

wenn man sich den Kasten am Ende dieser Geschichte anschaut,<br />

man leicht zu einer anderen Auffassung kommen<br />

kann. Und sich fragt, was im Bürgermeisteramt denn los ein<br />

wird, wenn der Mann seine Auffassung von „richtig arbeiten“<br />

umsetzen kann!<br />

Aber auch dann wird es freie Zeit mit seiner Familie geben,<br />

die „die Alten“ gemütlich bei einem Wein im Garten sitzend<br />

oder vor dem Kamin oder bei den Freunden gleich nebenan<br />

verbringen. Während Lena und Tim, die gerade ihre Führerscheine<br />

machen vermutlich unterwegs sein werden. Zurzeit<br />

noch ein Jahr lang beim Autofahren von einem ihrer Väter<br />

begleitet. Natürlich nicht in Cloppenburg selbst, dafür sind<br />

die Fahrräder da, und auch zu Fuß kommt man aus der Nordstraße<br />

überall hin, doch darüber hinaus – kein Problem für<br />

die beiden Väter. Die übrigens aus ihrem Stolz aufgrund der<br />

guten Zwischenzeugnisnoten ihres Nachwuchses keinen<br />

Hehl machen. Wie auch aus der Tatsache, dass die beiden<br />

sich so leicht in Cloppenburg eingelebt haben. Unkompliziert<br />

und völlig mühelos, zunächst in der Marienschule und<br />

jetzt in der BBS am Museumsdorf und in allem, was die Stadt<br />

so bietet und was sie ist.<br />

Weltoffene Stadt Cloppenburg<br />

Damals, so scheint es, war man in Cloppenburg noch nicht<br />

so aufgeschlossen wie am 12. September 2021, als 65,4 Prozent<br />

der Bevölkerung Neidhard Varnhorn zu ihrem Bürgermeister<br />

für die nächsten fünf Jahre wählten. „Und sich keinen<br />

besseren dafür aussuchen konnten“, weiß sein Ehemann,<br />

denn: „Wenn jemand alle Parteien an einen Tisch bringen<br />

kann, für Gespräche auf Augenhöhe und gleiche Einschätzungen,<br />

dann ist Neidhard das!“ Varnhorn ist der geborene<br />

Moderator, auch in der Beziehung, bestätigt sein Mann noch<br />

einmal. „Er sieht das Ziel und erklärt den Weg dorthin so,<br />

dass er für alle Beteiligten gangbar ist.“<br />

Auf diese Weise kam auch die Zustimmung Acquistapaces<br />

zu den politischen Plänen seines Mannes zustande. Bei<br />

einem spontan arrangierten Wochenendtrip an die Küste,<br />

wo sich während ausgedehnter Strandspaziergänge und<br />

langer Abende Zeit genug bot, einerseits die verschiedenen<br />

Argumente auszutauschen, die Pro´s und Contra´s zu benennen<br />

und zu diskutieren; Ängste abzubauen zugunsten von<br />

Courage und Vertrauen – darauf, dass auch diese Herausforderungen<br />

gemeinsam zu stemmen seien.<br />

Energie und Vertrauen<br />

Die Gründe dafür liegen eindeutig im Verhalten ihrer<br />

Familie. Wo von Anfang an nie der Ruch von Andersartigkeit<br />

aufkam, sondern „andere leben schließlich auch in<br />

Patchwork-Familien!“ Das Achten von sozialen Werten, der<br />

unbedingte Respekt voreinander und die Liebe zueinander<br />

– soziologische Geheimnisse sind das alles nicht. Sie zu leben<br />

ist Familie, im ureigenen positiven Sinn. Und die Kraft, die<br />

sich daraus ergibt, die kann man sich bei Acquistapace-Varnhorns<br />

abgucken. Was nicht bedeutet, dass es zwischen den<br />

beiden Ehemännern oder in der Familie nicht auch mal<br />

kracht. „Nicht weniger als bei anderen“, geben die beiden<br />

Männer unisono zu. Meistens gleicht Varnhorn die Differenzen<br />

dann wieder aus – der Moderator. „Er hat ja ohnehin immer<br />

recht“, konstatiert Acquistapace und grinst.<br />

Wir sind an diesem gemütlichen Nachmittag voller Zuhören,<br />

Lachen und Erzählen bei einem anderen Getränk als<br />

Kaffee angekommen. Das ist eben so, wenn man sich gegenübersitzt<br />

und nicht nur die eine Seite berichtet. Da ist neben<br />

Cloppenburg und nicht ausschließlich auf Varnhorns Bürgermeisterei<br />

bezogen, das Berufsleben von Markus Acquistapace<br />

ein besonderes Highlight. Nach zehn Jahren als Manager<br />

bei Centerparks, sechs Jahren „Bernay´s“ ist er seit 2019 Leiter<br />

der hochmodernen DJH Jugendherberge Oldenburg, in der<br />

Straßburger Straße, nicht weit von der Weser-Ems-Halle, der<br />

EWE-Arena und dem Hauptbahnhof entfernt.<br />

Es ist kein Wunder, wenn man sich beim Anblick dieses<br />

schicken, fast schon imposanten Gebäudes daran erinnern<br />

muss, dass dies tatsächlich eine Jugendherberge ist. Doch<br />

sind Konzept und Anspruch das eines Treffpunkts für die<br />

Gesellschaft, nicht nur für Kinder und Jugendliche. Das Jugend-schützende<br />

und -fördernde im Vordergrund ja, dem<br />

Urgedanken dieser weltweit etablierten Unterkünfte fol-<br />

8<br />

Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Reportage


gend. Dazu gehörte es auch immer schon Verbindungen zu<br />

schaffen – ein Aspekt, der sich bei diesem neuen Modell auf<br />

alle Menschen bezieht, gleich welchen Alters ebenso. Mitten<br />

in unserem Zeitgeist, der nach Diversität verlangt und nach Integration;<br />

der den nachhaltigen Umgang und den Schutz der<br />

natürlichen Ressourcen fordert und die Auseinandersetzung<br />

mit gesellschaftspolitischen Themen; mit Aufklärung, mit<br />

dem bewussten Schutz unseres Miteinanders. Und dass damit<br />

selbstverständlich auch jene Menschen gemeint sind, die ihr<br />

Leben mit körperlichen und/oder geistigen Behinderungen<br />

meistern müssen.<br />

Jeder Mensch ist anders – so einfach ist das<br />

An sie dachte Markus Acquistapace ebenso wie an die anderen<br />

Mitglieder seines Teams für die neue Jugendherberge,<br />

wenn er beim Bau des DJH-Gebäudes auf der anderen Straßenseite<br />

stand und sich vorstellte, wie das Ganze mit Leben zu<br />

füllen sei. Mit Gastro-, Event-, Programm- und Tagungskapazitäten<br />

einerseits und getreu des Konzepts, das als „Leuchtturm<br />

für die Zukunft anderer Standorte“ gepriesen wird. Gleichzeitig<br />

– und vielleicht sogar mehr noch – war es dem „Landesverband<br />

Unter Weser Ems des Deutschen Jugendherbergsverbandes“<br />

wichtig einen Inklusionsbetrieb zu etablieren.<br />

Wie gut das gelungen ist und wie sehr diese Mischung sich<br />

auf die gesamte Atmosphäre in dieser Oldenburger Jugendherberge<br />

auswirkt, beweisen die vielen positiven Kommentare<br />

zu dem freundlichen, ja fröhlichen Miteinander. Für das 54<br />

Mitarbeiter verantwortlich sind, fast die Hälfte von ihnen mit<br />

körperlichen Beeinträchtigungen. Unter ihnen sind MS-Kranke<br />

und Autisten; einige sind hörgeschädigt oder wurden mit<br />

dem Down-Syndrom geboren und und und.... Sie alle und<br />

„die anderen“, sie sind ein Team, im besten Sinne des Begriffs.<br />

Professionell, unkompliziert und von solch liebenswürdiger Intensität,<br />

dass man sich unwillkürlich fragt, warum die Welt da<br />

draußen eigentlich so oberflächlich und langweilig ist.<br />

„Es ist so schön mit Menschen zu arbeiten die nicht so sind<br />

wie du und ich“, sagt Markus Acquistapace und beschreibt<br />

damit auch jenes Gefühl, das Neidhard Varnhorn dort entgegengebracht<br />

wird. Den sie richtig nett finden und sogar lieb.<br />

Der Bürgermeister von Cloppenburg ist, das ist toll und etwas<br />

Besonderes, ja. Aber in erster Linie ist er hier „der Mann von<br />

Markus“ – so einfach ist das!<br />

Was sich bei mir als Bürgermeister von Cloppenburg in den<br />

berühmten „ersten 100 Tage“ so getan hat, habe ich hier anhand<br />

meines Terminkalenders aufgeführt. Als Kurzfassung,<br />

denn alles in allem wäre es eine eher zu detaillierte Auflistung.<br />

Los ging es im November und im Dezember 2021, als ich<br />

zunächst einige repräsentative Termine für die Stadt als Bürgermeister<br />

wahrnehmen durfte. Zum Beispiel:<br />

• Der Sturm auf das Rathaus durch die Närrinnen und<br />

Narren des Cloppenburger Carneval Vereins (CCV)<br />

• Die Neuwahlen des Seniorenbeirates<br />

• Die Neuwahlen des Beirates für Menschen mit Behinderungen<br />

• Die Große Jubiläumsschau und –feier des Rassegeflügelzuchtvereins<br />

und die Rassekaninchenzuchtschau<br />

• Ehrungen von langjährigen Ratsmitgliedern<br />

• Gedenkveranstaltungen zur Reichspogromnacht<br />

und zum Volkstrauertag<br />

• Teilnahme am LKW-Korso „Lichterglanz“ des Vereins<br />

„Trucker for Kids“<br />

• Begleitung der „Can we kick it“ - Kampagne gegen<br />

Diskriminierung und für Vielfalt im Sport als Schirrmherr<br />

• Auch die Einweihung der neuen KiTa in HoKeBü (Hoheging,<br />

Kellerhöhe, Bürgermoor) Anfang November<br />

ist hier zu nennen.<br />

Leider wurden dann aber mehr und mehr viele Veranstaltungen<br />

Corona bedingt abgesagt, so dass ich, was die repräsentative<br />

Vertretung angeht, viele Termine nicht (mehr) wahrnehmen<br />

konnte beziehungsweise immer noch nicht kann.<br />

Das bedaure ich sehr, da dies ja ein Herzstück der Bürgermeisterarbeit<br />

ist: Die unmittelbare Nähe und ehrliche Rückkopplung<br />

der politischen und der Arbeit der Stadtverwaltung<br />

durch die Cloppenburgerinnen und Cloppenburger.<br />

Innerhalb der Verwaltung habe ich mich zu Beginn im Hause<br />

bei den Kolleg*innen im Rathaus und den Außenstellen<br />

vorgestellt, mit dem Personalrat regelmäßige Gespräche<br />

vereinbart, viele Personalgespräche geführt. Auch bei anderen<br />

Behörden und den Nachbargemeinden, beim Landkreis<br />

und bei sonstigen Institutionen habe ich Antrittsbesuche<br />

gemacht, beziehungsweise fanden solche im Rathaus statt<br />

mit guten, ausführlichen Gesprächen.<br />

Darüber hinaus habe ich mich mit zahlreichen Vereinsvertretern<br />

aus der Stadt zu Gesprächen und Diskussionen getroffen<br />

und mich mit Wirtschaftsvertretern und Planern über die<br />

zukünftige Gestaltung der Stadt ausgetauscht.<br />

Desweiteren wurden Online-Sitzungen zur Routine, wie<br />

überall, so auch im Rathaus und direkt von meinem Schreibtisch<br />

aus – der übrigens der meines Vorgängers ist und<br />

auch bleiben wird – habe ich an Vorstands- oder Mitgliederversammlungen<br />

von Verbänden und Institutionen, wie<br />

beispielsweise dem Ecopark, dem OOWV, dem Städte- und<br />

Gemeindebund, dem Museumsdorf, dem Bildungswerk, der<br />

Kreismusikschule, etc, teilgenommen.<br />

Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Reportage<br />

9


Verwaltungsseitig haben wir den Haushaltsplan-Entwurf<br />

für 2022 mit den beabsichtigten Maßnahmen für dieses Jahr<br />

auf den Weg in die politischen Beratungen gebracht. Er soll<br />

in der Ratssitzung am 14.03. verabschiedet werden.<br />

Politisch haben auch Corona bedingt einige Fachausschüsse<br />

im Dezember 2021 noch nicht stattfinden können. Erst im<br />

Januar sind wir hiermit in hybrider Form richtig gestartet, so<br />

dass nunmehr auch endlich die politische Arbeit in die Gänge<br />

gekommen ist. Anders als gewohnt, aber gleich effizient.<br />

Wir haben einen interfraktionellen Arbeitskreis initiiert, der<br />

jetzt regelmäßig zusammenkommt. Der Austausch erfolgt<br />

respekt- und rücksichtsvoll und vor allem auch auf einer guten<br />

zwischenmenschlichen Ebene.<br />

Ich habe viele, viele Gespräche zu den unterschiedlichsten<br />

Projekten und Herausforderungen in den ersten nunmehr<br />

100 Tagen geführt. Beispielsweise zu folgenden Themen:<br />

• Förderprogramm Perspektive und Offensive Innenstadt<br />

• Weitere Stärkung der Innenstadt und des Einkaufsund<br />

Erlebnisstandortes Cloppenburg<br />

• Wohnbauentwicklung und Gewerbeentwicklung in<br />

der Stadt Cloppenburg<br />

• Überarbeitung älterer Bebauungspläne in der Stadt<br />

im Hinblick auf die weitere bauliche Entwicklung<br />

dort (Stichwort Weiterentwicklung der Quartiere<br />

und „maßvolle Verdichtung“)<br />

• Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum (hier<br />

insbesondere die Facharztausstattung in der Stadt<br />

Cloppenburg und die Situation des Krankenhauses)<br />

• Fortschreibung des Klimaschutzkonzeptes der Stadt<br />

Cloppenburg, Einführung eines Energiemanagementsystems<br />

für die Stadt Cloppenburg<br />

• Mobilität der Zukunft in der Stadt Cloppenburg<br />

• Sanierung des Rathauses<br />

• Verbesserung des digitalen Services der Stadtverwaltung<br />

• Sanierung der Münsterlandhalle<br />

• Sportentwicklungsplanung<br />

• Digitale Ausstattung von Schulen<br />

• Weiterentwicklung des Kulturstandortes Cloppenburg<br />

Und so weiter und so weiter. Es wurde viel getan in dieser<br />

Zeit, die sich anders darstellt als solche in der Vergangenheit.<br />

Deshalb aber nicht weniger effizient genutzt wurde.<br />

Nicht zuletzt auch – und das will ich deutlich hervorheben<br />

– aufgrund der loyalen, vertrauensvollen und lockeren Arbeitsweise,<br />

die alle Teams im Rathaus um mich herum und<br />

in den Außenstellen auszeichnen.<br />

Inklusive Birgit Rempe, meiner „Vorzimmerdame“, die als<br />

„Geheimwaffe“ im Rathaus für alle Fälle mit ihrer unerschütterlichen<br />

Ruhe, Übersicht und Abgeklärtheit das symbolische<br />

Auge im Hurrikan darstellt, und deren Fan ich in der<br />

kurzen Zeit geworden bin.<br />

Herzliche Grüße,<br />

Ihr Neidhard Varnhorn<br />

Wir sind noch da!<br />

Mutige Frauen aus Afghanistan<br />

Dass beim Lesen eines Buches<br />

verzweifelte Wut sich abwechselt<br />

mit einem Maß an Hochachtung<br />

und Respekt, das größer<br />

nicht sein kann – das geschieht<br />

nur selten. Zeigt, wie eindrücklich<br />

und mitnehmend die vorliegende<br />

Lektüre ist, in der Frauen<br />

aus Afghanistan zu Wort kommen. In Interviews und Texten,<br />

deren Inhalte aufgrund ihrer authentischen Klarheit so prägend<br />

sind, dass man sie erlernt und nicht mehr vergisst.<br />

Frauen haben dieses Buch gemacht. Die Entscheidung dazu<br />

„fiel wenige Tage nach der Einnahme der Hauptstadt Kabul<br />

durch die Taliban am 15. August 2021“, schreibt die Verlegerin<br />

Dr. Elisabeth Sandmann in ihrer Editorischen Notiz. Was die<br />

Welt dort mit ansehen musste war nicht zuletzt das Schicksal<br />

von zahlreichen Journalistinnen, Künstlerinnen, Aktivistinnen,<br />

Ärztinnen, Wissenschaftlerinnen, Sportlerinnen, Politikerinnen<br />

und Kulturschaffenden. „Frauen, die in den letzten Jahren in ihrem<br />

Land für den Wiederaufbau, für die Partizipation an Gesellschaft<br />

und Wirtschaft, für Mitbestimmung und die Gleichheit<br />

der Geschlechter gearbeitet und gekämpft haben…“<br />

Die Umsetzung des Buches wurde durch und mit Nahid Shahalimi<br />

möglich. In Afghanistan geboren, verfügt die seit dem Jahr<br />

2000 in München lebende Filmemacherin, Aktivistin, Künstlerin<br />

und Autorin über ein großes aktives Netzwerk von afghanischen<br />

Frauen, die schon früher flüchten konnten oder es jüngst<br />

noch hinausgeschafft haben und – von Frauen, die jetzt noch in<br />

Afghanistan leben, ausharren müssen. Nahid Shahalimi konnte<br />

längst nicht alle von ihnen erreichen. „Wir wissen nicht, wo sie<br />

sind und ob sie noch leben.“<br />

Die Berichte jener, die kontaktiert werden konnten sowie die<br />

der Gastbeiträge, sie sprechen diese Sprache, gleichzeitig aber<br />

auch die von Razia Barakzai. Die 1995 geborene Politikwissenschaftlerin<br />

lehrte als Universitätsprofessorin, bevor sie in<br />

verschiedenen Präsidialämtern angestellt war. Nach der Machtübernahme<br />

der Taliban wurde sie als die Initiatorin der Frauenproteste<br />

in Afghanistan bekannt und hält sich derzeit an einem<br />

unbekannten Ort auf, nachdem sie von den Taliban unmissverständlich<br />

mit dem Tod bedroht wurde. Razia Barakzai sagt:<br />

„Schweigen ist das Akzeptieren von Macht und das Kapitulieren<br />

gegenüber dieser Macht…“<br />

Man will, man muss sich solidarisieren. Nicht zuletzt vor dem<br />

Hintergrund, dass die Frauen Afghanistans Geschichte schreiben,<br />

denn, wie die kanadische Schriftstellerin und Frauenrechtlerin<br />

Margaret Atwood sagt: „Ohne Frauen kann kein Land lange<br />

bestehen. Egal, wie sehr ein Regime Frauen hasst und straft,<br />

ganz ohne sie kommt es nicht aus. Aber von welcher Art werden<br />

diese Frauen sein? Wir werden es sehen.“<br />

usch<br />

Nahid Shahalimi (Hg): Wir sind noch da! Mutige Frauen aus Afghanistan.<br />

Elisabeth Sandmann Verlag. ISBN 978-3-945543-93-1.<br />

Euro 25,00<br />

10 Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Reportage


Ellers Ihre neue Küche schafft die perfekte<br />

Verbindung von Kochen und Wohnen.<br />

Das Familienteam Ellers plant bereits seit vielen Jahren<br />

Küchen. Die gelernten Möbeltischler Josef Ellers und<br />

sein ältester Sohn Dennis können jedoch viel mehr<br />

als „nur“ Küche. So stellten sie in den vergangenen Jahren<br />

einen Trend fest, der bereits vor dem Homeoffice Einzug in<br />

die Wohnungen gehalten hat. Dieser sogenannte „urbane<br />

Lifestyle“ kombiniert das häusliche, gesellschaftliche und<br />

berufliche Leben auf individuelle Weise.<br />

Dieses ganzheitliche Wohnkonzept erfreut sich immer<br />

größerer Beliebtheit – womit die Ergänzung der Produktpalette<br />

im Bereich Wohnen ein weiterer logischer Schritt<br />

für die Fachmänner von „Ellers Ihre neue Küche“ war und<br />

ist, denn den Ideen zur Umsetzung ihrer Kundenwünsche<br />

sind beim Team Ellers keine Grenzen gesetzt.<br />

Neue Konzepte für alle Wohnbereiche<br />

Bei der heutigen Raumknappheit ist unerlässlich, jede<br />

noch so kleine Nische zu nutzen, wie mit einer Garderobe<br />

zum Beispiel, denn diese kann ohne Weiteres in eine<br />

klassisch und zurückhaltend gestaltete Küche integriert<br />

werden. Mit einer farblich passenden Gestaltung und stimmungsvoller<br />

Beleuchtung avanciert dieser Bereich zum<br />

Raum-Highlight und ist damit eine weitere, ideale Lösung<br />

für barrierefreie Wohnkonzepte.<br />

Mit Küchenschränken einen eleganten Platz<br />

für das Arbeiten zu Hause einrichten.<br />

Die neue Kollektion Küchenmöbel aus dem Hause Ellers<br />

eignet sich hervorragend zur individuellen Wohnraumgestaltung.<br />

So können Küchenschränke kurzerhand zu Büromöbel<br />

umfunktioniert und an die Wohnsituation angepasst<br />

werden. Dieses Konzept findet Anwendungen in nahezu<br />

allen Wohn- und Arbeitsbereichen. Egal ob Vorrats- oder<br />

Hauswirtschaftsraum oder das Ankleidezimmer – mit dem<br />

richtigen Farb- und Materialkonzept können die besonderen<br />

Küchenschränke auch an diese Wohnbereiche problemlos<br />

angepasst werden. Das vereinfacht den Alltag und<br />

wertet einen Raum mit individuellem Schick auf.<br />

Innovative Wohnraumplanung<br />

Das Team von „Ellers Ihre neue Küche“ erstellt für Ihren<br />

Wohnbereich innovative Planungsbeispiele, die Ihren Wünschen<br />

angepasst werden. Besuchen Sie uns in den neuen<br />

Geschäftsräumen in der Lindenallee 4, in Cloppenburg.<br />

NEUER<br />

STANDORT<br />

INNOVATIVE<br />

WOHNKONZEPTE<br />

IN DEN NEUEN GESCHÄFTSRÄUMEN<br />

LINDENALLEE 4 • 49661 Cloppenburg • Tel. 04471 3147 • Mobil 0172 4595924 • info@ellers-kuechen.de • www.kuechen-cloppenburg.de<br />

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11


Serie<br />

DIE BAHNHOFSTRASSE<br />

Schöpfung eines neuen Zeitalters<br />

Text & Fotos // Klaus Deux<br />

Die Entstehung der Bahnhofstraße ist eng verknüpft mit<br />

der Anbindung Cloppenburgs an das Netz der „Großherzoglichen<br />

Oldenburgischen Eisenbahn“. „Kaum etwas wird<br />

wohl bis heute mehr als Symbol einer neuen Zeit im 19. Jahrhundert<br />

empfunden, kaum etwas repräsentierte so sehr die<br />

neuen Verbindungen, neue Zeitmaßstäbe, aber auch die<br />

Grundlage von Industrie- Produktion und Welthandel wie<br />

die Eisenbahn“. Man kann deshalb auch die Bahnhofstraße,<br />

ohne Zweifel als die „Schöpfung eines neuen Zeitalters“ bezeichnen.<br />

So wird auch das Stück ab Münsterländer Hof gerne<br />

die Cloppenburger Neustadt genannt.<br />

Die Entstehung und Entwicklung sowie die Bedeutung der<br />

Bahnhofstraße hängt eng zusammen mit der Geschichte der<br />

Cloppenburger Bahnstrecken. Der Bahnhof lag fernab vom<br />

eigentlichen Stadtkern. Was lag näher und was war notwendiger<br />

als der Bau einer Bahnhofstraße. 1872 wurde mit dem<br />

Bau der Eisenbahnlinie Oldenburg/Osnabrück begonnen,<br />

1875 konnte man von Cloppenburg aus die Residenzstadt<br />

Oldenburg und ein Jahr später auch Osnabrück erreichen.<br />

Erst Mitte der 1880er Jahre erfolgte die Pflasterung des Wegs.<br />

Erst um die Jahrhundertwende – „die Straße strich langsam<br />

mit den heranwachsenden Bäumen stärker ihren Alleecharakter<br />

heraus“ - sollte gründerzeitliche Wohnbebauung<br />

mit Vorgärten hier Einzug halten. Dieser Baustil erschien<br />

etwa ab 1890 „in zwei Varianten: mit einem Sockel von normaler<br />

Höhe und mit einem hohen Untergeschoss, dem sogenannten<br />

Souterrain, in dem sich die Vorrats- und Nebenräume“<br />

befanden. Die Häuser sind Vertreter des in Oldenburg<br />

seit der Mitte des 19. Jahrhunderts vielfach gebauten Giebelhauses,<br />

die sog. „Oldenburger Hundehütte“. Sie wurden<br />

aufwendig und liebevoll saniert und gehören heute zu den<br />

schönsten Denkmäler in Cloppenburg.<br />

Von prächtigen rot und weiß blühenden Kastanien eingesäumt<br />

hatte die untere Bahnhofstraße über viele Jahrzehnte<br />

den Hauch einer Prachtstraße. Dazu trugen auch die<br />

gepflegten Vorgärten und die teilweise mit Grünwuchs bedeckten<br />

Häuser der Bewohner bei.<br />

Die Bahnhofstraße wurde zunächst mit Kopfsteinen gepflastert<br />

und ausgebaut. Als die Straße Blaubasalt-Kleinpflaster<br />

und eine gewölbte Fahrbahn mit Klinkeranpflasterung zu<br />

beiden Seiten erhielt, wurde sie für Pferdegespanne und<br />

Radfahrer insbesondere bei feuchtem Wetter und im Winter<br />

sehr gefährlich. 1967 wurde die Pflasterung durch eine Teerdecke<br />

ersetzt und die Kastanien abgeholzt. Gerechtfertigt<br />

12<br />

Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Stadtgeschichte


Bahnhofstraße. Links Firma Gottfried Wessling Tankstelle<br />

und Lebensmittelgeschäft. Blick Richtung Stadtmitte<br />

Bahnhofstraße Haus Studienrat Engelbert Laing,<br />

Kinder von Laing und Weßling<br />

wurde dieses mit der Tatsache, dass die Wurzeln der Bäume<br />

den Zustand der Straße beeinträchtigen würden. Eine Argumentation,<br />

die zwar einleuchtet, aber der Straße viel von ihrem<br />

Flair nahm.<br />

Die Familie Anton Roter, eine der angesehensten Kaufmannsfamilien<br />

Cloppenburgs, betrieb bereits vor über<br />

hundert Jahren in Cloppenburg eine Kaffeerösterei und<br />

eine Kolonialwarengroßhandlung. Anton Roter verlegte<br />

das Lagerhaus, die Wagenremise und den Wohnsitz von der<br />

Oberen Mühlenstraße zur Bahnhofstraße. Die Bewohner der<br />

Bahnhofstraße konnten stets den Duft von geröstetem Kaffee<br />

wahrnehmen. In den siebziger Jahren stellte die Firma<br />

den Geschäftsbetrieb ein und das Lagerhaus wurde abgebrochen.<br />

Hier befindet sich seit 1983/84 eine Turnhalle. Der<br />

Familie Roter gehörte Ende des neunzehnten Jahrhunderts<br />

viel Grund und Boden an der Bahnhofstraße.<br />

Dieses sollte sich in der folgenden Zeit ändern. Heute<br />

befinden sich auf diesen Grundstücken u.a. das zwischen<br />

1915 und 1918 erbaute Clemens-August Gymnasium sowie<br />

das in den zwanziger Jahren errichtete Finanzamt/Zollamt<br />

sowie das Haus Laing. Studienrat Engelbert Laing erwarb<br />

das Grundstück von Roter Anfang der zwanziger Jahre und<br />

ließ dort zwischen 1920 und 1923 eines der markantesten<br />

und wohl auch noch heute schönsten Häuser an der oberen<br />

Bahnhofstraße erbauen. Laing war aber nicht der einzige Pädagoge<br />

des Gymnasiums, der nahe seiner Arbeitsstelle baute.<br />

Auch die Studienräte Diekmann, Varelmann und Schulrat<br />

Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Stadtgeschichte<br />

13


Häuserzeile Bahnhofstraße, Ensemble von drei Giebelhäuser,<br />

errichtet gegen 1899, als sog. Oldenburger Hundehütten<br />

Dr. Bellm errichteten jeweils ihre Privathäuser hier und komplettierten<br />

die Reihe von Pädagogen an der Bahnhofstraße.<br />

Aber nicht nur diese Berufsgruppe hatte ihr Domizil dort,<br />

auch Ärzte wie Dr. Peus, Dr. Cordes Dr. Dörschlag und Dr. Reckers<br />

hatten ihre Praxen an der oberen Bahnhofstraße.<br />

Geschäfte gab es dort wenige. Neben der Kolonialwarenhandlung<br />

Georg Weßling waren es der Herforder Bierverlag<br />

und die Kohlenhandlung Schewe-Varnhorn sowie die Brauerei<br />

St. Pauli (später Bahn- und Möbelspedition Theodor Steinkamp)<br />

die hier auf der Bahnhofstraße ihren Eiskeller anlegten<br />

und ihren Handel betrieben. Die Familie Clemens Dierkes<br />

eröffnete gegenüber vom Bahnhof einen Steinmetzbetrieb.<br />

Format: 60 x 80 mm<br />

Platzierung: Stadtgeschichte<br />

Preis: 190 EUR (netto)<br />

Ausgabe 43<br />

Anders sieht dieses an der unteren Bahnhofstraße aus.<br />

Während hier bis zu ihrer Schließung in den fünfziger Jahren<br />

die Baumaterial-, Kunstdünger-, Saatgut-, Futtermittel- und<br />

Brennstoffhandlung Badde und Sudendorf das Bild prägte<br />

und damit dem Straßenabschnitt einen mehr ländlichen<br />

Charakter gab, so wurde sie in den sechziger und siebziger<br />

Jahren des letzten Jahrhunderts zu einer belebten Geschäftsstraße.<br />

Grund dafür dürfte einmal die Ansiedlung<br />

neuer Geschäfte, wie z.B. des Modehauses Werrelmann, des<br />

Kaufhauses Ceka und des Möbel- und Einrichtungshauses<br />

Beckermann gewesen sein, des Weiteren aber auch die seit<br />

den fünfziger Jahren dort ansässige Post.<br />

Unser aktuelles<br />

Programm und<br />

Eventvorschläge<br />

gibt es hier<br />

Hotel Schlömer<br />

Bahnhofstraße 17<br />

49661 Cloppenburg<br />

Telefon<br />

14 Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Stadtgeschichte


Bahnhofstraße 1956: Postamt, Lagerschuppen von<br />

Badde und Sudendorf. Zentralhotel und Bank<br />

Die obere Bahnhofstraße mit Blick auf die Mühlenstraße<br />

Anfang 1900. Im Kreuzungsbereich zur Sevelter Straße das<br />

„Central Hotel“. Heute befindet sich hier in der Nachfolge des<br />

Hotels ein architektonisch auffällig gestaltetes Wohn- und<br />

Geschäftshaus.<br />

Ein verbindendes Glied zwischen unterer und oberer<br />

Bahnhofstraße wurde sicherlich das Kriegerdenkmal. Auf<br />

dem, von der Familie Roter gestifteten Boden, wurde Mitte<br />

der zwanziger Jahre ein Denkmal für die gefallenen des Ersten<br />

Weltkriegs errichtet. Es trug auf Steintafeln die Namen<br />

der über 300 Gefallenen der Stadt Cloppenburg. In den sechziger<br />

Jahren musste es wohl dem Zeitgeist sowie aber auch<br />

einer Neugestaltung der dortigen Straßenführung mit den<br />

umgebenen Grünanlagen weichen. Heute steht hier nach<br />

erneuter Umgestaltung des Platzes eine neuzeitliche und<br />

künstlerisch gestaltete Stele als Mahnmal. Es ist allen Opfern<br />

und Leidtragenden beider Weltkriege gewidmet, den Gefallenen<br />

und ermordeten Juden, den bei den Luftangriffen im<br />

April 1945 Getöteten sowie den auf der Flucht Umgekommenen.<br />

Es steht auch für das unendliche Leid, dass die Vertriebenen<br />

und Flüchtlinge erfahren mussten. Das heutige Mahnmal<br />

wurde vom Cloppenburger Bildhauer Prof. Paul Dierkes,<br />

Berlin, geschaffen und am 28. April 1968 feierlich eingeweiht.<br />

Es war zugleich das letzte vollendete Werk des großen Künstlers.<br />

Er starb am 25. März 1968 in Berlin.<br />

Bahnhofstraße, links Krudewig<br />

Kriegerdenkmal<br />

Obere Bahnhofstraße Werrelmann und Postamt 60er Jahre<br />

Bahnhofstraße, Firma Anton Roter<br />

Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Stadtgeschichte<br />

15


Bahnhofstraße St. Augustinus Kirche um 1964<br />

Haus von Studienrat Joseph Diekmann, rechts das Forstamt, später Dr. Hans Dörschlag<br />

Bahnhofstraße St. Augustinus Kirche um 1964<br />

Links: Bank der Deutschen Arbeit, um 1912 (heute Werrelmann)<br />

Rechts Gasthaus Schlömer, Sattler Kleene<br />

16<br />

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DAS MÜ – GANZ NEU<br />

Text // Ulla Schmitz<br />

Ein altes Haus birgt Geheimnisse, wie ganz bestimmt auch der Münsterländer Hof<br />

– besteht dieses Cloppenburger Traditionshotel doch bereits seit fast 145 Jahren…<br />

da will man gar nicht wissen, was die Wände alles so zu berichten hätten, oder doch?<br />

Nun beginnt die Geschichte ja damit, dass an diesem<br />

Platz an der Bahnhofstraße, der damaligen Prachtstraße<br />

Cloppenburgs, 1863 ein Pferdeparkhaus gebaut<br />

wurde. Gastwirt J. Christoph Reinken war der Erbauer dieses<br />

um jene Zeit tüchtig frequentierten Parkhauses – für Pferde<br />

und Kutschen eben. Die geschützt und sicher stehen mussten,<br />

während ihre Besitzer in der Stadt waren, zum Einkaufen<br />

und Schlendern. Oder zum Viehmarkt oder… Zum Abschluss<br />

des (Geschäfts-) Tages kehrte man noch in der Schankstube<br />

bei Reinken ein. Die Männer auf Bier und Korn, die Frauen auf<br />

ein Käffchen und die Kinder durften sich aus der Bonboniere<br />

bedienen.<br />

Anspruch gehobener Gastlichkeit entsprechen kann. Initiiert<br />

von und unter der Ägide von Ute Schlömer, seiner neuen Inhaberin.<br />

Doch eigentlich wollten Johann Heinrich Schröer, genannt<br />

„Meyer“ und seine Frau Anna Maria, geborene Thoben genau<br />

hier ein Hotel bauen. Das ergab sich dann endlich 1878,<br />

als Reinken das Pferdeparkhaus an Ludwig Diekmann verkauft,<br />

der aber nicht so richtig Lust auf das Ganze hatte und<br />

darum umso erfreuter war, als Schröer ihm ein Angebot<br />

machte, was er offenbar nicht ausschlagen konnte. Kaum<br />

war der Handel getan, ließen Schröers das Pferdeparkhaus<br />

abreißen und bauten das „Hotel Münsterländer Hof“ – da, wo<br />

es heute noch steht und nach vielen Jahren mehr oder weniger<br />

erfolgreicher Nutzung, endlich dem ihm zustehenden<br />

18<br />

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„Das Mü“<br />

Man kennt Ute Schlömer nicht nur als Ur-Cloppenburgerin<br />

und erfolgreiche Pächterin des Dorfkrugs im Museumsdorf,<br />

man weiß um ihren herausragenden Geschmack bei der Umsetzung<br />

ihrer Definition von Gastfreundschaft, von erstklassiger<br />

Esskultur, von Lebensstil und Wohlfühlambiente – all<br />

dies nun auch unter dem Dach des neuen Münsterländer<br />

Hofes. Von den Gästen und Liebhabern schon heute, nur wenige<br />

Wochen nach der Neueröffnung Anfang Januar 2022,<br />

„das Mü“ genannt.<br />

Die auch bildlich Einzug gehalten hat in das Ambiente des<br />

traditionellen Hotels und Restaurants. Mit der einzigartigen<br />

Landschaft eines Reviers in seiner lichten, baumbestandenen<br />

Abgeschlossenheit oder den „Ahlhorner Fischteichen“,<br />

den „Bührener Tannen“, der „Dose“ und weiteren Naturereignissen<br />

des Südoldenburgischen. Auf eindrucksvoll künstlerische<br />

Weise in die Räume des Münsterländer Hofes geholt,<br />

fotografisch komplettiert mit Fotos von Willi Rolfes.<br />

Gäste und Liebhaber? Dazu gibt es lediglich zu sagen, dass<br />

jene, die zunächst als Gäste kamen, nun Liebhaber „des Mü“<br />

sind. Die Reservierungslisten sprechen diese Sprache so eindeutig,<br />

dass man jetzt bereits etliche Tage im Voraus einen<br />

Tisch buchen muss – den Lieblingstisch noch früher.<br />

Lebensqualität ist gutes<br />

Leben ist Erstklassigkeit<br />

Wobei diese ersten Wochen eigentlich als Testphase gedacht<br />

waren, dafür, wie die Gäste – die Liebhaber – das Bewirtungskonzept<br />

des Restaurants annehmen würden. Das<br />

sich ausschließlich auf erstklassige Lebensmittel beruft. Und<br />

zwar so konsequent, dass ein Abweichen von dem bewusst<br />

gewählten, hohen Standard unter keinen Umständen stattfinden<br />

wird. Auch, wenn darum aus einigen, wenigen Gästen<br />

so schnell keine Liebhaber „des Mü“ werden – auf die längere<br />

Sicht wird die Qualität der Gastronomie im Münsterländer<br />

Hof all jene überzeugen, denen Lebensqualität sich getreu<br />

dem Anspruch von „gutem Leben“ über die erstklassigen Zutaten<br />

dazu erschließt.<br />

Was in diesem Zusammenhang bedeutet, dass auch die<br />

kulinarischen Zutaten nur von ausgesuchter Herkunft sein<br />

können – für Ute Schlömer und ihr „Mü-Team“ idealerweise<br />

aus den Schweine- und Rindfleischangeboten von Bauer &<br />

Metzger bedient oder mit den ausgesucht, nachhaltig und<br />

vorsichtig produzierten Delikatessen, die von Transgourmet<br />

Ursprung vertrieben werden. Neben dem saisonal vertriebenen<br />

Bio-Gemüse aus ausgewählten Bio-Höfen, werden im<br />

„Mü“ diese unfassbar dicken „Black Tiger“-Garnelen aus den<br />

Mangrovenwäldern Vietnams serviert. Oder dieser unglaublich<br />

schmackhafte Thunfisch aus den Westfjorden Islands<br />

oder das Fleisch vom Haschenbrocker Landschwein oder<br />

Wild aus – halt, das Wild kommt zur Saison wahrscheinlich<br />

aus der Umgebung des Oldenburger Münsterlandes, denn<br />

für Ute Schlömer bedeutet die Wiederbelebung des Münsterländer<br />

Hofes in Cloppenburg nicht zuletzt auch eine<br />

Hommage an unsere Heimat.<br />

„Wir bleiben!“<br />

Das und die vielen liebevollen Details in jeder Facette des<br />

„Mü“ stilisieren den altehrwürdigen Münsterländer Hof zu<br />

einem Gesamtwerk mitten in Cloppenburg, mit den vornehmen<br />

Werten ehrlicher, weil unverfälschter Gastkultur – im<br />

Heute. Die abgerundet wird von einer Weinkarte, die keinen<br />

auch noch so international verwöhnten Gourmet unbefriedigt<br />

lässt, was selbstverständlich auch für die besten, auffindbaren<br />

Biergenüsse gilt, einschließlich dem „Wilden Wasser“<br />

von Lütts oder oder…<br />

Willkommen im „Mü“, auf dem Weg vom Gast zum Liebhaber<br />

dieses kulinarischen Highlights in Cloppenburg und<br />

freuen Sie sich darauf eine ganze Welt voller ursprünglicher<br />

und kulinarischer Geheimnisse zu entdecken!<br />

Münsterländer Hof<br />

Bahnhofstraße 30<br />

49661 Cloppenburg<br />

0 44 71 / 70 20 70<br />

info@muensterlaenderhof.de<br />

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19


PORTRAIT<br />

PROF. DR. CHRISTINE AKA<br />

Text // Sigrid Lünnemann<br />

Im Büro von Prof. Dr. Christine Aka, Geschäftsführerin des<br />

vor drei Jahren gegründeten Instituts für Kulturanthropologie<br />

des Oldenburger Münsterlandes (KAI), fällt ein<br />

Foto besonders auf. Es zeigt die jugendliche Christine Aka an<br />

der Seite eines Stammes-Königs im westafrikanischen Togo,<br />

der sie in einer feierlichen Zeremonie zur Prinzessin ernennt.<br />

Einige Jahre später wird er auch seine Tochter Christine nennen.<br />

Ihre Namenspatin ist Prof. Dr. Christine Aka.<br />

Dahinter steckt eine spannende Geschichte: Die gebürtige<br />

Visbekerin war in ihrer Jugend Mitglied der Katholischen<br />

Landjugend, die zahlreiche Veranstaltungen und Aktionen<br />

organisierte. Bekannt waren vor allem die großen Togo-<br />

Feten, die seit 1972 alle zwei Jahre stattfanden und an die<br />

sich bis heute viele in Ehren ergraute Südoldenburger*innen<br />

noch immer gerne erinnern.<br />

Togo-Feten und Prinzessinnen-Titel<br />

Die Einnahmen der Togo-Feten waren für soziale Projekte<br />

im afrikanischen Togo bestimmt. Den Organisatoren der<br />

Landjugend war es wichtig, dass die Hilfe direkt vor Ort ankam.<br />

Bei einem ihrer Besuche vor Ort stellte sich heraus, dass<br />

der dortige Regional-König dringend einen Herzschrittmacher<br />

benötigte. Da der Familie das notwendige Geld fehlte,<br />

organisierte Christine Aka gemeinsam mit ihren Vorstandskollegen<br />

die Fahrt ins weit entfernte Krankenhaus und unterstützte<br />

auch die medizinische Versorgung finanziell. Aus<br />

Dankbarkeit wurde Christine Aka mit dem Prinzessinnen-Titel<br />

geehrt.<br />

Nach dem Abitur zog es die gebürtige Visbekerin, wie viele<br />

Schulabgänger aus der Region, zunächst in die Ferne. Trotzdem<br />

hielt sie engen Kontakt mit ihrem alten Freundeskreis<br />

und zog vor zehn Jahren wieder zurück in die alte Heimat.<br />

Hier hat sie auch ein neues Hobby für sich entdeckt und ist<br />

seit drei Jahren Mitglied in einer Erwachsene-Bläser-Gruppe,<br />

wo sie Waldhorn spielt. Da Corona das gemeinsame Üben<br />

und Auftritte unmöglich machte, organisierte die Gruppe in<br />

der Adventszeit spontan einen kleinen musikalischen Rundgang<br />

durch das Dorf und spielte – vielleicht noch nicht perfekt,<br />

aber mit viel Spaß – Weihnachtslieder.<br />

Aber zunächst zog es Christine Aka aus dem Oldenburgischen<br />

Münsterland fort. Nach dem Abitur studierte sie an der<br />

Westfälischen Wilhelms-Universität Münster Volkskunde,<br />

heute umbenannt in Kulturanthropologie, und Geschichte.<br />

Nach Promotion und Habilitation folgten Lehrtätigkeiten als<br />

Professorin für Kulturanthropologie an den Universitäten in<br />

Münster, Regensburg, Bonn und Mainz.<br />

20<br />

Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Portrait


Prinzessin Christine<br />

Neue Trauerorte als Habilitationsthema<br />

Bei der Wahl ihres Promotions-Themas zeigte sich die<br />

enge Verbundenheit mit ihrer Heimatregion. So erforschte<br />

sie, wie und aus welchen Gründen sich die Totenbildchen in<br />

Südoldenburg in den letzten 150 Jahren verändert haben.<br />

Während es heute kleine Erinnerungsbildchen sind, waren<br />

es früher Andachts- und Gebetsblätter, mit denen zum Gebet<br />

für die Seele des Verstorbenen aufgefordert wurde. Dem<br />

Thema „Tod und Trauer“ blieb sie als Forschungsgebiet treu.<br />

In ihrer Habilitationsschrift „Unfallkreuze – Trauerorte am<br />

Straßenrand“ analysierte sie erstmals wissenschaftlich die<br />

Bedeutung von Unfallkreuzen am Straßenrand als neue Form<br />

der Trauerbewältigung. Dazu führte sie zahlreiche Interviews<br />

mit Angehörigen von Unfallopfern und machte deutlich, wie<br />

Menschen neue Formen von Trauerbewältigung in den Alltag<br />

integrieren und sich neue Trauerrituale entwickeln. Dieses<br />

emotionale Thema erweckte reges Interesse und führte<br />

zu Interviews in zahlreichen Radiosendern und TV- Shows<br />

wie Stern TV, damals noch mit Günther Jauch.<br />

Bereits in Zusammenarbeit mit dem Museumsdorf Cloppenburg<br />

entstand das Buch „Bauern, Kirchen, Friedhöfe<br />

– Sachkultur und bäuerliches Selbstbewusstsein in der Wesermarsch<br />

vom 17. bis 19. Jahrhundert“, in dem die regionale<br />

Beerdigungskultur und das traditionelle Totengedächtnis<br />

eine große Rolle spielte. Im Zuge dieses Projektes entstand<br />

auch die Idee, eine Forschungsstelle in Cloppenburg zu etablieren,<br />

die sich mit der Kulturgeschichte der Region befasst.<br />

„Aus historischen Gründen war die Region als Niederstift immer<br />

eng mit Münster und auch der dortigen Universität verbunden.<br />

Diese enge Verbundenheit und das Bewusstsein für<br />

die Bedeutung des Niederstifts ist in den letzten Jahrzehnten<br />

aber weitestgehend verlorengegangen. Daher setzen<br />

sich weder die nordrheinwestfälischen noch die niedersächsischen<br />

kulturanthropologischen Forschungsstellen intensiv<br />

mit unserer Region auseinander“, erläutert Prof. Dr. Aka die<br />

Sonderstellung des Oldenburger Münsterlandes.<br />

KAI erforscht das Alltagsleben im Oldenburger<br />

Münsterland<br />

Aus diesen Überlegungen heraus entwickelte sie gemeinsam<br />

mit Prof. Dr. Uwe Meiners, dem damaligen Leiter des<br />

Cloppenburger Museumsdorfes, die Idee zur Gründung des<br />

Kulturanthropologischen Instituts Oldenburger Münsterland<br />

(KAI). Sie fanden Unterstützung in der Politik und beim Präsidenten<br />

der Uni Vechta. Seit 2020 hat das Institut unter der<br />

Leitung von Prof. Dr. Christine Aka seinen Sitz im ehemaligen<br />

Wärterhaus des Museumsdorfes an der Museumsstraße. Um<br />

sich mit ganzer Energie dem neuen Projekt widmen zu können,<br />

gab die Kulturanthropologin ihre universitäre Tätigkeit<br />

an der Uni Mainz weitgehend auf und widmet sich nun ganz<br />

der Leitung des Instituts und den dortigen Forschungsprojekten.<br />

Gemeinsam mit dem wissenschaftlichen Mitarbeiter Dr.<br />

Thomas Schürmann sowie mit Unterstützung von zwei Volontär*innen<br />

untersucht Prof. Dr. Christine Aka das Alltagsleben<br />

im Oldenburger Münsterland. Die kulturellen Besonderheiten<br />

und Traditionen stehen dabei ebenso im Fokus wie<br />

aktuelle Probleme und Herausforderungen.<br />

Kohltouren und Schachtelkranz wissenschaftlich<br />

analysiert<br />

So ging unter anderem Malaika Winzheim in ihrem zweijährigen<br />

Volontariat der Frage nach, wie junge Menschen<br />

in der Region feiern und in welcher Form Bräuche wie das<br />

Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Portrait<br />

21


Das Kulturanthropologische Institut<br />

Oldenburger Münsterland (KAI)<br />

mit seinem Sitz im ehemaligen<br />

Wärterhaus des Museumsdorfes<br />

an der Museumsstraße.<br />

Ein-Mehlen zum 16. Geburtstag, Schachtelkranz, Klinkenputzen,<br />

Storch aufstellen oder gemeinsame Kohltouren und<br />

Vereinsaktivitäten in der Region als sozialer Kitt fungieren.<br />

Anhand vieler Bilder und Interviews hat sie die hiesige Festkultur<br />

zusammengetragen und wissenschaftlich analysiert.<br />

Zum Thema Strukturprobleme der Landwirtschaft interviewte<br />

Dr. Thomas Schürmann 38 Familien aus der regionalen<br />

Landwirtschaft. Mit Blick auf die aktuelle Stellung der<br />

Landwirtschaft in der Gesellschaft erzählen die Familien<br />

über ihre persönlichen Herausforderungen, Entscheidungen<br />

und Zielsetzungen und zeigen damit auch die Chancen und<br />

Probleme der regionalen Landwirtschaft auf, die aktuell an<br />

einem Wendepunkt steht.<br />

Aktuelles Forschungsthema:<br />

Missionarinnen aus der Region<br />

Prof. Dr. Aka selbst steckt augenblicklich tief in einem<br />

neuen Forschungsprojekt, das in gewisser Weise den Kreis<br />

zu ihrem früheren sozialen Engagement bei der Landjugend<br />

schließt. Viele dieser Hilfsprojekte entstanden in der<br />

Nachkriegszeit durch den Kontakt zu katholischen Missionarinnen<br />

und Missionaren, die aus Südoldenburg in die Welt<br />

gezogen waren und regelmäßig in ihren Heimatgemeinden<br />

um Spenden baten. Aktuell recherchiert sie intensiv über das<br />

Leben und Arbeiten der jungen Südoldenburgerinnen, die<br />

als Missionarinnen weit entfernt von der Heimat aktiv waren.<br />

Viele von ihnen hielten durch langjährigen Briefwechsel den<br />

Kontakt zu ihren Familien aufrecht, auch wenn gegenseitige<br />

Besuche kaum möglich waren. Zahlreiche Nonnen engagierten<br />

sich stark in sozialen Projekten und warben in ihren alten<br />

Heimatgemeinden intensiv um Unterstützung für den Bau<br />

und die Unterhaltung von Schulen oder Krankenhäusern.<br />

„Mich hat immer geärgert, dass es viel Literatur über Pastöre<br />

und Geistliche aus der Region gibt, aber über das Leben<br />

der Nonnen und Missionarinnen gibt es gar nichts! Dabei<br />

stammen aus der Region etwa 300 Missionarinnen, die<br />

auf der ganzen Welt tätig waren. Über sie aber sind in den<br />

gängigen Chroniken kaum Informationen zu finden“, erklärt<br />

Prof. Dr.Aka die Schwierigkeiten zur Recherche über ihr neuestes<br />

Forschungsthema.<br />

Briefe erzählen von einem bewegten Leben<br />

Durch persönliche Kontakte und zahlreiche Interviews mit<br />

Verwandten konnte sie bereits Briefe und Fotos von ungefähr<br />

40 Missionarinnen aus der Region digital archivieren<br />

und analysieren. Die Dokumente schlummerten oft seit Jahrzehnten<br />

unbeachtet auf Dachböden oder in Fotoalben und<br />

sind für die Kulturanthropologin unschätzbare Quellen. Sie<br />

erzählen direkt und eindrucksvoll über das Leben der Nonnen<br />

in der Mission und geben einen spannenden Einblick in<br />

ein von der historischen Forschung bisher kaum beachtetes<br />

Thema. Aber die Zeit drängt, viele der Missionarinnen, die<br />

vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg – auch aus Abenteuerlust<br />

– in die Mission gingen, sind mittlerweile hochbetagt<br />

oder verstorben. Einige Nonnen, mit denen Dr. Aka bereits<br />

Kontakt aufgenommen hatte, sind leider in den vergangenen<br />

Monaten in Brasilien oder Indien an Corona verstorben.<br />

„Ich habe total interessante Gespräche geführt und Lebensgeschichten<br />

erfahren, die mich stark beeindruckt haben.<br />

Viele dieser Frauen waren durchsetzungsfähige Persönlichkeiten,<br />

richtige Managertypen. Sie sind in die Mission<br />

gegangen, weil sie etwas erleben und bewegen wollten.<br />

Sie wollten nicht zuhause sitzen und Hausfrau und Mutter<br />

werden“, zeigt Christine Aka sich stark beeindruckt von der<br />

Willenskraft dieser Frauen, die sich in einer Zeit ohne Telefonkontakte<br />

oder der Möglichkeit einer schnellen Rückreise,<br />

für diesen Weg in die Ungewissheit entschieden. Die meisten<br />

Nonnen waren sehr jung und hatten ihre Heimatgemeinden<br />

zuvor kaum verlassen. Auf Fotografien, die sie erhalten hat,<br />

ist zu sehen, wie sie winkend an der Reling eines Passagierschiffes<br />

stehen und mit einem Lächeln und voller Tatendrang<br />

in exotische und für sie vollkommen fremde Länder und<br />

Kulturen aufbrachen. Sie traten diese Reisen in dem festen<br />

Bewusstsein an, dass sie ihre Heimat und ihre Familien nie<br />

wiedersehen werden. Heimaturlaub gab es damals für diese<br />

Nonnen nicht.<br />

Globale Vernetzung auch ohne digitale<br />

Medien<br />

Die Forschungsarbeit von Prof. Christine Aka zeigt aber,<br />

dass diese Frauen trotz der Entfernung und der zumeist jahrzehntelangen<br />

Abwesenheit per Briefwechsel stets mit ihrer<br />

22<br />

Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Portrait


Familie und der Region Südoldenburg in Kontakt blieben. Wie<br />

stark die globale Vernetzung war, wird exemplarisch am Leben<br />

zweier Schwestern aus Vechta deutlich. Sie traten zur Zeit des<br />

ersten Weltkriegs ins Kloster ein und wurden beide Missionarinnen.<br />

Während die eine Schwester nach Samoa geschickt<br />

wurde, wurde ihre Schwester Oberin in einem Krankenhaus<br />

auf Island. Daraus ergab sich ein reger Briefwechsel zwischen<br />

Vechta, Samoa und Island. Die Nonnen schickten auch dicke,<br />

handgestrickte Pullover aus Island zu ihrer Familie nach Vechta<br />

und aus Samoa gab es Pakete mit dem begehrten Kaffee.<br />

In den Briefen der Missionarinnen aus der ganzen Welt gibt<br />

es für die Kulturanthropologin noch viele weitere spannende<br />

Lebensgeschichten zu entdecken, über die sowohl ein Buch<br />

als auch eine Ausstellung im Cloppenburger Museumsdorf geplant<br />

sind. Ein genauer Termin steht noch nicht fest. Wer aber<br />

noch Briefe oder Fotos zu diesem Thema zur Verfügung stellen<br />

möchte, kann sich gerne bei Prof. Dr. Aka melden.<br />

Institut für Kulturanthropologie des<br />

Oldenburger Münsterlandes e.V.<br />

Museumstraße 25<br />

49661 Cloppenburg<br />

Tel. (04471) 7010 661<br />

E-Mail: info@kai-om.de<br />

Das Kulturanthropologische Institut Oldenburger<br />

Münsterland (KAI) wurde 2018 gegründet und erforscht<br />

die historische und aktuelle Kultur der Region.<br />

Dadurch sollen auch Informationen gewonnen werden,<br />

die helfen, Klischees zu hinterfragen, vorhandene<br />

Vorurteile abzubauen und die Region zukunftsfähig<br />

zu machen. Zur Finanzierung des Projektes wurde ein<br />

Verein gegründet, der von beiden Landkreisen Cloppenburg<br />

und Vechta getragen wird und per Kooperationsvertrag<br />

als sogenanntes An-Institut mit der Universität<br />

Vechta verbunden ist. Mitglieder des Vereins sind<br />

zudem der Heimatbund, die Bernhard Remmers-Akademie,<br />

die Anna und Heinz von Döllen-Stiftung, die<br />

Niedersächsische Kommission für Volkskunde und der<br />

Heimatbund Oldenburger Münsterland.<br />

Bisherige KAI-Veröffentlichungen<br />

Malaika Winzheim, Zusammen ist man nicht allein –<br />

wie junge Menschen feiern, Schriften zur Alltagskultur<br />

im Oldenburger Münsterland, Band 1, Verlag des Museumsdorfs<br />

Cloppenburg 2020 ISBN 978-3-938061-44-2.<br />

12,90 Euro<br />

Thomas Schürmann, Höfe vor der Nachfolge – Landwirtschaft<br />

und bäuerliches Selbstverständnis im Oldenburger<br />

Münsterland, Schriften zur Alltagskultur im<br />

Oldenburger Münsterland, Band 2, Verlag des Museumsdorfs<br />

Cloppenburg 2021, ISBN 978-3-938061-45-9.<br />

24,80 Euro<br />

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23


ANZEIGE<br />

Das rawe hörzentrum in der Resthauser Straße 5<br />

„rawe hörzentrum“<br />

in Cloppenburg<br />

Text // Beate Deeken<br />

Das Knirschen kleiner Steinchen unter Autoreifen, raschelndes<br />

Zeitungspapier oder das sanfte Rauschen des<br />

Windes – selbst wenn alles still scheint, sind wir umgeben<br />

von Geräuschen. Tag und Nacht. Geräusche machen keine<br />

Pause. Das menschliche Ohr auch nicht.<br />

„Unsere laute Gesellschaft ist eine echte Herausforderung<br />

für das Ohr“, sagt Hörakustikmeister Leo Wessels, Inhaber<br />

des „rawe hörzentrum“ in Cloppenburg. Ständige Berieselung<br />

mit Musik, Straßenverkehr und lautstarke Unterhaltungen<br />

verlangen diesem kleinen Wunderwerk einiges ab. So<br />

kommt es, dass sich beim menschlichen Ohr immer früher<br />

Schädigungen zeigen.<br />

Das Ohr – ein Wunderwerk<br />

Das Ohr kann in seiner unversehrten Form Töne von 20 bis<br />

20.000 Herz wahrnehmen. Unser Sprachbereich spielt sich<br />

allerdings nur im Bereich von 250 bis 4000 Herz ab. Hohe<br />

Töne werden dabei im vorderen Bereich der Hörschnecke,<br />

tiefe Töne im hinteren identifiziert. Bei Hörschäden gehen<br />

zuerst die hohen Töne verloren. Töne im Ohr? Nicht wirklich.<br />

Das Ohr nimmt Schallwellen auf. Diese werden in elektrische<br />

Impulse umgewandelt, die über die Nerven ins Gehirn gelangen.<br />

Dort wird erst bewertet, ob es sich um Sprache, Musik<br />

oder Signale handelt und ob diese laut oder leise sind.<br />

Hörschäden sind keine Frage des Alters<br />

Unser Gehör gibt uns Orientierung im Raum, lässt uns teilhaben<br />

am gesellschaftlichen Leben und hält unser Gehirn<br />

auf Trab. Umso erstaunlicher, dass viele Menschen sich bei<br />

einer Hörminderung keine Hilfe suchen. Woran das liegt,<br />

weiß Hörspezialist Wessels. „Viele glauben, eine verminderte<br />

Hörleistung hänge mit dem Alter zusammen. Es gibt diese<br />

Vorstellung, dass nur alte Menschen schlecht hören.“ Dass<br />

dem nicht so ist, zeigen die Daten der 67-jährigen Firmengeschichte.<br />

Die jüngsten Kunden des Hörzentrums sind vier<br />

Jahre alt, die älteste Kundin war 101. Die Auslöser für Hörschäden<br />

sind vielseitig. Nicht alle haben die Hörminderung<br />

im Laufe des Lebens erworben. Einige wurden so geboren.<br />

Andere erlitten plötzliche Schädigungen durch laute Knalle<br />

in Ohrnähe oder setzten ihr Ohr ungeschützt für längere Zeit<br />

hohem Lärm aus.<br />

Wessels schätzt die Zahl der unversorgten Hörschäden in<br />

Deutschland auf etwa 5,8 Millionen. Viele davon sind nicht<br />

so gravierend, als dass es eine ernste Beeinträchtigung wäre.<br />

24<br />

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Konzentration beim Hörtest<br />

Ergebnisse werden genauestens analysiert<br />

Daher glauben die Betroffenen, es ginge schon noch ohne<br />

Hörgerät. „Das ist ein Trugschluss“ betont der Hörakustikmeister.<br />

Man weiß heute, je früher ein Hörschaden versorgt<br />

wird, desto besser kommt der Mensch damit zurecht. Das<br />

liegt insbesondere an der komplexen Funktionsweise des<br />

Ohres in Verbindung mit dem Gehirn. Diese Gehirnleistung<br />

beim Hören muss die äußerst filigrane Technik, die in Hörgeräten<br />

verbaut ist, nutzen. So ist insbesondere in der ersten<br />

Zeit der Anpassung eines Hörgerätes das Gehirn gefordert.<br />

Es muss lernen. Und je früher das geschieht, desto besser.<br />

Heißt: je früher man bei einer Hörminderung ein Hörgerät<br />

bekommt, desto leichter wird die Umstellung und desto höher<br />

der Gewinn an Lebensqualität.<br />

Zufriedene Kunden sind das Ziel<br />

Leo Wessels sitzt an seinem Schreibtisch im Hörzentrum in<br />

der Resthauser Straße 5. Auf Werbung von Hörgeräteherstellern<br />

wird bewusst verzichtet. „Es kommt doch darauf an, jeder<br />

Person die bestmögliche Lösung für die Ohren anzubieten,“<br />

erklärt Wessels die Philosophie von „rawe hörzentrum“.<br />

Die Bedürfnisse der Kund*innen stehen im Mittelpunkt. Er<br />

und sein Team können unter allen verfügbaren Hörgeräten<br />

von allen Herstellern wählen. Was geeignet ist, entscheidet<br />

sich im individuellen Gespräch mit den Kunden und der genauen<br />

messtechnischen Untersuchung des Ohres, sowie des<br />

persönlichen Empfindens. Die Anpassung eines Hörgerätes<br />

ist sehr aufwändig und erfordert einige Termine zur Einstellung<br />

der Technik. Das Gespräch ist dabei sehr wichtig.<br />

Wenn Kund*innen nach zwei Wochen von seltsamen Geräuschen<br />

im Auto berichten, wird gemeinsam danach gesucht.<br />

Dann findet der Termin eben im Auto statt. Manchmal<br />

stellt sich heraus, dass es sich um ganz normale Fahrgeräusche<br />

handelt, die das Ohr aufgrund der Schädigung vorher<br />

nicht mehr wahrgenommen hat. Es gibt einige Geräusche,<br />

berichtet Leo Wessels, die die Kund*innen gar nicht mehr<br />

hören wollen, weil es ohne sie ganz angenehm ist, Windgeräusche<br />

zum Beispiel. Aber sie gehören dazu.<br />

Der Servicegedanke wird im „rawe hörzentrum“ großgeschrieben.<br />

Vor-Ort-Termine zur Anpassung sämtlicher elektronischer<br />

Geräte, Fernseher und Telefon zum Beispiel, zählen<br />

genauso dazu, wie die Tasse Kaffee oder Tee.<br />

Anpassung erfolgt in vielen Sitzungen und Schritten<br />

Die Geschichte<br />

Die Faszination für Technik und Menschen und ein glücklicher<br />

Zufall brachten vor 67 Jahren den Gründer Hans Rawe<br />

auf die Idee, Hörgeräte anzupassen. Damals, in den frühen<br />

50er Jahren, wurde der Fernsehtechniker zu einem Kunden<br />

gerufen, dessen Fernseher defekt war. Als er im Wohnzimmer<br />

des Kunden seinen schweren Werkzeugkoffer abstellte,<br />

machte er ordentlich Krach. Der Sohn des Hauses, der im<br />

gleichen Zimmer spielte, reagierte darauf nicht. „Er sei kein<br />

guter Schüler“, erfuhr Rawe von dem Vater, doch machte<br />

das Verhalten des Jungen ihn stutzig. Und nachdem er eine<br />

Weile überlegt hatte, kam ihm der Gedanke, dass der Kleine<br />

wohl eine Hörschädigung habe. Der Junge bekam aufgrund<br />

dessen sein erstes Hörgerät, das ganze Erlebnis aber<br />

war auch für Hans Rawe wegweisend. 1955 gründete er ein<br />

Spezialgeschäft für Hörgeräte in Cloppenburg. Von Anfang<br />

an mit dabei: seine Frau und heutige Seniorchefin Annemarie.<br />

Sie kümmerte sich um die Bücher der Firma und unterstützt<br />

bis heute mit 92 Jahren immer noch gerne die Arbeit<br />

in der Buchhaltung. Auch Tochter Susanne konnte sich für<br />

die Technik am menschlichen Ohr begeistern. Sie ließ sich in<br />

Bremen zur Hörakustikerin ausbilden, um anschließend im<br />

Geschäft – damals am Capitol in Cloppenburg – zu arbeiten<br />

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25


und es Ende der 90er Jahre zu übernehmen. Ihre gute Arbeit<br />

sprach sich herum, so dass sie viel zu tun hatte. Als Ehemann<br />

Leo Wessels, selbst Hörakustikmeister, 2001 in den Betrieb<br />

einstieg, mussten dringend neue Räume gefunden werden.<br />

Mehr Platz für Beratung und Anpassung, mehr Parkfläche,<br />

zusätzliche qualifizierte Mitarbeiter*innen.<br />

Seit November 2011 findet man das Hörzentrum am jetzigen<br />

Ort in der Resthauser Str. 5. Bis zum plötzlichen Tod<br />

von Susanne Rawe-Wessels im Jahr 2015 setzte sie gemeinsam<br />

mit ihrem Mann Leo Wessels das Konzept der Kundenorientierung<br />

um. In diesem Sinne wird das Hörzentrum bis<br />

heute von Leo Wessels und seinem Team weiter geführt und<br />

-entwickelt. Heute nehmen sich fachlich spezialisierte Mitarbeiterinnen<br />

und ein Auszubildender in vier Anpassräumen<br />

Zeit für ihre Kund*innen. Das Angebot ist umfangreich: ob<br />

Hörakustik, Pädakustik, Audio-Therapie, Tinnitus-Beratung,<br />

Soundfield oder Sonderwünsche – immer steht die intensive,<br />

persönliche Beratung unter Berücksichtigung individueller<br />

Möglichkeiten und Wünsche im Vordergrund.<br />

Positiver Blick nach vorne<br />

Auch an die Nachfolge ist bereits gedacht. Eine angestellte<br />

Hörakustik-Meisterin, derzeit mit der Filialleitung in Garrel<br />

betraut, wird in den nächsten Jahren das komplette Unternehmen<br />

schrittweise übernehmen. Eine weitere Akustikerin<br />

absolviert zurzeit die Meisterschule. Sie spezialisiert sich auf<br />

die Betreuung von Kindern und die Nachbetreuung von Kunden<br />

mit Implantaten.<br />

Der Junge von damals blieb übrigens bis zum Lebensende<br />

Kunde des familiär geführten Unternehmens „rawe hörzentrum“<br />

Cloppenburg.<br />

Eigenwillige Eigenheime<br />

Der Wunsch nach Individualität treibt in der Architektur<br />

mitunter bizarre Blüten. Wenn Bauherren ihre gesamte Kreativität<br />

aufbringen, entstehen „Eigenwillige Eigenheime“ –<br />

Wohnobjekte, die einen Platz im Buch der Bausünden von<br />

Turit Fröbe redlich verdient haben. Ob bayrisches Alpenidyll<br />

oder toskanisches Landhaus mitten in der Berliner Vorstadt<br />

oder schlossartige Säulenportale, die ein eher schlichtes<br />

50erJahre-Siedlungshaus erdrücken – Turit Fröbe hat anhand<br />

zahlreicher Fotos eine bemerkenswerte Auswahl an skurrile<br />

Eigenheime zusammengetragen, die sie mit Humor und viel<br />

Sympathie zur Bausünde präsentiert.<br />

Eine Hommage an die gute Bausünde und die kreative Architektur,<br />

denn langweilig kann schließlich jeder. Die Architekturhistorikerin<br />

macht eins deutlich: Gute Bausünden sind<br />

Unikate, die den Bummel durch unsere Städte erst interessant<br />

machen. Schlechte Bausünden sind jedoch die lieblosen<br />

und charakterlosen Einheitsbauten, die Städte und Siedlungen<br />

langweilig und austauschbar machen. Eine besondere<br />

Liebe hat sie zu den „Schizohäuser“ entwickelt. Doppel- oder<br />

Reihenhäuser, bei denen die Bewohner weder Kosten noch<br />

Mühen gescheut und vor allem die gesamte Produktpalette<br />

eines gut sortierten Baumarktes genutzt haben, um sich von<br />

ihren Nachbarn abzugrenzen.<br />

Beim Gang durch Städte und Siedlungen trifft die Autorin<br />

immer wieder auf erstaunliche Eigenheime. Einige Bauherren<br />

konnten sich nicht für eine bestimmte Dachform entscheiden<br />

und beschlossen daher konsequenterweise, einfach alle<br />

möglichen Varianten auf einem Dach zu vereinen. Andere errichteten<br />

monumentale Portale vor ihren Häusern, auf die so<br />

mancher Schlossherr neidisch wäre. Und wenn kein Platz für<br />

ein Dach oder einen attraktiven Anbau vorhanden ist, gibt<br />

es ja immer noch die Möglichkeit, sich eine schöne Bausünde<br />

auf die ansonsten triste Fassade zu malen – und Bauherrn<br />

machen davon gerne Gebrauch. Der Vorteil: So kann eine<br />

Bausünde schnell und ohne viel Aufwand je nach Mode und<br />

Geschmack in eine neue Bausünde verwandelt werden.<br />

Beim Blick in so manchen Vorgarten wird es jedoch gruselig.<br />

Schotterstein und Pflastersteine lassen außer einer<br />

akribisch in Form gestutzten Zypresse keinen Lebensraum<br />

– auch nicht für das kleinste bisschen Natur. Umrahmt wird<br />

das Ganze durch Stein-Gabionen oder Plastikzäune mit aufgedruckten<br />

Naturelementen. Hier kann, dank pflegeleichter<br />

Fototapete, zwischen immergrünem Efeu, exotischem Bambus<br />

oder doch der aufgedruckten Gartenmauer gewählt<br />

werden. Schön zu sehen, dass zumindest Gartenzwerge oder<br />

exotische Plastiktiere hier einen neuen Lebensraum gefunden<br />

haben.<br />

Mit ihren humorvollen Kommentaren bricht Turit Fröbe<br />

eine Lanze für die persönliche Bausünde und macht Hoffnung<br />

auf weitere architektonische Glanzstücke: „Es ist nie<br />

zu spät! Jedes beliebige Gebäude lässt sich auch nachträglich<br />

noch in den Stand einer Bausünde erheben, sei es durch<br />

Anbau, Umbau, Überformung, Dekoration oder Bemalung.“<br />

sil<br />

Turit Fröbe, Eigenwillige Eigenheime<br />

Die Bausünden der anderen<br />

160 Seiten, 160 farbige Abbildungen<br />

Dumont Verlag 2021, ISBN 978-3-8321-9992-0<br />

20,00 Euro<br />

26<br />

Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Buchtipp


Azubigewinnung neu denken<br />

Text und Fotos// Kreishandwerkerschaft Cloppenburg<br />

Mit dem Wandel der Generationen gestaltet sich auch die Suche nach<br />

Auszubildenden schwieriger. Die Zahl derer, die sich nach dem Schulabschluss<br />

für den Weg einer Ausbildung entscheiden, sinkt kontinuierlich.<br />

Der Wettbewerb um die verbliebenen Azubis wird dadurch Jahr für Jahr härter.<br />

Mit dem Einstieg der Generation Z (1996-2010) gestaltet sich die Ausbildungssuche<br />

von Grund auf neu: denn das Unternehmen bewirbt sich heute bei den<br />

Ausbildungssuchenden.<br />

Was macht die Generation Z so besonders?<br />

Die Jugendlichen sind mit dem Internet und der Digitalisierung aufgewachsen<br />

und haben dadurch ein stark ausgeprägtes Interesse an diesen Themen. Sie<br />

möchten in Ihrem Arbeitsumfeld nicht weniger digitalisiert sein, als sie es privat<br />

sind. Die Jugendlichen sind permanent online und informieren sich auch zum<br />

Thema Ausbildung und Berufswahl im Netz. Was sie im Internet nicht finden, ist<br />

für diese Generation nicht existent und uninteressant. Wer also als Ausbildungsbetrieb<br />

versucht, Azubis zu finden, wir ohne Firmenwebsite und Social Media<br />

ganz schnell an seine Grenzen stoßen.<br />

Die Jugendlichen dieser Generation sehen die Eltern als starke Vorbilder und<br />

Ansprechpartner in allen Belangen – so auch bei der Berufswahl. Das Angebot<br />

des Ausbildungsbetriebes muss heutzutage gleich zwei Zielgruppen ansprechen,<br />

um wahrgenommen zu werden.<br />

Jugend schon früh abholen und binden<br />

Insbesondere das Handwerk muss gelebt und erlebt werden. Durch Praktika<br />

und Schnuppertage oder Kooperationsprojekte mit Schulen können Betriebe die<br />

Zielgruppe direkt erreichen, überzeugen und für eine Ausbildung an sich binden.<br />

Dieser Ablauf gibt der Jugend eine Sicherheit und wichtige Grundlage für die<br />

darauffolgende Zeit und kann im Idealfall den Bewerbungsprozess, welcher für<br />

viele Jugendliche einschüchternd wirkt, nehmen.<br />

Bewerbungsverfahrung umdenken und digitalisieren<br />

Auch das gesamte Bewerbungsverfahren sollte heutzutage im Idealfall online<br />

ablaufen: Unternehmen veröffentlichen ihr Stellenangebot in Online-Jobbörsen,<br />

für die Ausbildung gibt es oftmals spezielle Jobbörsen – so auch in der Kreishandwerkerschaft<br />

Cloppenburg. Die Bewerbungen sollten die Jugendlichen per<br />

E-Mail oder Onlineformular einreichen können. Auch die weitere Kommunikation<br />

zwischen Unternehmen und Interessenten könnte in den darauffolgenden<br />

Schritten über digitale Kanäle gesteuert werden, denn dies ist schneller und kostengünstiger<br />

als die Papierform.<br />

Es lohnt sich, im Ausbildungsmarketing diese veränderten Abläufe mitzudenken<br />

oder die Jugend bereits vor der Bewerbung zu unterstützen und abzuholen<br />

um die Angst zu nehmen. Eine Anleitung mit den wichtigsten Fakten rund um<br />

den Bewerbungsprozess im Unternehmen und dem weiteren Bewerbungsablauf<br />

beruhigt die Schüler und schütz auch vor wiederkehrenden Fragen, die sich oftmals<br />

häufen und zeitraubend sein können.<br />

Die Umstellung dieses Prozesses stellt Unternehmen auch oft vor Herausforderungen<br />

und Fragen. Die Kreishandwerkerschaft Cloppenburg bietet hier fachmännische<br />

Unterstützung.<br />

FACHMÄNNISCHE UNTERSTÜTZUNG<br />

Das Team der Passgenauen Besetzung<br />

kümmert sich um das Zusammenbringen<br />

von Ausbildungssuchenden und Ausbildungsbetrieben<br />

aus dem Handwerk.<br />

SIGRID TEBBEN<br />

Projekt<br />

Passgenaue Besetzung<br />

Telefon: 04471 179-20<br />

s.tebben@handwerk-cloppenburg.de<br />

CARMEN KRAUSE<br />

Projekt<br />

Passgenaue Besetzung<br />

Telefon 04471 179-46<br />

c.krause@handwerk-cloppenburg.de<br />

Das JobstarterPLUS-Projekt Bau + MEHR<br />

kümmert sich im Rahmen der Digitalisierung<br />

um das Azubimarketing und die Umstellung<br />

der Bau- und Ausbaubetriebe.<br />

ANDREAS<br />

DALINGHAUS<br />

Digitalisierungsberater<br />

Projekt BAU + MEHR<br />

Telefon: 04471 179-43<br />

a.dalinghaus@handwerk-cloppenburg.de<br />

DENIS BAAL<br />

Digitalisierungsberater<br />

Projekt BAU + MEHR<br />

Telefon: 04471 179-47<br />

d.baal@handwerk-cloppenburg.de<br />

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27


ERINNERUNGEN<br />

SCHLEICHWEGE<br />

versteckt am Rand der Lange Straße<br />

Text // Carl Wilhelm Macke<br />

Im Lexikon werden Schleichwege als kleine Wege beschrieben,<br />

die nur wenige Menschen kennen und auf denen<br />

man schneller und bequemer an sein Ziel gelangt. Aber auf<br />

den Schleichwegen meiner Kindheit und Jugend in Cloppenburg<br />

wollte ich weder schneller noch bequemer an mein<br />

Ziel gelangen. Für mich waren sie mehr geheime Orte, entfernt<br />

von den Eltern, den Lehrern, den Pfarrern und was es<br />

damals sonst noch an Erziehungspersonal in einer Kleinstadt<br />

in der norddeutschen Tiefebene gab. Doch davon später.<br />

Wann und wie diese versteckten, manchmal verschlungenen<br />

Wege entstanden waren, weiß ich nicht. Es interessierte<br />

mich auch nicht. Sie waren einfach da. Vielleicht waren sie<br />

nach einem Straßenverkehrsplan angelegt oder mit den Jahren<br />

irgendwie entstanden. Der erste, sehr schmale Schleichweg,<br />

an den ich mich erinnere, führte an der Liebfrauenschule<br />

vorbei und verband meinen Kindergarten, später<br />

dann auch die Wallschule mit der Osterstraße. An den Seiten<br />

standen hohe, dunkle Hecken, die sich erst wieder lichteten<br />

bei den roten Holzbaracken, in denen wir, von frommen Ordensschwestern,<br />

selten liebevoll, häufig mit kalter Strenge,<br />

auf die Schule vorbereitet wurden. Oder auf das Leben, aber<br />

was soll man sich als kleines Kind schon unter diesem großen<br />

Wort vorstellen! Wenn die tiefschwarz gekleideten, in ihren<br />

Bewegungen starren Nonnen, Erwachsene aus dem Leben<br />

waren, auf das sie uns vorbereiteten, dann musste dieses<br />

Leben jedenfalls irgendetwas Bitteres und Freudloses sein.<br />

Gehorchen, Beten, Gottvertrauen, besser Priestervertrauen.<br />

Anderes kannten sie nicht und wollten sie auch nicht kennen.<br />

Ein anderer Schleichweg führte vom Steinkamp, auf dem<br />

sich mein Elternhaus befand, zur großen, sich am Sportstadion<br />

entlang schlängelnden Friesoyther Straße. Es war<br />

die Schleuse, die uns mit der Stadt verband. Wie oft bin<br />

ich durch diesen schmalen Weg gelaufen, gegangen, getrödelt<br />

mit dem Tornister auf dem Rücken oder, müde vom<br />

Fußballspiel, in dreckigen Fußballschuhen. Am Beginn dieses<br />

Schleichwegs befand sich das Haus eines Schneiders, in<br />

dessen Atelier man vom Weg aus hineinschauen konnte. Wir<br />

staunten über diesen kleinen Mann, der damit gekreuzten<br />

Beinen auf einem Tisch hockte, einen Faden mit den Lippen<br />

zusammenkniff und uns dabei noch zulächeln konnte. Später<br />

sei dieser so bescheiden wirkende Schneider dann bei einer<br />

Großwildjagd in Kenia gestorben. Ob es so war, weiß ich<br />

nicht. Jedenfalls erzählte man sich in unserer Nachbarschaft<br />

diese schaurige Geschichte.<br />

28<br />

Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Erinnerungen


Später lernte ich weitere Schleichwege kennen und lieben.<br />

Einer führte direkt am Clemens-August-Gymnasium vorbei.<br />

Es war der Pfad, auf dem wir unbemerkt den Schulhof verlassen<br />

konnten, um die wöchentlichen Schulgottesdienste<br />

in der St. Augustinuskirche zu schwänzen. Ein anderer Weg<br />

führte mitten durch die Stadt und verband die Lange Straße<br />

mit der Bürgermeister-Winkler-Straße, die früher Marktstraße<br />

hieß. Für viele von uns war das auch der „Knutschweg“, nach<br />

dem Besuch des Maria Geburtsmarktes oder im Anschluss an<br />

die Tanzstunde. Unweit von hier befand sich die Tanzschule<br />

Wienholt, wo der uns alle um mindestens einen Kopf überragende<br />

Tanzlehrer Wienholt in die Etikette des bürgerlichen<br />

Lebens einführte. Seine Heftchen mit den wichtigsten Benimmregeln<br />

(„Frauen gehen immer rechts vom Mann“, „In<br />

den Kirchen nehmen die Jungen ihre Mützen ab“, „Am Tisch<br />

sitzt man gerade“) habe ich heute noch in der Schublade.<br />

Stumm, manchmal kichernd hörten wir seinen Belehrungen<br />

zu, schielten dabei aber immer mit schüchtern-geilen Blicken<br />

zu den tuschelnden Mädchen herüber.<br />

Wie viele erste Knutschereien, erste Liebeserklärungen,<br />

erste Trennungen und Tränen hat dieser Schleichweg erlebt,<br />

durch den wir im Anschluss an die Tanzstunde wieder in das<br />

Stadtzentrum gingen!? Niemand konnte uns da sehen. Nur<br />

der Mond schaute zu. Unser Glück war vollkommen. Wir trugen<br />

es weiter nach Hause, in den Schlaf, ließen uns bei den<br />

Schularbeiten davon ablenken, warteten verstört und voller<br />

Lust auf das nächste versteckte Treffen auf diesem Schleichweg<br />

am Rande der Lange Straße. Für Monate gab es keinen<br />

so begehrten, so ersehnten Ort wie jenen Schleichweg. Uns<br />

interessierte nicht, ob wir über diese Schleichwege schneller<br />

und bequemer an unser Ziel gelangten. Wir wollten an diesem<br />

versteckten, vielleicht nur hundert Meter langen Weg<br />

nur nicht von anderen beobachtet werden so wie es nun<br />

mal auf der Mühlenstraße, der Lange Straße, der Osterstraße<br />

unausweichlich war. Dort wollte man gesehen werden oder<br />

wollte man andere Menschen sehen. Auf den Schleichwegen<br />

aber wollte man geschützt sein vor den Blicken der anderen.<br />

Und die damals noch unbeleuchteten Wege besaßen ja in der<br />

Dämmerung oder am Abend manchmal auch etwas Bedrohliches,<br />

Dunkles, irgendwie Unheimliches. Man musste sich in<br />

Acht nehmen und hatte so gleichzeitig – auch einen guten<br />

Grund, seinen Arm schützend, um die Schulter der Freundin<br />

zu legen.<br />

Entdecke ich heute einmal in einer fremden Stadt eine enge<br />

Gasse oder einen nur kurzen Verbindungsweg zwischen zwei<br />

Straßen, denke ich sofort an die Stadt meiner Kindheit zurück,<br />

mit ihren vielen versteckten, oft auch geheimnisvollen<br />

Schleichwegen. Bis heute liebe ich Umwege, Schleichwege,<br />

wenig begangene Pfade, Pädges aller Art und meide die großen<br />

Boulevards und Einkaufsstraßen – was aber, wenn sich<br />

alle so verhielten – zu Lasten des Einzelhandels, auch in der<br />

Lange Straße gehen könnte.<br />

WAS GEBLIEBEN IST<br />

Was geblieben ist.<br />

Vielleicht das vorsichtige Tasten<br />

Durch die Dunkelheit über Wege,<br />

die noch nie begangene Straßen verbanden.<br />

Und das Hören-Wollen der Stille.<br />

Was geblieben ist.<br />

Vielleicht ein Erstaunen<br />

Über die Menge des Nicht-Gesagten<br />

Zwischen den sich nahen fremden Menschen,<br />

die uns niemals begegnet sind.<br />

Was geblieben ist.<br />

Vielleicht eine Erwartung,<br />

die brannte aber wortlos blieb,<br />

oder das Schweigen nach einem Sieg,<br />

der uns die Niederlagen schätzen ließ.<br />

Was geblieben ist,<br />

bleibt noch zu tun.<br />

Carl Wilhelm Macke<br />

Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Erinnerungen<br />

29


PORTRAIT<br />

ANDREA LAUDENBACH<br />

Schmuckdesignerin mit Leidenschaft<br />

Text // Sigrid Lünnemann<br />

Gold und Edelsteine sind kostbar und unvergänglich. Daher üben sie seit jeher eine<br />

fast magische Faszination auf den Menschen aus.<br />

Goldschmiedin Andrea Laudenbach schafft aus diesen<br />

kostbaren Edelmetallen und ausgesuchten Edelsteinen<br />

einzigartige Schmuckstücke, die mit ihrer Schönheit<br />

und Brillanz bestechen. Jedes Schmuckstück ist ein Unikat<br />

und so unverwechselbar wie der Mensch, der ihn trägt.<br />

Dabei legt die Goldschmiedemeisterin großen Wert auf<br />

individuelles und innovatives Design gepaart mit höchster<br />

Handwerkskunst.<br />

Handwerkskunst trifft Design:<br />

25 Jahre Goldschmiedemeisterin<br />

Seit 1997 ist Andrea Laudenbach als Goldschmiedemeisterin<br />

und staatlich geprüfte Schmuckdesignerin selbstständig.<br />

Drei Jahre später eröffnete sie ihr erstes Atelier in der<br />

Osterstraße und fühlte sich in dem gemütlichen Altbau fast<br />

20 Jahre lang sehr wohl.<br />

2019 ergab sich jedoch die Möglichkeit, an ihrem Wohnhaus<br />

an der Carl-Zeiss-Straße 7 neue Geschäftsräume anzubauen.<br />

Ein Glücksfall wie sich herausstellte. Gemeinsam mit ihrem<br />

Mann Wolfgang Hagemann gestaltete Andrea Laudenbach<br />

die neuen Räumlichkeiten ganz nach ihren eigenen Wünschen<br />

und Bedürfnissen. So entstand ein heller und großzügig<br />

gestalteter Ausstellungsraum, an den sich direkt die<br />

Werkstatt anschließt. Abseits von der Hektik der Innenstadt<br />

strahlt das Atelier mit seinen klaren Formen, mit viel Licht<br />

und bodentiefen Fenstern Ruhe und Beständigkeit aus.<br />

Besonders ihre auswertigen Kund*innen, die zum Teil lange<br />

Anfahrtswege auf sich nehmen, freuen sich über die gute<br />

Erreichbarkeit und die entspannte Parkplatzsituation. Auf<br />

30<br />

Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Portrait


dem Hof stehen jederzeit ausreichend Parkplätze zur Verfügung,<br />

so dass der Besuch von Anfang an stressfrei ist.<br />

Natur und Großstadt-Flair als<br />

Inspirationsquelle<br />

In dieser angenehmen Atmosphäre präsentiert Andrea Laudenbach<br />

einzigartige Schmuckunikate, die von ihr entworfen<br />

und mit viel Liebe zum Detail sowie handwerklicher Perfektion<br />

in ihrer eigenen Werkstatt gefertigt wurden.<br />

„Ich liebe Entwürfe, auf denen das Auge ruhen kann und<br />

setze durch eine interessante Oberflächengestaltung oder<br />

einen außergewöhnlichen Edelstein attraktive Akzente. Inspirationen<br />

finde ich überall – bei Spaziergängen im Wald<br />

und am Meer oder beim Bummel über Berliner Flohmärkte“,<br />

so die Goldschmiedin.<br />

Berlin ist ihre Lieblingsstadt. Hier stöbert sie gerne in Vintage-Läden<br />

oder auf Flohmärkten und lässt sich dabei vom<br />

großstädtischen Flair, der vielfältigen Architektur und den<br />

Menschen inspirieren.<br />

Ihre Kreativität macht jedes Schmuckstück unverwechselbar.<br />

Das Design reicht von lässig-elegant bis zu archaisch-prägnant<br />

und unterstreicht die Persönlichkeiten<br />

der Trägers. Mit Vorliebe verwendet die Schmuckdesignerin<br />

Edelsteine mit einer besonderen Strahlkraft. Zu ihren Favoriten<br />

gehören Turmaline, Granatsteine sowie Aquamarine<br />

aber auch der in verschiedenen Violetttönen schimmernde<br />

Amethyst ist wieder sehr gefragt.<br />

Variable Schmuck-Systeme bieten Vielfalt<br />

Besonderen Wert legt die Goldschmiedin darauf, dass ihr<br />

Schmuck vielseitig tragbar ist. Aus diesem Grund hat sie<br />

ein variables System für Ohrstecker und Creolen entwickelt.<br />

Die hochwertig gestalteten Ohrstecker und Creolen<br />

können als Solisten getragen werden und passen zu jedem<br />

Outfit und Anlass. Durch einen einfachen Handgriff können<br />

verschiedene Schmuck-Ergänzungen wie farbige Edelsteine<br />

oder schimmernde Perlen angehängt werden, so dass<br />

jeweils neue, aufregende Schmuckstücke entstehen.<br />

Die Schmuckexpertin hat auch für Perlen- und Steinketten<br />

ein spezielles Verschluss-System entwickelt, bei dem die<br />

Schmuckschließen schnell und einfach gewechselt werden<br />

können. So sind die Schmuckstücke stets wandelbar und<br />

lassen sich je nach Anlass und Outfit variieren.<br />

Individueller Schmuck unterstreicht<br />

Persönlichkeit<br />

Nach einem persönlichen Gespräch in ihrem Atelier fertigt<br />

Andrea Laudenbach auch individuelle Schmuckstücke,<br />

die den Stil und den Charakter der Kund*in widerspiegeln.<br />

Auf diese Weise entstehen persönliche Einzelanfertigungen<br />

oder Umarbeitungen. Einzelne Edelsteine oder Diamanten<br />

werden auf Wunsch aus alten Schmuckstücken gelöst und<br />

neu gefasst. So gestaltet die erfahrene Goldschmiedemeisterin<br />

mit viel Kreativität und Fachwissen aus einem liebgewonnenen,<br />

aber leider unmodern gewordenen Erbstück ein<br />

neues Schmuckstück, das Tradition und Moderne in Perfektion<br />

vereint.<br />

Eine Auswahl ihrer Kreationen präsentiert Andrea Laudenbach<br />

unter: www.goldschmiede-laudenbach.de.<br />

Andrea Laudenbach<br />

Goldschmiede/Atelier<br />

Carl-Zeiss-Straße 7<br />

49661 Cloppenburg<br />

Tel.: 04471/879996<br />

Öffnungszeiten:<br />

Dienstag bis Freitag: 15 Uhr-18 Uhr<br />

Sowie nach telefonischer Terminvereinbarung<br />

Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Portrait<br />

31


ANZEIGE<br />

NEUE ZEITEN<br />

auch für private Pflegedienste<br />

Das Stadtmagazin im Gespräch mit Dr. Anno Diekmann,<br />

Geschäftsführer von DEIN PFLEGETEAM in Cloppenburg<br />

Es ist kein Geheimnis, dass sich das Bild unserer Gesellschaft<br />

schon jetzt anders darstellt als noch vor einigen Jahren geplant.<br />

Lange schien man den fortschreitenden demografischen<br />

Wandel der Bevölkerung nicht wahrnehmen zu wollen,<br />

dabei ist heute schon jede*r fünfte Deutsche älter als<br />

66 Jahre. 2030 ist jede*r Dritte in diesem Alter und die Zahl<br />

der 80-jährigen wird sich verdoppelt haben. Das ist schön,<br />

so lange leben zu können, gesund und in Würde selbstverständlich,<br />

pfleglich umsorgt und selbstbestimmt. Dafür<br />

jedoch die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen,<br />

intensiver noch als bisher, das sind die Parameter in der<br />

Ausrichtung moderner Pflegekapazitäten. Wie das bei DEIN<br />

PFLEGETEAM kontinuierlich geschieht – sofern die Möglichkeiten<br />

den Fortschritt gestatten.<br />

Warum es aktuell für jeden Arbeitnehmer interessant ist, sich<br />

mit den neuen Rahmenbedingungen in der Welt der ambulanten<br />

Pflege zu beschäftigten, erklärt Dr. Anno Diekmann<br />

(AD):<br />

In 2021 wurde von der alten Bundesregierung – quasi auf den<br />

letzten Metern – noch ein Gesetz verabschiedet, das wenig bekannt<br />

sein dürfte. Es trägt den wenig einprägsamen Namen „Gesundheitsversorgungsweiterentwicklungsgesetz“,<br />

kurz GVWG.<br />

Mit diesem Gesetz werden alle Pflegeeinrichtungen verpflichtet,<br />

ab dem 1. September 2022 entweder einen Tarifvertrag abzuschließen<br />

oder, falls das nicht zustande kommt, die Mitarbeiter<br />

nach vorgegebenen Durchschnittswerten zu entlohnen. Seit<br />

dem 7. Februar 2022 – also brandaktuell – sind diese Werte nun<br />

für Niedersachsen bekanntgegeben worden. Danach geht es in<br />

der ambulanten Pflege nun mit 16,16 Euro je Stunde für angelernte<br />

Kräfte los. Bei einer mindestens einjährigen Pflegeausbildung<br />

beträgt der Stundenlohn bereits 18,48 Euro. Fachkräfte erhalten<br />

mindestens 22,15 Euro je Stunde. Dazu kommen noch die<br />

üblichen Zulagen für den Einsatz am Wochenende (plus 25%)<br />

oder am Feiertag (plus 55%). Diese Zulagen sind wie bisher sozialabgabenfrei.<br />

Machen das die Unternehmen freiwillig?<br />

AD: Na ja, nicht ganz. Dazu muss man wissen, dass Pflegedienste<br />

ihre Preise nur bedingt selbst gestalten können. Pflegeeinrichtungen<br />

schließen mit den Pflegekassen (und Krankenkassen)<br />

Verträge zur Versorgung der Patienten ab. Im Rahmen<br />

dieser Verträge wird es zukünftig so sein, dass die Pflegedienste<br />

höher abrechnen können, wenn sie höhere Gehälter zahlen.<br />

Das ist grundsätzlich auch eine feine Sache. Hat aber auch einen<br />

Nachteil.<br />

32<br />

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HÄUSLICHE BETREUUNG<br />

Und der wäre?<br />

AD: Wir, bei DEIN PFLEGETEAM zahlen bereits recht hohe Gehälter und sind damit<br />

fast schon auf dem für September geforderten Niveau. Die letzten Schritte<br />

leiten wir gerade ein, um schon vor diesem Termin ins Ziel zu kommen. Doch<br />

jetzt zur Kehrseite der Medaille: Als wir mit den Pflegekassen im Dezember die<br />

neuen Preise für 2022 verhandelten, haben wir schon mit den höheren Gehältern<br />

kalkuliert, und entsprechend wurden uns höhere Preise genehmigt. Für<br />

unsere Klienten bedeutet dies, dass die gleichen Pflegeleistungen nun deutlich<br />

teurer geworden sind als sie es in der Vergangenheit gewohnt waren. Das hat<br />

bei vielen Patienten zu einer bösen Überraschung geführt.<br />

Doch noch einmal zur Klarstellung: Wir setzen die gesetzlichen Regelungen um<br />

und machen dabei etwas, was über alle Gesellschaftsschichten hinweg immer<br />

wieder gefordert wird: Wir sorgen dafür, dass sich die Rahmenbedingungen für<br />

Mitarbeitende in der Pflege deutlich verbessern. Idealerweise wird die Pflegebranche<br />

so attraktiv, dass wir alle keine Sorgen haben müssen, heute und später<br />

gut umsorgt zu sein.<br />

Dennoch, für Ihre Patienten beziehungsweise Kunden war die Überraschung<br />

im Januar groß, als die neuen Rechnungen verschickt wurden,<br />

oder?<br />

AD: Ja, für unsere Klienten – das ist der Begriff, den wir bei uns gewählt haben<br />

– war das teilweise schon heftig und so auch nicht absehbar. Wir selbst wussten<br />

bis Mitte Januar ja noch gar nicht, wie hoch wir abrechnen können. Das ist<br />

schon alles sehr mit heißer Nadel gestrickt.<br />

Und jetzt bleiben die Klienten plötzlich auf hohen Rechnungen sitzen?<br />

AD: Auch hier ist es, wie so oft in Deutschland, kompliziert. Die meisten unserer<br />

Klienten haben einen sogenannte Pflegegrad. Je höher der Pflegegrad, umso<br />

höher ist der Betrag, der bei den Kassen abgerechnet wird. Wenn darüber hinaus<br />

Leistungen beim Pflegedienst abgerufen werden, gibt es darüber eine Privatrechnung.<br />

In 2022 wurden zwar auch die Pflegegelder in den Pflegegraden<br />

erhöht, diese Erhöhung ist jedoch nicht so hoch, wie die Preissteigerung durch<br />

die höheren Gehälter.<br />

Nun, das leuchtet ein und ist für jemanden, der sich nicht täglich damit<br />

auseinandersetzt, auch interessant. Darauf werden wir in Zukunft sicher<br />

noch detaillierter eingehen, heute aber wollen wir über Rahmenbedingungen<br />

für Mitarbeiter in der Pflege sprechen. Es gibt also mehr<br />

Geld pro Stunde?<br />

AD: Und nicht nur das! Dadurch, dass die Entlohnung nun nach Tarifvertrag beziehungsweise<br />

angelehnt an tarifliche Regelungen erfolgt, gibt es eine ganze<br />

Reihe weitere „Goodies“: Ein 13. Monatsgehalt in Höhe von 75%, eine betriebliche<br />

Altersvorsorge in Höhe von bis zu 100 Euro im Monat, die der Arbeitgeber<br />

einzahlt, Sachgutscheine über bis zu 40 Euro im Monat sowie Regelungen zu<br />

den Urlauben.<br />

Urlaub? Dazu wollen wir gerade um diese Jahreszeit gerne mehr wissen!<br />

AD: Bei uns gibt es 28 Tage Urlaub für die Kollegen, die eine 5-Tage-Woche haben<br />

und 34-Tage-Urlaub bei einer 6-Tage-Woche. Aber auch hier gilt, dass mit<br />

weiteren positiven Entwicklungen durch die Tarif-Treueregelung zu rechnen ist.<br />

Generell ist es ja ohnehin ein riesiger Vorteil für die Arbeitnehmer*in, dass sie<br />

oder er nicht jedes Jahr persönlich zum Chef gehen müssen, um eine Gehaltssteigerung<br />

zu erfragen. Es ist doch schön, wenn es über den Tarifvertrag automatisch<br />

jedes Jahr besser wird, oder?<br />

Mit dem ‚Nötigsten‘ geben wir uns nicht<br />

zufrieden. Wir pflegen nicht nur, sondern<br />

betreuen Sie persönlich und in einem familiären<br />

Umfeld. Wir sorgen für sozialen Anschluss<br />

und unterstützen Sie bei Freizeitaktivitäten,<br />

die Ihnen Freude bereiten. Ob Ausflüge und<br />

Spaziergänge, Freundesbesuche oder Besorgungen<br />

– Respekt, Wärme und Wertschätzung<br />

prägen unser Miteinander. Wir versuchen,<br />

möglichst viele Ihrer Lebensgewohnheiten<br />

in den Pflegealltag zu integrieren. Über den<br />

sogenannten ‚Betreuungs- und Entlastungsbetrag‘<br />

nach § 45b SGB XI kann diese Leistung<br />

über die Pflegeversicherung finanziert<br />

werden. Wenn der Betrag zweckgebunden<br />

eingesetzt wird, um zum Beispiel pflegende<br />

Angehörige zu entlasten, die ambulante Pflege<br />

zu ergänzen, um die Selbständigkeit und<br />

Selbstbestimmung der Pflegebedürftigen zu<br />

stärken und zu wahren, kann ein Betrag von<br />

125 Euro im Monat beansprucht werden. Dieser<br />

Betreuungs- und Entlastungsbetrag steht<br />

allen Pflegebedürftigen mit einem Pflegegrad<br />

von eins bis fünf zur Verfügung, sofern sie zu<br />

Hause versorgt werden.<br />

BEHANDLUNGSPFLEGE<br />

Unsere ausgebildeten Pflegekräfte führen<br />

alle medizinischen Tätigkeiten durch, die vom<br />

Haus- oder Facharzt, in der Praxis oder im Krankenhaus<br />

verordnet wurden. Die Behandlungspflege<br />

umfasst unter anderem die pünktliche<br />

Medikamentengabe, die Wundversorgung,<br />

den Verbandswechsel, die Blutzuckermessung<br />

oder das An- und Ausziehen von Kompressionsstrümpfen.Auch<br />

falls Sie nach der Operation<br />

dauerhaft Unterstützung benötigen, sind<br />

wir selbstverständlich für Sie da.<br />

HAUSWIRTSCHAFTLICHE HILFE<br />

Einen eigenen Haushalt zu führen, ist mit<br />

körperlichen Einschränkungen manchmal gar<br />

nicht so einfach. Wir helfen Ihnen beim Einkaufen,<br />

Kochen, Backen und Reinigen sowie<br />

beim Besorgen von Arzneimitteln. Selbstverständlich<br />

berücksichtigen wir dabei Ihre individuellen<br />

Vorlieben, damit Sie sich in Ihrer<br />

vertrauten Umgebung rundum wohlfühlen.<br />

Die hauswirtschaftliche Hilfeleistung ist Bestandteil<br />

des Sozialgesetzbuches XI und gehört<br />

zur häuslichen Pflege. Hierzu zählt im<br />

Wesentlichen jede hauswirtschaftliche Hilfe<br />

für den Pflegebedürftigen in seinem Umfeld.<br />

Wenn Sie entsprechend pflegebedürftig<br />

sind, übernimmt die Pflegeversicherung die<br />

Finanzierung dieser Leistung. Wir versuchen,<br />

bestmöglich auf Ihre Gewohnheiten einzugehen<br />

und bauen auf ein vertrauensvolles<br />

Miteinander.<br />

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33


UNSERE PFLEGEKRÄFTE<br />

Unsere Pflegekräfte werden von uns sorgfältig<br />

ausgewählt, denn wir setzen auf persönliche<br />

Beziehungen und Vertrauen im Kreis<br />

der Familie. Voraussetzungen sind neben der<br />

fachlichen Ausbildung auch viel Einfühlungsvermögen<br />

und die Lust, anderen Menschen zu<br />

helfen und sie durch die Höhen und Tiefen des<br />

Alltags zu begleiten.<br />

Großes Einfühlungsvermögen<br />

Abgeschlossene Pflegeausbildung<br />

Hohe Fachkompetenz<br />

Pkw-Führerschein<br />

Deutschsprachigkeit<br />

Ärztliche Gesundheitsprüfung<br />

Einhaltung moderner Pflegestandards Fähigkeit,<br />

auf die Bedürfnisse, Wünsche und Sorgen<br />

unserer Klienten einzugehen Für uns zählt<br />

nicht nur fachliches Wissen, sondern auch die<br />

Fähigkeit, Bedürfnisse, Wünsche und Sorgen<br />

wahrzunehmen. Respekt, Wärme und Wertschätzung<br />

prägen den Umgang mit unseren<br />

Klienten. In Ergänzung zu unseren pflegerischen<br />

Bemühungen arbeiten wir eng mit dem<br />

jeweiligen Hausarzt zusammen. Und falls Ihnen<br />

der ‚Papierkram‘ einmal zu viel ist, helfen<br />

wir Ihnen beim Ausfüllen von Unterlagen und<br />

der Erstellung von Anträgen gern weiter.<br />

GRUNDPFLEGE<br />

Egal ob Sie Hilfe beim Waschen, Duschen<br />

oder Baden benötigen, bei der Nahrungsaufnahme,<br />

der Verabreichung von Sondernahrung<br />

oder beim An- und Ausziehen: Sie können<br />

auf uns zählen. Wir kümmern uns darum,<br />

dass eine Ihnen vertraute Bezugsperson diese<br />

Aufgaben übernimmt.<br />

DEIN PFLEGETEAM<br />

Im Kreis der Familie<br />

Haben Sie Fragen an uns?<br />

Wir sind für Sie da.<br />

04471 - 8 22 51<br />

www.deinpflegeteam.de<br />

So langsam bekommen sicher einige Leser*innen Lust auf eine solche<br />

Veränderung! Kann denn quasi jede*r bei Ihnen durchstarten?<br />

AD: Eigentlich schon. In der ambulanten Pflege gibt es nicht nur examinierte<br />

Pflegefachkräfte, sondern eine ganze Bandbreite an unterschiedlichen Tätigkeiten.<br />

Es geht los mit der Hauswirtschaft und der Betreuung und geht weiter mit<br />

unseren Pflegehilfskräften. Hier gibt es leider derzeit noch keine deutschlandweit<br />

einheitlichen Standards. Es lässt sich aber grob unterteilen in Pflegehilfskräfte,<br />

die eine Ausbildung über ein Jahr absolviert haben und Pflegehilfskräfte,<br />

die nach drei bis vier Monaten die betreffende Ausbildung abgeschlossen haben.<br />

Beim Gehalt sind diese Gruppen, wie ich finde, jetzt auch sehr interessant<br />

geworden. Die Stundenlöhne liegen hier zwischen 16 und 19 Euro plus der bereits<br />

genannten Zuwendungen – und das Ganze in einer Branche mit Zukunft.<br />

Zukunftsbranche? Das klingt ja eher nach Technik und Digitalisierung!<br />

AD: Digital sind wir in der ambulanten Pflege bereits! Wir berechnen die optimalen<br />

Touren- und Einsatzpläne digital und senden diese anschließend direkt<br />

auf die Handys der Mitarbeiter. Darüber werden anschließend die geplanten<br />

Einsätze dokumentiert und später abgerechnet. Außerdem erfolgt die Pflegedokumentation<br />

bei uns digital. Wenn zukünftig auch noch die Ärzte mitmachen,<br />

können, sofern vom Klienten gewünscht, alle Informationen auch mit<br />

dem Hausarzt ausgetauscht werden.<br />

Und da, wo heute bei uns Menschen im Einsatz sind, werden auch zukünftig<br />

Menschen die Arbeit übernehmen. Niemand braucht Angst zu haben, dass der<br />

Arbeitsplatz verschwindet, weil ein „Pflegeroboter“ die Arbeit übernimmt. Das<br />

ist doch ein beruhigender Gedanke – und zwar für unsere Mitarbeiter und für<br />

unsere Klienten!<br />

Falls jemand nun Lust auf Pflege bekommen hat, welche Aufgaben<br />

übernimmt ein*e Pflegehelfer*in denn im Detail?<br />

AD: Die Aufgaben einer Pflegehelferin/eines Pflegehelfers bestehen hauptsächlich<br />

aus allgemeinen pflegerischen Tätigkeiten zur Unterstützung des examinierten<br />

Pflegepersonals. Hierzu zählen zum Beispiel das An- und Auskleiden der<br />

Patienten beziehungsweise der pflegebedürftigen Menschen. Das Darreichen<br />

von Essen und Getränken sowie die Körperpflege. Aber auch einfache medizinische<br />

Aufgaben wie das Messen von Blutdruck, Puls oder der Körpertemperatur<br />

können von Kranken- oder Altenpflegehelfer*innen übernommen werden.<br />

Weitere Aufgaben liegen im Bereich der Hygiene. Darunter fällt beispielsweise<br />

das Neubeziehen der Betten und auch die allgemeine Raumhygiene in den Patientenräumen.<br />

Die Pflegehelfer*innen von DEIN PFLEGETEAM sind vornehmlich in Privathaushalten<br />

tätig und übernehmen dort teilweise auch haushaltsnahe Arbeiten wie<br />

Wäsche waschen und bügeln oder was sonst noch anfällt, wenn die pflegebedürftige<br />

Person dazu nicht mehr in der Lage ist.<br />

Wenn ich oben schon einmal die sinnstiftenden Effekte unserer Arbeit erwähnt<br />

habe, so möchte ich das an dieser Stelle erneut betonen. Denn nichts ist im Beruf<br />

der Pflege wertvoller als das Gefühl, einem hilfsbedürftigen Menschen die<br />

Würde zu erhalten. Doch Moment bitte, eins kommt noch dazu: Das dankbare<br />

Lächeln dieses Menschen. Manchmal nur noch als ein Hauch, aber da.<br />

Herr Dr. Diekmann, ich danke Ihnen für das Gespräch.<br />

Ulla Schmitz<br />

34<br />

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REPORTAGE<br />

ERSTE NAUTISCHE SCHULE<br />

des Oldenburger Landes steht in Mühlen<br />

Südoldenburger gingen auf Wal- und Heringsfang<br />

Text // Sigrid Lünnemann<br />

Was hat der Walfang mit dem Oldenburger Münsterland<br />

zu tun? Heute nicht mehr viel, aber noch vor<br />

einigen Generationen war die Arbeit als Matrose<br />

beim Walfang, Heringsfang oder auch auf einem großen<br />

Handelsschiff den Menschen in der Region nicht fremd. Jedes<br />

Jahr machten sich viele Heuerlingsleute und nicht erbberechtigte<br />

Bauernsöhne zu Fuß auf den Weg zur niederländischen<br />

Küste. In den großen Hafenstädten waren sie sich auf<br />

die Suche nach Arbeit und heuerten vielfach auf Handelsoder<br />

Fischereischiffen an – wohlwissend, dass jedes Jahr viele<br />

Matrosen auf See blieben.<br />

Heuerlingsfamilien lebten in Not<br />

Diese schwere und oftmals auch gefährliche Arbeit als<br />

Matrosen war vor allem in den damaligen Kirchspielen Steinfeld<br />

und Lohne eine wichtige Verdienstmöglichkeit, um das<br />

Überleben der Familie zu sichern. Aufgrund des vorherrschenden<br />

Anerbenrechts fiel der elterliche Hof ungeteilt an<br />

einen Erben. Die übrigen Geschwister mussten entweder<br />

als Knechte beziehungsweise als Mägde arbeiten oder sich<br />

Im Seefahrtsbuch von Franz Hinrich Timphaus aus Steinfeld<br />

aus dem Jahr 1862 wurde jede einzelne Fahrt, die ihn auf<br />

verschiedenen Handelsschiffen von Bremen nach New York,<br />

Baltimore, New Orleans oder Trinidad führten, festgehalten<br />

Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Reportage<br />

35


als Heuerleute niederlassen. Die Heuerlingsfamilien, deren<br />

Pachtland zur Existenzsicherung nicht ausreichte, waren<br />

aber auf einen oder mehrere Nebenerwerbe angewiesen<br />

und so versuchten sie mit Leinenweberei, Spinnen und Stricken<br />

das Familieneinkommen aufzubessern.<br />

Neben der harten Arbeit auf der eigenen kleinen Hofstelle<br />

mussten die Heuerleute beim Bauern ihre Hand- und Spanndienste<br />

verrichten. Sobald der Bauer rief, mussten sie die<br />

Arbeit auf ihrem eigenen Acker ruhen lassen und auf den<br />

bäuerlichen Feldern arbeiten. Mit dem wachsenden Bevölkerungsdruck<br />

zu Beginn des 19. Jahrhunderts verschlechterte<br />

sich die soziale Lage der Heuerleute zunehmend. Die<br />

Heuerlingsstellen wurden immer stärker unterteilt und die<br />

Pachtforderungen von Seiten der Bauern stiegen. Aus Angst<br />

ihre Existenzgrundlage zu verlieren, akzeptierten die Familien<br />

oft auch ungerechtfertigte Arbeitsforderungen und das<br />

Überleben wurde immer schwieriger.<br />

Als Wanderarbeiter in die Niederlande<br />

Daher suchten die Heuerlinge nach jeder Möglichkeit<br />

zum Zusatzverdienst und fanden ihn häufig in den durch<br />

Handel reich gewordenen Niederlanden. Viele von ihnen<br />

arbeiteten dort als Saisonarbeitskräfte - als die sogenannte<br />

Hollandgänger - in der Landwirtschaft. Als Hollandgang<br />

wird die jährliche Wanderung deutscher Arbeitskräfte vor<br />

allem in die niederländischen Provinzen Holland, Groningen<br />

und Friesland bezeichnet. Diese saisonale Arbeitsmigration<br />

setzte im 17. Jahrhundert ein, fand im 18. Jahrhundert seine<br />

größte Verbreitung und verlor in der zweiten Hälfte des<br />

19. Jahrhunderts zunehmend an Bedeutung. In der Zeit der<br />

stärksten Ausdehnung wanderten jedes Jahr bis zu 30.000<br />

Personen auf der Suche nach Saisonarbeit in die reichen niederländischen<br />

Provinzen. Die meisten Hollandgänger arbeiteten<br />

in der Land- und Torfwirtschaft, aber einige wandten<br />

sich auch den wohlhabenden Küstenstädten zu und suchten<br />

dort nach Verdienstmöglichkeiten. Die expandierenden<br />

niederländischen Reedereien fanden in der einheimischen<br />

Bevölkerung nicht genügend Arbeitskräfte für die schwere<br />

und gefährliche Arbeit, so dass sie zahlreiche ausländische<br />

Matrosen anheuerten. So machten sich auch viele Heuerlinge<br />

aus dem damals armen Südoldenburg auf den Weg in die<br />

niederländischen Hafenstädte und heuerten dort auf Schiffen<br />

an - auch wenn die Arbeit an Bord gefährlich und die Lebensumstände<br />

schlecht waren. In den Kirchenbüchern kann<br />

man noch heute nachlesen, wie viele dieser Matrosen bei der<br />

Seefahrt ihr Leben ließen.<br />

Nach der Schließung der nautischen Schule wurde Lehrer<br />

Rabe aufgefordert, die ihm überlassenen Navigations-Instrumente,<br />

einen Erd- und Himmelsglobus sowie Bücher wieder<br />

zurückzugeben<br />

Walfang und Heringsfischerei als<br />

saisonaler Nebenverdienst<br />

Für die maritimen Wanderarbeiter bürgerten sich in den<br />

Heimatdörfern unterschiedliche Bezeichnungen ein. Als<br />

Büsgänger wurden diejenigen bezeichnet, die auf den Heringsfangschiffen,<br />

den sogenannten Büsen, anheuerten.<br />

Diejenigen, die als Walfänger arbeiteten, wurden Grönlandfahrer<br />

genannt. Ihr Fangrevier lag meist vor der fernen Küste<br />

Grönlands. Indienfahrer waren die Seeleute, die auf den großen<br />

Handelsschiffen anheuerten und oft jahrelang von ihren<br />

Familien getrennt waren.<br />

Im Jahr 1817 meldete das Amt Steinfeld der oldenburgischen<br />

Regierung, dass „fast alle Söhne der Heuerleute, auch<br />

einige der Bauern hiesiger Gegend, besonders in dem K.<br />

Lohne und einige Theilen des K. Steinfeld Sommers zur See<br />

gehen“.<br />

Wie groß die wirtschaftliche Not war und wie dringend<br />

die Bewohner auf einen Zusatzverdienst im Ausland angewiesen<br />

waren, zeigte sich auch als 1817 in Stettin eine neue<br />

Heringsfischerei-Gesellschaft gegründet wurde. Drei Männer<br />

aus Steinfeld und Lohne fanden hier eine Anstellung als<br />

Kapitäne und heuerten gleich die gesamte Mannschaft in<br />

ihren Heimatdörfern an. Häufig waren es Verwandte oder<br />

Nachbarn, die sie auf die lange Reise mitnahmen. Viele Väter<br />

nahmen ihre Söhne bereits früh mit auf See und „vererbten“<br />

so den Seemannsberuf weiter. So machten sich die Matrosen<br />

auf den entbehrungsreichen Weg nach Stettin.<br />

Die Heuerlingssöhne waren oft noch sehr jung als sie ihre<br />

erste Arbeit auf See annehmen mussten. Im Jahr 1825 wandte<br />

sich der Oldenburgische Generalkonsul in Rotterdam an den<br />

36<br />

Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Reportage


hiesigen Amtmann und teilte ihm mit, dass er einige Walfänger<br />

auf niederländischen Schiffen unterbringen könne. Als<br />

Fanggebiet wurden Grönland und die Davisstraße angegeben.<br />

Nach der Bekanntgabe in den Gemeinden des heutigen<br />

Landkreises Vechta meldeten sich innerhalb kürzester Zeit<br />

65 Männer, die zum Großteil über jahrzehntelange Erfahrung<br />

als Walfänger oder Heringsfänger verfügen. Die Eintragungen<br />

zeigen, wie sehr die Familien auf jeden Zusatzverdienst<br />

angewiesen waren: So bewirbt sich der 44 Jahre alte Bernd<br />

Jansen aus Südlohne und gibt an bereits sei 33 Jahren auf<br />

Handelsschiffen und Heringsfängern gefahren zu sein. Mit<br />

ihm zusammen bewirbt sich auch sein erst 15-jähriger Sohn<br />

Hinrich Jansen, der trotz seines jungen Alters bereits seit fünf<br />

Jahren als Heringsfänger gearbeitet hat.<br />

Nautische Schule in Mühlen<br />

An die Geschichte dieser Seefahrer und der ersten nautischen<br />

Schule des Oldenburger Landes erinnert der Heimatverein<br />

Mühlen in der alten Mühlener Dorfschule, in der heute<br />

alte Seekarten, Schiffsmodelle, Sextanten und zahlreiche<br />

weitere Exponate ausgestellt sind.<br />

Die kleine nautische Schule wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts<br />

von Lehrer Johann Hinrich Rabe gegründet. Er verdiente<br />

als Nebenschullehrer nicht genügend, um seine Familie<br />

zu ernähren. Daher arbeitete er in den Sommermonaten<br />

ebenfalls als Matrose und war durch Erfahrung und Fleiß bis<br />

zum Steuermann aufgestiegen. Zunächst erteilte der erfahrene<br />

Seemann einigen Matrosen privaten nautischen Unterricht.<br />

Da er die angehenden Seeleute aber während der<br />

regulären Schulstunden gemeinsam mit den Schulkindern<br />

des Dorfes unterrichtete, beschwerten sich deren Eltern bei<br />

der zuständigen „Commission der römisch-katholisch-geistlichen<br />

Angelegenheit in Oldenburg“ über dieses Verhalten:<br />

„… er begibt sich im Jahre auf mehrere Monate zur Seefahrt<br />

und lässt seinen Dienst durch den Harpendorfer Schullehrer<br />

verwalten … und giebt während den ihm anvertraueten<br />

Schulunterricht der zarten Jugend, großen Seematrosen, gegen<br />

gute Bezahlung, in deren Gegenwart Unterricht in der<br />

Seefahrtskunst…“.<br />

Um diesem Problem in Zukunft aus dem Wege zu gehen,<br />

beantragte Lehrer Rabe 1817, unterstützt vom Amt Steinfeld,<br />

bei der herzoglichen Regierung in Oldenburg einen Antrag<br />

auf Einrichtung einer nautischen Abendschule. Gleichzeitig<br />

bat er um eine finanzielle Unterstützung zur Anschaffung<br />

der notwendigsten Bücher und Instrumente. Nachdem er<br />

selbst eine Prüfung am Nautischen Institut in Bremen abgelegt<br />

und "hinlängliche Kenntnisse im Fach der Steuerkunst"<br />

nachgewiesen hatte, wurden 150 Reichstaler in Gold zur Einrichtung<br />

der Schule bewilligt.<br />

Nach anfänglichem Erfolg scheuten aber viele Heuerlingsfamilien<br />

davor zurück, dem Schullehrer das verlangte Geld<br />

für den Unterricht zu zahlen. Stattdessen waren die angehenden<br />

Matrosen davon überzeugt, ebenso wie ihre Väter<br />

und Großväter durch praktische Erfahrung auf See ihr mangelndes<br />

theoretisches Wissen ausgleichen zu können.<br />

Trotz der hohen Erwartungen, die man in der Gründungszeit<br />

in die nautische Schule gesetzt hatte, blieben die tatsächlichen<br />

Erfolge nur gering. 1828 wurde Rabe vom Steinfelder<br />

Amtmann vorgeladen, um Auskunft über die Entwicklung<br />

der Schule zu geben und gab an in den letzten Wintermonaten<br />

drei Schüler unterrichtet zu haben. Im Jahr 1831 wurde<br />

die nautische Schule schließlich geschlossen und Johann<br />

Hinrich Rabe musste die Bücher und Instrumente wieder an<br />

das Amt zurückgeben.<br />

Die Tradition des Hollandgangs und auch der maritimen<br />

Wanderarbeit blieb aber noch bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts<br />

bestehen.<br />

Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Reportage<br />

37


REISE<br />

NORDERNEY<br />

– die „Grande Dame der Nordsee“<br />

Text // Ulla Schmitz<br />

Von Westen aus betrachtet ist Norderney die dritte der<br />

bewohnten ostfriesischen Inseln, mit einer Gesamtfläche<br />

von gut 26 Quadratkilometern die zweitgrößte<br />

nach Borkum und – die jüngste. Denn als zusammenhängende<br />

und eigenständige Insel existiert Norderney erst seit<br />

Mitte des 16. Jahrhunderts – die Jahrhunderte davor war das<br />

Eiland in der Gewalt rasender Stürme und gewaltiger Überflutungen<br />

nicht zur Ruhe gekommen. 1578 dann schienen<br />

sich Menschen auf der Insel niedergelassen zu haben, weil<br />

500 Steine zum Bau eines Hauses vom Festland geliefert<br />

worden waren. Erstmalig schriftlich erwähnt wird Norderney<br />

im Jahre 1650 von Gräfin Anna von Oldenburg in ihrem vormundschaftlichen<br />

Kommissionsbericht vom 4. Juli: „… das<br />

Eyland Ny norderoghe, unter Behrumer Amt gehörig, hat<br />

eine Kirche und 18 Häuser hinter hohen Dünen.“ Die dort ansässigen<br />

Insulaner lebten hauptsächlich vom Fischfang und<br />

hatten sich als Erbpächter zu verdingen unter der Frohn der<br />

Landesherren zu Oldenburg, wenngleich der karge sandige<br />

Boden Ackerbau und Viehzucht kaum zuließ.<br />

Doch weiß man aus anderen Berichten zu der Region,<br />

dass diese Zeiten dort von Entbehrungen geprägt waren.<br />

Dennoch entwickelte sich bereits ab 1688 ein Dorf im<br />

westlichen Teil der Insel. Etwa 250 Menschen lebten in den<br />

kleinen Häusern rechts und links der einzigen Straße, und<br />

während die Männer zum Fischfang raus fuhren züchteten<br />

die Frauen und Kinder Muscheln. Mit den Naturgewalten,<br />

den allwinterlichen Sturmfluten und Eisgängen hatte man<br />

sich zu arrangieren und tat es. Nicht zuletzt auch mit dem<br />

Bergen von Strandgut, jenen Ladungen, die an Land gespült<br />

wurden, wenn wieder einmal ein Schiff in der Nähe gekentert<br />

war. Dass daran sich nicht jeder Insulaner nach eigenem<br />

Gutdünken bedienen konnte, darüber wachte schon seit<br />

1607 ein vom Inselpastor bestellten Strandvogt. Und wer<br />

die Geschichten liest, die von ihnen und den zahlreichen<br />

Schiffbrüchen erzählen, der versteht warum diese Männer<br />

immer von kräftiger Statur und „einflussreichen Gehabe“<br />

waren. Denn nur selten waren die Ladungen von geringem<br />

Wert gewesen...<br />

Auf diese Art soll übrigens auch der Tee nach Nordeuropa<br />

gekommen sein, doch warten die anderen Inseln mit dem<br />

gleichen Histörchen auf. Bekanntermaßen sind diese Verhältnisse<br />

heutzutage geklärt, da auch kaum mehr Schiffe<br />

kentern. Allenfalls gehen mal Container mit Schuhen oder<br />

Ü-Eiern über Bord, wie vor einigen Jahren vor Langeoog<br />

geschehen, doch war die Bergung dieses Strandguts ja ein<br />

Event, der alle Beteiligten eher belustigte.<br />

38 Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Reise


Hingegen sind die herbst- und winterlichen Sturmfluten,<br />

heute „Blanker Hans“ genannt, nach wie vor Bedrohungen,<br />

die insbesondere auch auf den ostfriesischen Inseln ernst genommen<br />

werden. Wobei Norderney seine Peripherien heute<br />

so stabil wie möglich gesichert hat und die Insel allein von<br />

ihrer Geografie her nicht so fragil ist wie Juist beispielsweise.<br />

Norderney – Synonym für attraktiven<br />

und exklusiven Urlaub<br />

Norderney, das sind 15 Kilometer Sandstrand im Norden,<br />

aufgeteilt in fünf verschiedene Bereiche mit allen Möglichkeiten<br />

individuell zu entspannen, sogar beim FKK. Die<br />

gesamte Osthälfte Norderneys sowie das südlich der Insel<br />

angrenzende Wattenmeer gehören zum Nationalpark „Niedersächsisches<br />

Wattenmeer“. Und die im westlichen Teil gelegene,<br />

gleichnamige Stadt ist tatsächlich eine Stadt, womit<br />

Norderney sich von den anderen ostfriesischen Inseln unterscheidet.<br />

Auch weil hier Autos unterwegs sind und überhaupt:<br />

Norderney ist exklusiv und in seinem historischen<br />

Kern noch immer mondän. Das ist seit 1851 so, seit König<br />

Georg V. von Hannover die Insel zu seiner Sommerresidenz<br />

erkor und damit den Bekanntheitsgrad des „Königlichen<br />

Seebades“ deutlich steigerte. Ab dann nämlich konnte man<br />

es sich in gewissen Kreisen nicht mehr erlauben, nicht auch<br />

Gast auf Norderney gewesen zu sein. Zu der Zeit war die<br />

Gastfreundschaft der Insel schon gediehen, verglichen mit<br />

den Anfängen ab dem 1. Mai 1800, als das Seebad offiziell<br />

eröffnet worden war und die 250 Kurgäste wegen fehlender<br />

Unterkünfte in mitgebrachten Zelten residieren mussten.<br />

Doch hatten die Insulaner bald herausgefunden, dass das<br />

Vermieten von Zimmern in ihren Wohnhäusern sehr lukrativ<br />

war. Schnell wurden kleine, überdachte Veranden als „Frühstückszimmer“<br />

angebaut und so die Gästekultur um eine bedeutende<br />

Finesse bereichert.<br />

1820 dann war die Spielbank eröffnet worden und Norderney<br />

endgültig „The place to be“! Mit der Folge, dass es 20 Jahre<br />

später schon doppelt so viele Häuser wie zuvor gab, mit<br />

etwa 1.200 Einwohnern, aber Beherbergungsplatz für mehr<br />

als 2.600 Badegäste. Das war exorbitant, denn noch wenige<br />

Jahre zuvor hatten eine Kontinentalsperre und die Besatzung<br />

durch französische Soldaten dafür gesorgt, dass der<br />

Bäderbetrieb in den Jahren 1806-13 quasi nicht mehr existierte.<br />

Das war umso fataler für die Norderneyer, als dass man<br />

sich nahezu komplett auf die Einkommen aus der Kurszene<br />

eingestellt und die traditionellen Berufe wie das Fischen<br />

Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Reise<br />

39


zum Beispiel abgeschafft hatte. Mitsamt Ausrüstungen<br />

und Booten. Doch dann, nach den „sieben schlechten<br />

Jahren“ wurde die Insel im Zuge des Wiener Kongresses<br />

Besitztum des Königreichs Hannover und der Badebetrieb<br />

florierte erneut. Nicht zuletzt auch, weil die touristische Infrastruktur<br />

den Anforderungen angepasst worden war – mit<br />

der Errichtung des Warmbadehauses und einem Kurpark,<br />

wo es sich auf den Wegen vortrefflich wandeln und auf den<br />

Bänken im Schatten der Baumkronen sitzend feinst parlieren<br />

ließ.<br />

Die haute volée hatte ihre Bühne gefunden: Norderney!<br />

Hier musste man sein, hier musste man gesehen werden. In<br />

den Arkaden des Conversationshauses, in den bezaubernden<br />

Cafés und Teehäusern, auf den Veranden und Balkonen<br />

der Gästehäuser und Hotels. Heinrich Heine, der dieses Lebensgefühl<br />

schon 1826 in die treffenden Worte fasste:<br />

„Das Seefahren hat für diese Menschen einen großen<br />

Reiz; und dennoch, glaube ich, daheim ist ihnen allen am<br />

wohlsten zumute. Sind sie auch auf ihren Schiffen sogar<br />

nach jenen südlichen Ländern gekommen, wo die Sonne<br />

blühender und der Mond romantischer leuchtet, so können<br />

doch alle Blumen dort nicht den Leck ihres Herzens<br />

stopfen, und mitten in der duftigen Heimat des Frühlings<br />

sehnen sie sich wieder zurück nach ihrer Sandinsel, nach<br />

ihren kleinen Hütten, nach dem flackernden Herde, wo<br />

die Ihrigen, wohlverwahrt in wollenen Jacken, herumkauern,<br />

und einen Tee trinken, der sich von gekochtem<br />

Seewasser nur durch den Namen unterscheidet, und eine<br />

Sprache schwatzen, wovon kaum begreiflich scheint, wie<br />

es ihnen selber möglich ist, sie zu verstehen.“<br />

Heinrich Heine: Die Nordsee – Dritte Abteilung von 1826<br />

oder General Blücher, der Herzog von Cumberland, Fürst<br />

Bernhard von Bülow, Felix Graf von Luckner oder Gustav<br />

Stresemann. Clara und Robert Schumann, Wilhelm von<br />

Humboldt oder Theodor Fontane und Felix Nussbaum.<br />

Später dann – wenn wir schon einmal beim „name dropping“<br />

sind – kamen Willy Brandt, Karl Carstens oder Walter<br />

Scheel und so weiter und so weiter. Guido Cantz nicht<br />

zu vergessen und zahlreiche andere TV-Größen…<br />

Weltberühmt wurde Norderney dann Anfang des 20.<br />

Jahrhunderts, als jährlich mehr als 40.000 Gäste gezählt<br />

wurden. Eine Zahl, die umso bemerkenswerter ist, als<br />

dass der Bäderbetrieb während der beiden Weltkriege<br />

erneut zum Stillstand gekommen und die Kureinrichtungen<br />

aufgrund von umfassenden Renovierungen erst<br />

ab 1952 wieder genutzt werden konnten. Sieben Jahre<br />

später aber verbrachten schon 100.000 Gäste ihren Urlaub<br />

auf Norderney und als das 200-jährige Jubiläum des<br />

Seebades am 1. Mai 1997 gefeiert wurde, geschah das mit<br />

260.000 Gästen.<br />

Diese Affinität zu „La Norderney“, der Diva im Ensemble<br />

der sieben ostfriesischen Inseln basiert nicht zuletzt auf<br />

der Vielfalt dieses „Gesamtpakets“. Das für jeden Gast das<br />

spezielle Urlaubserleben vorhält in einem unverwechselbaren<br />

Rahmen von majestätischer Natur, kreativen<br />

Konzepten für Gesundheit, Fitness und Balance, einer abwechslungsreichen<br />

Palette unterschiedlichster Kulinaria,<br />

kultureller Vielfalt, moderner Lebensart und Shoppingvergnügen<br />

auf jedem Niveau. All das ist geprägt von einem<br />

offenen, entspannten Miteinander, von Großzügigkeit<br />

und hervorragender Gastfreundschaft.<br />

Das ist Lifestyle und daran partizipieren die Gäste<br />

schon auf dem Weg zur Insel, der während des Sommers<br />

im Stundentakt und in hochmodernen Fähren zurückgelegt<br />

wird. Mit dem Auto, wenn man will, ansonsten<br />

steigt man um aufs Fahrrad, und Busse und Taxen fahren<br />

zudem regelmäßig umher. Wobei per pedes, gerade im<br />

historischen Teil der Stadt Norderney die attraktivste Art<br />

der Fortbewegung ist. Allein, um nur ja nichts zu verpassen.<br />

Auf Norderney wird jeder nach seiner Fasson glücklich<br />

und dass alle Facetten dieser Ansprüche einerseits<br />

erhalten, aber gleichzeitig mit dem Zeitgeist entwickelt<br />

werden, dafür sind auf politischer Ebene Bürgermeister<br />

und Rat zuständig. Sie sind die Garanten der Zukunft<br />

Norderneys. Alles andere entwickelt sich aus der Tradition<br />

heraus. Und die ist typisch Norderney´sch, stabil und<br />

weltoffen, faszinierend, vielfältig und individuell – wie´s<br />

jedem einzelnen gefällt.<br />

40 Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Reise


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REPORTAGE<br />

Traditionelles Handwerk trifft moderne Technik<br />

Ein traditionsreicher Beruf setzt heute auf fortschrittliche Technik: Das macht den<br />

Reiz der Tätigkeit des Brauers und Mälzers aus.<br />

Dass jede der in Deutschland gebrauten 5.000 Biersorten<br />

ihren eigenen Charakter besitzt, dafür sorgen Brauer und<br />

Mälzer. Sie führen nicht nur die traditionellen Zutaten zusammen,<br />

sondern bestimmen auch die individuelle Rezeptur<br />

und überwachen den Brauprozess. Darüber hinaus spielen<br />

chemische und biologische Prozesse eine wichtige Rolle<br />

bei der Bierherstellung. „Alkohol und Kohlensäure entstehen<br />

erst durch Gärungsprozesse der zugesetzten Hefe, bei denen<br />

Lagerzeit und Temperatur ausschlaggebend sind“, erklärt<br />

Peter Peschmann, technischer Geschäftsführer der Brauerei<br />

C. &. A Veltins. Brauer und Mälzer seien daher maßgeblich<br />

für die Sicherstellung der Qualität der einzelnen Marken der<br />

Brauerei verantwortlich.<br />

Duales Bachelorstudium als Option<br />

Im Sauerland durchlaufen Azubis in drei Jahren alle Schritte<br />

der Bierherstellung und erlernen den Umgang und den<br />

Einsatz von Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen. Die Malzherstellung<br />

sowie das Gewinnen, Kühlen und Klären von Würze sind<br />

dabei nur ein Teil der Aufgaben. Das Vergären, Lagern und<br />

Reifen von Bier ist ebenso entscheidend wie das Filtrieren<br />

und Abfüllen des Gerstensafts.“<br />

Berufsausbildung 2022<br />

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Foto: djd/Brauerei C. & A. Veltins/Jakob Studnar<br />

Ein traditionsreicher Beruf setzt heute auf fortschrittliche Technik:<br />

Das macht den Reiz der Tätigkeit des Brauers und Mälzers<br />

aus<br />

Seit 2018 bieten wir eine Kombination der Ausbildung zum<br />

Brauer und Mälzer mit einem vierjährigen Dualen Bachelorstudium<br />

der Getränketechnologie an“, so Peschmann. Mehr<br />

Infos gibt es unter www.veltins.de. Nach einer 15-monatigen<br />

praktischen Ausbildung in der Brauerei beginnt das Studium<br />

an der Hochschule in Geisenheim. Während der Semesterferien<br />

kehren die Azubis für weitere praktische Ausbildungsschritte<br />

nach Grevenstein zurück.<br />

Die Arbeit des Küfers: ein echter „Knochenjob“<br />

Während heute moderne Technik die Arbeit in der Brauerei<br />

erleichtert und das Bier in Kunststoff- oder Edelstahlfässern<br />

abgefüllt wird, war die Tätigkeit eines Küfers ein echter<br />

„Knochenjob“. Der Küfer, häufig auch Böttcher genannt, war<br />

bis vor wenigen Jahrzehnten für die Herstellung, Reinigung<br />

und Reparatur der damals üblichen Holzfässer verantwortlich.<br />

Besonders das sogenannte Pichen war nicht ungefährlich.<br />

Um die Poren und Fugen des Holzes zu schließen und<br />

ein Entweichen der Kohlensäure zu verhindern, aber auch<br />

um im Fassinneren eine geschmackliche Veränderung durch<br />

den Kontakt zwischen Bier und Holz zu vermeiden, mussten<br />

Küfer die Holzfässer mit flüssigem und extrem heißem Pech<br />

auskleiden. War die dünne Schicht beschädigt, musste mühsam<br />

eine neue aufgetragen werden.<br />

Publication name: 220104_Anzeige_BBvE_Berufausbildung_2022 generated:<br />

2022-01-04T11:06:29+01:00<br />

42<br />

Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Reportage


HAUTKREBS-SCREENING<br />

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Ob Leberflecke, Muttermale oder kleine Unebenheiten,<br />

die sich auch farblich vom Rest der Haut abheben –<br />

fast jeder Mensch findet sie auf seiner Haut. Zwar sind<br />

sie gewöhnlich kein Grund zur Sorge, in seltenen Fällen kann<br />

es sich jedoch um Hautkrebs oder Vorstufen davon handeln.<br />

Um diesen frühzeitig zu erkennen, ist ein regelmäßiges Hautkrebs-Screening<br />

unbedingt erforderlich.<br />

Hautkrebs ist eine der am häufigsten vorkommenden<br />

Krebserkrankungen. Regelmäßige Früherkennungsuntersuchungen<br />

ermöglichen es jedoch, sowohl schwarzen als auch<br />

hellen Hautkrebs bereits im Anfangsstadium zu erkennen.<br />

„Das sogenannte Hautkrebs-Screening richtet sich als Leistung<br />

der gesetzlichen Krankenkassen an alle Versicherten ab<br />

35 Jahren. Dabei können verdächtige Hautveränderungen<br />

durch eine besonders sorgfältige Betrachtung des gesamten<br />

Körpers erkannt werden“, so Achim Goldenstein, Geschäftsführer<br />

der Barmer in Cloppenburg. Das Screening wird von<br />

Hautärzten beziehungsweise speziell geschulten Hausärzten<br />

durchgeführt. Als Zusatzleistung bietet die Barmer ihren<br />

Kunden unter 35 Jahren einen sogenannten Haut-Check an,<br />

der ebenfalls alle zwei Jahre kostenfrei durchgeführt werden<br />

kann.<br />

Ablauf eines Haut-Screenings<br />

Zu Beginn erfolgt eine ausführliche Anamnese, bei der<br />

individuelle Risiken und Vorerkrankungen innerhalb der Familie<br />

festgestellt werden. Die nachfolgende Untersuchung<br />

des Körpers dauert oftmals nur wenige Minuten. „Das Haut-<br />

Screening geht weit über das Betrachten der Arme, Beine<br />

und des Rumpfes hinaus. Auch an ungewöhnlichen Stellen<br />

wie Kopfhaut, Fußsohle, Zahnfleisch oder Genitalien können<br />

Anzeichen von Hautkrebs erkennbar werden. Viele Patienten<br />

Achim Goldenstein, Geschäftsführer der Barmer in Cloppenburg<br />

empfinden dabei eine gewisse Scham und meiden daher die<br />

Untersuchung. Das kann fatale Folgen haben“, warnt Goldenstein.<br />

Sollte eine Stelle verdächtig scheinen, wird eine<br />

Gewebeprobe entnommen und untersucht. Nachfolgend<br />

wird entschieden, ob die veränderte Haut operativ entfernt<br />

werden sollte. Unabhängig von den regelmäßigen Untersuchungen<br />

ist es hilfreich, selbst nach Hautveränderungen<br />

Ausschau zu halten und auffällige Stellen gesondert untersuchen<br />

zu lassen.<br />

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43


PORTRAIT<br />

KÄTHE NEBEL<br />

„Ich bestimme, wann und wo ich es will!“ betont Käthe Nebel. Die 91-Jährige mit<br />

Wohnsitz in Oldenburg ist weder verbittert noch unzufrieden. Obwohl einiges zusammengekommen<br />

ist, in diesem langen Leben, ist sie mit sich im Reinen. Kein Anschein<br />

von Lebensmüdigkeit. Aber sie ist vorbereitet. Tatsächlich. Denn den Zeitpunkt ihres<br />

Todes möchte sie selbst bestimmen.<br />

Text // Beate Deeken<br />

Das Telefon klingelt. Ein Freund Käthe Nebels möchte<br />

sie auf eine Sendung im Deutschlandfunk aufmerksam<br />

machen, die gerade ausgestrahlt wird. Es geht<br />

um das Thema „Freitod“ mit der Philosophin Suzann-Viola<br />

Renninger vom Schweizer Sterbehilfeverein „Exit“. Anlass ist<br />

die Gesetzesänderung zur assistierten Sterbehilfe nach § 217<br />

des Strafgesetzbuchs (StGB). Erst 2020, vor zwei Jahren, kippte<br />

das Bundesverfassungsgericht das Verbot der geschäftsmäßigen<br />

Suizidhilfe. Damit ist es erlaubt, Menschen bei der<br />

Selbsttötung zu helfen und das als Dienstleistung anzubieten.<br />

Der Bundestag hat noch nicht darüber entschieden, ob<br />

und wie assistierter Suizid in Deutschland gesetzlich neu geregelt<br />

werden soll. Das dürfte nun auf die neue Regierung<br />

zukommen. In der Schweiz besteht diese Möglichkeit bereits<br />

seit 40 Jahren.<br />

Käthe Nebel stellt das Radio an. In dem Gespräch, das nun<br />

zu hören ist, bevorzugt Suzann-Viola Renninger den Begriff<br />

des „Freitods“, um sich von dem negativ belegten „Suizid“<br />

abzugrenzen. Es wird schnell deutlich: einfach macht es sich<br />

bei den Befürwortern der aktiven Sterbehilfe keiner. Moral<br />

und Ethik werden ausführlich diskutiert. Grenzen gezogen.<br />

Man müsse auch immer alle Seiten betrachten. Wie gehen<br />

Sterbehelfende damit um? Wie die Gesellschaft? „Ach, sie<br />

spricht aus, was ich denke,“ freut sich Käthe Nebel, die der<br />

Sendung aufmerksam folgt. Es müsse sich endlich eine neue<br />

Kultur des Sterbens entwickeln, meint sie.<br />

Viele Menschen in Deutschland lehnen diese Möglichkeit,<br />

selbstbestimmt aus dem Leben zu gehen, ab. Seien es<br />

religiöse Gründe oder die Sorge um unerwünschte gesellschaftliche<br />

Zwänge, die dadurch entstehen könnten. Es sei<br />

ein Armutszeugnis, wenn eine Gesellschaft, wenn Familien<br />

sich nicht um ihre alten Menschen am Lebensende kümmerten,<br />

meinen die einen. Andere fürchten, Alte könnten sich<br />

gedrängt fühlen, den Freitod zu wählen, um niemandem zur<br />

Last zu fallen. Und wann wäre man alt genug? Bedenken und<br />

Fragen, die man nicht einfach so wegwischen kann. Aber es<br />

gibt auch die Einstellung vieler Leidender, die sich den Tod<br />

herbeisehnen. Viele von ihnen fühlen sich unverstanden und<br />

44<br />

Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Portrait


zu Unrecht bevormundet. Schließlich müssen sie Schmerzen<br />

und Einschränkungen ertragen.<br />

Und es gibt Menschen wie Käthe Nebel. Man darf sie eine<br />

rüstige Pensionärin nennen. Klar bei Verstand, eigenständig<br />

und mobil. Aber sie ist mittlerweile fast blind. Das macht ihr<br />

zu schaffen. Dank moderner Technik muss sie nicht ganz<br />

auf das Lesen verzichten. Aber es ist mühsam. Für sie, die<br />

wissbegierig Bücher verschlungen hat, ist das traurig. „Zum<br />

Glück kann ich gut hören. Ich glaube, das wäre noch schlimmer<br />

– nicht mehr zu hören,“ denkt sie laut. Und dann „nervt“<br />

es sie, dass sie mit zunehmendem Alter auch mal den Faden<br />

verliert, wenn sie erzählt. Das „gehirnmäßige Abtreten“ beschäftigt<br />

sie sehr.<br />

Käthe Nebel ist eine selbstbestimmte Frau. Das Leben hat<br />

sie dazu gemacht. Ihre alleinerziehende Mutter kämpfte für<br />

die kleine Käthe und sich in Zeiten des zweiten Weltkriegs<br />

ums Überleben. Viele Jobs an vielen Orten in ganz Deutschland<br />

ließen die beiden nie wirklich ankommen. Für Käthe<br />

schwierig. Dennoch schafft sie es in ihren Wunschberuf: Sie<br />

wurde Lehrerin. Bis weit über ihre Pensionierung hinaus engagierte<br />

sie sich besonders für junge Menschen, half bei der<br />

Integrationsarbeit und nahm in den Ferien Kinder aus Tschernobyl<br />

auf. Besonders aktiv war sie außerdem im Umweltschutz.<br />

In zahlreichen Leserbriefen an die regionalen Tageszeitungen<br />

machte sie auf Fehlentwicklungen insbesondere<br />

in Bezug auf den Umgang mit der Natur aufmerksam und<br />

appellierte gerne auch mal an den gesunden Menschenverstand,<br />

den sie gelegentlich vermisste. Mit zunehmendem Alter<br />

geriet die Beschäftigung mit dem Sterben in ihren Fokus.<br />

Sie weiß, was Sterben heißen kann. Als Vierzehnjährige<br />

musste sie mit ansehen, wie Soldaten nach der Kapitulation<br />

am Ende des zweiten Weltkrieges exekutiert wurden. „Sie<br />

fielen um, wie die Figuren in den Schießbuden auf Jahrmärkten“,<br />

beschreibt die alte Käthe, was die Junge sah. So<br />

etwas vergisst man nicht. Mit 21 Jahren trat sie aus der Kirche<br />

aus. Obwohl ab dem dritten Lebensjahr voller Überzeugung<br />

gläubig, ließ der Zugang zu wissenschaftlichen Erkenntnissen<br />

ihre Zweifel an der Glaubwürdigkeit Erwachsener wachsen,<br />

die die Gottesfurcht als erzieherisches Instrument missbrauchten.<br />

Das und die Erfahrungen, die sie in jungen Jahren<br />

im Krieg machte, ließen sie zur Atheistin werden.<br />

Wesentlicher Anstoß für ihren Einsatz in der aktiven Sterbehilfe<br />

dürfte viel später im Leben die Erfahrung im Hospizdienst<br />

gewesen sein. Sieben Jahre hat sie in Oldenburg<br />

ehrenamtlich Sterbende begleitet. Dort hat sie erlebt, was<br />

Sterben ist. Es gibt friedliches Sterben. Das stellt sie nicht in<br />

Frage. Aber „Sterben kann so voller Qual sein“, weiß sie. Die<br />

Erkenntnisse aus dieser Zeit haben sie zur überzeugten Unterstützerin<br />

der aktiven Sterbehilfe werden lassen. Wie soll<br />

die Seele Ruhe finden, wenn man sich nur noch quält? fragt<br />

sie. Seit über zwanzig Jahren ist sie Mitglied in verschiedenen<br />

Sterbehilfe Vereinen. Dass ihre Einstellung einen Sturm<br />

der Entrüstung auslöst, stört sie nicht. Es ist ihr Leben und<br />

ihr Sterben. Und darüber möchte sie, wie über alles in ihrem<br />

Leben, selbst bestimmen.<br />

Die Sendung im Deutschlandfunk lief am 15. November 2021.<br />

Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Portrait<br />

45


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Das Team von TOYS Kids World freut sich auf Ihren<br />

Besuch: Gaby Kamphus, Renate Rhoden, Jessica Svarc,<br />

Lisa Winnemöller, Franka Schwan, Heike Vogelsang,<br />

Nicole Crone und Lubow Suppes (v.l.)<br />

FÜNF JAHRE TOYS KIDS WORLD<br />

Ein guter Grund zum Feiern<br />

Text // Sigrid Lünnemann<br />

Beim Betreten des Spielzeuggeschäftes TOYS Kids World GmbH wird jeder mit einem<br />

freundlichen „Moin“ begrüßt und kann dann eintauchen in eine Spielzeugwelt – für<br />

jedes Kind und jede Altersstufe.<br />

Seit fünf Jahren betreibt Inhaberin Meike Wähling das<br />

Fachgeschäft in der Bürgermeister-Heukamp-Str. 43<br />

und ist froh, den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt<br />

zu haben und möchte dieses Jubiläum mit einer einmaligen<br />

Rabatt-Aktion feiern.<br />

Die Logistikfachfrau aus Delmenhorst übernahm das<br />

Spielzeug-Geschäft vom Vorbesitzer und gestaltete es offen<br />

und einladend um. Unterstützt wurde sie dabei tatkräftig<br />

von den langjährigen Mitarbeiterinnen und der Marktleiterin<br />

Franka Schwan, die mit ihr gemeinsam in den Neuanfang<br />

starteten.<br />

„Wir haben das Geschäft ganz neu strukturiert und das Angebot<br />

den Kundenwünschen angepasst. Wir bieten nun die<br />

ganze Bandbreite von Baby-Spielzeug über eine große Auswahl<br />

an Playmobil und Lego bis hin zu Spielwaren für große<br />

und kleine Technik-Fans“, erklärt Inhaberin Meike Wähling,<br />

die sich in der Kreisstadt sehr gut aufgenommen fühlt. Die<br />

Nachbarschaft und die gesamte Kaufmannschaft habe sie<br />

offen und herzlich willkommen geheißen, erinnert sich die<br />

Delmenhorsterin an die Anfangszeit vor fünf Jahren.<br />

„Cloppenburg verfügt über eine sehr schöne und attraktive<br />

Innenstadt. Mein großer Dank geht an die hiesige<br />

Kaufmannschaft und vor allem an das Stadtmarketing, die<br />

gemeinsam sehr viel für eine Belebung der Innenstadt unternehmen.<br />

Viele Aktionen und Veranstaltungen haben immer<br />

wieder Besucher in die Innenstadt gelockt und dafür<br />

gesorgt, dass es hier lebendig bleibt“, so Wähling, die hofft,<br />

dass nach Corona wieder gemeinsame Aktionen in der Innenstadt<br />

möglich sein werden.<br />

Mit Click&Meet durch den Lockdown<br />

Die schwierige Zeit während des Lockdowns, als TOYS<br />

Kids World für einige Wochen geschlossen werden musste,<br />

hat das Team gut genutzt. Der Verkaufsraum wurde zum Teil<br />

umgebaut und leicht vergrößert, so dass nun mehr Raum<br />

zum Bummeln und Schauen zur Verfügung steht. Außerdem<br />

wurde mit dem System „Click&Meet“ der Kontakt zu den<br />

Kund*innen gehalten. Meike Wähling und Franka Schwan<br />

bedanken sich herzlich für die Treue in dieser schweren Zeit!<br />

Trotz der starken Konkurrenz durch den Online-Handel ist<br />

die Inhaberin fest davon überzeugt, dass viele Eltern und<br />

46 Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Anzeige


Großeltern, die auf der Suche nach einem Spielzeug sind,<br />

nicht auf die Qualität und Service eines guten Fachgeschäftes<br />

verzichten wollen.<br />

Guter Service und kompetente Beratung<br />

„Unser Service ist unsere Stärke und sorgt dafür, dass unsere<br />

Kund*innen immer wieder gerne zu uns kommen und uns<br />

die Treue halten“, macht Franka Schwan deutlich. Persönliche<br />

Beratung steht bei ihr und ihren Kolleginnen an erster<br />

Stelle. Außerdem gibt es eine Treue-Karte mit Rabatt-Aktion,<br />

so dass sich ein Einkauf hier doppelt lohnt. Wer ein passendes<br />

Geschenk für Kinder, Enkel oder Patenkind sucht, steht<br />

oft unschlüssig vor der riesigen Auswahl an Spielwaren, fühlt<br />

sich unschlüssig und manchmal auch etwas überfordert. Die<br />

Fachkräfte nehmen sich Zeit und helfen dabei, das perfekte<br />

und altersgerechte Spielzeug zu finden, das beim Auspacken<br />

für echte Freude und strahlende Kinderaugen sorgt.<br />

Sollte das Gewünschte aber einmal nicht vorrätig sein,<br />

können Spielwaren auch kurzfristig und völlig unverbindlich<br />

bestellt werden. Die Kundinnen können die Ware dann vor<br />

Ort ansehen und entscheiden, ob das Produkt ihren Vorstellungen<br />

und Erwartungen entspricht. Auch große Spielgeräte<br />

wie Trettrecker, Rutschen oder Trampoline können<br />

hier problemlos bestellt werden. Die Ware wird innerhalb<br />

der Stadt Cloppenburg kostenlos geliefert. Eine gemütliche<br />

Wickel- und Stillecke, in der für den Notfall auch Windeln zur<br />

Verfügung stehen, sowie Kunden-Toiletten gehören selbstverständlich<br />

ebenfalls zum familienfreundlichen Service.<br />

Die Grundlage für die professionelle Beratung liegt neben<br />

dem persönlichen Engagement der Mitarbeiterinnen auch in<br />

der kontinuierlichen Weiterbildung. Regelmäßig nimmt das<br />

Team an Schulungen teil und besucht Fachmessen, die – so<br />

hofft das Team - nach dem Ende der Corona-Beschränkungen<br />

in Zukunft wieder stattfinden werden.<br />

Geburtstagsboxen und Schnuller-Baum<br />

Ein weiterer beliebter Service sind die Geburtstags-Boxen.<br />

Kinder können sie mit ihren Geschenkwünschen füllen, so<br />

dass Freunde und Familie garantiert das richtige Spielzeug,<br />

Kuscheltier oder Kinderbuch finden. Die Präsent wird selbstverständlich<br />

kostenlos und liebevoll verpackt.<br />

In der eigens eingerichteten Schnäppchen-Ecke, die vielmehr<br />

ein gut gefüllter kleiner Raum ist, gibt es zahlreiche<br />

Angeboten und günstige Auslauf-Modelle zum Schnäppchenpreis.<br />

Eine besondere Attraktion ist der große „Schnuller-Baum“.<br />

Viele Kinder haben hier bereits ihren letzten Schnuller abgegeben<br />

und dafür eine kleine Überraschung von „TOYS Kids<br />

World“ sowie ein Geschenk von ihren Eltern erhalten. „Kein<br />

abgegebener Schnuller wird weggeworfen. Er behält seinen<br />

Platz an unserem Schnuller-Baum. Die Kinder kommen ins<br />

Geschäft und schauen zuerst nach ihrem alten Weggefährten<br />

– das ist schon eine kleine Tradition“, erklärt Franka Schwan,<br />

die vor Ort täglich als Ansprechpartnerin zur Verfügung steht.<br />

Eine weitere Tradition, die die Kindern besonders lieben,<br />

ist der Lutscher, den jedes Kind beim Verlassen des Geschäftes<br />

erhält – versprochen!<br />

Nachhaltig ein großes Thema<br />

Auch zum Thema Nachhaltigkeit möchte das Team von<br />

TOYS Kids World seinen Beitrag leisten und dabei zugleich<br />

ein soziales Projekt direkt vor Ort unterstützen. Die reklamierten<br />

Spielsachen werden nicht vernichtet, wie es bei<br />

vielen Online-Händlern noch immer geschieht, sondern kostenlos<br />

an die Toys Company an der Sevelter Straße gegeben.<br />

Hier erhalten Arbeitssuchende, die schon längere Zeit keiner<br />

Erwerbstätigkeit nachgingen, die Möglichkeit, wieder an einem<br />

geregelten und strukturierten Arbeitsalltag teilzunehmen.<br />

Die Ware wird von den dortigen Mitarbeiter*innen je<br />

nach Zustand gereinigt und repariert und anschließend an<br />

soziale Einrichtungen oder sozial benachteiligte Familien abgegeben.<br />

Bastel- und Kreativ-Nachmittage in Planung<br />

In Zukunft freut sich das Team von TOYS Kids World schon<br />

darauf wieder eigene Kreativ– und Mit- mach-Aktionen<br />

durchführen zu können. Dann können die Kinder wieder<br />

gemeinsam spielen, basteln und ihrer Kreativität freien Lauf<br />

lassen. Nähere Informationen dazu und zu den jeweils aktuellen<br />

Angeboten und Neuheiten gibt es auf der der Facebook-Seite.<br />

TOYS Kids World GmbH<br />

Bürgermeister-Heukamp-Straße 43<br />

49661 Cloppenburg<br />

Tel.: 04471 – 95 89 230<br />

toyskidsworld@t-online.de<br />

20% Rabatt<br />

Jubiläums-Rabatt-Aktion<br />

Im gesamten März 2022 gewährt TOYS Kids World GmbH einen einmaligen<br />

Rabatt von 20 Prozent bei Abgabe dieses Abschnittes auf den Einkauf.<br />

Ausgenommen von der Rabatt-Aktion sind Bücher,<br />

Schreibwaren, Tonie-Figuren und Tonie-Boxen sowie CDs<br />

und Sammelkarten. Außerdem ist dieser Rabatt<br />

nicht mit anderen Angeboten und<br />

Rabatt-Aktionen kombinierbar.


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ST. PIUS-STIFT<br />

75 Jahre Wohnen und Pflege im Herzen der Stadt<br />

Text // Sigrid Lünnemann<br />

Das St. Pius-Stift ist seit 75 Jahren der kompetente Ansprechpartner<br />

für alle Belange rund um die Themen Wohnen<br />

und Pflege im Alter. Die zentrale Lage mitten im Herzen der<br />

Stadt ist ein Glücksfall, denn so sind Geschäfte, Arztpraxen,<br />

Apotheken, Cafés und die lebendige Fußgängerzone bequem<br />

zu Fuß zu erreichen.<br />

Die Mitarbeiter*innen hier legen großen Wert darauf, die<br />

individuellen Wünsche und Bedürfnisse der Bewohner*innen,<br />

Patient*innen und Gäste zu erfüllen und sorgen jeden<br />

Tag für liebevolle Betreuung, individuelle Pflege und viel Abwechslung<br />

durch verschiedenste Freizeitaktivitäten. Diese<br />

Ansprüche werden täglich in den verschiedenen Einrichtungen<br />

und Pflegeangeboten wie Betreutes Wohnen, Caritas<br />

Sozialstation, Tagespflege, Kurzzeitpflege, „Junge Pflege in<br />

der Phase F“, Außerklinische Intensivpflege, Mobile Mahlzeiten<br />

sowie in den Wohngemeinschaften mit viel Empathie<br />

und fachlicher Kompetenz umgesetzt.<br />

Insgesamt werden in allen Bereichen jeden Tag über 900<br />

ältere, hilfs- oder pflegebedürftige Menschen versorgt und/<br />

oder haben ein neues Zuhause im St. Pius-Stift gefunden.<br />

Alois von Hammel legte Grundstein<br />

Das St. Pius-Stift kann auf eine erfolgreiche Geschichte zurückblicken.<br />

Bereits 1947 legte der damalige Bether Kaplan<br />

Alois von Hammel mit seiner Stiftung den Grundstein für das<br />

erste Seniorenwohnheim Cloppenburgs. Bis zu seinem Tod<br />

am 6. Februar 1963 war er 16 Jahre lang Kuratoriumsvorsitzender<br />

und hat sich in dieser Zeit sehr um die Belange des<br />

Hauses und vor allem um das Wohl der dort lebenden Menschen<br />

verdient gemacht.<br />

Die Stadt Cloppenburg stellte zur Gründung des Pflegeheims<br />

ein Haus an der Friesoyther Straße zunächst für die<br />

Dauer von zehn Jahren mietfrei zur Verfügung und so fanden<br />

hier 30 Bewohner*innen Unterkunft. Die vorhandenen<br />

Wohnplätze reichten aber schon bald nicht mehr aus und so<br />

wurde 1957 mit Unterstützung der Stadt ein zweigeschossiger<br />

Erweiterungsbau errichtet.<br />

Aufgrund der stetig wachsenden Nachfrage nach Betreuungsplätzen<br />

entschied sich das Kuratorium nach zwanzig<br />

Jahren für einen Neubau. 1970 konnten die 100 modern<br />

ausgestatteten Ein-Bett-Zimmer bezogen werden. Ebenfalls<br />

seit dieser Zeit lebten und arbeiteten die Ordensschwestern<br />

der Thuiner Kongregation vom hl. Märtyrer Georg im neu<br />

erbauten St. Pius-Stift und übernahmen neben der Leitung<br />

des Seniorenheims auch den Aufbau der Pflegeschule sowie<br />

Aufgaben in der Pflege und Betreuung. Über 46 Jahre waren<br />

sie ein unverzichtbarer Bestandteil des Hauses und prägten<br />

es mit ihren gelebten christlichen Werten nachhaltig.<br />

Von 1983 bis 2016 gestaltete Hermann Schröer als Verwaltungsdirektor<br />

die Entwicklung zu einem modernen und offenen<br />

Haus. Im Rahmen einer Neustrukturierung übernahm er bis zu<br />

seinem Ruhestand im Jahr 2018 den Stiftungsvorstand des Hauses.<br />

Sein Nachfolger wurde Matthias Hermeling, der seitdem als<br />

neuer Stiftungsvorstand die Geschicke des Hauses leitet.<br />

48<br />

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Das erste Haus mit seinen ersten Bewohnern<br />

Neue Chronik erscheint zum Jubiläum<br />

75 Jahre sind ein guter Anlass, die Vergangenheit Revue<br />

passieren zu lassen und dabei auch zuversichtlich in die Zukunft<br />

zu blicken. Mit großem Engagement und aufwendiger<br />

Recherchetätigkeit im hauseigenen Archiv verfasst der Chronik-Ausschuss<br />

des Hauses zurzeit eine neue Chronik. Aktuelle<br />

und ehemalige Mitarbeiter*innen treffen sich bereits seit<br />

einigen Monaten und haben eine Menge Informationen und<br />

Geschichten zusammengetragen. Das lesenswerte und reich<br />

bebilderte Buch wendet sich nicht nur an die Bewohner*innen,<br />

sondern ist eine interessante Lektüre für jeden, der sich<br />

mit dem Haus verbunden fühlt. Die Chronik wird pünktlich<br />

zum Jubiläum erscheinen und viele interessante Einblicke in<br />

die Entwicklung dieser für Cloppenburg so bedeutenden sozialen<br />

Einrichtung geben.<br />

Jubiläumsfeierlichkeiten starten am 20. Mai<br />

Das St. Pius-Stift lädt – unter der Voraussetzung, dass die<br />

aktuelle Corona-Lage eine öffentliche Feier möglich macht<br />

– alle Bewohner*innen, Angehörigen, haupt- und ehrenamtliche<br />

Mitarbeiter*innen sowie alle Interessierten zu einem<br />

großen Jubiläumswochenende ein.<br />

Am Freitag, dem 20. Mai 2022, starten die offiziellen Feierlichkeiten<br />

mit geladenen Gästen um 10 Uhr mit einem<br />

Gottesdienst in der Kapelle. Nach der anschließenden Begrüßung<br />

durch Stiftungsvorstand Matthias Hermeling findet<br />

unter der Moderation von Caritas-Direktor Dr. Gerhard Tepe<br />

eine Podiumsdiskussion unter dem Motto „Pflege – früher,<br />

heute und morgen“ mit Vertretern aus der Pflege, der Caritas,<br />

der Kirchen und der Politik statt.<br />

Zum Abschluss des ersten Tages findet am Abend ein großes<br />

Fest für alle Mitarbeiter*innen statt.<br />

Pastor Alois von Hammel<br />

„Tag der offenen Tür“ für alle Interessierten<br />

Am Sonntag, dem 22. Mai, sind alle Interessierten herzlich<br />

zu einem „Tag der offenen Tür“ eingeladen. Nach einem gemeinsamen<br />

Gottesdienst um 10 Uhr können sich Gäste und<br />

Bewohner im Festzelt mit einer deftigen Erbsensuppe stärken.<br />

Am Nachmittag wird dort Kaffee und Kuchen angeboten<br />

und alle Gäste sind herzlich zum gemeinsamen Klönen<br />

und zum gemütlichen Verweilen eingeladen. Auch an die<br />

jüngsten Besucher wurde gedacht. Sie können ausgelassen<br />

in einer großen Hüpfburg toben.<br />

Mitarbeiter*innen des Hauses führen die Besucher*innen<br />

in halbstündig durchgeführten, begleiteten Rundgängen<br />

durch die Räumlichkeiten und informieren über die verschiedenen<br />

Betreuungsmöglichkeiten im St. Pius-Stift. Aus<br />

Rücksicht auf die Privatsphäre der Bewohner*innen sind ausschließlich<br />

geführte Rundgänge möglich. Die Heimleitung<br />

bittet um Verständnis und Rücksichtnahme. Die Veranstaltung<br />

endet um 17 Uhr.<br />

Sollte das Jubiläum wie geplant gefeiert werden können,<br />

finden sämtliche Veranstaltungen unter den jeweils aktuellen<br />

Corona-Vorschriften statt. Ob die geplanten Aktionen<br />

unter 2G, 3G oder 2G+ durchgeführt werden müssen, ist<br />

leider noch nicht abzusehen. Alle Informationen dazu sind<br />

kurzfristig auf der Homepage und der Facebook-Seite des<br />

Hauses zu finden.<br />

St. Pius-Stift<br />

Friesoyther Straße 7<br />

49661 Cloppenburg<br />

Tel.: 04471 183-0<br />

info@pius-stift.de<br />

www.pius-stift.de<br />

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49


REPORTAGE<br />

DIE AHLHORNER FISCHTEICHE<br />

Text // Ludwig Middendorf<br />

Fotos // Ludwig Middendorf, Eckhard Albrecht + Ulla Schmitz<br />

Die Ahlhorner Fischteiche: Wasser, Wald und stille Wege. Ein Natur- und Wanderparadies<br />

für Menschen. Im Amtsdeutsch ein Naherholungsgebiet und ein Staatsbetrieb<br />

der Forst- und Fischwirtschaft. Womit oberflächlich die Beschreibung dieser<br />

zauberhaften Landschaft für einen nüchternen Beobachter abgeschlossen ist, doch<br />

steckt so viel mehr dahinter!<br />

Hier ist vor mehr als hundert Jahren eine Landschaft<br />

von Menschenhand völlig verändert worden und das<br />

Ergebnis zeigt, dass Natur nicht zerstört, sondern positiv<br />

gewandelt wurde. In unserer kargen, ja öden Geestlandschaft<br />

entstand ein Refugium für viele Tiere und nicht nur<br />

das. Auch die jüngere Geschichte hat hier ihre Spuren hinterlassen<br />

und darum ist es durchaus der Mühe wert, sich mit<br />

diesem Gebiet näher zu befassen.<br />

Fluss des Vergessens und des Aufbaus<br />

Das kleine Flüsschen Lethe spielt die Hauptrolle. Im Garther<br />

Feld, nur knapp zwei Kilometer nördlich vom Ursprung<br />

der Soeste, beginnt die Lethe ihren Lauf, nimmt beim Gut<br />

Lethe aus einem Wasserlauf, der vom Ahlhorner Flugplatz<br />

kommt, genug Wasser auf, um etwas weiter nördlich, eine<br />

Mühle antreiben zu können. Die Lethe führte in meiner Jugend<br />

so klares Wasser, dass ich bedenkenlos daraus getrun-<br />

50<br />

Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Reportage


Foto: L. Middendorf<br />

Foto: E.Albrecht<br />

Fischernte<br />

Foto: L. Middendorf<br />

Foto: L. Middendorf<br />

ken habe, heute würde ich es nicht mehr riskieren. Mit zehn<br />

Meter Höhenunterschied auf kurzer Strecke hat die Lethe<br />

auch ein starkes Gefälle und bietet damit ideale Voraussetzungen<br />

für einen Stau, und damit beginnt die Geschichte<br />

der Ahlhorner Fischteiche.<br />

Es gibt mehrere Gründe, welche dazu führten, dass die Oldenburgische<br />

Landesregierung Ende des 19. Jahrhunderts<br />

die Anlage dieser Teiche beschloss. Das Grundproblem<br />

waren die kargen Geestböden, die nach der letzten Eiszeit<br />

entstanden waren und von denen sich die Menschen kaum<br />

ernähren konnten. Auf den trockenen und nährstoffarmen<br />

Böden konnte, außer Heide, kaum etwas gedeihen. An diese<br />

Heidelandschaft erinnert heute nur noch der Begriff Autobahnkreuz<br />

„Ahlhorner Heide“ und ein kleines Reststück von<br />

Heide, östlich der Fischteiche fast an der Autobahn. Noch<br />

in den ersten Jahren nach dem Krieg gab es diese Heideflächen<br />

in dem Bereich zwischen der Straße von Kellerhöhe<br />

nach Beverbruch, die dann nach und nach zu Ackerland umgebrochen<br />

wurden.<br />

Um 1890 waren die Menschen, die hier lebten, arm und<br />

einseitig ihre Ernährung. Um den Boden etwas ertragreicher<br />

zu machen, bot es sich an, vom Mühlenstau ausgehend, Gräben<br />

zu ziehen, um die höher liegenden Flächen zu bewässern.<br />

Gleichzeitig konnten Teiche für die Fischzucht angelegt<br />

werden, die ebenfalls aus diesen Zuleitern gespeist wurden.<br />

Mit der Fischzucht wollte man zusätzliche eiweißreiche Nahrung<br />

zur Verfügung stellen. Außerdem gab es bereits ein<br />

paar natürliche Seen, wie zum Beispiel den Diana See. Das<br />

war ein Indiz dafür, dass es wasserundurchlässige Bodenschichten<br />

gab, die das Anlegen von Teichen zuließen. Der<br />

Diana See ist überdies 14 Meter tief und am Boden mit einer<br />

dicken Faulschlammschicht bedeckt, aus dem Methangase<br />

emporsteigen. Fische können in diesem See nicht leben.<br />

Eine junge Natur-Oase<br />

Aber diese neuen Teichanlagen waren durch die wandernden<br />

Wehsanddünen gefährdet, so dass die Ödlandflächen<br />

rund herum aufgeforstet werden mussten. So entstanden<br />

in einer unendlich öden, fast wüstenähnlichen Landschaft<br />

nicht nur die kleinen Seen, sondern auch ein Waldgebiet,<br />

dass sich nun nach über 120 Jahren dem Besucher zur Erholung<br />

anbietet. Diese jungen Waldgebiete lassen sich alleine<br />

schon am Baumbestand erkennen. Es sind überwiegend<br />

Nadelbäume, wie Kiefer, Lärche und Douglasie. Eben Pflanzen,<br />

die auf dem Sandboden wachsen konnten. Ganz anders<br />

sieht dagegen der fast urwaldmäßige Bewuchs in dem tiefliegenden<br />

Lethetal aus. Hier hatte die Feuchtigkeit auch<br />

Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Reportage<br />

51


Die Fischteiche ohne Wasser im Winterblues<br />

Laubbäume gedeihen lassen und so muss in alten Zeiten die<br />

Lethe wie eine Oase in der eintönigen Heidelandschaft gewirkt<br />

haben. Wer vom Wanderparkplatz zu den Fischteichen<br />

gehen will, wird die Lethe überqueren und wird dabei feststellen,<br />

wie tief sich der Bach in die Landschaft eingegraben<br />

hat. Vor 100 Jahren muss sie ein echtes Verkehrshindernis<br />

gewesen sein, und nicht von ungefähr bildet die Lethe eine<br />

natürliche Grenze zwischen den heutigen Landkreisen Oldenburg<br />

und Cloppenburg. Eine Grenze, die so stark trennte,<br />

dass es zwischen dem evangelischen Oldenburg und dem<br />

katholischen Cloppenburg kaum Verbindungen gab.<br />

Das Anlegen von Teichen auf den hoch liegenden Geestsandflächen<br />

war nur durch ein mehrfaches Aufstauen der<br />

Lethe möglich. Einen solchen Stau findet man auf dem Weg,<br />

der kurz vor den Gebäuden der Landesforsten nach links abbiegt.<br />

Durch das Aufstauen entstanden zunächst die kleinen<br />

Seen im Verlauf der Lethe. Von diesen Seen wurden Gräben,<br />

sogenannte Zuleiter gezogen, über die das Wasser in die<br />

Teiche gelangt. Bis 1930 entstanden um die 60 Einzelteiche.<br />

Um den Zu- und Abfluss regulieren zu können, baute man<br />

kleine Sperrwerke, die sogenannten „Mönche“. Sie stehen<br />

wie einsame Wächter an den Ufern und, wenn im Herbst das<br />

Wasser aus den Teichen abgelassen wird, beobachten sie, wie<br />

die Fische dort aus dem letzten Rest Wasser eingesammelt<br />

werden.<br />

Rund um drei ehemalige Bauernhöfe entstanden die heutigen<br />

Gebäude des Fischereibetriebes und der Niedersächsischen<br />

Landesforsten. Eines der alten Gebäude steht heute<br />

noch, doch rund herum wurden auch Einrichtungen wie ein<br />

waldpädagogisches Zentrum und Spielplätze gebaut. Dahinter<br />

liegen Fischaufzuchtteiche und die darüber gespannten<br />

Netze zeugen davon, dass sich auch Fischreiher und Kormoran<br />

für die eiweißreiche Nahrung interessieren.<br />

Rückzugsort von Nazi-Größen/Kreuzkampf<br />

An dieser herrlichen Landschaft mit Seen und Wälder fand<br />

jedoch nicht nur die Tierwelt ihren Gefallen: Die Nationalsozialisten<br />

bauten sich hier ein Blockhaus, in dem sie ungestört<br />

ihren Ideen nachhängen konnten. Was heute als Jugendund<br />

Kinderfreizeitanlage der ev.-luth. Kirche in Oldenburg<br />

bekannt ist, hatten sich die Nazis als Club- und Jagdhaus<br />

errichtet, und der später in die Geschichte als „Kreuzkampf“<br />

eingegangene Streit um die Kreuze in den Schulen, nahm<br />

hier seinen Anfang. Hier stichelten die Nazigrößen bei einem<br />

Treffen so lange gegen Röver*, bis dieser Maßnahmen zur<br />

Entfernung der Kreuze in den Schulen ergriff, was schließlich<br />

zum „Kreuzkampf“ führte, der weit über die Region hinaus<br />

für Aufsehen sorgte. Anlass für diese Stichelei war das<br />

aufmüpfige Verhalten des Böseler Pastors Sommer, der die<br />

offizielle Einweihung einer Schule mit den Nazigrößen boykottierte<br />

und stattdessen die Einweihung einen Tag später<br />

vornahm.<br />

Natur als Altarbild in der kleinen Kirche auf der Blockhausinsel<br />

Die kleine Kirche auf der Blockhausinsel<br />

Ein besonderes Gebäude dieser Einrichtung stellt die Kirche<br />

„St. Petri zu den Fischteichen“ dar. Diese aus Fertigteilen<br />

vorproduzierte Kirche war zunächst als Notkirche in Steinfeld<br />

1950 aufgestellt worden. Als 1964 dort eine massive Kirche<br />

gebaut wurde, diente sie bis 1981 der Jugendarbeit. Um sie<br />

vor dem Abbruch zu retten, setzte sich vor allem der damalige<br />

Leiter des Blockhauses, Rolf von der Dovenmühle, dafür<br />

Foto: E.Albrecht<br />

52 Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Reportage


ein, diese Kirche nach Ahlhorn zu bringen und mit Fachleuten und ehrenamtlichen<br />

Helfern gelang es, die Notkirche in Steinfeld abzubauen und auf dem schönsten<br />

Platz auf der Blockhausinsel wieder aufzustellen. Diese Kirche ist insofern ein besonders<br />

Baudenkmal, als sie doch von dem Wandel zeugt, der nach dem Krieg<br />

durch den Zuzug vieler evangelischer Christen in das katholische Südoldenburg<br />

zeugt.<br />

Das gesamte Areal der Ahlhorner Fischteiche ist 465 Hektar groß und seit 1993<br />

als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Die Bewirtschaftung der Teiche erfolgt durch<br />

staatliche Verwaltungen. Gezüchtet werden Karpfen, Hechte, Schleien und Forellen<br />

und wenn an bestimmten Tagen die Fischer ihre Tore öffnen ist ihnen ein großer<br />

Besucherandrang gewiss.<br />

Zu jeder Jahreszeit, bei jedem Wetter und immer, sind die Ahlhorner Fischteiche<br />

eine Natur-Oase, unbehelligt von den lauten Tönen der heutigen Zeit.<br />

* Carl Georg Röver (1899-1942) war NSDAP-Leiter des Gaus* Weser-Ems im Bereich der Stadt<br />

Bremen und des Freistaates Oldenburg. Gleichzeitig war er „Reichsstatthalter“ für Oldenburg<br />

und Bremen und hatte in der SA den Rang eines Obergruppenführers. SA: Die Sturmabteilung<br />

war die paramilitärische Kampforganisation der NSDAP (Nationalsozialistische<br />

Deutsche Arbeiterpartei)<br />

*Gau = als für Region, Landschaft, Verwaltungseinheit<br />

Die Lethe, Fluss der Vergessenheit oder der Vergesslichkeit<br />

Die Lethe ist bekannt aus der griechischen Mythologie, als Fluss der Vergessenheit<br />

oder auch der Vergesslichkeit. Von ihrem Da-Sein berichtete<br />

erstmals der altgriechische Philosoph Platon mit Bezug auf die anderen<br />

Flüsse der Unterwelt: Styx, das Wasser des Grauens; Acheron, das Wasser<br />

für Schmerz und Kummer; Kokytos, Fluss des Wehklagens; Phlegethon,<br />

Fluss aus kochendem Blut, der Flammen führt und Eridanus, Fluss am<br />

Ende der Welt.<br />

Die Lethe musste von den Toten vor dem Betreten der Unterwelt überquert<br />

werden. Davor aber hatten sie das Wasser der Lethe trinken, um<br />

ihre irdische Existenz zu vergessen. „Lethe“ ist auch der Name der Göttin<br />

der Vergesslichkeit, der Tochter von Eris. Sie wacht über den Fluss Lethe.<br />

Allerdings gab es eine Alternative zum Vergessen, glaubt man Grabinschriften<br />

von etwa 400 v. Chr. Sie besagen, dass die Toten ihre Erinnerung<br />

an das irdische Leben behalten konnten, wenn sie die Lethe umgehen<br />

und stattdessen aus jenem Strom trinken, der aus dem See der Göttin der<br />

Erinnerung, Mnemosyne, fließt.<br />

Zurück in unserer heutigen Welt, können wir jedoch feststellen, dass Ludwig<br />

Middendorf seine Erinnerungen behalten hat – obwohl er schon aus<br />

der Lethe trank! Ob uns das was sagen will, und wenn was?<br />

Es bleibt spannend mit diesem Unterwelt-Fluss aus der griechischen Mythologie<br />

an den Ahlhorner Fischteichen.<br />

usch<br />

Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Reportage<br />

53


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ALLOHEIM CLOPPENBURG<br />

Gemeinsames Leben im Alter mit<br />

Komfort und Wohlbefinden<br />

Text // Sigrid Lünnemann<br />

Eine hohe Lebens- und Wohnqualität in einem angenehmen Ambiente bietet die<br />

„Alloheim Senioren-Residenz im Pieper Quartier“ und profitiert von der ruhigen und<br />

doch zentrumsnahen Lage in der Friedrich-Pieper-Straße 33.<br />

„Wir dienen Ihrer Lebensqualität“ lautet die Maxime, nach<br />

der sich alle Mitarbeiter*innen sowie Residenzleitung Martin<br />

Guderle hier jeden Tag für das Wohlbefinden und die Lebensqualität<br />

der Bewohner*innen engagieren. Die liebevoll<br />

ausgestattete, komfortable Einrichtung sowie das freundliche<br />

Miteinander sorgen für eine behagliche, familiäre Atmosphäre,<br />

in der man sich zu Hause fühlt. Zusätzlich erhalten<br />

die Bewohner*innen eine umfassende und persönlich abgestimmte<br />

Pflege und Unterstützung, so dass niemand auf<br />

Individualität und Selbstbestimmung verzichten muss.<br />

Dabei bietet die Einrichtung die Möglichkeiten der Langzeit-,<br />

der Kurzzeit- und der Verhinderungspflege, so dass alle<br />

Senior*innen optimal versorgt werden und Angehörige die<br />

notwendige Unterstützung und Entlastung erhalten. Aktuell<br />

stehen die Planungen zur Erweiterung des pflegerischen<br />

Angebotes kurz vor dem Abschluss. In Zukunft soll hier<br />

die „Junge Pflege“ etabliert werden, so dass auch jüngere<br />

Menschen mit schweren neurologischen und psychischen<br />

Erkrankungen vor Ort eine kompetente und spezialisierte<br />

Pflege und Unterstützung erhalten können.<br />

Frisches und saisonales Essen für<br />

mehr Abwechslung und Genuss<br />

Um eben diese individuelle Versorgung zu gewährleisten,<br />

sowie die Intimsphäre des Einzelnen zu schützen, ist<br />

das Haus in sieben helle und großzügig gestaltete Wohnbereiche<br />

unterteilt. Die großzügig gestalteten Einzelzimmer<br />

verfügen über Platz für eigene, liebgewonnene Möbel und<br />

jeweils über ein barrierefreies Bad. Jeder einzelne Wohnbereich<br />

ist mit einem eigenen Speisesaal und einer modernen<br />

Einbauküche ausgestattet. Denn gemeinsames Kochen oder<br />

Backen mit den Betreuungskräften gehört zu den Lieblingsbeschäftigungen<br />

der Bewohner*innen und sorgt darüber hinaus<br />

für Abwechslung, trainiert Motorik und Gedächtnis und<br />

festigt das Gemeinschaftsgefühl.<br />

54<br />

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Eine gesunde und abwechslungsreiche Verpflegung ist<br />

hier selbstverständlich. Die Küchenleitung hält täglich zwei<br />

Gerichte zur Auswahl bereit, bei denen auf Frische und Saisonalität<br />

geachtet wird. Bei der Zubereitung werden selbstverständlich<br />

gesundheitliche als auch religiöse Bedürfnisse berücksichtigt.<br />

Auch Wünsche und Anregungen von Seiten der<br />

Bewohner*innen nimmt die Küche gerne auf und setzt sie<br />

in leckere und bekömmliche Mahlzeiten um. Dabei verlässt<br />

sich das Alloheim sowohl in der Küche wie auch beim Reinigungspersonal<br />

ausschließlich auf eigenes Personal – zum<br />

Schutz und zur Sicherheit der Bewohner*innen.<br />

Gesamtes Personal ist geimpft –<br />

zum Schutz der Bewohner*innen<br />

Vor dem aktuellen Hintergrund der Corona-Pandemie ist<br />

Martin Guderle besonders stolz auf sein Pflegepersonal: „Die<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich mit großem<br />

Engagement und viel Verantwortungsbewusstsein um die<br />

hier lebenden Seniorinnen und Senioren. Daher hat sich unser<br />

gesamtes Pflegepersonal impfen lassen.“<br />

Zusätzlich gilt aktuell für alle Besucher*innen und Mitarbeiter*innen<br />

des Hauses die 3G+Regelung, so dass auch<br />

dreifach-geimpfte Personen einen tagesaktuellen, negativen<br />

Corona-Test mitbringen müssen. Die Bewohner*innen<br />

werden zudem mindestens zweimal pro Woche getestet.<br />

Aufgrund der Corona-Situation musste das Seniorenheim<br />

in den letzten Monaten auf den Besuch von Schulklassen<br />

und Vereinen verzichten, die bis dahin gerne als Besucher<br />

gesehen wurden. Die Mitarbeite*rinnen bieten den Bewohner*innen<br />

aber weiterhin ein abwechslungsreiches Angebot<br />

an gemeinsamen Aktivitäten und Aktionen.<br />

Einschränkungen, eine höchstmögliche Lebensqualität zu<br />

erhalten. Mit diesem Ziel vor Augen, ermöglicht das Team<br />

von Martin Guderle allen Bewohner*innen einen angenehmen<br />

Lebensabend mit der bestmöglichen Versorgung und<br />

Pflege. „Wir dienen Ihrer Lebensqualität“ ist hier auch als gelebte<br />

Philosophie zu verstehen. So lässt es sich im Alter gut<br />

leben.<br />

Beratung und Unterstützung bei Fragen<br />

rund um die Pflege<br />

Wer Pflege und Unterstützung im Alter braucht, sollte sie<br />

möglichst schnell und einfach bekommen. Leider sieht die<br />

Realität oft anders aus und viele Menschen, die für sich oder<br />

für einen Angehörigen Pflege benötigen, fühlen sich angesichts<br />

der Fülle an Paragrafen, Formularen und Fachbegriffen<br />

oft überfordert.<br />

Speziell geschulte Fachkräfte des Hauses informieren und<br />

beraten hier gerne und helfen bei der Klärung von Ansprüche<br />

sowie beim Ausfüllen der notwendigen Formulare. Auf<br />

Wunsch geben sie Unterstützung bei Behördengängen oder<br />

Gesprächen mit den Kostenträgern wie Pflege- und Krankenkassen<br />

sowie den Sozialhilfeträgern.<br />

Martin Heinz Guderle<br />

Residenzleitung<br />

E-Mail: cloppenburg@alloheim.de<br />

Tel.: 04471 - 8828-0<br />

www.alloheim.de<br />

Die Nachmittage werden gerne im hauseigenen, hell und<br />

freundlich eingerichteten Café im Erdgeschoss verbracht.<br />

Dort gibt es Platz für circa 40 Gäste und es kann – nach dem<br />

Ende der Corona-Beschränkungen - auch wieder für kulturelle<br />

Veranstaltungen genutzt werden. Im Sommer lädt zudem<br />

eine großzügige Terrasse zum Verweilen ein.<br />

Enge Zusammenarbeit mit internen<br />

und externen Therapeuten<br />

Zur gesundheitlichen Vorsorge und zur Therapie stützt<br />

sich die Einrichtung auf die enge Zusammenarbeit mit<br />

Ärzt*innen und Therapeut*innen und bietet je nach Wunsch<br />

und Bedarf Logotherapie, Ergotherapie und vieles mehr an.<br />

So arbeitet das Haus seit kurzem eng mit der Demenzfachkraft<br />

und Ergotherapeutin Sandra Pleye aus Emstek zusammen,<br />

die zu Therapiestunden in die Einrichtung kommt.<br />

Fußpflegerin Veronika Baranow betreibt zudem ihre eigene<br />

Praxis im Haus, so dass die Bewohner*innen keine langen<br />

Wege auf sich nehmen müssen.<br />

An erster Stelle steht das Bestreben, den Bewohnern des<br />

„Alloheims“, trotz möglicher körperlicher oder kognitiver<br />

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55


START IN DIE GARTENSAISON<br />

In Appeltern gibt es Inspirationen<br />

für jedes Grundstück<br />

Fotos: Appeltern<br />

Wann startet die Gartensaison? Diese Frage lässt sich nicht<br />

eindeutig beantworten. Es ist schließlich ganz individuell,<br />

wann man draußen aktiv wird. Die einen kribbelt es schon<br />

Anfang des Jahres in den Fingern, die anderen warten lieber<br />

noch ein wenig, bevor sie zur Schaufel greifen. Nicht zuletzt<br />

hängt es auch von dem eigenen Garten und den Pflanzen ab,<br />

wann das erste Mal geschnitten und gepflanzt wird. Spätestens<br />

im März beginnt jedoch für die meisten Hobbygärtner<br />

die Gartensaison.<br />

Was jetzt im Garten getan werden kann<br />

Nun stehen allerhand Arbeiten auf dem Programm. Viele<br />

Pflanzen, wie Hortensien und Rosen möchten geschnitten,<br />

Blühstauden und Ziergräser bei Bedarf geteilt werden. Wer<br />

einen Teich besitzt, kann diesen nun auf den Frühling vorbereiten:<br />

Das Laubnetz entfernen und die Uferbepflanzung<br />

stutzen. In Kräuter- und Gemüsebeeten lassen sich bereits<br />

die ersten Samen aussäen, während sich der Rasen gegen<br />

Ende des Monats über eine Vertikutierung freuen könnte.<br />

„Der Frühlingsbeginn ist aber nicht nur die beste Zeit, den<br />

Garten zu pflegen und auf das neue Jahr vorzubereiten, sondern<br />

auch, um ganz neue Gartenideen zu realisieren", weiß<br />

Gartenspezialist Ben van Ooijen von den Gärten von Appeltern.<br />

„Schon mit wenigen Handgriffen lassen sich dem eigenen<br />

Grundstück nun neue Glanzpunkte verleihen. Auch für<br />

große Projekte ist jetzt die perfekte Zeit."<br />

Im Garten neue Ideen realisieren<br />

Wer etwas verändern möchte, dem empfiehlt der Landschaftsgärtner,<br />

sich zuallererst in Gedanken zu rufen, was<br />

im letzten Jahr im eigenen Garten gefehlt hat. Ließ zum<br />

Beispiel die Grillecke zu wünschen übrig? Oder kam der<br />

Wunsch nach etwas Erfrischung durch ein Wasserspiel oder<br />

gar Pool auf? Fehlte vielleicht ein Rückzugsort im hinteren<br />

Bereich, an dem man im Sommer im Schatten entspannen<br />

konnte? Und gab es Wünsche vonseiten der Kinder wie ein<br />

Baumhaus oder naturnahes Areal, in dem es im Sommer<br />

summt und brummt?<br />

56<br />

Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Reportage


Über 200 verschiedene Gartentypen<br />

können im niederländischen<br />

Schaugartenpark hautnah erlebt<br />

werden: Tausende Inspirationen zum<br />

Anfassen und auf sich wirken lassen<br />

Die Gärten von Appeltern befinden<br />

sich in der Nähe von Nimwegen<br />

und sind somit auch für einen<br />

Wochenendausflug oder gar<br />

Tagestrip zu empfehlen<br />

„Der eigene Garten sollte genauso individuell und auf die<br />

eigenen Bedürfnisse angepasst sein, wie die Wohnung oder<br />

das Haus. Das betrifft sowohl die Gestaltung als auch den<br />

damit einhergehenden Pflegeaufwand", betont van Ooijen.<br />

„Nur dann macht das eigene Grün hinter dem Haus auch<br />

rundum glücklich."<br />

Garteninspirationen auf 22 Hektar<br />

Das Thema Glück im Garten ist dem Niederländer sehr<br />

wichtig. Aus diesem Grund legte er bereits vor über 30 Jahren<br />

den Grundstein für die Gärten von Appeltern. Was mit<br />

wenigen Schaugärten begann, ist mittlerweile zu einem 22<br />

Hektar großen Park geworden, in dem über 200 verschiedene<br />

Gartentypen hautnah erlebt werden können: Tausende<br />

Inspirationen zum Anfassen und auf sich wirken lassen.<br />

Dazu gibt es sowohl vor Ort als auch online allerhand Informationen<br />

zu den verwendeten Materialien und Pflanzen,<br />

es gibt Pläne zum Downloaden und Hinweise zum Pflegeaufwand.<br />

Schwerpunkt im Frühjahr sind zum Beispiel die<br />

Themen Rasen und Schnitt. An den Wochenenden stehen<br />

zudem Experten im Gartenberatungszentrum für individuelle<br />

Fragen und Gartenentwürfe bereit - alles im Eintrittspreis<br />

enthalten.<br />

Mit Sicherheit das Gartenglück erleben<br />

Für 1001 Garteninspirationen und hilfreiches Gartenwissen<br />

darf ein Ausflug in die Gärten von Appeltern also nicht<br />

fehlen. Der Park ist ab dem 01. März täglich von 10 bis 17 Uhr<br />

geöffnet und hat ein bewährtes Sicherheitskonzept. Zudem<br />

ist das Areal sehr groß und die Wege breit. Ein erforderlicher<br />

Mindestabstand kann daher stets eingehalten werden.<br />

Für den Eintritt ist kein Impf- oder Testnachweis erforderlich.<br />

Lediglich für den Besuch der Gastronomie wird ein<br />

3G-Nachweis verlangt, aber auch der kann in den nächsten<br />

Wochen noch wegfallen. Damit ein sicherer, kontaktloser<br />

Eintritt gewährleistet werden kann, werden Besucher gebeten,<br />

sich vorab ein Online-Ticket auf der Website zu kaufen.<br />

Weitere Informationen gibt es auf appeltern.nl/de/.<br />

Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Reportage<br />

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Wie es euch gefällt ...<br />

Bunte Tulpensträuße sind der Frühling<br />

Hurra, endlich sind Tulpen wieder da! Die Freude ist<br />

bei den meisten Menschen groß, wenn sie die fröhlichen<br />

Zwiebelgewächse zum Jahresbeginn wieder auf den Wochenmärkten,<br />

beim Floristen oder auch im Supermarkt<br />

entdecken. Denn wenn die Tulpen zurück sind, ist das<br />

ein untrügliches Zeichen dafür, dass ein Großteil der kalten<br />

und dunklen Jahreszeit überstanden ist und es jetzt<br />

jeden Tag ein wenig heller wird. Klar, noch kommen die<br />

Swchnittblumen in erster Linie aus Gewächshäusern in<br />

den Niederlanden, trotzdem kann man sich mit ihnen<br />

bereits echtes Frühlings-Feeling in die eigenen vier Wände<br />

holen. Arrangieren lassen sich die Schönheiten in der<br />

Vase übrigens auf ganz unterschiedliche Weise. Hier einige<br />

Vorschläge:<br />

Vernichten<br />

Da sind sie wieder, die<br />

Deutungen und Mutmaßungen,<br />

die jeder neuen Romanveröffentlichung<br />

des französischen<br />

Schriftsellers Michel<br />

Houellebecqs garantiert<br />

und prompt folgen. Und die<br />

Verwirrungen ob des neuerlichen<br />

Gedankengutes, das<br />

der geniale Denker über uns<br />

ausschüttet. In seiner, eben<br />

dieser Art, uns daran teilhaben<br />

zu lassen. Insofern sind<br />

die Verwirrungen legitim – wenn es heißt, dass der Meister<br />

sich langweilt oder lieber eine Schildkröte sein will – doch<br />

wären die Rezensionen wahrhaftiger, wenn man sie einfach<br />

zugäbe. Wie es die F.A.Z. zum Beispiel getan hat, die den<br />

Bestsellerautor Michel Houellebecq rühmt als „ein gewaltig<br />

überlegenes Gehirn. Man kann sich vor diesem verkappten<br />

Humanisten, diesem wirklich freien Geist nur verneigen.“<br />

Nehmen und lesen, ist die Empfehlung. Ja natürlich, wobei<br />

das nicht reicht, denn auch „Vernichten“ ist von solcher<br />

Intensität, dass man hineinlesen muss, hineinversetzen. In<br />

die Handlung, um darüber Zutritt zu finden in das Konstrukt<br />

der Welt um 2027, als in Frankreich Präsidentschaftswahlen<br />

anstehen und im Internet ein Video auftaucht, in dem die<br />

Hinrichtung eines der möglichen Kandidaten gezeigt wird,<br />

mittels einer Guillotine, auf einer Wiese mit kahlen Bäumen.<br />

Wer mag, kann Tulpen<br />

auch mit anderen Schnittblumen<br />

mischen. Für einen<br />

schönen Frühlingsstrauß<br />

bieten sich besonders diejenigen<br />

an, die in der Natur<br />

etwa zeitgleich erscheinen.<br />

Gleichzeitig gehen Videos mit Attentaten auf eine Samenbank,<br />

auf Containerschiffe und auf ein Flüchtlingsboot viral<br />

– in der typisch Houellebecq`schen Lesart die Metapher für<br />

das Bestreben der heutigen Gesellschaft durch Einwanderung<br />

und künstliche Fortpflanzung sinkende Geburtenraten,<br />

die Auflösung der eigenen Kultur zu kompensieren. Was ausschließlich<br />

den Zielvorgaben des herrschenden Mega-Kapitalismus<br />

– Wachstum für noch mehr Rendite – dient.<br />

Manchmal muss es einfach<br />

elegante Opulenz<br />

sein. Keine Angst:<br />

Dieses Fach beherrschen<br />

die Tulpen ebenfalls<br />

mit Bravour.<br />

Die Protagonisten von „Vernichten“ sind Paul Raison, ein<br />

karriereversessener Pariser Staatsbeamter und seine Familie<br />

im Beaujolais, der berühmten Weinregion. Einer vermeintlichen<br />

Idylle, die sich jedoch innerhalb Raisons Familie bei seiner<br />

Rückkehr als ebenso korrupte, versiffte und nur schwer zu<br />

ertragende Provinz-Bigotte entlarvt. Mit guten Zeiten darin,<br />

wie bei Rückblicken auf seine Jugend, die sich in einer einst<br />

nicht wahrgenommenen aber jetzt endlich verwirklichten<br />

Liebe realisieren – bis Paul Raison an Krebs erkrankt und alles<br />

ganz anders kommen wird als geplant. Wie auch in der großen<br />

Politik, wie beim Leben in der Idylle, wie bei allem, was<br />

jeden einzelnen von uns angeht.<br />

Houellebecq zeigt mit dem Finger darauf, wie immer. Einfühlsam<br />

hier, zynisch dort, abgründig und visionär. Houellebecq<br />

eben, der weit davon entfernt ist, altersmilde zu werden.<br />

Danke! usch<br />

Michel Houellebecq: Vernichten.DuMont Verlag<br />

ISBN 978-3-8321-8193-2. Euro 28,00<br />

58<br />

Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Reportage


Worauf es bei der<br />

KINDERERNÄHRUNG ANKOMMT<br />

Tipps rund um Mahlzeiten und gesunde Lebensmittel<br />

Ernährungsexpertin Dagmar von<br />

Cramm gibt Tipps, worauf es bei<br />

der Kinderernährung ankommt<br />

Wie wichtig ist das Frühstück<br />

als Mahlzeit für Kinder?<br />

Die Kinderernährung<br />

ist für Eltern ein wichtiges<br />

Thema. Doch oft<br />

herrscht Unsicherheit<br />

darüber, wie sich eine<br />

kindgerechte Ernährung<br />

im Alltag umsetzen lässt<br />

und welche Ratschläge<br />

wirklich sinnvoll sind.<br />

Die renommierte Ernährungsexpertin<br />

und Ratgeber-Autorin<br />

Dagmar<br />

von Cramm gibt hierzu<br />

Tipps.<br />

Nicht alle Kinder haben morgens Appetit. „Es kann helfen,<br />

bereits am Vorabend zu fragen, auf was das Kind am nächsten<br />

Morgen Lust hat und konkrete Vorschläge zu machen“,<br />

so von Cramm. „Wenn das Kind morgens wirklich nichts essen<br />

mag, sollte es für den ersten Energieschub zumindest ein<br />

Getränk wie einen frischen O-Saft, mit Honig gesüßten Tee<br />

oder Trinkjoghurt zu sich nehmen. Wichtig ist, dass das zweite<br />

Frühstück in Kita oder Schule dann etwas üppiger ausfällt.“<br />

Was sollten Eltern bei<br />

Zwischenmahlzeiten beachten?<br />

Am Vor- und Nachmittag brauchen Kinder eine Zwischenmahlzeit.<br />

„Das zweite Frühstück sollte eine gute Mischung<br />

aus kohlenhydratreichem Vollkornbrot, eiweißreichem Belag<br />

wie Käse oder Wurst und frischem Obst und Gemüse sein,<br />

plus Wasser. Nachmittags darf es dasselbe sein oder Kräuterquark<br />

mit rohen Gemüsesticks, ein Würstchen mit Reiscracker“,<br />

empfiehlt die Expertin.<br />

Was können Eltern tun, wenn das Kind<br />

gesunde Lebensmittel nicht isst?<br />

Bei vielen Obst- und Gemüsesorten ist es eine Frage der<br />

Gewohnheit und des Angebotes, ob Kinder sie essen. „Die<br />

Vorbildfunktion der Eltern spielt hier eine große Rolle“, mahnt<br />

von Cramm an. „Darüber hinaus sollte man mit seinem Kind<br />

reden und Kompromisse finden.“ Das Essen schmecke außerdem<br />

gleich besser, wenn Kinder es selbst oder gemeinsam<br />

mit den Eltern zubereiten. Anstelle von Schokokeksen gibt es<br />

dann zum Beispiel einen selbst gebackenen Müsliriegel als<br />

Snack in der Pausenbox.<br />

Worauf sollten Eltern beim Kauf von<br />

verarbeiteten Lebensmitteln achten?<br />

Neben frischen Lebensmitteln und Selbstgekochtem dürfen<br />

auch verarbeitete Produkte Teil des Speiseplans sein. „Je<br />

kürzer und verständlicher die Zutatenliste ist, umso besser.<br />

Der Salzgehalt sollte mäßig und weder Zucker noch Geschmacksverstärker,<br />

Hefeextrakte oder Aromen zugesetzt<br />

sein“, sagt die Expertin.<br />

Wir machen<br />

Lust auf...<br />

...gute und regionale Produkte.<br />

...gesunde Lebensmittel.<br />

...Spezialitäten von kleinen Höfen.<br />

...hausgemachte Marmelade.<br />

...reichhaltiges Frühstück.<br />

...leckeren Kuchen zum Kaffee.<br />

...Familienzeit.<br />

Besuchen Sie uns!<br />

Restaurant & BauernCAFE<br />

BauernScheune | BauernMARKT<br />

FRISCHEHOF DÖPKE<br />

Friesoyther Str. 1 (an der B72)<br />

49681 Varrelbusch<br />

Telefon 04471-3932<br />

www.frischehof.de<br />

Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Reportage<br />

59


REPORTAGE<br />

„ICH HABE DIE HÖLLE DURCHLEBT“<br />

Natascha und Simone erzählen<br />

über ihre Transidentität<br />

Text & Fotos // Martin Kessens<br />

„Was wir wollen, ist Aufklärung“, sagen Natascha Herpich<br />

und Simone Möller, die Leiterinnen der „Selbsthilfegruppe<br />

`Störungen´ der geschlechtlichen Entwicklung“ und fahren<br />

fort, dass „jede und jeder eingeladen ist, egal ob betroffen<br />

oder nicht, uns zu besuchen.“ Bewusst setzen die beiden<br />

Frauen „Störungen“ in Anführungszeichen, „denn, dass es<br />

eine Störung sei, behaupten andere, die Gesellschaft, die Eltern,<br />

Ärztinnen und Ärzte oder Lehrerinnen und Lehrer“.<br />

Natascha Herpich und Simone Möller sind in die Rolle<br />

des Mannes oder die des Jungen hineingedrängt worden.<br />

„Ich habe die Hölle durchlebt“, sagt Natascha, die seit ihrer<br />

Geburt von der Familie als ersehnter Stammhalter betrachtet<br />

wurde, sich jedoch immer als Mädchen gefühlt hat. Ihr<br />

Hodenhochstand wurde im Alter von sechs und achtzehn<br />

Monaten operiert. Tatsächlich wurden wohl Gebärmutter<br />

und Eierstöcke entfernt. Doch passte das ihr so zugewiesene<br />

männliche Geschlecht nicht mit dem eigenen Gefühl zusammen.<br />

„Ich bin falsch, ich bin krank, ich bin pervers“ – diese<br />

Gedanken schossen ihr immer wieder durch den Kopf und<br />

auf dem Schulhof sei ihr häufig „Zwitter“ hinterhergerufen<br />

worden, da ihr mit elf Jahren der weibliche Busen wuchs.<br />

Etwa zwei Jahre setzte zu ihrem Leidwesen die männliche<br />

Pubertät mit Bartwuchs und Stimmbruch ein. „Ich hatte mir<br />

mit 14 Jahren `Fachliteratur´ bezüglich eines Selbstmordes<br />

besorgt“, erzählt sie, „was mich schließlich abgehalten hat,<br />

war der Gedanke, dass mein männlicher Vorname auf dem<br />

Grabstein stehen würde“.<br />

Natascha Herpich<br />

Der alte Name ist tabu<br />

Der alte Name wird in der Community<br />

als „dead name“ – als „toter<br />

Name“ bezeichnet und wird nie<br />

wieder verwendet. Simones Vater<br />

hat leider immer noch Schwierigkeiten,<br />

sie jetzt bei ihrem weiblichen<br />

Vornamen zu nennen, doch<br />

das sieht sie ihm mit seinen über<br />

80 Jahren nach.<br />

Natascha nahm neben Schule<br />

und Studium Ferienjobs an, um<br />

die notwendigen finanziellen<br />

Mittel zu haben, um im richtigen<br />

Geschlecht zu leben. Wenn über<br />

transidente Personen gesprochen<br />

wird, wird oft behauptet, sie seien<br />

„im falschen Körper geboren“.<br />

Diesen Ausdruck lehnen beide<br />

ab. „Im falschen Körper geboren<br />

zu sein, gibt es nicht!“ Es kann<br />

vorkommen, dass ein transidentes<br />

Kind den Eindruck bekommt,<br />

im falschen Körper geboren zu<br />

sein. Dieser Irrtum ist begründet<br />

in den falschen Vorstellungen<br />

der Mitmenschen, die das Kind<br />

prägen.<br />

Innerhalb von sieben Tagen<br />

nach der Geburt müssen das<br />

Kind mit einem ihm zugewiesenen<br />

Geschlecht angemeldet<br />

werden. Beide Frauen finden<br />

das als eine Art Vergewaltigung, Simone Möller<br />

denn die Geschlechtszugehörigkeit<br />

¬identifiziert sich aus den Kindern heraus, sie ist in ihnen<br />

angelegt. Aber Eltern werden dazu gezwungen das Geschlecht<br />

zu erraten, bevor sich das Kind dazu äußern kann.<br />

Dieses geratene Geschlecht beeinflusst die Erwartungen der<br />

Mitmenschen an das Kind. Die beiden Frauen sagen: „In mindestens<br />

drei Prozent der Fälle raten die Eltern falsch.“ Eltern<br />

würden mit einer falschen Zuweisung des Geschlechts, die<br />

Kinder verbiegen und dann käme es zu Problemen und Eltern<br />

machten psychisch Druck, erzählen sie.<br />

Du bist gut, so wie du bist<br />

Ihre Mutter wusste, als Simone im Kindergartenalter war,<br />

dass Simone ein Mädchen ist und die Geschlechtszuweisung<br />

„Junge“ nach der Geburt falsch war. Sie brachte Simone<br />

gegenüber immer wieder ihre Angst vor den Folgen eines<br />

Outings zum Ausdruck: „Du kommst in die Psychiatrie und<br />

dann siehst du uns nicht wieder.“ Doch sie zeigte immer Verständnis:<br />

„Du bist gut so, wie du bist. Du brauchst nicht so<br />

sein wie die Jungs.“ Simone aber erinnert sich: „Außerhalb<br />

des Hauses jedoch musste ich so tun, als wäre ich ein Junge.“,<br />

erzählt die Diplominformatikerin, die als stellvertretende<br />

Qualitätsbeauftragte arbeitet. „Heute haben meine Eltern<br />

mich so akzeptiert, wie ich bin. Ich habe die besten Eltern,<br />

die man kriegen kann!“ Erst Ende 2016 outete sie sich und hat<br />

so gut wie nie negative Reaktionen bekommen. Und am 30.<br />

Juli 2016 ist ihre Geburtsurkunde endlich korrigiert worden.<br />

Natascha hingegen hat sich aufgrund ihres Outings mit ihrer<br />

Familie überworfen. Sie stammt aus Coburg, und die Liebe<br />

führte sie ins Oldenburger Münsterland, wo sie in der Freizeit<br />

aktiv in Chören singt.<br />

60<br />

Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Reportage


Durch die Änderung des Personenstandgesetz<br />

ist es heute einfacher Vornamens- und Personenstandsänderung<br />

eintragen zu lassen. Doch Natascha,<br />

die ältere, musste sich noch einer Sterilisation<br />

und damit die optische Angleichung an das weibliche<br />

Geschlechtsteil unterziehen, um die Personenstandsänderung<br />

zu erhalten. Sie arbeitet heute als<br />

Tagesmutter und sieht eine besondere Aufgabe in<br />

der Aufklärung darüber, dass ein Geschlecht nicht<br />

von außen anzusehen ist, sondern nur bei dem Menschen<br />

selbst erfragt werden muss. „Wenn Kinder sich<br />

selbstständig entwickeln, gibt das Sicherheit und<br />

Bindung, und sie fühlen sich dann als vollwertiger<br />

Mensch“, ist sie überzeugt.<br />

Politisch aktiv<br />

Ein politisches Ziel, das die beiden verfolgen, ist<br />

die staatliche Geschlechtszuweisung eines Kindes<br />

bis zum 18. Lebensjahr zu verbieten, damit die Menschen<br />

ihr wahres Geschlecht selbst angeben können,<br />

beziehungsweise die Familie von außen nicht unter<br />

Druck gesetzt wird. Die Selbsthilfegruppe, die Natascha<br />

und Simone leiten, trifft sich an wechselnden<br />

Orten in geraden Kalenderwochen am Samstag und<br />

in ungeraden Kalenderwochen am Donnerstag. Sie<br />

unter anderem beim Coming-out, beim Alltagstest,<br />

bei der Personenstandsänderung oder bei der Suche<br />

nach psychologischer Betreuung – und natürlich<br />

auch Eltern von DSD-Kindern („Störungen“ der<br />

Geschlechtsentwicklung / DSD = Disorders of Sex<br />

Development). Sie unterstützen die Betroffenen und<br />

ihre Angehörigen, so gut sie können, in allen betreffenden<br />

Anliegen. „Die sogenannte `Transsexualität´<br />

(richtig wäre „Transidentität“) ist keine Krankheit, ist<br />

nichts Schlimmes und hat gar nichts mit Sex zu tun“,<br />

machen sie nochmals deutlich. Natascha Herpich<br />

und Simone Möller sind die besten Beweise für diese<br />

Normalität und für alle da, die ihre Hilfe brauchen!<br />

Kontakt: 0171 9855302 oder shg-clp@gmx.de<br />

Mir sitzen zwei selbstbewusste Frauen gegenüber,<br />

die offen über zwei Stunden lang ihre Lebensgeschichte<br />

erzählen. Diesem Selbstbewusstsein sind<br />

viele Unsicherheiten, Ängste, Mobbing, Zweifel bis<br />

hin zu Selbstmordgedanken vorausgegangen. Natascha<br />

hat sogar einen hohen Preis für ihr Outing bezahlt:<br />

Der Bruch mit ihrer Familie. Doch stelle ich keineswegs<br />

Verbitterung fest, eher großes Engagement<br />

und Einsatz, um aufzuklären und zu unterstützen.<br />

Als Nichtbetroffener kann ich nur erahnen, was sie<br />

durchlebt haben. Umso mehr ziehe ich den Hut vor<br />

diesen Persönlichkeiten, die es sich nun zur Aufgabe<br />

gemacht haben, aufzuklären und die Transidentität<br />

aus der Tabuzone herauszuholen. Gut, dass es die<br />

Selbsthilfegruppe gibt, in der unter großer Diskretion<br />

jeder und jede sich aufgehoben fühlen und dort Unterstützung<br />

erfahren kann.<br />

Rosa sucht das<br />

Regenbogenland<br />

Schon der Anblick dieses<br />

rosaroten Nilpferds<br />

auf dem Cover des Bilderbuchs,<br />

wie es quietschvergnügt<br />

lacht und mit keck aufgestellten Ohren fröhlich grüßt – da<br />

kann es gar nicht anders sein, als dass dieses niedliche Nilpferdmädchen<br />

gerade eine ganz wunderbare Zeit erlebt! Auf seinem Weg durch<br />

Afrika, weg von dort, wo es herkommt, denn da sind alle Nilpferde<br />

grau. So, wie sie nun mal sind. Normalerweise. Rosa aber ist anders<br />

und im Dschungel ist dies echt unpraktisch, weil Löwen, Leoparden<br />

und anderes Raubgetier Rosa schon von weitem sehen. Und was dann<br />

passieren kann, darüber wollen wir erst gar nicht nachdenken.<br />

So anders zu sein ist nicht nur für Rosa supertraurig, sondern auch für<br />

die Nilpferdeltern, denn sie wollen ja, dass ihr kleines Mädchen glücklich<br />

ist, und dass ihr nichts passiert. Also darf Rosa nur im Dunkeln unterwegs<br />

sein… Wie doof und wie langweilig! Bis eines Tages, nein,<br />

eines Nachts natürlich, als sie gerade am Fluss ist, sie dort auf ein anderes<br />

Nilpferd trifft. Auf einen Nilpferdjungen! Aber der ist ja lilafarben<br />

von oben bis unten – überall! Und heißt natürlich Lilian. Auch er<br />

ist es gewohnt, möglichst unsichtbar zu bleiben und auch er versteht<br />

nicht, warum dieses „Anderssein“ für alle um ihn herum so aufsehenerregend<br />

ist. Schließlich ist es nur die Farbe, die ihn unterscheidet. Und<br />

Rosa, obwohl auch sie ja anders aussieht als er…<br />

Komisch diese Welt, wo alle so tun, als wollten sie unbedingt gleich<br />

sein. Wie mühsam und wie phantasielos! Rosa und Lilian haben es satt,<br />

also machen sie sich auf die Suche nach einem Ort, wo alle so sein können<br />

wie sie sind und sein wollen: Ins Regenbogenland! Den Weg dorthin<br />

weist ein wunderschöner, bunter Regenbogen und weil er sich<br />

weithin spannt, über Dschungel und Savanne, begegnen Rosa und Lilian<br />

natürlich auch den anderen Tieren darin. Manche von ihnen sind<br />

auch bunt, andere nicht, aber alle ganz neugierig auf das Land, wo alle<br />

glücklich und friedlich zusammenleben.<br />

Also kommen immer mehr Tiere dort zusammen, bunte und die mit<br />

ihrer „normalen“ Hautfarbe. So viele, dass der Platz bald zu eng sein<br />

wird und Regenbogenbotschafter sich aufmachen, an anderen Orten<br />

dieser Welt weitere Regenbogenländer zu gründen…<br />

Man kann nur hoffen, dass Sonja D. Stern, als Erzählerin dieser bezaubernden<br />

Geschichte und Beatrice Leeb, die Illustratorin / Schöpferin<br />

der gleichsam bezaubernden Tierfiguren und Landschaftsszenerien<br />

uns auch an diesen Ereignissen teilhaben lassen. Mit ihrer Kunst Kindern,<br />

auch im jungen Alter, die Welt als jenen Ort darzustellen, den<br />

wir uns alle wünschen, der so sein kann und der er hoffentlich bald<br />

ist: Eine Welt, frei von Vorurteilen, mit Platz für jede und jeden, egal als<br />

was man geboren ist und bleibt, egal wie man aussieht und egal, wie<br />

man leben will, in Frieden. Denn das ist Freiheit.<br />

usch<br />

Sonja D. Stern und Beatrice Leeb: Rosa sucht das Regenbogenland.<br />

Wortweit Verlag. ISBN 978-3-903326-08-8. Euro 18,50<br />

Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Buchtipp<br />

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REPORTAGE<br />

Marilyn und Carlotta<br />

LACHEN IST GESUND!<br />

Es begann mit einem Anruf in New York<br />

Text // Beate Deeken<br />

Ein Impuls von außen ließ einst den Amerikaner Michael<br />

Christiansen zum Vater der professionellen Krankenhausclowns<br />

werden. Selbst Clown von Beruf und<br />

Gründer des Big Apple Circus mitten in New York, bekam er<br />

bald darauf den Anruf einer Dame, die ihn bat, als Clown in<br />

einer Klinik aufzutreten. Mit der Intention, dort herzkranken<br />

Kindern eine Freude zu bereiten. Später zählte Michael Christiansen<br />

diese Erfahrung zu den besten Zeiten seines Lebens.<br />

Das war um 1986. Recht schnell überzeugte diese Idee der<br />

Klinikclowns auch Kinderkliniken in Österreich, der Schweiz<br />

und in Deutschland, wo 1994 der Verein Clown Doktoren e.V.<br />

gegründet wurde.<br />

Einer der bekanntesten Unterstützer hierzulande dürfte<br />

Dr. Eckart von Hirschhausen sein, der vor über zehn Jahren<br />

die Stiftung „Humor Hilft Heilen“ – kurz HHH – gründete.<br />

Nina Pohovski, über die wir gleich noch mehr erfahren werden,<br />

war 1992 die jüngste Clownin in Frankfurt am Main und<br />

gehört übrigens zu den Gründungsmitgliedern der Stiftung.<br />

Die Idee verbreitete sich und einige Kilometer weiter nördlich,<br />

in Oldenburg, ging die gebürtige und in Ostfriesland<br />

aufgewachsene Andrea Voermann ihren eigenen Weg, indem<br />

sie bereits im Jahr 2000 die „Klinikclowns Nordwest“<br />

ins Leben rief. Zunächst ohne eigene Rechtsform und auch<br />

ohne clownerische Unterstützung. Es dauerte aber nicht lange,<br />

da kreuzte Nina Pohovski Andrea Voermanns Weg. Auch<br />

eine Rechtsform der Klinikclowns Nordwest wurde bald gefunden.<br />

Sie etablierten sich als gemeinnützige Unternehmergesellschaft“<br />

(gUG).<br />

Das andere Ich<br />

Seitdem machen sie als „Carlotta“ und „Marylin“ gemeinsame<br />

Sache. Marylin ist kein zufällig gewählter Name. Nina<br />

suchte ihn aus für ihre Clownsidentität in Anlehnung an<br />

Marilyn Monroe – nur falsch geschrieben. „Wir brauchen<br />

nicht viel, um in unsere Clowns-Rolle zu schlüpfen. Allein<br />

die rote Nase, ohne Schminke und Kostüm, lässt dieses andere<br />

Ich in den Vorschein treten,“ sind sich Nina Pohovski,<br />

Andrea Voermann und auch Thorsten Frank einig. Thorsten<br />

ist seit über fünf Jahren Mitglied des nun sechsköpfigen<br />

Teams der „Klinikclowns Nordwest“, das in Oldenburg und<br />

Leer junge und alte Patientinnen und Patienten im Krankenhaus<br />

besucht.<br />

62<br />

Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Reportage


Ausbildung: Klinikclown<br />

„Die Figur des Clowns hängt sehr eng mit der individuellen<br />

Biografie zusammen,“ beschreibt Nina alias Marylin die<br />

Figur des Clowns. „Es gibt einen starken Bezug zu dem zivilen<br />

Menschen darin.“ So beeinflusst und bereichert neben<br />

persönlichen Erfahrungen auch der „normale“ Beruf die Stile<br />

im Clowns-Spiel. Doch immer ist ein Clown frei in dem was<br />

er tut, ungebunden und stets unterwegs. Er ist Kind ähnlich.<br />

Das ist der Schlüssel zum Erfolg eines Clowns. Indem er die<br />

Denkweise der Kinder annimmt, sich auf eine Ebene mit<br />

ihnen stellt, baut er Distanz und Unsicherheit ab. Errichtet<br />

stattdessen verbindende Brücken.<br />

Carlos und Carlotta<br />

immer noch wach und so absolvierte sie endlich eine Ausbildung<br />

zur Clownin und im Anschluss die des staatlich anerkannten<br />

Klinikclowns an der offiziellen Ausbildungsstätte<br />

für Proficlowns in Deutschland an der „TuT-Schule für Tanz,<br />

Clown und Theater“ in Hannover. Später folgte noch das Studium<br />

der Frühpädagogik.<br />

Die Fähigkeiten dazu kamen bei Nina Pohovski schon als<br />

Kind zum Vorschein, als sie nämlich der bekannten Clownin<br />

Laura Fernandez begegnete. Da war es um sie geschehen.<br />

Fasziniert vom freien Clownsgeist erlernte sie bereits seit<br />

dem zehnten Lebensjahr bei verschiedenen renommierten<br />

Lehrern weltweit die Clownerei. Und auch als erwachsene<br />

Frau ist diese Leidenschaft neben einem Studium für Kunstund<br />

Museumspädagogik und ihrem Beruf geblieben. 1993,<br />

noch gar nicht in Norddeutschland gestrandet, wurde sie<br />

Klinikclown. Und war so der Entwicklung in Deutschland ein<br />

gutes Stück voraus. 1995 gründete sie das Klinikclowns-Projekt<br />

in der DRK-Kinderklinik in Siegen.<br />

Zunächst einen „ordentlichen Beruf“<br />

Ganz anders ist Andrea Voermann „auf den Clown gekommen“.<br />

Ihr Berufswunsch „Schauspielerin“ kam bei den Eltern<br />

in Friesland nicht sonderlich gut an. Also lernte sie erst einmal<br />

einen „ordentlichen“ Beruf und wurde Erzieherin. Doch<br />

der Kindheitstraum von Clownerie und Schauspielerei war<br />

Die Gabe des Clowns, aus Niederlagen das Beste zu machen<br />

und auch mal über sich selbst zu lachen, Witze zu machen<br />

und Tabus zu brechen – für all das haben Klinikclowns<br />

kein Drehbuch. Anders als Straßen- oder Zirkusclowns. Denn<br />

ein Klinikclown improvisiert immer. Da ist es gut, dass es vor<br />

jedem Besuch bei den jungen Patienten eine „Übergabe“<br />

gibt – wie beim Schichtwechsel des Klinikpersonals. „Wir<br />

müssen ja wissen, ob ein Kind wegen einer bevorstehenden<br />

Operation nüchtern sein muss. Da passen weder Gummibärchen<br />

noch Getränke ins Spiel,“ erklären die Clowninnen. Klar,<br />

dass Klinikclowns auch der Schweigepflicht unterliegen. Und<br />

der Einhaltung strenger Hygienevorschriften. Eine Spieleinheit<br />

im Zimmer kann bis zu 20 Minuten dauern, sie kann aber<br />

auch kürzer sein, zum Beispiel zwei Minuten. Die Dauer ist für<br />

den positiven Effekt nicht entscheidend, manchmal reicht<br />

schon ein kurzer Blick ins Zimmer.<br />

Dürfen wir reinkommen – statt Manege auf<br />

„Dürfen wir reinkommen?“ lautet der Türöffner, und damit<br />

beginnt das Spiel. Lautet die Antwort „Ja“, geht es weiter.<br />

Lautet sie „Nein“, geht es auch weiter. Nur anders. Natürlich<br />

Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Reportage<br />

63


werden die Wünsche der Patientinnen und Patienten ernst<br />

genommen. Ist der Clown gerade nicht erwünscht, wird das<br />

respektiert und er zieht sich zurück. Auf dem Flur aber wird<br />

das Spiel fortgesetzt, denn die Clowns bleiben in ihrer Rolle.<br />

Dort binden sie Eltern, Reinigungskräfte oder Schwestern<br />

und manche Ärzte mit ein. Nicht alle, vielleicht weil oft keine<br />

Zeit dafür ist. Doch auch Mediziner wissen um den positiven<br />

Einfluss von Lachen und Unsinn machen. Übrigens können<br />

Clowns auch unsichtbar werden. Zum Beispiel wenn Ärzte<br />

zur Visite kommen. Die Clowns stehen dann in der Ecke,<br />

neben dem Fenster, hinter der Tür – und machen schon mal<br />

im Rücken der Doktoren Faxen. Und sind, mindestens für sie,<br />

unsichtbar. Ist doch klar!<br />

Regeln? Die bestimmt der junge Patient!<br />

Die Klinikclowns Nordwest treten immer im Zweierteam<br />

auf. „Nicht zuletzt, um sich in schwierigen Situationen zu<br />

retten,“ erklärt Thorsten. „Und um das Spiel aufzulockern.<br />

Die Möglichkeiten sind größer zu zweit“, ergänzt Nina. Mal<br />

verbündet sich ein Clown mit dem Kind gegen den anderen<br />

Clown, oder alle verbünden sich gegen den Arzt. Es gelten<br />

keine Normen, keine Bestimmungen. Mit dem Clown darf<br />

man Dinge tun, die ansonsten tabu sind. Popeln zum Beispiel.<br />

Anderen eine lange Nase zeigen. Oder behaupten,<br />

Doktor der Furzologie zu sein.<br />

Mit dem Clown zusammen kann der junge Patient im<br />

Krankenhaus selbst mal die Regeln bestimmen. Den Clown<br />

rausschmeißen oder ihn beschimpfen. Und herzlich lachen.<br />

Kinder merken gar nicht, dass sie mitspielen. Alte, vielleicht<br />

demente Menschen hingegen bleiben eher passiv beim<br />

Clownsbesuch. Doch egal: sind die Klinikclowns wieder weg,<br />

schwingt der positive Effekt noch nach, mit der gewissen<br />

Leichtigkeit, die sie zurücklassen.<br />

Das Lachen<br />

Wenn man bedenkt, dass Klinikclown Carlotta einst über<br />

den Posten „Spiel- und Bastelmaterial“ beim Förderverein<br />

abgerechnet wurde, hat sich Vieles getan bei der Arbeit mit<br />

dem heilenden Lachen: Der positive Effekt der Klinikclowns<br />

ist längst anerkannt.<br />

2020 wollten die Klinikclowns Nordwest eigentlich ihr<br />

zwanzigjähriges Jubiläum feiern. Aber es war ja Corona.<br />

Stattdessen standen kontaktlose, virtuelle Besuche auf dem<br />

Plan. Zur Zeit freuen sie sich über Lockerungen, die es ihnen<br />

ermöglichen, vor Ort richtig loszulegen. Ihre Finanzierung<br />

jedoch läuft, bei aller Etablierung und Anerkennung ihrer<br />

Arbeit, weiterhin über Fördervereine und ist von Spenden<br />

abhängig. Das ist weniger zum Lachen, aber das wissen die<br />

Kinder ja nicht.<br />

Noch mehr dazu unter:<br />

www.klinikclowns-nordwest.de<br />

64<br />

Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Reportage


Drees Orthopädieschuhtechnik<br />

Füße verdienen Kompetenz. Gehen. Laufen. Lebenslang.<br />

Seit 67 Jahre ist die Firma Drees Orthopädieschuhtechnik<br />

ein kompetenter Partner rund um Ihre Füße und<br />

und die dazu passenden Schuhe. So einzigartig jedes<br />

Paar Füße ist, so sehr sollten die Schuhe Ihren persönlichen<br />

und damit den Anforderungen Ihrer Füße entsprechen.<br />

Beratung bei Fuß-Problemen<br />

Bei der Drees Orthopädieschuhtechnik dreht sich alles<br />

um die Themen „Gesunde Schuhe“ und das Wohlbefinden<br />

Ihrer Füße. Unsere Fachgeschäfte in Friesoythe, an der<br />

Dr. Niermann-Str. 2 und in Garrel an der Petersfelder Str. 8<br />

(ehemaliges Schuhhaus Thole), bieten Ihnen in entspannter<br />

Atmosphäre ein großes Angebot an Bequemschuhen<br />

für Erwachsene.<br />

Orthopädieschuhtechnik<br />

Mit Josef Drees und seinem Team steht Ihnen ein Meisterbetrieb<br />

mit hochqualifizierten Fachkräften zur Verfügung.<br />

Die Mitarbeiter nehmen fortlaufend an Schulungen teil,<br />

um den Kunden die besten Lösungen anzubieten. Sei es,<br />

dass es um die Erkennung von Bewegungsproblemen,<br />

Fußfehlstellungen oder die Versorgung des diabetischen<br />

Fußsyndroms geht.<br />

FRIESOYTHE<br />

Dr.-Niermann-Str. 2<br />

04491 921177<br />

GARREL<br />

Petersfelder Str. 8<br />

04474 5080 817<br />

IM SCHUHBEREICH FÜHREN WIR FOLGENDE MARKEN:<br />

Gabor Rolling Soft und Pius Gabor, Finn Comfort,<br />

Waldläufer, Allrounder by Mephisto, Solidus,<br />

Ganter, Joya, Atlas, Varomed und<br />

Schein-Therapieschuhe.<br />

Als Ausbildungsbetrieb, der in den letzten Jahren mehrere<br />

Kammersieger hervorgebracht hat, ist es der Firma Drees<br />

Orthopädieschuhtechnik ein besonderes Anliegen, diesen<br />

Handwerksberuf auch an junge Menschen weiterzugeben.<br />

Mit Caroline Drees, der Tochter von Josef und Mechthild<br />

Drees, steht auch schon eine Nachfolgerin bereit. Sie bereitet<br />

sich zurzeit in Hannover an der Bundesfachschule für Orthopädieschuhtechnik<br />

auf die Meisterprüfung vor. Und die jüngere<br />

Tochter, Louisa Drees, befindet sich aktuell in der Ausbildung<br />

zur Orthopädie-Schuhmacherin.<br />

Orthopädische Schuheinlagen<br />

Vom Kassenmodell bis zum High-End-Produkt bieten wir<br />

Ihnen eine breite Palette möglicher Schuheinlagen. Bei der<br />

Herstellung von orthopädischen Schuheinlagen sind wir<br />

eines der führenden Unternehmen in der Region. Wir nutzen<br />

immer die besten Materialien in Bezug auf Dämpfung, Stabilität<br />

und Haltbarkeit, um die perfekten Einlagen nach Ihren<br />

Maßen, Ihren Schuhen und Ihren individuellen Bedürfnissen<br />

herzustellen. Unser Ziel sind perfekte Schuheinlagen,<br />

daher wird unser Einlagen-Programm auch ständig weiterentwickelt!<br />

Fuß-Probleme analysieren – Lösungen finden<br />

Bewegungs- und Laufanalysen werden im neu eingerichteten<br />

Lauflabor in Friesoythe erstellt. Unsere Meisterin Janina<br />

Gawehn hat sich in verschiedenen Workshops weitergebildet<br />

und bietet unter anderem die „Sensomotorische Einlagenversorgung<br />

für Sportler“ an. Als ehemalige Bundesliga-Fußballerin<br />

weiß, sie wo der Schuh drücken kann und bietet<br />

dementsprechend videogestützte Gangbildanalysen für alle<br />

Sportarten an: Von der Basisanalyse (60 €) bis zur Premiumanalyse<br />

(120 €). Je nach Fuß-Problemen kommen klassische<br />

oder digitale Diagnostiksysteme zum Einsatz.<br />

Unser Leistungsspektrum<br />

In unseren inhabergeführten Orthopädie- und Komfortschuh-Fachgeschäften<br />

in Friesoythe und Garrel sind wir mit<br />

viel Engagement und Fachkompetenz für Sie da.<br />

Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Anzeige<br />

65


Herausgeber:<br />

SEC GmbH<br />

Rathausweg 10<br />

49661 Cloppenburg<br />

IMPRESSUM<br />

Redaktion/Gestaltung/Realisierung:<br />

Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu<br />

Redaktion: Ulla Schmitz (V.i.S.d.P.)<br />

E-Mail: redaktion@das-stadtmagazin.com<br />

Anzeigen: E-Mail: media@das-stadtmagazin.com<br />

Grafik: Daniela Wilke, E-Mail: d.wilke@das-stadtmagazin.com<br />

Druck:<br />

Printnow<br />

Onlineprint-Service GmbH & Co. KG<br />

Otto-Hahn-Straße 25<br />

34253 Lohfelden<br />

Fotonachweise, wenn nicht anders ausgezeichnet:<br />

Sigrid Lünnemann, Beate Deeken, Privatarchiv Varnhorn-Acquistapace,<br />

Archiv Klaus Deux, Archiv Ute Schlömer – Das Mü,<br />

Archiv Dein Pflegeteam, Archiv Klinikclowns, Archiv St. Pius-Stift,<br />

Archiv Andrea Laudenbach, Archiv Alloheim, Privatarchiv<br />

Prof. Dr. Christine Aka, Archiv Toys Kids Company, Archiv<br />

rawe, Archiv Kreishandwerkerschaft, Archiv Carl Wilhelm Macke,<br />

Archiv Norderney, Martin Kessens<br />

Textquellen:<br />

Staatsarchiv Oldenburg (StAOl Best. 76-23 Nr. 1049) (StAOl<br />

Best. 76-23 Nr. 253), Sigrid Lünnemann, Binnenländer als<br />

Hochseefischer. Die maritime Wanderarbeit aus dem Kreis<br />

Vechta im 19. Jahrhundert. (Magisterarbeit), Malaika Winzheim,<br />

Zusammen ist man nicht allein - wie junge Menschen<br />

feiern, Schriften zur Alltagskultur im Oldenburger Münsterland,<br />

Band 1, Thomas Schürmann, Höfe vor der Nachfolge<br />

– Landwirtschaft und bäuerliches Selbstverständnis im Oldenburger<br />

Münsterland, Schriften zur Alltagskultur im Oldenburger<br />

Münsterland, Band 2<br />

Urheber- und Verlagsrecht<br />

Das Magazin und alle in ihm enthaltenen Beiträge und Abbildungen<br />

sind urheberrechtlich geschützt. Mit Annahme des<br />

Manuskriptes gehen das Recht zur Veröffentlichung sowie<br />

die Rechte zur Übersetzung, zur Vergabe von Nachdruckrechten,<br />

zur Elektronischen Speicherung in Datenbanken, zur Herstellung<br />

von Sonderdrucken, Fotokopien und Mikrokopien an<br />

den Verlag über. Jede Verwertung außerhalb der durch das<br />

Urheberrechtsgesetz festgelegten Grenzen ist ohne Zustimmung<br />

des Verlags unzulässig. In der unaufgeforderten Zusendung<br />

von Beiträgen und Informationen an den Verlag liegt<br />

das jederzeit widerrufliche Einverständnis, die zugesandten<br />

Beiträge bzw. Informationen in Datenbanken einzustellen, die<br />

vom Verlag, von kooperierenden Verlagen und kooperierenden<br />

Dritten geführt werden. Die Inhalte der Anzeigen stellen<br />

nicht unbedingt die Meinung der Redaktion dar.<br />

66<br />

Das Stadtmagazin für Cloppenburg & umzu | Impressum


VERLOSUNG<br />

2 X 2 TICKETS UND 2 CD`S<br />

ZU GEWINNEN!<br />

©Manfred Esser<br />

Semino Rossi, einer der beliebtesten Schlagerkünstler ist ab April 2022 in Deutschland<br />

unterwegs. Zusätzlich zu seiner “So ist das Leben”-Jubiläumstour steht er mit seinen<br />

begleitenden Freunden Rosanna Rocci und Michael Heck am<br />

SONNTAG DEN 24.04.2022, IN DER CLOPPENBURGER<br />

STADTHALLE AUF DER BÜHNE.<br />

KONZERTBEGINN IST UM 16:00 UHR<br />

Sein künstlerischer Durchbruch gelang Semino Rossi 2004 mit dem Album „Alles aus Liebe“, das zu einem der erfolgreichsten<br />

Schlager-Debüts wurde. Auf dem Album „So ist das Leben“ präsentiert sich Semino Rossi so modern wie nie zuvor. Gleichzeitig<br />

beweist er sein unvergleichliches Gespür für die großen Gefühle: „Das Leben ist ein ständiges Auf und Ab. Wir müssen<br />

das Leben so nehmen, wie es kommt und einfach das Beste daraus machen“, so der Künstler. Gerade in der momentanen<br />

Situation ein Gedanke, der jeder Seele guttut. Das neue Album „Heute hab ich Zeit für dich“ erscheint am 18.03.2022.<br />

Freundin Rosanna Rocci, bekannt als „der Wirbelwind der Schlagerbranche“ verbreitet durch ihre fröhliche Art eine einzigartige<br />

Bühnenausstrahlung. Da singt und tanzt man mit! Wie auch bei den Liedern des befreundeten Sängers Michael Heck. Mit<br />

sympathischer Selbstsicherheit und seiner ausdrucksstarken Stimme ist auch er sofort ein Publikumsliebling, denn seine Songs<br />

kennt jeder.<br />

Tickets sind ab sofort an allen bekannten VVK-Stellen erhältlich sowie online unter<br />

www.schlagertickets.com oder www.eventim.de<br />

Gönnen Sie sich die Auszeit – 2 x 2 Tickets und die 2 CD´s des neuen Rossi-Albums können Sie hier bei<br />

uns gewinnen. Senden Sie eine E-Mail mit Ihrer Adresse an media@das-stadtmagazin.com. Viel Glück!

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

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